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Full text of "Jacob Steiner's gesammelte werke"

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JACOB  STEINER'S 

GESAMMELTE  WERKE 


■.'^ 


JACOB  STEINERS 


GESAMMELTE  WERKE 


HERAUSGEGEBEN  AUF  VERANLASSUNG  DER  KÖNIGLICH 
PREUSSISCHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


ZWEITER  BAND. 


MIT    23    FIGURENTAFELN. 


HERAUSGEGEBEN 

.  VON 

K.  WEIERSTBASS. 


BERLIN. 

DRÜCK  UND"  VERLAG  VON  G.  REIMER. 

1882. 


Vorrede. 


Indem   ich   den  zweiten  (und  letzten)   Band  det  Werke 
Steiner'^  dem  mathematischen  Publikum  übergebe ,    habe  ich 
zunächst  zu  bemerken,  dass  die  in  mehreren,  an  mich  gerich- 
teten Zuschriften  ausgesprochene  und,  wie  ich  höre,  von  Vielen 
getheilte  Erwartung,   es  werde  dieser  Band  eine  Reihe  inter- 
essanter,   noch    nicht   veröffentlichter  Mittheilungen    aus   dem 
Sfeifier'schen  Nachlasse  bringen,  auf  einer  falschen  Vorstellung 
von  dem  Inhalte  dieses  Nachlasses  beruht.    Nach  der  Auskunft, 
die  der  Besitzer  desselben,  Herr  Professor   Geiser  in  Zürich, 
mir  zu  geben  die  Güte  hatte,    besteht  er  hauptsächlich  aus 
den  Vorarbeiten  und  den  verschiedenen  Redactionsentwürfen  zu 
einer  Anzahl  der  bereits  veröffentlichten  Abhandlungen,  und 
es  würde  das  in  demselben  enthaltene  Material,  wenn  es  nutz- 
bar  gemacht  werden  sollte,  einer  durchgreifenden  Bearbeitung 
in  derselben  Weise  bedürfen,  wie  sie  denjenigen  Stücken,  welche 
den    von    den   Herren    Schröter   und    Geiser   herausgegebenen 
Vorlesungen  Steiner'^  zum   Grunde  liegen,    zutheil  geworden 
ist     Eine  Verwerthung  des  Nachlasses  für  die  von  mir  im 
Auftrage  der  Akademie   besorgte   neue  Ausgabe   der  Werke 
Steiner' Sj  welche  nur  die  von  diesem  selbst  veröffentlichten  oder 
im  Wesentlichen  druckfertig  hinterlassenen  Arbeiten  enthalten 


sollte,  war  also  ansgeschlosaen.  (Vergl.  die  Vorrede  zum  ersten 
Bande  von  Jaeobi'»  gesammelten  Werken.)  Nor  einige  Znsätze, 
die  von  Steiner  mehreren  Abhandlongen  nach  deren  Herausgahe 
handschriftlich  beigefligt  «nd  von  Herrn  Geiser  mir  mitgetheilt 
worden  sind,  konnten  in  die  diesem  Bande  angehängten  „An- 
merkungen und  Zusätze"  aufgenommen  werden.  Ausserdem 
habe  ich  mir  erlaubt,  eine  schon  früher  nach  einer  mtlndlichen 
Mittheilung  Steiner'»  von  mir  veröffentlichte  Notiz  über  die 
seitdem  so  bekannt  gewordene  „S/etBer'sche  Fläche"  wieder 
abdrucken  zu  lassen,  sowie  bei  dieser  Gelegenheit  eine  nicht 
uninteressante,  auf  eine  andere  Fläche  vierten  Grades  sich 
beziehende  und  von  Steiner  mir  vorgelegte  Aufgabe  mitzn- 
theilen. 

Zwei  der  bedeutendsten  Abhandlungen  Stenier%  in  denen 
er  die  Ergebnisse  seiner  langjährigen  Untersuchungen  „über 
Maximum  und  Minimum  bei  den  Figuren  in  der  Ebene,  auf 
der  Kugelfläche  und  im  Raum  überhaupt'*,  niedergelegt  hat, 
waren  bisher  nur  in  französischen  Uebersetzungen  bekannt. 
Steiner  hatte  nämlich  diese  Arbeiten  der  Pariser  Akademie 
vorgelegt,  und  zwar  in  deutscher  Sprache,  anf  lAowille'B,  des 
Berichterstatters,  Wunsch  aber  in  dessen  Journal  die  erste 
Abhandlung  in  französischer  Sprache  erscheinen  lassen,  was 


Vorrede.  VII 

bedeutende  Vorzüge  besitze.  Ich  habe  es  deshalb  flu*  geboten 
erachtet,  bei  der  neuen  Ausgabe  der  in  Rede  stehenden  Ab- 
handlungen den  ursprünglichen  S/einer'schen  Text  wieder  her- 
zustellen, um  so  mehr,  als  das  gedachte  Manuscript  so  sorg- 
fältig ausgearbeitet  ist,  dass  es  mit' Ausahme  sehr  weniger 
Stellen  ganz  unverändert  abgedruckt  werden  konnte. 

Sämmtliche  Al)handlungen  dieses  Bandes  sind  —  in  ähn- 
licher Weise,  wie  es  bei  denen  des  Tersten  Bandes  geschehen 
ist  —  vor  dem  Abdrucke  theils  von  Herrn  Professor  Kiepert 
(Bogen  1—20),  theils  von  Herrn  Dr.  Schur  (Bogen  21—42), 
und  dann  bei  der  Correctur  noch  einmal  von  dem  ersteren 
sorgfältig  revidirt  worden.  Indem  ich  beiden  Herren  für  die 
Hülfe,  die  sie  mir  geleistet,  meinen  aufrichtigsten  Dank  aus- 
spreche, habe  ich  noch  hinzuzufügen,  dass  von  Herrn  Kiepert 
—  ohne  dessen  eifrige  Mitwirkling  es  mir  überhaupt  un- 
möglich gewesen  wäre,  mit  der  übernommenen  Aufgabe  in  ver- 
hältnissm'ässig  kurzer  Zeit  fertig  zu  werden  —  auch  sämmt- 
liche zu  diesem  Bande  gehörigen  Figuren  neu  gezeichnet 
worden  sind. 

Berlin,  6.  März  1882. 

Weierstrass. 


Inhaltsverzeichniss  des  zweiten  Bandes. 


f.    Demonstration    g^omctrique  d'un   thforemo  rektif  k  Taltractioii  d'uDe 

couche  ellipsoidique  sur  un  point  eiterieur.    Ävec  1  figure  (Tabl  I) ;         1— 

2.  Ein  neuer  Satz  über  die  Primzahlen 7—  J 

3.  Äurgaben  und  Lehrsätze.    Hieran  Taf.  I,  Fig.  2 13—  1 

4.  Ein&cbe  Constrnction   der   Tangente  an    die   allgemeine  Lemniskate. 

Hieran  Tat  H,  Fig.  1 19—  i 

5.  Aufgaben  nnd  Lehrsätae.    Hieran  Taf.  ü,  Fig.  2  und  S 25—  J 

C.    Aufgaben  und  Lehrsätze.    Hieran  Taf.  III,  Fig.  1  und  2 33—  4 

7.  Aufgaben  nnd  Lehrsätze 41 —  S 

8.  Maximum  und  Minimum  des  Bogena  einer  beliebigen  Cnrve  im  Verhült- 
niss  zur  zugehörigen  Abscisso  oder  Ordinate.    Hieran  Taf.  III  nnd  IV, 

Fig.  3— G 51—  G 

Aufgaben  und  Lehrsätze.     Ilierau  Taf.  V,  Fig.  1— ä 


InhaltsTerzeichniss  des  zweiten  Bandes.  IX 

Seit« 

17.  Ueber  Maximum  und  Minimum  u.  s.  w.    Zweite  Abhandlung.    Hierzu 

Taf.  XU— XIV,  Fig.  1—17 241—308 

18.  Ueber  einige  stereometrische  Sätze 309—320 

19.  Elementare  Lösung  einer  Aufgabe  über  das  ebene  und  sphärische 
Dreieck.    Hierzu  Taf.  XV,  Fig.  1—5 321—326 

20.  Teoremi  relativi  alle  coniche  inscritte  e  circoscritte.    A  cio  aggiunta  la 

tav.  XIV,  Fig.  1—3 327—337 

21.  Ueber  eine  Eigenschaft  des  Krümmungshalbmessers  der  Kegelschnitte  339—342 

22.  Lehrsätze  und  Aufgaben 343—348 

23.  Ueber  eine  Eigenschaft  der  Leitstrahlen  der  Kegelschnitte 349—354 

24.  Geometrische  Lehrsätze  und  Aufgaben 355 — 360 

25.  Ueber  Lehrsätze,  von  welchen  die  bekannten  Sätze  über  parallele  Gurren 
besondere  Fälle  sind 361—367 

26.  Geometrische  Lehrsätze 369—373 

27.  Sätze  über  Gurren  zweiter  und  dritter  Ordnung 375—380 

28.  Ueber  das  dem  Kreise  umschriebene  Viereck.    Hierzu  Taf.  XVÜ — XIX, 

Fig.  1-4 381—388 

29.  Elementare  Lösung  einer  geometrischen  Aufgäbe,  und  über  einige  damit 
in  Verbindung  stehende  Eigenschaften  der  Kegelschnitte.    Hierzu  Taf. 

XX,  Fig.  1—4 , 389—420 

30.  Ueber  das  grösste  Product  der  Theile  oder  Summanden  jeder  Zahl     .  421—424 

31.  Lehrsätze 425—434 

32.  Gombinatorische  Aufgabe 435 — 438 

33.  Ao^ben  und  Lehrsätze 439—443 

34.  Ueber  einige  neue  Bestimmungsarten  der  Gurren  zweiter  Ordnung,  nebst 
daraus  folgenden  neuen  Eigenschaften  derselben  Gurven.    Hierzu  Taf. 

XXI  und  XXn,  Fig.  1-3  '. 445-468 

35.  Allgemeine  Betrachtungen  über  einander  doppelt  berührende  Kegel- 
schnitte      469—483 

36.  Aufgaben  und  Lehrsätze 485 — 492 

37.  Allgemeine  Eigenschaften  der  algebraischen  Gurven 493 — 509 

38.  Ueber  solche  algebraische  Gurven,  welche  einen  Mittelpunct  haben,  und 
üb^  darauf  bezügliche  Eigenschaften  allgemeiner  Gurven,  sowie  über 
geradlinige  Transversalen  der  letzteren 511 — 506 

39.  Aufgaben  und  Sätze,  bezüglich  auf  die  vorstehende  Abhandlung  .    .    .  597 — 601 

40.  Eigenschaften  der  Gurven  yierteu  Grades  rücksichtlich  ihrer  Doppeltan- 
genten       603-612 

41.  Aufgaben  und  Lehrsätze 613—620 

42.  Ueber  algebraische  Gurven  und  Flächen 621—637 

8teiB«r'a  Werke.    IL 


X  InbBitSTerzeicbnisB  des  zweiten  BondM. 

43.  Ueber  eine  besondere  Cnire  dritter  Clause  (und  rierten  Grades)  .   .    .  639—647 

44.  Uaber  die  FIfichen  dritten  Grades  .   .   .  ■. 649-659 

45.  Vermiscbte  Sitze  und  Aufgaben £61—684 


Nachlas». 


46.  Oeometriscbe  Betrachtungen  nnd  Lebraätse 687 — 716 

47.  Conatniction  der  durcb  neun  gegebene  Puncto  gehenden  Fläche  zweiten 

Grades 717—720 

48.  Zwei  specielle  Fliehen  vierter  Ordnung 721—724 


49.    Anmerkungen  nnd  Zus&tze.    Hieran  Tsf.  XXIil,  Fig.  1—5 725—743 


Demonstration  geometrique  d'un  theoreme  re- 
743 1  latif  ä  l'attraction  d'une  couche  ellipsoidique 

sur  un  point  exterieur. 


Crelle's  Journal  Band  XII.  S.  141—143. 


Avec  1  figure  (Table  I). 


Btainer'*  Werk«.    IL  1 


Demonstration  geometrique  d^un  theoreme  re- 
latif  ä  Tattraction  d'une  couche  ellipsoidique 

sur  un  point  exterieur. 

Le  numero  du  12.  Oct.  1833  du  Journal  ^FlnstitiU^  contient  l'extrait 
d'un  memoire  sur  Tattraction  d'un  ellipsoide  homogene  que  M.  Poisson 
a  lu  ä  TAcademie  des  sciences  de  Paris.  On  y  trouve  Fenonce  d'un  theo- 
reme remarquable  par  sa  simplicite  et  qui  consiste  en  ce  „qu'une 
couche  infiniment  mince  et  comprise  entre  deux  ellipsoides 
concentriques,  semblables  et  semblablement  places  exerce  sur 
un  point  exterieur  une  attraction,  dirigee  suivant  Taxe  du 
cöne  circonscrit  ä  la  couche  et  ayant  pour  sommet  le  point 
attire*'.  C'est  ce  theoreme  que  nous  allons  demontrer  par  des  conside- 
rations  geometriques  fort  simples. 


Lemme. 

„L'ellipse  ABCD  (Tab.  I,  fig.  1)  ^tant  touch^e  par  les  cotes 
PAy  PB  de  l'angle  APBy  si  Ton  divise  cet  angle  en  deux  par- 
ties  egales  par  la  droite  PQ  qui  coupe  en  Q  la  corde  de  con- 
tact  ABy  polaire  du  point  P,  je  dis  que  PQ  formera  des  angles 
egaux  avec  les  droites  PCy  PD  qui  joignent  le  point  P  aux 
deux  extremites  d'une  corde  quelconque  passant  par  le  point  Q.*^ 

Demonstration.  Si  Ton  mene  PR  perpendiculairement  ä  PQ,  on 
uait  que  Pß,  PAy  PQy  PB  seront  quatre  droites  harmoniques.  Par  con- 
sequent  les  quatre  points  Ry  Ay  Qy  B  de  memo  que  les  suivants  P,  ö, 
Q,  F  sont  harmoniques,  et  PR  est  la  polaire  du  point  Q;  il  suit  de  la 
que  Dy  Qy  C,  E  sont  quatre  points  harmoniques  et  par  consequent  PDy 
PQy  PCy  PE  quatre  droites  harmoniques,  et  comme  les  droites  coiyuguees 
PE  et  PQ  sont  perpendiculaires  entre  elles,  on  en  conclut  qu'elles  doivent 

1* 


4  Snr  l'sttraction  d'uno  couchc  ollipaoidiquo. 

partager  en  deuz  parties  egales  l'angle  forme  par  les  droiter!  conjuguees 
PD,  PC  de  Borte  que 

DPq  =  CPQ 
e.  q.  f.  d.-). 

Theoreme. 

„L'attractioD,  exercee  par  une  conche  homogeoc  infiniment 
mince  et  comprise  entro  deux  ellipsoidea  concentriquos,  sem- 
blables  ot  semblablemeDt  placcs  sur  un  point  exterieur  P,  est 
dirigee  suivant  faxe  da  cöne  qui  a  son  centre  aa  potDt  attire 
et  qui  enveloppe  la  couche  attiraute." 

Demonstration.  Concevona  sur  la  surface  exterieuro  de  la  coache 
nn  element  infiniment  petit,  et  soit  C  un  point  de  est  elöment.  Le  plan 
determine  par  ce  point  et  par  Taxe  du  cöne  circonscrit  k  la  surface  ex- 
terieore  coupera  cette  surface  en  une  ellipse  ACBD  qui  sera  touchee  par 
los  deux  aretes  PA,  PB  du  cöne  comprises  dans  ce  plan.  II  est  Evident 
en  meme  temps  que  la  droite  AB  est  l'intersection  du  plan  en  question 
et  de  celui  qui  contient  la  courbe  de  contact  du  cöne  et  de  la  Burface 
exterienre,  et  que  Q  est  le  point  de  rencontre  de  ce  demier  plan  et  de 
Taxe  dn  cöne.  Comme  Taxe  PQ  divise  en  deux  parties  egales  l'anglo 
APB  forme  par  les  deux  aretes,  comprises  dans  un  möme  plan  avec  lui, 
on  conclura  en  vertu  du  lemme  precedent  que  los  angles  CPQ,  DPQ  sont 
4gaiix.  Si  l'on  con^oit  maintenant  une  droito  mobile  autour  du  point  Q 
et  parcourant  le  contour  de  l'element  de  surface  precedemment  nonime, 
cette  droite  determinera  dans  la  couche  ellipsotdique  deux  Clements  de 
volome  situ^s  de  part  et  d'autre  du  point  Q  et  dont  nous  allons  conäi- 
d^rer  l'attraction  d'abord  sur  le  poiut  intericur  Q  et  ensuite  sur  le  point 
exterieur  P.  Quant  k  l'attraction  exercee  par  cos  elements  sur  le  point 
Q,  on  sait  qu'ellcs  sont  egales  et  opposees,   et  c'est  sur  la  destruction 


Sur  rattraction  d'une  couche  oUipsoidique.  5 

II  suit  d'un  autro  cote  do  rögalito  des  anglos  CPQ  et  DPQ,  prece- 
dcnuncnt  etablie,  qu'on  a 

QCiQD  =  PC.PD 

et  par  consequent,  en  comparant: 

(O :  (Z))  =  (PC)' :  (PDy, 

Proportion  qui  prouvo  quo  les  deux  elements  attirent  ogaloment  lo  point 
Py  et  partant  que  la  resultanto  de  ces  deux  actions  est  dirigeo  suivant 
Taxe  PQ,  Co  rcsultat  otant  applicable  a  tous  les  elements  do  la  couche 
qui  se  correspondeut  deux  ä  deux,  lo  thcoremo  enonco  se  trouve  rigou- 
reusement  etabli. 

La  demonstration  precedente  fournit  en  outro  lo  coroUaire  suivant: 

„Un  plan  quolconque  passant  par  lo  point  Q  partage  la 
couche  cllipsoidique  en  deux  parties  qui  exorcont  des  attrac- 
tions  egales  sur  le  point  P.^ 

On  peut  egalemeut  tirer  des  considerations  precedentes  plusiours 
veritcs  gcometriques,  dont  je  me  contcnterai  d'cnonccr  une  seule: 

„Si  par  rellipso,  intcrsection  do  rellipsoido  et  d'un  plan 
quclconque  passant  par  le  point  Q,  Ton  cou^oit  un  cone  ayant 
sou  sommet  au  point  P,  Taxe  do  co  cone  coincidera  avec  la 
droite  PQ^ 

Berlin,  au  mois  de  Janvier  1834. 


Ein  neuer  Satz  über  die  Primzahlen. 


Grolle' 8  Journal  Band  XIII.  S.  356—360. 


m 


Ein  neuer  Satz  über  die  Primzahlen. 

1.  Der  Satz,  welcher  hier  bewiesen  werden  soll,  lautet,  wie  folgt: 
„Hat  man  irgend  eine  Primzahl  ^  und ^ — 1  beliebige  andere 
Zahlen,  welche  durch  p  nicht  theilbar  sind,  sondern  nach 
irgend  einer  Ordnung  die  verschiedenen  Reste  1,  2,  3,  ...^— 1 
geben,  oder  auch,  was  im  Grunde  auf  dasselbe  hinauskommt, 
nach  irgend  einer  Ordnung  genommen,  diese  Reste  selbst  sind, 
combinirt  man  von  diesen  Zahlen  irgend  eine  Anzahl  n  zur 
(j? — n)**^°  Classe  mit  Wiederholung  aber  ohne  Versetzung  und 
multiplicirt  die  Zahlen  jeder  Complexion  in  einander,  so  ist 
die  Summe  aller  dieser  Producte  immer  durch  ^  theilbar,  die 
Zahl  n  mag  sein,  von  2  bis  p — 1  inclusive,  welche  man  will.*' 

Beweis.    Wird  jeder  Theil  der  identischen  Gleichung 

mit  a  multiplicirt,  nämlich  der  Theil  links  mit  a,  das  erste  Glied  rechts 
mit  (a — aj)-i-«a  und  das  zweite  mit  (a — a^)-\'a^,  so  erhält  man  nach 
gehöriger  Ordnung 

a^  =  (a — aj)(a? — a,)-f-(aj -j-a,)  (o? — a,)4-a'. 
Werden  die  Glieder  der  letzten  Gleichung  ähnlicher  Weise  beziehlich  mit 

a  =  (a — «,)-i-Ö3  =  (•« — a^)'i'a^  =  Qc — a^)-ha^ 
multiplicirt,  so  kommt 

a^  =  («— a,)(Ä—a,)(^— a,)+(a, +«,+«,)  (^—a,)(^—aj) 

Gleicherweise  gelangt  man  zu  der  Gleichung 
X*  =  (a — cti)(x — a^)(x — ö,)(^ — «4) 

und  durch  Wiederholung  desselben  Verfahrens  zu  der  allgemeinen  Gleichung 
d?p-i  =  (a — a,)(^ — a,) . . .  (a — Op-i) 

.+  («1 4-03 H l-«p-i)  (•«?—«,)  (x — aj  . . .  (x — ap-i) 

(a'+öj  «jH haj  ap^a+ajH-öjÄaH 

hop-a)  («— «j)  (•«?— «3)  •  •  •  (^— ap-3) 


10  Ein  nmer  Satz  über  die  PrimuUai. 

oder  in  einEulieD  Zeichen 

(1)  jf-^  =  X^i-hA^X^,-i-A^X^+A,X^-i hA^,X,+A^t. 

Das  Gesetz,  wonach  die  Glieder  dieser  Gleichung  gebildet  werden,  fällt 
in  die  Augen.  NSmlich  der  Coefficient  J,  des  zweiten  Gliedes  rechts 
ist  die  Summe  der  Zahlen  a,,  a^,  a,,...ap_,;  der  Coefficient  A,  des 
dritten  Gliedes  bt  die  Sonune  der  Prodacte,  die  entstehen,  ireim  man 
die  p — 2  Zahlen  a,,  a^,  a,, ap—t  mit  Wiederholung  aber  ohne  Ver- 
setzung zu  zweien  combtnirt  and  in  einander  multiplicirt;  u.  s.  w. 

Wird  nun  angenommeD,  p  sei  irgend  eine  Primzahl,  and  die  Zahlen 
a,,  dj,  a,,...ap-i  seien  nicht  durch  p  theilbar  und  lassen,  durch  p 
dividirt,  verschiedene  Reste,  also,  nach  ii^nd  einer  Ordnung  genommen, 
die  Rest«  1,  2,  3, ,  ..p — 1;  ond  wird  femer  auch  die  willkSrlicfae  Zahl  x 
als  nicht  durch  p  theilbar  vorausgesetzt,  so  ist,  wenn  man  das  letzte 
Glied  rechts  aof  die  linke  Seite  bringt,  die  Differenz 

vermöge  des  Fermat'achen  Satzes  durch  p  theilbar.  Giebt  man  nun  dem 
X  Kr  einen  Augenblick  einen  solchen  Werth,  dass  x — a,  durch  p  theilbar 
wird,  so  sind  alle  Glieder  rechts,  welche  x — a,  zum  Factor  haben, 
durch  p  theilbar;    daher  mass  auch  das  nunmehrige  letzte  Glied 

A^tX^  =  (ar-'+flr''«»+«r^"I-l l-ar')(^— oj 

durch  p  theilbar  sein;  und  zwar  moss  es  noüiwendig  der  erste  Factor 
dieses  Gliedes  sein,  da  vermöge  der  Voraossetznng  der  andere,  x — a, ,  es 
nicht  sein  kann. 

Bringt  man  nun  ferner  auch  dieses  letzte  Glied  A^-tX^  auf  die  linke 
Seite  der  Gleichung,  so  ist  der  erste  Theil  derselben  durch  p  theilbar; 
und  giebt  man  sodann  dem  x  einen  solchen  besondem  Werth,  dass  der 
Factor  w — o,  durch  p  theilbar  wird,  so  folgt  ähnlicherweise  wie  vorhin, 
dass  nun  auch  das  gegenwärtige  letzte  Glied  rechts,  A^-tX^  durch  p 
theilbar  sein  mnss,  und  zwar,  da  von  den  zwei  Factoren  x — a, ,  x — a. 


Ein  neuer  Satz  über  die  Primzahlen.  11 

Prodacte  zn  addiren.    Dies  giebt 

5*-f-5^4+5^3-h5^4'+5^4.3-h5^3'^-5.4»-h5.4^3^-5.4.3'^-5.3'^-4* 

-+-4».3-h4'.3'+4.3»+3* 

=  625+500+375+400-+- 300+225-4-320+240+ 1804-135+256 

+192+144+108+81  =  4081  =  583.7, 
ein  Resultat,  welches,  wie  man  sieht,  dem  obigen  Satze  genügt. 

2.    Aus  dem  ersten  Gliede  rechts  in  der  Gleichung  (1),  nämlich  aus 
dem  Gliede 

Zp_i  =  («— a,)(^— aj)(a:— a,)...(^— ap_i), 
lassen    sich,   mit  Rücksicht  auf  den   vorstehenden  Beweis,    leicht  zwei 
andere  bekannte  Sätze  ableiten.     Wird  nämlich  dieses  Glied  entwickelt, 
so  hat  man 
Xp— 1  =  a^^ — (aj+a,+aj+«-»+ap_i)  a;P~^ 

+(«1  «3  +  a,  a, +•  •  • +ap_2ap_i)^c'^' — •  • + ajtt, . . .  Op— i , 
oder 

-3^1  =  aP-^—^,aii^^'h%aP-^—^aP-^-{ 3^p_2^+ap_i, 

wo,  wie  man  sieht,  die  Coefficienten  Sli,  Slj,  81,, ...  SIp-i  die  einfachen 
Combinationen  ohne  Wiederholung  und  ohne  Versetzung  der  Zahlen 
^if  a„  ...  Op-i  zur  ersten,  zweiten,  dritten,  . . .  (p — 1)*^  Classe  vorstellen. 
Hierdurch  lässt  sich  die  Gleichung  (1),  wie  folgt,  umändern: 

(Sl,  aP-^  —  ^^ a^^-h^xf^ h2lp_2^) 

^X^i-hA^Xp^z-h^z^p-A-^ l-Ap-iX^)  =  S!lp_i+^p_i. 

Wird  nun  angenommen,  a  sei  durch  p  theilbar,  oder,  was  dasselbe 
'^wirkt,  es  sei  a  gleich  0,  so  ist  der  erste  Theil  der  gegenwärtigen  Gleichung 
durch jo  theilbar,  (weil  jedes  Glied  in  der  ersten  Klammer  den  Factors? 
enthält,  und  die  Coefficienten  der  Glieder  in  der  zweiten  Klammer  zufolge 
des  obigen  Beweises  einzeln  durch  p  theilbar  sind);  daher  muss  auch  der 
zweite  Theil  derselben,  d.  i. 

S!lp_i+./4i>_i,     oder    aja,a,...ap_i+a^^, 
durch  p  theilbar  sein;   und  da  nach  dem  Fermai^sclien  Satze  das  eine 
Glied  a^\  durch  p  dividirt,  den  Best  +1  giebt,  so  muss  das  andere 

durch  p  dividirt,  den  Rest  p — 1  oder  — 1  geben,  oder,  in  der  einfachsten 
form^  es  muss 

1.2.3.4...Q?— 1)+1 
durch  p  theilbar  sein,  d.h.   „wird  dem  Product  aus  allen  Zahlen 
1?  2,  3,  . . .  (p — 1),  welche  kleiner  als  eine  gegebene  Primzahl  p 
sind,  1  zugezählt,  so  ist  die  Summe  allemal  durch  p  theilbar^; 
welches  der  bekannte  Wikon^sche  Satz  ist. 

Werden   femer   alle  Glieder,   welche   in  der  Gleichung  (2)   auf  der 
linken  Seite  in  der  zweiten  Klammer  stehen,  nämlich  die  Glieder 

A^Xp-,2-^A^Xp^^-hA^Xp^-\ h-^p-a-Xj 


«>  {-S: 


12  Ein  neuer  Satz  über  die  PrimzahleD. 

nach  Potenzen  von  x  entwickelt,  so  erhält  man  ein  A^egat  von  der  Form 


wo  die  Grössen  ß,,  B^,  ...  ßp-j;  C,,  C,,  . . .;  i)j,  D^,  ...  u.  s.  w.  kein 
X  enthalten,  sondern,  vom  Zeichen  abgesehen,  nur  bestimmte  Combinatiooen 
der  Zahlen  a,,  a,,  . . .  ap—a;  a,,  a„  ...  «p— 3;  .... 
Werden  diese  Werthe  in  die  Gleichung  (2) 

substituirt,  und  wird  bemerkt,  dass  diese  Gleichung  für  jeden  Worth,  wel- 
chen man  dem  x  beOegeu  mag,  stattfinden  muss,  so  folgt,  dass  die  Coefli- 
cieDt«n  gleich  hoher  PotenzeD  von  x  einander  gleich  sein  müssen,  dass 
also,  absolut  genommen, 

a,  =  Ai   —%,  =  Aß^-^A,\  gi,  =  ^,B,4-A^,+Ai     ■■ 

sein  mu9B.  Da  nun  vermöge  des  obigen  Beweises  von  den  Grössen 
'  A^,  Af,  A^,  ...  Ap^i  jede,  einzeln  genommen,  durch  p  (heilbar  ist,  so 
folgt  ans  den  letzten  Gleichungen,  dass  auch  jede  der  Grössen 

a„  3i„  a„  a„  ...  a^^ 

durch  p  theilbar  sein  musa.    Das  heisst: 

„Hat  man  eine  Primzahl  p  und  p — 1  beliebige  andere  Zah- 
len a,,  a,,  a,,  ...  Op— 1,  welche  nicht  durch  p  theilbar  sind  und 
auch  nicht  gleiche  Reste  geben,  oder  welche,  in  einfachster 
Form,  die  Zahlen  1,  2,  3,  4,  . , .  p — 1  selbst  sind,  so  ist  sowohl 
die  Summe  dieser  Zahlen  a,,  als  die  Summe  ihrer  Prodacte, 
wenn  sie  zu  2,  oder  3,  oder  4,  . . ,  oder  j>— 2  ohne  Wiederholung 
und  ohne  Versetzung  combinirt  werden,  d.i.  a„  a,,  a,, 
dorch  V  theilba 


Aufgaben    und    Lehrsätze. 


Orelle's  Journal  Blind  XIII.  S.  361—364. 


lUcrzu  Taf.  I  Fig.  2. 


Aufgaben  und  Lehrsätze. 


1.  Die  Summe  aller  Brüche  von  der  Form 

1 

wo  sowohl  für  x  als  für  y  jede  ganze  positive  Zahl  von  0  an  gesetzt  wer- 
den muss,  ist  gleich  1,  jedoph  mit  der  Bedingung,  dass  jeder  Bruch,  wel- 
cher mehrmals  durch  diese  Form  erhalten  wird,  wie  z.  B.  ^,  welcher 
dreimal  sich  unter  dieser  Form  darstellen  lässt,  nämlich  als 

1  1  1 

2«_1  '     4'— 1 '      8'— 1  ' 

nur  einmal  gerechnet  wird,  was  auch  durch  die  Einschränkung  erreicht 
werden  kann,  dass  2-Hp  keine  höhere  Potenz  (d.  i.  zweite,  dritte,  vierte  u.  s.  w.) 
von  irgend  einer  Zahl  sein  darf,  woraus  hervorgeht,  dass  x  nicht  6,  7, 
14,  23,  25,  30,  34,  47,  62,  79  u.  s.  w.  sein  darf.  In  Zeichen  heisst 
dies  also: 

1  =  ^(2+^y^— 1  =^+^+i+T^+A-+ife+A:+TrV+iV+T?V 

+-gV-HA-+-TiTr+Tii-+TiT-f---  in  infin. 

2.  Die  Summe  aller  negativen  Potenzen,  von  der  zweiten  an,  aller 
ganzen  positiven  Zahlen,  von  2  an,  ist  gleich  1,  oder  in  Zeichen: 

1  =  2(2-h^)-24-2(2-h^)-34-2;(24-^>-*+2(2-h^)-*-f-...  in  infin., 

wo    unter   jedes   Summenzeichen    für    x    alle    ganzen    positiven   Zahlen 

0,  1,  2,  3,  4,  ...  zu  setzen  sind. 

Hieraus  folgt  insbesondere  der  bekannte  Satz: 

„Dass  die  negativen  zweiten  Potenzen  aller  ganzen  posi- 
tiven Zahlen  eine  convergirende  Reihe  bilden." 


16  Aufgaben  und  Lehrsätze. 

Femer  folgt  daraoB,  dass,  da  man  bekanntlicli  die  Wertbe  der  eis-    — 
zelnen  Summen 

2(2+ar)-»,    l(2+x)r*,    2(2+;r)-«,    .  .  .    2(2+«)-»- 
aogebeu  Icann,  man  auch,  wenn  gleich  nicht  die  Werthe  der  einzelnm^ 
Summen 

2(2+«)-»,    2(2+»)-«,    ...    2(2+a)-*H-', 
80  doch  den  Werth  der  Summe  dieser  Summen  darstellen  kann,  inden^c: 
zufolge  des  vorstehenden  Satzes 

2C2+»)-»+2(2+Ä:)r^+2(2+*)-^+-. 

=  l-[2C2+«)-»+2(2+^)-*+2(2+«)-*+-]. 

3.     Durch  Verbindui^  der  beiden   vorstehenden   Sätze  1  und  2  ge-  « 
langt  man  zu  dem  folgenden  Sat^e: 

„Die  Summe  aller  Brüche  von  der  Fonü 


ist  gleich  der  Summe  aller  Brüche  (oder  negativen  Potenzen)  von  der  ^ 
Form 

(2+z)-(!+»-), 

wo  für  ^  jede  ganze  positive  Zahl,  von  0  an,  gesetzt  werden  muss,  für  s= 
aber  nur  diejenigen  ganzen  positiven  Zahlen,  für  welche  die  Summe  2  l-s — 
keine  (höhere)  Potenz  von  iigend  einer  Zahl  wird  (wie  oben  Lehrsatz  1)M 
für  z  dagegen  alle  diejenigen  ganzen  positiven  Zahlen,  welche  für  x  au»  - 
geschlossen  sind,  so  dass  also  die  Summe  2+2  allemal  irgend  eine  höhere 
Potenz  sein  musa.    Unter  diesen  Bedingungen  ist  also 


Aufgaben  und  Lehrsätze.  17 

sei  ^  Allgemeinen  die  folgenden  zwei  Bedingungen  stattfinden : 
(a)  a»-*8in((?a)  =  6*-isin(fc) 

und* 
(P)  a*~*8in(a6)  =  c*~*sin(fc). 

Dieser  Satz  umfasst  insbesondere  zwei  bekannte  Sätze  *),  die  man  erhält, 
wenn  man 

1)  X  gleich  2  setzt,  oder  wenn  die  Summe  der  Quadrate  a^+b^+c^ 
ein  Minimum  .sein  soll.  Für  diesen  Fall  ist  P  der  Schwer- 
punct  des  Dreiecks  ABC,  und  man  hat  als  Bedingungen 

asin(ca)  =  6sin(fc) 
und 

asin(aÄ)  =  (?sin(fc); 

2)  wenn  man  a  gleich  1  setzt,  oder  wenn  die  Summe  der  drei  Ab- 
stände a+ÄH-c  ein  Minimum,  also  P  der  Punct  der  kleinsten 
Entfernung  von  den  drei  festen  Puncten  A,  B,  C  sein  soll. 
Für  diesen  Fall  reduciren  sich  die  obigen  Bedingungen  auf 

sin(aJ)  =  sin(ca)  =  sin(fc), 
oder  auch 

(oJ)  =  (ca)  =  (bc). 

■ 

5.  Wenn  man  bei  dem  vorigen  Satze  (4)  dem  Exponenten  a  alle 
möglichen  Werthe  giebt,  oder  wenn  man  a  sich  stetig  verändern  lässt: 
welches  ist  alsdann  der  Ort  des  Punctes  P,  und  welche  eigenthümliche 
Beziehung  hat  dieser  Ort  zu  den  drei  festen  Puncten  A^  jB,  C? 

6.  Für  beliebige  Puncto  eines  Kegelschnittes  lässt  sich  der  Krümmungs- 
halbmesser auf  folgende  sehr  einfache  Weise  construiren. 

Es  sei  z.  B.  eine  Ellipse  ABC  (Taf.  I,  Fig.  2)  gegeben,  man  soll  den 
Erummungshalbmesser  für  irgend  einen  Punct  C  finden. 

Man  ziehe  eine  Axe  AB  der  Ellipse  (gleichviel  welche),  lege  in  dem 
Puncte  C  die  Tangente  CD,  die  von  der  Axe  in  D  begrenzt  wird,  und 
errichte  auf  derselben  in  C  die  Normale  CM.  Mit  der  Tangente  CD  be- 
schreibe man  um  C  einen  Kreis,  welcher  die  Axq  AB  zum  zweiten  Male 
in  E  schneidet,  ziehe  die  Gerade  CE,  welche  der  Ellipse  zum  zweiten 
Male  in  F  begegnet,  errichte  auf  der  Sehne  CF  in  ihrer  Mitte  G  die 
Senkrechte  GMy  so  wird  diese  die  Normale  CM  im  Krümmungsmittel- 
poncte  M  schneiden,  so  dass  MC  der  verlangte  Krümmungshalbmesser  ist. 


*)  Andererseits  ist  er  ein   besonderer  Fall   eines   mehrfach    allgemeineren  Satzes, 
tekhen  ich  bei  einer  anderen  Gelegenheit  beweisen  werde. 

»t«ioer'i  Werke.    II.  2 


18 


Aufi^aben  und  Lcbniäue. 


Bemerkung  za  dem  Aufsätze  No.  14  in  Band  XIII  des  O-elle'achen 
Journals.  Das  hier  gefundene  Resaltat:  „dasa  die  geordneten  Verbindongen 
mit  Wiederholungen  aus  geordneten  Verbindungen  ohne  WiederboluBgen 
abgeleitet  werden  können,"  findet  sich  auch  in  der  „AnalysW  von  Schweins, 
vom  Jahre  1820,  und  besonders  klar  und  umfassend  hat  dieser  nämliche 
aasgezeichnete  Combinatorikcr  denselben  Gegenstand  in  seiner  neueren 
Schrift  „Grösaenl^re,  »ifstematwch  bearbeitet",  Leipzig,  bei  Leop.  Voss,  1833, 
behandelt. 


Einfeche  Constmction  der  Tangente  an  die 

allgemeine  Lemniscate. 


Crelle's  Jouraal  Band  XIV.  S.  80— 82. 


Hierzu  Taf.  II  Fig.  1. 


c>« 


ry* 


'I  .Itpl. 


Einfache  Construction  der  Tangente  an  die 

allgemeine  Lemniscate. 

1.  Da  in  neuerer  Zeit  die  Lemniscate  bei  gewissen  physikalischen 
Untersuchungen  mehrfach  in  Betracht  gekommen  ist,  so  halte  ich  es  nicht 
für  unnütz,  nachstehende  einfache  Construction  ihrer  Tangente  in  einem 
beliebigen  Puncte  hier  mitzutheilen. 

Eine   charakteristische  Bestimmung   der   allgemeinen  Lemniscate  ist 
belanotlich  folgende: 

„Wenn  die  Grundlinie  AB  (Taf.  II,  Fig.  1)  eines  Dreiecks  der 
Grösse  und  Lage  nach  und  das  Rechteck   unter  den  beiden  an- 
deren Seiten  AC,  BC  der  Grösse   nach  gegeben  ist,    so   ist  der 
Ort  der  Spitze  C  eine  Lemniscate.**     Oder  umgekehrt: 

^In  der  Hauptaxe  einer  Lemniscate  giebt  es  allemal  zwei 
Grundpuncte  A,  B,  welche  die  Eigenschaft  haben,  dass,  wenn 
man  aus  denselben  nach  irgend  einem  Puncte  C  des  Umfanges 
Strahlen  zieht,  das  Rechteck  unter  je  zwei  solchen  Leitstrahlen 
ACy  jBC  einen  constanten  Inhalt  hat." 

Aus  dieser  Bestimmung  folgt  unmittelbar,  dass  die  in  Rede  stehende 
Curve  einen  Mittelpunct  hat,  der  in  der  Mitte  zwischen  den  zwei  Grund- 
puncten  A,  B  liegt,  und  dass  die  Curve  auf  einen  endlichen  Raum  be- 
schränkt ist.  Angenommen,  es  seien  D,  E  die  Endpuncte  oder  Scheitel 
der  Hauptaxe.    Man  setze  1)  die  Hauptaxe- 

DE=2d,    also    d  =  MD  =  ME, 

2)  den  Abstand  der  Grundpuncte  von  einander 

AB  =  2c,     also    c  =  MA  =  MB, 

und   3)  den  constanten  Inhalt  des  Rechtecks  unter  je   zwei  zusammen- 
gehörigen Leitstrahlen  AC)  BC,  oder  a,  b,  gleich  ä^,  so  ist 

p  =  ab  =  (d-hcXd—c)  =  d'—c\ 


22  Oonstruction  der  Tangente  an  die  Lemnisote.  

und  die  drei  verschiedenen  Gestalten,  welche  die  Corve  im  Ällgeqieinen^ 
haben  kann,  lassen  sich  durch  folgende  Bedingungen  bestimmen: 

a)  wenn  A'>c',  dann  ist  die  Curve  in  allen  ihren  Theilen  zn — 
sammenhängend    und  bat  im  Allgemeinen  in   den  Scheiteli^M 
ihrer  zweiten  Äxe  eine  Einsenkung; 
ß)  wenn  &'  =  c*,  dann  schneidet,  sich  die  Curve  in  ihrem  Mitt«l — 
pUDCt«  M,  so  dass  also  dieser  Panct  ein  Doppelpunct  der  Curv^ 
ist,  und  zwar  ist  er  für  jeden  Zweig  ein  sogenannter  Wendungs- 
pOQCt;  die  beiden  Tangenten  in  diesem  Puncto  sind   auf  ein- 
ander senkrecht,  und  die  Curve  wird  dorch  ihn  in  zwei  ge- 
schlossene, congruente  Theile  getheilt,  welche  in  Scheit«lwinkeIo  .  i 
jener  Tangenton  liegen;  1 

-[)   wenn  h*<ie*,    so  besteht  die  Curve  ans  zwei  isolirten,    coo- 
gmenten  Theilen,    wovon  jeder   sich   dem  Äuge  als  eine  ge- 
schlossene Curve  darstellt,   und   wovon   der   eine  den  Grand- 
punct  A,  der  andere  den  Grundpunct  B  umsctiliesst 
Häufig  wird  die  Curve  nur  unter  der  Form  (ß)  „Lemniscate"  genannt*). 
2.    Mit  Rücksicht  auf  die  vorgenannte  charakteristische  Eigenschaft 
der  allgemeinen  Lemniscate  gelaugt  man  nun  durch  folgende  Betrachtnng 
zur  Construction  ihrer  Tangente  in  einem  beliebigen  Puncto. 

Zieht  man  nach  den  Endpuncten  C,  C,  eines  beliebigen  Bogen»  der 
Curve  die  Leitstrahlen  a  und  b,  a,  und  &,,  so  ist  nach  dem  Vorher- 
gehenden (1) 

und  daraas  folgt 

a:a,  =  b,:b. 
Zieht  man  femer  die  Secante  CC,  und  hälftet  in  dem  Dreieck  CAC^ 
den  Winkel  an  der  Spitze  A  mittelst  der  Geraden  AA^,  so  wie  dessen 
Nebenwinkel  mittelst  der  tieraden  AA^,  hälftot  mau  ebenso  in  dem  Drei- 


Constructioü  der  Tuugento  an  die  Lemniscate.  23 

leiclit  folgt,  dass 

CA,  =  C,B, 
und 

CA,.=  C,B,. 

Da  die  Geraden  AA,   and  AA^^   weil  sie  Nebenwinkel  hälften,   zu 

eii^a:Dder  rechtwinklig  sind,  und  aus  dem  gleichen  Grunde  die  Geraden  BB, 

uud  BB^  auf  einander  senkrecht  stehen;   und  da  femer,  wenn  man  die 

SftCBnte  CC,  so  bewegt,  dass  ihre  Durchschnitte  C,  C,  mit  der  Curve  ein- 

sAder  immer  näher  rücken,  z.  B.  wenn  man  sie  um  C  sich  drehen  lässt, 

bis  endlich  C,  mit  C  zusammenfallt,  in  welchem  Falle  die  Secante  in  eine 

Tangente  übergeht,  und  die  Geraden  AA,^  BB,  sich  beziehlich  mit  den 

festen  Strahlen  ACy  BC  vereinigen,  so  wird  die  Tangente  in  irgend  einem 

Pancte  C  der  Curve  durch  folgendes  einfache  Verfahren  gefunden. 

„Man   ziehe   die  beiden  Leitstrahlen  ^C^  BC  nach  dem  ge- 
gebenen Puncte  C,  errichte  auf  denselben  in  den  Grundpuncten 
A,  B  die  Perpendikel  AA^^  BB^  und  ziehe  zwischen  diesen  die- 
jenige  Gerade   A^CB^^   welche    durch  jenen   Punct   C  gehälftet 
wird,  so  dass 

CA,  =  CB,, 

80  ist  diese  Gerade  die  verlangte  Tangente.** 

Berlin;  im  December  1834. 


Aufgaben  und  Lehrsätze. 


Crelle's  Journal  Band  XIV.  S.  88—92. 


ffierzu  Taf.  II  Fig.  2  und  3. 


Aufeaben  und  Lehrsätze. 

1.  Lehrsatz.    Bestimmt  man  in  der  Hauptaxe  DE  (Taf. II  Fig.  2) 
cmer  gewöhnlichen  Lemniscate*)  denjenigen  Punct  F  oder  G,  welcher  zu 
den  Scheiteln  dieser  Axe  2),  E  und  dem  einen  oder  anderen  Grundpuncte 
^  oder  B  der  vierte,  dem  letzteren  zugeordnete,  harmonische  Punct  ist, 
^d  fallt  man  aus  diesem  Puncte  auf  irgend  einen  reellen  Durchmesser 
der  Curve,    d.  i.  auf  irgend  eine  Gerade  HK^  welche  durch  den  Mittel- 
pwict  M  der  Curve  geht  und  dieselbe  ausserdem  in  zwei  Punct6n  L,  N 
ßciiieidet,   ein  Perpendikel  FE  oder  GKy  so  ist  das  Rechteck  unter  den 
^l)8tanden  des  Fusspunctes  dieses  Perpendikels  von  den  Endpuncten  jenes 
^^chmessers,  also  das  Rechteck  HL.HN  oder  KN.KL,  für  alle  Durch- 
messer von   constantem  Inhalt,   und  zwar  ist  dieser  Inhalt  gleich -dem 
Qö^drat  der  halben  Hauptaxe,   d.  i.  gleich  MD\  und  somit  gleich  dem 
R^cheninhalte  der  Curve  (wenn  die  von  ihr  eingeschlossenen  Räume  beide 
positiv  genommen  werden). 

2.  Fällt  man  aus  einem  willkürlichen  Puncte  p  in  der  Ebene  irgend 
einet  gegebenen  Curve  A  Lothe  auf  die  Tangenten  der  letzteren,  so  liegen 
ihre  Fusspuncte  in  irgend  einer  anderen  bestimmten  Curve  By  und  es  ist 
£e  Frage: 

a)   wie  lässt  sich  der  Flächeninhalt  der  Curve  B,  und 
6)   wie  ihre  Länge  ausdrücken ,  wenn  die  Curve  A  und  die  Lage 
des  Punctesj?  gegeben  ist?  und  femer: 

c)  welche  Lage   muss    der  Punct  p   in  Bezug  auf  die  Curve  A 
haben,  damit  der  Flächeninhalt,  oder 

d)  damit   die   Länge   der   Curve  B    ein   Minimum   wird?    und 
endlich: 

e)  welches  ist  der  Ort   des  Punctos  p,  wenn  der  Inhalt  oder  die 
Länge  von  B  gegeben  ist? 


♦)  Man  Tergleiche  die  Yorhergebende  Abh^mdlung  über  die  allgemeine  Lemniscat« 
(1,  ß)  S.  22, 


28  Aufgaben  und  Lehrsätze.  * 

3.  Angenommen  es  sei  die  gegebene  Cnrve  Ä  (2)  geschlossen  ud 
überall  convex,  und  man  lasse  sie  auf  einer  festen  Geraden  G  rollen,  b 
sie  sich  ganz  umgedreht  hat,  so  wird  jeder  mit  ihr  fest  verbunden  gi 
dachte  Punctp  (er  liege  in,  innerhalb  oder  ausserhalb  Ä),  irgend  eii 
Curvo  beschreiben,  welche,  wenn  die  L^e  des  beschreibenden  Punctx 
am  Ende  seiner  Bewegung  p^  heisst,  durch  'pp^  bezeichnet  werden  ma; 
Heissen  femer  die  Puncte,  in  welchen  die  feste  Gerade  G  von  der  roUei 
den  Curve  A  an^oglich  und  am  Ende  der  Bewegung  berührt  wird,  g  uo 
<7, ,  und  zieht  man  die  Geraden  pg,  p^g^,  so  entsteht  ein  gemischtlinig« 
Viereck  p3^,  p,  p,  von  dessen  drei  geradlinigen  Seiton  zwei,  nämlich/ 
und  j:>,^,,  gleich  und  parallel  sind,  und  die  dritte  gg^  dorn  Umfange  di 
Curve  A  gleich  ist  (Die  vierte  Seite  ist  nämlich  die  genannte  Curve  pp^ 
Nun  kann  gefr^  werden  : 

a)  wie  läast  sich  der  Inhalt  des  Vierecks  pggiP,p,  und 

b)  wie  die  Länge  der  Curve  pp^  ausdrucken,  wenn  die  rollend 
Curve  A  nebst  der  Ls^e  des  beschreibenden  Punctes  p  in  B« 
zug  auf  dieselbe  gegeben  ist?  und  femer: 

c)  welche  Lage  muss  der  Punct  p  (in  Bezug  auf  A)  haben,  dam 
der  Inhalt  des  Vierecks,  oder 

(l)   damit    die   Länge    der   Curve  pp,    ein    Minimum    wird?    ue 

endlich: 
e)  welches  ist  der  Ort  des  Punctes  p,  wenn  der  Inhalt  des  Via 
ecks  pgg^PiP,  oder  die  Länge  der  Curve  pp,  gegeben  ist? 
Dieselben  Fragen  sind  zu  stellen,  wemi  die  Curve  Ä  (statt  auf  d- 
Goraden  6)   auf   einem   gegebenen  festen  Kreise   oder   auf   irgend  ein' 
anderen  gegebenen  festen  Curve  roUt. 

Wenn  bei  dieser  und  bei  der  vorigen  Aufgabe  (2)  eine  und  diesell 
Curve  A  und  der  nämliche  Puuct  p  zugleich  betrachtet  werden,  weicht 
merkwürdige  Verhältniss  findet  dann  zwischen   den  Flächeninhalten  d- 


Aufgaben  und  Lehrsatze.  29 

5.  Wenn  von  zwei  Kreis-Segmenten  (von  verschiedenen  Kreisen) 
ie  Grandlinien  (oder  Sehnen)  einzehi  gegeben  sind,  und  wenn  entweder 
x)  die  Summe  ihrer  Bogen,  oder  ß)  die  Summe  ihrer  Flächeninhalte  ge- 
geben ist,  so  soll  das  Verhältniss  der  Radien  der  beiden  Kreise,  oder  das 
Verhältniss  der  Bogen,  oder  das  Verhältniss  der  Inhalte  der  Segmente 
gefunden  werden,  welches  stattfinden  muss,  damit  im  Falle  (a)  die  Summe 

der  Inhalte  der  Segmente  ein  Maximum,  oder  im  Falle  (ß)  die  Summe 

der  Bogen  ein  Minimum  wird. 

6.  Wenn  die  Grundflächen  zweier  dreiseitigen  Pyramiden  der  Form 
und  Grosse  nach  gegeben  sind,  und  wenn  femer  entweder  a)  die  Summe 
ihrer  übrigen  sechs  Flächen,  oder  ß)  die  Summe  ihrer  Körperinhalte  ge- 
geben ist,  so  ist  die  Frage:  wie  müssen  sich  ihre  Oberflächen,  oder  wie 
ihre  Körperinhalte  zu  einander  verhalten,  damit  im  ersten  Falle  (a)  die 
Summe  ihrer  Körperinhalte  ein  Maximum,  oder  im  anderen  Falle  (ß) 
<lie  Summe  ihrer  Oberflächen  (also  auch  ihrer  6  Seitenflächen)  ein 
Minimum  sei? 

Dieselben  Fragen  bei  4,  5,  6, . . .  n-seitigen  Pyramiden;  desgleichen 
W  Kegeln,  wenn  z.  B.  die  gegebenen  Grundflächen  Kreise  sind. 

7.  Wenn  die  Grundflächen  (oder  Grundkreise)  zweier  Kugel-Seg- 
mente einzeln  gegeben  sind,  und  wenn  entweder  a)  die  Summe  ihrer 
Oberflächen,  oder  ß)  die  Summe  ihrer  Körperinhalte  gegeben  ist,  so  ist 
^e  Frage:  wie  müssen  sich  die  Radien  der  zugehörigen  Kugeln,  oder  wie 
ninssen  sich  die  Oberflächen,  oder  die  Körperinhalte  der  Segmente  zu 
einander  verhalten,  damit  im  Falle  (a)  die  Summe  der  Körperinhalte  ein 
Maximum,  oder  im  Falle  (ß)*  die  Summe  der  Oberflächen  ein  Mini- 
mum sei? 

8.  Sind  zwei  gegenüberstehende  Kanten  einer  dreiseitigen  Pyramide 
der  Grosse  nach  gegeben  und  liegen  sie  in  zwei  gegebenen  festen  Ge- 
'^den  -4,  -4j ,  so  ist  bekanntlich  der  Körperinhalt  der  Pyramide  constant, 
1^  mag  jene  Kanten  auf  diesen  festen  Geraden  annehmen,  wo  man 
^-  „Dagegen  ist  die  Oberfläche  der  Pyramide  ein  Minimum,  wenn 
^*n  die  Kanten  so  annimmt,  dass  die  Gerade,  welche  ihre  Mitten  ver- 
bindet, auf  beiden  senkrecht  steht." 

9.  Wenn  im  Räume  irgend  drei  unbegrenzte  feste  Geraden,  wovon 
idne  zwei  in  einer  Ebene  liegen,  gegeben  sind,  so  soll  erstens  unter 
«len  Dreiecken,  deren  Ecken  beziehlich  in  den  drei  Geraden  liegen,  das- 
jemge  gefunden  werden,  a)  dessen  Umfang,  oder  b)  dessen  Flächeninhalt, 
wier  c)  dessen  umschriobeaer  Kreis  ein  Minimum  ist*);    oder  es  soll 


*)  Das  Yerlangte  Dreieck  mit  dem  kleinsten  Umfange  hat  notbwendigerweise  die 
%eDSchaft,  dass  die  Geraden,  welche  seine  Winkel  bälften,  beziehlich  auf  den  drei 
gegebenen  festen  Geraden  senkrecht  stehen. 


30  .     Aufgaben  und  Lehnätze. 

zweitens  unter  allen  KugeJn,   welche  die   drei  Geraden  berühren,    die 
kleinste  gefunden  werden. 

10.  Sind  die  Grundlinien  dreier  Dreiecke  im  Räume  der  Gtrösee  and 
Lage  nach  gegeben,  und  sollen  ihre  Spitzen  in  irgend  einem  Puncte  ver- 
einigt sein,  so  soll  diejenige  Lf^  dieses  Punctes  gefunden  werden,  für 
welche  die  Summe  der  Flächeninhalte  der  drei  Dreiecke  ein  Hioimum 
ist.  —  Wenn  femer  die  drei  Grundlinien  der  Gröase  nach  gegeben  sind, 
und  wenn  eie  respective  in  irgend  drei  der.  Lage  nach  gegebenen  unbe- 
grenzten Geraden  im  Baume  liegen  sollen,  so  soll  ihre  Lage  in  diesen, 
so  wie  die  Lage  ihrer  gemeinschaflUchen  Spitze  gefunden  werden,  fSr 
welche  die  Summe  ihrer  Flächeninhalte  ein  Minimam  wird. 

11.  Wenn  irgend  eine  Cnrve  C  von  doppelter  Erümmung  gegeboa 
ist,  imd  man  zieht  aus  einem  beliebigen  Puncte  P  im  Rwime  nach  tl^ea 
Punct«n  derselben  gerade  Linien,  so  erfällen  diese  irgend  eine  kegelförmige 
krumme  Flache  F.  Es  soll  deijenige  Punct  P  gefunden  werden,  für  wi- 
chen die  Fläche  F  ein  Minimum  wird. 

Diese  Aufgabe  wird  einfacher,  wenn  statt  der  Curve  C  ii^end  ein 
geradUniges  schiefes  Vieleck  (Viereck,  Fünfeck  u.  s.  w.)  im  Räume  g«- 
geijeu  ist. 

12.  Wenn  die  Seiten  (oder  ihre  Verlängerui^a)  eines .  beliebigen 
gleichseitigen  n-Ecks  in  der  Ebene  beziehlich  durch  irgend  n  gegebene 
Punct«  gehen,  so  soll  der  Ort  seiner  Ecken,  einzeln  genommen,  gefondeo 
werden*).  —  Giebt  es  anter  den  verschiedenen  n-Ecken  im  AllgemeiuMi 
ein  solches,  welches  die  Eigenschaft  hat,  dasa,  wenn  man  in  den  gegeboiMi 
n  Poncten  auf  seinen  Seit«n  Lotbe  errichtet,  diese  einander  in  irgend  einem 
und  demselben  Puncte  treffen? 

Die  nämlichen  Fragen  finden  statt,  wenn  die  Seiten  des  n-Ecka,  an- 
statt gleich  ZQ  sein,  irgend  ein  gegebenes  Verhältniss  zu  einander  haben 
sollen,  z.  B.  sich  verhalten  sollen,  wie  irgend  n  gegebene  Grössen. 


Aufgaben  und  Lehrsätze.  31 

Kreises  geht,  als  der  bewegliche  Endpunct  B  des  Bogens  seine  Peripherie 
dorchläaft,  oder  zu  dem  festen  Endponcte  A  zurückkehrt,  dass  sie  daselbst 
(in  If)  den  festen  Durchmesser  AME  ebenso  oft  berührt,  und  dass  sie 
ausserdem  bei  jedem  späteren  Umlaufe  des  Punctes  B  eine  Schleife  be- 
schreibt, die  sich  immer  mehr  zusammenzieht',  so  dass  jede  Schleife  die 
darauf  folgende  einschliesst.  Femer  bemerkt  man  leicht  die  Eigenschaft, 
dass  jede  Tangente  BC  der  barycentrischen  Cilrve  durch  den  beweglichen 
Endpunct  B  des  jedesmaligen  Bogens  AB  geht,  welcher  den  Berührungs- 
punct  C  der  Tangente  zum  Schwerpunct  hat. 

Dieselbe  Frage  ist  allgemein  zu  stellen,  wo  statt  des  Kreises  irgend 
eine  Curve  gegeben  ist. 

Auch  kann  die  Frage  umgekehrt  werden,  d.  h.  es  kann  zu  einer  ge- 
geb^ien  barycentrischen  Curve  die  ihr  zugehörige  Curve  gesucht  werden. 
Wenn  z.  B.  die  barycentrische  Curve  ein  Kreis  ist:  welches  ist  dann  die 
zugehörige  Curve?  Oder  wenn  femer  die  Tangente  BC  zum  Bogen  AC 
ein  constantes  Yerhältniss  haben  soll,  etwa  wie  2:3:  welches  ist  alsdann 
die  gegebene  Curve  ADBE? 

15.  Es  finden  ähnliche  Fragen  statt,  wie  bei  der  vorigen  Aufgabe  (14), 
wenn  man  den  Schwerpunct  des  Segmentes  (anstatt  des  Bogens)  ADB  be- 
rücksichtigt; wobei  nämlich  ebenfalls  der  Punct  A  fest  bleibt  und  der 
andere  B  sich  in  der  gegebenen  Curve  fortbewegt.  —  Ferner  finden  gleiche 
Fragen  in  Rücksicht  auf  den  Schwerpunct  eines  veränderlichen  Sectors 
AMB  statt,  wenn  nämlich  M  irgend  ein  fester  Pol  (nicht  nothwendig  der 
Mittelpunct  der  gegebenen  Curve,  welche  beliebig  ist),  und  wenn  der  eine 
Schenkel  MA  des  Sectors  fest  ist,  dagegen  der  andere  MB  sich  um  den 
Pol  M  dreht*).  Uebrigens  lässt  sich  die  gegenwärtige  Aufgabe  auf  die 
vorige  (14)  zurückführen,  oder  sie  fallt  im  Grunde  ganz  mit  ihr  zusammen. 

Es  darf  wohl  kaum  erwähnt  werden,  dass  ähnliche  Fragen  über  kmmme 
Flächen,  so  wie  über  Linien  von  doppelter  Krümmung  aufzustellen  sind. 

16.  In  der  Elementargeometrie  wird  gelehrt,  unter  welchen  Bedin- 
gungen ein  n-Eck  in  der  Ebene  bestimmt  sei,  welche  und  wie  viele  von 
seinen  Elementen,  Seiten  und  Winkcli),  gegeben  sein  müssen,  damit  die 
übrigen  dadurch  bestimmt  sind. 

Es  käme  nun  darauf  an,  zu  untersuchen,  unter  welchen  Bedingungen 
ein  schiefes  n-Eck  im  Räume  bestimmt  sei,  d.  h.,  welche  und  wie  viele 
von  seinen  3n  Elementen  oder  Stücken  (nämlich  n  Seiten,  n  Winkeln  und 
n  Flächenwinkeln)  gegeben  sein  müssen,  damit  alle  fehlenden  dadurch  be- 


*)  Es  ist  leicht  zu  sehen,  dass  der  bewegliche  Schenkel  MB  des  Sectors  (oder  im 
ersten  Falle  die  Sehne  AB  des  Segments)  von  derjenigen  Tangente,  welche  die  bary- 
centrische Gurre  in  dem  Schwerpunct  des  jedesmaligen  Sectors  berührt,  in  einem  con- 
stanten  Yerhältniss  geschnitten  wird,  dass  nämlich  der  dem  festen  Puncte  M  (oder  ^1) 
anliegende  Abschnitt  sich  zum  anderen  verhält,  wie  2:1. 


32  Aufffaben  und  LehreäUe. 


stimmt  siod.  —  Wenn  z.  B.  im  Allgemeinen  nur  6  Stücke  fehlen  dürfen 
so  würde  folgen,  daas  ein  schiefes  n-Eck  nur  bis  zam  Sechsecke  dnrcl 
bloss  zwei  Arten  von  Elementen,  z.  B.  bloss  durch  Seiten  nnd  Winkel 
bestimmt  ist,  imd  dass  dagegen  zur  Bestimmung  der  folgenden  schiefei 
Vielecke,  vom  Siebenecke  an,  nothwendig  dreierlei  Elemente  erforderlicl 
sind.  Durch  nur  zweierlei  Elemente,  etwa  durch  Seiten  und  Winkel,  is 
unter  anderen  i.  B.  das  schiefe  Viereck  bestimmt,  wenn  die  vier  Seitei 
und  zwei  an  einer  Seite  liegende  Winkel  gegeben  sind;  das  schiefe  Fün£ 
eck,  wenn  alle  5  Seifen  und  4  Winkel,  und  das  schiefe  Sechseck,  wen: 
alle  Seiten  und  alle  Winkel  gegeben  sind. 

Das  Wort  „bestimmt"  ist  hier  in  der  allgemeineren  Bedeutung  z 
nehmen,  dass  es  nämlich  nicht  unendlich  viele,  sondern  nur  ii^nd  eine  bc 
stimmte  Zahl  von  verschiedenen  Vielecken  mit  den  gegebenen  Elemente 
giebt.  In  den  Fällen,  wo  mehr  als  ein  Vieleck  möglich  ist,  müsse 
der  Aufgabe,  damit  auf  die  Congruonz  zweier,  aus  den  nämlichen  g- 
gebenen  Stücken  gebildeten  Vielecke  zu  schliessen  sei,  noch  Nebenbedia 
gungen  hinzugefügt  werden,  ebenso  wie  bei  einigen  Fällen  der  Cougniea 
ebener  Vielecke. 


Aufgaben   und   Lehrsätze. 


Grelle' s  Jouraal  Band  XV.  S.  373—378. 


Hierzu  Taf.  III  Fig.  1  und  2. 


St«lacr'«  W«rlM.    II. 


i 


Aufgaben  und  Lehrsätze. 

1.  Sind  n  beliebige  Ebenen  A,  B,  Cy  D,  . , ,  gegeben  (z.  B.  die 
Ebenen,  in  welchen  die  Seitenflächen  irgend  eines  Polyeders  liegen),  und 
l«gt  man  durch  irgend  einen  festen  Punct  K  eine  willkürliche  Ebene  P, 
nennt  die  Winkel,  welche  diese  mit  ihnen  bildet,  beziehlich  a,  ß,  7,  8,  . . . 
Qöd  multiplicirt  die  Cosinus  dieser  Winkel  beziehlich  mit  beliebigen  ge- 
gebenen Grössen  a,  i,  c,  rf,  . . . ,  so  wird  die  Summe  dieser  Producte 
irgend  einen  bestimmten  Werth  S  haben,  so  dass 

acosa-f-6cosß-f-ccos7-hdc088-+— ••  =  S 

ist  Soll  nun  die  Ebene  P  um  den  festen  Punct  K  sich  so  bewegen,  dass 
(wenn  auch  die  Winkel  a,  ß,  7,  ...  sich  ändern)  die  Summe  S  constant 
bleibt,  so  berührt  sie  stets  irgend  einen  geraden  Regel  if  (zweiten  Grades), 
dessen  Axe  Q  fest  ist,  d.  h.  die  unzähligen  Kegel  if,  welche  auf  diese 
Weise  entstehen,  wenn  man  die  beschreibende  Ebene  in  immer  anderer 
ursprünglicher  Lage  annimmt,  wobei  sich  zugleich  der  Werth  S  ändert,  haben 
eine  gemeinschaftliche  Axe  Q.  Die  Grenzen  der  Eegelschaar  sind  einer- 
^its  die  Axe  Q,  wo  der  Erzeugungswinkel  des  Kegels  gleich  0  ist,  und 
^ödererseits  diejenige  Ebene  Ä,  welche  im  Puncto  K  auf  der  Axe  Q  senk- 
'^kt  steht,  und  wo  der  Erzeugungswinkel  gleich  ^ir  ist.  In  diesen  Grenzen 
^icht  der  Werth  S  sein  Minimum  und  Maximum.  (Die  Ebene  R  ist 
demnach  einzig  in  ihrer  Art,  indem  ihr  allein  ein  bestimmter  Werth  S, 
entspricht;  andererseits  entspricht  allen  Ebenen,  welche  durch  die  Axe  Q 
^^*ien,  gemeinschaftlich  ein  eigenthümlicher  Werth  Sj,  und  diese  zwei 
"erthe  sind  also  unter  allen  der  kleinste  und  der  grösste,  oder  die  Grenzen 
von  s,) 

Kimmt  man  statt  K  irgend  einen  anderen  festen  Punct  K^  an,  so  sind 
'^^licherweise  die  neuen  Grenzen  Q  und  R  den  vorigen  parallel,  d.  i. 

Q,  IIQ    und    Ä.  ||Ä. 

2.  Wenn  in  der  Ebene  irgend  ein  Netz  von  geradlinigen  convexen 
Vielecken  gegeben  ist^  dessen  Grenze  selbst  ein  convexes  Vieleck  ist,   so 

3* 


36  Aufgaben  und  Lehrsätze. 

soll  gezeigt  werden,  ob  allemal  ein  analoge»  Netz  möglich  sei,  welches  : 
der  Zahl,  Gattung  and  Zusammenfugung  der  Vielecke  mit  jenem  übereil 
.stimmt,  aber  die  Eigenschaft  hat,  dasa  sich  um  jedes  Vieleck  inabesondei 
ein  Kreis  beschreiben  lässt. 

3.  Es  seien  AB  (Taf.  in  Fig.  1)  die  grosse  Axe,  C,  D  die  Brenn 
puncte  und  M  der  Mlttelpunct  einer  Ellipse.  Wird  die  Axe  durch  irgen 
einen  Punct  X,  der  «wischen  den  Brennpuncten  liegt,  in  zwei  Äbschnitti 
AX,  BX  gethoilt,  und  beschreibt  man  mit  denselben  beziehlich  um  dii 
ßrennpuQcte  C,  D  Kreise,  so  schneiden  sich  diese  bekanntlich  in  zw» 
Puncten  a,  b  der  Ellipse;  und  beschreibt  man  umgekehrt  mit  AX,  El 
beziehlich  aus  D,  C  Kreise,  so  schneiden  sich  auch  diese  m  zwei  Puncta 
a,  ß,  die  in  der  Ellipse  liegen,  und  os  sind  sowohl  a  und  o,  als  b  und  | 
Endpuncte  eines  Durchmessers  derselben;  und  zwar  sind  die  Durchmesse 
na,  b^  einander  gleich  und  bilden  mit  der  Äxe  AB  gleiche  Winkd 
Olcicherwoiso  entsprechen  jedem  anderen  Puncte  Y  der  Äxe,  der  zwischei 
V  und  D  liegt,  in  der  Ellipse  vier  bestimmte  Puncte  a,,  i,,  a,,  ßj,  odo 
zwei  einander  gleiche  und  gegen  die  A^te  AB  gleich  geneigte  Durch 
mcsMOr  a,a,,  d,pj.  Verlangt  man  nun  zu  .wissen,  welche  Lage  zwei  Punct 
X,  Y  in  der  Axe  haben  müssen,  damit  die  ihnen  entsprechenden  Dnrcb 
mcHser  einander  gegenseitig  zugeordnet  sind,  d.  h.  damit  sowohl  aa  ont 
II, a,,  als  &ß  und  &,ß,  conjugirte  Durchmesser  der  Ellipse  sind,  so  win 
man  finden,  dass  ,sio  nach  einem  bestimmten  Gesetze  von  einaader  ab 
hängig  sind,  welches  durch  folgende  Constructiou  übersichtlich  und  klt 
sich  darstellt.  Uober  dem  halben  Abstände  der  Brennpuncte  von  ein 
ander,  z.  ß.  über  MD,  beschreibe  man  einen  Halbkreis  MED,  nehme  ii 
demselben  einen  beliebigen  Punct  E,  ziehe  die  Sehnen  ME,  DE  und  tr^ 
diese  vom  Mittclpuncte  M  aus  in  entgegengesetzter  Richtung  auf  der  Ali 
ab,  z.  B. 

ME=MX    und     DE=MY, 


r 


Aufgaben  und  Lehrsätze.  37 

puncte  Fy  G  der  abgetragenen   Strecken  {EF=^  EG  =  MÄ)  allemal    in 

demjemgen  Durchmesser  der  Hyperbel,  welcher  dem  Durchmesser  ME  zu- 

g^rdnet   ist.      Oder:    Bewegt   sich    ein   gleichschenkliges    Dreieck  FEG, 

dessen  Schenkel  FE^  GE  der  Grösse  nach  constant  sind,  so,   das«  seine 

drei  Seiten  FE,  FGy  GE,  oder   deren  Verlängerungen,    stets    beziehlich 

durch  drei  feste  Puncte  C,  M^  D  einer  Geraden  gehen,    von    denen   der 

eine  M,  um  welchen  die  Grundlinie  FG  sich  dreht,  in  der  Mitte  zwischen 

den  2wei  anderen  C,  D  liegt,  so  beschreibt  seine  Spitze  E  eine  Hyperbel, 

welche  M  zum  Mittelpunct  und  (7,  D  zu  Brennpuncten  hat,   deren  halbe 

Haaptaxe  {MÄ)  den  constanten  Schenkeln  des  Dreiecks  gleich  ist,   und 

von  welcher  endlich  der  Strahl  ME  stets  der   zu    der  Grundlinie  MGF 

conjogirte  Durchmesser  ist. 

Wie  lautet  der  analoge  Satz  für  die  Ellipse? 

Aach  bei  den  sphärischen  Kegelschnitten  findet  ein  analoger  Satz 
statt,  der  nur  in  Hinsicht  der  conjugirten  Durchmesser  {ME^  MGF)  von 
den  Sitzen  in  der  Ebene  abweicht. 

5.  Zwei  Seiten  ac,  bc  eines  beliebigen  gegebenen  Dreiecks  acb  be- 
ziehlich durch  zwei  Puncte  Xy  y  so  zu  theilen,  dass 

[  cuc:  cy  =  (icibc 

(wo  dann  immer  auch 

cx'.by  =  acibcy 

öod  also  der  untere  Abschnitt  der  einen  Seite  sich  zum  oberen  der  an- 
deren verhält,  wie  jene  Seit«  zu  dieser),  und  dass  zugleich  die  Gerade  xy, 
veJche  die  Theilungspuncte  verbindet,  ein  Minimum  ist.     (Diese  Aufgabe 
^*  geometrisch  zu  lösen.) 

6.     „Sind   von   zwei    beliebigen   geradlinigen   ebenen   Viel- 

^^'©H,   einem  iV-Eck    und   einem  iV,-Eck,    die  Grundlinien  a,  a, 

^^^^t  der   Summe   ihrer    Umfange    U-\-ü^    gegeben,    so   ist   die 

^''^QiHtte   ihrer   Flächeninhalte    F-\-F^    dann   am    grössten,    wenn 

V  jedes  Vieleck  einem  Kreise  eingeschrieben  ist;    wenn  2)  die 

"'^'^estimmten  Seiten   in  jedem,    für   sich   betrachtet,    einander 

glei^]^   sind,    so    dass    also    diese  Seiten   in  jedem  Vieleck   von 

^^'^^xn  Kreise  berührt  werden  können;  und  wenn  endlich  3)  diese 

"^*4en,    zum    Theil    eingeschriebenen    Kreise    einander    gleich 

8in<i^a     PjjJ    umgekehrt:     „Sind  die    Grundlinien  a,  a,    nebst   der 

^^^me  der  Inhalte  F-^-F^  gegeben,   so  ist  die  Summe  der  Um- 

'^'^ge  U-\-U^  ein  Minimum,    wenn    die  Vielecke    den    nämlichen 

"^^i  genannten  Bedingungen  genügen." 

Dieser  allgemeine  Satz  findet  natürlicherweise  auch  für  den  Fall  statt, 
^^  die  beiden  Vielecke  von  gleicher  Gattung  sind,  d.  h.,  wo  die  Seitenzahl 
N  gleich  N,  ist. 


38  Aufgaben  und  Lehra&tie. 

Wird  insbesondere 

N=  iV,  =  3 
angenommeo ,   so  entispricht  der  Satz   derjenigen  Aufgabe  (4),  welche  u 
im  XIV.  Bd.  S.  89  von  CrelWs  Journal  vorlegte"),  von  der  aber  bis  jete 
wie  es  scheint,  noch  keino  befriedigende  Lösung  eingegangen  ist. 

Der  vorstehende  Satz  hat  unt«r  anderen  auch  die  zwei  nachetehendt 
Sätze  zur  Folge. 

7.  „Sind  die  geraden  Grundlinien  a,  a,  nebst  der  Summ 
der  Umfange  ü-\-ü^  zweier  beliobigen  Figuren  A,  A,  (deren  B 
grenzung  nämlich,  ausser  Jenen  Grundlinien,  ganz  beliebig,  gerad-,  krumc 
oder  gemischtlinig  sein  darf)  gegeben,  so  ist  die  Summe  ihr« 
Flächeninhalte  F+h\  dann  am  grössten,  wenn  beide  Figure 
Segmente  gleicher  Kreide  sind."  Und  umgekehrt:  „Sind  die  Grün« 
linien  a,  n,  nebst  der  Summe  der  Flächeninhalte  gegeben,  i 
ist  unter  der  nämlichen  Bedingung  die  Summe  der  Umfang 
beider  Figuren  ein  Minimum. " 

8.  I.  „Sind  die  Grundlinien  «[,  a„  a^,  ...  und  die  Sumn 
der  Umfange  ü^+U^+ü^-\ —  beliebig  vieler  ebenen  geradUaig£ 
Vielecke  A',,  iV^,  JVj,  . ..  gegeben,  so  ist  die  Summe  ihrer  Flächei 

inhalte  Fj-\-F^+F^-\ ein   Maximum,    wenn    1)  jedes    Vielet 

einem  Kreise  eingeschrieben  ist;  wenn  2)  die  unbestimmte 
Seiten  eines  jeden  unter  sich  gleich  sind,  und  somit  (vermöge 
von  einem  Kreise  berührt  werden;  und  wenn  3)  alle  diese  zn 
Theil  eingeschriebenen  Kreise  einander  gleich  sind."  Und  nr 
gekehrt:  „Wenn  die  Grundlinien  der  Vielecke  nebst  der  Sumn 
ihrer  Inhalte  gegeben  sind,  so  ist  unter  den  nämlichen  drei  B 
dingungen  die  Summe  ihrer  Umfange  ein  Miniraum," 

U.  „Sind  die  geradlinigen  Grundlinien  a,,  a,,  a^,  ...  uc 
die  Summe  der  Umfange   Ü,+U,-hU,-i —  beliebiger  Figuren  A 


.  Aufjp^aben  und  Lehrsätze.  39 

belohnt;    und  blieben  sie  auch  in  Rücksicht  anderer  Sätze  vor  der  Hand 
noch  Eruchtlos,    so    bin    ich  doch  der  Meinung,    dass   es  in  den  meisten 
?yien   gelingen   werde,    ein  günstiges  Resultat  zu  erhalten;    damit  wird 
dum  zugleich   der  Vortheil  verbunden  sein,  dass  das  wahre  Wesen  der 
Sitze  mehr  aufgeklärt,  d.  h.   ihr  Ursprung  oder   die   nothwendige  Bedin- 
gung ihrer  Existenz  nachgewiesen  wird,    welches  Alles  bei  der  anderen 
Methode  weder  gefordert,   noch  in  derselben  Einfachheit  erlangt  werden 
kann.    Freilich  wird  die  letztere  Methode  jeden  aufgestellten^  Satz  sofort 
;  .   «ich  leicht  beweisen,    sobald  man   nämlich  sieht,    worauf  es   eigentlich 
ankommt,   welche  Grössen  in  Rechnung  zu   bringen   sind  u.  s.  w.     Aber 
dieses  ist   unstreitig  weniger  wichtig    als  jenes,    nämlich  den  Satz   aus 
seinen  primitiven  Gründen  auf  die  einfachste  Art  herzuleiten  und  dadurch 
Beinen  natürlichen  Zusammenhang  mit  anderen  Sätzen,  oder  die  Abhängig- 
keit der  Sätze  von  einander  nachzuweisen.     Zudem  giebt  es  viele  Sätze, 
die  ausschliesslich  nur  durch  geometrische  Betrachtungen  und  als  Folgen 
einer  stufenweisen    Entwickelung    sich   mit   gehöriger   Eleganz    beweisen 
lassen.    So  z.  B.  ergab  es  sich,  dass  die  vorstehenden  Sätze  (6,  7  und  8) 
^  Gnmde  nur  auf  dem  einfachen  Elementarsatze  beruhen:  „Dass  unter 
^®fl  Sehnen    eines  Kreises    der  Durchmesser    die    grösste    sei**, 
'lewohl  sie  beim  ersten  Anblick  viel  schwieriger  zu  sein  scheinen,   und 
'^«onders,  als  Aufgaben  gestellt,   noch  eher  zu  verwickelten  Rechnungen 
^ass  geben  könnten,    aus    denen    die  einfache  Bedingung,    welche    die 
^tze  enthalten,  schwer  zu  erkenii^n  sein  durfte.   Jetzt  mögen  sie  leichter 
2a  beweisen  sein. 

Da  meine  Untersuchungen  über  die  oben  genannten  Gegenstände  sich 
itt  sehr  ausdehnten  und  mich  theil weise  auf  Hindemisse  führten,  deren 
Ceberwindung  mir  noch  nicht  gelungen  ist,  so  habe  ich  mich  entschlossen, 
vorerst  nur  einen  Abschnitt,  welcher  insbesondere  das  „Isoperimetrische" 
(in  der  Ebene,  auf  der  Kugelfläche  und  im  Räume)  enthalten  wird,  aus- 
»aarbeiten  und  demnächst  in  einer  kleinen  Schrift  bekannt  zu  machen. 
K<)  genannten  Sätze  sind  dem  Inhalte  dieser  Schrift  entnommen,  wo  sie 
*af  die  angedeutete  Art  bewiesen  werden.  Gleicherweise  werden  in  der- 
l  selben  durch  ebenso  elementare,  als  der  Natur  des  Gegenstandes  ange- 
f  niessene,  geometrische  Betrachtungen  mehrere  andere  interessante  Sätze 
r  ^wiesen  werden,  welche  jeder  anderen  Betrachtungsweise,  wie  es  wenig- 
t  stens  nach  den  bisherigen  Leistungen  den  Anschein  hat,  weniger  leicht 
^iiglich  sein  möchten.  Dahin  rechne  ich,  —  ausser  den  obigen  Sätzen 
^  denen,  welche  den  Aufgaben  im  XIV.  Bande  von  Grelles  Journal 
(S.  88,  Aufg.  2  a,  c,  e;  3  a,  c,  e;  6,  7)*)  entsprechen  —  namentlich  die 
Sitze  über  regelmässige  sphärische  Figuren,   indem  bis  jetzt,  so  viel  mir 

•)  Cf.  Band  U.  S.  27—29  dieser  Ausgabe. 


40  Aufgaben  und  Lehrsätze. 

beksont,  noch  auf  keine  Weise  die  Frage  erledigt  ist,  ob  bei  diesen  Fi- 
guren, wenn  sie  gleichen  Umfang  haben,  diejenige,  «eiche  mehr  Seiten 
hat,  auch  grösseren  Inhalt  habe,  wie  solches  bei  den  regolmüssigeii  Figuren 
in  der  Ebene  der  Fall  ist;  ja  nicht  oininal  für  das  sphärische  Dreieck  und 
Viereck  ist  diese  Frage  entschieden.  In  der  genannten  Schrift  wird  die 
Frage  aUgemein,  und  ich  darf  wohl  sagen,  auf  die  einfachste  Art  beant- 
wortet, was  ohne  Zweifel  auch  jeder  Unparteiische  zugestehen  wird. 
Uobrigens  sind  die  in  Rede  stehenden  sphärischen  Sätze,  nebst  den  neuen 
Beweisen  der  analogen  Sätze  in  der  Ebene,  der  Gegenstand  einer  am 
7.  Dec.  V.  J.  in  der  Rönigl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin  ge- 
haltenen Vorlesung. 


Aufgaben  und  Lehrsätze. 


Crelle's  Journal  Band  XVI.  S.  86  — 94. 


Aufgaben  und  Lehrsätze. 

Die  nachstehenden  Sätze  stehen  zum  Theil,  wie  man  bemerken  wird, 

den  drei  letzten,  die  in  der  vorhergehenden  Abhandlung  von  mir  ge- 

en  worden,   in  eigenthümlicher  Beziehung.     Was  in  der  dortigen  An- 

rkung  gesagt  worden,  gilt  daher  zugleich  auch  für  einige  der  hier  fol- 

den  Sätze. 

1.  Wenn  ein  Winkel  und  der  Umfang  eines  ebenen  oder  sphärischen 
2cks  gegeben  sind,  so  ist  sein  Inhalt  ein  Maximum,  wenn  a)  alle  übrigen 
nkel  einander  gleich  und  wenn  es  ß)  einem  Kreise  umschrieben  ist. 

2.  Ist  von  zwei  beliebigen  Vielecken,  einem  w-Eck  und  einem  n,-Eck, 
i  jedem  ein  Winkel  a,  a, ,  und  ist  die  Summe  ihrer  Umfange  ü-\-ü^ 
leben,  so  ist  die  Summe  ihrer  Flächeninhalte  F-{-F^  dann  ein  Mini- 
im  Maximorum,  wenn  jedes  Vieleck,  für  sich  betrachtet,  den  Bedin- 
igen  (ot,  ß)  des  vorigen  Satzes*(l)  genügt,  und  wenn  die  ihnen  einge- 
riebenen Kreise  einander  gleich  sind.  (Das  heisst:  Wird  die  gegebene 
txjne  U-{-  Z7,  auf  alle  möglichen  Arten  unter  die  Umfange  Uy  ü^  vertheilt, 
ist  für  jeden  Fall  insbesondere  die  Summe   der  Flächeninhalte  F-\-F^ 

grössten,  wenn  jedes  Vieleck  den  Bedingungen  des  Satzes  (1)  genügt; 
^  nun  ist  unter  allen  diesen  grössten  Summen  diejenige  die  kleinste 
^oimum  Maximorum),  welche  stattfindet,  wenn  die  den  Vielecken  ein- 
^^hriebenen  Kreise  einander  gleich  sind.) 

Dieser  Satz  gilt  gleicherweise  für  drei,  vier,  fünf,  . . .  Vielecke. 

3.  Sind  von  einem  ebenen  oder  sphärischen  7i-Eck  die  Summe  von 
^  1  Seiten  und  die  dazwischen  liegenden  n — 2  Winkel  (einzeln)  gegeben, 
*2st  sein  Inhalt  dann  am  grössten,  wenn  die  übrigen  zwei  Winkel  ein- 
Lor  gleich,  und  wenn  jene  n — 1  Seiten  von  einem  Kreise  berührt  wer- 

>  dessen  Mittelpunct  in  der  n^°  Seite  liegt. 

4.  I.  Wenn  von  einem  ebenen  oder  sphärischen  Vierecke  zwei 
^kel,  eine  Seite  und  die  Summe  der  drei  übrigen  Seiten  gegeben  sind,  so 
^l  dabei  vier  Fälle  zu  unterscheiden,  nämlich  1)  die  gegebenen  Winkel 
?en  an  der  gegebenen  Seite,    oder  2)  keiner  liegt  an  derselben,   oder 

sie  stehen  einander  gegenüber,  oder  endlich  4)  sie  liegen  beide  an  einer 
-Ue,  die  der  gegebenen  anliegt.    Es  ist  die  Frage,  unter  welcher  Bedin- 


44 


Aufgaben  und  Lehri^tze. 


(TUDR  der  Inhalt  dos  Vierecks  in  jedem  der  vier  Fälle,  für  sich  botraclitet, 
ein  Maximum  oder  Minimum  sei.  Für  den  on<lcn  Füll  (1)  findet  die»  z.  B. 
slatt,  wenn  die  nicht  gegebenen  zwei  Winkel  einander  gleich  sind;  und 
zwar  findet  dabei  ein  Maximum  oder  Minimum  »tatt,  je  nachdem  die 
Kumme  der  gegebenen  zwei  Winkel  grösser  oder  kleiner  als  n  (2  Rechte); 
ist  Hte  gerade  gleich  7t,  so  ist  diu  Aufgabe  unbestimmt,  d.  h.  alle  Vierecke 
haben  gleichen  Inhalt. 

II.  Die  analoge  Aufgabe,  wenn  oin  Winkel,  zwei  Sciton  und  die 
Summe  der  zwei  übrigen  Seiten  gegeben  sind. 

5.  Ilcissen  die  Seiten  eines  ebenen  oder  sphärischen  Dreiecks  a,  b,  c, 
dioilmen  gegenüberstehenden  Winkel  beziehlich  a,  ß,  f,  und  beeeichoet 
man  den  Inhalt  dos  Dreiecks  durch  A,  den  Umfaiig  durch  u,  die  Summe 
der  Seiten  a,  b  durch  s  und  die  Summe  der  Winkel  «,  ß  durch  u,  so  fin- 
alen für  diese  verschiedenen  GrösHon,  in  Hinsicht  auf  Maximum  und  Mini- 
mum, unter  anderen  folgende  Sätze  statt  (von  denen  aber  einige  nur  für 
(las  sphärische  Dreieck  gelten): 


Gügulieii. 

SUximii,]]. 

MiuLumiii. 

BodiugiHig. 

I. 

U,      0 

A,  r 

«  =  «. 

■2. 

M 

A 

o  =  J  =  c. 

3. 

A,   1 

",   t 

a  =  S,    od»    .  =  p. 

4. 

A 

u 

a  =  i=e. 

5. 

.,  J 

A 

• 

K  =.  «+p. 

6. 

'1. 

«.    ? 

u 

r+.  -  a+b. 

A 

a  =  h    lind    Y  =  "+P. 

B. 
9. 
10. 

s 

u 

a  =  p  und  c-i-n  =  a-i-b. 

A,  c 

t 

0,    «,    « 

a  =  b. 

•^  T 

;  A,  , 

c 

.  =  P. 

11. 

A,   . 

1.  «,  « 

«  =  «. 

^H 

Aufgaben  und  Lehrsatze.  45 

„Wenn  ein  Winkel  (a)  eines  ebenen  oder  sphärischen  Drei- 
ecks und  die  Summe  s  zweier  Seiten  (a,  i),  wovon  die  eine  dem 
Winkel  gegenüberliegt,  gegeben  sind,  so  ist  sein  Flächeninhalt 
(ZV)  dann  am  grössten,  wenn  der  Winkel  (7),  welcher  der  dritten 
Seite  gegenübersteht,  doppelt  so  gross  ist,  als  der  andere  nicht 
gegebene  Winkel  (ß)." 

6.  I.  „Die  unbegrenzten  Schenkel  eines  gegebenen  Win- 
kels mit  einer  beliebigen  krummen  Linie  so  zu  verbinden,  dass 
die  dadurch  entstehende  Figur  bei  gegebenem  Umfange  den 
grössten  Inhalt,  oder  bei  gegebenem  Inhalte  den  kleinsten  Um- 
fang habe.  Welche  Form  muss  die  genannte  Linie  haben,  und 
welche  Lage  gegen  die  Schenkel  des  Winkels?" 

n.     Die  analoge  sphärische  Aufgabe. 

IIL  Die  analoge  Aufgabe  im  Räume,  wenn  z.  B.  (statt  jenes  Winkels) 
ein  gerader  Kegel  gegeben  ist,  von  welchem  ein  Stück  (dem  Scheitel 
anliegend)  abgeschnitten  werden  soll,  das  bei  gegebener  Oberfläche  den 
grössten  Körperinhalt  hat. 

7.  Unter  allen  sphärischen  Dreiecken,  welche  irgend  einem  gegebenen 
sphärischen  Dreiecke  eingeschrieben  sind,  hat  dasjenige  den  kleinsten  Um- 
fang, dessen  Ecken  in  den  Fusspuncten  der  (sphärischen)  Perpendikel  lie- 
gen, welche  aus  den  Spitzen  des  gegebenen  Dreiecks  auf  die  gegenüber- 
stehenden Seiten  herabgelassen  werden.  (Beim  ebenen  Dreieck  findet  be- 
kanntlich ein  gleichlautender  Satz  statt.) 

8.  Unter  allen  sphärischen  Dreiecken,  welche  irgend  einem  gegebenen 
sphärischen  Dreiecke  umschrieben  sind,  hat  dasjenige  den  grössten  Inhalt, 
dessen  Seiten- auf  die  Quadranten  fallen,  welche  zwischen  den  Seiten  des 
gegebenen  Dreiecks  und  den  ihnen  gegenüberliegenden  Ecken  sich  ziehen 
lassen. 

9.  Unter  allen  sphärischen  Vierecken,  welche  einem  gegebenen  sphä- 
rischen Vierecke  um-  oder  eingeschrieben  sind,  die  besondere  Eigenschaft 
desjenigen  anzugeben,  dessen  Inhalt  ein  Maximum,  oder  dessen  Umfang 
ein  Minimum  ist. 

10.  Unter  allen  dreiseitigen  Pyramiden,  welche  einer  gegebenen  drei- 
seitigen Pyramide  eingeschrieben  sind,  diejenige  zu  bestimmen,  deren 
Oberfläche  ein  Minimum  ist.     (Desgleichen  bei  anderen  Polyedern.) 

11.  I.  Unter  allen  Kreissectoren  (verschiedener  Kreise  aber)  von 
gleichem  Umfange,  denjenigen  zu  finden,  der  so  beschaffen  ist,  dass  der 
ihm  eingeschriebene  Kreis  (der  die  beiden  Radien  und  den  Bogen  berührt) 
ein  Maximum,  oder  der  ihm  umschriebene  Kreis  ein  Minimum  ist 

11.  Desgleichen  die  analoge  sphärische  Aufgabe. 

12.  Unter  allen  Kugelsectoren  (d.  i.  ein  gerader  Kegel,  dessen  Grund- 
fläche ein  Theil  der  aus  seinem  Scheitel   beschriebenen  Kugelfläche  ist) 


46  An&nbpD  Dnd  Lehrsäti«. 

von  gleicher  Oberfläche  denjenigen  anzogebeo.  in  welchen  sich  die  grösste. 
oder  um  welchen  »ich  die  kleinste  Kugel  beschreiben  läsat. 

1^.  I.  Unter  allen  sphärischen  Kreissectoren  auf  der  nämlichen  Kugei- 
fläcbe  und  von  gegebenem  Umfange  hat  deijenige  den  grössten  Flächen- 
inhalt, dessen  Centriwinkel  (den  die  twei  sphärischen  Radien  am  Pol  des 

Kreises  bilden)  gleich  —  Rechte,  ond  zwar  ist  dieser  grösste  Inhalt  dem 

Quadrat  der  Sehne  gleich,  welche  einem  der  beiden  sphärischen  Radien, 
die  den  Sectw  bilden,  zugehört  (d.  i.  diejenige  Gerade,  welche  die  Endpuncte 
eines  der  genannten  Radien  innerhalb  der  Kugel  mit  einander  verbindet). 
n.  Wenn  der  Umfang  de^  Sectors  gegeben  ist,  die  Kugel  aber  nicht, 
so  soll  diese  so  bestimmt  werden,  dass  der  Inhalt  des  Sectors  ein  Maxi- 
mum Maximomm  wird. 

14.  1.  Unter  den  verschiedenen  Geraden,  welche  die  Fläche  eines 
gegebenen  Dreiecks  in  xwei  gleiche  Theile  Iheilen,  die  kleinste  oder 
grösste  anzugeben.   Desgleichen,  wenn  sich  die  Theile  verhalten  wie  n:m. 

II.  Desgleichen,  wenn  statt  des  Dreiecks  ii^nd  ein  Vieleck,  oder 
irgend  eine  ebene  geschlossene  Curve  gegeben  bt 

LIJ.     Desgleichen  bei  den  Figuren  auf  der  Eugelftache. 

15.  I.  Unter  allen  Ebenen,  welche  den  Eörperraum  einer  gegebenen 
dreiseitigen  PjTamide  in  xwei  gleiche  Theile  theilen  (oder  im  VerhiUtnist 
n:»i)  diejenige  anzugeben,  bei  welcher  die  Durchschnittsflgur  den  klein- 
sten oder  grössten  Inhalt  oder  Umfang  hat. 

n.  Desgleichen,  wenn  statt  der  genannten  Pj7«mide  irgend  ein  an- 
derer Körper,  von  ebenen  oder  krummen  Flächen  begrenst,  gegeben  ist 

16.  I.  Wird  eine  unbegrenzte  prismatische  (oder  cylindrische)  S&ul^ 
von  beliebigen  Ebenen,  die  nicht  mit  den  Kanten  derselben  parallel  sind.-^ 
geschnitten,  so  liegen  die  Schwerpuncte  der  Flächen  der  Durchschmtta-^ — 
Gguren  alle  in  einer  bestimmten  Gerades' ..J,  welche  den  Kanten  der  Säoli^ 


Aufgaben  and  Lehrsätze.  47 

Product  aus  der  einen  (oder  anderen)  Grundfläche  B  oder  C  in 
das  aas  dem  Schwerpuncte  (c  oder  V)  der  anderen  auf  sie  ge- 
fällte Perpendikel."  (Daher  folgt  auch,  dass  der  Inhalt  jeder  Grund- 
fläche oder  jeder  ebenen  Durchschnitts-Figur  um  so  kleiner  ist,  je  mehr 
der  Neigungswinkel,  den  sie  mit  der  barycentrischen  Axe  bildet,  sich  dem 
Rechten  nähert;  dass  also  jener  ein  Minimum  wird,  wenn  letzterer  diese 
Grenze  erreicht.) 

rV.    „Sind  von  einem  beliebigen  Prisma  (oder  Cylinder)  die 
eine  Grundfläche  (£),  die  Lage  der  Seitenflächen,  oder  die  Rich- 
tung der  Längen-Kanten  und  der  Körperinhalt  gegeben,   so  ist 
die  Grösse  und  Lage  der  anderen  Grundfläche  (C)  zwar  unbe- 
stimmt,  aber  in   allen   ihren   unzähligen  verschiedenen  Lagen 
geht  sie  stets  durch  einen  und  denselben  bestimmten  Punct  (c), 
welcher  zugleich  ihr  Schwerpunct  ist  und  in  der  barycentrischen 
Axe  des.  Prismas  liegt.^ 

In  den  besseren  Lehrbüchern  der  Stereometrie  wird  ein  Satz  bewiesen, 
welcher  der  einfachste  Fall  des  vorstehenden  Satzes  (EU)  ist;  nur  wird  er 
unter  einem  anderen  Gesichtspuncte  aufgefasst,  nämlich  es  wird  gezeigt: 
,das8  der  Inhalt  des  schief  abgeschnittenen  dreiseitigen  Pris- 
mas gleich  sei  dem  Producte  aus  der  einen  Grundfläche  in  ein 
Drittheil  der  Summe  der  drei  Perpendikel,  welche  aus  den 
Ecken  der  anderen  Grundfläche  auf  jene  herabgelassen  werden.^ 
Dorch  den  obigen  Satz  wird  der  eigentliche  Grund  dieses  Ausdrucks  auf- 
geklart, nämlich  er  ist  durch  die  besondere  Eigenschaft  des  Dreiecks  be- 
dingt, dass  der  Schwerpunct  seiner  Fläche  mit  dem  Schwer- 
punct seiner  drei  Eckpuncte  zusammenfällt,  denn  diese  Eigenschaft 
hat  Zur  Folge,  dass  die  Summe  der  vorgenannten  drei  Perpendikel  gerade 
dreimal  so  gross  ist,  als  das  aus  dem  Schwerpuncte  der  zweiten  Grund- 
lache auf  die  erste  gefällte  Perpendikel. 

17.  L  Wenn  der  Körperwinkel  an  der  Spitze  einer  beliebigen  Pyra- 
mide (oder  eines  Kegels)  nebst  dem  Körperinhalte  derselben  gegeben  ist, 
so  kann  zwar  ihre  Grundfläche  der  Grösse  und  Lage  nach  sich  unendlich- 
bch  verändern,  aber  sie  ist  dabei  dem  Gesetz  unterworfen:  „dass  sie  in 
allen  ihren  verschiedenen  Lagen  eine  bestimmte  krumme  Fläche 
berührt,  und  dass  der  Berührungspunct  zugleich  ihr  Schwer- 
punct ist."  Der  Körperwinkel  (oder  Kegel)  ist  ein  „Asymptoten- 
Körper  winkel'^  der  krummen  Fläche. 

U.  Es  sollen  die  Gleichung  und  die  Eigenschaften  der  genannten 
krummen  Fläche  gefunden  werden*). 


^  Ist  der  gegebene  Körperwinkel  insbesondere  dreikantig,  und  werden  seine  Kanten 
n  Coordinaten-Axen  angenommen,  so  hat  die  Gleichung  der  in  Frage  stehenden  Fläche 


48  Aufgaben  und  Lehrsätze. 

Ana  der  angegebenen  Eigenschaft  (I)  folgt  weiter: 

m.  „Dass  unter  allen  Pyramidea  (oder  Kegeln)  von  glei- 
chem Inhalt  und  gomeioBchaftlichem  Eörperwinkel  an  der  Spitze  , 
diejenige  die  kleinste  Grundfläche  hat,  bei  welcher  das  Per- 
pendikel aus  der  Spitze  auf  die  Grundfläche  den  Schwerpnnct 
der  letzteren  trifft." 

IV.  „Und  dasti  unter  allen  Pyramiden  (oder  Kegeln)  T»xt 
gleich  grossen  Grundflächen  und  gemeiDSchaftlichem  Körper- 
winkel an  der  Spitze  diejenige  den  grössten  Eörperinhalt  hat^, 
welche  die  nämliche  Eigenschaft  (III)  besitzt." 

18.  I.  Wenn  ein  beliebiger  Körper  der  Form  und  Grösse  nach  ge- 
geben ist:  von  welcher  krummen  Fläche  werden  dann  die  gesammten 
Ebenen,  die  von  demselben  gleich  grosse  Segmente  abschneiden,  berührt? 
und  in  welchem  Puncte  wird  jede  Ebene,  als  Grundfläche  des  Segments 
betrachtet,  von  derselben  berührt?  (Ist  z.  B.  die  Oberfläche  des  gegebenen 
Körpers  vom  zweiten  Grade,  so  ist  die  gesachte  Fläche  ihr  ähnlich,  mit 
ihr  conceutrisch,  und  die  Grundfläche  des  Segments  wird  in  ihrem  Schwer- 
pUDcte  berührt.) 

II.  Dieselben  Fragen,  wenn  nicht  das  Segment,  sondern  die  Gnrnd- 
fläche  constanten  Inhalt  haben  soll. 

19.  Es  giebt  drei  Polyeder,  wovon  jedes  entweder  fünf  Seitenflächen 
oder  fünf  Ecken  hat,  nämlich  1)  die  vierseitige  Pyramide  (hat  fünf  Ecken 
und  fünf  Flächen),  2)  die  abgestumpfte  dreiseitige  Pyramide  (oder  das 
Prisma)  und  3)  die  sechsflächige  Doppelpyramide  (diese  ist  von  sechs 
Dreiecken  begrenzt  und  hat  fünf  Ecken).  Angenommen  diese  drei  Körper 
haben  gleich  grosse  Oberflächen,  und  jeder  sei  so  coustmirt,  dass  sein 
Inhalt  ein  Maximum  ist,  so  wird,  weim  man  die  Inhalte  nach  der  Reihe 
durch  a,  b,  c  bezeichnet, 

a:b^b:c,    oder    b*  =  ac,    wobei     (;>-ft>a; 
und  umgekehrt:    haben  die  Körper  gleichen  Inhalt,  und   ist  jeder  so  be- 
schaffen, dass  seine  Oberfläche  ein  Minimum  ist,  so  hat  man,  wenn  di&so 
Obcrtlacheii  dmch  a.  S.  i  bezeichnet  wcrJi'ii. 


Aufj^fabcn  und  Lehrsätze.  49 

20.  Welche  Relationen  finden  nach  Analogie  des  vorigen  Satzes  (19) 
bei  den  verschiedenen  Körpern  statt,  welche  sechs  Ecken  oder  sechs 
Flächen  haben?  —  Oder  wenn  die  7  verschiedenen  sechsflächigen  Körper 
gleich  grosse  Oberflächen  haben,  und  wenn  jeder  so  beschaffen  ist,  dass 
er  den  grössten  Inhalt  hat:  in  welcher  Ordnung  folgen  dann  diese  Maxima 
ihrer  Grösse  nach  auf  einander?  welches  ist  z.  B.  das  kleinste?  Und 
welches  Verhältniss  haben  unter  diesen  Umständen  die  Inhalte  der  ein- 
zelnen Seitenflächen  jedes  Körpers,  für  sich  betrachtet,  zu  einander? 

21.  „Wenn  die  Netzform  eines  Polyeders  (d.  h.  die  Anzahl, 
Gattung  und  Aufeinanderfolge  seiner  Seitenflächen)  so  wie  seine  Ober- 
fläche (Summe  aller  Seitenflächen)  gegeben  ist:  unter  welchen  Be- 
dingungen ist  dann  sein  Körperinhalt  ein  Maximum?^ 

22.  „Wenn  die  Grundfläche  einer  vierseitigen  Pyramide 
der  Form  und  Grösse  nach,  und  wenn  die  Summe  der  Seiten- 
flächen gegeben  ist,  so  soll  die  Bedingung  gefunden  werden, 
öater  welcher  der  Inhalt  der  Pyramide  ein  Maximum  wird." 

Dieselbe  Aufgabe  in  Rücksicht  auf  Pyramiden  von  beliebig  vielen 
Seitenflächen. 

Die  Lösung  dieser  Aufgabe  ist  meines  Wissens  nur  für  den  besonderen 
Fall  bekannt,  wo  die  Grundfläche  der  Pyramide  einem  Kreise  umschrieben 
ist.  Für  den  gegenwärtigen  allgemeinen  Fall  ist  die  Lösung  weniger  leicht 
^d  einfach. 

23.  Wenn  die  Grundfläche  einer  beliebigen  Pyramide  der  Form  und 
ßj^sse  nach  nebst  dena  Körperinhalte  derselben  gegeben  ist,  so  soll  die 
^dingung  gefunden  werden,  unter  welcher  entweder  1)  der  Inhalt  des 
^örperwinkels  an  der  Spitze  (d.  i.  die  Summe  seiner  Flächenwinkel),  oder 
2)  die  Summe  der  Kantenwinkel  an  der  Spitze,  oder  3)  die  Summe  der 
^Örperwinkel  an  der  Grundfläche  ein  Maximum  wird. 

24.  Wenn  von  einer  beliebigen  Pyramide  der  Körperwinkel  an  der 
Spitze  (der  Form  und  Grösse  nach)  nebst  dem  Körperinhalte  gegeben  ist, 
^  soll  die  Bedingung  angegeben  werden,  unter  welcher  entweder  1)  der 
^ixifang  der  Grundfläche,  oder  2)  die  Summe  der  Seitenflächen,  oder 
^J  die  ganze  Oberfläche,  oder  4)  die  Summe  der  Kanten,  etc.  ein  Mini- 
^Om  wird. 

25.  Wenn   die   Grundfläche   einer  beliebigen  Pyramide   (oder  eines 
^^gels)  der  Form  und  Art  nach  (d.  h.  sie  ist  einer  gegebenen  Figur  ähn- 
"Ch)  und  wenn  die  Oberfläche  derselben  ffcffeben  ist:   unter  welchen  Be- 
^*^iigimgen  ist  dann  ihr  Körperinhalt  ein  Maximum? 

Wenn  insbesondere  die  Grundfläche  ein  Kreis,  oder  ein  dem  Kreise 
^geschriebenes  Vieleck  ist,  so  ist  bekanntlich  der  Inhalt  der  Pyramide 
^k  Maximum,  wenn  die  Summe  der  Seitenflächen  dreimal  so  gross  als  die 
Gmndfläche  ist. 

•  ttlner'f  Werke.    II.  4 


50  Aufgaben  und  Lchrsülzc. 

26.  Wenn  die  Grundfläche  einer  Pyramide  der  Form  und  Grosse 
nach,  und  wenn  die  Summe  der  an  der  Spitze  Hegenden  Kanten  gegeben 
ist,  so  ist  ihr  Inhalt  dann  ein  MaximntD,  wenn  jede  durch  die  Spitze  der 
GnindHächc  parallel  gezogene  Gerade  mit  jenen  Kanten  solche  Winkel 
o,  ß,  •):,  . , .  bildet,  ffir  welche  stets  die  Gleichung 

cosaH-cosfl+cosy+---  ^  0 
Stattfindet. 

27.  „Wenn  die  Grundfläche  einer  abgestumpften  dreisei- 
tigen Pyramide  der  Form  und  Grösse  nach,  und  wenn  die  Summe 
der  vier  übrigen  Flächen  gegeben  ist:  unter  welcher  Bedingung 
ist  dann  ihr  Inhalt  ein  Maximum?" 

Dieselbe  Aufgabe  fiir  andere  Pyramiden,  oder  für  den  abgestumpften 
Kegel,  dessen  gegebene  Grundfläche  ein  Kreis  ist. 

28.  „Besteht  die  Oberfläche  eines  Körpers  aus  zwei  Thcilcn: 
aus  einer  der  Form  und  Grösse  nach  gegebenen  ebenen  Figur  A 
(als  Grundfläche  angesehen)  und  aus  einer  nur  der  Grösse  nach 
gegebenen  Flüche  B,  so  soll  man  die  Form  der  letzteren  für  den 
Fall  finden,  wo  der  Inhalt  des  Körpers  ein  Maximum  wird." 

Dieselbe  Aufgabe  für  irgend  einen  besonderen  Fall,  z.  B.  wenn  die 
gegebene  Grundfläche  A  ein  Dreieck,  Viereck,  etc.  oder  ein  regelmässiges 
Vieleck,  oder  ein  Kreissegment,  oder  eine  Ellipse  bt.  (Ist  A  ein  Kreis, 
so  ist  B  ein  Segment  der  KugelÜäche.) 

Oder  dieselbe  Aufgabe  allgemeiner,  wo  A  eine  beliebige  (nicht  ebene) 
gegebene  Fläche,  und  wo  ihre  Grenze,  die  sie  mit  B  gemein  bat,  irgend 
ein  (gegebenes)  schiefes  Vieleck,  oder  ii^cnd  eine  Curve  von  doppelter 
Krümmung  ist. 

29.  Wenn  die  Grundlinie  eines  Dreiecks,  so  wie  ihre  Lage  gegen 
eine  in  derselben  Ebene  liegende  Gerade  A,  nebst  der  Summe  der  Schenkel 


Maximum  und  Minimum  des  Bogens  einer 
beliebigen  Curve  im  Yerhältniss  zur  zuge- 
hörigen Abscisse  oder  Ordinate. 


Crelle's  Journal  Band  XVII.  S.83— 91. 

(Auszug  aus  einer  am  23.  Januar  1837  in  der  Akademie  der  Wissenschaften  zu 

Berlin  gehaltenen  Vorlesung.) 


Hierzu  Taf.  IH  und  IV  Fig.  3  —  6. 


Maximum  und  Minimum  des  Bogens  einer 
beliebigen  Curve  im  Verhältniss  zur  zuge- 
hörigen Abscisse  oder  Ordinate. 

1.    Die  nachstehenden  Resultate  gründen  sich  auf  den  folgenden 

Fundamentalsatz. 
„Wenn  die  Ordinate  y  in  irgend  einem  Puncte  C  einer  be- 
j  'iebigen  algebraischen  oder  transcendenten  Curve  jBGCff(Taf.  III 
^h'  3)  auf  der  zugehörigen  Tangente  ECF  nicht  normal  steht, 
sondern  auf  der  concaven  Seite  der  Curve  einerseits  einen 
stumpfen  Winkel  (jjt^)  gleich  a,  und  andererseits  einen  spitzen 
'Kinkel  (yf^)  gleich  ß  mit  derselben  bildet,  so  schneidet  die  im 
stumpfen  Winkel  zunächst  folgende  Ordinate  y^  von  der  Curve 
^lö  kleineres  Element  CG  gleich  i^  ab  als  von  der  Tangente  CE 
gleich  ^,,  dagegen  ist  bei  der  im  spitzen  Winkel  zunächst  fol- 
genden Ordinate  y,  das  Curven-Element  CH  gleich  6,  grösser 
*'*  das  der  Tangente  CF  gleich  t^^  also  ist 

b,<:t,  und  ij,>^2."*) 
Die  Richtigkeit  des  einen  Theiles  dieses  Satzes,  nämlich  dass  der 
^<^8^n  C!ff  im  spitzen  Winkel  ß  grösser  ist  als  die  Tangente  CF,  oder  h^>t^^ 
"^gt  klar  vor  Augen.  Denn  zieht  man  die  Sehne  CH,  so  ist  sie,  weil 
*i  gleich  a  ein  stumpfer  Winkel  ist,  die  grösste  Seite  im  Dreieck  CEF, 
also  CII>CF,  und  da  offenbar 

Bogen  Jj  >  Sehne  Cfl, 
'^  ist  folglich  um  so  mehr 

Aj  >  CF    oder    b.^  >  t^. 


*)  Man  vergleiche  unter  anderen  die  kleine  Schrift  von  Grelle  „  Ueber  die  Anwendung 
**'  Ahnung  mit  veränderlichen  Grössen  auf  Geometrie  und  Mechanik,  Berlin,  bei  Maurer 
^^16",  wo  ein  Satz,  der  mit  dem  gegenwärtigen  nahe  übereinkommt,  ausführlich  erörtert 
'in«!  begründet  wird. 


54  Huimum  und  Uinimum  von  Curven-Bogea. 

Wafl  den  andoreo  Theil  des  Satzes  betrifft,  so  ist  zunächst  zu  he- 
merken,  dasa,  wenn  die  Ciirvc  in  der  Nähe  des  Punctes  C  nach  G  hin 
keinen  singulären  Ponct  hat,  dann  die  Tai^nte  von  C  h\s  G  ihre  Ricb- 
tang  in  gleichem  Sinne  und  zwar  stetig  ändert,  so  dass  der  auiSuglich 
stumpfe  Winkel  a,  welchen  die  Tangente  CE  mit  der  Ordinate  y  bildet' 
stetig  abnimmt;  da  aber  diese  Abnahme  nur  allmälig  geschieht,  so  mos» 
es  nothwendig  immer  nahe  bei  C  solche  Functe  Q  geben,  wo  die  zuge- 
hörige Tangente  GL  und  Ordinate  y^  nach  derselben  Seite  einen  Wüibl^ 
Y  euischliessen,  welcher  kleiner  als  ce  and  grösser  (oder  nicht  kleiner)  ila 
ß  ist;  dann  aber  ist  in  dem  Dreiecke  GKE  Winkol 

1,  >  p„ 

weil  1,  gloicb  f  und  Pj  gleich  ß,  daher  weiter  Seite 

EK>GK, 
und  da  zufolge  des  Archi7ned\äc\iza  Grundsatzes 

GK'\-GK>  6„ 
so  ist  folglich  um  so  mehr 

CK^KE>b^, 
das  ist 

(,  >  *i, 
was  im  Satze  behauptet  wird. 

2.  Der  vorstehende  Satz  verliert  unter  anderen  namentlich  in  folge'*' 
den  drei  Fällen  seine  Gültigkeit:  1)  wenn  y  die  Normale  im  Punct«  ^ 
ist;  2)  wenn  C  ein  Wendungspunct,  oder  3)  ein  Rückkehrpunct  de^ 
Curvo  ist,  oder  einem  solchen  Puncte  unendlich  nahe  li^. 

3.  Durch  Hülfe  des  obigen  Satzes  (1)  ist  die  folgende  Aufgabe  leicb^ 
zu  lösen: 

„Die  besondere  Eigenschaft  desjenigen  Punctes  C  einer  b^' 


Maximum  und  Minimum  von  Curven-Bogen.  55 

i?ogeDS  hin,  also  otwa 

CD  =  BC=s 

2icht,  dann  der  Endpunct  D  der  Tangente  gerade  in  die  Ordinalen- Axe 
fallt,    so   wird    der  Punct  C  im   Allgemeinen    der  Aufgabe   genügen. 
?nn  unter  diesen  Umständen  hat  man,  vermöge  der  Parallelität  der  Ordi- 
ten  y,  y,,  y,  und  ihrer  Axe  Y 

xiDC  =  x^:  DEy 

er 

X  i  8  •      X.  •  o      r.  • 

d  ist  nun  z.  B.  der  Winkel  (yt^),  das  ist  yCDy  spitz  und  y^  nahe  an  y, 
Bvo  dann  ^i<A,  (1),  so  hat  man 

xis^Cx^:  8 — Aj, 
oder 

(1)  ^:8<::^j:Sj, 

venn  nämlich  der  Bogen  BG  gleich  s — b^  gleich  Sj  gesetzt  wird. 
Ebenso  hat  man 

x:DC  =  x^:  DF, 

oder 

X   \   8      -——      U/o    I    ö""  I"  &a, 

und  daher,  da  f,  >  A^  (l)? 

a;:8<:.r2:  5-+-A,, 
oder 

(If)  ^ :  5  <  0^2 :  «2, 

wo  «3  den  Bogen  ßfi  bezeichnet. 

Denmach  ist  in  der  That  unter  den  vorausgesetzten  Umständen  die 
Abscisse  x  des  Punctes  C  im  Verhältniss  zum  zugehörigen  Bogen  s  (gleich  BC) 
kleiner  als  zunächst  vor  oder  nach  diesem  Puncto,  nämlich  kleiner  als 
j-,  :  s,  (I)  und  auch  kleiner  als  x^ :  s^  (II),  folglich  ist  x:8  ein  Minimum 
(oder  s:x  ein  Maximum).  Das  charakteristische  Merkmal  dieses  Mini- 
mums besteht  darin,  dass  das  Ende  des  Bogens  s,  in  Rücksicht  der  beiden 
Winkel  (y^,),  (y^,)^  welche  die  Ordinate  auf  der  concaven  Seite  der  Curve 
mit  der  Tangente  bildet,  in  demjenigen  Winkel  (yt^)  liegt,  welcher  spitz 
ist.  Findet  nämlich  das  Umgekehrte  statt,  d.  h.  ist  der  Winkel,  in  welchem 
das  Ende  des  Bogens  s  liegt,  stumpf,  wie  etwa  bei  dem  Puncto  C,,  wo 
gleichfalls  die  Tangente  C\D^  gleich  dem  Bogen  BC^  gleich  s,  und  der 
Winkel  (yt^)  stumpf  sein  soll,  so  folgt  auf  dieselbe  Weise,  wie  vorhin, 
dass  jetzt,  wenn  die  Abscisse  für  einen  Augenblick  durch  z  bezeichnet 
wird, 

und 


'iiM  ^>  ta  -iüüeai  TaHä  -iiä  Vec^iähaL»  >!»  At^öidie  mm  zo^ehorigm 
R-Jttm,  dkt  üt  r:4.  eä  M&xinsBi  />ier  EanKki^&n  «:;  cm  Utoimom)  ist 

bau  nnKf  am  ilmtüfwn  UstäSäikies  •&  'IiidöttSe  y  im  Vnliiltiiisi 
nun  zagfhßngta  Baten  *  «ä  Umtntrrfi  .>^  Huiaiim  «ird.  ist  einlendt- 
:e9d  Tiai  z«ar  durch  den  T^'c:l^t«befiden  Beveü  «latifiA  daizethan,  wofem 
nLin  DämEch  du  Nuneo  der  C>>;rüna:en-Ax£n  X.  F  TcnuediL 

4.  Äuä  der  Torstebak'ies  Beoadtnnu  ^)  scUieA  mao  zonädiBt 
fobende  aDzemeiDe  Sätze: 

&.  .Wird  ire^nd  *iii*  Carre  BO'.C....  anf  beliebige  Coordi- 
naten-Ax«D  X,  T  bei-:-z«n.  osd  b^irachi^t  man  ein«n  rerioder- 
lichen  B42«n  fCcIeicb«  d«rs«ib<fa.  d«r  tod  ir2«nd  rinem  festei 
Panrte  B  aDfinet.  ;•>  Ul  di^^er  B-:-z«d  im  Verhältniäs  ta  der 
Abdcis^e  ^  (od«r  Ordinate  «^  *«ine<  bevezlichea  Endpaoctes  C 
oater  anderen  im  Allzem^inen  eis  Maximcm  oder  Minimom, 
wenn  die  Tangente  in  dem  Utiteren  Paocte  C.  nach  der  Seite 
des  Boeens  hin  nnd  bi^  an  die  Axe  I*  {^i'der  X)  genommen, 
gerade  dem  lagehÄFi^en  Bozen  zleich  Hl:  and  zvar  findet  ein 
Maximum  oder  Minimum  »tatt.  je  nachdem  der  Wiokel,  wel- 
chen die  Ordinate  ,v  (oder  Ab1^ci<?e  j-)  in  dem  genannten  End- 
pancte  mit  der  Tangente  (nach  derselben  Seite  hin)  bildet, 
beziehlich  spitx  oder  »tnmpf  ist.*  Oder  mit  aoderai  Worten  und 
anschaolieber: 

b.  .Wird  die  gegebene  Carve  von  dem  Pnncte  B  an,  von 
velchem  der  Bogen  anfingt,  abgewickelt,  so  entspricht  jedem 
Pancte  D,  i>,,  i),.  ...  (oder  J,  d^.  </.,  ...)-  i"  »elchem  die  Evol- 
vente BDDj  die  Axe  F  (oder  X}  schneidet.  anT  der  gegebenen 
Curve  ein  solcher  Panct  C  0.  t\,  ...  (oder  c,  <-,.  r..  ,,,),  dessen 
Abscisse  (oder  Ordinale)  im  Yerhaltniss  inm  ingehörigenBogeik 
ein  Maximum  oder  Minimum  ist.     Ist   die  gegebene  Corve  ins— 


Maximum  und  Minimum  von  Curven-Bogen.  57 

Eigenschaften  heben  aber  einander  auf,  so  dass  dem  vereinigten 
Puncte  (CCj)  keine  von  beiden  zukommen  kann,  vielmehr  be- 
sitzt er  die  Eigenschaft,  dass  die  zugehörige  Ordinate  y  zu- 
gleich die  Normale  ist.  Wenn  dagegen  die  gegebene  Curve  ßCCj 
die  Axe  Y  (oder  X)  berührt,  so  ist  der  Berührungspunct  zu- 
gleich einer  der  genannten  Puncte  C,  C^,  ...  (oder  c,  Cj,  . . .), 
und  zwar  ein  solcher,  für  welchen  x:b  ein  Minimum  wird,  und 
im  Falle  die  gegebene  Curve  endlich  und  geschlossen  ist  (b), 
fallen  unendlich  viele  solche  Puncte  mit  jenem  Berührungs- 
puncte  zusammen.^ 

Sieht  man  die  Curve  BDD^...  als  gegeben  an,  so  folgt  durch  Um- 
kehrung: 

d.  „Wird  eine  beliebige  Curve  J5Z)2),...  auf  irgend  ein  Coor- 
dinaten-System  YX  bezogen,  so  sind  diejenigen  Puncte  in  ihr 
(Z),  Dj,  Dj,  . . .  oder  d,  d„  d^,  . . .),  deren  zugehöriger  Krümmungs- 
halbmesser (DC,  -DjCj,  -DjC,,  . . .)  im  Verhältniss  zu  der  Ab- 
äcisse  X  oder  Ordinate  y  des  Krümmungsmittelpunctes  (C^  6j, 
C„  ...  oder  Cy  Cj,  c„  . . .)  ein  Maximum  oder  Minimum  sind,  un- 
mittelbar gegeben,  nämlich  sie  sind  die  Puncte,  in  welchen  die 
Curve  beziehlich  von  der  Ordinaten-Axe  (F)  oder  Abscissen- 
Axe  (X)  geschnitten  wird." 

5.  Aus  den  vorstehenden  Sätzen  (4)  lassen  sich  nun  weiter  unter 
anderen  nachstehende  besondere  Sätze  folgern: 

Wird  angenommen,  die  Coordinaten-Axen  Y^  X  seien  zu  einander 
rechtwinklig,  und  irgend  eine  endliche,  geschlossene,  überall  convexe 
Curve  A^CA  (Taf.  IV  Fig.  5)  sei  in  Bezug  auf  die  Axc  Y  symmetrisch 
und  werde  von  ihr  in  den  Puncten  A,  B  geschnitten,  so  dass  also  jede 
Sehne  66,  CjG^,  . . .,  welche  der  Axe  X  parallel  ist,  von  der  Axe  Y  ge- 
häUtet  wird,  und  dass  die  Tangenten  in  Ay  B  der  Axe  X  parallel  sind, 
so  wird,  wenn  man  den  Bogen  s  von  A  anfangen  lässt,  der  Punct  C  in 
dem  Falle,  wo  die  Tangente  CD  dem  Bogen  -46C  gleich  ist,  der  erste 
sein,  dessen  Abscisse  CE  gleich  x  im  Verhältniss  zum  zugehörigen  Bogen 
A(^C  gleich  «,  ein  Maximum  wird  (4).  Dann  ist  aber  auch  zugleich  ver- 
möge der  Symmetrie  die  Abscisse  (iE  im  Verhältniss  zum  Bogen  -dOß 
ein  Maximum,  und  folglich  ist  sofort  die  Sehne  OE  im  Verhältniss  zur 
Summe  beider  Bogen 

wo  u  den  Umfang  der  Curve  bezeichnet,  ein  Maximum.  Gleicherweise 
folgt,  dass,  wenn  bei  der  Sehne  (7^6,  die  Tangenten 

Cj A+6, A  =  Bog.  A^iCAC.+AOiAQ.,  =  2u-hC,A(i,  =  s,, 

dann  das  Verhältniss  C^ß,  :  s,  ein  Maximum  ist.    Ebenso  wird  das  Ver- 


58  Majcimnin  und  Hinimum  von  Curven-Bogen. 

hältnisa  06 :  %r-i  oder  C,%  :  s^,,  ein  Maximum,  wenn  die  Sehne  OS  oder 
0,@,  so  beschaffen  ist,  dass 

COH-6ß  =  (2n— l)w4-CBg  =  si,_i, 

oder 

wo  n  irgend  eine  ganze  positive  Zahl  (1,  2,  3, . . .)  bezeichnet.  Aehniiche 
Resultate  erhält  man,  wenn  die  Th^e  des  Bc^ns  a  von  B,  statt  von  A, 
anfangen.     Also: 

a.  Wenn  eine  geschlossene  convexe  Curvo  A(§£CA  in  Bezng 
auf  irgend  eine  Axe  T  senkrecht  symmetrisch  ist,  so  ist  jede 
zur  Axe  scakrechte  Sehne  OS,  C^%  im  Verhältniss  zum  zuge- 
hörigen Bogen  s  ein  Maximum,  wenn  dieser  Bogen  der  Summe 
der  Tangenten  in  seinen  Endpuncton,  von  da  bis  zu  ihrem  gegen- 
seitigen Durchschnitte  D,  D,  genommen  (CD-h^D,  C,Z), 4-6,2),), 
gleich  ist;  und  zwar  ist  dabei  der  Bogen  jedesmal  grösser  als 
der  Umfang  u  der  Curve,  nämlich  er  besteht  aus  dem  einfachen 
Bogenstück  (Cßß,  C\A(E,),  welches  nach  der  Seite  hin,  wo  die 
Tangenten  sich  treffen,  über  der  Sehne  liegt,  und  ausserdem 
aus  n-mal  dem  Umfange  u,  wo  n  irgend  eine  ganze  positive 
Zahl  (die  mindestens  gleich  1  ist)  bezeichnet." 

Fügt  man  zu  den  obigen  Annahmen  noch  die  hinzu,  dass  die  Axe  X 
die  Curve  in  A  berühren  soll,  und  denkt  sich  sofort  den  Punct  C  so  be- 
schaffen, dass  Tangente  Gl  gleich  Bogen  AC,  so  ist  die  Ordinate  y  gleich 
AE  dieses  Punctes  im  Verhältniss  zum  Bogen  AC  ein  Maximum  (4),  und 
weil  vermöge  der  Symmetrie 

A^  =  AC    und    eb=6a, 
HO  ist  zugleich  auch  AE-.A^  ein  Maximum  und  folglich  auch  AE:AC-i-Ail 
oder  AE:CA^  ein  Maximum,   d.  h.  „sodann   ist  die  Höhe  AE  gleich  5r 


Maximum  und  Minimum  von  Curven-Bogen.  59 

Yerhältniss  ein  Maximum,  so  wie,  wemi  allgemein 

Cd'hQ.b  =  (2n— l)wH-C4e 
ist.     Also: 

b.  „Ist  eine  geschlossene  convexe  Curve  ACIMA  in  Bezug 
auf  irgend  eine  Axe  Y  symmetrisch,  und  schneidet  man  durch 
eine  zur  Axe  senkrechte  Sehne  ÖE  ein  Segment  ab,  so  ist  die 
Höhe  AE  gleich  y  desselben  im  Verhältniss  zum  Bogen  s  im 
Allgemeinen  ein  Maximum,  wenn  die  Tangente  X  im  Scheitel 
der  Curve  (oder  in  der  Mitte  A  des  Bogens)  von  den  Tan- 
genten Cdy  6b  in  den  Endpuncten  C,  6  des  Bogens  solche  Stücke 
abschneidet,  dass  jedes  dem  halben  Bogen  gleich  ist.  Dieser 
Zustand  kann  unendlich  oft  eintreten,  aber  von  dem  einen  Mal 
bis  zum  nächstfolgenden  nimmt  der  Bogen  zu,  enthält  den  Um- 
fang u  der  Curve  einmal  mehr,  so  dass  er  im  Allgemeinen  aus 
(n— l)tt  und  aus  einem  Stück  CA^  besteht;  auch  sind  die  Maxima 
der  Reihe  nach  immer  kleiner,  so  dass  das  erste,  wo  n  gleich  1 
und  der  Bogen  «  nur  aus  dem  Stück  (L46  besteht,  das  grösste  ist." 

6.  Wenn  die  gegebene  Curve  ACB(§,A  insbesondere  ein  Kreis  ist, 
so  folgen,  wenn  man  bemerkt,  dass  alle  Kreise  einander  ähnlich  sind,  aus 
den  vorstehenden  Sätzen  (5)  unmittelbar  die  folgenden: 

a.  „Unter  allen  Kreissegmenten  (von  verschiedenen  Kreisen, 
aber)  von  gleich  langem  Bogen,  ist  bei  demjenigen  die  Sehne 
(Oß)  im  Verhältniss  zum  Bogen  (s)  ein  Maximum,  bei  welchem 
die  Summe  der  Tangenten  in  den  Endpuncten  des  Bogens,  von 
da  bis  zu  ihrem  gegenseitigen  Durchschnitt  (D  oder  Z),)  ge- 
nommen, dem  Bogen  gleich  ist;  dieser  Zustand  tritt  bei  unend- 
lich vielen  Kreisen  ein,  aber  jedesmal  ist  der  Bogen  s  grösser 
als  der  Umfang  u  des  Kreises,  nämlich  er  besteht  aus  nu  und 
aus  dem  kleineren  Bogenstück  (Cß6  oder  C^Ai^J  über  der  Sehne 
(OK  oder  C,©,);  auch  werden  die  Maxima  der  Reihe  nach,  wenn 
n  gleich  1,  2,  3,  4,  . . .  ist,  immer  kleiner." 

b.  „Unter  allen  Kreissegmenten  von  gleich  langem  Bogen 
hat  dasjenige  die  grösste  Höhe  AE  gleich  y,  bei  welchem  die 
Tangenten  (Gf,  (5b)  in  den  Endpuncten  des  Bogens  von  derje- 
nigen in  der  Mitte -d  desselben  ein  Stück  fib  (gleich  Gi-|-ßb)  be- 
grenzen, welches  dem  Bogen  gleich  ist;  dieser  Zustand  kann 
bei  unendlich  vielen  Kreisen  eintreten,  aber  nur  das  erste 
Mal  ist  der  Bogen  CA(^  kleiner  als  der  zugehörige  Kreis;  bei 
jedem  späteren  Male  besteht  er  aus  nu  und  aus  dem  grösseren 
Bogenstück  (C-46)  über  der  Sehne,  wo  n  nach  einander  die  Werthe 
1.  2,  3,  4,  .  . .  hat;  dabei  werden  die  verschiedenen  Maxima  der 
Reihe  nach  immer  kleiner/ 


60  Uaxiraum  und  Miaimum  von  Curven-BogoD. 

7.  Man  denke  sich  die  Schaar  von  Kreisen  (d.  i.  alle  möglichen), 
wolche  die  Axe  X  (Taf.  IV  Fig.  6)  in  demselben  festen  Puncto  A  berühren 
und  deren  Mittclpuncto  M,  m,  M^,  m,,  ...  auf  einerlei  Seite  von  X  in  der 
Axc  Y  liegen,    nehme   auf  allen  Kreisen,    von  A   an   und  nach  gleicher 

Richtung,  Bogen  AD,  AC,  Ac, von  derselben  gegebenen  Länge  s,  so 

dass 

AD  =  AC=Ac  =  --  =  s, 
BO  werden  die  Endpunote  D,  C,  c,  .. .  der  Bogen  in  ii^nd  einer  be- 
stimmten Gurve  DCcAc^C,...  liegen.  Die  Gerade  AD  ist  nämlich  in  dem 
Falle  als  Bogen  anzusehen,  wo  der  Kreis  unendlich  gross  wird  und  mit 
der  Äse  X  zusammenfallt.  Die  Curve  fängt  also  von  D  an,  geht  von  da, 
indem  der  erzeugende  Kreis  kleiner  wird,  aber  sein  Umfang  m  noch  st«ta 
grösser  als  s  ist,  über  C,  c  nach  A,  wo  sie  die  Axe  X  berührt,  und  wo 
der  Umfang  u  des  zugehörigen  Kreises  gerade  gleich  s  wird.  Von  A 
kehrt  die  Curve  zurück,  bildet  die  Schleife  Ac^C^c^A,  für  welche  s  zwischen 
»  und  2u  liegt,  berührt  dann  abermals  die  Axe  X  m  A,  wenn  s  gerade 
gleich  2u  ist,  n.  s.  w.,  nämlich  die  Curve  enthält  unendlich  viele  Schleifen, 
die  sich  immer  enger  zusammenziehen,  so  dass  Jede  die  nachfolgende  um- 
schliesst,  mid  ebenso  oft  berührt  sie  die  Axe  X  va.  A,  wo  jedesmal  t 
gerade  ein  Vielfaches  von  u  wird.  Fragt  man  nun  nach  der  Eigenschaft 
derjenigen  Puncto  der  in  Betracht  stehenden  Curve,  für  welche  die  Ordinate 
y  oder  die  Abscisse  x  ein  Maximum  wird,  so  geben  dfe  obigen  Sätze  (6) 
unmittelbar  folgende  Antwort: 

a.  „Die  Abscisse  x  wird  in  allen  denjenigen  Puncton  2>,  c, 
c,,  fj,  ...  ein  Maximum,  wo  die  Normale  des  zugehörigen  Er- 
zeugungskreises durch  den  festen  Punct  D  geht,  oder  wo  die 
Tangente  (z.B.  crf)  des  Kreises  (m)  bis  an  die  Axe  K  genommen, 
dem  constanten  Kreisbogen  s  (oder  AD)  gleich  ist." 


Maximum  und  Minimum  von  Curvcn-Bogcn.  61 

scheinbar  andere  Bedinguog  bestimmt  wird,  und  welche  daselbst  „bary- 
ccntrische  Curve"  genannt  worden.  Beschreibt  man  nämlich  mit  dem 
Radius  AD  gleich  s  aus  A  den  Kreis  DGE  und  lässt  in  diesem  von  dem 
festen  Puncte  D  an  nach  G,  E  hin  einen  Bogen  stetig  wachsen,  so  ist 
der  Ort  seines  Schwerpunctes  die  oben  beschriebene  Cun^e  DCcAc^  C^  — 
Denn  angenommen,  die  Sehnen  DE  und  AC  irgend  zweier  Bogen  DGE 
und  AFC  gleich  AD  gleich  s  stehen  auf  einander  rechtwinklig,  so  liegt 
der  Schwerpunct  des  Bogens  DGE  in  AC\  und  dann  sind  die  Kreisseg- 
mente DGED  und  AFCA  einander  ähnlich  (weil  DA  nach  der  obigen 
Construction  den  Bogen  AFC  in  A  berührt),  so  dass  man  hat 

DGE:  DE  =  AFCiAC, 
oder 

DGEiDE  =^  AD:AC\ 

woraus  folgt,  dass  C  der  Schwerpunct  des  Bogens  DGE  ist. 

Nun  hat  die  Gurve  DCcA,,,   nach  Angabe   des   citirton   Satzes   die 
Eigenschaft,  dass  für  jeden  Punct  C  derselben  EC  die  zugehörige  Tangente 
ist;  wobei  dann  femer  EC  gleich  DC  und  Winkel  a  gleich  a,,  -f  gleich  -fj. 
Baraus  folgen  die  vorstehenden  Sätze  leicht.     Denn  in  dem  Falle,  wo  die 
Ordinate  y  irgend  eines  Punctes  "C  ein  Maximum  werden   soll,   muss   die 
Tangente  EC  der  Axe  X  parallel  sein;  alsdann  aber  ist  ß  gleich  Oj,  daher 
auch  p  gleich  a  und  daher  weiter  DA  gleich  DC  (weil  DE  auf  AC  senk- 
recht), folglich  ist  auch  DC  Tangente  des  Kreises  AFC,  weil  DA  es  ist. 
Ebenso  muss,  wenn  die  Abscisse  x  irgend  eines  Punctes  c  ein  Maximum 
werden  soll,  die  zugehörige  Tangente  ca  der  Axe  Y  parallel  sein;  alsdann 
'^t  e  gleich  8,,   und  da  stets  5  gleich  Oj,    so   ist   also  e  gleich  8,    daher 
^  gleich  mA,  mithin  m  der  Mittelpunct  des  entsprechenden  Erzeugungs- 
h^iscs  und  folglich,  vermöge  der  Congruenz  der  Dreiecke  med  und  mAD, 
die  Tangente  de  gleich  DA.     Dies  Alles  stimmt  mit  den  obigen  Sätzen 
überein. 


Aufgaben    und    Lehrsätze. 


Crellc's  Journal  Band  XVIII.  S.  278  — 280  und  3Gt)-375. 


Hierzu  Taf.  V  Fipf.  1—5. 


Aufgaben  und  Lehrsätze. 

Ist  C  irgend  eine  ebene  geschlossene  und  überall  convexe  Curve  in 
fester  Lage,  und  roUt  ein  gegebener  Kreis  K  in  der  nämlichen  Ebene  auf 
der  convexen  Seite  derselben,  so  beschreibt  jeder  mit  dem  Kreise  fest  ver- 
bunden gedachte  Punct  P  irgend  eine  Cur>^e  V,  welche,  wenn  K  immer  fort- 
rollt, beliebig  oft  um  C  herumläuft,  entweder  nach  einem  oder  nach  mehreren 
Umläufen  in  sich  zurückkehrt,  sich  schliesst,  oder  nie  in  sich  zurückkehrt 
(oder  nur  nach  unendlich  vielen  Umläufen),  je  nachdem  nämlich  die  Um- 
gänge von  iT und  C  beziehlich  commenslirabel  oder  incommensurabel 
^i'  Für  den  ersten  Fall,  welcher  hier  allein  betrachtet  werden  soll,  sei 

Umfang  K:  Umfang  C  =  k:cy 

*o  i  und  c  beliebige  ganze  Zahlen,  jedoch  relative  Primzahlen  sind;  als- 
dann wird  nach  k  Umläufen  jede  Curve  V  in  sich  zurückkehren.    Nur  die 
^'om  Mittelpuncte  p  des  Kreises  K  beschriebene  Curve  v  macht  hierbei 
eine  Ausnahme,   indem  sie  nämlich  schon  nach  dem  ersten  Umlaufe  in 
s'ch  zurückkehrt    und   dann  diesen   geschlossenen  Theil   von    ihr  A-mal 
'^«derholt,  bis  sich  äie  anderen  Curven  V  scMiessen.   Der  zwischen  einer 
"flehen  geschlossenen  Curve  V  und  der  Basis  C  liegende  Flächenraum  soll 
'^Malls  durch   V  bezeichnet  und  Inhalt   der  Curve  V  genannt  werden. 
')abei  sind  jedoch,  wenn  i>l  und  mithin  mehrere  (k)  Umläufe  statt- 
finden, gewisse  TheUe  der  Ebene  mehrfach  zu  nehmen  und  zu  jenem  In- 
'lalte  zu  rechnen;    so  ist  namentlich  der  Inhalt  der  Curve  v  gleich  dem 
/'-mal  genommenen  Räume,   welcher  zwischen  dem  einfachen  Bogen  der- 
selben, der  beim  ersten  Umlaufe  beschrieben  wird,  und  der  Basis  C  liegt. 
Bezeichnet  man  femer  den  Radius  des  Kreises  K  durch  r  und  den  Ab- 
stand des  Punctes  P  vom  Mittelpuncte  p  desselben  durch  a,  so  finden  unter 
änderen  nachstehende  Sätze  und  Gleichungen  statt: 

1.    „Die  von  dem  Mittelpuncte p  des  Kreises  if  beschriebene 
.'urve   V    hat   unter   allen   den    kleinsten   Inhalt   und   zwar   ist 

Steiner'«  Werke.    IL  5 


derselbe 


Aufgabe»  und  l^lir-iälü'- 


:  C2cH-^><-=, 


d.  h.  C2c4-^)-mal  so  gross  al«  die  Fläche  des  rolleadeu  Kreises,' 

2.  „Puncte  P,  welche  gleich  weh  vom  Mittelpuncto />  dei 
Kreises  eutfernt  sind,  boscliroilieii  Curvcn  V  von  gleichem  Id 
halle,  und  auch  umgekehrt;  und  zwar  i^t 

d.  Ii.  der  Inhalt  joder  solchen  Curve  ist  um  die  ('■-f-/)-fachf 
Flache  desjenigen  Kreises,  welcher  mit  dem  rollenden  concen- 
trisch  ist  und  durch  den  erzeugenden  Punct  P  geht,  grösser 
als  der  Inhalt  der  vom  Mittelpunote  p  beschriebenen  Curve  t' 
Liegt  itfsbesondere  der  Punct  /'  in  der  Kreislinie  K,  so  Am 
a  gleich  r,  so  ist 

3.  „Die  von  dem  Mittelpuncto  p  beschriebene  ('urve  r  ist 
unter  allen  die  kürzeste  und  /.war  ist  ihre  Länge 

d.  h.  (c-t-i(')-mal  so  gross  als  der  Umfang  dos  rollenden  Kreises.**) 
Die  vorstehenden  drei  Sütze    verlieren  nur    in   dem   ganz   speciollen 
Falle  ihre  Gültigkeit,  wo 

k  =  c=i, 
(I.  h.  wo  der  Kreis  K  und  die  Basis  C  gleichen  Umfang   haben,   denn   •" 
I  Falle  sind  sie  nur   tmter   gewissen  Bedingimgen    wahr,   wie  z.  o- 
wenn   die  Curve  C  einen  Mittelpunct   hat.     Dagegen    fiiiden   aber  and«*- 
.Sätze  statt,  wovon  der  folgende  einer  der  einfachsten  ist: 

4.  „Rollt  oin  Kreis  K  um  irgend  eine  geschlossene  coo- 
vexe  Curve  '_' von  gleichem  Umfange,  bis  er  in  seine  anfüiig- 
liehe  Lage    zurückkehrt,   so   ist   die  Summe  S,  der'  Inhalte 


Aufgaben  und  Lehrsätze.  67 

cken  eines  regelmässigen  n-£cks  sind),  beschrieben  werden, 
dnstant,  die  Curve  C  mag  sein,  welche  man  will,  nämlich  die 
amme  ist  allemal  der  5n-fachen  Kreisfläche  K  gleich,  d.  i. 

Es  kann  noch  bemerkt  werden,  dass  im  Allgemeinen  analoge  Sätze 
tattfinden,  wenn  der  Kreis  K  auf  der  inneren  concaven  Seite  der  Basis 
7  rollt,  und  dass  man  zum  Theil  die  entsprechenden  Gleichmigen  un- 
[nittelbar  erhält,  wenn  in  den  obigen  — k  statt  -\-k  gesetzt  wird. 

Wenn  insbesondere  die  Basis  C  ein  Kreis  ist,  so  reduciren  sich  die 
Satze  zum  Theil  auf  bekannte  Sätze  über  die  Epicycloiden  und  Hypo- 
cycloiden. 

Dagegen  finden  auch  allgemeinere  Sätze  statt,  wie  z.  B.  die  folgenden: 

5.    „Wenn  Ä^  kein.  Kreis,   sondern  irgend  eine  geschlossene 

convexe  Curve  ist,   die  einen  Mittelpunctp  hat,   und  wenn  bei 

denselben  übrigen  Voraussetzungen,   wie  oben,   k  eine   gerade 

I    Zahl  ist,    so   ist  gleichfalls  sowohl  der  Inhalt  als  der  Umfang 

!    der  vom  Mittelpuncte  p  beschriebenen   Curve  v  ein  Minimum, 

^:    und  für  den  Inhalt  der  von  irgend  einem  anderen  Puncte  P  be- 

\    schriebenen  Curve  F  hat  man,  wie  oben  (2) 

^obei  a,  wie  früher,  den  Abstand  des  Punctes  P  vom  Mittelpuncte  p  be- 
wiclmet    Hier  kehrt  die  Curve  v  nicht  mehr  früher  als  die  übrigen  V, 
\    ^80  ebenfalls  erst  nach  k  Umläufen  in  sich  zurück. 

r 

\         6.    „Ist  die  rollende  Curve  K  beschaffen,    wie    vorhin  (5), 
[    liat  dagegen  die  Basis  C  auch  einen  Mittelpunct  und   sind   die 
\    Zahlen  k  und  c  beide  ungerade  (aber  immerhin  relative  Prim- 
i*hlen),   so  repräsentirt  die  von  dem  Mittelpuncte  p  erzeugte 
Carve  v  ebenfalls,    in  Rücksicht  des  Inhaltes  sowohl  als   des 
ümfanges,   ein  Minimum,    und   für  den  Inhalt  der  von  irgend 
einem   Puncte   P  beschriebenen    Curve    V  hat   man   denselben 
Ans  druck,   wie  vorhin  (5)."  —  Dieser  Satz  gilt  auch  für  den  beson- 
deren FaU,  wo 

k  =  c=\, 

7.  Sind  die  Curven  K,  C  beschaffen,  wie  beim  letzten  Satze  (6), 
so  wird  die  vom  Mittelpuncte  p  der  rollenden  Curve  K  beschriebene 
Curve  V  grösseren  oder  kleineren  Inhalt  haben,  je  nachdem  diejenigen 
Puncte,  in  welchen  K  und  C  anfanglich  einander  berühren,  gewählt  werden. 
Daher  kann  gefragt  werden:  „In  welchen  Puncten  müssen  iT  und  C 
anfänglich  einander  berühren,  damit  der  Inhalt  (oder  Umfang) 
der  Curve  v  (für  sich  betrachtet)  ein  Maximum  oder  Minimum 
wird?"     Offenbar  wird  damit  zujjleich  auch  der  Inhalt  der  irgend  einem 

5* 


£g  Aufgaben  nnd  Lebrsätze. 

aDdereD    bestimmteD   Punct«  P  entsprechenden    Curve   V  besiehlich   eis 
Maximum  oder  Mini m um. 

Ein  einfache»  Beispiel  dieser  Aufgabe  wäre ,  weou  K  und  C  Ellip§M 
von  gleichem  Umfange  sind,  oder  noch  beschränkter,  wemi  aie  gleidi« 
Ellipsen  sind. 

Ferner  kann  gelh^  werden:  wenn  K  und  C  gleichen  UmTang  haben 
und  einander  in  beliebigen  Puncteu  berühren,  und  wenn  sodann  das  eine 
Mal  K  auf  V  und  das  andere  Mal  C  auf  K  rollt,  wie  sich  dann  die  von 
ihren  Mittelponctcn  beschriebenen  Curven  in  Rücksicht  des  Inhaltes  oder 
Umfanges  zu  einander  verhalten?  und  ob  namentlich,  wenn  der  voo  Atm 
einen  Alittelpuncte  beschriebenen  Curve  ein  Maximum  oder  Minimum  u- 
kommt,  dann  auch  die  andere  eine  gleiche  Eigenschaft  habe? 

8.  „8ind  K  und  C  gleiche  Ellipsen  und  berühren  sie  ein- 
ander, während  K  auf  C  rollt,  stets  in  entsprechenden  oder  ho- 
mologen Puncten,  so  ist. 

V  =  2«(a'-f-p')— "aß     "i"l     y  =  2it(o'-+-ß'+«')— Ttaß, 
wo  a,  ß   die   halben  Axcn  der  Ellipse  sind,   und  v,  V  and  a   die 
ihnen  oben  zugeschriebene  Bedeutung  haben.     Oder   bezeichnet 
man    die    von    den  Curven  v,   V  allein   eingeschlossenen   ganzen 
Räume  durch  v,,  F,,  so  ist- 

V,  =  2jrCa'-|-ß')     und     T,  =  271(8'+ ß' +«*)." 

0.  Wenn  von  zwei  beliebigen  (algebraischen  oder  transceodenten) 
Curvon  AB,  SIS  (Taf,  V  Fig.  1)  in  derselben  Ebene  die  erste  auf  der 
anderen,  die  als  fest  betrachtet  wird,  rollt,  bis  etwa  der  Punct  B  mit  S 
zusammentrifft,  wo  also  die  Bogen  AB  und  SISB  von  irgend  einer  be- 
stimmten, "gleichen  Länge  sind,  aber  keiner  einen  singulären  Punct  ent- 
halten soll,  so  boschreibt  jeder  mit  der  rollenden  Curve  fest  verbunden 
gedachte  Punct  P  irgend  ein  gemischtliniges  Viereck  21PP,SÄ,    welche« 


Aufgaben  und  Lehrsätze.  69 

derselben  gerade  um  einen  Sector  des  zugehörigen  Kreises, 
dessen  Centriwinkel  der  Summe  der  zwei  Winkel  a,  a  gleich  ist, 
grös.ser  als  jenes  kleinste  Viereck.  Oder  wird  der  Abstand  eines 
beliebigen  Punctes  P  von  dein  .Puncte  p  durch  r  bezeichnet,  so 
ist  allgemein 

F  =  /-h^r'(a4-a).« 

Dieser  Satz  gestattet  zahlreiche  Folgerungen.  Ist  der  eigenthumliche 
Punct  p  gefunden,  so  können  sofort  z.  B.  auch  unter  allen  Puncten,  welche 
in  der  rollenden  Curve  selbst  liegen,  diejenigen  bestimmt  werden,  deren 
entsprechende  Vierecke  ein  (relatives)  Maximum  oder  Minimum  sind;  deim 
dieselben  müssen  offenbar  in  den  Fusspuncten  der  aus  p  auf  die  Curve 
gefällten  Normalen  liegen.  Die  vorhergehenden  Sätze  sind  theilweise  be- 
sondere Fälle  dieses  Satzes;  und  ein  sehr  specieller  Fall  desselben  führt 
zur  Quadratur  der  verschiedenen  Cykloiden. 

„Welche  charakteristische  ]Sigenschaft  hat  aber  der  merk- 
würdige Punct  p  in  Beziehung  auf  die  gegebenen  Curven  AB, 
3133?  wie  wird  er  durch  diese  bestimmt?" 

10.  „Ist  AB  (Taf.  V  Fig.  2)  ein  beliebiger  Bogen  irgend  einer 
ebenen  Curve,  der  jedoch  keinen  singulären  Punct  enthält,  und 
bewegt  sich  die  veränderliche  Tangente  AC  oder  AD  längs  des- 
selben unter  der  Bedingung,  dass  sie  stets  dem  Leitstrahle  AP 
gleich  ist,  welcher  den  jedesmaligen  Berührungspunct  mit  ir- 
gend einem  festen-Pole  P  in  der  Ebene  der  Curve  verbindet, 
so  beschreibt  die  Tangente  ein  gemischtlinigcs  Viereck  ^CCj5^ 
oder  ADD^BAy  dessen  Inhalt  i^  grösser  oder  kleiner  ist,  je  nach- 
dem der  Pol  P  gewählt  wird;  jedoch  haben  jedesmal  die  beiden 
Vierecke  ACC^By  ADD^B  unter  sich  gleichen  Inhalt.  Es  giebt 
allemal  einen  bestimmten  Pol  p,  welchem  das  kleinste  Viereck 
Ace^B  gleich/  entspricht    Auch  findet  die  Gleichung  statt 

F  =  /-hir'a, 

wo  r  den  Abstand  des  Poles  P  von  p  und  a  den  Winkel  zwischen 
den  Normalen  in  den  Endpunctcn  Ay  B  des  gegebenen  Bogens 
AB  bezeichnet." 

Der  Satz  findet  auf  gleiche  Weise  statt,  wenn  die  Tangente  {AC) 
zu  dem  entsprechenden  Leitstrahle  {AP)  ein  gegebenes  oder  constantes 
Verhältniss  haben  soll,  und  zwar  bleibt  der  eigenthumliche  Pol  p  der 
Damliche. 

Von  dem  vorstehenden  Satze  mögen  folgende  specielle  Fälle  hier  er- 
wähnt werden: 

a)  Es  sei  die  gegebene  Curve  eine  Ellipse;  ihre  halben  Axen  seien 
«,  p;  der  Bogen  AB  sei  ihr  ganzer  Umfang,  so  dass  B  und  A  zusammen- 


70  Aufgabea  und  Lebrsfitu, 

fallen,  a  gleich  2it  wird,  und  die  von  dem  Endpanct«  C  oder  c  der  Tan- 
gonto  beschriebene  Curve  CC\,  oder  w,,  »ich  sddiesst  and  in  sich  zorücfc- 
kehrt;  der  von  dieser  Cnrve  umschlossene  ganze  Raum  heisso  F,  oder/ 
(or  besteht  aus  dem  obigen  Viereck  F  und  dem  Inhalte  der  Ellipse);  » 
fälU  der  eigenthümliohe  Punct  p  mit  dem  Mittelpuncto  der  Ellipse  lu- 
sammen,  und  ee  ist 

F,  =/,+r*Jc  =  (a'-i-ß'-(-r")i:; 
das  heisst:  „der  Inhalt  (/,)  der  dem  Mittelpuncte  p  der  Ellipse 
entsprechenden  Curve  w,  ist  gleich  der  Summe  der  zwei  Kreis- 
flächen, welche  die  Äxen  der  Ellipse  zu  Durchmessern  haben:' 
und  „der  Inhalt  Fj  der  einem  beliebigen  Puncte  P  entsprechen- 
den Curve  (CC,)  ist  so  gross  als  drei  Kreisflächen,  welche  be- 
ziehlich  die  halben  Äxen  der  Ellipse  und  den  Abstand  ihres 
Mittelpunctes  von  jenem  Puncte  zu  Radien  haben." 

Liegt  der  Pol  P  insbesondere  in  der  Kreislinie,  welche  mit  der  Ellipse 
concentrisch  ist  und  durch  die  Brennpuncte  derselben  geht,  so  ist 

F,  =  25iV, 
d.  h.   „der  Inhalt  der  ihm  entsprechenden  Curve  CC,   ist  gecade 
doppelt  so  gross  als  die  Kreisfläche,  welche  die  grosse  Axe  der 
Ellipse  zum  Durohmosser  hat." 

ß)  Geht  die  Ellipse  in  einen  Kreis  über,  so  dass  ß  gleich  a,  so  hat 
/;  =  2a'i:,     und     F,  =  2(x'it+rV. 

Liegt  der  Pol  P  in  der  Kreislinie  selbst,  ho  ist 
F,   =  3«'-, 

d.  h.  der  Inhalt  der  ihm  entsprechenden  Curve  ist  dreimal  so  gross  aU 
die  Kreisfliiche. 

II.     „Sind  AB,  91©  (Taf.  V  Fig.  3)  gleich   lange  Bogen  zweier 


Aufgaben  und  Lehrsätze.  71 

taug  genommen  wird,  nämlich  91S)  statt  SIS.  Es  giebt  allemal 
einen  bestimmten  Pol  p,  welchem  das  kleinste  Viereck  9lcCjS3 
gleich  /  entspricht.    Auch  findet  die  Relation  statt 

F  =  /+ir'a, 

wo  a  der  Winkel  zwischen  den  Normalen  in  den  Endpuncten 
des  gegebenen  Bogens  SÜB  und  r  gleich  Pp  ist.^ 

12.  Fällt  man  aus  einem  beliebigen  Puncto  P  in  der  Ebene  irgend 
einer  geschlossenen  convexen  Curve  C,  die  keinen  singulären  Punct  ent- 
halt (eines  sogenannten  Ovales),  Perpendikel  auf  alle  Tangenten  derselben, 
80  liegen  die  Fusspuncte  in  irgend  einer  neuen,  in  sich  zurückkehrenden 
Cnrve,  die  allemal  irgend  einen  bestimmten  endlichen  Inhalt  gleich  F  haben 
wird,  und  welche  „Fus«puncten-Curve"  des  Punctes  P  in  Bezug  auf 
die  gegebene  Curve  C  heissen  mag. 

„Sind  in  einer  Ebene  n  beliebige  Curven  C,,  C,,  ...  C«  von 
der  eben  genannten  Art  in  beliebiger  Lage  gegeben,  so  giebt 
es  allemal  einen  bestimmten  Punct  ^,  der  die  Eigenschaft  be- 
sitzt, dass  die  Summe  der  Inhalte  der  ihm  entsprechenden  Fuss- 

puncten-Curven, /,-h/,H h/«  gleich  «,    ein  Minimum    ist.    Für 

irgend  einen  anderen  Punct  (wenn  die  Summe  der  Inhalte  der 

ihm   entsprechenden  Fusspuncten-Curven,  d.  i.  i^j-f-F^H h-Fi, 

durch  S  und  sein  Abstand  von  p  durch  r  bezeichnet  wird), 
hat  man 

13.  „Unter  allen  Fusspuncten-Curven,  in  Bezug  auf  eine 
gegebene  Hyperbel,  hat  diejenige  ihres  Mittelpunctes  p  den 
kleinsten  Inhalt  gleich  /."  Diese  Fusspuncten- Curve  IKLM  (TeS,  V 
Fig.  4)  hat  ungefähr  gleiche  Form  wie  die  Lemniscate,  in  welche  sie  in 
der  That  übergeht,  wenn  die  Hjrperbel  gleichseitig  ist;  der  Punct/?  ist  ein 
Dorchschnittspunct  und  zugleich  ein  zweifacher  Wendungspunct  derselben. 
Es  seien  A,  B  die  Brennpuncte  und  C,  D  die  Scheitel  der  Hauptaxe  der 
Hyperbel.  Ueber  den  Durchmessern  Äp,  pB  und  CD  beschreibe  man 
Kreise,  so  entstehen  zwei  krummlinige  Dreiecke  pEF,  pGH,  oder  x,  ^,, 
deren  Summe  gerade  dem  Inhalte  /  der  Curve  IKLM  gleich  ist,  so  dass 

und  auch,  da  die  beiden  Schleifen  der  Curve  einander  gleich  sind, 

x  =  IM=KL  =  \f. 

Auch  ist  jeder  Sector  der  Curve,  aus  ihrem  Mittelpuncte  p  genommen, 
einem  bestimmten  correspondirenden  Abschnitte  von  einem  der  beiden 
Dreiecke  x^  x^  gleich. 

Der  Inhalt  F  der  Fusspuncten-Curve  eines  beliebigen  Punctes  P  (Taf.  V 
Fig.  5),  in  Bezug  auf  die  Hyperbel,  kann  (wenn  er  im  gehörigen  Sinne 


72  Auf^ben  uQi)  Lehnütze. 

genommen  wird)  unter  anderem,  wie  folgt,  dargestellt  werden.  Ee  seieo 
RV,  SU  die  Asymptoten  der  Hyperbel.  Ueber  Pp  als  Durchmesser  sei 
der  Kreis  NPO  und  mit  /^  um  p  der  Kreis  QPT  beschrieben;  femer 
'  sei  QT  die  Tangente  dos  ersten  Kreises  im  Puncte  p,  so  entstehen  dit 
zwei  Paar  Räume  tf  und  2,  y,  und  z„  deren  Grenzen  sichtbar  sind  (näm- 
lich sie  sind  gemischtlinige  Dreiecke  und  Vierecke).     Nun  ist  entweder 

(!)  i^=/+2y+2=  -  2C^-t-y-H4 

oder 

(11)  F=  2:r+2«/,+23„ 

je  nachdem  nämlich  P  in  einem  äusseren  oder  inneren  (wirklichen) 
Asymptoten-Winkol  liegt,  d,  h.  je  nachdem  bcziehlich  die  Hyperbel  ia 
den  Winkeln  Rp  ü  und  Sp  V,  oder  RpS  und  Up  V  li^  Es  sind  besondne 
Fülle  möglich,  wo  die  Form  der  Räume  y,  z,  ^,,  z,  etwas  modi£cirt  wird. 
„Soll  der  Inhalt  F  der  Fusspuncten-Curve  coDstant  sein, 
so  ist  der  Ort  des  Punctea  P  eine  Ellipse,  deren  Äxen  auf  die 
Axen  derHyperbel  fallen,  so  dass  beide  concentrisch  sind,  and 
zwar  fällt  die  grosse  Axe  der  Ellipse  auf  die  zweite  Axe  der 
Hyperbel.  Alle  Orts-Ellipsen,  welche  auf  diese  Weise  statt- 
finden, wenn  der  Inhalt  F  der  FusspuDcten-Curve  grösser  oder 
kleiner  angenommen  wird,  sind  einander  ähnlich;  also  ist  das 
Verhältniss  ihrer  halben  Axen  a,,  &,  constant,  und  zwar  ist 

a, :  t,  =  2a6'+/:  2aa'— /  =  o(a'+6')+a6 :  a(o'+i')— oft, 
wo  a,  b  die  halben  Axen  der  Hyperbel  (beide  reell  genommen) 
sind,  und  wo  1  der -Winkel  ist,   welchen   die  zweite  Axe  (6)  der 

Hyperbel  mit  einer  Asymptote  bildet,  oder  a  gleich  arcftangssTj" 
Ist  die  Hyperbel  gleichseitig,  so  hat  man 

a-.h,  =  Tc+2:it— 2. 


Auffifaben  und  Lehrsätze.  73 

zeichnet  man  denselben  durch  t\  den  Abstand  des  Brennpunctes  B  der 
Psyrabel  vom  Scheitel  A  derselben  durch  a  und  die  Entferaung  des  Punctes 
P  von  B  4arch  2^?,  so  ist 

F  =  ir(2ozp^)7r, 

wo  das  untere  Zeichen  (-+-)  zu  nehmen  ist,  wenn  P  innerhalb  der  Parabel, 
und  zwar  jenseits  B  liegt.  Liegt  P  diesseits  By  und  namentlich  ausser- 
halb der  Parabel,  so  schneidet  sich  die  Fusspuncten-Curve  in  P  selbst 
und  hildet  eine  Schleife,  deren  Fläche  gleich  S  in  dem  Räume  F  mit 
inbegriffen,  jedoch  als  negativ  genommen  ist;  d.  h.  in  diesem  Falle  ist  F 
die  Differenz  zwischen  dem  Räume  T,  der  von  der  Asymptote  und  den 
beiden  Annen  der  Curve,  welche  von  P  aus  nach  entgegengesetzten  Rich- 
tungen neben  jener  ins  Unendliche  fortlaufen,  eingeschlossen  wird,  und  der 
genannten  Schleife  S;  so  dass  also 

F=  T—S  =  a!(2a—a:)r.. 

Die  Räume  S  und  T  lassen  sich  aber  auch  einzeln  angel;)en;  näm- 
lich es  ist 

S  =  (a;-ha)ya(2x—a)—a!(2a—a)2ai, 

T  =  (jr-ha)yä(2a?— a)-+-.<2a— .r)C7r— 2a), 

und  mithin  ist  der  ganze,  von  der  Curve  und  Asymptote  begrenzte  Raum  Ä, 
wenn  beide  Theile  absolut  genommen  werden, 

R  =  2C^H-a)ya(2Ä?— a)-H<2a— Ä)(Tr— 4a), 

wo  a  gleich  arc(tang=y ll. 

Wenn  insbesondere  x  gleich  a,  also  P  in  der  Leitlinie  der  Parabel 
liegt,  so  ist  a  gleich  Jir  und  die  vier  Formeln  reduciren  sich  auf  folgende: 

F=  Tca»;  R  =  4a'; 

S  =  2a'—ii:a';         T  =  2a'-f-i^^a^ 

Wenn  femer  x  gleich  2a  (also  PB  oder  2x  dem  Parameter  der  Parabel 
gleich  ist),  so  ist  a  gleich  ^ir  und  die  Formeln  sind 

Wird  der  Punct  P  in  der  Ebene  der  Parabel  beliebig  angenommen, 
so   hat  die  ihm  zugehörige  Fusspuncten-Curve  immer   eine  zur  Axe  der» 
Parabel  senkrechte  Asymptote,  deren  Abstand  von  P  constant  ist. 

„W^elche  Ausdrücke  erhält  man  in  diesem  Falle  für  die 
Flächenräume  Fy  S,  T?  und  welches  ist  der  Ort  des  Punctes  P, 
wenn  einer  dieser  Räume  constant  sein  soll?^ 

15.  „Wenn  eine  gegebene  Ellipse  E  auf  irgend  einer  ge- 
schlossenen convexen  Curve  C  von  gleichem  Umfange,   die  kei- 


74  Anfgaben  und  LehrsÖUe. 

De  D  siognlären  Punct,  aber  einen  Mittelpunct  hat,  rollt,  bis  sie 
wieder  in  ihre  ursprüngliche  Lage  znrfickkebrt,  so  beschreibt 
ihr  Brennpunct  B  irgend  eine  in  sich  zurückkehreiide  Curve 
[B],  deren  Länge  constant  ist,  d.h.  die  Basis  C  mag  unter  den 
vorausgesetzten  Bedingungen  sein,  welche  man  will,  und  in 
welchen  Puncten  die  Curven  E  und  C  einander  anfänglich  be- 
rühren mögen  —  die  Curve  [B]  hat  immer  dieselbe  bestimmte 
Länge;  nämlich  sie  ist  allemal  dem  Umfange  des  Kreises  gleich, 
welcher  die  grosse  Axe  gleich  2a  der  Ellipse  zum  Radius  hat; 
also  ist  stets 

[B]  =  4a:t." 


Einfache  Beweise  der  isoperimetrischen 

Hauptsätze. 


Grelle' 8  Journal  Band  XVIIL  S.  281  — 296. 

(Auszug  aus  einer  am  1.  December  1836  in  der  Akademie  der  Wissenschaften  zu 

Berlin  gehaltenen  Vorlesung.) 


Hierzu  Taf.  VI  Fig.  1—5. 


Einlache  Beweise  der  isoperimetrischen 

Hauptsätze. 

Die  Relationen  zwischen  dem  Umfange  und  Inhalte  der  Figuren  in 
Ebene,  auf  der  Kugelfläche  und  im  Räume  geben  zu  einer  Menge  von 
gen  über  Maximum  und  Minimum  Anlass,  deren  leichte  und  klare 
ntwortung  sich  fast  durchweg  auf  die  Eigenschaften  des  Kreises,  des 
iden  Kegels  oder  Cylindors  und  der  Kugel  stützt.  Lhtdlier  hat  dieses 
etz  (namentlich  für  die  Figuren  in  der  Ebene  und  im  Räume)  zuerst 
innt  und  in  seinem  Werke  y^De  relatione  mutua  capacitatis  et  termi- 
um  figurarum  etc.  Varsaviaey  1782"  ziemlich  deutlich  ausgesprochen. 
5s,  was  vor  ihm  auf  elementarem  Wege  hierin  geleistet  worden  ist,  hat 
mit  grosser  Umsicht  zusammengefasst  und  mit  Scharfsinn  verbessert 
erweitert.  Leider  scheint  sein  Work  öfter  citirt,  als  die  darin  herr- 
ende Methode  richtig  verstanden  oder  gehörig  gewürdigt  und  befolgt 
den  zu  sein;  denn  alle  seine  Nachfolger  sind  mehr  oder  minder  von 
vereinfachen  natürlichen  Betrachtungsweise  abgewichen,  —  abgesehen 
on,  dass  sie  sich  auch  auf  eine  viel  geringere  Zahl  von  Aufgaben  und 
2en  beschränkten,  —  wodurch  aber  auch  in  gleichem  Maasse  die  schöne 
fachheit  der  Beweise,  der  innige  Zusammenhang  der  Sätze  zusammt 
ler  inneren  Begründung  verschwand.  Die  rein  geometrische  Betrachtung 
indess  weit  davon  entfernt,  die  ihr,  als  einer  unbequemen  und  unzu- 
glichen,  vielfaltig  wiederfahrene  Missachtung  zu  verdienen;  vielmehr 
cht  gerade  sie  es  möglich,  die  Eigenschaften,  auf  die  es  hierbei  haupt- 
hlich  ankommt^  auf  eine  höchst  einfache  und  Zugleich  elegante  Weise 
zustellen,  und  zeigt  überdies  jeder  anderen  Methode  den  Weg,  auf 
chem  sie  sich  ohne  grosse  Schwierigkeit  des  Gegenstandes  bemächtigen 
ine. 

Das  eigentliche  Wesen  des  hier  zu  befolgenden  Ganges  besteht  darin, 
IS  nach  den  primitiven  Ursachen  und  Umständen  geforscht  wird,  welche 
'  Maximum  oder*  Minimum  bewirken.     Es  zeigt  sich  hierbei ,   dass   aus 


7S  Einfache  Bsweifie  lier  iMopcfiinctrischen  HaiipUstie. 

woniffen  einfachen  FundatnentalRätzcn  leicht  t;ewiRHe  Hauptsätze  folgen,  au» 
denen  sodanu  alle  übrigen  gleichü«m  wie  blosse  Zusätze  sich  ^tofonweise 
entwickeln  lassen.  Auf  diese  Weise  giebt  sich  ein  eigenthümlicher  Zu- 
sammenhang  zwischen  allen  denjenigen  Figuren  kund,  welchen  die  Eig^- 
schaft  eines  Maximums  oder  Minimums  zukommt;  es  tritt  nämlich  klar 
hervor,  dass  dioflclbcn  nur  verschiedene  Thoilo  derjenigen  Figuren  siad, 
auf  welche  sich  die  Ilauptäütze  beziehen,  und  dass  die  nämlichen  Gründe, 
auf  denen  die  letzteren  beruhen,  auch  in  jenen  zusammengesetzteren,  ao- 
.scheinend  schwierigeren  Sätzen  fortwirken. 

Bei  den  von  mir  angestellten  Versuchen,  die  genannten  Gegenstände 
rein  synthetisch  zu  behandeln,  stellte  es  sich  heraus,  dass  die  drei  Gat- 
tungen von  Figuren,  ebene,  sphärische  und  körperliche,  nicht  gleichförmige 
Beweise  gestatten,  vielmehr  die  sphärischen  ein  ganz  anderes  Vorfahren 
erheischen,  als  die  körperlichen,  während  die  ebenen  beide  Bewei8art«D 
zulassen.  Hier  wird,  als  eine  kleine  Probe,  nur  diejenige  gegeben,  welche 
für  die  Figuren  in  der  Ebene  und  im  Kaumc  auf  analoge  Weise  stattfindei 


Von  den  ebenen  Figuren. 

§1.  Fundamontatsatz.  „Unter  allen  Dreiecken  über  glei< 
chen  Grundlinien*  und  von  gleicher  Hohe  (oder  gleichem  Id* 
halte)  hat  das  gleichschenklige  die  kleinste  Schenkelsumme; 
und  auch  umgekehrt."     Oder  mit  anderen  Worten: 

„Jedes  ungleichschenkligo  Dreieck  .^66' (Taf.  VI  Fig.  1)  Uast 
sich  in  ein  anderes  (gleichschenkliges)  n^c  von  gleichem  In- 
halte und  gleicher  Grundlinie  (AB  gleich  ab)  verwandeln,  wel- 
ches kleinere  Schenkelsumme  hat  und  in  Bezug  auf  eine  be- 
stimmte Axc  X,   die    durch    die  Spitze  c  und  die  Mitte  m  der 


Einfache  Beweise  der  isoperimetrischen  Hauptsätze.  79 

haben,  and  welches  in  Bezug  auf  eine  Axe  Xy  die  durch  die 
Mitten  (ntyK)  der  parallelen  Seiten  geht  und  auf  diesen  senk- 
recht steht,  symmetrisch  ist." 

Wie  leicht  zu  sehen,  folgt  dieser  Satz  unmittelbar  aus  dem  vorher- 
gehenden (§1).  Denn  ist  DE<cABy  so  sind  die  Paralleltrapeze  ADEB, 
ad^  immer  als  Theile  zweier  Dreiecke  ACBy  acb  anzusehen,  von  welchen 
sie  mittelst  der  Geraden  De  abgeschnitten  sind;  und  da  vermöge  der 
Parallelität  der  drei  Geraden  Aay  De  und  Cc  die  Seiten  der  Parallel- 
trapeze, nämlich  AD  und  BEy  ad  und  bey  von  den  zugehörigen  Seiten 
der  Dreiecke  AC  und  ßC,  ac  und  bc  proportionale  Theile  sind,  so  muss 
folglich,  wenn  ac-\-bc<iAC-\-BCy  auch  ad-\-be<iAD-\-BE  sein.  — 
Wenn  insbesondere  die  gegebenen  Grundlinien  einander  gleich  sind,  also 
AB  gleich  DEy  dann  ist  ADEB  ein  Parallelogramm,  culeb  ein  Rechteck, 
und  der  Satz  bleibt  offenbar  auch  für  diesen  Fall  gültig. 

§  3..  Mittelst  der  beiden  vorstehenden  Sätze  kann  nun  jedes  beliebige 
convexe  Vieleck  F  in  ein  anderes  Vieleck  F,  von  gleichem  Inhalte  ver- 
wandelt werden,  welches  kleineren  Umfang  hat  und  in  Bezug  auf  irgend 
eine  Axe  X  symmetrisch  ist.  Dies  mag  durch  folgende  Beispiele  an- 
schaulich gemacht  werden. 

I.  Es  sei  ein  Dreieck  ABC  (Taf.  VI  Fig.  2)  gegeben.  Aus  den 
Ecken  desselben  falle  man  auf  die  beliebig  angenommene  Axe  X  Perpen- 
dikel Aüy  Bey  Ccy  tHigc  das  Stück  BD  des  einen  Perpendikels  Be,  wel- 
ches innerhalb  des  Dreiecks  liegt,  symmetrisch  auf  die  Axe  Xy  so  dass 

eb  =  ed    und     bd  =  BDy 

so  hat  man  das  symmetrische  Viereck  abcdy  welches  mit  dem  gegebenen 
Dreieck  gleichen  Inhalt  aber  kleineren  Umfang  hat.  Denn  vermöge  der 
Construction  und  zufolge  §  1  ist 

A  BAD  =  A  bady 

aber  im  Allgemeinen  ab-\-ad<iAB-\-AD;  ebenso 

A  BCD  =  A  bcdy 

und  cb-\'cd<i  CB-\-CD;  mithin  ist  der  Inhalt  des  Dreiecks  ABC  gleich 
dem  Inhalt  von  abcdy  aber  ab-i-bc-hcd+da  <i  AB-\-BC-\-CA, 

IL  Durch  eine  neue  Axe  F,  welche  zu  der  vorigen  X  senkrecht  ist, 
wird  das  erhaltene  Viereck  abcd  auf  gleiche  Weise  in  ein  anderes  Viereck 
a^  verwandelt,  welches  bei  gleichem  Inhalte  wiederum  kleineren  Umfang 
hat  als  jenes,  und  welches  in  Rücksicht  beider  Axen  symmetrisch,  mithin 
gleichseitig  oder  eine  Raute  ist  und  den  gegenseitigen  Durchschnitt  der 
Axen,  nämlich  [i,  zum  Mittelpuncte  hat.  Also  wird  roittelKt  zweier  nach 
einander  folgenden  und  zu  einander  senkrechten  Axen  X,  F  jedes  beliebige 
Dreieck  ABC  in  eine  Raute  aß^S  von  gleichem  Inhalte  aber  kleinerem 
Umfange  verwandelt.   Es  kann  aber  auch  mittelst  der  ersten  Axe  X  allein 


80  Einfftche  Beweise  der  isoperimetriscbea  Hsnptsitie. 

das  Dreieck  ABC  in  eine  Raute  verwandelt  werden;  denn  wenn  z,  B.  dar 
Inhalt  desselben  durch  das  Perpendikel  Be  gehaUtet  wird,  bo  duB 

A  BAD  =  A  BCD, 
so  ist  abcd  eioe  Raute. 

III.  Es  sei  femer  das  gegebene  Vieleck  Fetwa  ein  SwiaeblL  ABCDEF 
(Taf.  VI  Fig.  3),  so  wird  dasselbe  durch  ein  gleiches  Verfahren  mitteM 
der  Axe  X  in  ein  symmetrisches  Zehneck  ai/,ce^dec,fb^  verwandelt,  wel- 
ches vermöge  der  correspondirendeu  Dreiecke  und  Paralleltrapeze,  sofolgt 
§  1  und  §  2,  gleichen  Inhalt  aber  kleineren  Umfang  hat  als  jenes.  — 
Es  ist  klar,  dass  durch  eine  neue,  zu  X  senkrechte  Axe  F  das  eben  «■ 
haltene  Zehneck  Im  Allgemeinen  in  ein  16-Eck  verwandelt  wird,  welchei 
bei  gleichem  Inhalte  abermals  kleineren  Umfang  bat,  und  welches  ö 
Rücksicht  beider  Äsen  X,  Y  symmetrisch  bt,  also  deren  Dmchschnitt 
zum  Mittelpunctc  hat. 

IV,  Gleicherweise  wird  jedes  gegebene  Vieleck  V  von  irgend  einw 
Anzahl  n  Seiten  mittelst  einer  ersten  Axe  X,  in  ein  symmetrisches  Viol- 
i'ck  F,  von  gleichem  Inhalte  aber  kleinerem  Umfange  verwandelt,  welchef, 
im  Allgemeinen  und  höclistens,  2n — 2  Seiton  bat;  femer  mittelst  eiiM 
zweiten  beliebigen  Axe  X^  in  ein  symmetrisches  Vieleck  F,  von  höchsteiv 
2(2« — 2) — 2  Seiten;  und  fährt  man  so  fort,  so  gelangt  man  mittelst  der 
^len  willkürlichen  Axe  X^  zu  einem  symmetrischen  Vieleck  V^  von  liöcb- 
ritens  2'(n — 2}+2  Seiten,  welches  bei  gleichem  Inhalte  kleineren  Umbag 
hat  als  jedes  der  vorhergehenden.  —  Wenn  insbesondere  die  zweite  An 
X,  zu  der  ersten  X,  senkrecht  ist,  so  hat  das  Vieleck  F,  einen  MitUi- 
punct  M  und  zwei  zu  einander  rechtwinklige  Symmetral-Axen  (X,  und  JJ, 
aber  höchstens  nur  2(2n — 4)  Seiten,  und  alsdann  hat  auch  jedes  Tolgeaili 
Vieleck  F,,  V^,  ...  V^  einen  Mittclpunct  M  und  zwei  zu  einander  seiA- 
rcchtc  Symmetral-Axen,  man  mag  die  späteren  Axen  X,,  X^,  ...  i 
annehmen,  wie  mau  will,  was  leicht  zu  sehen  ist. 


Einfache  Beweise  der  isoperimetrischen  Hauptsätze.  81 

ittelst  einer  zweiten,  zu  Xj  senkrechten  Axe  X^  zu  einer  Curve  F,  von 
)ermals   kleinerem  umfange,    aber  demselben  Inhalte,    welche  zwei  zu 
inander  senkrechte  Symmetral-Axen  Xj,  X^  und  daher  einen  Mittelpunct 
tf  hat.     Durch   fernere   beliebig   gewählte   Axen  Xj ,  X^ ,  ...    entstehen 
leue  Curven  F„  F^,  ...,   welche    bei  gleichem  Inhalte  nach  der  Reihe 
immer  kleineren  Umfang  haben,  und  wovon  jede  einen  Mittelpimct  imd 
irgend  zwei  zu  einander  rechtwinklige  Symmetral-Axen  hat;  auch  nähern 
sich  dadurch  die  Durchmesser  der  Curve  offenbar  immer  mehr  der  Gleich- 
heit, d.  h.  der  Unterschied  zwischen  dem  kleinsten  und  grössten  Durch- 
messer wird  immer  kleiner,  indem  durch  die  Verwandlung,  wie  auch  die 
neue  Axe  gewählt  werden  mag  (nur  nicht  dem  grössten  oder  kleinsten 
Durchmesser  parallel),  der  grösste  Durchmesser  verkleinert  und  der  kleinste 
Tergrossert  wird,   wie  leicht  zu  sehen.     Durch   zweckmässige  Wahl  der 
neuen  Axen  können  jedoch  die  Durchmesser  rascher  der  Gleichheit  näher 
gebracht  werden*). 

Demnach  kann  jede  geschlossene  convexe  Figur  Vy  mag  sie  von  gera- 
den oder  krummen,  oder  geraden  und  krummen  Linien  begrenzt  sein,  mit 
Beibehaltung  ihres  Inhaltes,  so  lange  verwandelt  und  dadurch  ihr  Umfang 
verkleinert  werden,  als  dieselbe  nach  irgend  einer  Richtung  keine  Symmetral- 
Axe  hat      Hätte   aber   die  Figur   nach  jeder   beliebigen  Richtung   eine 
Symmetral-Axe,  oder  würde  dieser  Zustand  nach  einigen  Verwandlungen 
herbeigefahrt,  so  bliebe  sofort  bei  allen  folgenden  Verwandlungen  der  Um- 
^  sowohl  als  der  Inhalt  constant,  oder  vielmehr,  es  fände  keine  eigentliche 
Verwandlung  mehr  statt,    sondern  die  neue  Figur  (FJ  würde  stets  mit 
dw  alten  (F)  congment  sein.    Eine  solche  Figur  aber,   die   nach  allen 
Kichtmigen  Symmetral-Axen  hat,  muss  nothwendig  einen  Mittelpunct  M 
haben,  in  welchem   sich  alle  Axen  schneiden;   denn  derselbe  wird  nach 
^^  Obigen  schon  durch  irgend  zwei  zu  einander  senkrechte  Axen  bedingt, 
'^^er  müssen  alle  Axen  oder  Durchmesser  der  Figur  einander  gleich  sein, 
^fln  siod  z.  B.  Z„  X,  (Taf.  VI  Fig.  4)  zwei  beliebige  Axen  derselben 
^^  X  diejenige  dritte,  welche  mit  jenen  gleiche  Winkel  bildet,  (also  a 
^^eich  P),  so  muss  dem  Endpuncte  A  der  Axe  X^  in  Bezug  auf  die  Axe 
^  ^in   solcher  Punct  C  entsprechen,   welcher   sowohl   im  Umfange   der 
'^8Ur  F,  als  in  der  Axe  X,  Hegt,  folglich  muss  C  der  Endpunct  der  Axe 


*)  So  z.  B.  kann  auf  diese  Weise  eine  gegebene  EUipse  V  mittelst  einer  einzigen 
^^e  2C  in  einen  Kreis  Fj  Terwandelt  werden,  dessen  Durchmesser  alle  einander  gleich  sind, 
^^  welcher  unzählige  Paare  zu  einander  rechtwinklige  Symmetral-Axen  hat.    Nämlich 

iuid  a,  6  die  halben  Axen  der  Ellipse,  so  construire  man  die  Gerade  r  gleich  Yäb, 
^^H^  dieselbe  als  Halbmesser  in  die  Ellipse  ein  und  nehme  sofort  X  zu  diesem  Halb- 
nieaser  senkrecht  an,  so  wird  die  neue  Figur  Vi  ein  Kreis  sein.  Da  r  nach  zwei  ver- 
miedenen Richtungen  sich  als  Halbmesser  in  die  Ellipse  eintragen  lässt,  so  kann  auch 
^^  Axe  X  in  zwei  verschiedenen  Richtungen  der  Forderung  genügen. 

8ttln«r'»  Werke.    IL  6 


83  KiDfai'tie  Beweise  der  isoperimetrischen  Hauptsätze. 

Xj  sein;    daher  sind  ferner  die  halben  Axcn  AfA,  MC  und  mithin  aucJ 
dio  ganzen  AB,  CD  einander  gleich.     DemzufolRC  giebt  es  nur  eine 
zige  solche  Figur,  welche   nach  jeder  Richtung  eine  Symmetral-Axe  hat, 
und  dieselbe  ist  der  Kreis. 

§  5.  Aus  der  vorstehenden  Betrachtung  schliefst  man  unter  and«a 
den  folgenden 

Hauptsatz. 

„Unter  allen  Figuren  von  gleichem  Inhalte  hat  der  Kteii 
den  kleinsten  Umfang;"  und  umgekehrt:  „unter  allen  Figuren  tob 
gleichem  Umfange  hat  der  Kreis  den  grössten  Inhalt." 

Denn  man  denke  sich  diejenige  Figur  V,  welche  bei  irgend  einem  1»- 
stimmten  Inhalte  den  möglichst  kleinsten  Umfang  habe,  so  muss  dicseUit 
nach  allen  Richtungen  symmetrisch  sein.  Detm  wäre  sie  es  nach  irgml 
einer  Richtung  nicht,  so  Hesse  sie  sich  mittelst  einer  nach  dieser  Richtung, 
gezogenen  Axe  X  in  eine  andere  Figur  y\  verwandeln,  welche  denselben 
Inhalt,  aber  kleineren  Umfang  hätte;  dann  aber  würde  eine  dritte  Figur  V, 
welche  der  zweiten  V,  ähnlich  und  mit  der  ersten  V  gleichen  Umfang 
hätte,  offenbar  grösseren  Inhalt  haben  als  die  zweite,  also  K'^F^  aiA 
also  auch  V^V,  was  der  Annahme  widerspräche;  daher  muss  F  nach 
allen  Richtungen  symmetrisch  und  folglich  der  Kreis  sein. 

Der  umgekehrte  Satz  folgt  nach  bekannter  Art  indirect  aas  dem 
ersten. 

§  6.  Aus  dem  vorstehenden  Hauptsatze  lassen  sich,  wie  schon  Ein- 
gangs erwähnt  worden,  eine  sehr  grosse  Reihe  von  Aufgaben  und  Sätxai 
über  Maximum  und  Minimum,  welche  bei  ebenen  Figuren  unter  mannig- 
faltigen Bedingungen  stattfmden,  meist  fast  unmittelbar  beantworten  und 
als  blosse  Zusätze  herleiten,  was  ich  bei  einer  anderen  Gelegenheit  aus- 
führlich nachweisen  werde.  Uebrigons  kann  der  Hauptsatz  unter  anderen 
noch  auf  zwei  Arten  einfach  bewiesen  werden,  wovon  die  eine  Art,  ausser 


Einfache  Beweise  der  isoperimetrischen  Hauptsätze.  83 

I.  Wenn  o:ic  commensurabel,  etwa  gleich  l:m,  wo  m  irgend  eine 
ganze  Zahl  ist  (wäre  a :  ?c  gleich  n :  m^  und  n  ebenfalls  eine  ganze  Zahl 
Z>  1,  80  würden,  in  Bezug  auf  alle  Axen,  X  und  Y  nicht  unmittelbar  auf 
einander  folgen,  sondern  es  lägen  n — 1  andere  Axen  zwischen  ihnen),  so 
liat  die  Figur  V  im  Ganzen  m  Symmetral-Axen,  die  sich  in  demselben 
Puncto  M  schneiden,  und  deren  Abschnitte  nach  der  Reihe  um  den  Punct 
M  herum  genommen,  abwechselnd  einander  gleich  sind.  Der  Umfang  der 
Figur  besteht  aus  2m  gleichen  Theilen,  nämlich  zwischen  den  nach  glei- 
eher  Seite  hin  liegenden  Endpuncten  je  zweier  unmittelbar  auf  einander 
folgenden  Axen  liegt  ein  solcher  Umfangstheil;  diese  Theile  bleiben  un- 
bestimmt, d.  h.  einer  derselben  kann  willkürlich  angenommen  werden, 
kann  eine  beliebige  Linie  oder  Curve  sein,  und  dann  sind  alle  anderen 
durch  ihn  bestimmt.  Im  übrigen  sind  dabei  noch  zwei  Fälle  zu  unter- 
scheiden, ob  m  gerade  oder  ungerade  ist. 

1)  Wenn  m  gerade,  so  ist  M  Mittelpunct  der  Figur  V,  und  die  m 
Axen  sind  abwechselnd  einander  gleich. 

2)  Ist  m  ungerade,  so  sind  alle  Axen  einander  gleich,  die  Abschnitte 
aber,  in  welche  sie  durch  den  gemeinschaftlichen  Durchschnittspunct  M 
getheilt  werden,  sind  nach  ihrer  Aufeinanderfolge  abwechselnd  einander 
gleich. 

IL  Wenn  a :  t:  incommensurabel,  so  hat  die  Figur  V  unendlich  viele 
Synimetral-Axen,  so  dass  nothwendig  nach  jeder  beliebigen  Richtung  eine 
solche  stattfindet,  woraus  man*  schliesst,  dass  in  diesem  Falle  die  Figur 
nur  der  Kreis  sein  kann. 


Von  den  Körpern. 

§8^  Fundamentalsatz.  Wenn  von  einer  dreiseitigen  Pyra- 
mide die  eine  Kante,  die  daran  liegenden  zwei  Seitenflächen, 
so  wie  deren  Flächenwinkel  der  Grösse  nach  gegeben  sind,  so 
ist  die  Summe  der  beiden  übrigen  Seitenflächen  dann  ein  Mi- 
nimum, wenn  dieselben  zu  jeder  der  ersteren,  für  sich  be- 
trachtet, unter  gleichen  Winkeln  geneigt,  und  mithin  einander 
gleich  (congruent)  sind.    Oder  mit  anderen  Worten: 

^Eine  beliebige  dreiseitige  Pyramide  ABCD  (Taf.  VI  Fig.  5) 
lässt  sich  in  eine  andere  adc£2  mit  einer  gleichen  Kante  (od  gleich 
AJB)j  gleich  grossen  daran  liegenden  Seitenflächen  und  gleichem 
anliegenden  Flächenwinkel  verwand^oln,  in  welcher  die  Summe 
der  beiden  übrigen  Seitenflächen  kleiner  ist  als  in  jener,  und 
welche  eine  Symmetral-Ebene  hat,  die  nämlich  die  genannte 
Kante  €tb  hälftet,  auf  ihr  senkrecht  steht  und  durch  die  zwei 
übrigen  Ecken  der  Pyramide  geht." 

6* 


84  fiinfacbe  Buneise  iter  laapei'l metrischen  tlauptsülze. 

Beweist.  Man  bezeichne  die  unbegrenzte  Gerade,  in  welcher  dk^ 
gegebene  Kante  AB  liegt,  durch  P  und  deuko  sich  durch  die  Ecken  Q 
D  die  unbegrenzten  Geraden  Q,  Ü  paraliol  mit  P,  so  können  die  Kaute 
AB  und  die  Ecken  C,  D  beziehlich  in  diesen  Geraden  P,  Q,  R  ange- 
nommen werden,  wo  man  will,  die  Pyramide  wird  immer  alle  gegeben^ 
Elemente  enthalten  und  stets  denselben  Inhalt  haben. 

In  P  sei  ah  gleich  AB  und  vi  sei  die  Mitte  von  ab,  also  ma  gleicfe 
mi.  Die  Ebene  X,  welche  in  m  auf  P  senkrecht  steht,  treffo  die  zwei 
anderen  Geraden  Q  und  R,  zu  welchen  sie  gleichfalls  senkrecht  ist,  in  t 
und  d,  so  wird  die  Pyramide  abcd  alle  gegebenen  Elemente  enthalten  nnii 
nach  der  Behauptung  des  Satzes  die  Eigenschaft  haben,  dass  die  Summe 
der  zwei  Seitenflächen  acd-\-btd  ein  Minimum  ist.  Aus  der  Coustruction 
folgt  (da  nämlich  die  Dreiecke  acd,  bcd  einander  gleich  sind,  und  ihre 
Ebenen  mit  der  Ebene  X  gleiche  Winkel  bilden),  dass  die  in  den  Puncten 
a,  b  auf  den  Flächen  acd,  bcd  errichteten  Perpendikel  am,  lue  einander  in 
einem  Puncte  j:  treffen  müssen,  dor  in  der  Ebene  X  liegt,  nnd  dass 

aJ!  =  ij:  =  r 
ist.     Betrachtet  man  die  ^ier  Pyramiden,  welche- den  PunctvE  zur  gemein- 
schaftlichen Spitze  imd  die  vier  Seitenflächen  dor  Pyramide  abcd  beziehL'di 
zu  Grundflächen  haben,  so  kann  die  letztere,   wie  man  sieht,  durch  jene, 
wie  folgt,  ausgedrückt  werden: 

abcd  ^  aacd-{-xhcd — xabc — xabd. 

Hält  man   die  Kante  ab   fest,   lässt  dagegen  die  Ecken  c,  d   in  den 
zugehörigen  festen  Geraden  Q,  R  beliebig  rücken,   bezeichnet   sie    in  d« 
neuen  Lage  durch  o,,  d^,  so  bat  die  neue  PyTamide  abc,d,  alle  gegebenea 
Elemente,  und  es  musa  gezeigt  werdeu,  dass  die  Flächeusumme 
ac^d  +bc,d,  >  acd+bcd. 


Einfache  Beweise  der  isoperimetrischen  Hauptsätze.  85 

machen,  bezeiclme  man  die  Höhen  der  Pyramiden  aac^d^,  abcß^y  da  die- 
selben kleiner  als  r  sind,  dorcli  r — w,  r — r,  so  hat  man  nach  der  letzten 
Gleichung 

(r — u)ac^d^-{-(r — v)bc^d^  =  r.acd+r.bcd, 
daraus 

r(ac,dj4-Ä<?,d^ — acd — bcd)  =  u.ac^d^-^-v.bc^d^ 
und  folglich 

o^jrfj+ÄCjdj  >  acd-\-bcd, 
was  die  Wahrheit  des  obigen  Satzes  bestätigt. 

§  9.  Ist  die  Grundfläche  einer  vierseitigen  Pyramide  DAEFB 
(Tat  VI  Fig.  5)  ein  Paralleltrapez  AEFB,  dessen  parallele  Seiten 
AB^  EF  der  Grösse  nach  gegeben  sind,  und  sollen  diese  Seiten 
und  die  Spitze  D  der  Pyramide  beziehlich  in  drei  festen 
parallelen  Geraden  Py  S  und  R  liegen,  so  bleibt  der  Inhalt  der 
Pyramide  constant,  man  mag  die  Elemente  ABy  EF,  D  in  den 
festen  Geraden  P,  S,  R  annehmen,  wo  man  will;  hingegen  ist 
die  Summe  der  beiden  Seitenflächen,  ADE-hBDFy  welche  die 
nicht  gegebenen  Seiten  (AEy  BF^ .  der  Grundfläche  zu  Grund- 
linien haben,  dann  ein  Minimum,  wenn  die  Pyramide  dae/b  eine 
Symmetral-Ebene  X  hat,  d.  h.  wenn  die  Ebene,  welche  durch 
die  Spitze  d  der  Pyramide  und  durch  die  Mitten  m^  m^  der 
gegebenen  parallelen  Kanten  ab,  ef  geht,  auf  diesen  Kanten 
senkrecht  steht. 

Dieser  Satz  folgt,  wie  der  blosse  Anblick  der  Figur  zeigt,  leicht  aus 
dem  vorhergehenden  Satze.  Denn  die  gegenwärtige  vierseitige  Pyramide 
DAEFB  kann  im  Allgemeinen  als  ein  bestimmter  constanter  Theil  von 
der  vorigen  dreiseitigen  Pyramide  DABO  angesehen  werden,  wobei  dann 
die  Summe  der  beiden  Seitenflächen  ADE-^-BDFy  deren  Minimum 
hier  bestinmit  werden  soll,  ebenfalls  zu  der  Summe  der  Seitenflächen, 
ADC-hBDC,  welche  dort  betrachtet  worden,  ein  bestimmtes  constantes 
Yerhaltniss  hat,  so  dass  also  beide  Summen  zugleich,  und  zwar  unter  der 
nämlichen  Bedingung,  ihr  Minimum  erreichen. 

§  10.  Sind  die  parallelen  Kanten  AB,  EF,  GH  eines  schief-, 
abgeschnittenen  dreiseitigen  Prismas  AEGHFB  (Taf.  VI  Fig.  5) 
der  Grosse  nach  gegeben,  und  sollen  dieselben  beziehlich  in 
drei  festen  Geraden  P,  S,  T  liegen,  so.  bleibt  der  Inhalt  des 
Prismas  constant,  man  mag  die  Kanten  in  den  festen  Geraden 
annehmen,  wo  man  will,  hingegen  ist  die  Summe  der  beiden 
Grundflächen,  AGE-{-BHFy  dann  ein  Minimum,  wenn  das  Prisma, 
wie  etwa  aeghfhy  eine  Symmetral-Ebene  X  hat,  d.  h.  wenn  die 
Ebene,  welche  durch  die  Mitton  w,  w,,  w,  der  gegebenen 
parallelen  Kanten  a6,  ef,  gh  geht,  auf  diesen  senkrecht  steht, 


S0  Eiafacbe  Benei^t^  der  isoperimetrischon  Hauptsätze. 

Auch  dieser  Satz  folgt,  wie  leicht  zu  Bohen,  ähnlicherweise  wie  der 
vorige  fast  unmittelbar  aus  dem  obigen  FundamontalKatzo  (§  8).  —  Wenn 
infibesondere  von  den  drei  gegebcaon  Kanten  ii^end  zwei,  oder  alle  drei 
einander  gleich  sind,  so  folgt  aus  anderen  Gründen  leicht,  dass  auch  (ü 
diesen  Fall  dor  Satz  unter  den  nämlichen  Bedingungen  stattfindet.  GW- 
ches  gilt  von  dem  vorhergehenden  Satze  (§  9),  wenn  die  beiden  gegebenen 
Kauten  einander  gleich  sind. 

Aumerkung.  Es  kann  noch  bemerkt  worden,  dasa  auch  für  du 
n-seitigo  schief  abgeschmttene  Prisma,  wenn  dessen  parallele  Kanten  ge- 
geben sind  und  in  festen  Geraden  liegen  .sollen,  der  Satz  auf  analoge  Vfem 
stattfindet,  nämlich:  ättaa  die  Summe  der  beiden  Grundflächen  dann  m 
Winirpum  ist,  wenn  die  Ebene,  welche  durch  die  Mitten  jener  Eantea 
geht,  auf  denselben  senkrecht  steht  und  mithin  eine  Symmotral-Ebene  det 
Prismas  ist.  Denn  auch  hier  bleibt  der  Inhalt  des  Prismas  constant,  wenn 
die  gegebenen  Kanten  in  den  festen  Geraden  verrückt  werden;  jedoch  irt 
durch  die  Lage  je  dreier  Kanton  die  Lage  aller  übrigen  bestimmt.  Mu 
echliesst  daraus  weiter,  dass  der  Satz  auch  für  einen  beliebigen  Gylinder 
gültig  sei,  wenn  nämlich  in  irgend  drei  Geraden,  welche  in  der  Cylind» 
fläche  liegen  (etwa  P,  S,  T),  droi  Kanton  (AB,  EF,  GH)  des  Cylindm 
gegeben  sind. 

§  11.  Mittelst  der  vorstehenden  drei  Hülfssätze  (§  8 — lOJ  lässt  sich 
jeder  beliebige  gegebene  convexe  Körper  K  unter  Beibehaltung  seines  In- 
haltes in  einen  anderen  Körper  Ä^  verwandeln,  welcher  kleinere  Oberfläche 
hat,  und  weicher  in  Bezug  auf  irgend  eine  Ebene  X  sjTnmetrinch  ist. 
Verwandlung  geschieht  auf  ganz  analoge  Weise,  wie  oben  boi  den  ebenen 
Figuren  (§  3),  nur  kann  sie  nicht  eben.so  bequem  durch  Zeichnung  veran- 
schaulicht werden.  Dalier  begnüg»  ich  mich,  das  Verfahren  durch  folgeodo 
Beschreibung  anzudeuten. 

Es  sei  z.  B.  irgend  ein  conveses  Polyeder  K  gegeben.   Aus  den  Ecken 


Einfache  Beweise  der  isoperimetrischen  Hauptsätze.  87 

elches  mit  dem  gegebenen  K  gleichen  Inhalt,  aber  offenbar  kleinere 
berfläclie  hat  als  dieses,  indem  nämlich  seine  Oberfläche  die  Summe 
ner  veränderlichen  Seitenflächen  gerade  für  den  besonderen  Fall  reprä- 
»ntirt,  wo  von  den  letzteren  zufolge  der  obigen  Sätze  die  Summe  je 
xreier  zusammengehörigen  ihr  Minimum  erreicht.  Das  neue  Polyeder  K^ 
Eit  demnach  eine  Symmetral-Ebene  X  und  nothwendigerweise  im  Allge- 
leinen  mehr  Ecken  und  mehr  Seitenflächen  als  das  gegebene  Polyeder  K 
ie  Vermehrung  der  Ecken  und  Seitenflächen  hängt  nämlich,  wie  man 
emerken  wird,  von  denjenigen  Perpendikeln  ab,  welche  durch  das  Innere 
es  Polyeders  K  gehen,  die  also  ausser  einer  Ecke  auch  noch  irgend  eine 
eitenfläche  desselben  treffen;  durch  jedes  solche  Perpendikel  nimmt  die 
lahl  der  Ecken  um  eine  Einheit  zu,  und  zwar  auch  in  dem  Falle,  wo 
as  Perpendikel  eine  Kante  trifft,  oder  in  einer  Seitenfläche  liegt;  geht 
»ber  das  Perpendikel  insbesondere  durch  zwei  Ecken,  oder  geht  es  nicht 
Lurch  das  Innere  des  Polyeders  K^  sondern  nur  durch  eine  Ecke  desselben, 
K>  bewirkt  es  keine  Vermehrung  der  Ecken.  Die  Zahl  der  Seitenflächen 
rermehrt  sich  rascher,  nämlich  durch  jedes  Perpendikel,  welches  eine 
Seitenfläche  des  Polyeders  K  trifft,  kann  sie  um  zwei  oder  mehr  Einheiten 
sunehmen. 

Auf  gleiche  Weise  kann  nun  femer  das  Polyeder  E^  mittelst  einer 
neuen  beliebigen  Ebene  y  in  ein  anderes  Polyeder  K^  verwandelt  werden, 
welches  bei  gleichem  Inhalte  abermals  kleinere  Oberfläche,  dagegen  mehr 
Ecken  und  mehr  Seitenflächen  hat,  und .  welches  in  Bezug  auf  die  Ebene  Y 
symmetaisch  ist  Ebenso  lässt  sich  dieses  neue  Polyeder  K^  wiederum 
verwandeln,  wobei  der  Inhalt  constant  bleibt,  dagegen  die  Oberfläche  sich 
verkleinert,  die  Zahl  der  Ecken  und  Seitenflächen  aber  sich  vermehrt,  und 
wo  das  neu  entstandene  Polyeder  K^  gleichfalls  eine  Symmetral-Ebene 
hat;  u.  s.  w. 

Wird  insbesondere  die  zweite  Hülfs-Ebene  Y  zu  der  ersten  X  senk- 
recht  angenommen,  und  wird  die  Durchschnittslinie  beider  Ebenen  durch  z 
bezeichnet,  so  ist  das  (dritte)  Polyeder  £,  in  Bezug  auf  beide  Ebenen 
X,  Y  zugleich  symmetrisch,  so  dass  z  eine  Symmetral-Axe  desselben  ist, 
d.  h.  dass  jede  zu  z  senkrechte  Gerade  ab,  welche  der  Oberfläche  des 
Polyeders  in  irgend  einem  Puncto  a  begegnet,  dieselbe  noch  in  einem  an- 
deren Puncte  b  trifft,  und  die  Strecke  ab  durch  die  Axe  z  gehälftet  wird. 
Durch  eine  dritte  Ebene  Z,  welche  zu  den  beiden  vorigen,  oder  zu  der 
Axe  Zy  senkrecht  ist,  erhält  man  ein  neues  Polyeder  iQ,  welches  in  Bezug 
auf  jede  der  drei  Ebenen  X,  Y,  Z  synmietrisch  ist,  deren  Durchschnitts- 
linien z,  y,  X  zu  Symmetral-Axen,  so  wie  deren  gemeinschaftlichen  Durch- 
schnittspunct  M  zum  Mittelpunct  hat.  Wird  nun  das  Polyeder  K^  mittelst 
beliebiger  Ebenen  weiter  verwandelt,  so  hat  es  sofort  stets  einen  Mittel- 
punct My  80  wie  irgend   drei  zu  einander  senkrechte  Symmetral-Ebenen, 


fiQ  Einfache  Beweise  der  isoperi metrischen  Uauptsätie. 

die  sich  in  demselben  schneiden,  nnd  drei  Symmetral-Axen,  welche  die 
Durchschnittslinien  dieser  Ebenen  sind. 

Da  durch  wiederholtes  Verwandeln  das  Polyeder  so  viele  Seiteaflächoi 
und  Ecken  erhalten  kann,  als  man  will,  die  Oberfläche  aber  stets  schwindet, 
BO  müssen  nothwendig  die  einzelneu  Seitenflächen  zuletzt  sehr  klein  we^ 
den,  so  dass  die  Oberfläche  sich  irgend  einer  krummen  Fläche  nähert  luid 
endlich  einer  solchen  sehr  nahe,  oder  wie  man  sagt,  unendlich  nahe  kommL 
Wird  in  gleichem  Sinne  eine  beliebige  convexe  krumme  Oberfläcfae  als  ans 
unendlich  kleinen  ebenen  Theilchon  bestehend  angesehen,  so  läast  sich  der 
Körper,  der  von  derselben  umschlossen  wird,  offenbar  auf  die  nämlidu 
Weise  in  einen  anderen,  symmetrischen  Körper  von  kleinerer  OberflächB 
verwandeln. 

Mi^  demnach  die  Oberfläche  eines  gegebenen  convexeu  Körpers  i 
beschaffen  sein,  wie  man  will,  aus  ebenen  Flächen,  oder  aus  einer  einzigen 
krummen,  oder  aus  ebenen  und  krummen  Flächen  bestehen,  so  lässt  sck 
derselbe  nach  obiger  Art  so  lange  verwandeln  und  dadurch,  unter  Beib»- 
haltuug  des  Inhaltes,  seine  Oberfläche  verkleinern,  als  er  nicht  nach  alleo 
Richtungen  Symmetral-Ebenen  hat.  Wenn  aber  der  Körper  nach  einigen 
Verwandlungen  diesen  Zustand  erreicht,  wo  er  nach  jeder  beliebigen  Bick- 
tung  eine  Symmetral-Ebene  hat*),  oder  wenn  er  sich  schon  Anfangs  in 
diesem  Zustande  befindet,  so  hört  die  Verwandlung  auf,  nämlich  so  bleiU 
die  Oberfläche  sowohl  als  der  Inhalt,  mithin  der  Körper  selbst  constint 
Ein  solcher  Körper  aber,  welcher  nach  allen  Richtungen  Symmetral-Ebeneo 
(und  somit  auch  Symmetral-Axen)  hat,  boüitzt  nothwendigerweise  einoi 
Mittelpunct,  und  es  müssen  alle  seine  Durchmesser  einander  gleich  sein» 
woraus  folgt,  dass  es  nur  einen  einzigen  solchou  Körper  geben  kuin,  und 
dass  dieser  die  Kugäl  ist 


Einfache  Beweise  der  isoperimetrischen  Hauptsätze.  89 

§  12.  Aus  der  vorstehenden  Betrachtung  schliesst  man  zunächst  folgenden 

Hauptsatz. 

„Unter  allen  Korpern  von  gleichem  Inhalte  hat  die  Kugel 
die  kleinste  Oberfläche;^  und  umgekehrt:  „unter  allen  Körpern 
von  gleicher  Oberfläche  hat  die  Kugel  den  grössten  Inhalt.^ 

Der  Beweis  dieses  Satzes  ist  deutlich  in  dem  Vorhergehenden  ent- 
halten, bedarf  also  keiner  Wiederholung,  die  indessen  auf  analoge  Weise 
geschehen  konnte,  wie  bei  dem  obigen  Hauptsätze  (§  5). 

§  13.  Aehnlicherweise,  wie  soeben  auf  Körper  im  Allgemeinen  (§  12), 
kann  auch  auf  solche  Körper  insbesondere  geschlossen  werden,  welche 
zwischen  bestimmten  gegebenen  Grenzen  sich  befinden,  oder  sonstigen  Be- 
dingungen unterworfen  sind,  wie  z.  B.  auf  prismatische  oder  pyramidalische 
Korper  von  gleicher  Höhe  und  gleichem  Inhalte  oder  gleicher  Summe  der 
Seitenflächen.  Für  diese  genannten  Körper  tritt  in  Hinsicht  der  obigen 
Verwandlung  (§  11)  die  Beschränkung  ein,  dass  die  Hülfs-Ebenen  X^Y,... 
simmtlich  zu  der  Grundfläche  des  Körpers  senkrecht  sein  müssen;  ausser- 
dem aber  können  sie  beliebige  Richtung  habqn.  Bei  den  prismatischen 
Körpern  kann  jedoch  eine  einzige  besondere  Hülfs-Ebene  mit  den  beiden 
Grundflächen  parallel  sein,  und  zwar  ist  es  diejenige,  die  von  den  beiden 
letzteren  gleich  weit  entfernt  ist.  Für  die  beiden  Arten  von  Körpern  er- 
geben sich  aus  der  obigen  Betrachtung,  wie  man  leicht  bemerken  wird, 
folgende  zwei  Sätze: 

I.  „Unter  allen  prismatischen  Körpern  von  gleicher  Höhe 
und  gleichem  Inhalte  hat  der  gerade  Cylinder  die  kleinste 
Seitenfläche.^  Und  umgekehrt:  „Unter  allen  prismatischen  Kör- 
pern von  gleicher  Höhe  und  gleicher  Seitenfläche  hat  der  ge- 
rade Cylinder  den  grössten  Inhalt.^ 

n.  „Der  gerade  Kegel  besitzt  die  doppolte  Eigenschaft, 
dass  er  unter  allen  pyramidalischen  Körpern  von  gleicher  Höhe, 


halben  Axen  O],  cj  gemein  hat,  trage  in  diese  Ellipse  wiederum  die  Gerade  r  als  Halb- 
messer ein,  nehme  die  Hülfs-Ebene  darauf  senkreöht  an  und  verwandle  mittelst  derselben 
£,,  so  wird  der  neue  Körper  K^  eine  Kugel  sein,  die  der  obigen  Forderung  genügt.  — 
Die  Richtigkeit  dieser  Angaben  ist  leicht  zu  bestätigen. 

Wenn  demnach  ein  gegebenes  Ellipsoid  Ki  insbesondere  so  beschaffen  ist,  dass 
das  Quadrat  der  mittleren  Axe  gleich  dem  Rechteck  der  beiden  übrigen  Axen,  oder 
6J  gleich  fliC],  so  kann  dasselbe  mittelst  einer  einzigen,  gehörig  gewählten  Ebene  Y 
in  eine  Kugel  verwandelt  werden. 

um  den  Spielraum  der  verschiedenen  Richtungen,  nach  welchen  die  Gerade  r  sich 
als  Halbmesser  in  das  beliebige  Ellipsoid  K  eintragen  lässt,  anzuschauen,  denke  man 
sich  die  mit  dem  letzteren  concentrische  Kugelfläche,  welche  r  zum  Radius  hat;  die 
beiden  Oberflachen  werden  einander  in  einer  Curve  von  doppelter  Krümmung  schneiden, 
durch  welche  zugleich  eine  mit  jenen  concentrische  Kegelfläche  zweiten  Grades  geht  — 
und  diese  ist,  wie  man  sieht,  der  Ort  des  Halbmessers  r. 


90  Ein&cbe  BeweiM  der  iwperimetriBcbeii  Hxuptaltxe. 

bei  gleichem  Inhalte  die  kleinste  Seitenfläche,  and  bei  gleicher 
Soitenfläche  den  grössten  Inhalt  hat" 

§  14.  In  Rücksicht  auf  die  obige  Betrachtang  (§  11)  ist  hier  ähn- 
licherweise,  wie  in  §  7,  die  folgende  Frage  zu  stellea: 

„Welche  Gestalt  kann  ein  Körper  K  m  ö  glich  er  veise  haben, 
wenn  er  zwei  oder  drei  beliebige  gegebene  Symmetral-Ebeoen 
hat,  und  wenn  die  Durchschnittslinie  jeder  dieser  Ebenen  mit 
der  Oberfläche  des  Körpers  von  jeder  beliebigen  Geraden  in 
nicht  mehr  als  zwei  Po ncten. getroffen  wird?" 

I.  Bat  der  Körper  K  zwei  Symmetral-Ebeneu  2^  }^  die  einmi  ge- 
gebenen Winkel  a  einschliessen,  und  ist  erstens  a:n  pommensurabel, 
etwa  gleich  1 :  m,  so  finden  im  Ganzen  m  Symmetral-EbeDen  statt,  die 
sich  in  einer  und  derselben  Geraden  z  schneiden ;  die  Burchschnitte-Figorai 
in  diesen  m  Ebenen,  so  wie  die  Theile,  in  welche  dieselben  durch  die 
Gerade  z  getheilt  werden,  sind  auf  entsprechende  Weise  einander  gleich, 
wie  bei  der  obigen  Figur  V  (§  7, 1)  die  m  Äxeu  und  deren  Abschnitte. 
Die  Oberfläche  des  Körpers  besteht  aus  2m  Theilen,  wovon  jeder  durch 
zwei  unmittelbar  auf  einander  folgende  Symmetral-Ebenen  begrenzt  wird: 
sie  sind  abwechselnd  einander  gleich,  so  dass  sie  in  zwei  Abtheilnngen 
zerfallen,  deren  jede  m  Theile  umfasst,  welche  unter  sich  gleich  sind; 
ausserdem  sind  die  zu  der  einen  Abtheilung  gehörigen  Theile  denen  der  an- 
deren symmotrisch  gleich.  Im  übrigen  bleiben  diese  Theile  unbestimmt, 
sie  können  beliebige  Flächen  zwischen  jenen  ang^benen  Grenzen  sein. 
Ist  zweitens  a-.v  incommensurabel,  so  hat  der  Körper  K  unendlich 
viele  Symmetral-Ebenen,  die  sich  in  einer  einzigen  Geraden  z  schneiden; 
alle  Durchschnitts-Figuren  dieser  Ebenen  mit  der  Oberfläche  des.  Körpers 
sind  einander  gleich  und  jode  wird  durch  die  Gerade  z  in  zwei  gleicbe 
Theile  gethoilt,  so  dass  also  die  Oberfläche  offenbar  durch  Umdrehoi^ 
irgend  einer  Curvo  um  die  Axe  z  erzeugt  wird;    diese  Curve  aber  bleibt 


Einfache  Beweise  der  isoperimetrischen  Hauptsätze.  91 

weise  genommeD  mit  dazu  gehören,  nach  dem  Vorigen  (1, 1)  bestimmt 
-werden,  im  Allgemeinen  irgend  zwei  Paare  sich  befinden  (wo  nämlich  die 
zwei  Ebenen  jedes  Paares  verschiedenen  Systemen  angehören),  die  sich 
unter  Winkeln  schneiden,  welche  mit  tz  incommensurabel  sind,  so  dass 
also  wiederum  der  Körper  eine  Kugel  sein  muss.  Nur  wenige  einzelne 
Fälle  scheinen  hierbei  eine  Ausnahme  zu  machen,  wie  namentlich  die 
zwei,  wo  von  den  gegeb^ien  drei  Winkeln  a,  ß,  7,  1)  irgend  zwei  Rechte 
sind,  und  2)  wo  jeder  derselben  gleich  ^tt,  oder,  was  bei  näherer  Ansicht 
auf  dasselbe  hinauskommt,  wo  der  eine  gleich  ^tz  und  jeder  der  beiden 
übrigen  gleich  -{-ic.    Also: 

Wenn  der  Körper  K  drei  beliebige  Symmetral-Ebenen  hat, 
die  einander  in  drei  Geraden  schneiden,  so  ist  er  im  Allge- 
meinen eine  Kugel. 


)ber  den  Punct  der  kleinsten  Entfernung. 


Monatsbericht  der  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin 

a.  d.  J.  1837,  S.  144. 


Heber  den  Punct  der  kleinsten  Entfernung. 

(Bericht  über  einen  am  13.  November  1837  in  der  Akademie  der  Wissenschaften 

zn  Berlin  gehaltenen  Vortrag.) 

Durch  leichte  geometrische  Betrachtungen  wird* die  charakteristische 
Eigenschaft  desjenigen  Punctes  gefunden  und  bewiesen,  für  den  die  Summe 
seiner  Abstände  von  beliebig  gegebenen  Functen  ein  Minimum  ist,  d.  h. 
deiner  ist  als  die  Summe  der  Entfernungen  jedes  anderen,  ihm  nahe  liegen- 
den Punctes,  und  welcher  demgemäss  „Punct  kleinster  Entfernung  von 
jenen  Functen"  heisst.  Die  Betrachtung  gründet  sich  auf  bekannte  poly- 
gonometrische  und  polyedrometrische  Sätze  und  umfasst  alle  Fälle,  die 
S^gebenen  Puncte  mögen  liegen,  wo  man  will,  in  derselben  Ebene  oder 
(beliebig  im  Räume.  Ebenso  wird  als  besonderer  Fall  unter  allen  Puncten, 
ue  in  irgend  einer  gegebenen  Linie  oder  Fläche  liegen,  derjenige  bestimmt, 
welcher  in  Bezug  auf  die  gegebenen  Puncte  di&  kleinste  Summe  der  Ent- 
*niungen  hat,  oder  ein  relativer  Punct  kleinster  Entfernung  ist. 
uch  wird  ähnlicherweise  die  Eigenschaft  desjenigen  Punctes  gefimden, 
^^  Welchen,  wenn  man  seine  Abstände  von  den  gegebenen  Puncten  mit 
^S^benen  Coefficienten  multiplicirt,  die  Summe  der  Producte  ein  Minimum 
'^)  was  übrigens  der  allgemeine  Fall  ist,  indem  er  den  vorigen  zugleich 
^asst  Femer  wird  noch  durch  ein  anderes  elementares  Verfahren  der- 
inige  Punct  bestimmt,  für  welchen,  wenn  man  die  n*^  Potenzen  seiner 
abstände  von  den  gegebenen  Puncten  mit  gegebenen  Coefficienten  multi- 
Jücirt,  die  Summe  der  Producte  ein  Minimum  ist,  welcher  Fall  wiederum 
^^  beiden  vorigen  umfasst  und  von  dem  Verfasser  bereits  bei  einer  an- 
ier^n  Gelegenheit  angedeutet  worden  ist  (CreUe's  Journal  Bd.  XIII.  S.  362)*). 


*)  Bd.  n.  S.  16  dieser  Ausgabe. 


V^on   dem  Kminmungs  -  Schwerpuncte 

ebener  Curven. 


Crelle's  Journal  Band  XXI.  S.  33— 63  und  101  —  133. 

/^«istug  aus  einer  am  5.  April  1838  in  der  Akademie  der  Wissenschaften 

zu  Berlin  gehaltenen  Vorlesung.) 


Hierzu  Taf.  VII  und  Vm  Fig.  1  —  11. 


H\«V»^  r'i  Werke.    11. 


Von  dem  Krümmungs  -  Schwerpuncte 

ebener  Curven. 

Bei  Untersuchungen  über  Maximum  und  Minimum  in  Rücksicht  geo- 
metrischer Gegenstände  wurde  ich  auf  nachstehende  Aufgaben  geführt: 

a)  „Wenn  aus  einem  beliebigen  Puncto  P  in  der  Ebene 
einer  gegebenen  und  stetig  convexen  Curve  33  auf  alle  Tan- 
genten der  letzteren  Perpendikel  gefällt  werden,  so  liegen  die 
Fusspuncte  in  irgend  einer  Curve  V;  denjenigen  Punct  S  zu 
Hnden,  dessen  Fusspuncten-Curve  v  den  kleinsten  Inhalt  hat." 

b)  „Wenn  die  gegebene  Curve  38    in   ihrer  Ebene  auf  einer 

besten  Geraden  G   so  lange  rollt,    bis  sie  sich  ganz   umgedreht 

^3t,  80  beschreibt  jeder  mit  ihr  verbundene  Punct  P  irgend  eine 

^urve  W;   denjenigen  Punct  S  anzugeben,   welcher  die  Curve  w 

^*öm  kleinsten  Inhalte  beschreibt."     Und 

c)  „Die  analoge  Fragie,  wenn  die  Curve  35  auf  einer  festen 
^Urve  U  so  lange  rollt,  bis  ihr  ganzer  Umfang  die  letztere  be- 
ehrt hat.** 

Es  zeigte  sich,   dass  den  beiden  ersteren  Aufgaben  ein  und  derselbe 

bestimmte  Punct  S  genügt,  und  dass  überhaupt  das  Gesetz   stattfindet: 

^Äss  für   irgend    einen  Punct  P   die   Curve    W  allemal    gerade 

doppelt   so   grossen  Inhalt   hat   als    die  Curve  F."     Jener   ausge- 

xeiclmete  Punct  S  aber,  welcher  die  Curven  (v  und  w)  vom  kleinsten  In- 

\ia\te  erzeugt,    hat  in  Bezug  auf  die  gegebene  Cuive  3S  die  merkwürdige 

^gcnschaft:    „dass   er   ihr  Schwerpunct    ist,    wenn    die  Gewichte 

ihrer  einzelnen   Puncte    (die    sie    in   unendlich   kleine    gleiche 

Elemente   theilen)  sich  verhalten,    wie  die  respectiven  Krüm- 

^üögen,    oder   wie    die    umgekehrten  Werthe    der   zugehörigen 

Krfinaniungsradien."   Deshalb  ist  der  Punct  S  „Krümmungs-Schwer- 

PDöct"  der  Curve  38   genannt  worden.     Von  ihm   und  von  dem  Inhalte 

^  ihm  entsprechenden  Curve  v  oder  w   hängt  der  Inhalt  der  jedem  an- 

7* 


100  Vom  Kröminunns-Scbwerpiiutlc  cboner  Curven. 

deren  Puncte  P  entsprechendeii  Curvo  V  oder  VT  ab,  uod  zwar  nach  dem 
Oofietü:  „dass  Puncten,  welche  gleich  weit  von  S  entfernt  siad. 
Curven  von  gleichem  Inhalte  entsprechen:  und  dass  die  In- 
lialls-Zunahme  dem  Quadrate  jener  Entfernung  proportional  ist' 

Bei  der  dritten  Aufgabe  (c)  ist  zwar  derjenige  Punct  6,  welcher  die 
(^urve  w  vom  kleinsten  Inhalte  beschreibt,  im  Allgemeinen  von  dem  vorigeo 
(Ä)  verschieden,  indessen  hängt  or  doch  wesentlich  von  diesem  ah,  nod 
seine  Eigenschaft  ist  der  des  letzteren  ganz  analog. 

Ist  die  gegebene  Curve  9*  nicht  geschlossen,  oder  wird  nur  ein  b^ 
liebiger  Bogen  AB  derselben  berücksichtigt,  so  dass  nur  auf  die  Tangenten 
dieses  Bogens  PorpendikoJ  gelallt  worden,  oder  nur  dieser  Bogen  auf  der 
Basis  rollt,  so  ^ebt  es  gleichwohl  einen  boatimmten  Punct  R,  welchem 
die  kleinste  Figur  p  oder  ip  entspricht,  und  derselbe  hängt  wesentlich  von 
dem  dem  Bogen  AB  entsprechenden  Puncte  S  oder  S  ab  (aussenlem 
noch  von  der  Sehne  AB  und  bestimmten  Winkeln).  Auch  ist  dann  ebenso 
der  Inhalt  der  jedem  anderen  l'uncte  P  enteprechenden  Figur  V  oder  W 
von  dem  Abstände  des  Punctcs  i'  von  R  abhängig,  nämlich  die  Inhalts- 
Zunahme  V-^v  oder  W—io  ist  allemal  gleich  dem  Quadrate  diesem  Ab- 
stuides,  multiplicirt  in  einen  constanten  Coefßcienten.  Dadurch  wird  dif 
Quadratur  aller  solchen  Curven  V  oder  W  auf  die  von  «  oder  «*  zurück- 
geführt. Wiewohl  man  sich  vielfach  mit  dergleichen  Curven  beschäftig 
hat,  so  findet  doch  meines  Wissens  dieses  einfache  Gesetz  sich  nirgends 
aufgestellt.  Trotzdem  ist  der  Beweis  de.sselben,  so  wie  der  zuvor  angc- 
deutoten  Sätze,  keineswegs  .schwierig,  sondern  es  kam  vielmehr  nur  auf 
das  Auffinden  der  Sätze  selbst  an  *).  Jetzt  werden  sie  sich  auf  ver- 
schiedene Arten  leicht  beweisen  lassen.  Hier  geschieht  es  auf  geome- 
trischem Wege,  durch  bloss  elementare  Betrachtungen,  und  zwar  ohne 
Voraussetzung  der  erforderlichen,  anderweitig  bekannten  Uülfssätze.  Näm- 
lich die  Betrachtung  ninunt  der  Hauptsache  nach  folgenden  Gang. 


Vom  Krümmungs-Schwerpuncte  ebener  Cunren.  101 

llich  klein  werden  lässt.  Wird  nun  weiter  das  Vieleck  3S  auf  einer 
ben  Geraden  rollend  fortbewegt  und  dabei  die  von  den  mit  ihm  verbun-* 
len  PuDcten  beschriebenen  Figuren  W  berücksichtigt,  so  zeigt  sich,  dass 
'.h  hierbei  die  Hauptresultate  sich  gleicherweise  auf  die  Eigenschaft  des 
iwerpunctes  gründen,  und  dass  dieselben  bestehen  bleiben,  wenn  das 
lende  Vieleck  in  eine  Curve  38  übergeht.  Endlich  lässt  man  das  Viel- 
L  SS  auf  einem  festen  Vielecke  U  rollen,  wobei  sich  wiederum  analoge 
siiltate  ergeben,  die  auch  fortbestehen,  wenn  die  Vielecke  in  Curven  SS 
d  U  übergehen*).  In  diesem  letzten  Falle  gelangt  man  zu  den  allge- 
dosten  Resultaten  (§  34);  sie  umfassen  gewissermassen  alle  vorhergehen- 
Q  und  gestatten  ausserdem  noch  zahlreiche  andere  specielle  Folgerungen 
35);  auch  folgt  daraus  unmittelbar  die  Quadratur  vieler  Curven,  wie 
B.  der  verschiedenen  Arten  Cykloiden,  des  Raumes  zwischen  parallelen 
iTven,  u.  s.  w. 

Beiläufig  bemerke  ich  noch,  daJs  der  gegenwärtigen  Untersuchung 
le  andere  zur  Seite  steht,  welche  sich  mit  den  folgenden  Aufgaben  und 
m,  was  unmittelbar  damit  zusammenhängt,  beschäftigt,  nämlich: 

a)  In  der  Ebene  einer  gegebenen  Curve  38  denjenigen  Punct  M  zu 
stimmen,  dessen  Fusspuncten-Curve  v  in  Rücksicht  auf  jene  unter  allen 
ß  kürzeste  ist? 

ß)  Wenn  in  der  Ebene  eine  gegebene  Curve  38  auf  einer  festen 
sraden  G  rollt,  denjenigen  mit  ihr  verbundenen  Punct  M  anzugeben, 
sicher  die  kürzeste  Curve  w  beschreibt?    Und 

1f)   Dasselbe,  wenn  die  Curve  38  auf  einer  festen  Curve  U  rollt? 

Auch  hier  findet  sich:  „dass  ein  und  derselbe  Punct  M  den 
siden  ersteren  Aufgaben  zugleich  genügt";  oder  noch  mehr,  es 
idet  sich,  das  allgemeine  Gesetz:  „dass  die  irgend  einem  Puncto  F 
itsprechende  Fusspuncten-Curve  V  (n)  gerade  ebenso  lang  ist, 
8  die  von  ihm  beim  Rollen  (ß)  beschriebene  Curve  W,^  Dies 
hrt  zur  Vergleichung  der  Länge  vieler,  anscheinend  sehr  verschiedener 
irvonpaäre  und  gewährt  dadurch  einige  interessante  Sätze. 

Für  alle  drei  Aufgaben  lässt  sich  die  charakteristische  Eigenschaft 
5S  Punctes  M  auf  geometrischem  Wege  angeben. 

Durch  diese  Untersuchung  gelangt  man  auch  unmittelbar  zur  Rectifi- 
tion  einer  bestimmten  Reihe  von  Curven. 


*)  Zu  diesem  Gange  der  Betrachtung  gaben  die  beiden  speciellen  Sätze  von 
itrrti^  Sturm  und  Lhuilier  den  ersten  Anlass,  welche  in  Bd.  I.  S.  51  des  Cre/Ze^schen 
umals  (cf.  Bd. I.  S.  15  dieser  Ausgabe)  sich  angeführt  finden,  und  welche  zunächst 
n  daselbst  (so  wie  Bd.  II.  S.  265  desselben  Journals,  cf.  Bd.  I.  S.  141  dieser  Ausgabe) 
wiesenen  allgemeinen  Satz  zur  Folge  hatten,  als  dessen  weitere  Entwickelung  die  vor- 
trende  Abhandlung  zum  Theil  anzusehen  ist. 


102  Vom  KrnmmuDgs-Schwerpuiicte  ebener  Curven. 

Vom  Poncte  der  mittleren  Entferimng. 

■§1- 
Fundamcntalsatz.     „Zieht  man  aus  drei  beliebigen  Pui: 
A,  M,  B  (Taf.  VU  Fig.  1)  einer  Geraden  AB  drei  parallele  Stra 

AC  =  ö,     MN=  m,     BD  =  b 
in  beliebiger  Richtung  nach   einer  anderen  Geradon  X,   so 
wenn  man  ^Af  gleich  6,  und  ßA/ gleich  a,  setzt, 
(1)  aa,+hb^  =  (a,-\-b,)m."' 

Denn  zieht  man  die  Gerade  BC,  welche  MN  in  E  schneidet,  t 
wegen  der  parallelen  Strahlen 

ME:a  =  a^:a,-\-b,     und     NE :  b  =  b,  :  a,-hb„ 
woran»,  da 

ME'^EN=MN  =  in 
ixt,  jene  Gleichung  (1)  folgt. 

Hierbei  ist  noch  2U  bemerken: 

a)  Der  Satz  findet  statt,  mögen  die  Puncl«  A,  M,  B  auf  de[> 
oder  auf  verschiedenen  Seiten  der  Geraden  X  liegen.  Nur  sind  im 
teren  Falle  Strahlen,  die  auf  vemchiedonon  Seiten  von  X  liegen,  ah 
gegengosetzt,  die  einen  al»  positiv,  die  anderen  als  negativ  zu  betra( 
Dieser  Gegensatz  kann  entweder  in  der  Gleichung  (1)  durch  die  Ze 
+  und  —  angezeigt,  oder  unmittelbar  in  der  Figur  berücksichtigt  w( 
Hier  soll  fortan  dieses  Letztere  geschehen,  und  also  auch  im  Fall< 
F^.  2  auf  Taf.  VII  statt  der  Gleichung 

66, — aa,  =  (a,-t-6,)»», 


Vom  Krümmungs-Schwerpuncte  ebener  Curven.  ,       103 

*^  folgt  aus  jener  Gleichung  (1) 

(4)  aa-hßÄ  =  (a4-ß)w. 

Werden  daher  die  Puncte  A*  und  B  als  fest,  und  die  Grössen  a  und 
ß  als  ihnen  zugeordnet  gegebene  positive  Coefficienten  betrachtet,  so  er- 
geben sich  aus  der  Gleichung  (4)  nachfolgende  Sätze: 

a)  Sind  in  einer  Ebene  zwei  feste  Puncte  A  und  B  nebst  zuge- 
hörigen Coefficienten  a  und  ß  gegeben,  und  sind  a  und  b  die  Abstände 
i^T  beiden  Puncte  von  einer  beliebigen  Geraden  'X,  so  ist  die  Summe 
«<»^H-ßÄ  stets  gleich  dem  Producte  (a-i-p)m  aus  der  Summe  a-i-ß  der 
Coefficienten  in  den  Abstand  m  eines  dritten  bestimmten  Punctcs  M  von 
jener  Geraden  X.  Dieser  dritte  Punct  M  liegt  in  der  Geradon,  die  A  und 
ß  verbindet,  und  theilt  sie  in  Abschnitte,  die  sich  umgekehrt  verhalten 
^e  die  ihren  Endpuncten  zugeordneten  Coefficienten  (3). 

b)  Soll  die  Summe  aa+ß&  einer  Constanten  K  gleich  sein,  so  dass 

(5)  aa4-ß*  =  (a+ß)m  =  Ä; 

80  ist  auch  das  Perpendikel  m  constant,  so  dass  der  Ort  seines  Fuss- 
poDctes  N  eine  Kreislinie  ist,  welche  M  zum  Centrum  und  die  Gerade  X 
in  allen  ihren  Lagen  zur  Tangente  hat. 

c)  Ist  insbesondere  K  gleich  0,  also 

(6)  aa+ß6  =  0, 

so  gebt  die  Gerade  Xy  weil  m  gleich  0  wird,  in  allen  ihren  Lagen  durch 
den  Punct  M. 

§3. 

^Sind  in  einer  Ebene  irgend  n  beliebige  Puncte  ^,  jB,  C,  D, ... 
nebst  zugehörigen  (positiven)  Coefficienten  a,  ß,  7,  8,  . . .  ge- 
geben, 80  giebt  es  immer  einen  anderen  bestimmten  Punct  S 
von  der  Beschaffenheit,  dass,  wenn  aus  jenen  Puncten  sowohl 
als  aus  ihm  Perpendikel  a,  by  c,  d,  ...  s  auf  jede  beliebige  Ge- 
rade X  gefällt  werden,  dann  jedesmal  folgende  Gleichung  be- 
steht: 

(7)  aa-hßÄ-h-ycr-t-SdH =  (a4-ß+T+8-i— ••)«." 

Der  Beweis  dieses  Satzes  ergiebt  sich  leicht  durch  wiederholte  An- 
wendung des  obigen  Satzes  (§  2,  a),  nämlich,  wie  folgt: 

Es  seien  zunächst  nur  drei  Puncte  Ay  By  C  gegeben.  In  der  Geraden 
AB  construire  man  den  Punct  My  für  welchen 

AMiBM  =  ^:a 

ist,  so  kann  in  Rücksicht  jeder  Geraden  X  stets  gesetzt  werden 

aa-f-ßi  =  (a4-ß)wi. 


104  Von  Krämmimgs-6uliwerpuQcte  ebener  Curreu.    • 

Nun  suche  loan  in  der  Geradon  MC  den  Funct  N,  für  welchen 

MN:CN  =  7 :(«+?), 
so  ist  in  Rücksicht  jeder  Oeradon  X 

und  mithin 

was  unserem  Satze  gemäss  ist,  indem  der  Punct  N  und  das  aus  ihm  ■ 
die  Gerade  X  gefällte  Perpendikel  n   beziehlich  die  Stelle  von  S  und  i  i 
vertreten. 

Wäre  nun  noch  ein  vierter  Punct  D  g^eben,  so  suche  maa  in  der  1 
Geraden  NJ)  den  Punct  P,  für  welchen 

NPxDP  =  t:{^+^+i). 
Bann  hat  man  für  jede  Gerade  X  ' 

((X-)-ß+T)»4:-M  =  Ca-+-ß+Y-l-S)p 
und  folglich 

was  wiederum  dem  Satze  gemäss  ist,  indem  P  und  p  die  Stelle   von  <S 
und  s  einnehmen. 

Es  ist  klar,  dass  man  ähnlicherweise  zur  Bestätigung  des  Satzea  ge- 
langt, wenn  5,  6,  . . .  n  Puncte  gegeben  sind,  und  dass  durch  dieses  Ver- 
fahren nicht  nur  die  Existenz  des  eigcnthümlichcn  Punctes  S  erwiesen, 
sondern  derselbe  auch  zugleich  gefouden  wird. 

Vermöge  der  eben  bewiesenen  Eigenschaft  heisst  der  Punct  S  „PoDct 
der  mittleren  Entfernung"   in  Rücksicht  auf  die   gegebenen  Puncta 

,  B,  C,  . . .  und  deren  Coefficientcu  g,  ß,  7,  . . . .    Er  ist,  wie  man  sieht. 


Vom  Krümmungs-Schwerpuncte  ebener  Curven.  105 

^^  Uuthin  s  gleich  s^  sein.    Daher  müsste  die  Gerade  SS^  mit  jeder  be- 
i^^mgen   Geraden  X   parallel    sein,    was    offenbar    unmöglich    ist.    Also: 
ufiiii  gegebenes  System  von  Puncton  A,  B,  C,  —  und   zugehö- 
rigen Coefficienten  a,  ß,  7,  . . .  hat  nur  einen  einzigen  Punct  der* 
mittleren  Entfernung,  oder  nur  einen  einzigen  Schwerpunct  S." 
Daher  gelangt  man  durch  die  obige  Construction  (§  3),  man  mag  nun 
f      die  gegebenen  Puncto  in  dieser  oder  jener  beliebigen  Reihenfolge  combi- 
iziren,  stets  zu  demselben  Puncto  S.    Hieraus  ergiebt  sich  unmittelbar  eine 
£eihe  von  Sätzen  über .  die  geradlinigen  Vielecke  (welche  durch  die  jedes- 
maligen gegebenen  Pimcte  bestimmt  werden).   Diese  Sätze  sollen  an  einem 
anderen  Orte  ausfuhrlich  entwickelt  werden. 

§5. 

Soll  die  Summe  der  Producte  aus  den  Perpendikeln  in  die  respectiven 
Coefficienten  einen  gegebenen  oder  constanten  Werth  K  haben,  soll  also 

(8)  aa+ßi+'vc-f-Sd-t--  =  (a-f-ß+'y-f-.8...>  =  K 

sein,  so  ist  der  Ort  der  Geraden  X  eine  Kreislinie;  die  S  zum  Mittelpuncte 
hat.    Der  Radius  s  dieses  Kreises  ändert  sich  zugleich  mit  der  Summe  K^ 
und  wird  im  directen  Yerhältniss  mit  ihr  kleiner  und  grösser. 
Ist  insbesondere  K  gleich  0,  also 

(9)  '  aa-+-ßi-hT^+---  =  (a-hß+'y...)s  =  0, 

so  ist  auch  «  gleich  0,  d.  h.  die  Gerade  X  geht  stets  durch  den  Schwer- 
punct S;  und  umgekehrt,  geht  die  Gerade  X  durch  S^  so  ist  jene  Summe 
K  stets  gleich  0. 

Aus  diesem  besonderen  Falle  ergeben  sich  weiter  nachstehende  Fol- 
gerungen. 

§6. 

Zieht  man  aus  dem  Puncto  S  Strahlen  a,,  6„  Cj,  ...  nach  den 
Puncten  Ay  By  C,  .^. .  und  bezeichnet  die  Winkel,  welche  diese  Strahlen 
mit  einer  durch  S  gehenden  Geraden  Xy  nach  einerlei  Richtung  genommen, 
bilden,  mit  a,  6,  c,  . . . ,  so  hat  man 

(10)  a  =  a,  sina,    b  =  6,  sinb,    c  =  {?,sinc,     .  .  . ; 

und  werden  diese  Werthe  der  Perpendikel  a,  b,  c,  , , .  in  die  vorige  Glei- 
chung (9)  gesetzt,  so  erhält  man  folgende  neue  Gleichung 

(11)  aa,sina4-ßi,sinb-|-Y{?,sincH ^  0, 

welche,  in  Worten  ausgedrückt,  heisst: 

„Der  Schwerpunct  S  eines  Systems  von  Puncten  A,  B,  Q  , ,, 
mit  den  zugehörigen  Coefficienten  a,  ß, 7, ...  hat  die  Eigenschaft, 


106  Vom  KrämiDUDK^~'^'^l'iirerpuDcte  ebener  Cuiren. 

(lass,  weno  mac  die  aus  ihm  iinüh  jenen  Puncten  gezogenen 
■Strahlen  a,,  b,,  c„  ...  mit  den  SinuK  der  Winkel  a,  6,  c,  ...,  die 
sie  mit  irgend  einer  durch  S  gebenden  Geraden  X  bilden,  und 
'mit  den  zugehörigen  Ooefficienten  a,  ß,  7,  ...  multiplicirt,  die 
Summe  aller  dieitcr  Producte  beständig  gleich  0  ist." 

Der  Satz  gilt  auch,  wenn  statt  der  Sinus  der  Winkel  a,  tl,  c,  ...  die 
Cosinus  derselben  genommen  worden;  was  aus  der  Betrachtung  zweier 
unter  sich  senkrechton  Geraden  X  klar  hervorgeht.     Man  hat  also  auch 

(12)  aa,cOBa+pi|Cosb-)-YC,coscH =  0. 

'  Diettcr  Satz  hat  bekanntlich  auch  eine  statische  Bedeutung.  Weim  in  den 
RicbtuDgeu  von  a,,  /',,  c,,  . . .  Kraft«  auf  den  Funct  S  wirken,  die  des 
Froductcn  aa„  ^^,  -fc,,  ...  pro[)ortional  sind,  so  herrscht  Gleichgewicht. 

§'.  ■ 

Zieht  man  femer  aus  irgend  einem  Puncte  P  der  durch  S  gehenden 
Geraden  X  Strahlen  a,  ^,  c,  . . .  nach  den  Puncton  A,  B,  C, . . .  (die  oben 
durch  a,b,c,...  bezeichneten  Perpendikel  kommen  hier  nicht  in  Betracht), 
so  hat  man,  wenn  PS  gleich  s  gesetzt  wird, 

10'  =  nj+s' — 2a,sco8a, 
b'  =  ö|+8' — 2Ä[Scosb, 
c'  =  cj+s'  —  2c,«cosc, 


(13) 


woraus  durch  Multiplication  mit  den  respectiven  CoefBcientcn  a,  ß,  f,  ... 
und  nachherige  Addition  entsteht 

...     faa'-+-ß*'+-rc'+--   =aaJ-Hß6J -+-■!:<'!  H l-(a-Hß+T-l-">' 

l  — 2sCaa,cosa4-p6,  C08b-l-^[c,cosc^ ), 

und  mithin  zufolge  der  Gleichung  (12) 


Vom  Krümmnnjj^-Sohwerpiincte  ebeper  Curven.  J.07 

ein  anderer  P,  so  ist  die  ihm  entsprechende  Summe  2I(aa*)  um 
das  (a+ß4-')f...)-fache  Quadrat  seines  Abstandes  s  vom  Schwer- 
puncte  S  grösser  als  jenes  Minimum  ^(aa').^ 

6)    „Soll  die  genannte  Summe  der  Producte  l(aa*)  constant,  ' 
etwa  gleich  ^1  sein,  so  dass 

so  ist  der  Ort  des  Punctes  P  eine  Kreislinie,  welche  allemal  S 
zum  Mittelpuncte  und  s  zum  Radius  hat.^  Und  umgekehrt:  „Punc- 
ten,  welche  gleichweit  vom  Schwerpuncte  S  abstehen,  ent- 
sprechen gleiche  Summen."  Und  ferner:  „die  Summe  ü  und  der 
Radius  s  ändern  sich  gleichzeitig  und  nehmen  zugleich  zu 
oder  ab." 

Ifiemach  hat  der  Punct  S  die  dritte  wesentliche  Eigenschaft:  dass  er 
der  Pui^ct  kleinster  Quadrate  der  Entfernungen  ist  in  Rücksicht  der 
gegebenen  Puncto  und  Coefficienten  *). 


*)  Ans  der  obigen  Qleicbiing  (16)  —  welcbe  auf  gleiche  Weise  stattfindet,  die  ge- 
gebenen Puncte  A,  B^  C, ...  mögen  in  einer  Ebene  oder  im  Räume  beliebig  liegen  — 
folgen  leicht  noch  einige  andere  Relationen;  wie  z.B.  die  nachstehenden: 

Lässt  malt  den  wiUkärlicheu  Punct  P  mit  einem  der  gegebenen  n  Puncte  A^  B^ 
C,  — ,  z.  B.  mit  A  zusammenfallen,  so  ist 

a  ^  0,    6  a»  AB^    c  =  ACy    d  c=  AD^     •  •  •  i    5  =  aj  =3  AS^ 

und  die  obige  Gleichung  (16)  wird  für  diesen  Fall 

(I)  ß(^fi)>  +  r(^C')»  +  8(i4Z>)2  +  ...  =  2(aa;)  +  o;2(a).. 

Für  jeden  der  gegebenen  n  Puncte  findet  eine  analoge  Gleichung  statt.  Wird  jede  dieser 
Gleichungen  mit  dem  dem  jedesmaligen  Puncte  A,  B,  C,  , . .  zugehörigen  Coefficienten 
a,  ß,  7,  . . .  multiplicirty  und  werden  sodann  alle  Gleichungen  addirt,  so  kommt 

(II)  ^[<iH^m  =  2(a)2(aa«), 

d.  h.  „wird  das  Quadrat  jeder  der  \n(n — 1)  Geraden,  welche  die  gegebenen  n  Puncte 
paarweise  Yerbinden,'in  die  dem  jedesmaligen  Punctepaare  zugehörigen  Coefficienten 
multiplicirt,  so  ist  die  Summe  aller  dieser  Producte  2[aß(i46)^]  gleich  einem  Producte, 
dessen  einer  Factor  die  Summe  der  Coefficienten  2(a)  und  der  andere  die  Summe  der 
Producte  2(aa})  aus  den  Quadraten  der  Abstände  der  gegebenen  Puncte  von  ihrem 
Schwerpuncte  ^  in  die  respecti^en  Coefficienten  ist." 

Wird  die  Gleichung  (II)  mit  der  obigen  (16)  verbunden  und  die  Grösse  S(aaJ) 
fortgeschafft,  so  erhält  man 

(III)  «2(a)  =  Vi  (a)  1  (aa«)  —  1  [aß  (A  ß)'^. 

Diese  Gleichung,  durch  2  (a)  dividirt,  giebt  den  Abstand  s  des  willkürlichen  Punctes 
P  von  dem  Schwerpuncte  S;  ein  Ausdruck,  welchen  Lagrange  zuerst  aufgestellt  und  auf 
eigenthümliehe  (doch  nicht  einfache)  Art  bewiesen  hat  {M^canique  analytique,  1. 1,  premiere 
partie,  sect.  III,  no.  20).  Denkt  man  sich  nach  den  Richtungen  der  Strahlen  a,  6,  c, . . . 
Kräfte  oa,  ß6,  yc, . . .  wirkend,  so  giebt,  wie  leicht  zu  sehen,  die  vorstehende  Gleichung  (III) 
die  Grösse  der  Resultante  «£(«),  und  zwar  hat  sie  die  Richtung  des  Strahles  «,  so  dass  sie 
also  jedesmal  durch  den  Schwerpunct  <S  geht    Demnach  wird  sowohl  jener  Abstand  s 


Vom  KrnDipiuD(;s-Schwrrpuai.-te  ebener  Curren. 


Zu  der  vorstchondeii  Reihe  vod  Sätzoa  kann  man  auch  durch  ein 
aiidero  elementare  Entwickcluii^r  gelangen,  welche  sich  auf  einen  eben» 
cinTachen  Fundamenlalsalz  gründet  als  die  vorige  (§  1).  Die  Sätze  geben 
dann  in  umgekehrter  Ordnung  au«  einander  hervor,  m  dass  man  zoetsl 
auf  die  eben  ausgosprochcnen  Resultate  (§  7)  geführt  wird  und  sofort  am 
dicuen  die  ihnen  im  Obigen  vorangehenden  Sätze  ableiten  kann.  Für 
Freunde  einfacher  geometrischer  Betrachtungen  möchte  eine  kune  An- 
deutung dieser  anderen  Entwickolungsart  nicht  unintercssaat  sein;  deshalb 
Folgendes: 

§9. 
Fundamentalsatz.     „Zieht  man  aus   der  Spitze  P  eines  be- 
liebigen Dreiecks  APB  (Taf.  VII  Fig.  3)  nach  irgend  einem  Puncte 
M  der  Grundlinie  AB   die  Gerade  I'Al  gleich  m,  bezeichnet  die 


als  diese  ReBultanto  i2(<i)  ^fundcn,  sobald  die  Abstände  der  »  Pnnde  A,  B,  C,  ... 
von  einander  und  von  dem  Puncte  P,  nebst  den  itgebörigen  Coefficienteo  o,  p,  f,  ... 
jicgeben  sind. 

Fnr  jedon  der  n  Puncte  Ä,  B,C,  ...  findet  eine  Gleichoi^  «on  der* Form (1)  itktt 
Werden  diese  n  Gleichungen  addirl,  so  crhäh  man 

(IV)  £[(<.  +  p)(Jß)']  =  n2(<«.»)+2(«.)2(a»); 

d.  h.  „wird  das  Quadrat  des  Abstandes  je  iwcier  der  g^ebeneo  h Panel«  J,  B,  C,... 
mit  der  Summe  der  don  beiden  Puncten  zugobürigoD  Coefficienten  multiplicirt,  m>  iA 
die  Summe  der  Producle  S[(a  +  fl)(jlfl)'j  gleich  der  n-fachen  Summe  der  Producte  uh 
den  Quadraten  der  Abstände  («i,  ij,  c,,  ...)  der  gegebenen  Puncte  lOn  ihrem  Schwtf- 
punctc  S  in  die  lugohörigcn  Coefficientcn  n'S.{aaX),  mehr  dem  Producte  aus  dar  Sbbim 
der  CocfÜcicntrn  in  die  Summe  der  letztgenannten  Quadrate  X(a)2(a}}.'' 
Aus  (II)  und  (IV)  die  Grösse  £(aa{)  eliminirt,  giebt 

(V)  2(a;)aC«))'  =  2{=.)2[(a  +  p)(^B)*]-«2[=>P(.iB)'I, 


Vom  Krümmungs-Schwcrpuncte  ebener  Curven.  109 

Abschnitte  AMund  BM  der  Grundlinie  beziehlich  durch  b^  und 
a,  und  die  Schenkel  AP  und  BP  durch  a  und  6,  so  ist  immer 

(17)  a,a'-h6,i'  =  (a,+6,)wi»+(a,-h6Ja,6,. 

Denn  zufolge  einer  trigonometrischen  Gnindgleichung  hat  man,  wenn 
9  den  Winkel  AMP  bezeichnet 

(18)  co89  = 2i^— = 2^—, 

woraus  leicht  jene  Gleichung  (17)  folgt.  Der  Beweis  kann  übrigens  auch 
geometrisch  durch  den  sogenannten  verallgemeinerten  pythagoräischen  Lehr- 
satz ebenso  einfach  geführt  werden. 

§10. 
Setzt  man 

(19)  «j :  6,  =  a  :  ß, 

wo  a  und  ß  beliebige  gleichartige  Grössen  oder  Zahlen  sind,  so  lässt  sich 
dadurch  die  obige  Gleichung  (17)  in  folgende  verwandeln: 

(20)  oa'-hß*'  =  (a-f-ß)77j'-h(a+ß)a,6,, 

woraus  man  unter  anderen  nachstehende  Sätze  schliesst: 

d)  „Sind  in  einer  Ebene  zwei  feste  Puncte  A  und  B  nebst 
zugehörigen  Coefficienten  a,  ß  gegeben,  und  werden  die  Qua- 
drate ihrer  Abstände  a,  b  von  einem  beliebigen  Puncte  P  mit 
den  respectiven  Coefficienten  multiplicirt,  so  ist  die  Summe 
der  Producte  aa*-hßÄ'  stets  um  die  Constante  (a-|-ß)ai6,  grösser 
als  das  Product  (a+ß)?»*,  dessen  einer  Factor  die  Summe  a-hß 
der  Coefficienten  und  der  andere  das  Quadrat  des  Abstandes??^ 
des  Punctes  P  von  einem  dritten,  festen  Puncte  M  ist.  Dieser 
dritte  bestimmte  Punct  fliegt  auf  der  Geraden,  welche  A  und 
B  verbindet  und  theilt  sie  in  Abschnitte,  die  sich  umgekehrt 
verhalten  wie  die  ihren  Endpuncten  zugehörigen  Coefficien- 
ten« (19). 

6)  Sind  die  Puncte  A  und  B  nebst  den  Coefficienten  a  und  ß 
gegeben,  und  äoII  die  Summe  aa'-f-ßi*  constant,  etwa  gleich  K 
sein,  80  ist  auch  m  constant  und  mithin  der  Ort  des  Punctes  P 
eine  Kreislinie,  deren  Mittelpunct  ^ist.  Umgekehrt  entsprechen 
Puncten  P,  die  gleich  weit  von  M  abstehen,  gleiche  Summen 
aa'+ߣ*.  Auch  nehmen  diese  Summe  und  der  Radius  m  des 
Kreises  gleichzeitig  zu  und  ab,  so  dass  also 

c)  Die  Summe  aa*-hß6'  ein  Minimum,  gleich  a6J-hßaJ  wird, 
wenn  m  gleich  0  ist,  d.  h.  wenn  der  Punct  P  auf  den  festen 
Punct  M  fällt. 


110  VojQ  KrüiDmuiii^-Schwerpuncte  ebener  Cnrven. 

a)    „Ist  in  einer  Ebeno  irgend  eine  Anzahl  beliebiger  Fancte 

A,  B,  C,  ...  nebst  zugehörigen  Goefficienten  et,  ß,  7, gegeben, 

so  giebt  es  einen  anderen  bestimmten  Punct  S  von  der  Be- 
sphaffenheit,  dass,  wenn  mao  aus  jedem  beliebigen  Puucte  P 
Strahlen  a,  b,  c,  . . .  s  nach  atlea  Pancten  zieht,  immer 

(21)  aa'+ßi'+7c'+..-  =  C«+p-t-T+-")*'-l-^ 

ist,  wo  K  eine  coDstauto,  aber  von  den  gegebenen  Elemente! 
abhängige  Grösse  bezeichnet" 

Der  Beweis  dieses  Satzes  ist  dem  des  enteprechenden  Satzes  in  §  3 
analog.  Er  beruht  Dämlich  bloss  auf  wiederholter  Anwendung  des  vorigen 
Satzes  (§  10).  Denn,  seien  zunächst  nur  drei  Puucte  A,  B,  C  gegeboi, 
so  hat  man  in  Rücksicht  der  Puncto  A  und  B 

aa'+pi'  =  (a-l-p)m'+Ca+ß)«,Ä,=(a-Hß)m*+(a+p)^Äf.BJ/, 
und   ferner   in  Rücksicht   der  Puucte  M  und  C,   denen   die   CoefBcientn 
a+ß  und  T  zugehdren, 

C=t+ß)m'-f-fc'  =  (a-f-p+^)„'-H(a+ß-H7)AßV.CAr; 
woraus  durch  Verbindung  beider  Gleichungen  folgt: 
aa'+ßi'+ic'  =  (a+ß+T)n'+(a+ß-f-r)jlßV.CAr-f-(a+ß)^Af.ßJf, 
was  dem  Satze  gemäss  ist,  da  die  zwei  letzten  Glieder  rechts  constant 
sind.  Der  Punct  N  nämlich  liegt  auf  der  Geraden  MC  und  theilt  sie  in 
Abschnitte  ü/.^  und  C'^,  die  sich  verhalten  wie  7  zu  a+ß,  gerade  ebenso 
wie  in  §3;  n  ist  der  Strahl,  der  N  mit  dem  beliebigen  Puncto  P  ver- 
bindet. 

Gleicherweise  gelangt  man  zum  Beweise  des  Satzes  lur  vier,  fünf,  . . .  ■ 
Puncte. 

Aus  dem  vorstehenden  Satze  ergeben  sich  femer  folgende  Sätze: 


Vom  Krümmungs-Schworpuncte  ebener  Curven.  111 

WO  ttj,  6,,  c,,  ...  die  Strahlen  sind,  welche  S  mit  den  gegebenen 
Puncten  A^  B^  Cy  , . ,  verbinden  (§6),  und  wodurch  die  Con- 
stante  K  auf  eine  zweite  Art  bestimmt  wird.^ 

§12. 

Wie  man  sieht,  sind  wir  auf  diesem  zweiten  Wege  zu  denselben 
Sätzen  gelangt,  welche  sich  in  §  7  finden.  Die  diesen  letzteren  voran- 
gehenden Sätze  kann  man  nun,  wie  schon  in  §  8  erwähnt  worden,  umge- 
kehrt aus  den  vorstehenden  leicht  erhalten. 

Femer  lassen  sich  aus  der  gegenwärtigen  Betrachtung  unmittelbar 
eine  grosse  Reihe  von  Sätzen  über  die  geradlinigen  Vielecke  und  den 
Kreis  entwickeln,  welche  von  den  früher  erwähnten  (§  4)  verschieden  sind, 
ihnen  jedoch  zum  Theil,  als  in  gewissem  Sinne  entsprechend,  an  die  Seite 
gesetzt  werden  können.  Diese  Sätze  sind  wegen  ihrer  Einfachheit  und 
ihres  innigen  Zusammenhanges  unter  sich  besonders  geeignet,  beim  Unter- 
richte das  Interesse  der  Schüler  zu  erwecken  und  dieselben  zur'  Selbst- 
thätigkeit  anzuregen;  wovon  mich  frühere  Erfahrungen  überzeugt  haben. 
Ich  werde  dieselben  an  geeignetem  Orte  abhandeln;  hier  liegen  sie  ausser 
unserem  eigentlichen  Zwecke.  Aber  auch  ein  grosser  Theil  der  in  dieser 
Abhandlung  enthaltenen  Sätze  lassen  sich  ohne  Schwierigkeit  dem  Schul- 
pensum einverleiben,  und  zwar  um  so  leichter,  wenn  sie  mit  den  hier 
übergegangenen  Sätzen,  so  wie  mit  denjenigen,  Ivelche  bei  den  nachfolgen- 
den Betrachtungen,  als  von  unserem  nächsten  Zwecke  abliegend,  unberück- 
sichtigt bleiben  müssen,  im  Zusammenhange  vorgetragen  werden. 

§13. 

In  Bezug  auf  die  obigen  Sätze  (§  11  oder  7)  kann  noch  Folgendes 
bemerkt  werden: 

Sind  die  Summen  der  Producte  aa'-f-ß6'+ifc''H —  für  zwei  gegebene 
Puncte  P  und  P^  bekannt,  sind  sie  z.  B.  1  und  ^^,  so  hat  man  vermöge 
Gl.  (22)  in  §11 

oder 

(24)  .'-»:  =  -^:^T::r>  *     . 

WO  8  und  8^  die  Strahlen  sind,  welche  die  gegebenen  Puncte  P  und  P, 
mit  dem  Schwerpuncte  S  verbinden.  Diese  Strahlen  s  und  s^  werden 
durch  die  Gleichung  (24)  nicht  bestimmt.  Sieht  man  sie  aber  als  ver- 
änderlich an,  als  Strahlen,  welche  die  Puncte  P  und  P,  mit  irgend  einem 
Puncte  S,  verbinden,  so  ist,  da  der  Ausdruck  rechts  in  Gl.  (24)  constant  oder 
gegeben  ist,   der  Ort  des  Punctes  S^  eine  leicht  zu  construirende  Gerade, 


112  Vom  KrDm[Duugs-Schveq>UDCtc  ebeuer  Gurren. 

welche  auf  der  GenideD  PP,  senkrecht  ateht  und  durch  den  SchwerpUMt 

S  geht.    Könnt  man  daher  noch  von  einem  dritten  gegebenen  Foncte  P, 

(welcher  jedoch  nicht  in  der  Geraden  PP,  liegen  darf)  die  ihm  eotsprecheBdi 

Summe  1,,'  so   ist  der  Schwerpunct  S  bestimmt  und  leicht   zu    finden. 

Nämlich  er  muss  dana  in  noch  zwei  Geraden  liegen,  welche  mittelst  dtt 

Gleichungen 

.      .  2—2,  .       ,       ,  2,-2, 

s' — s;  = -,■■  —  ' und     <;  — »!  =  —  T — =* 

'         a+pH-TfH— ■  '       '         a-)-p+-[-t— . 

gefunden   werden.     Der  gemeinsame  Durchschnitt  dieser   beiden  GeradM 
mit  der  ersten  (24)  ist  der  verlangt«  SchworpUnct  S. 

Femer  ms^  noch  erwähnt  werden,  dass,  wenn  statt  der  Coetfieientn 
a,  p,  7,  . , .,  welche  einem  gegebenen  Systeme  von  Pnncten  Ä,  B,  C,  ... 
angehören,  andere  genommen  werden,  ce,,  ^,,  f,,  . . .,  die  sich  unter  eiB- 
ander  so  verhalten  wie  jene  ersten,  der  Schwerpunct  8  des  Systems  1« 
beide  Fälle  derselbe  ist.  Denn  al»dann  lassen  sich  die  nenen  CoefBcientoi 
'^i  ßii  Tk  - '  -  immer  durch  .m,  Aiß,  ir[,  ...  ausdrücken,  wo  m  irgend  «ne 
bestimmte  Zahlengrö»se  beKoichnet. 


Von  den  Fnaspuncten-Vielecken  nnd  Fnsspancten-CnrveD. 

A,  Von  den  Fnaspancten-Vielecken. 
§14. 
Erklärung.  Fällt  man  auf  alle  Seiten  eines  gegebenen  Vielecks  S 
aus  einem  in  seiner  Ebene  liegenden  Puncto  P  Perpendikel  und  verbinde 
deren  Fusspuncte  der  Reihe  nach  paarweise  durch  Gerade,  so  entsteht  ein 
neues  Vieleck  V,  welches  dem  gegebenen  eingeschrieben  und  mit  dem- 
selben von  gleicher  Gattung  ist   Dieses  neue  Vieleck  F*  soll  fortan  „Fnss- 


(25) 


Vom  Krümmungs-Schwerpuncte  ebener  Curven.  113 

ändert, '  deren  Mittelpunct  aber  stets  ein  und  derselbe  feste 
Panct  S  ist.  Dieser  Punct  S  ist  nämlich  der  Schwerpunct  der 
Ecken  des  gegebenen  Vielecks  3S,  insofern  jeder  derselben  der 
Sinus  des  doppelten  Nebenwinkels  von  dem  an  ihr  liegenden 
Winkel  des  gegebenen  Vielecks  IB  als  Coefficient  zugeordnet 
wird.*  . 

Es  sei  etwa  ABCD  (Taf.  VII  Fig.  4)  das  gegebene  Vieleck  58,  und 
aus  einem  beliebigen  Puncto  P  seien  auf  die  Seiten  desselben  die  Per- 
pendikel PA,,  PB,,  PC,,  PD,  gefällt,  so  ist  A,B,C,D,  das  dem  Puncte 
P  entsprechende  veränderliche  Fusspuncten- Vieleck  V,  Bezeichnen  wir 
ferner  durch  o,  ä,  c,  d  die  veränderlichen  Strahlen  PAy  PB,  PC,  PD, 
welche  von  dem  Puncte  P  nach  den  Ecken  des  gegebenen  Vielecks  33 
gehen,  und  durch  -4,  JS,  C,  D  die  Nebenwinkel  der  diesen  Ecken  anliegen- 
den Winkel  DAB,  ABCyBCD,  CDA,  so  hat  man  vermöge  der  constanten 
(und  theils  rechten)  Winkel  der  Vierecke  AD, PA,,  BA,PB„  . . .  zwischen 
dem  Inhalte  dieser  Vierecke  und  dem  der  entsprechenden  Dreiecke  D,PA,\ 
A^PB,,  ...  folgende  Gleichungen: 

{2D,PA,—AD,PA,  =  ia'sin2A, 
2A,PB^'-BA,PB,  =  i6'sin2Ä, 
2B,PC,  —  CB,PC,  =  ic'sm2C, 
2C,PD,  —  DC,PD,  =  id'sin2Z). 

Nun  machen  aber  die  in  diesen  Gleichungen  enthaltenen  Dreiecke 
zusammen  das  Vieleck  A,B,C,D,,  und  die  vorkommenden  Vierecke  zu- 
sammen das  Vieleck  ABCD  aus;  also  folgt  durch  Addition  derselben: 

(26)  2A,B,C,D,'-ABCD,  =  Ka'sin2^+6»sin2JS+c'sin2C+d'sin22)). 

Es  ist  klar,  dass  man  allemal  eine  ähnliche  Gleichung  erhält,  so  viele 
Seiten  auch  immer  das  gegebene  Vieleck  93  haben  mag.  Daher  ist  all- 
gemein, wenn  S  den  Inhalt  des  gegebenen  und  V  den  Inhalt  des  Fuss- 
puncten-Vielecks  bezeichnet, 

(27)  4(2  F— »)  =  a'sin2^-h6'8in2ß-hc'sin2C+...  =  2(a'sin2^). 

Durch  diese  Gleichung  wird  die  Richtigkeit  des  Satzes  vollständig 
dargethan.  Denn  soll  der  Punct  P  so  gewählt  sein,  dass  der  Inhalt  V 
seines  Fusspuncten- Vielecks  eine  gegebene  constante  Grösse  sei,  so  ist  auch 
die  Differenz  (2F— SS)  constant;  und  dann  stimmt  die  Gleichung  (27) 
ganz  mit  der  früheren  (Gl.  (22)  in  §  11,  oder  Gl.  (16)  in  §  7)  überein, 
indem  die  bekannten  Grössen  sin  2^^  sin2ß,  ...  die  Stelle  der  früheren 
Coeffidenten  o,  ß,  . . .  vertreten.  Deshalb  muss  auch  im  gegenwärtigen 
Falle  der  Ort  des  Punctes  P  eine  Kreislinie  sein,  welche  den  im  Satze 
beschriebenen  Schwerpunct  S  zum  Mittelpuncto  hat. 

8t«iB«r't  Werke.    IL  S 


beschri»-  1 
eliebig»»  y 


114  Vom  KrümmuDiFS-Schverpuncte  ebener  Cnrrea. 

§16. 
Um  deD  aufgestellten  Satz  ausführlicher  zu  erörteni,  werde  die  leUe 
Gleichung  (27)  nach  dem  Muster  der  Gleichung  (16)  in  §  7  umgewuM; 
dadurch  erhält  man 

!4(2r— S3)  =  a;ain2^-Hi;sin2ß+c;sin2C+-" 
+  8'(3in2^+ain2ß4-sin2C+---) 
=  2(«;sin2^)+8'I(sin2^), 
wo  nämlich  a,,  b„  c,.  ...  und  s  die  Strahlen  sind,  welche  den 
bencn  Schwerpunct  8  mit  den  Ecken  Ä,  B,C,  . . .  und  mit  dem  beliebig»** 
Puncte  P  verbinden. 

Bezeichnet  man  also  mit  v  den  Inhalt  desjenigen  Fusspuncten-TitB — 
eck«,  welches  dem  Schwerpuncte  S  selbst  entspricht,  so  ist  für  diesi^V 
Fall  s  gIeich-0,  und  mithin 

(29)  4(2v— 3i)  =  2(a;8in2^). 

Zieht  man  diese  Gleichung  von  der  vorhergehenden  (28)  ab,  so  erhält  m^K 

(30)  i{V—v)  =  is'2(sin2^). 

Ilieraas  sieht  man:    „dass  die  InhaltH-Zunahmo  des  Fusspuncten 
Vielecks  V  mit  dem  Quadrate  des  Abstände»  s  des  zugehörige^* 
Punctes  P  vom  Schwerpuncte  S  in  gleichem  Verhältnisse  wich» 
oder  -schwindet."    Femer  folgt  daraus: 

„Dass  im  Allgemeinen  unter  allen  Fusspuncten-VieleckiC 
dasjenige  v,  welches  dem  Schwerpuncte  S  entspricht,  entwedeV 
i'in  MinimiiTii  oder  ein  Maximum  des  Inhalts  liat,  je  uac 
licziehlich    die    constante    Grösse    I!(sin2.d)   positiv    oder 


Ob  aber  diese  Grösse  2(sin2^)  positiv  oder  negativ  sei,  hiuigt  von  j 
folgenden  Umständen  ab.     Nämlich:  1)  sind  die  Winkel  ,^,  ß,  C, . . .  aH«  | 


Vom  Krümmungs-Schwerpuncte  ebener  Curven.  115 

§17. 

Für  spätere  Untersuchungen  ist  es  zweckmässig,  die  Bedeutung  des 
Ausdrackes 

:        (31)        is'l(sin2A)  =  :^8'sin2^+is*sin2ß+is'sin2C4— •, 

^     welcher  die   vierfache  Differenz   zwischen  den  Inhalten    der  Fusspuncten- 

j     Vielecke  eines  beliebigen  Punctes  P  und  des  Punctes  S  repräsentirt  (30), 

Daher  anzugeben.    Wir  beschränken  uns  hierbei  auf  den  bestimmten  Fall, 

n.  /     ^0  das  gegebene  Vieleck  38  convex  ist,  und  wo  überdies  die  Nebenwinkel 

/    ^,  ß,  Cy , . ,  seiner  sämmtlichen  Winkel  spitz,  also  2  (sin  2^)  positiv  ist. 

I    ii  diesem  Falle  ist  bekanntlich  die  Summe  der  Nebenwinkel  A,  B,  C,  .,. 

j     gleich  2ic,  und  daher 

■         (32)  2A-i'2B+2C+2D-h''  =  4Tr. 

Wird,  bemerkt,  dass  ^5*sin2^  der  Flächen-Inhalt  eines  gleichschenkligen 

Dreiecks  ist,  dessen  Schenkel   gleich  s  sind,  und  dessen  Winkel  an  der 

Spitze  gleich  2-4  ist,   so  folgt,   dass  die  Grösse  ^s' 2 (sin 2-^)  in  Gl.  (31) 

al^     die  Inhaltssumme  von  n  gleichschenkligen  Dreiecken   anzusehen  ist, 

deren  Schenkel  alle,  gleich  s,  und  deren  Winkel  an  der  Spitze  beziehlich 

2-A,  2J5,  2C, . . .  sind.   Man  denke  sich  ein  Vieleck  U  von  der  Beschaffen- 

bcit,  dass  es  einem  Kreise  vom  Radius  s  eingeschrieben  ist,  in  demselben 

zwei  Umläufe  macht*),  und   dass   die  über  seinen  Seiten  81,  S,  6,  . . . 

st^tenden  Centriwinkel  jenen  Winkeln  2-4,  2B,  2C,  ...  beziehlich  gleich 

(und  zusammen  gleich  4ir)  sind,  so  ist  der  Inhalt  dieses  Vielecks  offenbar 

^^  Summe  der  genannten  Dreiecke;  denn  jenes  wird  durch  die  nach  seinen 

^ken  gehenden  Radien  in  der  That  in  diese  zerlegt.     Also  ist 

(33)    •  i«'2(sin2^)  =  ü, 


und  daher  (30) 


4(V—v)  =  U, 


oder 

(34)  V=v+^.ü. 

Somit  hat  man  für  den  gegenwärtigen  Fall  folgenden  Satz: 

„Ist  in  Rücksicht  eines  gegebenen  Vielecks  fÜ  der  Inhalt 
des  dem  Schwerpuncte  S  entsprechenden  Fusspuncten-Vielecks 
V  bekannt,  so  kann  der  Inhalt  jedes  Fusspuncten-Vielecks  F, 
welches  einem  beliebigen,  von  S  um  die  Entfernung  s 'abstehen- 
den Puncte  P  entspricht,  dadurch  gefunden  werden,  dass  man 
zu  jenem  Inhaltet?  den  vierten  Theil  des  Inhalts  eines  anderen 


*)  Leser,  welche  mit  solchen  Vieleckeii  nicht  vertraut  sind,  können  sich  einen  Be- 
griff davon  machen,  wenn  sie  z.  B.  in  einem  beliebigen  Fünfecke  im  Kreise  die  fünf 
Diagonalen  in  einem  Zuge  ziehen;  denn  diese  sind  sofort  die  Seiten  eines  Fünfecks  von 
zwei  Umläufen. 

8* 


1I6  Vnrn  Krömmunffii-Schwerpuni'te  clioner  Curveil. 

bestimmten  Vielecks  U  addirt.  Dieses  andere  Vieleck  [7  i»t 
einen]  Kreise  vom  Radius  .s  eiDgeschriobon,  macht  in  demselbeB 
Y.viol  Umläufe,  und  über  seinen  Seiten  stehen  Centriw-ink«). 
die  den  doppelten  Nebenwinke'In  der  Winkel  des  gegeben« 
Vielecks  «  gleich  sind.« 

§  It^- 
Anmerkung.  Auch  hier  müssen  zahlreiche  specielle  Sätze  ühff- 
gangen  werden,  welche  isicb  unmittelbar  aus  dem  Vorstehenden  ableiba 
Hessen.  Nur  rollende  im  Eingänge  erwHhnte  Sätze  von  Querret,  Sturm. 
und  Uiuilier  über  dan  beliebige  Dreieck  und  da-s  regel massige  Vielwli 
(n-Eck)  mögen  hier  Platz  finden. 

1.  Bei  einem  beliebigen  Dreieck  33  {ABC)  kann  leicht  direct  nsch- 
gewiesen  werden,  dass  der  Mittclpunct  des  ihm  umschriebenen  Krei仫 
zugleich  der  Sehwerpunct  S  der  Ecken  ist,  wenn  diesen  die  Sinns  der 
doppelten  Nebenwinkel  als  CoefGcienten  zugeordnet  sind.  Dasselbe  kuB 
aber  auch  aus  dem  obigen  Satze  (§  17)  geschlossen  werden.  Denn  filll 
der  Punct  P  mit  einer  der  Ecken  des  Dreiecks  zusammen,  so  wml  dff 
Inhalt  des  Fusspuncten- Dreiecks  jedesmal  gleich  0;  daher  liegen  die  ilrei 
Ecken  in  einem  Ortekreise,  dessen  Mittelpunct  der  genannte  Schwerpunct  S 
sein  muss.  Femer  scliliesst  man  hieraus  den  bekannten  Satz:  „dass,  veno 
aus  irgend  einem  Puncto  des  dem  Dreiecke  umschriebenen  Kreises  Per- 
pendikel auf  die  drei  Seiten  des  Dreiecks  geliillt  werden,  dann  die  Fusi- 
puncte  dieser  Perpendikel  allemal  in  einer  Goraden  liegen. -Es  muas  näm- 
lich wieder  der  Inhalt  des  Fusspuncteu-Dreiecks  gleich  0  sein. 

2.  Der  citirte  Satz  über  jedes  regelmässige  Vieleck  3j  folgt  gleich- 
falls sehr  leicht.  Nämlich  einmal  daraus,  dass  alle  Winkel  des  VielecU 
und  also  auch  alle  CoefHcienten  siu2^,  siu2£,  sinSC,  ...  unter  sich  gleich 
sind,   mithin   der  Mittelpunct   des  Violecks   zugleich   der  ihm   zugehörige 


Vom  Krümmungs-Schwcrpuncto  ebener  Curven.  117 

ncte  Sy  so  hat  man  folgende  Gleichungen  (§  17  und  §  13): 

(35)  \V-V,  =  i(8=-«J)2(8in2^), 

Mcht  man  Ä,  s^,  s^'  als  veränderlich  an,  dagegen  f^  F,,  K,  und  2(sin2^) 
ils  constant  oder  die  Puncto  P,  P,,  I\  als  fest,  so  werden  durch  diese 
Gleichungen  drei  Gerade  Xj,  X,,  X  bestimmt,  welche  auf  den  Seiten  des 
Dreiecks  PP,P,  senkrecht  stehen  und  sich  im  Schwerpunctc  S  gegenseitig 
schneiden  (§  13).  Durch  je  zwei  derselben  wird  also  im  Allgemeinen  der 
Schwcrpunct  S  gefunden. 

B.    Von  den  Fusspuncten-Curven. 

§20. 

Das  der  vorigen  Betrachtung  zu  Grunde  liegende  Vieleck  33  kann  man 
n  der  Vorstellung  sich  so  verändern  lassen,  dass  es  immer  mehr  sich 
fgend  einer  Curve  nähert  und  endlich  in  diese  übergeht.  Lässt  man  näm- 
ich  die  Seitenzahl  des  Vielecks  immer  mehr  zunehmen,  jede  einzelne 
rite  aber  zugleich  schwinden,  so  nähert  sich  das  Vieleck,  wenn  die  Seiten- 
ihJ  sehr  gross  und  jede  Seite  sehr  klein  geworden' ist,  offenbar  irgend 
ler  Curve;  und  wird  die  Seitenzahl  unendlich  gross  und  jede  Seite  un- 
dJich  klein  (wie  man  zu  sagen  pflegt),  so  kann  schlechthin  das  Vieleck 

eine  Curve  angesehen  werden.  Ebenso  kann  man  umgekehrt  jede  gc- 
)ene  Curve  Iß   als   ein  Vieleck   von  unendlich  vielen  Seiten  betrachten, 

alle  unendlich  klein  sind.  Dabei  ist  klar,  dass  die  verlängerten  Seiten 
1  Vielecks  in  die  Tangenten  der  Curve  übergehen,  und  dass  die  oben 
rachteten  Nebenwinkel  Ay  B,  C,  . . ,  bei  der  Curve  unendlich  klein 
rden,  indem  sie  nämlich  hier  die  äusseren  Winkel  sind,  unter  welchen 
1  die  zunächst  auf  einander  folgenden  Tangenten  der  Curve  gegenseitig 
neiden,  oder,  wenn  man  sich  kurz  fassen  will,  als  die  Winkel  ange- 
en  werden  können,  welche  die  einzelnen  Tangenten  in  ihren  Berührungs- 
icten  mit  der  Curve  selbst  bilden.  Ferner  ist  klar,  dass  beim  Ueber- 
lg  des  Vielecks  58  in  eine  Curve,  auch  das  irgend  einem  Puncto  P  zu- 
örige  Fusspuncten-Vicleck  V  in  eine  Curve  irbergeht,  welche  daher 
Icherweise:  „Fusspuncten-Curve  des  Punctes  P  in  Bezug  auf 
'  gegebene  Curve  SS*'  heissen  soll.  Sie  ist  nämlich  der  Ort  der  Fuss- 
icte  aller  aus  dem  Puncte  P  auf  die  Tangenten  der  Curve  33  gefällten 
pendikel.  Dass  diese  Fusspuncte  in  der  That  eine  continuirliche  Curve 
len,  erhellt  auch  unmittelbar  aus  der  Anschauung.  Denn  wenn  ein 
fiter  Winkel  sich  so  bewegt,  dass,  während  der  eine  Schenkel  als  Tan- 
te an  der  Curve  35  fortschreitet,  der  andere  beständig  durch  den  festen 


JJ8  V<im  Rrummungs-Schwerpuncle  eigner  ('urvuli, 

Punct  P  geht,    so  beschreibt  sein  Scheit«!  eine  Cnrve,    nämlich  die  ge- 
nannte Fusspuncten-Curve  V. 

Da  auf  diese  AVeise  die  Vielecke  33  und  F  in  die  Curven  93  und  F 
i'ibcrgchen,  so  mnxsen  notfawendig  die  oben  über  jene  aufgestellten  8älie 
auch  für  diese  ihre  Gültigkeit  behalten.  Daher  kann  z.  B,  unmittelbar  ge- 
schlassen  werden:  a)  dass  es  für  jede  geschlossene  und  convexc  Curve  $ 
einen  Punct  S  geben  muss,  dessen  Fusspuncten-Curve  v  in  Bezug  auf  jene 
luiter  allen  den  kleinsten  Inhalt  hat,  und  dass  allen  um  einen  gleichen 
Abstand  s  von  S  entfernten  Puncten  P  Fusspuucten-Curvcn  V  von  glei- 
chem Inhalt  entsprechen,  und  auch  umgekehrt:  fi)  dass  unter  den  5^ 
nannten  Grossen  ^.  v,  s,  fetc.)  auch  die  obigen  Gleichungen  (§  16  und  §  17) 
bestehen;  c)  dass  femer,  wenn  die  gegebene  Curve  33  einen  Mittelpunct 
besitzt,  derselbe  auch  zugleich  jener  eigenthümliche  Punct  S  sein  mii£s 
(§  18,  2)  u.  s.  w. 

Aus  diesen  angedeuteten  Sätzen  Hessen  sich  nun  z.  B.  iu  Bezug  ao( 
don  Kreis  und  die  Ellipse  unmittelbar  eine  R«ihe  von  Sätzen  ableiten. 
Denn  da  man  in  Bezug  auf  den  Kreis  die  Fusspnncton- Cnrve 
Mittelpunctos  S,  und  bei  der  Ellipse  die  Fusspuncten-Curve  V  ihr»»  Brenn- 
punctes  P,  so  wie  dessen  Abstand  s  vom  Mittelpunct  S  kennt, 
für  beide  leicht  der  Inhalt  der  Fn.sspunct«n-Curvß  jedes  beliebigen  Punct« 
P  gefunden  werden.  Auf  diese  Sätze  werden  wir  spater  zurückkommen. 
Zunächst  aber  \»i  die  Eigenschaft  des  Punctes  S  bei  allgemeinen  Ourv« 
bestimmter  anzugeben  und  dessen  Beziehung  zu  der  Curve  selbst 
zu  erforschen, 

§21. 

Da  die  Bestimmung  des  Punctes  S  beim  Vielecke  33  von  den  Sinns 
der  doppelten  Nebenwinkel  2^,  2ß,  2f,  ...  abhangt,  diese  Winkel  aber 
bei  der  Curve  33  unendlich  klein,  ihre  Sinus  mithin  unbrauchbar  werden, 
so  kommt  es  darauf  an,  zu  erforschen,  welche  andere  bestimmte  Grössen 


Vom  Krümmun^s-Schwerpuucte  ebener  Curven.  119 

und  bezeichne  durch  h  die  halbe  Seite  des  Vielecks,  so  dass  , 

so  hat  man  z.  B.  vermöge  des  Vierecks  AA^RB^^  in  welchem  RA^  gleich 
RB^  gleich  ol^  und  die  Winkel  bei  -4,  und  jB,  rechte  sind,  folgende  Glei- 
chung: 

(36)  sin(2^)  =  4i?L(?^=4A(4-^u). 

Ebenso  ist 

und  daher  ist  z.  B. 

sin(2^)    _    T  /^  <  h\  \   /  T?  ^^Y.  \ 

^"^^^  sin(26')    ~    a  V  a*  aW'V  f  f    / 

Es  kommt  nun  darauf  an,  den  Werth  dieses  Verhältnisses  (37)  für 
den  Fall  zu  bestimmen,  wo  das  Vieleck  SS  in  eine  Curve  übergegangen 
ist.  Da,  um  zu  diesem  Falle  zu  gelangen,  die  halbe  Seite  h  immer  kleiner 
und  zuletzt  unendlich  •  klein  werden  muss,  so  nähern  sich  aj  und  a,  Yj 
und  7  immer  mehr  der  Gleichheit,  bis  zuletzt  schlechterdings  «j  gleich  a 
und  Yj  gleich  ^  zu  setzen  ist.     Dann  wird  aber  zugleich 

aj :  a'  =  1,     y?  ^  t'  =  1 
und,  weil  h  gegen  a  und  ^  unendlich  klein  ist, 

*>=0     und     -^>  =  0. 

Demnach  hat  man  als  Grenzwerth  des  Verhältnisses  (37),  oder  fik  die 
Curve  aS: 

(38)  sin(2^)  :  sin(2(7)  =  ^:a  =  —:  —  ' 

OL        7 

In  diesem  Falle  aber  sind  die  Strahlen  a,  ß,  y,  ...  die  Krümmungs- 
radien der  Curve  35  in  den  Puncten  A^  B,  C\  . . . ,  was  aus  der  Con- 
struction  erhellt.  Denn  es  ist  z.  B.  R  der  Mittelpunct  und  a  der  Radius 
eine^  Kreises,  der  durch  drei  auf  einander  folgende  Ecken  Z,  Ay  B  des 
Vielecks  5B  geht,  und  welcher  beim  XJebergang  des  Vielecks  in  die  Curve 
zum  Krümmungskreise  dieser  letzteren  im  Puncto  A  wird.  Somit  sind 
wir  zu  folgendem  Resultate  gelangt  (38): 

„Die  Sinus  der  doppelten  Winkel  2A,  22?,  26',  ...,  welche 
die  Tangenterf  einer  Curve  SS  in  ihren  BerührungSpunctcn  mit 
der  Curve  selbst  bilden   (oder  unter  welchen  sich  die  auf  ein- 


}2Q  \'om  KriimniQncs-.Schwerpiintle  ebener  Curven- 

ander  folgendpii   Tangenten   sehn  ei  den),    verhalten    sieb  umge- 
kehrt wie  die  Kriimmungsradien  a,  ß,  y oder  direct  wie  die 

Krümmungeii    der    Curvo    in    deu    hetreffeodon    BerühroDg«- 
puncto  n." 

Dieses  Resultat  kann  auch  &ub  folgender  Betrachtung  abgeleitet 
den.     Da  der  durch  A  bezeichnete  Winkel  (Nebenwinkel  von  ZAB)  dmi 
Winkel  AiRB,  gleich  und  dieser  durch  den  Strahl  RA  gleich  a  gehälfifl 
ist,  so  hat  man 


sinA 

= 

2sina 

lind  ebenso 

sinß  = 

2 

Daher  ist  z 

B 

siojI 

.inf 

und  fiir  den  l-'a!!,  wo  das  Vieleck  in  eine  Curve  übergeht,  also  a,  gleich« 
und  7,  gleich  y  wird,  erhält  man 

(ity)  sin^l:sinC"  =  t:a=  A;A. 

Hiermit  sind  wir  m  dem  zweiten  Resultate  gelangt:  „dass  auch  fi\t 
Sinuw  der  einfachen  Winkel,  welche  die  Tangenten  in  ihrfii 
Beriihrungspuncten  mit  der  Curve  3?  bilden,  sich  verhalten 
wie  die  diesen  Puncten  zugehörigen  Krümmungen  der  Curve." 
Dieses  Resultat  steht  mit  dem  vorigen  (38)  nicht  im  Widerspruche 
vielmehr  wird  das  eine  durch  da*  andere  bestätigt.     Denn  weil 

sin(2^):  sinC2C')  ^  sin^cos-i  :  sinCoosC, 
für  sehr  kleine  oder  imendlich  kleine  AVinkel  A  und  C  aher  schlechlliiit 


Vom  Krümmungs-Schwerpuncte  ebener  Curven.  121 

§22. 

Durch  das  obige  Resultat  sind  wir  nunmehr  in  den  Stand  gesetzt,  bei 
er  Curve  3S  den  Punct  S  vermittelst  gewisser  anschaulichen  und  end- 
len  Grössen  zu  bestimmen.  Nämlich  es  können  zur  Bestimmung  von  S 
ii  der  unendlich  kleinen  Coefficienten  sin 2^,  sin2ß,  sin2C,  ...  die 
aen  proportionalen  umgekehrten  Werthe 

i.    _1    JL 

a'  P  '  T  '  '  "  ' 
er  rcspectiven  Krümmungshalbmesser  a,  ß,  y,  . . .  der  Curve  SS  genommen 
erden.  Hiemach  steht  der  bestimmte  Punct  S  in  folgender  Bezie- 
mg  zu  der  Curve  33.  „Er  ist  ihr  Schwerpunct,  wenn  sie  in 
endlich  kleine  gleiche  Elemente  gotheilt  und  in  den  Thei- 
figspuncten  mit  Gewichten  belastet  gedacht  wird,  welche  sich 
igekehrt  verhalten  wie  die  zugehörigen  Krümmungshalb- 
-sser,  oder  direct  wie  die  zugehörigen  Krümmungen."  Aus 
Sem  Grunde  soll  der  Punct  S  künftig  „Krümmungs-Schworpunct" 
f  Curve  33  genannt  werden. 

Es  wird  hiermit  wiederum  augenscheinlich  (§20),  dass,  wenn  die 
irve  35  einen  Mittelpunct  hat,  dann  ihr  Krümmungs-Schwerpunct  S  mit 
esem  zusammenfallen  muss. 

§  23. 
Dass  die  früher  über  das  Vieleck  33  aufgestellten  Gleichungen  und 
tze  auch  für  den  Grenzfall,  wo  dasselbe  in  eine  Curve  33  übergeht,  noch 
Itig  sein  müssen,  ist  einleuchtend  und  früher  schon  erwähnt  worden 
20).  Daher  hat  man  auch  für  die  Curve,  in  den  nämlichen  Zeichen 
1  Im  nämlichen  Sinne  verstanden,  unmittelbar,  den  Gleichungen  (27), 
I)  und  (34)  entsprechend,  folgende  Gleichungen 

42)  4(2  F— 33)  =  2(a^sin2^), 

43)  4(2  r— 33)  =  I(a]Hm2A)+8'I(sm2A% 

44)  4(V—v)  ==  i8'I(sm2A)  =  ü. 

?se  Gleichungen,  in  Worten  ausgesprochen,  enthalten  zunächst  folgende 
ze: 

a)  „Soll  in  Rücksicht  einer  gegebenen  geschlossenen  und 
erall  convexen  Curve  33  der  Inhalt  der  irgend  einem  ver- 
ierlichen  Puncto  P  entsprechenden  Fusspuncten-Curve  V  con- 
,nt  bleiben,  so  ist  der  Ort  des  Punctcs  P  eine  bestimmte 
eislinie,  deren  Radius  s  mit  jenem  Inhalte  F  zugleich  grösser 
?r  kleiner  wird,  deren  Mittelpunct  aber  immer  ein  und  der- 
be feste  Punct,  nämlich  der  Krümmungs-Schwerpunct  S  der 
[ebenen  Curve  33  ist."     Und  umgekehrt:    „Beschreibt  man  aus 


122  Vom  KniiDiniLDcs-Schwerpiiucte  ebener  Onrveii. 

dem  Krömmungs-Schwerpuncto  S  der  gegebenen  Curve  2J  irgend 
einen  Kreis,  so  entsprechen  allen  auf  dieser  Ereislioie  liegen- 
den PuQCtcn  /*  Fusspuncten-Curvon  T  von  gleichem  lahslte." 

b)  „Unter  allen  Fusspuncten-Curven  V  einer  gegebenen  ge- 
schlossenen und  überall  convcxen  Curve  Üß  hat  diejenige  den 
kleinsten'  Inhalt  v,  welche  dorn  Krümmungs-Schwerpuncte  8 
der  Curve  93  entspricht."  . 

Um  die  Inhalts-Zunahme  genauer  angeben  zu  kömien,  welche  die 
einem  Puncte  P  entsprechende  Fusspunctcn-Corve  V  erfahrt,  wenn  er  sich 
vom  Kriimmungs-Schwerpunctc  S  entfernt,  muss  die  Grösse  ^s'2(sin2jl) 
oder  das  Vieleck  ü  näher  bestimmt  werden.  Da  dieses  Vieleck  ü  nich 
dem  Früheren  (§  17)  einem  Kreise  eingeschrieben  ist,  der  s  zum  Radios 
hat,  da  es  in  demselben  zwei  Umläufe  macht,  und  da  die  Ceotriwinkel 
2A,  2B,  2C,  .  . . ,  welche  seinen  Seiten  9{,  SB,  @,  . . .  gegenüberstehen,  in 
dem  gegenwärtigen  Falle  (für  die  Curve  SS)  alle  unendlich  klein  sind,  so 
folgt,  das»  in  diesem  Falle  auch  die  Seiten  91,  S8,  @,  ...  alle  unendlich 
klein  sind,  und  dass  daher  der  Urafang  des  Vielecks  mit  demjenigen  des 
Kreisen  zusammenfällt,  aber  diesen  zweimal  umfasst.  Somit  besteht  auch 
der  Inhalt  des  Vielecks  ü  aus  der  zweifachen  Kreisfläche,  oder  es  ißt 

(45)  U=is'^(fiin2A)  =  2i:s'    und     2(sin2^)  =  4it; 
daher  hat  mau  statt  der  Gleichungen  (43)  und  (44). folgende: 

(46)  4(2r— aS)  =  i:(a:8in2^)+4jrsS 

(47)  V  =  ^.^-i««^ 

Aus  dieser  letzten  Gleichung  (47)  schliesst  man  folgende  Sätze: 

c)  „In  Rücksicht  der  gegebenen  gescblosseneo  und  con- 
vexen  Curve  33  ist  der  Inhalt  V  der  Fusspuncten-Curve  eines 
beliebigen  Punctes  P  immer  so  gross  wie  der  Inhalt  v  der  dem 
Krümmungs-Schwerpuncte  S  entsprechenden  Fusspuncten^Carve, 


Vom  Krummungs-Schwerpuncte  ebener  Curven.  123 

bcnen  Punctc  P,  P,,  Pg,  die  nicht  in  einer  Geraden  liegen,  so 
ist  dadurch  der  Krfimmungs-Schwerpunct  S  der  gegebenen 
Curve  SS,  sowie  der  Inhalt  v  seiner  Fiisspuncton-Curve  be- 
stimmt und  leicht  zu  finden.^ 

Denn  zu  diesem  Behufe  hat  man  nach  §  19  und  nach  Gl.  (47)  fol- 
gende drei  Gleichungen: 

(48)  {V-V,  =  i^(s'-slX 

wodurch  drei  Gerade  X,,  X,,  X  bestimmt  werden,  deren  gemeinschaft- 
licher Durchschnitt  der  gesuchte  Krümmungs-Schwerpunct  S  ist. 

§24. 

Besondere    Fälle. 

Ist  insbesondere  die  gegebene  Curve  ein  Kreis  oder  eine  Ellipse,  so 
lässt  sich  in  Folge  der  vorstehenden  Sätze  leicht  der  Inhalt  V  der  Fuss- 
puncten-Curve  jedes  beliebigen  Punctes  P  angeben.     Nämlich,  wig  folgt: 

A.    Wenn  die  gegebene  Curve  95  ein  Kreis  ist. 

Es  ist  klar  und  bereits  oben  erwähnt  worden  (§  22),  dass  der  Krüm- 
mungs-Schwerpunct S  des  Kreises  mit  seinem  Mittelpuncte  zusammenfallt. 
Daher  fallt  auch  die  Fusspuncten-Curve  des  Punctes  S  mit  dem  Kreise 
selbst  zusammen,  und  ihr  Inhalt  ist  gleich  der  Kreisfläche.  Wird  also 
der  Radius  des  gegebenen  Kreises  fß  mit  r  bezeichnet,  so  hat  man 

(49)  t?  =  Tzr^ 
und  weiter  nach  Gl.  (47) 

(50)  V  =  Trr'-f-^TTS^ 

d.h.  „der  Inhalt  der  Fusspuncten-Curve  F  irgend  eines  Punctes 
P  in  Bezug  auf  den  gegebenen  Kreis  35  ist  gleich  der  Summe 
dieser  Kreisfläche  und  der  halben  Kreisfläche  ^irs',  welche  den 
Abstand  «  des  Punctes  P  vom  Mittelpuncte  S  des  gegebenen 
Kreises  zum  Radius  hat." 

Ueber  die  Form  und  sonstigen  Eigenschaften  dieser  Fusspuncten-Curve 
V  mag  Folgendes  angegeben  werden,  was  leicht  wahrzunehmen  ist. 

Die  Curve  V  berührt  den  Kreis  SS  in  den  beiden  Endpimcten  des 
durch  P  gehenden  Durchmessers,  welchen  sie  zur  Symmetralaxe  hat,  liegt 
sonst  ganz  ausserhalb  35,  ist  auf  einen  endlichen  Raum  beschränkt  und 
kehrt  in  sich  zurück.  Sie  ist  vom  vierten  Grade,  und  P  ist  ein  singulärer 
Punct  derselben,  nämlich  a)  ein  reeller  oder  ß)  ein  imaginärer  Doppelpunct, 
je  nachdem  beziehlich  P  ausserhalb   oder  innerhalb  des  Kreises  33  liegt, 


124  Vom  KrüminuDgs-Scbwerpuncte  ebener  Curven. 

oder  endlich  y)  sin  Riickkchrpunct,  wenn  P  auf  der  Kroisllnie  S  selbst 
liegt.  Im  Falle  a)  schneidet  sich  die  Carve  in  P,  and  die  beiden  Tu- 
genteii,  die  von  P  aus  an  den  Kreis  S  gelegt  werdea  können,  sind  dit 
Normalen  der  Curvo  V  im  Puncto  P,  so  dass  sie  den  Winkel  bestimmo^ 
unter  welchem  die  Curve  sich  in  P  schneidet  Ist  s'  gleich  2f*,  so  ist 
dieHcr  Winkel  ein  rechter.  Die  Curve  bildet  femer  zwei  Blätter  oder 
Schleifen,  von  denen  die  eine  die  andere  Dcbst  dem  Ereise  iß  umschliesst 
Der  Inhalt  der  Curve  besteht  aus  demjenigen  beider  Schleifen,  so  dais 
also  der  von  der  kleineren  Schleife  eingeschlossene  Raum  hierbei  zweimal 
in  Betracht  kommt.  Ist  s'  gleich  2r',  so  ist  der  Inhalt  der  Com 
gleich  2itr'. 

In  Rücksicht  aller  drei  Fälle  sind  die  verschiedenen  Curven  V,  wie 
sich  später  zeigen  wird  (§  36),  identisch  mit  den  verschiedenen  Epi- 
cyklotden,  welche  entstehen,  wenn  ein  Kreis  vom  Radius  ^r  auf  einon 
ihm  gleichen  Kreise  rollt.  So  ist  namentlich  im  Falle  •{),  wo  P  in  dw 
Kreislinie  liegt,  d.  h.  wo  s  gleich  r  ist,  die  Curve  V  die  sogenannte  Car- 
dioi'de,  und  ihr  Inhalt  ist 

(51)   ,  r=^jr/-'  =  6iiCir)' 

d.  h.  „anderth^lbmal  so  gross  als  die  gegebene  Kreisfläche  f&* 
oder  sechsmal  so  gross  als  die  Kreisfläche,  deren  Radius  gleich  \r  ist, 
was  mit  dem  bekannten  Ausdrucke  für  die  Cardioido  übereinstimmt  Vw 
den  beiden  mondformigen  Räumen,  welche  in  diesem  Falle  zwischen  des 
Umfangen  35  und  V  liegen,  ist  jeder  gleich  i^Tcr',  d.  i.  ein  Viertheil  der 
Kreisfläche  3^.  Ebenso  kommen  im  Falle  ß)  zwischen  ?&  nnd  V  nra 
mondförmige  Räume  vor,  von  denen  jeder  gleich  I^jts*  ist. 

B.    Wenn  die  gegebene  Curve  S  eine  Ellipse  ist 
Auch   bei   der  Ellipse   fällt   offenbar  der  Krümmungs-Schwerpunct  S 


Vom  Krämmungs-Schwerpuncte  ebener  Cunren.  125 

Nun  kann  femer  der  Inhalt  jeder  anderen  Fusspuncten-Curve  für  die 
Ellipse  gefunden  werden.  Nämlich  für  die  Fusspuncten-Curve  v  des  Mittel- 

punctes  Sy  der  um  s^  gleich  y«' — 6*  vom  Brennpuncte  P,    absteht,   hat 
man  nach  §  23,  Gl.  (47) 

(53)  v=V,-i7:s]=^i:(a'-hb')  =  7:g\ 

das  heisst: 

„Der  Inhalt  der  dem  Mittelpuncte  S  der  Ellipse  35  ent- 
sprechenden Fusspuncten-Curve  v  ist  halb  so  gross  als  die 
Summe  der  beiden  Kreisflächen,  welche  die  Axen  (2a,  2b)  der 
Ellipse  zu  Durchmessern  haben;  oder  er  ist  gleich  derjenigen 
Kreisfläche,  welche  einen  der  beiden  gleichen  conjugirten 
Durchmesser  ^2g)  der  Ellipse  zum  Durchmesser  hat." 

Die  Curve  v  berührt  die  Ellipse  35  in  den  vier  Scheiteln  der  Axen; 
ausserdem  liegt  sie  ganz  ausserhalb  derselben,  so  dass  zwischen  beiden 
Curven  vier  mondförmige  Räume  entstehen,  welche  noth wendig  einander 
gleich  sind.  Der  Inhalt  eines  jeden  sei. gleich  m,  so  hat  man,  da  der 
Inhalt  der  Ellipse  gleich  izab  ist, 

(54)  4m  =  iir(a'-l-i')— irai  =  ^^(a—by 
und 

m  =  i^(ö^^)'» 

d.h.  „die  Summe  der  vier  MöndQhen  ist  gleich  der  halben  Kreis- 
fläche, welche  die  Differenz  beider  Axen  der  Ellipse  zum  Durch- 
messer hat,  und  jedes  einzelne  derselben  ist  dem  achten  Theile 
dieser  Kreisfläche  gleich." 

Für  den  Inhalt  V  der  Fusspuncten-Curve  jedes  beliebigen  Punctes  P 
in  Bezug  auf  die  Ellipse  ergiebt  sich  nun  aus  den  61.  (47)  und  (53)  der 
folgende  Ausdruck: 

(55)  V  =  ^T.(a'-i-b'+8'), 

d.  h. '»der  Inhalt  V  der  Fusspuncten-Curve  eines  beliebigeo 
Punctes  P  in  Bezug  auf  eine  gegebene  Ellipse  ?&  ist  gleich  der 
halben  Summe  dreier  Kreisflächen,  welche  die  halben  Axen 
der.  Ellipse  und  den  Abstand  s  des  Puncteß  P  vom  Mittelpuncte 
S  der  Ellipse  zu  Radien  haben." 

Diese  allgemeine  Fusspuncten-Curve  V  der  Ellipse  33  hat  analoge 
Form  und  Eigenschaften  mit  der  Fusspuncten-Curve  des  Kreises  (A),  so 
weit  nämlich  die  Verschiedenheit  der  Ellipse  und  des  Kreises  eine  solche 
Analogie  gestatten.  Z.  B.  die  Curve  V  ist  auf  einen  endlichen  Raum  be- 
schrankt, in  sich  zurückkehrend  und  liegt  ausserhalb  der  Ellipse.  Sie  be- 
rührt jedoch  diese  im  Allgemeinen  und  höchstens  in  vier  Puncten.  Liegt 
der  Punct  P  ausserhalb  der  Ellipse  35,  so  ist  er  ein  reeller  Doppel-  oder 


ISO 


s-ScIiwprpuncte  ebeuer  L 


Durch Hchnittspunct  der  Corve  V;  die  aus  ihm  an  die  Ellipse 
Tangenteu  siud  zugleich  in  ihm  die  Norraalen  der  Cun'e  V  und  bestimmen 
daher  den  Winkel,  unter  walchem  sie  sich  schneidet.  Der  Inhalt  der  Cune 
V  besteht  hierbei  aus  der  Summe  der  Rnume  oder  Dlatter,  welche  die 
beiden  von  ihr  gebUdeten  Schleifen  umschliessen.  Soll  insbesondere  dit 
Curve  im  Puncte  P  sich  unter  einem  rechten  Winke!  schneiden,  so  ist 
der  Ort'  des  Punctes  /*  derjenige  Kreis,  welcher  zugleich  der  Ort  des 
Scheitels  eines  rechten  Winkels  ist,  dessen  Schenkel  die  Ellipse  berühren; 
also  ein  mit  der  Ellipse  concontrischer  Kreis,  dessen  Radius  s  gleich 
yöM-fi*  ist.  Daher  ist  in  diesem  Falle  der  Inhalt  der  Cnrve  V  constut 
nämlich  nach  Gl.  (fjö) 

(56)  r=i:s=  =  i:;Ca'4-Ä'), 

d.h.  „er  ist  gleich  der  Summe  beider  Kreisflächen,  welche  die 
Axen  der  Ellipse  zu  Durchmessern  haben,  oder  gleich  der  Fläche 
des  zugehörigen  Ortskreisos.*  Liegt  femer  der  Punct  P  iunerhalli 
der  Ellipse  33,  so  ist  von  der  Ourve  F  nur  noch  eine  Schleife  vorhanden, 
welche  die  Ellipse  Sß  uraschliesst,  so  dass  zwischen  beiden  Curven,  je 
nach  der  Anzahl  ihrer  Berfihrungspuncte,  vier,  drei  oder  zwei  mondionuige 
Räume  entstehen,  deren  Summe  M  jedesmal  genau  bestimmt  ist.    Nämlich 

(f)7)  M  =  ^-(a-f>y+^r.s\ 

worin  auch  das  besondere  obige  Beispiel  (54)  als  der  Fall  iubcgrill'en  ist, 
wo  s  gleich  0  wird. 

Die  sämratlichen  Curven  V,  welche  hier  als  Fusapuncton-Curven  der 
Ellipse  erscheinen,  können  auch  auf  ühnliche  Art  wie  die  Epicyklolda 
erzeugt  werden,  indem  man  eine  Ellipse  auf  einer  ihr  gleichen  rollen  lasstf 
was  sich  unten  zeigen  wird  (§  36), 

Anmerkung.     Beiläufig  mag  noch  Folgendes  bemerkt  werden.   ^Vird 


Vom  KrümmungTS-Schwerpuncte  ebener  Curven.  127 

§25. 

Ausgedehntere    Sätze. 

Die  über  das  Fusspuncten- Vieleck  V  und  über  die  Fusspuucten-Curve 
^  aufgestellten  Sätze  führen,  wenn  sie  auf  mehrere  gegebene  Figuren  zu- 
leich  angewandt  werden,  zu  zusammengesetzteren  Sätzen. 

Es  seien  z.  B.  in  einer  Ebene  irgend  eine  Anzahl  n  beliebiger  und 
eliebig  liegender  Curven  35,,  SSj,  SJ,,  ...  9?«  gegeben  (alle  jedoch  ge- 
chlossen  und  überall  convex  §  23);  ihre  Krtimmungs-Schwerpuncte  seien 
>,,  S^,  S,,  ...  Sn  und  der  Puhct  mittlerer  Entfernung  dieser  n  Puncte 
weisse  S.  Femer  mögen  Vj,  r^,  t?„  ...  t?„  die  Inhalte  der  Fusspuncten- 
'urven  dieses  Punctes  S,  so  wie  F,,  Fj,  ...  F„  die  Inhalte  der  Fuss- 
»uncten-Curven  eines  beliebigen,  von  S  um  s  abstehenden  Punctes  P  in 
tezug  auf  die  gegebenen  Curven  35,,  SSj,  ...  93«  bezeichnen.  Dann  folgt 
Lus  dem  Bisherigen  (§  7  und  §  23  Gl.  (47))  nachstehende  Gleichuüg: 

(59)         V,-hV^-^V^-i \-Vn  =  v,-hr,H hVn-hn(^7rO, 

►der 
(eO)  I(V,)  =  2(t?,)-|-ni7^s^ 

l.  h.  a)  „Sind  in  einer  Ebenen  beliebige  und  beliebig  liegende, 
geschlossene  und  überall  convexe  Curven  35,,  SSj,  35,,  . . .  3Sn  ge- 
geben, so  ist  der  Ort  aller  Puncte  P,  für  welche  die  Summe  der 
i  Fusspuncten-Curven  F,,  F,,  ...  F«  constant  sein  soll,  jedes- 
nal  ein  Kreis,  dessen  Radius  s  mit  jener  Summe'  zugleich 
nächst  oder  schwindet,  dessen  Mittelpunct  aber  immer  ein  und 
ierselbe  feste  Puncto  nämlich  der  Schwei^unct  S  der  (mit  glei- 
chen Coefficienten  behafteten)  Krümmungs  -  Schwerpuncte  S,, 
S,, Sn  der  gegebenen  Curven  35,,  352,  •••35«  ist."    Und  femer: 

fi)  „Die  diesem  Schwerpuncte  S  entsprechende  Summe  5;(t?j) 
ier  Fusspuncten-Curven  ist  unter  allen  die  kleinste  und  wird 
ron  der  irgend  einem  anderen  Puncte  P  zugehörigen  Summe 
£(F,)  n-mal  um  die  halbe  Kreisfläche  übertroffen,  welche  den 
abstand  s  des  Punctes  P  von  S  zum  Radius  hat." 

In  ähnlicher  Weise  hat  man,  wenn  statt  der  Curven  n  beliebige 
•onvexe  Vielecke  35,,  35^,  ...  35«  gegeben  sind, 

(61)  Vi+K-{ hVn   =   V,-\-V,-] \-Vn-\-U,-i-U,-i \-Un, 

SO  die  Vielecke  Z7j,  ZJ,,  ...  Un  nach  der  Art,  wie  ob6n  (§  17)  das  Viel- 
eck Uy  aUe  demselben  Kreise  vom  Radius  s  eingeschrieben  sind,  so  dass 

(62)     Cr^4-Ü,-+--+C/«  =  i«P(sin2J,)-h2(sin2^J-i-^+2(sin2^)]. 

Ebenso  finden  analoge  Formeln  statt,  wenn  die  gegebenen  Figuren 
5,,  95,.  ...  35«  theils  Vielecke,  theils  Curven  sind. 


Vom  Krätnm'ungs-Sfhwerpunrte  ebener  Corren. 


Von  Figuren,   die  durch  rollende  Bewegung  erzengt  werd^. 

A.    Wenn  eine  gegebene  Figur  B  auf  einer  festeu  Geraden  G  rollt 

§  26. 
Rollt  ein  beliebiges  convexes  Vieleck  S,  z.  B.  das  FünTeoic  ABCDS 
(Taf.  VII  Fig.  6)  auf  einer  festen  Geraden  G,  bis  es  sich  ganz  umgedreht 
hat,  —  wobei  seine  Seiten  alle  nach  und  neben  einander  auf  die  Gerad« 
G  7,\x  liegen  kommen,  und  das  Vieleck  zuletzt  wieder  auf  derselben  Seita 
lüteht  wie  anfangs,  so  dass  also  die  Strecke  AA^  seinem  Umfange  gleich 
ist,  —  so  beschreibt  Jeder  mit  dem  Vielecke  feist  verbunden  gedachte 
Punct  P  eine  Liaie  PP,I\P^PJ\,  die  aus  so  vielen  Kreisbogen  zu- 
sammengesetzt ist,  als  das  Vieleck  Seiten  hat.  Und  zwar  haben  diese 
Kreisbogen  PP,,  P,P„  P,P^,  P,P„  P,P,  die  Puncte  A,  ß„  C,,  D„  E„ 
in  welchen  die  Ecken  A,  B,  C,  D,  E  des  Vielecks  33  auf  die  Gerade  ff 
treffen,  zu  Mittelpuncten,  die  Strahlen  a,  b,  c,  d,  e,  welche  den  Punct  P 
mit  den  Ecken  A,  B,  C,  D,  E  des  Vielecks  verbinden,  zu  Radien,  und 
zu  Centriwinkeln  die  Nebenwinkel  A,  B,  C,  D,  E  der  an  diesen  Eek«i 
gelegenen  Winkel  des  Vielecks.  Die  Linie  PP^PJP^P^P^  und  die  drei 
Geraden  AP,  AA,  und  A^P^  begrenzen  eine  Figur  APP,P,P,P,P,J,: 
welche  als  aus  folgenden  T heilen  zusammengesetzt  betrachtet  werden 
kann:  1)  Aus  einer  Reihe  von  Dreiecken  AP,B,,  B^P,t\,  ...  E,P^A,. 
welche  beziehlich  den  Dreiecken  APB,  BPC,  ...  EPA  gleicli  sind,  in 
die  das  gegebene  Vieleck*  3j  durch  die  Strahlen  a,  b,  ...  e  zerfallt  wird, 
so  dass  die  Inhaltssumme  jener  Dreiecke  dem  Inhalte  dieses  Vielecb 
gleich  ist;  und  2)  aus  einer  gleichen  Anzahl  von  Kreissectoren ,  der« 
Mittelpuncte ,  Radien  und  Centriwinke]  bereits  nüher  angegeben  worden 
sind.     Diese  Figur  APP,Pj...P^A^    soll    forlau    „von    dem    Puncte/* 


Vom  Kriimmuiigs-Schwerpuncte  ebener  Curvon.  129 

Bemerkt  man,  dass  nach  §  17,  Gl.  (32) 

(65)  2(^)  =  ^+J5+C+-..  =  27r, 
so  folgt  aus  61.  (64) 

(66)  W  =  5ß-^^2(aJ^)-h1^s^ 

und  daher  für  den  Inhalt  w  der  von  dem  Puncte  S  beschriebenen  Figur, 
für  welchen  s  gleich  0  ist, 

(67)  w  =  fß+il(a]A), 
woraus  in  Verbindung  mit  (66)  endlich  folgt: 

(68)  W  =  w+7:8\ 

Aus  allen  diesen  Formeln  zusammen  ergeben  sich  folgende  Sätze: 

a)  „Rollt  ein  beliebiges  convexes  Vieleck  35  in  einer  Ebene 
auf  einer  festen  Geraden  6,  bis  es  sich  ganz  umgedreht  hat,  so 
giebt  es  einen  eigenthümlichen  Punct  S,  der  unter  allen  mit 
dem  Vieleck  fest  verbundenen  Puncten  P  die  dem  Inhalte  nach 
deinste  Figur«?  beschreibt.  Dieser  ausgezeichnete  Punct  S  ist 
ler  Schwerpunct  der  Ecken  des  gegebenen  Vielecks  3S,  wenn 
lenselben  die  respectiven  Nebenwinkel  des  Vielecks  als  Coeffi- 
;ienten  zugeordnet  werden." 

Ä)  „Jeder  andere  Punct  P  beschreibt  eine  Figur,  deren  In- 
lalt  W  gerade  um  diejenige  Kreisfläche,  welche  den  Abstand  s 
ies  Punctes  P  von  S  zum  Radius  hat,  grösser  ist  als  der  Inhalt 
ener  kleinsten  Figur  w;^  so  dass  also: 

c)  „Alle  Puncte  P,  welche  in  einer  Kreislinie  liegen,  die 
S  zum  Mittelpuncte  hat,  Figuren  W  von  gleichem  Inhalte  be- 
schreiben"; und  auch  umgekehrt:  „Alle  Puncte  P,  welche  Figuren  W 
von  gleichem  Inhalte  beschreiben,  liegen  in  einem  Kreise, 
dessen  Mittelpunct  der  Schwerpunct  S  ist." 

Dass  bei  einem  regelmässigen  Vieleck  35  der  hier  in  Rede  stehende 
Schwerpunct  S  mit  dem  Mittelpuncte  des  Vielecks  zusammenfallen  muss, 
ist  einleuchtend.  Auch  in  anderen  besonderen  Fällen  lässt  sich  dieser 
Schwerpunct  S  leicht  angeben,  oder  geometrisch  construiren,  wie  z.  B. 
namentlich  in  dem  Falle,  wo  die  Nebenwinkel  des  Vielecks  35  imter  ein- 
ander commensurabel  sind.  Beim  Dreieck,  Viereck  etc.  ergeben  sich  in 
dieser  Hinsicht  einige  interessante  specielle  Sätze. 

§27. 

Der  Inhalt  der  Figur  W  kann  unter  Beibehaltung  seiner  Bestandtheile 
auch  in  anderer  Form  oder  durch  eine  andere  Figur  SB  dargestellt  werden, 
wobei  es  nicht  nöthig  ist,   das  Vieleck  35   auf  der  Geraden  G  rollen   zu 

.St«iD«r'i  Werke.     II.  9 


130 


■.■>-Si;hwer|mnctc  eliener  Cursen. 


lassen.  Nämlich  die  in  der  Figur  W  vorkommondcu  Kreissectoren  (Taf.  Vll 
Fig.  fi)  Icöniien  unmittelbar  an  das  Vieleck  ?ß  angeschlossen  und  zwar  in 
aoinen  NBbenwinkeln  A,  ß,  C, . . .  beschrieben  werden,  wie  z.  B.  iu  Fig.  i 

auf  Taf.  Vn,    wo    die    Krci-sbogen  W.„  ©33,,  6(5 aus    den    Etken 

A,  B,  C,  . . .  mit  den  Radien  a,  b,  c,  ...  beschrieben  sind.  Auf  diese 
Weise  hat  offenbar  die  Figur  3ia,SS,66,©£D,ee,  gleich  SB  gleichen  In- 
halt mit  jener  Figur  W,  welche  der  Punct  P  beim  Rollen  des  Violecks  8 
auf  der  Geraden  G  (Taf.  VII  Fig.  6)  beschreibt.  Da  die  Kroissectorcn 
sich  auf  zwei  verschiedene  Arten  so  an  das  Vieleck  SS  antragen  \a»sea, 
dasH  sie  alle  nach  einer  Richtung  um  dasselbe  herumliegen  (je  nachtlein 
man  die  Nebenwinkel  des  Vielecks  durch  Verlängerung  der  Seiten  Dach 
der  einen  oder  der  anderen  Richtung  hin  entstehen  läsat),  so  giebt  es  »dI 
diese  Weise  zwei  verschiedene  Figuren  93  und  9B,,  die  aber  nothwenilig 
gleichen  Inhalt  haben. 

Hiernach  ist  klar,  daas  die  oben  (§  26)  für  die  Figuren  W  und  » 
ontwickolton  Formeln  und  SatKC  auf  gleiche  Weise  auch  für  dio  Figuren 
SS  und  Q}  stattfinden  müssen,  wo  nümlich  u  dem  Schwerpuncte  f^  enl- 
spricht  und  mit  tn  gleichen  Inhalt  hat.     Daher  hat  man 

(69)  SB-a5  =  3S,— 35  =i2(«;^)+ra'; 

(70)  XO—ai=  m,—Si  =ma',A), 

(71)  2B-B)=2B,— W,  =ifs?, 
und  daraus  folgende  Satze: 

n)  „Zieht  man  aus  den  Ecken  A,  B,  C,  . . .  eines  beliebigen 
convexen  Vielecks  fß  nach  irgend  einem  in  seiner  Ebene  liegco- 
den  Puucte  P  Strahlen  a,  b,  c,  ...  und  beschreibt  mit  diesen 
als  Radien  in  den  respectivcn  Nebenwinkeln  A,  B,  (',  ...  des 
Vieleck;*  93  Kreissectoren,  so  ist  die  Inhaltssumme  (SB— S) 
dieser    Kreissectoren    dann    ein    Minimum    (w  —  35),    wenn    äei 


Vom  Krüminungs-Schwerpuncte  ebener  Curven.  131 

§28. 

Lasst  man  das  bisher  betrachtete  Vieleck  SS  in  eine  Curve  38  über- 
hen,  wie  oben  in  §  20,  so  müssen  die  aufgestellten  Gleichungen  und 
.tze  (§  26  und  §  27)  auch  für  diesen  Grenzfall  noch  stattfinden.  Die 
Tigen  zugleich  betrachteten  Figuren  W  und  SB  erhalten  aber  dadurch 
enfalls  andere  Formen,  so  wie  der  beschriebene  Schwerpunct  S  eine  cha- 
kteristische  Eigenschaft.    Nämlich  es  treten  folgende  Aenderungen  ein: 

1)  Rollt  die  geschlossene  und  convexe  Curve  35  auf  der  Geraden  G 
af.  Vll  Fig.  6),  so  ist  die  von  jedem  (mit  der  Curve  3S  fest  verbundenen) 
incte  P  beschriebene  Linie  PP,...P«,  die  früher  aus  Kreisbogen  zu- 
mmengesetzt  war,  nun  irgend  eine  bestimmte  Curve  PP«  (oder  besteht 
LS  unendlich  vielen  unendlich  kleinen  Kreisbogen).  Die  von  dem  Puncto 
beschriebene  Figur  W  ist  das  von  der  Curve  PPn  und  den  drei  Geraden 
P,  PnA^  und  AA^  eingeschlossene  Viereck  APPnA^^  wo,  wie  früher, 
e  beiden  ersten  Geraden  AP  und  A^P^  gleich  und  parallel  sind,  und 
e  dritte  AA^  dem  Umfange  der  roUenden  Curve  35  gleich  ist. 

2)  Nach  der  in  §  27  beschriebenen  und  in  Fig.  7  auf  Taf.  VII  dar- 
^stellten  Construction  der  Figur  SB  folgt  leicht,  dass  für  den  gegenwärtigen 
all  ihr  Umfang  in  irgend  eine  bestimmte  Curve  SB  übergeht.  Denn  da 
ir  diesen  Fall  die  Nebenwinkel  und  die  Seiten  des  Vielecks  38  alle  un- 
adlich  klein  werden,  und  die  letzteren  in  die  Tangenten  der  Curve  35 
hergehen,  so  werden  also  auch  die  Kreisbogen  SlSl,,  3335i,  66i,  ...  so- 
rohl  als  die  Strecken  Slj35,  35,6,  6,5),  ...  alle  unendlich  klein;  daher 
aussen  je  drei  auf  einander  folgende  Puncto,  wie  z.  B.  31,  31,  und  35 
inendlich  nahe  bei  einander  liegen,  so  dass  also  die  genannte  Curve  SB 
chlechthin  als  Ort  der  Puncto  31,  35,  ,6,  ...  angesehen  werden  kann. 
)as  heisst,  wird  auf  jeder  Tangente  A%  der  gegebenen  Curve  35  der 
hrem  Berähnmgspuncte  A  entsprechende  Strahl  AP  gleich  a  abgetragen, 
irird  also  A^  gleich  a  genommen,  so  ist  der  Ort  des  Endpunctes  31  der  Tan- 
gente irgend  eine  bestimmte  Curve  3B,  welche  die  früher  betrachtete  Figur 
B  reprasentirt  Der  Strahl  a  kann  aber  von  dem  Berührungspuncte  A 
lus  -nach  zwei  entgegengesetzten  Richtungen  hin  auf  der  Tangente  A^  ab- 
getragen werden.  Daher  entstehen  durch  das  angegebene  Verfahren  zwei 
Figuren  SB  und  SS,,  welche  zwar  im  Allgemeinen  der  Form  nach  von 
anander  verschieden,  aber  stets  von  gleichem  Inhalte  sind,  so  dass  immer 

SB  =  SB,. 

3)  Da  der  eigenthümliche  Punct  S  beim  Vieleck  35  durch  dessen 
Nebenwinkel  -4,  ß,  C,  . . .  bestimmt  wird  (§  26),  diese  Winkel  aber  bei 
ler  Curve  35,  —  wo  sie  unendlich  klein  sind  —  sich  verhalten,  wie 
iie  respectiven  Krümmungen  dieser  Curve,  oder  wie  die  umgekehrten 
tVerthe  der  respectiven  Krümmungshalbmesser  (§21),  so  folgt:  „dass  im 

9* 


132  Vom  Krümmunga-SchwerpuncI«  ebener  Curren. 

gegenwärtigen  Falle  der  eigenthnmliche  Punct  S  der  nämlUki 
ist,  welcher  oben  (§  22)  Erümmungs-Scliwerpanct  der  Cnri«! 
geDannt  wurde." 

Weni^leich  hier  die  Winkel  A,  B,  C,  ...  einzeln  alle  ime 
klein  werden,  so  bleibt  doch  offenbar  ihre  Summe  die  nämliche,  wie 
(§  26,  Gl  (65)),  also  I(^)  gleich  2n;  mid  auch  der  Ausdnick  \t*l{JS^ 
behält  seinen  früheren  Werth  gleich  tcs*.  Demnach  finden  für  die 
beschriebenen  Figuren  $,  SS,  W  ganz  dieselben  Gleichungen  statt,  n' 
oben  (§  26  und  §  27),  nämlich 

(72)  W^  B  =  8J+i2(aM), 

(73)  B^= SB  =  8J  -Hi2(a;  J)+«', 

(74)  w=  tD  =  aJ-HiS(aM), 

(75)  W=  SB  =  «!-f-its*  =  to-(-TO*, 

(76)  aB  =  aB,    und    »  =  »„ 

(77)  (B— a3)  =  (^,— 93)  =  (to-a?)+w'  =  (tti-»)+m'. 
Die  Vergleichung  dieser  Formeln  mit  denjenigen  in  §  23  —  imiAa 

für  alle  dieselbe  Curve  8!  zu  Grunde  gel^  und  bemei^t  wird,  dassft 
unendlich  kleine  Winkel 

3in2^  =s  2siD^  =  2A, 
also 

l(a'a\a2A^  =  2I(aM) 
ist.  —  fuhrt  zu  folgendem  interessanten  Resultate: 

(78)  W=m  =  2r    und     »  =  «■=- 2p. 
Aas  allen  diesen  Formeln  ergeben  sich  folgende  Sätze: 

a)  „Rollt  eine  beliebige  geschlossene  und  überall  cooTetl 
Curve  9J  in  ihrer  Ebene  auf  einer  festen  Geraden  G,  bis  sie  sick 
ganz  umgedreht  hat.  so  beschreibt  jeder  mit  ihr  fest  verband« 


Vom  Krümmuugs-Schwerpuncte  ebener  Curven.  133 

nach  allen  Puncten  A,  B,  C,  . . .  der  Curve  gezogen,  und  wird 
aus  jedem  Puncte  der  zugehörige  Strahl  auf  die  anliegende 
Tangente  der  Curve  (nach  einerlei  Richtung)  abgetragen,  so 
bilden  die  Endpuncte  91,  93,  @,  ...  der  Tangenten  eine  ge- 
schlossene Curve  9S.  Unter  allen  Curven  SS,  die  auf  solche 
Weise  entstehen  können,  hat  diejenige  den  kleinsten  Inhalt  ko, 
welche  dem  Erümmungs-Schwerpuncte  S  der  gegebenen  Curve 
entspricht.  Für  jeden  anderen  Punct  P  hat  die  entstehende 
Curve  einen  Inhalt  3B,  der  jenes  Minimum  ti)  um  diejenige  Kreis- 
fläche IT«'  übertrifft,  weche  den  Abstand  s  des  Punctes  P  vom 
Schwerpuncte  S  zum  Radius  hat.  Also  entsprechen  Puncten  P, 
die  in  einem  um  S  (als  Mittelpunct)  gezogenen  Kreise  liegen, 
Curven  SB  von  gleichem  Inhalte;"  und  auch  umgekehrt.  Femer: 
^Je  nachdem  die  Strahlen  a,  by  c,  .,.  in  der  einen  oder  der  an- 
deren Richtung  auf  die  Tangenten  der  Curve  SS  abgetragen  wer- 
den, entstehen  für  den  nämlichen  Punct  P(iS)  zwei  verschiedene 
Curven  SB  und  SB,  (tö  und  tij,),  welche  aber  gleichen  Inhalt  ha- 
ben (76)."  Und  weiter:  „Die  Räume  (SB— 35),  (SB,— SS),  welche  die 
Curven  93  und  SB,  S3  und  SB,  zwischen  sich  abschliessen,  sind 
für  jeden  Punct  P  einander*gleich  und  bleiben  für  alle  Puncte 
P,  die  in  gleicher  Entfernung  s  vom  Krümmungs-Schwerpuncte 
'S  liegen,  constant.  Diese  Räume  haben  den  kleinsten  Inhalt 
(© — 35,  tt), — SJ),  wenn  sie  dem  Puncte  S  entsprechen;  für  jeden 
anderen  Punct  P  sind  sie  um  die  Kreisfläche  ir$^,  welche  den 
Abstand  P£»  gleich  8  zum  Radius  hat,  grösser  als  jenes  Minimum 
(©— »)  (77)". 

c)  „Betrachtet  man  dieselbe  Curve'^SS  und  denselben  Punct 
P  in  Rücksicht  auf  die  beiden  vorigen  Sätze  a)  und  6),  so  hat 
die  vom  Puncte  P  nach  dem  Satze  a)  beschriebene  Figur  W  mit 
der  ihm  im  Sinne  des  Satzes  b)  entsprechenden  Figur  SB  oder  SB, 
stets  gleichen  Inhalt,  so  dass  immer 

TF=SB  =  2B,." 
und  femer: 

d)  „Jede  von  den  beiden  Figuren  W  oder  SB  hat  gerade 
doppelt  so  grossen  Inhalt  als  die  demselben  Puncte  P  in  Bezug 
auf  dieselbe  gegebene  Curve  35  entsprechende  Fusspuncten- 
Curve  F(78)."     Oder  ausführlicher: 

a)  „Rollt  die  gegebene  Curve  SJ  auf  einer  festen  Geraden  6, 
so  beschreibt  jeder  mit  ihr  fest  verbunden  gedachte  Punct  P 
eine  Figur  W,  deren  Inhalt  gerade  doppelt  so  gross  ist  als  der- 
jenige der  Fusspunctcn-Curve  Vy  die  dem  nämlichen  Puncte  P 
in  Bezug  auf  die  nämliche  gegebene  Curve  35  entspricht";   und; 


1S4 


Vom  Krn 


ij]|!S-Öcliwer|niiii;tu  ebeuer  Cui 


ß)  „llowögt  »ich  ein  veräudorliüheü  gleichächcnkliges  Uni- 
eck  I'A?i  unter  dur  Bedingung,  dass  aeino  Spitze  A  ilte  (i- 
gubone  Curvo  3}  durchläuft,  und  daäti  der  eine  Schenkel  iX, 
diese  Curvo  $  stets  in  jener  Spitze  A  tangirt,  während  dii 
Schenkel  A^  gcgenüborliogondo  Ecku  iu  einem  und  dotnsolb» 
Puncto  P  foHt  bleibt,  so  boschreiltcn  die  dritte  Ecke  3  iu 
Dreiecks  und  der  Fusspunct  A,  des  aus  der  festen  Ecke  Fiat 
den  Sclienkcl  A%  gefällten  Perpendikels  zwei  Curvon  3B  UDii 
von  denen  die  erste  SS  jcde^iinal  doppelt  so  grossen  luliallliil 
als  die  aweito  V." 


Bosondoro  Fälle. 
Die  vorfltehouden  allgetneineu  Resultate,  —  bei  welchen  die  geget* 
Curve  Sß,  mit  Ausnahme  der  Bedingung,  dass  sie  geschlossen  uuil  übeid 
convex  ist,  eine  ganz  beliebige,  ihre  Gleichung  z.  B.  algebraisch  oder 
condont  sein  kann,  und  bei  welchen  ebenso  die  Gleichungen  der  oraeiigt« 
Curven  V,  W,  äß  und  SB,  nicht  in  Betracht  kommen,  die,  wie  leicbio 
ermessen,  sowohl  von  der  Gleichung  der  gegebenen  Curve  3J,  als  mui 
unter  sich  sehr  verschieden  sein  können,  —  umfassen  unter  anderen  fulgsni' 
sehr  specielle  Sätze: 

o.    Wenn  die  gegebene  Curre  2!  ein  Kreis  ist. 
Rollt  der  Kreis  3J,  dessen  Radius  gleich  r,  auf  der  festen  Geraden  G, 
so   beschreibt  joder   mit   ihm  verbundene  Punct  P  eine  gewohnUche  Cf- 
kloide  W,  —  eine  gemeine,  gestreckte  oder  vorkürzte,  je  nachdem  beriet 
lieh  P  auf  der  Kreislinie,    innerhalb  oder  ausserhalb  derselben   liegt, 
und  zufolge  §  28,  Gl.  f78)  und  §  24,  Gl.  (M)  ist 


Vom  Krämmungs-Schwerpuncte  ebener  Gurven.  135 

Wenn  ferner  s  gleich  0,  also  wenn  P  mit  dem  Mittelpuncte  S  des 
ses  93  zusammenfallt,  so  ist 

II)  w  =  27rr% 

auch  daraus  erhellt,  dass  in  diesem  Falle  w  ein  Rechteck  ist,  dessen 
Bn  beziehlich  dem  Radius  r  und  dem  Umfange  2iir  des  Erzougungs- 
ses  93  gleich  sind. 
Diesen  drei  Fällen  entsprechend  hat  man  (§  28) 

!2)  '  SB  ==  2irr'+7ts«, 

3)  SB^=  3irr', 

^)   •  tt)  =  2Tcr\ 

.  „den  nämlichen  Inhalt,  wie  die  dem  Puncte  P  entsprechende 

iloide  Wy   hat  diejenige  Curve  SB,   welche  der  Ort  des  End- 

ictes  91   aller   Tangenten  A^   des   Erzeugungskreises  93   ist, 

in  auf  jeder  derselben  der  aus  ihrem  Berührungspuncte  Ä 

h  dem  festen  Pole  P  gehende  Strahl  PA  gleich  a  abgetragen 

d.« 

Die  Curve  ko  ist  hier  ein  mit  dem  gegebenen  Ejreise  93  concentrischer 

s,  dessen  Radius  gleich  r}/2  wird,  was  leicht  zu  sehen  ist. 

Auch  der  Inhalt  der  Ringe,   die  zwischen  der  Curve  SB   und  dem 

se  93  liegen,  lässt  sich  hier  genau  angeben,  nämlich  er  ist 

5)         SB— 95  =  7rr»+ir8';     SB'— 93  =  27rr';     to— 93  =  irr'. 

iweiten  Falle  SB* — 93,  findet  kein  eigentlicher  Ring  statt,  sondern  ein 
Uormiger  Raum  (Mond),  dessen  Spitzen  jedoch  im  Puncto  P  an  ein- 
r  stossen. 

Anmerkung.  Bei  der  verkürzten  Cykloide  entsteht,  wenn  z.  B.  der 
t  P  in  dem  durch  den  anfanglichen  Berührungspunct  A  gehenden 
hmesser  des  Kreises  93  und  oberhalb  dieses  letzteren  und  der  Basis  Q 
wie  in  Fig.  8  auf  Taf.  VIII,  eine  Schleife  QQ^,  indem  die  Cykloide 
taicte  Q  sich  selbst  schneidet  Alsdann  besteht  ihr  Inhalt,  d.  i.  Wy 
ien  zwei  Räumen 

APQP,A,A+QRQ,TQy 

aus  den  diel  Stacken 

APRA-hA,  TP.A.'^RQ,  TR, 

In  allen  analogen  Fällen,  die  Curve  93  mag  sein,  welche  man  will, 
BF  Inhalt  dior  Figur  W  auf  gleiche  Weise  zu  bestimmen. 
Zieht  man  die  Oerade  PPj,  welche  die  Cykloide  in  den  Puncten  P 
Pj  berfihrty  sa  entsteht  der  Arbelos  PQP^P,  dessen  Inhalt  mit  dem 
chleife  QRQg  TQ  immer  einen  leicht  angeblichen  Unterschied  macht. 
ich  dieser  Unterschied  ist  stets  demjenigen  zwischen  dem  Rechtecke 


|g^  Vom  Krömmuiiira-SchwuqiuncU  ebFU«;r  Cnrvou. 

AI'I',A^A  uiiil  der  Figur  W  gleich.     Oder  wird 

BP  ^  X,    also    *  :=  T-\-x 
gUHOlZt,   80  ist 

A.  h.  „der  Untorschicd  zwischen  dem  luhalt  des  Arbelos  PQ?^ 
uDd  dem  der  Schleife  QQ,  \Ai  auch  gleich  dem  Untcrüchirde 
zwiäcben  der  Fläche  dos  rolleudon  Kroiscä  und  der  Fläche  des- 
Jcuigen  RreitiOB,  dosseD  RadiuM  j;  gleich  s — t*  ist." 
Ist  also  X  gleich  r,  d.  h.  a  gleich  2r,  m  t»t  auch 
PQP^  =  QRQ,  TQ, 
oder:  der  Äiiieios  Imt  gerade  gloicheu  Inhalt  mit  der  8chleili 

[i.     Wenn  die  gegebene  Curvo  B  eine  EIli|iSL'  ist. 
Aus  §  2S,  fil.  (78)  und  §  24,  Gl.  (55)  folgt 
(S6)  W  =  ,r(«^  +  6'  +  8'); 

d.  h.  „rollt  oiue  Ellipse  3i  in  ihrer  Ebene  auf  der  festen  (ieiaden 
G,  liis  sie  sich  ganz  umgedreht  hat,  su  beschreibt  joder  mit  ihr 
fest  verbundene  l'unct  P  eine  Figur  W,  deren  Inhalt  gleich  IM 
der  Humme  dreier  Kreisflächen,  welche  beziehlich  die  halben 
Axen  a  und  b  der  Ellipse  und  den  Abstand  s  des  Pußctes  /*  tod 
ihrem  Miltolpuncto  S  zu  Radien  haben." 

Liegt  insbesondere  der  beschreibende  Punct  P'  in  der  mit  der  ElIipH 
couceiitrischen  und  durch  ihre  Brcunpuncte  gehenden  Kreislinie,  ist  alst 
s*  gleich  «' — A',  so  i.st 

(87)  W  =  2tc«'; 

d.  h.  „der  Tuhalt  der  von  dem  Puncto  P'  beschriebenen  Fignt 
W  ist  gerade  doppelt  so  gross  als  die  Kreisfläche,   welch 


Vom  Krümmimgg-Schwerpuuutti  ebener  Curven.  137 

der  Ellipse  $  liegenden  Räume  oder  Ringe  hat  man 

(SB  — SS  =  it(a'+Ä>— «6-1-8'), 
(89)  JSB*— aS  =  ait(2a— i), 

6.    Wenn  eine  Figur  S  auf  einer  anderen  festen  Figur  U  rollt. 

§30. 

Wenn  in  einer  Ebene  ein  beliebiges  convexes  Vieleck  35,  z.  B.  ABCD 
(Taf.  VIII  Fig.  9)  auf  der  Aussenseite  eines  anderen  festen  convexen  Viel- 
ecks U  gleich  S)j  213362)21,  (welches  auch  bloss  eine  aus  Geraden  zu- 
sammengesetzte gebrochene  Linie  sein  kann),  mit  welchem  es  nach  der 
Reihe  gleiche  Seiten  hat,  so  lange  rollt  (wobei  je  ein  Paar  gleiche  Seiten 
auf  einander  zu  liegen  kommen),  bis  es  wieder  mit  der  nämlichen  Seite 
(X>^),  wie  anfangs,  auf  der  Basis  U  aufliegt,  z.  B.  bis  es  in  die  Lage  von 
A^B^C\D^  (gleich  AßCjD)  gelangt,  so  beschreibt  jeder  mit  dem  rollenden 
Vielecke  2J  fest  verbundene  Punct  P  irgend  eine  Figur 

W  =  PP,P,P,P,2l.3)6a32lP, 
welche  (wie  oben  in  §  26)  aus  so  vielen  Dreiecken  und  aus  so  vielen 
Kxcissectoren  zusammengesetzt  ist,  als  das  rollende  Vieleck  33  Ecken  hat. 
Die  Dreiecke  sind  beziehlich  denen  gleich,  in  welche  das  Vieleck  SS  durch 
die  aus  seinen  Ecken  Ay  By  C,  D  nach  dem  Puncto  P  gezogenen  Strahlen 
a,  by  Cy  d  zerlegt  wird;  also  ist  ihre  Summe  gleich  dem  Inhalte  dieses 
Vielecks  33.  Die  Ereissectoren  haben  beziehlich  die  nämlichen  Strahlen 
a,  by  Cy  d  zu  Radien,  die  Ecken  21,  33,  6,  3)  des  Vielecks  U  zu  Mittel- 
puncten,  und  zu  Centriwinkeln  die  Summen  der  entsprechenden  Neben- 
winkel beider  Vielecke  SS  und  U.  Werden  also,  wie  früher,  die  Neben- 
winkel des  Vielecks  2J  durch  ^,  ß,  C,  .  . . ,  diejenigen  des  Vielecks  U 
durch  9,  33,  @9  . . .  bezeichnet,  so  ist  zufolge  des  Gesagten 

W  =  aj+ia'(^+2l)+i6X^+S3)+M<^-+-6)-h... 

Aus  der  Uebereinstimmung  dieser  Gleichung  mit  jener  obigen  in 
§  26,  Gl.  (63)  erkennt  man  sogleich,  dass  auch  füi-  die  gegenwärtige  Be- 
trachtung analoge  Gesetze  stattlinden,  wie  dort.  Nämlich:  wird  der 
Schwerpunct  der  Ecken  Ay  By  C)  . . .  des  Vielecks  25,  wenn  denselben 
die  CoefBcienten  (^-f-2l),  (ß-f-33),  (C-f-6),  ...  zugeordnet  sind,  durch  @, 
und  werden  seine  Abstände  von  den  Ecken  Ay  By  C,  ...  des  Vielecks  3S 
und  von  dem  Puncto  P  beziehlich  durch  a,,  6,,  c,,  ...  und  ö  bezeichnet, 
80  lässt  sich  die  vorstehende  Gleichung  (90)  in  folgende  verwandeln  (§  7 
und  §26): 

(91)  W  =  3J4-i2[aK-4+2l)]+i§^v(^-+-2l), 


(90)  fr 


138  Vom  Krümm (mgs-tjchwurpuucte  ebener  Gurren. 

uder,  Ja  uach  §  20,  Gl.  (65) 

^(A)  =  2ir 
Ut,  so  hat  maj],  wenn 

a-t-SH-6+  -•  =  q 
gesetzt  wird, 

(92)  W  =  S}+^v|-„.(^_^a)j_,_^3.(2it+fl), 

wobei  ()  iD  der  Figur  9  dorn  Winkel  3RSl3l  gleich  ist,  unter  welchem  die 
auf  die  erste  und  die  letzte  Seite  (S),S(  und  S)9[,)  von  U  emchteten  Pei- 
pendikcl  3R0  und  91Q  sich  schneiden. 

Für  die  von  dorn  Schwerpuncto  ®  beschriebene  Figur  to  hat  dub 
ilemnach 

(93)  w  =  Sß+\S[a](A^^)l 
und  daher  folgt  weiter 

(94)  W  =  w-|-i8'(2it-)-q). 
Diese  Gloichong  enthält  folgenden  Salz: 

„Wenn  in  einer  Ebene  ein  beliebiges  convexes- Vieleck  9 
auf  der  Anssenseite  eines  beliebigen  festen  convexen  Tieleeki 
U,  mit  dem  es  rospective  gleiche  Seiten  hat,  so  lange  rollt,  lii> 
es  wieder  mit  der  anfänglichen  Seite  auf  demselben  anfliegt, 
so  beschreibt  jeder  mit  ihm  fest  verbundene  PunctP  flineFigv 
W,  deren  Inhalt  ein  Minimum  gleich  w  wird,  wenn  der  be- 
schreibende Punct  P  mit  dem  Schwerpuncte  €i  der  Ecken  dei 
Vielecks  3i  zusammenfällt,  insofern  denselben  die  Summen  det 
entsprechenden  Nebenwinkel  beider  Vielecke  IB  and  It  als  Coet- 
ficienten  zugehören.  Alle  F.uncte  P,  welche  gleicbweit  von  die- 
sem Schwerpuncto  @  abstehen,  beschreiben  Figuren  W  tob 
gleichem  Inhalte",    und  auch  umgekehrt;   „nnd  xwar  ist  für  jeden 


Vom  Krüuamuiigs-Schwerpuucte  ebener  Curven.  139 

ht    Nimmt  man  alsdami  in  der  Geraden  SS^  denjenigen  Punct  @,  der 
so  theilt,  dass 

[95)  S@:S.@  =  q:2ir, 

ist  derselbe  offenbar  der  verlangte  Schwerpunct  S,  —  Sind  insbesondere 
Nebenwinkel  eines  jeden  Vielecks  unter  sich  gleich,  so^fallen  die  drei 
ncte  Sy  S^  mid  ®  zusammen.  Dasselbe  kann  aber  auch  unter  anderen 
liügangen  eintreffen. 
Femer  kann  der  Inhalt  der  Figur  W  unter  anderer  Form,  nämlich 
ch  zwei  Figuren  2B  und  2  dargestellt  werden.  Denn  wird  der  obige 
jdruck  für  PT,  wie  folgt,  zerlegt  (90): 

96)  W=  3J-t-i2(a^^)4-i2(a»Sl)  =  SB+S, 

einzeln  gesetzt 

)7)  SB+i2(aM)  =  2B;    i2(a'a)  =  2, 

cann  man  sich  unter  SB  die  nämliche  Figur  denken,  welche  bereits 
1  (§  27)  construirt  worden;  %  aber  soll  diejenige  Figur  sein,  welche 
;h  die  gesammten  Kreissectoren  gebildet  wird,  die  in  den  Nebenwinkeln 
i8,  6,  . . .    des  Vielecks  U  mit  den  Strahlen  a,  6,  c,  . . .  als  Radien 

zwar  unter  der  Bedingung  beschrieben  werden,  dass  alle  Sectoren  nach 
Jrlei  Richtung  hin  liegen,  was  wie  bei  SB  auf  zwei  verschiedene  Arten 
:hehen  kann. 

Ueber  den  Inhalt  der  Figur  SB  sind  die  wesentlichsten  Relationen  am 
innten  Orte  aufgestellt;  nämlich  er  wird  ein  Minimum  gleich  to,  wenn 
dem  Schwerpuncte  S   entspricht;    ausserdem   ist  für  jeden   anderen 

3t  P 

«)  SB  =  to-t-TTs', 

r  den  Abstand  des  Punctes  P  von  S  bezeichnet. 
Wird  die  Figur  %  für  sich  betrachtet,  so  folgt  in  ähnlicher  Weise,  dass 
nhalt  dann  ein  Minimum  gleich  t  wird,  wenn  sie  dem  oben  genannten 
irerpuncte  Sj  entspricht,  und  dass  für  jeden  anderen  Punct  P 

9)  a  =  t+iqsj 

wo  8,  gleich  PS,  und  q  gleich  314-33 -i-64----  (§30). 
Demnach  hat  man  nach  61.  (96) 

OO)  W=  SB+S  =  to-f-irs'+t+iqsj. 

Formel  (99)  enthält  folgenden  Satz: 

„Der  Inhalt  der  Figur  3;  ist  dann  ein  Minimum  gleich  t, 
n  sie  dem  Schwerpuncte  S,  entspricht;  beliebigen  Puncten 
welche  gleichweit  vom  Schwerpuncte  S^  abstehen,  ent- 
chen Figuren  S  von  gleichem  Inhalte",  und  auch  umgekehrt; 
l  zwar  ist  der  jedesmalige  Inhalt  gerade  um  denjenigen 
ssector  grösser  als  jenes  Minimum  t,   welcher  den  Abstand 


s,   der  Puncte  P  von  S,  zum  Kudius  und  den  coDtitanten  Winkel 
q  zum  Contriwinkel  hat" 

§.32. 

Bleiben  alle  VoiaussaetKungi-ii  ülicr  die  Vielecke  S  und  U  die  mm- 
iiclicn,  wie  oben  (§  30),  nur  dass  3J,  statt  auf  der  Anssenseit« ,  jetzt  anf 
der  inDoroii,  concaveu  Seite  von  U  rollen  xoll;  so  sind  dabei  im  AUge- 
mcinou  drei  Fälle  zu  unterscheiden,  nämlich  entweder  sind: 

a)  Die  Nebenwinkel  A,  B,  C,  . . .  dos  Vielecks  S  alle  grösser  ali 
die  ihnen  entsprechenden  Nebenwinkel  31,  33,  6, von  U;  oder: 

jl)    die  ersteren  alle  kleiner  als  die  letzteren,  oder  endlich 

■j)   diß  Nebenwinkel  A,  B,  C,  ...  von  35  theils  kleiner,  theila  grösser 
(oder  theils,  wenn  man  will,  auch  gleich)  als  die  Nebenwinkel  St,  99,  @, 
von  U. 

Im  ersten  Fall  —  der  am  leichtesten  darzust^llon  ist  und  am  mcisUn 
mit  dem  früheren  übereinstimmt,  daher  hier  auch  allein  berücksichtig 
werden  soll  —  beschreibt  joder  mit  dem  Vieleck  Sß  feat  verbundene  Punct  P 
irgend  eine  Figur  W,  welche  auf  analoge  Weise,  wie  oben,  aus  Dreiecken. 
«leren  Summe  gleich  ^  ist,  und  uns  Kreisscctoren  besteht,  deren  Radien 
n,  b,  c, ...,  deren  Oentriwinkel  dagegen  Ä — 91,  ß — S,  6' — G,  ...  smii; 
so  dass  also  hier 

Cioi)     w=  sB-(-ii:[«'(.d-a)]  =  sB+ii-c«'-0~  ii:C'»"a)  ^  2s-i 

(102)  »'=aj-Hii:[a;oi-a)]+iöX2Tc-q), 

(103)  w  =  sB+i:;  [«x^-a)], 

(104)  W=  w-(-^ä>(2n— q), 


Vom  KrümiDun^-Schwerpuncte  oboner  Curven.  141 

(Taf.  VIII  Fig.  10),  so  weit  jene  auf  ihr  rollt,  stetig  convex  sein  soll,  so 
bleiben  die  obigen  Gleichungen  offenbar  auch  noch  für  den  gegenwärtigen 
Fall  gültig,  80  dass  man  also  auch  für  diese  Curven  unmittelbar  hat  (§  30 
und  §  31) 

(107)  W  =  »-t-i2[a'(^+a)]  =  SB+S, 

(108)  W  =  aj-|-|2;[aJ(^+Sl)]4-H'(27:4-q), 

(109)  w  =  3J+|2[aJ(^+2l)], 

(110)  W=  t(7+i8'(2ir+q), 

SB  =  to-t-its', 

(112)  W  =  to+irs'-ht-i-iqsj. 

Der  Weg  jedes  mit  der  Curve  9J  verbundenen  Punctes  P  —  der 
früher  aus  einer  Reihe  Kreisbogen  bestand  —  wird  hier  irgend  eine  Curve 
PP,,  so  dass  die  von  P  beschriebene  Figur  W  von  zwei  gleichen  Geraden 
PSI,  Pjä,  und  zwei  Curven  PP^^  3121,  begrenzt  wird,  wovon  die  letztere 
als  Basis  allen  Figuren  W  gemein  und  gleich  dem  Umfange  der  Curve  ^  ist. 

Der  eigenthümlicho  Punct  ©,  welchem  die  Figur  w  vom  kleinsten 
Inhalte  entspricht,  behält  seine  frühere  Eigenschaft;  nämlich  er  ist  der 
Schwerpunct  der  Curve  95,  wenn  ihren  einzelnen  Puncton  Coefficienten 
zugeordnet  sind,  die  sich  verhalten  wie  die  Summen  der  unendlich  kleinen 
Winkel,  welche  die  Curven  33  und  U  in  den  correspondirenden  Puncten 
mit  der  Tangente  bilden,  oder  wie  die  Summen  der  correspondirenden 
Krümmungen  beider  Curven  (vergl.  §  28  und  §  30).  Oder  nach  §  31  kann 
der  Punct  @,  wie  folgt,  gefunden  werden.  Nämlich  von  den  zwei  Puncten 
S  und  iS,,  welche  dort  zu  Hülfe  genommen  worden,  ist  hier  der  erste  S 
der  Krümmungs  -  Schwerpunct  der  Curve  8J  (§22);  der  andere  S,  ist 
Schwerpunct  derselben,  wenn  ihren  einzelnen  Puncten  Coefficienten  gegeben 
werden,  die  sich  umgekehrt  verhalten  wie  die  Krümmungsradien  der  Basis 
U  in  den  correspondirenden  Puncten.  Der  Punct  @  ist  alsdann  der  Schwer- 
punct der  Puncto  S  und  S, ,  insofern  diesen  beziehlich  die  Coefficienten 
2r  und  q  zugeordnet  werden,  so  dass  also  @,  wie  früher,  durch  die 
Gleichung 

S@:Sj@  =  q:27r 

gefunden  wird,  wo  jetzt  q  der  Winkel  ist,  unter  welchem  die  Normalen 
8[£X  81,  Q  der  Basis  U  in  den  Endpuncten  des  von  SS  überrollten  Bogeus 
sich  schneiden  (§  30). 

Die  Figur  SB  ist  die  nämliche,  welche  bereits  in  §  28  näher  be- 
schrieben worden.  Die  Figur  2;  entsteht  zufolge  §  31  dadurch,  dass  der 
veränderliche  Strahl  PA  gleich  a  (d.  h.  jede  Gerade  aus  dem  festen  Pole 
P  nach  irgend  einem  Puncto  A  der  Curve  33)  auf  der  Tangente  21^  im 


142  Vom  Krümmuuifü-SchwerpuDcte  ebener  Currcn. 

correspondironden  PuDcte  91  der  Basis  U  nach  constaoter  BichtUDi 
tr^eD,  also  Sl$  gleich  a  genommen  wird ;  wo  dann  dieses  b^renzl 
der  Tangente  die  Fläche  der  Figur  %  gleich  $$,91,91$  beschreibt, 
somit  von  zwei  Geraden  9$,  3,$,  und  zwei  Curven  8[3[„  $$,  b 
wird,  von  welchen  die  letztere  der  Ort  des  Endpunctes  der  Tange 
Durch  Xa  und  t  sind  die  kleinsten  Inhalte  der  Figuren  SB  und  %  bezi 
die  stattfinden,  wenn  diese  boziohlich  den  Schwerpuncten  S  und 
sprechen.  Endlich  sind  s  und  «,  die  Entfernungen  des  Pnnctes 
den  Schwerpuncten  H  und  S,. 

Die  obigen  Gleichungen  enthalten  hiernach  unter  anderen 
den  Satz: 

„Wenn  in  einer  Ebene  eine  geschlossene,  stetig  co 
Curvo  3}  auf  einer  beliebigen  festen,  convesen  Curve  U 
bis  sie  wieder  mit  dem  anfänglichen  Puncte  (..4)  auf  diese 
liegt,  so  beschreibt  joder  mit  ihr  verbundene  Ponct  P  i 
eine  Figur  W,  deren  Inhalt  dann  ein  Minimum  gleich  w 
wenn  der  beschreibende  Punct  der  oben  genannte  Schwei 
@  der  Curve  SS  ist  Puncte  P,  welche  von  diesem  Schwerp 
®  gleich  weit  abstehen,  beschreiben  Figuren  W  von  gle 
Inhalte",  und  auch  umgekehrt;  „und  zwar  übertrifft  dieser  . 
Jenes  Minimum  vi  jedesmal  gerade  um  den  Kreissector,  w 
den  Abstand  §  des  Pnnctes  P  von  @  zum  Radios  und  dei 
stauten  Winkel  2ji+q  zum  Centriwinkel  hat  (110)." 

Ueber  die  Figur  %  wird  im  Folgenden  ein  allgemeiner  Satz 
stellt  werden. 

Anmerkung.  Rollt  die  Curve  33  auf  der  concaven  Seite  der  £ 
und  findet  dabei  der  besondere  Umstand  statt,  dass  in  je  zwei  entsp 
den  Puncten  beider  Curven  die  erste  SJ  grössere  Krümmung  hat 
andere  U,  so  erhält  man  analoge  Gleichungen,   wie  vorhin,   nämlic 


Vom  Erömmtings-Schwerpuncte  ebener  Curven.  143 

U  aufliege^  weglässt  und  vielmehr  annimmt,  sie  rolle  um  einen  be- 
en  Bogen,  etwa  um  den  Bogen  ACB  gleich  »633  (Taf.  VIII  Fig.  11), 
jedoch  immer  noch  die  Bedingung  festhält,  „dass  von  den  beiden 
i,  dem  rollenden  AB  und  dem  überrollten  festen  3133,  keiner  einen 
ären  Punct  habe."  Unter  diesen  Umstanden  gelangt  man  in  der 
zu  umfassenderen  Resultaten  und  es  sind  dieselben  durch  das  näm- 
einfache   und   anschauliche   Verfahren   zu    beweisen,   wie   die    bis- 

D. 

>enn  ebenso,  wie  vorhin,  folgt  auch  für' den  gegenwärtigen  Fall,  dass 
n  irgend  einem  mit  der  rollenden  Curve  AB  (oder  85)  verbundenen 
!  P  beschriebene  Figur  W  gleich  PP,  33621P  ihrem  Inhalte  nach 
ist  der  Summe  zweier  anderen  Figuren  398  gleich  PA^^^BP  und 
ch  Sl^^j33^,  welche  auf  die  früher  angegebene  Weise  entstehen 
und  §  33).  Die  Figur  SB  besteht  aber  selbst  aus  zwei  anderen 
Q  F  und  T,  von  welchen  die  erste  F  gleich  Sector  PACBP,  und 
dere  T  gleich  A^^^BCAy  so  dass  also 

;)  W  =  F-f-T+a:. 

iT  die  Figuren  T  und  S,  jede  für  sich  betrachtet,  hat  man  zunächst, 
ruberen  gemäss,  nachstehende  Formeln: 

:)  T  =  i2(aM)  =  \l{a\A)+\qs\ 

0  %  =:i2(a»a)  =  i2(a:2l)4-iq8;, 

;)  t  =  i2(a:^)    und      t  =  i2(a;3l), 

)  T  =  t-\-\qs^     und    S  =  t+iqs*, 

t  und  t   die  kleinsten  Werthe   von  T  und  %   bezeichnen,   welche 

iden,  wenn  der  Pol  P  beziehlich  mit  dem  Schwerpuncte  S  oder  S, 

nenfällt,  d.  h.  mit  dem  Krümmungs-Schwerpuncte  S  des  Bogens  ABy 

Dit  dem  Schwerpuncte  S,    desselben  Bogens,   wofern  die  Gewichte 

einzelnen  Puncto  sich  verhalten  wie  die  Krümmungen  des  Bogens 

den  correspondirenden  Puncten.    Der  Strahl  a,  repräsentirt  die  Ab- 

sowohl  des  Punctes  S  als  des  Punctes  S,    von  den   verschiedenen 

D  des  Bogens  AB;  $  und  s^  sind  die  Entfernungen  des  Punctes  P 

und  S, ;  und  endlich  sind  q  und  q  die  Winkel  zwischen  den  Nor- 

JQ  und  BQ,  StQ  und  33^  in  den  Endpuncten  der  Bogen  AB,  3133. 

der  Geraden  SS^  gleich  d  nehme  man  den  Punct  @  so,  dass 

so  @  der  Schwerpunct  von  S  und  S,  ist,   wenn  diesen  die  Coeffi- 

q  und  q   zugehören   (oder    der  Schwerpunct   des  Bogens  AB   in 

;ht  der  Krümmungs- Summen   beider  Bogen  AB  und  3133   in  ihren 

chenden  Puncten).     Wird  ferner  PS  gleich  ö  gesetzt,   so  hat  man 


144  Viiui  Krüiiiiminirs-Sthworpuucle  «Ijener  V 

für  die  Summe  beider  Figuren   T  und  J 

(118)  r-f-S  =  (-t-tH-i^s'-^itts^  =  f+t+i^^<''+K?+q)ä' 

(119)  r,+s,  =  i-Ht+i 


gq 


(120)  T+S  —  T,+J,+K?+q)8", 
wo  T,  und  S,  die  Stelle  von  T  und  S  in  dem  Falle  vortreten,  w 
in  den  genannten  Schwerpunct  ©  ßllt,   ein  Fall,   in  welchem,   wii 
sieht,  die  Summe   T+S  ein  Minimum  wird  (120). 

Nun  kann  femer  der  Sector  F  immer  ala  Differenz  (oder  als  Summf) 
von  zwei  anderen  Figuren  angesehen  werden,  nämlich  des  Segmentes 

ACBDA  =  G 
und  des  Dreiecks 

APB  =  i% 
dessen  gegebene  Grundlinie  AB  gleich  b  und  die  veränderliche  HüHp  H 
gleich  y  ist,  so  dass  al^o 

F=  G-\ln,. 

Hierdurch  und  vermöge  der  Gl.  (120)  geht   die  Formel  (113)  in  fol- 
gende über: 

(121)  W  =  G+T,-hI,+i(?+q)ä'-iSy, 
wo  recht«  alle  GröKsen,  ausser  S  und  y,  constant  sind.  Diese  zwei  Ver- 
änderlichen lassen  sich  aber  durch  eine  einzige  ersetzen.  Aus  S  auf  ^ 
Sehne  AB  lalle  man  das  Perpendikel  ©Z>  gleich  j>,  nehme  in  der  Ver- 
längerung desselben,  hinter  @,  den  Pimct  R  so,  dass 

so  ist,  weiui  PR  gleich  r  gesetzt  wird  (durch  Hülfe  des  Perpendikels  'ii" 


Vom  Krummungs-Schwerpuncte  ebener  Curven.  145 

H^  ein  Minimum  gleich  w  wird,    wenn  r  gleich  0,    d.  h.   wenn  P  in  Ä 
y^jt;.     Also  ist 

^  126)  TT  =  t^-|-^(gf4-q)r^ 

Die  wesentlichsten  Sätze  aus  dieser  Betrachtung  sind  folgende: 

a.  „Wenn  in  einer  Ebene    ein   beliebiger,    stetig   convexer 

(^^^iTvenbogen  AB  auf  der  convexen  Seite   irgend  eines  anderen 

g^^tig  convexen,    festen  Curvenbogens  3133  rollt,    so  beschreibt 

•^  3^er  mit  der  rollenden  Curve  fest  verbundene  Punct  P  irgend 

^t%^  Figur  Wy   deren  Inhalt  dann  ein  Minimum   gleich  xo  wird, 

^^Bn  jener  Punct  der  oben   construirte   besondere  Punct  R  ist. 

po^ncte   P,    welche    gleich    weit    von    diesem    eigenthümlichen 

pviiicte  R   entfernt   sind,    also  in  irgend  einer  um  R  beschrie- 

\)etien   Kreislinie   liegen,    erzeugen    gleich    grosse   Figuren  W," 

und  auch  umgekehrt;  „und  zwar  ist  ihr  Inhalt  gerade  um  den  Sec- 

tor  des  genannten  Kreises,  dessen  Centriwinkel  gleich  g'-f-cj,  also 

constant  ist,  grösser  als  jener  kleinste  Inhalt  w  (126)." 

b,  1)   „Bewegt   sich   eine    veränderliche    Tangente   ^5ß   an 
einem   stetig  convexen  Curvenbogen  AGB  unter  der  Bedingung, 
dass  sie  in  jedem  Augenblicke  dem  Strahle  FA  gleich  ist,  wel- 
cher ihren  Berührungspunct  {A)  mit  irgend  einem  festen  Pole  P 
in  der  Ebene  der  Curve  verbindet,  so  beschreibt  sie  irgend  eine 
Figur  T,  deren  Inhalt  dann  ein  Minimum  gleich  t  wird,   wenn 
jener  Pol  der  Krümmungs-Schwerpunct  £1  des  gegebenen  Bogens 
AGB  ist    Polen  P,   welche  in  irgend  einer  um  &  beschriebenen 
Kreislinie  liegen,  entsprechen  Figuren  T  von  gleichem  Inhalte, 
der   jedesmal   gerade   um   einen  Sector  jenes  Kreises,    welcher 
den  Constanten  Winkel  q  zum  Centriwinkel  hat,   grösser  ist  als 
jener  kleinste  t  (117)."     Und 

2)  „Ist  ausser  dem  Bogen  ^45  noch  irgend  ein-  anderer  stetig 
convexer  Bogen  31633  von  gleicher  Länge  gegeben,  und  bewegt 
sich  an  demselben  die  Tangente  91$  unter  der  Bedingung,  dass 
sie  stets  dem  Strahle  AP  gleich  ist,  welcher  den  ihrem  Berüh- 
rungspuncte  correspondirenden  Punct  in  der  Curve  AB  mit  dem 
festen  Pole  P  verbindet,  so  beschreibt  sie  irgend  eine  Figur  2, 
deren  Inhalt  ein  Minimum  gleicht  wird,  wenn  der  Pol  der  oben 
bestimmte  ßchwerpunct  Sj  des  Bogens  AB  ist;  liegt  der  Pol  P 
in  irgend  einer  um  Sj  beschriebenen  Kreislinie,  so  nimmt  der 
Inhalt  von  %  gerade  um  einen  Sector  dieses  Kreises,  dessen 
Centriwinkel  dem  constanten  Winkel  q  gleich  ist,  zu  (117)." 

Steiners  Werke.    II.  10 


146  VuiD  Kiüinmunire-Schwerpuneli'  üben«'  Cur»en. 

3)  „Werden  für  einen  und  den»elben  Pol  P  die  beiäen  Fi- 
gurea  T  aud  %  zugleich  betrachtet,  so  ist  ihre  Summe  T+l 
dann  ein  Minimum  gleich  Tj+S,,  wenn  der  Pol  der  Schwerpimd 
©  ist  (d.  h.  der  Schwerpunct  des  Hogens  AB  in  Rücksicht  der  Kiü»- 
mung»- Summen  beider  Bogen  AB  und  3U8  iu  den  correapoDdireDiitI 
Puncten,  oder  der  Schwerpunct  der  Puncte  5  und  S,  in  Rücksicht  (äa 
CoefÜcienteu  q  und  q).  Liegt  aber  der  Pol  P  in'  einer  Krei*liuif. 
deren  Mittelpunct  @  ist,  so  nimmt  die  Summe  T-\-%  um  eicei 
Sector  dieses  Kreises  za,  dessen  Centriwinkel  immer  gleick 
q-i-q  ist  020)." 

Anmerkung  1.  Üie  Tangente  A'^  oder  31$  kann  vom  Beröhnioj»- 
puncto  aus  nach  zwei  entgegengesetzten  Richtungen  genommen  wetdn 
wodurch  zugleich  zwei  verschiedene  Figuren  T  und  T, ,  oder  S  uni  Si 
ent.stehen,  aber  jedesmal  haben  beide  unter  sich  gleichen  Inhalt,  so  dn 
immer  T  gleich   T„  oder  Z  gleich  S,  (vergl,  §  28). 

2.  Der  letzte  Satz  (d,  3)  findet  ähnlich  erweise  statt,  wenn  m«» 
dem  Bogen  2[ffl6  noch  mehrere  andere  Bogen  91, S,,  SljSS,,  -  - .  unt<?r  li«^ 
selben  Bedingungen  gegeben  sind,  denen  dann  ebenfalls  Schwerpum* 
iSj,  Ä',,  ...,  so  wie  Winkel  q,,  q,,  ...  und  Figuren  %,  S,,  ...  ra 
sprechen.  Nämlich  ebenso  wird  alsdann  die  Summe  T+S+S,-hI,+' 
ein  Minimum  gleich  m,  wenn  der  Pol  P  in  den  Schwerpunct  ©  der  PuncH 
S,  &',,  S,,  S„  ...  lallt,  wofern  diesen  die  Coefficienton  q,  q,  q„  q 
zugeordnet  sind ;  und  ausserdem  hat  man  für  einen  beliebigen  Pol  P. 
/*S  gleich  r  gesetzt  wird,  die  Relation 

(127)      r+i4-s,+i,+-  =  m+K?+(i'+-q,+q>-t--K 

Die  Richtigkeit  dieser  Angaben  folgt  leicht  aus  §  7. 

3.  Süll  in  Ansehung  des  obigen  Satzes  u)  unter  alle»  Punct«ii  P, 
die  bi  der  rollenden  Curve  3J  (wovon  ACB  nur  ein  begrenztes  Stück  ist) 
seibat  liegen,  derjenige  gefunden  werden,  welcher  die  kleinste  oder 


Vom  Krämmunj^s-Schwerpuncte  ebener  Cunren.  147 

lässt*).    Dahin  gehört  unter  anderem,  dass  die  Winkel  q  und  q  bestimmte 

Werthe  haben  (wie  z.  B.  wenn  q  gleich  2it  und  die  Curve  33  geschlossen, 

also  die  Sehne  AB  gleich  0  ist,  wodurch  man  zu  den  Resultaten  in  §  33 

gelangt),  dass  die  eine  oder  die  andere  gegebene  Curve  93  oder  U  in  eine 

Gerade  übergeht,  dass  femer  die  eine  oder  die  andere,  oder  dass  beide 

zugleich  in  bestimmte  einfache  Curven  übergehen,  etwa  in  Kreise^  u.  s.'  w. 

Von  solchen  speciellen  Sätzen  mögen  hier  noch  folgende  Platz  finden: 

I.     Wenn  die  Basis  SIS3  eine  Gerade  wird  und 

1)   ACB  ein  beliebiger  Curvenbogen  bleibt. 

In  diesem  Falle  wird  q  gleich  0,   Z  gleich  0  und  S^  verschwindet 

oJer  kommt  nicht  in  Betracht,  so  dass  @  mit  S  zusammenfallt.     Daher 

urfrd  der  ausgezeichnete  Pünct  /{gefunden,  wenn  man  aus  dem  Krümmungs- 

Scb^^*P^^^^  ^  d®8  rollenden  Bogens  AB  auf  die  Sehne  AB  das  Perpen- 

(IjV^I  SD  ^Ut  uiid  äuf  dessen  Verlängerung  über  S  hinaus  den  Punct  R 

g^     nimmt,  dass  (122) 

C28)  ^  =  i- 

Die  obige  Formel  (126)  reducirt  sich  hier  auf  folgende: 
C129)  W  =  w-^^qr^ 

Das  heisst: 

^Rollt  ein  stetig  convexer  Curvenbogen  AB  auf  einer  festen 
Geraden  J13J,  so  beschreibt  jeder  mit  ihm  verbundene  Punct  P 
irgend  eine  Figur  (F/ die  am  kleinsten  wird,  nämlich  gleich  w^ 
wenn  jener  Punct  der  vorgenannte  Punct  R  ist.  Puncto  P, 
welche  in  irgend  einer  um  R  beschriebenen  Kreislinie  liegen, 
erzeugen  Figuren  Wy  deren  Inhalt  gerade  um  einen  dem  Centri- 
winkel  q  entsprechenden  Sector  des. Kreises  grösser  als  jenet 
kleinste  Inhalt  w  ist.^ 

Anmerkung.  Da  auch  hier,  ebenso  wie  in  §  21,  die  Figur  W 
allemal  gerade  doppelt  so  gross  ist,  als  die  dem  nämlichen  Puncto  P  ent- 
sprechende Fusspuncten-Figur  V  in  Bezug  auf  den  gegebenen  Bogen  AB^ 
was  sich  gleicherweise  zeigen  lässt,  so  ist  die  Figur  V  demselben  Gesetze 
unterworfen,  wie  die  Figur  W,  d.  h.  „ihr  Inhalt  wird  ein  Minimum, 
gleich  V,  wenn  sie  dem  ausgezeichneten  Puncto  R  entspricht; 
für  einen  beliebigen  anderen  Punct  P  ist,  wenn  PR  gleich  r  ge- 
setzt wird, 

C130)  V  =  v^\qr\ 


^  Da  man  sieb  in  älterer  und  in  neuerer  Zeit  so  vielfach  mit  Betrachtung  der 
durch  Rollen  erzeugten  Curven  (Roulettes)  beschäftigt  hat,  so  dürfte  es  wohl  auf- 
fallend !|cheinen,  dass  das  obige  einfache  und  allgemeine  Gesetz,  dem  die  Quadratur  je 
eines  Systems  solcher  Curven  unterworfen  ist,  so  lange  verborgen  bleiben  konnte. 

10* 


148  Vom  Krümmnocs-Schwerpuncte  ebener  Curron- 

aUo  die  Inhalts-Zunahrae  ist  gerade  die  Hälfte  des  Kr' 
tors,  der  t  zum  Radius  und  q  zum  Ccntriwinkcl  hat." 
2)  Weun  AB  inabesondore  ein  Kreisbogen  ist. 
Daun  wird  Q  der  Mittelpunct  des  Kreises,  also  q  der  CenbiwinH 
über  dem  Bogen  AB,  und  dann  fällt  der  Kriimmungs-Scbwerpiuirl  j 
offenbar  mit  dem  gewöhnlichen  Schwerpuncte  des  Bogens  AB  zusamnm 
so  dass  sein  Abstand  vom  Rlittelpnnct,  wie  bekannt 

(131)  QS  =  A. 

Diese  Gerade  QiS  steht  auf  der  Sehne  AB  gleich  b  senkrecht:  Jilür 
liegt  auch  der  ausgezeichnete  Punct  R  in  ihr,  und  seine  Entfernung 
Mittelpuncte  Q  ist  nach  den  Gl.  (128)  und  (131) 

(132)  Qfi=(3S-hSÄ  =  -|-. 

tq 

also:  „gleich  der  dreifachen  Sehne,  dividirt  durch  den  diijipflW 
Centriwinkel."  Man  erkennt  daraus,  dass  R  sowohl  innerhalb  al'^j* 
aeits  des  Kreises  liegen  kann,  je  nachdem  nämlich  3A<:2f/ff  oder  %'>\' 
wenn  a  der  Radius  des  Kreises  ist.     Ist 

^h=1qa  =  '2ACB, 
also  der  Bogen  gerade  anderthalbmal   so  gross  als  die  Sehne,  so  fiili  B 
in  den  Bogen  AB  selbst  und  zwar  in  dessen  Mitte. 
Da  %  gleich  0  (1),  so  ist  nach  Gl.  (113): 
W  =  F+T, 
und  wenn  P  im  Mittelpuncte  Q  des  Kreises  liegt,  i 

F  =  i,a% 
und  Dach  Gl.  (114) 

T  =  l,o'. 


Vom  Krümmungs-Schwerpuncte  ebener  Curven.  149 

Die  Figuren  W  und  w  sind  hier  bestimmte  Stücke  von  gewölmlichen 
Cykloiden  (gestreckte  oder  verkürzte),  nämlich  solche  Stücke,  welche  von 
einem  Cykloidenbogen  PP, ,  den  beiden  Normalen  in  seinen  Endpuncten 
PSl  und  P,33,  und  der  zwischen  den  letzteren  liegenden  (geradlinigen) 
Strecke  8133  der  Basis  begrenzt  werden.  Die  Formeln  (133)  und  (134) 
geben  die  Quadratur  dieser  Stücke  mittelst  der  gegebenen  Elemente. 

In  dem  oben  genannten  besonderen  Falle,  wo  Sb  gleich  2qa  ist  und 
R  in  die  Mitte  des  Bogens  AB  lallt,  besteht  die  kleinste  Figur  w  aus 
zwei  einander  gleichen  Sectoren  der  sogenannten  gemeinen  Gykloide,  und 
alsdann  ist 

W  =  ^q(a'+r'). 

Insbesondere  kann  auch  w  gleich  0  werden,  nämlich  in  dem  Falle,  wo 

ja  :  6  =  3  : 1/8,  GL  (133) 

d.  h.    wo  der  Bogen  ACB  sich   zur  Sehne  AB   verhält,   wie  3  zu  ys. 
Alsdann  ist  W  gleich  i^',  und  R  liegt  jenseits  des  Kreises. 

IL     Wenn  ACB  in  eine  Gerade  übergeht  und 

1)   die  Basis  SIS3  eine  beliebige  Curve  bleibt. 

In  diesem  Falle  ist  offenbar 

T  =  0,     G  =  0    und    q  =  0, 

und  deshalb  verschwindet  der  Punct  S;  daher  vereinigt  sich  der  Punct  @ 
mit  S^ ,  dieser  aber  liegt  in  der  Geraden  AB  selbst,  nämlich  er  ist  ihr 
Schwerpunct,  wenn  sie  so  schwer  gedacht  wird,  dass  die  Gewichte  ihrer 
einzelnen  Puncto  sich  verhalten,  wie  die  Krümmungen  der  Basis  91S3  in 
den  correspondirenden  Puncten.  Daher  wird  femer  der  ausgezeichnete 
Punct  R  erhalten,  wenn  man  in  dem  Puncto  S^  auf  der  Geraden  AB 
gleich  b  ein  Perpendikel  errichtet  (nach  der  Basis  2133  hin)  und  in  dem- 
selben R  so  nimmt,  dass  (122) 

(135)  S.Ä  =  ^-  =  ß. 

Hiemach  reduciren*  sich  die  obigen  Formeln  (125)  und  (126)  —  da 
auch  p  gleich  0,  weil  S^  in  AB  liegt  —  auf  folgende: 

(136)  ^^  =  t-i6^  =  t-iqp^ 

(137)  W=  w-i-iqr'  =  t-^b'-hW'  =  t+iq(^*-ß'). 

Also:  „Wälzt  sich  eine  Gerade  AB  (von  dem  einen  Endpuncte  A  bis 
zum  anderen  B)  auf  irgend  einer  festen,  stetig  convexen  Curve 
3133,  so  beschreibt  unter  allen  mit  ihr  fest  verbundenen  Puncten 
(d.  h.  die  ihre  Lage  gegen  die  Gerade  ABy  während  diese  sich  bewegt, 
nicht  ändern)  der  besonders  bestimmte  Punct  R  die  kleinste  Fi- 


160  Vom  KrüiDmuBcs-SchwBfpunclP  obetter  Curven, 


gur  w;   die   von  irgend   oinom   anderen  Puncte   P    b&schrieb( 
Figur    W  ist  jedesmal    um    den    Kreissector,    dessen    Radiu; 
gleich  PR  und  dessen  Ccntriwinkel  £(  (gleich  dem  Winkel  zwischa 
den  Normalen  in  den  Endpuncten  der  Basis  3lffl)  grösser  als  jene. 

Für  den  besonderen  Fall,  wo  r  gleich  ß  ist.  und  somit  der  Pojict  P 
in  der  mit  dem  Radius  ß  gleich  RS,  um  den  Punct  R  beschriobcg« 
Kreislinie  liegt,  hat  man  nach  Gl.  (137) 

(138)  W,  =U 
und  in  der  That  iällt  die  von  dem  in  dieser  Kreislinie  liegenden  Pinäf 
S,   beschriebene  Figur  mit  der  Figur  t  zusammen. 

Unter  allen  Puncten,  welche  in  der  Geraden  AB  selbst  licgeo 
schreibt  S,  die  kleinste  Figur  t;  jeder  aber  beschreibt  eine  Evolvenl«  dv 
Curve  SISS  (oder  vielmehr  zwei  Bogen  derselben,  nur  der  EndpUDCt 
oder  B  beschreibt  bloss  einen  Bogen),  so  dass  also  in  diesem  Falle  dit 
Figin-  W  irgend  ein  bestimmtes  Stück  der  Evolveute  ist  (im  AUgemeiün 
zwei  Sectoren  derselben);  zudem  lallt  W  mit  der  durch  S  bezeichneM 
Figur  zusammen  (§  34),  und  in  der  That  geben  die  Formeln  (117)  üdJ 
(137)  Für  beide  den  nämlichen  Inhalt,  indem  /',  ß  und  s,  die  Seilen  «inn 
rocht  winkligen  Dreiecks  sind,  so  dass 

isl. 

2)  Wenn  die  Basis  31S  insbesondere  ein  Kreisbogen  itl, 
dann  liegt  S,  nothwendig  in  der  Mitte  der  Goraden  AB.  Der  Radiu«  ilc 
Basis  sei  gleich  a;  so  ist  der  überrollte  Bogen 

HS  =  qa  =  6, 
und  folglich  nach  Gl.  (135):  ' 

(139)  ß  =  ia. 


Vom  Krümmungs-Schwerpuncte  ebener  Cur?en.  151 

und  nach  den  GL  (136)  und  (137) 

(141)  .  =  i^6.=  i^qa.  =  ^qp«, 

(142)  W=  -5^6»+iqr'  =  -fciqa'+i(,r'=  -5!zlqp.+^,.. 

Die  von  dem  Puncte'  R  beschriebene  kleinste  Figur  w  kann,  wie  man 
sieht  (141),  negativ  oder  positiv  werden;  auch  wird  insbesondere  w  gleich  0, 
wenn  der  Winkel  q  gleich  Yi,  oder  b  gleich  aj/S;  alsdann  ist  die  von 
irgend  einem  Puncto  P  beschriebene  Figur 

(143)  W=ir'ys, 

d.  h.  gleich  dem  doppelten  Inhalte  des  gleichseitigen  Dreiecks 
über  dem  Abstände  des  Punctes  P  von  Ä." 

Liegt  der  Punct  P  in  der  rollenden  Geraden  AB  selbst  und  wird 
PS^  gleich  8,  gesetzt,  so  ist 

and  daher  hat  man  nach  61.  (142) 

(144)  W=  ^<^b'-^-i<^s\  =  ^q'«»+iq,J  =  iq'ß'+iq«:, 

WO  jetzt  W  ein  bestimmtes  Stück  irgend  einer  Evolvente  des  Grundkreises 
ist,  welches  von  einem  Bogen  PP^  derselben,  den  flormalen  Pä  und  P,33 
in  dessen  Endpuncten  und  dem  correspondirenden  Bogen  9(93  der  Basis 
begrenzt  wird. 

Es  ist  klar,  dass  auch  in  anderen  Fällen  der  Schwerpunct  S^  in  die 
Mitte  der  Geraden  ^£' fallen  kann,  wie  z.  B.  wenn  die  Basis  9UB  in  Bezug 
auf  eine  Axe  senkrecht  symmetrisch  ist,  also  etwa  der  Bogen  eines  Kegel- 
schnittes, in  dessen  Mitte  der  Scheitel  einer  Axe  desselben  liegt.  Von 
solchen  Beispielen  mag  hier  noch  das  folgende  in  Betracht  kommen,  wo 
nämlich 

3)   die  Basis  9UB   ein   ganzer  Bogen   der   gemeinen   Cy- 
kloide  ist. 

In  diesem  Falle  wird 

q  =  ir,    also    ß  =  ^, 

wodurch  die  Lage  des  Punctes  R  (in  Rücksicht  der  rollenden  Geraden  AB) 
vollkommen  bekannt  ist,  indem  S,  in  der  Mitte  von  AB  liegt.  Der  Radius 
des  Kreises,  durch  welchen  die  Cy kloide  3U8.  erzeugt  worden,  sei  a,  so 
ist  bekanntlich 

Sa  =  m  =  AB  =  b  =  2n^. 

Aus  einer  anderen  allgemein  bekannten  Eigenschaft  der  Cykloide  folgt 
leicht,  dass  der  Inhalt  der  von  S^   beschriebenen  Figur 

(145)  t  =  4ira^  =  ^iri'  =  iir'ß». 


153  ^'f*'"  Krämmune^-Schwerpunrle  ebener  Cunea. 

Daraus  folKt  weiter  nach  den  Gl.  (136)  und  (137) 


(146) 


(147) 


-- ."+  4w=  =  K"'-2)4'+l»^- 


it  man 

(148) 

W 

Hl. 

Wonn 

ACB  e 

Für  die  von  dem  Endpuncte  A  oder  ß  beschriebene  Figur  (die  Ewd- 
vente  der  Cyltloide  "SS),  fiir  welche 

r»  =  ß'+(i6)'=-^*', 


•An  Kreisbogen  und 
1)  die  Basis  aSS  cito  beliebige  Curve  ist. 
Hier  lallt  S  in  den  gewöhnlichen  Schwerpunct  des  Bogens  AB;  dx 
übrigen  wosontlichon  Puncto  S„  ©  und  R  werden  nicht  näher  bestimmt; 
allein  ohne  dieselben  genauer  zu  kenneu,  kann  doch  der  Inhalt  der  dem 
Mittelpuncte  Q  des  Kreises  AB  entsprechenden  Figuren  W  und  %  gefundeo 
werden.  Denn  da  für  diesen  Fall  in  den  obigen  Formeln  (114)  und  (115) 
der  Strahl  a  constant,  nämlich  gleich  dem  Radios  des  Kreises  AB  iat, 
so  wird 

T=iV(«M)_i.'I(^)=45a', 
und 


(149) 

S  =  iqo'; 

feraer  ist  der  Scctor 

F=iqa; 

so  dass  (113) 

(150) 

W  =  i(25+q). 

Vom  Krümmungs-Schwerpuncte  ebener  Curven.  153 

rollten  Bogen  AB  und  den  Winkel  zwischen  den  Normalen  in 
den  Endpuncten  der  Basis  2133  zusammengenommen,  zum  Centri- 
winkel  hat  (150)."  —  Die  vom  Mittelpuncte  Q  des  Kreises  beschriebene 
Curve  QQ^  und  die  Basis  2UB  heissen  „parallele  Curven".  Die  Figur 
W  ist  ein  Stück  des  Ringes  zwischen  denselben,  begrenzt  durch  die  ge- 
meinschaftlichen Normalen  QSl  und  Q,S3.  Die  Länge  der  Curve  QQ^  ist 
gleich  (q-\-(Oay  was  aus  einer  anderen  geometrischen  Betrachtung  leicht 
folgt.  (Vergl.  Abh.  von  Grelle  in  Gergonruf's  Annales  de  Mathematiques,  t.  XII.) 

2)  Wenn  die  Basis  SÜB  auch  ein  Kreisbogen  ist, 
dann  fallt  auch  5,  in  den  gewöhnlichen  Schwerpunct  des  Bogens  AB,  so 
dass  folglich  die  drei  Puncto  S,  S,  und  ©  in  demselben  vereinigt  sind. 
Nun  liegt  der  eigenthümliche  Punct  R  in  dem  durch  @  gehenden  Durch- 
messer des  Kreises  AB,  und  sein  Abstand  vom  Mittelpuncte  P  des  letz- 
teren ist  nach  den  Gl.  (131)  und  (122) 


(151) 


0R=^  ,        ^       _3g+2q  j& 
?       2(5r+q)       2q+2q    q 

_  2aH-3a     b  _   3H-2n     j&  ^  , 
""  2a-|-2a  "7""  2(l-i-n)'  q  ~  ^'' 


wo   a  der  Radius    der  Basis  2133    und   das  Verhältniss  der  Radien  a :  a 
gleich  n  gesetzt  ist  (es  ist  dann  auch  q :  q  gleich  n). 

Da  hierdurch  der  Abstand  r,  des  Mittelpunctes  Q  von  dem  Puncto  R 
ß^egeben  ist,  und  da  man  auch  jden  Inhalt  der  von  ihm  beschriebenen  Figur 
W  kennt  (150),  so  wird  dadurch  der  Inhalt  der  von  R  beschriebenen 
kleinsten  Figur  w  gefunden,  nämlich  nach  den  Gl.  (126)  und  (150)  ist 

I«'  =  i(23+q)a'-  i(?-hq)r:  =  i(2q+(\)a^-i^^--{^J 
(152)  I    =i3a'4-K?+q)(a'-rD  =  i^?a'-i^^||'i' 

Nun  wird  weiter  der  Inhalt  der  von  einem  beliebigen  Puncto  P  be- 
schriebenen Figur  W  gefunden,  sobald  man  dessen  Abstand  r  von  R 
kennt,  nämlich  es  ist  nach  Gl.  (126) 

W  =  ^(25-Hq)a'-i(^+q)r;-+-K?+q>' 
=  i?«'+iÖ4-q)(«'-'-:4-'-0 

a+2a  ^  ,      .  (2a+3ay  ,,^.    a+a      , 


(153) 


=  ig[(2+«)a'-h(H-«),-»]_i-|±^^6= 

=  i?[(2+n)a=+(l-H«)'-=-i-^"^|^-(^)],     etc. 


154 


a  KrämmuDgS'Scfawerpuncte  ebener  Curren. 


Dio  Figur  W  ist  hier  eio  bestimmtes  Stück  ii^end  einer  Epicykloide, 
dessen  Quadratur  darch  dio  vorstehende  allgemelue  Formel  gelben  wird. 
Der  Winkel  q  (so  wie  q)  kann  beliebig  grosa  sein,'d.  h.  er'kann  beliebigt 
Vielfache  von  2ic  enthalten,  wo  dann  zugleich  auch  der  Bogen  AB  ebenso 
oft  den  ganzen  Kroisumfang  umfasst.  Ist  q  gerade  ein  Vielfaches  Ton 
2n,  so  ist  allemal  die  Sehne  b  gleich  0,  und  daher  auch  QR  oder  r, 
gleich  0,  d.  h.  dann  fällt  der  au^zeichaete  Ponct  R  in  den  Mittelpunct 
Q  des  rollenden  Kreises,  und  aus  den  Formeln  (162)  und  (153)  ver- 
schwinden die  mit  h  (oder  r,)  behafteten  Glieder.  Um  dieeee  Verschwin- 
den in  den  Formeln  selbst  anzudeaten,  darf  nur  %a%\a.\q  statt  h  gesetit 
werden.  —  Es  sei  ^  gleich  m2ii,  wo  m  eine  ganze  Zahl  ist,  so  hat  man 

«1  ^  ni(2+»)ico';      W  =  m(2+»)tta'-HM»(l-(-n)itr*, 
and  wenn  zugleich  q  gleich  m2n,  wo  tn  ebenfalls  eine  ganze  Zahl,  jedoch 
m  und  m  relative  Primzahlen  sind,  so  ist 


■w  =  (2n»+m)«o', 


(154) 
und 

(155)  W  =  (2w»-H-m)ittt'+(m-+-m)itr», 

wobei  nämlich  die  von  dem  Puncte  P  beschriebene  Corvo  (Epicykloide) 
sich  schliesst  (oder  in  sich  zurfickkohrt),  .und  der  Kreis  %  oder  AB  gerade 
m-mal  um  die  Basis  U  oder  W&  herumrollt. 

In  Hinsicht  der  kleinsten  Figur  w,  wofern  der  Winkel  q  beUebig  ist, 
wie  in  Gl.  (152),  kann  noch  bemerkt  wcrdbu,  dass  ihr  Inhalt  positiv  oder 
negativ  sein  kann,  und  dass  dazwischen  w  gleich  0  wird,  wenn 
«+2    , 
n+l"' 
oder 

(2n+3)-      "' 


(156) 


(166') 


(!)■ 


Vom  Krummongs-Schwerpuncte  ebener  Cunren.  155 

IV.     Wenn  jede    der   beiden  Curvon  SS,  U    gdschlossen  ist, 
und  die  rollende  93  einen  Mittolpunct  hat;  wenn  ferner 
ihre  umfange  sich  verhalten,   wie  zwei  ganze  Zahlen 
v:Uy   die   keinen   gemeinschaftlichen    Theiler   haben, 
jedoch  V   gerade   ist;   und   wenn   endlich  SB   so   lange 
rollt,    bis   sie  wieder  genau  in  ihre  anfängliche  Lage 
gelangt,    d.  h.  bis  wieder  die  nämlichen  Puncto  A  und 
8  beider  Gurven   sich   treffen,   was   erst   nach  v  Um- 
läufen  der  93  um  U  eintritt,   und  wo  dann  jeder   mit 
93   verbundene   Punct  P  in   seine   ursprüngliche  Lage 
kommt,   also   die    von   ihm    beschriebene  Gurve   W  in 
sich   zurückkehrt,    so  fällt  der  eigenthümliche  Punct 
R  allemal  mit  dem  Mitelpuncte  der  rollenden  Gurve 
93  zusammen. 
Nämlich  unter   diesen  Bedingungen   vereinigen   sich  die  vier  Puncto 
Sy  S^^  Q  und  R  alle  mit  dem  Mittelpuncte  der  Gurve  93.    Denn  dass 
zunächst  S  in  denselben  fällt,  ergiebt  sich  daraus,  dass  der  in  Betracht 
kommende  Bogen  AB  bei  93   gerade  aus   dem  u- fachen  Umfange   dieser 
Curve  besteht,  folglich  der  Krümmungs-Schwerpunct  S  des  ganzen  Bogens 
mit  dem  des  einfachen  Umfanges  der  Gurve  93  zusanmienfallt  und  mithin 
der  Mittelpunct  der  letzteren  ist  (§  22).    Zugleich  folgt  hieraus,  dass  der 
Winkel 

q  =  w2ic, 

und  da  der  Endpunct  B  des  Bogens  mit  dem  Anfangspuncte  A  zusammen- 
fäUt,  dass  die  Sehne  b  gleich  0  ist.     Ebenso  ist  der  Winkel 

q  =  ü2it, 

weil  der  überrollte  Bogen  8UB   aus  dem  o- fachen  Umringe  der  Basis  U 
besteht 

Um  zu  zeigen,  dass  auch  der  Schwerpunct  /S,  des  Bogens  AB,  welcher 
von  der  Ejrümmung  der  Basis  SUB  abhängt,  in  denselben  Mittelpunct  fällt, 
denke  man  die  Gurven  93  und  U  von  den  Anfangspuncten  A  und  9(  aus 
beziehlich  in  v  und  u  gleiche  Theile  getheilt,  so  sind  diese  Theile  alle 
von  gleicher  Länge.  Die  Theile  von  S?  mögen  nach  der  Reihe,  von  A 
anfangend,  durch  93,,  9S„  35,,  ...  93»  bezeichnet  werden.  Sie  stehen  ein- 
ander paarweise  gegenüber  und  sind  congruent  —  weil  93  einen  Mittel- 
punct hat  und  v  gleich  2n  eine  gerade  Zahl  ist  —  so  dass  also  • 

5B,  =  5B^i,    SJ,  =  9S,H.2,    ...    SB,  =  »2., 
und  dass  femer  irgend  ein  Punct  X,  in  93,  und  der  homologe  Punct  X^-^i 
in  93iiH-i    aUemal   die  Endpuncte  eines  Durchmessers  der  Gurve  $   sind, 
also  ihr  Mittelpunct  in  der  Mitte  der  Geraden  X^Xn+i  liegt.    Hoisson  die 
Theile  der  Basis  U,  von  81  aus  nach  entsprechender  Richtung  genommen, 


156  Vom  Krüramunes-Sfhwerpimcte  ebener  Ciirven, 

Up  U,,  Uj,  ...  U..  Joder  dieser  Theilc  wird  je  einmal  von  jedem  der 
r  Umfangsthoilc  der  ^  —  während  diese  v  Umläure  um  U  macht  — 
überrollt,  wovon  man  sich  durch  blosses  Abzählen  leicht  üborzeagt.  Id 
irgend  einem  Thcilo  von  U,  etwa  in  U^,  fixiro  man  einen  beliebigeo 
Punct  3£,  so  kommt  derselbe  mit  solchen  v  Punctcn  Jf,,  X^,  X,,  ...  Xu 
der  rollenden  Curve  93  in  Berührung,  welche  auf  ihre  v  Umf&ugstheile  $„ 
35,,  ...  SSj«  so  verthcilt  worden,  dass  sie  die  Endpunct«  von  n  Dunh- 
messem  der  3!  sind.  Daher  haben  die  Gewichte,  welche  je  einem  System 
von  solchen  v  l'uncten  X, ,  X, ,  ...  X^,  vermöge  der  Krümmung  der 
Basis  U  im  Puncte  £  zukommen,  allemal  den  MittelpuDct  der  Gmre  $ 
7,um  Schwerpunct;  und  folglich  muss  auch  der  gemeinschaftliche  Schwer- 
punct  aller  Systeme,  d.  i.  S,,  in  diesen  Mittclpunct  fallen. 

Wenn  aber  S  lind  S,  Kusammenfallcn,  so  vereinigt  sich  auch  @  mit 
ihnen;  und  da  ferner  die  Sehne  b  gleich  0  ist,  so  liegt  auch  R  im  näm- 
lichen Puncte,  .so  dass  also  die  vier  Puncto  <S,  £,,  @  und  R  alle  mit 
dem  Mittclpuncte  der  rollenden  Curve  5B  zusammenfallen. 

Werden  die  oben  angezeigten  Werthc  für  die  Winkel  q  und  q  in  die 
Formel  (126)  eingesetzt,  so  hat  man  für  den  gegenwärtigen  Fall 

(159)  W  =  w-i-(v+u)T:r\ 

das  heisst: 

„Wird  in  einer  beliebigen  Kreislinie,  welche  mit  der  rol- 
lenden Curve  ^  denselben  Mittelpunct  R  hat,  irgend  ein  Punct 
P  angenommen,  so  ist  die  von  ihm  beschriebene  Figur  W  alle- 
mal gerade  um  die  (t!+u)-fache  Kreisfläche  grösser  als  die  vom 
Mittelpuncte  R  beschriebene  Figur  w." 

In  Rücksicht  der  obigen  Bedingungen  (IV)  kann  m&n  verschiedene 
Modificationen  eintreten  lassen,  wobei  dann  analoge  Resultate  stattfinden, 
wie  z.  B. 

1)     „Wenn  33  insbesondere   ein  Kreis,   dagegen  die  Zahl 


Vom  Krümmungs-Schweqjuncte  ebener  Curven.  157 

und 

(161)  W  =  (2v+u)r.a^-h(v-i-u)T:r\ 

und  für  den  speciellen  Fall,  wo  P  in  der  Kreislinie  SJ  selbst  liegt, 

(162)  W  =  (3v+2u)T:a\ 

In  Hinsicht  dieser  Formeln,  sowie  in  Bezug  auf  GL  (159),  ist  zu 
bemerken:  „dass  die  nähere  Form  der  Basis  U,  wofern  nur  ihr 
Umfang  den  geforderten  Bedingungen  genügt,  auf  den  Inhalt 
der  Figuren  W  und  w  keinen  Einfluss  hat."  Ebenso  verhält  es  sich 
bei  einigen  früheren  Formeln. 

2)     „Wenn  35   beschaffen  ist  wie  anfangs  (TV),   dagegen 
U  auch  einen  Mittelpunct  hat,  und  wenn  die  Zahlen 
V  und  u  beide  ungerade   —   aber   immerhin   relative 
Primzahlen  —  sind,    so  findet  der  Satz  sammt  der 
Formel  (159)  gleicherweise  statt." 
Denn  wenn  U  einen  Mittelpunct  hat,    so  hat  sie  in  den  Endpuncten 
3£,  D  jedes  Durchmessers  gleiche  Krümmung;   zwei  solche  Puncto    aber 
treffen  mit  zwei  Reihen  Puncten  auf  95  zusammen,  etwa  mit  X,,  X^,  ...  X^, 
und  y,,  Fj,  ...  Yr?  welche  paarweise  die  Endpuncte  von  Durchmessern 
der  33  sind,  nämlich  so  gepaart,  dass  je  ein  Punct  X  mit  irgend  einem 
Puncte  Y  zusammengehört  (weil  v  und  u  ungerade  sind);  daher  muss  der 
Schwerpunct  dieser  zwei  Reihen  Puncte,  wenn  sie  —  vermöge  der  Krüm- 
mungen in  J  und  ^  —  gleiche  Gewichte  haben,  in  den  Mittelpunct  der 
Curve  9}  fallen;  woraus  folgt,  dass  auch  der  Schwerpunct  S,  in  denselben 
Mittelpunct  fallt. 

Dieser  Satz  findet  auch  statt,  wenn  insbesondere 

v  =  u  =  l, 

§36. 

Zum  Schlüsse  füge  ich  noch  folgende  Bemerkungen  hinzu  : 
1)  Wenn  insbesondere  die  beiden  Curven  23  und  U  einander  gleich 
sind  (congruent),  und  wenn  sie  einander  —  während  SS  auf  U  rollt  — 
stets  in  homologen  Puncten  berühren,  so  ist  die  von  irgend  einem  mit  93 
verbundenen  Puncte  P  beschriebene  Curve  W  allemal  der  dem  homologen 
Puncte  ^  in  Bezug  auf  die  Basis  U  entsprechenden  Fusspuncten-Curve  V 
ähnlich,  und  zwar  haben  dieselben  den  festen  Punct  ^  zum  (äusseren) 
Aehnlichkeitspunct  und  ihre  entsprechenden  Dimensionen  verhalten  sich, 
wie  2:1.  Denn  die  gemeinschaftliche  Tangente  der  Curven  93  und  U  in 
ihrem  Berührungspuncte  (A^)  geht  offenbar  in  jedem  Augenblicke  durch 
die  Mitte  der  Geraden  ^P  und  steht  auf  ihr  senkrecht,  woraus  das  Be- 
hauptete folgt. 


158  Vom  Erämmungs-Scbwerpuncte  ebener  Curreit. 

Zugleich  folgt  LierauH,  dass  die  Curve  Tf'^selbst  ala  Fusspnnctea-Ciim 
angesehei)  werden  kann,  nämlich  Aes  Punctes  $  in  Bezug  aof  eine  Curve 
It,,  welche  der  Curve  U  ähnlich,  mit  ihr  $  zum  Aehalichkeitspanct  imd 
zudem  doppelt  ao  grosse  Dimensionen  als  diese  hat.  So  z.  B.  sind  sbo  die 
sämmtlicKen  Fusspuncten-Curvcn  in  Bezug  auf  einen  gegebenen  Kreis 
nicht»  anderes,  als  die  verschiedenen  EpieykloiJen,  welche  entstehen,  weno 
der  rollende  Kreis  der  Basis  gleich,  und  wenn  ihr  Durchmesser  dem  Kadiu 
jenes  Kreises  gleich  ist.  (iieiche  Folgerungen  ergeben  sich  für  die  übrigen 
Kegelschnitte;  woraus  verschiedene  Sätze  hervat^hen,  deren  nähere  An- 
gabe hier  übergangen  wird*). 

Ueberhaupt  linden  also  hier  für  die  Figuren  W  die  nämlichen  Gesetze 
statt,  wie  oben  für  die  Fasspuncten-Figuren  V  (Anm.  §  35, 1,  1  und  §  21): 
denn  immer  fällt  der  Punct  S,  —  und  somit  auch  @  —  mit  dem  Krüm- 
nrangs-Schwerpunct«  S  zusammen,  und  der  nämliche  Punct  R,  welchem 
die  kleinste  Fusspunct«Q-FigUF  v  entspricht,  beschreibt  auch  die  kleinste 
Figur  w. 

2)  Ist  AB  Bogen  eines  Kreises  SS,  dessen  Radius  gleich  a,  und  XS 
eine  beliebige,  stetig  convexe  Curve,  auf  deren  convezen  Seite  AB  rollt; 
sind  femer  P,,  P„  P,,  ...  P,  irgend  ein  System  von  n  Puncten  in  der 
Ebene  des  Kreises,  die  dessen  Jldittelpunct  Q  zum  Schwerpuncte  haben 
und  von  ihm  beziehlich  um  r,,  r,,  r„  ...  r,  abstehen,  wird 

r]-i-r\-i-r\-\ \-rl  =  a* 

gesetzt,  und  ebenso  die  Summe  der  von  den  n  Puncten  beschriebenen 
Figuren  W„  W,, . . .  W„  durch  S,  so  wie  die  Summe  der  «  excentrischen 
Kreis-sectoren  P,AB,  P^AB,  ...  P^AB  durch  @  bezeichnet,  so  hat  man 

C163)  S  =  S+i„(j+q)«'+i(3+q)^ 

Liegen  die  nPuncteP,,  P^,  ...  in  einer  mit  S  coucentrischen  Kreislinie, 
deren  Radius  gleich  r,  so  ist 


Vom  Krüminun^-Schwerpuncte  ebener  Curven.  159 

• 

gehen  über  in 

(165)  S  =  nuTza^-{-n(u-\-c)T^a^-{'(u+v)T:s'\ 
und 

(166)  S  =  n(2u+v)T.a''-hn(u-hv)T,r\ 
Haben  95  und  U  gleichen  Umfang,  so  dass 

1?  =  w=  1, 
so  ist  beziehlich  . 

(167)  S  =  3m:a'-h2TZ8\ 

LLDCI 

(168)  S  =  3/l7ca'4-2w7^r^ 

und  wenn  r  gleich  a,  also  die  n  Puncte  in  der  Kreislinie  35  selbst  liegen, 
so   ist  .        * 

•  (169)  S  =  bmza\ 

Hat  die  Basis  U  einen  Mittelpunct,  so  haben  die  Figuren  W^,,  W^^ ...  W^n 
in  jedem  der  zwei  letzteren  Fälle  (168)  und  (169),  unter  sich  gleichen 
Inhalt,  so  dass  also  für  jede  einzeln,  beziehlich 

(170)  W  =  37ua'^-27^r^ 
und 

(171)  W  =  5ita'. 

Wie  man  sieht,  sind  auch  die  vorstehenden  Formeln  von  der  speciellen 
Natur  der  Basis  U  (ihrer  Gleichung  etc.)  unabhängig  (s.  §  35,  IV,  1). 

Mehrere  von  den  in  dieser  Abhandlung  vorgetragenen  Sätzen  habe 
ich  bereits  früher  in  Orelh's  Journal  Bd.  XVIll.  (cf.  Bd.  II.  S.  63—74 
dieser  Ausgabe)  zu  beweisen  vorgelegt. 


lieber  einige  allgemeine  Eigenschaften  der 
Curven  von  doppelter  Krünunung. 


Monatsbericht  der  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin,  1839,  S.  76—80. 


*'''^*'-»  Werke.    II.  11 


Ueber  einige  allgemeine  Eigenschaften  der 
Curven  von  doppelter  Krümmung. 

(liericht  über  eine  am  25.  April  1839  in  der  Akademie  der  Wissenschaften 

zu  Berlin  gelesene  Abhandlung.) 

Zuerst  wird  die  charakteristische  Eigenschaft  der  kürzesten  Linie  auf 

rgend   einer  krummen  Fläche   auf  elementare  Weise    bewiesen;    sodann 

»endet  sich  die  Betrachtung  zu  dem  berühmten  Gaussischeu  Satze  über 

las  Dreieck,   welches  auf  einer  solchen  Fläche   durch  drei  jener  Linien 

gebildet   wird.     Den  Beweis    dieses    Satzes    hat  Jacobi   (im  O^/fe'schen 

Journal  Bd.  XVI)  bereits  bedeutend  vereinfacht  und  ihn  auf  ein  anderes 

Theorem  zurückgeführt,  was   der  geometrischen  Betrachtung  anheimlallt. 

"er  wird  eine  noch  weitere  Vereinfachung  gegeben,  wodurch  die  Beweis- 

""unde  aus  einer  fast  unmittelbaren  geometrischen  Anschauung  hervorgehen. 

^rner  ergeben  sich  bei  dieser  Untersuchung  zugleich  einige  Eigenschaften 

'I"   Curven  von  doppelter  Krümmung.     Es    sei    nämlich    C  irgend    eine 

^'che  Curve.     Die  Normalebenen  längs   derselben   berühren  bekanntlich 

^e  abwickelbare  krumme  Fläche  Fy   die   vom  Verfasser  „Evolutfläche" 

^r    Curve  C  genannt   wird;    auch    berühren  jene  Ebenen    zugleich    die 

^iiotcnlinie  (arete  de  rebroussement)  K  der  Fläche  F,  sowie  die  Durch- 

^^itte   der  unmittelbar  auf  einander   folgenden  Ebenen    die  Tangenten 

'^r  Curve  Ky  oder  das  System  von  Geraden  sind,   welche  die  Fläche  F 

'^^hält.    Die  Knotenlinie  K  ist  der  Ort  der  Mittelpuncte    aller  Schmie- 

•^^gskugeln  der  Curve  C;   letztere  hat  eine  unendliche  Menge  von  Evo- 

l^^^j  sie  liegen  sämmtlich  auf  der  Fläche  jF,    sind  kürzeste  Linien  auf 

J^^^f,  jede  ist  Knotenlinie  einer  abwickelbaren  Fläche  und  von  diesen 

^'^en  schneiden  sich  je  zwei  längs  der  Curve  Q  überall  unter  demselben 

'***^'^mten  Winkel.     Die  Krümmungsmittelpuncte  der  Curve  C  liegen  in 

^^^  bestimmten  Curve  M  auf  der  Fläche  F;  sie  ist  eine  kürzeste  Linie 

die  letztere.     Rollt  eine  Ebene  J5,  ohne  zu  gleiten,  als  Tangential- 

11  * 


164      Ueber  einige  allgemeine  Ei^eiifichaftea  der  Curven  vbn  dnppvltc^r  Krümmung. 

ebeae  auf  der  Fläche  F  (also  eine  der  vorgenanuten  NormalebeDeD),  w 
wird  sie  stets  im  nämJicheii  PuDcte  P  von  der  Curve  C  geschnitten,  od« 
SD  beschreibt  ein  beatimmter  Punct  P  derselben  die  Cnrve  C.  Anf  die« 
WeiüB  beschreibt  jeder  Punct  der  rollenden  Ebene  E  irgend  eine  Curve  C 
von  doppelter  Krümmung,  und  diese  Schaar  von  Curven  haben  die  näm- 
liche Evolutfläche  P  gemein;  dagegen  sind  die  Curven  ihrer  Rriimmui^ 
mittelpuncte  (^),  so  wie  ihre  Evoluten  verschieden.  Wird  utogekehrt 
die  Ebene  E  als  fest  angenommen,  mid  lässt  mifn  die  Evolutfläche  f 
darauf  rollen,  wodurch  diese  auf  der  Ebene  abgewickelt  wird,  so  gebt 
wiederum  die  Curve  C  stets  durch  den  nämlichen  Punct  P  der  Ebene,  i» 
dass  man  sagen  kann,  sie  reducire  sich  auf  diesen  l'unct.  Dagegen  wird 
die  Knotenlinie  K  in  eine  andere  Curve  Ä,  umgebogen,  die  ihr  an  Länge 
gleich  und  in  den  correspondirenden  Puncten  mit  ihr  gleiche  Krümmungs- 
halbmesser hat.  Die  verschiedenen  Evoluten  der  Curve  C  wickeln  äch 
auf  der  festen  Ebene  in  gerade  Linien  ab,  welche  sämmtlich  durch  dm 
Punct  P  gehen.  Die  Curve  der  Krümmungij  mittel  puncto  M  drückt  sici 
mit  unveränderter  Länge  in  einer  anderen  bestimmten  C!urvo  M,  auf  der 
festen  Ebene  ab,  und  zwar  ist  diese  Curve  der  Ort  der  Fusspunete  der 
aus  dem  Puncte  P  auf  die  Tangenten  der  Curve  Ä",  gefällten  Perpendikel 
Diese  Perpendikel  selbst  sind  den  ihnen  correspondirenden  Krümmungs- 
radien der  Curve  C  gleich,  sowie  die  Strahlen,  die  den  Punct  P  mit 
den  Beriihrungspuncten  der  Tangenten  verbinden,  den  Radien  der  eal- 
sprechenden  Schmieguugskugelu  gleich  sind.  Femer  ist  der  Flächeuram- 
zwischen  der  Curve  K^  und  der  Fusspuncten-Curve  AI,  gleich  dem  ent 
sprechenden  Theilo  der  Evolutfläche  F  zwischen  ihrer  Knotenlinie  K 
der  Curve  der  Krümmungsmittel  puncte  M;  u.  s,  w.  Die  Relationen  zwidchei 
den  verschiedenen  Grössen:  dem  Krümmungshalbmesser  der  Curve  C, 
Radius  der  Schmiegungskugel,  dem  Winkel,  den  beide  mit  einander  bilden, 
den  Bogenelementen  der  Curven  C  und  A',  welche  Jacobi  im  XIV.  Band* 


Ceber  einige  allgemeine  Eigenschaften  der  Curven  von  doppelter  Krümmung.     165 

ist,  auf  welcher  C  liegt.  Ein  anderer  besonderer  Fall  ist  derjenige,  wo 
Oberhaupt  der  Radius  der  Schmiegungskugel  der  Curve  C  constant  ist. 
Die  beiden  Curven  C  und  K  haben  dann  eine  bestimmte  Reciprocität,  jede 
ist  der  Ort  der  Mittelpuncte  der  Schmiegungskugeln  der  anderen,  sowie 
zugleich  der  Ort  der  KrüminungsmittelpunGte,  so  dass  also  auch  der 
Krümmungshalbmesser  für  beide  constant  und  zwar  dem  Radius  der 
Schmiegungskugel  gleich  ist.  Wird  in  diesem  Falle  die  Evolutflächo  F 
der  einen  oder  anderen  Curve  auf  einer  Ebene  E  abgewickelt,  so  wird  K^ 
ein  Kreis,  dessen  Mittelpunct  P  und  dessen  Radius  jenem  constanten 
Radius  gleich  ist.  Wenn  insbesondere  die  eine  Curve  eine  Schraubenlinie, 
cylindrische  Spirale,  so  ist  die  andere  von  gleicher  Art;*  die  Cylinder,  in 
denen  sie  liegen,  haben  dieselbe  Axe;  die  Summe  der  Steigungswinkel 
beider  Spiralen  ist  gleich  einem  Rechten;  wenn  also  der  eine  Winkel 
gleich  45®,  so  ist  der  andere  ihm  gleich,  und  es  liegen  dann  die  Spiralen  im 
nämlichen  Cylinder,  sind  symmetrisch  gleich,  d.  h.  die  eine  rechts  die 
andere  links  um  den  Cylinder  gewunden.  Hierauf,  gründet  sich  die  ein- 
fache und  strenge  Lösung  eines  in  der  Technik  (bei  der  Tuchscheer- 
maschine)  vorkommenden  Problems. 

Noch  bemerkt  der  Verfasser  beiläufig,  dass  er  bei  gelegentlichen  * 
Untersuchungen  über  die  Curve  vom  kürzesten  Perimeter  zu  einem  neuen 
und  sehr  allgemeinen  Satze  gelangt  ist,  nämlich:  „Wbnn  auf  irgend  einer 
krummen  Oberfläche  ein  von  beliebigen  Curveubogen  begrenztes  Vieleck 
gegeben  ist,  und  wenn  in  dasselbe  eine  andere  Figur  von  gegebenem  Um- 
fange so  beschrieben  werden  soll,  dass  ihre  Grenzlinie  an  jede  Seite  jenes 
Vielecks  anstosst,  aber  über  keine  hinausreicht,  jedoch  Strecken  mit  den- 
selben gemein  haben  darf,  und  dass  ihr  Inhalt  ein  Maximum  sei,  so  be- 
steht ihre  charakteristische  Eigenschaft  darin,  dass  1)  sämmtliche  Theile 
ihres  Umfanges,  die  nicht  auf  die  Seiten  jenes  Vielecks  fallen,  mit  der 
Curve  vom  kürzesten  Perimeter  von  gleicher  Beschaffenheit  sind,  so  dass, 
wenn  man  längs  eines  solchen  Theiles  an  die  gegebene  Fläche  die  be- 
rührende abwickelbare  Fläche  legt,  und  diese  sodann  abwickelt,  jener 
Theil  in  einen  Kjreisbogen  übergeht;  dass  ferner  2)  alle  diese  Kreisbogen 
gleiche  Radien  haben;  und  dass  endlich  3)  jede  der  genannten  Vielecks- 
seiten, für  sich  betrachtet,  von  den  beiden  an  sie  anstossenden  Theilen 
unter  gleichen  Winkeln  geschnitten,  oder  insbesondere  von  beiden  berührt 
wird.*' 


U^eber  ein  einfaches  Princip  zum  Quadriren 

verschiedener  Curven. 


Ifonatsbericht  der  Akademie  der  Wissenschaften  tu.  Berlin,  1840,  S.  46,  47. 


eber  ein  einfaches  Princip  zum  Quadriren 
'    verschiedener  Curvea 

Jiericht  über  eine  am  17.  Februar  1840  in  der  Akademie  der  Wissenschaften 

zu  Berlin  p^elesene  Abhandlung.) 

Durch  elementare  Betrachtung  gelangt  man  leicht  zur  Quadratur  vieler 
'en,  ohne  die  Gleichung  der  letzteren  zu  kennen,  sondern  wenn  nur 
sse  geometrische  Bedingungen  gegeben  sind,  durch  welche  dieselben 
inrnit  oder  erzeugt  werden.  Das  Princip  dieser  Quadratur  beruht  auf 
inden  Sätzen: 

1)  „Bewegen  sich  in  der  Ebene  ein  veränderlicher  Strahl  a  um  seinen 
■n  Endpunct  und  eine  veränderliche  Tangente  6  längs  einer  festen, 
g  convexen  Curve  mit  gleicher  Winkelgeschwindigkeit  und  unter  der 
ngimg,  dass  in  jedem  Augenblicke 

nd  die  von  a  und  h  beschriebenen  Flächenräume  jedesmal  von  glei- 
Grösse." 

2)  „Bewegen  sich  drei  veränderliche  Strahlen  a,  i,  c?  in  einer  Ebene 
ihre  festen  Endpuncte  mit  gleicher  Winkelgeschwindigkeit  und  unter 
Bedingung,  dass  stets 

^t   der  Inhalt   der   von  dem  Strahle  c    beschriebenen  Figur  (Sector) 

K  der  Summe  der  von  a  und  b  beschriebenen  Flächenräume. ** 

-Aus  diesen  Sätzen  folgt  leicht  ein  zusammengesetzterer  Satz,  nämlich: 

■^egen   sich   beliebig  viele   veränderliche  Strahlen  Oj,  «g,  a,,  ...    um 

festen  Endpuncte  und  beliebig  viele  veränderliche  Tangenten  ft,,  Jj, 

- .   längs  festen  stetig  convexen  Curven,    alle  mit    gleicher  Winkel- 

hwindigkeit,  und  findet  in  jedem  Augenblicke  zwischen  den  Quadraten 

Strahlen  und  Tangenten   irgend  eine  constante  Relation  statt,   wobei 

^ch   die  Quadrate   nur  durch  Addition  und  Subtraction  mit  einander 


170  (Jeber  ein  einfaches  Princip  zvim  Quadriren  vereditedener  Gurren. 

vorbunden  seio  dürfen,  m  findet  die  Dämliche  Relation  auch  för  die  too 
den  Strahlen  und  Tangenten  beschriebenen  Flächonränme  statt" 

Sind  die  einzelnen  Quadrate  der  Strahlen  und  Tangenten  mit  gege- 
benen Coefficienten  multiplicirt,  so  muss  man  auch  die  respectiven  Flichen- 
räume  mit  den  letzteren  multipliciren. 

Es  zeigt  sich,  dass  unendlich  viele  Curven  durch  geometrische  Be- 
dingungen bestimmt  und  durch  die  angeführten  Sätze  unmittelbar  qnadnrt 
werden  können,  ohne  dass  man  nÖthig  hat,  vorerst  ihre  Gleichung  anba- 
suchen.  Insbesondere  gehören  dahin,  als  einfachste  Beispiele,  die  ver- 
schiedenen Fnsspunct-Curven  in  Bezug  auf  die  Kegelschnitte,  welche  bei 
der  Ellipse  und  Hyperbel  vom  vierten,  bei  der  Parabel  aber  nar  vom 
dritten  Grade  sind.  Femer  die  sogenannten  Tractorien  oder  Zaglinien; 
u.  s.  w.  Auch  viele  in  des  Verfassers  Abhandlung*)  vom  5.  April  1838 
enthaltene  Sätze  lassen  sich  aus  dem  gegenwärtigen  Principe  herleiten. 

*)  lieber  den  Krümmungs^Schwerpunct  ebener  Curven.  Cf.  Bd.  li,  S.  97^109  dies« 
Ausgabe- 


Ueber  parallele  Flächen. 


Monatsbericht  der  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin,  1840,  S.  114 — 118. 


üeber  parallele  Flächen. 

«rieht  über  eine  am  14.  Mai  1840  in  der  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin 

gelesene  Abhandlung.) 

Unter  parallelen«  ebenen  Curven  versteht  man  bekanntlich  solche,  die 
rall  gleichweit  von  einander  abstehen,  oder  die  gemeinschaftliche  Nor- 
en  haben,  oder  die  Evolventen  einer  und  derselben  Curve  sind. 
W^  scheint  zuerst  solche  Curven  angedeutet  zu  haben;  Kästner  und 
^rasse  haben  sich  später  mit  ihrer  Betrachtung  beschäftigt.   In  neuerer 

hat  Grelle  zwei  wesentliche  Sätze  über  dieselben  aufgestellt  und  be- 
en  (Annales  de  Mathem.).  Zu  diesen  zwei  Sätzen  kann  man  auch 
elementarem  Wege  gelangen.  Rollt  ein  constanter  Kreis,  dessen  Radius 
h  A,  auf  einer  gegebenen  Curve  Ay  so  beschreibt  sein  Mittelpunct  eine 
^  parallele  Curve  B.  Wird  nun  anfänglich  die  Curve  A  als  Vieleck 
Oommen,  so  ergeben  sich  die  genannten  zwei  Eigenschaften  unmittel- 
Nämlich  es  zeigt  sich,  dass  B  gleich  ^itA<p,  wo  <p  der  Winkel 
i^len  den  gemeinschaftlichen  Normalen  in  den  Endpuncten  der  Bogen 
5  (oder  die  Totalkrummung  des  Bogens  A)  ist;  und  dass  der  von 
ön  Bogen  und  jenen  Normalen  eingeschlossene  Flächenraum  gleich 
44-J5)  ist.  Der  letzte  Satz  wurde  bereits  in  der  Abhandlung  vom 
pril  1838*)  auf  diese  Art  bewiesen. 

Bei  Curven  von  doppelter  Krümmung  kann  der  Parallelismus  durch 
stauten  Abstand  im  engeren  oder  weitwen  Sinne  bestimmt  werden: 
eder  durch  gerade  oder  bestimmte  krumme  Linien.  Durch  die  ge- 
xic  Curve  A  (von  doppelter  Krümmung)  denke  man  irgend  eine  krumme 
fcc  F  und  auf  dieser  alle  kürzesten  Linien,  die  zu  A  rechtwinklig  sind, 
«ide  von  denselben  (auf  einerlei  Seite  von  A)  gleich  lange  Stücke 
-h  h  ab,  so  liegen  die  Endpuncte  in  einer  Curve  B,  die  auf  den  näm- 
in  kürzesten  Linien  rechtwinklig  ist,  und  welche  der  CurvQ  A  parallel 
st  (Gauss  Disqu,  gen.  cir.  supf,  curv,),  Ist  nun  die  Fläche  F  gerad- 
l  (d.h.  durch  Bewegung  einer  Geraden  erzeugt),  und* ist  A  zu   den 

*)  a.  Bd.  U.  S.  97—159  dieser  Ausgabe. 


174  Ueber  parallele  FlScben. 

Geraden  rechtwinklig,  so  sind  diese  das  vorgenannte  System  von  küneetoi 
Linien,  auf  denen  man  die  coDStante  Strecke  h  abzutragen  hat,  um  die 
mit  A  parallele  Curve  B  zu  erhalten.  Und  ist  femer  die  Fläche  F  ins- 
besondere eine  abwickelbare,  so  ist  ihre  Knot«nlinie  eine  gemeinsame 
Evolute  der  parallelen  Curven  A  und  D,  und  in  diesem  Falle  allein  haben 
letztere  die  Eigenschaft,  dass  auch  ihre  Tangenten  in  entsprecliendeD 
Puncten  parallel  sind.  Für  beliebige  parallele  Curven  A  und  B  auf  einer 
abwickelbaren  Flache  F  findet  der  obige  zweite  Satz  auf  analoge  Weise 
statt,  was  sogleich  folgt,  wenn  die  Fläche  auf  einer  Ebene  abgewickelt 
wird.  —  Parallele  sphürische  Curven  A,  B  haben  die  besondere  Eig«i- 
Hchaft,  das»  xie  zugleich  in  einer  abwickelbaren  Fläche  F  liegen  and  n 
ihrem  System  von  Geraden  normal  sind,  so  dasw  also  sowohl  ihr  sphi- 
rischer  Abstand  A,  als  aucli  ihr  geradliniger  Abstand  g,  constant  ist:  Jenw 
(A)  ist  ein  Itogen  des  Haupthreisos  (kürzeste  Linie  auf  der  Kugel)  und  dieser 
((/)  die  zugehörige  Sehne.  Die  Differenz  der  Curven'bogen  A  und  B  lässt 
sich  hier  auf  zwei  verschiedene  Arten  angeben,  den  beiden  Flächen  ge- 
mäss, in  denen  sie  liegen.  Noch  leichter  sind  die  Räume  zu  finden, 
welche  die  Bogen  A  und  li  mit  ihren  Grenznormalen  auf  beiden  Flächen 
begrenzen;  dieselben  sind  von  einander  abhängig,  nämlich  os  verhält  sich 
der  sphärische  Raum  zum  Räume  auf  der  geradlinigen  Fläche  F,  wie 
<f  zu  sinA. 

Zur  Bestimmung  paralleler,  krummer  Flächen  kann  derselbe  BegrilT 
dienen,  wie  bei  Curven.  Zwei  Flächen  A  und  B  soUen  parallel  heisaeo, 
wenn  sie  gemeinschaftliche  Normalen  haben,  oder  wenn  sie  übcr^I  gleich 
weit  von  einander  abstehen,  et«.  Dann  folgt  umgekehrt:  werden  von  den 
Normalen  der  Flache  A  auf  einerlei  Seite  derselben  gleiche  Stöcke, 
gleich  h,  abgeschnitten,  so  liegen  die  Endpunctc  in  einer  mit  A  paralleloi 
Fläche  B;  oder:  rollt  eine  constantc  Engel,  deren  Radius  gleich  A,  inf 
der   gegebenen  Fläche  A,    so  beschreibt  ihr  Mittelpunct  M  eine  mit  A 


üeber  parallele  Flächen.  175 

Cylioderfläche  angehört,  die  7  zur  Axe  und  h  zum  Radius  hat,  und  der 
zwischen  7  und  7,  befindliche  Körperraum  ist  ein  Ausschnitt  c  des  Cylin- 
ders.     Heisst  der  an  der  Kante  7  liegende  Nebenflächenwinkel  9,   so   ist 

7,  =  yA<p     und     c  =  \^h\. 
Wird  die  Summe  aUer  solchen  Flächenstücke  7,   durch  K  und  die  Summe 
aller  Cylinderausschnitte  c  durch  C  bezeichnet,  so  ist 

K=hl{^^)    und     C=\hK=\h^l(:it]^), 

y)  So  lange  die  Kugel  die  nämliche  Ecke  s  der  polyedrischen  Fläche 
A  berührt,  beschreibt  ihr  Mittelpunct  ein  sphärisches  Vieleck  e,  in  der 
Fläche  ß,  das  ebenso  viele  Seiten  hat,  als  die  Ecke  e  Kanten,  welche 
Seiten  die  an  diesen  Kanten  liegenden  Nebenflächenwinkel  messen.  Der 
zwischen  der  Ecke  e  und  dem  Vielecke  e^  liegende  Raum  ist  eine  soge- 
nannte Kugelpyramide  p,  deren  Inhalt  gleich  ^As,.  Die  Summe  aller 
.sphärischen  Vielecke  e,  heisse  E  und  die  Summe  der  Pyramiden  p  sei  P, 

so  ist 

E  =lz,     und     P  =  |Ä2e,  =  \hE, 

Hiemach  hat,  man  für  die  Fläche  D  und  für  den  zwischen  beiden 
Flächen  A  und  B,  liegenden  Körperraum  7  folgende  Ausdrücke: 

(1)  B  =  ^-hA2(79)-+-2e,  =  A-\-K+E, 

(2)  I=hA-^\h^l{^tf)^\hlt^=hA-^^hK-^\hE; 

oder,  wird  irgend  eine  bestimmte  Länge  des  willkürlichen  Abstandes  A 
zur  Einheit  angenommen,  gleich  1  gesetzt,  und  werden  für  diesen  Fall 
die  Grössen  K  und  E  durch  k  und  e  bezeichnet,  wo  dann  für  jeden  an- 
deren Fall  K  gleich  hk  und  E  gleich  h^e  ist,  so  hat  man: 

(3)  B  =  A+hk-^h\ 

(4)  /=  hA-\-\h^k+\h^e  =  ^h{A-\-B—\h^e), 

Die  Gonstante  k  ist  eine  Längen -Grösse,  nämlich 

k  =  2(t<p), 
d.  h.  gleich  der  Summe  der  Produkte  aus  den  Kanten  des  Polyeders  A 
in  die  anliegenden  Nebenflächenwinkel,  diese  in  Zahlen  ausgedrückt;  wo- 
gegen e  gleich  Ile,  eine  Zahl  ist,  nämlich  die  Summe  der  Zahlcnwerthe 
der  den  Ecken  e  des  Polyeders  A  entsprechenden  Polar-Körperwinkel. 
Da  die  Grössen  k  und  e  bloss  von  den  Krümmungen  der  Fläche  A  ab- 
hängen, so  mögen  sie  die  Krümmungs-Summen  derselben  heissen,  und 
zwar  yjc  die  Summe  der  Kanten-Krümmung"  und  „0  die  Summe 
der  Ecken-Krümmung". 

Die  obigen  Formeln  bleiben  offenbar  bestehen,  wenn  die  polyedrische 
Fläche  A  in  eine  krumme  Fläche  übergeht.  In  diesem  Falle  gelangt  man 
aber  zu  neuen  Ausdrücken  für  die  Grössen  B  und  /,  so  wie  für  k  und  e. 

In  irgend  einem  Puncto  der  gegebenen  Fläche  A  seien  die  Hauptkrüm- 
raungsradien  r  und  r, ;   das  Flächenelement  sei  a.     Im  correspondirenden 


176  Ueber  parallele  Fläeben. 

l'unct«  der  mit  A  paralleleD  Fläche  li  heissc  das  Flächenelement  £,  m  ut 

(5,        .  =  „(,  +  -*)(l+i)  =  „+*(|,.i)+,.-^. 

Für  die  Summe  .aller  Elemente  b,  oder  für  die  Fläche  B,   hat  man 
demnach 

und  tiir  den  Korperraum  /: 

(7)  /  =  *.H-ii'i(i  +  ^)+i*'2  ^- 
Aus  den  Formeln  (3)  und  (6)  folgt: 

(8)  '  =  -(7+^) 
und 

(9)  '  =  ^-^, 

woraus  erkannt    wird,    welche  Bedeutung  die  Grössen  21 1 1    und 

2  ~  -  bei  der  krammen  Fläche  A  haben.  Sie  sind  znsammen  die  „Total- 
krümmung"  der  Fläche  A.  Gauss  giebt  diesen  Namen  dem  Ausdrucke 
i: allein,  welcher  aber  nur  die  Summe  der  Eckenkriimmung  e  repräsentirt 

Die  Grösse  r  lässt  sich  im  Allgemeinen  bestimmen,  die  Grösse  k  nickt. 
In  einigen  besonderen  Fällen  kann  jedoch  k  auf  e  zurQckgeftihrt  werden, 
wie  z.  B.,  weiui  fiir  alle  Puncte  der  Fläche  A  diu  Summe  der  EiümmuDg»- 
rudien  c+r,  gleich  n  constaut  ist,  denn  alsdann  ist 
t:e  =  s:h.. 

Ist  in.ibesondere  A  eine  kleinste  Fläche,  so  sind  bekanntlich  in  jedem 
l'utirte  dersollH'u  die  Krümmungsradien  einander  gleich  und  entgegengesetit 


lieber  Maximum  und  Minimum  bei  den 
Figuren  in  der  Ebene,  auf  der  Kugel- 
fläche und  im  Räume  überhaupt. 


Erste  Abhandlung. 


Hienu  Taf.  IX— XI  Fig.  1  — 19. 


SteiBcr't  Werke.    II.  12 


Diese  und  dio  folgende  Abhandlung',  welche  von  Sitiner  der  Pariser  Akademie  vor- 
'  gele;^  waren  (Compi.  rend.  XU.  1S4I,  p.  4Td),  erscheinen  hier  zum  «isteomaie  ii&ch  dem 
üeutsciien  Original-Manuscripto  gedruckt.  lu  französischer  Uebersetzung  ist  die  erste 
im  Liouvillt'schcD  Journal  (t.  VI.  p.  105— ITU)  und  im  CrelWachea  Journal  (Bd.  XXIV. 
B.  93—16:!},  die  zweite  blos»  in  letzlerem  (Bd.  XXIV.  S.  189—250)  veröffentlidit  worden. 


Ueber  Maximum  und  Minimum  bei  den 
Figuren  in  der  Ebene,  auf  der  Kugel- 
fläche und  im  Räume  überhaupt 

Erste  Abhandlnng. 

Die  Erforschung  der  Eigenschaften,  durch  welche  bei  geometrischen 
Figuren  ein  Maximum  oder  ein  Minimum  bedingt  wird,  bietet  unge- 
wöhnliche Schwierigkeiten  dar,   mit   deren  üeberwindung   man   sich  bis 
dahin  noch  nicht  genug  beschäftigt   zu   haben  scheint,    oder   wenigstens 
nicht  mit  genügendem  Erfolg.     Von  den  zwei  Methoden,  welche  man  bei 
der  Behandlungsweise  des  Gegenstandes  zu  unterscheiden  pflegt,  hat  man 
die  eine,  die  synthetische,  sehr  vernachlässigt  und  sie  überhaupt  als 
eine    unzulängliche   hintansetzen   zu    müssen  geglaubt,   während  man  in 
der  anderen,  der  analytischen,  alle  Vorzüge  zu  besitzen  wähnte.   Allein 
die  allgemeinen  Vorschriften,  welche  die  Analysis  zu  diesem  Zwecke  giebt, 
fuhren  in  vielen  Fällen  nicht  leicht  zum  Ziele;  ja  oft  scheinen  sie  gar 
nicht  geeignet,  das  eigentliche  Wesen  oder  die  wahre  Ursache  des  Maxi- 
males und  Minimums  anzugeben,  sowie  sie  in  anderen  Fällen  nur  irgend 
eine,  von  der  primitiven  Ursache  mehr  oder  weniger  weit  entfernte,  jedoch 
von  ihr  abhängige  Eigenschaft  anzeigen,  nicht  aber  diese  Ursache  selbst. 
Es  schien  daher  zweckmässig,  einen  anderen  Weg  der  Betrachtung  einzu- 
schlagen, oder  vielmehr  zu  jener  verlassenen  Methode  zurückzukehren,  und 
zwar  vor  Allem  nach  den  Grundursachen  zu  forschen,  durch  welche  das 
Maximum  und  Minimum  auf  diesem  Felde  bedingt  wird.    Wenn  sich  nun 
auch  für  alle  zu   betrachtenden  Gegenstände   nicht  ein  einziges   gemein- 
sames Grundprincip  aufstellen  lässt,  so  giebt  es  doch  verschiedene  Funda- 
mental-Eigenschaften,  aus  deren  jeder  ein  System  von  innig  zusammen- 
hängenden Sätzen  folgt.     Dabei  gelangt  man  zu  vielen  Sätzen,  deren  Be- 
weis ausser  diesem  Zusammenhange   oft  grosse  Schwierigkeiten  darbieten 
möchte,  wie  z.  B.  die  Sätze  62  und  65  in  der  nachfolgenden  Abhandlung. 

12* 


ISO  Heber  Haximum  und  Hioinmin. 

Die  Fundamental-Eigenschafiten  sind  gleichsam  der  Eeim,  aus  welchem 
die  Sätze  nebst  ihrem  Zusammenhange  als  nothwendige  Folgen  bervor- 
gehen;  diese  Abhängigkeit  aber  dürfte  wohl  al»i  wichtiger  angesehen  wer- 
den, oder  gröeseres  Interease  gewähren,  als  die  einzelnen  Sätze  selbst 

Die  umfassendsten  Arbeiten  über  elementare  Behandlung  des  Haximumi 
und  Minimums  in  der  Geometfie  verdankt  die  Wissenschaft  Lhuäier*). 
Er  bediente  sich  bei  seinen  Forschungen  der  synthetischen  Methode  und 
behauptete,  da.sH  dieselbe  hierfür  die  geeignetste  sei.  Alles,  was  seine 
Vorgänger  auf  diesem  Wege  geleistet,  von  flen  ersten  Anfängen  der  Grie- 
chen bis  auf  die  Fortsetzungen  durch  R.  Simson  und  Andere,  hat  er  mit  ; 
Umsicht  zusammengefasst,  mit  Scharfsinn  verbessert  und  beträchtlich  er- 
weitert. Leider  haben  seine  Nachfolger  diesen  natürlichen  Gang  verlassen; 
wohl  haben  sie  sein  Werk  öfter  citirt  und  einzelne  Beispiele  daraoB  ent- 
lehnt —  aber  nicht  die  darin  herrschende  Methode  befolgt  Anstatt  jene 
natürliche  Betrachtungsweise  zu  vervollkommnen,  nahm  man  lieber  zn 
künstlichen  Mitteln,  zur  Rechnung  Zuflucht;  ja  selbst,  wo  man  geometrisch 
verfuhr,  verschmähte  man,  die  von  ihm  gegebenen  einfachen  Beweise  mit 
den  Sätzen  zugleich  aufzunehmen  (wie  z.  B.  Legendfe,  M,  Hirtdt  und  Andere). 
Dadurch  verschwand  aber  auch  immer  mehr  di«  schöne  Einfachheit  and 
Eleganz  der  Beweise,  sowie  der  organische  Zusammenhang  der  Satze, 
und  die  wünschenswerthe  Fortent Wickelung  der  ganzen  Doctrin  gerietfa 
unvermerkt  in's  Stocken.  Verleitet  durch  den  fast  mühelosen  Mechauismos, 
womit  die  Rechnung  eine  gewisse  Klasse  von  Aufgaben  löst,  wollten  Einige 
alle.s  diesem  bequemen  Hälfsmittel  überlassen,  so  dass  sie  sc^ar  glaubten, 
von  der  synthetischen  Methode  abrathen  zu  müssen.  Allein  hierin  hat 
man  sich  gewiss  ebenso  sehr  geirrt  als  Lhuilier,  wenn  er  behauptet,  dass 
viele  Sätze  durch  Differentialrechnung  gar  nicht  zu  beweisen  seien.  Bei 
diesen  Untersuchungen  sind  allcndings  die  Schwierigkeiten  sehr  gross  und 


lieber  Maximum  und  Minimum.  IgX 

ankommt,  auf  welche  Weise  der  Satz  oder  die  Aufgabe  angefasst  wird; 
demi  oft  stosst  man  von  der  einen  Seite  her  auf  unüberwindliche  Hinder- 
nisse, während  von  einer  anderen  Seite  durch  die  trivialsten  Mittel  das 
Ziel  erreicht  wird  (wie  in  der  nachfolgenden  Abhandlung  z.  B.  der  Satz  26 
Ober  sphärische  Polygone).  So  wie  für  einzelne  Sätze,  verhält  es  sich  in 
dieser  Hinsicht  auch  mit  ganzen  Systemen  von  Sätzen.  Für  mehrere  Be- 
trachtungen glaube  ich  nun  wohl  so  ziemlich  die  vortheilhafteste  Seite 
aufgefunden  zu  haben,  indem  ich  nämlich  solche  Fundamentalsätze  auffand, 
aas  denen  sich  eine  grosse  Reihe  von  Sätzen  mit  Leichtigkeit  und  Eleganz 
entwickeln  lässt;  allein  inmitten  einer  solchen  Reihe  bieten  sich  wieder 
Fragen  dar,  deren  Beantwortung  ganz  andere,  neue  Hülfsmittel  erheischt. 
Besonders  gross  sind  aber  die  Schwierigkeiten  bei  den  Untersuchungen  im 
Räume  (in  der  Stereometrie);  dabei  haben  die  beiden  Methoden,  in  Rück- 
sicht des  Vorzugs,  sich  gegenseitig  nicht  viel  vorzuwerfen ;  denn  hier  haben 
beide  #  bis  jetzt  noch  so  wenig  geleistet,  dass  mau  sich  kaum  eines  eigeqt- 
lichen  Anfangs  zu  erfreuen  hat. 

Wenn  nun  auch  die  synthetische  Methode  meines  Erachtens  zur  Er- 
forschung und  Begründung  jener  Fundämentalsätze,  sowie  zu  deren  näch- 
sten Entwickelung  am  geeignetsten  ist,  so  dürfte  dagegen  bei  den  sich 
später .  einstellenden  Fragen  die  Hülfe  der  Analysis  nicht  am  unrechten 
Orte  sein,  um  in  passenden  Fällen  den  Gegenstand  weiter  zu  verfolgen. 
Der  letzteren  muss  durch  die  Forschungen  der.  ersteren  vorerst  die  richtige 
Grundlage  gegeben  werden,  auf  der  sie  sodann,  ihre  Kraft  entfaltend,  mit 
Erfolg  weiter  bauen  kann;  wie  dies  überhaupt  in  der  Geometrie  meist 
geschah,  ohne  dass  man  es  immer  eingestand. 

Von  meinen  Versuchen  über  diesen  Gegenstand  habe  ich  bereits  mehrere 
Proben  bekannt  gemacht  *).  Die  gegenwärtige  Abhandlung  beschäftigt  sich 
insbesondere  mit  den  Relationen  zwischen  dem  Umfange  und  Inhalte  der 
Figuren  in  der  Ebene  und  auf  der  Eugelfläche;  und  zwar  enthält  sie  mir 
die  erste  von  den  fünf  Entwickelungsarten,  nach  welchen  ich  .diesen  Theil 
behandelt  habe.  Diese  fünf  Beweisarten  gelten  sämmtlich  für  die  ebenen 
Figuren;  sie  unterscheiden  sich  zwar  nur  durch  den  Gang  der  Betrachtung, 
welche  zum  Hauptsatze  führt;  aber  doch  bieten  sich  auf  jedem  dieser 
Wege  manche  Sätze  von  selbst  dar,  welche  auf  den  übrigen  nur  mit  Mühe 
zu  beweisen  sein  dürften.  Ausser  der  Beweisart  der  gegenwärtigen  Ab- 
handlung ist  auch  die  zweite  auf  die  sphärischen  Figuren  gleichmässig 
anwendbar;,  wogegen  die  Figuren  im  Räume  sich  nur  nach  den  drei 
übrigen  Methoden  einigermassen  analog  behandeln  lassen. 

• 

^  Im  Journal  für  Matkem.  von  Grelle^  und  in  den  Schriften  der  Königl,  Akademie 
der  Wissenschaßen  zu  Berlin,  Auch  finden  sich  in  den  Berichten  derselben  Akademie 
einige  noch  nicht  gedruckte  Abbandlungen  dem  lühalte  nach  angezeigt.  (Cf.  Bd.  II.  S.  28, 
S.  75  tind  S.  165  dieser  Ausgabe.)  « 


182  L'eber  Daiimuia  und  Hmiiniun. 

Dil'  enite  Bcwoi.sart,  welche  in  dieser  Abhandlui^  allein  zur  Anwes- 
(lung  kommt,  besteht  darin,  dasH  aus  zwei  einfachen  FuixIaineDtakättea 
zuDRchst  ein  gewisser  Haaptsatz  gefolgert  wird,  aus  welchem  sodann  ^ 
übrigen  Sätze  sich  entwickeln  lassen.  Denn  es  zeigt  sich  dabei,  dm 
zwischen  den  Figuren,  denen  ein  Maximum  oder  ein  Win  im  um  Enkomint, 
selbst  ein  eigenthümlicher  Zusammenhang  stattfindet,  nämlich  dass  sie 
gewissermassen  nur  Thcilc  von  derjenigen  Figur  sind,  auf  welche  sich  da 
Hauptsatz  bezieht,  und  dass  die  Griinde,  auf  denen  dieser  beruht,  aodi 
alle  jene  zusammengesetzten  anscheinend  schwierigeren  Sätze  bedingen. 


Erster  Äbschoitt 

Von  den  ebenen  und  sphärischen  Fignren^ 

Erste  Beweisart. 
§1.    Fundamentalsätze  für  die  ebenen  Figuren.  ' 

1.  Hülfssatz.    Die  Spitzen   aller   gleichschenkligen  Dreiecke   über 
derselbon  Grundlinie    liegen    in    der  Geraden,    welche    die  Gmndlinie  ia  . 
ihrer  Mitt«  rechtwinklig  durchschneidet.     Von  je  zwei  solchen  Dreieckw 
hat  dasjenige  grösseren  Inhalt,  welches  grösseren  Umfang  hat,   und  anck 
umgekehrt. 

2.  HCIfasatz.  Die  Inhalte  l>cliebiger  Dreiecke  über  derselben  Grond- 
linie  vorhalten  sich  wie  ihre  Höhen.  Haben  die  Dreiecke  gleichen  Inhalt, 
und  liegen  sie  auf  einerlei  Seite,  so  liegen  ihre  Spitzen  in' einer  mit  6at 
Gnindliiiie  parallelen  Geraden- 


Ueber  Maximum  uud  Minimum.  1>^3 

und  nach  der  Forderung  des  Satzes  sei 

AC-i-BC  =  AD-hßD, 

Da  die  Flächen  der  Dreiecke  immer  ein  Stück  A Eli  gemein  haben*),  so 
ist  der  Satz  bewiesen,  wenn  gezeigt  wird,  dass  Dreieck 

AEC  >  BEB. 

Da  Winkel 

a  =  ß, 

so  ist  p  >  Tfj  ^^^  daher  AE  >  BE.    Man  nehme 

EF  =  EB. 
Wird  ED  von  E  aus  auf  EC  abgetragen,  sei  etwa 

EG  =  ED, 

so  muss  der  Endpuhct  G  nothwendig  zwischen  E  und  C  fallen.  Denn 
fiele  er  in  C,  so  wäre 

ED  =  ECy 

und  mithin  die  Dreiecke  BED  und  FEC  congruent,  daher 

FC  =  BD; 
femer  wäre 

BC  =  FD, 

und  folglich  müsste,  da  nach  der  Voraussetzung 

AC+BC  =  AD+BD, 

BD'\-AF  oder  FC-\-AF  gleich  AC  sein,  d.  i.  die  Summe  zweier  Seiten 
des  Dreiecks  AFC  gleich  der  dritten,  was  unmöglich  ist.  Noch  weniger 
kann  aber  der  Punct  G  jenseits  C,  etwa  in  H  fallen,  weil  sonst  aus  glei- 
chen Gründen 

AF+FH+HC  =  AC 

sein  mfisste,  d.  h.  die  gebrochene  Liijie  AFIIC  gleich  der  Geraden  AC, 
Demnach  kann  der  Endpunct  G  nur  zwischen  E  und  C  fallen.  Dann 
aber  ist  Dreieck 

FEG  =  BED, 

daher  Dreieck  AEC  >  BED,  und  folglich  auch  das  gleichschenklige  Drei- 
eck ACB  grosser  als  das  ungleichschenklige  ADB. 

II.  Sind  ACB  und  ADB  (Taf.  IX  Fig.  2)  zwei  beliebige  Dreiecke 
von  gleichem  Umfanger  (also  das  erste  nicht  nothwendig  gleichschenklig, 
wie  vorhin),  und  wird  angenommen,  von  ihren  vier  Winkeln  an  der. Grund- 
linie sei  Tf  der  kleinste,  also  Y<ßi  so  kann  ebenso,  wie  vorhin  (I),  gezeigt 
werden,  dass  Dreieck  ADB <: ACB,  d.h.  dass  das  Dreieck  mit  dem 
kleinsten  Winkel  an  der  Grundlinie  kleineren  Inhalt  hat  als  das  andere. 


*)  Denn   es   kann  niemals   die  Spitze  des  einen  Dreiecks  innerhalb  des  anderen 
liefen  lEMkUdet^  Buch  I.  Satz  21). 


1^  IJeber  Hsiiinimi  und  Hiuimum. 

I>ass  f<L'niLT  ebenfalls  Dreieck  ADB<cACB,  wena 
soi  entweder  5  der  jrrösstc  Winkel,  oder  es  sei  BD  der  kleinste  oder  AD 
der  grössto  Seheakel,  kann,  wie  folgt,  geschlossen  werden.  NSmlicli  m- 
nächst  folgt,  das^  diese  drei  Bedingungen  mit  der  vorigen  Annahmie,  i<.% 
zugleich  stattfinden.  Denn  um  zu  zeigen,  daxii  8  der  grössto  Winkel,  d.  h. 
dass  ö  >■  a  sei.  wenn  y  <  ß  ^^^■<  ^^^  ^^^  lur  da»  Dreieck  ADB  so  um- 
wenden, dasü  OS  in  die  Lage  von  AD^B  kommt,  wodurch  die  Winkel  i,i 
die  Lage  von  f,,  S,  erhalten,  so  dass  also 

Tf,  =  Y  und  8,  =  5 
i.-it:  denn  dabei  mu-ss  nothwendig  die  Spitze  P,  jenseits  der  Seite  AC 
fallen,  weil  ?  >  T  und  y  gleich  Yi  "st .  ««d  dann  ist  offenbar  S,  >■  o  oder 
$:>a.  Um  weiter  darzutlmn,  dass  BD  der  kleinste  und  AD  d« 
grösste  Schenkel  sei,  behaupte  ich.  es  könne  AD  weder  gleich  noch 
kleiner  als  AC,  also  nur  AD>-Ai  und  daher  BO-BD  sein.   Denn  «ift 

AD  =  A€, 
so  würde  auch  ! 

ßC  =  BD. 
und  folglich  Dreieck  A<  B  .■..naruenl  ADB  sein.     Wäre  aber  AD<:Ai\ 
so  wäre  /J/>>  B(\  und  in  Hinsicht  der  Dreiecke  ACD  und  BCZ>  mäs#te 
Winkel  AiD-~LAD(.,  und  zugleich  Winkel  ltCD>BDC  soini  was  od- 
uiüglich  ist.     Folglich  ist  , 

AD>^Al      und     BD  <  Bf. 
Nun   folgt    in   gleicher  Weise   für  die  Dreiecke   A(JB  und   AD^B,  da» 
BD,  •>  BC  und  AD,  -c  AC,  oder  dass  aLso 

AD>  /.'(■    und     BD<AC 
Itenuinch  ist   in   der  That  /?/)  der  kleinste   und   AD  der   grösste    anter 
allen  vier  Schenkeln.   Nunmehr  eryiebl  sich  leicht  durch  indirecle  SchlösM, 


Ueber  Maximum  und  Hinimum.  185 

schenkligcs  Dreieck  G,,  mit  £7  von  gleichem  Umfange,  so  ist  G^>ü  (ß) 
nnd  mithin,  da  ü  gleich  G  ist,  auch  G^  >  G,  daher  weiter: 

•  Umfang  G\  >  Umfang  G    (1), 

und  folglich  auch 

Umfang  ü  >  Umfang  ö. 

5.  Unter  allen  Dreiecken  von  gleichem  Umfange  hat  das 
gleichseitige  den  grössten  Inhalt.  Und  umgekehrt:  Unter  allen 
Dreiecken  von  gleichem  Inhalte  hat  das  gleichse'itige  den  klein- 
sten Umfang. 

Beweis  I.     Dasjenige  Dreieck,  welches  bei  gegebenein  Umfange  den  . 
möglichst  grössten  Inhalt  haben  soll,   muss  über  jeder  Seite,  als  Grund- 
linie angesehen,  gleichschenklig  sein  (3),   daher  müssen  je  zwei  Seiten, 
und  folglich  alle  drei  Seiten  einander  gleich  sein. 

Wenn  auch  gegen  die  Richtigkeit  und  Strenge  dieses  Beweises  nichts 
einzuwenden  ist,  so  hat  er  doch  in  der  Beziehung  etwas  unbefriedigendes, 
dass,  wenn  ein  gleichseitiges  und  ein  beliebiges  ungleichseitiges  Dreieck 
von  gleichem  Umfange  gegeben  sind,  durch  denselben  nicht  direct  gezeigt 
werden  kann,  dass  ersteres  in  der  That  grösseren  Inhalt  hat  als  das  andere. 
Um  diesem  Mangel  abzuheKen,  gab  Lhuilier  einen  anderen  Beweis,  ge- 
gründet auf  wiederholte  Verwandlung  des  gegebenen  ungleichseitigen  Drei- 
ecks in  gleichschenklige  von  gleichem  Umfange,  wodurch  man  sich  durch 
einen  unendlichen  Process  immer  mehr  dem  gleichseitigen  nähert*).  Allein 
auch  dieser  Beweis  gewährt  noch  nicht  die  gewünschte  Befriedigung.  Durch 
den  hier  folgenden  Beweis  suchte  ich  der  Forderung  zu  genügen. 

Beweis  II.  Es  sei  ein  beliebiges  ungleichseitiges  Dreieck  U  gegeben; 
über  der  grössten  Seite,  als  Grundlinie,  construire  man  ein  gleichschenk- 
liges G  von  gleichem  Umfange,,  so  ist  G>U  (%).    Das  Dreieck  G  sei 


*)  Z.  B.  es  sei  irgend  ein  ungleichseitiges  Dreieck  IJ  p^egeben ;  man  denke  sich 
über  seiner  Grundlinie  ein  gleichschenkliges  Dreieck  G  von  gleichem  Umfange,  so  ist 
G  >  U,  Der  Unterschied  zwischen  der  Grundlinie  und  einem  Schenkel  des  Dreiecks  G 
sei  gleich  u;  über  einem  dieser  Schenkel,  als  Grundlinie  angesehen,  denke  man  sich 
ein  neues  gleichschenkliges  Dreieck  G^  von  demselben  Umfange,  so  ist  Gi  >  G,  und 
es  wird  der  Unterschied  zwischen  der  Grundlinie  und  einem  Schenkel  des  Dreiecks  Gx 
gleich  |u  sein.  Fährt  man  so  fort,  so  erhält  man  eine  Reihe  gleichschenkliger  Drei- 
ecke G*,  Giy  6ra,  G,,  ...  von  gleichem  Umfange,  wovon  jedes  folgende  grösser  ist  als 
das  vorhergehende,  und  wobei  der  Unterschied  zwischen  der  Grundlinie  und  einem 
Schenkel  immer  kleiner  wird,  und  zwar  bilden  diese  Unterschiede  die  abnehmende  geo- 
metrische Reihe 

111  1 

«>    "2  "'    T"'     "8  "'     '  *  *     2*  "* 

Demnach  nähern  sich  die  Dreiecke  G,  Gi,  G,,  ...  immer  mehr  dem  gleichseitigen, 
welches  als  Grenze  oder  als  letztes  Glied  Ihrer  Reihe  anzusehen,  und  dessen  Inhalt 
somit  ein  Maximum  ist. 


jyg  Ueber  Haximum  imd  HiniiDuin. 

ACB  (Taf.  IX  Fig.  3),  ho  ist  also  die  Grundlinie  AB  grösser  und  jedtr 
der  beiden  Schenkel  AC,  BC  ist  kleiner  als  ein  Drittel  dos  ümfiujg«. 
Das  Stück  BD  der  Grundlinie  sei  ein  Drittel  des  Umfaogfs;-  auf  der 
Verlängerung  den  anliegenden  Schenkels  BC  nehme  man.  den  Panct  E  w, 
dass  das  Dreieck  DEB  mit  ACB  gleichen  Umfuig  hat,  dass  also 

DE-hEC  =  DÄ~k-AC 
ist  (weil  BC  und  BD  zu   beiden  Umlangen  gehören) ').     Da  BC  kleinct 
als  ein  Drittel  dos  Umfanges,    so  ist  BD>BC,    daher  Winkel  x>if, 
mithin  Winkel  ADC>  ECD,  folglich  Dreieck  ECDy>  ADC  (_%U),wi 
daher  endlich  Dreieck 

DEB  >  ACB    oder    DEB>G. 
Es  sei  Dreieck  DFB  gleichseitig,  also  mit  DEB  (sowie  mit  G  imd  U) 
von   gleichem  Umfange   (weil  DB  ein  Drittel   dieses  Umfanges   ist),  •• 
ist  Dreieck  DFB :>  DEB  (3),  also  auch  DFB:>  G,  und  fo^ch  um  so 
mehr 

DFB:>Ü. 
Hiermit  ist  der  Satz  ebenso  a^eniallig'als  streng  bewiesen. 

Der  umgekehrte  Satz  ist  leicht  indirect  zd  beweisen,  wi^  der  vor^ 
(4),  oder  er  kann  auch  aus  diesem  gefolgert  werden. 

Zweiter  FundAmeDtftls&tE.  1 

6.  nSiod  zwei  Seiten  eines  Dreiecks  gegeben,  so  hat  e> 
dann  den  grössten  Inhalt,  wenn  dieselben  einen  rechten  Winkel 
einschliessen." 

Beweis.    Sieht  man  die  eine  gegebene  Seit«  als  Grmkdlioie  in,  m 
der  Inhalt  des  Dreiecks  um  so  grösser,  je  grösser  die  Höhe  wird;  dim 
ist  aber  offenbar  am  grössten,  wenn  sie  der  anderen  gegebenen  Seite  g\^A 
also  wenn  letztere  auf  der  Grundlinie  rechtwinklig  steht. 
Um  den  Beweis  anschaulicher  und  luit  dem  Beweise  des  onten  ßd- 


Ueber  Maximum  und  Minimum.  187 

fc'/^,  welche  gleichen  Inhalt  haben;  dieser  Inhalt  wird  um  so  grösser, 
weiter  jene  Gerade  sich  von  der  Grundlinie  entfernt;  sie  ist  aber  offen- 
r  am  weitesten  entfernt,  wenn  sie  den  Kreis  in  C  berührt,  wo  ihr  also 
r  ein  Dreieck  ACD  entspricht;  folglich  hat  dieses  Dreieck  unter  allen 
n  grössten  Inhalt  und  auch  die  Eigenschaft,  dass  die  gegebenen  Seiten 
B^   A.C  einen  rechten  Winkel  einschliessen. 

7.      Ist   die  Summe   zweier  Seiten  eines  Dreiecks  gegeben, 
hat    es  dann  den  grössten  Inhalt,   wenn   dieselben  einander 
eich  und  zu  einander  rechtwinklig  sind. 

Beweis.  Wie  auch  die  gegebene  Summe  unter  die  zwei  Seiten  ver- 
leilt  werden  mag,  so  hat  jedesmal  das  Dreieck  den  grössten  Inhalt,  wenn 
;  zwischen  denselben  rechtwinklig  ist  (6).  Daher  ist  nur  noch  zu  zeigen, 
ass  unter  allen  diesen  rechtwinkligen  Dreiecken  das  gleichschenklige  das 
rösste  ist  Ueber  der  Hypotenuse  eines  der  ungleichschenkligen  Dreiecke 
enke  man  sich  ein  gleichschenkliges  Dreieck  von  gleicher  Schenkelsumme, 
d  ist  dieses  grösser  als  jenes,  hingegen  aber  ist  es  kleiner  als  das  genannte 
echtwinklig-gleichschenklige  Dreieck,  mit  dem  es  gleiche  Schenkel  hat. 

Es  folgen  hier  auch  die  Zusätze:  „Dass  .das  Product  aus  den  zwei 
abschnitten  einer  gegebenen  Geraden  am  grössten  ist,  wenn  die  Abschnitte 
inander  gleich  sind^,  oder:  „Dass  unter  allen  Parallelogrammen  mit  den 
lämlichen  Seiten  das  Rechteck  das  grösste,  und  dass  unter  allen  Recht- 
cken  von  gleichem  Umfange  das  Quadrat  das  grösste  ist.^ 

§  2.    Fundamentalsätze  für  die  sphärischen  Figuren. 

8.  Hülfssatz.  Die  Scheitel  aller  gleichschenkligen  sphärischen 
Dreiecke  über  derselben  Grundlinie  liegen  in  dem  Hauptkreise  (grösster 
Kreis),  welcher  die  Grundlinie  in  ihrer  Mitte  rechtwinklig  durchschneidet. 
V^on  je  zweien  dieser  Dreiecke  hat  dasjenige  den  grösseren  Inhalt,  welches 
^sseren  Umfang  hat,  und  auch  umgekehrt. 

9.  Hülfssatz.  Der  Inhalt  beliebiger  sphärischer  Dreiecke  über 
dersdben  Grandlinie  ist  kleiner  oder  grösser,  je  nachdem  der  Kreis, 
welcher  durch  die  Spitze  des  (jedesmaligen)  Dreiecks  und  durch  die 
ßcgenpuncte  *)  der  Endpuncte  seiner  Grundlinie  geht,  sich  weniger  oder 
mehr  von  der  Grundlinie  abneigt  (d.  h.  je  nachdem  der  Winkel  zwischen 
iem  Kreise  und  der  Grundlinie  kleiner  oder  grösser  ist),  so  dass  also 
lie  Spitzen  aller  Dreiecke,  welche  je  einen  gleichen  Inhalt  haben,  in  dem 
lämlichen  Kreise  liegen,  und  auch  umgekehrt**);    und  dass  dann  jedes 


^  Von  den  Endpunkten  eines  Kugel-Durchmessers  heisst  joder  „derGegenpuncf 
les  anderen. 

^  Diesen  Satz  habe  ich  zuerst  in  einer  Abhandlung,  betitelt:  „Verwandlung 
nd    Tbeilnng   sphärischer   Figuren   durch    Construction''    im  Cre^e^schou 


138  Deber  Maximum  und  HinimniD. 

andere  Dreieck  kleinoreii  oder  gröi48eren  Inhalt  hat  ala  jene,  je  nachdem 
rwine  Spitze  zwischen  dem  Krci»o  und. der  Griiudlinie  oder  jenseits  d« 
Kreises  liegt 

10.  Hülfssatz.  Wenn  zwei  Kreise  auf  der  KugelflÜclie  einander  be- 
rühren, 60  liegt  der  Berührungspunct  mit  ihren  Poten  in  einem  Haopt- 
krcisc;  so  dass  also  der  llauptkreis ,  welcher  durch  irgend  zwei  der  ^ 
nannten  drei  Pancte  bestimmt  wird,  allemal  auch  durch  den  drittoi  gtdU. 

Erster  FundttmentaUati. 

11.  I.  „Unter  allen  sphärischen  Dreiecken  über  derselbeo 
Grundlinie  und  von  gloichom  Umfange  hat  das  gleichschenklige 
den  grÖssten  Inhalt." 

11.  „Von  je  zweien  der  genannten  Dreiecke  hat  dasjenife 
den  kleineren  Inhalt,  welche»  an  der  Grundlinie  den  kleinstea 
oder  grössten  Winkel,  oder  welches  den  kleinsten  oder  grössteo 
Schenkel  hat;  und  auch  umgekehrt." 

./ourn.  fiir  Mathen.  Band  I).  S.  45,  M»n  1827  (Cf.  Bd.  I.  S.  10t  dieser  Ausgabe)  bekunt 
(icmachl.  Er  diente  dieser  AbhandJiniK  zur  Ciniadla^  und  sollte  eine  nähere  Ceber 
einstimmiin);  der  sphäriiicheD  und  ehe  nun  Ueometrio  in  Betracht  der  genanaten  Ope- 
rationen bawirkoTi.  War  auch  ein  Theil  dos  Salzes  zuerst  von  LtxtU  und  qtUer  tm 
Letjeadre  beniesen,  so  wurde  er  doch  erst  durch  die  wesentliche  Ergimung;  ,Dii* 
der  Kreis,  nelchor  die  Spitzen  aller  Dreieclio  von  gleichem  Inhalt« 
enthiill,  durch  die  (iegcnpuucte  der  Endpuncte  der  Grundlinie  gebf 
zur  Anwendung  recht  bei]uem  {remacht.  Für  Leser,  denen  die  citirte  Abhandlong  nirU 
zu  Uebote  steht,  mae  der  Beweis  des  obigen  Salzes  hier  kurz  angedeutet  werden.  Die 
«rfnrdtrlichen  Figuren  la.sBen  sich  gemäss  der  Beschreibung  leicht  zeichnen. 

1.  Im  gleichschenkligen  sphärischen  Dreiecke  sind  die  Winkel  an  der  OrnndHate 
einander  gleic-b. 

2.  In  jedem  sphärischen  Vierecke  ABCD,  das  einem  Kreise  eingeschrieb«)  iit, 
sind  die  Summen  der  gegcnöber  stehenden  Winkel  gleich  gross,  also 


Ueber  Maximum  und  Minimum.  189 

Der  Beweis  dieses  Satzes  ist  dem  Beweise  des  obigen  analogen  Satzes 

(3)  ganz  ähnlich;  nur  ist  zu  bemerken,  dass  hier  die  den  Dreiecken  BED 
und  FEG  (Tat  IX  Fig.  1)  entsprechenden  sphärischen  Dreiecke  nicht  con- 
gruent,  wohl  aber  symmetrisch  gleich  sind,  wodurch  die  Schlussfolge  nicht 
gestört  wird;  (zudem  kann  man  bekanntlich  zwei,  solche  Dreiecke  immer 
in  congruente  Stücke  zerschneiden).  Diese  Bemerkung  gilt  zugleich  für 
alle  folgenden  Fälle,  wo  eine  ähnliche  Verschiedenheit  eintritt. 

12.  Von  allen  sphärischen  Dreiecken  über  derselben  Grund- 
linie  und  von  gleichem  Inhalte  hat  das  gleichschenklige  den 
kleinsten  Umfang. 

'    Der  Beweis  dieses  Satzes  ist  dem  des  obigen  entsprechenden  Satzes 

(4)  ähnlich. 

13.  Unter  allen  sphärischen  Dreiecken  von  gleichem  Um- 
fange, hat  das  gleichseitige  den  grössten  Inhalt;  und  unter  allen 
sphärischen  Dreiecken  von  gleichem  Inhalte  hat  das  gleich- 
seitige den  kleinsten  Umfang. 

Die  Beweise  des  obigen  Satzes  (5)  finden  in  ähnlicher  Weise  für  den 
gegenwärtigen  Satz  statt. 


(a  +  7) — B  bleibt  constant,  denn  sie  ist  stets  der  unverS^derlichen  Differenz  D  —  («i  +  Ti) 
gleich.  Also:  Ist  die  Grundlinie  AC  eine^  sphärischen  Dreiecks  ABC  der 
Grösse  und  Lage  nach,  und  ist  die  Differenz  zwischen  der  Summe  der 
Winkel  an  der  Grundlinie  (a  +  T)  ^^^  ^^^  Winkel  an  der  Spitze  {B)  ge- 
geben, so  ist  der  Ort  der  Spitze  B  ein  bestimmter  Kreis  Py  welcher  alle- 
mal durch  die  Endpuncte  A^  C  der  Grundlinie  geht. 

4.  Es  seien  femer  A^  Ci  die  Gegenpuncte  der  festen  Puncto  A,  C;  sie  liegen  in 
den  über  B  hinaus  verlängerten  Schenkeln  AB,  CB,  so  dass  man  zwei  Scheitel-Drei- 
ecke ABC  und  AiBCi  hat,  die  sich  gleichzeitig  ändern;  ihre  Winkel  an  der  gemein- 
schaftliehen Spitze  B  «ind  gleich  als  Scheitelwinkel,  und  von  den  Winkeln  a  und  7, 
Ai  und  Ci  an  den  festen  Grundlinien  iiC,  AyCi  sind  die  in  dem  einen  Dreieck  bezieh- 
lich  den  Nebenwinkeln  Yon  denen  in  dem  anderen  Dreieck  gleich,  so  dass 

a  +  ili  =  iz    und     y  +  ^i  =  ^• 

Da  nach  (3)  a-|-y — B  constant  ist,  nämlich  gleich  D  —  «i  — Ti  gleich  K,  so  ist  folglich 

A.+  B+C^  =  2tz—K,      ' 

d.  h.  wenn  im  ersten  Dreieck  ABC  die  Differenz  ot  +  y  —  B  constant  ist,  so  ist  im  an- 
deren AtBCi  die  Summe  der  drei  Winkel,  also  auch  sein  Inhalt  constant,  und  auch 
umgekehrt.  Da  nun  aber  unter  dieser  Bedingung  der  Ort  der  Spitze  B  ein  Kreis  P 
ist,  der  allemal  durch  die  festen  Puncto  A,  C  geht,  so  ist  dadurch  die  Wahrheit  des 
obigen  Satzes  dargethan. 

Wenn  insbesondere  die  feste  Grundlinie  AC  Durchmesser  des  Kreises  P  wird,  so 
ist  K  gleich  0  (also  D  gleich  ai-)-Yi  un<l   ^  gleich  a-|-Y),  und  auch   umgekehrt.     In 

diesem  Falle  ist  dann 

Ai  +  B+Ci  =  271, 

und  folglich  der  Inhalt  des  Dreiecks  A^BC^  gleich  dem  vierten  Theile  der  Kugelfläclie. 

Ein  anderer,  noch  einfacherer  Beweis  des  obigen  Satzes  ergiebt  sich  durch  stereo- 

metrische  Betrachtungen. 


190  Deber  Huirnnm  und  Hinimam. 

Zweiter  Fundamentalsati. 
14.  „Sind  zwei  Seiten  eine«  sphäriachea  Dreiecka  gegeben, 
so  bat  es  danD  don  grössten  Inbalt,  wenii  der  von  deoselben 
eingeschtossene  Wiakel  so  gross  ist  als  die  Samme  der  beiden 
übrigen  Winkel,  oder  wenn  der  nmschriebene  Kreis  die  dritte 
Seite  zum  Durchmesser  hat." 

Beweis.  Die  eine  gegebene  Seite  AC  (Taf.  IX  Fig.  5)  sei  die  Grnnd- 
linie  und  fest,  so  ist  der  Ort  der  Spitze  des  Dreiecks  eine  Ereislioie  DBE, 
welche  A  zum  Pol  und  die  andere  gegebene  Seite  AB  zum  (sphäriacheD) 
Radius  hat.  Seien  A,,  C,  die  G^npuncte  der  festen  Puncte  A,  C.  Jeder 
Kreis  durch  A,  und  C, ,  wie  z.  B.  der  Kreis  A,DEC^,  ist  Ort  der 
Spitzen  eines  Systems  Dreiecke  von  gleichem  Inhalte  ober  der  Grundlinie 
AC  (9);  schneidet  er  den  festen  Kreis  A  iu  zwei  Pnncten  Z>  nnd  E,  ho 
äind  diese  die  Spitzen  zweier  Dreiecke  ADC  und  AEC  mit  den  gegebenen 
Seiten  und  von  gleichem  Inhalte,  woraus  also  beiläu%  folgt:  „Dass 
unter  den  gesammten  Dreiecken,  welche  mit  den  gegebenen 
zwei  Seiten  möglich  sind,  immer  zwei  und  zwei  gleichen  Inhalt 
haben."  Der  Inhalt  wird  um  so  grösser,  je  mehr  der  Ortskreis  A^DEC, 
sich  von  der  Grundlinie  AC  abneigt  (9);  wofern  aber  dieser  Kreis  dem 
festen  Kreise  A  begegnen  soll,  so  entfernt  er  sich  am  meisten  von  der 
Grundlinie,  wenn  er  denselben  nur  noch  in  einem  Punct«  B  berührt;  folg- 
lich hat  das  Dreieck  ABC  unter  allen,  die  mit  den  gegebenen  Seiten 
möglich  sind,  den  grössten  Inhalt.  Der  Pol  F  des  berührenden  Kreises 
AjBC,  liegt  in  der  VerlSngerung  des  Schenkels  AB  (10).  Da 
FA,  =  FB=FC„ 
)  ist  im  Dreieck  A.BC.  Winkel 


Ueber  Maxinram  und  Minimum.  191 

* 

i    folglich   ist  G  der  Pol   und  BC  der  Durchmesser  des  dem  Dreieck 
3C  umschriebenen  Kreises,  was  die  weitere  ^i^gabe  des  Satzes  bestätigt. 

15.  Ist  die  Summe  zweier  Seiten  eines  sphärischen  Drei- 
ks  gegeben,  so  hat  es  dann  d^n  grössten  Inhalt,  wenn  die- 
Iben  einander  gleich  sind  und  einen  Winkel  einschliessen, 
r  so  gros^  ist  als  die  Summe  der  beiden  übrigen. 

Der  Beweis  dieses  Satzes  ist  dem  des  entsprechenden  ebenen  Satzes 
I  ganz  analog.  Auch  hier  finden  analoge  Zusätze  über  sphärische  Vier- 
te statt. 

3.    Ausgedehntere  Siätze  über  ebene  und  sphärische  Figuren. 

Aligemeine  Vorbemerkung. 

16.  Gleichwie  im  Vorhergehenden  die  Sätze  über  das  ebene  und 
^liarische  Dreieck  gewissermassen  gleichlautend  ausgesprochen  und  ihre 
■weise  übereinstimmend  geführt  werden  kannten,  ebenso  kann  es  auch 
t  den  Sätzen  und  Beweisen  über  andere  Figuren  geschehen.  Der  Kürze 
fen  sollen  aber  im  Folgenden  die  Sätze  für  beide  Figuren-Arten,  ebene 
!  sphärische,  immer  vereinigt  ausgesprochen,  oder  doch,  wenn  auch 
^^  die  für  die  ebenen  Figuren  passenden  Benennungen  gebraucht  wer- 
9  vereinigt  ausgesprochen  gedacht  werden.  Ich  habe  mich  bemüht,  die 
^eise  so  zu  führen,  dass  sie  für  die  sphärischen  Figuren  meist  gleich- 
oig  und  möglichst  gleichlautend  abgefasst  werden,  können.  Bei  den- 
gen  Beweisen,  wo  ein  wesentlicher  Unterschied  stattfindet,  ist  derselbe 
;edeutet,  zuweilen  auch  näher  erörtert.  Um  den  ^  Grund  (Ursprung) 
ser  UntesBchiede  im  Allgemeinen  anzuzeigen,  mag  schon  hier  auf  einige 
andere  Eigenschaften  der  sphärischen  Figuren,  sowie  auf  eine  eigen- 
ünüiche  Beziehung  derselben  unter  sich  aufmerksam  gemacht  werden. 

1.  Der  Umfang  eines  convexen ,  sphärischen  Vielecks  ist  im  Allge- 
einen  kleiner  als  der  Hauptkreis,  welchen  er  zur  Grenze  hat.  Ebenso 
^^  der  Inhalt  (oder  die  Summe  der  Winkel)  nicht  jede  beliebige  Grösse 
oeQ  (wenn  die  Kugel  gegeben  ist);  sondern  er  hat  die  halbe  Kugelfläche 
^^enze.  Oder,  wofern  man  nach  Belieben  den  einen  oder  anderen  der 
^  Xheile,  in  welche  die  Kugelfläche  durch  die  Grenzlinie  des  Vielecks 
^^den  wird,  als  Inhalt  des  letzteren  ansehen  wollte,  so  hätte  der  In- 
^^e  gan^e  Kugelfläche  zur  Grenze.  In  diesem  Falle  aber,  wo  der 
^^e  Theil  ak  Inhalt  angenommen  würde,  wäre  das  Vieleck  nicht 
^x,  sondern  concav  zu  nennen.  Gewöhnlich  pflegt  man  den  klei- 
^  Theil  als  Inhalt  zu  betrachten.  Indessen  sind  beide  Theile  von 
^^er  so  abhängig,  dass  mit  dem  einen  auch  zugleich  der  andere  ge- 
'^  ist,  und  dass,  wenn  z.  B.  der  eine  unter  irgend  welchen  Bedingungen 
^^aximum  wird,  dann  gleichzeitig  der  andere  ein  Minimum  sein  muss, 


192  üeber  Haiimum  und  Hininiuiii. 

lind  auch  umgekehrt.  —  Was  hier  von  Vielecken  gesagt  worden,  gilt  uck 
von  coDvoxen  geschlossenen  Cui-vcn. 

II.  Die  Eigenschaft  der  Polarfiguren  aof  der  Eugeliläche  bewirkt  ei» 
bestimmte  Dualität  und  R«ciprocität  der  sphärischen  Sätze,  so  nämlkL 
dass  Jedem  Satze  über  ein  n-Eck,  welcher  unter  gewissen  Vorsossetzunga 
in  Detrcft  der  Seiten  und  Winkel,  des  Umfanges  und  Inkaltes  a.  8.t. 
stattfindet,  allemal  ein  bestimmter  anderer  Satz,  ebenfalls  über  das  n-Ed, 
entgegensteht,  welcher  durch  jenen  bedingt  und  dadurch  aas  ihm  abgt- 
leitet  wird,  dass  man  in  Hinsicht  der  gegebenen  Voraussetzungen  sovcil 
als  in  Rücksicht  der  daraus  geschlossenen  Eigenschaften,  überall, Seite  mü 
Winkel,  Umfang  mit  Inhalt,  sowie  z.  B.  Maximum  mit  Minimum,  u.  s.  r. 
vertauscht  *).  Von  diesem  Ableitungsgesetz  der  Satze  von  einandör  m- 
den  wir  jedoch  im  Folgenden  keinen  Gebrauch  machen,  weil'  es  ßr  die 
Figuren  in  der  Ebene  nicht  auf  gleiche  Weise  vorhanden  ist.  Um  die  * 
folgende  Eigenschaft,  die  aus  demselben  entspringt,  mag  hier  noch  mg»' 
doutot  werden. 

Bei  je  zwei  sphärischen  rociproken  Polar£guren  findet  zwischen  dei^ 
Umfange  einer  jeden  und  dem  Inhalte  der  anderen  eine  bestimmte  god— 
stante  Relation  statt,  wodurch  jede  der  beiden  Grössen  sogleich  gefiindei^ 
wird,  woim  die  andere  bekannt  ist.  Wird  nämlich  einerseits  der  viert»-^ 
Theil  dea  Uauptkreii^cs  (Quadrant)  und  andererseits  der  achte  Theil  d«"" 
Enigelfläche  (Octant)  zur  Einheit  angenommen,  und  werden  der  Umbog  "i 
der  eijien  und  der  Inhalt  der  anderen  F^;ur  beziehlich  in  solchen  Ein-  ~ 
heiten  ausgedrückt,  durch  (die  Zahlen)  u  und  /  bezeichnet,  so  ist  aliemiLJ 

«+/  =  4, 
d.  h.    „je   zwei   sphärische   gegenseitige  Polarfiguren  liaben  dis^ 
Eigenschaft,   dass  der  Umfang  (u)  einer  jeden  mit  dem  Inhilti^ 
(/)  der  anderen  gerade  vier  beträgt." 

Aus  diesem  Gesetz  ei^eben  sich  z.  B.  nachstehende  Folgerungen: 


lieber  Maximum  und  Minimum.  X93 

^Wenn  eine  sphärische  Curye  entweder  rectificirbar  oder 
adrirbar  ist,  alsdann  muss  ihre.Polarcurve  beziehlich  qua- 
irbar  oder  rectificirbar  sein;  und  wenn  jenes  nicht  statt- 
idet,  dann  ist  auch  dieses  unmöglich. ** 

Und  femer: 

,,Wean  man  die  eine  Curve  rectificirt  oder  quadrirt  hat, 
ann  kennt  man  zugleich  beziehlich  den  Inhalt  oder  den  Um- 
ang  der  anderen."     U.  s.  w. 

Hauptsatz. 

17.  „Unter  allen  ebenen  (oder  sphärischen)  Figuren  von 
''eichem  Umfange  hat  der  Kreis  den  grössten  Inhalt."  Und  um- 
elehrt:  „Unter  allen  Figuren  von  gleichem  Inhalte  hat  der 
reis  den  kleinsten  Umfang." 

Beweis.  Dass  bei  gegebenem  Umfange  unendlich  viele  Figuren  von 
■schiedener  Form,  sowie  von  ungleichem  Inhalte  möglich  sind,  ist  von 
l>st  klar.  Ebenso  ist  es  einleuchtend,  dass  der  Inhalt  (wohl  beliebig 
tu,  aber)  nicht  beliebig  gross  sein  kann,  indem  sich  allemal,  nach 
ssgabe  des  gegiebenen  Umfanges,  leicht  eine  Fläche  angeben  lässt,   die 

an  Grosse  übertrifft.  Eine  solche  Fläche  ist  z.  B.  der  Kreis,  dessen 
•t-elpunct  auf  der  Umgrenzung  liegt,  und  dessen  Radius  der  Hälfte  des 
^öfcenea  Umfanges  gleich  ist.  Wenn  aber  bei  demselben  gegebenen 
^r^nge  die  Figuren  ungleichen  Inhalt  haben  können,  dieser  jedoch  nicht 
i^^big  gross  sein  kann,* so  muss  es  nothwendig  entweder  eine  Figur 
^^n,  die  unter  allen  den  grössten  Inhalt  hat,  oder  es  müssen  mehrere, 
Schieden  geformte  Figuren  stattfinden,  die  diese  Eigenschaft  gemein 
^^D,  d.  h.  welche  unter  sich  gleichen,  aber  grösseren  Inhalt  haben  als 
^^  der  übrigen.  Dabei  ist  klar:  „Dass  jede  Figur,  deren  Inhalt 
^ter  Beibehaltung  des*  Umfanges  sich  vergrössern  lässt,  nicht 
^  jenen  grössten  Figuren  gehört."  Daraus  folgt  zunächst,  dass 
^e  von  jenen  Figuren,  die  den  möglich  grössten  Inhalt  haben  sollen, 
oth wendig  convex  sein  muss,  und  dass  sie  nicht  geradlinig  sein  kann, 
der  wenigstens  keine  zwei  auf  einander  folgende  gerade  Seiten  haben  kann; 
enn  in  beiden  Fällen  liesse  sie  sich  vergrössern,  wie  leicht  zu  sehen  ist. 

Es  sei  EFGR  (Taf.  IX  Fig.  6)  eine  von  den  genannten  Figuren  mit 
jm  grössten  Inhalte.  Zu  jedem  beliebigen  Puncte  A  in  der  Grenzlinie 
ebt  es  einen  bestimmten  zugehörigen  Punct  By  der  mit  ihm  zusammen 
n  Umfang  hälftet,  so  dass  in  Hinsicht  der  Länge  Linie 

AEB'B  =t=  AUGB 

:.    Angenommen  A  und  B  liaben  diese  Eigenschaft,  so  muss  die  Gerade 
B  nothwendig  auch  die  Fläche  der  Figur  in  zwei  gleich  grosse  Stücke 

Steiner'«  Werke.    II.  13 


194  Ueber  UaKimum  UDd  HiDimum.. 

thcilen;  denn  wäre  daa  eine,  etwa  AHGBA,  grösser  al»  das  andere 
AEFBA,  so  könnte  letzteres  jenem  gleich  gemacht  werden,  da  beide  die 
Grundlinie  AB  gemein  und  somit  gleichen  Umfang  haben;  dadurch  würde 
aber  der  Inhalt  der  ganzen  Figur  bei  gleichem  Umfange  vergrössert,  wu 
gegen  die  Voraussetzung  wäre;  folglich  müssen  beide  Stücke  gleich  grou 
sein.  Wären  sie  nun  femer  in  Form  verschieden,  so  kann  man  immerhin 
das  eine,  z.B.  AEFBA,  sich  so  ändern  lassen,  dass  es  dem  soderen 
AHGBA  symmetrisch  gleich  wird,  so  nämlich,  dass  die  gemeiDschaftliche 
Orundlinio  AB  die  Symmetral-Axe  ist;  denn  alsdann  wäre  die  ans  beiden 
Stücken  bestehende  neue  Figur  an  Umfang  und  Inhalt  der  vorigen  gleich, 
und  gehörte  daher  mit  zu  den  grössten  Figuren.  Nehmen  wir  also  auf 
einen  Augenblick  an,  es  sei  AEFBA  das  umgewandelte,  zu  AHGBA 
symmetrische  Stück  selbst,  so  folgt,  dass  das  aus  ii^nd  einem  Punete  D 
der  einen  Umfangs-Hälfte  AHGB  auf  die  Axc  AB  gefällte  Perpendikel 
DJ,  verlängert,  die  andere  Hälfte  AEFB  in  einem  von  der  Aze  gleich 
weit  abstehenden  Puncte  C  trifft,  so  dass  immer 

DJ  =  JC 
\»i:  und  weiter  folgt,  dais  die  Dreiecke  ADB  und  ACB  sytmnetrisdi 
gleich  oder  congment  sind.  Wären  nun  in  diesen  Dreiecken  die  homo- 
logen Winkel  bei  D  und  C  nicht  rechte,  so  Hessen*  sich  ihre  Inhalte. 
unter  Beibehaltung  der  Schenkel  DA  und  DB,  CA  und  CB,  gleichzeitig 
vergrossem  (6),  während  die  über  den  Schenkeln  liegenden  Segment«  der 
Figur,  nämlich  AHD,  DGB,  BfV,  CEA,  constant  blieben,  nnd  nur  die 
gemeinschaftliche  Grundlinie  AB  sich  änderte;"  aber  dadurch  würde  dann 
auch  der  Inhalt  der  ganzen  Figur  vergrössert  (nämlich  ein  Theil  von  ihr, 
das  Viereck  ADBC),  ohne  dass  ihr  Umfang  seine  Grösse  änderte,  was 
der  Voraussetzung  widerspräche;  demnach  müssen  die  genannt«n  Winkel 
bei  D  und  C  rechte  sein.     Und  daher  muss  femer  —  da  die  Puncte  A 


Ueber  Maximum  und  Minimum.  195 

Anmerkung.  I.  Was  den  obigen  umgekehrten  Satz  betrifft,  so 
folgt  sein  Beweis  indirect,  gestützt  auf  den  ersten  Satz.  —  Aehnlich  ver- 
hält es  sich  mit  den  meisten  später  folgenden  umgekehrten  Sätzen,  wes- 
halb ihre  Beweise  fortan  mit. Stillschweigen  übergangen  werden  sollen. 

IL  In  Hinsicht  der  sphärischen  Figuren  mag  nochmals  erinnert  wer- 
den (16),  dass,  wenn  in  einem  Beweise  auf  einen  Fundamentalsatz  über 
das  ebene  Dreieck  oder  auf  andere  Sätze  verwiesen  wird,  dann  für  jene 
Figuren  gewöhnlich  der  entsprechende  Satz  über  das  sphärische  Dreieck 
u.  8.  w.  zu  berücksichtigen  ist.  Wenn  also  z.  B.  im  vorstehenden  Beweise 
geschlossen  wird:  „dass  in  den  Dreiecken  ADB  und  ACB  die  Winkel  D 
und  C  rechte  sein  müssen^,  so  schliesst  man  bei  den  sphärischen  Figuren 
(14):  „dass  jeder  dieser  Winkel  der  Summe  der  beiden  Winkel  an  der 
Grundlinie  gleich  sein  müsse.  ^ 

18.  Der  vorstehende  Satz  (17)  bewährt  sich  in  der  That  dadurch 
als  „Hauptsatz^,  dass  in  ihm,  gleichsam  wie  in  -einem  Ganzen,  die 
wesentlichsten  Gründe  concentrirt  sind,  welche  die  meisten  Fragen  über 
Maximum  und  Minimum  in  Hinsicht  des  Inhalts,  Umfangs,  u.  s.  w.  bei  ebenen 
und  .sphärischen  Figuren  entscheiden.  Und  zwar  geschieht  die  Beantwor- 
tung dieser  Fragen  möglichst  einfach  und  unmittelbar,  indem  nämlich  die 
darüber  entscheidenden  Sätze  durch  stufenweise  Ableitung  aus  jenem  Haupt- 
satze folgen,  von  welchem  sie  deshalb  nur  als  Theile,  oder  vielmehr  nur 
als  Sätze  über  einzelne  Theile  derjenigen  Figur,  welche  der  Gegenstand 
dieses -Satzes  ist,  erscheinen.  Denn  gleichwie  der  ganze  Kreis  die  doppelte 
Eigenschaft  besitzt:  „dass  er  unter  allen  Figuren  von  gleichem  Umfange 
oder  gleichem  Inhalt  beziehlich  den  grössten  Inhalt  oder  den  kleinsten 
Umfang  hat^,  ebenso  verhält  es  sich  auch  mit  den  einzelnen  Theilcn  oder 
Stücken  von  ihm,  woraus  denn  jene  Sätze  hervorgehen.  Dadurch  stehen 
diese  Sätze  mit  dem  Hauptsatze  in  einem  solchen  Zusammenhange,  dass 
sie  wie  Zusätze  aus  ihm  folgen,  oder  dass  doch  ihre  Beweise  sehr  einfach 
und  meist  indirect  zu  führen  sind.  Gleichwohl  möchten  sich  viele  der- 
selben weniger  leicht  und  einfach  behandeln  lassen,  wenn  man  sie  ausser 
diesem  natürlichen  Zusammenhange,  einzeln  und  auf  anderem  Wege  be- 
weisen wollte;  es  ist  dies  auch  vielleicht  der  Grund,  warum  dieselben, 
meines  Wissens,  bisher  noch  nicht  aufgestellt  und  J)ewiescn  worden  sind. 

Um  aber  die  abzuleitenden  Sätze  leichter  aussprechen  und  sicherer 
behandeln  zu  können,  wäre  es  zweckmässig,  für  die  verschiedenen  Theile 
oder  Stücke,  in  welche  die  Kreisfläche  sammt  dem  sie  umgebenden  übrigen 
Räume  der  Ebene  durch  Sehnen,  Secanten  und  Tangenten  zerschnitten 
werden,  Wstimmte  Benennungen  festzusetzen,  sowie  einige  darauf  bezüg- 
liche Hülfssätze  voranzustellen.  Allein  da  die  vollständige  Erörterung 
dieser  Gegenstände  hier  zu  viel  Raum  einnehmen  würde,  so  soll  nur  Einiges 
davon  kurz  angedeutet  werden. 

13* 


196  Heber  Haiimum  and  Minimum. 

Sowie  man  oäiclich  gewisseu  Stücken  der  Kreisfläche  die  lfm: 
nSegmeut"  und  „Scctor"  gegeben  hat,  ebenso  müsste  auch  jedem  o- 
deren  Fliichonstück,  welches  z.  B. 

«)    von  mehreren  Sehnen  und  den  dazwischen  liegenden  Bopi; 

oder 
/>)    von    mehreren    umschriebenen   AVinkeln    und    den    dazvUdM 

liegenden  Bogen;  oder 
r)    von  Sehnen  und  umschriebenen  Winkeln  nebst  den  dazwischn 
befindlichen  Bogen ;  u.  a.  vt. 
begrenzt  wird,  ein  eigontbflmlicher  Namen  beigelegt  werden.     Ich  lilft 
dazu  beziehlich  folgende: 

a)    „Kreisstück  zwischen  n  Sehnen"; 
0)    „Kreisstück  zwischen  m  umschriebenen  Winkeln*; 
f)     „Kreisstücb  zwischen  «Sehnen  und  m  umschriebent* 
Winkeln";  u.  s.  w. 
Sodann  müsste  femer  untersucht  werden:  unter  welchen  Bedingungen  jede* 
dieser  Kreisstücke  bestimmt  sei ;  wenn  gewisse  Elemente  desselben  gegel»«' 
sind,  welchen  Spielraum  und  welche  Grenzen  dann  die  übrigen  haben;  o-s.  ^ 
Diese  Untersuchung  kann  auf  geometrischem  Wege    dadurch    gescheh^^ 
dass  man  den  Kreis  (oder  andere  Elemente)  sich  stetig  ändern  lässt,  nolr* 
man  dann  durch  unmittelbare  Anschauung  sich  von   der  Möglichkeit  f** 
wisser  Zustände  und  Eigenschaften  überzeugt,  welche  die  oben  geniimt^ 
Hülfssätzc  enthalten.   Im  Folgenden  werden  wir  also  diese  Hülfssatze  ohc^ 
Weiteres  voraussetzen,  sowie  mau  schon  einen  Theil  derselben  gewöhnBctf 
anzunehmen  pHegt,  als  z.  B.    „dass,   wenn   die  Seiten  eines  Vielecks  ja 
geben  sind,    dann  ein   Kreis  möglich  sei,    in   welchen   es  eingeschrieben 
wenien  kann". 

Zur  Erläuterung  des  Gesagten  m^e   hier  das  einfachste  KreiBstnda 
das  Segment,  auf  die  angezeigte  Weise  betrachtet  «erden. 


Ueber  Maximum  und  Minimum.  197 

Bogen.    Die  Zu-  oder  Abnahme  dos  grösseren  Bogens  ß  ist  grösser 
Ab-  oder  Zunahme  des  kleineren  a,   und   ebenso   verhält  es  sich 
n   zugehörigen  Segmenten.  —  Erreicht   der  Kreis   sein  Minimum, 
sein  Durchmesser,  so  ist 

ai  =  aß; 

agegen  der  Kreis  unendlich  gross,  so  geht  der  Bogen  a  in  seine 
in  die  Sehne  a  über,  sowie  das  Segment  aa  seinen  Grenzwerth  0 
;,  wogegen  ß  und  aß  unendlich  gross  werden.  Also:  während  der 
$ich  so  viel  wie  möglich  ändert,  durchlaufen  die  Bogen  a  und  ß 
len  alle  möglichen  Grössen  von  a  bis  oo,  und  die  Inhalte  der 
ite  oa  und  aß  alle  Grössen  von  0  bis  oo.  Man  schliesst  ferner: 
Wenn  von  den  vier  Grössen:  1.  der  Kreis  Ky  2.  die  Sehne  a, 
Bogen  a  oder  ß,  4.  der  Inhalt  des  Segments  aa  oder  aß,  irgend 
geben  sind,  alsdann  sind  die  jedesmaligen  beiden  übrigen  einfach 
bsolut)  bestimmt;  ausgenommen  ist  der  Fall,  wo  der  Bogen  und 
alt  gegeben  sind,  wobei  im  Allgemeinen  zwei*  verschiedene  Seg- 
nöglich  sind,  das  eine  spitz-,  das  andere  stumpfwinklig,  was  sich 
zeigen  wird  (33).  Die  gegebenen  Grössen  dürfen  jedoch  in  Rück- 
jr  angezeigten  Grenzen  (3)  einander  nicht  widersprechen. 

Folgerungen  aus  dem  Hauptsatze. 

Besteht  die  Grenze  einer  Figur  aus  einer  beliebig  lan- 
3raden  G  und  einer  nach  Form  willkürlichen  Linie  L, 
(t   entweder   die  Länge    der  Linie  L  oder  der  Inhalt  ge- 

so  ist  beziehlich  der  Inhalt  am  grössten  oder  die  Linie 
kleinsten,  wenn  die  Figur  ein  Halbkreis  ist. 
weis.     Jede  im  Satze  inbegriifene  Figur  kann  als  die  eine  Hälfte 
mmetrischen  Figur  angesehen  werden,  welche  die  Gerade  G  zur 
:ral-Axe  hat,  und  deren  Umfang,   aus  2L  bestehend,   gegeben  ist. 

der  Inhalt  der  Hälfte  mit  dem  der  ganzen  Figur  gleichzeitig  ein 
m    werden    muss,    so  folgt  also  aus  No.  17    die  Richtigkeit   des 

). 

er  gegenwärtige  Satz  kann  auch  für  sich  bewiesen  und  dann  umgekehrt  der 
i  (17)  aus  ihm  gefolgert  werden,  und  zwar  lässt  sich  der  Beweis  sehr  kurz 
wenn  man  weniger  streng  und  allgemein  als  bei  diesem  verfahren  will,  näm- 
n  man  voraussetzt,  dass  es  eine  grosste  Figur  geben  müsse ;  denn  alsdann  folgt 
ass  dieselbe  nur  der  Halbkreis  sein  kann,  weil  jede  andere  Figur  sich  ver- 
lässt,  wie  AEFBA  (Taf.lX  Fig.  6)  (wo  AB  die  beliebige  Gerade  G  und  AEFB 
►ene  Linie  L  vorstellt),  wenn  nicht  für  jeden  Punct  (J  in  der  Linie  AEFB 
ie\  ACB  ein  rechter  ist. 


198  Ueber  Maxioiura  und  Hinimuin. 

losbesondere  folgt  aus  dorn  vorstehenden  Satze:  „Dass  nnter  iIIn 
Kreissegmenten  von  gleich  langem  Bogen  oder  von  gieieku 
Inhalte  der  Halbkreis  beziehlich  den  grössten  Inhalt  oder  dt 
kürzesten  Bogen  hat." 

20.  Von  allen  Figuren,  die  von  einer  gegebenen  Gendeii 
Und  einer  willkürlich  geformten  Linie  L  begrenzt  werden,  \A 
das  Kreissegment  bei  gleicher  Länge  der  Linie  L  den  grösita 
Inhalt  und  bei  gleichem  Inhalte  die  kürzeste  Linie  L. 

Beweis.  Die  Linie  L  habe  irgend  welche  Form  und  begrenuri 
der  Geraden  a  eine  Figur  aL.  Immer  ist  über  a  ein  Kreissegnint « 
möglich,  dessen  Bogen  a  gleich  L  (18),  und  zwar  mt^n  «  nndLirf 
gleicher  Seite  von  a  liegen.  Man  denke  sich  den  ganzen  Kreis  und  hm 
den  anderen  Bogen  ß,  so  ist  der  von  o+ß  begrenzte  Ereis  grösser  ilt& 
von  L+p  begrenzte  Figur  (17),  also 

«a+aß  >  aL+a% 
folglich 

fflo  >-  aL. 

Anmerkung.  Aus  dem  vorstehenden  Satze  entnimmt  man  dicw- 
gemeine  Regel,  welche  zum  Bohufc  späterer  Sätze  wohl  zn  beachteniA 
nämlich: 

Dass  bei  joder  Figur,  deren  Inhalt  unter  irgend  welek« 
Bedingungen  ein  Maximum  sein  soll,  joder  Thoil  des  Umfangei,! 
welcher  zwischen  irgend  zwei  festen  Fancten  beliebige  Fotl' 
haben  kann,  allemal  ein  Kreisbogen  sein  mase. 

21.  Von  allen  Figuren,  deren  Grenzlinie  aus  swei  gegt- 
benen  Geraden  a,  b  und  aus  einer  oder  zwei  willkärlichen  Liniti 
/,  /,  bestehen  soll,  hat  das  Kreisetück  zwischen  den  Oer«dei, 
als  Sehnen  genommen  (18),  bei  gleicher  Summe  der  LiDien/+^ 
gleich    L 


Ueber  Ifaximum  und  Minimum.  199 

22.  Ist   statt    der   einzelnen    Geraden  a,  b   wie    im    vorigen 

Satze  (21),   deren  Summe  s  gleich  a-hb  gegeben,   so  wird  unter 

denselben  übrigen  Bedingungen  der  Inhalt  des  Erelsstücks  ein 

Maximum  Maximorum,    oder  die  Summe  L  der  Linien  l,  l^   ein 

Minimum  Minimorum,   wenn  die  Geraden  einander  gleich  sind, 

wenn  also 

a  =  b  =  ^s. 

Beweis.  Man  nehme  a  und  b  beliebig  ungleich  an  und  denke  das 
Kreisstück  zwischen  ihnen,  aber,  so,  dass  sie  einen  Endpunct  C  gemein 
haben  (wobei  also  etwa  l^  gleich  0  und  l  gleich  L  ist);  verbinde  ihre 
anderen  Endpuncte  Ay  B  durch  die  Sehne  ABy  wodurch  die  Figur  in  ein 
Segment  AlB  und  in  ein  Dreieck  ACB  getheilt  wird,  so  wird  dieses 
Dreieck  übej  seiner  Grundlinie  AB  vergrössert,  wenn  man  die  Schenkel 
a,  b  gleich  macht;  aber  dadurch  wird  auch  die  ganze  Figur  grösser,  und 
vergrössert  sich  noch  mehr,  wenn  sie  in  ein  Ereisstück  zwischen  den 
gleichen  Schenkeln,  als  Sehnen,  übergeht,  was  die  Wahrheit  des  Satzes 
bestätigt. 

23.  Unter  allen  Figuren,  deren  Grenzlinie  aus  n  gegebenen 
Geraden  a,  6,  c,. . . .  und  aus  1,  oder  2,  oder  3,  . . .  oder  n  belie- 
bigen Linien  ly  /,,  ^3,  . . .  U  besteht,  hat  das  Ereisstück  zwischen 
jenen  Geraden,  als  Sehnen  (18),  bei  gleicher  Summe  L  der  Li- 
nien ly  /j,  ...  den  grössten  Inhalt  und. bei  gleichem  Inhalte  die 
kleinste  iSumme  L  jener  Linien. 

Der  Beweis  ist  dem  des  Satzes  (21)  ähnlich. 

24.  Ist  in  Hinsicht  des  vorigen  Satzes  (23)  statt  der  n  ein- 
zelnen Geraden  a,  i,  ^r,  . . .  deren  Summe  gleich  s  gegeben,  so 
wird  bei  gleichem  Umfange  der  Inhalt  des  Ereisstücks  ein 
Maximum  Maximorum,  oder  bei  gleichem  Inhalte  die  Summe  L 
der  Linien  l,  /|, . . .  ein  Minimum  Minimorum,  wenn  die  Geraden 
einander  gleich  sind.  —  Aehnlich  verhält  es  sich,  wenn  bloss  die 
Summe  einzelner  Geraden  gegeben  ist,  oder  wenn  in  verschiedenen  Ab- 
theilungen die  Summen  von  einzelnen  Geraden  gegeben  sind,  wo  dann 
die  Geraden  jeder  Abtheilung  unter  sich  gleich  sein  müssen. 

Der  Beweis  ist  ähnlich  wie  beim  obigen  Satze  (22). 

25.  Wenn  bei  den  Sätzen  23  und  24  insbesondere  die  Bogen  /,  l^^ 
/.^,  ...  alle  Null  sind,  so  hat  man  folgende  bekannte  Sätze: 

I.  Sind  die  Seiten  a,  6,  c,  . . .  eines  Vielecks  gegeben,  so 
hat  es  den  grössten  Inhalt,  wenn  es  ein  Ereisstück  zwischen 
den  Sehnen  a,  i,  Cy  \ . .  ist,  d.  h.  wenn  es  einem  Ereise  einge- 
schrieben ist. 

II.  Ist  der  Umfang  eines  n-Ecks  gegeben,  so  ist  sein  Inhalt 
am    grössten,    wenn    es    gleichseitig    und    einem    Ereise    einge- 


300 


Ueber  JlIl^ 


scliriehen,  d.  h.  wenn  es  regelmäsBig  ist.  Und  umgekehrt:  Unter 
allen  n-Ecken  von  gleichem  lahalto  hat  das  regelmässige  den 
kleinsten  Umfang. 

26.  Betrachtet  man  Vielecke  von  imgleicher  Seitenzahl  aber  v(id 
gleichem  Umfange  oder  gleichem  Inhalt«  und  fragt,  welches  bezicMici 
den  grössten  Inhalt  oder  den  kleinsten  Umfang  habe,  so  hat  maji  cä  niu 
mit  den  regelmässigen  za  thun  (25};  für  diese  aber  findet  folgendes  6«- 
setz  statt: 

Bei  regelmässigen  Vielecken  von  gleichem  Umfange  bilden 
die  Inhalte  eine  steigende  Reihe,  welche  mit  dem  Dreieckt 
ginnt  und  mit  dem  Kreise  schliesst;  und  bei  gleichem  Inhalte 
bilden  die  Umfange  vom  Droicck  bis  zum  Kreise  eine  abnel 
mende  Reihe. 

Beweis.  Haben  zwei  regelmässige  Vielecke  von  gleichem  Umfangt 
angloiche  Seitenzahl,  wie  z.  B.  ein  Fünfeck  ABCDE  und  ein  Viereck 
nbcd^  so  kann  man  immer  das  letztere  als  ein  Fünfeck  ansehen,  dessm 
eine  Seite  Null  ist;  oder  —  wenn  in  der  einen  Seite  ad  ein  Pnncl 
angenommen  wird  —  als  ein  Fünfeck  alxde,  dessen  Winkof  bei  e  ^oich 
TT  ist;  also  ist  das  regelmässige  Viereck  aM  ein  ungleichseitiges  Ffinf- 
eck  und  hat  folglich  kleineren  Inhalt  als  jenes  regelmäjisige  Fünfeck 
ABCDE. 

Bemerkung.  I.  Aehnliche  Steigerungen  oder  Gesetze  finden  sich 
beim  obigen  Satze  (24),  sowie  bei  vielen  später  folgenden  Sätzen,  wenn 
man  nämlich  die  Summe  aller  geradlinigen  Seiten  a,  b,  c,  . .  .  als  ge- 
geben annimmt  und  die  Zahl  derselben  sich  ändern  lä^st;  es  genügt, 
bloss  darauf  aufmerksam  gemacht  zu  haben. 

IL  So  auITallend  vielleicht  der  vorstehende  Beweis  ist,  ebenso  aof- 
fallend  ist  es,  da.ss  er  nicht  schon  früher  gofimden  worden.  Die  mir  be- 
kannten   Beweise    des  Satzes    für    die    ebenen    Figuren    sind    mehr   od« 


lieber  Maximum  und  Minimum.  201 

i,  /,,  ...  den  grössten  Inhalt,  und  bei  gleichem  Inhalte  die 
inste  Summe  L  jener  Linien. 

11-  Ist  die  Summe  der  n  Geraden  a,  by  Cy  . . ,  gegeben,  so 
det  der  Satz  in  ähnlicher  Weise  statt,  wenn  dieselben  ein- 
ler  gleich  sind. 

ni.  Sind  in  beiden  Fällen  I  und  II  die  Linien  /,  Z„  /,,  ... 
e  gleich  Null,  so  geht  die  Figur  in  ein  (n-l-l)-Eck  über,  das 
em  Kreise  eingeschrieben  ist,  welcher  die  willkürliche  Seite 
zum  Durchmesser  hat. 

Der  Beweis  stützt  sich  auf  vorhergehende  Sätze  und  ist  dem  des 
zes  (19)  ähnlich. 

28.  Von  allen  Figuren,  deren  Grenzlinie  aus  den  beliebig  langen 
lenkeln  AB,  AC  eines  rechten  Winkels  A  und  aus  einer  beliebigen 
ie  L  besteht,  hat  der  Kreis(^uadrant  bei  gleicher  Länge  der  Linie  L 
i  grössten  Inhalt,   und   bei  gleichem  Inhalte  die  kürzeste  Linie  L.  — 

die  Linie  L  zusammengesetzt  aus  gegebenen  Geraden  a,  b,  Cy  . . .  und 
1  beliebigen  Linien  /,  /,,  Z„  . . .,  so  findet  der  Satz  in  ähnlicher  Weise 
tt,  wenn  die  Figur  ein  Kreisstück  ist  zwischen  den  Sehnen  a,  6,  . . . 
I  den  Radien  ABy  AC.  Ebenso,  wenn  die  Summe  und  Anzahl  der 
•aden  a,  i,  c,  . . .  gegeben  ist. 

In  allen  diesen  Fällen  kann  die  Figur  als  die  eine  Hälfte  einer  an- 
cn  Figur  angesehen  werden,  welche  AB  oder  AC  zur  Symmetral-Axe 
,  und  dann  folgen  die  Sätze  unmittelbar  aus  den  früheren  (19  und  27). 

29.  I.    Wenn  femer  die  Linie  L  von  einem  gegebenen  Puncto  B 
einen  Schenkels  AB  ausgehen  soll,  so  findet  das  genannte  Maximum 

r  Minimum  statt  (28),  wenn  die  Figur  die  eine  Hälfte  eines  Kreisstückes 
welches  den  anderen  Schenkel  AC  zur  Symmetral-Axe  hat,   so  dass 

>  der  Mittelpunct  des  Kreises  in  diesem  Schenkel  liegt,  und  L  zu  ihm 

itwinklig  ist. 
II.   Wäre  statt  des  rechten  Winkels  ein  spitzer  BDC  und  im  Schenkel 

^  der  Punct  B  gegeben,  so  hat  man  dieselben  Sätze,  nur  dass  die  Figur 
ein  constantes  Dreieck  BAD  vermehrt  ist,  welches  durch  das  Perpen- 

el  BA  aus  B  auf  den  Schenkel  DC  von  dem  Winkel   abgeschnitten 

d.     Auch  hier  liegt  der  Mittelpunct  des  Kreises  in  dem  Schenkel  DC. 

30.  Von  allen  Figuren,  welche  von  den  willkürlioh  langen 
lenkeln  AB,  AC  eines'gegebenen  Winkels  BAC  und  von  einer 
iebigen  Linie  L,  deren  Länge  aber  gegeben  ist,  begrenzt 
rden,  hat  der  Kreissector  den  grössten  Inhalt.  . 

Beweis.  Ueber  dem  einen  Schenkel  AC  denke  man  sich  die  Figur 
pelt  und  symmetrisch,  auf  der  einen  Seite  ABLC  und  auf  der  anderen 
\L^Cy  so  muss,  wofern  der  Inhalt  ein  Maximum  sein  soll,  die  Linie 
C/v,  ß,   und  also  auch  ihre  Hälfte  L  ein  Kreisbogen  sein,  dessen  Mittel- 


punci  im  Schenkel  AC  liegt;  ai>or  aus  gleichea  Gründen  diusk  dieser 
Mittelpunct  (von  L)  auch  im  Schenkel  AB  liegen;  er  liegt  folglich  in 
ihrem  Durchschnitte,  in  A. 

Ein  anderer  Beweis  folgt  aus  (29,  I). 

31.  T.  Wenn  die  Linie  L  (30)  aus  gegebenen  Geraden  o.  b, 
c,  . . .  und  aus  beliebigen  Linien  l,  /,,..-  bestehen  noU,  so  findet 
der  Satz  in  analoger  Weise  statt,  nämlich  die  grösste  Figur  ist 
ein  Sectnr-Kreisstück  zwischen  den  Sehnen  a,  b,  r,  . . .  und  den 
Radien  AB,  AC.     Und: 

II.  LäsBt  man  die  Bogen  2, /, , .. .  achwinden,  bia  jeder  gleicli 
Null  wird,  so  hat  man  eincD  Satz  über  das  Vieleck,  wenn  ein 
Winkel  BAC  desselben  und  alle  nicht  daran  liegenden  Seiten 
n,  b,  . . .  gegeben  sind'). 

Diese  Sätze,  sammt  ilem  vorigen  (30).  gehen  in  verschiedene  fräbe» 
Sätze  über,  wenn  man  dem  Winkel  A  die  Wcrtho  in,  x,  2w  giebt. 

32.  Unter  allen  Kreissectoren  von  gleichem  Umfang  hat 
derjenige  den  grössten  Inhalt,  dessen  Bogen  dem  Durchmesser 
gleich  ist. 

Beweis.  Jeder  Sect«r  ist  gleich  der  Hülfto  eines  rochtwinklt^en 
Dreiecks,  dessen  Katheten  beziehlich  dem  Bogen  und  dem  I>urchmoäs?t 
gleich  sind;  dioses  Dreieck  aber  wird  ein  Maximum,  wonn  es  gleich- 
schenklig ist  (7). 

Bemerkung.  Für  den  sphärischen  Krcissector  findet  der  Satz  nicht 
ganz  gleichmassig  statt,  nämlich  der  Bogen  ist  ntbht  dem  sphärischen, 
sondern  dem  wirklichen  geradlinigen  Durchmesser  des  Kreises  gleich. 
Auch  der  Beweis  scheint  nicht  auf  analoge  Art  geometrisch  gefuhii  wor- 
den zu  können;  dagegen  ergiebt  er  sich  leicht  durch  Rechnung. 

Beide  Sätze  stimmen  ausserdem  folgendennassen  überein: 

I.     Der  Centnwinkel  des  grössten  Sectors   bleibt   constant,   mag  lier 


Ueber  Maximum  und  Minimum.  203 

1er  Sector  zu  einem  Hauptkreise,  und  sein  Inhalt  ist  gleich  2r'\  oder  gleich 
^ — ,  wo  0  die  Oberfläche  der  ganzen  Kugel  mit  dem  Radius  r  ist. 

33.  Von  je  zwei  spitzwinkligen  (18)  Kreissegmenten  mit 
gleich  langem  Bogen  hat  dasjenige  grösseren  Inhalt,  welches 
den  grösseren  Winkel  oder  die  kleinere  Sehne  hat;  und  von  je 
zwei  stumpfwinkligen  Segme»ten  mit  gleich  langem  Bogen  hat 
dasjenige  grösseren  Inhalt,  dessen  Winkel  kleiner  oder  dessen 
Sehne  grösser  ist. 

Beweis.  Es  seien  ALB  und  Ä^L^B^  zwei  spitzwinklige  Segmente 
(Taf.  X  Fig.  8),  Bogen  L  gleich  L,  und  Sehne  AB<,A,B,\  femer  sei 
C  das  Centrum  von  L;  man  verlängere  die  Radion  CA^  CB  und  trage 
zwischen  ihnen  die  Sehne  A^B^  ein,  parallel  zu  ^ß  (also  jenseits  dieser), 
und  über  ihr  das  Segment  A^L^B^^  nach  aussen  liegend,  so  ist  der  Sector 
CALBC:>CA^L^B^C  {^),  daher  auch,  wenn  man  von  beiden  das  Drei- 
eck ACB  wegnimmt,  Segment  ALB>  AA^Lß^BA^  und  folglich  um  so 

mehr 

Segment  ALB  >  Segment  A^L^B^. 

Aehnlich  wird  der  andere  Theil  des  Satzes  bewiesen. 

Bemerkung.  I.  Zwischen  den  spitzwinkligen  und  stumpfwinkligen 
Segmenten  mit  gleich  langem  Bogen  steht  das  rechtwinklige  oder  der 
Halbkreis  in  der  Mitte  und  hat  den  grössten  Inhalt  (19),  jene  aber  wer- 
den um  so  kleiner,  je  mehr  sie  von  ihm  abweichen,  und  da  ihre  Grösse 
stetig  abnimmt^  so  mfissen  immer  zwei  und  zwei  gleichen  Inhalt  haben, 
nämlich  je  ein  spitzwinkliges  mit  einem  stumpfwinkligen,  so  dass  also, 
wenn  der  Inhalt  und  der  Bogen  gegeben,  immer  zwei,  aber  nur  zwei  ver- 
schiedene Segmente  möglich  sind;  nur  muss  der  Inhalt  kleiner  sein,  als 
der  Halbkreis  mit  dem  gegebenen  Bogen.  Hierdurch  wird  die  obige  Be- 
hauptung (18,  4)  bestätigt. 

n.  Für  andere  Figuren  (Kreisstücke)  über  zwei  ungleichen  Grund- 
linien (Sehnen)  AB  und  A^B^^  deren  übrige  Umfangstheile  L  und  L, 
aus  den  nämlichen  gegebenen  Geraden  a^  b,  Cy  , . .  und  aus  anderen  be- 
liebigen Stücken  /,  /,,  Z,,  ...  von  gleicher  Summe  bestehen,  so  dass  L 
gleich  Lj,  finden  analoge  Sätze  statt,  deren  Beweis  aus  (31)  folgt. 

34.  Von  allen  Figuren,  deren  Grenzlinie  aus  den  Schenkeln 
eines  gegebenen  Winkels  Aj  wovon  der  eine  AB  in  B  begrenzt 
und  gegeben,  der  andere  .4C  aber  willkürlich  ist,  und  aus  einer 
von  B  nach  dem  Schenkel  AC  gezogenen,  aber  nicht  darüber 
hinaustretenden  beliebigen  Linie  L  besteht,  hat  das  convexe 
Kreisstuck  zwischen  der  Sccantc  AB  und  der  Tangente  AC  bei 
gleichem  Umfange  (oder  bei  gleicher  Summe  L-^AC)  den 
Rrössten  Inhalt:  und  auch  umojekehrt. 


204  Heber  Maxiiinira  uud  Uiniinutn. 

Beweis.  Es  sei  DLC  (Taf.  X  Fig.  9)  ein  KroisbogoD,  der  den 
Schenkel  ÄC  in  C  berühre,  wobei  L-\-AC  die  gegebene  LSngo  habe,  m 
dasa  ABLÜA  das  genannte  Kroisstück  ist,  so  ist  zu  zeigen,  dass  aus  B 
keine  andere  Linie  L^  nach  irgend  einem  Puncte  E  oder  F  des  Schenkek 
AC  möglich  sei,  welche,  ohne  über  diesen  Schenkel  hinanszatreteo,  eint 
Figur  von  gleichem  Umfange  und  gleichem  oder  von  grösserem  Inhalte  gäbe. 

Man    denke  sich  die  Linie  L^   nach  E  gezogen  (Taf.  X  Fig.  9),  tt 
haben  das  Segment  BLC  und  die  Figur  BL^EC  dieselbe  Grundlime  B6' 
und  gleichen  Uinfai^,  daher  ist  (20)  BLC>BLßC,  uud  folglich 
ABLCA  >  ABL.EA. 

Nnn  denke  man  sich  dio  Linie  L^  nach  F  gezc^n,  so  mnsB  sie,  um 
einen  möglichst  grossen  Raum  zu  begrenzen,  immerhin  ein  EroisbogeD  sein 
(20,  Anmerk.)  und  auch  sich  zum  Theil  über  den  Bogen  L  erheben,  ihn 
also,  ausser  in  B,  noch  einmal  schneiden,  aber  offenbar  mtiss  sie  aucb 
die  Verlängerung  von  L,  den  Itogen  CD  schneiden,  somit  mnssten  zwei 
Kreise  drei  Puncte  gemein  haben,  was  unmöglich  ist  —  Sollt«  die» 
Schlussfolgo  nicht  ganz  befriedigend  erscheinen,  so  kann  man,  wie  folgt, 
an sohaul icher  verfahren. 

Welche  Form  die  von  B  nach  F  gehende  Linie  L,  haben  mag,  sie 
muss  nothwendig  immer  den  Krcisbi^u  CD  (Verlängerung  von  L)  a 
irgend  einem  Puncte  G  schneiden  (weil  sie  weder  zwischen  dem  Kreise 
und  dem  Schenkel  AC  durchgehen  kann,  noch  über  den  letzteren  hinaos- 
trcten  darf),  so  dass  ein  gemischtliniges  Dreieck  FGC  entsteht,  in  welchem 

FG-\-CG  >  CF, 
oder 

(a)  CF~CG  <  FG. 

Da  die  Figuren  ABLCA  und  ABL,FA    gleichen  Umfang  haben  sollen. 


Ueber  Maximum  und  Minimum.  205 

dürfe  auch  nicht  über  die  Verlängerung  des  Schenkels  AB  hin- 
austreten^, weil  alsdann  der  Satz  nur  so  lange  möglich  wäre,  bis  der 
Punct  D  in  -B  fiele,  und  der  Kreis  L  den  Schenkel  AB  in  B  berührte; 
denn  über  diese  Grenze  hinaus  müsste  der  Satz  sich  ändern,  nämlich  er 
müsste  in  einen  später  folgenden  Satz  (37)  übergehen.  Wird  hingegen 
der  Umfang  kleiner,  oder  der  Winkel  A  grösser,  so  rückt  der  Berührungs- 
pnnct  C  dem  Scheitel  A  näher,  bis  er  ihn  endlich  erreicht,  wobei  die 
Figur  ein  Ejreissegment  über  der  Sehne  AB  wird,  welches  in  gewissem 
Sinne  als  Grenze  des  Satzes  zu  betrachten  ist,  indem  der  Schenkel  AC 
gleich  0  wird;  denn  wird  alsdann  der  Umfang  noch  kleiner  oder  der 
Winkel  A  noch  grosser,  so  bleibt  die  Figur  ein  Kreissegment  über  der 
Sehne  AB,  aber  der  Bogen  L  berührt  nicht  mehr  den  Schenkel  AC, 
sondern  schneidet  ihn  in  A. 

35-  Wenn  in  Rücksicht  dos  vorigen  Satzes  (34)  anstatt 
der  Summe  L-{-AC  die  Differenz  L — AC  oder  AC — L  gegeben 
wird,  so  ist  der  Inhalt  der  Figur  ein  Minimum  (statt  Maxi- 
mum), wenn  sie  ein  concavesf  Kreisstück  (Taf.  X  Fig.  10)  zwi- 
schen der  Secante  AB  und  der  Tangente  AC  ist. 

Denn  zieht  man  aus  B  nach  einem  hinreichend  entfernten  Puncto*  ^^ 
des  Schenkels  AC  die  Gerade  BA^^  so  ist,  wenn  L — AC  oder  AC — L 
gegeben  wird,  auch  zugleich  L+A^C  gegeben,  indem  man  AA^  kennt. 
Nun  ist  offenbar  der  Raum  ABLC  ein  Minimum,  wenn  A^BLC  ein 
Maximum  wird,  dieses  aber  tritt  ein,  wenn  die  im  Satze  ausgesprochene 
Bedingung  erfüllt  wird  (34). 

36.  Wenn  in  Rücksicht  der  beiden  letzten  Sätze  (34  und  35) 
die  Linie  L  aus  gegebenen  Geraden  a,  by  c,  , , ,  und  aus  belie- 
bigen Stücken /^  Zp /„.. .  bestehen  soll,  so  ist  in  gleicher  Weise 
die  Figur  beziehlich  ein  Maximum  oder  ein  Minimum,  wenn 
sie  ein  convexes  oder  ein  concaves  Kreisstück  zwischen  der 
Secante  AB,  der  Tangente  ^0  und  den  Sehnen  a,  6,  c,  . . .  ist. 

Die  Erörterung  des  Spielraums  und  der  Grenzen  dieser  zwei  Sätze 
gehört  in  den  Bereich  der  in  (18)  angezeigten  Untersuchungen.  Hier  mag 
nur  bemerkt  werden,  dass,  wenn  der  Winkel  A,  der  Schenkel  AB  und 
die  Geraden  a,  b,  c,  ,.,  gegeben  sind,  dann  im  Allgemeinen  für  zwei  be- 
stimmte Werthe  des  Umfanges  das  genannte  Kreisstück  in  ein  Vieleck 
übergeht  (also  alle  Bogen  l,  l^^  Z,,  ...  Null  werden),  und  dass  in  dem 
Intervall  zwischen  beiden  Vielecken  der  Satz  unmöglich  wird. 

37.  Soll  die  Grenze  einer  Figur  aus  den  beliebig  langen 
Schenkeln  AB,  AC  eines  gegebenen  Winkels  A  und  aus  einer 
dieselben  verbindenden  aber  nicht  darüber  hinaustretenden, 
beliebigen  Linie  L  bestehen,  und  ist  der  Umfang  der  Figur 
gegeben,   so  ist  sie  ein  Maximum,  wenn  sie  ein  convexes  Kreis- 


206  l'eber  Maximum  und  Minimum. 

stück  ABLCÄ   (Taf.  X  FiR.  11)  im   umschriebenen   Winkel  A  igt 
(d.  h.  wenn  L  ein  die  Schenkel  berührender  Ereisbogen  ist). 

Und  wenn  Htatt  des  Umfange»  die  Differenz  zwischen  der 
Linie  L,  (statt  L)  und  der  Summe  der  Schenkel  AB-\~AC  ge- 
geben, »0  i»t  die  Figur  ein  Minimum,  wenn  sie  ein  concavei 
Kreisstück  (ABL^CA)  im  umschriebenen  Winkel  ist. 

Beweis.  Nimmt  man  in  der  Linie  L  irgend  einen  Punct  Z>  an  and 
zieht  die  Gerade  AD,  so  müssen,  wofem  die  Figur  ein  Maximum  sein 
soll,  die  Thcile  BB  und  BC  Kreisb<^n  sein,  welche  die  Schenkel  AB 
und  AC  berühren  (34);  da  aber  der  Punct  D  ein  beliebiger  ist,  so  muss 
die  ganze  Linie  L  ein  Kreisbogen  sein,  welcher  beide  Schenkel  berührt 

Bemerkung.     I.    Wird  der  Winkel 

A  ^=  -    oder    .(4  >  it, 
so   geht  das   convexe   Kroissttick  in   den    ganzen  Kreis   über   and   der 
Satz  verliert  seine  eigentliche  Bedeutung.     Das   concave  Kreisstück  ver- 
schwindet. 

n.  Werden  die  Schenkel  des  Winkels  A  mittelst  einer  Geraden  EF 
oder  GJf  begrenzt,  und  wird  dieselbe  nebst  den  anliegenden  Winkeln  E,  F 
oder  G,  H  als  gegeben  angesehen,  so  gelten  die  Satze  in  gleicher  Weise 
für  die  Figuren  EBLCF  und  EBLfiF,  oder  GBL,CH  und  GBLCH, 
nämlich  die  erste  ist  bei  gegebenem  Umfange  ein  Maximum,  und  die 
andere  bei  gegebener  Differenz  (EB+FC)~L,,  oder  (GB-\-HC)—L 
ein  Minimum.  Und  diese  Sätze  bleiben  bestehen,  wenn  insbesondere 
(^A  gleich  0  und)  die  Schenkel  EG  und  FH  parallel  werden. 

38.  Wenn  die  Linie  L  oder  L,  (37)  aus  gegebenen  Geraden 
a,b,Cy...  und  aus  beliebigen  Bogen  /,  /,,  /,,  ...  bestehen  soll, 
80  ist  in  gleicherweise  die  Fignr  ein  Maximum  oder  Minimum, 
wenn  sie  ein  convexes  oder  ein  concaves  Kreisstück  zwischen 


üeber  Maximum  und  Minimum.  207 

in.  Ist  die  Linie  L  aus  gegebenen  Geraden  a,  i,-c,  ...'und 
aus  beliebigen  Bogen  Z,  /,,  /,,  ...  zusammengesetzt,  so  finden 
beide  Sätze  in  ähnlicher  Weise  statt.. 

Beweis.     Wird  die  jedesmalige  Figur  über  dem  Schenkel  AB  sym-  , 
metrisch  verdoppelt,  so  folgen  die  Sätze  aus  den  vorhergehenden  (37  und  38). 

40.  I.  Soll  eine  Figur  durch  die  willkürlich  langen  Schenkel 
AC  und  AF,  BD  und  BE  zweier  gegebenen  Winkel  A^  B  (deren 
Lage  unbestimmt  ist)  und  dnrch  eine  oder  zwei  beHebige  Linien 
/,  /,,  welche  jene  SVihenkel  gegenseitig  verbinden,  begrenzt  wer- 
den, und  soll  dieselbe  innerhalb  beider  Winkelräume  liegen, 
während  ihr  Umfang  gegeben  ist,  so  ist  sie  ein  Maximum,  wenn 
sie  ein  convexes  Kreisstück  AGDBEl^FA  (Taf.  X  Fig.  12a)  zwi- 
schen den  umschriebenen  Winkeln  -4,  B  ist. 

Oder  wenn  die  Differenz  zwischen  der  Summe  der  Schenkel 
des  kleineren  Winkels  ^  und  der  Sumn^e  aller  übrigen  Umfangs- 
theile,  also  wenn 

(AC-\'AF)—(BD-hBE-hl+l^) 
gegeben,  so  ist  die  Figur  ein  Minimum,  wenn  sie  ein  concaves 
Kreisstück  ACIDBEI^FA  (Taf.  X  Fig.  126)  zwischen  den  umschrie- 
benen Winkeln  A.  B  ist. 

Beweis.    Das  convexe  Kreisstück 

AaDBEl^F=K 
(Taf.  X  Fig.  12a)  besteht  (wenn  mittelst  der  Bogen  a,  ß  der  Kreis  ergänzt 
wird)  aus  dem  ganzen  Kreise  aZßZ,  gleich  K^  und  aus  den  zwei  Stücken 
Aa^  ßß  (concave  Kreisstücke  in  den  umschriebenen  Winkeln  A^  B).  Nun 
denke  man  sich  irgend  eine  im  Satze  inbegrüTene  Figur  F  und  schneide 
von  ihr  (in  den  Winkeln  A,  B)  die  nämlichen  zwei  Stücke  :4a,  ßß  ab, 
so  bleibt  als  Rest  eine  Figur  F, ,  welche,  wie  leicht  zu  sehen,  entweder 
gleichen  oder  kleineren. Umfang  hat  als  jener  Kreis  iT, ,  so  dass  in 
allen  FäDen  K,  >  F„  imd^folgUch  auch  K>  F  ist. 

Ein  anderer  Beweis  ergiebt  sich  durch  folgende  Schlussfolge:  Zuerst 
lässt  sich  zeigen,  dass  die  grösste  Figur  nicht  durch  die  Schenkel  der 
Winkel  A^  B  allein  begrenzt  werden  kann  (also  kein  Viereck  sein  kann), 
sondern  dass  Linien  l^  l^  vorhanden  sein  müssen;  sodann  folgt,  dass  diese 
Linien  Kreisbogen  sein  müssen  (20),  welche  die  Schenkel  berühren  (34 
oder  37),  und  dass  sie  einem  und  demselben  Kreise  angehören  (38). 
Denn  nimmt  man  in  ?,  /,  zwei  beliebige  Puncte  ^,  a^  an  und  zieht  die 
Gerade  xx^  gleich  a,  so  theilt  diese  die  Figur  in  zwei  Theile,  wovon  jeder 
ein  Maximum,  wenn  er  ein  Kreisstück  zwischen  dem  Winkel  A  oder  B 
und  der  Sehne  a  ist  (38). 

II.  Die  Form  der  grössten  Figur  ist  nicht  absolut  bestimmt,  viel- 
mehr können  die  Bogen  /,  /,  ihre  Grösse  beliebig  ändern,  wenn  nur  ihre 


208  Ueb«r  Hanimno]  und  Hinimtun. 

Sum'mo  constant  und  der  Kreis  derselbe  bleibt;  nämlich  välireDd  x.R 
der  Winkel  A  fest  bleibt,  kann  der  andere  Wiokel  B  sich  um  den  Enii 
bewegen,  und  zwar  von  dem  Zustande,  wo  sein  Schenkel  BE  mit  AF  n 
einer  Geraden  liegt,  bis  dahin,  wo  der  andere  Schenkel  BD  auf  AC  (oder 
dessen  Verlängerung)  fällt.  Inzwischen  kommt  er  in  die  La^,  wo  dir 
Gerade  AB  durch  die  Scheitel  der  Winkel  diese,  sowie  die  ganze  Rgor, 
halltet  und  durch  den  Mittelpunct  des  Kreises  geht. 

Id  dem  Grenzzustandc,  wo  die  Schenkel  BE  und  AF  in  einw  Gt» 
den  liegen  (Taf.  X  Fig.  12c),  kann  der  Satz  auch,  wie  folgt,  ausgesprocbi 
werden: 

Soll  die  Grenze  einer  Figur  aus  drei  auf  einander  folgei- 
den,  unbestimmt  langen  Geraden  CA,  AB,  BD  und  aas  einer  di< 
erste  und  dritte  (Gerade)  vorbindenden,  aber  nicht  darfiher  hii- 
austretenden,  beliebigen  Linie  L  bestehen,  und  sind  die  ifi- 
schen  den  Geraden  liegenden  zwei  Winkel  A,  B  nebst  dem  Um- 
fange der  Figur  gegeben,  so  ist  diese  ein  Maximum,  wenn  dit 
Linie  L  ein  Bogen  des  die  drei  Geraden  berührenden  Kreises  ist 

Für  das  concave  Kreisstück  (I)  findet  ein  analoger  Zustand  statL 

ill.  In  dem  angezeigten  besonderen  Falle  (11),  wo  die  Di^onale  iB  ■ 
durch  den  Mittolpunct  des  Kreises  geht  und  die  Figur  in  zwei  sj'mmetnsebe  ■ 
Hälften  theilt,  hat  man  den  folgeodcD  Zusatz:  ■ 

Besteht  die  Grenze  einer  Figur  aus  drei  auf  einander  fol-  I 
genden  Geraden  CA,  AB,  BD  und  aus  einer  die  erste  and  dritte  I 
Gerade  verbindendcD,  aber  nicht  darüber  hinaustretenden  Lini«  I 
/,  und  sind  die  zwei  Winkel  ^^,^S,  zwischen  den  Seiten,  sowit  1 
die  Summe  der  Linie  t  und  der  beiden  äusseren  Seiten  CA,  BD  ] 
gegeben,  so  ist  die  Figur  ein  Maximum,  wenn  l  Bogen  einea 
Kreises  ist,  der  die  äusseren  Seiten  berührt,  und  dessen  Mitt«!* 


üeber  Maximum  und  Minimum.  •  209 

müsste  Dreieck  AA^B^> ABB^  sein,  weil  x>y  ist  (3,11);  es  sind 
^T  die  Dreiecke  gleich  gross,  folglich  muss  nothwendig 

AA^-hA,B,  <  AB-hBB,, 
id  mithin  auch 

Umfang  A.CLDB^  <  Umfang  ACLDB 

m.  Wenn  aber  die  erstere  Figur  bei  gleichem  Inhalte  kleineren  Umfang 
\&t  als  die  andere,  so  kann  sie  offenbar  bei  gleichem  Umfange  grösseren 
Qhalt  haben  als  diese,  und  zwar  wird  sie  um  so  mehr  grösser  sein,  wenn 
e,  wie  die  andere,  ein  BLreisstück  ist. 

Bei  diesem  Beweise  ist  hauptsächlich  auf  die  sphärischen  Figuren 
Jcksicht  genommen;  denn  für  die  ebenen  Figuren  allein  könnte  man 
afacher  verfahren,  oder  directer  schliessen,  z.  B.  wie  folgt: 

Die  Gerade  Aj^B^  sei  so  gezogen,  dass  Winkel 

ad 

AA^-k-A^B,  =  AB+BB,, 

0  ist,  weil  x>y,  Dreieck 

AA,B,  >  ABB,        (3,  II), 

üd  folglich  bei  gleichem  Umfange  die  Figur 

A.CLDB,  >  ACLDB,    u.  s.  w. 

Femer  kann  auch  die  Figur,  welche  Gegenstand  des  vorigen  Zusatzes 
0,  III)  ist,  zu  einem  anderen  Beweise  benutzt  werden. 
42.    I.    Soll  die  Grenze  einer  Figur  bestehen: 

1)  *aus  den  unbestimmt  langen  Schenkeln  von  m  gegebenen 
'inkeln  Aj  B,  C,  ...,  deren  Summe  grösser  als  (m — 2)7c, 

2)  au«  beliebigen  Linien  Z,  Z^  2„  ...,  welche  die  Schenkel 
^rschiedener  Winkel  verbinden,  und  deren  Anzahl  von  1  bis  t/» 
3liebig  sein  kann; 

soll  ferner  die  Figur  über  keinen  der  m  Winkelräume 
inaustreten,  und  ist  ihr  ganzer  Umfang  gegeben,  so  ist  ihr 
ihalt  ein  Maximum,  wenn  sie  ein  convexes  Kreisstäck  zwi- 
;hen  den  umschriebenen  Winkeln  -4,  5,  C,  . . .  ist. 

Ist  A  der  kleinste  unter  den  gegebenen  Winkeln,  und  zwar 
\  beschaffen,  dass  sein  Nebenwinkel  grösser  als  die  Summe 
3r  Nebenwinkel  aller  übrigen  ist,  und  ist  die  Differenz  zwi- 
;hen  der  Summe  der  Schenkel  «des  Winkels  A  und  der  Summe 
ler  übrigen  Umfangstheile  gegeben,  so  ist  die  Figur  ein  Mi- 
imum,  wenn  sie  ein  concaves  Ereisstück  zwischen  den  um- 
'hriebenen  Winkeln  -4,  JB,  C,  . . .  ist. 

äteincr's  Werke.    IL  14 


210  l'ober  MaxiiDum  uuil  Mmimiun. 

Dieses  concave  KreLsstück  hat  gleicbe  Form  wie  das  in  (40)  t*- 
trachtete.     Bei  den  folgendeo  Sätzen  werden  wir  dasselbe  übergehen. 

n.  Wenn  statt  der  einzPlnen  Winkel  Ä,  B,  C,  ...  Ami 
Summe  S  gegeben  ist,  so  wird  die  Figur  eia  Maximum  Miii- 
morum.  wenn  die  Winkel  einander  gleich  sind,  und  die  Fi^nt 
in  gleicher  Weise  ein  Ercisstück  zwischen  ihnen  ist. 

Der  Beweis  dieser  Sätze  ist  ähnlich  wie  beim  obigen  Satze  ^). 

43.  I.  Sind  die  Winkel  und  der  Umfang  eines  m-Ecks  J^ 
geben*),  so  ist  sein  Inhalt  ein  Masimuni,  wenn  es  einem  Kr«is( 
umschrieben  ist").  • 

U.  Ist  bloss  der  Umfang  gegeben,  so  ist  das  m-Eck  ein 
Maximum,  wenn  «s  gleichwinklig  und  einem  Kreise  umsohrie- 
ben,  also  wenn  es  regelmässig  ist  fvet^l.  25,  U). 

Diese  Satze  folgen  als  Grenzfülle  aus  den  vorigen  (42).  wofcm  mu 
bei*  diesen  die  Summe  der  gegebenen  Winkel  kleiner  werden  lissl.  N» 
sie  zuletzt  gleich  (m^2)7t  wird,  in  welchem  Falle  dann  das  KreisstÜ 
in   ein  »i-Eck    übergeht,    indem    die  Bogen  /,  /,,  /,,  ...    (deren  Snraw 

gleich  A-i-B-^C-i (m — 2)-^)  alle  Null  werden.  —  Uebrigeos  in» 

man  die  gegenwärtigen  Sätze  auch  unmittelbar  beweisen,  auf  gleiche  M 
wie  den  Satz  (40). 

44.  I.    Soll  eine  Figur  begrenzt  werden: 

1)  durch  die  unbestimmt  laugen  Schenkel  von  »»gogelieno 
Winkeln  A,  B,  C,  ...,  deren  Summe  grösser  als  (m — 1)5[, 

2)  durch  eine  Gerade  ff  von  willkürlicher  Länge,  und 

3)  durch  beliebige  Linien  l,  l^,  /,,  .,,; 

soll  ferner  die  Figur  sich  innerhalb  jedes  WinkelranW 
befinden,  und  ist,  ausser  der  Grundlinie  ff,  der  übrige  Tbw 
des  ümfanges  gegeben,  so  ist  ihr  Inhalt  ein  Maximum,  «ei" 
sie  ein  Kreisstück  zwischen  den  umschriebenen  Winkeln  J,  ^ 


üeber  Maximum  und  Minimum.  211 

Lässt  man  die  Summe  der  Winkel  schwinden,  bis  sie  gleich  (m — 1)t. 
so  hat  man  folgenden  Zusatz: 

Q.  Ist  die  Summe  der  beiden  Winkel  an  der  Grundlinie  g 
s  Vielecks  gleich  ir,  sind  alle  übrigen  Winkel  einzeln  und 
[ie  Summe  aller  Seiten,  ausser  der  Grundlinie  gegeben,  so 
las  Vieleck  ein  Maximum,  wenn  jene  Seiten  alle  den  Kreis 
hren,  welcher  die  willkürliche  Grundlinie^  zum  Durch- 
ier  hat;  die  an  der  Grundlinie  liegenden  Winkel  müssen 
t  rechte  sein. 

tVenn   statt   der   einzelnen   Winkel  A,  By  C,  ...    die   Summe   von 
n,  dreien,  . . .    gegeben  ist,    mögen   sie  im  Umfange   auf  einander 
1  oder  ]}icht,  so  wird  der  Inhalt  am  grössten,  wenn  dieselben  ein- 
gleich sind.  .  • 
)iese  Sätze   folgen   aus   den   vorhergehenden  (42),   wenn  die  Figur 
der  Grundlinie  g  sjrmmetrisch  verdoppelt  wird. 
t5.    I.    Wird   in  No.  44  die  Gerade^  weggelassen   und    da- 
1    angenommen,    es  sei  die  Summe   der  m  Winkel   grösser 
n — f)ic,  der  Winkel  ^<:iic,  von  seinen  Schenkeln  ^^i, -4^, 
.er  erste  AA^  willkürlich,   und    also   nur  der  übrige  Theil 
Jmfanges  gegeben,  so  ist  die  Figur  ein  Maximum,  wenn  sie 
Creisstück  zwischen  den  umschriebenen  Winkeln  B,  C,  ..., 
Tangente  AA^  und  der  normalen  Secante  AA^  ist. 
iVird  die  Summe  der  Winkel  gleich  (m — f)ir,  so  heisst  der  Satz: 
I.    Sind   die   Winkel   eines   Vielecks   gegeben,   ist  jedoch 
den  beiden  Winkeln  an  der  Grundlinie  AA^  der  eine  A<:^t: 
der  andere  ^j  gleich  {^ir,  ist  ferner  die  Summe  aller  Seiten 
er  der  Grundlinie  gegeben,  sa  ist  das  Vieleck  ein  Maximum, 
I  die  Seiten  einen  Kreis  berühren,   dessen  Mittelpunct   in 
jrundlinie  AA^  liegt. 

H.  Wenn  statt  der  einzelnen  Winkel  A^  B,  C,  Dy . . .  deren 
me  gegeben  ist,  so  wird  in  beiden  Fällen  (I  und  11)  die 
r  ein  Maximum  Maximorum,  wenn  Winkel 

B  =  C=D  =  '"==2A 
und  die  Figur  den  genannten  übrigen  Bedingungen  genügt; 
sind  die  zwischen  den  Winkeln  By  Cy  Dy  .,,  liegenden 
$n  einander  gleich  und  zwar  ist  jede  doppelt  so  gross  als 
n  A^^  zur  Grundlinie  rechtwinklige  Seite. 
3iese  Sätze  folgen  in  gleicher  Weise  aus  No.  42,  wie  die  vorigen  in 
4. 

16.    I.    Besteht  die  Grenze  einer  Figur 

l)   aus    den  Schenkeln   von  m  gegebenen  Winkeln  Ay  B,  Cy 
.,  deren  Summe  grösser  als  {m — 2)ir, 

14* 


212  Ueber  Uasintum  und  Hinimnin. 

2)  au^  beliebigen  Linien  l,  l,,  l^, ;    - 

sind  die  "Winkel  A,  B  beide  spitz,  nod  fallen  tod  ih»i 
Schenkeln  AA^,  AA,  and  Sß„  ßß,  zwei,  etwa.  AA^  and  BB^,  ii 
eine  Gerade  AB;  ist  ferner  der  Umfang,  aaseer  der  Groodlinie 
-^ßf  gcgßl>cn,  so  ist  der  Inhalt  der  Figur  ein  Maximam,  weu 
sie  ein  Kreisstück  zwischen  den  umschriebenen  WinkelD  C, 
D,  ...,  den  Tangenten  AA^,  BB^  und  der  normalen  Secante 
AB  ist. 

n.  Sind  die  Winkel  eines  Vielecke  gegeben,  sind  jedoch 
die  beiden  Winkel  ^,  £  an  der  Grundlinie  AB  spitz,  oder  höch- 
stens rechte,  and  ist  die  Summe  aller  Seiten,  ausser  der  Grund- 
linie, gegeben,  so  ist  das  Vieleck  ein  Maximam,  wenn  die« 
Seiten  alle  einen  Kreis  berühren,  dessen  Mittelpaoct  in  dar 
Grundlinie  AB  liegt.     Und  ferner: 

III.  Sind  die  Winkel  beliebig,  so  ist  das  Vieleck  ein  Maxi- 
mam, wenn  Winkel 

C=D  =  —  =  2A  =  2B 
ist;    auch   sind  alle   Seiten,    ausser  der  Grandlinie,    einander 
gleich;  oder: 

IV.  Ist  nur  der  Winkel  A  gegeben,  jedoch  nicht  grösser 
als  ^ic,  60  ist  das  Vieleck  am  grösston,  wenn 

C=D=..-  =  2B;  ' 

zugleich  sind  alle  Seiten,  die  nicht  am  Winkel  A  liegen,  ein- 
ander gleich.  Für  das  Viereck  und  Dreieck  m^  dieser  Satx  (IV)  nod 
besonders  wiederholt  werden: 

1)  Wenn  von  einem  Viereck  ABCD  der  eine  Winkel  A,  der  <ii^ 
int,  and  die  Summe  der  drei  Seifen  BC,  CD,  DA  gegeben  sind,  so  sr~t 
sein  Inhalt  aip  grössten,  wenn  Winkel 

=  D  =  -2B, 


Ueber  Maximum  und  Minimum.  213 

r  wenn  A  gleich  ^tt,  gib  ist 

l  zudem 

BC  =  2CA, 

»  eine  bekannte  Eigenschaft  ist. 

47.  I.    Wird  eine  Figur  begrenzt: 

1)  durch  die  Schenkel  von  m  gegebenen  Winkeln  Ay  By  C, ..., 
rcn  Summe  >(m — l)7r  ist, 

2)  durch  beliebige  Linien  ly  /,,  /,,  ...^ 

sind  die  Schenkel  AA^^  AA^  des  Winkels  A  von  willkür- 
her  Länge,  ist  dagegen  der  übrige  Theil  des  Umfanges  ge- 
ben, so  ist  die  Figur  ein  Maximum*,  wenn  sie  ein  Ereisstück 
:ischcn  den  umschriebenen  Winkeln  By  Cy  ...  und  dem  Centri- 
nkel  A  ist 

Die  Schenkel  AA^^  AA^  sind  somit  Radien  des  Kreises;  wird  einer 
rselben  nicht  von  einem  Bogen  (/),  sondern  von  einem  Schenkel  eines 
Lnkels  begrenzt,  so  steht  er  darauf  rechtwinklig. 

IL  Ist  die  Summe  zweier  Winkel  -4,,  A^  eines  Vielecks, 
wischen  welchen  nur  ein  anderer  Winkel  A.  liegt,  gleich  it, 
ind  die  übrigen  Winkel  Ay  By  Cy  ...  einzeln  und  ist  die  Summe 
Her  nicht  am  Winkel  A  liegenden  Seiten  gegeben,  so  ist  das 
^eiepk  ein  Maximum,  wenn  die  willkürlichen  Seiten  AA,  und 
-^i,  Radien  eines  Kreises  sind,  welcher  alle  übrigen  Seiten 
•^uhrt;  so  dass  also  die  W^inkel  -4,,  A^  einander  gleich  und 
^hte  sind.    Oder: 

ÜL     Ist  von  den  übrigen  Winkeln  nur  der  Winkelt  einzeln 

^i^bcn,  so  ist  unter  denselben  Bedingungen  das  Vieleck  ein 

Ximum,    wenn   die  Winkel  By  Cy  . , ,  X   einander  gleich  sind; 

dann  zugleich  auch  die  zwischen  diesen  Winkeln  liegenden 
^ten  einander  gleich,  sowie  die  zwei  am  ersten  und  letzten 
^iikel  liegenden  Seiten  BA^  und  XA^  unter  sich  gleich  und 
Mb  so  gross  wie  jene  sind. 

Nämlich  in  diesem  Falle  ist  das  Vieleck  beschaffen,  wie  ein  Sector 
bös  regelmässigen  Vielecks,  und  es  wird  in  der  That  ein  solcher,  wenn 
er  Winkel  ^  zu  ir  commensurabel  ist. 

Bei  diesen  Sätzen  kann  der  Winkel  A  jede  beliebige  Grösse  haben. 
t  insbesondere  A  gleich  ir,  oder  A  gleich  2ir,  so  gehen  die  Sätze  über 
(44)  oder  in  (42). 

48.  I.  Bleibt  alles  wie  vorhin  (47),  nur  dass  der  eine 
;henkel  AA^  des  Winkels  A  gegeben  ist,  und  also  bloss  der 
idcre  AA^  willkürlich  ist,  so  ist  die  Figur  ein  Maximum,  wenn 


214 


Ueber  Huimum  und  Hinimum. 


sie  ein  convexos  Kreisstück  zwischen  den  umschriebenen  Win- 
keln B,  C, ...,  der  Secante  AA^  und  der  normalen  Secante  AA^  ist. 

Bei  einer  beetimmteu  Grösse  des  gegebenen  Umfangstheiles  geht  die 
Figur  in  ein  Vieleck  über,  welches  sich  als  Greuzfall  des  Satzes  darstellt 

IL  Ist  Winkel  ^<:in,  und  ist  AA^  einzeln  (wie  vorhin) 
und  die  Summe  aller  übrigen  ümfangstheile  (also  AA^  inbe- 
griffen) gegeben,  so  ist  die  Figur  ein  Maximum,  wenn  sie  ein 
convoxea  Kreisstück  zwischen  den  umschriebenen  Winkeln  B, 
C,  ...,  der  Tangente  AA,  und  der  Secante  AA,  ist. 

Auch  hier  stellt  sich  der  Grenzfall  des  Satzes  in  einem  Vieleck  dar. 

49.    I.    Soll  die  Grenzlinie  einer  Figur  bestehen: 

1)  aus  n  gegebenen  Geraden  a,  b,  c,  ..., 

2)  aus  den   unbestimmt  langen  Schenkeln  von  m   gege- 
benen Winkeln  A,  B,  C,  ...,  deren  Summe  grösser  als 

3)  aus  beliebigen  Linien  /,  /,,  l„  ...,  deren  Anzahl  von  1 
bis  n+m  beliebig  ist; 

soll  ferner  die  Figur  über  keinen  der  m  Winkelräume  hinaas- 
treten,  und  ist  ihr  ganzer  Umfang  gegeben,  so  ist  ihr  Inhalt 
ein  Maximum,  wcun  sie  ein  convexes  Kreisstück  zwischen  den 
ft  Sehnen  a,  b,  c,  . ..  und  den  m  umschriebenen  Winkeln  A,  B, 
Cy  .. .  ist. 

II.  Wenn  statt  einzelner  Seiten  oder  Winkel  deren  Summe 
gegeben  ist,  so  wird  der  Inhalt  der  Figur  gesteigert,  wenn  die 
zu  je  einer  Abthoilung  gehörigen  Elemente,  deren  Summe  ge- 
geben, unter  sich  gleich  sind,  lund  die  Figur  den  nämlichen  ge- 
nannten Bedingungen  genügt;  so  dass  also  bei  gleicher  Summe 
der  n  Geraden,  gleicher  Summe  der  m  Winkel  und  gleichem 
Umfange  die  Figur  ein  Maximum  Maximorum  wird,  wenn  so- 
ohldioGe: 


Ueber  Maximum  und  Minimum.  215 

vexes  Ereisstück  zwischen  den  Sehnen  a,  6,  c^  ...,  den  um- 
schriebenen Winkeln  Ay  By  C,  . . .  und  dem  Durchmesser  g  ist. 

Beim  GrenzfaUe  dieses  Satzes  geht  das  Ereisstück  in  ein  Vieleck 
über;  er  tritt  ein,  wenn  man  den  Umfang  bis  zu  einer  bestimmten  Grösse 
abnehmen  lässt. 

n.  Bleibt  die  Grenzlinie  wie  in  (49, 1),  soll  dagegen  der 
Winkel  A^^n^  uad  von  dessen  Schenkeln  AA^^  AA^  der  eine 
AA^  von  dem  gegebenen  Umfange  ausgeschlossen,  und  soll  die 
Summe  aller  Winkel  grösser  als  (m — ^)Tr  sein,  so  ist  für  das 
Maximum  die  Figur  ein  Ereisstück  zwischen  den  Sehnen  ay  6, 
Cy  ...,  den  umschriebenen  Winkeln  By  C,  ...,  der  Tangente  ^-4^ 
und  der  normalen  Secante  AA^. 

Wäre  der  Schenkel  AA^  einzeln  gegeben,  so  müsste  er  Secante  des 
Ereisstückes  sein.  —  Oder: 

III.  Ist  der  Winkel  A  von  beliebiger  gegebener  Grösse, 
sind  seine  Schenkel  beide  von  dem  gegebenen  Umfangstheile 
ausgeschlossen,  also  willkürlich  lang^  und  ist  die  Summe  aller 
m  Winkel  grösser  als  (m — l)7r,  so  muss  für  den  Fall  des  Maxi- 
mums A  Centriwinkel  und  seine  Schenkel  AA^y  AA^  müssen 
Radien  des  Ereisstückes  sein. 

Der  letzte  Satz  (KI)  umfasst  viele  frühere  Sätze,  welche  aus  ihm 
folgen,  wenn  der  Winkel  A  gleich  it  oder  gleich  2it  wird;  oder  wenn 
man  die  n  Sehnen  a,  6,  c,  . . . ,  oder  die  m  Winkel  Ay  By  Cy  . . .  weg- 
lässt.  Bei  seinem  Grenzfalle,  welcher  eintritt,  wenn  der  gegebene  Um- 
fangstheil  bis  zu  einer  bestimmten  Grösse  schwindet,  geht  das  Ereisstück 
in  ein  Vieleck  über. 

Anmerkung. 

51.  Bei  den  meisten  vorhergehenden  Sätzen,  wo  ein  Ereisstück  in 
seinem  GrenzfaUe  in  ein  Vieleck  übergeht,  ist  der  jedesmalige  Satz  für 
dieses  Vieleck  noch  gültig,  aber  er  ist  zugleich  für  dieses  Vieleck  selbst 
nur  ein  bestimmter  besonderer  Fall,  wofern  man  dasselbe  für  sich  be- 
trachtet und  den  Elementen,  welche  zuvor  (beim  Ereisstück)  veränderlich 
waren,  andere  Werthe  beilegt,  als  ihnen  im  Grenzfalle  gerade  zukommen. 
Denn  werden  diese  Werthe  überschritten,  und  soll  dabei  die  Figur  ein 
jj^Ieichnamiges  Vieleck  bleiben  (also  keine  Bogen  /,  l^,  ...  erhalten  oder 
kein  Ereisstück  werden  dürfen),  so  ist  dasselbe,  für  den  Fall  des  Maxi- 
raums, ganz  anderen  Bedingungen,  unterworfen,  welche  selbst  noch  ver- 
schieden sind,  je  nachdem  der  gegebene  Werth  grösser  oder  kleiner 
als  jener  Grenzwerth  ist. 

Auf  diese  angedeuteten  Eigenschaften  des  Vielecks  wird  man  geführt, 
wenn  dasselbe  in  Rücksicht  auf  Maximum  und  Minimum  etwas  allgemeiner 


216  üeber  M&ximum  und  Uinimum. 

unA  vollständiger  uUtörsucht  werden  soll,  als  es  bisher  geschehen  ist;  nim- 
lich  wenn  man  in  allen  Fällen,  wo  von  dem  Vielecke  weniger  Elemente 
gegeben  sind,  als  zn  dessen  Bestimmung  erforderlich,  nach  dem  Maxi- 
mum oder  Minimum  der  übrigen  Elemente  fragt.  Die  Zahl  dieser  Fälle 
ist,  wie  leicht  zu  ermessen,  ansehnlich  gross,  selbst  wenn  jene  Elemente 
nur  auf  Seiten,  Winkel,  Summe  von  mehreren  Seiten  oder  Winkeln,  und 
Inhalt  beschränkt  werden.  Indessen  scheint  sich  die  ganze  Untersuchung 
bloss  auf  das  Viereck  zu  gründen  (ebenso  wie  die  Lehre  von  der  Con- 
gruenz  der  Vielecke),  so  dass  es  also  zunächst  nur  darauf  ankäme,  alle 
Fälle  des  Vierecks  zu  *  beantworten.  Diese  Falle  aber  belaufen  sich  viel- 
leicht auf  25  bis  30,  wovon  durch  die  gegenwütigen  Hnlfamittel  sich, 
wie  es  scheint,  kaum  die  Hälfte  unmittelbar  beantworten  lässt.  Ällcia 
dio  übngon  hängon  wahrachoinlich  so  von  einander  ab',  dass  nur  wenige 
unter  ihnen  eines  selbständigen  Beweises  bedürfen,  um  alle  anderen  daraus 
zu  folgern. 

Sätze,   noiche  sich  auf  mehrere  Figuren  zagleich  beziehen,   sowie  auf 
Figuren,  welche  durch  feste  Grenzen  beschränkt  oder  durch  tonte  Ele- 
mente bedingt  sind. 

52.  I.  Wird  jede  von  zwei  Figuren  aa,  b^  durch  eine  gerade 
Grundlinio  a,  b  und  durch  eine  beliebige  Linie  a,  ß  begrenzt: 
sind  die  Grundlinien  a,  b  einzeln,  und  ist  die  Summe  der  Linien 
ft,  ß,  etwa  a+ß  gleich  a,  gegeben,  so  ist  dio  Summe  der  Inhalte 
na+ip  gleich  S  ein  Maximum,  wenn  die  Figuren  Segmente  glei- 
cher Kreise  sind,  und  wenn  ausdrücklich  das  Segment  ntwjr  der 
kleineren  Grundlinie  b  spitzwinklig  ist. 

Beweis.  Angenommen  qs  sei  ein  Kreis  .^ßC (Taf.  XI  Fig.  13)  mög- 
lich, in  welchem  die  Grundlinien  a  und  b,  als  Sehnen  AC  tmd  BC  ein- 


lieber  Maximum  und  Minimum.  217 

Der  kleinste  Kreis  A/,  in  welchen  die  gegebenen  Grundlinien  a,  b 
sich  als  Seimen  eintragen  lassen,  hat  die  grössere  Sehne  a  zum  Durch- 
messer. •  Man  nehme  für  einen  Augenblick  an,  ABC  sei  dieser  Kreis  M, 
so  sind  drei  Zustände  möglich,  nämlich  entweder  ist  * 

(1)  a+ß  =  (J, 
oder 

(2)  .      «+ß  >  a, 
oder 

(3)  a+ß  <  of. 

Im  ersten  Falle  (1)  genügt  der  Kreis  M  der  obigen  Forderung. 

Im  zweiten  Falle  (2)  lasse  man  den  Kreis  M  wachsen  und  dabei  die 
Sehnen  a,  b  sich  von  einander  entfernen,  so  dass  der  Mittelpunct  des 
Kreises  zwischen  beide,  nämlich  in  den  Raum  aöy,  zu  liegen  kommt,  und 
dass  die  Segmente  oa,  6ß  beide  spitzwinklig  sind,  so  müssen  beide  Bogen 
a,  p  und  somit  auch  ihre  Summe  a-hß  stetig  schwinden,  also  wird  sich 
diese  Summe  der  gegebenen  Grösse  a  nähern,  bis  sie  endlich  bei  einem 
bestimmten  Kreise  M^  ihr  gleich  und  folglich  wiederum  die  Forderung 
erfüllt  wird. 

Im  dritten  Falle  (3)  lasse  man  den  Kreis  M  ebenfalls  wachsen,  aber 
die  Sehne  a  sich  der  Sehne  b  nähern,  so  dass  der  Mittelpunct  des  Kreises 
in  das  Segment  aa  zu  liegen  kommt  (welches  also  stumpfwinklig  wird, 
während  6ß  immer  spitzwinklig  bleibt),  so  wird  zwar  nur  der  Bogen  a 
wachsen,  dagegen  ß  schwinden;  allein  da  offenbar  die  Zunahme  von  a 
grösser  ist  als  die  Abnahme  von  ß,  so  muss  die  Summe  a+ß  wachsen; 
und  da  femer  a  beliebig  gross  werden,  dagegen  ß  nur  bis  zu  der  Grenze  b 
schwinden  kann,  so  muss  auch  die  Summe  a-f-ß  jede*  Grösse  erreichen 
und  folglich  immerhin  einmal  bei  einem  bestimmten  Kreise  M^  der  ge- 
gebenen Grösse  a  gleich  werden,  wie  gross  diese  auch  sein  mag,  wo  dann 
wiederum  der  Forderung  Genüge  geschieht. 

Demnach  ist  es  unter  allen  Umständen  möglich,  der  obigen  Forderung 
zu  genügen  (wofern  nur  a  >  a-f-ft),  jedoch  jedesmal  nur  auf  eine  einzige 
Art.  Dabei  ist  in  allen  Fällen  das  Segment  iß  über  der  kleineren  Sehne 
spitzwinklig,  wogegen  das  andere  aa  spitz-,  recht-  oder  stumpfwinklig 
sein  kann. 

II.  Der  vorstehende  Satz  (I)  bezeichnet  nur  das  absolute  oder  das 
Ilauptmaximum,  welches  der  Summe  beider  Figuren  zukommt,  wenn  sich 
diese  so  viel  wie  möglich  ändern,  nämlich  so  viel  es  die  gegebenen  Ele- 
mente gestatten.  Will  man  den  Gegenstand  umfassender  behandeln,  so 
kann  man,  wie  folgt,  zu  Werke  gehen: 

Wie  auch  die  gegebene  Summe  a  unter  die  ümfangstheile  a,  ß  beider 
Figuren  aa^  6ß  vertheilt  werden  mag,  so  ist  allemal  jede  von  diesen,  und 


218  Ueb«r  Huimum  und  Hinimum. 

somit  auch  ihre  Summe  S,  ein  Maximum,  wenn  sie  Kreissegmente  sind. 
Daher  mag  festgesetzt  werden,  die  Figuren  aa,  6ß  sollen  in  der  That  nur 
Kreissegmente  sein.  LSsst  man  ntm  ihre  Bogen  a,  ß  sich  stetig  andern, 
jedoch  unter  der  Bedingung,  daas  stets 

B+p  =  a 
ist,  so  wird  auch  die  Summe  ihrer  Inhalte 
aa+^  =  S 
sich  stetig  ändern,   und  es  kann  gefragt  werden:   unter   welchen  Be- 
dingungen und  wie  oft  diese  letztere  Snmme  ein  Maximum  oder 
ein  Minimum  werde? 

Die  nähere  Erörterung  dieser  Frage  liefert  folgendes  Resultat: 

Sind  von  zwei  Kreissegmenten  aa,  £ß  die  Sehnen  a,  b  und 
die  Summe  der  Bogen  a+ß  gleich  u  gegeben,  so  ist  die  Summe 
ihrer  Inhalte  aa-\-l>^  gleich  S  im  Allgemeinen  ein  Haximnm 
oder  ein  Minimum,  wenn  die  Segmente  gleiche  Radien  haben; 
und  ferner:  wenn  keines  der  beiden  Segmente  grösser  als  der 
ganze  Kreis  sein  soll,  so  ist  jener  Zustand,  dass  sie  gleiche 
Radien  haben,  im  Allgemeinen  und  höchstens  nur  dreimal  mög- 
lich; dürfen  dagegen  die  Segmente  ohne  Einschränkang  auch 
grösser  als  der  Kreis  sein,  so  kann  der  genannte  Zustand  häu- 
figer eintreten,  und  zwar  um  so  öfter,  je  grösser  die  Bogen- 
summe  a  im  Verhältniss  zu  den  Sehnen  a,  h  ist. 

In  dem  beschrankteren  Falle,  wo  von  den  Bogen  a,  ß  keiner  grosser 
als  die  ganze  Kreislinie  sein  soll,  lässt  sich  die  Existenz  derjenigen  Kreise, 
bei  welchen  ein  Maximum  oder  ein  Minimnm  stattfindet,  wie  folgt,  nach- 
weisen. 

Werden  die  gegebenen  Geraden  a,  b  in  irgend  einem  Kreise  als 
Sehnen    eingetrt^en,    nnd    werden   die   kleineren   Bogen   über   denselben 


Ueber  Maximum  und  Minimum.  219 

Man  denke  sich  denjenigen  Kreis  A^,  bei  welchem  die  Sunime  des 
ileinercn  Bogens  a  über  der  grösseren  Sehne  a  und  des  grosseren  Bogens 
)j  über  der  kleineren  Sehne  6,  also  die  Summe  a-j-ß,,  ein  Minimum 
jleich  Gj  wird,  so  sind  drei  Zustände  möglich,  nämlich  entweder  ist 

(1)  »,  >  ff, 

)der 

(2)  ö,  =  cj, 
)der 

(3)  .  cj,  <  a. 

Im  Falle  (1)  ist  oißFenbar  kein  Kreis  möglich,  welcher  der  obigen 
Forderung  genügt. 

Im  Falle  (2)  wird  die  Forderung  durch  den  Kreis  N  selbst  erfüllt, 
iber  durch  keinen  anderen. 

Im  Falle  (3)  wird  die  Forderung  im  Allgemeinen  durch  zwei  ver- 
schiedene Kreise  befriedigt,  wovon  man  sich  durch  Berücksichtigung  fol- 
gender näheren  Umstände  überzeugt: 

Es  ist  leicht  zu  sehen,  dass  die  Summe  der  beiden  grösseren  Bogen 
Zj+ßj  bei  demjenigen  Kreise  M  am  kleinsten  wird,  welcher  die  grössere 
äehne  a  zum  Durchtnesser  hat;  dabei  ist  a^  nicht  mehr  eigentlich  der 
^össere  Bogen,  sondern  es  ist 

a,  =  a; 
BS  sei  diese  kleinste  Summe  gleich  o,,  so  sind,   in  Verbindung  mit  (3), 
Folgende  drei  Zustände  möglich,  nämlich  es  ist  entweder 

(a)  a^  <Z  a    und  zugleich    a,  <  a, 
)der 

(b)  öl  <:  CT    und  zugleich    a^  =  a, 
)der 

(c)  CT,  <  a    und  zugleich    a^  >  a. 

Bei  jedem  dieser  drei  Zustände  kann  man  nun,  von  den  zu  Grunde 
gelegten  Kreisen  N  und  M  ausgehend,  zu  zwei  solchen  Kreisen  gelangen, 
«reiche  der  obigen  Forderung  genügen,  und  zwar,  wie  folgt: 

A.  Bei  (a)  lasse  man  erstens  den  Kreis  N  wachsen,  so  muss  auch 
lie  Bogensumme  a+ßj  zunehmen  (weil  sie  anfanglich  ein  Minimum  gleich 
j,  ist  und  ß,  rascher  wächst,  als  a  schwindet),  und  da  ß,  beliebig  gross 
iirerdcn,  wogegen  a  nur  bis  auf  a  schwinden  kann,  so  muss  man  zu 
jinem  Kreise  N^  gelangen,  welcher  die  Forderung  befriedigt,  d.  h.  bei 
welchem 

a-hß,  =  (J 
ivird.  —  Zweitens  lasse  man  den  Kreis  M  wachsen,  so  wächst  auch  die 


220  Ueber  Maximum  und  HütmaiD. 

Sammo  a,+^,,  und  man  muBs  zu  einem  Ereiäe  M:,  gelangen,  bei  welchem 

«,+p,-  = «  ' 

wird,  und  wolcher  also  ebenfalls  die  Forderung  erfnllt. 

li.  Bei  (li)  genügt  erstens  der  Kreis  M  selbst  —  ZweitcoB  laaw 
man  den  Kreis  N  wachsen,  so  wächst  auch  a-t-ß,  und  man  wird,  wie 
vorhin,  zu  einem  Kreise  JV,  gelangep,  bei  welchem 

a-Hß,  =  a 
ist 

C.  Bei  (c)  lasse  man  erstens  den  Kreis  N  wachsen,  so  gelangt 
man,  wie  zuvor,  zu  einem  Kreise  N,,  welcher  genügt,  bei  welchem  also 

a+ß,  =  a 
wird.  —  Zweitens  lasse  man  den  Kreis  N  schwinden,  so  muss  a+ß, 
wachsen,  und  man  muss,  bevor  der  Kreis  in  den  kleinsten  Erois  M  über- 
geht, zu  einem  Kreise  N,  gelangen,  bei  welchem 

.+?,  =.» 

wird. 

Nun  lüsst  sich  fcmor  durch  Hülfe  des  Satzes  (I)  geometrisch  er- 
weisen, dass  diese  verschiedenen  Kreise,  welche  der  obigen  Forderung 
genügen,  folgende  Eigenschaft  haben: 

a)  Bei  allen  durch  N^  bezeichneten  Kreisen  ist  die  Summe  der 
Segmente  atx+iß,  ein  relatives  Maximum. 

ß)  Beim  Kreise  AI^,  sowie  beim  Kreise  M  (in  dem  -Falle  ff),  ist  die 
Summe  der  Segmente  aaj-|-6ß, ,  und  beim  Kreise  N,  ist  die  Summe  der 
Segmente  aa-|-iß,  ein  Minimum. 

f)  Beim  Kreise  N  aber  in  dem  obigen  besonderen  Falle  (2)  ist  die 
Summe  der  Segmente  oa-t-öß,  weder  ein  Maximum  noch  ein  Minimam, 
denn  dieser  Fall  ist  nur  als  Grenze  dos  Falles  (C)  anzusehen,  weil  nam- 


Ueber  Maximum  und  Minimum.  221 

auch  ist  von  diesen  Segmenten  dasjenige  das  kleinere,  welches  die  kleinere 
Sehne  hat,  also 

in.    Die  über  die. zwei  Kreissegmente  aa,  Äß  aufgestellten  Resultate 

erleiden   verschiedene   Modificationen,   jenachdem   die   gegebenen   Sehnen 

a,  h  besondere  relative  Grösse  haben,  wie  z.  B.   in  den  folgenden  zwei 

Fällen: 

i)   Wenn 

«  =  6, 

so  fallt  der  Kreis  iV  mit  M  und  der  Kreis  iV,  mit  M^    zusammen,  der 
Kreis  iV,  wird  unmöglich,   und   bei   den   übrigen   treten  folgende  nähere 
Bestimmungen  ein: 
a)    Ist 

a  >  '7:a    oder    a  =  ira, 

d.  h.  ist  die  gegebene  Bogerisumme  a  nicht  kleiner  als  die  Kreislinie  Af, 
welche  a  zum  Durchmesser  hat,  so  bestehen  beim  Hauptmaximum  (I)  die 
Bogen  Oj  und  ß  (gleich  a)  zusammen  aus  der  ganzen  Kreislmie  M^^  oder 
es  ergänzen  sich  die  Segmente  oa,  und  5ß  zur  ganzen  Kreisfläche  M^, 
Beim  Kreise  M^  (11,  ß),  wo  die  Summe  ao^+fißj  ein  Minimum  wird,  sind 
dagegen  die  Segmente  einander  gleich, 

aoj  =  6ß,     und    Cj  =  ß,, 

beide  stumpfwinklig  und  somit  zusammen  grösser  als  der  Kreis  M^, 
ß)   Ist 

a  <  IT«, 

so  findet  nur  das  Hauptmaximum  beim  Kreise  M^  statt  für  die  Summe 
der  Segmente  aa+2ȧ,  welche  einander  gleich  und  spitzwinklig  sind,  also 

oa  =  6ß. 

In  beiden  Fällen  bleiben  übrigens  die  Grenzminima  (II)  bestehen. 
2)  Wenn 

6  =  0 

wird,  so  wird  auch 

ß  =  0    und     iß  =  0; 

dagegen  ist  ß,  die  ganze  Kreislinie,  sowie  6ß,  die  ganze  Kreisfläche.  Daher 
besteht  in  diesem  Falle  das  Hauptmaximum  (beim  Kreise  Af,)  nur  aus 
einem  Segmente  oa  oder  <m^.    Der  Kreis  iV,  bei  welchem  die  Summe 

a+ß,.  =  2a-ha, 

ein  Minimum  gleich  a,  wird  (II),  hat  hier  die  besondere  Eigenschaft: 
Dass  die  Summe  der  Tangenten  AD-\-BD  in  den  Endpuncten 
der  Sehne  a  gleich  AB  bis  zu  ihrem  gegenseitigen  Durch- 
schnitte   D   genommen,    gerade    gleich   a+ß»    ist,    d.  h.    gerade 


222  ITeber  Hazimum  and  Hlnimum. 

gleich  der  Samme  des  kleineren  SogeDS  a  über  der  Sehne  und 
der  ganzen  Kreislinie  ß,. 

Das  Minimum  a,  der  Summe  a,+ßi ,  welches  bei  dem  Kreise  M, 
der  a  zum  Durchmesser  hat,  stattfindet,  ist  hier  . 

a)  Wenn 

«,  ■<  u    und  zugleich    o,  >•  o        (U,  c), 
so  finden  die  zwei  Kreise  N^  nnd  N^  statt,  wo  beim  ersten  die  Summe 
aa+ipi  (d.  i,  die  Summe  dos  S^mentes  aa  und  des  ganzen  Kreises  JV,) 
ein  relatives  .Maximum,  und  beim  anderen  die  Summe  tia+^,  ein  Mini- 
mum wird,  und  zwar  ist 

a;  >  jv  und  a;  <  iv     (n,  c). 

ß)  Wenn  s,  <:  a,  so  tritt  au  die  Stolle  des  Kreises  N^  der  Kreis  A/„ 
bei  welchem  die  Summe  oa^+^i  ein  Minimum  wird. 

Mit  Bücksicht  auf  die  zuvor  angegebene  Eigenschaft  des  Kreises  A 
lassen  sich  -die  zwei  Sätze  (a)  und  (ß)  umgekehrt,  wie  folgt,  aussprechen: 
Wenn  man  in  einem  beliebigen  Kreise  ß,  eine  Sehne  AB  gleich 
a  und  in  deren  Endpuncton  die  Tangenten  ÄD,  BD  zieht,  so 
ist  die  Summe  des  Kreises  und  des  kleineren  (spitzwinkligen) 
Segmentes,  also  die  Summe  dß,  +  aa,  ein  Maximum  oder  ein 
Minimum^  jenachdem  die  Snmme  der  Tangenten  kleiner  oder 
grösser  als  die  Summe  der  ganzen  Kreislinie  und  des  kleineren 
Bogens  ist,  also  jenachdem 

AD+BD  $  ß,-Ha 
ist;  nämlich  insofern  dabei  der  Bogen  a.  und  der  Kreis  ß,  sich 
gegenseitig  ändern  (ungleiche  Radien  erfaalttin)  dürfen,  aber 
unter  der  Bedingung,  dass  die  Summe  ß,+a  .gleich  o,  sowie  die 
Sehne  a  constant  bleiben  sollen. 


lieber  Maximum  und  Minimum.  223 

Ebenso  ist  die  Differenz  zwischen  den  Inhalten  des  Kreises  und  eines 
eingeschriebenen  convexen  Vielecks  grösser  als  ein  Sector,  dessen  Bogen 
der  doppelten  Differenz  zwischen  den  Umfangen  jener  Figuren  gleich  iöt, 
wofern  der  Mittelpunct  C  des  Kreises  nicht  ausserhalb  des  Vielecks  liegt. 
Gleicherweise  ist  die  Differenz  zweier  spitzwinkligen  Segmente  ba — 6ß 
über  derselben  Sehne  b  grösser  als  ein  Sector  0{  des  kleinereu  Kreises 
(von  dem  ß  ein  Bogen  ist),  wenn 

T  =  2(a-ß). 

2)  Hat  man  über  derselben  Sehne  a  und  auf  der  nämlichen  Seite 
drei  Kreissegmente  oa,  aß,  a^,  zwischen  deren  Bogen  die  Gleichung 

2ß  =  a-hT 
stattfindet,   so  verhalten  sich  die  zwischen  diesen  Bogen  liegenden  Mond- 
chen  aß,  ß-y  ihrer  Grösse  nach,  wie  folgt: 

1.  Wenn     ß  <  ^,     so  ist    aß  >  ßy; 
*  und 

2.  wenn     ß  >  ir,     so  ist    aß  <  ßy. 

53.  Wenn  in  Rücksicht  des  obigen  Satzes  (52,  I)  statt  der 
einzelnen  Grundlinien  a  und  b  deren  Summe  a+i  gleich.  8  ge- 
geben ist,  so  wird  die  Summe  der  beiden  Kreissegmente  aa+6ß 
gleich  S  unter  den  nämlichen  angegebenen  Bedingungen  um  so 
kleiner,  je  kleiner  die  Diffferenz  zwischen  a  und  b  ist,  so  dass 
also  die  Summe  S  ein  Minimum  Maximorum  wird,  wenn 

ist;  und  dass  dagegen  S  am  allergrössten,  oder  ein  Grenzmaxi- 
mum wird,  wenn  z.  B. 

a  =^  s    und     d  =  0 

ist,  wo  dann  6ß  gleich  0  und  mithin  oa  allein  diesen  grössten 
Werth  repräsentirt. 

Beweis.  Man  nehme  a  und  b  beliebig  ungleich  an,  es  sei  z.  B. 
a>b;  die  Kreissegmente,  deren  Summe  oa+Jß  für  diesen  Fall  das 
Hauptmaximum  darstellt,  seien  in  solcher  Lage,  dass  sie  einem  und  dem- 
selben Kreise  aßy  angehören  (Taf.  XI  Fig.  14),  und  dass  ihre  Sehnen  AC 
und  BC  (d.  i.  a  und  b)  einen  Endpunct  C  gemein  haben.    Nun  sei  femer 

a,+6,  =  «4-6  =  8, 
aber 

«j — ij  <  a — b, 

so  ist  zunächst  Dreieck  ÄC^Bz>  ACB  (3).  üeber  a,,  b\  denke  man  sich 
die  Kreissegmente  a^a,,  6jßp  deren  Summe  für  diesen  Fall  das  Maximum 
darstellt,  so  dass  also  auch  die  Bogen 

ai-f-ßi  =  a-f-ß  =  o        (52), 


224  Ueber  Uaximum  nnd  MiDimum. 

SO  schliessen  die  drei  Bogen  «,,  ß,,  f  eine  Figur  ein,  welche  bei  gleichem 
Umfange  kleiner  als  der  Kreis  aß^  ist,  voraus  man  schiiesst,  dass  die 
Summe  der  Segmente 

a,«,-+-6,ß,  <  aa+iß 
ist,    da   jene   Figur  aus  den   Segmenten  a,a,,  A,ß,,  q-  und  dem  Dreieck 
^C[ß  besteht. 

54.    Sind   die  geraden   Grundlinien  a,  b,  c,  d, beliebig 

vieler  Figuren  oa,  &ß,  cf,  cß,  ...  einzeln,  und  ist  die  Summ« 
ihrer  übrigen  TJmfangsthcile  a,  ß,  •(,  S,  ...,  also  ist 

a+ß+7+3+---  =  a 
gegeben,  so  kann  die  Summe  ihrer  Inhalte  nur  dann  «in  Maxi- 
mum sein,  wenn  diese  Figuren  alle  Segmente  gleicher  Kreise 
sind;  und  für  das  Hauptmaximum  ist  zudem  noch  erforderlich,  ' 
dass  nur  allein  das  Segment  über  der  grössten  Grundlinie 
stumpfwinklig  sein  darf. 

Dieser  Satz  ist  eine  Folge  des  obigen  (52, 1). 

Es  kann  gefragt  werden,  ob  nicht  mehrere  Fälle  möglich  seien,  wo 
die  Figuren  den  Forderungen  des  Satzes  genügen,  nämlich  daas  sie  Seg- 
mente gleicher  Kreise  sind,  und  dass  entweder  keines  oder  nur  dasjenige 
über  der  grössten  Sehne  stumpfwinklig  ist?  und  ob  dann  in  jedem  FaUe 
die  Summe  ihrer  Inhalte  ein  Maximum  sei? 

In  dem  Kreise  M,  welcher  die  grösste  Grundlinie,  die  a  sein  mag, 
zum  Durchmesser  hat  (und  welcher  überhaupt  der  kleinste  Kreis  ist,  der 
in  Betracht  kommen  kami),  trage  man  alle  übrigen  Grundlinien  b,c,dy.., 
als  Sehnen  -ein,  bezeichne  die  kleineren  Bogen  über  denselben  durch  ß,  7, 
S,  ...,  sowie  die  Bogen  über  a  durch  1  und  o,,  wo  nachher,  wenn  der 
Kreis  wächst,  o,  der  grössere  Bogen  sein  soll,   so  sind  drei  veuchiedene 


lieber  Maximum  uud  Minimum.  225 

[5-I-7-+-OH —  nur  bis  zu  der  Grenze  6-h^-hd+"-  schwinden  kann; 
folglich  kann  auch  jene  Summe  jede  gegebene  -Grösse  a  erreichen.  Aber 
zugleich  ist  klar,  dass  der  Forderung  in  diesem  Falle  nur  einmal  genügt 
werden  kann. 

II.  Im  zweiten  Zustande  genügt  zunächst  der  Kreis  M  selbst.   Femer 

gelangt  man,  wenn  a,  aniunglich .  weniger  schnell  zunimmt,  als  die  Summe 

ß-hY+öH abnimmt,  in  gleicher  Weise,  wie  vorhin  (I),  zu  einem  Kreise 

M^^  bei  welchem 

«jM-ß+Y+Sn =  a 

wird. 

III.  Beim  dritten  Zustande  gelangt  man  zunächst,  wenn  der  Kreis 
Af  wächst,  zu  einem  Kreise  ^,  bei  welchem 

ot-hß+Y-l-^H —  =  a 

wird,    indem   die  Bogen  a,  ß,  y,  ...    alle  schwinden.  .  Wenn  nun  femer 

anfänglich  a^  weniger  zunimmt,  als  ß-j-y-höH zusammen  abnehmen^ 

so  dass  also  die  Summe  a,+ß-hlf+8H schwindet,  so  muss  es' einen 

bestimmten  Kreis  M,n  geben,    bei  welchem   diese  Summe  ein  Minimum 

gleich  CT,   wird,  und  nach  welchem  dieselbe  zu  wachsen  beginnt  und  dann 

zu  jeder  beliebigen  Grösse  anwachsen  kann,  indem  a,  keine  Grenze  hat. 

Wofern  nun  c^<i<5,    so  muss  es  zwischen  Äl  und  M^   einen  Kreis  M^ 

geben,  bei  welchem 

Oj-hß-hY+Bn =  a 

wird,  und  femer  muss  man  nach  A/^,  wenn  der  Kreis  weiter  wächst,  zu 
einem  Kreise  A/,  gelangen,  bei  welchem  wiederum 

Oi+ß+Y+S+'v  =  a 
wird. 

DieSv> verschiedenen  Kreise,  welche  der  obigen  Forderung  genügen, 
haben  nun  weiter  folgende  Eij[enschaften: 

a)   Bei    allen    durch  M^   bezeichneten  Kreisen    ist   die   Summe    der 

Segmente  aa,+6ß+CY-}-^ßH ,  sowie  beim  Kreise  M^  die  Summe  der 

Segmente  aa-hÄß+r^-h*"  ein  Maximum. 

A)  Beim  Kreise  M^  (III)  dagegen  ist  die  Summe  der  Segmente 
flr/Xj+Jß-hCYH ein  Minimum. 

Wenn  in  (III)  insbesondere 

ist,  so  vereinigen  sich  die  Kreise  M^  und  M^  beide  mit  Af^,  und  es  kann 
diesem  sodann  weder  ein  Maximum  noch  Minimum  entsprechen. 

In  Hinsicht  der  beiden  Maxima,  welche  in  (III)  bei  den  Kreisen  M^ 
und  At^  zugleich  eintreten,  bleibt  zu  erforschen,  welches  von  beiden  das 
grossere,  also  das  Hauptmaximum  sei. 

Bemerkung.  Durch  den  obigen  Satz  wird  unter  anderen  die  folgende 
Aufgabe  beantwortet: 

8t*iner's  Werke.    II.  15 


226  Ueber  Kuximum  und  Minimum. 

„EinoD  biegHamen  Fadon  von  gegebener  Länge  <J  um  ein 
gegebenes  convexes  Polygon  so  zu  spannen,  dass  er  darch  alle 
Ecken  desselben  geht  und  den  möglichst  gröbsten  R&um  ein- 
Kchlicsst".  Oder  sphärisch  kann  man  die  Aufgabe  so  stellen:  „Wenn 
in  der  Grenze  eines  Landes  (Staate»)  mehrere  feste  Puncte, 
und  wenn  der  ganze  Umfang  desselben. gegeben  ist,  die  Grenz- 
linie 80  zu  ziehen,  dasg  der  Flächenraum  ein  Maximum 
wird". 

55.  Wenn  beim  vorigen  Satze  (54)  'die  Figuren  als  Kreis- 
segmente vorausgesetzt  werden,  und  zwar  ohne  Einschränkung, 
so  das»  jedes  Segment  nach  Belieben  kleiner  oder  grösser  al» 
der  ganze  Kreis  sein  darf,  so  ist  ihre  Summe  unter  den  übrigen 
gegebenen  Bedingungen  im  Allgemeinen  jedesmal  ein  Maximum 
oder  ein  Minimum,  wenn  sie  gleiche  Radion  haben. 

Dass  unter  diesen  Voraussetituiigen  die  Zahl  der  Fälle,  in  welchen  . 
dem  Satze  gentigt  wird,  sehr  gro.ss  sein  kann,  ist  leicht  zu  ermessen;  ja 
selbst  wenn  die  Segmente,  welche  grösser  als  der  Kreis  sind,  au^^c- 
schlosscn  werden,  sind  doch  noch  zahlreiche  Fälle  möglich,  wofern  nur 
übor  jodor  Sohne  das  kleinere  oder  grössere  Segment  genommen  wcrdcD 
darf.  Um  dabei  zu  entscheiden,  ob  gewisse  Fälle  möglich  seien  oder  nicht,  ' 
kann  man  sich  ebensolcher  Hulfskreise  bedienen,  wie  vorhin  (54,  III)  des 
Kreises  M^,  d.  h.  solcher  Kroiso,  bei  welchen,  wenn  man  die  gegebenen 
Seimen  a,  b,  c,  d,  . . .  einschreibt,  die  Summe  der  darüber  stehenden  Bogen 
ein  Minimum  ist,  wofern  in  Röcksicht  jeder  Sehne  bestimmt  ist,  ob  der 
kloinore  oder  grössere  Bogen  genommen  werden  soll.  Diese  Kreise  wären 
also  der  Oegonstand  einer  vorläufigen  Aufgabe.  Es  kann  nach  ihrer  cha- 
rakteristischen Eigenschaft  gefr^t  werden.  In  einem  sehr  speciellen  Falle 
spricht  sich  diese  Eigenschaft,  wie  folgt,  aus: 

„Sind  nämlich  die  gegebenen  Sehneu  einander  gleich 


Ueber  Maximum  und  Minimum.  227 

Zonächst  mag  bemerkt  werden,  dass  ebenso,  wie  der  Satz  (52)  zwei 
Kreisstücke  der  einfachsten  Art  zum  Gegenstande  hat,  über  irgend  zwei 
complicirtere  ICreisstücke  ein  Satz  aufgestellt  werden  kann.  Ohne  auf 
diese  zahlreichen  Sätze  einzeln  einzugehen,  sollen  dieselben,  wie  folgt, 
summarisch  ausgesprochen  werden: 

I.  Wenn  von  jeder  der  beiden  Figuren  Fund  F,  angegeben 
ist,  aus  welchen  Elementen  ihre  Grenzlinie  besteht,  und  welche 
von  diesen  Elementen  gegeben  sind,  ebenso  wie  bei  den  früheren 
Sätzen  von  No.  21  bis  No.  50,  und  wenn  ferner  die  Summe  ihrer 
Umfange  gegeben  ist,  so  'kann  die  Summe  ihrer  Inhalte  nur 
(lann  ein  Maximum  sein,  wenn  die  Figuren  Kreisstücke  glei- 
cher Kreise  sind;  oder  sollen  die  Figuren  Kreisstücke  sein,  so 
ist  die  Summe  ihrer  Inhalte  im  Allgemeinen  jedesmal  ein  Maxi- 
mum oder  ein  Minimum,  wenn  sie  gleiche  Radien  haben. 

Diese  Behauptung  wird  durch  Hülfe  des  Satzes  (52, 1)  leicht  bestätigt. 
Denn  soll  die  Summe  der  Figuren  F-hF^^  ein  Maximum  werden,  so  müssen 
dieselben  zunächst  Kreisstücke  sein  und  somit  Kreisbogen  L,  L,  enthalten; 
sodann  muss,  wenn  man  im  Bereich  dieser  Bogen  von  den  Figuren  be- 
liebige spitzwinklige  Segmente  aa,  iß  abschneidet  und  für  einen  Augen- 
blick die  Sehnen  a,  6,  sowie  die  Summe 

a-hß  =  a 
als  gegeben  betrachtet,  die  Summe  der  Segmente  aa-f-iß  ein  Maximum 
sein;  daher  müssen  die  Bogen  a,  ß  und  folglich  auch  Ly  L,  gleiche  Iladien 
haben. 

fl 

IL  Sollen  die  Figuren^  und  F^  insbesondere  Kreisstücke 
zwischen  bloss  umschriebenen  (gegebenen)  Winkeln  sein  (also 
ihre  Grenzlinien  keine  gegebenen  Sehnen  enthalten),  und  ist  die 
Summe  ihrer  Umfange  gegeben,  so  ist  die  Summe  ihrer  Inhalte 
ein  Minimum,  wenn  dieselben  gleiche  Radien  haben. 

Auch  finden  hierbei  zwei.Grenzmaxima  statt,  wenn  nämlich  die  eine 
oder  andere  Figur  gleich  0  wird.  Es  kann  gefragt  werden,  welches  von 
beiden  das  grössere  sei?  Sind  F  und  F^  Kreisstücke  in  nur  einem  um- 
schriebenen Winkel,  etwa  F  in  A  und  F^  in  /i,  so  haben  sie  in  jenen 
örenzfällen  gleichen  Umfang,  und  dann  ist  F>F^^  wenn  Winkel  A>B  ist. 

In  Betracht  der  ebenen  Figuren  ist  der  Satz  II  noch  in  einer  anderen 
Beziehung  nur  ein  besonderem  Fall,  nänjich  von  dem  folgenden  Satze: 

III.  Sind  zwei  beliebige  ebene  Figuren  F,  F,  der  Form 
nach  gegeben  (d.  h.  sollen  sie  zwei  gegebenen  Figuren  /, /,  ähn- 
lich sein),  und  ist  die  Summe  ihrer  Umfange  ü-{-U^  gegeben, 
so  ist  die  Summe  ihrer  Inhalte  ein  Minimum,  wenn  sich  die 
Inhalte  wie  die  Umfange  verhalten,  also  wenn 

FiF,  =  Ü:U,, 

15* 


228  lieber  Maximum  un<)  Minimum. 

Vennögo  dett  Satzes  (54)  sintl  dio  vonttehondcn  Sätze  I  und  11  in 
gleicher  Weise  auf  irgend  eine  Anzah)  beliebiger  KroiaatiicVe  auszudehnen. 

Weiter  folgt  aus  den  beiden  Sätzen  (52)  uod  (54)  unmittelbar  nach- 
stehende neue  Reihe  von  Sätzen  über  Figuren,  welche  theila  dnrch  feMte 
Elemente  bedingt,  theil»  durch  feste  Grenzen  foeschr^kt  sind. 

57.  I.  Soll  die  Grenzlinie  einer  Figur  durch  die  Endpuncte 
einer  goRobcnen  Geraden  Aß  gleich  «  (Taf.  XI  Fig.  15)  gehen, 
und  ist  ihr  Umfang  gleich  U  gegeben,  ist  dieser  jedoch  kleiner 
als  die  Kreialinio  über  dorn  Durchmesser  a,  also 

U  <:  Tta,  ' 
so  ist  der'lnhalt  der  Figur   ein  Maximum,    wenn   sie  aas  zwei 
gleichen   Kreissegmenteb   aa,   uß    über    der   Sohne    AB    bcüteht 
Cf>2,  I). 

Ist 

U>  -na    oder     U  =  na, 
so   hat   die  Bedingung,   dasa   die  Grenzlinie   durch  A  und  B  gehen  soll, 
keinen  Einflus.s  mehr,  die  Figur  ist  dann  immer  ein  Krois. 

II.  Behält  dor  Umfang  ü  constantc  Länge,  während  die 
Gorade  a  sich  ändert,  wächst  oder  schwindet,  so  mnss  der  In- 
halt bcziehlich  schwinden  oder  wachsen  (33). 

Hat  a  abgenommen,  bis  U  gleich  ira  wird,  so  bleibt  von  da  an  der 
Inhalt  constant,  nämlich  die  Figur  ist  dann  stets  ein  Kreis. 

58.  I.  Besteht  die  Grenülinie  einer  Figur  aus  einer  willkürlich  langen 
Goraden  G  und  aus  einer  boliclrigen  LinJÄ  L  von  gegebener  I>ängc;  soll 
ilie  Linie  L  durch  einen  Punct  A  gehen,  dessen  Abstand  von  der  Geraden 
G  gleich  p  gegeben  istf  und  ist 


Ueber  Maxioium  und  Miuiimim.  229 

Wäre  statt  der  Geraden  G  ein  fester  Winkel  GH  gegeben,  und  läge 
die  feste  Gerade  AB  innerhalb  desselben,  so  miisstcn  a  und  ß  beziehlicli 
auf  ilcssen  Schenkeln  G  und  //  normal  stehen  und  gleiche  Radien  haben. 

III.  Soll  die  Grenzlinie  einer  Figur  aus  einer  winkürli«h  langen 
festen  Gei*aden  G  und  aus  einer  nach  Länge  gegebenen  Linie  L  bestehen, 
und  soll  die  Linie  L  durch  eine  Reihe  gegebener  Puncto  Ay  B,  (y\  ... 
gehen,  welche  alle  auf  einerlei  Seite  von  G  liegen,  so  kann  der  Inhalt 
der  Figur  nur  dann  ein  Maxiraum  sein,  wenn  alle  Theile  der  Linie  L 
zwischen  den  auf  einander  folgenden  festen  Puncten,  sowie  die  beiden 
äusscrsten  Theile,  welche  den  ersten  und  letzten  Punct  mit  der  Geraden 
G  verbinden.  Bogen  gleicher  Kreise  sind  (54),  und  wenn  die  beiden  letz- 
teren zu  der  Goraden  G  normal  sind  (I). 

Analog  ist  der  Satz,  wenn  statt  der  Geraden  G  ein  fester  Winkel  GS 
gegeben  ist.     ü.  s.  w. 

59.  Sind  eine  Gerade  G  und  ein  Punct  A  in  fester  Lage 
gegeben  (Taf.  XI  Fig.  16),  ist  Aß  gleich  a  das  Perpendikel  aus  A 
auf  G;  ist  ferner  die  Länge  der  Grenzlinie  L  einer  Figur  ge- 
geben, und  soll  dieselbe  durch  A  gehen  und  bis  an  G  reichen, 
und  ist 

L  <C  'ira, 

so  ist  der  Inhalt  der  Figur  ein'  Maximum,  wenn  L  aus  zwei 
gleichen  Kreisbogen  a  und  ß  besteht,  welche  AB  zur  gemein- 
schaftlichen Sehne  haben,  und  .  welche  somit  die  Gerade  G 
unter  gleichen  Winkeln  schneiden.     Wenn  aber 

L  >  Tta    oder    L  =.ira, 

so  ist  die  Figur  immer  ein  Kreis  ACD,  welcher  die  Gerade  G 
berührt. 

60.  Sind  zwei  feste  parallele  Gerade  G,  II  (Taf.  XI  Fig.  17) 
gegeben,  ist  ihr  Abstand  .von  einander  gleich  a;  ist  ferner  die 
Länge  der  Grenzlinie  L  einer  Figur  gegeben,  welche  an  beide 
Geraden  anstossen  soll,  aber  übel*  keine  hinaustreten,  jedoch 
nach  Belieben  entweder  liur  einen  Punct  oder  eine  Strecke  mit 
jeder  gemein  haben  darf,  so  ist  der  Inhalt  der  Figur  ein  Maxi- 
mum, wenn  die  Grenzlinie,  je  nach  Massgabe  ihrer  Länge,  fol- 
gende verschiedene  Formen  hat,  nämlich  wenn  sie 

1)  im  Falle  L  gleich  Tta,  ein  Kreis  yy  ist,  welcher  G  und 
II  berührt,  also  a  zum  Durchmesser  hat; 

2)  im  Falle  Z><:7ra,  aus  zwei  gleichen  Kreisbogen  a  und 
ß  besteht,  welche  das  Perpendikel  AB  gleich  a  zur 
gemeinschaftlichen  Sehne  haben  und  sowohl  G  als  H 
unter  gleichen  Winkeln  schneiden;  und 


230  Uebor  Hikxiuum  und  Uinimuui. 

ä)  ini  Falle  L:>va,   aas  zwei  Halbkreisen  a,   uiid  ß,,  wo- 
von jeder  G  und  H  bcrShrt  und  somit  a  zum  Dnrch- 
inessor  hat,    und  aus  zwei  gleichon  Strecken  CD  uai 
.  EF  besteht 
61.     I.    Besteht  die  Grenzlinie  einer  Figur  aus  einer  gege- 
benen festen   Geraden  AB  gleich   26  [Taf.  XI  Fig.  18)  und  an» 
einer  beliebigen  Linie  L  von  gegebener  Läng?,    welche  ao  eine 
im   Abstaudc   gleich  a  mit  AB   parallele  Gerade  G    anstossen, 
aber  nicht  darüber  hinaustreten  soll,   jedoch  nach  Belieben  nur 
einen  l'unct  oder  eiDC  Strecke  mit  ihr  gemein  habcd  darf,    and 
soll  der  Inhalt  der  Figur  ein  Maximum   sein,    so  mnss  die  Linie 
Ij,   je    nach    Massgabe    ihrer  Länge,    folgende    vorschiedeoe  Ge- 
stalten annehmen: 

1)  bei  ihrem  kleinaton  Werthe  gleich  2c,  der  ein  Gronz- 
werth  ist,  besteht  L  aus  zwei  gleichen  Geraden  AC  aud  BC, 
und  die  Figur  ist  ein  gleichschenkliges  Dreieck  ACB; 

2)  bei  einer  bestimmten  Länge  gleich  '(  wird  L  ein  Kreis- 
bogen ACB,  welcher  die  Gerade  G  in  C  berührt,  und  die  Figur 
ist  ein  Kreissegment  AfCfB; 

3)  bei  einer  anderen  bestimmten  Länge  gleich  2&+na  be- 
steht L  aus  zwei  gleichen  Halbkreisen  5,  e,  welche  die  Gorade 
G  in  D  und  E  berühren,  und  deren  Durchmesser  AD,  liE  auf 
derselben  senkrecht  und  gleich  a  sind,  und  aus  der  Strecke  DE 
gleich  2i;  die  Figur  besteht  aus  dem  Rechteck  ADEB  und  aus 
den  IlalbkreiseQ  AW  und  BzE. 

Zwischen  diesen  besonderen  Füllen  nun  und  über  den  letz- 
ten hinaus  nimmt  die  Linie  L  folgende  Formen  an: 

4)  Wenn 


Ucber  Maximum  und  Minimum.  231 

parallel  sind,  und  aus  der  Strecke  Ä^B^^  deren  Länge  constant 
i^lcich  26,  deren  Lage  aber  veränderlich  ist 

Es  ist  klar,  dass  im  letzten  Falle  (6)  der  grössere  Bogen  sowohl  am 
Puncte  ^  als  an  i?  liegen  kann. 

In  allen  Fällen  lässt  sich  der  Inhalt  der  Figur  durch  die  gegebenen 
Grössen  a,  b  und'Zy  leicht  ausdrücken,  z.  B.  im  Falle  (6)  ist  er  gleich 

^  ,      (L— 26)' 

II.'  Wenn  die  Gerade  G  beliebige  feste  Lage  hat  (nur  nicht 
zwischen  den  Endpuncten  der  Geraden  AB  durchgeht),  wenn  sie 
z.  B.  von  B  weiter  entfernt  ist  als  von  Ay  wie  in  Fig.  19  auf 
Taf.  XI,  so  nimmt  die  Linie  L,  wofern  der  Inhalt  der  Figur  ein 
Maximum  sein  soll,  nach  einander  folgende  verschiedene  For- 
men an:  Im  Grenzfalle,  wo  sie  am  kleinsten  ist,  besteht  sie  aus 
zwei  Geraden  AC  und  BCy  welche  die  Gerade  G  unter  gleichen 
Winkeln  schneiden,  und  deren  Summe  überhaupt  ein  Minimum 
ist  in  Kucksicht  der  Abstände  irgend  eines  Punctes  in  G  von 
den  Puncten  A  und  B;  wird  nun 

L  >  AC+BC, 

so  besteht  sie  zunächst  aus  zwei  Kreisbogen  a  und  ß  von 
einerlei  Radius  r,  welche  die  Gerade  G  in  dem  nämlichen 
Puuct(i  1)  (zwischen  C  und  E)  und  Unter  einerlei  Winkel  <p 
schneiden;  der  Punct  D  bewegt  sich  von  C  nach  i?,  und  der 
Radius  r  und  der  Winkel  <p  schwinden;  erlangt  L  eine  i>e- 
stimmte  Län^e  gleich  s,  so  besteht  sie  aus  einem  einzigen 
Kreisbogen  AzE&By  welcher  G  in  E  berührt,  wabei  <p  gleich  0 
wird  und  es  fortan  bleibt;  von  da  an,  wenn  die  Linie  L  fort- 
wächst,  besteht  sie  aus  zwei  Kreisbogen  a,  und  ^^  von  einerlei 
Radius  r,  welche  die  Gerade  G  in  A^  und  ß,  berühren,  und  aus 
der  Strecke  ^,ß, ;  die  Puncto  A^  und  B^  entfernen  sich  von  E 
beziehlich  nach  C  und  F  hin,  der  Radius  r  schwindet  noch 
immer,  und  von  den  Bogen  a,  und  ßj  ist  jeder  kleiner  als  der 
Halbkreis;  endlich  tritt^  der  Zustand  ein,  wo  der  Bogen  ß^  ein 
Halbkreis  wird,  welcher  das  Perpendikel  BF  von  B  auf  G  zum 
iJurchmesser  hat,  und  in  welchem  Falle  der  Radius  r  ein  Mini- 
muiTi  wird,  7^^  in  F  fällt  und  A^  die  grösste  Entfernung  von  E 
»rreicht,  nach  C  hin  oder  darüber  hinaus;  von  da  an,  wenn  L 
rt'(»itor  wächst,  wird  ß,  immer  mehr  grösser  und  a^  immer  mehr 
deiner  als  der  Halbkreis,  der  Punct  ^1,  bewegt  sich  rückwärts 
ijuh  Ey  Fy  ...  hin,  er  folgt  dem  Puncto  B^  nach,  der  Radius  r 
lud  die  vStrecke  ^l,ß,  wachsen  immer  fort. 


llelwr  Uuimua)  nud  Hiaimum. 


62.  äoll  die  (ireiizUnio  einer  Figur  F  ta  jede  Seite  «ine« 
g^ogobcneii  1'ulygoa»  /'  auätosseu;«  kann  sie  jedoch  nach  Be- 
liehen nur  einen  l'unct  oder  eine  willkürliche  Strecke  mit  der 
jedesmaligen  Seite  gemein  haben,  und  ist  der  ganze  Umfang 
der  Figur  F  gegeben,  ao  kann  ihr  Inhalt  nur  dann  ein  Maxi- 
mum sein,  wenn  alle  ihre  Umfangstheile,  welche  die  auf  ein- 
ander folgenden  Seiten  des  Polygons  P  verbinden,  Bogen  glei- 
cher Kreise  sind,  und  wenn  jode  Seite  von  den  beiden  an  sie 
itnstossenden  Bogen  unter  demselben  Winket  geschnitten  wird, 
der  gleich  0  ist,  wenn  die  Soiie  eine  Strecke  mit  der  Grenz- 
linie von  F  gemein  bat,  oder  wenn  insbesondere  beide  Bogen 
denselben  Mittelpnnct  haben  (61,11). 

Die  Betrachtung  der  Grenzen  der  Figur  F  fuhrt  zu  einigen  inter- 
essanten Resultaten,  welche  im  Nachfolgendeo  zum  Thoil  näher  erörtert 
werden  sollen. 

63.  I.    Lässt   man  den  Umfang   der  eingeschriebeneD  Figur  H  »ich 
ändern,  kleiner  oder  grösser  werden,  während  das  Polygon  P  unverändert 
bleibt,   so   lassen  sich   die  Grenzen,   wol6he  jenem  Umfange   zukommen, 
sowie  die  Form,    welche  die  Figur  F  dabei   annimmt,    im  AUgomoinen 
nicht  leicht  angeben,    zumal  wenn  das  gegebene  Polygon  P  im  weiteren  j 
Sinne  gonommon  wird.    Ja  selbst  wenn  P  ein  convexes  Polygon  ist  nud  j 
die  Figur  F  ausdrücklich  auf  dessen  iimeren  Raum  boschränkt  sein  soll,  . 
lassen  sich  die  genannten  Grenzte  nicht  immer  leicht  erkennen,,  indem   j 
diese  Bedingung  in  gewissen .  Fällen   der  Natur   der  Sache   widerstreitet   . 
Wohl  kann  man  sagen,  dass  unter  dieser  Voraussetzung  der  Umfang  von  j 
/^'cine  bestimmte  obere  Grenze  habe,  nämlich  den  Umfang  des  Polygons  - 
P  selbst.     Dagegen  kann  die  imtere  Grenze,   wo  der  Umfang  von  F  am   - 
kleinsten  ist,  in  Ansehung  der  Form  von  F  sehr  verschieden  aosfallen, 
je  nach  Beschaffenheit  dos  Polygons  P.    Indessen  giobt  es  verschiedene 

^stliuiiilo  I^'üHl-,   wo  die  Figur  F  bei  dioKor  Grenze  in  ein  (güradüdi^f^J 
khes   dem   Polygon  P  ein  fleuch  rieben   und   luii^ 
Dabei  sind  die  Seiten 
iflchcr 


Ueber  Maximum  und  Hinimmn.  233 

Seiten  von  F^  gleiche  Winkel  bildet  —  ob  dann  auch  allemal  umgekehrt 
dasselbe  als  Grenze  der  Figur  F  anzusehen  sei,  muss  noch  näher  unter- 
sucht Werden.  Ueberhaupt  entsteht  hier  die  Frage,  ob  einem  gegebenen 
Polygon  P  im  Allgemeinen  immer  ein  Polygon  F^  mit  der  genannten 
Eigenschaft  sich  einschreiben  lasse,  oder  welche  besondere  Eigenschaft  P 
haben  müsse,  damit  dies  möglich  sei;  und  wemi  es  möglich  ist,  ob  dann 
F,  auch  in  der  That  als  Grenze  der  Figur  F  zu  betrachten  sei. 

Pass  in  gewissen  FäUen  das  Polygon  F^  mit  der  geforderten  Eigen- 
schaft möglich  ist,  davon  überzeugt  man  sich  leicht.  Derm  wird  umge- 
kehrt dasselbe  für  einen  Augenblick  als  gegeben  angenommen,  so  ist  das 
zugehörige  Polygon  P  bestimmt  und  leicht  zu  construiren;  nämlich  die 
Geraden,  welche  die  äusseren  Winkel  des  Polygons  F^  hälften,  sind  die 
Seiten  des  Polygons  P. 

Die  aufgestellten  Fragen  werden  durch  folgende  Andeutungen  beant- 
wortet: 

II.  Angenommen  das  Polygon  F^  sei  dem  Polygon  P*  auf  die  be- 
sprochene Weise  eingeschrieben.  Ueisscn  die  Winkel  von  P  nach  der 
Reihe  u4,,  ^,,  A^^  ...  A„i^  und  die  Winkel  von  F,  gleicherweise  «,,  a^,, 
a,,  ...  «„,,  wo  die  Ecke  a^  in  der  Seite  A^lA^^  a^  in  A.^A^^  u.  s.  w. 
liegen  soll.     Dann  hat  man 

2J,    =  a„,     -Ha,, 

2A,^   =  a^     +«jj, 

(^)  {2A,   =  a,     +«,, 


2A,n  —  a,„_i-h-a,;, . 

Au.s  diesen  Gleichungen  schliesst  man  Folgendes: 

1)  Ist  die  Seitenzahl  der  Polygone  ungerade,  ist 

m  =  2wH-l, 

so  sind  die  Winkel  des  einzuschreibenden  Polygons  F^  durch 
die  Winkel  des  gegebenen  Polygons  P  bestimmt  und  unmittel- 
bar durch  dieselben  auszudrücken;  nämlich  jeder  Winkel  von 
F^  ist  gleich  der  Differenz  zwischen  der  Summe  der  Winkel 
von  P  mit  ungeradem  Index  und  der  Summe  der  Winkel  von 
P  mit  geradem  Index,  wofern  die  Zählung  der  letzteren  so 
geschieht,  daö's  von  den  beiden  Winkeln,  welche  jenem  zu- 
nächst liegen,  der  eine  der  erste  und  der  anderedcr  letzte 
ist.     So  ist  z.  B. 

(B)         am  =  (i4,+^,H [^A2n+0—(A^-\-A,-] h^l2n). 

2)  Ist  dagegen  die  Seitenzahl  gerade,  ist 

m  =  2w, 


'£Si  Uuber  Uuiimuia  imd  Miniuiuiii. 

■so  »itid  die  Wiubel  des  Polygons  F,  Dicht  in  gleicher  Weise 
bestimmt.  Aber  dafür  eiud  die  Wiokel  des  Polygons  /*  eioei 
IiuHtimintcn  Bedingung  untorworfeu,  so  dass  also  dasselbe 
kein  beliebiges  Polygon  sein  kann,  nämlich  es  ist  die  Ssmue 
Hciner  geraden  Winkel  gleich  der  Summe  der  angeraden,  also 

Im  Falle  (1)  iut  das  Polygon  F,'  im  Allgemeinen  immer  möglich, 
lihnc  dass  das  Polygon  P  besonderen  Bedingungen  onterworfeD  wird,  ood 
»war  ist  jenes  absolut  (oder  eiurach)  bestimmt.  Dasselbe  wird  jedoch  als 
ICepräsentant  und  Grenzfall  der  Figur  F  (nach  der  obigen  engeren  Fonlo- 
rung  1)  im  Allgemeinen  untauglich,  sobald  einige  von  seinen  Winkeln 
negativ  werden,  was,  wie  aus  dem  vorstehenden  Ausdrucke  (B)  zu  sehen 
ist,  leicht  eintreten  kann. 

Im  Falle  (2)  alwr,  wenn  die  Winke!  von  P  der  anfgestellton  Bedin- 
gung (6')  genügen,  ist  F^  nicht  in  gleicher  Weise  absolut  bestimmt,  viel- 
tuehr  sind  dann  zugleich  unendlich  viele  Polygone/,  möglich,  W<^chc  alle 
dem  Polygon  P  unter  den  obigen  Bedingungen  eingeschrieben  sind,  nnd 
deren  Umfai^  also  ein  Minimum  ist,  d.  h.  sie  haben  aUe  unter  sich  glei- 
chen aber  kleineren  Umfang  als  jedes  andere  dem  /'  eingeschriebene 
Polygon.  Unter  dieser  Menge  von  Polygonen  /,  befindet  sich  nun  auch 
das  Polygon  F^,  welches  die  Grenze  der  Figur  F  ist,  und  zwar  kann 
dasselbe  oifciibar  nur  dasjenige  sein,  dessen  Inhalt  unter  allen  ein  Maxi- 
mum ist. 

Wie  in  beiden  Fällen  das  Polygon  F„  oder  wie  im  letzten  Falle  be- 
liebige Polygone  /,  gefunden  werden,  ersieht  man  am  klarsten  aus  der 
folgenden  Betrachtung,  durch  welche  die  Eigenschail  dieser  Polygone  von 
einer  neuen  Seite  beleuchtet  wird. 

III.     A.    Sei  oiu  beliebiges  Polygon  /'  mit  ui^rader  Seitenzahl  gleich 


Uebor  Maximum  und  Miuiuium.  23Ö 

2)  Bleibt  der  Winkel  a  constant,  während  der  Ausgangs- 
)uuct  a  SQin^  Lage  (in  der  Seite  A^A^)  beliebig  ändert,  so 
)]elbt  auch  die  Strecke  ac  constant,  und  so  bleibt  auch  in 
[ewissem  Sinne  der  Weg  des  Lichtstrahles  constant,  in  dem 
)innc  nämlich,  dass  wenn  der  Lichtstrahl  allenthalben  bloss 
efJoctirt  wird,  dann  alle  Theile  des  Weges  positiv,  wenn  er 
ber  in  einzelnen  Puncten  gebrochen  wird,  alsdann  die  Weg- 
licilo  vor  und  nach  der  jedesmaligen  Brechung  mit  entgegen- 
csetzten  Vorzeichen  (-f-  und  — )  genommen  werden,  wenn 
Iso,  mit  einem  Worte,  nach  jeder  Brechung  der  Weg  sein 
eichen  ändert. 

3)  Für  jeden  gegebenen  Winkel  a  giebt  es  im  Allgemeinen 

iiic  bestimmte  Lage  des  Ausgangspunctes  a,  bei  welcher  der 

uiict    h    mit    ihm    zusammentrifft;    und    für   jede    Lage    des 

unctes  a  giebt  es   einen   bestimmten  Ausfalls-Winkel  a,   bei 

clchem  gleichfalls  b  auf  a  fällt. 

4)  Es  giebt  allemal  einen,  aber  nur  einen  bestimmten 
Viukel  a,  bei  welchem  erstens  beständig  die  Strecke 

ac  =  0 

» 

st,    d.  h.    bei  welchem  stets  der  Endpunct  c  auf  den  Anfangs- 
tuncta  fällt,  es  mag  dieser  längs  der  Seite  ^,Aj  angenommen 
werden,  wo  man  will;    so  dass  also  der  Wog  des  Lichtstrahlas 
llemal  ein  Polygon /^  von 

2m  =  4w+2 

weiten  ist,  welches  dem  Polygon  P  so  eingeschrieben  ist, 
lass  es  in  demselben  zwei  Umläufe  macht,  also  in  jeder  Seite 
losselben  zwei  Ecken  hat,  wie  z.B.  in  der  ersten  Seite  A^A,^ 
lie  Ecken  a  und  b.     In  diesem  Falle  ist  zweitens  Winkel 

ß  =  «, 
I.  h.  der  Lichtstrahl  kehrt  schon  nach  dem  ersten  Umlaufe 
inter  demselben  Winkel  auf  die.  erste  Seite  zurück,  unter 
v^elchem  er  sie  verlassen  hat,  so  dass  daher  die  Seiten  jedx3S 
*olyj<ons/j,  paarweise  parallel  sind.  Drittens  ist  der  Umfang 
les  Polygons/^,  constant,  wofern  er  als  Weg  des  Lichtstrahles 
II  j^Ieichem  Sinne  genommen  wird,  wie  im  zweiten  Falle. 
Viertens  sind  die  Ecken  a  und  6  allemal  gleich  weit  von  einem 
Osten  Puncto  w  in  der  Seite  A^A.^  entfernt,  so  dass  immer 

am  =  vib 

st,  und  dasselbe  gilt  von  jeder  anderen  Seite;  wird  a  in  m 
^genommen,  so  fällt  auch  b  dahin,  d.  h.  so  kehrt  der  Licht- 
trahl  schon  nach  dem  ersten  Umlaufe   in   seine  Bahn   zurück, 


236 


Ueber  M&iimum  und  Mioiinuni. 


er  beschreibt  ein  Polygon  F,  von  2n+l  Seiten,  welches  er 
beim  /.weiten  Umlaufe  nur  wiederholt,  so  daSM  alüo  dasselbe, 
um  als  Polygon/,  ungesohon  zu  werden,  doppelt  genommeD 
werden  mu»».  Endlich  iai  diesem  besondere  Polygon  fünftcDg 
gerade  A&a  oben  (11)  bcxproeheno  Polygon  ^:  dasselbe  ist  luch 
unter  allen  Polygonen/,  dasjenige,  dosson  Inhalt  ein  M*ii- 
mum  ist  (wofern  es  nämlich,  wie  soeben  bemerkt  wordeo, 
doppolt  genommen  wird). 

B.  Das  gegebene  Polygon  I'  habe  eine  gerade  Zahl  gleich  2n  v«d 
Seiten.  Ein  Lichtstrahl  bewege  sich'auf  gleiche  Weise  in  demselben,  wie 
vorhin,  er  gehe  vou  irgend  einem  PuucUs  a  der  ersten  Seite  A^Ä^  aus, 
bilde  mit  ihr  uinon  beliebigen  Winkel  a,  treffe  sie  nach  dem  ersten  Um- 
laufe in  einem  Pnncte  b  mid  miter  einem  Winkel  ß,  u. «.  w.,  so  findeu 
hier  folgende  Gesetze  statt: 

1)  Es  ist  allemal 
o— ß  =  (^,+yl,H ^A^_t)—{A,-irA^-i h^j,)  =  w. 

3)  Ii^t  nun  dicKO  Differenz  u  zu  n  commonsurabe),  so  wird 
der  Lichtstrahl  nach  einer  bestimmton  Zahl  von  Umläufeu 
unter  demselben  Winkel  auf  die  erste-  Seite  fallen,  unter 
welchem- er  anfänglich  von  ihr  ausgegangen  ist;  er  treffe  sie 
im  Puucte  t  und  unter  dem  Winkel  x,  so  ist  also 


[Ueibt   a   constaut,    während    a    seine  Lage   ändert,    so    bleibt 
auch   die   Strecke  ai   sowohl,    als  der  Weg   des  Lichtstrahles 
constant;  u.  s.  w. 
3)    Es  »ei 

«  =  0, 


lieber  Maximum  und  Minimum.  237 

stantem  Umfange  ist.  Viertens  befindet  sich  unter  diesen 
Polygonen  /*  das  oben  (11)  genannte  Polygon  F, ,  welches  die 
Grenze  der  Figur  F  darstellt,  und  zwar  ist  es  dasjenige, 
flessen  InhaJt  ein  Maximum  ist;  andererseits  hat  dasselbe 
die  charakteristische  Eigenschaft:  „dass  die  Srnnme  seiner  geraden 
Seiten  gleich  ist  der  Summe  der  um/eraden^y  wodurch  dasselbe  voll- 
kommen bestimmt  ist. 

(1  Rs  ist  zu  bemerken,  dass  der  erste  Satz  (^),  bei  welchem  das 
gegebene  Polygon  P  eine  ungerade  Zahl  von  Seiten  hat,  als  besonderer 
Fall  des  zweiten  (ß,  3),  wo  die  Seitenzahl  gerade  ist,  angesehen  werden 
kann ;  denn  da  bei  (A)  zwei  Umläufe  stattfinden,  so  ist  dies  ebenso  viel, 
als  wenn  das  Polygon  P  die  doppelte  Zahl  von  Seiten,  also  2m  oder 
4n-\-2  Seiten  hätte  und  nur  ein  Umlauf  stattfände,  wobei  auch  in  der 
That  der  Bedingung  in  (/i,  3),  dass  u  gleich  0  sei,  genügt  wird.  Dem- 
j^cmäss  gilt  denn  auch  die  folgende  Construction  sowohl  für  die  Polygone 
/*,  als  /,. 

Zum  Behufe  dieser  Construction  mag  zuvorderst  bemerkt  werden: 

1)  dass  die  entsprechenden  Seiten  der  verschiedenen  Polygone  /, 
unter  sich  parallel  sind  (vermöge  des  constanten  Winkels  a); 

2)  dass  femer,  sobald  die  Richtung  ii^end  einer  bestimmten  Seite 
ji(ofunden  ist,  dann  die  Richtungen  aller  übrigen  Seiten  als  gegeben,  und 
somit  auch  alle  Polygone^  als  gegeben  oder  als  gefunden  zu  betrachten  sind; 

3)  und  dass  endlich  z.  B.  die  erste  Seite  a^a^  irgend,  ei^es  der  Poly- 
Jone /,,  deren  Endpuncte  a,  und  a^  in  den  zwei  ersten  Seiten  A^A^  und 
^.jA^  des  Polygons  I*  liegen,  durch  einen  beliebigen  gegebenen  Punct  p^ 
:ehen  kann.     In  der  That  wird  diese  Seite,  wie  folgt,  gefunden:. 

„Aus  dem  gegebenen  Puncte  p,  fälle  man. auf  die  zweite  Seite  A,^A^ 
on  P  das  Perpendikel  pjj,,  nehme  in  dessen  Verlängerung  den  Punct />.^ 
o,   daAa 

.iLS  /),  nUle  man  auf  die  dritte  Seite  A^A^^  das  Perpendikel  p^q.^  und 
leiune  in  dessen  Verlängerung  den  Punct  p^  so,  dass 

jbcnso  construire  man  durch  das  Perpendikel  aus  p,  auf  die  Seite  A^A^ 
len  Punct  p^ ,  u.  s.  w. ,  bis  man  endlich  durch  das  P.erpendikel  aus  dem 
?uncte  pm  auf  die  erste  Seite  A^A^  zu  einem  Puncto  pm+\  gelangt,  wel- 
cher in  der  verlangten  Seite  a^a^  (oder  in  ihrer  Verlängerung)  liegt,  so 
lass  also  dieselbe  in  der  durch  die  beiden  Puncte  p,  und  Pm-\-\  l>o- 
dinunten  Geraden  liegen  muss".         t 

Nach  den  früheren  Andeutungen  ist  es  nunmehr  auch  leicht,  für 
jeide  Fälle  das  besondere  Polygon  F^  zu  finden,   sobald  man  durch  das 


itbt'u  beschricbeue  Verfahren  bereits  irgend  ein  Polygon-  /,  oder  /,  con- 
stnitrt  hat. 

Hat  P  eine  ungerade 'Zahl  von  leiten,  so  ergiebt  sich  für  die  Polj- 
lioue  /i  noch  eine  andere  Construction  aus  der  obigen  Eigenschaft  (11,  1), 
wonach  nämlich  der  Winkel  a  oder  die  Itichtiing  der  Seite  a,a,  aus  den 
Winkeln  des  gegebenen  Polygons  P  unmittelbar  gefunden  wird. 

64.  Folgende  einfache  Deispielc  von  den  betrachteten  Figuren  und 
Sfilxen  (62  und  63)  verdienen  noch  besonders  erwähnt  zu  werden: 

I.  Wenn  das  gegebene  Polygon  P  in  (63,  III,  B,  3)  insbesondere  ein 
Viereck  ABCD  ist,  so  muss  dassolbc  einem  Kreise  eingeschrieben  sein, 
weil  Winkel  \ 

A-hC  ^  B+D. 
Die  ihm  eingeschriebenen  Vierecke  /,  vom  kleinsten  Umfange  sind  durch 
ein  neucH,  etwafi  einfacheres  V^urfahreii  /.u  flnden  als  das  vorige,  und  zwar 
winl  zunächst  <las  besondere  Viereck  F,,  dessen  Inhalt  ein  Maximum  ist, 
unil  welches  die  OrenÄC  der  Figur  F  darstellt,  durch  folgende  Conslruction 
gefunden : 

„Man  ziehe  in  dem  Vierecke  AIICD  die  Diagonalen  AC  und  ßi>, 
Iiillc  aus  ihrem  Durchschnitte  E  die  Pcritendikel  Ea,  Eb,  Kc  und  Ed  auf 
die  Seiten  dos  Vierecks,  so  sind  die  Fusspuncte  a,  b,  c  und  d  die  Ecken 
des  genannten  Vierecks  F," 

Dieses  Viereck  F,  oder  ahal  hat  auch  die  Eigenschaft,  dass  es 
einem  Kreise  umschrieben  ist,   welcher  £  zum  Mittelpunct  hat 

Die  übrigen  Vierecke/,  oder  «,i|P,'/,  werden  nunmehr  erhalten,  wenn 
man  eine  Ecke  a,  beliebig  amiimmt  und  sodann  die  Seiten  a,&,,  £,r,,  .. . 
den  entsprecbeuden  Seiten  «A,  iw,  . . .  des  Vierecks  ahcd  parallel  zieht. 

II.  Wenn  im  obigen  Satze  (62)  das  gegebene  Polygon  P  insbesondere 
ein  Dreieck  Afi('  ist,  und  wenn  die  einzuschreibende  Figur  F  ausdrücklich 
auf  doHse»  innerc^n  Raum  beschränkt  sein  soll,  so  kommen  der  Grenzlinie 


Uebcr  Maximum  uud  Minimum.  239 

so  ist  die  untere  Grenze  von  F  (oder  vom  Dreieck  «ßy),  näm- 
lich F^  (63),  dasjenige  geradlinige  Dreieck  abc,  dessen  Ecken 
in  den  Fusspuncten  a,  i,  c  der  Perpendikel  liegen,  welche  aus 
den  Ecken  des  Dreiecks  ABC  auf  die  Gegenseiten  gefällt  wer- 
den. Das  Dreieck  ahc  bat  demnach  unter  allen  dem  gegebenen 
Dreieck  ABC  eingeschriebenen  Dreiecken  den  kleinsten  Um- 
fang; die  Geradelt,  welche  seine  Winkel  hälften,  sind  zu- 
gleich die  genannten  Perpendikel,,  die  sich  in  einem  Puncto  D 
treffen;  seine  äusseren  Winkel  aber  werden  durch  die  Seiten 
des  Dreiecks  ABC  gehälftet. 

Bemerkung.  Die  hier  angegebenen  Eigenschaften  und  Sätze  vom 
ebenen  Dreieck  ABC  finden  in  ganz  analoger  Weise  für  das  sphärische 
Dreieck  statt.  In  wie  weit  der  vorige  Satz  (1)  über  das  Viereck  ABCDy 
oder  überhaupt  die  ol)igen  Sätze  (63)  über  die  Polygone  P,  /,  und  /^  auf 
der  Kugelfläche  in  analoger  Weise  stattfinden,  oder  was  an  deren  Stelle 
tritt,  ist  noch  zu  untersuchen.  Dass  das  Polygon  F^^  als  Grenze  der 
Figur  Fy  auf  gleiche  Weise  existirt,  ist  einleuchtend,  ebenso,  dass  zugleich 
sein  Umfang  ein  Minimum  ist  Auch  wird,  wenn  man  das  Polygon  F^ 
als  gegeben  annimmt,  dann  das  Polygon  P  durch  die  nämliche  Con- 
struction  erhalten,  wie  oben  (63,  I). 

65.  Gleichwie  bei  dem  obigen  Satze  (62)  die  zu  beschreibende 
Figur  F  durch  feste  Gerade,  durch  die  Seiten  eines  geradlinigen  Polygons 
J\  beschränkt  wähl,  ebenso  können  zu  gleichem  Zwecke  beliebige  feiste 
Curven,  oder  ein  Curven-Polygon  /^,  angewendet  werden.  Der  Satz  scheint 
dann  allgemeiner  —  aber  im  Grunde  beruht  er  doch  nur  auf  dem  vorigen 
Satze,  weshalb  denn  auch  die  Haupteigenschaften  der  Figur  F  dieselben 
bleiben,  wie  dort,  nämlich:  Der  Inhalt  der  Figur  F  kann  nur  dann 
ein  Maximum  sein,  wenn  1)  alle  Theile  ihres  Umfanges, 
welche  die  auf  einander  folgenden  festen  Curven  oder  Seiten 
von  P^  verbinden.  Bogen  gleicher  Kreise  sind,  und  2)  wenn 
je  zwei  von  diesen  Kreisbogen,  welche*  an  dieselbe  Curve 
(oder  Söite  von)  P,  anstossen,  diese  entweder  im  nämlichen 
Puncto  .und  unter  gleichen  Winkeln  treffen,  oder  sie  in  ver- 
scbiedepen  Puncten  berühren.  Dieser  Satz  gilt  übrigens  nicht  nur 
in  der  Ebene  und  auf  der  Kugelfläche,  sondern  er  findet  in  analoger  Weise 
auf  jeder  beliebigen  krummen  Fläche  statt,  wjis  ich  bereits  schon  bei  einer 
anderen  Gelegenheit  ausgesprochen  habe  *).  Nämlich  man  hat  folgenden  * 
allgemeinen  Satz: 


•)  S.  „Bericht  über  die  zur  Bokanntmacliunfj  fifeeipnoten  Verhaiidlunfifon  der  Köni^l. 
Akademie  der  Wisseuscbaften  zu  Berliu",  April  1839.  Cf.  Bd.  11.  S.  165  dieser  Aus- 
gabe. 


240  (Jeher  Uaximum  und  Hinimiim. 

„Wenn  auf' irgend  einer  krummon  Fläche  S  irgend  eine 
Anzahl  boliobiffor  Curven,  oder  ein  Curven-Polygon  P,  ge- 
geben ist,  und  wenn  in  dasHclbe  eine  Figur  F  van  gegtibonem 
Umfange  ao  eingeschrieben  werden  soll,  dass  ihre  Grenzlinie 
an  jede  Seite  des  Polygons  /*,  anstösst,  so  kann  ihr  Inhalt 
nur  dann  ein  Maximum  sein,  wenn  sie  die  charakteristische 
Eigenscliaft  hat, 

1)  dasH  die  Tboile  ihrer  Grenzlinie,  welche  die  auf  ein- 
antlcr  folgenden  Gurten  oder  Seiten  von  /*,  vorbinden,  so  be- 
schaffen sind,  dasH,  wenn  man  längs  oinoa  solchen  Thetles  an 
die  Fläche  S  eine  berührende  abwickelbare  Fläche  legt  und 
diese  sodann  abwickelt,  jener  Thcil  dabei  in  einen  Kreis- 
bogen übergeht; 

2)  dass  alle  diese  Kreisbogen  gleiche  Radien  haben; 

S)  und  dass  endlich  jede  Curve  oder  jede  Seite  von  I\ 
von  den  beiden  an  sie  anstosscnden  Thcilen  entweder  im 
nämlichen  Puncto  getroffen  und  unter  gleichen  Winkeln  ge- 
schnitten, oder  in  vcrschiodenon  I'uncten  berührt  wird." 

66.  Auch  bei  diesem  allgemeinen  Satze  (65)  kann  die  Figur  !>  in 
ihrem  flrenzfalle  in  ein  Polygon  F^  übergehen  (63),  dessen  Seiten  näm- 
lich kürzeste  Linien  auf  der  gegebenen  Fläche  S  sind,  welche  bei  der 
vorgenannten  Abwickelung  in  Gerade  übergehen.  Zugleich  hat  diese» 
Polygon  F\  auch  die  Eigenschaft,  dass  sein  Umfang  im  Allgemeinen  ein 
Minimum  oder  Maximum  ist*  in  Beziehung  auf  alle  Polygone,  welche  dem 
Polygon  /*  in  gleicher  Weise  mit  kürzesten  Linien  eingeschrieben  sind. 
Im  Allgemeinen  scheint  auch  das  Umgekehrte  behauptet  werden  zu  können, 
nämlich:  dass,  wenn  dem  Polygon  P,  ein  Polygon  F,  mit  kürzesten  Linien 
eingcschrioboil  ist,  dessen  Umfang  ein  Minimum  oder  Maximum  wird,  dass 
dann  dasselbe  zugleich  auch  ein  Grenzfall  der  Figur  F  sei.     Der  folgende 


lieber  Maximum  und  Minimum.  241 

Winkel  mit  ungeradem  Index  gleich  sein.     In  diesem  Falle,  wo 

m  =  2n 
muss  femer  das  Polygon  F^  die  Eigenschaft  haben,  dass  die  Summe  seiner 
Seiten  mit  geradem  Index  gleich  ist  der  Summe  der  Seiten  mit  ungeradem 
Index  (63,  III,  ß,  3).  Wenn  daher  dem  Curven-Polygon  1\  von  2n  Seiten 
ein  Polygon  /j  so  eingeschrieben  wird,  dass  sein  umfang  ein  Minimum 
oder  ein  Maximum  ist,  so  folgt  daraus  noch  nicht,  dass  dasselbe  auch 
zugleich  ein  Grenzfall  der  Figur  F  sei;  sondern  dies  ist  nur  dann  möglich, 
wenn  auch  zugleich  die  Summe  seiner  Seiten  mit  geradem  Index  gleich  ist 
der  Summe  seiner  Seiten  mit  ungeradem  Index.  Dies  ist  die  vorerwähnte 
Ausnahme;  sie  findet  nicht  statt,  wenn  m  ungerade,  also  wenn 

m  =  2n-hl 
ist.    In  diesem  Falle  hat  man  unter  anderen  den  folgenden  speciellen  Satz: 

Sollen  die  Ecken  eines  Dreiecks  abc  (oder  F^)  beziehlich 
in  drei  festen  Curven  Ay  2?,  C  (oder  I\)  liegen,  so  ist  sein 
Umfang  nur  dann  ein  Minimum  oder  Maximum,  wenn  die  Nor- 
malen der  Curven  in  den  Ecken  des  Dreiecks  dessen  Winkel 
hulften  lind  somit  alle  drei  sich  in  einem  Puncto  troffen;  oder 
wenn  die  Normale  in  jeder  Ecke  mit  den  Tangenten  in  den 
beiden  anderen  Ecken  in  einem  und  demselben  Puncto  zu- 
sam'mentrifft  (64,  n). 

Dieser  Satz  findet  auf  der  Kugelfläche  in  analoger  Weise  statt. 

67.  Bei  der  letzten  Betrachtung  kann  man  in  der  Ebene  noch  in 
anderer  Hinsicht  zu  speciellen  Fällen  übergehen,  wie  z.  B.  wenn  statt^^ler 
m  festen  Curven  P,  eine  einzige  ("urve  P,  gegeben  ist,  in  welche  eine 
Figur  F  oder  ein  geradliniges  Polygon  /,  unter  ähnlichen  Bedingungen  * 
eingeschrieben  werden  soll.  Die  Eigenschaft  des  Polygons  /,  bleibt  die- 
selbe wie  vorhin,  nämlich: 

Unter    allen  einer  gcgeb'enen  Curve  P,    eingeschriebenen, 

geradlini^n,  m-scitigen  Polygonen  kann  nur  bei   demjenigen 

/\   der  Umfang  ein  Minimum  oder  ein  Maximum   sein,    welches 

die   Eigenschaft  hat,   dass  seine  Winkel   durch  die   Normalen 

der  Curve  gehälftet  werden. 

Es  kann  hierbei  die  Aufgabe  gestellt  werden:  Für  den  besonderen 
Fall,  wo  die  gegebene  Curve  P^  eine  Ellipse  ist,  das  genannte 
Polygon  /,  vom  grössten  Umfange  näher  zu  bestimmen  oder 
zu  finden. 

68.  Von  dem  eben  betrachteten  Polygon  /,  vom  kleinsten  (oder 
j^rössten)  Perimeter  nehme  ich  Anlass  schliesslich  noch  von  dem  gerad- 
linigen Polygon  p  zu  sprechen,  welches  einem  Curven-Polygon  oder  einer 
(•urve  P,  in  ähnlicher  Weise  eingeschrieben  ist,  und  dessen  Inhalt  ein 
Maximum  oder  ein  Minimum  sein  soll.     Man  hat  den  folgenden  Sjitz: 

Steioer's  Werke.    II.  16 


242  Ueber  Haximlun  und  Hiuimom- 

Wenn  ein  nt-seitiges,  geradliniges  Polygon  p  einem  gege- 
benen m-seitigen  Cnrven-Polygon  (oder  einer  einzigen  Curvc) 
P,  äingeschriebon  ist,  so  kann  sein  Inhalt  nur  dann  ein 
Maximum  oder  ein  Minimum  sein,  wenn  die  Tangente  in 
jeder  Ecke  (dos  Polygons  p  an  die  respective  Curve)  mit  der 
Diagonale,  welche  die  zn  beiden  Seiten  zunächst  folgenden 
Ecken  verbindet,  parallel  ist 

Auf  der  Kngelfläche  hat  man  einen  gewissermassen  analeren  Satz. 

Ist  insbesondere  P,  eine  Ellipse,  so  sind  bekanntlich  zugleich  unend- 
lich viele  Polygone  p  möglich,  welche  der  genanoten  Bedingmig  genügen; 
sie  haben  alle  unter  sich  gleichen  Inhalt,  der  ein  Maximum  ist. 

Bemerkung.  Wie  im  Torstehenden  die  Polygone  /,  und  p  dem 
Curven-Folygon  P,  emgeschrieben  sind,  ebenso  können  sie  demselben  um- 
schrieben und  dabei  in  gleicher  Weise  nach  der  charakteristischen  Eigen- 
schaft gefragt  werden,  welche  sie  haben  müssen,  damit  entweder  ihr  Um- 
fang oder  ihr  Inhalt  ein  Maximum  oder  ein  Minimum  sei. 


Ueber  Maximum  und  Minimum  bei  den 
Figuren  in  -der  Ebene,  aul'  der  Kugel- 
fläche und  im  Räume  überhaupt 


Zweite  Abhandlung. 


Hierzu  Taf.  XH— XIV  Fig.  1  — 17. 


16* 


> 


lieber  Maximum  und  Minimum  bei  den 
Figuren  in  der  Ebene,  auf*  der  Kugel- 
flache  und  im  Räume  überhaupt 


Zweite  Abhandlnng. 


Von  den  ebenen  und  sphärischen  Figuren  (Fortsetzung). 

Wiewohl  die  io  der  ersten  Abhandlung  für  die  ebenen  und  sphä- 
rischen Figuren  befolgte  Beweisart  m  Rücksicht  aitf  Eleganz  und  Allge- 
meinheit nichts  zu  wünschen  lässt,  und  obschon  sie  in  dieser  Beziehung 
alle  folgenden  Beweisarten  weit  übertreffen  möchte,  so  halte  ich  es  doch 
in  der  Hinsicht  für  dienlich,  die  letzteren  hier  kürz  anzudeuten,  weil  es 
bei  einem  Gegenstande  wie  der  gegenwärtige,  welcher  noch  so  sehr  der 
Ausbildung  bedarf,  immer  wünschenswerth  ist,  verschiedene  Wege  zu 
kennen,  auf  denen  irgend  welche  Sätze  sich  besonders  leicht  oder  klär 
darstellen  lassen,  um  ein  analoges  Verfahren  in  anderen  Fällen,  wo  es 
mit  Vortheil  geschehen  kann,  in  Anwendung  zu  bringen.  Die  vielen 
Beweisarten  sind  Folgen  der  verschiedenen  Versuche,  welche  ich  zu  An- 
fang meiner  Untersuchungen  in  der  Absicht  unternommen  habe,  den  Gegen- 
stand möglichst  zweckmässig  mid  vollständig*  zu  behandeln. 

Wie  bereits  im  Eingange  der  ersteh  Abhandlung  bemerkt  worden,  ist 
von  den  nachfolgenden  vier  Beweisarten  nur  eine  für  die  sphärischen 
Figuren  gültig. 


246  Ue)>cr  Haximum  und  Hiiiimum. 

Zweite  B«wetssrt 

Für  die  ebcaeu  uad  »phüriHchcn  Figaren. 

Erster  Fundamootslsatz. 

1.  „Utitcr  allen  ])roieGkeii  über  dorHelben  Grundlinie  nnd 
vüii  gleicher  ScheDkclHummo  hat  das  gloichscheaklige  deo 
grösstcii  luhalt" 

Ich  bcguügo  mich,  auf  don  Boweiu  dioäOä  Satzes  in  der  ersten  Ab- 
handlung (3)  zu  vorwoiHon. 

Zwoiter  Funilamentalaatz. 

2.  „Von  allen  Dreiecken  mit  domseihon  Winkel  an  der 
S)iitzo  und  von  gleicher  Sohoukclsumme  hat  dasjenige  den 
grÖHHten  Inhalt  und  zugleich  die  kloiuätc  Grundlinie,  welches 
gIcichHchcnklig  iät." 

Uewüis.  Von  den  zwei  Dreiecken  ^Cß  und  DCE  (TtJ.Xll  Fig.  1), 
die  den  Winkel  C  au  der  Spitze  gemein  haben,  sei  das  erste  gleich- 
schenklig, also 

CA  =  CB, 
und  dem  Satze  gomilss  .sei 

AC-i-BC  =  DV+KC; 
sü  ist  zunächst 

AD  =  HE 
und  Winkel 


Man  ziehe  die  (ierade  DF  -so,  dass  sie  gleich  DA,  so  ist  auch 


Ueber  Maximum  und  Minimum.  247 

im  rechtwinkligen  Dreieck  DGB  ist  aber  DH>  GH,  also  ^D£>^AB, 
und  folglich 

DE  >  AB. 

Bemerkung.  Wie  man  sieht,  gilt  dieser  Beweis  für  die  sphärischen 
Dreiecke  im  Allgemeinen  auf  übereinstimmende  Weise  (s.  Abh.  I,  16), 
uur^  bedarf  dej  Satz  einer  näheren  Bestimmung;  nämlich  es  kommt 
darauf  an,  ob  die  gegebene  Schenkelsumme  1)  kleiner,  2)  gleich,  oder 
3)  grösser  als  der  halbe  Hauptkreis  sei;  denn  im  ersten  Falle  ist  das 
gleichschenklige  Dreieck  ein  Maximum,  wogegen  es  im  dritten  ein  Mini- 
mum und  im  zweiten  keines  von  beiden  ist,  weil  hier  alle  im  Satze  in- 
begriilenen  Dreiecke  gleichen  Inhalt  haben.  In  allen  diesen  Fällen  hat 
aber  immer  das  gleichschenklige  Dreieck  die  kleinste  Grundlinie. 

3.  Zusätze.  I.  Von  je  zwei  der  im  vorigen  Satze  inbo- 
griffenen  Dreiecke  hat  dasjenige  kleineren  Inhalt  und  zu- 
gleich die  grössere  Grundlinie,  dessen  Schenkel  die  grössere 
Differenz  haben;  und  auch  umgekehrt. 

Denn  da  nach  dem  vorigen  Beweise  (2)  die  Differenz  zwischen  dem 
ü;Ieichschenkligen  Dreieck  ACB  (Taf.  XII  Fig.  1)  und  irgend  einem  un- 
gloichschenkligen  DCE  aus  einem  gleichschenkligen  Dreieck  ADF  be- 
steht, dessen  Schenkel 

AD  =  FD  =  BE=  i(CE—  CD), 

d.  h.  gleich  der  halben  Differenz  zwischen  den  Schenkeln  des  Dreiecks 
D(JE  ist,  so  ist  klar,  dass  dieses  Dreieck  DCE  um  so  kleiner  wird,  je 
mehr  die  Differenz  seiner  Schenkel  zunimmt.  -—  Dass  dabei  zugleich  auch 
die  Grundlinie  DE  wächst,  ersieht  man  aus  dem  rechtwinkligen  Dreieck 
DGHy  dessen  eine  Kathete  GB  constant  bleibt,  während  die  andere  GD 
mit  AD  gleichzeitig  zunimmt,  so  dass  folglich  auch  die  Hypotenuse  DB 
und  somit  die  Grundlinie  DE  wachsen  muss. 

H.  Der  Ort  der  Mitten  (//)  der  Grundlinien  {DE)  aller 
im  Satze  (2)  inbegriffenen  Dreiecke  (Z)6!£)  ist  eine  bestimmte 
Pierade,  nämlich  die  Grundlinie  AB  des  gleichschenkligen 
Dreiecks  ACB  selbst*). 


*)  Man  denke  sich  ein  zweites  ungleichschenkliges  Dreieck  DiCEu  so  ist 

und  der  Satz  kann,  wie  ^Igt,  ausgesprochen  werden: 

Sind  in  zwei  festen  Geraden  CA  und  CB  zwei  beliebige  Puncte  D 
und  E  gegeben,  und  nimiit  man  in  denselben  andere  Punctepaaro  Di  und 
El  in  gleichem  Abstände  von  den  ersteren  an,  so  dass 

DDi  =  EEi, 

so  ist  der  Ort  der  Mitte  ITi  der  Geraden  A-^i   eine  bestimmte  Gerade  AB, 
welche  die  gegebenen  festen  Geraden  unter  gleichen  Winkeln  schneidet. 


24tj  Uebor  Maiimimi  imd  UiDiuiuin. 

III.  Unter  allen  Droleckon  mit  domscibon  Winkel  C  so 
der  Spitzu  und  vun  gleicbem  Inhalto  hat  das  gleicbsclieaklig« 
die  kloIuKto  Grundlinie  und  dio  kleinste  Schcnkolsumme,  aUo 
auch  den  kleinsten  Umfang*). 

Denn  sei  Dreieck  ACH  (Taf.  XU  Fig.  2)  gleichschenklig;  man  denke 
»ich  irgend  ein  ungleichschonkligos  D^CE,  von  gleichem  Inhalte,  so  vA 
immer  ein  ihm  ähnliches  Dreieck  DCE  möglich,  welches  mit  AGB  gleiche 
Schenkelsummc  hat;  dann  aber  ist  Dreieck  DC'E<cACB  (2),  also  auch 
Dreieck 

DCE  <C  D,CE„ 
und  da  nun  DE>  .^ß  und 

CD-hCE  =  CA+CB, 

Oder,  woferu.  mau  glcichzoitiR  iwci  Puncl«  E,  uud  £',  auf  en  tgtigeoge- 
HoUtun  Seitcu  vnu  £  und  in  f;loicbem  Abatundo  anDimmt,  so  haben  die 
UittuD  H,  und  //'  dor  QoraUou  D,E,  und  D,E'  beiiohlich  xwei  heslimmte 
Gerade  ^ß  und  A,B,  zum  Ort,  welche  einandar  untor  rechten  Winkeln 
Kchnuitleu,  und  von  denen  jede  dio  beidou  featon  Geraden  unter  gleichen 
Winkeln  schneidet. 

Es  kann  fumor  bemerkt  werden:  Unss  alle  Perpendikel,  welche  in  den 
Mitten  //,  auf  doti  Geraden  D,E,  errichtet  werden,  sich  in  einem  he- 
stimmton  l'unctc  p,  und  elionso  die  Perpendikel,  welche  auf  den  Geraden 
D,E'  in  ihren  Uitten  //'  errichtvt  werden,  sieb  in  einem  beHtimmten 
PuDCtc  p,  treffen.  Nämlich  dio  Geraden  D,E,  uud  D,E'  berühren  in 
alleu  ihren  Lagen  ruspective  zwei  bustiuimtu  Parabeln  /'und  P,,  welche 
die  foslon  Geraden  CA,  CB  zu  geiueins,;baftlichou  Taugenten,  die  l'uncte 
p  und  p,  lu  Itronupuncten  und  die  Gcradoo  All  und  A,ü,  zn  Tanf^enten 
in  ihreu  Scheiteln  haben,  und  deren  Axen  diu  Ton  den  festen  Geraden 
i;cbildeten  Winkol  hülften,  sich  somit  im  Puncto  C  unter  rechten  Win- 
keln schneiden. 

*)  Es  liisst  sich  leicht  zeigen,  do^  die  Grundlinie  je  xweier  in  diesem  Satz«  iabe- 


(jeber  Maxiinuiu  und  Miuiiiium.  249 

SO  ist  folglich  Gnmdlinio 

D,E,  >  AD, 

und  die  Schcnkolsumme 

CD.^CE,  >  CA-\-CB. 

IV.  1)  Unter  allen  Dreiecken  mit  demselben  Winkel  C 
an  der  Spitze  und  von  gleichem  Umfange  hat  das  gleich- 
schenklige den  grössten  Inhalt,  die  grösste  Schenkelsumme 
und  somit  die  kleinste  Grundlinie. 

Denn  angenonmien  das  gleichschenklige  Dreieck  ACD  (Taf.  XII  Fig.  1) 
habe  den  gegebenen  Umfang,  und  irgend  ein  Dreieck  DCE  habe  mit.  ihm 
gleiche  Schenkelsumme,  so  hat  letztere^  eine  grössere  Grundlinie  und 
somit  auch  grösseren  Umfang,  aber  dennoch  kleineren  Inhalt  (2);  um  so 
mehr  muss  es  also  kleiner  werden,  wenn  man  seine  Grundlinie  DE  sich 
selbst  parallel  bewegt,  bis  es  mit  ACB  gleichen  Umfang  erhält;  auch 
wird  dabei  zugleich  seine  Schenkelsumme  kleiner. 

2)  Unter  allen  Dreiecken  mit  demselben  Winkel  C  an  der 
Spitze  und  mit  dem  nämlichen  gegebenen  Unterschiede  zwi- 
schen der  Schenkelsumme  und  der  Grundlinie  hat  das  gleich- 
schenklige zugleich  den  kleinsten  Inhalt  und  die  kleinste 
Grundlinie. 

Dieser  Satz  folgt  am  leichtesten  aus  dem  Satze  No.  3,  II  in  der 
ersten  Abhandlung*).  Ich  habe  ihn  hier  deshalb  aufgenommen,  weil  er 
mit  dem  ersten  (1)  in  eigenthümlichem  Zusammenhange  steht,  was  aus 
dem  späteren  Satze  (VIII)  sowie  aus  der  folgenden  Angabe  erhellt: 

Bei  jedem  der  beiden  vorstehenden  Sätze  berühren  die 
Grundlinien  aller  inbegriffeuen  Dreiecke  einen  bestimmten 
Kreisbogen,  welcher  auch  von  den  Schenkeln  des  gegebenen 
Winkels  C  in  seinen  Endpuncten  berührt  wird. 

Ist  der  gegebene  Winkel  für  beide  Sätze  ein  und  derselbe, 
und  ist  der  gegebene  Umfang  beim  ersten  Satz  (1)  gleich  der 
gegebenen  Differenz  beim  zweiten  (2),  so  gehören  die  beiden 
Kreisbogen  einem  und  demselben  Kreise  an;  u.  s.  w. 

V.  Unter  allen  Dreiecken  mit  demselben  Winkel  6'  an  der 
Spitze  und  iflit  gleichen  Grundlinien  hat  das  gleichschenklige 
sowohl  den  grössten  Inhalt  als  die  grösste  Schenkelsumme. 

Denn  haben  wieder  die  Dreiecke  ACB  und  DCE  (Taf.  XII  Fig.  1) 
gleiche  Schenkelsumme,  und  bewegt  man  die  Grundlinie  DE  sich  selbst 
parallel  nach  C  hin,  bis  sie  gleich  AB  wird,  so  schwindet  sowohl  der 
Inhalt  als  die  Schenkelsumme,  des  Dreiecks  DCE,  und  folglich  müssen 
dieselben  beziehlich  kleiner  sein  als  der  Inhalt  und  die  Schenkelsumme 
des  gleichschenkligen  Dreiecks  ACB. 

*)  Cf.  Band  U.  S.  182  dieser  Ausgabe. 


250  Veber  Maiimuiu  uud  Miniutum. 

Werden  —  in  Kiickijicht  der  vorhergehenden  Sätze  —  die  Schenkel 
des  gegebenen  Winkels  0  durch  eine  beliebige  Gerade  JK  oder  LM  be- 
grenzt, wie  etwa  in  Fig.  3  auf  TaT.  XII,  and  wird  diese  Gerade  nebst 
den  anliegenden  Winkeln  J  und  'K  oder  L  und  M  als  gegeben  ange- 
nommen, so  ergeben  sich  ferner  unter  anderen  folgende  Zusätze:  - 

VI.  Wenn  von  einem  Viereck  JKBA  oder  LMBA  (Taf.  Xll 
Fig.  3)  die  Grundlinie  JK  oder  LM,  die  beiden  anliegenden 
Winkel  y  und  £'  oder  L  und  M  nebst  der  Summe  der  anliegen- 
den Seiten  JA-hKIi  oder  LA-\-MIi  gegeben,-  so  ist  die  vierte 
Seite  AB  ein  Minimum  und  der  Inhalt  im  Allgemeinen  ein 
Maximum  oder  ein  Minimum,  wenn  die  beiden  nicht  gege- 
benen Winkel  A  nnd  B  einander  gleich  sind.  Nämlich  der 
Inhalt  ist  ein  Maximum  oder  Minimum,  je  nach  dem  die  Summe 
der  gegebenen  Winkel  bezichlich  grösser  oder  kleiner  als  ic 
ist;  ist  aber  diese  Summe  gerade  gleich  ic,  so  findet  keines 
von  beiden  statt,  sondern  der  Inhalt  ist  dann  constant.  Dies 
folgt  aus  No.  2. 

VII.  Wenn  von  einem  Viereck  ^A'ß^l  oder  Z-A/ß.a  die  Grund- 
linie JA'odor  LA/,  die  anliegenden  Winkel,  sowie  der  Inhalt  ge- 
geben sind,  so  ist  die  der  Grundlinie  gegenüberliegende  Seite 
AB  ein  Minimum  und  die  Summe  der  beiden  übrigen  Seiten 
ist  ein  Minimum  oder  Maximum,  wenn  die  beiden  nicht  gege- 
bene ii  Winkel  gleich  sind.  Nämlich  dio  Summe  der  zwei 
Suiten  ist  ein  Minimum  oder  Maximum,  jenachdem  die  Summe 
der  zwei  gegebenen  Winkel  grösser  oder  kleiner. als  ir  ist;  ist 
sie  gleich  ic,  so  ist  jene  Summe  constant.  Dies  folgt  aus  dem 
SatzIIl. 

VIII.  1)  Ist  von  einem  Viereck  JKBA  dio  Grundlinie  JK 
nebst  den  anliegenden  Winkeln,   sowie   die  Summa  der  drei 


Ueber  Maximum  und  Minimum.  251 

SO  treffen  sich  die  Seiten  AL  und  BAI,  verlängert,  jenseits  L  und  M  in 
einem  Puncte  C,,  und  man  kann  dann  von  diesem  Satze  zu  dem  obigen 
(IV,  2)  übergehen. 

IX.«  Wenn  von  einem  Viereck  JKBA  oder  LMBA  die  Grund- 
linie JK  oder  LA/,  die  beiden  daran  liegenden  Winkel  nebst 
der  ihr  gegenüberstehenden  Seite  AB  gegeben  sind,  so  ist 
die  Summe  der  zwei  übrigen  Seiten,  sowie  der  Inhalt  ein 
Maximum  oder  ein  Minimum  (jenachdem  die  Summe  der  bei- 
den gegebenen  Winkel  beziehlich  grösser  oder  kleiner  als  ir 
ist),  wenn  die  zwei  übrigen  Winkel  einander  gleich  sind  (V). 
Ist  insbesondere  die  Summe  der  gegebenen  Winkel  gleich  ir,  so  findet 
der  Satz  nicht  statt. 

Bemerkung.  Diese  verschiedenen  Zusätze  lassen  sich  auch  leicht 
auf  l)eliebige  Vielecke  und  auf  (/urven  ausdehnen;  man  gelanj^t  dadurch 
zu  Sätzen,  die,  für  sich  betrachtet,  viel  schwieriger  scheinen  als  die  vor- 
stehenden, aus  denen  sie  zu  folgern  sind.  Es  ist  hier  nicht  der  Ort, 
weiter  darauf  einzugehen. 

4.  I.  Wenn  von  einem  Viereck  ein  Winkel  und  die  beiden 
ihm  gegenüberliegenden  Seiten  a  und  b  gegeben  sind,  so  ist 
sein  Inhalt  ein  Maximum,  wenn  der  Scheitel  des  gegebenen 
Winkels  von  den  drei  übrigen  Ecken  gleich  weit  absteht 

Beweis.  Unter  der  Voraussetzung,  dass  es  ein  Viereck  mit  dem 
grössten  Inhalt  giebt,  lässt  sich  der  Satz,  wie  folgt,  beweisen: 

Angenommen,  das  Viereck  CABD  (Taf.  Xll  Fig.  4)  habe  den  grössten 

Inhalt;  AB  und  BD  seien  die  gegebenen  Seiten  a  und  6,  und  C  sei  der 

j^cgebene  Winkel,    so  folgt  zunächst,    dass    die    beiden    nicht  gegebenen 

Seiten  CA  und  CD  einander  gleich  sein  müssen.    Denn  zieht  man  die 

Diagonale  AD   und   betrachtet  sie  für  einen  Augenblick  als  gegeben,   so 

muss   sie   in   dem  gegebenen  festen  Winkel  C  das  grösste  Dreieck  ACD 

begrenzen,   weil   sonst,   wenn   dasselbe  sich  vergrössem  Hesse,   auch   das 

Viereck  CABD  grösser    würde   (da  das*  Dreieck  ABD  constant    bleibt), 

was  der  Annahme  widerspräche;  folglich  muss 

CA  =  CD 
sein  (2). 

Wäre  nun  ferner  die   Diagonale  67?   nicht  den  Seiten  CA  und  CD 

gleich,  so  müsste  sie  grösser  oder  kleiner  sein,  also  es  müsste  z.  B.  etwa 

CA  =  CE<:CB    oder    CA  =  CF>CB 

sein.     Allein  wäre 

CA  =  CE=CD, 
so  würde,  wenn  man  aus  der  Mitte  B^  von  BE  durch  die  Mitten  H  und 
G  der  Seiten  AB  und  BD  die  Creradcn  B^HJ  und  B^GK  zöge,  Dreieck 

JCB^  >  ACB 


252  lieber  H^uiinuni  und  Uinimuiii. 

nud  Dreieuk 

KGB,  >  DGB 
sein  (2),  folglich  auch  Viereck  GJB^K>  CABD;   und  wenn  man  femei 
(da  nach  No.  2  JB^-^AB  und  KB,  <  DB),  aus  ß,  die  Getadfi 

B,A,  =  BA  =  a    . 
und 

B,D,  =  BD  =  b 
zöge,  HO  wäre  um  so  mehr  Viereck 

CA,B,D,  >  CABD, 
was  gegen  die  ÄDuahmo  ixt.     Demnach  kann  nicht 

VA  =  CE<CB 
^iii.     EbouüO  tiiüxt  »ich  zeigen,  liasn  auch  nicht 

CM  =  CF>-  OB 
»ein  kaun.     Folglich  uiuhh 

CA  =  CB=CD 

II.  Ist  der  gcgobone  Winkel  C  insho«ondore  gleich  it,  und  somit 
ACD  oiiio  Ciürade,  ho  geht  das  Vierock  in  ein  Dreieck  ABD  über,  mid 
mau  hat  den  folgenden  Satz: 

Unter  allen  Dreiecken  mit-donsel)jcn  zwei  gogebenen  Sei- 
len <i  gleich  AB  und  b  gleich  BD  hat  dasjenige  den  grössten 
Inhalt,  in  welchem  die  drei  Ecken  von  der  Mitte  C  der  drittcu 
Seite  AD  gleich  weit  abstehen;  oder  in  welchem  der  Winkel 
ß  zwischen  den  gegebenen  Seiton  so  gross  ist  wie  die  Summe 
der  beiden  übrigen  Winkel  A  und  D. 

Dieser  tjatz  enthalt  die  Fundamentalsätze  C  und  14  der  ersten  Ab- 
handlung. 


lieber  Maximum  und  Minimum.  253 

• 

Winkels  von  allen  übrigen  Ecken  gleich  weit  absteht.  Dieser 
grösste  Inhalt  bleibt  derselbe,  gleichviel  in  welcher  Or.dnung 
die  gegebenen  Seiten  auf  einander  folgen. 

Beweis.  Zunächst  folgt  in  gleicher  Weise  wie  oben  beim  Viereck 
(4),  dass  die  den  gegebenen  Winkel  C  einschliessenden  Seiten  CA  und 
CT  gleich  sein  müssen.  Nun  ziehe  man  nach  irgend  einer  Ecke  P  des 
Vielecks  die  Diagonalen  AP  und  TP,  betrachte  sie  für  einen  Augenblick 
als  gegeben  und  halte  die  darüber  stehenden  Segmente  des  Vielecks  un- 
veränderlich fest,  so  muss  das  Viereck  CAPT,  von  welchem  der  Winkel 
C  und  die  Seiten  AP  und  TP  gegeben  sind,   ein  Maximum  und  folglich 

CA  =  CP=  CT 
sein  (4).   Da  P  eine  beliebige  Ecke  ist,  so  schliesst  man,  dass  die  Ecke  C 
von  allen  übrigen  Ecken  gleich  weit  absteht. 

IL  Wenn  insbesondere  der  gegebene  Winkel  C  gleich  tu,  und  somit 
ACT  eine  Gerade  ist,  so  heisst  der  Satz: 

Sind  die  Seiten  a,  byc,  ...  eines  Vielecks,  ausgenommen 
<lie  Grundlinie  AT,  gegeben,  so  ist  sein  Inhalt  ein  Maximum, 
wenn  alle  Ecken  von  der  Mitte  C  der  Grundlinie  gleich  weit 
absteheu,  oder  wenn  es  einem  Kreise  eingeschrieben  ist,  wel- 
cher die  Grundlinie  zum  Durchmesser  hat. 

7.  Ist  in  Rücksicht  der  vorigen  Sätze  (6)  statt  der  einzelnen  Seiten 
(ly  by  Cy  ...  dorou  Summe 

gegeben,  so  ist  der  Inhalt  des  Vielecks  ein  Maximum  Maximorum,  wenn 
ausser  den  genannten  Bedingungen  noch  die  erfüllt  wird,  dass  alle  diese 
Seiten  einander  gleich  sind  (5). 

Man  hat  daher  beziehlich  folgende  Sätze: 

I.  Ist  von  einem  Vieleck  ein  Winkel  6  nebst  der  Summe  « 
und  der  Anzahl  m  aller  nicht  daran  liegenden  Seiten  a,  h,  r,  ... 
gegeben,  so  ist  sein  Inhalt  ein  Maximum,  wenn  alle  diese 
Seiten  einander  gleich  sind,  und  wenn  der  Scheitel  des  ge- 
gebenen Winkels  von  allen  übrigen  Ecken  gleich  weit  absteht. 

II.  Sind  von  einem  Vieleck  die  Summe  8  und  die  Anzahl 
m  aller  Seiten  ausser  der  Grundlinie  AT,  welche  willkürlich 
ist,  gegeben,  so  ist  sein  Inhalt  ein  Maximum,  wenn  jene  Seiten 
alle  gleich  sind,  und  wenn  alle  Ecken  von  der  Mitte  C  der 
Grundlinie  gleiöh  weit  abstehen. 

8.  Wenn  ferner  nur  die  Summe  s  der  Seiten  gegeben,  die  Anzahl  m 
dagegen  willkürlich  ist,  so  folgt  in  gleicher  W^eise  wie  beim  Satze  No.  26 
der  ersten  Abhandlung,  dass  der  grösste  Inhalt  des  Vielecks  immer  zu- 
nimmt, wenn  man  die  Seitenzahl  vi  vermehrt,  so  dass  er  also  ein  Maxi- 
mum Maximorum  wird,   wenn  die  Seitenzahl  vi  unendlich  gross  gedacht 


254  Ueber  Maximum  und  Uiuimum. 

wird,  d.  h.  wenn  dio  SuumiQ  s  in  eiDcn  Kreisbogen  übergeht  Somit  hat 
man  folgende  Sätze: 

I..  Wenn  von  einem  Vieleck  ein  Winkel  C  nebst  der 
Summe  a  aller  nicht  daran  liegenden  Seiten  gegeben  ist,  »o 
wird  der  grösste  Inhalt  desselben  immer  grosser,  je  mehr 
Seiten  es  hat,  so  daas  er  ein  Maximum  Maximorum  wird, 
wenn  die  Seitenzahl  m  unendlich  gross  gedacht  wird,  oder 
wenn  das  Vieleck  in  einen  Kreissector  übergeht  (7, 1). 

II.  Ist  von  einem  Vieleck  die  Summe  aller  Seiten  aoBser 
der  Grundlinie  gegeben,  so  wird  der  grösste  Inhalt  desselben 
(7,11)  immer  grösser,  je  mehr  Seiten  es  hat,  so  dass  er  eio 
Maximum  Maximornm  wird,  wenn  man  die  Seitenzahl  unend- 
lich gross  annimmt,  d.  h.  wenn  das  Vieleck  in  einen  Halbkreis 
übergeht,  welcher  dio  willkürliche  Grundlinie  zum  Durch- 
messer hat. 

in.  Tat  der  Umfang  s  eines  Violecks  gegeben,  so  nimmt 
der  grösste  Inhalt  desselben  immer  mehr  zu,  je  grösser  die 
Seitenzahl  m  ist,  so  dass  er  ein  Maximum  Maximorum*  wird, 
wenn  man  die  Seitenzahl  unendlich  gross  annimmt,  d.h.  wenn 
das  Vieleck  in  einen  Kreis  übergeht. 

Allgemeine  Anmerkung. 
9.  Das  Bisherige  genügt,  um  zu  zeigen,  wie  der  Gegenstand  nach 
der  gegenwärtigen  Beweisart  sich  behandeln  lässt.  Von  hier  an  kann  man 
in  den  Gang  der  ersten  Beweisart  einlenken,  indem  man  vorerst  die  All- 
gemeinheit des  letzten  Satzes  (8,  III)  nachweist  und  ihn  sodann,  wie  dort, 
zum  Hauptsätze  macht.  Mittelst  der  vorstehenden  Sätze  lässt  sich  leicht 
zeigen:    „dass   der   Kreis    anter   allen   möglichen    Figuren    von 


lieber  Maximum  und  Minimum.  255 


Dritte  Beweisart. 

Für  die  ebenen  Figuren. 

Die  Eigenthümlichkeit  dieser  Beweisart  besteht  darin,  dass  alles  aus 
einem  einzigen  einfachen  Hülfssatze  abgeleitet  wird.  Ich  beschränke  mich 
jedoch  dabei  bloss  auf  einige  Sätze,  nämlich  auf  die  Ableitung  der  beiden 
Fundamentalsätze  in  der  ersten  Abhandlung  (No.  3  und  No.  G),  sowie  auf 
die  Darstellung  einiger  Sätze,  welche,  wie  man  weiter  unten  sehen  wird, 
bei  stereometrischen  Figuren  in  analoger  Weise  stattfinden. 

Fundamen  talsatz. 

10.  Unter  allen  Perpendikeln,  welche  aus  einem  gege- 
benen Puncto  A  auf  alle  durch  einen  anderen  gegebenen 
Punct  B  gehenden  Geraden  gefällt  worden,  ist  dasjenige  ein 
Maximum,  welches  in  die  Gerade  AB  selbst  fällt.     Oder: 

Unter  allen  Sehnen  eines  Kreises,  welche  von  demselben 
Puncto  A  ausgehen,  ist  der  Durchmesser  AB  ein  Maximum. 

Denn  im  rechtwinkligen  Dreieck  ist  die  Hypotenuse  grösser  als  jede 
Kathete  —  und  daraus  folgt  der  Satz. 

Bemerkung.  Zunächst  folgt  aus  diesem  Satze  der  zweite  Funda- 
mcntalsatz  in  der  ersten  Abhandlung  (6).  Denn  ist  AB  die  eine  ge- 
gebene Seite  des  Dreiecks  und  BC  die  andere,  deren  Lage  beliebig  sein 
»soll,  80  wird  der  Inhalt  mit  dem  Perpendikel  aus  A  auf  BC  zugleich  ein 
Maximum. 

11.  Unter  allen  Dreiecken  über  derselben  Grundlinie  und 
Ton  gleichem  Inhalte  hat  das  gleichschenklige  die  kleinste 
Schenkelsumme  oder  den  kleinsten  Umfang. 

Beweis.  Seien  ACB  und  ADB  (Taf.  XII  Fig.  5)  zwei  Dreiecke 
über  derselben  Grundlinie  AB  und  von  gleichem  Inhalte;  sei  das  erste 
gleichschenklig,  also 

AC  =  BC    oder    a  =  b. 

Auf  diesen  gleichen  Schenkeln  errichte  man  in  ihren  Endpuncten  A  und  B 
die  Perpendikel  AM  und  BM^  so  entsteht  ein  zweites  gleichschenkliges 
Dreieck  AMB,  indem 

AM= BM= r 

ist  Für  die  Inhaltssumme  beider  gleichschenkligen  Dreiecke  oder  für  den 
Inhalt  des  Vierecks  MACB  hat  man 

MACB  —  ir(a-f-i). 

Fällt  man  aus  M  auf  die  Schenkel 

AD  =  a,     und     BD  =  b. 


256  Vehat  Maximum  und  Vinimum. 

des  uDgleicKächonkligen  Dreiecks  ADB  Porpcndikel,  so  ist  jedes  kleiner 
als  r  (10);  man  bezoichno  dieselben  beziehlich  durch  r — ;c  und  r — y,  so 
hat  man  für  die  Inhaltssumme  der  Dreiecke  AMB  nnd  ADB  oder  lür 
den  Inhalt  dos  Vierecks  MADB 

MADB  =  \(f-ä)a,+l,(r-y)b,  =  irK+'J-l«--*»»,- 
Die  Vierecke  MACB  und  MADB  haben  aber  gleichen  Inhalt,  daher  ii<t 

und  folglich 

a-\-b  <i  a,-HÄ,, 
d.  h.   die  Schenkelsumme  des  gleichschenkligen  Dreiecks   ist   kleiner  al^ 
die  ii^end  eines  anderen.  —  (Bekanntlich  gicbt  es  einen  viel  einfacheren 
Beweis.) 

12.  Unter  allen  Dreiecken  über  derselben  Grundlinie  und 
von  gleicher  Schcnk'clsummc  hat  das  gleichschenklige  den 
grössten  Inhalt. 

Beweis.  Denn  haben  die,  Dreiecke  ACB  und  ADB  (Taf.  XII  Fig.  6), 
wovon  das  erste  gleichschenklig  sein  soll,  gleiche  Schenkelsurame,  ist  also 

a-\-b  =  a^-i-b,, 
so  folgt  aus  dem  vorigen  Beweise,  dass 

<«+4)  >  r(a,+J,)-;.a,-yJ„ 
oder  Viereck  MACB  >  MADB  und  folglich  auch  Dreieck 
ACB  >  ADB. 
Dieser  Satz  liesse  sich  auch  indircet  aus  dem  vorigen  ableiten. 
Er  ist,  wie  man  sieht,  der  erste  Fundamcntalsatz  in  der  ersten  Ab- 
handlung (3). 


lieber  Maximum  und  Minimum.  257 

Schenkel  zusammen  der  gegebenen  Summe  2s  gleich  sind,  also 

2a-\-2b  =  2$    oder    a+6  =  s; 

seien  femer  die  Dreiecke  so  beschaffen,  dass  die  in  den  Endpuncten  der 
Grundlinien  auf  den  Schenkeln  errichteten  Perpendikel  AMy  BM  und  DNy 
ENy  jedes  Paar  bis  zu  ihrem  gegenseitigen  Durchschnitte  M  und  N  ge- 
nommen, bei  dem  einen  Dreieck  so  gross  sind  wie  bei  dem  anderen, 
also  dass 

^  AM=BM=DN=EN=r. 

Alsdann  hat  man  für  die  Inhaltssumme  der  beiden  Vierecke  MACB  und 
NDFE  (11) 

MACB+NDFE = r(a+ J)  =  rs. 

Nun  denke  man  sich  über  den  gegebenen  Grundlinien  irgend  zwei  andere 

gleichschenklige  Dreiecke  ^C,ß  und  DF^Ey   deren  Schenkel  beziohlich 

gleich  a,  und  b^   sein  mögen  und  der  Bedingung  der  Aufgabe   genügen, 

so  dass 

a,-hÄ,  =  ö+Ä  =  s, 

wobei  also  entweder 


oder 


a^  >  a    und    6,  <:  J, 


a,  <  Ä    und    6j  >  6, 

80  sind  die  Perpendikel  aus  M  und  N  auf  die  Schenkel  der  neuen  Drei- 
ecke kleiner  als  r;  man  setze  dieselben  beziehlich  gleich  r — a  und  gleich 
r — y,  so  hat  man  für  die  Inhaltssumme  der  Vierecke  MAC^B  und  NDF^E 

MAC^B'\-NDF^E=(r—x)a^'\-(r—y)b^  =r8—aa^—yb^. 

Wie  man  sieht,  ist  diese  Summe  kleiner  als  die  vorige.  Werden  von 
jedem  Paar  Vierecke  die  beiden  Dreiecke  ^jWB  und  DNE  fortgenommen, 
80  folgt  für  die  Summen  der  übrig  bleibenden  Dreiecke,  dass 

ACB+DFE  >  AC,B+DF,Ey 

d.  h.   dass  die  Inhaltssumme  der  Dreiecke  AGB  und  DFE  grösser  ist 

als  diejenige  irgend  zweier  anderen  Dreiecke,  welche  denselben  gegebenen 

öedingongen  der  Aufgabe  genügen. 

14.     Die  Lösung  der  vorstehenden  Aufgabe  (13)   liefert   uns   einen 
Satz,  der  sich  auf  nachfolgende  drei  Arten  aussprechen  lässt: 

I.  Sind  die  Grundlinien  zweier  Dreiecke  nebst  der  Summe 
ihrer  vier  Schenkel  gegeben,  so  ist  die  Summe  ihrer  Inhalte 
clann  ein  Maximum,  wenn  beide  Dreiecke  gleichschenklig  sind, . 
Und  wenn  die  in  den  Endpuncten  der  Grundlinien  auf  den 
Schenkeln  errichteten  Perpendikel,  bis  zu  ihrem  gegenseitigen 
Durchschnitte   genommen,    bei    dem   einen   Dreieck    so   gross 

8ind  als  bei  dem  anderen. 

Steiner't  Werk«.    II.  17 


258  Uebar  HaiiDram  und  HinimuiD. 

Wenn  mau  in  don  beiden  Dreiecken  AGB  aad.DFE,  welcbe  dem 
$atze  genügen,  aus  den  Mitton  der  Schenliel  auf  denselben  Perpendikd 
errichtet,  so  sind  diese,  bis  zu  ihrem  g^enseitigen  Durchechnitte  ge- 
nommeu,  in  dem  einen  Dreieck  so  ^bs  als  in  dem  audereu,  nämlich  m 
sind  gerade  die  Hälfte  der  oben  durch  r  bezeichneten  Perpendikel  (13) 
Daher  kann  der  Satz  auch  so  ausgesprochen  werden: 

II.  Die  Inhaltssumme  der  in  Betracht  stehenden  Drei- 
ecke ist  ein  Maximum,  wenn  die  aus  den  Mittelpnncten  der 
den  Dreiecken  umschriebenen  Kreise  auf  die  Schenkelge- 
fällten  Perpendikel  in  beiden  Dreiecken  gleich  sind,  oder 
wenn  die  Kreise,  welche  die  Schenkelpaare  in  ihren  Mitten 
berühren,  einander  gleich  sind. 

Zieht  man  die  Geraden  MC  und  NF  (Taf.  Xtll  Fig.  7),  so  ist 
Winkel 


und  da 


so  ist 


^  o,     p,  =  p 


...  DE 

und     smB,  =  ->,—  , 


AB ;  DE  =  sino, :  sinß,  =  aina :  sinß, 
das  heisst: 

in.  Die  beiden  Dreiecke,  deren  Inhaltssummje  ein  Maxi- 
mum ist,  haben  die  Eigenschaft,  dass  ihre  Grundlinien  sich 
verhalten  wie  die  Sinus  der   daran  Hegenden  Winkel  a  und  ß. 

Diese  Eigenschaft  (III)  thoilt  Lhuüier  in  seinem  Werke  (Z>e  relatime 
mutua  capackatis  et  terminorum  ßgurarum  etc.)  mit,  bemerkend,  dass  er 
sie  durch  Differentialrechnung  gefunden  habe;  er  schien  an  der  Möglich- 
keit  eines   elementar -geometrischen  Beweises  zu    zweifeln.    Durch   seine 


(Jeher  Maximum  und  Minimum.  259 

Beweis.  Dass  bei  jedem  der  beiden  Vielecke  alle  nicht  gegebenen 
Seiten  einander  gleich  sein  müssen,  folgt  aus  No.  12;  dass  aber  jedes 
einem  Kreise  eingeschrieben  sein  muss,  kann  hier,  als  aus  den  beiden 
vorhergehenden  Beweisarten  bekannt  vorausgesetzt  werden  (da  wir  die 
Entwickelung  der  gegenwärtigen  oben  (13)  abgebrochen  haben). 

Werden  von  den  beiden  Vielecken  durch  Diagonalen,  welche  die 
Endpuncte  irgend  zweier  auf  einander  folgenden,  nicht  gegebenen  Seiten 
verbinden,  zwei  Dreiecke  abgeschnitten,  und  werden  diese  Diagonalen,  als 
Grundlinien  der  Dreiecke,  sowie  die  Summe  der  vier  Schenkel  als  ge- 
geben angesehen,  so  muss  die  Inhaltssumme  der  Dreiecke  ein  Maximum 
sein;  und  demzufolge  müssen  die  in  den  Mitton  der  Schenkel  auf  diesen 
errichteten  Perpendikel,  bis  zu  ihrem  Durchschnitte  genommen,  einander 
gleich  sein;  diese  Durchschnitte  sind  aber  offenbar  die  Mittelpuncte  der 
den  Vielecken  umschriebenen  Kreise,  und  somit  zwei  feste  Puncto  — 
woraus  die  Richtigkeit  des  Satzes  folgt. 

Der  Satz  kann  fer&er  auch,  analog  dem  obigen  Satze  No.  14,  III, 
wie  folgt,  abgefasst  werden: 

n.  Die  Inhaltssumme  der  beiden  Vielecke  kann  nur 
dann  ein  Maximum  sein,  wenn  jedes  einem  Kreise  einge- 
schrieben ist,  und  in  jedem  alle  nicht  gegebenen  Seiten  gleich 
sind,  und  wenn  ferner  zwischen  den  gegebenen  Grundlinien 
ABy  DE  und  den  daran  liegenden  Winkeln  a,  ß  die  folgende 
Proportion  (Gleichung)  stattfindet 

.    m — 1            .    n — 1  ^ 
AB:DE=-    ^-^       : ^=?-  , 


cos TT  a       cos s  ß 

m — 2  n — 2  ^ 

wo  m  und  n  die  Seitenzahlen  der  Vielecke  bezeichnen. 

16.  Bemerkung.  Es  ist  klar,  dass  der  vorstehende  Satz  (15)  in 
ähnlicher  Weise  für  beliebig  viele  Vielecke  stattfindet,  wenn  respectivc 
ihre  Seitenzahlen,  ihre  Grundlinien  und  die  Summe  aller  ihrer  übrigen 
Seiten  zusammengenommen  gegeben  sind;  denn  die  Summe  ihrer  Inhalte 
kann  nur  dann  ein  Maximum  sein,  wenn  die  Perpendikel,  welche  aus  den 
Mittelpuncton  der  4^n  Vielecken  umschriebenen  Kreise  auf  die  nicht  ge- 
gebenen Seiten  gefallt  werden  können,  in  allen  gleich  sind.  Wird  bei 
einem  der  Vielecke  die  Seitenzahl  unendlich  gross  vorausgesetzt,  so  geht 
dasselbe  in  ein  Kreissegment  über,  dessen  Radius  alsdann  den  Perpen- 
dikeln in  den  übrigen  Vielecken  gleich  sein  muss.  Dadurch  gelangt  man 
also  auch  zu  den  Sätzen  über  Kreissegmente,  welche  in  der  ersten  Ab- 
handlung bewiesen  worden  sind  (No.  52  und  No.  54);  und  zwar  stellen 
sieh  diesfelben  hier  nur  als   besondere  Fälle   dar.     Dagegen  scheinen  sich 

17* 


2()0  üeber  Maximain  und  Hininium. 

die  jj^cgcnwärti^cu  allgcmeinorcD   Sätze  nach  kcinor   der  übrij^n   Beweia- 
arteii  leicht  l>owei.<>eii  zu  lassen. 


\ 


Vierte  Beireifurt. 

Für  «lic  ebenen  Figuren. 

17.  Hülfssätze.  I.  Unter  allen  Linien  zwischen  zwei  ge- 
ttobenon  Puncten  ist  die  Gerade  ein  Minimum  (die  kürzeste). 

I[.  Die  Summe  je  zweier  Seiten  eines  Dreiecks  ist  grösser 
al.s  die  dritte  Seite. 

Fandnmentiilsatz. 
IS.     [.    Bio   Gerade  CD   aus    der   Spitze   C  eines   Dreiecks 
ACn  nach   der  Mitte  D  der  Grundlinie  AB  hälftet  die  Fläche 
des  Dreiecks  und  ist  kleiner  als  die  halbe  Summe  der  Schen- 
kel, also 

2CD  <  AC-\-BC. 
Der  letzte  Theil  dieses  Satzes  folgt  aus  No.  17,  II.     Denn  man  v«- 
liingere  CD  über  D  hinaus,  nehme  darauf  den  Punct  C,  so,  dass 

DC,=CD 
und  ziehe  die  Gerade  AC^,  so  ist 

AC,  =  BC, 
und  im  Dreieck  CAC^   ist 

CA+AC,  >  CC„ 
also  ist  auch 

CA  +  CB  >  2CD. 
II.     Die  Gerade  dD,  welche  die  Mitten  d  und  D  der  paral- 
lelen   Seiten   ab    und    AB    eines    Paralleltrapezes   AabB    ver- 
bindet,   hälftet  die  Fläche  desselben   und  ist  kleiner  als  die 


Ueber  Maximum  und  Minimum.  261 

diesen  Linien  Gerade  xy  den  Grundlinien  parallel,  so  ist  der 
Ort  ihrer  Mitten  z  irgend  eine  bestimmte  Linie  Cy  welche  die 
Fläche  der  Figur  hälftet,  und  welche  im  Allgemeinen  kleiner 
ist  als  die  halbe  Summe  der  Linien  a  und  6.  Nur  in  dem 
besonderen  Falle,  wo  die  Transversale  xy  constant  ist,  wird 
c  der  halben  Summe  von  a  und  b  gleich,  und  zwar  ist  dann 

c  =  a  =  J. 

Denn  denkt  man  sich  die  Transversalen  xy  in  sehr  kleinen  Abständen 
auf  einander  folgend,  so  können  die  zwischen  ihnen  enthaltenen  Theile 
tlor  Linien  a  und  b  als  geradlinig,  und  somit  das  zwischen  je  zwei  auf 
einander  folgenden  Transversalen  befindliche  Flächeneloment  als  Parallel- 
trapez angesehen  werden;  für  jedes  dieser  Trapeze  findet  aber  der  Satz 
statt  (18,  II),  daher  auch  für  ihre  Su^ime,  d.  i.  für  die  ganze  Figur. 

ßemerkung«  Der  vorstehende  Satz  bleibt  bestehen,  wenn  insbe- 
sondere  die  eine  Grundlinie  CD  gleich  0  wird,  wie  in  Fig.  8ä  auf  Taf.  XIII; 
ebenso  wenn  beide  Grundlinien  AD  und  CD  Null  werden,  wie  in  Fig.  &? 
Ulf  Taf.  XIII. 

20.  Soll  zwischen  den  unbegrenzten  Schenkeln  eines  ge- 
ebenen Winkels  eine  Linie  von  gegebener  Länge  gleich  L, 
her  willkürlicher  Form,  so  gezogen  werden,  dass  der  be- 
rciizte  Kaum  ein  Maximum  sei,  so  kann  sie  nur  ein  Kreis- 
ogen  sein,  dessen  Mittelpunct  im  Scheitel  des  Winkels  liegt. 

Beweis.  Sei  ACfi  (Taf.  XIII  Fig.  9)  der  gegebene  Winkel.  Nehmen 
kir  an,  die  Linie  ADB  habe  die  gegebene  Länge  gleich  L  und  sei  so 
leschaffen,  dass  sie  den  möglich  grössten  Raum  begrQUÄt,  so  folgt  zu- 
lächst,  dass  sie,  sowie  die  ganze  Figur  CADBCy  durch  die  den  Winkel 
J  liälftende  Gerade  CD  in  zwei  congruente  Hälften  getheilt  wird,  so  dass 
\D  und  BD  oder  a  und  b  congruent  und  namentlich 

CA  =  CB 

st.  Denn  wäre  dies  nicht  der  Fall,  so  gäbe  es  immer  eine  zweite  Figur 
[A^DB^C  die  jener  CADBC  durchaus  gleich  wäre,  nämlich  die  mit  ihr 
'zusammenfiele,  wenn  man  sie  um  die  Gerade  CD  herumbewegte,  so  das^ 
ilso  die  Linie 

A^DB^  =  ADB 
und  einzeln 

sowie  auch  die  Räume  ADB^  und  A^DB  congruent  wären.  Ferner  gäbe 
c^s  sodann  eine  Linie  DE  oder  c,  welche,  als  Ort  der  Mitten  aller  zwischen 
den  Linien  a  und  \  mit  der  Grundlinie  AB^  parallel  gezogenen  Geraden, 
ilen  Raum  ADB  hälftete,  so  dass 

2c  <  a+6,     oder    2c  <  a-\-b 


\ 


262  Ueber  Uaximum  und  Hinimuin. 

wäre  (19);  und  cljeii»u  wiirdo  der  Raum  A^DB  durch  eine  gleiche  Linie 
/>/' gleich  c  gehiilftet,  mo  dass  al.so  die  Figur  CEDFC  mit  CADBC  glei- 
uhcu  Inhalt  hätte,  oliHchon  die  Linie  EDF  kleiner  als  ADB,  nämlicli 
2t<;«H-A,  wäre.  Dieses  widerspricht  aber  der  obigen  Annahme,  das* 
die  Linie  ÄDIi  den  möglich  grösston  Kaum  bügrenjit  (indem  eine  Linie, 
diu  grüsser  ist  als  EDF,  offenbar  auch  einen  grösseren  Kaum  begrenzen 
kann  als  diese).  FolgUdi  müssen  die  Thoilo  a  und  b  der  Linie  ADB  'S 
congnicnt  und 

CA  =  CB 
Hein,  oder  die  ganze  Figur  CADBC  muss  durch  die  Gerade  CD  in  zweif  «i 
uungruento  llälftep  CADC  und  CBDC  getheilt  werden. 

Nun  folgt  für  diese  llülften  CADC  und  CBDC  in  gleicher  Weise,^  ^=3, 
(lass  Hie  durch  die  Geraden  CG  und  CH,  welche  ihre  Wiukel  ACD  undK=».d 
BCD  hiilftou  und  die  Linien  a  und  b  in  den  L'unGten.G  und  U  (fefie«=K  «d 
(diese  Puncto  und  Jene  Geraden  sind  in  der  Figur  nicht  gezeichnet),  Idck  Jn 
congmente  Thoilo  getheilt  worden,  welche  alle  eiuandcr  gleich  imd  somiS'.äJt 
Viertel  der  ganzen  Figur  sind,  so  dass  also 

CA  =  CD  =  CB 
sein    muss.     Diosolben  Schlüsse  sind  weiter   auf   diese    vier   Viertel    an-  m-K.ü- 
w(;mlbar,  wodurch  folgt,  dass 

CA  =  CG  =  CD  =  CB  =  CB; 
u.  s.  w.    Dies  berechtigt  zu  dem  Schluss,  dass  alle  Puncte  der  Linie  ADE^~  *^ 
gleich  weit  vou  dorn  Scheitel  C  entfernt  sein  müssen,  van  die  Bi-hinptun  j  »"*>g 
des  Satzes  ist. 

21.  Mit  dem  letzten  Satze  (%))  lönncn  wir  die  gegenwärtige  Beweis-**  J«- 
art  beendigen.  Er  ist  in  der  Art  umfassend,  dass  alles  Weitere  aus  ihnr^^*-^ 
folgt.  Nümlieh  zunfichst  folgen  aus  Ihm  die  Sätze  über  den  Ualbkroii^ '  "'' 
•und  über  den  ganzen  Kreis,  wenn  der  gegebene  Winkel  C  boziehliclrC ^*'' 
gleich  7t  und  2n  angenommen  wird.  Sodann  folgen  die  Sätze  über  da^s-^^^ 
Kreissegment,  über  Krelsstucke,  Vielecke,  u.  s.  w.  ingleicher  Weise  wii^-*  ''^ 
in  der  ei-steii  Abhandlung  *). 


Ueber  Maximum  und  ifinimum.  263 

Oder  man  kann  auch  statt  des  Satzes  (20),  oder,  vor  demselben,  den 
Satz  vom  Kreise  aufstellen  und  z.  B.,  wie  folgt,  beweisen. 

Unter  allen  ebenen  Figuren  hat  der  Kreis  bei  gleichem 
Umfange  den  grösston  Inhalt  und  bei  gleichem  Inhalte  den 
kleinsten  Umfang. 

1.  Beweis.  Man  denke  eine  Figur,  die  bei  gegebenem  Umfange  den 
möglichst  grössten  Inhalt  haben  soll.  Jede  Gerade  AB  gleich  a,  welche 
ihren  Umfang  in  zwei  gleich  lange  Theile  a  und  ß  theilt,  muss  auch  ihre 
Pläche  hälften,  so  dass  aa  und  aß  von  gleichem  Inhalte  sind;  denn  wäre 
Jtwa 

aß  <  oa, 

o  könnte  man  über  der  festen  Sehne  a  statt  der  Linie  ß  eine  der  a 
y  in  metrisch  gleiche  Linie  a,  nehmen,  und  dann  wäre  die  Figur  aa,  bei 
;l<?ichem  Umfange  grösser  als  aß,  was  der  Voraussetzung  widerspräche; 
ülglich  muss 

(fß  =  oa 

ein.  Wäre  nun  ferner  ß  verschieden  von  a,,  so  gäbe  es  zwischen  ß  und 
:,  eine  dritte.  Linie  y,  welche  kleiner  als  i(ß-f-a,),  und  somit  kleiner 
lIs  ß,  aber  wo  dennoch 

a-jf  =  aß  =  aa^ 

väre  (19),  was  offenbar  wiederum  der  Annahme  widerspräche.  Folglich 
LÖimcn  ß  und  a,  nicht  von  einander  verschieden  sein,  d.  h.  es  muss  ß 
yniraetrisch  gleich  a,  und  somit  a  eine  Axe  der  Figur  sein.  Da  die 
Dichtung  dieser  Axe  beliebig  ist,  so  folgt  leicht,  dass  die  Figur  ein  Kreis 
ein  muss. 

2.  Beweis.  Von  der,  wie  vorhin,  bei  gegebenem  Umfange  möglichst 
;r4)8s  vorausgesetzten  Figur  schneide  man  mittelst  einer  beliebigen  Sehne  a 
in  Segment  aa  ab,  denke  sich  dasselbe  zugleich  in  einer  zweiten  Lage 
II  die  es  gelangt,  wenn  es  um  die  in  der  Mitte  auf  der  Sehne  senkrechte 
iorade  herumbewegt  wird.  In  dieser  zweiten  Lage  des  Segmentes  heisse 
ein  Bogen  a, .  Fiele  a,  nicht  mit  a  zusammen,  so  wäre  zwischen  beiden 
ine  dritte  Linie  ß  von  der  Beschaffenheit  möglich,  dass,  während 

2ß  <:  a+a,     oder     ß  <:  a, 

»abei  ist  die  Gerade  />/>,  parallel  AB,  und  wenn  F  ihre  Mitt^j  ist,  so  ist  die  Gerade 
JF  seukrecht  auf  AB.     In  Ansehung  des  Dreiecks  DADf  ist  nun  , 

2AF  <  AD+ADi         (18,1); 
ind  da 

2AC:=AD  +  BD  =  AD  +  ADi, 
.0  ist 

AC  >   AF; 

laher  muss  C  oberhalb  F  liegen,  und  folglich  «las  Dreieck  'AGB  grössere  llöhe  und 
omit  auch  grosseren  Inhalt  haben,  als  das  Dreieck  ADB  oder  AD^B, 


Ueber  Haximum  und  Hinimum. 


deiiuotih  das  Segment 


(19), 


.  was  oiTcubar  der  Voraussetzung  widerstritte.  Folglich  muss  a,  ganz  ut 
a  falloii,  und  es  mass  a  eine  in  Rücksicht  der  gonanDteü  Senkrechten 
»ymino  tri  sehe  [Jnie  sein.  Daraus  folgt  weiter,  dass  die  Figur  ein  Krei« 
sein  musiä.  —  Oder  werden  durch  zwei  gluicho  Seimen  a  und  6  au  be- 
liebigen Stellen  zwei  Segmentfl  aa  und  iß  abgoschnitton ,  so  folgt  «u 
gleichen  Gründet)  (wenn  man  die  Segmente  auf  einander  legt),  dass  die 
Bogen  a  und  ß  gleich  sein  müssen;  was  wiederum  die  Natur  des  Kreises 
anzeigt. 


Fünfte  Beweisart 

Für  die  ebenen  Figuren. 

Diese  ßewoiKart  beruht  auf  dem  Priiicip  der  Symmetrie.  Das  Maxi- 
mum und  Minimum  wird  dadurclt  auf  intercs.saute  Weise  von  einer  neuen 
Seite,  nach  seiner  oigeuthümlichen  Erscheinung  in  der  äusseren  Form  der 
Figur  beleuchtet 

Pundamentalsati. 
22.     I.     Jedes    ungleichschenklige    Dreieck   ACB   (Taf.  XIII 
Fig.  lU)  lasst  sich   in  ein  anderes  (gleichschenkliges)  ticO   von 
gleichem  Inhalte  und  gleicher  Grundlinie 

a&  =  AB 

verwandeln,   welches  kleinere  Schonkelsumme  hat  und  in  Be- 

zuff  auf  eine   bestimmte   Axe  X,    die    durch    die  Spitze  c    und 


lieber  Maximum  uml  Miuimum.  265 

Wenn  im  zweiten  Theile  (II)  die  gegebenen  Seiten  insbesondere  ein- 
ander gleich  sind, 

AB  =  DE, 

so  ist  ÄDEB  ein  Parallelogramm  und  cuhb  ein  Rechteck;  der  Satz  bleibt 
offenbar  auch  für  diesen  Fall  gültig. 

23.  Infolge  des  vorstehenden  Satzes  kann  nun  jedes  gegebene  con- 
vexe  Polygon  P  in  ein  anderes  Polygon  P,  von  gleichem  Inhalte  ver- 
wandelt werden,  welches  kleineren  Umfang  hat  und  in  Bezug  auf  irgend 
eine  Axe  X  symmetrisch  ist.  Dies  mag  durch  folgende  Beispiele  an- 
»scliaulich  gemacht  werden. 

1)  Es  sei  das  gegebene  Polygon  zimächst  ein  Dreieck  ABC  (Taf.  XIII 
Fig.  11).  Aus  den  Ecken  desselben  lalle  man  auf  eine  beliebige  Axe  X 
Perpendikel  Aa,  Bö,  Cc,  trage  das  Stück  BD  des  einen,  welches  inner- 
halb des  Dreiecks  liegt,  symmetrisch  auf  die  Axe  X,  d.  h.  so,  dass 

bd  =  BD    und     be  =  ed, 

i>o   hat  das  symmetrische   Viereck  abcd  mit  dem   Dreieck  ABC  gleichen 

Inhalt,    aber  kleineren  Umfang.     Denn    vermöge   der  Construction   haben 

i^owohl  die  Dreiecke  BAD  und  bad,  als  BCD  und  Ud  gleichen  Inhalt, 

aber  es  ist 

ab-\-ad  <  AB-\-AD 
und 

€b-\-cd  <  CB+CD        (22, 1), 

woraus  die  Behauptung  folgt. 

Mittelst  einer  neuen  Axe  F,-  welche  zur  vorigen  X  senkrecht  ist, 
kann  weiter  das  Viereck  abcd  auf  gleiche  Weise  in  ein  anderes  Viereck 
aß-^S  von  gleichem  Inhalte,  aber  von  noch  kleinerem.  Umfange  verwandelt 
werden,  welches  in  Rücksicht  beider  Axen  symmetrisch,  daher  gleichseitig 
(also  eine  Raute)  ist  und  den  Durchschnitt  p.  der  Axen  zum  Mittelpuncte  hat. 

Demnach  kann  jedes  gegebene  Dreieck  ABC  mittelst  zweier  zu  ein- 
ander rechtwinkligen  Axen  X  und  Y  in  eine  Raute  aß^S  von  gleichem 
Inhalte  aber  kleinerem  Umfange  verwandelt  werden.  Dies  kann  aber  auch 
mittelst  einer  einzigen  Axe  X  geschehen;  denn  wenn  die  Fläche  des  Drei- 
ecks ABC  durch  das  Perpendikel  BDe  gehälftet  wird  (wenn  D  die  Mitte 
der  Seite  AC  ist),  so  ist  abcd  eine  Raute. 

2)  Es  sei  femer  das  gegebene  Polygon  P  etwa  ein  Fünfeck  ABCDE 
(Taf.  XIV  Fig.  12),  so  wird  es  durch  ein  gleiches  Verfahren  mittelst  einer 
Axe  X  in  ein  Achteck  abe^cdc^eb^  verwandelt,  welches  vermöge  der  cor- 
respondirenden  Dreiecke  und  Paralleltrapeze  nach  No.  22  gleichen  Inhalt 
aber  kleineren  Umfang  hat.  —  Durch  eine  zu  X  senkrechte  neue  Axe  Y 
wird  dieses  Achteck  in  ein  Zwölfeck  von  gleichem  Inhalte  verwandelt, 
welches  abermals  kleineren  Umfang  und  zudem  den  Durchschnitt  der 
beiden  Axen  zum  Mittelpuncte  hat. 


2G6  Ueber  Maziraum  und'  UiuiiDum.  1 

3)  Auf  glüiche  Weiso  wird  jede«  gegebuno,  convexo  Polygoo  P  von 
M  Seiten  mittelst  oiuur  eratcu  Axo  X,  iii  ein  symmetrisches  Polygon  P, 
von  gloiohetn  Inhalte  aber  kleinerom  Umfange  vorwandelt,  welches  im  All- 
■(cmeiQeu  und  höchstens  2m — 2  Seiten  hat;  feraor  mittelst  einer  zwcit«n 
licliei>igon  Axe  X,  in  ein  symmetrischos  Polygon  P,  von  höGhst«ns  2(2w»-2)-^  — 
leiten;  und  tährt  man  so  fort,  so  gelangt  man  mittelst  der  nf™  Äxe  X,^^m, 
zu  cinom  symmetrischen  Polygon  /'«'von  höchstens  2'(m — 2)+2  Seiton,.^  , 

wolchos   bei   gleichem  Inhalte   kleineren  Umfang  hat  als  jedes   vorher 

gehende. 

Wßnn  oino  Axo  zu  der  ihr  vorhergehenden  senkrecht  angenommenst-^ 
wird,  z.  n.  fronn  X^  und  X,  sonkrocht  ist,  so  hat  das  Polygon  P,  etnen^Kzzi 
Mittclpunct  C  (der  Durchschnitt  der  beiden  Axon),  abor  höchstens  duiz^^ 
2(2/« — 4)  Selten;  und  alsdann  hat  auch  jedes  folgendo  Polygon /*,,  P„  ...P^^ 
einen  Mittclpunct  C  und  zwei  zu  oinand^sr  senkrechte  Symmetral-Axen_,^ 
man  mag  dlo  späteren  Axen  X„  X^,  ...  X,  annehmen,  wie  man  will, 

24.  Diese  Beispiele  zeigen,  wie  jedes  gegebene  convoxe  Polygon  p-^ 
sich  in  ein  anderes  Polygon  i*,  von  gleichem  Inhalte  aber  kleinerem  Um- 
fange und  grösserer  Sottonzahl  verwandeln  liÜMt  Wird  die  Verwandlung 
oft  wiederholt,  so  kann  die  Seitenzahl  sehr  gross  und  jede  Seite  einzeln 
sehr  klein  werden,  so  dass  zuletzt,  wenn  man  die  Vorwandlungen  bis  im* 
Unendliche  fortgesetzt  denkt,  die  Zahl  der  Seiten  unendlich  gross  und  jede 
Seite  unendlich  klein  wird,  wodurch  das'  Polygon  P,  sich  irgend  einer 
Turve  nähert,  oder  vieliiiohr  schlechthin  in  eine  solche  übci^eht. 

Da  in  gleichem  Sinne  umgekehrt  jede  gogubeue  geschlossene  convexo 
Curvc  /'  als  Polygon  mit  unendlich  vielen  uiiendiiuh  kleinen  Seiten  anzu- 
sehen ist,  so  kann  dicselbo  auch  durch  da.s  nämliche  Vorfahren  mittelst 
einer  iieliebigen  Axe  X^  in  eine  andere  Curve  P,  von  gleichem  Inhalte 
aber  kleinerem  Umfange  verwandelt  werden,  welche  in  KScksicht  der  Axe 
X,   symmetrisuh  ist.     Ebenso   gelaugt  man   mitt«lst  einer  zu   X,    senk- 


lieber  Maximum  und  Minimum.  '  267 

Demnach  kanu  jede  geschlossene,  convexe  Figur  P,  mag  sie  von 
geraden  oder  krummen  Linien  (oder  von  beiden  Arten  zugleich)  begrenzt 
sein,  unter  Beibehaltung  ihres  Inhaltes,  so  'lange  verwandelt  und  dadurch 
ihr  Umfang  verkleinert  werden,  wie  sie  nach  irgend  einer  Richtung  keine 
8ymmetral-Axe  hat.  Hätte  aber  die  Figur  nach  jeder  beliebigen  Richtung 
eine  Symmetral-Axe,  oder  würde  sie  nach  einigen  Verwandlungen  in  diesen 
Zustand  gebracht,  so  bliebe  alsdann  bei  allen  folgenden  Verwandlungen 
ihr  Umfang  sowohl  als  der  Inhalt  constant,  oder  vielmehr,  es  lande  dann 
keine  Verwandlung  mehr  statt,  sondern  die  neue  Figur  würde  stets  der 
alten  gleich  sein. 

Eine  solche  Figur  aber,  welche  nach  allen  Richtungen  Symmetral- 
Axen  hat,  muss  nothwcndig  einen  Mittelpunct  C  haben,  in  welchem  sich 
iUle  Axen  schneiden  (denn  derselbe  wird  nach  dem  Obigen  schon  durch 
irgend  zwei  zu  einander  senkrechte  Axen  bedingt).  Ferner  müssen  alle 
Axen  einander  gleich  sein.  Denn  seien  X,  Y  (Taf.  XIV  Fig.  13)  irgend 
zwei  Axen  der  Figur  und  sei  Z  diejenige  Axe,  welche  mit  ihnen  gleiche 
Winkel  bildet,  also 

a  =  ß, 

so  muss  dem  Endpuncte  A  der  Axe  X  in  Rücksicht  der  Axe  Z  ein  sol- 
cher Punct  D  entsprechen,  welcher  sowohl  im  Umfange  der  Figur  P,  als 
in  der  Axe  Y  liegt;  folglich  muss  D  Endpunct  der  Axe  Y  sein,  und  folg- 
lich müssen  die  halben  Axen  CA  und  CD  (und  ebeaso  die  ganzen  AB 
und  DE)  einander  gleich  sein.  Demzufolge  kann  es  nur  eine  einzige 
solche  Figur  geben,  welche  nach  jeder  Richtung  eine  Symmetral-Axe  hat, 
und  diese  Figur  ist  der  Kreis. 

25.  Aus  der  vorstehenden  Betrachtung  schliesst  man  zunächst  den 
folgenden 

üauptsatz. 

Unter  allen  Figuren  von  gleichem  Inhalte  hat  der  Kreis 
den  kleinsten  Umfang;  und  umgekehrt:  unter  allen  Figuren  von 
gleichem  Umfange  hat  der  Kreis  den  grössten  Inhalt. 

Deim  man  denke  sich  eine  Figur  P,  welche  bei  gegebenem  Inhalte 
den  möglichst  kleinsten  Umfang  habe,  so  muss  dieselbe  nach  allen  Rich- 
tungen symmetrisch  und  folglich  ein  Kreis  sein.  Denn  wäre  sie  nach 
irgend  einer  Richtulig  nicht  symmetrisch,  so  liesvse  sie  sich  mittelst  einer 

struire  man  die  Gerade 

.     r  =  ]/ab, 

trajje  sie  als  Ualbmesser  in  die  Ellipse  ein  und  nehme  X  darauf  senkrecht  an,  dann 
wird  die  neue  Figur  Py  ein  Kreis  sein.  Da  r  nach  zwei  verschiedenen  Richtunpfen  sich 
als  Halb^nessor  in  die  KUipso  eintragen  lässt,  so  kann  die  Axe  X  auch  in  zwei  ver- 
schiedenen Richtungen  der  Forderung  genügen. 


Uiber  MmimuDi  und  MinimuDi. 


ilicMcr  Richtung  cnbiprecIicDden  Äxe  X  iii  eine  andere  Figur  P,  von  glei- 
chem Inhalte  aber  kleinerem  Umfango  verwandeln,  wau  der  Voraussetzung 
widcrspräche. 

2G.  In  Kücksiclit  der  obigen  Betrachtung  (24)  kann  hier  beiläufig 
noch  folgende  Frage  aufgeworfen  werden: 

Welche  Form  kann  oino  Figur  möglicherweise  haben,  weno 
sie  zwei  .Symmetral-Axen  X  und  Y  hat,  die  sich  unter  einem 
beliebigen,  gegebenen  Winkel  a  schneiden,  und  von  denen 
jede  dem  Umfange  der  Figur  in  nur  «wci  Puncten  begegnet? 

Die  Erörtomng  dieser  Frage  llefort  folgen<les  Resultat:  Die  Figur  hat, 
ausser  den  beiden  gegebenen,  im  Allgemeinen  noch  molir  Axen,  und  zwar 
entweder  eine  bestimmte  endliche  Anzahl  oder  unendlich  viele,  jenach- 
dem  beziehlicli  a:it  commonsurabel  oder  incommensurabol  ist. 

I.  Wenn  a-.it  commcnRuralwl  i.st,  etwa  gleich  l:m,  wo  m  eine  ganze 
Zahl  ist,  so  hat  die  Figur  im  Ganzen  m  Symnictral-Axen ,  die  einander 
in  demselben  Puncto  C  schneiden,  und  deren  Abschnitte,  nach  der  Reihe 
um  den  Punct  C  herum  genommen,  abwechselnd  einander  gleich  sind*). 
Der  Umfang  der  Figur  besteht  aus  2m  gleichen  Theilen,  nümlich  zwischen 
den  nach  gleicher  Seite  hin  liegenden  EndpuncUtn  Je  zweier  unmittelbar 
auf  einander  folgenden  Axen  liegt  ein  solcher  Umfangstheil.  Diese  Theile 
bleiben  unbestimmt,  d.  h.  einer  derselben  kann  willkürlich  angenommen 
_  wenicn,  kann  eine  beliebige  gerade  Linie  oder  Curvo  sein,  und  dann  sind 
alle  anderen  durch  ihn  bestimmt,  ihm  gleich. 

Uebrigens  sind  dabei  noch  zwei  Fälle  zu  unterscheiden,  ob  die  Zahl 
iH  gerade  oder  ungerade  ist. 

1)  Ist  m  gerade,  so  ist  V  Mittelpunct  der  Figur  und  die  m  Axen 
sind  abwechselnd  einander  gleich. 

2)  Ist  m  ungerade,  so  sind  alle  Axen  einander  gleich,  ihre  Ab- 
schnitte   aber,    in  welche  sie  durch  <len  Punct  C  getheilt  worden,    sind 


lieber  Maximum  und  Miuimum.  209 

Umfanges,  und  es  ist 

CP=CP,; 

dem  Puncto  P,   entspricht  weiter  in  Rücksicht  der  Axe  Y  ein  Punct  Pj, 

und  es  ist 

CP,  =  CP, ; 

ebenso  entspricht  dem  Puncte  P,  vermöge  der  Axe  X  weiter  ein  Punct 
P,,  diesem  wieder  vermöge  der  Axe  Y  ein  Punct  Pj,  u.  s.  w.  bis  ins  Un- 
endliche, Diese  Reihe  von  Puncten  erschöpfen  den  Umfang  der  Figur  und 
sind  alle  gleich  weit  vom  Durchschnitte  C  der  Axen  entfernt,  was  beweist, 
dass  die  Figur  ein  Kreis  und  C  dessen  Mittelpunct  ist 


Ton  den  Fignren  im  Banme. 

Von    den    prismatischen    Körpern. 

27.  Der  Inhalt  eines  beliebigen  Prismas  ist  gleich  dem 
Product  aus  der  Grundfläche  in  die  Höhe. 

Die  Seitenfläche  eines  senkrechten  Prismas  ist  gleich 
einem  Rechteck,  dessen  Höhe  und  Grundlinie  beziehlich  der 
Höhe  des  Prismas  und  dem  Umfange  der  Grundfläche  gleich 
sind. 

28.  Unter  allen  Prismen  über  der  nämlichen  Grundfläche 
und  von  gleicher  Höhe  hat  das  senkrechte  die  kleinste  Seiten- 
fläche oder  die  kleinste  Oberfläche;  und  umgekehrt:  unter  allen 
Prismen  über  derselben  Grundfläche  und  von  gleich  grosser 
Seitenfläche  hat  das  senkrechte  die  grösste  Höhe  oder  den 
grössten  Inhalt. 

Ist  die  Grundfläche  ein  Polygon,  so  ist  der  Beweis  dieses  Satzes  ein- 
leuchtend, und  ist  sie  eine  Curve,  mithin  der  Körper  ein  Cylinder,  so  folgt 
der  Beweis  dadurch,  dass  man  die  Grundfläche  als  Grenze  von  ein-  oder 
umschriebenen  Polygonen  ansieht. 

29.  I.  Unter  allen  w-seitigen  Prismen  hat  das  senkrechte 
regelmässige  die  Eigenschaft,  dass  es 

1)  bei  gleich  grosser  Grundfläche  und  gleicher  Höhe  die 
kleinste  Seitenfläche; 

2)  bei  gleicher  Seitenfläche  und  gleicher  Höhe  die  grösste 
Grundfläche  und  den  grössten  Inhalt; 

3)  bei  gleich  grosser  Grundfläche  und  gleich  grosser 
Seitenfläche  die  grösste  Höhe  oder  den  grössten  Inhalt;  und 
endlich 

4)  bei    gleicher   Seitenfläche    und    gleichem    Inhalte    die    • 
kleinste  Grundfläche  und  die  grösste  Höhe  besitzt. 


270 


Dober  Haximuin  und  Hinimum. 


U.  Von  zwei  rcgelmääsigeD,  senkrechten  Prismen  hat  das- 
jenige, welches  grössere  Seitenzahl  besitzt, 

1)  bei  gleich  grosser  Grundfläche  und  gleicher  Höhe  eine 
kleinere  Seitenfläche; 

2)  bei  gleicher'  Seitenfläche  nnd  gleicher  Höhe  eine 
grösHere  Grundfläche  and  grösseren  Inhalt; 

3)  bei  gleich  grosser  Grandfläche  nnd  gleich  grosser 
Seitenfläche  eine  grössere  Höhe  oder  einen  grösseren  Inhalt; 
und  endlich 

4)  bei  gleicher  Seitenfläche  and  gleichem  Inhalte  eine 
kleinere  Grundfläche  aber  grössere  Höhe. 

lU.  Unter  allen  prismatischen  Körpern  hat  der  senk- 
rechte gerade  Cylindor  die  Eigenschaft,  dass  er 

1)  bei  gleich  grosser  Grundfläche  and  gleicher  Höhe  die 
kleinste  Seitenfläche; 

2)  bei  gleicher  Seitonfläche  und  gleicher  Höhe  die  grösste 
Grandfläche  und  den  grösston  Inhalt; 

*  3)  bei  gleich  grosser  Grundfläche  und  gleich  grosser 
Seitenfläche  die  grösste  Höhe  oder  den  grösston  Inhalt;  and 
endlich 

4)  bei  gleicher  Seitenfläche  und  gleichem  Inhalte  die 
kleinste  Grundfläche  und  die  grÖsste  Höhe  besitzt. 

Beweis.     Zofoige  des  Satzes  No.  28  hat  man  es  in  allen  Fällen  nnr- 
mit  senkrechten  Prismen  zu  thun.    Unter  dieser  Voraussetzung  lassen  sich 
die  einzelnen  Fälle,  wie  folgt,  beweisen; 

I.  1)  Da  die  Seitenfläche  gleich  einem  Rechteck,  dessen  Höhe  nnd 
Grandlinio  beziehlich  dor  Hohe  des  Prismas  and  dem  Umfange  seiner 
Grundfläche  gleich  sind  (27),  und  da  diese  Höhe  gegeben  ist,  so  wird 
folglich  die  Seitenfläche  mit  dem  Umfange  der  Grundfläche  gleichseitig 
ein  Minimum;    dies  tritt  aber  ein,  wenn  die. Grundfläche  regelmässig  ist 

2)  Da  die  Höhe  und  die  Seiteufläche  g^ben  sind,  so  ist  dadnrch 
auch  der  Umfang  der  GroodfläGhe  bekannt,  welche  also  aro  grössten  wird. 


lieber  Maximum  und  Minimum.  271 

einen  Augenblick  den  Inhalt  der  Grundfläche  gegeben,  so  ist  ihr  Umfang 
am  kleinsten,  und  daher  der  Quotient  am  grössten,  wenn  die  Grundfläche 
regelmässig  ist;  für  jedes  regelmässige  Polygon  aber  ist  der  genannte 
Quotient  dem  Radius  des  eingeschriebenen  Kreises  gleich,  und  wird  somit 
mit  dem  Inhalte  des  Polygons  gleichzeitig  kleiner  oder  grösser;  folglich 
kann  nur  bei  einer  einzigen  bestimmten,  regelmässigen  Grundfläche  B  der 
Quotient  jenem  gegebenen  Quotienten  q  gleich  werden.  Da  nun  jede  andere 
Grundfläche,  mag  sie  regelmässig  sein  oder  nicht,  welche  kleiner  als  B  ist, 
auch  einen  kleineren  Quotienten  als  diese  hat  und  somit  unzulässig  ist 
(weil  der  Quotient  gleich  q  sein  muss),  so  ist  folglich  B  unter  allen  mög- 
lichen Grundflächen  die  kleinste. 

Man  kann  auch,  wie  folgt,  schliessen:  Zuvörderst  bemerke  man,  dass 
der  Inhalt  eines  senkrechten,  regelmässigen  Prismas  gleich 
ist  dem  halben  Product  aus  der  Seitenfläche  in  den  Radius 
des  der  Grundfläche  eingeschriebenen  Kreises.  Nun  sei  P  irgend 
ein  Prisma  mit  dem  gegebenen  Inhalte  und  der  gegebenen  Seitenfläche, 
imd  femer  sei  P^  ein  senkrechtes,  regelmässiges  Prisma  mit  respective 
gleich  grosser  Seitenfläche  und  Grundfläche;  so  ist  zufolge  des  Falles  3) 

Soll  nun  P,  bei  gleicher  Seitenfläche  kleiner  werden,  bis 

P   =  P 

so  muss  der  Radius  seiner  Grundfläche,  und  somit  diese  Grundfläche  selbst 
al)nehmen,  woraus  wiederum  die  Wahrheit  des  Theorems  folgt. 

IL  Hier  folgt  der  Beweis  für  alle  vier  Fälle  aus  den  vorigen  (I), 
wofern  man  dabei  den  Satz  No.  26  in  der  ersten  Abhandlung  berücksichtigt. 

in.     Diese  Fälle  sind  eine  unmittelbare  Folge  der  vorigen  (II). 

Bemerkung.  Wie  die  vorstehenden  Sätze  gewissermassen  auf  die 
früher  betrachteten  Eigenschaften  ebener  Figuren  sich  gründen,  ebenso 
lassen  sich  viele  andere  Sät^e  über  Prismen  aus  entsprechenden  Sätzen 
über  ebene  Figuren  ableiten;  so  z.  B.  kann  fast  die  ganze  Reihe  von 
Sätzen,  welche  in  der  ersten  Abhandlung  über  ebene  Figuren  enthalten 
sind,  unmittelbar  auf  senkrechte  Prismen  von  gegebener  Höhe,  welche  die 
genannten  Figuren  zu  Grundflächen  haben,  übertragen  werden;  u.  s.  w. 
Indessen  sind  diese  Sätze  keine  eigenthümlich  stereometrischen,  weshalb 
ich  mich  mit  ihrer  blossen  Andeutung  begnüge. 

30.  Unter  allen  vierseitigen  Prismen  hat  der  Cubus  die 
Eigenschaft,  dass  er  bei  gleicher  Oberfläche  den  grössten 
Inhalt,  und   bei  gleichem  Inhalte  die  kleinste  Oberfläche  hat. 

Denn  man  denke  sich  ein  vierseitiges  Prisma,  welches  bei  gegebener 
Oberfläche  den  möglich  grössten  Inhalt  haben  soll,  so  muss  dasselbe, 
wenn   man  für  einen  Augenblick  seine  Seitenfläche  und  die  eine  Grund- 


272 


lieber  Maximum  und  Hin. 


fläche  einstels  als  gegeben  ansieht,  senkrecht  und  regelmässig,  also  ein 
Parallele pipedon  mit  quadratischer  Grundfläche  sein;  und  da  Dun  die 
beiden  übrigen  Paare  paralleler  Seitenflächen  auch  als  Grundflächen  an- 
gesehen werden  können,  so  müssen  sie  ebenfalls  Quadrate,  imd  fo^lich 
der  Körper  ein  Cubus  sein. 

Bemerkung.  In  Rücksicht  auf  spätere  Betrachtui^n  sind  hierbei 
folgende  charaktctistischo  Eigenschaften  hervorzuheben: 

I.  Beim  grössten  vierseitigen  Prisma  mit  gegebener  Ober- 
ririchc  ist  die  Seitenfläche  doppelt  so  gross  als  die  Summe 
Grundflächen ,  oder  die  Seitenfläche  beträgt  zvei 
und  jede   Grundfläche    ein   Sechstel   von  der  Ober- 


boidcr 

Drittel 

fläche. 

IL 


\ 


Dieses  Prisma  ist  einer  Kugel  umschrieben,   welche 
jede  seiner  sechs  Grenzflächen  in  ihrem  Schwerpuncte  berührt. 

31.  Wenn  in  der  Folge  gesagt  wird: 

1)  Ein  Polygon  oder  ein  Polyeder  sei  der  Gattung  nach 
gegeben,  so  soll  dies  heisson,  es  sei  beim  ersten  bloss  die  Zahl  der 
Seiten,  oder  beim  anderen  die  Zahl  der  Seitenflächen  nebst  ihrer  Gattung 
und  Aufeinanderfolge  (also  auch  die  Zahl  der  Ecken  nebst  ihrer  Gattung 
u.  s.  w.)  gegeben. 

2)  Ein  Polygon  oder  ein  Polyeder  sei  der  Form  nach  ge- 
geben, »0  soll  dies  heissen,  es  sei  irgend  einem  gegebenen' Polygon  oder 
Polyeder  ähnlich. 

32.  1.  Unter  allen  n-seitigen  Prismen  hat  dasjenige  senk- 
rechte und  regelmässige,  dessen  Grundfläche  ein  Sechstel 
der  Oberfläche  ist,  bei  gleicher  Oberfläche  den  grössten  In- 
halt, und  bei  gleichem  Inhatte  die  kleinste  Oberfläche.  Auch 
ist  dieses  besondere  Prisma  einer  Kugel  umschrieben,  welche 
Jede  oiuzelne  Fläche  desselben  in  ihrem  Schwcrpuncte  be- 
rührt. 

II.  Giebt  man  der  Seitenzahl  n  nach  der  Reihe  alle  Warthe:, 
3.  4,  5.  0.  .-..    so  haben  die  entsprochenden  Prismen  bei  glc 


Uebor  Maximum  und  Minimum.  273 

Man  denke  sich  in  Rücksicht  des  ersten  Falles  (I)  zwei  senkrechte, 
regelmässige  Prismen,  ein  n-seitiges  Pn  und  ein  vierseitiges  Pj,  beide  in 
solcher  gegenseitigen  Beziehung,  dass  sie  dieselbe  Höhe  haben,  und  dass 
ihre  Grundflächen  gleichen  Kreisen  (oder  einem  und  demselben  Kreise) 
umschrieben  sind.  Dann  verhalten  sich  die  Inhalte  der  Prismen  sowohl 
als  die  Oberflächen  und  die  Grundflächen  wie  die  Umlange  der  letzteren. 
Daher  ist  mit  der  Oberfläche  von  P«  auch  zugledch  die  Oberfläche  von  P^ 
gegeben,  und  wenn  sodann,  bei  gleichzeitiger  Aenderung  beider  Prismen, 
der  Inhalt  von  P.  ein  Maximum  wird,  so  muss  auch  zugleich  der  Inhalt 
von  Pn  ein  Maximum  werden,  und  dabei  muss  P«  die  im  Satze  ange- 
zeigte Eigenschaft  haben,  weil  P^  die  analoge  Eigenschaft  (30)  besitzt. 

Der  Beweis  für  die  übrigen  Fälle  (11  und  III)  ergiebt  sich  nunmehr  leicht. 

33.  Wenn  die  Grundfläche  eines  dreiseitigen  Prismas  der 
Form  nach  (31),  und  wenn  die  Summe  der  beiden  Grundflächen 
und  einer  der  drei  Seitenflächen  gegeben  ist,  so  ist  der  In- 
halt ein  Maximum,  wenn  das  Prisma  senkrecht  (oder  wenn 
nur  die  Grundflächen  zu  der  genannton  einen  Seitenfläche 
senkrecht),  und  wenn  jode  Grundfläche  ein  Sechstel  von  der 
gegebenen  Summe  ist. 

Beweis.  Unter  Voraussetzung  senkrechter  Prismen  P,  sei  AGB 
(Taf.  XIV  Fig.  14)  die  der  Form  nach  gegebene,  aber  der  Grösse  nach 
veränderliche  Grundfläche;  über  der  Basis  AB  stehe  diejenige  Seiten- 
fläche, welche  mit  den  beiden  Grundflächen  zusammen  die  gegebene 
Summe  S  ausmacht;  und  endlich  sei  die  Spitze  C  des  Dreiecks  zugleich 
der  Mittolpunct  eines  Quadrates  DEFG,  wovon  die  eine  Seite  DG  mit 
der  Basis  AB  in  derselben  Geraden  liegt,  und  welches  die  Grundfläche 
eines  senkrechten  Prismas  P^  sein  äoll,  das  mit  P,  gleiche  Höhe  hat  und 
sich  mit  diesem  gleichzeitig  ändert.  Dann  verhalten  sich  die  Prismen  P, 
und  P^  sowohl,  als  ihre  Grundflächen,  wie  die  Basis  AB  zum  Umfange 
des  Quadrates  DEFG;  und  ebenso  verhält  sich  auch  der  von  P,  ge- 
gebene Oberflächentheil  S  zur  ganzen  Oberfläche  von  P^;  so  dass  also 
mit  S  auch  zugleich  die  Oberfläche  von  P^  gegeben  ist,  und  dass  weiter 
mit  P^  auch  gleichzeitig  P,  ein  Maximum  wird,  woraus  sofort  die  im 
Satze  genannte  Eigenschaft  folgt. 

Der  obige  Satz  lässt  sich  auch  umkehren,  nämlich:  wenn  statt  der 
Summe  S  der  Inhalt  des  Prismas  gegeben  ist,  so  ist  unter  denselben  Be- 
dingungen die  Summe  S  ein  Minimum.  —  In  gleicher  Weise  lassen  sich 
die  meisten  nachfolgenden  Sätze  umkehren. 

34.  Ist  die  Grundfläche  eines  w-seitigen  Prismas  der 
Form  nach,  und  ist  die  ganze  Ober.flächo  desselben  gegeben, 
so  ist  der  Inhalt  ein  Maximum,  wenn  es  senkrecht,  und  wenn 
die  Grundfläche  ein  Sechstel  der  Oberfläche  ist. 

Steiner's  Werke.    II.  18 


\ 


274 


Ueber  Uaiimum  und  Uimmma. 


Dor  Beweis    dieaea  Satzes    ergiebt   sich   mittelst   des    vorigen   (33). 
Nämlich  man  denke   sich  ausser  einem   senkrechten  Prisma  P«,    dessen 
Oruiidllücho  H^  die  gegebene  Form  liat,  noch  oin  senkrechtes,  dreiseitiges 
l'risma  I\  voo  gleicher  Höhe  und  gleich  grosser  Grundfläche;    aoaserdcm        j 
sei  die  Gnindllncho  ACB  von  P,  so  beschafTen,  dass  ihre  Grundlinie  AB     ^ 

dem  UmfaDge  der  Gnindltäche  ß^  gleich  ist,  und  zudem  setze  man  fest,    ^ ^ 

dass    dieselbe   ihre  Form  obenfalls  nicht  ändern   soll.     Dann   haben   die  i^zjp 
Prismen  gleichen  Inhalt,  und  die  Summe  S  der  beiden  Grundflächen  and  .^Ü 

der  über  AH  stehenden  Seit«nfläche  des  Prismas  P,   ist  gleich  der  ge :. 

gebencn  Oberfläche  von  P,,   woraus   also  nach  No.  33  die  Wahrheit  ie^^^ 
Satzes  folgt. 

35.  I.  Ist  die  Oberfläche  eines  n-seitigen  Prismas  mii~  t 
Ausnahme  der  einen  Grundfläche  gegeben,  so  ist  der  Inh&l'^  t 
ein  Maximum,  wenn  es  senkrecht  und  regelmässig,  nnd  wem^^m 
die  Grundfläche  halb  so  gross  ist  als  die  Seitenfläche. 

Setzt  man  successivo 

n  =  3,  4,  5,  6,  ..., 
so  haben  die  grösaten  Prismen  nach  der  Reihe  immbr  grössere^^m 
Inhalt,  so  dass  also  der  gerade  Cylindor  das  Maximum  Maxi 
morum  darstellt. 

IL  Ist  der  nämliche  Theil  der  Oberfläche  gegeben,  nn^^^ 
ist  zudem  die  Grundfläche  der  Form  nach' gegeben,  so  ist  de  ->' 
Inhalt  des  Prismas  oin  Maximum,  wenn  es  senkrecht,  dq^^-  ^ 
wenn  die  Grundfläche  halb  so  gross  ist  wie  die  Seitonflächt^^^ 

Beide  Fälle  folgen  unmittelbar  atis  vorhergehenden  Sätzen,  wenn  mnf  *" 
das  Prisma  als  die  eine  Hälfte  eines  anderen  Prismas  ansieht,  welche^^s* 
von  der  Ebene  der  ausgeschlossenen  (nicht  gegebenen)  Grundfläche  go^^*" 
hälftet  wird,  so  dass  also  die  andere  Hälfte  unterhalb  dieser  Fläche  IiegV~2^ 

36,  I.   Ist  die  Oberfläche  eines  n-soitigen  Prismas,  aus  ^^^' 


Deber  Maximum  und  Minimum.  275 

die  aasgenommene  Seitenfläche  gehälftot  wird,  und  wenn  die 
Grundfläche  ein  Drittel  von  dem  gegebenen  Flächentheil  ist. 

n.  Und  wenn  zudem  die  Grundfläche  der  Form  nach  ge- 
geben ist,  80  wird  das  Prisma  ein  Maximum,  wenn  es  senk- 
recht, und  wenn  gleichfalls  die  Grundfläche  ein  Drittel  des 
jüjegebcnen  Flächentheils  ist. 

In  ähnlicher  Weise  kann  man  noch  mehr  Sätze  aufstellen,  wie  z.  B. 
den  folgenden  Satz: 

III.  Ist  die  Grundfläche  eines  Prismas  der  Form  nach, 
und  ist  die  Summe  derselben  und  einer  einzelnen  Seiten- 
fläche gegeben,  so  ist  das  Prisma  ein  Maximum,  wenn  die  ge- 
nannte Seitenfläche  auf  der  Grundfläche  senkrecht  steht  und 
doppelt  so  gross  ist  wie  diese. 

Die  übrigen  Seitenflächen  brauchen  in  diesem  Falle  nicht  auf  der  Grund- 
fläche senkrecht  zu  stehen,  oder  das  Prisma  braucht  nicht  senkrecht  zu  sein. 

38.  Man  denke  sich  eine  beliebige,  dreiseitige,  unbegrenzte,  prisma- 
tische Säule. 

1)  Wird  dieselbe  von  beliebigen  Ebenen,  die  den  Kanten  nicht 
parallel  sind,  geschnitten,  so  sind  die  Schnitte  Dreiecke  -4,  ß,  C,  ..., 
deren  Schwerpuncte  a,  6,  c,  . . .  alle  in  einer  bestimmten  Geraden  Q 
liegen,  welche  den  Kanten  der  Säule  parallel  ist. 

2)  Fixirt  man  irgend  zwei  Ebenen,  welche  von  der  Säule  einen 
prismatischen  Körper  abschneiden  und  dessen  Grundflächen  A  und  B 
bilden,  so  ist  bekanntlich  der  Inhalt  dieses  Körpers  gleich  dem  Producte 
aus  der  einen  oder  anderen  Grundfläche  (A  oder  B)  in  das  aus  dem 
Schwerpuncte  (6  oder  a)  der  anderen  auf  sie  gefällte  Perpendikel*).  Da- 
her folgt  weiter: 

3)  Hflt  man  die  eine  Grundfläche,  etwa  A,  in  ihrer  Lage  fest  und 
lässt  die  andere  B  sich  beliebig  um  den  festen  Punct  b  bew(%en,  wobei 
dieser  stets  Schwerpunct  des  veränderlichen  Dreiecks  B  bleibt,  so  bleibt 
der  Inhalt  des  Körpers  constant  (weil  die  Grundfläche  A  und  das  aus  b 
auf  sie  gefällte  Perpendikel  sich  nicht  ändern);  und  umgekehrt,  ist  der 
Inhalt  des  Körpers  gegeben,  so  muss  die  Grundfläche  B  bei  allen  ihren 
möglichen,  verschiedenen  Lagen,  s4ets  durch  denselben  festen  Punct  b 
gehen,  der  immer  ihr  Schwerpunct  ist.  Die  Grundfläche  B  und  das  aus 
a  auf  sie  gefällte  Perpendikel  müssen  ihre  Grösse  gleichzeitig  ändern, 
aber  im  umgekehrten  Sinne;  nun  wird  das  Perpendikel  ein  Maximum, 
wenn  es  mit  der  festen  Geraden  ab  zusammenfallt;  daher  muss  die  Grund- 


*)  Nämlich  man  sagt  gewöhnlich,  der  Inhalt  sei  gleich  dem  Producte  aus  der  einen 
Grundfläche  in  ein  Drittel  der  Summe  der  aus  den  Ecken  der  anderen  Grundfläche  auf 
jene  gefällten  Perpendikel;  die  Summe  dieser  Perpendikel  ist  aber  gerade  dreimal  so 
gross  wie  das  Perpendikel  aus  dem  genannten  Schwerpuncte. 

18* 


276 


Ueber  Haximum  und  Minimum. 


Hiicho  B  in  diesem  Falle  (wo  sie  uämlicli  zu  der  Geradeo  Q  and  somit 
auch  zu  den  Kanten  der  Säule  senkrecht  ist)  ein  Minimuin  werden. 

3Q.     Von  den  über  dio  drciseitigo'  Säule  an|;;cgebenen  Eigenschaften 
(38)  gelangt  man  atufcnwoisc  leicht  zu   analogen  Eigenschaften    bei   der 
4,  5,  6,  . . .  n-seitigen  Säule,  mit  Eioschluas  des  Cylindcrs;  nämlich  man     ^ 
gelangt  zu  folgenden  Sätzen: 

1)  Wird  irgend  eine  unbegrenzte,  prismatische  Säule  (m)t:::St 
Einschluss  des  Cylinders)  von  beliebigen  JEbenen,  dio  ji  Im  li^  i 
den  Kanten  derselben  nicht  parallel  sind,  geschnitten,  so  ist^fr^t 
der  Ort  der  Schwerpancte  o,  6,  c,  ...  aller  Durchschnitts —  . 
figuren  A,  B,  C,  ...  eine  bestimmte,  den  Kanten  der  Sanlr-M  i. 
parallele  Gorade  Q. 

2)  Irgend  zwei  der  genannten  Ebenen  schneiden  von  de-  r. 
Säule  einen  prismatischen  Körper  ab  und  bilden  dessen  Grund  _- 
flächen,  wie  etwa  ^  und  B;  der  Inhalt  dieses  Körpers  is  -t 
allemal  gleich  dem  Froducte  aas  der  einen  oder  andere:^  n 
Grundfläche  {A  oder  B)  in  das  aus  dem  Schwerpancte  (b  oder  (^iHi) 
der  anderen  auf  sie  gefällten  Perpendikel. 

Begegnen  sich  die  Grundflächen  A  und  B  innerhalb  daa^r 
Säule,  so  besteht  der  Körper  aus  zwei  Theilen,  wovon  da^^r 
eine  als  negativ  anzusehen  ist;  und  fallen  dabei  die  Schwe^^K- 
puncte  a  und  b  der  Grundflächen  zusammen,  so  sind  dies-^s^e 
Thcile  gleich  gross  und  somit  der  Inhalt  des  Körpers  gleich  C^iOi 
weil  nämlich  die  genannten  Perpendikel  Null  werden. 

3)  Hält  man   die   eine  Grandfläche  A   fest,    während   di..^Bie 

andere  B  sich  um  ihren  Schwerpunct  b  beliebig  bewegt  (du ^^ 

dabei  immer  ihr  Schwerpunct  bleibt  (I)),  so  bleibt  der  InhaLff^  '^ 
dos  Körpers  constant;  und  umgekehrt:  ist  die  feste  Grivdfläoh -*=** 
Ä  (oder  bloss  ihr  Schwerpunct  a)  nebst  dem  Inhalte  des  Kör^  '' 
pers  gegeben,  so  ist  zwar  die  Lage  und  Grösse  der  andere  ^^' 
Grundfläche  B  unbestimmt,  aber  bei  allen  ihren  verschie^^  -^ 
denen  Lagen  geht  sie  stets  durch  einen  bestimmten  Panct  ^         ' 


\ 


Uober  Maximum  und  Minimum.  277 

Miuimum  sei?  Die  Beantwortung  dieser  Frage  ergiebt  sich  leicht  aus 
folgender  Betrachtung: 

Die  Schwerpuncte  der  Umföuge  aller  senkrechten  Schnitte  liegen  in 
einer  den  Kanten  (sowie  der  Geraden  Q)  parallelen  Geraden  ^*).  Sind 
a  und  p  die  Puncto,  in  welchen  dieselbe  von  den  beliebigen  Grundflächen 
A  und  B  geschnitten  wird,  und  bezeichnet  P  den  Umfang  des  senk- 
rechten Schnittes,  so  ist  die  Seitenfläche  gleich  aß.P.  Drehen  sich  die 
Grundflächen  A  und  B  beliebig  um  die  festen  Puncte  a  und  ß,  so  bleibt 
die  Seitenfläche  constant';  sie  besteht  aus  zwei  Theilen,  wovon  der  eine 
als  negativ  anzusehen  ist,  wenn  A  und  B  sich  innerhalb  der  Säule  kreuzen; 
und  sie  wird  gleich  0,  wenn  a  und  ß  zusa^mmenfallen;  dabei  kann  in  allen 
diesen  Fällen  das  Volumen  des  Körpers  beliebig  gross  oder  klein  worden, 
indem  der  Abstand  der  Puncte  a  und  6,  in  welchen  A  und  B  die  Gerade 
Q  schneiden,  jede  Grösse  haben  kann. 

Sind  umgekehrt  die  Puncte  a  und  b  fest,  und  somit  das  Volumen 
constant,  so  ist  klar,  dass  dann  die  Seitenfläche  jede  beliebige  Grösse 
haben  kann,  jenachdem  die  Länge  von  aß  beschaffen  ist. 

Fallen  insbesondere  die  Geraden  Q  und  q  auf  einander,  und  gehen 
die  Grundflächen  A  und  B  durch  zwei  feste  Puncte  a  und  b  (oder  a  und  ß) 
derselben,  so  bleibt  das  Volumen  sowohl  als  die  Seitenfläche  constant,  die 
ii rundflächen  mögen  ihre  Lage  ändern,  wie  man  will.  Dieser  Zustand, 
ilass .  Q  und  q  zusammenfallen ,  findet  unter  anderen  in  folgenden  zwei 
Falien  statt: 

1.  wenn  die  Säule  regelmässig,  d.  h.  wenn  der  zu  ihren  Kanten  (oder 
zu   Q)  rechtwinklige  Schnitt  ein  regelmässiges  Vieleck  ist; 

2.  wenn  Q  eine  Central- Axe  der  Säule  ist,  d.  h.  wenn  jeder  Schnitt 
ein  solches  Polygon  ist,  welches  einen  Mittelpunct  (und  somit  eine  gerade 
Zahl  von  Seiten)  hat.  Zu  diesem  zweiten  Falle  bietet  der  elliptische 
Cylinder  ein  Beispiel. 

Werden  insbesondere  die  schneidenden  Ebenen  oder  Grundflächen  A 

und  B  parallel  angenommen,  so  folgen  weiter  leicht  nachstehende  Sätze: 

4)   Ist   die    prismatische  Säule    nebst   dem  Abstände   der 

parallelen  schneidenden  Ebenen  (oder  Grundflächen)  A  und  B 

■  —  ,  • 

*)  Nämlich   bei  je  einem  System  paralleler  Schnitte  liegen  die  Schwerpuncte  der 

Umfange  in  einer  den  Kanten  der  Säule  parallelen  Geradon,  die  sich  aber  mit  der  Rich- 
tung des  Schnittes  zugleich  ändert,  so  dass  also  für  beliebige,  nicht  parallele  Schnitte, 
jenes  nicht  der  Fall  sein  kann.  Daher  ist  denn  auch  der  von  M,  Hirsch  in  seinem 
Werke:  ,,Sammlung  geom,  Aufgaben'-''  Theil  II.  S.  216,  §  163  No.  4  aufgestellte  Satz  im 
Allgemeinen  falsch,  und  ebenso  sind  mehrere  in  demselben  Werke  darauf  basirto  Sätze, 
flie  Fläche  der  Körper  betreffend,  unrichtig,  wie  z.  B.  die  Sätze  §  163  No.  5,  6;  §  164; 
§  191  und  §  102.  Der  Satz  §  175  ist  zufällig  richtig,  trotzdem  er  aus  demselben  falschen 
Principe  geschlossen  wird.  Die  Sätze  §  176  und  §  177  sind  unverständlich  abgefasst, 
es  bleibt  deshalb  unentschieden,  ob  sie  falsch  oder  richtig  sind. 


278 


Ueber  Uuiiinuni  unii  i 


von  ciDandor  gegeben,  so  i:4t  der  Inhalt  des  abgoschnitteuea 
Körpers  ein  Minimum,  wenn  die  Ebenen  zu  den  Kanten  des 
äüule  »enkrecht  sind. 

5)  Ist  die  Säule  einer  Kugol  umschrieben,  und  sollen  di« 
parallelen  Grundflächon  A  und  B  ebonfallg  die  Kugel  be- 
rühren, so  ist  der  Körper  unter  derselben  Bedingung  ein  Wim 
nimum. 

6)  Unter  allen  einer  Kugel  umschriebenen,  n-seitigc  ^ 
Prismen  hat  das  senkrechte,  rogelmässigo  den  kleinsten  Ietz 
halt,  sowie  die  kleinste  Oberfläche,  kleinste  Seitenfläche  uu^ 
kleinste  Grundfläche.     Und  weiter: 

7)  Setzt  man 

B  =  3,  4,  5,  6,  . . . , 
so  haben  die  entsprechenden  Prismen  nach  der  Reihe  imm 
kleineren  Inhalt,  sowie  kleinere  Oberfläche,  Seitenfläche  u^b 
Grundfläche;  so  dass  also  anter  allen  der  gegebenen  Kug  - 
umschriebenen  Prismen  dem  senkrechten  geraden  Cylind  _ 
ein  Minimum  Minimorum  des  Inhalts  sowohl,  als  der  Ob^^ 
fläche,  Seitenfläche'und  Grundfläche  zukommt. 


\ 


Von  den  pyramidalischon  Körpern. 

40.     I.    Ist  die  Grundfläche  einer  Pyramide  einem  Krei 
umschrieben  und  gegeben,  und  ist  forner  die  Uöhe  (oder  c 
Inhalt)  der  Pyramide  gegeben,  so  ist  dieSamme  ihrer  Seiti 
flächen   danu  ein  Minimum,   wenn  die  Pyramide  einem  gcr^^E  ^*' 
den  Kegel  amschrieben  ist. 

Ist  umgekehrt  statt  der  Höhe  (oder  dem  Inhalte)  die  Summe  c^  ""^^ 
Seitenflächen  gegeben,  so  ist  unter  der  nämlichen  Bedingung  die  HS:^^-'*  _ 
(oder  der  Inhalt)  ein  Maximum.  Dergleichen  Umkehrungen  werden  ^^  *" 
in  der  Folge  meist  mit  Stillschweigen  übergehen. 

Beweis,     Sei   B  die    gegi>hene  finjuHflSche   und  C  der   ihr    ein«-*-**^ 


Ueber  Maximum  uud  Minimum.  279 

Hetzte  Köq)er  kann  auch  als  aus  einer  Reihe  dreiseitiger  Pyramiden  be- 
stehend angesehen  werden,  welche  die  Seitenflächen  a,  ß,  7,  . . .  von  P 
zu  Grundflächen  haben,  deren  Spitzen  sämmtUch  im  Scheitel  von  p  (oder  f) 
liegen,  und  deren  Höhen  alle  gleich  r  (nämlich  die  genannten  perpendi|LU- 
lären  Kanten)  sind.    Daher  hat  man  . 

Nun  sei  P^  irgend  eine  dritte  Pyramide  über  der  Grundfläche  By 
mit  P  auf  gleicher  Seite  und  von  gleicher  Höhe,  und  somit  auch  von 
gleichem  Inhalte,  so  bilden  P^  und  p  zusammen  einen  Körper,  der  ebenso 
aus  dreiseitigen  Pyramiden  besteht,  welche  die  Seitenflächen  «u  P,j  Tu  ••• 
von  P,  zu  Grundflächen  haben,  und  deren  Spitzen  im  Scheitel  von  p  ver- 
einigt sind;  aber  ihre  Höhen  sind  im  Allgeneinen  alle  kleiner  als  r,  nur 
in  besonderen  Fällen  kann  eine  oder  zwei  derselben  höchstens  gleich  r 
sein;  bezeichnen  wir  dieselben  durch  r — Zy  r — y,  r — a?,  ...,  so  hat  man 

und  daher,  da  P^  gleich  P, 

r(a-hß-l-T+--0  =  K^i+ßi -Ht, +•••)— (^i+2/ßi-H^,+"0» 
woraus  folgt,  dass 

a-hp-f-TH <  «i+ßi+Ti-H---, 

d.  h.  dass  P  die  kleinste  Summe  der  Seitenflächen  hat. 

n.  Da  der  Kegel  K  immer  als  Grenze  der  Pyramide  P  anzusehen 
ist,  wofern  man  bei  dieser  die  Zahl  der  Seitenflächen  unendlich  gross  und 
ihre  Grundlinien  (d.  i.  die  Seiten  von  B)  unendlich  klein  werden  lässt,  so 
gilt  der  vorstehende  Satz  in  gleicherweise  auch  für  den  Kegel,  nämlich: 

Unter  allen  Kegeln  über  demselben  Kreise  C  als  Grund- 
fläche und  von  gleicher  Höhe  (oder  Inhalt)  hat  der  gerade  die 
kleinste  Mantelfläche. 

41.  I.  Sind  die  Grundflächen  jB  und  P,  zweier  Pyramiden 
respective  Kreisen  umschrieben  und  gegeben,  und  ist  ferner 
die  Summe  ihrer  Volumina  gegeben,  so  ist  die  Summe  ihrer 
Seitenflächen,  zusammengenommen,  nur  dann  ein  Minimum, 
wenn 

1)  die  Pyramiden  geraden  Kegeln  K  und  K^  umschrieben 
sind,  und  wenn 

2)  die  diesen  Kegeln  entsprechenden  Polar-Kegel  I  und  f, 
(40)  gleiche  Kanten  (r  gleich  r,)  haben. 

Der  Beweis  dieses  Satzes  ergiebt  sich  leicht,  wenn  man  den  vorigen 
Satz  (40)  berücksichtigt;  er  ist  dem  für  den  entsprechenden  Fall  bei  ebenen 
Figuren  analog  (13). 


280  Llebor  UuiLiaiuui  und  Miuimuut. 

Der  Satz  findet'  auch  für  Kegel  Htatt,  im  Falle  niunlich  die 
(irundfliichoD  Rreiso  Miiid.  Auch  lÖsst  er  sich  uiunitt«lbar  auf  beliebig 
viele  pyramidal iijchc  Körpt^  ausdehnen,  so  dasa  mau  don  folgenden  Satz  hat: 
.  Ü.  Sind  dio  Gruudflächon  beliebig  vieler  Pyramiden  ge- 
geben, ist  jedoch  jede  entweder  oiacm  Kreise  umsciiriebeu 
oder  selbst  ein  Kreis,  und  ist  ferner  die  Summe  der  Seiten- 
flächen  aller  Pyramiden  gegeben,  so  kann  dio  Sommo  ihrer 
Inhalte  nur  dann  ein  Maximum  sein,  wenn 

1)  alle  Pyramiden  geraden  Kegeln  umschrieben,  oder 
thciLs  selbst  gerade  Kegel  sind,  und  wenn 

2)  dio  diesen  Kegeln  entsprechenden  Polar-Kegcl  alle 
gleiche  Kanten  haben. 

Ein  besonderer  Fall  dos  ersten  Satzes  (1)  mag  noch  erwähnt  werden, 
<lerjenige  nämlich,  wo  dio  beiden  Pyramiden  über  der  nämlichoo  Grundfläche 
aber  auf  cntgegongosctztcn  Seiton  derselben  stehen,  so  dass  sie  zusammeD 
eine  sogeuanute  Doppel pyrami de  bilden.     Für  diesen  Fall  heis«t  der  Satz: 

lil.  Ist  die  Grundfläche  oiner  üoppolpyramide  einem 
Kreise  umschrieben  und  gegeben,  und  ist  forner  ihro  Ober- 
fläche gegeben,  so  ist  ihr  Inhalt  ein  Maximum,  wenn  sie 
einem  geraden ,  symmetrischen  Doppelkegel  amsch rieben 
and  daher  selbst  symmetrisch  ist,  so  dass  die  beiden  ein- 
fachen Pyramiden,  aus  denon  sie  besteht,  symmetrisch  gleich 
sind. 

42.  I.  Sind  von  zwei  rechtwinkligen  Dreiecken  von  jedem 
eine  Kathete  und  ist  die  Summe  der  beiden  übrigen  Katheten 
gegeben,  so  ist  dio  Summe  der  Hypotenusen  ein  Minimum, 
wenn  die  Dreiecke  ähnlich  sind. 

Denn  sind  AB  und  DU  oder  a  und  c  (Taf.  XIV  Fig.  15)  dio  einzeln 
.  K;ülii'li'ii.   und  ist   l!K 


Ueber  Maximum  und  Minimum.  281 

dem  nur  die  Summe  w,i,-f-n,d, "ist  constant,  Dämlich  gleich  //<(6-f-^/), 
wo  m  und  b-\-d  gegebene  Gerade  sind.  Endlich  folgt  für  2,  und  y,,  dass 
7/*,Cj+w,y,  mit  der  Summe  z-^-y  gleichzeitig  ein  Minimum  wird,  indem 

ist.  • 

Da  vermöge  der  Gleichungen  (a)  und  (p) 

00  a^i  b^  \  z^  j=  c^  '.  d^i  y^  ^  a  i  b  \  z  ^:=  c  :  d :  y, 

so  können  a,,  A,,  2,  und  c,,  (/,,  y^  als  die  Seiten  zweier  rechtwinkligen, 
ähnlichen  Dreiecke  angesehen  werden,  welche  zugleich  den  vorigen  Drei- 
ecken, die  tty  by  2  und  c,  rf,  y  zu  Seiten  haben,  ähnlich  sind.  Man  hat 
daher  den  folgenden  allgemeineren  Satz: 

Sind  von  zwei  rechtwinkligenÜreiocken  von  jedem  eine 
Kathete  a,  und  Cj,  und  ist  die  Summe  der  Rechtecke  der  bei- 
den anderen  Katheten  b^  und  d^  in  gegebene  Gerade  m^  und  n, 
(also  w^6,-|-nj(/,)  gegeben,  so  ist  die  Summe  der  Rechtecke  der 
Hypotenusen  z^  und  y^  in  die  nämlichen  Geraden  m,  und  n, 
ein  Minimum,  wenn  die  Dreiecke  ähnlich  sind. 

Es  ist  leicht  zu  sehen^  dass  der  Satz  noch  etwas  allgemeiner  existirt, 
wenn  nämlich  die  Dreiecke  statt  der  rechten  Winkel  Öj  und  J?,  beliebige 
gegebene  Winkel  haben;  die  Bedingung  ist  dann  nur:  dass  die  den  ge- 
gebenen Seiten  a,  und  c,  gegenüberliegenden  Winkel  a,  und  Yj  gleich 
sein  müssen. 

III.  Der  Satz  ist  auch  unmittelbar  auf  mehr  Dreiecke  auszudehnen^ 
nämlich: 

Sind  von  beliebig,  vielen  rechtwinkligen  Dreiecken  von 
jedem  eine  Kathete  a,  c,  Cy  ...,  und  ist  die  Summe  der  Recht- 
ecke der  übrigen  Katheten  by  dy  fy  , . .  in  gegebene  Gerade  w, 
Uy  Oy  ...,  also  die  Summe 

ß  =  rnh-\-iid-\-of-:\ , 

gegeben,    so    ist  die   Summe  der  Rechtecke    der  'Hypotenusen 
^y  Vj  ^y  " '  lö  die  nämlichen  Geraden,  also  die  Summe 

[X  =  viz-\-ny-\-ox-\ , 

ein  Minimum,  wenn  die  Dreiecke  ähnlich  sind. 

Wenn  insbesondere  die  gegebenen  Katheten  gleich  sind, 

wenn 

a  =  (;  =  g=  ...  ^ 

so  sind  auch  die  Dreiecke  gleich,  daher  auch 

b  =  d=f= '" 
und 

z  =yz=ia;=  ...'^ 

und  sodann   hat  das  Minimum  |x   immer  denselben  constanten 


282 


Uiibcr  Haximnui  uad  Hinimimi. 


Wcrth,  mag  die  Zahl  doj  Ureiecko  kleioor  oder  grösser  ange  «• 
nuuimou  worden,  wuferu  nur  a,  «owio  ß  und 

a  =  wj+n+öH — 
unverändert  bleiben. 
Denn  durch 

ß  =  6a 
ist  alsdann  f>,  and  durch,  a  uncj  b  ist  weiter  i:  bestimmt,  so  dass 

constant  sein  muss. 

43.  Wenn  zwoi  Pyramiden  von  gloichor  Höhe  gleiu^  cli 
f^rosHo  Grundflächen  vod  gleichem  Umfange  haben,  und  wei^c  dd 
nur  die  eine  einem  geraden  Kegel  umschrieben  ist,  so  h  -aat 
sie  kleinere  Seitenfläche  als  die  andere;  oder  sind  bci^  de 
Pyramiden  geraden  Kegeln  umschrieben,  so  haben  sie  glei»  ch 
grosse  Seitenflächen,  und  die  Kegel  sind  gleich. 

Und  ferner: 

Pyramiden,  welche  demselben  geraden  Kegel  umschrieb  -^en 
»ind,  und  deren  Grundflächen  entweder  gleichen  Inhalt  od— ^Ber 
gleichen  Umfang  haben,  haben  gleiche  grosse  Seite nftächei^HnL 

Bezeichnet  man   die  Höhe  eiuer  der  genannten  Pyramiden  durch  a, 

ihre  Grundfläche  durch  ß,  die  Seiten  derselben  durch  m,  n,  o,  ...,  ^  die 
aus  dem  Fusspuncte  der  Höhe  a  auf  diese  Seiten  gefällten  Pcrpendi^"  tel 
durch  li,  d, /,  •■.,  und  den  Umfang  derselben,  nämlich  m4-»-l-o-l—  — "i 
durch  0,  die  Höhen  der  einzelnen  Seitenflächen  durch  z,  y,  x,  ...,  i»-3nd 
endlich  die  ganze  Soitonflächo  durch  [x,  so  folgt  dieser  Satz,  wie.  Atsi^^'^hl 
/.ü  sehen,  unmittelbar  aus  dem  besondcm  Falle  des  vorigen  Satzes  (42,  I^Vi). 

Den  gegenwärtigen  Satz  nebst  dem  vorigen  Hülfssatze  verdankt  tczman 
IJiuilier.     Hier  sind  sie  nur  etwas  anders  vorgetragen. 

44.  Unter  allen  n-seitigen  Pyramiden  von  gleicher  H»    h* 


Ueber  Maximum  und  Minimum.  283 

Mittelpunctou   der   den  Grundflächen   eingeschriebenen  Kreiüc   falle   man 
Perpendikel  p  und  p^  auf  die  Seitenflächen,  so  ist  offenbar 

und  da  nun 

P  =  iW>    ^i  =  iPil^i 
und  nach  Voraussetzung  P  gleich  P,,  so  muss 

sein. 

46.  Unter  regelmässigen  Pyramiden  von  gleicher  Höhe 
und  gleich  grossen  Grundflächen  hat  immer  diejenige  die  klei- 
nere Seitenfläche,  deren  Grundfläche  mehr  Seiten  hat,  so 
dass  also  der  gerade  Eegel  unter  allen  die  kleinste  Seiten- 
fläche besitzt  (45).  Oder:^  Unter  allen  pyramidalischen  Kör- 
pern von  gleicher  Höhe  hat  der  gerade  Kegel  die  Eigenschaft, 
dass  bei  gleichem  Volumen  seine  Seitenfläche  ein  Minimum 
Minimorum,  und  bei  gleicher  Seitenfläche  sein  Inhalt  (oder 
seine  Grundfläche)  ein  Maximum  Maximorum  ist.    U.  s.  w. 

47.  I.  Unter  allen  Tetraedern  hat  das  regelmässige  die 
Eigenschaft,  dass  es  bei  gleicher, Oberfläche  den  grössten  In- 
halt und  bei  gleichem  Inhalte  die  kleinste  Oberfläche  besitzt. 

Denn  in  Rücksicht  jeder  der  vier  Flächen,  wenn  man  sie  als  Grund- 
fläche ansieht,  muss  der  Körper  eine  regelmässige  Pyramide  sein  (44); 
daher  müssen  alle  vier  Flächen  regelmässig,  und  somit  muss  auch  der 
Körper  regelmässig  sein. 

Oder  der  Beweis  folgt  auch  schon  aus  dem  obigen  ersten  Satze  über 
Pyramiden  (40).  Denn  wird  irgend  eine  der  vier  Flächen  als  Grundfläche 
angesehen,  so  muss  der  Körper  (als  Pyramide)  einem  geraden  Kegel  um- 
!>chrieben  sein,  und  die  drei  übrigen  Flächen  müssen  mit  der  Grundfläche 
gleiche  Winkel  bilden;  daraus  folgt,  dass  alle  sechs  Flächen winkel  des 
iörpers  gleich,  daher  die  vier  Körperwinkcl  regelmässig  und  gleich,  und 
iomit  auch  die  vier  Flächen  regelmässig  und  gleich  sein  müssen. 

II.  Zum  Behufe  späterer  Sätze  sind  noch  folgende  Eigenschaften  des 
regelmässigen  Tetraeders  zu  merken: 

Wird  eine  der  vier  Flächen  zur  Grundfläche  angenommen,  so  kann 
man  sagen: 

1)  Die  Grundfläche  ist  ein  Viertel  von  der  Oberfläche,  oder  ein 
Drittel  von  der  Seitenfläche. 

2)  Die  Höhe  /  einer  Seitenfläche,  oder  die  Kante  des  der  Pyramide 
emgeschriebenen  geraden  Kegels  ist  dreimal  so  gross  wie  der  Radius  r 
des  der  Grundfläche  eingeschriebenen  Kreises;  also  ist 

l  =  ir. 


2Hi  Ueber  Haximum  und  Uinimuin. 

3)  Der.  Durchmesser  d  des  genanntea  Kreitios  verhält  sich  zur  Höbe 
A  lier  Pyramide,  wie  1  zu  y2,  d.i.  wie  Jie  Seite  eines  Quadrates  nir 
Ui^onale;  donu  mau  hat 

also 

rf  :  A  =   1 :  j/2. 

4)  Die  eingeschriebene  Kugel  borührt  jede  Fläche  in  ihrem  Seh*«- 
puuctG,  und  ihr  Mittelpunkt  fällt  mit  dem  Schwerpuncte  der  Pyiatnide 
zusammen.  Daher  ist  dio  Höho  der  Pyramide  doppelt  so  gross  wie  der ' 
Durclimesser  5,  oder  viermal  su  groKs  wie  der  Radius'  p  der  Kugel;  also 

A  =  25  =  4p, 
und  dahür  weiter 

5  : ./  =  1  :  |/2, 
folglich  wird  • 

oder 

u,  s.  w. 

48,  Da  bei  beliebigen  Pyramiden,  welche  demselben  geraden'K^I 
uraHchricbcn  sind,  die  Inhalte  sowohl,  als  die  Oberflächen,  Seiteniläclieii 
und  Grundflächen  sich  verhalten,  wie  die  Umfange  der  GniudflÜchen,  m 
folgen  aus  den  angegebenen  Eigenschaften  des  Tetraeders  (47)  leicht  die 
nachst«hoDden  Sätze: 

I.  Ist  die  Oberfläche  einer  n-soitigen  Pyramide  dem  In- 
halte nach  und  ihre  Grundfläche  der  Form  nach  gegeben,  nnd 
kann  die  letztere  einem  Kreise  umschrieben  werden,  so  isl 
der  Inhalt  der  Pyramide  ein  Maximum,  wenn  dieselbe  einem 
'  geraden  Kegel  umschrieben,  and  wenn  die  Grundfläche  ein 
Vicrtpl  vnn  der  ObcrfUcho  int:  n.  s.  w. 


Uebor  Maximum  und  Minimum.  285 

fläche  ist,  die  doppolte  Eigenschaft,  dass  bei  gegebener  Ober- 
flache  sein  Inhalt  ein  Maximum  Maximorum,  und  bei  gege- 
benem Inhalte  seine  Oberfläche  ein  Minimum  Minimorum  ist. 
Bei  diesem  besonderen  Kegel  finden  auch  alle  oben  (47,  II)  ange- 
gebenen Verhältnisse  zwischen  den  Grössen  Z,  r,  dy  h,  p  und  8  statt,  sowie 
die  Eigenschaft,  dass  sein  Schwerpunct  mit  dem  Mittelpuncte  der  ihm 
eingeschriebenen  Kugel  zusammenfallt,  und  dass  diese  Kugel  seine  Kanten 
in  einem  Puncto  berührt,  dessen  Abstand  vom  Scheitel  zwei  Drittel  der 
ganzen  Kante  beträgt,  d.  h.  sie  berührt  die  Elemente  seiner  Mantelfläche 
in  ihren  Schwerpuncten. 

rV.  Unter  allen  n-seitigen  Pyramiden  von  gleicher  Ober- 
flache  (oder  von  gleichem  Inhalte),  welche  Kugeln  um- 
.«ichrieben  sind,  ist  diejenige  der  grössten  Kugel  umschriebcu, 
deren  Inhalt  ein  Maximum  (oder  deren  Oberfläche  ein  Mini- 
mum) ist;  also  diejenige,  welche  regelmässig  ist,  und  deren 
Grundfläche  ein  Viertel  von  der  ganzen  Oberfläche»  beträgt. 
Setzt  man 

•     n  =  3,  4,  5,  6,  . . . , 

während  die  gegebene  Oberfläche  (oder  der  gegebene  Inhalt) 
constant  bleibt,  so  sind  die  entsprechenden  grössten  Kugeln 
nach  der  Reihe  immer  grösser,  so  dass  also  die  dem  Kegel 
entsprechende  Kugel  ein  Maximum  Maximorum  ist. 

Sei  P  der  Inhalt  einer  Pyramide,  S  ihre  Oberfläche  und  p  der  Radius 
der  eingeschriebenen  Kugel,  so  hat  man 

P  =  ips, 

und  daraus  ist  zu  sehen,  dass,  wenn  S  gegeben  ist,  dann  mit  P  auch  zu- 
gleich p  ein  Maximum  wird,  und  wenn  P  gegeben  ist,  dann  mit  dem 
Minimum  von  S  das  Maximum  von  p  zusammentrifft. 

V.  Unter  allen  n-seitigen  Pyramiden,  welche  derselben  ge- 
gebenen-Kugel  umsxshric'ben  sind,  hat  diejenige  regelmässige, 
deren  Grundfläche  ein  Viertel  von  der  Oberfläche  ist,  sowohl 
den  kleinsten  Inhalt  als  die  kleinste  Oberfläche  (IV). 

Setzt  man 

71         ■    jD,    ^,    «^,    •  *  •  ? 

SO  haben  bei  derselben  gegebenen  Kugel  die  entsprechenden 
kleinsten  Pyramiden  nach  der  Reihe  immer  kleineren  Inhalt 
land  immer  kleinere  Oberfläche,  so  dass  also  unter  allen 
ciiner  gegebenen  Kugel  umschriebenen  Pyramiden  und  Kegeln 
derjenige  gerade  Kegel,  dessen  Höhe  dem  doppelten  Kugel- 
X)urchmes8er  gleich  ist,  sowohl  an  Inhalt  als  an  Oberfläche 
«in  Minimum  Minimorum  repräsentirt. 


2K6  Uebor  Maxiiuuta  und  Minimum. 

■ 
Dann  alle  (licae  kleiD^teu  Pyramiden  (und  dor  Kegel)  haben  gleiche  Höbe, 
h  =  28, 
und  ihre  Grundlliichen  Hmd  gloichcu  Kreiden  um»chriebon, 

u.  M.  w. 

49.  (»t  dio  Grundfläche  einer  dreiseitigen  Pyramide  der 
Korm  naeh,  und  ist  die  Kumme  derselben  und  eitler  Seiteo- 
fl liehe  gc fachen,  und  sind  forner  die  zvei  übrigen  Seiten- 
fliichen  /.u  der  Grundfläche  senkrecht,  so  ist  die  Pyramide 
ein  Maximum,  wenn  die  Grundfläche  ein  Viertel  von  der  ge- 
gebenen Sumni,c  ist. 

Dieser  Satz  fulgt  in  ähnlicher  Weise  aus  No.  47,  wie  der  Satz  No.  33 
aus  No.  31. 

50.  Ist  die  Grundfläche  p  einer  (n-seitigcn)  Pyramide  der 
Perm  nach,  und  ist  die  Summe  derselben  und  einer  Seiten- 
fläche a  gegeben,  so  int  dio  Pyramide  ein  Maximum,  wenn  die 
Grundfläche  ein  Drittel  von  der  gegebenen  Summe  iat,  alrto 

a  =  2ß, 
und  wenn  jene  Seitenfläche  auf  ihr  senkrecht  steht 
Dieser  Satz  folgt  aus  No.  37,  III. 

51.  Um  die  Eigenschaft  derjenigen  n-seitigcn  Pyramide  zu  finden, 
welche  bei  gegebener  ScitcnHäche  den  grössteii  Inhalt,  oder  bei  gegebenem 
Inhalte  die  kleinste  Seitenlliicho  hat,  kann  man,  wie  oben  in  No.  47,  von 
der  dreiseitigen  ausgehen  und  sodann  die  gefundene  Eigenschaft  von  dieser 
auf  alle  anderen  Pyramiden  übertragen. 

Wir  hemorkcn  zuvörderst,  dass  zufolge  No.  44  eine  n-seitige  PjTa- 
mide  bei  gegei)encr  ScitenHächo  nur  dann  den  grössten  Inhalt  haben  kann, 
wenn  sie  regelmässig  iat.    Daher  können  wir  uns  boi  dieser  Untersuchung 


lieber  Maximum  Und  Minimum.  287 

Oberfläche  des  Parallelepipedons  und  der  Inhalt  der  ersteren  ist  ein  Sechstel 
^vom  Inhalte  des  letzteren.  Nun  wird  das  Parallelepipedon  bei  gegebener 
Oberfläche  ein  Maximum,  wenn  es  ein  Cubus  ist  (30),  woraus  die  Richtig- 
keit des  vorstehenden  Satzes  geschlossen  wird. 

11.  Von  der  in  Betracht  stehenden  Pyramide,  deren  Grundfläche  ein 
[regelmässiges  Dreieck  ist,  und  deren  Seitenflächen  gleiche,  rechtwinklig- 
gleichschenklige  Dreiecke  sind,  hat  man  zum  Behufe  späterer  Sätze  noch 
folgende  Eigenschaften  zu  merken: 

1)  Die  Höhe  /  jeder  Seitenfläche,  oder  die  Kante  des  der  Pyramide 
eingeschriebenen  geraden  Kegels,  vorhält  sich  zum  Badius  r  des  der  Grund- 
flache eingeschriebenen  Kreises,  wie  ^3  : 1,  d.  i.  wie  die  Höhe  eines  gleich- 
sseitigen  Dreiecks  zur  halben  Seite.  Ebenso  verhält  sich  also  auch  die 
iSutaime  der  drei  Seitenflächen  zur  Grundfläche. 

2)  Die  Höhe  h  der  Pyramide  verhält  sich  zum  genannten  Radius  r, 

^%jvie  y2: 1,  und  zur  Höhe  l  der  Seitenflächen  wie  y2:y3. 

3)  Die  aus  dem  Mittelpuncte  des  genannten  Kreises  auf  die  Seitcn- 
-f^ächen  gefällten  Perpendikel  sind  gleich,  ihre  Länge  sei  gleich  p,  und  ihre 
fussponcte  sind  die  Schwcrpuncto  dieser  Flächen,  oder  die  drei  Soiten- 
Clächcn  werden  in  ihren  Schwerpuncten  von  einer  Kugel  berührt,  welche 
<fien  Schwerpunct  der  Grundfläche  zum  Mittelpuncte  hat.  Zwischen  dem 
Xladius  p  der  Kugel  und  den  Grössen  Z,  r,  h  finden  folgende  Verhältnisse  statt: 

p:Z   =  V2:3; 

p:r  =  1/2:1/3; 

p  :  A  =  1  :  V3, 
<:*der 

8 :  A  =  2  :  V3, 

^.  h.  der  Durchmesser  8  der  Kugel  verhiilt  sich  zur  Höhe  h  der  Pyramide, 
^^Aq  die  Seite  eines  gleichseitigen  Dreiecks  zu  der  Höhe  desselben. 

53.  Für  andere  Pyramiden  folgen  nun  leicht  nachstehende  Sätze: 
I.  Ist  die  Grundfläche  einer  Pyramide  der  Form  nach  ge- 
fgeben,  jedoch  der  Art,  dass  sie  einem  Kreise  umschrieben 
A¥erden  kann,  und  ist  ferner  die  Seitenfläche  gegeben,  so  ist 
^ie  Pyramide  ein  Maximum,  wenn  sie  einem  geraden  Kegel 
Ximschrieben  ist,  und  wenn  sich  die  Grundfläche  zur  Seiten- 
fläche verhält  wie  1  :  V3 ,  oder  der  Radius  r  des  der  Grund- 
fläche eingeschriebenen  Kreises  zur  Höhe  A  der  Pyramide  wie 

1 :  l/2 ;  u.  s.  w. 

n.  Ist  die  Grundfläche  einer  dreiseitigen  Pyramide  der 
Torrn  nach  und  eine  der  drei  Seitenflächen  der  Grösse  nach 
gegeben,  und  sollen  die  beiden  übrigen  Seitenflächen  auf 
der  Grundfläche   senkrecht   stehen,    so   ist   die  Pyramide    ein 


288  Ueber  Maximum  UDd  Hiuimuni. 

Maximum,  wenn  sich  die  GruDdfläche  znr  gegebeneD  Seiten- 
fificho  vorhält  wie  1 :  VS. 

III,  Ist  die  Seitenfläche  einer  n-seitigeD  Pyramide  ge- 
gebcD,  so  ist  ihr  Volumen  .ein  Maximum^  wenn  sie  regel- 
mässig ist,  und  wenn  sich  die  Grundfläche  zur  Seitenfläche 
wie  1  :  ys  verhält,  oder 

T:h=  1  :  ]/2 ; 
oder   wenn   aüe    Seitenflächen    in    ihren    Schwerpuncten    von 
einer  Kugel  berührt  werden,   deren  Mittelpunct  in  der  Grund-  * 
fläche  liegt  (ihr  Schwerpunct  ist). 

IV.  Setzt  man 

«  =  3,  4,  5,  . . . , 
so  haben  die  entsprechenden  grössten  Pyramiden  nach  der 
Reihe  immer  grösseren  Inhalt;  so  dass  also  unter  allen  Pyra- 
miden (und  Kegeln)  von  gleicher  Seitenfläche  derjenige  gerade 
Kegel  ein  Maximum  Maximorum  ist,  dessen  Höhe  h  sich  zum 
Radius  r  der  Grundfläche  wie  ]/2U  verhält,  oder  dessen  Grund- 
fläche sich  zur  Mantelfläche  wie  1:1/3  verhält  Auch  hat 
dieser  Eegel  die  Eigenschaft,  dass  die  Elemente  der  Mantel- 
fläche in  ihren  Schwerpuncten  (oder  die  Kanten  in  Puncten, 
deren  Abstand,  vom  Scheitel  zwei  Drittel  der  ganzen  Kante 
beträgt)  von  einer  Kugel  berührt  werden,  welche  mit  der 
Grundfläche  concoutrisch  ist;  u.  s.  w. 

54.  Ans  diesen  Säteen  (53),  verbunden  mit  dem  Satze  No.  41,  III, 
folgen  weiter  nachstehende  Satze: 

I.  I^t  die  Oberfläche  einer  n-seitigen  Doppelpyramide, 
.sowie  ferner  die  im  Innern  liegende  Grundfläche  der  Form 
nach  gegeben,  und  kann  die  letztere  einem  Kreise  umschrieben 
werden,    wo   ist  die  l'yramido   nin  Maximum,   wenn  die   boidei 


Üeber  Maximum  und  Minimum.  289 

III.  Ist  die  Oberfläche  einer  n-seitigen  Doppelpyramidc 
^gcben,  so  ist  ihr  Inhalt  ein  Maximum;  wenn  sie  einer  Kugel 
nschrieben  ist,  welche  jede  Fläche  in  ihrem  Schwerpuncte 
»rührt;  oder  wenn  sie  regelmässig  und  symmetrisch  ist,  und 
rc   Axe   h   sich   zum   Durchmesser   6    der    eingeschriebenen 

ugel   wie  ySil  verhält;  u.  s.  w. 

IV.  Setzt  man  bei  gleicher  Oberfläche 

#»      ^^^      O,      TT,      O,      •    •    •  , 

'  haben  die  entsprechenden  grössten  Doppclpyramiden  nach 
^r  Reihe  immer  grosseren  Inhalt,  so  dass  also  der  Doppel- 
igel das  Maximum  Maximorum  repräsentirt. 

Bemerkung.  Die  Doppelpyramiden  sind  ein  besonderer  Fall  von 
r  Körpergattung,  welche  durch  eine  gerade  Zahl  2n  von  Dreiecken  be- 
enzt  werden,  und  welche  zwei  einander  gegenüberstehende  w- kantige 
*ken  und  dazwischen  n  vierkantige  Ecken  haben.  Die  Kanten,  welche 
ose  letzteren  mittleren  Ecken  verbinden,  bilden  im  allgemeineren  Falle 
n  8 c h i e f e s  ,  bei  der  Doppelpyramide  dagegen  ein  ebenes  n- Eck. 
ie  vorstehenden  Sätze  HI  und  IV  gelten  aber  in  Bezug  auf  diesen  all- 
?meineren  Körper,  nämlich  wenn  seine  Oberfläche  gegeben  ist,  so  ist 
m  Inhalt  ein  Maximum,  wenn  er  die  Form  der  beschriebenen  Doppel- 
.Tamide  annimmt.  Dass  er  diese  Form  annehmen  muss,  folgt  leicht  aus 
Der  späteren  Betraclitung,  die  sich  auf  das  Princip  der  Symmetrie  gründet 
f.  No.  66  und  d.  folg.). 

Insbesondere  geht  hieraus  hervor: 

Dass  das  regelmässige  Octaeder  unter  allen  Körpern  sei- 
»r  Gattung  bei  gleicher  Oberfläche  den  grössten  Inhalt  und 
j  i  gleichem  Inhalte  die  kleinste  Oberfläche  hat. 

55.  Man  denke  sich  einen  beliebigen  (n-kantigen)  convexen  Körper- 
nkcl  (eine  unbegrenzte,  pyramidalische  Säule);  sein  Scheitel  heisse  S,  Jede 
ene,  welche  allen  Kanten  begegnet,  schneidet  von  demselben  eine  Pyra- 
do  ab  und  bildet  ihre  Grundfläche  ß.  Wird  die  Ebene  sich  selbst  parallel 
wegt,  so  wächst  oder  schwindet  die  Grundfläche  sowohl,  als  der  Inhalt 
•  Pyramide,  je  nachdem  sich  die  Ebene  beziehlich  vom  Scheitel  S  ent- 
nt  oder  demselben  .näher  rückt;  dabei  ändern  sich  beide  Grössen  stetig, 
1  zwar  jede  von  0  bis  cx5.  Der  ganze  Spielraum,  welchen  die  Gründ- 
ete ß  ihrer  Richtung  nach  haben  kann,  lässt  sich  klar  übersehen,  wenn 
.n  eine  andere  Ebene  a  betrachtet,  die  durch  den  Scheitel  S,  aber  nicht 
roh  das  Innere  des  Körperwinkels  geht.  Denn  die  Gesammtheit  aller 
a^en,  welche  a  unter  dieser  Bedingung  einnehmen  kann,  bestimmt  alle 
i  glichen  Richtungen  von  ß,  indem  ß  immer  mit  a  parallel  genommen 
rdcn  darf.     Nach  jeder  dieser  verschiedenen  Richtungen  kann  nun,  wie 

Äiteiners  Werke.     II.  19 


Ueb«r  Haiimum  und  MiDimnm. 


\ 


schon  bemerkt,  die  Grundfläche  ß  sowohl,  ala  die  abgeschnitten«  Pyramide, 
jede  beliebige  gegebene  Gtösse  haben. 

Was  hier  von  einem  bcliebigea  Körperwinkel  gesagt  worden,  gilt  ii^rm 
gleicher  Weise,  wenn  derselbe  in  einen  K^l  übergeht  Dasselbe  ist  ancH::^ 
.  für  die  folgenden  Sätze  der  Fall. 

56.  Unter  allen  von  demselben  Körperwinkel  S  abgc  .3. 
schnittenen  Pyramiden,  deren  Grundflächen  ß  durch  einec^  q 
innerhalb  desselben  liegenden  gegebenen  Pnnct  P  gehen,    '-     ^[ 

diejenige  ein  Minimum,   deren  Grundfläche  den  Punct  P  zun j 

Schwerpuncte  hat. 

Beweis.  Um  der  Vorstellung  zu  Hülfe  za  kommen,  denke  man  sic^^ 
unter  RST  (Taf.  XIV  Fig.  16)  den  gegebenen  Körperwinkel  S;  unter  A^£ 
diejenige  Grundfläche  ß,  welche  den'  gegebenen  Punct  P  zum  Schworpun  ^c( 
hat;  und  unter  AA^BB,  eine  prismatische  Säule  über  der  Grundfläctae 
AB  (oder  ß),  deren  Kanten  der  Geraden  SP  parallel  sind,  oder  wenigstecKS' 
eine  solche  Lage  haben,  dass  S  innerhalb  der  Säulo  li<^.  Sei  CD  irgecm  d 
eine  andere  Grundfläche,  deren  Ebene  mit  der  prismatischen  Säule  A.5c 
Durchschnittsfignr  EF  bildet;  so  sind  die  zwischen  den  beiden  Scfanitt^Bo 
AB  und  EF  befindlichen  keilförmigen  Abschnitte  APE  und  BPF  A«r 
prismatischen  Sänle  gleich  gross  (39,  2);  daher  müssen  die  zwischen  A.^ 
Grundflächen  AB  und  CD  liegenden  Abschnitte  APC  und  BPD  cS.es 
Körperwinkßls  S  ungleich  sein,  und  zwar  ist,  da  augenfällig 

APC  >  APE, 
(If^ogen 


BPD  <  BPF 


und  folglich  auch  Pyramide 


CSD  >  ASB, 


üober  Maximum  und  Minimiitn.  291 

5p,  >  Sß,  auch 

daher  ist  ß,  weiter  von  S  entfernt  als  a  (55),  und  daher  hat  um  so  mehr 
die  Pyramide  Sß  grössere  Höhe  als  die  Pyramide  Sa,  und  folglich  muss 

ß  <  a 
sein. 

58.  Unter  allen  von  demselben  gegebenen  Körperwinkel  S 
abgeschnittenen  Pyramiden  mit  gleich  grossen  Grundflächen 
ist  diejenige  ein  Maximum,  welche  die  nämliche  Eigenschaft 
besitzt  wie  vorhin  (57). 

59.  Unter  allen  von  demselben  Eörperwinkel  abgeschnit- 
tenen Pyramiden  von  gleicher  Höhe  ist  diejenige  ein  Mini- 
mum, welche  die  nämliche  Eigenschaft  besitzt. 

60.  Ist  der  Körperwinkel  an  der  Spitze  einer  n-seitigen 
Pyramide  einem  geraden  Kegel  umschrieben  und  gegeben,  und 
ist  entweder: 

1)  der  Inhalt  der  Pyramide  oder 'die  Seitenfläche  ge- 
geben, so  ist  beziehlich  die  Seitenfläche  ein  Minimum  oder 
der  Inhalt  ein  Maximum,  wenn  die  Axe  des  genannten  Kegels 
den  Schwerpunct  der  Grundfläche  trifft;  oder  ist 

2)  der  Inhalt   oder   die   ganze   Oberfläche   der   Pyramide 
gegeben,  so  ist  beziehlich  die  Oberfläche  ein  Minimum  oder 
der  Inhalt  ein  Ma^^imum,  wenn  die  eingeschriebene  Kugel  die 
Gru  ndfläche  in  ihrem  Schwerpuncte  berührt. 

Für  die  dreiseitige  Pyramide  finden  diese  beiden  Sätze  immer  statt, 
da  der  Körperwinkel  an  der  Spitze  immer  einem  geraden  Kegel  um- 
sclurieben  ist. 

61.  Ist  innerhalb  des  gegebenen  Körperwinkels  S  eine 
stetig  convexe,  krumme  Fläche  F  gegeben,  deren  concave 
Seite  nach  dem  Scheitel  jS  gekehrt  ist,  und  soll  die  Grund- 
flsLche  ß  der  abzuschneidenden  Pyramide  die  Fläche  F  be- 
rüliren,  so  ist  die  Pyramide  ein  Minimum,  wenn  der  Barüh- 
raTi.gspunct  zugleich  der  Schwerpunct  der  Grundfläche  ist. 

Ist  F  insbesondere  ein  Stück  einer  Kugelfläche,  deren  Mittelpunct  im 
Sclieitcl  S  liegt,  so  fallt  der  Satz  mit  dem  Satze  in  No.  59  zusammen. 

Der  Beweis  dieser  Sätze  (58,  59,  60  und  61)  folgt  nach  den  vorher- 
gehenden Beweisen  leicht. 

62.  Die  Grundflächen  aller  von  demselben  Körperwinkel 
S  abgeschnittenen  Pyramiden  von  gleichem  Inhalte  berühren 
eine  bestimmte  krumme  Fläche  Fy  und  zwar  wird  jede  Grund- 
fläche in  ihrem  Schwerpuncte  berührt.  Der  Körperwinkel  ist 
für  die  Fläche  asymptotisch.  —  Insbesondere  kann  bemerkt  werden : 

19* 


292 


Ueber  Haximum  und  Minimum. 


\ 


S   nur   dreikantig, 
i-Axeu   angCDommen, 


ad    werde  sz 
so    ist   dL 


Systeme  von  Kege  " 


1)  Ist  der  Körperwinte 
aeino  Kanten  zu  Coordinate 
Gleichung  der  Fläche  F 

ayz  =  A, 
woraus  man  sieht,   daas   die  Fläche  dn 
schnitten  enthält;  u.  s.  w. 

2)  Ist  S  ein  Kegel   zweiten  Grades,    so   ist   die  Fläche 
ein  zweitheiligos  Hyperboloid  (hyperboloide  ä  deux  nappes). 

3)  Schneidet  man  von  einer  Flache  zweiten  Grades  (mi  ^M 
telst  Ebenen)  constante  Segmente  ab,  so  werden  die  Gr'un^ci^H 
fluchen  ß  der  Segmente  in  ihren  Schwerpuncten  von  einer  a  -^ — ■ 
deren  Fläche  zweiten  Grades  berührt,  welche  der  ersten  äh  s:z^k 
lieh,  mit  ihr  ähnlich  liegend  und  concentrisch  ist*). 

63.  Zwischen  den  drei  Arten  von  Körpern:  Prismen,  Pyramiden  u.x:m.  * 
Doppel  Pyramiden,  wenn  dieselben  so  constniirt  gedacht  worden,  äans  »«£  e 
die  Eigenschaft  des  Maximums  und  Minimums  besitzen,  lassen  sich  un't:-<=?r 
anderen  folgende  nicht  uninteressante  Vergleichungen  anstellen. 

Wir  bomerlien  zuvor: 

Bezeichnet  man  den  Inhalt  eines  regelmässigen  Polygons  durch  &,  d'S.e 
Seitenzahl  durch  n  und  den  Radius  des  eingeschriebenen  Kreises  durch      -^r 


b  ^  r'ntang  —  ^^  r'r. 
Für  n  gleich  oo  oder  für  den  Kreis  hat  man 


(Teber  Maximum  und  Minimum.  •  293 

id  daher  weiter,  da  v  gleich  ^ps  ist, 

öyom  ^ 

IL  Eine  Pyramide  sei  so  beschalTen,  dass  ihr  bei  gegebener  Ober- 
iche  ein  Maximum  des  Inhalts,  und  bei  gegebenem  Inhalte  ein  Minimum 
T  Oberfläche  zukommt  (48,  II).  Sei  v^  das  Volumen,  «,  die  ganze  Ober- 
iche,  Ä,  die  Urundfläche,  n  ihre  Seitenzahl  und  r^  der  Radius  dos  ein- 
schriebenen  Kreises ;  sei  ferner  \  die  Höhe  der  Pyramide  und  p^  der 
idius  der  eingeschriebenen  Kugel,  so  hat  man  (47,  II  und  48,  II) 

(1)  P,  =iA.;    K  =  ^r]',    8,  =  4i,  =  4r>  =  8p>; 
id  da  r,  gleich  ^p,s,  ist,  so  ist  weiter 

(2)  V.  =  U\m  =  -  ^^L~ ;      -Q^^    =  6l/2^. 

III.  Eine  Doppelpyramide  sei  so  beschaffen,  wie  es  der  Satz  No.  54,  III 
rlangt.  Seien  v^,  s^,  J^,  w,  r,,  A,  und  p,  beziehlich  die  analogen  Grössen, 
c  vorhin  (II),  so  hat  man  (52  und  54) 

(1)  2rl  =  3pl;    «,  =  2i,|/3^=  21/3  r'w  =  pj  3^1/3 ; 

d  da  v^  gleich  ^p^s.^  wird,  so  ist  femer 

-)    .,=p^;^l/3=-J^_-;  S^^^Q^  ==  ^iV^;;;yE. 

3y3m]/3  "^^ 

IV.  In  allen  drei  Fällen  (I,  II,  III)  zeigt  die  Formel  (2),  wiö  bei 
n  rospoctiven  Körpern  die  Oberfläche,  der  Inhalt  und  der  Radius  der 
igeschriebcnen  Kugel  einander  gegenseitig  bestimmen,  wie  aus  jeder 
}scr  Grössen   die   beiden   anderen  zu   berechnen  sind.     Die  Ausdrücke 

^s)',  (j/8l)^  (j/sj'    bezeichnen  Würfel,    deren    Grundflächen   den    Obor- 

ichon    s,  s, ,  Sj    der    Körper    gleich    sind;    die    Zahlen    3l/(5w,    6]/2w, 

V)5//ij/3  drücken  das  Verhältniss  dieser  Würfel  zu  den  rospectiven  Kör- 
ern aus. 

Werden  die  Zahlen  7i  und  ?/^  (gleich  wtang-   J  für  alle  drei  Fälle 

eich  angenommen,    so  resultiren  aus    den   genannten  Formeln   folgende 
/ationen : 

V,     '     V  V    »    y  "  v     »,    / ' 

(o^/y  _  (}/o'  ( (v^,)!  y. 

\         V        J  V,  \         V,         ) 


294  >''-l>«  U»X)"mm  iidJ  Hinimu.n. 

SullcQ  ilic  Küriicr  gluiclieii  liiliült  haljcfl,  wuil  aUn 
gesetzt,  sü  l'ulgt: 


s,  :.  -  .■:.; 

,    odor    >-■  =.  .,.;; 

(,J.r 

lind  i'bt-iiso  iMt 

,  =  Yi-.h 

uLd     .,.,  =  i'4:i/ä, 
=  64:30:27; 

P,:P  =  P':p;,    "il"    P'  =  Pip;; 

p,  :  p   =   P  :  V*!      und     p  :  p,   =  J/ä  :  ^4, 
p; :  p° :  p;  =  27  :  48 :  64. 


»,:«  »  ii":«;     und     p, :  p  —  p':p;i 
«; : »' :  <■;  =  p; :  p' :  p;  =  27  :  48 :  64. 
Und  wird  ünjlich 

P  =  Pi  =  P. 
iiii^unüinnKni,  so  Inil  in:in 

C|  ;  o  ^  o'  .vi     und     s,  :  s  ^  *' ;  sj : 
o; :  .' :  »;  =  .;  :  j" :  .;  =  64  :  30  :  27. 
Oefter   in   Betracht  kommonde  Körper,    (lir   welche  dicso   RoUtüit»« 
Reiten,  sind  z.  I). 

1)  das  Hexaeder,  die  viereeitigo  Pyramide  und  das  Octiieder; 

2)  der  Cylinder,  der  Kegel  und  der  Doppelkegel. 


lieber  Maximum  und  Minimum.  .  295 

dass  das  dreiseitige  Prisma,  wenn  es  der  Bedingung  (32,  I)  ge- 
rösscr  ist  als  irgend  eine  schief  abgeschnittene  dreiseitige  Pyramide 
icher  Oberfläche; 

dass  der  Cubus  l)ei  gleicher  Oberfläche  grösser  ist  als  jeder  andere 
hs  Vierecken  begrenzte  Körper. 

Wenn,  ein  convexes  Polyeder  der  Gattung  nach  bo- 
t,  und  wenn  seine  Oberfläche  gegeben  ist,  unter  wol- 
cdiugung  ist  dann  sein  Inhalt  ein  Maximum? 
i  den  obigen  Beispielen,  das  Prisma,  die  Pyramide  und  die  Doppel- 
le betreffend  (32;  48,  II;  54,  III),  welche  von  dieser  Aufgabe  um- 
crdcn,  habe  ich  absichtlich  die  Eigenschaft  hervorgehoben: 
ass  das  jedesmalige  grösste  Polyeder  einer  Kugel  um- 
bcn  sei,  welche  jede  Fläche  desselben  in  ihrem  Schwer- 
3  berührt".  • 

wäre  zu  untersuchen,  ob  diese  Eigenschaft  allgemein  für 
convcxe  Polyeder  stattfindet,  oder  welcher  Klasse  von 
lern  dieselbe  nur  zukommt. 

SS  das  regelmässige  Dodekaeder  und  Ikosaeder,  jedes  unter  allen 
1,  die  mit  ihm  von  gleicher  Gattung  sind,  bei  gleicher  Oberfläche 
ximum  des  Inhalts  rcpräsentirt,  ist  nicht  zu  bezweifeln;  —  und 
That  besitzen  dieselben  ebenfalls  die  genannte  Eigenschaft, 
rner  deuten  auch  die  Sätze  No.  57,  58,  59  und  60  gewissormassen 
selbe  Eigenschaft  hin,  wofern  man  sich  nämlich  das  Polyeder  in 
ieu  zerlegt  denkt,  deren  Scheitel  im  ^littelpuncte  der  Kugel  ver- 
und  deren  Grundflächen  die  einzelnen  Flächen  des  Polyeders  sind. 
Einfache  Beispiele,  welche  der  vorstehenden  Aufgabe  (II)  unter- 
t  sind,  und  mit  denen  man  beginnen  kann,  sind  folgende: 

AVenn  der  Körper   mit   einem   nach    beiden  Seiten   zugespitzten 

von  gleicher  Gattung  ist;  d.  h.  wenn  er  zwei  sich  gegenüber* 
e  w- kantige  Ecken  hat,  wovon  jede  von  n  Dreiecken  eingeschlossen 
imd  wenn  zwischen  diesen  Dreiecken  n  Vierecke  liegen.  Oder 
iner:  wenn  zwischen  den  genannten  Dreiecken  zwei  oder  mehr 
m  (Zonen),  jede  von  n  Vierecken,  liegen. 

AVenn  der  Körper  zwei  sich  gegenüberstehende  w-seitige  Grund- 
und  dazwischen  zwei  (oder  mehr)  Schichten  von  n  Vierecken  hat. 

Wemi  der  Körper  mit  einer  abgestumpften  n-seitigen  Pyramide 
ichcr  Gattung  ist  (31),  und  wenn  s^ine  Oberfläche,  n^it  Ausnahme 
3n  Grundfläche,  gegeben  ist.  —  Wenn  insbesondere  die  Grundfläche 
idrat,  oder  ein  Kreis  sein  soll.  —  Oder:  wenn  der  Körper  statt 
iren  Grundfläche  eine  pyramidalische  Zuspitzung  hat,  so  dass  der 
0  Flächentheil  aus  n  Dreiecken  (an  der  Spitze)  und  aus  n  Vier- 
lestcht.     U.  s.  w. 


296  Uuber  Uaximum  und  Hioimuni. 

4)  Wenn  der  Körper  eine  n-seitigo  Pyramide,  imd  wenn  seine  Obet- 
lläche,  mit  Äuänahmo  einer  Seitenfläche,  gegeben  ist.  —  Dass  die  Seit«o- 
flächen,  ausser  der  ausgeschlossenen,  an  der  SpiUe  gleiche  Winkel  haben 
mfiason,  kann  leicht  gezeigt  worden.  —  Man  betrachte  zunächst  die  Tier- 
seitige  Pyramide.  (Sie  muss,  wenn  die  obige  Eigenächafi  (II)  allgemeia 
stattfindet,  die  eine  Uälfte  einer  t<ocha»eitigen  Pyramide  sein,  welcher 
diese  Eigenschaft  zukommt.) 

IV.  1)  Wenn  die  Grundfläche  einer  Pyramide  der  Form  und  Grösse 
nach  (aber  ohne  die  Bedingung,  dass  sie  einem  Kreise  mnschrieben  sei), 
und  wenn  die  ganze  Oberfläche  gegeben  ist,  unter  welcher  Bedingung  lA 
dann  der  Inhalt  ein  Maximum? 

2)  Dieselbe  Frage,  wonn  die  Grundfläche  bloss  der  Form  nach  (31) 
und  nebstdem  die  Oberfläche  gegeben  ist 

3)  Desgleichen,  *wenn  die  Grundfläche  der  Form  nach,  tm<l  wenn  die 
Seitenfläche  gegeben  ist. 

Dem  ersten  Falle  (1)  wird  genügt,  wonn  die  Pyramide  so  beschaffen 
ist,  dass  jede  durch  die  Spitze  mit  der  Grundfläche  parallel  gezogene 
Gerade  D  ihrer  Richtung  nach  mit  den  Seiten  a,  b,  c,  . . .  der  Grund- 
fläche solche  Winkel  a,  ß,  y,  -  •  ■  bildet,  für  welche  stets  die  Gleichui^ 

asinacosaj-t-Asinßcosßi-Hcsin-icosYjH ==  0 

stattfindet;  wobei  o,,  ß,,  f^  ...  die  Winkel  sind,  welche  die  respoctiven 
8eitcnf1ächon  mit  der  Grundfläche  bilden. 

V.  1)  Ist  im  Räume  ein  geradliniges,  schiefes  Polygon  P  gegeben, 
und  wird  dasselbe  als  Grenze  der  Seitenfläche  eines  Kürperwinkels  ange- 
schen, so  soll  die  L^;e  des  Scheitels  S  dieses  Körperwinkcis  für  den  Fall 
bestimmt  werden,  wo  die  Seitenfläche  ein  Minimum  winl. 

2)  Dieselbe  Forderung,  wenn  «tatt  des  Polygons  /'  eine  beliebige 
Ourvo  von  doppelter  Krümmung  gegeben  ist. 


Ueb«r  Maximum  und  Minitnum.  297 

Bekamitlich  bietet  die  Erforschung  der  kleinsten  Fläche  zwischen 
gegebenen  Grenzen  solche  Schwierigkeiten  dar,  dass  alle  bisherigen  Be- 
•  mühungen  noch  nicht  zum  gewünschten  Ziele  geführt  haben.  Dies  ver- 
anlasste mich  zur  Betrachtung  der  vorstehenden  Aufgabe,  in  der  Hoffnung, 
auf  diesem  Wege  zu  neuen  Elementen  für  die  genannte  Fläche  zu  ge- 
langen; dadurch  nämlich,  dass,  wenn  man  z.  B.  vier  einander  nahe  liegende 
Puncto  in  der  Fläche  annimmt  und  sie  als  die  Ecken  eines  schiefen  Vier- 
ecks betrachtet,  alsdann  der  in  (1)  geforderte  Punct  S  als  ein  fünfter  Punct 
der  Fläche  anzusehen  ist.  Allein  die  vorstehende  Formel  scheint  zu  com- 
plicirt,  um  der  Absicht  leicht  zu  genügen. 

VI.  Wenn  die  Grundfläche  einer  Pyramide  der  Form  und  Grösse 
uach,  und  wenn  die  Höhe  derselben  gegeben  ist,  unter  welcher  Bedingung 
ist  dann  der  Körperwinkel  an  der  Spitze  ein  Maximum?  —  (Ist  die  Be- 
dingung vielleicht  dieselbe,  wie  in  No.  57,  58  und  59?) 

Von  Körpern  im  Allgemeinen  und  insbesondere  van  der  Kugel. 

Das  hier  zu  betrachtende  Hauptproblem: 

„Welcher  unter  allen  Körpern  von  gleicher  Oberfläche 
hat  den  grössten  Inhalt,  oder  welcher  hat  bei  gleichem.  In- 
halte die  kleinste  Oberfläche?" 

kann  auf  geometrischem  Wege  unter  anderen  auf  nachfolgende  zwei  Arten 
gelöst  werden. 

Erste  Methode.  . 

Fund  am  out  aisatz. 

65.  I.  Jede  dreiseitige  Pyramide  <tÄ6v/ (Taf.  XIV  Fig.  17)  wird 
durch  die  Ebene,  welche  durch  irgend  eine  Kante  cd  und 
durch  die  Mitte  7/i  der  ihr  gegenüberstehenden  Kante  ab  geht, 
iu  zwei  gleich  grosse  Thcile  zerschnitten,  und  es  istdieDurch- 
.«.chüitts-Figur  edm  allemal  kleiner  als  die  halbe  Summe  der 
beiden  Seitenflächen  acd  und  bcd^  welche  nicht  durchschnitten 
werden, 

II.  Eine  vierseitige  Pyramide  a/y/<?rf  (Taf.  XIV  Fig.  17),  deren 
f/ru  iidflächc  ein  ParaHöltra'pez  ofy'tf  ist,  wird  durchdie  Ebene, 

n  eiche  durch  die  Spitze  d  und  durch  die  Mitten  m  und  n  der 

>^rüllelen  Seiten  ab  und  ef  der  Grundfläche  geht,   gehälftet, 

fiel   es  ist  der  Durchschnitt  dmn  allemal  kleiner  als  die  halbe 

i^A  -öQmc  der  zwei  Seitenflächen  aed  und  b/d^  welche  nicht  durch- 

t^  l^  nittcn  werden. 

III.  Jedes  schief  abgeschnittene,  dreiseitige  Prisma  aegbfh 
r.  XIV  Fig.  17)  wird  von  der  durch  die  Mitten  w,  n  und  o  der 


298  Ueber  Uaximum  nod  Uiniionm. 

Längenkanton  ah,  ef  und  gh  gehenden  Ebene  gehälftet,  and 
ea  ist  der  Durchschnitt  mno  im  Ällgomoi-nen  kleiner  als  die 
halbe  Summe  der  Gruuilflächen  aeg  und  bfk. 

Sind  insbesondere  die  GrundflächßD  parallel,  so  ist  mno  gerade  die 
Hälfte  von  ihrer  Summo. 

Beweis.  Fall  1.  Man  projicire  die  Dreiecke  acd  und  bd  auf  die 
Ebene  des  Dreiecks  med;  seien  a,  und  6,  die  Projectionen  ihrer  Scheitel 
a  und  h,  so  liegen  «,,  m  und  £,  in  einer  Geraden,  und  es  ist 

wi«,  =  Wi6, , 
woraus  folgt,  dass  Dreieck 

■med  ■=■  \{a^c<l-\-h^cd). 
Da  nun  <Kd:>a^cd  und  bcd:>b,al,  so  ist  folglich  Dreieck 

med  <i  ^(fl«i-+-ft«/), 
was  dem  Satze  gemäss  ist. 

Fall  11.  Da  ef  parallel  ab,  so  sind  die  Dreiecke  aed,  mnd  und  bfd 
beziehlich  aliquote  Theile  von  den  Dreiecken  acd,  med  and  bcd,  and 
daher  folgt  der  gegenwärtige  Fall  aus  dorn  vorigen. 

Fall  111.  Da  ffk  parallol  e/  und  ab,  so  folgt  dieser  Fall  in  gleicher 
Weise  aus  dem  vorigen. 

(N.  B.  Der  Satz  lässt  sich  viertens  auch  auf  das  n-seitige  Prisma 
ausdehnen,  wie  unten  in  No.  68,  IV.) 

66,  Wird  ein  Körper  von  einer  beliebigen  krummen  Fläche 
begrenzt,  und  giobt  es  irgend  eine  Richtung,  nach  welcher 
jede  Gerade  die  Oberfläche  in  nicht  mehr  als  zwei  Punctcu 
trifft,  so  liegen  die  Mitten  aller  nach  dieser  Richtuug  ge- 
zogenen Geraden  in  irgend  einer  krummen  Fläche  y,  welche 
den  Körper  hälftet  und  kleiner  ist  als  die  halbe  Oberfläche*). 


')  Ana  diesem  Satze  zieht  man  beiläufig  eine  Polgomng  in  Bezug  auf  die  kleinst« 


Ueber  Maximum  und  Minimum.  299 

Denn  denkt  man  sich  die  Geraden  nahe  an  einander  liegend,  so  sind 
die  zwischen  je  dpi  sich  zunächst  liegejiden  enthaltenen  Elemente  des 
Körpers  als  dreiseitige  Prismen  anzusehen,  auf  welche  der  vorige  Satz 
(65,  III)  anwendbar  ist;  daraus  folgt  sofort  der  gegenwärtige  Satz. 

67.  Unter  allen  Körpern  von  gleicher  Oberfläche  hat  die 
Kugel  den  grössten  Inhalt;  und  unter  allen  Körpern  von  glei- 
chem Inhalte  hat  dieselbe  die  kleinste  Oberfläche. 

Beweis.  Man  denke  sich  einen  Körper,  welcher  bei  gegebener  Ober- 
fläche den  möglich  grössten  Inhalt  haben  soll,  so  ist  unstreitig  nach  jeder 
beliebigen  Richtung  eine  solche  Ebene  möglich,  welche  seine  Oberfläche 
hälftet. 

Es  sei  A  eine  solche  Ebene,  und  a  und  ß  seien  die  zwei  Hälften  der 

Oberfläche.     Würde  der  Körper  durch  die  Ebene  A  nicht  auch  gehälftet, 

wäre  etwa 

aA  >  p^, . 

so  könnte  er  nicht  den  grössten  Inhalt  haben;  denn  immer  könnte  man  ß 
s)inmetrisch  gleich  a  annehmen,  wo  dann 

ß^  =  olA 

wäre,  und  somit  der  Körper  vergrössert  würde.     Also  muss 

aA  =  ^A 

sein.  Wäre  nun  femer  ß  nicht  symmetrisch  gleich  a,  so  denke  man  sich 
auf  gleicher  Seite  mit  ß  die  der  a  symmetrisch  .  gleiche  Fläche  a, ,  so  ist 

a^A  =  aA  =  ^A, 
und  der  Körper 

aa,  =  aß. 

In  den  zwischen  ß  und  a^  liegenden  Räumen  ziehe  man  parallele  Gerade, 

die  von  diesen  Flächen  begrenzt  werden,  so  liegen  ihre  Mitten  in  einer 

dritten  Fläche  y?  welche  mit  ß  und  a,  über  derselben  Grundfläche  steht, 

und  es  ist 

Y-4  =  ß-4  =  a,-4    oder    7a  =  ßa, 

wogegen 

2y  <  ß+a,     oder    y  •<  ß, 

da  ß  gleich  a,  ist  (66);  also  würde  eine  Fläche  y,  welche  kleiner  als  ß, 
mit  a  einen  gleichen  Raum  begrenzen  wie  diese,  was  gegen  die  Annahme 
ist;  folglich  muss  ß  symmetrisch  gleich  a  sein;  und  folglich  ist  der  vor- 
ausgesetzte ^rösste  Körper  so  beschaifen,  dass  jede  Ebene  Ay  welche  seine 
Oberfläche  hälftet,  diese  (sowie  den  Körper)  in  zwei  symmetrisch  gleiche 
Hälften  theilt. 

Nun  seien  A  und  B  irgend  zwei  Ebenen,  welche  die  Oberfläche  des 
Körpers  hälften,  und  die  unter  sich  einen  beliebigen,  zu  tu  incommen- 
surablen  Winkel  9  bilden,  so  folgt  leicht,  dass  durch  ihre  Durchschnitts- 


300  l'eber  Maximum  und  UtDimum. 

liiiic  (E  unendlich  viele  anilere  Ebenen  G,  D,  . . ,  geheu,  welche  dieselbe 
RigcnKchaft  haben,  so  datis  doipzufolgo  jede  auf  a  soi^rochte  Ebene  ^,, 
wofcm  sie  dem  Körper  begegnet,  ihn  in  einem  Kreise  schneidet  (26). 
Da  die  ßorade  a  jede  beliebige  Richtung  haben  kann,  so  wird  der  Körper 
von  jeder  Ebene  iD  einem  Kreise  geschnitten,  woraus  folgt,  dass  er  eine 
Kugol  sein  muss. 

Bemerkung.  Der  vorstehende  Satz  kann  auch  durch  einen  anderen 
Gang  gefolgert  werden.  Nämlich  man  kann  zuerst  den  Körper  betrachten, 
welcher  von  zwei  unbestimmt  groH»en  ebenen  Flächen  Ä  und  B,  dio  sich  . 
unter  irgend  einem  gegebenen  Winkel  9  schneiden,  und  von  einer  der 
Form  nach  willkürlichen,  aber  der  Grösse  nach  gegebenen  Fläche  a  be- 
grenzt werden  soll.  Durch  ein  gewisscrmasson  analoges  Verfahren,  wio 
in  der  vierten  Beweisart  für  ebene  Figuren  (20),  findet  man,  dass  der 
KörpQr  ein  Maximum  wird,  wenn  er  ein  keilförmiger  Kugelsecter  ist,  d,  h. 
wenn  A  und  Ö  zwei  halbe  grosste  Kreise  einer  Kugel  sind,  und  wenn 
1  das  zwischen  denselben  liogondo  sphärische  Zweieck  ist.  Setzt  man 
.iodann  den  Winkel  f  gleich  n,  so  gelangt  man  zur  Halbkugel;  u.  ».  w. 

Zweite  Metifode. 
FuudaoieQtalsatz. 
458.  I.  Ist  eine  Kante  ab  einer  dreiseitigen  Pyramide  ültcd 
(Taf.  XiV  Fig.  17)  f,'egebcn,  soll  dieselbe  und  die  zwei  nicht 
daran  liegenden  Ecken  c  und  <:{  beziehlich  in  drei  festen,  paral- 
lelen Geradon  P,  Q  und  R  liegen,  so  bleiben  dio  der  Kante 
anliegenden  Flachen  abil,  abc  und  die  l'yramidc  an  Inhalt  cod- 
stant,  mau  mag  jene  Elemente  (</,  c  und  aA)  in  den  festen  Gera- 
den annehmen,  wo  man  will:  dagegen  wird  die  Summe  der 
lieidcn  übrigen  Flächen  <fcd  und  bnl  ein  Minimum,  wenn  dio 
durch  die  zwei  Ecken  und  durch  die  Mitte  m  der  Kante  gehende 


lieber  Maximum  und  Minimum.  301 

die  Mitten  m  und  n  der  gegebenen  Seiten  gehende  Ebene  dmn 
gleich  X  auf  den  festen  Geraden  senkrecht  steht,  also  wenn 
die  Pyramide  in  Bezug  auf  diese  Ebene  X  symmetrisch  ist. 

in.  Sind  die  Län^enkanten  oä,  ef^gh  eines  schräg  oder 
parallel  abgeschnittenen  dreiseitigen  Prismas  aeghfh  (Taf.  XIV 
Fig.  17)  gegeben,  und  sollen  dieselben  in  drei  festen,  parallelen 
Geraden  P,  S,  T  liegen,  so  bleibt  das  Po'isma  (sowie  die  drei 
Seitenflächen)  constant,  man  mag  jene  Kanten  in  den  festen 
Geraden  annehmen,  wo  man  will;  hingegen  wird  die  Summe 
der  beiden  Grundflächen  cLeg  und  bßi  ein  Minimum,  wenn  die 
durcji  die  Mitten  w,  w,  o  der  drei  Kanten  gehende  Ebene  mno 
gleich  X  auf  diesen  Kanten  senkrecht  steht,  also  wenn  das 
Prisma  in  Bezug  auf  diese  Ebene  X  symmetrisch  ist. 

IV.  Gleiches  gilt  von  jedem  vielseitigen  Prisma,  mitEin- 
.schluss  des  Cylinders,  nämlich:  Sind  die  Kanten  P,  S,  T,  üj ... 
einer  beliebigen  prismatischen  Säule  fest,  und  sind  irgend 
drei  Längenkanten  eines  von  ihr  abzuschneidenden  prisma- 
tischen Körpers  gegeben,  etwa  die  in  P,  S  und  T  liegenden 
Längenkanten  ahy  ef  und  gh,  so  bleibt  der  Inhalt  des  Körpers, 
sowie  alle  übrigen  Längenkanten  desselben,  constant,  wo  auch 
die  drei  Kanten  auf  den  festen  Geraden  P,  S  und  T  ange- 
nommen werden  mögen;  hingegen  wird  die  Summe  der  beiden 
Grundflächen  aed,,.  und  bfh.,,  ein  Minimum,  wenn  die  durch 
die  Mitten  m,  n^  o^  . , ,  der  Längenkanten  gehende  Ebene  X  auf 
diesen  Kanten  senkrecht  steht,  und  somit  der  Körper  in  Be- 
zug auf  diese  Ebenen  symmetrisch  ist. 

Beweis.  Fall  I.  Sei  die  Pyramide  so  construirt,  wie  es  der  Satz 
erheischt,  dass  nämlich  die  Ebene  dem  oder  X  zu  den  festen  Geraden 
P,  Qj  R  senkrecht  ist,  so  müssen  die  aus  den  Ecken  a  und  b  auf  den 
Flächen  'acd  und  bcd  errichteten  Perpendikel  ax  und  bx  sich  in  Irgend 
einem,  in  der  Ebene  X  gedachten.  Puncto  x  treffen,  und  es  muss 

ax^=bx  =  r  • 

sein.  Durch  die  vier  Pyramiden,  deren  Spitzen  im  Puncto  x  liegen,  und 
(leren  Grundüächen  die  Flächen  der  Pyramide  abcd  sind,  kann  diese 
letztere,  wie  folgt,  ausgedrückt  werden: 

aljcd  =  xacd-\-xbcd — xabc — xahd,  *) 

Hält  man  nun  die  Kante  ab  fest  .und  lilsst  die  Ecken  c  und  d  in  den 
festen  Geraden  Q  und  R  beliebig  rücken,   bezeichnet  sie   in  irgend  einer 

*)  Wären  z.  H.  die  einander  {bleichen  Winkel  ar.d  und  hcd  stumpf,   so   hätte  man 
-^xtihc  statt  — Tnfn-  zii  setzen,  u.  s.  w. 


302  Tober  Maximum  und  Uinimum. 

neuen  Lage  durch  c,  und  d^ ,  so  hat  man  für  die  Pyramide  abCid,  den 
analogen  Ausdruck 

abc,d^  =  X(K,dj--i-je-bc,d^ — xabc, — xabd,. 
Da  von  diesen  fünf  Pyramiden  die  erste,  vierte  and  fünft«  den  correepoo- 
direnden  vorigen  an  Inhalt  gleich  sind,  so  muss  sein 
xacd-\-iä)cd  =  xac,di-\-a!bCjd^. 
Diese  zwei  Paar  Pyramidon  haben  gerade  diejenigen  Flächen   zu  Grund- 
flächen (acr^und  bcd,  ac^d,  und  ^,<^,),  deren  Summen  zu  vergleichen  sind. 
Die  beiden  ersten  Pyramiden  haben  gleiche  Hohe,  nämlich 

jede  der  beiden  übrigen  hat  offenbar  kleinere  Höhe  (weil  ihre  Grundflächen 
(Mirf,  und  fc|(f,  nicht  auch  zu  den  festen  Geraden  xa  und  «i  senkrecht 
sein  können),  man  bezeichne  sie  durch  r — a  und  r — ß,  so  ist  vermöge 
der  letzten  Gleichong 

r.acd+r.bcd  =  (f— a).ac,d,+(r— ß).ic,rf,, 
und  daraux 

r(^ac,d,-i-bc,d, — acd — bctl)  ^=  a.aCjd,-\-^.l>c^d„ 
und  folglich 

aC|rfjTt-Äc,rf,  >  acd-\-bcd, 
was  der  Behauptung  des  Satzes  gemäss  ist. 

Die  Fälle  H,  lU  und  IV  folgen  leicht  aus  dem  ersten,  wie  der  blosse 
Anblick  der  Figur  zeigt,  ebenso  wie  oben  in  No.  fö. 

69.  Mittelst  des  vorstehenden  Fundamentalsatses  läsBt  sich  jeder  ge- 
gebene, convexe  Körper  unter  Beibehaltung  seines  Inhaltes  in  einen  ui- 
dcren  von  kleinerer  Oberfläche  vorwandeln,  welcher  in  Bezog  auf  irgend 
eine  Ebene  X  symmetrisch  ist     Die  Verwandlung  geschieht  auf  analoge 


üeber  Maximum  und  Minimum.  '  303 

wofern  sie  nicht  insbesondere  durch  zwei  Ecken  geht,  wird  die  Zahl  der 
Ecken  um  eine  und  die  Zahl  der  Flächen  wenigstens  um  zwei  Einheiten 
vermehrt,  (üebrigens  sind  die  Flächen  von  K^  nicht  bloss  Dreiecke,  wie 
nach  der  Construction  scheinen  möchte :  denn  zwei  oder  mehr  an  einander 
liegende  Dreiecke  können  in  die  nämliche  Ebene  fallen  und  sich  zu  einem 
vier-  oder  mehrseitigen  Polygon  vereinigen.) 

Auf  gleiche  Weise  kann  nun  weiter  das  Polyeder  K^  mittelst  einer 
neuen  beliebigen  Ebene  F  in  ein  anderes  K^  verwandelt  werden,  welches 
wiederum  kleinere  Oberfläche  und  dabei  mehr  Ecken  und  mehr  Flächen 
hat,  und  welches  in  Bezug  auf  die  Ebene  Y  symmetrisch  ist.  Ebenso 
lässt  sich  das  Polyeder  K^  wiederum  in  ein  neues  K^  von  demselben  In- 
halte verwandeln,  welches  abermals  kleinere  Oberfläche,  dagegen  mehr 
Ecken  und  mehr  Flächen  hat,  und  welches  gleichfalls  in  Bezug  auf  irgend 
eine  Ebene  Z  symmetrisch  ist;  u.  s.  w. 

Wird  insbesondere  die  zweite  Ebene  Y  zu  der  ersten  X  senkrecht  • 
angenommen,  so  ist  das  dritte  Polyeder  K^  in  Bezug  auf  beide  Ebenen 
zugleich  symmetrisch,  so  dass  es  ihren  Durchschnitt  z  zur  Symmetral- 
Axe  hat,  d.  h.  dass  jede  zu  z  senkrechte  Gerade  06,  welche  der  Ober- 
fläche von  K^  in  irgend  einem  Puncto  a  begegnet,  dieselbe  in  einem  gleich 
weit  von  z  abstehenden  zweiten  Puncto  b  trifft,  und  somit  ab  durch  die 
Axe  z  gehälftet  wird.  ^Ist  femer  die  dritte  Ebene  Z  zu  beiden  vorigen 
X  und  Y,  oder  zu  der  Axe  z  senkrecht,  so  ist  das  vierte  Polyeder  K^  in 
Bezug  auf  alle  drei  Ebenen  zugleich  synmietrisch  und  hat  ihre  drei  Durch- 
schnitte z,  y,  X  zu  Symmetral-Axen,  sowie  ihren  gemeinschaftlichen  Durch- 
schnittspunct  C  zum  Mittelpunct.  Wird  alsdann  das  Polyeder  K^  mittelst 
beliebiger  Ebenen  weiter  verwandelt,  so  hat  auch  jedes  folgende  Polyeder 
K^j  i^ ,  ...  einen  Mittelpunct. 

Da  durch  wiederholtes  Verwandeln  das  Polyeder  so  viele  Flächen  und 
Ecken  erhalten  kann,  als  man  will,  die  Oberfläche  aber  stets  schwindet, 
so  können  die  einzelnen  Flächen  zuletzt  alle  sehr  klein  werden,  so  dass 
die  Oberfläche  sich  irgend  einer  krummen  Fläche  nähert,  und  zuletzt  einer 
solchen  unendlich  nahe  kommt.  Wird  in  gleichem  Sinne  umgekehrt  eine 
beliebige  convexe  krumme  Oberfläche  als  aus  unendlich  kleinen  ebenen 
Theilchen  bestehend  angesehen,  so  lässt  sich  der  von  ihr  umschlossene 
Körper  K  offenbar  auf  die  nämliche  Weise  in  einen  anderen  symmetrischen 
Körper  E^  von  gleichem  Inhalte  aber  kleinerer  Oberfläche  verwandeln;  u.  s.  w. 

Mag  demnach  die  Oberfläche   eines   gegebenen  convexen  Körpers  K 

\)e8chaffen  sein,  wie  man  will,  aus  ebenen  Flächen,  oder  aus  einer  einzigen 

kruimnen,  oder  aus  ebenen  und  krummen  Flächen  bestehen,  so  kann  man 

iiin  so  lange  verwandeln  und  dadurch  bei  gleichem  Inhalte  die  Oberfläche 

verkleinern,  als  er  nicht  nach  jeder  Richtung  eine  Symmetral-Ebene  hat. 

Wenn  aber  der  Körper  in  diesen  Zustand  gelangt,  wo  er  nach  jeder  Rieh- 


304  '  Ueher  Maximum  und  Minimam. 

tuDg  eine  Symmetral-Ebene  hat*),  so  hört  die  Verwaodlung  auf,  oder  so 
bleibt  der  Körper  der  Form  und  Grösse  nach  constant.  Ein  solcher  Körper 
aber,  welcher  nach  allen  Richtungen  Symmetral-Ebenen  hat,  besitzt  auch 
nach  jeder  Richtung  eine  Symmetrai-Äxe ,  sowie  einen  Mittelpunct  C,  in 
welchem  alle  Äxeu  sammt  jenen  Ebenen  sich  schneiden;  woraus  weiter 
foli;^,  dass  alle  seine  Durchmesser  gleich  sein  müssen,  oder  dass  er  von 
jeder  ihm  begegnenden  Ebene  in  einem  Kreise  geschnitten  wird;  demnach 
kann  es  nur  einen  einzigen  solchen  Körper  geben,  nämlich  nur  die  Kugel. 

70.  Aus  der  vorstehenden  Betrachtung  (69)  schliesst  maa  zunächst 
den  Tolgenden  Hauptsatz: 

Unter  allen  Körpern  von  gleichem  Inhalte  hat  die  Kugel 
die  kleinste  Oberfläche;  und  unter  allen  Körpern  von  gleicher 
Oberfläche  hat  dieselbe  deu  grössten  Inhalt. 

Der  Beweis  dieses  Satzes  ist  deutlich  in  dem  Vorstehenden  enthalten 
und  betlarf  keiner  Wiederholung. 

71,  Femer  kann  inabcsondore  auch  auf  solche  Körper  geschlossen 
werden,  welche  beschränkenden  Bedingungen  unterworfen  sind,  die  etwa 
zwischen  gegobonen  Grenzen  liegen  sollen,  a.  s.  w. ;  wie  z.  B.  auf  prisma- 
tische oder  pyrami dal i sehe  Körper  von  gegebener  Höhe  und  gegebenem 
Inhalte  oder  gegebener  Soitenftäche.  Für  diese  Beispiele  tritt  in  Hinsicht 
der  obigen  Verwandlung  (69)  die  Beschränkung  ein,  dass  die  Hülfsebenen 

Xf  Y,  Z, »zu    der  Grundfläche    des  Körpers    senkrecht  sein   müssen. 

Man  gelangt  hierdurch  aufs  Neue  zu  den  bereits  &üher  aufgestellten 
Sätzen  No.  29,  HI  und  No.  44. 

Durch  die  genannte  Betrachtung  wird  endlich  auch  leicht  bestätigt,  was 
oben  (54,  Bemerkung)  von  dem  Körper  gesagt  worden,  zu  dessen  Gattung 
die  Doppelpyramide  gehört.  Denn  zieht  man  in  einem  solchen  Körper  K 
die  Hanptdif^onale,  d.  h.  die  Gerade  zwischen  den  zwei  n-kantigen  Ecken, 


nach  einander  folgende 


Ueber  Maximum  nnd  Minimum.  305 

und  nimmt  die  Hülfsebene  X  zu  derselben  senkrecht  an,  so  wird  der  neue 
Körper  K^  eine  symmetrische  Doppelpyramide  von  der  nämlichen  Gattung. 

72.  In  analoger  Weise,  wie  in  No.  26,  kann  hier  folgende  Frage  auf- 
geworfen werden: 

Welche  Gestalt  kann  ein  Körper  möglicherweise  haben, 
wenn  er  1)  zwei,  oder  wenn  er  2)  drei  gegebene  Symmetral- 
Ebenen  hat? 

I.  Hat  der  Körper  zwei  Symmetral-Ebenen  X  und  Yy  die  sich  unter 
einem  gegebenen  Winkel  a  schneiden,  und  ist  erstens  a:ic  commensurabel, 
etwa  gleich  Iitw,  so  hat  er  im  Ganzen  m  Symmetral-Ebenen,  die  sich  in 
einer  und  derselben  Geraden  z  schneiden;  die  Durchschnitts-Figuren  dieser 
7n  Ebenen  mit  der  Oberfläche  des  Körpers,  sowie  die  Theile,  in  welche 
sie  durch  die  Gerade  z  getheilt  werden,  sind  auf  entsprechende  Art  ein- 
ander gleich,  wie  oben  bei  der  ebenen  Figur  die  m  Axen  und  ihre  Ab- 
schnitte (26).  Die  Oberfläche  besteht  aus  2m  gleichen  oder  symmetrisch 
gleichen  Theilen;  im  Uebrigen  bleiben  diese  Theile  unbestimmt.  —  Ist 
zweitens  anz  incommensurabel ,  so  finden  unendlich  viele  Symmetral- 
Ebenen  statt,  die  sich  in  einer  Geraden  z  schneiden;  ihre  Durchschnitts- 
Figuren  mit  der  Oberfläche  sind  gleich  und  jede  wird  durch  die  Gerade  z 
in  zwei  symmetrische  Hälften  getheilt,  so  dass  also  die  Oberfläche  offenbar 
durch  Umdrehung  irgend  einer  Curve  um  die  Axe  z  erzeugt  wird. 

IL     Hat  der  Körper  drei  Symmetral-Ebenen  X,  Y,  Z,    die  sich  in 
drei  Geraden  z,  y,  x  und  unter  den  Winkeln  a,  ß,  ^  schneiden,  so  muss, 
sobald  von  diesen  Winkeln  zwei,  etwa  a  und  ß,  zu  ir  incommensurabel 
sind,   der  Körper  in  Rücksicht  zweier  Axen  z  und  y  durch  Umdrehung 
entstanden  und  daher  eine  Kugel  —  oder  ein  System  von  concentrischen 
Kugeln  —  sein.     Ist  von  den  drei  Winkeln  nur  einer  zu  ir  inconunensu- 
rabel  oder  gar  keiner,  so  werden  doch  selbst  in  dem  letzten  Falle  unter 
den  drei  Systemen  von  Symmetral-Ebenen  (2),  (y)  und  (^),  welche  zufolge 
des  vorigen  Falles  (I)  durch  die  Geraden  z^  y  und  x  gehen,  sich  im  All- 
gemeinen irgend  zwei  Paare  befinden  (wo  nämlich  die  beiden  Ebenen  jedes 
Paares  verschiedenen  Systemen  angehören),  die  sich  unter  solchen  Winkeln 
Hchneideo,  welche  zu  tt  incommensurabel  sind,  so  dass  dann  der  Körper 
^^iederum  eine  Kugel  sein  muss.   Es  sind  nur  wenige  beschränkte  Fälle  mög- 
lich, die  hierbei  eine  Ausnahme  machen*).    Daher  kann  man  behaupten: 

*)  Nämlich  im  Wesentlichen  nur  folgende  vier: 

1)  Wenn  a  =  ß  =  47:  und  y  beliebig; 

2)  Wenn  a  =  ^ ir  und  ß  =s  y  as  ^7:; 

3)  Wenn  o  =  ^ir,  ß  =  iii  und  7  =  Jir; 

4)  Wenn  0  =  ^7:,  ß  =  iir  und  7  =  i «. 

Eine  weitere  Discussion  dieser  Fälle,  die  zu  einigen  interessanten  Eigenschaften 
liahrt,  behalte  ich  mir  für  einen  anderen  Ort  vor. 

Steiners  Werke.    II.  20 


306  lieber  Maximum  und  Hinimiim. 

Wenn  ein  Körper  drei  Symmetral-Ebonen  hat,  welche 
einander  in  drei  Geraden  schneiden,  so  ist  er  im  Allgemeiaen 
eine  Kugel,  oder  ein  System  von  concentrischen  Kugeln. 

Folgerungen  aus  ilem  Hanptaatze  No.  TO. 

73.  Aus  diesem  Satze  kann  mao  zum  Theil  in  gleicher  Weise  eine 
Reihe  von  Folgerungen  zieheo,  wie  in  der  ersten  Abhandlung  aus  dem 
Hauptsatze  No.  17,  nur  sind  dieselben  in  Rücksicht  der  Körper  im  All- 
gemeinea  nicht  nach  Verhäitniss  umfassend  und  bedeutsam,  wie  dort  in 
Bezug  auf  die  ebenen  und  sphärischen  Figuren.  ])aher  mag  es  genügen, 
nur  einige  dieser  Folgerungen  hier  kurz  anzudeuten. 

1.  Unter  allen  Körperu  aa,  welche  von  einer  beliebig 
grossen,  ebenen  Grundfläche  a  und  von  einer  der  Form  nach 
willkürlichen,  aber,  der  Grösse  nach  gegebenen  Flache  a  be- 
grenzt werden,  ist  die  Halbkugel  ein  Maximum. 

Also  insbesondere:  Unter  allen  Rugelsegmenten  mit  gleich  grosser 
krummer  Fläche  a  hat  die  Halbkugel  den  grössten  Inhalt. 

U.  Unter  allen  Körpern,  deren  Oberfläche  aus  einem  ge- 
gebenen Kreise  a  und  einer  nach  Grü.'ise  gegebenen,  beliebigen 
Fläche  a  besteht,  ist  das  Kugelsegment  ein  Maximum. 

HI.  Unter  allen  Körpern,  die  von  zwei  gegebenen  Kreis- 
flächen a,  b  und  einer  nach  Grösse  gegebenen  Fläche  st  be- 
grenzt werden,  ist  das  Kugelstück  zwischen  den  beiden  Kreis- 
flächen ein  Maximum*). 

Desgleichen,  wenn  beliebig  viele  Kreisflächen  a,  b,  c,  . . .  gegeben 
sind ;  u.  s.  w. 

rV.  Unter  allen  Körpern,  welche  von  einem  gegebenen 
Körperwinkel  S  mittelst  einer  nach  Grösse  gegebenen  Flache 
a  abgeschnitten  werden,  ist  derjenige  ein  Maximum,   bei  wel- 


Ueber  Maximum  und  Minimum.  307 

einer  beliebigen,  ganz  innerhalb  des  Kegels  liegenden  Grund- 
fläche a  abgeschnitten  werden,  ist  derjenige  ein  Maximum, 
welcher  ein  convexes  Kugelstück  im  umschriebenen  Kegel  S 
ist  (d.  h.  bei  welchem  a  Segment  einer  dem  Kegel  S  einge- 
schriebenen Kugelfläche  ist).  —  In  gleicher  AVeise  repräsen- 
tirt  das  concave  Kugelstück  im  umschriebenen  Kegel  das 
Minimum,  wenn  (statt  der  Oberfläche)  die  Differenz  S — a 
zwischen  der  Mantelfläche  S  des  Kegels  und  der  Fläche  a  ge- 
geben ist. 

Soll  ein  Körper  von  den  Mantelflächen  zweier  gegebenen 
geraden  Kegel  S,  S^  und  von  einer  beliebigen  Fläche  a  be- 
grenzt werden,  soll  er  innerhalb  beider  Kegel  liegen,  und  ist 
seine  Oberfläche  gegeben,  so  ist  er  ein  Maximum,  wenn  er 
ein  convexes  Kugelstück  zwischen  den  umschriebenen  Kegeln 
S,  S,  ist.    U.  8.  w. 

VII.  Sind  die  Grundflächen  a,  b  zweier  Körper  gegebene 
Kreise,  und  ist  die  Summe  der  übrigen  Theile  a,  ß  ihrer  Ober- 
flächen gegeben,  so  ist  die  Summe  ihrer  Inhalte  dann  ein 
Maximum,  wenn  sie  Segmente  gleicher  Kugeln  sind,  und  wenn 
ausdrücklich  das  Segment  über  der  kleineren  Grundfläche 
spitzwinklig  ist. 

Sind  die  Grundflächen  a,  6,  c,  . . .  von  beliebig  vielen  Kör- 
pern aoL^  6p,  qf,  . . .  gegebene  Kreise,  und  ist  die  Summe  der 
übrigen  Theile  a,  ß,  y,  . . .  ihrer  Oberflächen  gegeben,  so  kann 
die  Summe  ihrer  Inhalte  nur  dann  ein  Maximum  sein,  wenn 
die  Körper  Segmente  gleicher  Kugeln  sind;  und  für  das  Haupt- 
maximum ist  zudem  noch  erforderlich,  dass  nur  allein  das 
Segment  über  der  grössten  Grundfläche  stumpfwinklig  sein 
d  arf. 

Oder:  Sind  die  Grundflächen  a,  6,  r,  . . .  von  beliebig  vielen 
Kugelsegmenten  nebst  der  Summe  ihrer  krummen  Flächen 
•^7  ß?  Ti  •  •  •  gegeben,  so  ist  die  Summe  ihrer  Inhalte  im  Allge- 
meinen so  oft  ein  Maximum  oder  ein  Minimum,  als  die  Seg- 
mente gleichen  Kugeln  angehören.     U.  s.  w. 

Allgemeine  Bemerkung. 

74.  Ueber  die  Körper  im  Allgemeinen  sind  noch  viele  Fragen  zu 
erledigen,  die  mehr  oder  weniger  Schwierigkeiten  darzubieten  scheinen. 
Hier  mögen  nur  folgende  Beispiele  namhaft  gemacht  werden: 

I.  Wenn  in  Rücksicht  des  vorstehenden  Satzes  73,  VI  statt 
des  geraden  Kegels  S  ein  beliebiger  Kegel  (oder  nur  ein  Kegel 
zweiten  Grades)   oder   ein    beliebiger   Körperwinkel    gegeben 

20* 


308  lieber  Haximnm  und  Uinimum. 

ist,  welche  Eigenschaft  muss  dann  die  Flüche  a  (für  den  Fall 
des  Maximums)  haben? 

II.  Soll  ein  Körper  zwischen  zwei  parallelen  Ebenen  lie- 
gen, und  ist  seine  Oberfläche  nebst  dem  Abstände  der  Ebenen 
von  einander  gegeben,  so  ist  die  Frage  za  stellen,  unter  wel- 
chen Bedingungen  sein  Inhalt  ein  Maximum  sei. 

Den  Sätzen  in  No.  69  nnd  No.  71  zufolge  muss  der  Körper  durch 
Umdrehung  um  eine  zu  den  gegebenen  Ebenen  senkrechte  Axe  z  ent- 
stehen, so  dass  seine  Oberllächo  im  Allgemeinen  zwei  in  diesen  Ebenen 
liegende  Kreise  enthält;  femer  muss  der  Körper  in  Rücksicht  der  Ebene  Z, 
welche  mit  den  gegebenen  Ebenen  parallel  ist,  und  von  ihnen  gleich  weit 
absteht,  symmetrisch  sein,  und  daher  müssen  jene  Kreise  gleich  sein ;  end- 
lich werden  die  gegebenen  Ebenen  den  übrigen  Theil  der  Oberfläche  in 
diesen  Kreislinien  berühren.  , 

Ist  die  gegebene  Oberfläche  kleiner  als  diejenige  Kugelfläche,  welche 
die  gegebenen  Ebenen  berührt,  aber  soll  dieselbe  an  diese  beiden  Ebenen 
anatossen  (irgend  ein  Stück  oder  bloss  einen  Punct  mit  jeder  gemein 
haben),  so  ist  der  Körper  immer  eine  Kugel,  verbunden  mit  einem  oder 
mit  zwei  unendlich  dünnen  Cylindem,  die  zwischen  der  Kugel  und  einer 
der  Ebenen  liegen. 

m.  Besteht  die  Oberfläche  eines  Körpers  aus  zweiTheilen 
a  und  ß,  welche  in  einem  festen,  geradlinigen,  schiefen  Poly- 
gon P  an  einander  stossen;  ist  ß  eine  feste,  polyedrische  (oder 
irgend  eine  krumme)  Fläche  und  a  die  nach  Grösse  gegebene 
Seitenfläche  eines  Körperwinkels  S,  so  ist  die  Frage,  unter 
welcher  Bedingung  der  Körper  ein  Maximum  wird. 

Oder,  wenn  anstatt  der  SeitenfUche  a  der  Inhalt  des  Kör- 
pers gegeben  ist,  so  soll  die  Lage  des  Scheitels  £1  bestimmt 
werden,  für  welche  <i  ein  Minimum  wird.   (Ist  es  unter  der  obigen 


Ueber  einige  stereometrische  Sätze. 


Crelle's  Journal  Band  XXI IL  S.  275  — 284. 

(Auszug  aus  einer  am  14.  Februar  1842  in  der  Akademie  der  Wissemtchaften  zu 

Berlin  fs^ehaltenen  Vorlesung.) 


\ 


lieber  einige  stereometrische  Sätze. 

Die  nachstehenden  Sätze  haben  die  Berechnung  solcher  Körper  zum 
Gegenstande,  welche  von  zwei  parallelen  Grundflächen  und  von  Seiten- 
flächen, die  Dreiecke,  Paralleltrapeze,  windschiefe  oder  überhaupt  gerad- 
linige, krumme  Flächen  sind,  begrenzt  werden.  Hierbei  ging  mein  Be- 
streben vornehmlich  dahin,  für  die  Berechnung  möglichst  bequeme  Formeln 
zu  finden  und  dieselben  elementar  und  einfach  zu  beweisen. 

§1. 

Fundamen  talsatz. 

^Ist  die  Grundfläche  einer  vierseitigen  Pyramide  ABCDE 
ein  Paralleltrapez  ABCD,  ist  nämlich  AD  parallel  mit  BC,  und 
wird  die  Pyramide  durch  eine  Ebene  EFG,  welche  durch  ihre 
Spitze  E  und  durch  die  Mitten  F,  G  der  nicht  parallelen  Seiten 
ABy  CD  der  Grundflächen  geht,  geschnitten,  so  sind  die  aus  den 
Ecken  A,  i?,  C\  D  auf  diese  Ebene  gefällten  Perpendikel  gleich, 
und  der  Inhalt  der  Pyramide  ist  gleich  vier  Drittel  von  dem 
Producte  aus  dem  Durchschnitts  -  Dreieck  EFG  in  eines  der 
Perpendikel."     Und 

„Wenn  eine  der  beiden  parallelen  Seiten  der  Grundfläche 
verschwindet,  z.  B.  wenn  BC  gleich  0  wird,  und  somit  die  Pyra- 
mide  in  eine  dreiseitige  übergeht,  so  bleibt  auch  für  diese  der 
Satz  bestehen." 

Dieser  Satz  ist  elementar  und  sehr  leicht  zu  beweisen. 

§2. 
Man    denke    sich    nun    ein    solches   Polyeder  iT,   welches    von    zwei 
parallelen  Vielecken  A,  B  als  Grundflächen,  und  von  Seitenflächen  «,  «p 


312  Ueber  einii^e  iitereoiaetnsche  Sätze. 

n„  ...  begrenzt  wird,  welche  Paralleltrapeze,  oder  auch  zum  Theil  Drei- 
ecke sind.  Die  Höhe  des  Körpers  sei  H  gleich  2k.  Die  Darchschnitt». 
Figur,  in  welcher  der  Körper  von  der  Ebene,  die  den  Gnmdflächeo  parallel 
und  in  der  Mitte  zwischen  denselben  liegt,  geschnitten  wird,  heiase  C. 
In  dieser  Ebene,  z.  B.  innerhalb  des  Vielecks  C,  nehme  man  einen  be- 
liebigen Punct  P  an  und  betrachte  ihn  als  gemeinschaftliche  Spitze  von 
Pyramiden,  welche  die  verschiedenen  Flächen  des  Körpers  K  zu  Grund- 
flächen haben,  und  welche  also  zusammen  diesen  Körper  ausmachen.  Die 
Pyramiden  über  den  Seitenflächen  s,  a^,  s„  .  . .  sind  alle  von  der  Art,  «ie 
die  im  obigen  Fundamen talsatze ;  Jede  wird  von  der  genannten  Ebene  in 
einem  Dreieck  geschnitten,  das  dem  obigen  Dreiecke  EFG  entspricht,  Dod 
alle  diese  Dreiecke  bilden  zusammen  das  Vieleck  C,  so  dass  also  di* 
Summe  der  Pyramiden  infolge  des  Fundamentalsatzes  gleich  ^hC  ist.  Die 
Inhalte  der  Pyramiden  über  den  Grundflächen  A  und  B  sind  ^hA,  ^kB. 
Demnach  hat  man  für  den  Inhalt  des  Körpers  K  folgenden  Ausdruck: 

(J)  K=  iÄ(^+ß-f-4C-)  =  iH(A+B-{-4C). 

Das  heisst: 

„Der  Inhalt  des  Körpers  K  ist  ein  Sechstel  von  einen 
Prisma  von  gleicher  Höhe  H  und  über  einer  Grundfläche,  welc^ 
so  gross  ist,  als  die  beiden  Grundflächen  A,  B  und  die  vie^ 
fache  mittlere  Darchschnltts-Figur  C  zusammengenommen." 


In  jeder  Seitenfläche  s  liegen  drei  entsprechende  und  parallele  Sei^ 
«,  b,  c  der  drei  Vieleckp  A,  B,  C,  und  es  ist  immer 

diese  Gleichung  findet  auch  in  dem  Falle  statt,   wo  die  Seitenfläche    ■• 


Ueber  einige  stereometrische  Sätze.  31S 

nämlichen  Seite  a  der  festen  Grundfläche  A  parallel,  mit  welcher  sie 
zuvor  parallel  war;  und  werden  sodann  die  nämlichen  Ecken  von  A  und  By 
wie  anfänglich,  durch  Gerade  (oder  Kanten)  verbunden,  so  entsteht  ein 
Körper  iT, ,  dessen  Seitenflächen  op,  oPj,  op,,  ...  einander  durchkreuzen,  so 
dass  an  die  Stelle  der  früheren  Paralleltrapeze,  jetzt  sogenannte  über- 
schlagene  Paralleltrapeze  treten,  und  dass  der  Körper  aus  verschiedenen 
Theilen  besteht,  welche  theils  positiv,  theils  negativ  zu  nehmen  sind  *). 
Heisst  für  diesen  Fall  die  mittlere  Durchschnitts-Figur  C^  und  ihre  zu  a 
und  b  gehörige  Seite  Cj,  so  ist  jetzt 

2c ^  =^  a  —  6, 

wo  also  c,  sowohl  negativ  als  positiv  sein  kann;  ebenso  der  Inhalt  der 
Figur  Cj.     Ausserdem  hat  man  in  analoger  Weise,  wie  oben, 

(3)  K,  =  ^E(A-hB+iC\), 

(4)  2((^)  =  (A)-(B), 

d.  h.  „Auch  dieser  Körper  i^  ist  ein  Sechstel  von  einem  Prisma 
von  gleicher  Höhe  und  über  einer  Grundfläche,  welche  so  gross 
ist,  als  seine  beiden  Grundflächen  und  der  vierfache  mittlere 
Durchschnitt;  und  der  Umfang  dieses  Durchschnittes  ist  der 
halben  Differenz  zwischen  den  Umfangen  beider  Grundflächen 
gleic'h." 

§5.  . 

Da  die  Seiten  (wie  a,  b,  c,  <?,)  der  Vielecke  Ay  jB,  C,  C,  respective 
parallel  sind,  so  haben  diese  beziehlich  gleiche  Winkel  (einzelne  Seiten 
der  Grundflächen  Ay  B  sind  Null,  wofern  unter  den  Seitenflächen  der 
Körper  K,  K^  sich  Dreiecke  befinden);  und  da  femer  zwischen  den  ent- 
sprechenden Seiten  die  Gleichungen  ^ 

2c  =  a-f-i     und     2c,  =  a — b 

stattfinden,  so  folgt  aus  einer  bekannten  Formel  —  nach  welcher  der  In- 
halt eines  n-Ecks  durch  n — 1  Seiten  und  die  von  denselben  gebildeten 
Winkel  ausgedrückt  wird  —  für  die  Inhalte  der  vier  Vielecke  nachstehende 
Gleichung 

(5)  A-^B  =  2C4-2C,, 

d.  h.  „die  Summe  der  Grundflächen  ist  doppelt  so  gross,  als  die 
Summe   der  mittleren  Durchschnitts-Figuren  beider  Körper". 


*)  Sind  z.  B.  beide  Grandflächen  -4,  B  Vierecke,  so  besteht  der  Körper  im  Allge- 
meinen aus  drei  Theilen,  nämlich  aus  zwei  schief  abgeschnittenen,  dreiseitigen  Pyra- 
miden, die  über  den  Grundflächen  A^  B  liegen  und  sie  zu  Seitenflächen  haben,  und 
aus  einer  dazwischen  liegenden,  durch  die  vier  Seitenflächen  a,  Oi,  a-^,  Oj  gebildeten 
dreiseitigen  Pyramide;  dann  sind  jene  beiden  als  positiv  und  diese  letztere  als  negativ 
anzusehen. 


314  Ueber  einige  gtereometriachB  Sätze. 

Dadurch  verwandeln  sieh  die  obigen  Ausdrücke  (1)  und  (3)  für  die 
Inhalte  der  beiden  Körper  K,  K,  in  folgende: 

(6)  K  =  ir(C+iC,), 

Das  heisst: 

„Jeder  der  beiden  Körper  ist  gleich  einem  Prisma  von 
gleicher  Höhe  und  über  einer  Grundfläche,  welche  so  gross 
ist,  wie  seine  mittlere  Durchschnitts-Figur  und  ein  Drittel 
der  mittleren  Durchschnitts-Figur  des  anderen  Körpers. " 

Die  Formel  (6)  stimmt  mit  derjenigen  überein,  welche  Herr  Koppe 
in  Bd.  XVni.  S.  275  von  Crelle's  Journal  aufgestellt  und  mittelst  d« 
Integral-Rechnung  bewiesen  hat*). 


Lii^st  man  die  GrundRächen  Ä  und  B  durch  Vermehrung  ihrer  Seiten- 
zahl in  Curven  übergehen,  so  gehen  auch  die  mittleren  Durchschnitte  C, 
C,  in  Curven  und  die  Seitenflächen  der  Körper  gehen  in  i^estimmte  ab- 
wickelbare krumme  Flächen  S,  S,  über;  nämlich  jede  dieser  Flächen  ist 
die  Enveioppe  einer  Ebene,  die  auf  beiden  Curven  A,  B  zugleich  rollt. 
Da  die  bis  dahin  aufgestellten  Formeln  (1)  bis  (?)  für  diesen  Grenzfall 
offenbar  in  gleicher  Weise  gültig  sind,  so  hat  man  folgende  Sätze: 

1)  „Wenn  ein  Körper  K  oder  AT,  von  parallelen  Grund- 
flächen A  und  B,  welche  beliebige  Curven  sind,  und  von  einer 
krummen  abwi<j£elbaren  Seitenfläche  iS  oder  S,  begrenzt  wird, 
so  ist  der  Umfang  seines  mittleren  Durchschnittes  C  oder  C, 
gerade  halb  so  gross  wie  die  Summe  oder  die  Differenz  der 
Umfange  der  beiden  Orundflächcn  (Gl.  (2)  oder  (4))." 


Ueber  einige  stereoinetribche  Sätze.  315 

Producte  aus  der  Höhe  in  die  Summe  seines  mittleren  Durch- 
schnittes und  eines  Drittels  des  mittleren  Durchschnittes  des 
anderen  Körpers  (Gl.  (6)  oder  (7))." 

Gehen  die  Körper  K  und  K^  insbesondere  in  abgestumpfte  Pyramiden 
oder  in  abgestumpfte  Kegel  über,  so  werden  die  vier  Figuren  Äj  By  C,  C, 
einander  ähnlich,  so  dass  sich  verhält 

(8)  Y^iYBiYC:]fC,  =  a:bic:c,  =  a:b-.-^^:^^^^ 

wo  a,  6,  Cy  c,  entsprechende  Seiten  oder  irgend  welche  homologe  Dimen- 
sionen der  Vielecke  oder  Curven  Ay  B,  C,  C,  sind.  Dadurch  modificiren 
sich  die  Ausdrücke  (1)  und  (3),  oder  (6)  und  (7)  für  die  Inhalte  der 
Körper,  wie  folgt: 

(9)  K  =  |Ä4(n-^  -H(^y)  =  ^HAil+n+n")  =  ^HA^, 

(10)  /f.  =  iÄ^(l-^+(^y)  =  i^^(l-«+nO  =  iÄ^^, 

* 

wo  b :  a  gleich  n  gesetzt  ist.     Oder  da  nach  den  Gl.  (2)  und  (4) 

2|/C=  YÄ+yS    und    2YC,  =  j/^C— >/5, 

« 

und  daher 

(11)  4C  =  A-hB-^2yÄB    und    4C,  =  ^-f-ß— 2|/ZB, 
so  gehen  sie  auch  in  folgende  bekannte  Ausdrücke  über: 

(12)  K  =  iH{A+B-\-YÄBy,    K,  =  ^H(A-\-B—]/ÄB). 

§8. 

Reduciren  sich  die  Grundflächen  auf  zwei  nicht  parallele  gerade  Linien 
A  und  By  so  dass  ihre  Inhalte  gleich  0  sind,  so  wird  der  Körper  K 
(oder  K^)  eine  dreiseitige  Pyramide;  A  und  B  sind  gegenüberliegende 
Kanten  und  H  ist  ihr  senkrechter  Abstand  von  einander;  der  mittlere 
Durchschnitt  C  wird  ein  Parallelogramm,  dessen  Seiten  den  Kanten  A,  B 
parallel  und  beziehlich  halb  so  gross  wie  diese  sind,  so  dass  also 

C  =  iA.iBsin^, 

wo  <p  der  Winkel  ist,  welchen  A  und  B  ihrer  Richtung  nach  bilden. 
Demnach  hat  man  in  diesem  Falle  für  den  Inhalt  des  Körpers  nach  Gl.  (1) 

(13)  K=  iE.  4C=iHC=  iHABsin^, 

d.  h.  „der  Inhalt  jeder  dreiseitigen  Pyramide  ist  zwei  Drittel 
des  Productes  aus  dem  Abstände  H  zweier  gegenüberstehen- 
den Kanten  Ay  B  in   den  mit  diesen  Kanten   parallelen   mitt- 


Utber  einigt!  stereometrische  Sitze. 

Durchschnitt  C;  oder  gleich  einem  Sechstel  des  Prc 
!s  aas  den  genaunten  zwei  Kaaten  in  ihreD  Abstaod  vo 
ider  und  in  den  Sinu«  ihres  Winkels." 


§9- 
8iud  A  und  B,  D  und  E,  i''und  G  gegenüberstehende  Kanten  einer 
dreiseitigen  Pyramide,   so  wird  diese  von   jeder   den  Kanten  A  und  B 
parallelen  Ebene  in  einem  Parallelogramm  defg  geschnitten,  dessen  Seiten 
beziehlich  mit  A,  B  parallel,  und  dessen  Ecken  d,  e,  f,  g  in  den  Kanten    .^f\ 
D,  E,  F,  G  liegen.     Bewegt  sich  die  schneidende  Ebene  von  A  bis  £,  .^.  3, 
so    beschreibt  jede   der    beiden  Diagonalen  de,  fg  des  Parallelogramms,,.  .9=1, 
V..  B.  de,  ein  sogenanntes  windschiefes  Viereck  ADBE,  d.  i.  ein  StücLa^'^k 
eines   hyperbolischen  Paraboloi'ds ;    und    da    die   Diagonale    beständig  dacrj-  ^' 
Parallelogramm    hälftet,    so    wird   folglich  auch    die  Pyramide   von    denwTr.Mi 
windschiefen   Vierecke  in  zwei  gleich  grosse  Theile  k  gleich  it,   getheilt  .^^~  Jt. 
Ein  solcher  Theil  wird  von  drei  Flächen  begrenzt,  nämlich  von  dem  wind-  Mz^- 
schiefen  Viereck  ADBE  und  von  zwei  (ebenen)  Dreiecken,  die  zwei  Seiten-  *~^- 
tiächen  der  Pyramide  sind.    Sein  mittlerer  Durchschnitt  ist  ein  Dreieck  7Tff"~l 
nämlich    die    eine   Hälfte   des  Parallelogramms  C,    welches    der   mittler^^^i"' 
Durchschnitt  der  Pyramide  ist;  demnach  hat  man  für  seinen  Inhalt  nact^C^^^ 
Gl.  (13) 

(14)  k  =  i,.iHC  =  iHt, 

d.  h.  »der  Inhalt  jedes  der  genannten  Theile  ist  zwei  Dritte  ^^ 
von  dem  Productc  aus  der  Höhe  H  in  den  mittleren  Durch-  -^^ 
schnitt  y". 

in  gleicher  Weise  ei^eben  sich  folgende  Satze: 

Wird   ein  dreiseitiges  Prisma  von    einer  Ebene    geschnitten,    welch» -ä^ 
einer  Seitenfläche  desselben  parallel  ist,  so  ist  der  Schnitt  ein  Parallelo*:!»  * 


üeber  einigfe  stereoraetrische  Sätze.  317 

Viereck  beschreibt,  durch  welches  das  Prisma  gehälftet  wird,  und  wo 
wiederum  jede  Hälfte 

ist.  —  U.  s.  w. 

§10. 
Man  denke  sich  einen  Körper  Ä,  welcher  zwei  beliebige  parallele 
Vielecke^,  B  zu  Grundflächen  hat,  und  dessen  Seitenflächen  8,  8,,  s^,  ••• 
windschiefe  Vierecke,  oder  theils  solche  Vierecke  und  theils  Parallel- 
trapeze und  Dreiecke  sind.  Der  mittlere  Durchschnitt  ist,  wie  früher 
(§  2),  ein  geradliniges  Vieleck  6.  Ueber  jede  Seitenfläche  s,  die  ein 
schiefes  Viereck  ist,  setze  man  einen  solchen  Körper  i,  der  die  eine  Hälfte 
einer  dreiseitigen  Pyramide  ist,  und  zwar  von  derjenigen  Pyramide,  welche 
die  in  den  Grundflächen  Ay  B  liegenden  Seiten  a,  b  des  windschiefen 
Vierecks  s  zu  gegenüberstehenden  Kanten  hat,  also  einen  solchen  Körper  k, 
wie  er  zu  Anfang  des  vorigen  Paragraphen  beschrieben  worden.  Alle 
diese  Körper  k  mögen  auf  der  äusseren  Seite  aufgesetzt  werden.  Dadurch 
entsteht  ein  Körper  Ä',  dessen  Seitenflächen  alle  eben,  nämlich  Dreiecke 
und  Paralleltrapeze,  sind,  und  welcher  mit  dem  vorigen  Ä  die  Grund- 
flächen Ay  B  gemein  hat.  Sein  mittlerer  Durchschnitt  C  besteht  aus 
dem  mittleren  Durchschnitte  6  des  Körpers  Ä  und  aus  einer  Summe  von 
Dreiecken  7,  welche  einzeln  die  mittleren  Durchschnitte  der  aufgesetzten 
Körper  k  sind  (§  9),  so  dass  also 

C  =  6-h2(-r),     oder    2(7)  =  C— 6. 

Ebenso  besteht  der  Körper  K  aus  dem  Körper  Ä  und  aus  der  Summe 
der  Körper  k.     Daher  hat  man  nach  den  Gl.  (1)  und  (14) 

(^  =  K^l(k)  =  iH(A-\-B-\-^C)-iHl(:d 

(15)  {      =  iH(iA-hB-\-4C)-iH(C—(S) 

d.  h.  „auch  bei  dem  Körper^,  dessen  Seitenflächen  zum  Theil 
oder  alle  windschiefe  Vierecke  sind,  wird  der  Inhalt  in  glei- 
cher Weise  gefunden,  nämlich  er  ist  ein  Sechstel  des  Pro- 
ductes  aus  der  Höhe  in  die  Summe  der  Grundflächen  und  des 
vierfachen  mittleren  Durchschnittes.*' 

Dieser  Satz  gilt  in  gleicher  Weise  für  denjenigen  Körper  Ä,,  welcher 
entsteht,  wenn  die  Grundfläche  B  in  ihrer  Ebene  um  180°  herumgedreht 
wird,  und  bei  welchem  also  die  Seitenflächen  einander  durchkreuzen,  wie 
oben  §4  beim  Polyeder  Ä",.  Auch  finden  hier  in  analoger  Weise,  wie 
oben  (Gl.  (5),  (6)  und  (7)),  die  folgenden  Gleichungen  statt: 

(16)  ^-+-ß  =  26+26,; 

(17)  ^  =  F(6+i6J    und     ^^  =  JI(|64-6J. 


318  lieber  ciaige  atereometrische  Sätze- 

§11- 

LiUist  man  die  Grundflächen  A  und  B,  die  als  Vielecke  vorau^esetit 
worden,  in  Curven  übergehen,  so  wird  die  Seitenfläche  des  Körpers  St 
irgend  eine  geradlinige,  krumme  Fläche  @,  d.  h.  eine  durch  Bewegung 
einer  Geraden  erzeugte  Fläche  (surface  r^gl^e)\  und  dann  geht  auch  der 
mittlere  Durchschnitt  6  in  eine  Curve  über;  die  obige  Formel  (15)  bleibt 
aber  oR'cnbar  auch  für  diesen  Fall  noch  gültig.     Demnach  folgt  der  Satz: 

„Sind  die  Grundflächen  A,  B  eines  cylinderförmigen  Kör- 
pers Jt  parallel  und  von  beliebigen  Curven  umschlossen,  und 
ist  die  Seitenfläche  @  desselben  irgend  eine  geradlinige, 
krumme  Fläche,  so  ist  sein  Inhalt  ein  Sechstel  des  Productes 
aus  der  Höhe  in  die  Summe  der  beiden  Grundflächen  und  deg 
vierfachen  mittleren  Durchschnittes." 

Der  Satz  bleibt  in  gleicher  Weise  bestehen,  wenn  die  UmiUage  der 
Grundflächen  nur  zum  Theil  in  Curven  übergehen  und  die  übrigeo  Theile 
gerade  Linien  bleiben,  wobei  dann  in  entsprechender  Weise  die  Seiten- 
fläche @  aus  verschiedenartigen  Theilcn  bestehen  kann,  aus  allgemeinen 
geradlinigen,  krummen  Flächen  und  -aus  ebenen  flächen.  Dadurch  lässt 
sich  also  der  Satz  auf  beliebige  geradlinige,  krumme  Flächen  anwenden, 
d.  h.  ihre  Cubatur  lässt  sich  mittelst  desselben  bewerkstelligen. 

Einen  einfachen  besonderen  Fall  des  vorstehenden  Satzes  gewährt 
das  einfache  Hyperboloid  (kyperholo^de  &  une  nappe).  Wird  dasselbe 
z.  B.  von  zwei  parallelen  Ebenen  in  Ellipsen  A,  B  geschnitten,  so  wird 
der  Inhalt  des  von  den  Grundtluchcn  A,  B  und  dem  zwischen  ihnen 
liegenden  Theile  @  des  Hyperboloids  begrenzten  Körpers  Ä  auf  die  an- 
gegebene Weise  gefunden.  Nämlich  es  ivX  dann  auch  der  mittlere  Durch- 
schnitt 6  eine  Ellipse,  und  wenn  man  dio  halben  Axen  der  EUipsen  A. 
n.  (<  iliir-'i)  "  iinil  1.  I'  m\\  p,  -•  \x\\^  •.•  Iioncii^hnel.  -o  !i;i(  niiiTt 


üeber  einige  stereometrische  Sätze.  319 

Nämlich  der  mittlere  Durchschnitt  6  ist  hier  eine  Ellipse,  deren  Halb- 
axen  a  mid  ß  —  wenn  a^ — A'  gleich  b^  gesetzt  wird  —  beziehlich 
bcoi^^  and  itang^<p  sind,  so  dass  also  ihr  Inhalt  gleich 

constant  ist.  Wenn  insbesondere  9  gleich  90^  wird,  so  ist  der  mittlere 
Durchschnitt  ein  Kreis. 

» 

§12. 

Viele  von  den  im  Vorstehenden  betrachteten  Körpern  behandelt  unter 
anderen  auch  AI.  Hirsch  in  seiner  „Sammlung  geometri^her  Aufgaben'^ 
(Th.  II.  §  101—106;  §  155—157;  §  180—190).*  Er  findet  die  Formeln 
für  den  Inhalt  durch  Hülfe  der  Trigonometrie  und  Projection.  Die  gegen- 
wärtige Darstellung  ist  unstreitig  einfacher,  zusammenhängender  und  um- 
fassender; auch  sind  die  Formeln  zum  Theil  bequemer.  Vergleicht  man 
seine  Formeln  mit  den  hier  gegebenen,  so  ergeben  sich  z.  B.  folgende 
Relationen. 

Für  den  in  §  2  betrachteten  Körper  K  findet  Hirsch  (S.  204,  §  156) 
—  wenn  die  Seiten  der  Grundflächen  A  und  B  durch  a,  a,,  a^,  ...  und 
^,  /v,,  ijj«.  •  •  •  bezeichnet  werden  —  die  Formel 

(20)  K  =  iH(iA-hB)-hiHl[ab,sm(aaJl 

wo 

Z[öÄ,sin(flra,)]  :^  ab^sm(aa^)-{-ab,^sm(aa^)-] ha^n— 2sin(aa»_2) 

-hflr,62sin(a,ajH ha,i«-28in(a,an_2) 


-f-  a„_3  6„_2  sin  (a„_s  a,.2)- 
Diese  Formel  mit  der  obigen  (1)  verglichen,  giebt 

(21)  2[a6,sin(aa,)]  =  4C—A—B; 

oder,  da  nach  61.  (5) 

A-\-B  =  2C-h2C,, 

80    folgt 

(22)  1 K  sin  (aa, )]  =  2C—2C,, 

und  in  der  That  sind  die  beiderseitigen  Ausdrücke  dieser  Gleichung  iden- 
tisch, wenn  man  das,  was  oben  (§5)  von  den  Vielecken  C  und  C,  an- 
gegeben worden,  berücksichtigt. 

Für  den  in  §  10  beschriebenen  Körper  Ä  giebt  Hirsch  (S.  252,  §  189) 
die  Formel 

fÄ=^//(^+i?)-3iyÄ[a6sin(aÄ)4-J^sin(fc)+crfsin(crf)H-«-'-f-fasin(^a)] 
^*^^)  \    =iH(A+B)-^Hl[absm(ab)l 

wo  Uy  by  Cy  . . .  t  die  Projectionen   der  Seitenkanten  des  Körpers   auf  die 


320 


[Jeber  einige  sUreometrische  Sätze. 


Grundfläche  A  sind.     Durch  Vergleichung  dieser  Formel  mit  der  61.  (15) 
folgt 

(24)  2[ai«inCa6)]  =  4(^-1-0—26), 
uud  vermöge  der  Gl.  (16) 

(25)  i:[a6.sin(a&)]  =  86,. 

Oder,  da  beide  Formeln  bestehen  bleiben,  wenn  die  vrindschiefen 
Seitenflächen  in  Faralleltrapeze,  und  damit  der  Körper  Jt  iu  das  Polyeder  K 
übergeht,  so  hat  man  auch  für  diesen  Fall 

(26)  2taA8in(a6)]  =  86',. 


Elementare  Lösung  einer  Aufgabe  über  das 
ebene  und  das  sphärische  Dreieck. . 


Crelle's  Journal  Band  XXVIIL  S.  375— 379. 


Hierzu  Taf .  XV  Fig.  1  —  5. 


Steiner's  Werke.    11. 


21 


Elementare  Lösung  einer  Aufgabe  über  das 
ebene  und  das  sphärische  Dreieck. 

Eine  elementare  Aufgabe  über  das  geradlinige  Dreieck,  die  mir  im 
Jahre  1840  von  Herrn  Prof.  Lehmus  mit  dem  Wunsche  zukam:  „leine 
rein  geometrische  Lösung  derselben  zu  finden"  und  die  ich  später 
gelegentlich  Anderen  als  XJebungsbeispiel^ mittheilte,  ist  in  neußster  Zeit 
in  verschiedenen  Druckschriften  öffentlich  zur  Sprache  gebracht  und  gelöst 
worden.  Irrthümlicherweise  wurde  aber  die  Aufgabe  theils  mir  zuge- 
schrieben, theils  nicht  so  elementar  gelöst,  wie  der  Urheber  derselben  und 
ich  es  verlangten;  auch  wurde  der  Gegenstand  mit  solchen  Bemerbmgen 
begleitet,  welche  meine  einfache  Absicht,  die  ich  bei  gesprächsweiser  Mit- 
theilung der  Aufgabe  hatte,  weit  übertreffen.  Dies  veranlasst  mich  —  um 
Missverständnisse  zu  verhindern  —  meine  eigene  Lösung  der  Aufgabe,  welche 
ich  damals  gefunden  und  Herrn  Lehmus  sogleich  mitgetheilt  habe,  hier 
nachträglich  zu  veröffentlichen,  zumal  da  ein  grosser  Kenner  der  Geometrie, 
Herr  Sturmj  der  von  seinen  Zuhörern  und  Anderen  verschiedene  Lösungen 
besass,  die  meinigo  für  die  elementarste  hielt.  Bei  dieser  Gelegenheit 
werde  ich  zugleich  auf  die  Gründe  aufmerksam  machen,  warum  die  Auf- 
gabe für  die  Rechnung  umständlicher  ausfallt,  als  man  auf  den  ersten 
Blick  vermuthet;  ausserdem  werde  ich  auch  die  Aufgabe  etwas  allgemeiner 
fassen,  und  zuletzt  noch  die  analoge  sphärische  Aufgabe  behandeln. 


Aufgabe  L 

„Wenn  in  einem  geradlinigen  Dreieck  die  Abschnitte  der  zwei 
Geraden,  welche  dessen  Winkel  an  der  Grundlinie  hälften,  zwi- 
schen den  Ecken  des  Dreiecks  und  den  Gegenseiten  gleich  lang 
sind,  so  ist  die  Frage,  ob  dann  das  Dreieck  gleichschenklig  sei." 
.  Wenn  also  z.  B.  in  dem  Dreiecke  AGB.  (Taf.  XV  Fig.  1)  Winkel 
a  =  ot,,  Winkel  ß  =  p,  und  die  Gerade  AD=  BE  oder  a  =  b^  so  ist  die 
Frage,  ob  AC=BC  oder,  was  auf  dasselbe  hinausläuft,  ob  a  =  p  sei. 

Wollte  man  annehmen,  die  Winkel  a  und  ß  könnten  ungleich  sein,  etwa 
a  >  ß  (also  auch  a^>  ß,),  so  zeigt  sich  die  Unmöglichkeit  leicht,  wie  folgt. 

Vermögö  der  Dreiecke  ABB  und  BEAy  die  nach  Voraussetzung 
zwei  Paar  gleiche  Seiten  und  dazwischen  die  ungleichen  Winkel  a  und  ß 

21* 


324  Aur^.ibc  über  das  ebeneuml  das  sphärische  Dreieck.  . 

haben,  folgt,  dass  BD  >-^AE  oiiet' d>- e  äiidWinkeX  ADB:>  BßA  (weil* 
&,-l-a+ß  >  ß,+ß-(-a).  Diese  Dreiecke  denke  man  sich  für  einen  Augen- 
blick (zur  bequemeren  Uebersicht)  in  sulchc  I<^e  gebracht  (Taf.  XV  Fig.  2), 
wo  sie  auf  entgegengesetzten  Seiten  über  derselben  (inindlinie  c^^AB 
stehen,  und  wo  die  Seiten  den  durch  die.'ielben  Buchstaben  bezeichneten 
in  Fig.  1  auf  Taf.  XV.  .gleich  .sind.  Da  nach  der  Annahme  a^b  (d.  i, 
AD^BE  Taf  XV  Fig.  1),  so  i.st,  wenn  man  die  (Jerade  DE  zieht, 
Winkel  n  =  m,  und  daher,  da  Winkel  D>-E  (d.i.  Winkel  ADB^BEA 
Taf.  XV  Flg.  1),  auch  Winkel  x':>yt,  daraus  folgt,  dass  e>-d  sein  muss, 
was  dem  Vorigen,  ii>e,  widerspricht.  Demnach  können  a  und  ß  nicht 
ungleich,  und  folglich  muss  das  vorgelegt«  Dreieck  ACB  gleichschenklig  sein. 
Dieses  ist  meine  oben  erwähnte  erst«  T^sung  der  Aufgabe.  Die 
.Schwierigkeit,  welche  die  Aufgabe  bei  anderer  Behandlung  darbietet,  mag 
ihren  Grund  darin  haben,  dass^ie  eine  Voraussetzung  nicht  so  absolut 
bostimfnt  ist.  wie  man  auf  den  ersten  Blick  leicht  glauben  möchte.  Denn 
wenn  gesagt  wird:  „die  Winkel  an  der  Grundlinie  werden  ge- 
hälftct,"  so  ist  dies  sowohl  auf  die  inneren  als  auf  die  äusseren 
^yinkel  an  der  Orundlinic  anzuwenden;  was  dann  im  Wesentlichen  drei 
verschiedene  Falle  giebt,  indem  nämlich,  wenn  man  die  bis  an  die  Gegen- 
seiten verlängerten  Strahleu,  welche  die  inneren  Winkel  hülften,  durch  a 
und  f>,  und  diejenigen,  welche  die  Susseren  Winkel  hälften,  durch  a,  und 
/',  bezeichnet,  entweder 


Aufgabe  über  das  ebeue  und  das  sphärische  Dreieck.  325 

zugleich  umfasst,  so  begreift  maD,  wie  diese,  wenu  sie  nicht  geschickt  an- 
gegriffen jwird,  auf  höhere  Gleichungen  führen  muss. 

Für  den  genannten  Fall  (a),  mit  der  Bedingung,  dass  beide  Strahlen 
«j,  6,  die  Gegenseiten  jenseits  der  Spitze  C  treffen,  ist  der  Beweis  dem 
obigen  fast  gleich. 

Nämlich  wollte  man  annehmen,  es  sei  ail>ß,  (Taf.  XV  Fig.  3),  so 
wäre  p-+-p>(j'-f-a,  und  daher  AE^  BD  (als  Seiten  der  Dreiecke  AEB 
und  BDA)  und  y>x  (als  Winket  der  Dreiecke  BCE  und  ACD,  deren  Winkel' 
bei  C  gleich  sind,  und  wo  a  >  ß).  Bringt  man  das  Dreieck  AEB  in  die 
Lage  von  BE^Ay  wobei  also  BE^  =  AE^  ?i  =  ?>  i/i  =2/?  *o  =  *i  =  ^n  ®^^- 
und  zieht  die  Gerade  DE^^  so  ist  n  =  m  und  y^  z>  x^  also  w-hy,  >  n-i-x,  • 
folglich  BD>BE,,  oder  BD>AE;  was  dem  Vorigen,  AE>-BD, 
widerspricht;  daraus  schliesst  man,  dass  a^=ßJ  und  somit  das  Dreieck 
AGB  gleichschenklig  sein  muss*). 

Wenn  dagegen  beide  Strahlen  a,,  b^  den  Gegenseiten  unterhalb,  der 
Grundlinie  begegnen,  wie  in  Fig.  4  auf  Taf.  XV,  so  scheint  der  Beweis 
nicht  auf  analoge  'Weise  stattzufinden.  Ich  habe  dafür  den  folgenden, 
minder  einfachen  aufgestellt. 

Sollten  a  und  ß  ungleich  sein  können,  etwa  a  >>  ß,  so  wäre  BF  :>  AF 
und  dajier  FD>  FE,  Man  nehme  FG  =  FA  und  FH=FE,  so  ist 
GB  =  HD  (weil  nach  ^  der  Voraussetzung  AD  =  BE  oder  a^=ii,). 
Ferner"  sind  die  Dreiecke  HFG  und  EFA  congruent,  daher  «2  =  0,=  a, 
.  mithin  «,;>  ßj,  und  folglich  muss  die  Gerade  Gif  der  Seite  CB  jenseit  D, 
etwa  in  K  begegnen,  und  zwar  unter  einem  Winkel  y,  welcher,  wie  leicht 
zu  sehen,  gleich  2s  ist.  Nun  ist  vermöge  des  Dreiecks  DAC  Winkel 
a,  =C-\-Dy  daher  a>Z>  (da  a  =  aj),  und  mithin  BD>BA.  Nimmt 
man  BL  =  BA,  so  sind  die  Dreiecke  BAJSr  und  BLG  congruent,  also  ist 
£,  =  e.  Aber  als  äusserer  Winkel  des  Dreiecks  GLK  ist  Sj  >  7^  also  auch 
£>Y;  was  dem  Vorigen,  ^  =  25,  widerspricht.  Folglich  könpen  a  und  ß 
nicht  ungleich  sein,  d.  h.  das  Dreieck  AGB  muss  gleichschenklig  sein**). 

Die  obige  Aufgabe  (I)  kann  übrigens  auch  etwas  allgemeine^  gestellt 
und  doch  ebenso  leicht  gelöst  worden,  nämlich,  wie  folgt. 

Aufgab  e  II. 

„Wenn  die  Winkel  an  der  Grundlinie  eines  Dreiecks  in  glei- 
chem   Verhältniss    getheilt   werden,    so    dass    a:a,  =  ß:ß,,    und 

*)  Man  könntp  übrigens  auch,  wie  folgt ,  schliessen.  Wäre  oi  >  ßi ,  so  wäre  auch 
wie  oben,  y>  x  und  p>  q,  und  daher  AC>  BC;  dagegen  müsßte,  da  die  Dreiecke 
ACD  und  BCEy  vermöge  ihrer  gleichen  Winkel  bei '^  und  ihrer  gleichen  Seiten 
Ap  =  BEy  gleichen  Kreisen  eingeschrirjben -sind,  und  da  ^  >  a;  ist,  auch  BC >  AC 
sein,  was  sich  widerspricht.  Daher  muss  ai  =  ßi  und  demzufolge  AC=^  BC  sein.  — 
Da  dieser  Beweis  sich  auf  den  Kreis  stützt,  so  ist  er  nicht  «0  elementar,  wie  der  obige. 

**)  Auf  fast  ähnliche  Art  lässt  sich  auch  der  obige  Fall  (1)  beweisen. 


326  Aufgabe  aber  das  ebene  und  das  sph&riscbe  Dreieck. 

wenn  die  bis  an  die  Gegenäeiton  verlängerten  Theilungslinien 
AD  uDd  BE  gleich  lang  sind,  so  ist  die  Frage,  ob  dann  da» 
Dreieck  gleichschenklig  sei." 

Für  die  Fälle  von  Fig.  1  und  Fig.-S  auf  Taf.  XV  lässt  sich  in  ätm- 
lictier  Weise,  wie  oben,  zeigen,  dass  das  Dreieck  auch  unter  den  g^en- 
wärtigen  Bedingungen  gleichschenklig  sein  muss. 

In  Rücksicht  des  sphärischen  Dreiecks  lassen  sich  die  beiden  ent- 
sprechenden Aufgaben  zum  Theil  auf  fast  gleiche  Art  elementar  behandeln. 

Aufgabe  UI. 

„Wenn  die  beiden  Hauptkreisbogen,  welche  die  Winkel  an 
der  Grundlinie  in  einefn  sphärischen  Dreieck  hälften,  von  den 
Winkeln  bis  an  die  Gegenseiten  genommen,  gleich  lang  sind, 
so  ist  die  Frage,  ob  dann  das  Dreieck  gleichschenklig  sei." 

Es  sei  im  Dreieck  AGB  (Taf.  XV  Fig.  5)  Winkel  B  =  a,,  p  =  ß, 
und  der  Hauptkreisbt^n  AD  =  BE.  Sollten  et  und  ß  unglei<^  sein 
können,  etwa  a>p,  so  wäre  BF->  AF,  und  daher  FB>FE.  Man 
nehme  FH==FA  und  FG  =  FE,  so  sind  die  Dreiecke  AFE  und  HFG 
symmetrisch  gleich,  also  Winkel  x^=x  und  «,  =  0,.  Da  das  Dreieck 
BFD  offenbar  grösseren  Inhalt  hat  als  das  Dreieck  HFG,  so  moss  auch 
seine  Winkelsumme  grösser  sein  als  die  des  letzteren;  den  Winkel  bei  F 
haben  sie  gemein,  und  von  den  tibrigea  ist  a,  >•  ß,  (well  o,  =  a,  >>  ß,), 
daher  muss  Winkel  y  >■  x, ,  und  somit  auch  y  :>  x  seiD.  Da  femer  die 
Dreiecke  BAD  nnd  ABE  zwei  Paar  gleiche  Seiten  und  dazwischen  die 
ungleichen  Winkel  a>-ß  haben,  so  ist  Seite  d>e  (d.i.  BD:>AE). 
Man  denke  sich  nun  das  Dreieck  ABE  in  der  Lage  von  BAE„  wo  näm- 
lich Winkel  a;,  =  ir,  i^a-l-a,,  Seite  e,=e  (BE,  =  AE),  etc.  ist,  so 
wird  man  —  falls  der' Winkel  i)ߣ^  =7+ß+ß,  <:it,  d.h.  falle-  die 
Summe  der  Winkel  an  der  Grundlinie  AB  im  gegebenen  Dreieck  ACB 
'  als   zwei   Rechte  ist  —   durch  Hülfe   des  Hauptkreisbogens  DE^ 


Teoremi  relativ!  alle  coniche  inscritte 

e  circoscritte. 


Giornale  arcadico  di  Roma  t.  XCIX.  p.  147—161: 
Crelle's  Journal  Band  XXX.  S.  97-106. 


A  cio  a^^iiinta  la  tav.  XVI  fig.  1 —  3. 


Teoremi  relativ!  alle  coniche  inscritte 

e  circoscritte. 

I.    . 

Un  punto  arbitrario  I^  (Tav.  XVI  Fig.  1),  preso  nel  piano  di  un  dato 
triangolo  ABC^  si  puö  sempre  riguardaro  come  il  centro  di  una  sczione 
conica  che  tocca  i  lati  de!  triangolo.  La  natura  di  qucsta  sczione  conica 
e  messa  in  evidcnza  dal  criterio  che  segue.  S'immagini  un  secondo 
triangolo  jVB'C\  i  cui  vertici  siano  nel  mezzo  de'  lati  del  primo  trian- 
golo ABC.  I  lati  del  nuovo  triangolo -4'jß' 6",  prolungati  alFinfinito,  divi- 
dono  tutto  lo  spazio  del  piano  in  sette  parti:  cioc,  uello  spazio  finito  del 
triangolo  medesimo  A'B^C;  nei  tre  8pazi  degli  •  angoli  opposti  ai  suoi 
angoli  intern! ;  e  ünalmcnte  nei  tre  spazi  esterni  adiacent!  ai  suoi  lati. 
La  sezione  conica  sara  ellisse,  se  il  suö  centro  P  si  trova  nell'  uno  de' 
primi  quattro  spazi;  e  sarä  iperbola,  se  P  si  trova  noU'uno  de'tre  spazi 
rimancnti.  Quando  il  punto  P  e  in  uno  de'tre  lati  dello  stesso  triangolo 
ÄB^C'j  0  nel  loro  prolungamento,  la  sezione  conica  passa  al  limite  dove 
si  restringe  in  una  retta,  e  puo  esser  considerata,  quäl  piü  aggrada,  ellisse, 
od  iperbola..  Allontanandosi  il  punto  P  all'infinito ,  la  sezione  conica  di- 
venta  una  par^bola.  .  • 

Allorche  la  sezione  conica  e  un'ellisse,  la  sua  area  E  puö  sempre 
determinarsi  facilmente  per  la  data  situazione  del  suo  centro  P,  Infatti, 
chiamate  a',  ß',  7',  le  perpendicolari  abbassate  da  P  su!  lati  del  secondo 
triangolo  A*B*C'y  ed  essende  r  il  raggio  del  cerchio  circoscritte  al  primo 
triangolo  ABCy  si  ha  sempre 

E^  =.47t-''ra'ßY. 
Pel  caso  deir  iperbola,  si  ha  la  stessa  cquazione  purche  la  quantita  E 
signilichi  Tarea  deU'ellisse  che  ha  gl!  stessi  assi  principali  dell'iperbola. 

IL 

II  punto  P  0  sempre  nello  stesso  tempo  11  centro  di  un'altra  sezione 
,conica  circoscritta  al  medesimo  dato  triangolo  ABCy  ed  ha  qui   luogo  la 


330 


Teoremi  rel.  atl»  conicb«  e 


corrispondeDza  notabilc,  che  questa  conica  e  dello  stesno  geoere  che 
rrnscritta;  e  quando  ne'ca»i  limtti  l'iDscritta  si  riduce  ad  una  retta,  la 
circoscritta  viene  a  risolversi  in  un  sistema  di  due  parallele. 

Anche  per  l'area  dell'cllj^.se  circoscritta  si  ha  uaa  formula  interessante. 
Infatti,  chiamat«  a,  ß,  i  le  tre  perpendicolari  abbassate  da  P  sui  lati  del 
triangolo  ABC,  ed  cssendo  F  l'area  deli'ellisse,  sarä  sempre 


F» 


Pel  caso  deiriperbola  vale  l'osservazione  precedente. 

Dalle  proposizioni  (I)  e  (II)  ai  ricava  il  scguente  corollario.  Designate 
per  Ji',  F'  le  aree  di  dnc  nuove  ellissi  le  quali  abbiano  il  medesimo 
centro  P,  e  siano  inscritte  e  circoscritte  al  secondo  triangolo  A'B'C,  si 
ha  sempre 

£"  =  iE'F. 
Dai  teoremi  precedenti  .si  dcducono  inoltre  i  seguenti. 

III. 
Consideriamo  le  due  conicho  inscritta  e  circoscritta  al  triangolo  ABC, 
cd  aventi  comunc  il  centro  ncl  punto  arbitrario  P.  Per  il  bei  teorcma 
del  sig.  Potwelet,  vi  sono  innumerevoli  altri  triangoti  a  ciascimo  .de'quali 
le  medesime  coniche  sodo  l'una  inscritta  e  Taltra  circoscritta,  Pe'vertici 
dcl  triangolo  ABC  si  conducano  tre  rette  parallele  ai  lati  opposti:  no 
risulterä,  simile  al  triangolo  ABC,  un  nuovo  triangolo,  i  cui  lati  saranno 
dimezzati  da'vertici  dcl  triangolo  ABC.  Ripet«ndo  la  medesima  costruzione 
KOpra  ogni  triangolo  a  cui  Ic  due  coniche  sono  l'una  inscritta  e  l'altra 
circoscritta,  si  ottcrrä  una  scrie  di  nuovi  triangoli,  rispetto  ai  quali 
.tussiaterä  la  notabile  proprieta,  che  1»  coniche  Icro  inscritte  dal  medesimo 
centro  P,  avranno  tutte  l'area  medesima. 


Teoremi  rel.  alle  coniche  ec.  331 

suo    centro  P.     Anche    questo    problema    puo    risolversi    per   mezzo    del 
triangolo  ausiliare  A'B^C,  ma  in  un  modo  un  poco  piü  complicato. 

II  luogo  geometrico  de'centri  di  tutte  le  coniche  di  area  eguale  ed 
inscritte  al  medesimo  dato  triangolo  ABC,  e  una  curva  del  terzo  grado, 
i  cui  asintoti  sono  i  lati  del  secondo  triangolo  A'B'C  deflnito  di  sopra, 
ed  i  loro  punti  di  contatto  posti  nelFinfinito  sono  nello  stesso  tempo  punti 
d'inflessione  *).  Pel  caso  della  ellisse,  questa  curva  puö  avere  forme  diffe- 
renti;  vale  a  dire,  oltre  i  tre  rami  infiniti  negli  spazi  esterni  (i  quali, 
mediante.il  passaggio  per  l'infinito,  formano  un  tratto.  cohtinuo)  la  curva 
nello  spazio  intemo  contiene  un'ovale  isolata,  o  un  punto  isolato  (il  centro 
di  gravitä  comune  ai  due  triangoli  ABC,  A'B'C),   o  nulla  piü  di  reale, 

secondoche  la  data  area  dell'ellisse  sia  inferiore,  eguale  o  superiore  all'area 

4 
del  triangolo  ABC  moltiplicata  per  — 7="^- 

VI. 

n  luogo  geometrico  de'centri  di  tutte  le  sezioni  coniche  «di  area  data 
e  circoscritte  al  medesimo  dato  triangolo  ABC,  e  una  curva  di  sesto 
grado,  la  quäle  ha  punti  doppi  ne'mezzi  -4',  B'y  C*  de'lati  del  triangolo, 
e  ha  un  doppio  contatto  coi  lati  stessi  ne'  loro  punti  aU'infinito  **).  Pel 
caso  della  ellisse,  questo  contatto  risulta  immaginario;  e  se  Tarea  resta 
inferiore  ad  una  certa  quantitä,  i  punti  doppi  riescono  tutti  punti  isolati, 
e  la  curva  rimane  tutta  dentro  al  triangolo  A^B'C;  se  poi  l'area  deirellisse 
e  appunto  eguale  a  questa  quantitä  (la  quäle  e  l'area  del  triangolo  ABC 
moltiplicata  per  ir),  i  tre  punti  A',  B\  C  diventano  punti  di  regresso. 
Se  l'area  data  e  superiore  alla  detta  quantitä,  la  curva  de'centri  non  resta 
soltanto  neU'intemo  del  triangolo  AB*C\  ma  da'  punti  A\  /?',  C"  esce 


*)  Se  avyiene  che  una  curva  abbia  un  tale  asintoto,  ehe  il  punto  di  contatto  situato 
nelPinfinito  sia  pure  punto  dUnflessione,  allora  i  due  rami  della  curva  cui  si  avvicina 
Fasintoto  nelle  sue  direzioni  oppOste,  si  trovano  dalla  medesima  parte  delFasintoto. 
Quando  11  contatto  neirinfinito  e  un  contatto  volgare,  i  due  rami  sono  situati  rispetto 
all^asintoto  in  pafti  diverse.  Cotesti  due  rami  possono  sempre  riguardarsi  come  for- 
manti  un  continuo  passando  per  Tinfinito;  come  si  vedo  nclla  proiezione  polare, 
allorche  si  muta  il  polo,  o  punto  divista,   in  modo  che  la  proiezione  dol  contatto 

cada  ad  una  distanza  infinita. 

« 

**)  üna  curva  si  dice  avere  un  doppio  contatto  con  una  retta  ne'punti  posti 
air  infinito,  quando  questa  retta  e  asintota  nello  stesso  tempo  di  quattro  rami  della 
curva  nelle  direzioni  opposte  e  dalPuna  o  dalP  altra  parte  della  retta.  Nella  proiezione 
polare*  questi  quattro  rami  si  cangiano  in  due  rami  che  si  toccano  mutuamente,  e  Tasin- 
toto  diventa  la  loro  tangente  commune. 


332  Teoremi  rel.  alle  conicbe  ec. 

I'iiuri'  !^;li  spazi  eütemi  ove  forma  tre  cappi.  Le  tre  figure  1,  2,  3  della 
tuvola  XVI  aonessa  moätrano  la  forma  doUa  uurva,  la  prima  nel  ca^o' 
doli"  iporbola,  la  sccoiida  e  la  t«rza  nc'casi  della  cIIimmc  quaiido  la  curva 
rcsta  tutta  deutro  al  triaiigulu  A'B'C,  c  quando  csce  agli  spazi  eüterni. 
Si  vcde  diu  ucl  caso  dclla  clliäsc,  la  curva  forma  äomprc  un  solo  tratto, 
0  che  unche  ncl  caso  dell'ipcrbola  i  (<ei  rarai  iiiÜDiti  dclla  curva  debbono 
csserc  riguardati  comc  furmanti  un  tratto  couttQUO,  mtdiautc  il  passaggio 
pur  .l'iuliiiUo.  lufatti  uclla  ligura  dcliuoata,  äiaiio  abcdef,  ed  a'b'r/iPe'f, 
puuti  della  curva  posti  all'  iDfiuito:  i  punti  a  e  a',  b  e  b',  cc,  debbuuo 
oiüsero  riiiuardati  cume  coiucideuti.  Cif>  posto,  si  poträ  camminare  uopra 
Uli  raoio  dclla  .curva  dal  puDto  a  al  punto  b'  coiiicidcnlc  cou  b;  dal 
puiito  />,  Kopra  uQ  altro  ramu,  al  punto  c*  coincidento  con  c,  cc. ;  e  si 
tuniern  tuliue  dal  ptmto  /  al  puDto  a'  coincideutfi  col  puuto  di  parteuza  a. 

VII. 

Dato  un  (|URitrilatcro  coiupleto  •),  formato  da'tre  lati  del  triangolo 
AlH'  I'  da  Uli»  (juarta  retta  Q,  si  sa  che  i  punti  mcdii  a,  6,  c  dcllc  suo 
Irv  diagoimli  itiacciouu  sopra  uu»  modcsima  retta  R;  c  cho  uua-conica 
HD»  puö  tuffUR.«  i  quattro  lati  dol  quadrilatcro,  seiiza  averc  il  centru  su 
quoKta  rt'tta  K;  nc  avcr  il  ci-utn>  su  questa  retta  R  e  toccare  tro  de'quattro 
Inti.  s^niza  tiMvait-  anche  il  quarto.  Inoltrc  si  vede,  dalla  i-spezioDo  dclla 
li)!um,  che  i  lati  Ift",  <.''A\  A'B'  del  triaugulo  ausUiaro  A'B'C,  i  cui 
vi-rtict  soiio  i  uioiii  de'lati  del  triangolo  ABC,  passaao  per  i  punti  a,  b,  c 
dclla  retta  R;  o  che,  pel  priucipio  di  simmetria,  anclio  tutti  i  lati 
detrinn^oir  »usiliari,  iiiscritti  analogameute  nc'trc  altri  triangoli  formati 
da  ii^iii  \n  <lc'(|ualtro  lati  dol  quadrilatcro,  hamio  lo  loru  iiitcrsozioni 
oolla  n>tta  R  iic'iiii'tleKiiui  puuti  a,  b,  c. 

Vm  ]H)«ito,  dosigiiamo  per  L,  AI,  N  g)i  angoli  formati  da  R  co'tro 
Uli   leC,  CA',  -l'/f,  üvvero  co'forö  paralleli  BC,  CA,  AB:  le  tre  per- 


Teoremi  rel.  alle  coniche  ec.  333 

ciascuno  de^quattro  triangoli  formati  dai  lati  del   quadrilatero;    dunque  il 

valore  della  quantita 

rsenL  sen  Aheu  N, 

non  sarä  alteratp,   se,  invcce  dcj  triangölo  ABC\  prendiamo  uno  de'tre 
rimanenti  triangoli.     Da  cio  la  proposizione  seguente: 

„Dato  un  quadrilatero  completo,  la  retta  R  passante  per  i  mezzi  delle 
tre  diagonal!,  declini  cogli  angoli  a,  a,,  a.^,  a,,  da'lati  A,  ^,,  A^,  A^, 
del  quadrilatero,  e  siano  7*,  r,,  r,,  r^  i  raggi  de'cirqoli  circoscritti  ai  quattro 
triangoli  (A^A^AJ,  (A.^A^A)^  (A^AA^),  (AA^A.^  formati  da'  lati  del 
quadrilatero:  si  avrä 

T  T  T  r 


sena         sena,  sena^  sena. 


VIII. 

Supponiamo  adesso  che  una  retta  R  qualunque  attraversi  i  lati  ß'6", 
(fA\  A'B'  del  triaqgolö  ^ausiliare  A'B'C*  ne'punti  a,  b,  c,  e  chiamiamo 
ellittici  ed  iperbolici  gli  spazi  del  piano  in  cui,  secondo  il  n"  I  cadono 
i  centri  delFellissi  e*  dell'iperbole  inscritte  al  dato  triangölo  ABC.  La 
retta  R  non  essendo  parallela  ad  alcuno  de'lati  del  triangölo  AB^C\  le 
sue  parti  opposte,  prolungate  aU'infinito,  si  troveranno  sempre  l'una  in 
uno  spazio  iperbolico  e  Taltra  in  uno  spazio  ellittico.  II  centro  P  si 
rauova  sulla  retta  JR,  sempre  nella  medesima  .direzione,  a  partire  dalla 
parte  remota  alFinfinito  nello  spazio  iperbolico,  ove  corrisponde  ad  «na 
iperbola  infinita,  ossia  ad  una  .parabola.  L'area  deiriperbola^  intesa  come 
sopra  e  detto  (n**  I),  diminuisce  continuamente,  sino  a  che  il  centro  P 
viene  ad  incontraro  la  prima  volta  un  lato  del  triangölo  A'B^C,  ciö  che 
avverrä  in  uno  de'tre  punti  a,  6,  c:  sia  nelpunto  a,  Da  qui  il  centro  P 
entra  e  corre  in  uno  spazio  ellittico,  sino  all'incontro  di  un  secondo  lato: 
questo  incoi\tro  sia  nel  punto  b.  Poi  il  centro  P  rientra  e  si  avanza  in 
uno  spazio  iperbolico*,  sino  all'incontro  del  terzo  lato  nel  punto  e.  Final- 
mente  il  centro  P  esce  in  uno  spazio  ellittico,  e  l'area  deirellisse  va 
continuamente  crescendo  da  zero  sino  aU'infinito,  dov'ella  torna  a  cangiarsi 
nella  medesima  parabola  che  in  principio.  Meiftre  il  centro  P  cammina 
da  a  in  b,  la  sezione  conica  e  un'ellisse,  la  cui  aroa  in  que'due  punti 
svanisce:  bisogna  dunque  che  l'area  abbia  un  massimo  corrispondente  alla 
situazione  del  suo  centro  P  in  un  puuto-  e  fra,  a  e  b,  Mentre  il  centro  P 
si  muove  da  b  in  c,  la  sezione  conica  e  un'iperbola  la  cui  area  svanisce 
in  que'due  punti:  bisogna  dunque  che  ad  una  situazione  del  centro  P  in 
un  punto  h  fra  b  e  c  corrisponda  un'area  iperbolica  massima.  Questi  duc 
massimi  saranno  gli  unici  che  esistono,  e  la  posiziono  de' punti  e,  h  si 
deform ina  nel   modo  seguente.     II   loro  mezzo  m  e   il   centro  di    gravi ta 


334  Teorerai  rel.  alle  conicbe  ac. 

de'tre  puoti  a,  b,  c,  e  la  loro  distanza  da  questo  pnDto  ^ 


n  =  mh  =  y- 


ma'-i-mb^-i-mc* 


II  teorema  prccedeute  fomisce  la  soluzione  del  Tamoso  probJema  di  tro¥are 
la  Rezione  conica  inscritta  ad  un  dato  quadrilatero  la  quäle  goda  di  un'area 
maä.sima,  problcma  di  cui  ai  aono  occupati  i  püi  illustri  matematici ,  ud 
EuUro,  un  Gauss  ed  altri.  Basta  clie  la  retta  R  sia  quella  del  n"  pre- 
cedente  VII,  cioe  la  retta  paitsante  per  i  mezzi  a,  b,  c  delle  tre  di^ooali 
del  dato  quadrilatero.  Si  trova  in  questa  mauiera,  che  fra  le  sezioni 
coitiche  inscritte  al  dato  quadrilatero,  sono  due  che  hanno  un'area  massima, 
l'una  ellisse  e  Taltra  iperbola;  che  U  luezzo  m  de'loro  centri  h  il  centro 
di  gravitä  de'mezzi  delle  tre  diagonali  del  dato  quadrilatero,  ovvero  de'sei 
punti  ne'quali  s'intersecano  idutuameute  i  lati  del  quadrilatero;  e  che  final- 
mente  la  distanza  de'due  centri  al  punto  m  e  egualo  alla  quantitä 
,/  ma'-i-mb'-\-mc' 


IX. 
I  centri  di  tutte  le  sezioni  couiche  circoscritte  al  quadrigono*)  ÄBCD, 
trovansi  in  un'altra  »ezione  couica  S  passante  per  i  mezzi  di  tutti  i  sei 
lati,  e  inoltre  per  le  intcrsezioni  A^,  ß,,  C^  delle  tre  paia  di  lati  opposti; 
ne  puö  una  conica  avere  jl  centro  sopra  S  e  passare  per  tre  do'quattro 
vertici  A,  ß,  C,  D,  seaza  pasnare  eziandio  per  il  quarto.  Per  mezzo  di 
queRto  teorema,  l'altro  famoso  problema  di  trovare  la  conica  minima  fra 
tutto  le  coniche  circoscritte  ad  un  dato  quadrigono  ABCD,  si  riduce  al 
seguente:  trovare  la  conica  minima  fra  tutte  le  coniche  che  sono  circoscritte 
al  triangolo  ABC,^  e  che  hanno  il  loro  centro  sulla  conica  S  or  definits, 
possante  pe'mezzi  de'lati  del  triangolo  ABC,  owero  pe'vertici  del  triangolo 
aiisiliare  A'Ii'L".    AI  iirolilcma  propostn  siitl.o  tal  forma  si  potra  appHcare 


Teoremi  rel.  alle  coniche  ec.  .  335 

coniügati  della  conica  S.  II  centro  di  S  e  il  centro  di  gravita  de'vertici  del 
quadrigono  ABCZ>.  Adognuno  de'quattro  triangoli,  detenninati  da'vertici 
del  qüadrigono  presi  a  tre  a  tre,  possono  ossere  inscritte  quattro  coniche 
simili  ad  S,  e  similmeDte  situate  con  essa;  e  tutte  queste  sedici  coniche 
toccano  la  medesima  S,  Formato  il  prodotto  delle  aree  delle  quattro 
coniche  inscritte  a  ciascuno  di  questi  quattro  triangoli,  de'quattro  prodotti, 
0  l'uno  sara  eguale  alla  somma  de'tre  altri,  o  la  somma  di  due  sarä  eguale 
alla  somma  de'due  altri.  Se  la  conica  S  e  un'ellisse,  e,  per  mezzo  della 
proiezione  parallela,  si  trasmuta  in  un  circolo,  11  qüadrigono  riesce  tale 
nella  proiezione,  che  ciascuno  de'suoi  quattro  vertici  e  il  punto  ove  si 
segano  le  altezze  del  triangolo  determinato  da'tre  vertici  rimanenti*). 
Per  questa  asservazione,  le  varie  proprieta  della  conica  S  di  sopra  eposte, 
si  cangiano  in  altre  che  sono  di  una  grande  importanza  per  la  geometria 
del  triangolo  rettilineo,  e  delle  quali  ho  trattato  nel  libro:  ,, Die  geometri- 
schen Constructumen^  ausgeführt  mittelst  der  geraden  Ldnie  und  Eines 
festen  Kreises,  Berlin  1833  bei  Dümmler."  **)  (Le  costruzioni  geometriche 
eseguite  per  mezzo  deüa  linea  retta  e  di  un  solo  cerchio  fisso,  Berlino  1833, 
presse  Dämmler.)  Questo  libro,  per  le  costruzioni  geometriche  elementar!, 
e  il  supplemento  della  ingegnosa  geometria  del  compasso  del  Mascheroni. 

XI. 

Mediante  la  proiezione  polare  ed  il  principio  delle  polari  reciproche, 
possono  dalle  proposizioni  ant6cedenti  dedurseüe  altre  rispetto  alle  coniche 
inscritte  ad  un  quadrilatero,  o  circoscritte  ad  un  qüadrigono.  Delle  quali 
citerö  le  seguöHti. 

a)  Da'sei  vertici  di  un  quadrilatero  si  conducano  altrettante  rette 
parallele  in  una  data  direzione:  cosi,  per  ciascun  vertice  del  quadrilatero 
passeranno  tre  rette:  due  lati  del  quadrilatero  e  la  retta  parallela  alla 
data  direzione.  Conduciamo  la  quarta  armo'nica,  coniugata  sfquesfultima: 
si  otterranno  in  questa  guisa  sei  nuove  rette  che  toccano  una  medesima 
conica  Cy  e  questa  conica  sarä  inoltre  toccata  dalle  tre  diagonali  del  qua- 
drilatero. Siano  t  e  t^  due  tangenti  della  conica  Cy  parallele  alla  data 
direzione;  si  potranno  circoscrivere  a  ciascuno  de'quattro  triangoli,  formati 
dai  lati  del  quadrilatero,  quattro  coniche  toccanti  le  rette  t  e  t^,  e.  tutte 
queste  sedici  coniche  toccheranno  la  medesima  conica  C***).   Osservo  inoltre 

*)  I  vertici  del  triangolo  e  la  intersezione  delle  tre  altezze  (cioe  delle  tre  peq)en- 
dicolari  calate  da^  vertici  ai  lati  opposti)  formano  sempre  un  .sistema  di  quattro  punti, 
ciascuno  de^quali  e  la  intersezione  delle  tre  altezze  del  triangolo  determinato  dai  tre 
altri.  Una  proprieta  conosciuta  di  questi  triangoli,  e,  che  i  quattro  circoli  circoscritti 
ai  inedesimi  sono  eguali. 

**)  Cf.  Volume  I.  pag.  461  di  questa  edizione. 

***)  Si  possono  sempre  descrivere  quattro  coniche,  che  passino  per  tre  punti  dati  e 
toccbino  due  rette  date. 


336  Teoremi  rel.  all«  eoaiche  er. 

che,  cangiando  la  direziooe  data,  tutte  le  coniche  C  corrispondenti  alle 
diverse  direzioDi,  toccano  una  medestima  retta. 

6)  Inscritta  una  conica  alle  tre  diagonali  di  un  quadrilatero  completo, 
si  hannü  tre  tangenti  della  conica  che  passaoo  per  le  aci  intersezioni  de'  lati 
del  quadrilatcro;  da  ctascuno  di  quei^ti  sei  punti  al  conduca  Taltra  tangente 
ulla  medesima  conica,  e  poi  un'altra  retta  la  quäle,  coiäugata  con  questa 
taogente,  formi  co'due  lati  passanti  pel  medesimo  punto,  un  fa^cio  ar- 
munico.  Tutte  le  sei  quarte  armoniche  nel  detto  raodo  condott«,  .s'inter- 
secauo  in  un  medesimo  punto. 

c)  Dato  un  quadrigono  ABCD,  siano  A,,  B„  C,,  le  intersezioDi  di 
AD  e  BC,  di  BD  e  CA,  di  CD  e  AB;  una  conica  qualunque  S  circo- 
scritta  al  triangolo  A,B,G,,  avrä  ne'puDti  A^,  B„  C,  una  intersezione 
co'sei  lati  AD,  BD,  CD,  BC,  CA,  AB:  dunque  la  medeKima  conica.  avrä 
coD  cia-scuDO  di  qnesti  sei  lati,  anche  un'altra  intersezione.  Cerchiamo  in 
ciascun  lato  un  punto,  quarto  armonico  dopo  questa  intersezione  e  gli 
ostremi  del  lato:  saranno  questi  sei  quarti  arinonici  in  uua  medesima 
retta  /^  I  poli  di  L,  rispetto  a  tutt«  le  Coniche  circoscritte  al  quadrigono 
ABCD,  si  trovano  sulla  conica  S. 

In  ciascuno  de'quattro  triangoli  ABC,  ABD,  BCD,  CAD,  possono 
inacriversi  quattro  coniche  cho  abbiano  con  S  la  retta  L  per  secante  com- 
mune (reale,  o,  ae'condo  la  denominazione  di  Poncelet,  ideale),  e  tutte 
queste  sedici  conicha  sono  toccate  dalla  medcsitna  conica  8.  Potendosi  . 
al  triangolo  A,B,C,  circoscrivero  innumerovoli  cQuiche  S,  a  ciascuua 
corrispondcrä  una  posizione  determinata  della  retta  L:  allorche  le  coniche 
8  sono  Sonette  alla  condizione  di  passare  per  un  quarto  punto  <leterniinato 
Q,  la  retta  Ii  girerä  intorno  ad  un  altro  punto  fisso  Q'. 

.  .  ■     xii. 

Circüscritto  ad   un   circolo   un    quadrilatero   completo, 


Teoremi  rel.  alle  coniche  ec.  337 

XTV. 

Ritenute  le  stesse  supposizioni  del  n®  precedento,  siano  a,  6,  e?  i  piedi 
delle  altezze  del  triangolo  ABC^  ed  immaginiamo  i  quattro  circoli  ilisöfitti 
al  triangolo  äbc:  i  loro  centri  saranno  i  punti  A^  B^  Cy  Z>,  ed  il  circolo 
col  centro  D  sara  costante,  e  perö  toccherä  i  lati  di*tutto  il  sistema 
de'triangoli  abc.  I  quattro  circoli  precedenti  sono  toccati  da  un  altro 
circolo,  passante  per  i  mezzi  de'latl  e  per  i  piedi  delle  altezze  del  triangolo 
abc;  ed  anche  questo  circolo  sarä  costante,  e  per5  il  luogo  geometrico  del 
suo  centro  sara  anch'esso  un  circolo  del  centro  Z>. 

XV. 

In  questa  occasione  comunicherö  anche  un  altro  teorema. 

II  vertice  A  di  un  cono  K  di  secondo  grado,  si  trovi  sopra  una  super- 
ficie  S  del  medesimo  grado:  le  •  due  superficie  avranno  per  intersezione 
comune  una  curva  L.  Preso  sulla  superficie  S  un  punto  arbitrario  P, 
corrispondera  a  questo  un  piano  polare  rispetto  al  cono  K;  questo  piano 
sega,  generalmente,  la  superficie  S  secondo  una  conica  Uy  la  quäle,  in 
generale,  avrä  due  intersezioni  B  e  C  colla  curva  L.  In  questi  punti  B 
e  C  si  conducano  le  tangenti  alla  conica  L'  le  quali  s'intersechino  in  un 
punto  P':  ciö  posto,  comunque  il  punto  P  si  muova  sulla  superficie  S,  la 
retta  PP'  passerä  sempre  per  un  medesimo  punto  fisso  A\ 


Steiner'8  Werke.    II.  22 


lieber  eine  Eigenschaft  der  Krümmungs- 
halbmesser der  Kegelschnitte. 


Crelle'8  Jonmal  Band  XXX.  S.  271—272. 


22» 


lieber  eine  Eigenschaft  der  Krümmungs- 
halbmesser der  Kegelschnitte. 

1.  Zum  Behuf  der  hier  mitzutheilenden  Eigenschaft  ist  es  zweck- 
mässig,, den  folgenden  bekannten  Satz  etwas  umständlicher  aufzufassen: 

•„Der  Ort  der  Scheitel  aller  rechten  Winkel,  welche  einem  gegebenen 
Kegelschnitte  umschrieben  sind,  ist  ein  mit  dem  letzteren  concentrischer 
Kreis  K;  das  Quadrat  seines  Radius  r  ist  gleich  der  Summe  der  Quadrate 
der  Halbaxen  a  und  b  des  Kegelschnittes,  also  r'  =  a'±6'." 

Ueber  diesen  Ortskreis  K  ist  in  Rücksicht  der  verschiedenen  Kegel- 
schnitte Folgendes  zu  bemerken: 

a.  Bei  der  Ellipse  ist  sein  Radius  r  gleich  der  Sehne,  welche  die 
Axenscheitel  verbindet,  also  r'  =  a'-f-6'.  Geht  die  Ellipse  in  einen  Kreis 
über,  wird  also  a  =  b,  so  ist  r'  =  2a'. 

b.  Bei  zwei  conjugirten  Hyperbeln  H^  und.Ä^  können  nur  der  einen, 
//j,  welche  die  grössere  reelle  Axe  2a  hat,  oder  welche  im  spitzen 
Asymptotenwinkel  liegt,  rechte  Winkel  umschrieben  werden,  der  anderen 
Ä,  nicht.  Also  gehört  auch  nur  zu  der  ersteren  ein  reeller  Ortskreis  iC, 
für  den  r'  =  a' — 6'.  Sind  die  Hyperbeln  insbesondere  gleichseitige, 
so  wird  /*  =  0,  d.  h.  es  reducirt  sich  der  Ortskreis  K  auf  seinen  Mittel- 
punct,  alsdann  sind  die  Asymptoten  das  einzige  Paar  zu  einander  recht- 
winkliger (reeller)  Tangenten,  und  dieses  Paar  gehört  dann  beiden  Hy- 
perbeln zugleich  an. 

c.  Bei  der  Parabel  geht  der  Ortskreis  K  in  eine  Gerade,  nämlich  in 
die  Leitlinie,  über. 

2.  Die  Krümmungshalbmesser  der  Kegelschnitte  haben  nun  zu  dem 
genannten  Ortskreise  nachstehende  Beziehung: 

„Wenn  man  die  Krümmungsradien  eines  gegebenen  Kegel- 
schnittes, jeden  nach  entgegengesetzter  Seite  hin  um  sich  selbst 
verlängert  und  über  den  Verlängerungen,  als  Durchmesser, 
Kreise  £^  beschreibt,  so  schneiden  alle  diese  Kreise  jenen 
Ortskreis  Ä' rechtwinklig."     Und  umgekehrt: 


.^4li  Eff n  irt-ift  der  KnmHuigshalbmesser  der  Ke^lscbuitte. 

.Beschreibt  man  eioeo  solchen  Kreis  K^,  welcher  den  ge- 
^dbeofB  EeceUcknitt  in  irgend  einem  Pnncte  A  berührt  und 
ladeD  dessen  Ort$kreis  K  rechtwinklig  schneidet,  so  ist  sein 
Darchmes^er  allemal  dem  Krämmungsr&dius  des  Eegclschnittcs 
im  yrenaonten  Poncte  A  gleich.  Wird  der  durch  A  gebende 
Ditri:kni«$»er  des  Kreises  K,  ober  .i4  hinaus  um  sich  selbst  ver- 
Uncert.  4»  kat  man  des  Krümmungsradius  seiner  Grosse  und 
Laxe  sack.' 

Pt«»«  Sitte  gelten  anch  für  die  oben  erwähnte  zweite  Hyperbel  B^ 
(die  im  stampfen  Aspnptotenwinkel  liegt  (1,  b)),  wenn  man  für  sie  den 
iVt^Ltw  f  der  ihr  conjugirten  ersten  Hyperbel  H,  benutzt,  jedoch  unter 
ikf  vetäadeiten  Bedingung,  dass  dieser  Kreis  K  von  jedem  Kreise  K, 
im  Parchmesser  (statt  rechtwinktig)  geschnitten  wird. 

Bei  dtfT  Rückseitigen  Hyperbel  gehen  alle  Kreise  K^  durch  ihren 
MinvIpiiiKt,  and  bei  der  Parabel  liegen  die  Hittelpnncte  aller  Kreise  £, 
in  ^RT  Leitlinie. 

8^  also  in  einem  gegebenen  Poncte  A  eines  Kegelsctmittes  der 
Xrimmungsndins  bestimmt  werden,  so  ist  nur  nöthig,  den  durch.  A 
)^>kenden  Daiehmesser  des  xngehörigen  Kreises  £j  zn  construiren;  was 
wlur  einfock,  wie  folgt,  gesjchieht: 

,ln  A  errichte  man  die  Karmale  AB  auf  den  Kegelschnitt 
und  constrnire  die  Harmonische  (Polare)  n  des  Punctes  A  in 
Keaag  auf  den  Ortskreis  -ff^*);  sie  schneide  die  Normale  in  B, 
so  ist  Alt  Durchmesser  des  zugehörigen  Kreises  K,  and  somit 
dem  verlangten  Krümmungsradius  gleich." 

Für  die  Hyperbel  H^  hat  man  wieder  den  Ortskreis  von  H,  zu  be- 
nutit^u,  aber  statt  «  bat  man  eine  andere  Gerade  ß  zu  nehmen,  welche 
parallel  tu  «  ist  nnd  so  Hegt,  dass  der  Mittolpunot  von  K  oder  von  H, 
gloich  weit  von  a  und  ß  absteht;  diese  giebt  alsdann  in  der  Normale  den 


Lehrsätze  und  Aufgaben. 


Grelle's  Jonrnal  Band  XXX.  S.  273—276. 


Lehrsätze  und  Aufgaben. 

1.  Es  sei  ABC  ein  beliebiges  Dreieck,  H  der  Durchschnitt  seiner 
drei  Höhen  und  a,  b,  c  seien  die  Mitten  der  den  Ecken  A,  ß,  C  gegen- 
überstehenden Seiten.  Wird  um  H  irgend  ein  Kreis  beschrieben,  welcher 
die  Seiten  oä,  acy  bc  des  Dreiecks  abc  beziehlich  in  den  Puncten  6*,  JB,, 
ylj  schneidet,  so  ist  allemal         , 

AA^  =  BB,=CC,, 

• 

2.  „Sind  in  einer  Ebene  ein  Dreieck  und  ein  Kegelschnitt 
gegeben,  so  kann,  wenn  das  Dreieck  fest  bleibt,  der  Kegel- 
schnitt ihm  im  Allgemeinen  auf  6  verschiedene  Arten  einge- 
schrieben werden;  die  6  Lagen  seines  Mittelpunctes  befinden 
sich  in  einem  Kreise,  dessen  Mittelpunct  ein  bestimmter  aus- 
gezeichneter Punct  des  Dreiecks  ist,  der.  also  immer  der  näm- 
liche bleibt,  wenn  auch  der  Kegelschnitt  seine  Form  undfirösse 
ändert."  und  umgekehrt:  „Bleibt  der  Kegelschnitt  fest,  so  kann 
ihm  das  Dreieck  in  6  verschiedenen  Lagen  umschrieben  werden, 
und  dann  ist  der  nämliche  ausgezeichnete  Punct  desselben  in 
allen  6  Lagen  gleich  weit  vom  Mittelpunct  des  Kegelschnittes 
entfernt."'  Oder:  • 

„Unter  der  unendlichen  Menge  von  Kegelschnitten,  welche 
einem  gegebenen  Dreieck  sich  einschreiben  lassen,  sind  nur 
immer  je  6  und  6. einander  gleich  (congruent);  die  Mittelpuncte 
von  je  6  gleichen  Kegelschnitten  liegen  in  einem  Kreise,  und 
alle  diese  Kreise  haben  einen  ttusgezeichneten  Punct  des  Drei- 
ecks zum  gemeinsamen  Mittelpuncte."  —  „Ebenso  sind  unter  der 
unendlichen  Schaar  von  Dreiecken,  welche  einem  gegebenen 
Kegelschnitte  sich  umschreiben  lassen,  nur  immer  6  und  6  con- 
gruent, und  die  genannten  ausgezeichneten  Puncto  von  je  6 
gleichen  Dreiecken  liegen  allemal  in  einem  mit  dem  Kegel- 
schnitte concentrischen  Kreise." 


346  Lehrsätze  und  Aufgaben- 

„Die  Mittelpuncte  aller  einem  gegebenen  Dreieck  einge- 
schriebenen ähnlichen  Kegelschnitte  liegen  in  einer  Curvo  vier- 
ter Ordnung;  von  solchen  Kegelschnitten  sind  nur  immer  6  und 
6  einander  gleich,  u.  s,  w." 

3.  „Einem  beliebigen  Viereck  sei  irgend  ein  Kegelschnitt  einge- 
schrieben; aus  jeder  Ecke  ziehe  man  nach  den  Beriihrungapuncten  der 
beiden  gegenuborstohenden  Seiten  zwei  Strahlen;  die  auf  diese  Weise  er- 
haltenen 8  Strahlen  werden  allemal  von  irgend  einem  anderen  KegeK 
schnitte  berührt."     Oder  voHständigor: 

„Werden  bei  vier  beliebigen  Tangenten  eines  Kegelschnittes  aus  dem 
Schnittpuncte  je  zweier,  Strahlen  nach  den  Benihrungspuncten  der  beiden 
anderen  gczc^en,  was  zosammen  12  Strahlen  giebt,  so  werden  von  dieSen 
12  Strahlen  allemal  dreimal  8  von  ii^end  einem  Kegelschnitte  berührt." 

„Einem  beliebigen  Viereck  sei  irgend  ein  Kegelschnitt  umschrieben, 

und  in  dessen  Eckpuncten  seien  Tangenten  an  diesen  gelegt,  so  wird  jede 

Seit«  des  Vierecks  von  den  Tangenten  in  den  ihr  gegenüberliegenden  Ecken 

'  in  2  Puncten  geschnitten  und  die  auf  diese  Weise  entstehenden  8  Pnncte 

ÜQgen  allemal  in  irgend  einem  anderen  Kegelschnitte."    Oder  vollständig: 

„Ist  einem  vollständigen  Viereck  ein  bcliebjgcF  Kegelschnitt  um- 
schrieben, und  «erden  in  den  Ecken  desselben  an  den  letzteren  die  Tan- 
genten gelegt,  so  wird  jede  der  6  Seiten  des  Vierecks  von  den  Tangenten 
in  den  ihr  nicht  anliegenden  Ecken  in  zwei  Puncten  geschnitten,  so  dass 
im  Ganzen  12  Puncto  entstehen ;  von '  diesen  12  Puncten  liegen  immer 
dreimal  8  in  irgend  einem  Kegelschnitte."  —  Und  ferner:  „Die  jedesmaligen 
8  Puncte  haben  zudem  dio  Eigenschall,  dass  sie  auf  dreif^he  Art  paar- 
weise in  vier  Geraden  liegen,  welche  sich  in  einem  Functe  a,  b,  e  schnei- 
den; und  zwar  sind  diese  drei  Schnittpuncte  a,  h,  c  für  jedes  der  drei 
Systeme  von  8  Puncten  die  nämlichen;"'  q.  s.  w. 

4.  „Fünf  beliebige  Puncto  a,  b,  c,  d,  e  in  einer  Ebene  bestimmen. 


Lehrsätze  und  Aufgaben.  347 

■ 
• 

Dy  E  liegen;  diese  Geraden  gehen  beziehlich  durch  die  5  Fundamental- - 
puncte  a,  6,  c,  d,  e;  die  6-  Puncte  «  in  jeder  dieser  fünf  Geraden  bilden  eine  . 
Involation  etc. ;  die  30  Puncte  8  liegen  zugleich  in  den  ersten  10  Geraden 
Gy  in  jeder  Q  liegen  3  Puncte  «.  Die  6  Geraden  A^  ß,  C,  2),  E  schneiden 
einander  in  10  neuen  Puncten  t  Von  den  auf  diese  Weise  bestimmten 
55  Puncten,  nämlich  den  15r-f-308+10^,  liegen  nun,  unter  anderen, 
120  mal  8  in  irgend  einem  Kegelschnitte  Ky  wobei  die  jedesmaligen 
8  Puncte  zusammen  von  allen  fünf  Fundamentalpuncten  abhängen;  und 
femer  liegen  von  denselben  noch  15 mal  8  in  irgend  eineltn  Kegelschnitte 
K^ ,  wo  aber  die  jedesmaligen  8  Puncte  nur  von  je  vier  Fundamental- 
puncten abhängen.^ 

Man  gelangt  zu  Eigenschaften,  die  diesen  zur  Seite  stehen,  wenn  man 
von  5  gegebenen  Geraden  ausgeht. 

5.  Zieht  man  zwischen  6  beliebigen  Puncten  eines  Kegelschnittes 
die  15  Sehnen  S  und  .legt  in  denselben  Puncten  die  6  Tangenten  Ty  so 
schneiden  sich  die  IbSy  ausser  in  den  gegebenen  Puncten,  paarweise  m . 
45  Puncten  Sy  und  die  67  schneiden  einander  in  15  Puncten  ty  und  end- 
lich schneiden  die  15/S  tmd  die  67  einander,  ausser  in  den  gegebenen 
Puncten,  in  60  Puncten  r.  Von  diesen  120  Puncten,  45«-f-15^+60r, 
liegen  unter  anderen  900mal  8  in  irgend  einem  Kegelschnitte  Ky  wobei 
die  jedesmaligen  8  Puncte  zusammen  von  allen  6  gegebenen  Puncten  ab- 
hängen. Ausserdem  liegen  von  den  genannten  Puncten  auch  noch  720mal  8 
in  irgend  einem  Kegelschnitte  J5J,  wo  aber  jediö  8  Puncte  nur  von  je  5 
der  gegebenen  6  Puncte  abhängen;  und  femer  liegen  von  denselben  noch 
45 mal. 8  in  irgend  einem  Kegelschnitte  JT,,  wobei  aber  die  jedesmaligen 
8  Puncte  nur  «  und  r  sind  und  von  nur  je  vier  gegebenen  Puncten  ab- 
hängen. Im  Ganzen  liegen  somit  von  den  120  Puncten  1665  mal  8  in 
einem  Kegelschnitte.^ 

6.  In  eine  gegebene  Ellipse  E  lässt  sich  eine  Schaar  grösster  Drei- 
ecke ABC  einschreiben;  nämlich  jeder  Punct  der  Ellipse  ist  Ecke  eines 
solchen  Dreiecks;  dieselben  haben  gleichen  Inhalt  und  ihre  Schwerpuncte 
liegen  im  Mittelpuncte  M  der  Ellipse  E, 

Sind  üy  b  die  Halb-Axen  und  c  die  Excentricität  der  Ellipse  Ey  ist 
H  der  Schnittpunct  der. drei  Höhen  des  Dreiecks  4^BC  und  N  derMittel- 
punct  des  ihm  umschriebenen  Kreises,  so  finden  unter  anderen  folgende 
Eigenschaften  statt: 

1)  Der  Ort  des  Mittelpunctes  iV  ist  eine  andere  Ellipse  E^^  ähnlich 
der  gegebenen  E;  die  Axen  beider  fallen  verwechselt  auf  einander,  d.  h. 
dih  grosse  2aj-Axe  und  kleine  2A|-Axe  von  E^  fallen  beziehlich  auf  die 
kleine  2A-Axe  und  grosse  2a-Axe  von  E,  und  es  ist 


Uli 


Lehrsätze  und  Aufgaben. 


2)  Ebenso  Ut  der  Ort  den  Höhenftcbnittpimctes  H  eine  dritte  Ellipse 
h\,  ähnlich  äea  beiden  emten  und  mit  ihnen  cODcentrisch,  und  zwar  fallen 
ihre  Äsen  2n,,  24,  auf  die  gleichnamigen  Äsen  der  zweiten  E,  und  in 
Rücksicht  ihrer  Grösse  ist  fl,=2o,,  ä,  =  2Ä[,  oder 


"'  —    26  '      "'.  2a  '        '  ~    2iiÄ 

3)  Wird  im  Kreise  N  (der  dem  Dreieck  ABC  umschrieben)  der- 
jenige Durchmesser  PQ  gezogen,  welcher  durch  den  Mittelpunct  Af  der 
Ellipse  £  geht,  so  wird  derselbe  von  diesem  Punct  M  in  zwei  solche 
Abschnitte  MP,  MQ  gotheilt,  deren  Rechteck  constant  ist,  nämlich  es  ist 
allemal 

PM.MQ  =  i(a*-hb'). 

4)  Der  Radius  t  des  Kreises  N  wird  ein  Maximum  oder  Minimum, 
wenn  eine  Ecke  des  Dreiecks  ABC  beziehlich  in  einem  Scheitel  der 
kleinen'  oder  grossen  Äxe  der  Ellipse  E  liegt,  unter  derselben  Be- 
dingung wird  zugleich  das  I'roduct  der  drei  Seiten  a,  ß,  y  des  Dreiecks 
ABC  bezichlich  ein  Maximum  oder  Minimiim.  Diese  Maxima  und 
Minima  haben  folgende  Werthc: 

t-36'  .  „,_, ..        3a'4-V 


Maximum     r  :=  - 


Mi 


31/3 

1=^   -  V     e 


Maximum  aß-[=^  — V:— a(a'-(-36');       Minimum  t 
Berlin,  im  Juni  1845. 


3^3 


6C3a*+6'). 


•  • 

lieber  eine  Eigenschaft  der  Leitstrahlen  der 

Kegelschnitte. 


Orelle's  Journal  Band  XXX.  S.  337-340. 


Ueber  eine  Eigenschaft  der  Leitstrahlen  der 

Kegelschnitte. 

Es  seien  S,  S^  die  Scheitel  der  Haupt -Axe  und  F,  F^  die  Brenn- 
puncte  eines  Kegelschnittes;  es  seien  ferner  P,  P,  zwei  solche  Puncte  in 
der  Axe,  welche  zu  den  Scheiteln  S,  6\  harmonisch  sind,  und  zwar  liege 
S  zwischen  P  und  P,;  ferner  liege  P  ausserhalb  des  Kegelschnittes,  so 
dass  aus  ihm  zwei  Tangenten  PT,  PT^  an  diesen  gehen,  deren  Berühmngs- 
sehne  TT,  die  Axe  im  Puncte  P,  triflft.  Aus  einem'  der  Puncte  P  oder 
P,  ziehe  man  eine  beliebige  Secante  PAB  (oder  P^ÄE)  durch  den  Kegel- 
schnitt, und  nach  den  Schnittpuncten  Ä^  B  ziehe  man  aus  dem  dem 
Scheitel  S  zunächst  liegenden  Bronnpuncte  F  die  Leitstrahlen  FA^=fL, 
FB  =  ^^  sowie  endlich  nach  dem  Berührungspuncte  T  den  LeitstFahl 
FT=T,  so  giebt  es  jedesmal  zwei  bestimmte  constante  Grössen- r  und  k 
von  der  Beschaffenheit,  dass  immer 

(1)  (a-r)(ß-r)  =  (T-r)'  =  *«, 

wie  auch  die  Secahte  AB  ihre  Richtung  und  dadurch-  die  Strahlen  ä  und  ß 
ihre  Grösse  ändern  mögen,  und  gleichviel  ob  die  Secante  durch  P  oder 
P,  gehen  mag.  Verändert  man  aber  die  Lage  der  festen  Pole  P  und  P,, 
so  ändern  sich  auch  die  Constanten  r  und  k. 

Dem  anderen  Brennpuncte  F^  entspricht  gleichzeitig  die  nämliche 
Constante  ky  dagegen  eine  andere  Constante  r^,  und  wenn  man  die  Leit- 
strahlen Fj^  =  a,,  F,ß  =  ß„  Fjjr=T,  zieht,  so  hat  man,  wie  für  Fy 

Aendem  die  conjugirten  Pole  Pund  P,  ihre  Lage,  .so  bleibt  entweder 
jdie  Summe  oder  der  Unterschied  der  gleichzeitigen  Grössen  r  und  r^  con- 
stant;  nämlich  diese  Summe  oder  dieser  unterschied  ist  stets  der  Haupt- 
Axe  2a  des  Kegelschnittes  gleich,  also 

(2)  r^±:r  =  2a. 

,  Bezeichnet  man  die  Excentricität  des  Kegelschnittes  durch  Cy   setzt 
die  Tangente  PT=t  und  den  Winkel,,  welchen  sie  mit  dem  Leitstrahle 


352  UeWr  eine  Eigenschaft  der  LeiUtrahlen  d«r  Eegelscbnitte. 

FT=  T  bildet,  also  den  Winkel  PTF=  -p,  ho  hat  man  . 

(3)  k»  =  (a^ry^c\ 

(4)  k    =T  — »■=:i(COa(p. 

Unter  Umständen  können  von  den  Grössen  r,  r, ,  o,  ß,  . . .  einzelne 
ihr  Vorzeichen  ändern.  Ich  will  dies  nebst  einigen  anderen  Besonder- 
heiten bei  den  verschiedenen  Kegelschnitten  etwas  näher  andeuten. 

I.  Bei  der  Ellipse  kann  die  Grosse  r  positiv,  negativ  oder  Null 
sein,  jenachdem  die  Pole  P  und  P[  liegen.  Im  letzten  Fall,  wo  r  =  0, 
wird  die  Grösse  k  der  halben  kleinen  Aie  b  der. Ellipse  gleich,  so  dass 
für  diesen  Fall  (1)  • 

(5)  '  aß  =  T'  =  Ä'. 
■    Dies  giebt  den  besonderen  Satz: 

„Beschreibt  man  mit  der  halben  kleinen'  Axe  b  um  den 
Brennpunct  F  der  Ellipse  einen  Kreis,  der  die  Ellipse  allemal 
in  zwei  reellen  Puncten  T  und  T,  schneidet,  zieht  die  Sehne 
TT,,  die  der  Haupt-Axe  in  P,  begegnet  und  legt  in  ^(oder  T,) 
an  die  Ellipse  die  Tangente  TP,  welche  die  Haupt-Axe  in  P 
trifft,  zieht  ferner  aus  einem  der  Puncte  P  oder  P,,  gleichviel 
aus  welchem,  eine  willkürliche  Secante  AB  durch  die  Ellipse 
und  nach  ihren  Schnittpuncten  A  and  B  aus  dem  Brennpuncte 
F  die  Strahlen  a  und  ß,  so  ist  das  Rechteck  unter  diesen  Strahlen 
constant,  und  zwar  gleich  dem  Quadrat  über  der  halben  kleinen 
Axe." 

Rücken  nun,  von  dem  genannten  Zustande  ausgehend,  die  Pole  P 
■  und  P,  dem  Scheitel  S  näher,  so  ist  r  positiv ;  entfernen  sie  sich  dagegen 
.von  demselben,  so  wird  r  negativ  und  dimn  verwandeln  sich  die  obigen 
Ausdrucke  in  folgende: 

=  i'\ 


Ueber  eine  Eigenschaft  der  Leitstrahlen  der  Kegelschnitte.  353 

wo  die  unteren  Zeichen  in  (7)  und  (8)  den  Werthen  für  r,  und  p^  ent- 
sprechen. 

H.  Bei  der  Hyperbel  sind  die  Grössen  r  und  r,  immer  positiv  und 
für  alle  Lagen  der  Pole  P  und  P,  ist 

(2)  r^— r  =  2a. 

In  Rücksicht  der  Strahlen  a,  ß  kommt  es  dagegen  darauf  an,  ob  die 
Schnittpuncte  A  und  B  der  Secante  AB"  \m  nämlichen  Zweige  der  Hyperbel 
liegen,  oder  nicht.  Liegen  sie  im  nämlichen  Zweige  (der  also  S  zum 
Scheitel  hat  und  den  Brennpunct  F  umschliesst),  so  hat  man,  wie  oben, 

(a— r)(ß— r)  =  (t— r)*  =  P 
und 

(«-■'•>)(ß-'-,)=^-n)'=*'- 

Dreht  nun  aber  die  Secante  AB  sich  so  um  den  feston  Pol  P  oder  P,, 
bis  B  sich  in's  Unendliche  entfernt  und  von  da  in  den  anderen  Zweig 
hinübergeht,  so  ändert  der  Strahl  ß  sein  Zeichen,  und  damit  wird  nun 
gleichzeitig  r  >  a,  während  zuvor  a  >  r  war,  so  dass  alsdann  die  Formel 
in  folgende  übergeht: 

(r— a)(r-hß)  =  (t— r)'  =  k^ 
und 

(»• -«>)(»•.+?.) =(t-n)'=F^'. 

Die  Grössen  r  und  r,  lassen  sich  hier  auf  eigenthümliche  Art  construiren. 
Aus  einem  der  Pole  P  oder  P,,  etwa  aus  P,  ziehe  man  einer  Asymptote 
parallel  die  Gerade  PR,  welche  die  Hyperbel  in  R  trifft,  und  ziehe  so- 
dann die  Leitstrahlen  FRy  F^Ry  so  sind  diese  die  verlangten  Grössen  r 
und  r,. 

ni.  Bei  der  Parabel  sind  die  Pole  P  und  P,  jedesmal  gleich  weit 
vom  Scheitel  S  entfernt.  Für  alle  Lagen  dieser  Pole  bleibt  die  Grösse  r 
constant,  und  zwar  ist  sie  stets  der  Entfernung  des  Brennpunctes  vom 
Scheitel  gleich,  also  ist  r  =  FS  =  e.  Die  Grösse  k  ist  jedesmal  dem  Ab- 
stände des  Poles  P  oder  P,  vom  Scheitel  S  gleich,  also  k  =  SP=  SP,  =  d. 
Daher  hat  man 

(a-eX^-e)  =  d% 

d.  h.:  „Beschreibt  man  um  den  Brennpunct  F  der  Parabel  mit 
dem  Abstände  e  desselben  vom  Scheitel  S  einen  Kreis,  zieht 
sodann  aus  dem  Brennpunct^  nach  irgend  zwei  Puncten  A  und 
B  in  der  Parabel  die  Leitstrahlen  FA  und  FBy  welche  vom 
Kreise  in  A^  und  P,  geschnitten  werden,  und  zieht  endlich  die 
Sehne  AB^  welche  die  Parabcl-Axe  in  irgend  einem  Puncto  Q 
(d.  i.  P  oder  P,)  trifft,  so  ist  allemal  das  Rechteck  unter  den- 
jenigen Abschnitten  der  Strahlen,  welche  zwischen  dem  Kreise 
und    der   Parabel    liegen,    gleich   dem   Quadrat   über   dem   Ab- 

Steiner's  Werke.    II.  23 


364 


Geber  eine  Eigenschaft  der  Leitstrahlen  der  Eegelschnitte. 


schnitte   der  Äxe,    welcher   zwischen   ihrem  Scheitel    und   dem 
Puncto  Q  enthalten  ist,  also  AA,.BB,  =SQ'." 

Daraas  scbliesst  man  weiter  den  folgenden  Satz: 

„Schneiden  eine  beliebige  Sehne  AB  und  die  Tangenten  in 
ihren  Endpuncten  A  und  B  die  Parabel-Ase  beziehlich  in  Q. 
A^,  ßg,  und  trifft  das  aus  dem  gegenseitigen  Schnittpuncte  der 
Tangenten  auf  die  Axe  gefällte  Perpendikel  dieselbe  in  R,  so 
ist  allemal 

SA^.SB,  =  SQ'=SR'. 

Berlin,  im  April  1345. 


Geometrische  Lehrsätze  und  Autgaben. 


Crelle's  Journal  Band  XXXI.  S.  90— 92. 


23* 


Geometrische  Lehrsätze  und  Aufgaben. 

1.     Lehrsatz. 

„Wird  eine  gegebene  Fläche  F  zweiter  Ordnung  auf  ein 
rechtwinkliges  Coardinaten-System  XYZ  bezogen,  dessen  An- 
fangspunct  A  beliebig  liegt,  so  entstehen  in  jeder  Axe  X,  Y,  Z 
zwei  Abschnitte,  von  A  bis  zu  den  Schnittpuncten  mit  F  ge- 
nommen, die  beaiehlich  durch  x  und  ^j,  y  und  y^^  z  und  0,  be- 
zeichnet werden  sollen,  und  ferner  drei  Abschnitte  oder  Sehnen 
zwischen  den  Schnittpuncten,  die  a,  ß,  7  heissen  mögen.  Wird 
das  rechtwinklige  Coordinaten-System  um  den  nämlichen  festen 
Anfangspunct  A  auf  beliebige  Art  herumbewegt,  so  bleibt  der 
Ausdruck 

a»     ^     ß*  7' 


«'«I       y^y\       ^'^! 

constant.^ 

Für  die  Curven  zweiter  Ordnung  findet  ein  analoger  Satz  statt. 


2.     Lehrsatz. 

„Schneiden  sich  die  drei  Diagonalen  eines  Polyeders  von 
octaedrischer  Form  in  einem  Puncto  D  und  unter  rechten  Win- 
keln, so  liegen  die  Fusspuncte  der  aus  jenem  Puncte  D  auf 
die  Seitenflächen  gefällten  Perpendikel  allemal  alle  acht  in 
irgend  einer  Eugelfläche."     Oder: 

„Werden  in  jeder  von  drei  sich  in  demselben  Puncte  D 
rechtwinklig  schneidenden  Geraden  Ay  By  C  zwei  beliebige 
Puncte  a  und  a,  b  und  ß,  c  und  7.  angenommen,  gleichviel  ob 
die  Puncte  eines  jeden  Paares  auf  gleichen  oder  auf  entgegen- 


;j58  (ifoaeuitfcbt  LOavUze  sad  AnfiEBbai. 

(;«is«(£lea  Heiteo  von  D  liegen,  so  bestimmen  diese  Pancte,  xa 
'Ä  uud  3,  «cht  Ebenen 

a/rf,     a*;g,     ie«,     a^,     Aar);,     «aß,     oÄc,     «^. 
und  «odsDo  liefen  die  FuNHpuncte    der  aas  dem   Puncte  D   auf 
di«Ke  scbt  Ebenen  gefällten  Perpendikel  in  irgend  einer  Kagel- 
fläcb«,    uad    zugleich  liegen  zwölf  mal  vier  derselben  in  einer 
Ebene  und  Momit  in  einem  Kreise." 

In  der  Ebeae  bat  man  den  einfacheren  Satz: 

„8cbiiciden  Nich  die  Diagonalen  eine»  Vierecks  rechtwinklig, 
HO  lißgen  die  FusHpuncte  der  aux  ihrem  Schnittpuncte  D  anf  die 
vier  Holten  gefällten  Perpendikel  in  einem  Kreise."  (Dabei  kann 
daH  Viereck  convex,  concav  oder  überschlagen  sein.) 


3.    Lehrsatz. 

Vit^r  beliebige  IVucte  A,  B,  C,  D  va  einer  Ebene  bestimmen,  zu  je 
drni  geiiommou,  vior  Dreiecke;  durch  die  Mitten  der  Seiten  jedes  Drei- 
eukn  liigu  man  «inon  Kreis  m,  so  Hchneiden  sich  diese  vier  Kreise  m  in 
eiiioin  und  domsulben  Puncte  1\  Femer:  die  drei  Paare  von  Geraden  AB 
uiiil  CJi,  AC  und  BD,  AD  und  BC  schneiden  sich  beziehlich  in  drei 
l'uiicton  b,  e,  d,  und  der  durch  diese  Puncte  gelegte  Kreis  [i  geht  eben- 
falls durch  jenen  Punot  P. 

Und  ferner:  sind  D,,  C,,  £,,  A^  beziehlich  die  Puncte,  in  welchen 
siuli  diu  in  den  Dreiecken  ABC,  ABD,  ACD,  BCD  aas  den  Ecken  auf 
(liß  ( iiignuNcitun  gefüllten  Perpoudikol  schneiden,  so  hat  der  nämliche 
Piiiuit  /'  dioMolho  KiK«ii«chaft  in  Rücksicht  dieser  vier  neuen  Puncte,  d.  h. 
ilin  vier  auf  gl«iuhe  Weise  bestimmten  Kreise  m,  nebst  dem  Kreise  )x, 
(dtir  ilui'dh  diu  aualogen  Puucto  6,,  c„  <l^   geht)   schneiden   sich  alle    in 


Geometrische  Lehrs&tze  und  Aufgaben.  359 

gleichen  Kreise  um  den  Punct  P;  und  dieser  Kreis  P  hat  mit  dem 
Kreise  M  den  Punct  M^  und  mit  dem  Kreise  M^  den  Punct  M  zum 
äusseren  Aehnlichkeitspunct.  Die  vier  Mittelpuncte  m  (sowie  die  vier  m^^) 
sind  die  Ecken  eines  Vierecks,  welches  dem  Viereck  ABCD  (oder  A^B^QD^) 
ähnlich  ist;  die  entsprechenden  Dimensionen  verhalten  sich  wie  1:2.  Die 
Kreise  \l  und  ^  berühren  einander  in  P  u.  s,  w.  —  Die  Puncto  -4,,  ßj, 
Cj,  2),  fallen  beziehlich  mit  den  Puncton  Ay  ß,  C,  D  zusammen,  d.  h. 
letztere  sind  selbst  die  Schnittpuncte  der  Höhen  der  vier  Dreiecke  D^C^B^^ 
D^C^A^^  D^B^A^,  C\B^A^,  so  dass  also  in  diesem  besonderen  Falle  kein 
solcher  unendlicher  Fortgang  stattfindet,  wie  oben,  vielmehr  den  zweimal 
vier  Puncten  Ay  B,  C,  iD  und  J)j,  C,,  B^^  A^  die  Reciptocität  zukommt, 
dass  die  vier  Puncte  jeder  Abtheilung  die  Schnittpuncte  der  Höhen  der 
durch  die  andere  Abtheilung  bestimmten  vier  Üreiecke  sind. 

Liegen  die  vier 'Puncto  Ay  By  C,  D  beliebig,  so  findet  femer  noch 
folgende  Eigenschaft  statt.  Zieht  man  aus  jedem  Puncte  Strahlen  nach 
den  drei  übrigen  und  legt  durch  die  Mitten  dieser  Strahlen  einen  Kreis  Uy 
80  schneiden  sich  die  auf  diese  Weise  erhaltenen  vier  Kreise  n  ebenfalls 
in  einem  und  demselben  Puncte  Q.     U.  s.  w. 

Hierdurch  wird  ein  jfrüherer  Satz  in  Grelle' s  Journal  (Bd.  IL  S.  97,. 
Satz  9)  *)  erweitert 

Berlin,  im  März  1845. 

4.    Aufgabe. 

Folgende  zwei  Sätze  werden  allgemein  als  wahr  anerkannt: 

I.  ^Dass  neun  beliebige  Ebenen  allemal  wenigstenis  von 
einer  Fläche  zweiter  Ordnung  beführt  werden." 

n.  „Dass  der  Ort  der  Scheitel  aller  rechtwinkligen,  drei- 
flächigen Körperwinkel,  welche  einer  Fläche  zweiter  Ord- 
nung umschrieben  sind,  eine  mit  dieser  Fläche  concentrische 
Kugelfläche  ist,  die  bei  den  Paraboloi'den  in  eine  Ebene  über- 
geht.** 

Nun  denke  man  sich  ein  rechtwinkliges  Parallelepipedon  (oder  auch 
nur  einen  Würfel)  P  und  nebstdem  durch  einen  beliebigen  Punct  D  drei 
zu  einander  rechtwinklige  Ebenen.  Alsdann  müssen  die  sechs  Seiten- 
flächen von  P  sammt  den  drei  Ebenen  durch  D  von  irgend  einer  Fläche 
F  zweiter  Ordnung  berührt  werden  (I);  und  demzufolge  müssten  dann 
die  acht  Ecken  H  von  P  nebst  dem  Puncte  Z>  —  als  Scheitel  recht- 
winkliger dreiflächiger  Körperwinkel,  die  der  Fläche  F  umschrieben  sind 
—  alle  neun  in  einer  Kugelfläche  liegen  (II).    Die  acht  Ecken  E  liegen 


•)  Cf.  Bd.  I.  S.  128  dieser  Ausgabe. 


860 


Geometriscbe  Lehrsätze  und  Aufgaben. 


in  dor  That  immer  in  einer  Kugol  and  bestimmen  sie;  da  aber  der  Panel 
D  beliebig  ist,  so  liegt  er  im  Allgemeinen  nicht  in  derselben,  so  dasa 
also  die  neun  Scheitel,  %E  und  D,  zusammen  weder  in  einer  Kugel  noch 
in  einer  Ebene  liegen,  was  offenbar  gegen  den  Satz  (II)  streitet.  Wie 
ist  dieses  Paradoxon  zu  erklären? 

Es  ist  zu  zeigen,  dass  dieser  Widersprach  nur  scheinbar  ist  und  Aast 
er  die  allgemeine  Gültigkeit  der  beiden  obigen  Sätze  nicht  aufhebt. 

Berlin,  im  April  1845. 


lieber  Lehrsätze,  von  welchen  die  bekannten 
Sätze  über  parallele  Curven  besondere  Fälle  sind. 


Grelle' 8  Journal  Band  XXXII.  S.  75—79. 

(Auszug  aus  einer  am  26.  März  in  der  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin 

gehaltenen  Vorlesung.) 


lieber  Lehrsätze,  von  welchen  die  bekannten 
Sätze  über  parallele  Curven  besondere  Fälle  sind. 

Es  seien  in  einer  Ebene  zwei  beliebige  Curven  A,  B  gegeben;  SJ,  33 
seien  zwei  parallele  Tangenten  derselben  und  a,  b  deren  Berührungspuncte. 
Man  lasse  die  Tangenten  auf  den  Curven  gleichzeitig  so  rollen,  dass  sie 
in  jedem  Augenblicke  parallel  sind,  bezeichne  sie  in  irgend  einer  Endlage 
durch  21,,  33,  und  die  Berührungspuncte  durch  a,,  6,  und  nenne  die  von 
den  Berührungspuncten  a,  b  durchlaufenen  (oder  von  den  Tangenten  über- 
rollten) Bogen  aa,,  M,  entsprechende  Bogen,  sowie  je  ein  Paar  gleich- 
zeitige Berührungspuncte  a,  b  entsprechende  Puncte  dieser  Bogen. 

Aus  einem  in  der  Ebene  beliebig  angenommenen  Pole  P  ziehe  man 
nach  jedem  Puncte  b  des  Bogens  M,  den  Strahl  Pb  und  aus  dem  b  ent- 
sprechenden Puncte  a  des  anderen  Bogens  aa^  auf  dessen  concaver  Seite 
den  Strahl  ac  parallel  Pb  und  nehme  ac  =  Pbf  so  ist  der  Ort  des  End- 
punctes  c.des  letzteren  Strahles  irgend  ein  bestimmter  dritter  Curvenbogen 
cc^^  dessen  Puncte  c  mit  den  Puncten  a,  b  der  Bogen  aa^,  bb^  in  be- 
stimmte Correspondenz  treten.  Dieser  Bogen  ce^  bleibt  stets  sich 
selbst  congrueht  und  gleichliegend,  es  mag  der  Pol  P  in  der 
Ebene  angenommen  werden,  wo  man  will;  so  dass  er  aus  jeder 
anderen  Lage,  *  die  einem  Pole  5ß  entspricht,  in  die  vorige  durch  eine 
bloss  geradlinige  Bewegung  ohne  Drehung  übergehen  kann,  indem  jeder 
Punct  in  ihm  eine  Gerade  beschreibt,  welche  parallel  und  gleich  ^P  ist. 

Zieht  man  umgekehrt  aus  einem  beliebigen  Pol  P  nach  jedem  Puncte  a 
des  Bogens'  aa,  einen  Strahl  Pa  lind  aus  dem  a  entsprechenden  Puncte  b 
in  66,  den  Strahl  Äy  parallel  und  gleich  Pa,  so  ist  der  Ort  des  Endpunctes 
Y  wiederum  ein  solcher  Curvenbogen  77,,  welcher  mit  dem  vorigen  cc^ 
congruent  ist,  aber  gegen  diesen  symmetrisch  liegt,  so  dass  er  erst  mit 
ihm  gleichliegend  wird,  wenn  man  ihn  in  seiner  Ebene  eine  Drehung 
von  180®  machen  lässt. 


364  Geometrische  Lehrsätze. 

Der  Bogen  cc,  wird  femer  auch  noch  auf  folgendo  dritte  Art  ema^ 
Verbindet  man  jedes  Paar  entsprechender  Piincte  a,  b  der  Bogen  oa,,  U^ 
durch  eine  Gerade  ab  und  zieht  aus  irgend  einem  Pol  P  den  Strahl  PC 
parallel  und  gleich  ab,  bo  ist  der  Ort  seines  Endpunctes  C  abermals  ein 
solcher  Curvenbogen  CC^,  der  mit  dem  Bogen  cc,  congruent  ist  und  mit 
ihm  gleich  oder  symmetrisch  liegt,  jebachdem ,  der  Strahl  PC  ans  P 
nach  der  einen  oder  nach  der  entgegengesetzten  Richtljng  gezogen  wird. 
Der  Bogen  6'C,  bleibt  sich  selbst  gleich  und  gleichlicgend,  während  die 
Bogen  ao,  und  bb^  ihre  gegenseitige  Lage  durch  blosse  Verschiebung, 
ohne  Drehung,  beliebig  ändern. 

Der  auf  diese  drei  verschiedenen  Arten  erzeugte  Bogen  oc,  hat  in 
Bezug  auf  die  Bogen  aa^  und  bb^  die  doppelte  Eigenschaft:  1)  „dass 
seine  Tangente  6  in  jedem  Puncto  c  den  Tangenten  9,  99  der 
Bogen  aa,,  66,  in  den  correspondirenden  Puncten  a,  b  parallel 
ist;"  und  2)  „dass  er  in  Rücksicht  seiner  Länge  dem  Unter- 
schiede der  Bogen  öa,  und  ää,  gleich  ist." 

Wird  bei  der  obigen  ersten  Con&truction  ans  dem  Puncto  a  statt  des 
Strahles  ac-  in  entgegengesetzter  Richtung  ein  Strahl  (uJ  auf  der  con- 
vexen  Seite  des  Bogens  oa,  dem  Stralüe  Pb  parallel  gezogen  und  ad 
gleich  Pb  genommen,  so  beschreibt  auch  der  Eudpunct  d  einen  Curven- 
bogen dd^ ,  dessen  Tangente  S)  in  jedem  Puncto  d  stets  den  Tangenten 
Sl,  i8  der  Bogen  aa,,  bb,  in  den  correspondirenden  Puncten  a,  b  parallel 
ist,  und  welcher  mit  sich  selbst  eongruent  bleibt,  der  auf  die  Curve  M, 
bezogene  Pol  P  taa%  liegen,  wo  man  will;  seine  Länge  'aber  ist  der 
Summe  der  Bogen  aa,  und  bb,  gleich.  Man  liat  also  . 
(I)  cc,  ^  a^^ — W,     (oder  cc,  ^W, — oo,), 

(H)  dd^  =  aa,-hbb,; 

uüd  d: 


Geometrische  Lehrsätze.  365 

liebigen  Pol  P  nach  jedem  Puncte  c  in  cc^  den  Strahl  Pc  und  aus  dem 
entsprechenden  Puncte  a  in  oa,  den  Strahl,  aß  mit  ihm  parallel  zieht 
und  a^^=Pc  nimmt,,  so  ist  der  Ort  des  Endpunctes  ß  ein  dem  Bogen 
bb^  gleicher  und  mit  ihm  gleichliegender  Curvenbogen  ßß,. 

Zieht  man  zwischen  je  zwei  entsprechenden  Puncten  a,  b  der  ge- 
gebenen Curven  aa^^  bb^  die  Gerade  ab,  so  ist  der  Ort  ihrer  Mitte  8  ^in 
dem  oben  beschriebenen  Bogen  dd^  ähnlicher  und  ähnlichliegender.  Bogen 
88p  dessen  Dimensionen  sich  zu  denen  von  dd^  wie  1:2  verhalten.  Der 
Bogen  68,  bleibt  sich  selbst  congruent,  während  aa^  und  6i,  ihre  gegen- 
seitige Lage  durch  blosse  parallele  Verschiebung  ohne  Drehung  beliebig 
ändern.  Wird  aber  der  Bogen  bb^  in  der  Ebene  um  180®  gedreht,  und 
werden  sodann  wieder  die  nämlichen  entsprechenden  Puncte  a  und  b  durch 
die  Gerade  ab  verbunden,  so  ist  der  Ort  ihrer  Mitte  y  jetzt  ein  dem 
Bogen  cc,.  ähnlicher  Bogen  xi\  ?  der  sich  auch  zu  rc,  wie  1 :  2  verhält. 
Zieht  man  femer  zwischen  den  entsprechenden  Puncten  b,  c  der  Bogen 
ü,,  c€^  die  Gerade  bcy  so  ist  der  Ort  ihrer  Mitte  a  ein  dem  aa,  ähn- 
licher und  ähnlichliegender  Bogen  aa,,  der  sich  zu  ihm  ebenfalls  wie  1:2 
verhält 

In  Rücksicht  der  vier  Curven  a^^^  bb^^  cc^^  dd^  mag  noch  bemerkt 
werden,  was  leicht  zu  sehen  ist,  dass  sowohl  ihre  Evoluten  als  auch 
ihre  Evolventen  unter  sich  die  nämliche  Beziehung  haben,  wie 
Jene  Curven  selbst. 

Besonderer  Fall.  Ist  insbesondere  die  eine  gegebene  Curye  bb^ 
ein  Kreisbogen,  und  wird  der  Pol  P  in  dessen  Mittelpunct  angenommen, 
so  werden  die  beiden  Curven  cc^  und  dd^  der  anderen  gegebenen  Curve 
aa^  parallel,  und  alsdann  enthalten  die  obigen  Formeln  (T)  und  (II)  den 
einen  von  den  zwei  bekannten  Sätzen  über  parallele  Curven.  Der  andere 
Satz  bezieht  sich  auf  den  Inhalt  der  oben  genannten  Vierecke  aa^c^c  und 
aa^d^d;  er  folgt  aus  dem  ersten  und  aus  dem  Umstände,  dass  hier  die 
Strahlen  Pb  =  ac  =  ad  eine  constante  Länge  haben,  nämlich  dem  Radius  r 
des  Kreises  gleich  sind;  denn  hierdurch  wird  der  Sector  Pbb^  =^r.i6,, 
und  für  die  Vierecke  hat  man 


(VI)  (aa,c,c=r. 

\aa,d,d  =  r. 


aa^ — \r,bb^  =^r.cc^-\-\r.bb^^ 
^^^^  —  ,  ,aa^-\-\r.bby  ^=r.dd^ — ^r.M,, 


was  den  zweiten  Satz  ausdrückt. 

Wird  dagegen  der  Pol  P  in  der  Ebene  des  Kreises  bb^  beliebig  an- 
genommen, so  bleiben  zwar  die  Curven  cc,  und  dd^  zufolge  des  Obigen 
.sich  selbst  congruent,  aber  sie  sind  nicht  mehr  der  Curve  aa,  parallel; 
jedoch  können  sie  durch  Verschiebung  immer  mit  dieser  in 
parallele  Lage  gebracht  werden. 


366  Geometriscbe  Lehraitie. 

Bemerkung. 

In  Sezug  auf  krummo  Oberflächen  finden  analoge  ConstructiODen  und 
zum  T&eil  auch  analoge  Sätze  statt.  Folgende  kurze  Andeutung  darüber 
m^  hier  genügen. 

Denkt  man  sich  zwei  beliebige  kromme  Oberflächen  A  und  B  in 
fester  T-age  und  an  denselben  ii^end  zwei  parallele  Beriihnings-Ebenen  9 
und  S,  nennt  diese  letzteren  entsprechende  BerShrungs-Ebenen, 
sowie  ihre  Beriihningspuncte  a  und  6  entsprechende  Puncte  der 
Flächen;  denkt  sich  femer  auf  diesen  Flächen  A  und  B  zwei  solche  be- 
grenzte Flächentheile  A^  und  B„  welche  überall,  bis  in  ihre  Grenzlinien, 
entsprechende  Puncte  enthalten,  und  zieht  sodann  aus  einem  im  Räume 
beliebig  gewählten  Pole  P  nach  jedem  Puncte  6  des  Flächentheiles  B, 
den  Strahl  Pf>  und  aus  dem  entsprechenden  Puncte  a  des  anderen  Flächen- 
theiles-^, mit  ihm  parallel  den  Strahl  oc,  und  nimmt  ae-^Pb,  so  ist 
der  Ort  des  EndpuncteS'  c  eine  bestimmte  dritte  Fläche  C, ,  deren  Be- 
rührunga  -  Ebene  6  im  Puncte  c  den  Berührungs- Ebenen  31  und  39  der 
Flächen  vi,  und  B^  in  den  correapondirenden  Puncten  a  und  b  parallel 
ist.  Die  Fläche  C\  bleibt  i^ch  selbst  congruent  und  gleicbliegend,  es  mag 
der  auf  die  Fläche  £,  bezogene  Pol  P  angenommen  werden,  wo  man 
will.  —  Wird  aus  dem  Puncte  a  der  Fläche  A^  statt  des  Strahles  ac 
ein  Strahl  ad  nach  gerade  entgegengesetzter  Richtung  gezt^en,  also  auch 
parallel  i%,  und  wird  ebenso  ad^Pi  genommen,  so  ist  der  Ort  des 
Eudpunctes  d  in  gleicher  Weise  eine  bestimmte  vierte  Fläche  />,,  deren 
Berührungs-Ebenen  denen  von  A\  und  S,  in  den  entsprechenden  Puncten 
parallel  sind,  und  welche  sich  selbst  congruent  und  gleichliegend  bleibt, 
während  der  Pol  P  seine  Lage  beliebig  ändert.  Zwischen  den  vier  Flächen 
findet  unter  anderen  die  folgende  Relation  statt: 
(VD)  C',4-ß,  =  2.d,-h2ß,. 

Ist  die  Fläche  B  insbesondere  eine  Kugelfläche  und  wird  ihr  Mittel- 


Geometrische  Lehrsätze. 


367 


In  derselben  Vorlesung  wurden  femer  die  folgenden  Aufgaben  be- 
handelt: 

„Zu  zwei  in  derselben  Ebene  gegebenen  beliebigen  Kegel- 
schnitten A  und  B  denjenigen  dritten  Kegelschnitt  C  zu  finden, 
in  Bezug  aufweichen  sie  einander  polar  entsprechen,  d.h.  jeder 
die  Polar-Figur  des  anderen  isf 

Es  wurde  gezeigt,  dass  es  im  Allgemeinen  vier  solche  Kegelschnitte  C 
giebt,  von  denen  jeder  der  Forderung  der  Aufgabe  genügt,  und  dass  die- 
selben auch  unter  sich  eine  merkwürdige  Beziehung  haben,  wonach  jeder 
von  jedem  anderen  auf  eigenthümliche  Weise  abhängt  und  dadurch  be- 
stimmt wird.  —  Für  die  sphärischen  Kegelschnitte  findet  alles  in  gleicher 
Weise  statt.  —  Auch  die  analoge  Aufgabe  über  Flächen  zweiter  Ordnung 
gestattet  ähnliche  Behandlung;  sie  lässt  im  Allgemeinen  8  Auflösungen  zu, 
und  die  8  Flächen,  welche  der  Aufgabe  genügen,  haben  ebensolche  gegen- 
seitige Beziehung,  dass  jede  durch  jede  andere  auf  eigenthümliche  Weise 
bestimmt  wird. 

Berlin,  im  März  1846. 


Geometrische    Lehrsätze. 


Grelle's  Journal  Band  XXXII.  S.  182  —  184. 

(Auszug  aus  einer  am  27.  November  1845  in  der  Akademie  der  Wissenschaften 

zu  Berlin  gehaltenen  Vorlesung.) 


Steiner't  Werke.    II.  24 


7    •    ll 


Geometrische  Lehrsätze. 

1.  „Eine  Curve  dritter  Ordnung  enthält  im  Allgemeinen 
27  solche  Puncte  P,  in  deren  jedem  sie  von  einem  Kegelschnitte 
sechspunctig  berührt  werden  kann.  Von  diesen  27  Puncten  sind 
9  reell  und  18  imaginär.  Die  Gleichung  vom  27"**"  Grade,  durch 
welche  die  27  Puncte  P  bestimmt  werden,  ist  immer  algebraisch 
aufzulösen,  was  für  die  Algebra  selbst  von  Interesse  ist." 

Von  den  27  Puncten  P  liegen  lOSmal  drei  in  einer  Geraden,  und 
diese  108  Geraden  haben  wiederum  eigenthümliche  Beziehungen,  sowohl 
unter  sich,  als  zu  anderen  von  der  Curve  abhängigen  ausgezeichneten 
Geraden  und  Pmicten.  So  z.  B.  liegen  von  den  9  reellen  Puncten  P  neun- 
mal drei  in  einer  Geraden,  und  von  diesen  9  Geraden  schneiden  sich  be- 
stimmte 3,  die  sich  wesentlich  von  den  6  übrigen  unterscheiden,  in  dem- 
selben Puncte  Q,  Solcher  Puncte  Q  giebt  es  im  Ganzen  12,  wofern  alle 
27  Puncte  P  in  Betracht  gezogen  werden,  und  diese  12  Puncte  Q  haben 
nebstdem  noch  andere  merkwürdige  Beziehungen  zu  der  Curve;   etc.  etc. 

2.  Werden  in  einer  Curve  dritter  Ordnung  zwei  beliebige  Puncte  P 
und  Q  als  fest  angenommen,  wird  femer  in  derselben  ein  willkürlicher 
Punct  A  angenommen  und  die  Gerade  PA  gezogen,  welche  der  Curve 
zum  dritten  Male  in  einem  Puncte  B  begegnet,  wird  sodann  weiter  die 
Gerade  QB  gezogen,  welche  die  Curve  zum  dritten  Male  in  einem  Puncte 
C  schneidet,  wird  femer  die  Gerade  PC  gezogen,  welche  die  Curve  in 
einem  neuen  Puncte  D  trifft,  und  werden  so  weiter  die  Geraden  QDE, 
PEFy  QFGy  . . .  gezogen,  welche  nach  der  Reihe  in  der  Curve  die  neuen 
Puncte  Ey  F^  G,  ...  bestimmen,  so  entsteht  ein  der  Curve  eingeschriebenes 
Polygon  ^-BCDjEFö...,  dessen  Seiten  der  Reihe  nach  abwechselnd  durch 
die  festen  Fundamentalpuncte  P  und  Q  gehen,  und  welches  entweder 
1)  sich  nicht  schliesst,  wie  lange  auch  die  Constraction  fortgesetzt 
werden  mag,  oder  2)  sich  schliesst  und  dann  eine  gerade  Zahl  2n  von 
Seiten  hat.     Im  letzteren  Falle  findet  folgender  Satz  statt: 

24* 


372  Geometrische  Lehrsätze, 

„Wenn  das  Polygon  sich  schlieest,  so  schlienst  ea  sich 
immer  und  hat  stets  die  nämliche  Seitenzahl  2n,  man  mag  die 
erste  Ecke  A  desselben  in  der  Curve  annehmen,  wo  man  will." 

Zieht  man  dio  Gerade  jPQ,  welche  die  Corve  in  einem  dritten  Pnncte 
R  schneidet,  legt  aus  B.  eine  Tangente  an  die  Curve  und  nennt  den  Be- 
rühniDgspunct  8,  so  hat  man  folgenden  Satz: 

„Wenn  den  Fundamcntalpnncten  /"und  Q  ein  geschlossenes 
Polygon  von  2m  Seiten  entspricht,  so  entspricht  sowohl  den 
PuQcten  P  und  S,  als  den  Puncten  Q  und  S,  als  Fundamenta]- 
puncten,  ein  Polygon  von  4n  Seiten." 

Kennt  man  also  zwei  Fundamentalpunct«  P  und  Q,  denen  ein  ge- 
schlossenes Polygon  von  2w  Seiten  entspricht,  so  ist  es  hiemach  leicht, 
zwei  solche  Fundamentalpuncte  {P  und  8  oder  Q  und  S)  zu  erhalten, 
denen  ein  Polygon  von  doppelter  Seitenzahl  4n  entspricht;  und  auch  um- 
gekehrt. 

In  einer  gegebenen  Curve  dritter  Ordnung  ^ebt  es  immer  unendlich 
viele  Paare  Fundamentalpuncte  P  und  Q,  denen  ein  geschlossenes  Polygon 
von  vorgeschriebener  gerader  Seitenzahl  entspricht  Man  kann  sogar  den 
einen  Punct  willkürlich  annehmen,  während  dann  der  andere  noch  in 
mehrfachen  Lagen  der  Forderung  genügen  kann. 

Solche  Punctepaare,  denen  geschlossene  Polygone  entsprechen,  werden 
durch  den  Satz  selbst  näher  bestimmt  und  sind  für  die  einfacheren  Poly- 
gone an  folgenden  Merkmalen  zu  erkennen. 

a)  Soll  das  Polygon  ein  Viereck  sein,  so  müssen  die  Tangenten  in 
P  und  Q  einander  in  irgend  einem  Puncto  T  auf  der  Curve  treffen.  In 
diesem  besonderen  Falle  ist  es  also  leicht,  geeignete  Fundamentalpuncte 
P  und  Q  zu  finden.  Auch  folgt  daraus,  dass,  wenn  P  in  der  Curve  be- 
liebig angenommen  wird,  dann  Q  in  drei  verschiedenen  Lagen  der  Forde- 
rung genügen  kann.     Femer  folgt  daraus,   wie  Fundamentalpunct«  P  und 


Geometrische  Lehrsätze.  373 

vStimmcD.  Sind  ü  und  V  zwei  Wondungspuncte,  ist  X  ein  willkürlicher 
anderer  Punct  der  Curve,  und  zieht  man  die  Geraden  XU  und  XVy  so 
sind  ihre  dritten  Schnittpuncte  mit  der  Curve  allemal  ein  Paar  Funda- 
mentalpuncte  P  und  Q,  denen  ein  Sechseck  entspricht.  Man  schliesst 
hieraus,  dass,  wenn  der  eine  Fundamentalpunct  P  beliebig  angenommen 
wird,  dann  der  andere  Q  in  8  verschiedenen  Lagen  der  Fprderung  ge- 
nügen kann;  ist  P  reell,  so  sind  von  den  8  Puncten  Q  nur  2  reell,  6  ima- 
ginär; etc. 

c)  Soll  das  Polygon  ein  Zehneck  sein,  so  müssen  P  und  Q  solche 
Lage  haben,  dass,  wenn  die  Tangenten  in  denselben  die  Curve  in  P,  und 
Q,  schneiden,  femer  die  Geraden  PQ,  und  QP,  der  Curve  in  P^  und  Q, 
begegnen,  weiter  die  Geraden  PQ-j  und  QP^  dieselbe  in  Pj  und  Q,  treffen, 
dass  dann  endlich  die  Geraden  PQ,  und  QPj  die  Curve  im  nämlichen 
Puncto  T  schneiden. 

3.  Hat  eine  Curve  vierter  Ordnung  zwei  üoppelpuncte  P  und  Q, 
so  lassen  sich  ihr  in  gleicher  Weise  Polygone  ABCDEF,,.  einschreiben, 
deren  Seiten  abwechselnd  durch  jene  festen  Puncto  P  und  Q  gehen,  und 
es  findet  dasselbe  Gesetz  statt: 

„üass,  wenn  das  Polygon  sich  schliesst,  es  sich  dann  immer 
schliesst  und  dabei  stets  die  nämliche  gerade  Seitenzahl  2n 
hat,  man  mag  die  erste  Ecke  A  desselben  in  der  Curve  an- 
nehmen, wo  man  will.''     Etc. 

Bemerkung.  Die  vorstehenden  Sätze  (2  und  3)  finden  in  analoger 
Weise  statt,  wenn  die  Seiten  des  Polygons  Kegelschnitte  sind  (anstatt 
Gerade);  nämlich  wenn  man  in  der  gegebenen  Curve  drei  beliebige  feste 
Puncto  X,  Yy  Z  annimmt,  durch  dieselben  und  abwechselnd  durch  P  und 
Q  Kegelschnitte  legt  und  mittelst  solcher  Kegelschnitte  das  der  Curve 
eingeschriebene  Polygon  construiit.     Etc. 


Sätze  über  Curven  zweiter  und  dritter  Ordnung. 


Crelle's  Journal  Band  XXXII.  S.  300  — 304. 


Il  <ll>  ,11  I  •lll  I 


'Ifll-         -■(  t  « • 


Sätze  über  Curven  zweiter  und  dritter  Ordnung. 

1.  „Durch  jeden  Punct  D  einer  Ellipse  gehen  drei  Kriimmungskreise 
der  letzteren,  welche  sie  in  irgend  drei  anderen  Puncten  A^  B,  C  osculiren; 
und  jedesmal  liegen  die  vier  Puncte  A,  J5,  C,  D  in  einem  Kreise."  Dieser 
Satz  ist  ge Wissermassen  ein  besonderer  Fall  von  dem  folgenden  Satze. 

2.  I.  Werden  in  einer  Curve  dritter  Ordnung  drei  beliebige  Puncte 
Ay  By  C  angenommen,  so  gehen  durch  dieselben  im  Allgemeinen  9  Kegel- 
schnitte Ky  wovon  jeder  die  Curve  in  irgend  einem  anderen  Puncte  osculirt; 
von  diesen  9  Osculationspuncten  sind  im  Allgemeinen  drei  reell  und  sechs 
imaginär,  demgemäss  sie  durch  3iZ  und  6/  bezeichnet  werden  mögen;  s 
Diesem  entsprechend  sind  auch  von  den  9  Kegelschnitten  K  drei  reell  und 
sechs  imaginär. 

Von  den  9  Osculationspuncten,  3Ä-f-6/,  liegen  12mal  3  mit  den 
drei  Puncten  A,  B,  C  zusammen  in  einem  Kegelschnitte  JST, ;  von  diesen 
12  Kegelschnitten  Ä,  sind  4  reell  und  8  imaginär;  nach  einer  gewissen 
Beziehung  gruppiren  sie  sich  zu  3  imd  3  in  vier  Systeme,  wovon  jedes 
einen  reellen  und  zwei  imaginäre  K^  enthält,  und  wobei  die  3^^,  jedes 
Systems  zusammen  durch  alle  9  Puncte  R  und  /  gehen,  so  dass  keiner 
von  diesen  in  zwei  von  jenen  liegt;  bei  dem  einen  System  geht  der  reelle 
Ä^  durch  die  3iJ,  und  die  6/  liegen,  zu  3  und  3,  in  den  zwei  imaginären 
K^\  bei  den  drei  anderen  Systemen  gehen  die  reellen  K^  einzeln  durch 
die  Puncte  3Ä  und  durch  2  imd  2  der  Puncte  6/.  Durch  jeden  der 
9  Puncte  Ä,  /  gehen  vier  Kegelschnitte  A",  *). 


*)  Es  linden  noch  weitere  Eigenschaften  statt ;  z.  B. :  Die  9  Kegelschnitte  K  jpup- 
piren  sich  zu  drei  in  12  Systeme,  entsprechend  dem  Umstände,  wie  ihre  Osculations- 
puncte  B,  I  zu  drei  und  drei  in  den  12  Kegelschnitten  Ki  liegen.  Die  3  K  jedes 
Systems  schneiden  einander  (ausser  in  A,  B,  C)  paarweise  in  3  Puncten  X,  so  dass 
12 mal  3X  oder  im  Ganzen  36X  entstehen.  Die  12ir|  wurden  oben,  zu  3  und  3,  in 
vier  Systeme  geordnet;  die  SKi  jedes  Systems  schneiden  einander  ebenso  paarweise  in 
3  Puncten  Y",  was  im  Ganzen  12  Puncte  Y  giebt.  Nun  lassen  sich  femer  durch  jeden 
der  9  Pimcte  Ä,  /  und  durch  die  3  Puncte  A,  B,  C  drei  neue  Kegelschnitte  L  legen, 
von  denen  jeder  die  Curve  C,  in  irgend  einem  anderen  Piuicto  Z   berührt  (was  zu- 


378  Sätze  über  Curveu  zweitur  uuil  dritter  Ordnung. 

II.  Durch  rilo  beliebig  ariircnoinmcnen  3  Puncte  A,  B,  C  sind  die 
9  PuDctc!  R,  I  bcHtiinint;  auch  »iiid  durch  jcileu  der  Ictztcrcu  dio  8  übrigen, 
aber  niclit  jeue  drei  bcstinmit.  Nämlich  vüu  den  drei  l'uncten  A,  B,  C 
können  iiwei  oder  alle  drei  ihre  Lage  gleichzeitig  ändern,  während  die 
9  Puncte  R,  I  fest  bleibeu;  äntlert  dt^;egeD  bloss  einer  von  jenen  seine 
Lage,  sü  ändern  sich  auch  die  letzteren  alle.  Folgende  Angaben  werden 
(lies  klarer  und  übersichtlicher  machen.  Der  Einfachheit  wegen  wollen 
wir  Ulis  dabei  zunächst  bloss  auf  die  reellen  Puuctc  'iR  beschränken  und 
sie  zu  diesem  Zwecke  durch  R,  S,   T  bezelchucn. 

Man  ziehe  die  Gerade  BC,  diu  der  Cnrve  in  einem  dritten  Puncte  D 
begegnet,  und  lasse  dieselbe  sich  um  diesen  festen  Punct  D  herumbe- 
wegen, wiibei  also  die  zwei  anderen  Schnitt[)uncte  B,  C  in  jedem  Momente 
sich  ändern  und  in  neue  Schnitt«  B^,C,  übei^ohen,  dann  entsprechen  den 
drei  Puncteii  A,  B^,  C,  immer  die  uämHchen  Puncto  R,  S,  T,  d.  h.  es 
gehen  durch  A,  W„,  C\  wiederum  drei  Kegelschnitte  K,  welche  die  Curve 
beziehlich  in  den  Puncten  R,  S,  "/"csculiren;  und  immer  liegen  tlie  6  Puncte 
A,  B^,  (\,  R,  S,  T  in  einem  KogelnichDitte  K,.  Ebenso  kann  man  nun 
weiter  dio  Gerade  AH^  ziehen  und  sie  um  ihren  dritten  Schnittpunct  E 
mit  der  Curve  hcrumbewegen,  wodurch  man  statt  A,  B^  neue  Schnitt« 
A,,  ß,  erhält,  und  wo  alsdann  dem  System  der  drei  Puncte  ^4,,  ß,,  C, 
dio  nämliclien  Puncto  R,  S,  T  in  gleichem  Sinne  entsprechen  wie  dem 
ursprünglichen  System  A,  B.  C. 

Man  sieht  hieraus,  dass  man,  um  ein  neues  System  von  drei  Puncten 
A^,  ß|,  C,  zu  haben,  welchem  die  Puncte  R,  S,  T  in  gleichem  Sinne 
entsjirechen  wie  den  gegebenen  Puncten  A,  B,  €,  zwei  derselben,  etwa 
A,  und  ß,,  auf  der  Curve  willkürlich  annolmien  und  dazu  den  dritten  (7, 
leicht  bestimmen  kann. 

Alle  diese  Systeme  A,  B,  C;  yi,,  ß,,  6',;  etc.,  denen  die  nämlichen 
Puncte  R,  S,   T  entsprechen,  lassen  sich  auch,  wie  folgt,  bestimmen  imd 


Sätze  über  Curven  zweiter  und  dritter  Ordnung.  379 

liegen  *).  Und  umgekehrt:  Zieht  mau  irgend  eiue  Gerade  G  imd  weiter 
aus  den  Puncten  a,  ß,  y?  io  denen  sie  die  Curve  schneidet,  durch  einen 
der  Puncte  Ä,  S,  T,  etwa  durch  Ä,  die  Geraden  aÄ,  ßü,  -yÄ,  so  treffen 
diese  die  Curve  allemal  in  einem  der  genannten  Systeme  Ay  B,  C;  etc. 
Hiernach  giebt  es  also  ebensoviele  Systeme  Ay  By  C,  als  sich  Gerade  G 
in  der  Ebene  ziehen  lassen;  jeder  Geraden  G  entsprechen  drei  Systeme 
(in  Bezug  auf  Ä,  S,  T);  und  umgekehrt,  jedem  System  A,  B,  C  ent- 
sprechen drei  Gerade  G. 

2)  Legt  man  durch  die  drei  Puncte  Ä,  S,  T  irgend  einen  Kegel- 
schnitt Ä',,  so  schneidet  er  die  Curve  noch  in  drei  Puncten,  welche  alle- 
mal eines  der  genannten  Systeme  A\  By  C;  A^^  jB,,  C\ ;  etc.  bilden.  (Ebenso 
schneidet  jeder  Kegelschnitt  Ä,  welcher  die  Curve  in  einem  der  drei  Puncte 
R,  Sy  T  osculirt,  dieselbe  ausserdem  in  einem  ^ojchen  System.)  Hieraus 
ergeben  sich  folgende  nähere  Bestimmungen. 

Der  durch  iJ,  S,  T  gelegte  Kegelschnitt  K^  kann  insbesondere  die 
Curve  in  irgend  einem  anderen  Puncte  osculiren,  in  welchem  dann  die 
drei  Puncte  A^,  /?,,  C\  (oder  Ay  By  C)  zusammenfallen;  und  zwar  kann 
dies,  zufolge  (I),  in  drei  reellen  Puncten  Ä,,  S,,  T^  (und  in  6  imaginären  /,) 
geschehen,  und  es  müssen  diese  drei  Puncte  mit  jenen  Ä,  S,  T  in  einem 
Kegelschnitte  K^  liegen.  Femer  findet  die  Wechselbeziehung  statt,  dass 
auch  durch  die  Puncte  Ä,,  /S,,  T,  drei  Kegelschnitte  K^  gehen,  welche 
die  Curve  einzeln  in  den  Puncten  Ä,  S,  T  osculiren.  Weiter  giebt  es 
9  Kegelschnitte  Ä, ,  von  welchen  jeder  die  Curve  in  einem  der  Puncte 
Ry  Sy  T  und  zugleich  in  einem  der  Pimcte  Ä,,  S,,  T,  osculirt.  Endlich 
haben  die  zwei  einander  zugeordneten  Systeme  von  drei  Puncten  Ry  S,  T 
und  Äp  S,,  T^  allemal  solche  Lage,  dass,  wenn  man  aus  einem  Puncte 
des  einen  Systems  durch  die  Puncte  des  anderen  Systems  Gerade  zieht, 
diese  drei  Geraden  der  Curve  stets  in  den  nämlichen  drei  festen  puncten 
Uy  Vy  W  begegnen.  Die  neun  Geraden,  welche  die  Puncte  beider  Systöme 
mit  einander  verbinden,  treffen  sich  somit,  zu  3  imd  3,  in  den  festen 
Puncten  Uy  V,  W;  diese  Puncte  liegen  in  einer  Geraden.  Sie  sind  die 
reellen  Wendungspuncte  der  Curve. 

Die  Puncte  Ä,  Ä,  T  haben  ferner  die  Eigenschaft,  dass  die  Tangente 
in  jedem  und  die  Gerade  durch  die  beiden  anderen  der  Curve  im  näm- 
lichen Puncte  begegnen,  so  dass  also  die  Geraden  7S,  TR,  SR  und  die 
Tangenten  in  Ä,  S,   T  die  Curve   in  den   nämlichen  drei  Puncten  r,  s,  t 

*)  Die  Aufgabe:  „Wenn  in  der  Curve  dritter  Ordnung  drei  beliebige 
Puncte  A^  B,  C  gegeben  sind,  in  derselben  denjonii^en  Punct  X  zu  fin- 
den, für  welchen  die  Geraden  AX,  BX,  CX  der  Curve  zum  dritten  Mal  in 
solchen  Puncten  a,  ß,  y  begegnen,  welche  in  einer  Geraden  lie«Tcn;"  hat 
im  Allgremeincn  neun  Aiiflösunj^en;  sie  pfiebt  fnr  A^  die  nämlichen,  oben  (I)  betrachteten 
neun  Puncte  3Ä  und  6/. 


3S0  S>tt«  nW  CaiT«n  tmeiut  und  driiur  Oidflaw- 

schneiden.  Ebenso  werden  durch  A,.  .S,.  T,  drei  neue  Puactc  r,.  ^.  f, 
be^timmL  Die^e  neuen  Syitteme  r.  t,  t  tmd  r,,  *,.  f,  babea  dwchwtf 
gleiche  Eigenschaften  wie  die  vorigen:  die  sind  einuMkr  nigronfaeC,  ^ti 
die  9  Geraden,  wekbe  sie  wechsebeitig  verbioden.  gebeo  ebenblb.  a  3 
und  3.  durch  die  WeoduDgspuDCle  tf,  V,  W;  u.  ^  w. 

[Q.  Aendeit  tmi  den  Puncten  A,  B,  C  \Aoss  einer  «eine  La«»-  ^ 
äadeni  sich  alle  9  Poncte  if,  /;  kommen  jene  iusbeMMMki«  in  eine  Gcnde 
ABC  lu  liegen,  so  lösen  sich  die  oben  (I)  betrachteten  Kegebcknitte  K 
und  £,  in  Systeme  \oa  zwei  Geraden  auf:  die  eine  Gerade  jedes  System« 
ist  allen  gemein;  $ie  i^  die  eben  genannte  Gerade  ABC:  die  andere  L^i 
reell  oder  imaginär,  jenacbdem  zuvur  der  betiefende  KeceL«hnitt  reell 
oder  imaginär  war.  Bezeichnen  wir  diese  anderen  GeradoL  wie  zotot  di« 
Kegebchoille,  durch  K  und  A',.  so  ergiebt  sich  nn  dem  obigen  (I)  un- 
mittelbar Folgende«: 

.Eine  Cnire  dritter  Ordnung  hal  im  Allgemeinen  9  WeodongspmKie. 
drei  reelle  3R  nnd  sechs  imaginäre  6/,  (ebeft<o  9  Wendnngstai^enten  K, 
drei  reelle  ond  sechs  imaginäre).  Von  den  9  Wendnngsponcien  Uegen 
12mal  3  in  einer  Gnaden  A', :  tou  diesen  12  Geraden  K,  and  4  reell 
und  S  imaginär:  sie  grappiren  sich  zu  3  und  3  in  Tier  Srsteme.  deren 
jedes  eine  reelle  nnd  zwei  imaginäre  Gerade  £|  enthält,  die  zasunmen 
dureh  alle  9  Pnncte  R  nnd  /  geben:  bei  dem  einen  System  geht  die  reelle 
Gerade  dnreh  die  ZR,  nnd  die  zwei  imaginären  Geraden  enthalten  die  6/ 
zu  3  und  3:  bei  den  drei  übrigen  Systemen  gehen  die  reellen  Geraden 
einzeln  durch  die  3  Poncte  R  und  dorefa  i  und  i  der  6  Puncte  /;  durch 
jeden  der  9  Pnncte  R,  I  geben  der  Gerade  A',.~ 

3.  Bne  Curre  dritter  Ordnung  kann  im  Allgemeinen  in  jedem  ihm^ 
Puncte  P  Ton  einem  Kegelschnitte  fnnfpnnctig  b«ührt  werden :  lieide  Curven 
haben  dann  ausserdem  noch  einen  sechsten  Punct  A  gemein,  der.  wie  folgt, 
bestimmt  wird.    Die  Tangenie  in  /*  an  die  Ourre  dritter  Ordnung  schneide 


lieber  das  dem  Kreise  umschriebene  Viereck. 


Crelle's  Journal  Band  XXXII.  S.  305  — 310. 


Hierzu  Taf.  XVH— XIX  Fi^.  1-4. 


lieber  das  dem  Kreise  umschriebene  Viereck. 

Die  Lehrbücher  der  Geometrie  enthalten  den  Satz: 

„Dass  dem  Viereck  nur  dann  ein  Kreis  sich  einschreiben 
lasse,  wenn  die  Summen  der  Gegenseiten  gleich  sind." 

Dieser  Satz  ist  mangelhaft  mid  unvollständig;  er  ist  in  zwei  Hin- 
sichten nur  ein  Bruchstück.  Man  dachte  dabei  bloss  an  das  convexe 
Viereck  und  selbst  bei  diesem  nur  an  den  Fall,  wo  der  Kreis  keine  Seite 
in  ihrer  Verlängerung  berührt.  J)a  man  aber  schon  beim  Dreieck  diese 
Beschränkung  aufgehoben  und  statt  des  einen  eingeschriebenen  Kreises 
vier  eingeschriebene  Kreise  betrachtet  hat,  so  muss  auch  dem  Viereck 
eine  freiere  Auffassung  zukommen.  Der  vollständigere  und  umfassendere 
Satz  für  das  Viereck  lautet,  wie  folgt: 

„Jedes  Viereck,  bei  welchem  entweder  die  Summe  irgend 
zweier  Seiten  gleich  ist  der  Summe  der  beiden  übrigen,  oder 
die  Differenz  irgend  zweier  Seiten  gleich  ist  der  Differenz  der 
beiden  übrigen,  ist  allemal  einem  Kreise  umschrieben."  Und 
umgekehrt:  „Bei  jedem  dem  Kreise  umschriebenen  Viereck  ist,  in 
Betracht  je  zweier  Seiten,  entweder  ihre  Summe  oder  ihr  Unter- 
schied beziehlich  gleich  der  Summe  oder  dem  Unterschiede  der 
beiden  anderen  Seiten." 

Dieser  Satz  gilt  gleichma\ssig  für  alle  drei  Arten  einfacher  Vier- 
ecke: für  convexe,  concave  (mit  einspringendem  Winkel)  und  üb  er- 
schlagene. 

Die  beiderlei  Bedingimgen  über  Summe  oder  Unterschied  der  Selten 
des  Vierecks  linden  immer  zugleich  statt;  jedoch  die  der  Summe  nur 
auf  eine,  dagegen  die  des  Unterschiedes  auf  zwei  verschiedene  Arten. 
Sind  a,  6,  c,  d  die  Seiten,  abgesehen  von  ihrer  Aufeinanderfolge,  und  ist 
in  Rücksicht  ihrer  Grösse 

(1)  a  >  6  >  c  >  d, 


384  lieber  (la.<>  dem  Kreise  uinitchriebene  Viereck. 

SO  hat  man  zugleich  die  drei  Gleichungen 
ia-hd  =  b-hc, 
(2)  {  a—c  =  b—d, 

\a—b  =  c—d; 
von  denen  jede  die  beiden  anderen  zur  Folge  hat.  Sind  umgekehrt  \'ier 
Gerade  a,  b,  c,  d  unter  einer  dieser  Bedingungen  gegeben,  und  verbindet 
man  sie  nach  beliebiger  Ordnung  zu  irgend  einem  Viereck,  so  ist  dieses 
dem  Satze  gomäsa,  allemal  irgend  einem  Kreise  umschrieben.  Es  können 
aber  die  vier  Seiten  nur  nach  drei  wesentlich  verschiedenen  Ordnungen 
auf  einander  folgen,  und  somit  giebt  es  in  dieser  Hinsicht  nur  drei  ver- 
schiedene Vierecke  F,,  F,  und  F,,  die  sich  am  leicht«st«n  durch  ihre  . 
Gegenseiten  unterscheiden  lassen,  nämlich'. 

F,   ^  abdc  mit  den  Gegenseiten  a  und  d,  b  und  e; 

F,  =  alcd  mit  den  Gegenseiten  a  und  c,  b  und  d; 

Fj  =  arM  mit  den  Gegenseiten  a  imd  b,  e  und  rf. 
Das  Viereck  ist  durch  die  vier  Seiten  nicht  bestimmt;  vielmehr  kann  es 
seine  Form  in  unendlichfacher  Weise  andern ;  es  kann  sogar  aus  einer  der  drei 
Haupt-Arten  (convex,  concav  und  überschl^en)  in  die  anderen  übergehen. 
Von  den  unzähligen  Formen,  in  welche  jedes  der  drei  in  Betracht  stehenden 
Vierecke  F, ,  F,,  F,  durch  stetige  Veränderung  übei^hen  kann,  mögen 
sechs  besonders  hervorgehoben  werden.  Sie  sind  in  den  Figuren-Gruppen 
1,  2,  3,  Taf.  XVII— XIX  unter  I,  II,  III,  IV,  V  und  VI  dai^estellt.  Für 
alle  drei  Fälle  ist  Fig.  I  ein  convcxes  Viereck,  und  aus  ihm  folgen,  durch 
blosses  Verschieben,  die  fünf  übrigen.  Wir  wollen  sie  einzeln  betrachten. 
Fig.  1.  Hier  kann  I  fibei^ehen  in  das  Dreieck  II,  oder  in  das  Drei- 
eck III;  dort  wird  die  Diagonale  ÄC,  hier  die  Dii^onale  DB  ein  Maximum. 
Sodann  gehen  H  und  Ili   in  die  concaven  Vierecke  IV  und  V  über,  und 


Ueber  das  dem  Kreise  umschriebene  Viereck.  385 

weiter  das  überschlagene  Viereck  V,  welches  zuletzt  in  die  Gerade  VI 
übergeht;  wobei  DB  ein  Maximum  und  zugleich  ^C  ein  Minimum  wird. 
Auch  hier  kann  I  unmittelbar  in  die  Gerade  VI  übergehen. 

Jedes  der  beiden  Vierecke  V^  und  V^  kann  somit  von  jeder  der  drei 
Arten:  convex,  concav  oder  überschlagen  sein,  wogegen  das  Viereck  F, 
nur  convex  oder  concav,  aber  nicht  überschlagen  sein  kann,  weil  in  einem 
überschlagenen  Viereck  die  Summen  der  Gegenseiten  niemals  gleich  sein 
können. 

Was  die  Lage  des  eingeschriebenen  Kreises  gegen  das  Viereck  be- 
trifft, so  liegt  er  bei  allen  Vierecken  F,  innerhalb,  dagegen  bei  allen  Vier- 
ecken Fj  und  F,  ausserhalb  derselben.  Bei  den  obigen  sechs  Formen 
sind  folgende  nähere  Umstände  anzugeben. 

Fig.  1.  Bei  I  berührt  der  Kreis  jede  Seite  zwischen  ihren  End- 
puncten;  bei  II  berührt  er  die  Seiten  b  und  d  in  ihrem  gemeinsamen 
Endpuncte  B;  bei  IV  berührt  er  die  Verlängerungen  der  Seiten  b  und  d 
über  B  hinaus;  und  bei  VI  reducirt  er  sich  auf  seinen  Mittelpunct,  der 
zwischen  B  und  D  liegt.  Bei  III  imd  V  findet  Analoges  statt  wie  bei 
II  und  IV. 

Fig.  2  und  3.  Bei  I  berührt  der  Kreis  alle  Seiten  in  ihren  Ver- 
längerungen; bei  II  berührt  er  zwei  Seiten  im  Puncto  B,  die  zwei  an- 
deren in  ihren  Verlängerungen  über  A  und  C  hinaus,  so  dass  er  ausser- 
halb des  Dreiecks  ADC  liegt;  bei  III  bejührt  er  die  an  B  liegenden 
Seiten  zwischen  ihren  Endpuncten,  die  beiden  anderen  in  der  Verlängerung 
über  A  und  C  hinaus;  bei  IV  berührt  er  zwei  Seiten  a  und  d  in  ihrem 
gemeinsamen  Endpuncte  A  und  von  den  übrigen  die  eine  zwischen  ihren 
Endpuncten  und  die  andere  in  der  Verlängerung;,  bei  V  berührt  er  die 
sich,  kreiizenden  Seiten  zwischen  ihren  Endpuncten  und  die  beiden  an- 
deren in  ihren  Verlängerungen  über  A  und  C  hinaus,  so  dass  er  zwischen 
diesen  Ecken  A  und  C  liegt;  bei  VI  endlich  reducirt  sich  der  Kreis  auf 
seinen  Mittelpunct. 

Um  die  den  Vierecken  F,,  F,,  F,  eingeschriebenen  Kreise  zu  imter- 
scheiden,  sollen  sie  beziehlich  durch  Ä,,  Ä,,  K^  und  ihre  Radien  durch 
r, ,  r^,  r,  bezeichnet  werden.  Jeder  dieser  Kreise  hat  in  Rücksicht  seiner 
Grösse  im  Allgemeinen  einen  begrenzten  Spielraum;  sein  Radius  kann 
stetig  abnehmen,  bis  er  Null  wird;  dagegen  kann  er  nicht  beliebig  zu- 
nehmen, sondern  nur  bis  zu  einem  bestimmten  Maximum,  welches  näher 
anzugeben  ist. 

Man  setze 

a-\-d  =  b-{-c  =  8, 

(3)  ,  {a — c  =^b — d=ty 

a — b  =  c — d  =  u, 

Steiner't  Werke.    II.  25 


386  Ueber  dos  dem  Kreise  muschriebone  Viereck. 

Diese  GleichuDgen  drücken  beziehlich  das  Verhalten  der  Gegenseiten 
bei  den  drei  Vierecken  V„  V„  F,  aus.  Werden  die  Maxima  der  Radien 
*■,,  r„  r,  dnrch  Ä,,  ft,,  Ä,  bezeichnet,  so  hat  man 

und  daher 

(5)  fi,,fi.:«.=4:i:A., 

und  weil  s  >  O «  ist,  so  ist  auch 

(6)  Ä,>ß,  >Ä,. 

Hiemach  lässt  .sich  die  Möglichkeit  oder  Unmöglichkeit  der  folgenden 
Aufgabe  leicht  ermessen. 

„Ein  Viereck,  dessen  Seiten  gegeben  sind  und  zudem  den 
obigen  Bedingungen  (2)  genügen,  einem  gegebenen  Kreise  K 
zu  umschreiben." 

Ist  R  der  Radius  des  gegebenen  Kreises,  und  ist  R  :>  R,,  so  ist  die 
Lösung  unmöglich.  Ist  di^egen  Ä<;ft,,  so  sind  6  reelle  Lösungen  mög- 
lich; nämlich  von  jedem  der  drei  Vierecke  V^,  V^,  V^  sind  zwei  ver- 
schiedene möglich.  Ist  ferner  R~>- R,,  aber  R<iR^,  so  sind  4  reelle 
Lösungen  möglich ;  nämlich  von  den  Vierecken  V^  und  F,  sind  von  jedem 
zwei  möglich.  Und  ist  endlich  R:>R,  und  Ä<:Ä,,  so  sind  nur  zwei 
verschiedene  Vierecke  F,  möglich.  Diese  als  möglich  angegebenen  Vier- 
ecke sind  zu  constmiren. 

In  äetracht  der  drei  Vierecke  V„  V^,  V^  können  auch  besondere  Fälle 
eintreten.  Die  Seiten  können  theilwei.ie,  oder  auch  alle  einander  gleich 
sein,  ohne  dasa  dadurch  die  obige  Bedingung  (2)  gestört  wird.   .Nämlich 


lieber  das  dem  Kreise  umschriebene  Viereck.  387 

Maxima  werden  hier 

Im  Falle  (7)  sind  alle  drei  Vierecke  gleich,  sind  Rauten,  und  für  die 
Maxima  hat  man 

(9)  Ä,  =ia;     Ä,=Ä,  =  -^=oo. 

Werden  die  Seiten  eines  einfachen  Vierecks  verlängert,  so  entsteht 
das  vollständige  Vierseit,  und  dieses  besteht  dann  aus  drei  einfachen 
Vierecken,  von  welchen  das  eine  convex,  das  andere  concav  und  das 
dritte  überschlagen  ist.  Ist  eines  dieser  einfachen  Vierecke  einem  Kreise 
umschrieben,  so  sind  auch  die  beiden  anderen,  sowie  das  vollständige 
Vierseit  demselben  umschrieben.  Und  umgekehrt:  je  vier  Tangenten 
eines  Kreises  bilden  ein  umschriebenes  vollständiges  Vierseit,  bestehend 
aus  drei  einfachen  Vierecken,  die  alle  demselben  Kreise  umschrieben 
sind,  so  dass  die  Seiten  eines  jeden  der  obigen  Bedingung  (2)  genügen. 

Es  sei  Fig.  4  ein  vollständiges  Vierseit.  Die  drei  einfachen  Vierecke, 
welche  es  enthält,  sind 

das  convexe  ABCDA  =  21, 

das  concave  EDFBE  =  33, 

das  überschlagene  AECFA  =  6. 

Nach  bloss  äusserlichem  Ansehen  der  Figur  kann  der  eingeschriebene 
Kreis  sich  nur  auf  zwei  Arten  gegen  das  vollständige  Vierseit  verhalten: 
nämlich  er  liegt  entweder 

a)    im  «Räume  X, 
oder 

P)    im  Räume  Y. 

Im  Falle  (a)  sind  bei  den  Vierecken  21  und  33  die  Summen  und  bei 
6  die  Unterschiede  der  Gegenseiten  gleich;  oder  bei  @  sind  die  Summen 
der  den  Ecken  A  und  C  anliegenden  Seiten  gleich.     Also  ist 

(AB+CD  =  AD+CB, 

(10)  j  BE+DF  =  BF+DE, 

\aE-{-AF=  CE-hCF, 

Im  Falle  (ß)  sind  in  jedem  der  drei  einfachen  Vierecke  die  Unter- 
scliiede  der  Gegenseiten  gleich;  oder  bei  21  sind  die  Summen  der  den 
Ecken  A  und  6',  bei  33  die  Summen  der  den  Ecken  E  und  F,  und  bei 
(5  die  Summen  der  den  Ecken  E  und  F  anliegenden  Seiten  gleich.  In 
Zeichen  ist  also 

(AB^AD  =  CB-hCD, 

(11)  IeB^ED  =  FB+FD, 

[EA-i-EC  =  FA-^Fa 

25* 


388  Deber  das  dem  Kreise  umschriebene  Viereck. 

Hieraus  lässt  sich  entnehmen,  wie  man,  wenn  eines  der  drei  einfathcn 
Vierecke  SS,  S,  6  unter  der  Bedingung  (2)  gegeben  ist,  alsdatiQ  auf  das 
Verhalten  der  beiden  anderen ,  sowie  auf  die  Lf^;e  des  Kreises  schlieRsen 
kann.  Z.  B.  bei  dem  überschlagSnen  Viereck  6  liegt  der  Kreis  immer 
zwischen  denjenigen  Gegen-Ecken  (A  und  C,  oder  E  und  F),  an  denen 
die  anliegenden  Seiten  gleiche  Summen  haben;  u.  s.  w. 

Bemerkung.  Der  obige  Lehrsatz  Ober  das  dem  Kreise  umschriebene 
ebene  Viereck,  sowie  die  übrigen  Betrachtungen  über  dasselbe,  finden  auf 
gleiche  Weise  auch  für  das  sphärische   V^iereck  statt. 


Elementare  Lösung  einer  geometrischen  Auf- 
gabe, und  über   einige  damit  in  Beziehung 
stehende  Eigenschaften  der  Kegelschnitte. 


Crelle's  Journal  Band  XXXVII.  S.  161—192. 

(Auszug  aus  einer  am  19.  April  1847  der  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin 

vorgelegten  Abhandlung.) 


Hierzu  Taf.  iX  Fig.  1—4. 


Elementare  Lösung  einer  geometrischen  Auf- 
gabe, und  über  einige  damit  in  Beziehung 
stehende  Eigenschaften  der  Kegelschnitte. 

§1- 

Aufgabe  I.  „Aus  der  Spitze  C  eines  Dreiecks  ABC  nach 
irgend  einem  Puncte  D  der  Grundlinie  AB  eine  solche  Gerade 
('D  zu  ziehen,  deren  Quadrat  zu  dem  Rechteck  unter  den  Ab- 
schnitten der  Grundlinie,  AD  und  J?Z),  ein  gegebenes  Verhält- 
niss  hat,  wie  m-.n.^    Und 

IL  „Wenn  die  Grundlinie  AB  der  Grösse  und  Lage  nach 
gegeben  ist,  so  soll  die  Grenzlage  für  die  Spitze  C  gefunden 
werden,  über  welche  hinaus  die  Forderung  (I)  unmöglich  wird." 

Erste  Auflösung. 

Man  setze  m:n  =  qy  so  soll  sein 

CD'  =  q.AD.BD. 

L  Was  zunächst  die  Construction  der  geforderten  Geraden  CD^  sowie 
deren  Möglichkeit  und  Unmöglichkeit  betrifft,  so  ergiebt  sich  dieses  Alles 
leicht,  wie  folgt. 

Man  beschreibe  um  das  Dreieck  ABC  (Taf.  XX  Fig.  1)  den  Kreis 
und  ziehe  mit  seiner  Grundlinie  parallel  die  Geraden  ü  und  V,  deren 
gleicher  Abstand  p  von  derselben  sich  zu  der  Höhe  h  des  Dreiecks  ver- 
hält, wie  w:m,  so  dass  also 

h:p  =  vi:n  =  q. 

Zieht  man  nun  weiter  aus  der  Spitze  C  durch  die  Schnitte  E  und 
is, ,  F  und  F^  der  Parallelen  U,  V  und  des  Kreises  die  Geraden  CF,  CE^ , 
CFj  CF^^  welche  die  Grundlinie  in  D  und  2>,,  2)  und  2)j  treffen,  so  sind 


392 


Ek-aiei^MB  Löstug  einer  geometrischen  Aufgabe,  und  über  einige 


CD,  CD,,  6©,  OD,   die  vier  vcrschiedeDen  Geraden,  welche  der  Ford« 
ruDg  (1)  geaügen.     Dcdd  vermöge  des  Kreises  Lst  z.  B. 

CD. DE  =  AD. DB, 
und  zufolge  der  Constniction 

CD:DE  =  hip  =  q, 
folglich  ist 

CZ)'  =  q.AD.DB. 

Von  deo  vier  Puncteu  der  GruDdlinie,  nach  welchen  die  verlangte 
Goraden  gezogen  sind,  liegen  allemal  zwei,  D  und  D^,  zwischen  den  End 
puncton  der  Grundlinie  AB,  wogegen  die  beiden  anderen,  3)  und  S),,  av 
ihrer  YerlSiigerung,  und  zwar  entweder  auf  jeder  Seite  einer,  wie  in  Fig. 
auf  Taf.  XX,  oder  beide  auf  einerlei  Seite  wie  in  Fig.  2  auf  Taf.  XX  liegen,  j( 
nachdem  nämlich  beziehlich  m>-R,  oder  m<Cti  ist.  Ist  insbesondere  m=^; 
und  h^p,  80  geht  V  durch  die  Spitze  C,  F  vereinigt  sich  mit  C,  un 
dann  fällt  62),  auf  V,  so  dass  der  Punct  5)j  sich  in'a  Unendliche  eatfem 
und  die  Gerade  CS)  wird  Tangente  des  Kreises  im  Puncto  C. 

Hiernach  ist  es  auch  klar,  wie  die  construirt^n  vier  Geraden  paai 
weise  unmöglich  oder  imaginär  werden  können.  Denn  je  nach  Beschaffet 
heit  der  gegebenen  Grössen  m,  n,  k  kann  die  eine  oder  andere  Parallele  i 
oder  V,  oder  es  können  beide  zugleich  jenseits  des  Kreises  liegen,  w 
dann  das  eine  oder  beide  Geradenpaare  unmöglich  werden.  Beim  Uebej 
gangsfall,  wo  eine  der  Parallelen  U  oder  V  den  Kreta  berührt,  fallen  di 
beiden  Geraden  des  bezüglichen  Paares  in  eine  zusammen. 

Bemerkung.  Die  vier  Geraden  CD,  CD,,  CS),  C©,,  oder  einfacht 
bezeichnet,  d,  rf,,  6,  S,  bilden  paarweise  mit  den  Schenkeln  des  Dreieck: 
CA  und  CB,  oder  «  und  b,  gleiche  Winkel,  nämlich  ea  ist 

Winkel  (aä)  =  (bd,),    und    Winkel    (a5)  =  (65,), 
weil  Bogen  AE  =  BE„    und        Bogen  AF  =  BF,. 


damit  in  Beziehung  stehende  Eigenschaften  der  Kegelschnitte.  393 

den  Durchmesser  des  umschriebenen  Kreises  und  das  Perpen- 
dikel auf  die  Gegenseite,  so  bilden  dieselben  mit  den  anliegen- 
den Seiten  gleiche  Winkel." 

Nimmt  man  für  einen  Augenblick  das  Dreieck  ABC  als  gegeben, 
dagegen  p  oder  q  =  h:p  als  unbestimmt  an,  so  ist  klar,  dass  q  ein 
Minimum  wird,  wenn  die  Parallele  ü  oder  V  den  Kreis  berührt,  in 
Eq  oder  F^  (Taf.  XX  Fig.  2);  dabei  fallen  d  und  d^  in  eine  Gerade  d^, 
oder  6  und  8,  in  eine  Gerade  8^  zusammen,  diese  Geraden  d^  und  8^ 
hälften  also  die  (inneren  imd  äusseren)  Winkel  an  der  Spitze  C.  Seien 
Z)^  und  S)o  die  Puncto,  in  welchen  diese  Geraden  die  Grundlinie  treffen, 
so  ist  also  einerseits  dl'.AD^.BD^^  und  andererseits  hliASi^^BS)^  ein  Mini- 
mum. —  Ist  insbesondere  das  Dreieck  an  der  Spitze  C  rechtwinklig,  so  ist 

dl :  AD,.BD,  =  8; :  A^,,B^,. 

IL  Was  nun  die  zweite  Frage  über  die  Grenzlage  der  Spitze  C  betrifft, 
wenn  die  Grundlinie  AB  als  fest  und  q  als  gegeben  angenommen  wird, 
so  lässt  sich  dieselbe  getrennt,  das  eine  Mal  in  Betracht  der  inneren 
Geraden  dy  d^  und  das  andere  Mal  in  Rücksicht  der  äusseren  Geraden 
8,  8j,  wie  folgt,  leicht  beantworten. 

A.  Wir  haben  bereits  gesehen,  dass  d  und  rf,  nur  so  lange  möglich 
sind,  als  die  Parallele  ü  den  Kreis  schneidet,  und  dass  also  der  Zustand, 
wo  ü  den  Kreis  nur  noch  berührt,  die  Grenze  bildet.  Dabei  vereinigt 
sich  der  Punct  E^  mit  E,  D^  mit  D  und  die  Gerade  d^  mit  d.  Der 
Punct  E  (Taf.  XX  Fig.  3)  ist  die  Mitte  des  Bogens  AEB,  und  sein  Ort 
^-  wenn  das  Dreieck  und  der  ihm  umschriebene  Kreis  sich  ändern  — 
ist  die  auf  der  Grundlinie  AB,  in  deren  Mitte  M,  senkrechte  Gerade  Y, 
Die  Gerade  d  hälftet  den  Winkel  {ph)  an  der  Spitze  C  Wird  unter 
diesen  Umständen  AD=^a^^  BD=b^  und  ö,+i,  =2y,  oder  AfA=MB=^ 
gesetzt,  so  hat  man  zunächst 

(1)  d'  =  qa^b^, 

(2)  -  =  i- 

Da  nach  einem  bekannten  Satze  über  das  Dreieck 

ab  =  d'-f-a,^,, 
so  ist  femer  (1) 

(3)  ab  =  (l-\-q)a,bi='^-±^d\ 
Aus  (2)  und  (3)  folgt: 

(4)  V.+^^J-^I, 

und  daraus  weiter 


(5)  o+6  =  (a,-l-^)Vl-h9  =  2Yl/H-?, 


394 


Elementare  Lösud)[  einer  t;«i metrischen  Aufgabe,  und  ober  eioiee 


d.  b.    die   Summe    der   Schenkel  a-\-b   ist   cormtant.      Man   setze   < 
Oonstante 

271/1+9  =  2a,     und     a^'—f  =  ß', 


I  ist 


1/1+?= 


(6) 
oder 
(7)      $  =  1+,i 


1  _ 


:^Yib=-l-YiJ,. 


(8) 

>Iaii  setite  feroer  CE  =  e,  DE  =/ nad  AE=^  BE  =  g,  so  ist 

d\f=h:y^q,     und     e^d+f, 
oder 

(9)  d  =  ,,/,    und     .  =  (1+5)/= 
und  weiter 

(10)  e:d:/=  a':f:-i^; 

(11)  de  =  ab;     df=a,b,;     ef=—ab  =  ^ab. 

1  P 

Üa  die  Dreiecke  DEB  und  DAC  ähnlich  sind,  so  ist 

(12)  ^.  =-^  =  i=etc.    (6), 
und  weiter 

(13)  ?=7/=v«=-ßi''=yV«'. 

Wird  der  Winkel  (ab)  oder  ÄCB  durch  ip  bezeichnet  und  bemerkt,    dass 
Winkel  BÄE=^^'^,  so  ist 


damit  in  Beziehung  stehende  Eigenschaften  der  Kegelschnitte.  395 


yi-hq:l;  dass  daher  auch  die  Summe  2a  der  Schenkel  constant 

ist  und  sich  zur  Grundlinie  2^  ebenfalls  wie  Yl-hq:l  verhält  (6); 
u.  s.  w."     Oder: 

„Die  gesuchte  Grenze  ist  eine  Ellipse,  welche  die  End- 
puncte  Ay  B  der  festen  Grundlinie  zu  Brennpuncten  hat,  und 
deren   grosse   Axe  2a   sich   zur  Grundlinie   oder   doppelten  Ex- 

centricität  2^  verhält,  wie  yi+j:!,  oder  deren  halbe  grosse 
Axe  a,    halbe  kleine  Axe  ß  und  Excentricität  7  sich  verhalten, 

wie  |/l-h? :  V? :  l.*' 

„Jede  Ellipse  hat  folgende  Eigenschaften:  Zieht  man  aus 
irgend  einem  Puncto  C  derselben  die  beiden  Leitstrahlen  o,  b 
und  errichtet  die  Normale  CE,  so  theilt  letztere  das  Stück  AB 
der  Hauptaxe  X  zwischen  den  Brennpuncten  allemal  in  solche 
Abschnitte,  a,  und  i,,  welche  zu  den  ihnen  anliegenden  Leit- 
strahlen constantes  Yerhältniss  haben,  und  zwar  wie  y-^9  ^*  ^' 
wie  die  Excentricität  zur  halben  grossen  Axe."  „Ebenso  hat 
das  Rechteck  unter  den  genannten  Abschnitten,  a^b^,  zum  Qua- 
drat der  Normale  d^  —  diese  bis  an  die  Hauptaxe  X  genommen 

—  constantes  Verhältniss,  nämlich  wie  Y'•ß^  ^'^'  wie  das  Qua- 
drat der  Excentricität  zum  Quadrat  der  halben  kleinen  Axe." 
„Desgleichen  hat  das  Quadrat  der  Normale,  d^y  zum  Rechteck 
unter  den  Leitstrahlen^  ab,  constantes  Verhältniss,  wie  ß*:a', 
d.  h.  wie  die  Quadrate  der  halben  Axen;  u.  s.  w.  (7)."  »Die  drei 
Abschliitte  der  Normale  zwischen  ihrem  Fusspunct  C  lind  ihren 
Schnittpuncten  2>,  E  mit  den  Axen  Xy  Y  haben  unter  sich  con- 
stantes Verhältniss,  und  zwar  wie  die  Quadrate  der  halben  Axen 
und  der  Excentricität,  nämlich  es  verhält  sich  ß:d:/=a^:p':Y' 
(10);  also  verhalten  sich  die  Stücke,  dund  e,  der  Normale  bis  an 
die  Axen  X,  Y  umgekehrt  wie  die  Quadrate  der  respectiven 
halben  Axen;  u.  s.  w."  „Das  Rechteck,  de,  unter  den  Stücken  d,  e 
der  Normale  bis  an  die  Axen  ist  gleich  dem  Rechteck,  ab,  unter 
den  Leitstrahlen;  u.  s.  w.  (11).*'  —  »Die  Gerade  g,  welche  einen 
der  Brennpuncte  mit  dem  Schnittpunct  E  der.N(>rmale  und  der 
zweiten  Axe  Y  verbindet,  verhält  sich  zum  Stück  der  Normale 
bis  an  diese  Axe,  e,  wie  die  Excentricität  zur  halben  grossen 
Axe  (13),  und  zum  Stück  der  Normale  zwischen  den  Axen,  /,  wie 
die  halbe  grosse  Axe  zur  Excentricität  (13);  so  dass  also  g  die 
mittlere  Proportionale  zwischen  exxndf,  oder  g^  =  ef  iat^  u.  s.  w." 

—  »Die  mittlere  Proportionale,  |/ai,  zwischen  den  Leitstrahlen, 
a  und  b,  multiplicirt  in  den  Cosinus  ihres  halben  Winkels,  ^9, 
ist  constant,  nämlich  gleich  der  halben  kleinen  Axe  ß  (14).*' 


396  Elementare  LüguDg  eioer  geoinetri sehen  Aufgabe,  und  ober  einige 

Mao  setze  den  Halbmesser  C'Jt/^ß,  und  denke  sich  den  coDJU(prt«o 
Halbmesser  MH  =  a^  gezogen,  so  ist  letzterer  bekanntlich  gleich  der 
mittleren  Proportionde  zwischen  den  Leitstrablen  a  und  b  aus  C, ,  also 
a,  =  ]/(ä>  und  somit  ist  (14) 

a,C08^cp  =  p. 

Wird  der  Winkel,  welchen  die  Leitstrahlen  aus  dem  Scheitel  H  ein- 
schliessen  durch  <!<  bezeichnet,  so  ist  ebenso 

ß,C08i^.   =   ß. 

Nun  ist  bekanntlich  a'+pj^a'+ß';  daher  folgt  für  die  Winkel  <p 
und  <{i  leicht  die  interessante  Relation: 

(15)  tangV+tangi^'  =  -^=-, 

d.  h.  „Die  Winkel,  welche  die  zwei  Paar  Leitstrablen  aus  den 
Hcheiteln  C,  H  irgend  zweier  conjugirten  Halbmesser  der  Ellipse 
unter  sich  bilden,  haben  die  Eigenschaft,  dass  die  Summe  der 
Quadrate  der  Tangenten  der  halben  Winkel  constant  ist,  näm- 
lich gleich  ist  dem  Quadrat  der  Excontricität,  dividirt  durch 
das  Quadrat  der  halben  kleinen  Äxc." 

Für  die  Axen  -  Scheit«!  ist  tangito'^i    und   tang4')('=^  0,    was 
P 
auch  stimmt. 

Für  die  besondere  Ellipse,  deren  Axen  sich  vorhalten,  wie  die  Diago- 
nale des  Quadrats  zur  Seite,  oder  bei  welcher  a'^2p'^27*,  hat  man 

(16)  taugi^'+tangi-p'  =  1. 

Für  diese  besondere  Ellipse  treten  überhaupt  in  den  obigen  Gleichungen 
und  Sätzen  ähnliche  interessante  Moditicationen  ein.  Sie  entspricht  der 
vorgelegten  Aufgabe  für  den  speciellen  Fall,  wo  das  Quadrat  der  aus  der 
Spitze  C  des  Dreiecks  zn  ziehenden  Geraden,  CD  oder  d,  dem  Rechteck 


damit  in  Beziehung  stehende  Eigfenschaften  der  Kegelschnitte.  397 

(1)  ö'  =  9«2*2» 

a  b 


(2) 
(3) 


ab  =  a,h,—V  =  (1— 9)aA  =  ^~^  3», 


a 


(4)  yi-,  =  -  =  .j-, 

(1.  li.  die  Differenz  der  Schenkel  a,  i  des  Dreiecks  ist  constant.   Man  setze 

2y|/1— ^  =  2a,     und.    y'— a'  =  ß^ 
so  ist 

(6)  A  =  Viir,=  «=f; 

Wird  CF=e,  35F=/  und  AF=BF=</  gesetzt,  so  ist  femer 

h:f=h:p  =  q,     und     c^/ — 8, 
oder 

(9)  0  =  ^/,     und     .  =  (l-5)/=iz^8; 

(10)  e:h:/  =  a'i^^if; 

1  y' 

(11)  8^  =  ab;     8/  =  a^i,;     ^/  =  —  aÄ==-*y^ai. 

?  P 

Da  die  Dreiecke  S)BF  und  ^CA  ähnlich 'sind,  so  ist  weiter 

(11)  |-=^  =  |  =  etc.     (6), 

oder 

(13)  9  =  j/=l-e  =  ^^  =  ^Väb. 

Wird  der  äussere  Winkel  an  der  Spitze  C  durch  tp,  bezeichnet,  so  liat  man 

±  T  ß 

oder 

(14)  V^cos^cp,  =ß. 

Diese  verschiedenen  Gleichungen  besagen  in  Worten  Aehnliches  wie  die 
obigen  (A),  z.  B. 


398  Elemenl&ra  Lösung  einer  geometrischen  Aufgabe,  und  über  einige 

„Alle  Dreiecke,  deren  Spitzen  C  io  der  gesuchten  Grenze 
liegen,  haben  die  Eigenschaft,  dass  die  Gerade  S  den  äusseren 
Winkel  an  der  Spitze  hätftet;  dass  die  Schenkel  a,  b  zu  den 
ilmen  anliegenden  Abschnitten  o,,  i,  der  Grundlinie  constantes 
Verhältniss  haben,  wie  ^1^ — q:  1  (4),  und  dass  daher  die  Diffe- 
renz 2a  der  Schenkel  (b — »,  oder  a — i)  constant  ist  (5)  und  sich 
zur  Grandlinie  2y  ebenfalls  wie  \\ — q:\  verhält  (6),  u.s.w."   Oder: 

„Die  gesuchte  Grenze  ist  im  gegenwärtigen  Falle  eine  Hy- 
perbel, welche  die  Endpuncte  A,  B  der  festen  Grundlinie  zu 
Brennpuncten  bat,  und  deren  Hauptaxe  2a  sich  zur  Grandlinie 
oder  doppelten  Excentricitat  2y  verhält,  wie  yi — q:\,  oder  deren 
Halbaxena,ß  und  Excentricität  f  sich  verhalten,  wie  }f\-q:}fq:\. 
(wenn  ß  als  reell  angesehen  wird)," 

F.ür  die  Hyperbel  enthalten  die  Gleichungen  analoge  Eigcnschaf^n 
wie  oben  für  die  Ellipse,  was  ich  nur  anzudeuten  brauche. 

Wie  man  sieht,  muss  hier  j  <:  1,  also  5*  >  a,6,  sein,  wenn  die  Hy- 
perbel reell  sein  soll. 

Ist  insbesondere  q^^,  so  wird  die  Hyperbel  gleichseitig,  nämlich 
et'^ß^^Yyi^,  und  dann  treten  in  den  Formeln  und  Sätzen  Mcdificationen 
ein,  wie  oben  bei  der  speciellen  EUipse,  bei  welcher  q=\. 

Bemerkung.  Die  in  der  Aufgabe  (U)  verlangte  Grenze  besteht 
demnach  im  Allgemeinen  aus  zwei  Kegelschnitten,  einer  Ellipse  und  einer 
Hyperbel,  welche  confocal  sind  und  zudem  die  zweite  Axe  2ß  gemein 
haben  (abgesehen  davon,  dass  dieselbe  für  die  Hyperbel  imaginär  ist); 
ihre  Hauptaxen  verhalten  sich,  wie  yi+g :  V"! — q.  Die  Kegelschnitte 
schneiden  einander  in  vier  Puncten  C^  und  zwar  rechtwinklig.  Somit 
giebt  es  vier  solche  besondere  (einander  gleiche)  Dreiecke  ABC,,  deren 
Spitzen  C^  in  beiden  Kegelschnitten  zugleich  liegen.    Für  jedes   dieser 


damit  in  Beziehung  stehende  Eigenschaften  der  Kegelschnitte.  399 

Abschnitten  der  Grundlinie  gleich  verhalten,  so  muss  es  an  der 
Spitze  rechtwinklig  sein,  oder  30  ist  der  Ort  seiner  Spitze  CJ, 
ein  Kreis,  welcher  die  Grundlinie  zum  Durchmesser  hat." 

Werden  die  beiden  Kegelschnitte,  Ellipse  und  Hyperbel,  oder  kürzer 
E  und  Hy  gezeichnet  gedacht,  so  theilen  sie  zusammen  die  Ebene  in 
7  Theile  oder  Räume  R.  Von  diesen  Räumen  liegen:  1)  zwei  sich  gleiche 
J?,  innerhalb  E  imd  H  zugleich;  2)  einer  Re  innerhalb  £  allein;  3)  zwei 
gleiche  Rh  innerhalb  H  allein;  und  endlich  4)  zwei  gleiche  72^. ausserhalb 
E  und  JGT.  Liegt  nun  die  Spitze  C  des  Dreiecks  ABC  entweder:  1)  in 
einem  der  beiden  Räume  i?,,  so  sind  sowohl  zwei  Gerade  d  (d.  h.  d  und  d^) 
als  zwei  Gerade  8  möglich;  2)  im  Räume  !?<.,  so  sind  nur  zwei  Gerade  d 
möglich;  3)  in  einem  der  zwei  Räume  Äa,  so  finden  nur  zwei  Gerade  8 
statt;  und  endlich  4)  in  einem  der  zwei  Räume  i?^,,  so  findet  weder  d 
noch  8  statt,  d.  h.  die  Aufgabe  (I)  ist  unmöglich. 

Zweite  Auflösung. 

Von  der  in  der  Aufgabe  (II)  verlangten  Grenze  kann  man  sich  durch 
folgende  Betrachtung  eine  klare  Anschauung  verschaffen. 

Wird  in  der  gegebenen  Grundlinie  AB  der  Theilungspunct  D  irgendwo 
angenommen,  so  ist,  wenn  zudem  auch  q  gegeben  ist,  die  Länge  der  Geraden 
CD  oder  d  bestimmt,  da  d'^  =  q.AD.BD  sein  soll.  Daher  ist  für  jeden. 
Theilungspunct  D  der  Ort  der  Spitze  C  des  Dreiecks  ein  Kreis,  der  D 
zum  Mittelpunct  und  d  zum  Radius  hat.  Und  daher  ist  klar,  dass  die 
gemeinsame  Enveloppe  E  aller  dieser  Kreise  D .  die  gesuchte  Grenze  ist. 
Jeder  Kreis  wird  von  der  Enveloppe  jE?*in  denjenigen  zwei  Puncten  C  be- 
rührt, in  welchen  er  von  dem  ihm  zunächst  folgenden  geschnitten  wird, 
oder,  wenn  man  sich  so  ausdrücken  darf,  in  welchen  er  von  dem  mit 
ihm  zusammenfallenden  (oder  von  sich  selbst)  geschnitten  wird.  In  jedem 
anderen  Puncto  C,  wird  er  von  einem  der  übrigen  Kreise  geschnitten,  aber 
nur  von  einem.  Jene  zwei  Berührungspuncte  C  lassen  sich  z.  B.  durch 
die  Eigenschaft  der  Aehnlichkeitspuncte  zweier  Kreise  leicht  geometrisch 
bestimmen. 

Es  seien  D  und  Z),  zwei  der  genannten  Kreise,  und  F  und  F^  seien 
ihre  Aehnlichkeitspuncte,  so  sind  diese  (nicht  allein  zu  den  Mittelpuncten 
D  und  Z), ,  sondern  zugleich  auch)  zu  den  gegebenen  Puncten  A  und  B 
harmonisch,  was  leicht  zu  erweisen  ist.  *Eine  äussere  gemeinschaftliche 
Tangente  t,  die  also  durch  den  äusseren  Aehnlichkeitspunct  F  geht,  be- 
rühre die  Kreise  beziehlich  in  6  und  (5,,  und  der  diesen  Puncten  zunächst 
liegende  Schnittpunct  der  Kreise  heisse  C,.  Bleibt  nun  D  fest,  während 
Z>j  ihm  näher  rückt,  bis  er  endlich  mit  ihm  zusammenfällt,  so  rücken 
die  Puncto  6  und  6\  auf  dem  festen  Kreise  D  einander  auch  näher,  bis 
sie  zuletzt  sich  in  einem  Punct  C  vereinigen,   welcher  der  verlangte  Be- 


400  ElemcDtare  Lüsudi;  einer  eeometrischen  Aufgabe,  und  über  eini^ 

rührnng.opanct  ist;  dabei  fallt  aucli  €,  in  C,  und  dor  innere- Aehnlichkeite- 
punct  F,,  der  stets  zwischen  D  und  i>,  liegt,  fällt  in  D.  Demnach  wer- 
den die  zwei  Puncte  C,  in  welchen  ein  beliebiger  Kreis  D  von  der  Enve- 
loppe  E  berührt  wird,  wie  folgt,  gefunden: 

„Zu  den  drei  Puncten  A,  D,  B  suche  man  den  vierten,  dem 
D  zugeordneten,  harmonischen  Punct  F  und  lege  aus  ihm  Tan- 
genten au  den  Kreis  D,  so  sind  deren  Berührungspuncte  die 
verlangten  zwei  Puncte  C" 

Zieht  man  aus  einem  der  construirten  Puncte  C  nach  den  Puncten 
A,  D,  B,  F  Strahlen  a,  d,  b,  f,  so  sind  diese  auch  hannonisch;  und  da 
d  und/  zu  einander  rechtwinklig  (als  Radius  und  Tangente  des  Kreises  U), 
so  hälften  sie  die  von  a  und  h  gebildeten  Winkel.  Hierdurch  gelangt  miu 
für  die  Bestimmung  des  Ortes  von  C  zu  denselben  drei  Fundamental- 
gleichungen, wie  bei  der  ersten  Auflösung  (II,  A,  1,  2,  3),  woraus  also, 
wie  dort,  folgt,  dass  die  Enveloppe  E  eine  Ellipse  ist. 

Der  Krei.4  D  kann  mit  der  Enveloppe  E  reelle  oder  imaginäre 
Berühmng  haben.  Ob  das  Eine  oder  Andere  stattfindet,  hängt  davon  ab, 
oder  wird  bei  der  obigen  ConstjTiction  daran  erkannt,  ob  aus  F  Tangenten 
an  den  Kreis  D  möglich  sind  oder  nicht,  also  ob  F  ausserhalb  oder 
innerhalb  des  Kreises  liegt,  oder  ob  d  kleiner  oder  grösser  als  DF 
ist.  Es  finden  immer  beiderlei  Kreise  statt,  und  der  besondere  Fall,  wo 
gerade  d^DF,  oder  zur  Unterscheidung,  d^  =  D^Fg,  bildet  den  üeber- 
gang  von  den  einen  zu  den  anderen.  Bei  diesem  Ucborgangafalle  ver- 
einigen sich  beide  Berührungspuncte  Cj  mit  F^,  und  der  Krois  D^  wird 
der  Krümmungskreis  der  Ellipse  -E  im  Scheitel  F„  ihrer  Hanptaxe  2a. 
Die  Lage  des  Mittelpunctes  Z>„  wird  durch  die  zwei  Gleichungen 
dl  =  q.AD,.BD„,     und     MA*  =  MD^.MF^, 

,  wenn  MD^  ^  .r  und  MA  ^  MB  ^  7  gesetzt  wird,  durch 


damit  in  ßeziehung  steheude  Eigenschaften  der  Kegelschnitte.  401 

Die  Berührungspuncte  C  der  Kreise  D  mit  der  Enveloppe  E  können 
ferner  auch  auf  folgende  umständlichere  Art  gefunden  werden,  was  hier  noch 
um  eines  unten  folgenden  Satzes  willen  in  Betracht  gezogen  werden  soll. 

Zieht  man  in  allen  Kreisen  D  parallele  Durchmesser  GG^  =  2d  nach 
einer  beliebigen  Richtung  Ä,  so  liegen  ihre  Endpuncte  G  und  Gj  jedesmal 
in  irgend  einem  Kegelschnitte  K  [denn  da  d^  =  q.AD.BD,  so  ist 
y^  =  q(^ — ^)(t^"^)5  wenn  man  d  =  yy  MD  =  x  imd  MA  =  'i  setzt]. 
Wird  nun  an  diesen  Kegelschnitt  K  im  Puncto  G  die  Tangente  GF  ge- 
legt, so  trifft  diese  die  Axe  X  im  nämlichen  Puncto  F,  aus  welchem  die 
an  den  Kreis  D  gelegten  Tangenten  die  verlangten  Berührungspuncte  C 
geben  (wie  bei  der  obigen  Construction).  —  Für  den  oben  genannten  üeber- 
gangsfall,  d.  h.  für  den  besonderen  Kreis  Z)^,  hat  man  dabei  das  Merkmal, 
dass  die  Tangente  GF  mit  der  Richtung  R  und  mit  der  Axe  X  gleiche 
Winkel  bildet,  oder  dass  D^F=  D^G  ist;  und  jenachdem  sie  mit  R  einen 
grösseren  oder  kleineren  Winkel  bildet  als  mit  X,  berührt  der  zu- 
gehörige Kreis  D  die  Enveloppe  E  reell  oder  imaginär.  Bei  dem  be- 
sonderen Kegelschnitte  ÄJ,,  der  entsteht,  wenn  72  zu  X  senkrecht  ist,  bildet 
also  für  jenen  Fall  die  Tangente  GF  mit  der  Axe  X  einen  Winkel  von  45®, 
xmd  je  nachdem  sie  mit  derselben  einen  kleineren  oder  grösseren  Winkel 
bildet,  berühren  sich  D  und  E  reell  oder  imaginär.  —  Da  beim  üeber- 
gangsfall  D^F=^ D^G  =  D^G^^  so  folgt,  dass  die  Tangenten  GF  und 
G^F  dabei  einen  rechten  Winkel  bilden.  Beiläufig  mag  noch  bemerkt 
werden,  dass  ^us  der  Bestimmungsart  der  Kegelschnitte  K  unmittelbar 
folgt,  dass  dieselben  die  Grundlinie  AB  zum  gemeinsamen  Durchmesser 
haben  (somit  unter  sich  und  mit  E  concentrisch  sind),  und  dass  der  dem- 
selben conjugirte  Durchmesser  für  jeden  K  der  zugehörigen  Richtung  R 
parallel  und  für  alle  K  von  constanter  Grösse  ist,  nämlich  er  isl  zugleich 
ein  Durchmesser  2d  desjenigen  Kreises  D  oder  i)»,,  dessen  Mittelpunct 
in  Jtf  fällt,  so  dass  also  2dfn  =  2,^=^2'^Yq.  Femer  folgt,  dass  jeder  Kegel- 
schnitt K  die  Enveloppe  E  in  zwei  Punoten  E  und  H^^  nämlich  in  den  End- 
puncten  eines  ihnen  gemeinsamen  Durchmessers,  berührt;  dieser  Durchmesser 
ist  dadurch  bestimmt,  dass  die  Normalen  (der  E)  in  seinen  Endpuncten  der 
jedesmaligen  Richtung  R  parallel  sind.  Demzufolge  ist  E  zugleich  auch 
die  Enveloppe  der  Schaar  Kegelschnitte  Ky  welche  sämmtlich  Ellipsen 
sind  und  innerhalb  der  Ellipse  E  liegen.  Jener  oben  erwähnte  besondere 
K^  hat  mit  E  die  Axe  2ß  gemein  und  berührt  sie  in  den  Scheiteln  der- 
selben. —  Für  die  obige  specielle  Ellipse,  die  eintritt,  wenn  5=1,  und 
bei  der  a='ß]/2^=  y]/2,  ist  AB  für  jeden  Kegelschnitt  K  einer  der 
gleichen  conjugirten  Durchmesser,  indem  2d,„  =  2ß  =  27;  und  daher  wird 
in  diesem  Falle  K^  ein  Kreis  über  dem  Durchmesser  AB, 

'  Wird  oben  anstatt  des  Theilungspunctes  D  zwischen  A  und  B  ein 
Theilungspunct  ©  in  der  Verlängerung  der  Grundlinie  AB^  also  jenseits 

Steiner'«  Werke.    11.  26 


402  Eleia«ntare  Lüsuu^  einer  );eoiiiBtri scheu  Aufj^be,  und.  über  einige 

A  oder  B  angenommen,  und  wird  sodann  mit  der  dadurcli  bestimmten 
Geraden  S  um  Um  ein  Kreis  S)  beschrieben,  bo  getaugt  man  zu  analogai 
Resultaten.  Nämlich  die  Eoveloppe  E  aller  Kreise  3)  ist  eine  Hyperbel: 
die  Kreise  zerfallen  in  zwei  Abtheilungeu,  die  einen  haben  mit  E  reelle. 
die  anderen  imaginäre  Berührung,  oud  der  Uebergang  von  den  einen  in 
den  anderen  geschieht  durch  die  Krümmungskreise  3),  in  den  Hanpt- 
ächcitoln  der  Hyperbel  E,  etc.  Femer:  Zieht  man  in  den  Kreisen  je  im 
System  pvalleler  Durchmesser  GG, ,  so  liegen  deren  Endpuncte  in  einer 
Hyperbel  K,  welche  die  Hyperbel  E  in  zwei  Puncten  H  und  S^,  nämlich 
ia  den  Endpuncteu  eines  gemeinsamen  Durchmessers  (eines  reellen  oder 
imaginären)  beivhrt;  u.  s.  w. 

Bemerkung.  Dass  die  obigen  Kreise  D  eine  Ellipse  E  zur  Eove- 
loppe haben,  und  diiss  die  Endpuncte  G  and  G,  je  eines  Systems  paralleler 
Durchmesser  derselben  in  einer  anderen  Ellipse  K  liegen,  u.  s.  w.,  daTt» 
kann  man  sich  durch  stere«metrische  Betrachtang,  durch  Projection,  eine 
klare  unmittelbare  Anschauung,  wie  folgt,  verschaffen. 

Man  denke  durch  den  Mittelpunct  M  einer  Kugel  eine  feste  Ebene  p, 
die  sie  in  einem  Hauptkreise  P  schneidet;  ferner  einen  der  Engel  nm- 
schriebenen  (geraden)  Cylinder  T,  dessen  Axe  (,  die  immer  durch  Af  geht, 
gegen  die  Ebene  p  unter  beliebigem  Winkel  X  geneigt  ist,  und  welcher 
die  Kugel  in  einem  Hauptkreise  @  berührt,  der  mit  dem  Kreise  P  ein» 
Durchmesser  QR  oder  Y  gemein  hat  Der  Cylinder  T  schneidet  die 
Ebene  p  in  einer  Ellipse  E,  die  M  zum  Mittelpunct  und  QR^  znr  klunen 
Axe  (2ß)  hat  Sei  Z  der  auf  der  Ebene  p  senkrechte  KugeldDrchmesaer, 
und  9  und  SB  dessen  Endpuncte'.  Jede  durch  Z  gelegte  Ebene  schneidet 
dio  Kugel  in  einem  Hauptkreise  St:  geht  die  Ebene  insbesondere  durch  Z 
untl  ¥,  so  heisse  der  Kreis  jt^.  Jeder  Kreis  St  bat  mit  dem  festen  Kreiw 
Q  einen  Durchmesser  ^,  gemein.  Alle  Kreise  £  haben  den  Durchmesser 
9l$  (oder  Z)  gemein,  und  die  demselben  conjugirten  Durchmesser  haboi 


damit  in  Beziehung  stehende  Eigensdiaften  der  Kegelschnitte.  403 

Der  Kreis  P  entspricht  sich  selbst.  Dem  Kreise  6  entspricht,  die 
Ellipse  E;  dem  senkrechten  Durchmesser  Z  entspricht  die  grosse  Axe  X 
von  E;  den  Endpuncton  31  mid  S  entsprechen  die  Brennpuncte  A  und 
B  von  E,  Jedem  Kreise  2)  entspricht  ein  ihm  gleicher  Kreis  Z),  dessen 
Mittelpunct  D  die  Strecke  AB  der  Axe  X  zum  Ort  hat;  den  zwei  Schnitt- 
puncten.6  von  3)  und  6  entsprechen  die  zwei  Berührungspuncte  C  von 
D  und  E;  den  besonderen  zwei  Kreiden  2)^,  und  S)J  entsprechen  die 
Krümmungskreise  D^  und  D\  in  den  Scheiteln  der  grossen  Axe  X;  und 
überhaupt,  jenachdem  der  Kreis  3)  den  Kreis  6  schneiet  oder  nicht,  hat 
D  mit  E  reelle  oder  imaginäre  Berührung,  und  der  Schnittlinie  66  der 
Ebenen  von  3)  und  6  entspricht  immer  die  reelle^  oder  ideelle  Be- 
rührungssehne CC  von  D  und  E.  Die  Kreise  Ä  gehen  in  eine  Schaar 
Ellipsen  K  über;  je  einem  System  paralleler  Durchmesser  ®®i  der  Kreise 
2)  entsprechen  parallele  Durchmesser  GG^  der  Kreise  2>,  deren  Endpuncte 
G  und  ff,  in  je  einer  Ellipse  K  liegen;  den.  Schnittpuncten  §  und  ^, 
von  Ä  und  6  entsprechen  die  Berührungspuncte  H  und  H^  von  iT  und  E, 
und  Äö",  ist  allemal  gemeinsamer  Durchmesser  der  letzteren;  dem  ge- 
meinsamen Durchmesser  3133  aller  Kreise  Ä  entspricht  der  gemeinsame 
Durchmesser  AB  aller  Ellipsen  K,  und  die  diesen  beiden  Durchmessern 
beiderseits  conjugirten  Durchmesser  fallen  zusammen  und  sind  zugleich 
die  Durchmesser  des  Kreises  P,  Dem  besonderen  Kreise  ^^  entspricht  die 
besondere  Ellipse  ÄJ, ,  u.  s.  w. 

Die  Verhältnisszahl  oder  der  Coefficient  q  wird  hierbei  bestimmt  durch 

q  ==  tangX^ 

Ist  insbesondere  der  Winkel  X  =  45®,  so  ist  }=1,  und  dann  wird 

E  die  mehrerwähnte  besondere  Ellipse,  bei  der  a  =  ßy2. 

Anstatt  der  Kugel  können  auch  andere  Umdrehungsflächen  zweiter 
Ordnung  zu  Hülfe'  genommen  werden,  nämlich  die  Sphäroido  und  das 
zweitheilige  Umdrehungs-Hyperboloid.  Dabei  ist  in  gleicher  Weise  die 
feste  Ebene  p  durch  den  Mittelpunct  M  der  Fläche  und  .senkrecht  zu 
ihrer  Drehaxe  Z  anzunehmen.  Beim  Hyperboloid  ist  dann  der  um- 
scluiebene  Cylinder  T  ein  hyperbolischer,  und  sein*  Schnitt  E  mit  der 
Ebene  p  ist  eine  Hyperbel,  und  ebenso  werden  alle  Kegelschnitte  K  Hy- 
perbeln, u.  s.  w. 

Bei  diesen  Fällen  wird  die  Grösse  q  durch  den  Winkel  X  und  durch 
die  zwei  verschiedenen  Axen  2a,  2ß  der  jedesmaligen  Fläche  bestimmt, 
nämlich  es  ist 

5  r=  -^  tangX^ 

OL 

WO  2a  die  ungleiche  Axe  ist,  die  in  der  Drehaxe  Z  liegt. 

-  26* 


Elementare  Lösung  einer  geometrischBii  Aufgabe,  und  über  einige 


Die  vorstehende  Untersnchong  führte  «ifein  System  von  Kreisen,  welche 
,  einen  Kegelschnitt  doppolt  berähren.  Aber  es  kamen  dabei  einetseite 
nicht  alle  Kreise  in  Betracht,  welche  den  Kegelschnitt  doppelt  berähren, 
und  andererseits  stellten  eich  nicht  alle  Arten  K^lschnitte  ein.  Dies 
^ebt  Anlass,  diesen  Gegenstand  fnr  sich  etwas  ansfuhrlicher  zn  erörtran. 
Es  bieten  sich  dabei  noch  einige  nicht  ganz  uninteressante  Eigenschaften 
und  Sätze  dar. 

1.  Ein  gegebener  Kegelschnitt  K  kann  von  zwei  Systemen  oder  xwei 
Schaaren  von  Kreisen  P  und  Q  doppelt  berührt  werden,  deren  Mittolpancte  ' 
in  den.  beiden  Axen  X  ond  Y  des  Kegelschnittes  liegen,  und  zwar  ist  jeder 
Ponct  in  der  einen  oder  der  anderen  Axe  als  Mittelpunct  eines  solchen 
Kreises  anzusehen,  der  reell  oder  imaginär  ist.  Die  Kreise  P,  deren 
Mittelpuncte  in  der  Hauptaxe  X  liegen,  berühren  den  Kegelschnitt  K  von 
Innen  und  liegen  ganz  innerhalb  desselben,  wogegen  die  Kreise  Q,  deren 
Mittelpuncte  in  der  zweiten  Axe  Y  liegen,  denselben  entweder  von  Aussen 
berühren,  oder  ihn  amschliessen  vmd  von  ihm  von  Innen  berührt  werden. 
Die  erste  Kroisschaar  P  besteht  aas  reellen  und  imaginären  Kreisen,  wo- 
gegen die  Kreise  Q  der  anderen  Schaar  sämmtlich  reell  sind.  Die  reellen 
Kreise  P  der  ersten  Schaar  zerfallen  in  zwei  Abtheilungen,  wovon  die 
einen  mit  K  reelle  und  die  anderen  imaginäre  Berührung  haben,  (was 
bereits  im  Vorhergehenden  sich  herausstellte).  Bei  den  Kreisen  Q  hängt 
es  von  der  Art  des  Kegelschnittes  iT  ab,  ob  ihn  dieselben  alle  reell  -be- 
rühren, oder  ob  sie,  ebenso  wie  jene,  in  zwei  Abtheilnngen  zerfallen,  wo- 
von die  einen  ihn  reell  und  die  anderen  im^;inär  berühren. 

Sei  AAi  =  2a  die  Hauptaxe,  in  X,  und  SB,  =  2ß  die  zweite  Axe,  in  Y, 
seien  femer  Fund  F^  die  Brennpuncte  (in  X)  und  FF^^2r{;  seien  ferner 
31  und  St,,  33  und  33,  beziehlich  die  Krümmungsmittelpuncte  der  Axen- 
Scheitel  Ä  und  A^,  B  und  B^,  und  sei  endlich  M  der  Mittelpunct  des 


damit  in  Beziehung  stehende  Eigenschaften  der  Kegelschnitte.  405 

mum,  wenn  er  Jlf  zum  Mittelpunct  und  ^-4,  =  2a  zum  Durchmesser  hat; 
er  wird  um  so  grösser,  je  weiter  sein  Mittelpunct  von  Jf  absteht.  — .In 
beiden  Fällen  findet  der  Uebergang  von  den  reell  zu  den  imaginär  be- 
rührenden Kreisen  bei  den  Krümmungskreisen  in  den  Scheiteln  der  re- 
spectiven  Axen  AA^  und  BB^  statt. 

b.  Bei  der  Hyperbel.  1)  Die  Kreise  P  werden  von  der  Hyperbel 
umschlossen.  Die  Mittelpuncte  der  reellen  Kreise  P  liegen  zu  beiden 
Seiten  jenseits  der  Strecke  FF^.,  von  deren  Endpuncten  an  bis  in's  Un- 
endliche, und  jeder  Kreis  P  berührt  die  Hyperbel  reell  oder  imaginär, 
jenachdem  sein  Mittelpunct  jenseits  der  Strecke  91^,  oder  in  einer  der 
beiden  Strecken  SIjF  oder  31, F,  liegt;  in  den  Grenzpuncten  Fund  F^  wird 
der  Radius  des  Kreises  gleich  0,  etc.  2)  Die  Kreise  Q  berühren  die  Hy- 
perbel von  Aussen,  jeder  berührt  beide  Zweige  derselben,  und  alle  be- 
rühren reell,  so  dass  jeder  Punct  der  unbegrenzten  Axe  Y  Mittelpunct 
eines  die  Hyperbel  reell  und  doppelt  berührenden  Kreises  Q  ist.  Der 
Kreis  Q  wird  ein  Minimum,  wenn  er  ilf  zum  Mittelpunct  und  -4-4,  =  2a 
zum  Durchmesser  hat;  er  wird  um  so  grösser,  je  weiter  sein  Mittelpunct 
von  M  entfernt  ist. 

c.  Bei  der  Parabel,  1)  Die  Kreise  P  werden  von  der  Parabel 
umschlossen.  Die  Mittelpuncte  der  reellen  Kreise  P  liegen  von  F  an 
nach  dem  Innern  der  Parabel  bis  in's  Unendliche,  und  jeder  Kreis  P 
berührt  die  Parabel  reell  oder  imaginär,  jenachdem  sein  Mittelpunct  Jen- 
seits 81,  oder  in  der  Strecke  F^  Hegt;  bei  F  wird  der  Radius  des  Kreises 
gleich  0,  etc.  2)  Hier  ist  die  zweite  Axe  Funendlich  entfernt;  als  ihr  ent- 
sprechende Kreise  Q  kann  man  die  gesammten  Tangenten  der  Parabel 
ansehen. 

Bemerkung  I.  Die  Radien  der  Kreise  Pund  Q,  welche  nach  deren 
Berührungspuncten  mit  dem  Kegelschnitte  K  gezogen  werden,  sind  zu- 
gleich die  Normalen  des  letzteren.  Somit  sind  umgekehrt  die  beiden 
Kreissc haaren  durch  die  Normalen  des  Kegelschnittes  K  bestimmt,  näm- 
lich dieselben,  bis  an  die  Axen  X  und  Y  genommen,  sind  die  Radien  der 
respectiven  Kreise.  Man  erhält  aber,  wie  aus  dem  Obigen  ersichtlich, 
hierdurch  nicht  die  ganze  Kreisschaar  P,  sondern  nur  diejenige  Abtheilung^ 
derselben,  welche  mit  Ä"  reelle  Berührung  haben.  Ebenso  verhält  es  sich 
mit  der  zweiten  Kreisschaar  Q .  im  Falle,  wo  K  eine  Ellipse  ist.  — 

n.  Von  den  zwei  Kreisschaaren  P  und  Q,  die  einen  Kegelschnitt  K 
doppelt  berühren,  will  ich  hier  beiläufig  folgenden  Satz  angeben: 

„Die  gemeinschaftliche  Sccante  SS  irgend  zweier  Kreise 
aus  der  nämlichen  Schaar  und  ihre  Berührungssehnen  CC  und 
(7,C,  mit  dem  Kegelschnitte  K  sind  parallel,  und  die  erstere 
liegt  immer  in  der  Mitte  zwischen  den  beiden  letzteren."  (Dabei 
können  die  genannten  drei  Geraden  reell  oder  ideell  sein.)    Oder; 


406 


Elcmeutarti  Lüsusg  eiDer  geometri sehen  Aufgabe,  uud  über  einige 


„Werden  zwei  gegebene  Kreise  N  und  N^  von  irgend  einem 
Kegelschnitte  K  doppelt  berührt,  aber  beide  gleichartig,  so 
sind  die  beiden  Berührungssehnen  CC  und  C,C,  immer  mit  der 
gemeinschaftlichen  Secante  SS  der  Kreise  parallel  und  stehen 
gloichweit  von  ihr  ab."  —  Die  zwei  äusseren,  sowie  die  zwei  imiwen 
gemeinschaftlichen  Tangenten  der  Kreise  N  und  N^  sind  als  ein  solcher 
Kegelschnitt  K  anzusehen;  und  für  diesen  besonderen  Fall  ist  der  Sati 
bekannt  —  Uebrigens  findet  der  Satz  auch  etwas  allgemeiner  statt,  was 
ich  bei  einer  andereu  Gelegenheit  nachzuweisen  mir  vorbehalte. 

III.  Die  Kreise  Q  der  zweiten  Scha&r  haben. untfir  anderen  folgende 
besondere  Eigenschaft: 

„Zieht  man  aus  den  Brennpuocten  F  und  F^  nach  allen 
Tangenten  des  Kegelschnittes  K  Strahlen  unter  demselben  be- 
liebigen Winkel  9,  so  liegen  ihre  Fusspuncte  ajlemal  in  einem 
solchen  Kreise  Q,  so  dass  durch  Äenderung  des  Winkels  cp  die 
ganze  Schaar  von  Kreisen  Q  erhalten  wird."  Oder  umgekehrt:  „Be- 
wegt sich  ein  beliebiger  gegebener  Winkel  9  so,  dass  der  eine 
Schenkel  stets  einen  festen  Kegelschnitt  £  berührt,  währeod  der 
andere  beständig  durch  einen  der  beiden  Brennpuncte  F  oder 
F,  desselben  geht,  so  beschreibt  sein  Scheitel  einen  solclien 
Kreis  Q,  welcher  den  Kegelschnitt  doppelt  berührt  (reell  oder 
imajgin&r)  und  seinen  Mittelpunct  in  der  zweiten  Axe  Y  des 
letzteren  hat.  —  Für  den  besonderen  Fall,  wo  9^90",  ist  der  Satz 
allgemein  bekannt;  ebenso  iiir  den  Fall,  wo  K  insbesondere  eine  Parabel, 
aber  9  beliebig  ist,  und  wobei  der  Kreis  Q  unendlich  gross,  d.  b.  eine 
Gerade,  eine  Tangente  der  Parabel  wird.  —  Zur  weiteren  Eatwickelung 
dieses  Satzes  und  seines  Zusammenhanges  mit  anderen  Eigenschaften  ist 
hier  nicht  der  geeignete  Ort. 

2.  Der  Kürze  halber  wollen  wir  die  obige  Annahme  (1):  „dass  X  die 
urstc   oder  iljo  Haüptoso  des  [jcgebonün  Kegel.^chnittcs  A"  sei". 


damit  iu  Bezieh: mg  stehende  Eigenschaften  der  Kegelschnitte.  407 

G  und  G,  in  irgend  einem  anderen  Kegelschnitte  JT,,  welcher 
FF^  zum  Durchmesser  hat,  der  mit  den  Brennpuncten  F  und  F^ 
zugleich  reell  oder  imaginär  ist.  Der  diesem  Durchmesser  FF^ 
conjugirte  Durchmesser  G*G\  in  K^  ist  der  Richtung  Ä  parallel, 
nämlich  er  ist  zugleich  der  Durchmesser  GG^  desjenigen  Kreises 
Py  dessen  Mittelpunct  in  M.  liegt,  und  somit  ist  er  auch  gleich 
der  anderen  Axe  5ßj  =  2p  des  gegebenen  Kegelschnittes  K  (1) 
und  mit  derselben  zugleich  reell  oder  imaginär.  Daher  ist  die 
Summe  der  Quadrate  dieser  conjugirten  Durchmesser  Ft^  und 
6r*6J  von  K^  gleich  dem  Quadrat  der  Axe  AA^=^2a  von  K.^ 
Werden  diese  conjugirten  Durchmesser  von  iTj,  als  solche,  durch  2/  und 
2g  bezeichnet,  so  ist/=Y  und  g  =  ^^  und  da  in  K 

so  ist  auch,  wie  behauptet, 

Femer:  Der  Kegelschnitt  JT,  berührt  den  gegebenen  K  in  den- 
jenigen zwei  Puncten  H  und  JäT,,  in  welchen  die  Normalen  auf 
K  der  Richtung  R  parallel  sind,  somit  in  den  Endpuncten  eines 
gemeinsamen  Durchmessers  J3JSi  =  2Ä.  Die  diesem  Durchmesser 
in  beiden  Kegelschnitten  K  und  JT,  conjugirten  Durchmesser 
LL  =  2l  und  L,Z/,  =  2Z,  fallen  also  auf  einander,  und  die  Diffe- 
renz ihrer  Quadrate  ist  gleich  dem  Quadrat  der  anderen  Axe 
BB^  des  gegebenen  Kegelschnittes  K.  Denn  in  Rücksicht  auf  K^ 
ist   h'-\-l]=g'+/'  =  a\   und   in  Bezug   auf  K  ist   Ä'+/'  =  a'+P', 

folglich  ist 

P—l]  =  p'. 

Wird  die  Richtung  R  so  viel  wie  möglich  geändert,  so  entsteht  eine 
Schaar  von  Kegelschnitten  K^,  oder  abgekürzt  S.K^,  welche  insgesammt 
folgende  Eigenschaften  haben: 

„Die  S.K^  haben  FF^  zum  gemeinsamen  Durchmesser  und 
sind  daher  unter-  sich  und  mit  K  concentrisch.  Die  diesem 
Durchmesser  conjugirten  Durchmesser  G^G^^  in  der  S.K^  sind 
zugleich  die  gesammten  Durchmesser  desjenigen  Kreises  1\ 
welcher  M  zum  Mittelpunct  hat,  also  alle  gleich  und  auch 
gleich  der  anderen  Axe  BB^  des  K  Daher  ist  für  alle  K^  die 
Summe  der  Quadrate  conjugirter  Durchmesser  constant,  und 
zwar  gleich  dem  Quadrat  der  fixirten  Ax.e  AA^  des  K  (denn  es 
ist  (7'+/'  =  a*).  Der  über  der  Axe  AA^=2aL^  als  Durchmesser, 
beschriebene  Kreis  Af  hat  daher  die  Eigenschaft,  dass  die  aus 
irgend  einem  Puncto  ni  seines  Umfanges  an  je  einen  A',  gelegten 
Tangenten  allemal  einen  rechten  Winkel  bilden.  Die  S,K^ 
haben   den  gegebenen  Kegelschnitt  K  zur   gemeinsamen  Enve- 


408  EtemenlaTe  Lotung  einer  geometrisdieD  Aufgabe,  und  äb«r  einige 

loppe,  nämlich  jeder  tod  jeuen  berührt  diesen  in  deo  End- 
puncteD  eiaes  ihnen  gemeinsamen  Darchmessers  ££f,,  and  iwir 
io  denjenii^en  Functen,  in  welchen  die  Normalen  der  xa'fe- 
hurigen  Richtung  R  parallel  sind.  Die  diesem  Durchmesset 
////,  in  dem  jedesmaligen  K^  und  in  K  conjngirten  Durchmesser 
L,L,=^2li  und  LL^2l  fallen  aufeinander,  und  die  Differeni 
ihrer  Quadrate  ist  coustant,  nämlich  gleich  dem  Quadrat  der 
anderen  Äxe  ßß,  =  2ß  des  AT  (oder  ^— f;  =  ß',  oben)."  —  „Legt 
man  aus  irgend  einem  Puncte|>  des  gemeinsamen  Darchmessers 
FF,  oder  seiner  Verlängerung  an  jeden  K,  zwei  Tangenten  pg 
und  jjff,,  so  liegen  die  BerShrungspuncte  ff  und  g,  sämmtlich 
in  einem  der  Kreise  P,  die  Berührungssehnen  ffg,  sind  Darch- 
mossor  desselben  und  schneiden  sich  somit  in  einem  Panct."  ~ 
„Die  S.K,  sind  unter  sich  und  im  Allgemeinen  auch  mit  f  tod 
gleicher  Art,  nur  w«nn  K  eine  Ellipse  und  X  ausdrücltlich  die 
zweite  oder  kloine  Axe  derselben  ist,  sind  die  S.K,  anderer 
Art,  nämlich  Hyperbeln." 

Gemäss  einer  früheren  Bemerkung  (1, 1)  kann  man  den  ersten  Sati 
auch  so  aussprechen: 

„Werden  die  Normalen  eines  Kegelschnittes  K  bis  an  eine 
seiner  AxenX  gezogen  und  um  die  Puncte,  in  welchen  sie  diese 
treffen,  so  herumbewegt,  bis  sie  irgend  einer  gegebenen  Rich- 
tung R  parallel  sind,  so  liegen  ihre  Endpuncte  allemal  in  irgend 
einem  anderen  Kegelschnitte  K,,  welcher  jenen  ersten  in  den 
Endpuncten  eines  ihnen  gemeinsamen  Durchmessers  HH,-  be- 
rührt, und  welcher  allemal  den  Abstand  FF,  der  in  der  Axe  X 
liegenden  Brennpuncte  des  K  von  einander  zum  Durchmesser 
hat"     U.  8.  w. 

3.    Aus  dem  Vorhergehenden  ergeben  sich   durch  Umkehnng  M- 


damit  in  Beziehung  stehende  Eigenschaften  der  Kegelschnitte.  409 

• 

JST,  gleich.  Daher  ist  das  Quadrat  jener  Axe  AA^  des  K  gleich 
der  Summe  der  Quadrate  der  conjugirten  Durchmesser  FF^  und 
G^G]  des  K^.  Die  aus  einem  Scheitel  A  der  Axe  AA^  an  -ff, 
gelegten  Tangenten  A®  und  A®^  bilden  einen  rechten  Winkel, 
und  die  Berührungssehne  ®®,  gehört  mit  zum  System  von  Sehnen 
6G, ,  sie  ist  der  Durchmesser  des  Krümmungskreises,  oderihre 
Mitte  ist  der  Erümmungsmittelpunct  9(  des  Kegelschnittes  iT  in 
jenem  Scheitel  A  (§1,  2.  Auflösung).  —  Der  Kegelschnitt  K  be- 
rührt den  gegebenen  K^  in  den  Endpuncten  eines  ihnen  gemein- 
samen Durchmessers  J3-H,,  und  zwar  in  denjenigen  Puncten  H 
und  jy,,  in  welchen  die  Normalen  des  K^  der  Richtung  R  und 
somit  auch  den  Tangenten  in  F  und  F^  an  JST,  parallel  sind. 
Daher  sind  die  Brennpuncte  i^  und -F,  und  die  Berührungspuncte, 
H  und  Jjfj  des  K  zugleich  auch  die  Berührungspuncte  der  Seiten 
eines  dem  K^  umschriebenen  Rechtecks.  Die  dem  Durchmesser 
HH^  =2A  beiderseitig  conjugirten  Durchmesser  21  und2Z,  fallen 
auf  einander  und  es  ist 

Wird  die  Richtung  R  so  viel  wie  möglich  geändert,  so  entsteht  auf 
diese  Weise  bei  demselben  gegebenen  Kegelschnitte  K^  eine  Schaar  von 
Kegelschnitten  Ky  oder  S.K,  welclie  folgende  gemeinsame  Eigenschaft  haben: 

„Die  S.iT  haben  mit  JST,  denselben  Mittelpunct  M,  Alle  K 
haben  eine  gleiche  Axe  AA^^  deren  Quadrat  der  Summe  der 
Quadrate  je  zweier  conjugirten  Durchmesser  des  if,  gleich  ist; 
daher  sind  sämmtliche  Axen  AA,  Durchmesser  eines  Kreises 
My  welcher  in  Bezug  auf  K^  der  Ort  der  Scheitel  der  ihm  um- 
schriebenen rechten  Winkel  ist.  Die  in  den  Axen  AA^  lie- 
genden Brennpuncte  i^  und  F^  der  S-Ä"  sind  zugleich  die  End- 
puncte  je  eines  Durchmessers  FF^  des  jffj,  und  somit  ist  K^ 
ihr  geometrischer  Ort.  Der  genannte  Kreis  AI  ist  ferner  für 
jeden  iTegelschnitt  K  der  Ort  der  Fusspuncte  der  aus  seinen 
Brennpuncten  F  und  F^  auf  seine  Tangenten  gefällten  Perpen- 
dikel.**  —  „Die  anderen  Axen  BB^  der  S.K  sind  respective  den 
einzelnen  Durchmessern  des  K^  gleich,  nämlich  je  dem,  der 
dem  Durchmesser  FF^  conjugirt  ist.  Der  Ort  der  Endpuncte  die- 
ser Axen  5ß,  ist  eine  Curve  vierten  Grades*)."  —  „Jeder  Kegel- 
schnitt K  berührt  den  gegebenen  K^  in  den  Endpuncten  eines 
ihnen  gemeinsamen  Durchmessers  BB^ ,  in  welchen  Endpuncten 


*)  Die  Gleichung  der  genannten  Curve  ist 
wobei  flt,  h  die  Halbaxcn  des  gegebenen  Kojrelschnittes  Ä",  sind. 


410  Eltiiiieutare  LöiniDK  einer  geometrischen  AufjJiBbe,  nnd  aber  eini|^e 

Dämlich  die  NormaleD  der  jedesmaligeD  Richtang  R  parallel 
sind;  die  beiden  Breonpuncte  F  und  F,  und  die  beiden  Be- 
rührangspuQcte  H  und  H,  jedes  K  sind  immer  zugleich  die 
BorähruQgspuDct«  der  zwei  Paar  Gegenseiten  eines  dem  K, 
umschriebenen  Rechtecks,  und  es  giebt  atlemal  einen  zweiten 
K,  welcher  verwechselt  H  aud  H^  zu  Breunpuncten  und  ^und 
Fj  zu  Berührungspuncten  hat"  Und  mngekehrt:  „Die  zwei  Paar 
BßrühruDgspuDcte  der  Gegenseiten  «ines  jeden  dem  K^  um- 
schriebenen Rechtecks  entsprechen  in  diesem  Sinne  zweien 
Kegelschnitten  K."  —  „^iB  gemeinsame  Enveloppe  aller  K 
besteht  ans  -zwei  Theileh,  aus  dem  gegebenen  Kegelschnitte 
Kj  und  ans  dem  genanntenKreise  M;  letzterer  berührt  jeden 
K  in  den  Endpuncten  A  und  A,  seiner  Axe  Ad,."  —  ^0*»  ^c™ 
K,  eingeschriebene  Viereck,  dessen  Ecken  in  den  Berührangs- 
puncten  eines  umschriebenen  Rechtecks  liegen,  wie  FIIF,II„ 
ist  ein  Parallelogramm,  seine  Seiten  sind  den  Diagonalen  des 
Rechtecks  parallel,  und  von  den  sich  anliegenden  Seiten  des- 
selben ist  die  Summe  oder  der  Unterschied  constant,  und  zwar 
gleich  der  Diagonale  des  Rechtecks,  also  FH+F^H^AA,  =2a. 
Die  im  vorstehenden  Satze  genannte  besondere  Sehne  @@,, 
Durchmesser  dos  Krümmungskreises  /*,  im  Scheitel  A  jedes 
K,  berührt-oder  hat  zur  Enveloppe  einen  bestimmten  Kegel- 
schnitt M,,  nämlich  die  Polarfigur  des  Kreises  M  in  Bezug 
auf  den  gegebenen  Kegelschnitt  K/,  dieser  Kegelschnitt  H, 
hat  ebenfalls  M  zum  Mittelpunct.  Der  Ort  der  Mitten  der 
Sehnen  ®@,  oder  der  Kriimmnngsmittelpuncte  31  aller  K  in 
ihren  Axon-Scheiteln  A  (und  A,)  ist  eine  Cnrve  vierten  Gra- 
des*), die  M  zum  Mittelpunct  un4  zudem  die  Eigenschaft  hat, 
dass  Je  zwei  Durchmesser   derselben,    S131,    und  Sfäl*,    welche 


damit  io  Beziehung  stehende  Eigenschaften  der  Kegelschnitte.  411 

aa,  =®®,  und  a^:  =  ®®,,  und  somit  aa,+ra;  =  ®®,+®®, 

=  AA^  =  2a  ist.     Uebrigens   ist  auch    nach  früherem  (§1,  2.  Aullös.) 

JMa  =  ^  und  Jlf3l«  =  ^,  und  somit  3/a+it/a"  =  ■^""^^'  =  a. 
a  a  a 

Es  folgt  femer: 

„Die  Tangenten  jedes  Kegelschnittes  K  schneiden  alle  den 
Kreis  M;  und  umgekehrt:  jede  Sehne  mn  des  Kreises  M,  die 
den  gegebenen  Kegelschnitt  ^  nicht  schneidet,  berührt  irgend 
zwei  bestimmte  Kegelschnitte  iT,  und  zwar  sind  diese  dadurch 
bestimmt,  dass  die  auf  die  Sehne,  in  deren  Endpuncten  m  und 
w,  errichteten  Perpendikel  mm^  und  nn^  den  Äj  in  den  zwei 
Paar  Brennpuncten  F  und  F^  derselben  schneiden.  Wenn  ins- 
besondere die  Sehne  mn  den  gegebenen  Kegelschnitt  K^  be- 
rührt, in  einem  Puncte\ff,  so  berühren  ihn  auch  die  Perpen- 
dikel ww,  und  nw,  in  einem  Punctenpaar  i^  und  F^^  und  als- 
dann fallen  die  zwei  K  in  einen  zusammen,  welcher  die  Sehne 
mn  und  den  JT,  in  jenem  Puncto  H  zugleich  berührt;  etc." 

„Die  S,K  sind  im  Allgemeinen  mit  K^  von  gleicher  Art; 
wenn  jedoch  iT,  eine  Hyperbel  ist,  so  können  die  iS.JT  sowohl 
Ellipsen  als  Hyperbeln  sein,  sowie  auch  imaginär  werden."  — 
Ueberhaupt  treten  bei  den  angegebenen  Eigenschaften  verschiedene  Modi- 
ßcationen  ein,  wenn  der  gegebene  Kegelschnitt  K^  eine  Parabel  oder 
eine  besondere  Hyperbel  (gleichseitig,  oder  mit  stumpfem  Asymptoten- 
winkel) ist. 

Aus  der  Bestimmungsart  und  aus  den  angegebenen  Eigenschaften  des 
dem  iC,  eingeschriebenen  Parallelogramms  FUF^H^  (oder  ®®,®,®,, 
Taf.  XX  Fig.  4.)  geht  hervor,  dass  seine  Winkel  durch  die  respectiven 
Normalen  (und  Tangenten)  des  i^  gehälftet  werden,  so  dass  daher,  im 
Falle  K^  eine  Ellipse  ist,  sein  Umfang  ein  Maximum  sein  muss*),  was 
den  interessanten  Satz  giebt: 

„Unter  allen  einer  gegebenen  Ellipse  iT,  eingeschriebenen 
Vierecken  hat  dasjenige  den  grösston  Umfang,  dessen  Ecken 
in  den  Berührungspunctcn  der  Seiten  eines  doT  Ellipse  um- 
schriebenen Rechtecks. liegen;  es  giebt  unendlich  viele  solche 
Vierecke,  nämlich  jeder  Punct  der  Ellipse  ist  Ecke  eines 
solchen  Vierecks,  dessen  Umfang  ein  Maximum  ist;  aber  alle 
diese  grössten  Umfange  sind  einander  gleich,  und  zwar  gleich 
der  doppelten  Diagonale  des  genannten  Rechtecks,  oder  gleich 
der  vierfachen  Sehne,   welche  zwei  Axen-Soheitel  der  Ellipse 


*)  S.  meine  Abhandl.   im  JoumaL  de  Math^m.   de  Mr..  Liouville,  tome  VI,  oder  im 
Journal/.  Mathtm    Bd.  24  S.  151  von  CtelU.    Cf.  Bd.  II  S.  241  dieser  Ausgabe. 


412 


ElemenUre,  Lösung  e 


r  geometrischen  Aufgabe,  uod  über  einige 


verbindet,  aloo  gleich  4'|/(a'+i')^ 4a.  Alle  diese  Vierecke  von 
gross tem  Umfange,  die  sämmtlioli  Parallelogramme,  sind 
zugleich  einer  bestimmten  anderen  Ellipse  M,  umschrieben, 
deren  Axen  2a,,  2b,  auf  die  gleichnamigen  Axen  2a,  26  der 
gegebenen  Ellipse  K,  fallen,  und  welche  mit  letzterer  con- 
focal  ist.  Nämlich  zwischen  den  As.en  beider  EllipseD  findeo 
folgende  Grössen-Relationen  statt: 


(1) 

ind  daraus 

(3) 

(4) 
(5) 


(2) 


-**; 


(6) 

(7) 


ab  =  (a,+b,)Y(^^)\  etc." 

Hierbei  will  ich  noch  eines  interessanten  Umstandes  erwähnen.  Aas 
einem  Satze  nämlich,  der  zu  meinen  Untersuchungen  über  Maximum  und 
Minimum  gehört,  lässt  sich  leicht  darthun,  dass  die  nämlichen  genannten 
Vierecke  (FHF\Ii,  oder  @®,®,@,)  in  Beiug  auf  die  zweite  Ellipse  J/, 
zugleich  auch  die  Eigenschaft  haben,  dass  sie  unter  allen  ihr  umschrie- 
benen Vierecken  den  kleinsten  Umfang  haben,  so  dass  man  mit  dem  vor- 
stehenden zugleich  den  folgenden  Satz  hat: 

„Unter  allen  einer  gegebenen  Ellipse  M,  umschriebeneD 
Vierecken  bat  dasjenige  den  kleinsten  Umfang,  bei  welchem 
die  Kormalen    in    den   Berührungspuncteo  seiner   Seiten  eine 


damit  in  Beziehimg  stehende  Eigenschaften  der  Kegelschnitte.  413 

Umfang  bei  der  ersten  Ellipse  ein  Maximum,  dagegen  bei  der  anderen 
ein  Minimum  ist  in  Bezug  auf  alle  anderen  Vierecke,  welche  jener  ein- 
geschrieben und  dieser  umschrieben  sind.  Auf  je  zwei  conjugirte  Durch- 
messer der  inneren  Ellipse  M^  fallen  die  Diagonalen  FF^  und  EH^ 
eines  der  genannten  Parallelogramme,  sie  werden  durch  die  äussere 
Ellipse  K^  begrenzt. 

Der  Inhalt  der  verschiedenen  Parallelogramme  {FHF^H^  ist  nicht 
constant,  so  wenig  als  der  Inhalt  der  zugehörigen  (der  Ellipse  K^  um- 
schriebenen) Rechtecke,  „vielmehr  ist  jener  ein  Maximum  oder 
ein  Minimum,  und  dieser  gleichzeitig  umgekehrt  ein  Minimum 
oder  ein  Maximum,  wenn  die  Seiten  des  Parallelogramms 
beziehlich  den  gleichen  conjugirten  Durchmessern  oder  den 
Axen  der  Ellipse  K^  parallel  sind,  oder  wenn  die  Diagonalen 
des  Rechtecks  fauf  jene  Durchmesser  oder  auf  diese  Axen 
fallen."  Wird  der  Inhalt  des  Rechtecks  durch  R  und  der  Inhalt  des 
zugehörigen  Parallelogranmis  durch  P  bezeichnet,  so  ist  stets 

also  das  Product  der  Inhalte  constanl;.  Werden  femer  die  Maxima  der 
Inhalte  R  und  P  durch  -K„,  und  P«  und  .die  Minima  durch  Rn  und  P„ 
bezeichnet,  so  hat  man 

Ä^  =  2(a'+6»)  =  2(a,+6J*,    und    iJ«  =  4(i  =  4(a,+ft,)y^; 

P^±P,==2a/^±yi;)'l/^;    etc. 

üeber  die  der  Ellipse  JT,  umschriebenen  Rechtecke  AA^A^A] .  und 
die  zugehörigen  eingeschriebenen  Parallelogramme  ®®j®j®3  (oder  FHF^H^) 
will  ich  hier  noch  folgende  Eigenschaften  angeben.  Man  bezeichne  die 
Brennpuncte  der  Ellipse  K^  durch  B  und  5,  und  setze  BB^  =  2b, 

„Die  vier  Ecken  jedes  der  genannten  Rechtecke  liegen 
mit  den  beiden  Brennpuncten  B  und  B^  in  einer  gleichsei- 
tigen Hyperbel^,  welche  mit  der  Ellipse  i^  concentrisch  ist, 
nämlich  AA^,  -^^-^ti  ^A  ^^  Durchmessern  und  M  zum  Mittel- 
puncte  hat;  und  ebenso  liegen  die  Ecken  des  Parallelogramms 
®®i®,®,  mit  den  Brennpuncten  B  und  ß,  in  einer  anderen 
gleichseitigen  Hyperbel  ^j,  welche  mit  ^  den  Durchmesser 
BB^  gemein  hat,  und  also  m4t  ihr  und  mit  K^  concentrisch 
ist.  Die  Hauptaxen  2a  und  2a^  dieser  beiden  zusammengehö- 
rigen, gleichseitigen  Hyperbeln  ^  und  ^j  bilden  einen  con- 
stanten  Winkel  von  45  Grad,  und  zudem  ist  die  Summe  der 


414  Elementare  L5!<iiii|r  «ioer  lücometriscbfn  Aufeabe,  und  über  «Qiige 

Biquadrate  dieser  Axcn  constant,  nnd  zv,ar  dem  Biqaadr&te 
jenes  Durchmessers  BB,  oder  26  gleich,  oder 


Die  auf  diese  Weise  bestimmten  zwei  Schsaren  gleichseitige 
Hyperbeln.  £($)  und  S(^,),  sind  im  Ganzen  nur  eine  and  die- 
se) beSchaar.  S(^,^^),  and  als  solche  einfach  dadarch  begtimmt. 
dass  sie  den  reellen  Durchmesser  BB^  gemein  haben.  Ihre  Tan- 
genten in  den  Scheiteln  ihrer  Haoptaxeo  berühren  sämmtlicli 
diejenige  $,  unter  ihnen,  welche  die  grössteAxe,  nämlich  den  ' 
Durchmesser  BB,  zar  Uaaptaxe  hat.  Daher  liegen  die  H&apt- 
scheilel  der  S(^.  $,)  in  einer  Lemntscate,  welche  BB,  zur  Axe 
und  Af  zum  Mittelpuncte  hat."  In  defn  Gesagten  ist  somit  auch 
der  SaU  mthalteo:  „Die  Lemniscate  hat  die  Eigenschaft,  dass 
die  Summe  der  Biquadrate  je  zweier  Durchmesser  derselbeD, 
welche  einen  Winkel  von  4ü  Grad  einschliessen,  constant, 
und  zwar  dem  Biquadrat  ihrer  Ase  gleich  ist" 

Durch  Umkehrung  folgt:  • 

,,Jede  gleichseitige  Hyperbel  ^  (oder  $,),  welche  mit  einer 
gegebenen  Ellipi>e  K,  concentrisch  ist  und  durch  deren  Brenn- 
puncte£,  B,  geht,  schneidet  dieselbe  in  den  Ecken  (@,@„®„@J 
irgend  eines  ihr  eingeschriebenen  Parallelogramms,  oder  ia 
den  Berührungspunclen  der  Seilen  eines  ihr  iimschriebeaeo 
Rechtecks."     Oder: 

^Die  Schaar  gleichseitiger  Hyperbeln  ^,  welche  einen 
nach  Grösse  und  Lage  gegebenen  Durchmesser  BB,  gemein 
haben,  besitzen  die  Eigenschaft,  dass  die  Tangenten  in  ihren 
Haupischeiteln  sämmtlich  eine  und  dieselbe  nnd  zwar  die- 
jenige  .^,    unter  ihnen  berühret],    welche  jenen   Durchmesset 


d&mit  in  Beziehung  stehende  Eigenschaften  der  Kegelschnitte.  415 

deren  Ellipse  M^  umschrieben,  welche  mit  jener  concentrisch 
ist;  u.  8.  w.  — 

4.  Die  obige  Betrachtung  der  beiden  Kroisschaaren  P  und  Q  (1.  u.  f.), 
welche  einen  gegebenen  Kegelschnitt  K  doppelt  berühren,  ist  übrigens 
nur  ein  besonderer  F^ll  von  der  allgemeinen  Betrachtung,  wo  der  gegebene 
Kegelschnitt  K  von  solchen  beliebigen  anderen  £egelschnitten  P  und  Q 
berührt  werden  soll,  welche  durch  zwei  gegebene  Puncte  a  und  b  gehen. 
Denn  unter  dieser  Bedingung  finden  bekanntlich  gleicherweise  zwei  Kegcl- 
schnitt-Schaaren  P  und  Q  statt,  welche  die  Eigenschaft  haben,  dass  ihre 
Berührungssehnen  $$,  und  DO,  mit  K  beziehlich  durch  zwei  feste  Puncte 
p  und  q  in  der  Geraden  ab  gehen.  Diese  Puncte  p  und  q  sind  auch 
dadurch  bestimmt,  dass  sie  sowohl  zu  den  gegebenen  Puncten  a  und  b, 
als  auch  zu  den  Schnitten  s  und  t  der  Geraden  ab  und  des  Kegelschnittes 
K  zugeordnete  harmonische  Puncte  sind.  In  jenem  speciellen  Falle  nun, 
wo  bloss  verlangt  wird,  die  Kegelschnitte  P  und  Q  sollen  Kreise  sein, 
werden  durch  diese  Bedingung  die  Puncte  a  und  b  stillschweigend  gesetzt, 
aber  sie  sind  imaginär  und  liegen  auf  der  unendlich  entfernten  Geraden 
ai)  der  Ebene;  dagegen  'bleiben  die  genannten  festen  Puncte  p  und  q  reell 
und  liegen  nach  den  Richtungen  der  Axen  X  und  Y  des  Kegelschnitts 
K  auf  der  unendlich  entfernten  Geraden  ab,  so  dass  die  Berührungssehnen 
$$j  und  £)£),  beziehlich  diesen  Axen  parallel  laufen. 

5.  Wollte  man  die  obige  Betrachtung  in  der  Art  umkehren,  dass 
man  zwei  beliebige  Kreise  M  und  N  als  gegeben  annähme  und  sodann 
die  sämmtlichen  Kegelschnitte  K  berücksichtigte,  welche  dieselben  doppelt 
berühren,  so  würde  man  zu  neuen  Resultaten  gelangen,  deren  Entwickelung 
hier  zu  weit  führen  würde.  Aber  auch  diese  Betrachtung  wäre  wiederum 
nur  ein  besonderer  Fall  von  derjenigen,  wo  statt  der  gegebenen  Kreise 
zwei  beliebige  Kegelschnitte  M  und  N  angenommen  werden,  und  worüber 
ich  das  Nähere  bei  einer  anderen  Gelegenheit  mitzutheilen  mir  vorbehalte. 
Hier  will  ich  mich  auf  folgende,  darauf  bezügliche  Angaben  beschränken. 

Die  Aufgabe: 

„Einen  Kegelschnitt  iT  zu  finden,  welcher  jeden  von  drei 
gegebenen  Kegelschnitten  My  N,  0  doppelt  berührt," 
ist  im  Allgemeinen  mehr  als  bestimmt,  und  nur  unter  gewissen  beschrän- 
kenden Bedingungen  möglich.     Qiesc  Bedingungen  lassen  sich,  wie  folgt, 
näher  angeben. 

Ein  Kegelschnitt  hat  unendlich  viele  Trippel  zugeordnete  harmonische 
Pole  Xy  y,  z  und  zugeordnete  harmonische  Gerade  X,  Y,  Z,  Je  j^wei  (in 
derselben  Ebene  liegende)  Kegelschnitte  haben  ein  solches  Trippel  zuge- 
ordnete harmonische  Pole  a?,  y,  z  und  Gerade  X,  F,  Z  gemein,  und  zwar 
sind  jene  die  Ecken  und  diese  die  Seiten  eines  und  desselben  Dreiecks, 
oder  sie  haben  drei, Paar  sich  zugehörige  Pole  und  Polaren  .r  und  X,  y 


41G  Elemeatare  Lösung  einer  geometrischen  Aufgabe,  und  über  einige 

und  y,  z  und  2  gemein  (Abhang,  geom.  Gestalten  §  44  S.  165  u.  166)*). 
Femer  haben  die  zwei  Kegelschnitte  drei  Paar  gemeinschaftliche  Secanten 
X  und  f, ,  t)  und  tf„  g  und  j,  (reell  oder  im^inär),  welche  sich  beziehlich 
in  jenen  Polen  x,  y,  z  schneiden. 

Nun  seieu  a  und  A  irgend  eins  der  drei  Pa&re  von  sich  zi^höiigen 
gemeinschaftlichen  Polen  und  Polaren  der  gegebenen  Kegelschnitte  Af  und  i^; 
ein  eben  solches  Paar  seien  b  und  B  von  den  Kegelschnitten  M  and  0, 
und  ein  gleiches  Paar  seien  c  und  C  von  den  Kegelschnitten  N  and  0; 
ferner  seien  a  und  a, ,  ß  und  ß, ,  •{  und  i,  die  in  den  Polen  a,  b,  e  sich 
schneidenden  gemeinschaftlichen  Secanten  der  respectivon  Kegelschnitte 
M  und  N,  M  und  0,  N und  0;  und  endlich  seien  A^,  B,,  C,  die  Seiten 
bc,  oc,  ab  des  Dreiecks  abc,  so  wie  o, ,  b,,  c,  die  Ecken  des  Dreiseits 
ABC,  so  sind  die  genannten  Bedingungen  folgende: 

„Die  Dreiecke  abc  und  ABC  (oder  a,b^c^)  müssen  perspec- 
tivisch  sein,  d.  h.  die  drei  Geraden  aa,,  bb,,  cc,  durch  ihre  ent- 
sprechenden Ecken  müssen  sich  in  einem  Puncte  treffen,  oder, 
was  gleichbedeutend  ist,  die  drei  Schnittpuncte  ihrer  ent- 
sprochenden Seiten  (A  und  A^,  B  und  ß,,  C  und  C,)  jmnssen 
'  in  einer  Geraden  Hegen;  und  ferner  müsBen  die  Seiten  .0,  und 
C,  zu  den  Secanten  a  und  a,,  sowie  die  Seiten^  und  C^  zu  den 
Secanten  ß  und  ß, ,  und  ebenso  die  Seiten  A^  nnd  B^  zu  den 
Secanten  -f  und  y,  harmonisch  sein." 

Finden  sich  diese  Bedingungen  erfüllt,  so  giebt  es  einen  Kegelschnitt 
K,  welcher  die  drei  gegebenen  Kegelschnitte  M,  N  und  0  doppelt  berührt, 
und  zwar  sind  dann  die  Seiten  A^,  B^,  C^  des  Dreiecks  abc  zugleich 
seine  Benihningssebnen  mit  den  respectiven  Kegelschnitten  M,  N,  0; 
auch  sind  a  und  A,  b  und  B,  c  und  C  drei  Paar  sich  entsprechende 
Pole  und  Polaren  in  Bezug  auf  den  Kegelschnitt  K,  und  dieser  ist  durch 
dieselben   bestimmt     Und  umgekehrt;    wenn  ein  Kegelschnitt  K  irgend 


damit  in  Beziehung  stehende  Eigenschaften  der  Kegelschnitte.  417 

und  selbst  bis  in  die  neueste  Zeit  hat  man  sich  fast  ausschliesslich  nur 
mit  dem  sehr  beschränkten  Falle,  mit  dem  Berührungsproblem  bei  Kreisen 
beschäftigt,  aber  nicht  mit  den  entsprechenden  Aufgaben  bei  den  allge- 
meinen Kegelschnitten.  Die  letzteren  sind  aber  auch  in  der  That  ungleich 
schwieriger.  Um  dies  zu  zeigen,  wird  es  genügen,  hier  nur  die  folgende 
Hauptaufgabe  iiervorzuheben,  nämlich: 

„Einen  Kegelschnitt  K  zu  finden,  welcher  irgend  fünf 
gegebene  Kegelschnitte  berührt.** 
Beschränkt  man  sich  darauf,  nur  die  Anzahl  der  fraglichen  Kegel- 
schnitte Ky  nicht  diese  selbst  zu  finden,  so  lässt  sich  schon  an  gewissen 
specicllon  Fällen  ermessen,  dass  dieselbe  bedeutend  grösser  sein  muss,  als 
bei  dem  Problem  über  die  Kreise,  wo  bekanntlich  drei  gegebene  Kreise 
von  8  verschiedenen  anderen  Kreisen  berührt  werden  können.  Denn  z.  B. 
schon  für  den  Fall,  wo  jeder  der  fünf  gegebenen  Kegelschnitte  aus  zwei 
Geraden  besteht,  giebt  es  32  Kegelschnitte  Ky  welche  der  Aufgabe  ge- 
nügen; und  eben  so  viele  giebt  es,  wenn  jeder  der  gegebenen  Kegelschnitte 
aus  zwei  Puncten  besteht.  Und  wenn  ferner  von  den  fünf  gegebenen 
Kegelschnitten  drei  aus  drei  Paar  Greraden  und  zwei  aus  zwei  Paar  Puncten 
bestehen,  so  finden  schon  128  Auflösungen  statt;  und  eben  so  viele  finden 
statt,  wenn  zwei  der  gegebenen  Kegelschnitte  aus  zwei  Paar  Geraden  und 
die  drei  übrigen  aus  drei  Paar  Puncten  bestehen.  Diese  respectiven  32 
und  128  Kegelschnitte  K  sind  übrigens  auch  selbst  leicht  zu  finden,  und 
zwar  auf  elementarem  Wege,  wie  aus  meinem  kleinen  Buche*)  zu  er- 
sehen ist.  Hiemach  wird  man  um  so  mehr  eine  hohe  Zahl  von  Lösungen 
zu  gewärtigen  haben,  wenn  die  gegebenen  fünf  Kegelschnitte  beliebig  sind**). 

Durch  eine  gewisse  geometrische  Betrachtung  glaube  ich  nun  gefunden  . 
zu  haben: 

„Dass  fünf  beliebige  gegebene  Kegelschnitte  im  Allge- 
meinen (und  höchstens)  von  7776  anderen  Kegelschnitten 
K  berührt  werden." 
Mein  Verfahren  erhebt  sich  stufenweise  bis  zur  vorgelegten  Aufgabe. 
Nämlich  zuerst  stelle-  ich  die  Frage: 

^Wie  viele  Kegelschnitte  K  giebt  es,  welche  durch  vier 
gegebene  Puncto  gehen  und  einen  gegebenen  Kegelschnitt 
berühren?** 

*)  Die  gcom.  Constructionen  ausgeführt  mittelst  der  geraden  Linie  und  eines  festen 
Kreises.  §  20,  S.  97  u.  99.  Berlin  1833,  bei  F.  Dümmler.  Cf.  Bd.  IS.  5 14  u.  5 15  dieser  Ausgabe. 
**)  Selbst  bei  den  genannten  besonderen  Fällen  lässt  sich  schon  eine  weit  grossere 
Zahl  von  Lösungen  nachweisen  als  die  angegebene,* wenn  bemerkt  wird,  dass  ein  Kegel- 
schnitt Ä'  einen  anderen,  welcher  1)  aus  zwei  Geraden  oder  2)  aus  zwei  Puncten  be- 
steht, schon  berührt,  wenn  er  nur  1)  durch  den  Schnittpunct  der  Geraden  geht,  oder 
2)  die  durch  die  Puncto  gezogene  Gerade  berührt. 

Steiner'»  Werke.     11.  27 


418  Elementare  Lösqiik  einer  geometriscben  Aufgabe,  nnd  nber  «inige 

Hier  ist  leicht  zu  beweisen,  dtss  es  im  AUgemeineii  6  solche  Keg 
schnitte  K  giebt    Sodurn  ist  die  zweite  Frage: 

„Wie  viele  Kegelschnitte  K  können  darch  drei  geg 
bene  Puncte  gehen  and  zwei  gegebene  Eegelschnit 
berühren?" 

Hier  stellt  sich  heraus,  dass  es  6.6=^36  solche  Eegelscbmtte  gie 
Und  wird  aof  diese  Weise  fortgefkhren,  so  gelangt  man  znletzt  za  6*  =  77 
Kegelschnitten  K,  welche  der  obigen  Aufgabe  entsprechen. 
Bemerkung. 

7.  In  Bezng  auf  den  obigen  Satz  über  die  der  Ellipse  eingeschr 
benen  oder  umschriebenen  Vierecke  von  beziehlich  grösstem  oder  klei 
stem  Umfange  ist  zu  bemerken,  dass  derselbe  nur  ein  einzelner  Fall  eii 
umfassenderen  Satzes  ist,  welchen  ich  hier  nebst  noch  einigen  ander 
Sätzen  mittheilen  will,  die  sämmtlich  aus  meinen  anderweitigen  Unt> 
suchungen  über  Maximum  und  Minirnnm  entnommen  dnd. 

„Einer  gegebenen  Ellipse  lassen  sich  unendlich  viele  soIcl 
convexe  n-Ecke  einschreiben,  deren  Umfang  ein  Maximam  ia 
nämlich  jeder  Funct  der  Ellipse  ist  Ecke  eines  aolchen  n-Eck 
Alle  diese  n-Ecke  sind  zugleich  einer  bestimmten  anderen  E 
Hpse  umschrieben,  und  in  Rücksicht  auf  alle  anderen  derselbt 
umschriebenea  convexen  n-Ecke  ist  ihr  Umfang  ein  Minimum 
Oder  auch  umgekehrt: 

„Einer  gegebenen  Ellipse  lassen  sich  unendlich  viele  solcb 
convexe  n-Ecke  umschreiben,  deren  Umfang  ein  Minirnnm  is: 
nämlich  jede  Tangente  der  Ellipse  ist  Seite  eines  solche 
n-Ecks;  und  alle  diese  n-Ecke  sind  zugleich  einer  bestimmte 
anderen  Ellipse  eingeschrieben  und  haben  unter  allen  ihr  ein 
geschriebenen  convexen  n-Ecken  den  grössten  Umfang,  un 
zwar  haben  alle  denselben  Umfang." 


damit  in  Beziehung  stehende  Eigenschaften  der  Kegelschnitte.  419 

in  welchen  der  Lichtstrahl  den  Kegelschnitt  trifft,  so  berührt 
der  Lichtstrahl  fortwährend  einen  bestimmten  anderen  Kegel- 
schnitt K^\  und  lässt  man  sodann  ferner  von  einem  beliebigen 
anderen  Puncte  A^  des  ersten  Kegelschnittes  K  einen  neuen 
Lichtstrahl  A^B^  so  ausgehen,  dass  er  den  zweiten  Kegelschnitt 
iTj  berührt,  dann  aber  von  dem  ersten,  ebenso  wie  der  erste 
Lichtstrahl,  wiederholt  reflectirt  oder  gebrochen  wird,  so  be- 
rührt er  gleicherweise  auch  fortwährend  den  nämlichen  zwei- 
ten Kegelschnitt  Z",." 

Bei  diesem  Satze  findet  je  einer  von  zwei  verschiedenen  Fällen  statt, 
nämlich  der  Lichtstrahl  kehrt  entweder 

a)  nach  einer  bestimmten  Anzahl,  Uy  von  Umläufen  in  den  Anfangs- 
punct  A  zurück,  oder 

b)  er  kehrt   nie  (oder  nur  nach  unendlich  vielen  Umläufen)  dahin 
zurück. 

Im  ersten  Falle  (a)  durchläuft  der  Lichtstrahl  die  Seiten  eines  ge- 
schlossenen Vielecks  Ny  etwa  von  n  Seiten  und  u  Umläufen,  welches  dem 
Kegelschnitte  K  eingeschrieben  und  zugleich  dem  Kegelschnitte  K^  um- 
schrieben ist;  und  dabei  kehrt  der  Lichtstrahl  unter  gleichem  Winkel  a  nach 
dem  Anfangspuncte  A  zurück,  wie  er  von  da  ausgegangen  ist,  so  dass  er  bei 
fortgesetzter  Bewegung  das  nämliche  /i-Eck  N  wiederholt  beschreibt.  Und 
in  diesem  Falle  beschreibt  dann  femer  auch  jener  genannte  zweite  Licht- 
strahl -4,ß, ,  der  von  einem  beliebigen  anderen  Anfangspuncte  A^  ausgeht, 
allemal  ebenfalls  ein  geschlossenes,  mit  dem  vorigen  gleichnamiges  Po- 
lygon iV, ,  d.  h.  von  gleicher  Seitenzahl  n  und  gleicher  Umlaufszahl  u, 

Ist  nun  der  erste  Kegelschnitt  K  eine  Ellipse,  und  soll  das  Polygon 
N  convex  sein,  so  ist  dann  auch  der  zweite  Kegelschnitt  K^  eine  Ellipse, 
und  alsdann  haben  die  verschiedenen  n-Ecke  Ny  iV,,  ...  die  oben  ge- 
nannte Eigenschaft,  dass  sie  unter  allen  der  Ellipse  iT  eingeschrie- 
benen oder  der  Ellipse  Ä,  umschriebenen  gleichartigen  w-Ecken. 
beziehlich  den  grössten  oder  kleinsten  Umfang  haben,  und  dass 
sie  unter  sich  gleichen  Umfang  haben. 

Der  Leitstrahl  aus  einem  Brennpunct  der  Ellipse  K  nach  jeder  Ecke 
des  w-Ecks  N  (oder  iVj ,  . . .)  theilt  den  zugehörigen  Polygonwinkel  in 
irgend  zwei  Theile  x  und  y;  wird  die  Summe  der  Cosinusse  aller  dieser 
Winkeltheile  x,  y  mit  der  halben  grossen  Axe  der  Ellipse  K  multiplicirt, 
so  erhält  man  den  Umfang  ü  des  w-Ecks;   oder  in  Zeichen 

U=  a2(cosa:+cosi/)=  2a2[cos^(Ä4-y)cos^(^ — i/)]. 

In  der  oben  citirten  (3.  Note)  Abhandlung  über  Maximum  und  Mini- 
mum finden  sich  die  Bedingungen  angegeben,  unter  denen  der  Umfang 
eines  geradlinigen  Polygons  JV,  welches   einem  beliebigen  Curven-Polygon 

27* 


^0  Elementare  Lösnog  einer  geometriBchen  Aufgabe  ete. 

P  oder  eiDer  einzelnen  Corve  P  oder  einem  anderen  gleichnamigen  gerad- 
linigen Polygon  P  eingeschrieben  ist,  ein  Minimum  oder  ein  Haximum 
wird.    Den  dortigen  Sätzen  sind  die  nachfolgenden  zur  Seite  zd  Btellen. 

CE.  „Unter  allen  einem  gegebenen  (geradliDigen)  n-£ct  A' 
umschriebenen  n-Ecken  kann  der  Umfang  nur  bei  demjenigen, 
Nj,  ein  Minimum  sein,  welches  die  Eigenschaft  hat,  dass  in 
Betracht  jeder  Seite  desselben  das  aus  der  in  ihr  liegenden 
Ecke  des  n-Ecks  .W  auf  sie  errichtete  Perpendikel  mit  den 
beiden  Strahlen,  welche  die  au  dieser  Seite  liegenden  Anssen- 
winkel  des  n-Ecks  N^  hälften,  in  einem  Puncte  zusammentrifft. 

Mag  auch  die  Construction  des  n-Ecks  N^  schwierig  sein,  so  ist  da- 
gegen, wenn  umgekehrt  dasselbe  als  gegeben  angenommen  wird,  alsdann 
dasjenige  n-Eck  N,  welchem  es  mit  kleinstem  Umfange- umschrieben  ist 
sehr  leicht  zu  construiren,  wie  aus  dem  Satze  selbst  erhellt. 

ß.  „Unter  allen  einem  gegebenen  Curven-Polygon  P  oder 
einer  einzelnen  gegebenen  Curve  P  umschriebenen  geradlinigen 
Polygonen  P,  von  gleicher  Seiteuzahl  kann  nur  bei  demjenigeD 
der  Umfang  ein  Minimum  sein,  welches  die  Eigenschaft  hat, 
dass  in  Betracht  jeder  Seite  desselben  die  Normale  in  ihrem 
BerührungspuDcte  mit  deu  beiden  Geraden,  welche  die  der  Seite 
anliegenden  Äussenwinkel  des  Polygons  P,  hälften,  in  irgend 
einem  Puncte  zusammentrifft." 

Diese  beiden  Sätze  (a.  und  ß.)  finden  übrigens  auf  analoge  Weise 
auch  für  die  sphärischen  Figuren  statt. 

Für  den  speciellen  Fall,  wo  das  umzuschreibende  Polygon  P,  nur  ein 
Dreieck  sein  soll,  hat  die  angegebene  Bedingung  (ft.)  zur  Folge:  „dass 
die  drei  Normalen  in  den  Berührungspuncten  der  Seiten  des 
Dreiecks  sich  in  einem  und  demselben  Puncto  treffen."  Und 
in  Rücksicht   des  ersten  Satzes  (a.)  folgt   ebenso:    „dass    die    in    den 


üeber  das  grösste  Product  der  Theile  oder 

Summanden  jeder  Zahl. 


Crelle's  Journal  Band  XL.  S.  208. 


Ueber  das  grösste  Product  der  Theile  oder 

Summanden  jeder  Zahl 

Wird  eine  gegebene  ZaM  a  in  zwei  beliebige  Theile  zerlegt,  so  ist 
bekanntlich  das  Product  der  Theile  am  grössten,  wenn  dieselben  gleich 
sind.  Ebenso  verhält  es  sich ,  wenn  die  Zahl  a  in  3,  4,  5,  ...  w  Theile 
zerlegt  wird.  Da  aber  die  hierbei  entstehenden  grössten  Producte  unter 
sich  verschieden  sind,  so  entsteht  die  Frage:  „in  wieviele  gleiche 
Theile,  oder  in  was  für  Theile  die  Zahl  a  zerlegt  werden  müsse, 
damit  das  Product  derselben  am  allergrössten,  ein  Maximum 
Maximorum,  werde?" 

Man  findet  leicht,  dass  jeder  Theil  gleich  e,  d.  h.  gleich  der  Grundzahl 

der  natürlichen  Logarithmen,  und  somit  die  Anzahl  der  Theile  gleich  — 
sein  muss,  so  dass  also   das  verlangte  grösste  Product  « 


e^ 


ist.     Oder  da  |/^=  1,4446...,  so  ist  das  grösste  Product  der  Summanden 
jeder  Zahl  a 

=  (1,4446...)«. 

Wenn  also  j;e  =  yz=  a,  so  ist  immer 

1  1 

Für  a  =  l  wird  .r  =  — ,  und  da  man  dabei  auch  y  =  —  annehmen 

kann,  so  hat  man 

e  X 

Ye  >>  Yz,     oder     e''^  z^, 

d.  h.  „Wird  jede  Zahl  durch  sicli  selbst  radicirt,  so  gewährt  die 
Zahl  e  die  jjlergrösste  Wurzel;"  oder:   „Die  Zahl  e  hat  die  Ei- 


424         t'eber  das  grösste  Product  der  Theile  oder  Smnmandeii  jeder  ZaU. 

genscbaft,  dsBS  sie,  mit  jeder  anderen  Zahl  z  gegeaseitig  po- 
tenzirt,  allemal  die  grössere  Potenz  giebt." 
Verlangt  man  zwei  Zahlen  b  nnd  c,  fnr  welche 

V6  =  V^,    oder    &=  =  «* 
sein  soll,  so  ist  die  eine,  etwa  h,  kleiner  und  die  andere  c  grösser  als  t\ 
nämlich  h  hat  den  Spielraum  von  e  bis  1,  während  c  ^od  e  bis  oc  wäch«L 
Es  giebt  nur  einen  Fall,  wo  b  und  c  ganze  Zahlen  sind,  ttämlich  2  uod 
4.     Wenn  d':>c^e,  so  ist  immer 

c  d 

Vc>y^     oder    c^>rf=. 
Berlin,  im  März  1850. 


Lehrsätze. 


Crelle'8  Journal  Band  XLIV.  S.  275— 276. 


Lehrsätze. 

1.  a)  „Werden  einem  vollständigen  Vierseit  irgend  zwei 
Kegelschnitte  eingeschrieben,  so  liegen  die  acht  Puncte,  in 
welchen  sie  die  Seiten  berühren,  allemal  in  irgend  einem 
dritten  Kegelschnitte." 

Und  umgekehrt: 

b)  „Legt  man  durch  die  vier  Berührungspuncte  eines  dem 
Vierseit  eingeschriebenen  Kegelschnittes  einen  beliebigen  an- 
deren Kegelschnitt,  so  schneidet  dieser  die  Seiten  in  vier  sol- 
chen neuen  Puncten,  in  welchen  dieselben  allemal  von  irgend 
einem  dritten  Kegelschnitte  berührt  werden  können." 

Ferner: 

c)  „Die  gegenseitigen  vier  Schnittpuncte  je  zweier  dem- 
selben Vierseit  eingeschriebenen  Kegelschnitte  liegen 
mit  jedem  der  drei  Paar  Gegen-Ecken  des  Yierseits  zusammen 
in  einem  Kegelschnitte." 

Und  femer: 

d)  „Von  den  acht  Berührungspuncten  je  zweier  demselben 
Vierseit  eingeschriebenen  Kegelschnitte  liegen  zwölf  mal  vier 
mit  irgend  zwei  der  vier  gegenseitigen  Schnitte  der  letzteren 
zusammen  in  einem  neuen  Kegelschnitte.  Die  dadurch  be- 
stimmten neuen  zwö|lf  Kegelschnitte  ordnen  sich  in  sechs 
Paare,  welche  einander  doppelt  berühren;  nämlich  durch  je 
zwei  der  genannten  vier  Schnitte  gehen  zwei  neue  Kegelschnitte, 
die  sich  in  denselben  berühren." 

Analoge  Eigenschaften  finden  in  Rücksicht  des  vollständigen  Vier- 
ecks statt. 

2.  „Beim  vollständigen  Viereck  im  Kreise  haben  die  Recht- 
ecke  unter  den  drei  Paar  Perpendikeln,  welche  aus  irgend  einem 
Puncte  des  Kreises  auf  die  drei  Paar  Gegenseiten  des  Vierecks 
gefällt  werden,  jedesmal  gleichen  Inhalt." 

3.  a)  „Werden  einem  Dreiseit  ABC  irgend  vier  Kegel- 
schnitte   eingeschrieben,    so    haben   je    zwei    derselben    (ausser 


429  Lebätw. 

den  drei  Seiten  des  Dreiseits)  noch  eme  vierte  gemeinschafi 
liehe  Tangente  T,  was  zusammen  sechs  T  ^iebt:  diese  secl 
T  schneiden  jede  der  drei  Seiten  A,  B  and  C  in  sechs  solche 
Pancten,  welche  Involution  bilden."  (Nämlich  die  Tangente 
zweier  Ke^lschnitte  nnd  die  Tangente  der  jedesmaligen  beiden  aoden 
geben  je  eb  Paar  conjo^^rter  Pnncte.^ 

&)  „Wenn  irgend  vier  Kegelschnitte  einen  BreDoponct  od 
eine  Tangente  A  gemein  haben,  so  haben  sie,  zu  zwei  nnd  zwe 
noch  sechs  Tangenten  T  gemein,  welche  jene  Tangente  A  i 
sechs  InyolutionspancteD  schneiden." 

c)  „Haben  vier  Parabeln  den  Brennpnnct  gemein,  so  habt 
je  zwei  derselben  nur  eine  gemeinschaftliche  Tangente 
(ansser  der  onondlich  entfernten),  was  zusammen  sechs  T  gieb 
Die  aas  irgend  einem  Puncte  p  auf  diese  sechs  T  gefällte 
Perpendikel  (sowie  anch  die  durch  p  den  sechs  T  parallel  gi 
zogenen  Geraden)  bilden  jedesmal  Involntion." 

4.  a)  „Sind  in  einer  Ebene  eine  Parabel  P*  und  irgend  ei 
Syntem  confocaler  Kegelschnitte  C*  in  fester  Lage  gegeben,  : 
hat  die  P*  mit  jedem  C  vier  Tangenten  gemein,  von  weicht 
P*  in  je  vier  Puncten  a,  b,  c  und  d  berührt  wird.  Das  Produ' 
der  aus  dem  Brennpuoct  der  Parabel  nach  den  je  vier  Berül 
rungspuncten  gezogenen  Leitstrahlen  ist  constant,  also 
fa.fbjc.fd  =  constant" 

Wird  die  Parabel  von  den  aus  den  gemeinschaftlichen  Brennponcti 
der  Kegelschnitte  C  an  nie  gezogenen  zwei  Paar  Tangenten  in  den  Puncti 
a, ,  £, ,  c,  und  d,  berührt,  so  hat  insbesondere  anch  das  Froduct 

fa,./b,.fi,.fd, 
donHolben  constanteo  Wertb. 

b)  „Wird   die  Parabel   in   derselben   Ebene   um    ihren    fes 


Lehrsätze. 


Crelle's  Journal  Band  XLV.  S.  177—180. 


Lehrsätze. 

1.  „Zieht  man  aus  den  Ecken  a,  6,  c  eines  gegebenen  Drei- 
ecks durch  einen  in  seiner  Ebene  liegenden  unbestimmten 
Punct  'p  Strahlen,  welche  die  Gegenseiten  beziehlich  in  den 
Puncten  a, ,  6,,  c,  treffen,  und  verlangt,  es  soll  das  Product 

ap,bp.cp  ^=  pa^,pb^,pc^ 

sein,  so  ist  der  Ort  des  Punctes  ^diejenige  dem  Dreieck  abc 
umschriebene  Ellipse,  welche  den  Schwerpunct  desselben  zum 
Mittelpunct  hat." 

Ist  also  insbesondere  das  Dreieck  gleichseitig,  so  ist  der  Ort  von  p 
der  umschriebene  Kreis. 

2.  „Werden  durch  irgend  einen  Punct  p  in  der  Ebene 
eines  gegebenen  Dreiseits  ABC  diejenigen  drei  Geraden  rr^^ 
sij,,  tt^  gezogen,  welche  beziehlich  von  den  Seiten  A  und  J5, 
B  und  Cy  C  und  A  begrenzt  und  durch  den  Punct  p  gehälftet 
w^erden,  so  liegen  ihre  drei  Paar  Endpuncte  r,  r,;  s,  s,;  t,  t^ 
allemal  in  irgend  einem  Kegelschnitte  C,  welcher  nothwen- 
digerweise  den  Punct  p  zum  Mittelpunct  hat.  Und  zieht  man 
ferner  aus  demselben  Puncto  ^  Strahlen  a,  ß,  7  nach  den  Ecken 
a,  b  c  des  Dreiseits  und  construirt  in  jeder  Ecke  zu  den  zwei 
anliegenden  Seiten  und  dem  jedesmaligen  Strahle  den  vierten, 
dem  letzteren  zugeordneten,  harmonischen  Strahl,  beziehlich 
«j,  ß,  und  7p  so  werden  diese  drei  neuen  Strahlen  in  den  respec- 
tiven  Ecken  des  Dreiecks  allemal  von  einem  solchen  Kegel- 
schnitte C]  berührt,  welcher  jenem  Kegelschnitte  C^  ähnlich 
ist  und  mit  ihm  ähnlich  liegt,  so  dass  die  sich  entsprechenden 
Axen  beider  Kegelschnitte  parallel  sind,,  ebenso  ihre  Asymp- 
toten, falls  sie  Hyperbeln  sind."  —  „Umgekehrt  ist  durch  jeden 
dem  Dreieck  abc  umschriebenen  Kegelschnitt  C]  der  Punct  p. 


432 


Lehrsätze. 


sowie  der  ihm  zugehörige  Kegelschnitt  C*  bestimmt.  Somit 
giebt  es  nur  einen  Pol  p,  für  wolchen  der  zugehörige  Kegel- 
schnitt C  ein  Kreis  wird,  oder  bei  welchem  die  drei  Geraden 
rr^,  SS,,  ((,  einander  gleich  werden;  derselbe  wird  durch  den 
dem  Dreieck  abc  umschriebenen  Kreis  bestimmt."     Ferner: 

„Sollen  die  Kegelschnitte  C  und  C\  insbesondere  gleich- 
seitige Hyperbeln  sein,  so  ist  der  Ort  des  Poles  71  eine  bestimmte 
Gerade  H;  nämlich  sind  a,,  ä,,  c,  die  Fusspuncte  der  aas  den 
Ecken  a,  b,  c  auf  die  Gegenseiten  ..4,  B,  Cgefällten  Perpendikel, 
so  liegen  die  drei  Schnitte  der  Geraden  a^b^  und  C,  a^c,  und 
B,  b^c,  und  A  in  einer  Geraden  -^  und  diese  ist  die  genannte 
Gerade  H."     Und 

„Soll  insbesondere  C\  eine  Parabel  sein,  so  zerfällt  C*  in 
zwei  Gerade,  etwa  rst  und  r, s, t,,  welche  jedesmal  der  Parabel- 
Axe  parallel  sind  und  gleich  weit  vom  Pol  p  abstehen.  Fnr 
diesen  Fall  ist  der  Ort  des  Poles  p  diejenige  Ellipse,  welche 
die  Seiten  des  gegebenen  Dreiecks  in  ihren  Mitton  berührt 
und  somit  den  Schwerpunct  desselben  zum  Mittelpunkt  hat" 
U.  s.  w. 

3.  Bei  allen  einem  Kegelschnitte  C*  eingeschriebenen  rechtwinkligen 
Dreiecken  bac,  welche  den  Scheitel  a  des  rechten  Winkels  gemein  haben, 
gehen  bekanntlich  die  Hypotenusen  bc  sämmtlich  durch  irgend  einen  be- 
stimmten Punct  p.  Somit  entspricht  jedem  Puncte  o  in  C  auf  diese 
Weise  ein  bestimmter  Punct  ^.  Uober  den  Punct  p  und  dessen  Beziehung 
£11  dem  Puncte  a  ist  unter  anderem  folgendes  Nähere  anzugeben: 

„Der  Ort  des  Punctes  p  ist  ein  Kegelschnitt  6';,  welcher 
dem  gegebenen  C  ähnlich  und  mit  ihm  ähnlichliegend  und  con- 
ccntrisch  ist;  und  zwar  sind  a  und  p  stets  symmetrische,  ho- 
mologe Puncte  beider  Kegelschnitte  in   Bezug  auf  deren   ge- 


Lehrsätze.  433 

Puncto  a  berührt;  d.  h.  die  gesammten  Tangenten  des  C\  geben 
in  C  alle  diejenigen  Sehnen  b^  Cj,  welche  Durchmesser  solcher 
Kreise  sind,  die  den  C  berühren,  und  jedesmal  berühren  jene 
Tangente  und  dieser  Kreis  die  beiden  Kegelschnitte  CJ  und  C" 
in  einem  Paar  sich  entsprechender  Puncte  p  und  a."  —  Zieht 
man  in  C  eine  beliebige  Sehne  Je,  welche  den  C\  in  irgend  zwei 
Puncten  p  schneidet,  so  schneidet  der  über  derselben,  beschriebene  Kreis 
den  C  in  den  entsprechenden  zwei  Puncten  a. 

4  Die  Mittelpuncte  aller  Kreise,  welche  in  einer  Ebene  durch  zwei 
feste  Puncte  a  und  a,  gehen,  oder  die  Sehne  aa^  gemein  haben,  liegen 
in  einer  die  Sehne  in  ihrer  Mitte,  etwa  a^ ,  rechtwinklig  durchschneiden- 
den Geraden  AA^ .  Die  auf  entgegengesetzten  Seiten  der  Sehne  liegenden 
Theile  dieser  Geraden  bezeichne  man  durch  A  und  A^^  und  demgemäss 
jeden  Bjreis  durch  A^  oder  -4J,  jenachdem  sein  Mittelpunct  in  A  oder 
A^  liegt;  der  besondere  Bjreis  aber,  dessen  Mittelpunct  in  a^  liegt,  oder 
welcher  die. Sehne  aa^  zum  Durchmesser  hat,  heisse  A].  Ebenso  unter- 
scheide man  in  Rücksicht  irgend  zweier  anderen  festen  Puncte  b  und  6, 
die  durch  dieselben  gehenden  Kreise  durch  B^  und  B]  und  bezeichne 
den  besonderen  Kreis,  welcher  bb^  zum  Durchmesser  hat,  durch  B],  Als- 
dann lässt  sich  ein  Satz,  wie  folgt,  aussprechen: 

„Sind  in  einer  Ebene  irgend  zwei  Sehnen  aa^  und  bb^  in  be- 
liebiger fester  Lage  gegeben,  und  beschreibt  man  über  den- 
selben je  ein  Paar  solcher  Kreise  A^  und  B\  oder  A]  und  B], 
deren  Centriwinkel  über  den  respectiven  Sehnen  einander 
gleich  sind,  so  geht  die  gemeinschaftliche  Secante  (die  Linie 
der  gleichen  Potenzen)  jedes  dieser  Kreispaare  stets  durch 
einen  und  denselben  bestimmten  Punct  p;  und  beschreibt 
man  verwechselt  je  ein  Paar  solcher  Ki;^ise  A^  und  ÄJ,  oder 
A]  und  5',  deren  Centriwinkel  über  den  Sehnen  ebenfalls  ein- 
ander gleich  sind,  so  geht  die  gemeinschaftliche  Secante  jedes 
dieser  Kreispaare  durch  einen  anderen  bestimmten  Punct  j; 
und  diese  beiden  Puncte  p  und  q  liegen  in  der  gemeinschaft- 
lichen Secante  der  besonderen  Kreise  A]  und  ÄJ." 

5.  Unter  allen  einem  vollständigen  Vierseit  eingeschriebenen  Kegel- 
schnitten befindet  sich  nur  eine  Parabel  P^;  sei  c  ihr  Brennpunct  und  seien 
Py  3,  Ty  8  ihre  ßerührungspuncte  mit  den  Seiten  des  Vierseits.  Seien 
femer  a  und  a  die  Brennpuncte  irgend  eines  anderen  dem  Vierseit  ein- 
geschriebenen Kegelschnittes  J.',  sowie  p^,  q^^  r,,  s,  die  ßerührungs- 
puncte der  aus  denselben  an  die  Parabel  gezogenen  zwei  Paar  Tangenten. 
In  Bezug  hierauf  hat  man  folgenden  Satz: 

„Das  Rechteck  unter  den  Abständen  der  beiden  Brenn- 
puncte«, ajedes  dem  Vierseit  eingeschriebenen  Kegelschnittes 

Stelnor's  Werke.     IL  .  28 


434 


Lehrsätxe. 


A*  vom  BrennpuDote  c  der  Parabel  P*  ist  constant  (an  Inhalt), 
und  zwar  gleich  der  Quadratwurzel  aus  dem  Prodact  der  tler 
Leitstrahlen,  welche  aas  dem  Brennpuncte  der  Parabel  nach 
ihren  Berührungspuncten  mit  den  Seiten  des  Vierseits  gehen.* 
Und  ferner:  „Legt  man  aus  den  beiden  Brennpuncten  a,  a  jedes 
eingeschriebenen  Kegelschnittes  A*  an  die  Parabel  i"  die 
zwei  Paar  Tangenten,  so  ist  das  Prodact  der  vier  Leltstrahlen, 
welche  aus  dem  Brennpuncte  c  der  Parabel  nach  den  Berüh- 
rungspnncten  (;>,,  9,,  r,,  s,)  dieser  Tangenten  gehen,  ebenfalls 
constant,    und    zwar    gleich   jenem    vorgenannten    Prodncte. 

Also  ist  

ca.ca  =  ctHist.  =  yt^.cg.cr.cs, 
cp,.cq^.cr^.c»^  ^=  const.  ^cp.cq.cr.c»." 
Insbesondere  sind  also  auch  die  Rechtecke  unter  den  drei  Paar  Strahlen, 
welche  aus  dem  Brennpuncte  der  Parabel  nach  den  Gegenecken  des  Vier- 
seite gezogen  werden,  an  Inhalt  einander  gleich,   und  zwar  anch  gleich 
der  genannten  Quadratwurzel. 

6.  Der  vorige  Satz  ist  übrigens  nur  eine  specielle  Folge  des  nach- 
stehenden Satzes: 

„Sind  a  und  a,  b  und  ß,  c  und  f  die  Brennpuncte  irgend 
dreier  demselben  Yierseit  eingeschriebenen  Kegelschnitte,  so 
findet  zwischen  ihren  gegenseitigen  Abständen  allemal  die 
Relation  statt,  dass  z.  B. 

ac.üui «T-oY 

JcTpc  ~  Äy.pY 
ist."     Sind  nun  c  und  y  msbesondere  die  Brennpuncte  der  Parabel  P' 
und  ist  Y  der  unendlich  entfernte,  so  wird  der  Bruch  rechts  gleich  1,  und 
daher  * 

^  6r ,  ßc  ^  CODüt. ; 


Combinatorische  Aufgabe. 


Grello's  Journal  Band  XLV.  S.  181  —  182. 


ou« 


28 


Combinatorische  Aufgabe. 

(i)  Welche  Zahl,  iV,  von  Elementen  hat  die  Eigenschaft,  däss  sich 
die  Elemente  so  zu  dreien  ordnen  lassen,  dass  je  zwei  in  einer,  aber 
nur  in  einer  Verbindung  vorkommen?  Wie  viele  wesentlich  verschiedene 
Anordnungen,  d.  h.  solche,  die  nicht  durch  eine  blosse  Permutation  der 
Elemente  aus  einander  hervorgehen,  giebt  es  bei  jeder  Zahl? 

h)  Wenn  femer  die  Elemente  sich  so  zu  vieren  verbinden  lassen 
sollen,  dass  je  drei  freie  Elemente,  d.  h.  solche,  welche  nicht  schon 
einen  der  vorigen  Dreier  (a)  bilden,  immer  in  einem,  aber  nur  in 
einem  Vierer  vorkommen,  und  dass  auch  keine  3  Elemente  eines  solchen 
Vierers  einem  der  vorigen  Dreier  angehören;  entsteht  daraus  keine 
neue  Bedingung  für  die  Zahl  N? 

o)  Sollen  die  Elemente  sich  weiter  so  zu  Fünfern  combiniren  lassen, 
dass  je  vier  unter  sich  noch  freie  Elemente,  d.  h.  welche  keinen  der 
zuvor  gebildeten  Vierer  (6)  ausmachen,  noch  einen  der  früheren  Dreier 
(a)  enthalten,  immer  in  einem,  aber  nur  in  einem  Fünfer  vorkommen, 
und  dass  ein  solcher  Fünfer  keinen  der  schon  gebildeten  Dreier  noch 
Vierer  enthält:  welche  neue  Modification  erleidet  dann  die  Zahl  N? 

d)  Und  sollen  die  Elemente  sich  ähnlicherweise  so  zu  Sechsern  ver- 
binden lassen,  dass  zu  je  fünf  unter  sich  noch  freien  Elementen  ein  be- 
stimmtes sechstes  gehört,  aber  keiner  der  so  gebildeten  Sechser  einen 
der  früheren  Dreier  oder  Vierer  oder  Fünfer  enthält;  welche  Beschränkung 
erleidet  daijn  die  Zahl  N? 

e)  Ebenso  sollen  Siebner  gebildet  werden,  so  dass  zu  je  sechs  unter 
sich  freien  Elementen  ein  bestimmtes  siebentes  gehört,  aber  ein  solcher 
Siebner  weder  einen  der  vorigen  Dreier,  noch  Vierer,  noch  Fünfer,  noch 
Sechser  enthält.  Und  so  soll  fortgefahren  werden,  bis  für  die  Zahl 
N  die  Unmöglichkeit  höhörer  Verbindungen  dieser  Art  eintritt.  Zudem 
soll  auf  jeder  Stufe  die  allgemeine  Form  der  Zahl  N^  für  welche  die  ge- 
forderten Combinationen   möglich  sind,   angegeben,  sowie   umgekehrt  ge- 


438  Combinatttrische  Aufg)^. 

zeigt  werden,  ob  bei  jeder  Zahl  von  der  aufgefuiidenen  Form,  die  gefor- 
derten VerbiDdungen  auch  in  der  That  möglich  sind.  —  Wenn  z.  B.  in 
Rücksicht  der  ersten  Bedingung  (a)  allein  die  Zahl  l*/"  von  der  Form 
6n+l  oder  6n+3  sein  muss,  so  ist  zn  beweisen,  dass  für  jede  Zahl 
von  einer  dieser  zwei  Formen  auch  in  der  That  die  N  Elemente  sich  aoT 
die  gerorderte  Art  zu  iN(^N —  1)  Dreiern  verbinden  lassen.  Nämlich  aus 
den  gestellten  Bedingungen  folgt  leicht,  dass 

die  Zahl  der  Dreier    —  — ^ 


2.3       • 
N(N-1XN- 

2.3.4 
N(N—1XN- 

-3)(N- 

-') 

-15) 

NIN- 

2.3.4.6 
-lXAf-3X*- 

-IXN- 

N(N- 

2.3.4.5.6 
-1)(JV-.3XW- 

-T){N- 

-15)(Ar- 

-31) 

2.3.4.5.6.7 
u.  s.  w.  ist. 

Auf  die  vorstehende  Aufgabe  wurde  ich  vor  etwa  sechs  Jahren  ge- 
legentlich durch  eine  geometrische  Betrachtung  (bei  UntersuchungeD  über 
die  Doppeltangenten  der  Curvcn  vierten  Grades)  geführt.  Diese  Betrach- 
tung gab  wohl  einiges  Licht  über  die  Natur  der  verlangten  Combinationon, 
aber  sie  genügt«  doch  nicht,  den  Gegetiätand  vollständig  aufzaklärco.  Der 
für  die  Mathematik  leider  zu  früh  verstorbene  Dr.  Eisenstein,  welchem 
die  Aufgabe  vor  längerer  Zeit  mitgetheilt  worden ,  sagt«  mir  später,  das» 
er  aus  dem  Falle  (a),  den  er  vorcret  allein  in  Betracht  zog,  einige  An- 
wendungen auf  Beispiele  der  Wahrscheinlichkeitsrechnung  machen  könne.  — 
Man  kann  die  Aufgabe  auch  figürlich  so  stellen,  dass  man  sich  miter  den 
N  lllcmcntcn  eben  so  viele  in  t^iiier  Ebene  lK'li(.'liiK  li(!gcndo  Puncto  denkt. 


Aufgäben  und  Lehrsätze. 


Crelle's  Journal  Band  XLV.  S.  183  —  185. 


{ 


Aufgaben  und  Lehrsätze. 

1.  a)  „Soll  ein  Kegelschnitt  beschrieben  werden,  welcher 
eine  gegebene  Curve  vierten  Grades  in  irgend  vier  Puncten 
und  nebstdem  noch  eine  in  derselben  Ebene  gegebene  Gerade 
berührt,  so  ist  die  Zahl  der  Lösungen  gleich252."  Oder  allgemeiner: 

h)  „Soll  ein  Kegelschnitt  eine  gegebene  Curve  vierten 
Grades  in  irgend  vier  Puncten  und  zudem  eine  (in  derselben 
Ebene)  gegebene  Curve  n**"  Grades  in  irgend  einem  Puncto  be- 
rühren, so  ist  die  Zahl  der  Lösungen  im  Allgemeinen 

=  126n(«-Hl)." 

2.  „Es  giebt  im  Allgemeinen  126  Kegelschnitte,  welche 
eine  gegebene  Curve  vierten  Grades  in  irgend  vier  Puncten 
berühren  und  nebstdem  durch  irgend  einen  gegebenen  Punct 
gehen." 

3.  „Es  giebt  im  Allgemeinen  63  Kegelschnitte,  welche 
eine  beliebige  Curve  vierten  Grades  in  irgend  einem  auf  ihr 
gegebenen  Puncto  und  nebstdem  noch  in  irgend  drei  anderen 
Puncten  berühren." 

4.  „Es  giebt  im  Allgemeinen  756  solche  Kegelschnitte, 
welche  eine  beliebige  Curve  vierten  Grades  in  irgend  einem 
Puncto,  a,  vierpunctig  und  zudem  in  irgend  zwei  anderen 
Puncten,  b  und  c,  einfach  (d.  h.  zweipunctig)  berühren."  »Die 
756  Berührungspuncte  a  ordnen  sich  zu  12  und  12  in  63  be- 
stimmte Gruppen  und  durch  die  12  Puncto  jeder  Gruppe  geht 
je  eine  Curve  dritten  Grades."  —  „Welche  Beziehung  haben 
diese  63  Curven  dritten  Grades  zu  einander?" 

5.  „Wie  viele  solche  Puncto,  a,  giebt  es  in  einer  allge- 
meinen Curve  vierton  Grades,  in  welchen  sie  von  einem  Kegel- 
schnitte sechspunctig  berührt  wird?" 

[Nach  einer  gewissen  Betrachtung  sollte  die  Zahl  der  verlangten 
Puncto  gleich  324  sein;  allein  es  fallen  von  denselben  in  jeden  Wendungs- 


442  Aufgaben  uad  Lehrsätze. 

punct  der  gegebenen  Curve  eioe  bestimmte  gleiche  Menge,  denen  keine 
eigentlichen  Kegel »chrntte  CDtsprechon,  sondern  dieüelben  werden  durch  die 
doppelt  gedachte  Wcndungstangente  vertreten.  Fielen  nun  in  JBden  Wen- 
dungspunct  etwa  8  oder  9  der  gedachten  Functc,  so  blieben  noch  132 
oder  108  eigentliche  Losungen  übrig;  wie  viele  fallen  in  jeden?  Durch 
ein  gleiches  Verfahren  habe  ich  früher  die  27  Puucte,  a,  bcstinunt,  m 
welchen  die  Curve  dritten  Grades  von  einem  Kegelschnitte  sechspanctig 
berührt  wird  (O-etW»  Journal  Bd.  32.  S.  182)*).  Dabei  fielen  von  den 
54  Puucten,  welche  die  allgemeine  Betrachtung  anzeigt,  in  jeden  Wendungs- 
punct  drei,  so  dass  nur  27  blieben.] 

6.  a)  Wie  viele  solche  Puucte,  a,  giobt  es  in  einer  Curve  ö"",  ö"", 
7'"',  .  .  .  Grades,  in  welchen  dieselbe  von  einem  Kogelschmtte  sechspanctig 
beröhrt  wird? 

f>)  Wie  viele  solche  Puncto  giebt  es  in  einer  Curve  vierten  Grades, 
in  welchen  sie  von  einer  Curve  dritten  Grades  lOpunctig  berührt  wird? 
Dnd  allgemein,  wenn  m~^n: 

e)  Wie  viele  solche  Punct«  giebt  es  in  einer  Curve  mf"  Grades,  in 
welchen  sie  von  einer  Curve  n*"  Grades  ^(n+l)(»+2)punctig  berührt 
wird? 

7.  a)  Einen  Kegelschnitt  zu  finden,  welcher  eine  gegebene  Car\'e 
fünften  Grades  in  (unf  Puncten  berührt.  Wie  viele  Tiösungen  giebt  es?  — 
Dass  die  Zahl  der  Lösungen  ansehnlich  gross  sein  muss,  erhellt  ans  dem 
obigen  Satze  (1,  a),  der  als  ein  spccioilcr  Fall  anzusehen  ist,  und  wobei 
die  Zahl  der  I<ösungon  schon  252  beträgt,  aber  gleichwohl  bedeutend  ge- 
ringer sein  wird,  als  für  den  allgemeinen  Fall. 

Ä)  Wie  vicio  Kegelschnitte  giobt  es,  welche  eine  gegebene  Curve 
6"",  7"°,  ....  wi""  Grades  in  fiinf  Puncten  berühren? 

8.  „Durch  jeden  beliebigen  Pun%t  p  in  der  Ebene  einer 
Curve  71*™  Grades  gehen  im  Allgemeinen  3n(n — 1)  Krümmungs- 


Aufgaben  und  Lehrsätze.  443 

Grad,  so  ist  die  Zahl  der  Lösungen  beziohlich  4,  36,  132,  340,  ....  — 
„Wenn  der  Punct  p  insbesondere  in  der  gegebenen  Curve 
selbst  liegt,  so  wird  letztere  von 

n(n-j-l)  — 4 

lösenden  Kreisen  in  p  selbst  berührt,  und  dann  ist  jeder  von 
diesen  Kreisen  doppelt  zu  zählen,  oder  die  Zahl  der  Lösungen 
wird  um  eben  so  viel  verringert." 

10.  „Soll  ein  Kreis  durch  zwei  gegebene  Puncto  gehen  und 
nebstdem  eine  gegebene  Curve  «*•"  Grades  berühren,  so  finden 
i  m  Allgemeinen 

n(n4-l) 
Lösungen  statt." 

Berlin,  im  November  1852. 


Ueber   einige   neue  Bestimmungs- Arten  der 
Curven  zweiter  Ordnung  nebst  daraus  folgen- 
den neuen  Eigenschaften  derselben  Curven. 


Crelle's  Journal  Band  XL V.  S.  189  —  211. 

(Auszug  aus  einem  am  4.  März  1852  in  der  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin 

gehaltenen  Vortrage.) 


Hierzu  Taf.  XXI  und  -XXII  Fig.  1  —3. 


lieber  einige  neue  Bestimmungs- Arten  der 
Curven  zweiter  Ordnung  nebst  daraus  folgen- 
den neuen  Eigenschaften  derselben  Curven. 

§1- 

Die  zwei  hier  zunächst  folgenden  Bestimmungs-Arten  der  Kegelschnitte 
sind  den  bekannten  beiden  Erzeugungs weisen  derselben,  nämlich  durch 
die  Brennpuncte  oder  durch  den  einen  Brennpunct  und  die  zugehörige 
Leitlinie,  gewissermaassen  analog  und  umfassen  sie  als  besondere  Fälle. 
Die  erste  Ai;^  besteht  darin,  dass,  statt  die  Summe  oder  Differenz  der 
nach  den  Brennpuncten  gezogenen  'Leitstrahlen  als  gegeben  anzunehmen, 
hier  die  Summe  oder  Differenz  zweier  Tangenten,  welche  aus  dem  bo- 
schreibenden Puncte  an  zwei  feste  Kreise  gezogen  werden,  als  gegeben 
angesehen  wird.  Bei  der  zweiten  tritt  an  die  Stelle  der*  Leitlinie  irgend  eine 
Anzahl  von  beliebigen  gegebenen  Geraden,  auf  welche  aus  dem  beschrei- 
benden Puncte  Perpendikel  gefallt  und  mit  dem  Leitstrahl  nach  dem  einen 
Brennpuncte,  sowie  mit  dem  aus  diesem  letzteren  auf  dieselben  Geraden 
herabgelassenen  Perpendikel  in  bestimmtes  Verhältniss  gesetzt  werden. 
Die  daraus  hervorgehenden  beiden  Sätze  lauten,  wie  folgt: 

I.  „Sind  in  einer  Ebene  irgend  zwei  Kreise  A^y  B^  ge- 
geben, und  zieht  man  aus  einem  willkürlichen  Puncte  X^  an 
jeden  Kreis  eine  Tangente  o,  ß  und  verlangt,  es  soll  entweder 
die  Summe,  (a-H-ß),  oder  der  Unterschied,  (a — ß)  oder  (ß — a), 
dieser  Tangenten  einer  gegebenen  Länge  l  gleich  sein,  so 
ist  der  Ort  des  Punctes  X^  allemal  irgend  ein  Kegelschnitt 
C'\  welcher  jeden  der  beiden  Kreise  doppelt  berührt  (reell 
oder  imaginär),  und  von  dessen  Axen  immer  die  eine  oder 
andere  auf  der  Mittelpunctslinie  AB  der  Kreise  liegt."  Und 
umgekehrt:  „Werden  einem  gegebenen  Kegelschnitte  C^  irgend 
zwei  ihn  doppelt  berührende  Kreise -4'  und-B'  eingeschrieben, 


448 


Nene  Bestinimun^-Arl«n  d«r  Currea  z 


T  Ordnung. 


deren  Mittelpuncte  A  und  B  jedoch  in  der  nämlichen  Äxe 
desselben  liegen,  so  haben  die  aus  jedem  Functe  X^  dea  Kegel- 
schnittes an  die  Kreise  gezogenen  Tangenten  st,  ß  stets  irgend 
eine  bestimmte  Länge  l  entweder  zur  Summe  oder  zum  Unter- 
schied; und  zwar  findet  im  Allgemeinen  beides  statt,  nämlich 
der  Kegelschnitt  wird  durch  die  BerührungspuDCte  mit  den 
Kreisen  in  vier  Bogen  getheilt  und  für  zwei  dieser  Bogen 
findet  Summe  (a  +  ß  =  Q,  dagegen  für  die  beiden  anderen 
Unterschied  (n— p=7  oder  ß— a  =  /)  statt" 

II.  „Sind  in  einer  Ebenen  beliebige  Gerade  ff,,  G,,  G,,...G. 
und  irgend  ein  Panct  A  gegeben,  und  werden  die  aus  einem 
willkürlichen  Puncto  X  auf  die  Geraden  gefällten  Perpendikel 

^,,  Xj,  m^l ^  bozichlich  durch  die  aus  dem  festen  Puncte 

A  auf  dieselben  Geraden  herabgelassenen  Perpendikel  o,, 
a,,  a,,  ...  o,  dividirt,  die  erhaltenen  Quotienten  respective 
mit  gegebenen  Coefficienten  a,,  a,,  o,,  ...  a,  multiplicirt,  und 
wird  verlaugt,  es  soll  die  Summe  dieser  Productc  gleich  sein 
dem  aus  A  nach  X  gezogenen  Leitstrahl  AX  ^  x  dividirt 
durch  eine  gegebene  Länge  a,  also  es  soll 


'-+<x. 


-H-a,  ■ 


■■+0.— -  =  - 


sein,  so  ist  der  Ort  des  Punctos  X  allemal  irgend*ein  Kegel- 
schnitt C,  welcher  den  Punct  A  zum  Brennpunct  hat,  und 
von  welchem  der  Krümmungshalbmesser  r  im  Scheitel  der 
Haupt'Axe  durch  die  n  Coefficienten  uijd  die  Länge  a  unmit- 
telbar bestimmt  ist,  nämlich  es  ist 

r  =  Ca,+a,-4-a,H h««)«; 

ebenso    hängt   die   dem    Brennpuncte  A   zagehörigo  Leitlinie 


Neue  Bestimmungs- Arten  der  Curvcn  zweiter  Ordnung.  449 

§2. 

Zunächst  will  ich  hier  in  Rücksicht  des  zweiten  Satzes  nur  einen  Um- 
stand kurz  andeuten  und  sodann  den  ersten  Satz  einer  ausführlicheren 
Erörterung  unterwerfen. 

Die  genannte  Leitlinie  G  ist  nämlich  dadurch  bestimmt,  dass  sie  in 
gewissem  Sinne  eine  Axe  mittlerer  Entfernung  ist,  in  Rücksicht  der  ge- 
gebenen n  Geraden,  deren  zugehörigen  CoefGcienten  und  des  Punctes  Ay 
und  zwar  in  dem  Sinne  dass,  wenn  a^  und  x^  die  aus  den  Puncten  A 
und  X  auf  die  Linie  G  gefällten  Perpendikel  sind,  dann  für  jeden  Punct 
X  der  Ebene  stets 

**'i  **'a  *^m  •*'•  ^  .  •  V      *''|\ 


ist.  Die  Leitlinie  G  ist  jedoch  hierdurch  nicht  absolut,  sondern  vieldeutig 
bestimmt.  Denn  da  man  in  Rücksicht  jeder  der  gegebenen  n  Geraden 
die  beiden  entgegengesetzten  Seiten  derselben  durch  die  Zeichen  -h  und  — 
zu  unterscheiden  hat,  und  da  man  diese  Zeichen  nach  Belieben  wechseln 
kann,  so  entstehen  durch  diese  Wechselung  bei  denselben  gegebenen 
Elementen  (d.h.  bei  denselben  n  Geraden  G, ,  G,,  ./.  G„,  denselben 
n  Coefficienten  o,,  a,,  .  .  .  o«,  demselben  Puncto  A  und  derselben 
Länge  a)  viele  verschiedene  Leitlinien  G  und  zugehörige  Kegelschnitte  (7, 
und  zwar  ist  ihre  Zahl  im  Allgemeinen  gleich  2"~^. 

So  sind  also  z.  B.  bei  nur  zwei  gegebenen  Geraden  6,  und  G^  auch 
zwei  verschiedene  Leitlinien,  etwa  G  und  U^  möglich;  dieselben  gehen 
beide  durch  den  Schnittpunct  jener  Geraden  und  sind  zu  ihnen  zugeordnet 
harmonisch,  u.  s.  w.  Ich  übergehe  hier  die  weitere  Entwickelung  dieses 
Gegenstandes. 

§3. 

L  Um  nun  den  ersten  Satz  (§  1,  L)  umständlich  zu  erörtern,  wollen 
wir  mit  dem  bestimmten  Falle  beginnen,  wo  die  gegebenen  Kreise  A^ 
und  jB'  ausser  einander  liegen,  wie  etwa  in  Fig.  1  auf  Taf.  XXI  die  Kreise 
Uaü^ay^  und  VbVJ)^  über  den  Durchmessern  UU^  und  FF,  und  um  die 
Mittelpuncte  A  und  B, 

Es  ist  erforderlich,  folgende  Elemente  näher  zu  fixiren,  sowie  auf 
gewisse  Nebenumstände  aufmerksam  zu  machen. 

Man  bezeichne  die  (Grösse  der)  Radien  der  Kreise  ^',  B^  durch  a*, 
6*;  den  Abstand  ihrer  Mittelpuncte  von  einander,  die  Strecke  AB,  durch 
2c;  sei  M  die  Mitte  der  Strecke  AB^  also  MA^=MB=c.  Die  unbegrenzte 
Gerade  ÜABN  heisse  Axe  und  werde  durch  X  bezeichnet;  U  und  i7,, 
V  und  F,  seien  die  Endpuncte  der  in  der  Axe  liegenden  Durchmesser  der 
Kreise.     Man  bezeichne  femer  die  Länge  der  aus  den  Puncten   F  und   F, 

Steiner's  Werke.    II.  29 


450  t^ene  Bestinminngs-Arteii  der  Corven  zweiter  Ordnnng. 

an  den  Kreis  A*  gezogenen  Tangenten  beziehlich  durch  v  und  e,  imd 
eben  so  die  aus  den  Puncten  ü  und  C,  an  den  EreLs  B*  gehenden  Tan- 
genten durch  «  und  «,.  Ist  Radius  a'>6',  so  ist  von  den  4  Tangenten 
u  die  grösste  und  u^  die  kleinste,  nämlich  ihre  Folge  ist:  «>■»,>»»>■«,. 
Die  Gerade  L  sei  die  sogenannt«  Linie  gleicher  Potenzen  der  g^ebeneD 
Kreise,  d.  h.  der  Ort  aller  Puncte,  aus  denen  die  Tangenten  o,  ß  an  beide 
Eroise  einander  gleich  sind,  a:=ßodero — ß=0.  Femer  seien  £,  Ä,  die 
äusseren  gemeinschaftlichen  Tangenten  der  Kreise,  und  a  und  b,  a,  und  6, 
ihre  Berührungspuncte ;  ihr  gegenseitiger  Schnitt  %  ist  der  äussere  Äehn- 
lichkeitspunct  der  Kreise.  Eben  so  seien  S,  iS,  die  inneren  gemeinschaft- 
lichen Tangenten,  a  und  ß,  a,  und  ß,  ihre  Berühnmgspnncte ;  ihr  Schnitt 
^,  ist  der  innere  Aehnlichkeitspunct  der  Kreise.  Diese  zwei  Paar  gemein- 
schaftlichen Tangenten  werden  durch  die  8  Berührungspuncte,  durch  ihre 
gegenseitigen  4  Schnittpuncte  %  j,  9,,  J,  und  durch  die  4  Schnitte  m,  m 
(i„  m,  der  Linie  L  so  begrenzt,  dass  die  Abschnitte  folgendermaasaen  ein- 
ander gleich  sind: 

1)  oÄ  =a,6,  =9Ji=ä9,,     und     «ß  =  a,ß,  =9i  =  9iai. 

2)  aj  =  fiq  =  6,fl,  =  a,J,  =  oj  =  ß,9  =  ß9,  =  a,g. , 

3)  ma  =  77i6  =  |ij  ^  [tq,  ^  etc.,  und  mj  ^ m^  ^  jio  ^ [iß  ^ etc. 
Daher  stehen  die  Diagonalen  9^  und  gg,  oder  Y  und  Z  dos  durch  die 
vier  gemeinschaftlichen  Tangenten  gebildeten  vollständigen  Vierseits  RR^  SS, 
gleichweit  von  der  Linie  L  ab,  sind  mit  dieser  zu  der  (dritten  Diagnole 
yj,  oder  der)  Axe  X  senkrecht,  und  in  Rücksicht  der  Puncte  ^,  z  und  m^ 
in  welchen  sie  die  letztere  schneiden,  ist  m^y  ^  m^  z.  Die  vier  Berührungs- 
puncte a,  b,  a, ,  b,  der  äusseren  Tangenten  R,  R,  liegen  in  einem  Kreise 
M\  welcher  den  vorgenannten  Punct  M  zum  Mitt«lpunct  hat.  Eben  so 
liegen  die  vier  Berühnmgspnncte  o,  ß,  a„  ß,  der  beiden  inneren  Tangenten 
S,  S,    in  einem  anderen  Kreise  Af';  und  gleicherweise  liegen  die  vier 


Neue  Bestimmungs-Arten  der  Ourven  zweiter  Ordnung.  451 

jeden  Punct  X^  der  Ebene  nur  zwei  derselben  gehen;  denn  sind  a,  ß  die 
Tangenten  aus  X^  an  A\  -B*,  so  ist  für  die  eine  Curve  Z==a-+-ß  und  für 
die  andere  l=a — ß  oder  =ß — a.  Wie  sich  gleich  nachher  zeigen  wird, 
ist  für  jede  gegebene  Länge  l  leicht  zu  entscheiden,  ob  die  zugehörige 
Ortscurve  (7  Ellipse  BP,  Hyperbel  if'  oder  Parabel  P*  sei,  und  wie  sich 
dieselbe  naher  gegen  die  Kreise  -4',  B^  verhalte.  Nämlich  die  Curve  C* 
ist  H^  oder  J5',  jenachdem  die  Länge  .1<:,AB  oder  1>AB,  und  ist  ge- 
rade l=AB=2c,  so  findet  die  einzige  Parabel  P'  statt.  Li  Rücksicht 
ihres  Verhaltens  gegen  die  gegebenen  Ej*eise  zerfallen  alle  Hyperbeln  in 
drei  Gruppen,  die  durch  ör(iJJ),  ßr(J?J)  und  ör(if  J)  bezeichnet  werden 
sollen;  von  ihnen,  sowie  von  der  Gruppe  Ellipsen,  Gr(lP),  sind  folgende 
nähere  Umstände  anzugeben. 

1)  Für  die  Werthe  von.  1=0  bis  Z=aß  (L)  entsteht  die  erste 
Gruppe  Hyperbeln,  Gr(H]\  sie  beginnt  (für  Z=0)  mit  der  Linie  L  (die 
man  sich  als  doppelt  zu  denken  hat,  als  Hyperbel,  deren  beide  Zweige 
in  der  zweiten  Axe  zusammmengefallen  sind)  und  endet  mit  dem  Paar 
innerer  Tangenten  (ßS^  für  Z=aß=a,ßj.  Von  jeder  H\  liegt  die  Haupt- 
Axe  auf  der  Axe  X^  und  von  ihren  Zweigen  umschliesst  der  eine  den 
Kreis  A^,  der  andere  den  Kreis  B^\  aber  anfanglich  berührt  sie  beide 
Kreise  imaginär,  bis  Z=w,  (I.)  wird,  wo  sie  den  grösseren  Kreis  A^  in 
{7j  berührt,  und  zwar  vierpunctig,  so  dass  er  der  Krümmungskreis  in  ihrem 
Scheitel  JJ,  ist;  von  da  ab  berührt  die  n\  den  Kreis  A^  in  zwei  reellen 
Puncten,  aber  den  Kreis  £'  noch  imaginär,  bis  Z=t?  und  damit  B^  ihr 
Krümmungskreis  im  Scheitel  V  wird;  von  da  ab  berührt  H]  beide  Kreise 
reell  bis  zu  ihrer  Grenze  (SS,).  Die  reellen  Berühnmgspuncte  aller  H\ 
liegen  also  längs  der  Kreisbogen  aJ/ja,  und  ßFß,. 

2)  Den  Vi^erthen  von  Z=aß  bis  Z=ai  entspricht  die  zweite  Gruppe 
Hyperbeln,  Gr(ß\),  sie  beginnt  mit  dem  Paar  innerer  Tangenten  (ßS^) 
und  endet  mit  dem  Paar  äusserer  Tangenten  (ÄJR,);  von  jeder  E\  liegt 
die  zweite  Axe  auf  der  Axe  X,  und  von  ihren  zwei  Zweigen  berührt  jeder 
beide  Kreise  von  Aussen ;  alle  vier  Berühnmgspuncte  sind  stets  reell  und 
liegen  in  den  zwei  Paar  Kreisbogen  aa  und  a^o^,  iß,  und  &,  ß. 

3)  Hat  l  die  Werthe  von  Z=a6  bis  l=^ABy  so  entsteht  die  dritte 
Gruppe  Hyperbeln,  ör(ifj),  beginnend  mit  den  äusseren  Tangenten  (ÄJR,) 
und  endend  mit  der  Parabel  P",  die,  wie  schon  bemerkt,  dem  Werthe 
l=AB  entspricht,  und  welche  die  Kreise  etwa  in  den  Puncten  a  und  a,, 
b  und  b,  berühren  soll.  Von  jeder  H]  umschliesst  dör  eine  Zweig  beide 
Kreise  und  berührt  sie  reell;  ihre  Haupt -Axe  liegt  auf  X,  und  die  Be- 
rührungspunkte liegen  in  den  Bogen  aa  und  a^a^,  6b  und  b^i^, 

4)  Hat  endlich  l  die  Werthe  von  l=AB  bis  Z  =  cx),  so  entsteht  die 
Gruppe  Ellipsen,  Crr(E^,  die  mit  der  Parabel  P"  beginnt  und  mit  einer 
ganz  im  Unendlichen  liegenden  Ellipse,  =  £«,  endet.    Jede  E^  umschliesst 

29* 


452  Neue  Bestimmuiigs-Arteii  der  Ourren  iweiter  Ordnung. 

beide  Kreise,  ihre  Haupt-Axe  liegt  auf  X;  anfänglich  berfihtt  sie  jeden 
Kreis  in  zwei  reellen  Puncten,  bis  l^v^  wird,  wobei  sie  den  Kreis  B* 
im  Puncte  V,  vierpunctig  berührt  und  ihn  zum  Erümmungskreise  hit; 
von  hier  ab  sind  alle  Berührungen  im^inär.  Die  reellen  Berührungspunkte 
aller  E^  liegen  in  den  B(^n  aUa,  und  iVi,. 

Bei  diesem  Durchlaufen  der  ganzen  Schaar  von  Ortscurven  durch  stetiges 
Wachsen  der  Länge  /,  durchläuft,  der  Mittelpunct  der  Corve  C,  der  C 
heissen  mag,  die  Axe  X  in  unveränderter  Richtung,  and  zwar  durchziehen 
die  Mittelpuncte  der  verschiedenen  Gruppen  folgende  bestimmte  Strecken 
der  Ase  X.  Bei  der  Gr(H])  rückt  der  Mittelpunkt  C  von  «,  bis  ][,; 
bei  der  Or{HD  von  j:,  bis  je;  bei  der  6r(i7J)  rückt  C  in  gleicher  Ach- 
tung von  ]c  bis  ins  Unendliche  bis  zum  Mittelpunct«  C^  der  Parabel  P, 
und  bei  der  Gr(E^  endlich  kommt  C  aus  dem  Unendlichen,  von  C., 
nach  U,  A,  ...  bis  zuletzt  nach  M  zurück,  so  dass  dieser  letzte  Punct 
M  gerade  der  Mittelpunct  der  letzten  Ellipse  E*  ist,  die  dem  Wer^e 
l  =  oo  entspricht  und  ganz  im  Unendlichen  liegt.  —  Hiernach  durchlauft 
der  Mittelpunct  ('  die  ganze  Axe  X,  bis  auf  die  Strecke  Mm^;  in  dieser 
Strecke  liegen  Mittelpuncte  imaginärer  Ortscurven. 

Für  jede  gegebene  Länge  /  sind  die  Berühningspuncte  der  zugehörigen 
Curve  C  mit  deu  gegebenen  Kreisen  A^  und  B'  anter  änderen,  wie  folgt, 
leicht  zu  construiren.  Um  z.  B.  die  Berührungspuncte  mit  dem  Kreise  A^ 
zu  linden,  tr^e  man  auf  ii^end  einer  Tangente  des  Kreises  B*,  etwa  anf 
der  Tangente  R,  von  deren  Berüfarungspunct  b  aus  die  gegebene  Länge  / 
ab,  nehme  bb^  ^l,  so  schneidet  der  mit  Bb„  um  den  Punct  B  beschriebene 
Hälfskreis  £*  den  Krets  A^  in  den  verlangten  Berührungspuncten ;  und 
im  Falle  er  ihn  nicht  wirklich  schneidet,  so  ist  auch  die  Berührung  ima- 
ginär, aber  alsdann  ist  die  Linie  der  gleichen  Potenzen  der  Kreise  Bl 
und  A'  (d.  h.  ihre  ideelle  gemeinschaftliche  Secante)  zugleich  die  ideelle 
Berührungssehne   von   C*  und  A'.     Ebenso  findet  man   die   Berühmngs- 


Neue  Bostimmungs-Arten  der  Gurven  zweiter  Ordnung.  4&3 

puncto  sind  zu  den  Aehnlichkeitspuncten  jt  und  jc,  zugeordnet 
harmonisch."  Danach  muss  die  Parabel  P'  den  Mittelpunct  N  des 
Aehnlichkoitskrcises  zumßrennpunct  haben,  weil  der  ihm  in  Bezug  auf 
^  und  jCi  zugeordnete  harmonische  Punct  im  Unendlichen  liegt.  Die 
mehrgenannte  besondere  Ellipse  El  hat  die  Mittelpuncte  A,  B  der  ge- 
gebenen Kreise  zu  Brennpuncten ,  denn  dieselben  sind  zu  ]r  und  ;r,  har- 
monisch und  stehen  gleich  weit  vom  Mittelpunct  M  der  El  ab*).  Ferner 
werden  hierdurch  auch  die  Brennpuncte  jener  besonderen  ersten  Hyperbel 
i/'  bestinmit,  welche  aus  der  doppelten  Linie  L  besteht  (II.  1),  denn 
da  dieselbe  offenbar  m^  zum  Mittelpunct  hat,  so  sind  y  und  z  als  ihre 
Brennpuncte  anzusehen,  indem  sie  zu  f  [und  jt,  harmonisch  sind  und 
gleich  weit  von  m^  abstehen,  ym^  =  zm^  (L). 

Demnach  sind  die  Brennpuncte  aller  Ortscurven  folgendem  gemein- 
samen Gesetz  unterworfen: 

„Das  Rechteck  unter  den  Abständen  der  beiden  Brenn- 
puncte, etwa/ und /i,  jeder  Ortscurve  C"  von  dem  Puncto  N 
(dem  Brennpunct  der  Parabel  P'  oder  Mittelpunct  des  Aehn- 
lichkeitskreises  iV')  ist  constant,  und  zwar  gleich  n',  d.  h. 
gleich  dem  Quadrat  des  Radius  des  Aehnlichkeitskreises,  also 
stets /iV./iV=n».« 

Ist  der  Mittelpunct  C  einer  Ortscurve  C*  gegeben,  so  sind  hiemach 
die  Brennpuncte  f  und  /  derselben  bestimmt  und  leicht  zu  finden. 
Nämlich  liegt  C  im  Durchmesser  jrf, ,  so  sind  (wie  bereits  angegeben)  die 
Eudpuncte  der  in  C  auf  jrf,  rechtwinkligen  Sehne  des  Kreises  N^  die 
verlangten  Brennpuncte.  Liegt  dagegen  C  auf  der  Verlängerung  des  Durch- 
messers nach  der  einen  oder  anderen  Seite  hin,  so  ist  die  aus  C  an  den 
Kreis  N^  gezogene  Tangente  gleich  der  Excentricität  der  zugehörigen  Curve 
(P,  so  dass  der  mit  der  Tangente  um  C  beschriebene  Kreis  die  Axe  X 
in  den  verlangten  Brennpuncten  /  und  /\  schneidet.  —  Darauf  gestützt, 
sind  nun  weiter  auch  die  Axen  der  Curve  C,  sowie  die  ihr  zugehörige 
Länge  l  zu  finden.  Nämlich  setzt  man  die  bereits  gefundene  Excentricität 
Cf=Cf^=^  und  bezeichnet  die  halben  Axen  der  Curve  durch  a  und 
ß,  die  Radien  der  Kreise  A^  und  B^  durch  a  und  6,  statt  wie  oben  (I.) 
durch  a*  und  b\  so  ist  im  ersten  Falle 

a:Y  =  aiAf=b'.Bfj 
dagegen  im  anderen  Falle 

^':f  =  a':Af.Af,=b':B/.Bf,', 
dort  findet  man  a,    hier  zunächst  ß';    an  beiden  Orten  findet  man  die 


*)  Bei  jeder  gewöhnlichen  Ellipse  reducirt  sich  der  doppelt  berührende  Kreis,  wenn  sein 
Mittelpunct  in  einem  Brennpuncte  liegt,  auf  seinen  Mittelpunct,  d.h.  sein  Radius  wird  gleich  0 
(s.  Bd.  37  S.  175  des  Cre^/e^schen  Journals,  cf.  Bd.  U.  S.  404  dieser  Ausgabe):  die  obige  be- 
sondere Ellipse  E^ ,  deren  Umfang  im  Unendlichen  liegt,  macht  also  bierin  eine  Ausnahme. 


454  Neue  Beatimmimga- Arten  der  Cur<cn  zweiter  Ordnuiig. 

jedestualigo  andere  Axo  aus  der  bekannten  Relation  zwischen  a,  ß  und  ^. 
Dio  Läi^o  l  wird  boetimmt  durch 

l:AB  =  a.y. 

EV.  Die  Puncte,  in  welchen  ii^nd  eine  Ortecurve  C  die  Kreise 
A',  B^  berührt,  mögen  boziehlich  p  und  p, ,  q  und  q,  hoissen.  »Die 
BerühruQgssehnen^,  und  qq,  sind  der  Linie  L  parallel,  stehen 
jedesmal  gleich  weit  von  ihr  ab  und  sind,  wie  sie,  zur  Axe  X 
senlirecht;  (und  zwar  findet  dies  auch  in  dem  Falle  statt,  wo 
die  Berührung  imaginär  und  die  Sehnen  ideell  sind)."*)  Und 
umgekehrt:  „Je  zwei  mit  der  Linie  L  parallele  und  von  ihr 
gleich  weit  abstehende  Geraden  sind  die  BerührungssehncD 
irgend  einer  Ortscurve  C  mit  den  gogobenen  Kreisen  A*  und 
ß'."  —  Ferner:  „Die  aus  den  Puncten  p  und  p^  an  den  Kreis  B' 
gezogenen  Tangenten  ß  sind  den  aus  den  Puncten  q  und  j,  an 
den  Kreis  A'  gehenden  Tangenton  a  gleich,  und  zwar  sind 
beide  gerade  der    der  Curve  C  zugehörigen  Länge  /   gleich." 

„Die  vier  Berührungspunto  p,  p„  q,  q,  liegen  allemal  in 
einem  Kreise  M',  der  den  oftgenannten  Punct  J/ zum  Mittel- 
puQct  hat"  Und  umgekehrt:  „Joder  um  M  beschriebene  Krei« 
AP  schneidet  dio  gegebenen  Kreise  A',  B'  in  solchen  zwei  Paar 
Puncten,  in  welchen  sie  von  irgend  einer  Ortscurve  C*  be- 
rührt werden," 

„Dio  acht  Puncte,  in  welchen  dio  gegebenen  Kreise  vod 
je  zwei  Ortscurvcn  berührt  werden,  liogen  jedesmal  in  irgend 
cinom  dritten  Kegelschnitte,  etwa  i)*."  So  liegen  also  z.B.  aut^ 
die  acht  Berühnmgspuncte  a,  a,,  l>,  b,  und  a,  «,,  ß,  ß,  der  zwei  Paar 
gemeinschaftlichen  Tangenten  R,  R,  und  S,  S,  in  irgend  einem  K^l- 
schnitte  />'."  Und  umgekehrt:  „Legt  man  durch  die  vier  Berüh- 
ngspuDcto  p,  Pi,  q,  q,  einer  Curve  6"  einen  beliebigen  Kegel- 


Neae  Bostimmungs-Arten  der  Curven  zweiter  Ordnung.  455 

genten  gleiche  Seimen  in  der  Curvo;  ebenso  verhält  es  sich  mit  den 
inneren  Tangenten  S  und  S^;  und  noch  mehr: 

„Die  vier  Tangenten  Ä,  Äj,  S,  S^  bilden  in  jeder  Ortscurvo 
C^  vier  gleiche  Sehnen,  und  zwar  sind  diese  Sehnen  gerade 
der  jedesmaligen  zugehörigen  Länge  l  gleich,  und  ihre  Mitten 
liegen  sämmtlich  in  der  Linie  L  und  sind  die  Puncto  m,  m^, 
(x,  |j^.^  Danach  sind  für  jede  gegebene  Länge  l  sogleich  diejenigen  acht 
Puncte  anzugeben,  in  welchen  die  vier  Tangenten  R,  Äj,  S,  S,  von  der 
zugehörigen  Ortscurvo  C  geschnitten  werden. 

Werden  die  zwei  Paar  Berührungspunctep  undp,,  q  und  q^  jeder  Orts- 
curvo C"  wechselseitig  dm:ch  Gerade  verbunden,  denkt  man  sich  die  je  vier 
Geraden  pq^  pq^y  p^q^  p^q^  gezogen,  die  „Wechselsehnon"  heissen 
sollen,  so  haben  alle  Wechselsehnen  folgende  gemeinsame  Eigenschaft: 

„Jede  Wechsel  sehne  bildet  in  den  gegebenen  Kreisen  gleiche 
Sehnen;  d.h.  schneidet  z.B.  die  Gerade  jt^g'  die  Kreise  A^  und 
J5*  zum  zweiten  Mal,  e  twa  in  den  Puncten  jo®  und  5®,  so  ist  stets 
die  Sehne  p/>®  =  5'5^"     Ferner: 

„Die  Mitte,  etwa  m,  jeder  Wechselsehne  liegt  in  der  Linie 
Ly  und  das  aus  dem  Puncte  M  auf  dieselbe  gefällte  Perpen- 
dikel trifft  sie  in  ihrer  Mitte  m.  Daher  berähren  alle  Wechsel- 
sehnen insgesammt  eine  Parabel,  etwa  $^,  welche  M  zum 
Brennpunct  und  die  Linie  L  zur  Tangente  im  Scheitel  m^  der 
Axe  hat,  und  welche  namentlich  mit  den  Kreisen  Ä^  und  B^ 
die  4  Tangenten  Ä,  Ä,,  S,  S^  gemein  hat  (die  selbst  specielle  Wechsel- 
sehnen sind)." 

Die  Berührungstangenten  der  Curve  C*  und  der  Kreise  A^  und  B^y 
d.  h.  diejenigen  Tangenten,  welche  in  den  Puncten  p  und  />,,  q  und  q^ 
zugleich  die  Curve  und  die  respectiven  Kreise  berühren,  sollen  P  und  Pj, 
Q  und  Qj  heissen.  Diese  4  Tangenten  haben  analoge  Eigenschaften^  wie 
die  4  Pimcte;  indessen  will  ich  hier  nur  einige  davon  angeben  und  die 
übrigen  der  späteren  Betrachtung  überlassen,  wo  statt  der  Kreise  A^  und 
/?'  beliebige  Kegelschnitte  gegeben  sind. 

Der  Schnitt  PP,,  d.  h.  von  P  mit  P,  heisse  p,  und  der  Schnitt  QQ, 
hcisse  p, ;  femer  mögen  die  Wechselschnitte  PQ  und  P,Qi,  PQi  und  P^Q 
bcziehlich  durch  q  und  q^  r  und  r^  bezeichnet  werden,  so  dass  also  p 
und  pj,  q  und  q,  r  und  r,  die  Gegenecken  des  vollständigen  Vierseits 
PP.QQ,  sind. 

„Die  Puncte  p  und  p^  liegen  in  der  Axe  X  und  sind  stets 
zu  den  Aehnlichkeitspuncten  jt  und  ;c,  zugeordnet  harmonisch." 

„Der  Ort  aller  Wechselschnitte  q,  (\^y  r,  tj  ist  der  Aehn- 
lichkeitskreis  iV^"  Hierbei  ist  ein  Nebenumstand  zu  bemerken. 
Die  Tangenten  P  und  P,  werden  einmal  die  äusseren  gemeinschaftlichen 


456 


Neue  Bestimmungs-Aiten  der  Curveo  zweiter  Ordnung. 


Tangenten  der  Kreise  A'  und  N*,  wobei  sie  iV*  in  den  Pnnctoi  r*  und 
I*  berühren,  und  ein  andermal  werden  sie  die  inneren  gemeiDsehaftliclMi 
Tangenten  derselben,  wobei  sie  N'  in  den  Puncten  q"  und  tf*  herSbna, 
und  sUdann  haben  die  Berührnngssohnen  r"!'  und  q*q*  die  Eigeo- 
schaft,  daäs  sie  den  Kreis  B^  in  den  Puncten  K,  and  V  berühren, 
indem  dabei  gleichzeitig  die  beiden  Tangenten  Q  und  Q,  aoT  die  jedesmalige 
Sehne  fallen  und  die  Curve  C  den  Kreb  B^  im  betreffenden  Pmwte  F, 
oder  V  vierpunctig  berührt  (!!.)■  Umgekehrt:  „L^t  man  an  zwei 
ausser  einander  liegende  beliebige  Kreise  A'  und  N*  die  zwei 
Paar  gemeinschaftlichen  Tangenten  und  zieht  in  dem  eineo 
oder  anderen  Kreise,  etwa  in  A^,  die  beiden  BerührnngssehneD 
l°r*  und  q**()*  der  Tangentenpaare,  beschreibt  über  der  Strecke 
r,  V,  welche  diese  Sehnen  in  der  Axo  X  begrenzen,  den  dritten 
Kreis  B*,  so  haben  die  Kreise  B*  und  A*  den  KreU  N*  zum 
Aehnlichkeitskreis." 


§4. 
Wenn  die  gegebenen  Kreise  A'  und  B'  einander  schneiden,  oder  der 
ciue  ganz  innerhalb  des  anderen  liegt,  so  treten  in  Rücksicht  der  ange- 
gebenen Eigenschaften  (§  3)  gewisse  Aenderangcn  ein  oder  neoe  Umstände 
hinzu,  zu  deren  Vcrständniss  die  Bedingungen  für  den  beschieib«Mlai 
Punct  X^  (§  1,  I.)  etwas  umfassender  gestellt  werden  müssen.  Der  all- 
gemeinere Begriff  ist,  dass  man  die  Potenzen  des  Puoctes  X^  in  Bezog 
«uf  die  Kteise  ins  Auge  Eust  (S.  Bd.  1  S.  163  des  CW/Vschen  JouniaJs)^ 
Da  nun  die  Potenz  eines  Ponctes  X^  in  Bezug  auf  einen  Kreis  A.'  sowohl 
äussere  als  innere  sein  kann,  und  als  solche  entweder  durch  das  Qnadnt 
der  aus  ihm  an  den  Kreis  gezt^uen  Tangente  o,  oder  durch  das  Quadrat 
der  halben  kleinsten  Sehne,  etwa  o, ,  die  durch  ihn  geht,  reprisentirt  wird, 
jenacbdem  der  Punct  ausserhalb  oder  innerhalb  des  Kreises  liegL 
<  kmm  alsii   hei  zwei  gegebenen  KreL-en  A'  und  B'  ebengowol 


Neue  Bestimmungs-Arten  der  Curven  zweiter  Ordnung.  457 

sonderer  Eogelschnitt  entspricht,  so  stehen  beide  Arten  doch  in  einem 
gewissen  Zusammenhang  und  ergänzen  einander  auf  naturgemässe  Weise.  -^ 
Femer  kann  man  ebenso  den  Ort  desjenigen  Punctes  y^  verlangen,  für 
welchem  die  Summe  oder  Differenz  der  Wurzeln  der  ungleichartigen 
Potenzen  (d.  h.  der  Tangente  an  den  einen  Kreis  und  der  halben  kleinsten 
Sehne  im  anderen  Kreise)  der  gegebenen  Länge  /  gleich  sein  soll.  In  diesem 
Falle  ist  jedoch  der  verlangte  Ort  im  Allgemeinen  eine  Curve  vierten  Grades. 
Mit  Bezug  hierauf  erleiden  die  obigen  Eigenschaften  bei  der  ange- 
deuteten veränderten  gegenseitigen  Lage  der  gegebenen  Ejreise  nach- 
stehende Modificationen. 

§5. 

L  Man  lasse  die  beiden  Kreise  A^  und  E*  (Taf.  XXI  Fig.  1)  ein- 
ander näher  rücken,  bis  sie  mit  den  Puncten  U,  und  V  an  einander  stossen 
und  sich  in  einem  Puncte  (JJ^V)  berühren,  so  fallen  beide  inneren  Tan- 
genten &  und  jSj  auf  die  Linie  L^  und  diese  wird  die  Berührungstangente 
der  Kreise  im  Puncte  (i7,  F);  in  diesen  Punct  rückt  auch  der  innere  Aehn- 
lichkeitspunct  fi,  sowie  viele  andere  Puncte.  Damit  verschwindet  jene 
erste  Gruppe  Hyperbeln,  die  Gr(Hf)  (§  3,  II.),  indem  ihr  Endglied  (SS,) 
sich  mit  ihrem  Anfangsgliede  L  vereinigt,  oder  sie  reducirt  sich  auf  dieses 
einzige  Glied  L,  -welches  jetzt  zugleich  das  Anfangsglied  der  zweiten 
Gruppe,  Ot(JIW  ist.  Diese  Gruppe  endet,  wie  zuvor,  mit  dem  Paar  äusserer 
Tangenten  (ÄÄ,);  ebenso  bleibt  bei  den  übrigen  Gruppen  alles  unverändert. 

n.  Wenn  die  Kreise  A^  und  B^  einander  schneiden,  wie  in  Fig.  2  auf 
Taf.  XXII,  so  geht  die  Linie  L  durch  ihre  Schnitte  r  und  s,  und  auch 
der  Aehnlichkeitskreis  N^  =  ]crf^8  geht  durch  dieselben.  Die  Gr(H^) 
beginnt  hier  wieder  mit  der  Linie  L  und  endet  mit  (ÄÄ,);  aber  ihre 
Brennpuncte  erfüllen  nicht  mehr  den  ganzen  Aehnlichkeitskreis  N^^  sondern 
nur  den  Bogen  rjr«  desselben.  Die  Chr(JSD^  sowie  die  Gr{E^  behalten 
ihre  früheren  Eigenschaften  (§  3,  11.).  Dagegen  kommt  jetzt  eine  neue 
Gruppe  Ellipsen,  etwa  Gr{E^\  hinzu,  die  durch  innere  Potenz  (durch  die 
halben  Sehnen  04,  ß,)  bestimmt  werden,  und  welche  innerhalb  beider 
Kreise  in  dem  krummlinigen  Zweieck  rVsü^r  liegen,  also  von  jedem 
Kreise  umschlossen  und  doppelt  berührt  werden,  so  dass  die  zweite  oder 
kleine  Axe  jeder  E^  auf  die  Axe  X  fällt.  Diese  Gh-^E])  ist  in  gewissem 
Sinne  als  Fortsetzung  der  Grr{Hl)  anzusehen;  nämlich  der  Uebergang 
findet  durch  die  Linie  L  statt,  welche  beiden  Gruppen  angehört,  indem 
die  Strecke  rs  als  eine  E^ ,  dagegen  die  beiden  unendlichen  Strecken  jen- 
seits r  und  8  als  eine  Hl  zu  betrachten  sind;  und  zwar  entsprechen 
beide  demselben  Werthe  von  /,  nämlich  1=0  oder  beziehlich  otj  =  ßj 
und  a  =  ß;  auch  sind  für  beide  die  Puncte  r  und  s  als  Hauptscheitel 
und  zugleich  als  Brennpuncte  anzusehen.    Dadurch  stehen  die  Brennpuncts- 


458  Heue  Bestimmui^-Arten  der  Curveu  zweiter  Ordnung. 

Oertor  beider  Gnippeu  io  ianigcm  Zusammenhang;  sowie  die  ßrennponct« 
der  Gt{HI)  in  dorn  Bogen  rfs,  liegen  die  Bronnpuncte  der  Gt(E*)  in 
dem  anderen  Bogen  r;r,  s  de»  Aehnlichkoitskreises  N*,  so  dass  die  Endpuncte 
jeder  zu  der  Strecke  m^Xi  senkrechten  Sehne  dos  Bogens  rjr,«  sogleich 
die  BrennpuQcte  einer  E*  sind.  Die  Mittelpuncte  der  Qr(^E*}  üegea 
somit  in  der  Strecke  m^  f^.  Lässt  man  die  Länge  l  von  /  =  0  an  wadis^ 
so  rückt  der  Mittelpunct  £,  der  Ortsciirve  E'  von  m^  bis  Xi  >  hier  er- 
reicht ^(^ci,+ßi)  ein  bestimmtes  Gronzmaximum  und  dte  Gnrve  redacirt 
sich  auf  ihren  Mittelpunct  j:,.  In  diesem  Falle,  wo  also  der  Ort  des 
Punctos  Xg  auf  die  einzige  Lage  in  f,  beschränkt  ist,  stellt  sich  das  ge- 
nannte Maximum  auch  nur  in  den  durch  ;r,  gehenden  halben  kleinsten 
Sehnen  dar,  die  beide  in  der  zur  Axe  X  senkrechten  Goraden  af,h  liegen, 
80  dass  ;c,a+;ir,tl  =  ab  das  Grenzmaximum  von  l  ist  Also:  „Unter  allen 
innerhalb  beider  Kreise  yl'  und  £' liegenden  Puncten  hat  der  in- 
nere AehnlichkeitspQDct  ;c,  die  Eigenschaft,  dass  die  Summe 
der  durch  ihn  gehenden  kleinsten  Sehnen  ein  Maximum  ist" 
Die  Puncte  p  und  p,,  q  und  g,,  in  welchen  die  Kreise  Ä^,  B*  vtm 
je  einer  inneren  Ortscurve  £J  berührt  worden,  sind  ebenso  durch  HQlls- 
kreise  zu  construiren,  wie  oben  (§  3,  II.),  sobald  die  Länge  l  gegeben 
ist  Nämlich,  wird  z.  B.  im  Kreise  B'  eine  Selmo  gezogen,  dereQ  Länge 
gleich  SHst  und  deren  Mitte  b^  heissen  mag,  so  schneidet  der  mit  Bb^  um  B 
beschriebene  Kreis  B^  den  Kreis  A'  in  den  verlangten  Berührungspuncten 
p  und  p,.  So  sind  ferner  auch  die  Grenzen,  wo  die  reelle  Berühnmg 
aufhört,  analogerweise  anzugeben,  wie  oben.  Wird  die  halbe  kleinste 
Sehne,  dio  im  Krei.'fe  -4'  durch  den  Punct  V  geht,  durch  »,  und  die  halbe 
kleinste  Sehne,  die  im  Kreise  B^  durch  den  Punct  U,  geht,  durch  ■>, 
bezeichnet,  so  berührt  die  Curvo  £|  den  Kreis  A'  oder  B'  nur  so  laoge 
reell,  ak  die  Länge  l  beziehlicb  kleiner  als  u,  oder  v  ist  und  ist  gerade 
/^«i   oder  ^  =  11,  so  werden  die  Kreise  in  den  Puncten   U,  oder   V  vier- 


Neue  Bestimmungs-Arten  der  Curven  zweiter  Ordnung.  459 

fiüdet  für  alle  Pimcte  X^  in  E]  nur  Summe,  «j-l-ß,  =  Z,  statt.  Gleiches 
konnte  auch  oben  (§  3,  11.)  über  die  Gr{E^  bemerkt  werden,  und  eben- 
so ist  bei  den  verschiedenen  Gruppen  Hyperbeln  das  ungleiche  Verhalten 
ihrer  Bogen  in  dieser  Hinsicht  leicht  näher  anzugeben. 

HI.  Dringt  der  Bjreis  B^  tiefer  in  den  Kreis  A^  hinein,  bis  der  Eunct 
F,  in  {7j  zu  liegen  kommt  und  die  Kreise  einander  nur  noch  in  einem 
Puncto  (Ü^V^)  berühren,  so  fallen  die  äusseren  gemeinschaftlichen  Tan- 
genten R  und  Jf2j  auf  die  Linie  Ly  und  diese  wird  die  Berührungstangente 
der  Kreise  im  Puncto  (U^V^),  auch  ist  dieselbe  als  der  letzte  Rest  der 
jetzt  auch  verschwundenen  zweiten  Gruppe  Hyperbeln,  6r(-HJ),  sowie 
zugleich  als  das  Anfangsglied  der  dritten  Gruppe,  Gr(lfJ),  anzusehen. 
Nebst  den  Schnitten  r  und  s  rückt  auch  der  äussere  Aehnlichkeitspunct  f 
in  den  Punct  (Ü^V^)y  so  dass  der  Aehnlichkeitskreis  N^  sich  mit  den  ge- 
gebenen Kreisen  in  demselben  berührt.  Die  innere  Gruppe  Ellipsen,  Crr(E]), 
wird  hier  vollständiger,  ihre  Brennpuncte  erfüllen  den  ganzen  Aehnlich- 
keitskreis und  ihre  Mittelpuncte  dessen  Durchmesser  Jf^.  Das  Anfangsglied 
der  Grr{E[)^  entsprechend  dem  Werthe  Z  =  0,  besteht  aus  dem  Puncto 
(f/,F,);  ausser  ihm  kann  keine  andere  E\  den  Kreis  Ä^  reell  berühren, 
gleichwie  der  Kreis  B^  von  keiner  äusseren  Ortscurve  reell  berührt  wird, 
ausser  von  der  Linie  L,  Ebenso  reducirt  sich  das  Endglied  der 
Ch*{BI\)  auf  den  lernet  jr, ,  wenn  l  sein  Grenzmaximum  erreicht,  wie 
vorhin  (II.). 

IV.  Befindet  sich  endlich  der  Kreis  -ß'  ganz  innerhalb  des  B^cises 
A'^y  wie  in  Fig.  3  auf  Taf.  XXU,  so  liegt  die  Linie  L  in  bestimmter  Entfernung 
jenseits  beider  Kreise,  wogegen  die  Aehnlichkeitspuncte  j:  und  ]r, ,  so  wie 
der  Aehnlichkeitskreis  tP  innerhalb  des  Bj-eises  B^  liegen.  Hier  beginnt 
die  noch  fortbestehende  Gr(H\)  mit  der  Linie  L  bei  dem  Werthe  Z  =  0, 
und  endet  bei  l=AB  mit  der  Parabel  P',  welche  zugleich  der  Anfang 
der  Gr{E^  ist,  die  mit  Ei  endet,  wie  oben  (§  3,  H.).  Was  dagegen  die 
inneren  Ortscurven  betrifft,  so  beginnt  die  Gr{E[)  mit  dem  äusseren  Aehn- 
lichkeitspunct je,  und  zwar  bei  demjenigen  Werthe  von  /,  welcher  das 
Minimum  der  Differenz  n^  — ß,  ist.  Nämlich  dies  beruht  auf  dem  folgen- 
den Satze:  „Unter  allen  innerhalb  des  Kreises  J?*  liegenden 
Puncten  X^  hat  der  äussere  Aehnlichkeitspunct  j:  die  Eigen- 
schaft, dass  die  Differenz  der  durch  ihn  gehenden  kleinsten 
Sehnen  2aj  und  2ßi  ein  Minimum  ist.  Die  in  ]C  zu  der  Axe  X  recht- 
winkelige Gerade  abjc  enthält  diese  zwei  besonderen  Sehnen,  so  dass  also 
;ra — ]cb  =  ab  gerade  der  genannte  Werth  von  l  ist,  für  welchen  die  erste 
E\  sich  auf  den  Punkt  j:  reducirt.  Eben  so  reducirt  sich  das  Endglied 
der  Grr{E\)  auf  den  inneren  Aehnlichkeitspunct  je,  und  entspricht  demjenigen 
Werthe  von  ly  welcher  das  Maximum  der  Summe  Oj-hß,  ist  und  sich  in 
der   in  jCj  zu  -X  rechtwinkligen  Geraden  ajfib,   unter  JC,  a,-j-jr,b,  =a,  b. 


^JO  Nene  BeBtinunniigs- Arten  der  Curven  zweiter  Ordaung. 

darstellt,  wie  oben  (II.)-  Für  die  €fr(E',)  hat  somit  die  Länge  t  den  SpA- 
rauni  voa  l^ab  bb  i  ^  0,  b, . 

Bei  der  gogenwärtigoD  Lage  kanii  der  Kreis  A*  nur  von  den  äossereD 
Ortscurven  ffr(fij)  und  Or(E*),  hiogegen  der  Kreis  B*  nur  voo  den 
inneren  Gr(^E])  reell  berührt  werden.  Die  Grenzen,  wo  beiderseits  die 
reelle  Berührung  beginnt  und  aufhört,  sind  gleicherweise  bestimmt,  wie 
oben,  und  ebenso  sind  bei  gegebener  Länge  l,  die  ßornhnmgspuncte  durch 
das  bereits  angegebene  Verfahren  leicht  zu  construiren.  Ein  Nebenumstaad, 
betreffend  die  äusseren  Ortscurven,  soll  hier  noch  hervorgehoben  werden. 

Ob  von  der  Gr(Hl)  ein  Theil  zu  reeller  Bcnihnmg  mit  dem  Kreise 
A'  gelangt,  oder  nicht,  hängt  davon  ab,  ob  u,<lAB  oder  u^':>AB,  d.  h. 
ob  die  aus  dem  Puncto  U^  (der  von  allen  Puncten  in  A^  dem  Kreise  fi* 
am  nächsten  liegt)  an  den  Kreis  B*  gezogene  Tangente  u,  (§  3,  I.)  kleiner 
oder  grösser  als  AB  ist.  Ist  gerade  u,  =  AB,  so  berührt  allein  das  letzte 
Glied  der  Gfr(flJ),  die  Parabel  f ,  den  Krois  A^  noch  reell,  und  zwar  m 
Ü,  vierpuDctig.  Ist  hingegen  u,  -<  AD,  so  folgen  nach  der  /"  auch  noch 
eine  bestimmte  Abtheilung  Ellipsen  von  der  Gr(£J'),  welche  nicht  reell 
berühren,  und  die  zur  Unterscheidung  durch  Gr(E-)  bezeichnet  werden 
sollen.  Für  alle  Puncto  X^  in  einer  solchen  Ellipse  El  findet  nur  Differeni 
ß — a^l  statt  (dasselbe  gilt  in  diesem  Falle  auch  von  jeder  Bl).  Die 
Gr(El)  entsprochen  den  Werthon  von  l^AB  bis  l^u,.  Im  letzteren 
Falle,  bei  /  ^  «,,■  entsteht  diejenige  Ellipse,  welche  den  Kreis  A*  in  ü, 
vierpunctig  berührt,  und  für  deren  ganzen  Umfang  wohl  noch  Differeni 
ß — a  =  l  statt  hat,  aber  die  dennoch  zugleich  der  Anfang  der  reell  be- 
rührenden Ellipsen  £"  ist.  Von  da  ab,  wenn  l  wächst,  beruht  £"  den 
Kreis  A'  in  zwei  reellen  Puncten  p  und  ^, ,  durch  welche  sie  in  zwei 
Bogen  gethoilt  wird,  wovon  domjenigou,  der  den  Punct  17,  umspannt,  Summe 
a+P,  d^egen  dem  anderen,  über  U,  Differenz  ß — a  entspricht  Wird 
l  =  u  (Tangente  aus  U  an  S'),  so  tritt  die  letzte  reell  berührende  E*  em, 


Neue  Bestimmungs-Arten  der  Curven  zweiter  Ordnung.  461 

Axe  durch  k  und  ^j,  so  liegen  die  letzteren  Puncte  zwischen  jenen,  und 
zwar  soll  k  näher  an  /  und  A,  näher  an/,  liegen.  Die  Mittelpuncte  aller 
Kreise,  welche  die  Ellipse  imaginär  doppelt  berühren,  fallen  in  die  Strecken 
fk  und  /,*,  (S.  Bd.  37  S.  175  des  O^/fe'schen  Journals)*).  Hiemach  lässt 
sich  das  Verhalten  der  Crr(El.)  und  Gr(E\.)  gegen  die  gegebenen  Kreise 
A^  und  B^y  wie  folgt,  näher  angeben: 

„Bei  jeder  Ellipse  EL  liegen  die  Mittelpuncte  A  und  B  der 
Kreise  beide  in  der  nämlichen  Strecke /i  oder /,/;,,  wogegen 
bei  jeder  Ellipse  E^  dieselben  in  verschiedenen  Strecken  liegen, 
der  eine  in  fk  und  der  andere  in/,A,." 

Auch  ergiebt  sich  aus  Allem  der  folgende  Satz: 

„Zu  zwei  in  einander  liegenden  gegebenen  Kreisen  A'^  und 
B^  kann  es  nur  dann  solche  Ortscurven  EL  geben,  für  deren 
ganzen  Umfang  nur  allein  Differenz  ß — a  =  l  stattfindet,  wenn 
u^  Z>  AB  ist,  und  dabei  hat  alsdann  die  Länge  l  den  Spielraum 
von  l  =  AB  bis  /  =  w,."  Und  umgekehrt:  „Beschreibt  man  in  eine 
gegebene  Ellipse  zwei  solche,  sie  imaginär  doppelt  berührende 
Kreise,  deren  Mittelpuncte  beide  in  der  nämlichen  Strecke /ä; 
oder  f^k^  liegen,  so  findet  für  alle  Puncte  X^  in  der  Ellipse 
dieselbe  constante  Differenz  ß — a  =  Z  statt,  und  es  ist  allemal 
w,  >  AB,  die  Constante  l  aber  grösser  als  AB  und  kleiner  als  u^.^ 

§6. 

Aus  der  vorhergehenden  Betrachtung  ist  leicht  zu  ermessen,  dass, 
wenn  in  einer  Ebene  drei  beliebige  Kreise  il%  B^  und  D^,  deren  Mittel- 
puncte Ay  B  und  D  in  derselben  Geraden  X  liegen,  gegeben  sind,  dann 
im  Allgemeinen  immer  ein  solcher  Kegelschnitt  C"  möglich  ist,  welcher 
in  Rücksicht  je  z\^eier  Kreise  eine  ihnen  zugehörige  Ortscurve  ist,  und 
welcher  somit  jeden  Kreis  doppelt  berührt.  Die  jedem  Kreispaar  ent- 
sprechende Länge  l  ist  unter  anderem,  wie  folgt,  zu  bestimmen. 

Sind  Uy  b  und  d  die  Radien  der  Kreise,  werden  die  Abstände  ihrer 
Mittelpuncte  von  einander,  nämlich  ^ß  =  2b,  AD  =  2h  und  ßZ)  =  2a 
gesetzt,  und  wird  die  Länge  l  für  die  Kreispaare  A^  und  J?',  A^  und  Z)*, 
B^  und  Z)'  beziehlich  durch  2X,  2X,,  2X,  bezeichnet,  so  hat  man,  wenn 
£  zwischen  A  und  D  liegt,  die  Relation 

\  =  -^(aa»— bft'-hbd'+abb), 
X,  =  -l-(aa'— bi'-f-bd^+abb), 
Xg  =  -J-(aa*— 6b'+bd'-f-abb). 


bb 


♦)  Cf.  Bd.  IT,  S.  404  dieser  Ausgabe. 


462  Neue  BestimmuDgs-ArtoQ  der  Carven  zweiter  Ordnung. 

§'. 

Wird  nun  fomer  in  Rücksicht  auf  zwei  gegebene  Kreise  A*  und  B' 
der  Ort  desjoDigeo  Functes  Y^  verlangt,  für  welchen  die  Wurzeln  der 
nnglotchnamigen  Potenzen  eine  gegebene  Länge  l  entweder  zar  Summe 
(a+ß,  oder  ß-t-o,)  oder  zum  unterschiede  (a — ß,,  ß,— a  oder  ß — a,, 
a, — ß)  haben  soll  (§4),  wobei  also  der  Punct  Y^  nothwendlgerweise 
jedesmal  innerhalb  des  einen  und  ausserhalb  des  anderen  Ereises  liegen 
muss,  so  findet  man,  dass  dieser  Ort  im  Allgemeinen  eine  Curre  vierteo 
Grades  ist,  gleich  C*,  welche  jeden  der  beiden  Kreise  in  vier  Puncten  be- 
rührt (reell  oder  im^inär),  die  gleicherweise  durch  concentrische  Hül^ 
krebe  (J9*  und  AD  leicht  zu  construiren  sind,  wie  bei  der  obigen  Be- 
trachtung C§  3,  n.  und  §  5,  n.). 

Wenn  jedoch  hierbei  insbesondere  ^  =  0  sein  soll,  d.  h.  wenn  nur 
der  Ort  desjenigen  Punctes  Y^  verlaugt  wird,  welcher  in  Rücksicht  der 
beiden  Kreise  ungleichnamige  aber  gleiche  Potenzen  hat,  <i  =  ß,  oder 
ß  ^  «j ,  so  redncirt  sich  die  Curve  C*  auf  einen  doppelten  Ereis,  indem 
die  beiden  TheUe,  aus  denen  sie  sonst  besteht,  für  diesen  Fall  msammeo- 
fallen  und  einen  einzigen  Kreis  bilden,  etwa  6^.  Dieser  Kieis  O,  ist 
auch  dadurch  bestinmit,  dass  er  den  oft  genannten  Punct  M,  die  Hitte 
von  AB,  zum  Mittelpunct  und  mit  den  gegebenen  Kreiäen  die  Linie  L 
gemeinschaftlich  zum  Ort  der  gleichen  Potenzen  hat.  Wenn  daher  die 
gegebenen  Kreise  ^'  und  B'  einander  schneiden,  wie  in  Fig.  2  auf  Tai.  XXIL 
so  geht  auch  Ci  durch  ihre  Schnitte  r  und  s,-  befindet  sich  B^  ganz  inner- 
halb^', wie  in  Fig.  2  aufTaf.  XXII,  so  liegt  C^  in  dem  Räume  zwischen  ß* 
und  A';  und  liegen  endlich  A'  und  B'  ausser  einander,  wie  in  Fig.  1  auf 
Taf.  XXI,  aber  so,  dass  M  innerhalb  A^  Tällt,  so  kann  der  Ereis  C^  aoch 
noch  reell  sein  und  liegt  dann  ganz  innerhalb  A*.  Ans  diesen  Ängabu 
ergiebt  sich  der  folgende  Salz: 


Neue- Bestimmungs-Arten  der  Curven  zweiter  Ordnung.  463 

Wenn  ferner  die  gegebenen  Kreise  A^  und  B^  insbesondere  con- 
Gcntrisch  sind,  so  zerfallt  die  Curve  C*  bei  jeder  gegebenen  Länge  l  in 
zwei  mit  jenen  concentrische  Kreise  C*  und  C* ,  deren  Radien  c  und  c, 
dem  Gesetz  unterworfen  sind,  dass  stets 

ist,  d.  h.,  dass  die  Summe  der  Quadrate  dieser  Radien  constant, 
und  zwar  der  Summe  der  Quadrate  der  Radien  der  gegebenen 
Kreise  A^  und  i?'  gleich  ist,  in  welche  letztere  jene  Kreise  C*  und 
67  auch  in  der  That  übergehen,  wenn  l  =  u:=u^  wird  (§  3,  I.).  —  Für 
Z  =  0  fallen  die  Kreise  C  und  Cf  auf  einander,  bilden  den  vorgenannten 
Kreis  C^,  für  dessen  Radius  c^  man  hat 

2cl  =  a'-^-bK 

§8. 

Die  obige  Betrachtung  führte  auf  eine  unendliche  Schaar  Curven 
zweiten  Grades,  S(C^j  welche  die  zwei  gegebenen  Kreise  A^  und  B^ 
doppelt  berühren;  allein  diese  Schaar  umfasst  nicht  alle  Kegelschnitte, 
welche  die  Kreise  doppelt  berühren,  vielmehr  giebt  es  im  Allgemeinen 
noch  zwei  andere  Schaaren,  die  diese  Eigenschaft  auch  besitzen,  lieber 
die  beiden  letzteren  Kegelschnittschaaren  sollen  hier  noch  einige  bemerkens- 
werthe  Umstände  angedeutet  werden. 

Die  gegebenen  Kreise  haben  (wie  jede  zwei  in  gleicher  Ebene  lie- 
gende Kegelschnitte)  ein  gemeinschaftliches  Trippel  zugeordneter  Pole  a, 
y  und  z^  sowie  auch  ein  gemeinschaftliches  Trippel  conjugirter  Polaren 
'K^  Y  und  Z;  jene  sind  die  Ecken  und  diese  die  respectiven  Gegenseiten 
des  nämlichen  Dreiecks.  Einer  der  drei  Pole,  etwa  Xy  liegt  im  Unend- 
lichen, und  zwar  nach  der  Richtung  der  Linie  L^  als  deren  unendlich 
entfernter  Punct  er  anzusehen  ist;  derselbe  ist  stets  reell,  wogegen  die 
beiden  anderen,  y  und  z^  gleichzeitig  imaginär  oder  reell  sind,  jenach- 
dem  die  Kreise  einander  schneiden  oder  nicht,  nämlich  sie  sind  zugleich 
die  Schnitte  der  Axe  (oder  Polare)  i  mit  jedem  Kreise,  welcher  die  beiden 
gegebenen  Kreise  A^  und  J?'  rechtwinklig  schneidet;  oder  wofern  die  letz- 
teren Kreise  ausser  einanderliegen,  wie  in  Fig.  laufTaf.  XXI,  so  sind  die 
Pole  y  und  z  zugleich  die  Schnitte  der  Diagonale  jrf  j  =  X  mit  den  beiden 
anderen  Diagonalen  gg,  =  Z  und  QQ,  =  Y  des  durch  die  vier  gemein- 
schaftlichen Tangenten  gebildeten  Vierseits  RRßS^.  Zu  diesen  drei  Polen 
haben  nun  die  erwähnten  drei  Kegelschnittschaaren  nachstehende  wesent- 
liche Beziehung. 

Die  obigen  Ortscurven,  S(C^,  haben  Bezug  auf  den  Pol  x  und  sollen 
daher  durch  5(65)  bezeichnet  werden;  nämlich  die  Berührungssehnen  pp^ 
und  qq^  jeder  Curve  Cl  sind  der  Linie  L  parallel  und  gehen  daher  mit 


464 


Neue  Bestimm  uiig;i- Arten  der  Curren  zweiter  Ordaung. 


ihr  nach  dem  Pole  x  (§  3,  IV.).  —  Nun  giebt  es  eine  zweite  Schaar  K^l- 
achnitte,  •5(6^),  welcbe  die  gegebenen  Kreise  doppelt  berühren,  und  welche 
sich  gleicherweise  auf  den  Pol  y  beziehen,  indem  nämlich  die  Berühnings- 
sehnen  pp^  und  c^,  jeder  Curve  Q  durch  diesen  Pol  gehen.  Und  ebenso 
giebt  es  eine  dritte  Kegelschnittschaar,  S(Ci^  welche  die  gegebenen  Kreise 
doppelt  berühren,  und  bei  welchen  die  Berührungssehnen  pp,  und  ^,  stets 
durch  den  Pol  z  gehen.  Von  den  beiden  letzteren  EegelschnitbschaareQ 
sind  unter  anderen  folgende  interessante  Eigenschaften  anzugeben: 

1)  „Ifie  Berührungsaehnen  pp^  und  qq^  jeder  Curve  Q  sowie 
jeder  Curve  Q  sind  stets  zu  einander  rechtwinklig;  und  um- 
gekehrt: zieht  man  durch  den  Pol  y  oder  z  irgend  zwei  zu  ein- 
ander rechtwinklige  Secanten  pp,  und  qq,  beider  Kreise  A'  und 
B^,  so  werden  diese  in  den  zwei  Paar  Schntttpuncten  p  and  p,, 
q  und  q,  allemal  von  einer  Curve  CJ  oder  Q  berührt" 

2)  „Von  den  beiden  Axen  jeder  Curve  Q  oder  Ct  geht  die 
eine  durch  den  Mittelpunct  A  und  die  andere  durch  den  Mittel- 
panct  D.  Folglich  ist  der  Ort  der  Mittelpuncte  beider  Schaaren, 
S(q)  und  5(67),  ein  und  derselbe  Kreis  J/;,  welcher  die  Strecke 
AB  zum  Durchmesser  hat  (§3,  f.),  so  dass  also  jeder  Punct 
dieses  Kreises  zugleich  der  Mittelpunct  sowohl  einer  Curve  Q 
als  einer  Curve  07  ist,  und  dass  die  Axen  dieser  beiden  Curven 
auf  einander  fallen." 

3)  „Die<S((^)  sowohl  als  die  SCQ)  sind  unter  sich  ähnlich; 
und  zwar  verhalten  sich  die  Quadrate  der  Äsen  jeder  CJ,  wie 
die  Abstände  des  Pols  y  von  den  Mittelpuncten  A  aüd  B;  and 
ebenso  verhalten  sich  die  Quadrate  der  Axen  jeder  Q,  wie  die 
Strecken  zA  und  zB.  Nämlich  so:  sind  a,  ß  die  halben  Axen 
einer  C^,  und  geht  a  durch  A  und  ß  durch  B,  so  ist 


a':ß"  =yA:yB; 


Neue  Bestimniuiigs- Arten  der  Curven  zweiter  Ordnung.  465 

4)  „Der  Ort  der  Brennpuncte  jeder  der  beiden  Schaaren, 
wie  etwa  der  iS(Cy),  besteht  im  Allgemeinen  aus  zwei  Kreisen 
A^  und  Bl,  welche  mit  den  gegebenen  Kreisen  dieselben  Mittel- 
puncte  A  und  B  haben,  und  welche  entweder  einander  recht- 
winklig schneiden,  oder  von  denen  der  eine  den  iCnderen  im 
Durchmesser  schneidet.  Geht  die  Haupt-Axe  einer  Curve  C?, 
durch  A  oder  S,  so  liegen  ihre  Brennpuncte  /  und /,  beziehlich 
im  Kreise  B^  oder  A}.  Das  Rechteck  unter  den  Abständen 
jedes  Paares  Brennpuncte  /  und  /j  von  dem  Puncte  A  sowohl 
als  von  dem  Puncte  B  ist  constant,  und  zwar  gleich  dem  Qua- 
drat des  Radius  a^  oder  by  des  zugehörigen  Kreises  Ay  oder  B^, 

also 

Af.Af,=(4,    und    Bf.Bf,=bl. 

Ebenso  liegen   die  Brennpuncte    der  iS(C?)  in  zwei  Kreisen  A^ 
und  Bly  mit  denen  es  gleiche  Bewandtniss  hat.^ 

5)  „Zieht  man  zwischen  den  zwei  Paar  Puncten  p  und  pj , 
}  und  5^, ,  in  welchen  jede  Curve  CJ  die  gegebenen  Kreise  A^^ 
B^  berührt,  die  vier  Wechselsehnen  pq,  pq^^  p^q  und  p^q^,  so 
berühren  alle  diese  Sehnen  einen  und  denselben  bestimmten» 
Kegelschnitt,  etwa  Y',  welcher  den  Pol  y  zum  Brennpunct  und 
mit  den  Kreisen  die  vier  (reellen  oder  imaginären)  Tangenten 
Ry  /{],  S  und  S^  gemein  hat,  und  dessen  Brennpuncte  y  und 
(der  noch  unbekannte)  y^  zu  den  Puncten  A  und  ß. zugeordnet 
harmonisch  sind.  Jede  Wechselsehno  bildet  in  den  Kreisen 
A^  und  jB*  zwei  Sehnen,  etwa  s  und  s^;  das  Verhältniss  dieser 
Sehnen  ist  für  alle  Wechselsehnen  dasselbe,  «:Sj  =  A  constant.  — 
Ebenso  berühren  die  Wechselsehnen  der  S(Q)  einen  bestimm- 
ten Kegelschnitt  Z',  welcher  z  zum  Brennpunct  und  mit  den 
Kreisen  -A',  B^  dieselben  vier  Tangenten  gemein  hat,  und  dessen 
Brennpuncte  z  und  z^  zu  den  Puncten  A  und  B  zugeordnet  har- 
monisch sind.  Auch  bilden  die  Wechselsehnen  in  den  Kreisen 
solche  Sehnen  «  und  Sj,  deren  Verhältniss  constant,  jedoch  von 
dem  vorigen  verschieden  ist,  8:8^=k^  constant.*' 

6)  „Sind  P  und  P, ,  Q  und  Q,  die  Berührungstangenteu 
der  Kreise  A^,  B^  mit  einer  Curve  CJj  (§3,  IV.),  so  liegen  die 
Schnitte  PP^=p  und  QQ,  =pj  allemal  in  der  Polare  Y,  und 
alle  Paare  p  und  p,  bilden  ein  Puncten-System  (Involution). 
Dagegen  ist  der  Ort  der  vier  Wechselschnitte  PQ  und  -P,Qi, 
PQ^  und  PjQ,  oder  q  und  q,,  r  und  r,  (§3,  IV.)  ein  bestimmter 
Kreis  iVJ,  welcher  durch  dasselbe  Paar  Gegenecken  t)  und  t), 
geht  wie  F,  und  welcher  mit  den  Kreisen  A^  und  B^  die  Linie 
L  zur  gemeinschaftlichen  Secante  hat,  so  dass  sein  Mittel- 
ste! ner'i  Werke.   II.  30 


466  Neae  Bestimmungs- Arten  der  Cturen  zweiter  Ordnnng'. 

puQct  Ng  auch  ia  der  Axe  X  liegt.  —  Ganz  analog  verhalt  es 
sich  in  dieser  Hinsicht  mit  der  8(^01)." 

Um  den  Einflu»s  der  verschiedenen  gegenseitigen  Lage  der  gegeboien 
Krci^o  auf  die  angegebenen  Eigenschaften  zu  zeigen,  wollen  wir  die  Kreise 
in  ihren  wesentIichst«Q  Lagen^  nämlich  wo  sie  ausser  einander  li^en,  und 
wo  B'  ganz  innerhalb  A*  liegt,  noch  etwas  näher  betrachten.  Bein 
Zwischenfalle,  wo  die  Kreise  einander  schneiden,  sind  S(Cl')  und  S{Q) 
imaginär. 

I.  „Liegen  die  Kreise  ausser  einander,  wie  in  Fig.  1  auf 
Taf.  XXI,  so  bestehen  beide  Schaaren,  S(C;)  und  S(Q\  ans  Hyper- 
beTu  S(H})  nud  S(Si),  jede  Schaar  anter  sich  ähnlich.  Die  am  die 
Puncte  A  und  B  beschriebenen  Kreise  A^  und  B^,  welche  die 
ßrcnnpunctc  der  iS(i^)  enthalten,  schneiden  einander  in  deo 
GegcDccken  q  und  q,  des  Vierseits  ItR,SS^  rechtwinklig;  und 
ebenso  schneiden  sich  andererseits  die  Kreise  j4*  und  BJ  in  des 
Ecken  j  und  j,  rechtwinklig.  —  Liegt  der  Uittelpnnct  einer 
lig  in  dem  Bogen  Qj^iiQ,  des  Kreises  AI^,  so  umschliesst  die- 
selbe den  Krois  B',  und  somit  geht  ihre  Haupt-Äxe  durch  deo 
.  Punct  B  und  schneidet  den  Kreis  Ay  in  ihren  Breonpancten/ 
und  /p  Liegt  hingegen  der  Mittelpunct  einer  ^  in  dem  an- 
deren Bogen  IfBt),,  so  umschliesst  sie  den  Kreis  ^*;  ihre  Haupt- 
Axe  geht  durch  A,  und  ihre  Brennpuncte  liegen  im  Kreise  B^ 
Uer  Uebergang  von  der  einen  Abtheilung  zur  anderen  Hndet 
durch  die  Taugentenpaare  (ÄÄ,)  und  (R,S)  statt,  welche  spe-  , 
cii^llc  Hl  sind  und  beziohlich  t)  und  Q,  zu  Mittelpuncten  haben. 
Ganz  ahnlich  verhält  es  sich  mit  den  Hyperbeln  Hf.  —  Die  | 
Awjniptoton  jeder  E^  gehen  durch  die  festen  Ecken  j  und  j,: 
und  ebenso  gehen  die  Asymptoten  jeder  HJ  durch  die  Eckeo 
q  und  l),." 


Neue  Bestimmuugs-Arten  der  Curven  zweiter  Ordnung.  467 

§9. 

Bemerkung.  In  dem  Vorhergehenden  kommen  beiläufig  drei  Bei- 
spiele vor,  wo  eine  Gerade  (dort  Wechselsehne  genannt,  §  3,  IV.  und 
§  8,  5),  welche  in  den  gegebenen  Kreisen  A^  und  J5'  Sehnen  s  und  s, 
von  constantem  Verhältniss  bildet,  einen  Kegelschnitt  zum  Ort  bat.  Diese 
Eigenschaft  ist  allgemein  und  gewährt  folgenden  Satz: 

„Der  Ort  einer  Geraden  G,  welche  in  zwei  gegebenen  festen 
Kreisen  A}  und  ß'  solche  Sehnen  «  und  «j  bildet,  deren  Ver- 
hältniss irgend  einen  gegebenen  Werth  k  hat,  so  dass  s:Sj=£, 
ist  allemal  irgend  ein  bestimmter  Kegelschnitt  &';*)  und  alle 
auf  diese  Weise  bestimmten  Kegelschnitte,  wofern  der  Wer^ 
k  nach  einander  alle  Grössen  durchläuft,  bilden  einen  Curven- 
Büschel,  ^5(0*),  mit  vier  (reellen  oder  imaginären)  gemein- 
schaftlichen Tangenten  (Ä,  Ä,,  S,  ÄJ,  und  zwar  gehören  die 
gegebenen  Kreise  -4'  und  B^  selbst  mit  zu  diesem  Büschel, 
nämlich  sie  entsprechen  beziehlich  den  Werthen  A  =  0  und 
i  =  oo.  Dem  Werthe  k=^\  oder  5  =  «i  entspricht,  wie  oben 
(§3,  IV.),  die  Parabel  ^''(^Q^,  welche  den  Punct  3/ zum  Brenn- 
punct  und  die  Linie  L  zur  Tangente  im  Scheitel  hat.  Dem 
Werthe  Ä  =  a:6  entsprechen  beide  Aehnlichkeitspuncte  jr  und 
jr,,  die  zusammen  eine  specielle  0*  sind;  etc."  —  Und  umgekehrt: 
„Die  Tangenten  jedes  Kegelschnittes  0',  welcher  mit  zwei 
Kreisen  -4*  und  B^  vier  reelle  oder  imaginäre  Tangenten  ge- 
mein hat,  bilden  in  diesen  Kreisen  solche  Sehnen  s  und  Sj, 
deren  Verhältniss  constant  ist,  d.  h.  für  alle  Tangenten  den- 
selben bestimmten  Werth  k  hat;  etc." 

Statt  einer  ausführlichen  Erörterung  dieses  Gegenstandes,  beschränke 
ich  mich  hier  auf  folgende  Angaben. 

Die  Mittelpuncte  der  Ortscurven,  ß(0'),  liegen  sämmtlich  in  der 
Axe  X,  au^  welche  zugleich  auch  je. eine  Axe  von  jeder  Curvc  fällt.  Ob 
die  erste  oder  zweite  Axe  der  Curve  auf  X  fallt,  hängt  davon  ab,  ob  ihr 
Mittelpunct  jenseits  der  Strecke  AB,  oder  ob  er  in  dieser  Strecke  liegt. 
Dadurch  scheiden  sich  die  Curven  in  zwei  Abtheilungen,  etwa  Gr{ß\) 
und  0r(0J).  In  Hinsicht  der  Brennpuncte  dieser  beiden  Gruppen  hat 
es  folgende  Bewandtniss: 

„Die  Brennpuncte  der  0r(0J)  liegen  in  der  Axe  X  und 
jedes  Paar  Brennpuncte  /  und  /,   ist  zu  den  Puncten  A  und  B 


*)  Diesen  Satz  habe  ich  bereits  im  J.  1827  mit  einer  Reihe  anderer  Sätze  dem 
Herausgeber  der  AnnaUs  de  Maihimatique$  nach  Montpellier  übersandt,  welcher  ihn  später 
—  vielleicht  durch  Versehen  —  unter  dem  Namen  eines  Anderen  abdrucken  liess. 

30* 


468  Nene  BestimmuiigG-Arten  der  CnireD  zweiter  Ordnung. 

zugeordnet  harmonisch.  Dagegen  liegen  die  Brennpancte  der 
Gr(GJ)  in  dem  Kroiso  A/J,  welcher  die  Strecke  AB^2c  zum 
Durchmesser  hat-(§3,  L),  so  dass  jedes  Paar  Breonpuncte  zu- 
gleich die  Endpuncte  einer  zu  diesem  Durchmesser  senkrechten 
Sehne  des  Kreises  sind." 

Daraus  geht  hervor,  dass  hier  gleicherweise,  wie  oben  (§3,  III.  und 
§8,4),  für  beide  Gruppen  das  gemeinschaftliche  Gesetz  stattfindet: 

„Dass  das  Rechteck  unter  den  Abständen  der  ßrennpunclc 
/und/,  jeder  Curve  G'  von  dem  Puncto  M,  dem  Brennpancte 
dor  Parabel  $',  constant  und  zwar  gleich  c*  ist." 

Berlin,  im  October  1852. 


Allgemeine  Betrachtung  über  einander  doppelt 

berührende  Kegelschnitte. 


Crelle's  Journal  Band  XLV.  S.  212  — 224. 


Allgemeine  Betrachtung  über  einander  doppelt 

berührende  Kegelschnitte. 

§10. 

An  die  vorhergehende  Abhandlung,  namentlich  an  diejenige  Betrach- 
tung, wo  das  Verhalten  der  gesammten  Kegelschnitte,  welche  zwei  feste 
Kreise  doppelt  berühren,  angegeben  worden,  erlaube  ich  mir,  hier  die 
etwas  allgemeinere  Betrachtung  anzuschliessen,  wo  statt  der  Kreise  irgend 
zwei  Kegelschnitte,  die  gleichfalls  durch  A^  und  B^  bezeichnet  werden 
mögen,  in  fester  Lage  gegeben  sind,  und  wobei  ebenso  die  Eigenschaften 
aller  sie   doppelt  berührenden  Kegelschnitte   berücksichtigt  werden  sollen. 

I.  Um  einen  bestimmten  Fall  (Figur)  vor  Augen  zu  haben,  denke 
oder  zeichne  man  zwei  Ellipsen  A^  und  ß',  welche  einander  in  vier 
Puncten  r,  «,  ty  u  schneiden,  und  somit  auch  vier  reelle  gemeinschaftliche 
Tangenten  /?,  S,  7)  ü  haben ;  nämlich  diejenige  Tangente  heisse  it,  von 
deren  Berührungspuncten  aus  zwei  Bogen  beider  Ellipsen  unmittelbar  nach 
dem  Schnitte  r  führen;  ebenso  die  anderen.  Die  vier  Schnitte  bilden 
ein  vollständiges  Viereck  rstu  und  die  vier  Tangenten  ein  vollständiges 
Vierseit  RSTU.  In  Betracht  der  drei  Paar  Gegenseiten  des  ersteren  und 
deren  Schnitte,  sowie  in  Rücksicht  der  drei  Paar  Gegenecken  des  letz- 
teren und  dessen  drei  Diagonalen  setze  man: 

Seite     r«  =  3£  und     tu  =  }i^;      Schnitt  3£3£,  =  x. 

rt=^  und     m  =  g),;  -        ?)2),=i/. 

rM  =  3  und  «^  =  3,;  -       33i=2^- 

Ecke  RS  =  j:   und  TU=  f , ;  Diagonale  TC]C^  =  X. 

-     RT=t)  und  SU=t),;  -         t)t),  =  Y. 

.     Rü=i   und  Sr=j,;  -          ja,  =  Z. 

Die  Schnitte  ^,  y,  z  der  drei  Paar  Gegenseiten  des  Vierecks  sind  das 
gemeinschaftliche  Trippel  conjugirter  Pole,  und  die  drei  Diagonalen  X,  Y,  Z 


472  Allgemeine  Betrachtungeii  üb.  einander  doppelt  beiölir.  Kegebchnitta. 

des  Vierscits  sind  das  gemeinschaftliche  Trippel  conjugirtor  Polaren  der 
beiden  Ellipsen,  so  dass  also  auch 

Schnitt  XY=z,    XZ=y,      YZ  =  x 
und  • 

Gerade     xy=:  Z,      aiz=Y,      yz^X 
ist.     Ferner  sind  dabei  einerseits  x,  g,  y  und  j,;   x,  l),  z  uad  ^,;  y,  %,i 
und  fi   vier  harmonische  Punctfi,  sowie  andererseits  X,  3,    Y  uud  3^ 
X,  D,  Z  und  3, ;   Y,  i,  Z  und  X,  vier  harmonische  Gerade. 

Mit  Bezug  hierauf  und  mit  Berücksichtigung  anderer,  im  vorigen  Auf- 
satze bereits  angewandter  Bezeichnungen  und  Benennungen  lassen  sich 
die  erwähnton  Eigenschaften,  wie  folgt,  aussprechen. 

11.  Die  gesammteu  Kegelschnitte  C,  welche  beide  gegebenen  El- 
lipsen Ä'  und  B*  doppelt  berühren,  zerfallen  vermöge  ihrer  Beziehung  zu 
den  drei  Polen  x,  y  und  z  in  drei  verschiedene  Schaaren  S(0,  S{C^) 
und  S(Q'),  C§8)i  welche  sich  jedoch  im  Allgemeinen  gleich  verhalten 
und  gleiche  Eigenschaften  haben,  so  dass  wir  der  Kurze  halber  Dur  vod 
der  einen  Schaar,  etwa  von  5(62),  zu  sprechen  brauchen. 

1)  „Berührt  eine  Curve  Cl  die  Ellipse  A*  in  den  PuDCten 
p  und  Pi  und  die  Ellipse  B'  in  den  Puncten  q  und  q^,  so  gehen 
die  Berührungssehnen  pp^  und  qq,  durch  den  Pol  x  und  sind 
allemal  zu  den  Gegenseiten  I  und  iE,  zugeordnet  harmonisch." 
Und  umgekehrt:  „Zieht  man  durch  den  Pol  m  irgend  zwei  zu  den 
Seiten  3c  nnd  iE,  zugeordnete  harmonische  Gerade,  etwa  G 
und  H,  so  schneiden  sie  die  Ellipsen  A^  und  ß'  beziehlich  in 
solchen  Puncten  p,  p,  und  q,  q^,  in  welchen  dieselben  vod 
einer  Curve  C'i  berührt  werden;  und  ferner  schneiden  sie  ver- 
wechselt, li  die  A'  und  G  die  B',  in  solchen  Puncten  p",  p* 
und  q",  q°,  in  welchen  A^  und  ß'  von  einer  anderen  Curve  €' 


AUgemeioe  Betrachtungen  üb.  einander  doppelt  berühr.  Kegelschnitte.  473 

q  und  q^  irgend  einen  willkürlichen  Kegelschnitt  Z)^  so  schuei- 
de-t  er  die  gegebenen  Curven  A^  und  ß'  in  vier  solchen  neuen 
Puncten  p^  und  p%  q^  und  g",  in  welchen  dieselben  von  einer 
anderen  Curve  CJ  berührt  werden."  Und  umgekehrt;  „Die  acht 
Berührungspuncte  je  zweier  Curven  Q  mit  den  Ellipsen  A^ 
und  J5'  liegen  jedesmal  in  irgend  einem  Kegelschnitte  Z)^"  — 
^Alle  Curven  Q  haben  gemeinschaftlich  x  und  X  zu  Pol  und 
Polaren.  Von  den  gemeinschaftlichen  Secanten  je  zweier 
Curven  Cl  geht  immer  ein  Paar,  etwa  G  und  H,  durch  den  Pol 
«r,  und  sie  sind  allemal  zu  X  und  ü^  zugeordnet  harmonisch.^ 
4)  Jede  vier  Berührungspuncte  p,  p^^  g,  5,  liegen  einer- 
seits mit  den  Ecken  r  und  s  in  einem  Kegelschnitte,  etwa  3/^ 
und  andererseits  mit  den  Ecken  t  und  t^  in  einem  Kegelschnitte 
A/J.  Die  gesammten  hierdurch  bestimmten  Kegelschnitte  AP 
berühren  einander  in  den  Puncten  r  und  8,  so  dasssie  daselbst 
gemeinschaftliche  Berührungstangenten,  etwa9i  und  @,  haben 
mit  der  gemeinschaftlichen  Berührungssehne  7'8  =  3£  und  so- 
mit einen  speciellen  Curven-Büschel,  B{AP)^  bilden.  Der 
Schnitt  der  Tangenten  9i  und  @  heisse  m\  er  liegt  in  der  Po- 
lare X  und  m  und  ü  sind  Pol  und  Polare  in  Bezug  auf  alle 
jtf^  auf  B(M^),  Seien  a  und  b  die  Pole  der  Seite  3£  in  Bezug 
auf  A^  und  J5',  dieselben  liegen  auch  in  X,  und  sei  c  der 
Schnitt  von  X  mit  3£,  so  sind  die  vier  Puncte  a,  ?n,  b,  c  har- 
monisch, so  dass  also  der  Pol  m  durch  die  als  gegeben  an- 
zusehenden drei  Puncte  a,  6,  c  bestimmt  ist;  und  durch  ihn 
sind  dann  auch  die  Tangenten  SR  und  ©  (=mr  und  ws)  be- 
stimmt. Ganz  ebenso  berühren  alle  Kegelschnitte  M\  ein- 
ander in  den  Puncten  t  und  w,  haben  daselbst  gemeinschaft- 
liche Berührungstangenten  %  und  U  mit  der  Berührungssehne 
tu  =  X^  und  bilden  eine-n  speciellen  Curven-Büschel  S(3/f); 
und  ferner  liegen  der  Schnitt  m^  von  2  mit  U  und  die  Pole 
a^  und  i,  der  Seite  3£,  in  Bezug  auf  A^  und  B^  in  derselben 
Polare  X,  und  ist  zudem  c^  der  Schnitt  von  X  mit  3£j,  so  sind 
die  vierPuncte  a,,  m^,  6,,  c,  harmonisch,  also  durch  a,,  b^  und 
e^  der  Pol  tWj  und  durch  ihn  die  Tangenten  SE  und  U  be- 
stimmt." —  »Die  auf  diese  Weise  bestimmten  zwei  Paar  Tan- 
genten fH  und  @,  J  und  U  berühren  auch  den  obigen  Kegel- 
schnitt X*,  den  Ort  aller  Wecbsclsehnen  (2.),  und  zwar  be- 
rühren ihn  9i  und  @  in  ihren  Schnitten  mit  der  Seite  J,,  und 
ebenso  berühren  ihn  %  und  U  in  ihren  Schnitten  mit  der 
Seite  3£,  so  dass  also  in  Bezug  auf  X^  verwechselt  m  der  Pol 
von  3£, ,  und  m^    der  Pol  von  3£  ist."     Werden  diese  zwei  Paar  Tan- 


474  Allgemeine  Betrachtungen  üb.  einander  doppelt  beräbr.  K^elscfanitt«. 

jTCDteD  vorausgesetzt,  so  liann  man  auch  umgekehrt  behaupten:  „Jeder 
Kegelschnitt  M*,  welcher  die  Geraden  9t  nad  @  in  den  Puncten 
r  und  s  berührt,  schneidet  die  gegebeneo  Garen  A'  und  B^  in 
vier  solchen  Puncten  p  und  p, ,  q  und  j,  (ausser  in  r  und  <),  in 
welchen  sie  von  einer  Curve  C1  berührt  worden."  „Die  gegen- 
seitigen vier  Schnitte  je  zweier  Curen  6,  liegen  allemal  in 
einem  Kegelschnitte  M^  (der  9tund@inrund8  berührt);  und 
umgekehrt:  jeder  Kegelschnitt  M'  schneidet  jede  Curve  Ci  in 
solchen  vier  Puncten,  durch  welche  allemal  noch  irgend  eine 
andere  Curve  Ci  geht."    Gleiches  gilt  für  die  Kegelschnitte  if,- 

III.  1)  „Sind  P und  P,,  Q  und  Q,  die  Beruh rungstangenten 
einer  CZ  mit  den  gegebenen  Curven  A'  und  B*,  so  liegen  die 
Schnitte  PP^  =p  und  QQ,  ^p,  stets  in  der  Polare  X  und  sind 
allemal  zu  den  Ecken  j:  und  ;r,  zugeordnet  harmonisch."  Und 
umgekehrt:  „Nimmt  man  in  dor  Polaro  X  irgend  zwei  zu  den 
Gcgeneckßn  jr  und  Xi  zugoordoeto  harmonische  Pnncte,  etwi 
ff  und  h,  an,  so  sind  die  aus  ihnen  an  die  Curven  A'  and  B* 
gezogenen  Taugenten  P  und  /',,  Q  und  Q,  zugleich  die  Be- 
rührungstangenten dieser  Curven  mit  irgend  einer  Curve  Q; 
und  ebenso  sind  die  (verwechselt)  aus  h  und  ff  beziehlich  an 
A'  und  ß'  gelegten  Tangenten  P°  und  /^,  Q"  und  Q'  zugleich 
die  Beriihrungstangenton  einer  Ci  mit  A'  und  ß'." 

2)  „Je  zwei  Paar  zusammengehöriger  Beruh  rungstan- 
genten P  und  P|,  Q  und  Q,  haben  vier  Wechselschnitto  PQ, 
und  PQ,,  P,Q  und  P,Q,;  dor  Ort  aller  dieser  Wechselschnitte 
ist  ein  bestimmter  Kegelschnitt,  etwa  X',  welcher  dem  Vier- 
eck rstu  umschrieben  ist  und  zudem  durch  die  Gegenecken 
j  und  fi  geht."  Und  ferner:  „Die  aus  dem  Pol  x  an  die  Ellipse 
ß'  (oder^')  gezogenen  Tangenten  schneiden  den  Kegelschnitt 


Allgemeine  Betrachtungen  üb.  einander  doppelt  berühr.  Kegelschnitte.  475 

g  und  hy  auf  der  Polare  Xy  und  diese  Puncte  sind  allemal  zu 
den  Ecken  j  und  j^  zugeordnet  harmonisch.^ 

4)  „Je  vier  Berührungstangenten  P,  P,,  Q,  Q^  werden 
einerseits  mit  den  Tangenten  R  und  S  zusammen  von  einem 
Kegelschnitte  3R^  und  andererseits  mit  den  Tangenten  T  und 
ü  zusammen  von  einem  Kegelschnitte  3KJ  berührt.  Alle  hier- 
durch bestimmten  Kegelschnitte  3)2'  berühren  die  Tangenten 
R  und  S  in  den  nämlichen  Puncten,  etwa  r  und  S,  und  somit 
auch  einander  selbst,  so  dass  sie  rS  =  ÜR  zur  gemeinschaft- 
lichen Berühri^ngssehne,  sowie  f  und  3K  gemeinschaftlich  zu 
Pol  und  Polare  haben  und  einen  speciellen  Curven-Büschel, 
P(3K'),  bilden.  Die  Berührungssehne  9R  geht  durch  den  Pol 
x;  ebenso  die  Polaren  von  f  in  Bezug  auf  A^  und  ^*,  die  31 
und  33  heissen  mögen;  und  wird  noch  die  Gerade  orf  =  6  ge- 
setzt, so  sind  die  vier  Geraden  81,  9R,  33,  (5  harmonisch;  somit 
istSß  durch  die  drei  übrigen,  die  als  gegeben  anzusehen  sind, 
bestimmt,  und  durch  3)2  sind  dann  auch  die  Puncte  r  und  ^ 
bestimmt  als  ihre  Schnitte  mitiZ  und /S.  Ganz  ebenso  verhält 
es  sich  mit  den  Kegelschnitten  Jl/J,  mit  P(i/J),  welche  die 
Tangenten  T  und  ü'gleicherweise  in  zwei  bestimmten  Puncten 
t  und  u  berühren,  u.  s.  w.**  —  „Die  auf  diese  Weise  bestimmten 
zwei  Paar  Berührungspuncte  r  und  3,  t  und  u  liegen  in  dem 
obigen  Kegelschnitte  3£^  dem  Ort  der  Wechselschnitte  (2.), 
und  zwar  gehen  die  in  r,  ö  an  3£'  gelegten  Tangenten  beide 
durch  die  Ecke  jr,  und  die  in  t,  U  an  denselben  gelegten  Tan- 
genten beide  durch  die  Ecke  ]r,,  so  dass  also  in  Bezug  auf  3L^ 
verkehrt  SR  die  Polaro  von  jr,,  und  502,  die  Polare  von  f  ist." 
Bei  Voraussetzung  der  vier  Puncte  r  und  S,  t  und  u  kann  man  umgekehrt 
sagen:  „Jeder  Kegelschnitt  SK*  (oder  SKJ),  welcher  die  Tangenten 
R  und  S  (oder  Tund  ü)  in  den  Puncten  r  und  g  (oder  t  und  u) 
berührt,  hat  mit  den  gegebenen  Curven  A*  und  B^  ausser 
jenen  Tangenten  noch  zwei  solche  Paare  Tangenten  gemein, 
P  undPj,  Q  und  Qj,  welche  zugleich  die  Berührungstangenten 
derselben  mit  einer  Curve  CJ  sind."  Und  ferner:  „Die  gemein- 
schaftlichen Tangenten  je  zweier  Curven  CJ  berühren  allemal 
zugleich  einen  der  Kegelschnitte  3)2^  sowohl,  als  auch  einen 
der  Kegelschnitte  2J2*;  und  umgekehrt:  jeder  Kegelschnitt  3W' 
oder  9)2J  hat  mit  jeder  Curve  CJ  solche  vier  Tangenten  gemein, 
welche  allemal  auch  noch  von  einer  anderen  Curve  C^t  berührt 
werden." 

IV.  „Legt  man  an  jede  Curve  (^,  in  ihren  beiden  Schnitten 
mit  der  Seite  ^  (I.),  die  Tangenten,  so  geht  von  diesen  zwei 


476  ÄUgameine  Betrachtungen  üb.  einander  doppelt  beröhr.  Kegalwhnitte. 

Tangenten  stots  die  eine  durch  die  Ecke  g  und  die  andere 
durch  die  Ecke  g,;  und  ebenso  geht  von  den  zwei  Tangenten 
derselben  Curve  C^,  in  ihren  Schnitten  mit  der  Seite"?),,  immti 
die  eine  durch  j  und  die  andere  durch  g,."  Oder  omgekehit: 
„Zieht  man  aus  der  Ecke  ;  oder  g,  an  eine  Curve  Cl  die  beiden 
Tangenten,  so  liegt  allemal  der  BeVührunggpauct  der  einen 
Tangente  in  der  Seite  ^  und  der  Berührungspunct  der  anderen 
in  der  Seite  D,."  —  »Und  gleicherweise  geht  von  deo  zwei 
Tangenten  jeder  Curve  C^,  in  ihren  Schnitten  mit  der  Seite^ 
oder  3i)  allemal  die  eine  durch  die  Ecke  q  und  die  andere 
durch  die  Ecke  l), ;  oder  umgekehrt:  von  den  Berührungsponcteo 
der  aus  der  Ecke  t)  und  q,  an  jode  Curve  Ci  gezogenen  zwei 
Tangenten  liegt  der  eine  in  der  Seite  3  und  der  andere  in 
der  Seite  3,." 

Alle  vorstehenden,  sich  auf  die  S(Ci^  allein  beziehenden  Stütze  finden 
analogerweise,  wie  schon  bemerkt  worden,  auch  für  die  beiden  anderen 
Schaarcn,  S(Q)  und  S(Q),  statt,  -so  dass  also  jeder  Satü  dreifach  vor- 
handen ist.  Die  jedesmaligen  zusammengehörigen  Elemente  sind  leicht 
zu  erkennen.  Z.  B.  beim  Satze  (IV.),  wo  ungleichnamige  Elemente  zu- 
sammengehören, ist  die  Verbindung: 

'3.  Bi  und  ^,  q,  ;J 
und  danach  ist  die  Verbindung  fiir  die  beiden  anderen  Fälle: 

o/,^\     ■*  f3E.  3E,  und  i,  i,  ;1  ,     o^/-^x     -.  f^.  3t,  und  n,  n,  ;1 

S(Ci)  mit  iV  ^        .  I;    und    S(C1)  mit  i™    J       i  1 

^  "^  13,  3,  und  j,  x,;y  "■  "  \%  gl,  und  y,  j:,.i 

Es  giebt   aber  auch  Sätze,   welche   sich  auf  zwei  Schaaren  zugleich  be- 
zichen, wie  z.  B.  die  folgenden : 


Allgemeine  Betrachtungen  üb.  einander  doppelt  berühr.  Kegelschnitte.         477 

in  Rücksicht  auf  jedes  der  drei  Paar  Gegenseiten  des  Vierecks  rstu  und 
der  beiden  mit  dem  jedesmaligen  Paar  ungleichnamiger  Schaaren. 

2)  „Alle  Polaren  der  Ecke  jr  in  Bezug  auf  S(Q)  und  S(C?) 
nebst  ihren  Polaren  Sl  und  33  in  Bezug  auf  A^  und  J5'  berühren 
insgesammt  einen  bestimmten  Kegelschnitt  Wi,  welcher  zum 
obigen  ßCSR*)  (111,4)  gehört  und  daher  die  Tangenten  R  und 
S  in  den  Puncten  r  und  5  berührt,  und  welcher  ferner  auch 
die  zwei  Paar  Gegenseiten  2)  und  ^j,  3  ^nid  3i  ^®s  Vierecks 
rstu  zu  Tangenten  hat,"  „Und  gleicherweise  berühren  alle 
Polaren  der  Ecke  f,  in  Bezug  auf  S(CJ)  und  S(ßl)  nebst  ihren 
Polaren  8[,  und  33,  in  Bezug  auf  A^  und  B^  einen  Kegelschnitt 
9H?,,  welcher  zum  obigen  JS(5!KJ)  gehört  und  daher  die  Tan- 
genten T  und  ü  in  den  bestimmten  Puncten  t  und  u,  sowie 
ferner  auch  die  Seiten  g)  und  2)i7  3  ^^^  3i  berührt." 

VI.  Bemerkung.  Die  angegebenen  Eigenschaften  gelten  für  den 
vorausgesetzten  Fall,  dass  sowohl  die  vier  gegenseitigen  Schnitte  als  die 
vier  gemeinschaftlichen  Tangenten  der  gegebenen  Kegelschnitte  A^  und 
B^  reell  sind,  wobei  jedoch  die  letzteren  nicht  gerade  Ellipsen  sein  müssen, 
sondern  von  beliebiger  Art  sein  können.  Von  diesem  Falle  aus  kann 
man  zu  den  übrigen  Fällen  übergehen,  bei  welchen  je  ein  Theil  der  ge- 
nannten Elemente  imaginär  wird.  Die  wesentlichsten  Fälle  der  Art  sind 
folgende  drei.  Wenn  die  gegenseitige  Lage  der  gegebenen,  beliebigen 
Kegelschnitte  A^  und  J5'  so  beschaffen  ist,  dass  entweder:  1)  nur  die 
vier  Schnitte  r,  s,  <  und  u  reell,  dagegen  die  vier  gemeinschaftlichen 
Tangenten  imaginär;  oder  2)  nur  die  vier  gemeinschaftlichen  Tangenten 
reell,  dagegen  die  vier  Schnitte  imaginär;  oder  endlich  3)  nur  zwei  Schnitte 
und  nur  zwei  gemeinschaftliche  Tangenten  reell  sind.  Bei  diesen  drei 
Fällen  wird  dann  auch  von  den  übrigen,  oben  beschriebenen  (I.)  Elementen 
je  ein  Theil  imaginär,  wodurch  in  den  angegebenen  Eigenschaften  und 
Sätzen  entsprechende,  wenig  oder  mehr  erhebliche  Aendeningen  eintreten; 
ähnlich  wie  oben  §  8.  So  tritt  z.  B. ,  wenn  etwa  die  Gegenseiten  3£  und 
JE,  imaginär  werden,  aber  ihr  Schnitt,  der  Pol  ^,  reell  bleibt,  bei  dem 
Satze  (ET,  1)  die  Aenderung  ein,  dass  die  sämmtlichen  Paare  Borührungs- 
sehnen  pp^  und  qq^  ein  elliptisches  Strahlen-System  bilden,  wogegen 
sie  dort  ein  hyperbolisches  bilden,    ü.  s.  w. 

§11. 

I.  In  Rücksicht  der  vorstehenden  allgemeinen  Sätze  (§  10)  sollen 
hier  noch  folgende,  in  denselben  mit  inbegriffene,  specielle  Sätze  besonders 
herausgehoben  werden. 

1)  „Werden  einem  vollständigen  Vierscit  RSTD' irgend 
zwei  Kegelschnitte   A^  und  /?'  eingeschrieben,   so  liegen   die 


47S         Allimneiu«  Betrachtungen  üb.  einander  doppelt  berähr. 

S  t'uucto.  in  «olchen  sie  die  Seiten  berühren,  allemal  in  irgend 
«>inom  dritten  Kegelschnitte  i)'."  Und:  gLegt  man  darch  die 
vior  Punctc  T.  8,  t  und  ti,  in  velchen  ein  beliebiger  Kegel- 
schnitt A'  die  Seiten  R,  S,  T  und  17  des  Tierseits  berührt. 
oinen  willkürlichen  Kegelschnitt  D',  so  schneidet  dieser  die 
8eiten  in  vier  solchen  neuen  Pnncten  r,,  S,,  t,  and  n,,  ii 
wolchen  dieselben  allemal  Ton  irgend  einem  Kegelsehaitte 
Ii*  berührt  werden."*)  —  Femer:  aDie  gegenseitigen  vier 
Schnitte  r.  s,  K  u  je  sweier  demselben  Tierseit  RSTU  einge- 
schriebenen Kegelschnitte  A*  und  B^  liegen  mit  jedem  Paar 
tiegenecken  des  Vierseits,  also  sowohl  mit  i  nnd  ^,  als  I)  nnd 
Q,.  und  j  und  ;,  zusammen  in  einem  Kegelschnitte,  beaiehlieh 
{'.  ^'  und  ft*.*  Und  fern«:  .Von'  den  8  BerShrnDgspBBCten 
(T.  ^.  t.  n;  r,.  i,.  t,,  Hl)  je  sweier  dem  Tierseit  eiagesckrie- 
benen  Kegelschnitte  ^4'  nnd  £*  liegen  lämal  4  mit  irgend 
awei  der  vier  Schnitte  r.  «.  t,  m  der  letaleren  zasam^cn  ii 
einem  Kegelschnitte  il*  (oder  J/^).  nad  diese  ISKegeUchaitte 
ordnen  »ich  in  6  Paare,  welche  einander  deppell  berihrei: 
nämlich  dnrch  je  iwei  der  vier  Schnitte  r.  s,  f,  m  gehen  iwei 
Kegelschnitte  JT  nnd  berühren  sich  ia  denselben:  Di«  je 
tiPnncte.  welche  lasammen  in  einem  Kecelscbaitte  JP  lieg», 
sind: 

r,  *.  t, .  f.  >,  *      r,  t  r,  t,"     .     r.  t      t.  m.  t.  n,       .    -r,  a; 

'      ■    mit  '         mit  -1-1    _||     ' 

I.  a.ti,a,  f-a       «.n.«,.«,  «.«       ä.L£..  t,  a,l; 

•i  h.  beide  tirappea  T<>a  Tter  Pnaclea  in  der  er»ien  Klamaet 
liegen  mit  jedem  Paar  in  der  zweiten  Klammer  ia  eiaem  JT.* 
i!^  ,W*rd*a  eia^n  Viereck  rstm  zwei  beliebig*  Kegel- 
schnitte .zt*  aad  fi*  amschrieben  aad  ia  den  Tier  Eckca  ai 
dieselbea    Taageaten    gelegt,    s*    berährea   die    *  Taateat« 


Allgemeine  Betrachtungen  ab.  einander  doppelt  berühr.  Kegelschnitte.         479 

Kegelschnitte  -4*  und  B^  werden  mit  jedem  der  drei  Paar 
Gegenseiten  des  Vierecks,  (mitJ  und3£,,  g)  und  g),,  3  und  ßj? 
zusammen  von  einem  Kegelschnitte  (X',  7',  Z")  berührt."  und 
femer:  „Bei  je  zwei  dem  Viereck  rstu  umschriebenen  Kegel- 
schnitten A*  und  J5'  werden  von  ihren  8  Tangenten  (9i,  ©, 
S,  U;  SR,,  ©1,  3i ,  U,)  in  den  Ecken  12  mal  4  mit  irgend  zwei 
ihrer  4  gemeinschaftlichen  Tangenten  (Ä,  S,  T,  i7)  zusammen 
von  irgend  einem  Kegelschnitte  3ß'  berührt;  und  zwar  ordnen 
sich  diese  12  Kegelschnitte  3R^  in  6  einander  doppelt  berüh- 
rende Paare,  welche  die  vier  gemeinschaftlichen  Tangenten 
Ry  Sy  T  und  üy  paarweise  genommen,  zu  Berührungstangenten 
haben." 

n.  Von  der  obigen  Betrachtung  (§  10)  kann  man  auch  zu  denjenigen 
besonderen  Fällen  übergehen,  wobei  die  gegebenen  Kegelschnitte  A^  und 
J3',  einzeln  genommen,  aus  einem  Paar  Puncten  oder  Geraden  bestehen. 
In  dieser  Hinsicht  sind  folgende  fünf  Fälle  zu  beachten: 

1)  Wenn  etwa  JS'  aus  zwei  Geraden  3  und  3i  besteht,  so  sind  diese 
ein  Paar  Gegenseiten  des  Vierecks  rstUy  und  ihr  gegenseitiger  Schnitt  ist 
der  Pol  z.  Die  vier  gemeinschaftlichen  Tangenten  Ry  Sy  T  und  ü  fallen 
paarweise  zusammen,  (Rü)  und  (ST),  imd  sind  die  aus  dem  Pol  z  an 
die  Curve  A*  gehenden  zwei  Tangenten.  Dadurch  vereinigen  sich  von 
den  sechs  Ecken  des  früheren  Vierseits  RSTU  zwei  Paar,  nämlich  ]c  und 
;r, ,  Xj  und  \^j  mit  dem  Puncto  z,  und  die  zwei  übrigen,  j  und  j^,  sind 
die  Berührungspuncte  jener  Tangenten  (RIT)  und  (ST),  liegen  in  der 
Polare  Z  und  sind  zu  den  Polen  a  und  y  zugeordnet  harmonisch.  Hierbei 
artet  die  S(Q)  An  einen  Strahlbüschel  um  den  Mittelpunct  z  aus,  d.  h. 
jeder  durch  z  gehende  Strahl  (Gerade),  doppelt  gedacht,  ist  als  eine  Q 
anzusehen,  seine  Schnitte  mit  A^  sind  zugleich  seine  Berührungspuncte 
mit  A\  wogegen  seine  Berührungspuncte  mit  jB'  =  (33i)  in  z  vereinigt 
liegen.  Die  Schaaren  S(CJ)  und  S(Q)  bleiben  eigentliche  Curven  und 
behalten  ihre  obigen  Eigenschaften,  jedoch  zum  Theil  mit  angemessenen 
Modificationen. 

2)  Wenn  B^  aus  zwei  Puncten  g  und  J,  besteht,  so  sind  diese  ein 
Paar  Gegenecken  des  Vierseits  RSTU  und  liegen  in  der  Polare  Z,  Die 
vier  Schnitte  r,  Sy  t  und  u  rücken  paarweise  zusammen,  (ru)  und  (st),  in 
die  Schnitte  von  gj,  ==  Z  mit  der  Curve  A^,  so  dass  zwei  Paar  Gegen- 
seiten des  Vierecks  rs^t«^  nämlich  X  und  3Ej,  ^  und  ^^,  auf  Z  fallen, 
und  das  dritte  Paar,  3  und  3i»  die  Tangenten  an  A*  in  jenen  Puncten 
(ru)  und  (st)  werden,  einander  in  z  schneiden  und  zu  den  Polaren  X  und 
Y  zugeordnet  harmonisch  sind.  Hier  besteht  die  S(Q)  aus  allen  Paaren 
Tangenten  der  Curve  A\  welche  sich  auf  der  Geraden  Z  schneiden.  Da- 
gegen enthalten  S(Ci)  und  S(Q)  alle  eigentlichen  Kegelschnitte  6",  welche 


480         Allgemeine  Betrachtungen  ab.  ein&uder  doppelt  bembr.  Kegelsduiitte. 

durch   die  gegebenea  Pnncte  3,^,    gehen  und   die  gegebene  Coire  A' 
doppelt  berühren. 

3)  Wenn  A*  und  fi'  aus  zwei  Paar  Geraden  D  und  Sj,  3  und  3i 
bestehen,  so  sind  sie  als  zwei  Paar  Gegenseiten  des  Vierecks  r»tu  axaa- 
sehen,  ihre  eigenen  Schnitte  als  die  Pole  y  and  z,  ihre  Wechselschnitte 
als  die  Schnitte  r,  s,  t  und  u.  Die  vier  gemeinschaftlichen  Tangenten 
R,  S,  TmrA  ü  fallen  alle  auf  die  Gerade  yz  =  X.  Die  Schaaren  «(Q) 
und  £(6?)  arten  in  Strahlbfischel  um  die  Pole  y  und  z  aus,  in  gleichem 
Sinne  wie  oben  (1.),  und  es  bleiben  nur  die  S(Ci)  als  eigentliche  Corvea 
übrig,  deren  Berührui^ssehnen  durch  den  Pol  x,  deren  Wechselsehen  da- 
gegen paarweise  durch  die  Pole  y  und  z  gehen  (§  10,  n.). 

4)  Wenn  A*  und  B*  aus  zwei  Paar  Pnncten  q  und  5, ,  g  nnd  j, 
bestehen,  so  sind  sie  als  Gegenecken  des  Viorseits  RSTU  anzusehen,  die 
sie  verbindenden  Geraden  qq,  und  jg,  als  die  Polaren  Y  und  Z  nnd  die 
beide  Paare  wechselseitig  verbindenden  Geraden  als  die  gemeinschaftlichen 
Tangenten. ß,  S,  T  und  U.  "Die  vier  Schnitte  r,  «,  (  und  u  liegen  alte 
im  Pol  x^  YZ  vereint  Die  S(C^)  artet  aus  in  alle  Paare  Gerade, 
welche  durch  die  Puncte  g  und  j,  gehen  nnd  sich  auf  Y  schneiden;  und 
ebenso  besteht  die  S(Cl)  ans  allen  Paaren  Geraden,  welche  durch  q  und 
g,  gehen  und  sich  auf  Z  schneiden.  Die  S(Cl)  bleiben  eigentliche  Curven, 
die  dem  Viereck  qq,gj,  umschrieben  sind. 

5)  Wenn  endlich  A^  aus  zwei  Punct«n  g  nnd  g,  und  B^  aus  zwei 
Geraden  3  ^^^  3i  besteht,  ro  sind  sie  als  die  durch  diese  Bezeichnung 
angedeuteten  Elemente  anzusehen,  so  dass  femer  die  Gerade  f^^  Z  und 
der  Schnitt  3Bi  ^ ''  ''^^-  ^'^  ™^  gemeinschaftlichen  Tangenten  fallen 
paarweise  auf  die  Geraden  zj  und  zj,,  nämlich  (Ä (7)  =  23  nnd  (182^  =  23,, 
und  daher  liegen  die  zwei  Paar  Gegenecken  ^  und  f, ,  Xf  und  q,  in  : 
vereint.  Ebenso  fallen  die  vier  Schnitte  r,  s,  t,  u  paarweise  (r  und  u, 
s  und  t)  zusammen  in  die  Schnitte  von  Z  mit  3  und  3t  1  ^'^  ^^^  (f)  =  Z^ 


Allgemeine  Betrachtungen  üb.  einander  doppelt  berohr.  Kegelschnitte.         481 

a.  eine  gegebene  Gerade  G  berührt;  oder 
ß.  durch  einen  gegebenen  Punct  p  geht." 
Jede  dieser  beiden  Aufgaben  gestattet  sechs  Lösungen,  und  zwar  bestehen 
die  lösenden  Curven  aus  zwei  CJ,  zwei  CJ  und  zwei  Q,  Die  gegenseitigen 
vier  Schnitte  des  Curvenpaares  C3,  etwap,  p,,  p^  undp,,  liegen  in  einem 
der  Kegelschnitte  iP  (§  10,  II,  4),  welcher  durch  den  gegebenen  Punct 
p  bestimmt  ist;  die  drei  anderen  Schnitte  pj,  p^^p^  sind  dadurch  bestimmt, 
dass  einer  derselben,  etwa  p^ ,  in  der  Geraden  xp  liegt,  und  dass  cTann  auch 
die  Gerade  p^p^  durch  x  geht,  und  zudem  beide  Gerade  pp^  und  p^p^  zu 
den  Seiten  3E  und  3Ej  zugeordnet  harmonisch  sind. 

2)  „EineCurveC"  zu  finden,  welche  eine  gegebene  Curve 
A^  doppelt  berührt  und  nebstdem  noch  entweder 

a.  drei  gegebene  Gerade  3i  3i  ^^^  ^  berührt;  oder 

p.  zwei   gegebene  Gerade   3  ^^^  Si    berührt  und  durch 

einen  gegebenen  Punct  p  geht;  oder 
•)[.  eine  gegebene  Gerade  G  berührt  und  durch  zwei  ge- 
gebene Puncto  g  und  g^  geht;   oder  endlich 
8.  durch  drei  gegebene  Puncto  j,  g,  und  p  geht." 
Bei  jeder  dieser  vier  Aufgaben    finden   im  Al]gen)einen   sechs  Lösungen 
statt,  wie  vorhin  (1.). 

3)  „Eine  Curve  C*  zu  finden,  welche  entweder 

a.  drei  gegebene  Gerade  3?  3i  ^^^  ^  berührt  und  durch 
zwei  gegebene  Puncto  g  und  g,  geht;  oder 

ß.  zwei  gegebene   Gerade  3  ^^^  Si   berührt  und  durch 
drei  gegebene  Puncto  g,  g,  und  j?  geht." 
Beide  Mal  vier  Lösungen. 

4)  „Eine  Curve  C  zu  finden,  welche  entweder 

OL  vier  gegebene  Gerade  berührt  (II,  3)  und  durch  einen 

gegebenen  Punct  p  geht;  oder 
ß.  durch  vier  gegebene  Puncto  geht  (11,4)  und  eine  ge- 
gebene Gerade  G  berührt." 
Beide  Mal  zwei  Lösungen.     Und  endlich: 

5)  „Eine  Curve  C  zu  finden,  welche, entweder 
a.  fünf  gegebene  Gerade  berührt;  oder 

ß.  durch  fünf  gegebene  Puncto  geht." 
Beide  Mal  nur  eine  Lösung,  oder  C*  absolut  bestimmt. 


§12. 

Bemerkung.    Die  Aufgabe: 

„Eine  Curve  C  zu  finden,  welche  drei  gegebene  Curven 
A\  B'  und  D*  doppelt  berührt," 

Steiner'«  Werke.    II.  31 


482  Allgemeine  BetrschtnDgen  üb.  einander  doppelt  berähr.  Kegelschnitte. 

ist  im  AUgememen  unmöglich,  wie  ans  dem  obigen  (§  10)  laicht  erbetlt; 
sie  wird  erst  dann  möglich,  wenn  die  gegebenen  Cnrven  eine  gewisse  nä- 
here Beziehung  zu  einander  haben,  was  bereits  in  der  mehrerwähnten  Ab- 
handlung (Bd.  37  S.  187  des  Orells'aciien  Journals)*)  angegeben  worden,  nod 
wovon  man  sich,  wie  folgt,  leicht  überzeugen  kann. 

Denn  angenommen  die  Curve  C  berühre  jede  der  drei  gegebenen 
Cnrven  A*,  B*  und  i)'  doppelt;  seien  etwa  A,  B  und  D  beziehlich  die 
Boruhrungssehnen,  und  seien  femer  je,  y,  z;  x',  y",  2*;  «",  y",  2"  die  ge- 
meinschaftlichen Tripel  conjugirter  Pole,  sowie  X,  Y,  Z;  X',  Y',  Z'; 
X",  Y",  Z"  die  gemeinschaftlichen  Tripel  conjugirter  Polaren  der  Curven- 
paare  A'  und  B\  A*  und  D*,  B^  und  D^,  so  muss  die  Bernhrungssehne 
A  sowohl  durch  einen  Pol  des  ersten  Tripels,  etwa  durch  asy  als  auch 
durch  einen  Po!  des  zweiten  Tripels,  etwa  durch  a^,  gehen  (weil  A*  zum 
ersten  und  zweiten  Curvenpaar  gehört)  (§  10,  II,  1),  und  dann  müssen 
auch  die  Berührungssehnon  B  und  D  beziehlich  durch  die  nämlichen  Pole 
.T  und  a^,  sowie  auch  beide  durch  einen  und  denselben  Pol  des  dritten 
Tripels,  etwa  durch  ar",  gehen.  Demnach  müssen  die  drei  Berfihrungs- 
sehnen  A,  B  und  D  allemal  die  Seiten  eines  solchen  Dreiecks  sein, 
welches  irgend  drei  Pole,  jedoch  von  jedem  Tripel  einen,  zu  Ecken  hat 
wie  das  Dreieck  xa^x";  die  Combination  gestattet  27  solche  Dreiecke. 
Da  nun  femer  sowohl  x  und  X,  als  af  und  X',  sowie  af'  und  X!'  Pol 
und  Pohire  in  Bezug  auf  die  Curve  C  sind  (§  10,  II,  3),  so  mnss  das 
Dreieck  xa^af'  mit  dem  Dreiseit  XX'X"  perspectivisch  liegen;  d.  h,  die 
drei  Geraden,  welche  ihre  Ecken  in  bestimmter  Ordnung  paarweise  ver- 
binden, treffen  sich  in  ii^end  einem  Puncto  p,  und  die  drei  Schnitte  der 
entsprechenden  Seitenpaare  liegen  in  irgend  einer  Geraden  P;  nämlich 
heissen  die  den  Seiten  X,  X',  X"  gegenüberliegenden  Ecken  des  Dreiseits 
beziehlich  a,  b,  d  (sie  sind  zugleich  die  Pole  der  Seiten  A,  B,  D  des 
Dreiecks  xi^x"  in  Bezug  auf  die  Curve  6"  sowohl  als  beziehlich  in  Bezi^ 


Allgemeine  Betrachtungen  üb.  einander  doppelt  berühr.  Kegelschnitte.  •       483 

H'li^lil  und  '£*li^3i\^  und  von  den  letzteren  liegen  viermal  drei  in  einer 

Geraden,,  ncy,  n\f,,  r'fj'l  und  f'fX- 

Wenn  also  eine  Curve  C^  die  drei  gegebenen  Curven  A^^  ß',  D' 
doppelt  berührt,  so  müssen  die  den  letzteren  zugehörigen  Elemente  unter 
anderen  die  angegebenen  Eigenschaften  haben;  da  aber  diese  Eigenschaften 
einander  bedingen,  selbst  von  einander  abhängig  sind,  so  beschränkt  sich 
die  Bedingung  für  die  Möglichkeit  der  Curve  C  nur  auf  je  einen  Theil 
derselben,  nämlich: 

Die  Curve  C,  welche  die  drei  gegebenen  Curven  -4',  ß'  und 
Z>^  doppelt  berühren  soll,  ist  möglich,  sobald  entweder 

1)  von  den  27  Dreiecken,  welche  je  drei  Pole,  jedoch  von 
jedem  Tripel  einen,  zu  Ecken  haben,  irgend  eines  (wie  aa:'^") 
mit  dem  ihm  entsprechenden  Dreiseit  (XX'X")  perspectivisch 
liegt;   oder 

2)  von  den  Seiten  der  drei  Vierecke  rstUy  r's'tfu^  r^s'U^u" 
irgend  drei,  worunter  jedoch  von  jedem  Viereck  eine  (wie  etwa 
3£,  3£',  3E"),  sich  in  einem  Puncto  p  treffen;   oder  endlich 

3)  von  den  Ecken  der  drei  Vierseite  RS  TU,  RS  TU', 
R"S"T"Ü"  irgend  drei,  unter  denen  jedoch  von  jedem  Vierseit 
eine  (wie  etwa  je,  jc',  jr"),  in  einer  Geraden  P  liegen." 

Berlin,  im  März  1852. 


31* 


Aufgaben  und  Lehrsätze. 


Crollo's  Journal  Band  XliV.  S.  375— 380. 


Aufgaben  und  Lehrsätze. 

1.  Sind  in  einer  Ebene  zwei  begrenzte  Geraden  ^ß  und  CZ) 
in  beliebiger  fester  Lage  gegeben,  so  besteht  der  Ort  desjenigen 
Punctes,  aus  welchem  dieselben  unter  gleichen  Winkeln  (oder 
auch  unter  Winkeln,  die  zwei  Rechte  betragen)  gesehen  werden, 
aus  zwei  Curven  dritten  Grades."  Beide  Curven  gehen  durch  die 
vier  Endpuncte  der  gegebenen  Geraden,  sowie  durch  ihren  gegenseitigen 
Schnittpunct.  Femer  haben  die  Curven  diejenigen  zwei  Puncto  gemein, 
aus  welchen  beide  Geraden  unter  rechten  Winkeln  erscheinen.  Die  zwei 
übrigen  gemeinschaftlichen  Puncto  der  Curven  sind  imaginär  und  liegen 
auf  der  unendlich  entfernten  Geraden.  Der  Satz  umfasst  viele,  theils 
interessante  specielle  Fälle,  welche  unter  besonderen  Annahmen  rücksicht- 
lich der  gegenseitigen  Lage  und  der  Grösse  der  beiden  Geraden  eintreten. 

2.  „Hat  man  in  einer  Ebene*  zwei  ähnliche  Curven  dritten 
Grades,  C  und  C',  deren  homologe  Dimensionen  sich  verhalten 
wie  2:1,  hält  die  eine,  etwa  C,  in  ihrer  Lage  fest,  so  kann  die 
andere  auf  ^24  verschiedene  Arten  so  gejegt  werden,  dass  beide 
Curven  direct  (nicht  symmetrisch)  ähnlich  liegen  und  ein- 
ander in  irgend  einem  Paar  homologer  Puncto  m  und  ?w,  und 
nebstdem  noch  in  irgend  zwei  nicht  homologen  Puncten  n  und 
7j  berühren."  „Durch  die  24  Puncto  m  in  der  Curve  C  können 
Curven  achten  Grades  gehen;  und  ebenso  durch  die  24  m,  in  CJ." 

3.  „In  einer  beliebigen  Curve  dritten  Grades  giebt  es  im 
Allgemeinen  36  Paare  parallele,  gleiche  und  gleichliegende 
Krümmungs-Halbmesser."  —  „WievielePaare  parallele,  gleiche, 
aber  ungleichliegende  Krümmungs-Halbmesser  giebt  es  in  der- 
selben Curve?" 

Wird  eine  Gerade  ÄD  von  einer  Curve  dritten  Grades,  C,  im  Puncto 
A  berührt  und  im  Puncto  B  geschnitten,  so  soll  die  Strecke  AB  schlecht- 
hin   die  Tangente    der  Curve  und  die  Richtung  von  A  nach  B   ihre 


488  Aufgabeu  und  Lehrsätze. 

Richtung  genannt  werden.  Die  Mitte  der  Tangente  heiese  M,  Zwei 
parallele  Tangenten  AB  und  Ä,B,  heiesen  gleichliegend  oder  Dngleicli- 
liegcnd,  jenachdem  ihre  Richtungen  gleich  oder  ontgegengesettt 
sind;  die  ihre  Berühningspuncte  verbindende  Gerade  bder  Berührangsselme 
ÄA^  heisse  @  und  ihre  Mitte  heisse  N.  Jede  Gerade,  welche  von  der 
Curve  C  in  drei  solchen  Puncten  A,  B,  C  geschnitten  wird,  dass  der 
mittlere  B  gerade  in  der  Mitte  zwischen  den  äusseren  A  und  C  liegt, 
soll  hier  Sehne  oder  S  heissen.  Gleiche  Sehnen,  S  =  S,,  sind  solche, 
in  denen  die  drei  Schnittpuncte  gleich  weit  von  einander  abst«hen,  so  dass 
AB^=BC^A^B,  =  B,C,.  Mit  Bezug  hierauf  lassen  sich  folgende  acht 
Sätze  und  Aufgaben  (4.  bis  11.)  einfacher  aussprechen: 

4.  „Eine  beliebige  Curve  dritten  Grades,  C,  hat  im  All- 
gemeinen 18  Paar  parallele,  gleiche,  aber  ungleichliegende  Tan- 
genton, und  die  Mitten  N  ihrer  18  lierührungsaehaen  'S  liegen 
in  einem  bestimmten  Kegelschnitte  £'." 

b.  „Wieviele  Paare  parallele,  gleiche  und  gleichliegende 
Tangenten  hat  dieselbe  C?" 

6.  „Wieviele  solche  Paare  Tangenten  hat  dieselbe  Curve 
C,  welche  gegenseitig  einander  hälften?" 

7.  „In  derselben  gegebenen  Curve  C  giobt  es  im  Allge- 
meinen 9  Paar  parallele,  gleiche  Sehnen,  S^S^  oder  ABC^A,B,C,; 
und  die  Mitton,  etwa  N^,  der  9  Geraden  BB,,  welche  die  mitt- 
leren Puncte  der  Sehnenpaare  verbinden,  liegen  in  dem  Däm- 
lichen, vorgenannten  (4.)  Eegelschnittc  £'." 

8.  „In  derselben  Curve  C  giebt  es  ferner  9  solche  beson- 
dere Sehnen  ABC^S,  bei  welchen  die  den  Schnittpuncten  A, 
B,  C  zugehörigen  drei  Tangenten  A^,  B^,  C„  einander  in  irgend 
einem  Puncte  treffen;  dabei  ist  die  Tangente  B^  im  mittleren 
Puncte  B   zugleich  ein  .Durchmesser  der  Curve  C,  und  zndem 


Aufgaben  und  Lehrsätze.  489 

und  M^%    welche  sich   gegen   die  Basis   C*   ähnlich    verhalten, 
wie  die  Curve  M^^. 

10.  »Dor  Ort  der  Berührungssehne  @  aller  Paare  paralleler 
Tangenten  einer  beliebigen  Curve  C  ist  eine  Curve  neunter 
Classe  &  und  sechsunddreissigsten  Grades;  und  der  Ort  der 
Mitte  N  der  Berührungssehne  @  ist  eine  Curve  zwölften  Grades 
N^^.^  Diese  beiden  Ortscurven  haben  gleichfalls  eigenthümliche  Beziehung 
zu  der  Basis  C*,  wie  die  vorigen.  „Es  kann  keine  zwei  Berührungs- 
sehnen @  geben,  die  einander  hälften.^ 

11.  „Der  Ort  aller  Sehnen  S  in  der  beliebigen  Curve  C 
ist  eine  Curve  sechster  Classe  und  achtzehnten  Grades." 

Bekannten  Sätzen  über  die  Kegelschnitte  gewissermassen  analog  hat 
man  rücksichtlich  der  Curven  dritten  Grades  folgende  zwei  Sätze  (12. 
und  13.): 

12.  I.  „Zieht  man  aus  irgend  einem  festen  Pol  P  in  der 
Ebene  einer  gegebenen  Curve  dritten  Grades,  C,  beliebige 
Transversalen  durch  die  letztere  und  legt  in  den  je  drei  Schnitt- 
puncten  die  Tangenten  an  C,  welche  einander  paarweise  in 
irgend  drei  Puncten  Q  schneiden,  so  ist  der  Ort  dieser  Puncto 
Q  eine  Curve  neunten  Grades,  Q^  welche  unter  anderen  folgende 
interessante  Eigenschaften  hat.  1)  Sie  hat  drei  dreifache  Puncto, 
Q,,  die  in  einer  Geraden  A^  liegen;  ihre  27  gemeinschaftlichen 
Puncto  mit  der  Basis  C  bestehen:  2)  in  6  Schnitten  -4,  welche 
in  irgend  einem  Kegelschnitte  A^  liegen;  3)  in  6Berührungs- 
puncten  B  (die  für  12  gemeinschaftliche  Puncto  zählen),  durch 
welche  irgend  ein  Kegelschnitt  J5'  geht;  4)  in  9  Schnitten  3i), 
SE  und  3F,  die  zu  drei  in  drei  Geraden  D^^  E^  und  jP^^  liegen; 
5)  die  genannten  Kegelschnitte  A^  und  J5'  berühren  einander 
doppelt,  und  jene  Gerade  A^  (1)  ist  zugleich  ihre  Berührungs- 
sehne; und  endlich  6)  die  vier  Geraden  A^^  D^^  E^  und  jP^^ 
schneiden  einander  in  einem  und  demselben  Puncto."  Femer: 
„Bewegt  sich  der  Pol  P  in  einer  beliebigen  Geraden  G,  so  be- 
schreiben die  vier  Geraden  A^^  D^^  JB^  und  F^  beziehlich  vier 
Kegelschnitte  ^jj,  DJ,  E]  und  i^,  wovon  jeder  der  drei  letz- 
teren die  Basis  C  in  irgend  drei  Puncten  berührt,  u.  s.  w." 

•U.  „Liegt  der  Pol  P  insbesondere  in  der  Basis  C  selbst, 
wobei  also  die  Transversale  in  nur  zwei  veränderlichen 
Puncten  schneidet,  und  somit  nur  der  Schnitt  Q  von  den  zwei 
zugehörigen  Tangenten  in  Betracht  kommt,  so  ist  der  Ort 
dieses  Schnittes  Q  nur  noch  eine  Curve  vierten  Grades,  Q*, 
welche  drei  Doppelpuncte  hat,  die  in  der  Basis  C^  liegen."  — 
^Bewegt  sich  der  Punct  P  längs  der  ganzen  Basis  C^  so  ist  die 


490  Ä-utgaben  und  LehrsäUe. 

entstehende  Schaar  Curven  Q*  so  beschaffen,  dass  jede  be- 
liebige Gerade  in  der  Ebene  vonjo  30  derselben  berührt  wird." 

13.  „Aus  jedem  Functe  P  in  der  Ebene  einer  Curve  dritten 
Grades  C*  gehen  6  Tangenten  an  dieselbe,  deren  Berührnngs- 
puncte,  paarweise  verbunden,  15  Berührangssehnen  ©  be- 
stimmen. Bewegt  sich  der  Pol  P  in  irgend  einer  Geraden  G, 
so  berühren  die  15  @  stets  irgend  eine  und  dieselbe  Cnrve 
neunter  C lasse  @°,  welche  allemal  mit  der  Basis  C  die  9  Wende- 
punctß  und  zugehörigen  Wendetangenten  gemein  hat,  u.  s.  w." 
Wie  man  bemerken  wird,  iät  dieser  Satz  im  Grunde  mit  dem  obigen  (10.) 
identisch,  indem  durch  Projection  der  eine  in  den  anderen  übergeht. 

14.-  Die  den  beiden  vorstehenden  Sätzen  12.  und  13,  ana- 
logen Sätze  bei  der  Curve  vierten  Grades  aufzufinde«. 

15.  „Man  denke  sich  in  einer  Ebene  6  beliebige  Puncte  p 
oder  ein  vollständiges  Sechseck.  Die  Mitte  jeder  der  15  Seiten 
heisse  a,  und  der  Mittelpunct  des  durch  je  5  der  6  Puncte  j> 
bestimmten  Kegelschnittes  heisse  b.  Durch  je  4  der  6  Puncte 
p  gehen  zwei  solche  Kegelschnitte,  deren  Mittelpuncte  in  der 
durch  die  beiden  übrigen  Puncte  p  bestimmton  Seite  liegen; 
jeder  dieser  Mittelpuncte  heisse  c.  Die  auf  diese  Weise  be- 
stimmten Puncte  sammt  den-  6  Puncten  p,  was  zusammen 
6p+15a  +  664-30c  =  57  Puncte  ausmacht,  liegen  allemal  in 
irgend  einer  Curve  fünften  Grades."  „Die  Gleichung  dieser 
Curve  aufzustellen."  —  Wenn  die  gegebenen  6  Puncte  j>  insbesondere 
in  einem  Kegelschnitte  C  liegen,  so  fallen  die  6  Mittelpuncte  b  in  einen 
zusammen,  der  dann  ein  Doppclpunct  der  Curve  C  ist.  Welche  Bezie- 
hung haben  die  beiden  Tangenten  in  diesem  Doppelpuncte  zu  jenem  Kegel- 
schnitte C"? 

16.  „Sind  in  einer  Ebene  6  beliebige  Puncte^  gegeben,  und 


Aufgaben  imd  Lehrsätze.  491 

Kegelschnitt  und  bezeichnet  dessen  Schnitte  mit  der  durch 
die  jedesmaligen  zwei  übrigen  Puncte  p  gehenden  Geraden 
durch  a,  so  liegen  die  hierdurch  bestimmten  42  Puncte  a 
allemal  in  irgend  einer  Curve  sechsten  Grades,  welche  die  ge- 
gebenen 7  Puncte  p  zu  Doppelpuncten  hat."  »Die  Gleichung 
dieser  Curve  aufzustellen.** 

18.  „Soll  eine  Curve  dritten  Grades  durch  6  gegebene 
Puncte  a  gehen  und  einen  Doppelpunct  d  haben,  dessen  zu- 
gehörige Tangenten  beziehlich  durch  zwei  andere  gegebene 
Puncte  b  und  c  gehen,  so  finden  im  Allgemeinen  25  Lösungen 
statt." 

19.  „Soll  eine  Curve  dritten  Grades  durch  7  gegebene 
Puncte  a  gehen  und  einen  Doppelpunct  d  haben,  dessen  eine 
Tangente  durch  einen  gegebenen  achten  Punct  h  geht,  so  giebt 
es  im  Allgemeinen  18  Lösungen." 

20.  „Soll  eine  Curve  dritten  Grades  durch  6  gegebene 
Puncte  a  gehen  und  einen  Rückkehrpunct  r  haben,  dessen 
Tangente  durch  einen  gegebenen  siebenten  Punct  b  geht,  so 
finden  im  Allgemeinen  18  Lösungen  statt." 

21.  „Ueber  einer  gegebenen  Grundlinie  ab,  deren  End- 
puncte  in  einer  gegebenen  Curve  dritten  Grades  liegen,  lassen 
sich  dieser  Curve  fünf  Parallelogramme  einschreiben.  Die 
fünf  Puncte,  in  denen  die  Diagonalen  der  einzelnen  Parallelo- 
gramme sich  kreuzen,  liegen  mit  der  Mitte  der  Grundlinie  ab 
allemal  in  irgend  einem  Kegelschnitte."     Oder: 

„Zu  jeder  beliebig  angenommenen  Sehne  ai  in  einer  ge- 
gebenen Curve  dritten  Gerades  giebt  es  im  Allgemeinen  fünf 
andere  Sehnen,  die  ihr  gleich  und  parallel  sind,  und  die  Mitten 
solcher  sechs  Sehnen  liegen  allemal  in  irgend  einem  Kegel- 
schnitte." Jede  der  6  Sehnen  schneidet  die  gegebene  Curve  noch  in 
einem  dritten  Puncte,  und  diese  6  Puncte  liegen  ebenfalls  in  einem  Kegel- 
schnitte, welcher  zu  dem  eben  genannten  eigenthümliche  Beziehung  hat. 
Lässt  man  die  Sehnen  unendlich  klein  werden,  d.  h.  in  Tangenten  über- 
gehen, so  geht  der  vorstehende  Satz  in  einen  bekannten  Satz  über. 

22.  Zieht  man  durch  einen  festen  Punct  p  in  einer  gegebenen  Curve 
dritten  Grades  C^  eine  veränderliche  Transversale,  welche  die  Curve  (ausser 
in  />)  in  zwei  Puncten  a  und  b  schneidet,  und  bezeichnet  die  Mitte  der 
Strecke  ab  durch  P,  sp  ist  der  Ort  von  P  eine  Curve  dritten  Grades  P', 
welche  p  zum  Doppelpunct  hat  und  durch  die  im  Unendlichen  liegenden 
drei  Puncte  a«  der  gegebenen  Curve  C  geht.  Sind  p,  j\  und  p^  drei 
Puncte  der  Curve  C,  welche  in  einer  Geraden  G  liegen,  so  schneiden 
die  ihnen  entsprechenden  drei  Curven  P',  PJ   und  /^  einander 


492  Aufgaben  und  Lehrsätze. 

zusammen  (ausser  in  jenen  3  Puncten  a.)  in  solchen  6  Puncten 
Q,  welche  in  einem  Kegelschnitte  Q'  liegen.  Wird  die  Gerade 
G  sich  selbst  parallel  bewegt,  so  ändern  sich  zwar  mit  den 
Puncten  p,  p,,  p,  und  den  Curvon  P*,  PJ,  PI  auch  zugleich  die 
6  Puncte  Q,  aber  der  Kegelschnitt  Q*,  in  welchem  die  letzteren 
stets  liegen,  bleibt  unveränderlich  fest. 

23.  Durch  9  gegebene  Puncte  p  ist  die  Curve  dritten  Grades,  G', 
im  Allgemeinen  absolut  bestimmt;  und  ebenso  die  Curve  dritter  Classe, 
AT',  durch  9  gegebene  Tangenten  g. 

•Soll  dingen  eine  Curve  G'  durch  8  gegebene  Puncte  p  gehen  und 
eine  gegebene  Gerade  y  berühren,  so  ist  sie  vierdeutig  bestimmt,  d.  h.  so 
finden  4  Lösungen  statt;  und  gleicherweise  ist  die  Curve  £**,  wenn  sie 
8  gegebene  Geraden  ff  berühren  und  durch  einen  gegebenen  Punct  p  gehen 
soll,  vierdeutig  bestimmt. 

Wie  verhält  es  sich  nun  in  dieser  Hinsicht,  wenn  die  Curve  6'  durch 
7,  6,  5,  4,  3,  2,  1,  0  gegebene  Puncto  p  gehen  und  bcziehlich  2,  3,  4, 
5,  6,  7,  8,  9  gegebene  Gerade  g  berühren  soll?  Wie  steigt  die  Zahl  der 
Lösungen?   Für  die  Curve  K'  findet  in  allem  Analoges  statt. 

Berlin,  im  November  1852. 


* 

Allgemeine  Eigenschaften  der  algebraischen 

Curven. 


Crelle's  Journal  Band  XLVII.  S.  1—6. 
(Monatsbericht  der  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin  vom  August  1848.) 


Allgemeine  Eigenschaften  der  algebraischen 

Curven. 

In  der  Gesammtsitzung  der  Akademie  am  10.  August  1848  wurde 
von  Herrn  Steiner  eine  Abhandlung  über  „allgemeine  Eigenschaften  der 
algebraischen  Curven"  vorgelegt. 

Diese  Curven  werden  darin  nach  Grad  und  Classe  aufgefasst;  das 
Wesen  der  Doppel-  und  Rückkehrpuncte,  der  Doppel-  und  Wendetangenten 
wird  erläutert,  und  die  gegenseitige  Abhängigkeit  dieser  Elemente  und  des 
Grades  und  der  Classe  wird  nachgewiesen.  Bezeichnen  g  und  k  bezieh- 
lich  den  Grad  und  die  Classe  einer  Curve,  -K'^  =  Ä*,  femer  d  und  r  die 
Zahl  ihrer  Doppel-  und  Rückkehrpuncte,  sowie  t  und  w  die  Zahl  ihrer 
Doppel-  und  Wendetangenten,  so  hat  man  die  drei  Gleichungen 

(1)  9(.9-V}  =     *4-2d4-3r, 

(2)  *(*— 1)  =    g-^-^t+Zw, 

(3)  '        35f(<7— 2)  =  6d+8r4-t(7, 

aus  denen,  wenn  von  den  darin  enthaltenen  6  Grössen  irgend  drei  ge- 
geben sind,  die  drei  übrigen  gefunden  werden ;  was  somit  auf  60  Formeln 
fuhrt. 

Bei  Bestimmung  der  Curven  durch  gegebene  Puncte  ergiebt  sich  der 
folgende  bekannte  Satz  als 

• 

Erster  Fundamentalsatz: 

„Durch  beliebige  gegebene  ^(n-+-3) — 1  Puncte  a^  geht  eine 
unzählige  Schaar  Curven  v>^^  Grades,  ^",  und  alle  diese  Curven 
gehen  nebstdem  nothwendig  noch  durch  andere  ^(n — l)(n — 2) 
bestimmte  Puncte  a^,  so  dass  sie  ein  Curvenbüschel  B^A"")  mit 
n'  gemeinschaftlichen  Schnittpuncten  a  bilden."  Die  Puncte  a^ 
heissen  die  bestimmenden,  die  Puncte  a^  die  noth wendigen,  und  beide 
insgesammt,  die  w'Puncte  a,  heissen  die  Grundpuncte  des  Büschels  J5(^*). 


496  ÄllgemeiDe  EigeiiBchaften  der  algebraisches  Curven. 

Dieser  Satz  ist  fiir  die  Betrachtung  der  Curven  einer  der  wesent- 
lichsten und  fruchtbarsten,  indem  er  zahlreiche  Folgeniugeo  gewährt.  Dahin 
gehört  unter  auderen  die  Erzeugung  der  Cnrven  durch  Curvenbüschel  nie- 
drigen Grades,  ganz  analog,  wie  die  Kegelschnitte  durch  projectivische 
Strahlbüschel  erzeugt  werden.  Femer  eine  grosso  Reihe  von  Sätzen  über 
gegenseitige  Berührung  der  Curven,  wobei  sich  insbesondere  verschiedene 
merkwürdige  Eigenschaften  der  28  Doppeltangenten  der  Curven  vierten 
Grades  ergeben. 

üeber  die  Polaren  werden  einige  neue  weiter  gehende  Gesichtspuncte 
aufgestellt,  die  zu  einer  Menge  neuer  Resultate  föhren. 

Werden  aus  einem  beliebigen  Puncte  P  an  eine  gegebene  Curve  Ä* 
(die  Basis)  Tangenten  gelegt,  so  liegen  die  M(n— 1)  BerShrangspuncte  in 
einer  Curve  -4"~';  und  werden  aus  demselben  Punct  P  an  diese  neue 
Curvc  Tangenten  gelegt,  so  liegen  die  (n — l)(n — 2)  Beruh nmgspuncte 
ebenso  in  einer  Curve  Ä'—^;  und  wird  so  fortgefahren,  so  erhält  man  die 
aufeinander  folgenden  Curven -.1"'"',  j4"-*,  ^"-*,  ...  A',  A*,  welche  die 
successiven  Polaren  des  Punctes  P  in  Bezug  auf  die  Basis  A',  und 
zwar  nach  der  Reihe  die  1",  2"',  3",  ...,  (n— 2)'*,  (n— 1)"  Polare  ge- 
nannt, und  die  in  Zeichen,  wie  folgt,  dai^stcllt  werden: 
(P),:^-  =  ^-';    {P)^:A'  =  A'-^\    {F)^: A' =  A'—;    {P)^-r.A'  =  A^ 

i_P\-,:A-  =  A\ 
wobei  also  z.B.  (/*)^:.i4"  =  ^4"-'^  heiitst:  die  jb"  Polare  des  Pnnctes  P  \a 
Bezug  auf  die  Basis  A'  ist  eine  Curve  vom  (n — xy"  Grade,  gleich  A*~'. 
Die  (n — 2)"  Polare  A''  ist  ein  Kegelschnitt  und  die  (n — 1)"  Polare  A* 
ist  eine  Gerade. 

Bewegt  sich  der  Pol  P  in  irgend  einer  Linie  L  (Directrix),  so  wird 
jede  seiner  Polaren,  wie  etwa  die  af,  eine  continuirliche  Schaar  Curven 
A"-',  oder  iS(.^"-*),  durchlaufen,  die  irgend  eine  Curve  umhüllen,  welche 


Allgemeine  Eigenschaften  der  algebraischen  Curven.  497 

Für  die  erste  und  letzte  Polare,  also  für  ^=1  und  a  =  n — 1  hat 
man  insbesondere 

(6)  (iI>\:A*  =  ^»-^X-^); 
and 

(7)  (iy)n-i:Ä-  =  £;^r"-'^; 

ist  dagegen  r=l,  also  die  Directrix  eine  Gerade  D\  so  hat  man  (5) 

(8)  (D%:Ä-  =  i?j(--^)('*--), 

und  für  «  =  1  und  a^n — 1  kommt 

(9)  (D'X-.A' =  E]; 
und 

(10)  (D  0.-1 :  An  =  JB^V'^  =  ®^-\ 

d.  h.  „Bewegt^. sich  der  Pol  P  auf  einer  Geraden  D^  (9),  so  ist 
seine  erste  Polar-Enveloppe  vom  nullten  Grad,  J5J,  was  an- 
zeigt, dass  die  /S(J."~^)  sich  in  (n — 1)'  Puncten  a  schneiden,  auf 
welche  sich  die  Enveloppe  reducirt,  oder  dass  die  Schaar  Po- 
laren ^*—^  in  ein  Büschel  jB(^"~^)  übergehen;"  und  (10)  „die 
(n — !)*•  Polare  einer  Geraden  D^  in  Bezug  auf  die  Basis  A*  ist 
eine  Curve  vom  2(w — 2)*®°  Grad  und  von  der  (n — 1)'«"  Classe  6"-^" 
Für  die  Betrachtung  der  Polaren  dient  der  folgende,  allgemein  be- 
kannte Satz  als 

Zweiter  Fundamentalsatz: 

„Nimmt  man  in  Bezug  auf  dieselbe  Basfs  A^  von  zwei  be- 
liebigen Puncten  P  und  Q  die  ersten  Polaren,  seien  diese  P*~^ 
und  0"—^  und  nimmt  man  sodann  verwechseltidie  erste  Polare 
von  P  in  Bezug  auf  die  Curve  Q"~^  und  die  erste  Polare  von 
Q  in  Bezug  aufP«~^,  so  sind  diese  beiden  Polaren  eine  und  die- 
selbe Curve  Ä»"^;  oder  in  Zeichen: 

(11)  CQ\'[(P).  •■  ^-] = (P\  -[(QX  '^']  =  ■»•-'•" 

Dieser  Satz  ist  ebenso  folgenreich,  wie  der  obige.  Durch  wiederholte 
Anwendung  desselben  folgt  zunächst,  dass 

(12)  (Q).:[(i*),:^;]  =  (i')«:[(Q)y:^"]  =  ^R^*-"- 

Eine  andere  Folgerung  ist: 

„Liegt  der  Punct  Q  in  der  ^*"  Polare  von  P,  also  in  P»-*, 
so  geht  die  (n — ai)^  Polare  von  Q,  also  Q*,  durch  den  Punct  P." 
Ebenso  folgt  daraus  der  schöne  Reciprocitätssatz: 

„Hat  die  a?^  Polare  eines  Punctes  P,  also  P*"*,  einen  Doppel- 
punct  Q,  so  hat  auch  umgekehrt  die  (n — a — 1)*«  Polare  des  letz- 
teren, d.  i.  Q^\  jenen  Punct  P  zum  Doppelpunct." 

Die  Doppelpuncte  der  Polaren  spielen  eine  wesentliche  Rollo,  wie  aus 
dem  folgenden  Beispiel  zu  ersehen  ist. 

Steiuer't  Werke.    IL  32 


49d  Allgemeine  Eigenachaften  der  al^braiscben  Curren. 

„Der  Ort  desjenigen  Punctes  P,  dessen  erste  Polare,  i*^', 
einen  Doppelpunct  Q  hat,  ist  eine  Cnrve  vom  3(n — 2X»' — 2)^ 
Grad 

und  der  Ort  des  Doppelpunctes  Q  ist  eine  Curve  vom  3(n — 2)'*" 
Grad 

=  OjC-ä);« 

diesG  letztere  Curve  Q^  ist  also  zugleich '  auch  der  Ort  deejenigen  Pnnctes 
Q,  dessen  (n — 2)"  Polaro,  Q',  einen  Doppelpunct  P  hat,  und  jene  erste 
Curve  P„  ist  der  Ort  dieses  Doppelpunctes.  Die  Polare  Q*  ist  somit  ein 
Kegelschnitt,  der  aus  zwei  Geraden  besteht,  die  sich  in  P  schneiden.  Die 
Curven  P,  und  Qg  werden  nebst  anderen  conjugirte  Eern-Curven 
der  Basis  A'  genamit.  Sie  haben  unter  anderen  folgend«  Eigenschaflen: 
„Die  Curve  Q^  geht  durch  die  3n(n — 2)  Wendepuncte  der 
Basis  A",  wogegen  die  Curve  P^  alle  Wendetangenten  dersel- 
ben berührt."  —  »Die  Curve  P,  ist  von  der  Sf« — l)(n — 2)"* 
Classe;  und  von  gleicher  Classe  ist  im  Allgemeinen  die- 
jenige Curve  Ä,,  welche  von  der  Geraden  PQ  umhüllt  wird; 
diese  Curve  R^  berührt  ebenfalls  die  Wendetangenten  der  Basis 
A";"*  etc.  —  »Die  (n — l)"  Polare  von  jeder  beliebigen  Carve  IX, 
d.  i.  DK'+s— 6)  (7),  berührt  die  Kerncurve  P,  in  3r(«— 2)  Punc- 
ten;"  etc.  —  »Die  Kerncurve  P,  hat 

3Cn— 2X4n— 9)  Wendetangenten, 
iC«— 2)[(3«'-+-l)Cn— 4)+28]  Doppeltangenten, 
12(»— 2)Cn— 3)  Rfickkehrpuncte  und 
K«— 2)[3(»— 2)"— 14(»— 2)+ll]  Doppelpuncte.« 
„Sind  P,  und  P,  irgend  zwei  solche  Puncte,  deren  erste 
Polaren  Pp^  und  i^'  einander  in  irgend  einem  Puncte  X  be- 


Allgemeine  Eigenschaften  der  algebraischen  Cunren.  499 

• 

Polaren  jB(Pj~^)  in  zwei  verschiedenen  Puncten  Q.  Ist  ferner 
insbesondere  P  ein  Doppelpunct  der  Curve  P^,,  so  hat  seine 
erste  Polare  P"~*  zwei  Doppelpuncte  Q,  und  somit  giebt  es 
ebenso  viele  erste  Polaren,  welche  zwei  Doppelpuncte  haben, 
als  die  (erncurve  P^  Doppelpuncte  hat;"  u.  s.  w. 

Die  gesammten  ersten  Polaren  P'*""^  Pj^S  Pj"S  . .  .  bilden  ein 
sogenanntes  Netz,  welches  durch  irgend  drei  derselben  (die  nicht  zu  einem 
Büschel  gehören)  bestimmt  ist^  und  wodurch  dann  auch  die  Basis  A"^  be- 
stimmt wird.  Haben  die  drei  gegebenen  Curven  gemeinschaftliche  Puncto 
[1,  2,  3,  ...  bis  höchstens  i(n — l)(n-f-2) — 2],  so  sind  dieselben  Doppel- 
puncte derKemcurve  Q^.  Daher  ist  z.  B.  der  Ort  der  Doppelpuncte 
(oder  der  Berührungspuncte)  aller  Curven  P*,  welche  durch 
dieselben  gegebenen  ^(^4-3) — 2  Puncto  d  gehen,  eine  Curve 
Q3(x-i)^  welche  die  Puncto  d  zu  Doppelpuncten  hat.  Sollen  die 
Curven  P'  durch  ^(a-^S) — 1  Puncto  d  gehen,  so  bilden  sie  ein 
Büschel  B{P*)  und  dann  haben  sie  zusammen  3(d? — 1)*  Doppel- 
puncte. 

Ueber  die  obigen  Polaren  (Polar-Enveloppen)  wird  bemerkt,  dass  wenn 
man  eine  derselben  zur  Directrix  annimmt,  ihr  ebenfalls  eine  Reihe  Polar- 
curven  entsprechen,  von  denen  die  eine  vorzujgs weise  ihre  reciproke 
Polare  genannt  wird.  Nämlich  wird  von  der  a^^  Polare  einer  Curve 
!>•,  also  von  (5) 

^r(r-f2x-3)(n— «) 

die  (w — xj^^  d.  i.  die  reciproke  Polare  genommen,  so  mfisste  diese  die  ge- 
gebene Curve  ly  sein;  nach  der  allgemeinen  Formel  (5)  ist  sie  aber,  wenn 
r(r-{-2x — 3)(w — x)=s  gesetzt  wird,  eine  Curve  vom  s\s-^2{n — «) — 3]j?*®" 
Grad.  Hier  ist  also  der  scheinbare  Widerspruch  noch  auffallender,  als 
bei  der  gewöhnlichen  Polarität,  wo  die  Basis  nur  ein  Kegelschnitt  ist, 
ein  Fall,  für  welchen  er  durch  Poncelet  aufgeklärt  worden.  Hier  wird 
das  Paradoxon,  wie  folgt,  erklärt. 

Die  erste  Polare  von  !>*  in  Bezug  auf  die  Basis  A^  ist  jBj('"-^)('«-^),  • 
und  für  die  (n — 1)*®  Polare  von  dieser  giebt  die  Formel  (7) 

rK»-— l)(n— l)[r(r  -l)(n-l)H-2n-5] 

statt  dass  sie  vermöge  der  Reciprocität  bloss  die  ursprüngliche  Curve 
jy  geben  sollte.  Dieses  Wundersame  klärt  sich  nun  dadurch  auf,  dass 
die  Curve  J5»_i 

1)  aus  (w — 1)'  Mal  der  Curve  ly  nebst  deren  3r(r — 2)  Wende- 
tangenten und  ^(r— •2)(r' — 9)  Doppeltangenten,  wobei  noch  jede 
Wendetangente  als  eine  3fache  und  jode  Doppeltangente  als  eine 
2 fache  Gerade  zu  zählen  ist,  also  aus  (n  —  l)'X(i>'4-2rf-|-3u^), 
und 

32* 


500  Allgemeine  EigeiischaFt«a  der  slgebraischen  Curren. 

2)  sn9  den  3»:(»- — l)(n — l)(n — 2)  gemeinschaftlichen  Tangenten  der 
Curve  ly  und  der  Kemcurve  P, 
besteht. 

Eine  gegebene  Curve  Q^  kann  von  den  Curven  eines  in  derselben 
Ebene  gegebenen  Büschels  B(P'')  in  q(q--i-2p — 3)  Pnncten  ß  berührt 
werden,  welche  allemal  mit  den  3(p — 1)'  Doppelpuncten  des  Büschels 
'  fi(Pp)  zusammen  in  einer  Curve  Rf+^r-^  liegen.  —  Sind  in  derselbeo 
Ebene  irgend  zwei  Curvenbüschel  B(^Pf)  und  B{Qi)  gegeben,  so  ist  der 
Ort  des  Punctes  R,  in  welchem  sich  je  zwei  Curven  beider  Büschel  be- 
rühren, eine  Curve  vom  (2^-|-23 — 3)"°  Grad;  und  die  Anzahl  deijenigeu 
Puncte  Ä, ,  in  welchen  sich  zwei  Curven  Pf  und  Q«  beider  Büschel  oa- 
cuUren,  ist 

=  3[(f+5)Cp-1-?-6)+2p?-|-5]. 
Sind  in  einer  Ebene  drei  beliebige  Curven -Büschel  8(1^},    B(Qi)  o&d 
B(R'')  gegeben,   so  ist  die  Zahl  derjenigen  Puncte,   in  welchen  je  dra 
dieser  Curven  einander  berühren,  im  Allgemeinen 

=  4(pq+pr+qr) — G(p-i-g+r — 1). 

Für  die  Curven  dritten  und  vierten  Grades  insbesondere  ergeben  sich 
aus  der  obigen  allgemeinen  Betrachtung  viele,  zum  Theil  ganz  neue  m\»t- 
essante  Eigenschaften,  wie  leicht  zu  ermessen.  Namentlich  treten  hier 
wiederum  eigenthümliche  Relationen  der  28  Doppeltangenten  der  Curve 
vierten  Grades  hervor,  ein  Gegenstand,  über  welchen  bisherige  Bemühonges 
noch  wenig  ermittelt  haben.  Ueber  die  Curve  dritten  Grades  bieten  sich 
noch  mehr  specielle  Fälle  dar;  dabei  wird  nachgewiesen,  dass  das  eigent- 
liche Wesen  vieler  ihrer  Eigenschaften  vornehmlich  auf  der  sogenannten 
Involution  beruht. 

Durch  verschiedene  Correlationssysteme  werden  theils  analoge  Resul- 
tate, wie  durch  die  Polarität,  theils   aber  auch  neue  Sätze  über  Curven 


lieber  solche  algebraische  Curven,  welche  einen 

Mittelpunct  haben,  und  über  darauf  bezügliche 

Eigenschaften  allgemeiner  Curven,  sowie  über 

geradlinige  Transversalen  der  letzteren. 


Crelle's  Journal  Band  XLVII.  S.  7— 105. 

(Theits  Ätiszug,  theils  Erweitening  eines  am  26.  Hai  1851  in  der  Akademie  der 

Wissenscliaften  zu  Berlin  gehaltenen  Vortrags.) 


Heber  solche  algebraische  Curven,  welche  einen 

Mittelpunct  haben,  und  über  darauf  bezügliche 

Eigenschaften  allgemeiner  Curven,  sowie  über 

geradlinige  Transversalen  der  letzteren. 

§1. 

Die  Curven  zweiten  Grades  .haben  schon  an  sich  Mittelpuncte,  es  ist 
eine  ihnen  innewohnende  Eigenschaft.  Anders  verhält  es  sich  mit  den 
Curven  höherer  Ordnung.  Wohl  besitzen  noch  die  Curven  dritten  Grades 
die  Eigenschaft,  dass  sie  sich  durch  Projection  in  solche  umwandeln  lassen, 
welche  Mittelpuncte  haben;  wogegen  alle  höheren  Curven  gewisse  Beschrän- 
kungen zu  erleiden  haben,  wenn  ihnen  die  Eigenschaft  eines  Mittelpunctes 
zukommen  soll. 

Unter  „Mittelpunct''  einer  Curve  w**°  Grades,  C**,  wird  ein  solcher 
in  ihrer  Ebene  liegender  Punct  3K  verstanden,  welcher  die  Eigenschaft  hat, 
dass  jede  durch  ihn  gezogene  unbegrenzte  Gerade  S  die  Curve  in  solchen 
m  Puncten  schneidet,  welche  paarweise  gleichwejt  von  ihm  abstehen,  so 
dass  also  die  Schnittpuncte  auf  beiden  Seiten  von  jenem  Puncto  3Jl  gleich 
vertheüt  sind,  und  jedem  Punct  p  auf  der  einen  Seite  ein  anderer  Pi  auf 
der  entgegengesetzten  Seite  in  gleichem  Abstände .  von  9Jt  entsprechen 
muss  und  sein  „Gegenpunct"  genannt  wird.  Hiemach  möchte  es 
scheinen,  als  könne  eine  Curve  C"*  nur  dann  einen  Mittelpunct  3K  haben, 
wenn  ihr  Gradexponent  m  eine  gerade  Zahl  ist,  etwa  7w  =  2jjl,  weil  nur 
dann  in  jeder  Transversalen  S  zu  beiden  Seiten  von  5W  gleichviel  Schnitte 
liegen  können,  was  dagegen,  wenn  m  ungerade,  w  =  2v — 1,  nicht  möglich 
ist.  Indessen  wird  dieser  scheinbare  Einwand  dadurch  beseitigt,  dass  im 
letzteren  Falle  ein  einzelner  Schnittpunct  im  Mittelpuncte  3K  selbst  liegt, 
somit  ein  Zweig  der  Curve  C^*"-^  durch  ihren  Mittelpunct  selbst  geht, 
wobei  alsdann  auf  jeder  Seite  von  diesem  noch  v — 1  Schnitte  liegen,  die 


r>(i4 


L'cb^r  iilgeluaisclip  C 


i  Uitlelpunct  bähen,  iind 


sich  paarweise   als  Gegenpuncte  entsprechen;  jener  besondere  Ponct  aber 
mnas  nothwendig  ein  Wendepunct  der  Cuire  C''~'  sein. 

In  besonderen  Fällen  kann  die  Curve  C™  auch  öfter  durch  ihren  eige- 
nen Mittelpunct  3R  gehen,  und  zwar  verhalt  es  sich  damit,  wie  folgt  Ist 
m  ^  2\t;  so  können  insbesondere  gleichzeitig  2  oder  4  oder  6  etc.  Zweige 
der  Curve  C^''  durch  3)}  gehen,  d.  h.  sie  kann  ihren  Mittelpunct  3R  zugleich 
zum  vielfachen  Puncto  haben,  jedoch  nur  zum  2,  4,  6,  . . .  2(i* — l)faGhen. 
und  ist  m  ^  2v — 1,  so  musa  nothwendig  ein  Zweig  der  Curve  C"~*  durch 
ihren  Mittelpunct  üff  gehen,  aber  es  können  insbesondere  auch  3,  5,  7,  . . . 
Zweige  durch  denselben  gehen,  wo  er  dann  ein  ebenso  vielfacher  Ponct 
von  ihr  ist.  In  beiden  Fällen  sind  die  Tangenten  im  Mittelpuncte  3B 
höherer  Art,  nämlich  sie  sind  zugleich  Wendetangenten  der  respectiven 
Zweige  und  haben  somit,  wenn  ;e  Zweige  durch  3R  gehen,  daselbst  a:-\-2 
Puncte  mit  der  Curve  gemein,  was  als  .eine  («+2)punctige  Berührung 
anzusehen  ist. 


Zur  Bestimmung  solcher  Curven  C™,  welche  Mitt«lpuncte  haben,  durch 
gegebene  Puncte  kann  entweder  1)  der  Mittolpunct  39t  selbst  gegeben 
werden  und  nebstdem  noch  eine  genügende  Anzahl  anderer  Puucte  p,  durch 
welche  die  Curve  gehen  soll;  oder  es  können  2)  bloss  solche  beliebige  Puncte 
p,  durch  welche  die  Curve  gehen  soll,  gegeben  und  dazu  verlangt  werden, 
dass  dieselbe  einen  Mittelpunct  3R  haben  müsse,  dessen  Lage  dann  durch 
jene  Puncte  erst  bedingt  wird.  Bei  dieser  Bestimmung,  sowie  schon  vorhin 
(§  1)  und  auch  in  der  Folge  macht  sich  der  Umstand  geltend,  ob  der 
Gradexponcnt  m  eine  gerade  oder  eine  ungerade  Zahl,  also  ob  a)  m=2|*, 
oder  ß)  m^2v — 1  ist;  denn  danach  scheiden  sich  die  Sätze  folgender- 


über  darauf  bezügliche  Eigenschaften  allgemeiner  Curven.  505 

Da  im  Allgemeinen  eine  Curve  w**°  Grades  durch 

T)    im(m+^) 
Puncte  p  bestimmt  wird,  so  sieht  man,  wieviele  bestimmende  Puncte  y>. 
durch  den  gegebenen  Mittelpunct  vertreten  werden,  nämlich 
„Der  Mittelpunct  SW  vertritt 

a")    bei  C»-":        li.(li.-l-l)  =  iw(7w4-2), 

ß«)    bei  C^-'-i:  v'        =  i[m(m+2)+l] 

bestimmende  Puncte  p.^ 

Aber  der  gegebene  Mittelpunct  bedingt  noch  mehr;  denn  mit  ihm 
sind  auch  zugleich  alle  Gegenpuncte  p^  zu  den  gegebenen  Puncten  p  be- 
stimmt oder  als  gegeben  anzusehen,  durch  welche  die  Curve  noth wendig 
ebenfalls  geht,  so  dass  also  zusammen  beziehlich  (a  und  ß) 

^m(w-|-4)    und    i[m(7n-h^) — 1] 
Puncte  p  und  p^  gegeben  sind,  somit  mehr,  als  die  Bestimmung  der  Curve 
im  Allgemeinen  erheischt  oder  zulässt  (7),  und  zwar  sind 

für  C»i":        [j.         =  iw, 

für  C^y-h    V— 1  =  i(w— 1) 

Puncte  mehr  gegeben,  ohne  dass  dadurch  die  Curve  überbestimmt  wird. 
Den  obigen  Satz  kann  man  danach  auch  so  aussprechen: 

„Sind  fi(p.+2)(=i^(m-4-4))  oder  v(vH-l)— l(=i[w(??i-f-4)— 1]) 
beliebige  begrenzte  Gerade  oder  Sehnen  j^p,  gegeben,  die  alle 
durch   denselben   Punct   5K    gehälflet   werden,    so   liegen   ihre 


Werden  die  zwei  Zahlformen  von  m  unterschieden,  so  hat  man  folgende  zwei  Glei- 
chungen: 

I.        D^fi  +  D^f^^  +  D^M-* -\ [-D^  +  iy>  rs  0;  für  C»/«, 

n.    Z)2r-i4.i>a»'-8+Z)2i'-5  4....4,/>J  +  i)i  =  0;  für  C^^-K 

Jenachdem  also  der  Gradexponent  gerad  oder  ungerad  ist,  enthält  die  Mittel- 
puncts-Gleichun9»der  Curve  C"*  auch  nur  die  Glieder  von  gerader  oder  ungerader 
Dimension,  indem  alle  übrigen  gleich  0  sein  müssen.  In  (I.)  bezeichnet  D^  das  con- 
staute  Glied.  Dass  die  Curve  C^y— 1  nothwendig  durch  ihren  eigenen  Mittelpunct  geht, 
ist  aus  (IL)  ersichtlich.  * 

Da  jede  Dimension  ein  Glied  mehr  umfasst,  als  ihr  Exponent  anzeigt,  z.  B.  da 
2>«  die  a  + 1  Glieder 

abgesehen  von  den  Coefficienten,  umfasst,  so  ist  die  Zahl  aller  Glieder  in  den  beiden 
Gleichungen 

in    a.):    =(Ht+l)'  =  l(m  +  2)>, 

in  (n.):    =v(v+I)  =  |(iii+l)(iii+3). 

Daraus  ist  zu  entnehmen ,  durch  wieviele  gegebene  Puncte  p  eine  Curve  C^  bestimmt 
wird,  wenn  sie  durch  dieselben  gehen  und  einen  anderen  gegebenen  Punct  9R  zum 
Mittelpunct  haben  soll. 


506  lieber  algebraische  Ctirveu,  welche  einen  Uittelpmict  habes,  and 

2ii.(tii+2)  oder  2v(v+l) — 2  Endpuncte  p  und  p,  allemal  in  einer 
durch  BIO  bestimmten  Curve  C^f  oder  C''"— ',  welche  den  Puoct 
an  zum  Mittelpunot  hat." 


§3- 

Lässt  man  von  den  genannten  Sehnen  pp,  eine  weg,  60  ist  die  Corve 
durch  die  Endpuncte  der  übrigen  nicht  mehr  bestimmt,  aber  durch  jeden 
Punct  p",  den  man  frei  annimmt,  und  durch  den  sie  gehen  soll,  vird  de 
bestimmt  (weil  dann  nebst  3R  wieder  ebenso  viele  p  gegeben  sind,  wie 
vorhin),  bo  dasa  also  unendlich  viele  Curven  O  durch  diese  äbrigen  End- 
puncte  möglich  sind,  die  3)1  zum  Mittelpunct  haben.  Aber  alle  diese 
Curven  schneiden  einander  ausser  den  Endpuncten  der  Sehnen  noch  id 
anderen  bestimmten  Puncten  q  und  q,,  deren  Zahl  beziehlich  2((t — 1)' 
und  2(v — l)(v — 2)-l-l  ist,  so  dasa  sie  einen  Curvenbüscbel  B^C^}  mit 
m'  Gnindpmicten  bilden  (vgl.  die  vorhergehende  Abhandlung).  Sie  neooi 
Puncte  sind  ebenso  paarweise  die  Endpuucte  von  Sehnen  g;,,  welche  ihre 
Mitten  in  2R  haben;  und  im  zweiten  Falle,  wo  «t^2v — J,  liegt  der  un- 
gerade oder  einzelne  Punct,  etwa  q^,  in  3R  selbst.     Also: 

„Sind  [i((i.4-2) — 1  oder  v(v-i-l) — 2  beliebige  Sehnen  pji,  ge- 
geben, die  alle  durch  denselben  Punct  ^R  gehälftet  werden,  so 
gehen  durch  ihre  Endpuncto  die  Curven  eines  Büschels  B^Of) 
oder  ß(C*'~'),  welche  alle  den  Punct  3)1  ziim  Mittelpun-ct  haben, 
und  deren  übrige  2(ji — 1)*  oder  2(i'— l)(i' — 2)+l  gemeinschaft- 
liche Schnittpuncte  (q  und  9,)  ebenfalls  paarweise  die  End- 
puncte  solcher  Sehnen  qq^  sind,  die  ihre  Mitten  in  3R  haben. 
Im  zweiten  Falle  liegt  der  einzelne  Punct  jg  im  MittelpancteSt 
selbst,  so  dass  alle  Curven  des  Büschels  SCC'"')  durch  ihren 
gemeinsamen  Mittelpunct  gehen,  der  zugleich  ein  Wendepunct 


über  darauf  bezügliche  Eigenschaften  allgemeiner  Giirven.  507 

Zum  Behuf  späterer  Betrachtungen  mag  hier  bemerkt  werden,  dass 
eine  Curve  6^,  welche  einen  Mittelpunct  hat,  auch  in  solcher  speciellen 
Form  erscheinen  kann,  wo  sie  aus  verschiedenen  Theilen  besteht.  So  kann 
z.  B.  der  Kegelschnitt  C 

1)  Durch  zwei  sich  schneidende  Gerade  -4  und  JB  vertreten 
werden,  deren  Schnittpunct  als  Mittelpunct  SR  anzusehen 
ist;  oder 

2)  Durch  zwei  parallele  Gerade,  A:^By  wo  dann  der  Mittel- 
punct unbestimmt  bleibt,  nämlich  jeder  Punkt  sein  kann, 
welcher  von^  und  J5  gleich  weit  absteht,  also  eine  dritte  Gerade 
C  zum  Ort  hat,  die  mit  A  und  B  parallel  und  in  der  Mitte 
zwischen  ihnen  liegt. 

Gleicherweise  kann  eine  Curve  C,  welche  einen  Mittelpunct  haben 
soll,  insbesondere  durch  folgende  Elemente  vertreten  werden. 

1)  Durch  einen  Kegelschnitt  C  und  irgend  eine  durch 
seinen  Mittelpunct  gehende  Gerade  C\  wobei  der  Mittelpunct 
2R  von  C  auch  zugleich  als  Mittelpunct  von  C(=C-|-C*)  an- 
zusehen ist.  (Dies  gilt  also  auch,  wenn  C^  eine  Parabel  und  C^  irgend 
ein  Durchmesser  derselben  ist.) 

2)  Durch  drei  Gerade  und  zwar  a)  durch  drei  sich  in  einem 
Punct  schneidende  Gerade,  wo  dann  dieser  Punct  selbst  der 
Mittelpunct  ist  (hierin  sind  auch  die  zwei  besonderen  Zustände  inbe- 
grififen,  wo  die  drei  Geraden  parallel,  oder  zwei  parallel  und  die  dritte  im 
Unendlichen);  oder  b)  durch  zwei  parallele  und  eine  sie  schnei- 
dende Gerade,  wobei  die  Mitte  des  von  jenen  beiden  auf  der 
letzteren  begrenzten  Stückes  der  Mittelpunct  ist;  oder  endlich 
c)  durch  drei  parallele  Gerade,  wenn  die  eine  gleich  weit  von 
den  beiden  anderen  absteht,  wobei  dann  jeder  Punct  in  der 
mittleren  Geraden  als  Mittelpunct  anzusehen  ist. 

Analogerweise  kann  die  Curve  C*  in  Theile  zerfallen;  u.  s.  w. 


§5. 

Die  obige  zweite  Frage  (§2)  verlangt  zu  wissen:  „Wieviele  be- 
liebige Puncto  j?  dürfen  höchstens  gegeben  werden,  wenn  durch 
dieselben  eine  Curve  O"  gehen  soll,  welche  einen  Mittelpunct 
hat,  der  aber  nicht  gegeben  ist." 

Man  überzeugt  sich  leicht,  dass  unter  dieser  Bedingung  nur  zwei 
Puncto  p  mehr  gegeben  werden  dürfen,  als  im  obigen  Falle  (§  2),  wo  der 
Mittelpunct  901  selbst  mit  gegeben  war.    Denn   sobald  nur   ein  Punct, 


.VW 


IJeher  ulji!«<iiainclie  < 


1  Hittelpunct  haben,  und 


(ttwa  q,  mehr  gegeben,  xo  kann  3R  schon  nicht  mehr  beliebig  liegen, 
Hondern  muss  «ich  auf  eineo  Ort  beschränkeD,  der  irgend  eine  Corve  ^ 
Noin  wird;  und  wenn  man  statt  q  einen  anderen  beliebigen  Pnnct  raU 
-gegeben  annimmt,  so  wird  der  Mittelpunct  3R  der  Curve  O  einen  anderen 
Ort,  etwa  3Rf,  haben;  und  soll  nun  eine. Curve  O"  durch  beide  Functo 
q  und  r  gehen,  so  kann  ihr  Mittelpunct  ^  nur  in  einem  den  OrtBCorreii 
3R''  und  ^\  gomoinsamen  Puncte  liegen.  Da  diese  Ortscorven  sich  aber 
in  mohroron  Puncten  schneiden,  so  wird  die  Curve  C"  nicht  absolut  b»- 
stimmt  sein,  sondern  die  gestellten  Bedingungen  werden  mehrere  Lösungen 
gestatten.     Also: 

„Soll  eine  Curve  O"- einen  .Mittelpunct  haben,  so  ist  sie 
a)  als  Ol'  durch  ^(^+2)-(-2  =  i[mCwH-4)+8], 
ß)  als  6'*-'durchv(v-|-l)+l=i[»»(»H-4)-|-7J 
beliebig  gegebene  Puncte  p  bestimmt,  jedoch  nicht  absolut  be- 
stimmt, sondern  es  finden  im  Allgemeinen  mehrere  Lösnngen 
statt." 

Wie   es  sich  damit  nühor  verhält,   ist  aas   den  nachfolgenden  zwu 
einfachsten  Beispielen  zu  ersehen. 


Erstes  Beispiel.  Soll  ein  Kegelschnitt  C*  durch  4  gegebene  Puncto 
%p  und  q  gehen,  so  ist  der  Ort  seines  Mittelpunctes  ^  ein  bestimmt« 
anderer  Kegelschnitt  W;  und  soll  C*  durch  die  3j)  und  einen  anderen 
gegebenen  Punct  r  gehen,  so  ist  der  Ort  seines  Mittelpuuctes  ein  neuer 
Kegelschnitt  3R|.  Nun  schneiden  sich  die  beiden  Oerter  3R'  und  3S*  xwu 
in  4  Puncten,  aber  vou  diesen  4  Puncten  besitzt  nur  einer  die  Eigenschaft, 
dass  er  der  Mittelpunct  W  eines  Kegelschnittes  C*  ist,  welcher  durch  dis 
5  Puncte  3p,  q  und  r  geht;  die  drei  übrigen  haben  diese  E^enschaft  nicht, 
donu   BIO  sind   diu  Mitten   der  Seiten  desjenigen  Dreiecks,  dessen   Ecken 


über  darauf  bezügliche  Eigenschaften  allgemeiner  Curven.  509 

ist  nun  die  Lage  von  3K  nicht  gegeben,  aber  dagegen  noch  ein  sechster 
jPonct  q^  durch  welchen  C^  gehen  soll,  so  findet  folgender  Satz  statt: 

„Soll  eine  Curve  dritten  Grades,  C",  durch  gegebene 
6  Puncto  bp  und  q  gehen  und  einen  Mittelpunct  3Jl  haben,  so 
i^t  der  Ort  des  letzteren  eine  Curve  fünften  Grades,  5W*." 

Von  dieser  Ortscurve  351^  sind  nachstehende  57  Puncto  theils  unmittel- 
bar gegeben,  theils  leicht  zu  construiren,  indem  sie  die  Mittelpuncte  spe- 
cieller  Curven  C^  sind.    Nämlich  die  Curve  3K*  geht 

1)  Durch  die  gegebenen  6  Puncto  selbst;  denn  jeden  derselben 
kann  man  als  9R  annehmen  und  verlangen,  die  Curve  C  soll  durch  die 
5  übrigen  gehen  (§  2). 

2)  Durch  die  Mitten  jjl  der  15  Geraden  G,  welche  die  ge- 
gebenen 6*Puncte  paarweise  verbinden;  denn  man  kann  die  Mitte 
fjL  einer  solchen  Geraden  G  als  3K  annehmen  und  verlangen,  die  C  soll 
durch  den  einen  Endpunct  von  G  und  durch  die  4  übrigen  gegebenen  Puncto 
gehen;   so  geht  sie  auch  zugleich  durch  den  anderen  Endpunct  von  G, 

3)  Durch  die  Mittelpuncte  m  der  6  Kegelschnitte  C,  welche 
einzeln  durch  je  5  der  gegebenen  6  Puncto  gehen.  Denn  ein 
solcher  C*  und  sein  durch  den  sechsten  Punct  gehender  Durchmesser  sind 
zusammen  eine  specielle  C,  welche  mit  C  den  Mittelpunct  gemein  hat  (§  4). 

4)  Durch  die  Mittelpuncte  w,  der  30  Kegelschnitte  CJ,  wo- 
von jeder  einzeln  durch  4  der  gegebenen  6  Puncto  geht  und 
seinen  Mittelpunct  in  der  die  2  übrigen  vorbindenden  Ge- 
raden G  hat.  Denn  ein  solcher  C\  und  die  zugehörige  G  sind  zusammen 
eine  C,  welche  durch  alle  6  Puncto  geht  und  mit  C\  denselben  Mittel- 
punct hat.    In  jeder  Geraden  G  liegen  2  Mittelpuncte  m^. 

Dies  sind  zusammen  57  Puncto:  1)  bp-^q;  2)  löfi;  3)  &m;  und 
4)  30i»,. 

In  jeder  der  15  Geraden  G  kennt  man  demnach  alle  ihre  5  Schnitte 
mit  der  Curve  SB?',  nämlich  ihre  zwei  Endpuncte  (2p,  oder  p  und  y),  ihre 
Mitte  (1  und  die  in  ihr  liegenden  2m^. 

um  die  Bestimmung  der  30  Mittelpuncte  m^  deutlicher  zu  machen, 
bezeichne  man  die  5p  durch  a,  6,  (?,  d,  e.  Je  4  der  gegebenen  6  Puncto, 
etwa  a,  b,  c  und  d^  bestimmen  6&,  deren  Mitten,  6p.,  in  einem  Kegel- 
schnitte 5JW'  liegen,  welcher  der  Ort  der  Mittelpuncte  aller  durch  a,  b,  c 
und  d  gehenden  Kegelschnitte  (C^)  ist  (§  6),  und  welcher  somit  die  durch 
e  und  q  gehende  G  in  den  genannten  2m^  schneidet;  femer  geht  3Jl'  auch 
durch  die  Mittelpuncte,  2w,  der  beiden  Kegelschnitte  C,  welche  bezieh- 
lich  durch  die  5  Puncto  abcde  und  abcdq  bestimmt  werden  (3);  folglich 
kennt  man  auch  alle  Schnitte  des  Kegelschnittes  3R'  mit  der  Curve  ^^ 
nämlich  die  genannten  6p.,  2m^  und  2m,  zusammen  =c  10  Schnitte.  Es 
giebt  im  Ganzen  15  solche  Kegelschnitte  3ß^ 


510  Veber  algebraische  Curren,  welche  eihen  Hitteipuuct  haben,  and 

IL  Dnrch  das  Vorstehende  (I.)  lässt  sich'  nimmehr  auch  leicht  ent- 
scheiden, wieviele  Curven  C,  welche  Mittelpuncte  haben,  dorch  7  gege- 
bene Puucte  Öp,  q  und  r  gehen.  Denn  soll  die  C*  nur  dorch  die  6  Poncte 
5p  und  r  gehen,  so  ist  gleicherweise,  wie  vorhin  (I.),  der  Ort  ihres  Mittel- 
punctes  3R  eine  neue  Curve  IDI* ;  und  soll  also  C*  durch  alle  7  Puncte 
zumal  gehen,  so  rnuss  ihr  Mittelpunct  in  beiden  Ortscnrven  3X*  und  9S| 
zugleich  liegen,  d.  h.  er  muss  einer  ihrer  gegenseitigen  Schnitte  sein. 
Nun  ist  die  Zahl  dieser  Schnitte  gleich  25;  allein  nach  der  obigen  Äusem- 
andersetzung  befinden  sich  darunter  16  solche,  welche  der  Forderung  nicht 
genügen  können,  weil  sie  von  den  bp  allein  abhängen,  nämlich  dieflelben 
sind  1)  die  5p  selbst,  2)  lOfi,  d.  h.  die  Mitten  der  durch  die  5p  be- 
stimmten 10  Geraden  G,  und  3)  ein  m,  der  Mittelpunct  des  dorch  die 
bp  gehenden  Kegelschnittes  C*;  denn  durch  diese  16  Puncte  gehen  beide 
Ortscurven;  daher  bleiben  für  die  Tiage  des  Mittelpunctes  3R  der  Corre  C 
nur  9  Schnittpuncte  übrig.     Dies  begründet  den  folgenden  Satz: 

„Durch  7  gegebene  Puncte  in  einer  Ebene  gehen  im  All- 
gemeinen nur  9  solche  Curven  dritten  Grades,  welche  Mittel- 
puncte haben." 

Daraus  schltesst  man:  a)  Dass  unter  den  unendlich  vielen 
Curven   dritten  Grades  A',   welche   durch   beliebig-  gegebene 

8  Puncte   gehen,    und   somit   einen  Curveobüschel  B  (A*)   mit 

9  gemeinschaftlichen  Puncten  bilden,  sich  im  AllgemeineD 
keine  befindet,  welche  einen  Mittelpunct  hat.  b)  Hat  aber 
insbesondere  eine  der  Curven  einen  Mittelpunct,  so  braucht 
deshalb  von  den  übrigen  keine  einen  Mittelpunct  zu  haben. 
c)  Befinden  sich  insbesondere  zwei  darunter,  welche  Mittel- 
puncte haben,  aber  nicht  concentrisch  sind,  so  kann  von  den 
übrigen  keine  einen  Mittelpunct  haben,  d.  h.  „durch  die 
Schnittpuncte  zweier  Curven  A*,   welche  Mittelpuncte  haben. 


aber  darauf  bezügliche  Eigenschaften  allgemeiner  Gurven.  511 

specielle  Fälle  möglich,    von  denen  einige  liier  kurz  angedeutet  werden 
sollen. 

I.  Wenn  die  gegebenen  6  Puncte  in  einem  Kegelschnitte 
Cl  liegen,  dessen  Mittelpunct  Sß^  heissen  mag,  so  vereinigen  sich 
die  dort  genannten  6  Kegelschnitte  C  (§  7, 1,  3)  alle  in  6*J  und  ihre  sechs 
Mittelpuncte  m  in  3Ro.  Da  CJ  mit  jedem  seiner  Durchmesser  C'J  zusammen 
eine  C*  vorstellt,  welche  durch  die  6  Puncte  geht  und  SKq  zum  Mittel- 
punct  hat,  so  folgt,  dass  3Rq  ein  vielfacher  Punct  der  Curve  9R* 
sein  muss.  —  Oder,  wenn  der  durch  die  5  Puncte  a,  6,  <?,  d,  e  gehende 
Kegelschnitt  C  den  sechsten  Punct  q  zum  Mittelpunct  hat,  so  folgt  ebenso, 
dass  dann  die  Curve  5JW*  den  Punct  q  zum  Doppelpunct  haben 
muss. 

n.  Liegen  von  den  6  Puncten  drei,  etwa  d,  e  und  q,  in 
einer  Geraden  Bj  so  muss  3R^  in  diese  Gerade  und  in  eine 
Curve  5K*  zerfallen,  so  dass  5IW^  =  jB-hSTO*.  Denn  jeder  beliebige 
Punct  511  in  der  Geraden  B  ist  Mittelpunct  eines  Kegelschnittes  91^  der 
durch  die  3  Puncte  a^  b^  c  geht,  und  der  also  mit  B  zusammen  eine 
Curve  C"  repräsontirt,  welche  durch  die  6  Puncte  geht  und  ihren  Mittel- 
punct Sro  in  91  hat;  so  dass  folglich  B  zum  Ort  der  Mittelpuncte  3R  ge- 
hört. —  Die  Curve  9R*  geht  durch  folgende  leicht  angebbaren  39  Puncte. 
1)  Durch  a,  b  und  c;  2)  durch  die  Mitten  (i  sowohl  der  3&,  welche  die 
Puncte  a,  ä,  c  unter  sich,  als  der  9ff,  welche  a,  6,  c  mit  rf,  e,  q  ver-' 
binden,  also  durch  12p.;  3)  durch  die  Mittelpuncte  m  der  3C^,  welche 
beziehlich  durch  die  dreimal  5  Puncte  abcdey  abcäq^  abceq  gehen;  4)  durch 
IB  Puncte  wij,  in  welchen  die  vorgenannten  9ff  von  den  ihnen  (wie  oben 
§  7, 1.)  entsprechenden  Kegelschnitten  3R'  geschnitten  werden;  und  femer 
durch  3  Puncte  m,,  in  welchen  die  vorgenannten  3ff,  d.  i.  oi,  oc,  bc  be- 
ziehlich von  3  Geraden  C, ,  B^^  Ä^  geschnitten  werden,  die  so  bestimmt 
sind,  dass  z.  B.  C^  durch  die  Mitten  p.  der  3  Geraden  cd,  ce  und  cq  geht 
und  die  oi  in  79%,  trifft.  Demnach  kennt  man  die  4  Schnitte  von  jeder 
der  15  Geraden  3ff,  9ff,  ^i,  B^  und  Cj  mit  der  Curve  9R*;  ebenso  die 
8  Schnitte  von  jedem  der  9  Kegelschnitte  9R'  mit  9Ä\ 

in.  Liegen  die  6  Puncte  zu  3  und  3  in  zwei  Geraden,  etwa 
a,  bj  c  in  A,  und  d,  e,  q  in  JB,  so  muss  die  Ortscurve  9R*  aus 
diesen  Geraden  und  aus  einer  Curve  3Jl^  bestehen,  so  dass 
51Ä*  =  ^-|-jB-|-9R'.  Die  Curve  9Ji'  geht  durch  folgende,  leicht  construir- 
bare  27  Puncte.  1)  Durch  9[j.,  die  Mitten  der  9ö,  welche  die  Puncte  in 
A  mit  denen  in  B  verbinden;  2)  durch  die  18m^,  in  welchen  die  9G 
von  den  zügehörigen  99ß'  geschnitten  werden.  Somit  kennt  man  die 
3  Schnitte  jeder  der  9G  mit  SR'.  Jene  9(1  liegen  auch  zu  3  und  3  in 
6  Geraden,  3^,  und  3j5,  ,  wovon  die  3^,  mit  A  und  die  3j5,  mit  B  pa- 
rallel sind. 


512-  Ueber  algebraische  Curven,  welche  eineD  Mittelpunct  haben,  und 

IV.  Gehen  von  den  IbG,  welche  die  6  PuDcte  paarweise  verbinden, 
irgend  36,  die  zusammen  alle  6  Pimcte  enthalten,  etwa  die  3  Geraden 
ab,  cd  imd  eq,  durch  irgend  einen  Punct  N,  so  vertreten  sie  eine  C*,  deren 
Mittelpnnct  3H  in  A'^  liegt  (§  4).  Sind  insbesondere  die  3  Geraden  ab, 
cd,  eq  parallel,  und  liegt  cd  in  der  Mitte  zwischen  den  beiden  anderen, 
so  zerfällt  9Ä'  in  die  Gerade  cd  und  in  eine  Curve  9H',  von  der  46  Puncte 
leicht  anzugeben  sind,  nämlich  ausser  a,  b,  e,  q  noch  lOji,  6n»  und  2&m^. 
Sind  zum  zweiten  Mal  drei  Gerade  parallel  und  die  mittlere  gleich  weit 
von  den  äusseren  entfernt,  welche  jedoch  nur  (wenn  man  sich  bei  jenen 
ersteren  ah,  cd,  eq  die  Endpuncte  a,  c,  e  nach  linke  und  b,  d,  q  nach 
rechts  denkt)  entweder  a)  die  Geraden  ac,  be,  dq  o3er  ß)  <u,  cq,  bd  sein' 
können,  so  müssen  nothwendig  zum  dritten  Mal  3  Gerade  dieselbe  Eigen- 
schaft haben,  und  zwar  beziehlich  (a)  bd,  ag,  ce  oder  (ß)  bc,  be,  ce.  In 
beiden  Fällen  schneiden  sich  die  3  mittleren  Geraden  cd,  be,  aq  oder  cd, 
cq,  be  in  einem  und  demselben  Puncte  N^;  abet  im  Falle  (et)  sind  sie  die 
Hauptdiagonalen  eines  Sechsecks  abdqeca,  welches  die  3  Paar  SosserNi 
Geraden  zu  Gegenseiten  hat,  wogegen  im  Falle  (ß)  die  3  Geraden  des 
dritten  Systems,  bc,  be,  ce,  in  eine  und  dieselbe  Gerade,  bce,  fielen,  und 
wobei  ^  in  tf  liegt  Für  beide  Figuren  besteht  3)1'  aus  den  drei  mitt- 
leren Geraden  cd,  be,  aq  oder  cd,  cq,  he  und  aus  einem  Kegelschnitte 
^',  welcher  bei  der  ersten  Figur  die  Seiten  des  genannten  Sechsecks  io 
'ihren  Mitten  berührt  und  N^  zum  Mittelpunct  hat;  etc.  —  Die  6  Pnnete 
können  endlich  auch  solche  specielle  Lage  haben,  dass  von  den  XbQ-  sid 
lOmal  3är,  die  zusammen  alle  6  Puncte  enthalten,  in  einem  Puncte  If 
trefTen,  wobei  dann  3R*  in  5  Gerade  3Q'  zer^lt.  Die  einfachste  Fignr, 
diesen  Fall  darzustellen,  ist  die,  wo  etwa  a,  b,  c,  d,  e  die  Ecken  eines 
regelmässigen  Fünfecks  sind  und  q  der  Mittelpunct  des  demselben  niD- 
schriebenen  Kreises.  Die  5  Geraden  ISt'  sind  alsdann  qa,  ^,  gc,  qd  md 
qe;  die  10  Puncte  N  liegen  paarweise  in  ihnen   und  sind,  ^u  5  und  b, 


über  darauf  bezuj^licbe  Eip^enscbaften  allgemeiner  Curven.  513 

ein  Doppelpunct  durch  dp  oder  pj, 
eine  Doppeltangento  durch  dt  oder  SE^, 
ein  Wendepunct  durch  mp  oder  tt), 
eine  Wendetangente  durch  wt  oder  2ß, 
ein  Rückkehrpunct  durch  rp  oder  r, 
eine  Rückkehrtangente  durch  rt  oder  SR, 
eine  Asymptote  durch  A,  und 
die  unendlich  entfernte  Gerade  der  Ebene  durch  G^ 
bezeichnet  werden. 

L  „Hat  eine  Curve  C'"  einen  Mittelpunct  3R,  so  gehen  ihre 
m  Asymptoten  A^  im  Allgemeinen  alle  durch  denselben.  Jede 
andere  durch  den  Mittelpunct  gehende  Tangente  der  Curve  ist 
nothwendig  eine  Doppeltangcnte  SEj,  und  ihre  zwei  Berührungs- 
puncte,  etwa  b  und  ij,  sind  Gegenpuncte.  Die  Zahl  der  durch  5D? 
gehenden  5£,  ist  gleich  ^?w(m — 2),  und  ihre  m(m — 2)  Berührungs- 
puncte,  iundi,,  liegen  in  einer  neuen  Curve  C"*"^,  welche  eben- 
falls einen  Mittelpunct,  und  zwar  mit  der  gegebenen  den  näm- 
lichen Punct  5K  zum  Mittelpunct  hat.  Von  dieser  neuen  Curve 
gehen  also  ebenso  alle  A^  sowie  eine  ihrem  Grad  angemessene 
Zahl  SEj  durch  den  Mittelpunct  5D?,  und  die  Berührungspuncte 
der  SE,  liegen  in  einer  neuen  Curve  C"*~',  welche  gleicherweise 
denselben  Punct  5K  zum  Mittelpunct  hat;  u.  s.  w.  Werden  die  zwei 
Zahlformen  von  m  unterschieden,  so  entstehen  auf  diese  Weise  zwei  Cur- 
venreihen: 

a)  C^^      (P."-\  C»^-*,  ...,  6>,  (7; 

P)  C^»'-!^  c'2''-^  6-^»'-*,  . . .,  6^  6". 

Bei  (a)  hat  die  vorletzte  Curve,  6'*,  noch  4^%^  mit  8  Berührungspunctcn, 
durch  welche  die  letzte,  C*\  geht;  und  diese  C  hat  nur  noch  2J„  aber 
keine  St,  mehr.  Da  für  C^^-^  die  Zahl  der  durch  ihren  Mittelpunct  ge- 
henden Sj  gleich  2v(v — 2)-|-|^  ist,  so  hat  das  vorletzte  Glied  bei  (ß),  C^  nur 
:]3^„  was  offenbar  ihre  Wendetangente  im  Mittelpuncte  5D?  bedeutet,  und 
das  letzte  Glied  C^  ist  diese  wt  selbst.  Uebrigens  haben  alle  Curven  der 
Reihe  (ß)  diese  nämliche  C^  zur  gemeinschaftlichen  tL%  so  dass  dieselben 
in  ihrem  gemeinsamen  Mittel-  und  Wendepunct  301  sich  insgesammt  drei- 
punctig  berühren.  Auch  für  die  Curve  O^^'^  bedeutet  der  Bruch  \  die 
Wendetangente  im  Punct  3R  selbst,  und  die  Zahl  der  eigentlichen  Doppel- 
tangenten ist  gleich  2v(v — 2). 

II.  Die  Tangenten  in  je  zwei  Gegenpuncten  p  und  j3,  der 
Curve  C"'  sind  parallel.  Alle  ausgezeichneten  Elemente  der 
Curve,  als  da  sind  dp,  wp^  rp,  dt,  tat  und  rt,  wofern  sie  nicht  im 
Mittelpunct  3R   oder    im 'Unendlichen,    in   G^^   liegen,    müssen 

ttteiner's  Werke.    II.  33 


51 4 


L'eber  algebrai^clie  Curron,  welche  einen  Mittelpnoct  haben,  und 


paarweise  vorhanden  und  zwar  Gegenelemente  sein.  D.  h.  die 
ßm(m — 2)tt]  der  Curve  müssen  paarweise  Gegenpancte,  und  die 
jedem  Paar  zugehörigen  ^  müssen  parallel-  sein;  die  nicht 
durch  den  Mittelpunct  5M  gehenden  im(m — 2)()»' — 10)21,  mösseo 
paarweise  parallel  sein  und  gleich  weit  von  9R  abstehen, 
auch  sind  die  Bernhrungspuncte  jedes  Paares  beziehlicli  Ge- 
genpuncte;  hat  die  Curve  Doppelpuncte,  p„  (die  weder  in  H 
noch  in  G^  liegen),  so  müssen  dieselben  paarweise  vorhanden 
und  Gegenpuncto  sein,  auch  müssen  die  zwei  Tangeateo  in 
dem  einen  p,  denen  in  seinem  Gegenpuncte  beziehlicfa  parallel 
sein;  ebenso  können  auch  die  Rückkehrpnncte  T  nur  paarweise 
und  zwar  als  Gegenpuncte  auftreten,  und  die  zugehörigen  Rnck- 
kchrtangentcn  müssen  parallel  sein.  Hat  dagegen  die  Curve 
einen  Doppelpunct,  der  insbesondere  im  unendlichen,  in  G«,, 
(oder  in  W)  liegt,  so  bedingt  derselbe  nicht  gleicherweise 
eiuen  zweiten,  vielmehr  bewirkt  er  umgekehrt  sogar  noch 
eine  scheinbare  Abweichung  von  dem  obigen  Satze  (I.).  Näm- 
lich, liegt  ein  Doppelpunct  in  6«,  so  erscheinen  die  beides 
Tangenten  in  demselben  als  zwei  parallele  Asymptoten,  die, 
jenem  Satze  entgegen,  nicht  durch  den  Mittelpunct  3R  gehen, 
wohl  aber  gloichweit  von  3R  abstehen;  daher  kann  O^  selbst 
nie  Tangente  der  Curvo  in  einem  Doppelpuncte  sein.  Und  liegt 
ferner  ein  Räckkehrpunct  in  6„,  so  muss  die  Rückkehrtan- 
gentc  entweder  auf  G„  fallen  oder  durch  2R  gehen,  wo  sie  dann 
im  letzteren  Falle  als  zweifache  (oder  im  weiteren  Sinne  ah 
fünffache)  Asymptote  anzusehen  ist. 

III.  Zieht  man  durch  den  Mittelpunct  2R  der  Curve  C^  irgend  eine 
unbegrenzte  Gerade,  einen  Durchmesser  S,  so  liegen  in  ihm  ^m  Paare  Ge- 
genpuncte  q  und  q^   oder  ^  Sehnen  qq^,  und  die  Tangenten   in  jeden 


über  darauf  bezügliche  Eigeu^!ichaften  allgemeiner  Curven.  515 

conjugirte   Richtungen    i?,    und   zu  jeder   Richtung   R   gehören 
}^vi(m — 1)  conjugirte  Durchmesser  Ä  oder  Sehnen  qq^-^*) 

Nun  liegen  ferner  die  m(ri% — 1)  Berührungspuncte  jedes  Systems  pa- 
ralleler Tangenten  bekanntlich  in  einer  neuen  Curve  C"*-\  welche  die 
erste  Polare  des  nach  der  Richtung  der  Tangenten  im  Unendlichen,  in 
Gooj  gedachten  Poles  P«  heisst;  und  da  die  Berührungspuncte  paarweise 
Gegenpuncte  oder  die  Endpuncte  von  \m(m — 1)  Sehnen  qq^  sind,  so 
muss  diese  Curve  ebenfalls  den  Punct  3R  zum  Mittelpunct  haben.  Gleicher- 
weise müssen  die  zweite,  dritte,  ...  (m — 1)'*  Polare  desselben  Poles  P« 
in  Bezug  auf  die  gegebene  Curve  6'*",  welche  nach  der  Reihe  6'"*-^, 
C"*^^,  ...  C",  C^  sind,  den  nämlichen  Punct  3K  zum  Mittelpunct  haben, 
wobei  die  letzte,  C\  eine  durch  301  gehende  Gerade,  ein  Durchmesser  von 
jeder  der  übrigen  Polaren,  sowie  von  C^  ist.    Also: 

„Hat  eine  Curve  C^  einen  Mittelpunct  9R,  so  haben  auch 
alle  successiven  Polaren  C"*-"\  6'"'-^  C'""-^  ...  C*,  C^  jedes  un- 
endlich entfernten  Poles  P«,  Mittelpuncte,  und  zwar  sind  sie 
alle  mit  der  Basis  C^  concentrisch." 

„Wird  die  Richtung  R  der  Tangenten,  auf  jede  mögliche 
Weise  geändert,'  oder  lässt  man  den  Pol  P«  die  Gerade  G« 
durchlaufen,  so  haben  die  zugehörigen  ersten  Polaren  den 
Mittelpunct  9R  gemein  und  bilden  zudem  einen  Curvenbüschel 
2?(6'*"~^)  mit  (rn — 1)'  Grundpuncten  p  und  j?,,**)  welche  paar- 
weise Gegenpuncte  oder  Endpuncte  von  ^(m — 1)'  Sehnen  ^, 
sind  (vergl.  §3).  Die  Curven  dieses  Büschels  haben  im 
Ganzen  3(w — 2)*  Doppelpuncte  ^)j,  welche  paarweise  einzelnen 
Curven  C'"^^  angehören  und  Gegenpuncte  sind;  nur  wenn  ein 
p,  in  3K  oder  in  ©„  Hegt,  kann  er  vereinzelt  dastehen.  In  G« 
liegen  2(wi — 2)  Doppelpuncte  |),,  daher  ist  die  Zahl  jener 
Paare  (oder  die  Zahl  der  Curven  6'"*"^  welche  2|)j,  haben) 
gleich  ^(w — 2)(3w — 8)."  Werden  hierbei  die  zwei  Zahlformen  von  m  be- 
rücksichtigt, w  =  2|i  und  7w  =  2v — 1,  so  hat  man  statt  des  B(C"''~^) 


*)  Hierbei  entsteht  die  doppelte  Frage: 

„Welche  Relation  findet  einerseits  zwischen  den  ^m  conjugirten 
Richtungen  R  zu  jedem  Durchmesser  -S,  und  andererseits  zwischen  den 
\m(m — 1)  conjugirten  Durcßmessern  5  zu  jeder  Richtung  R  statt?" 

*♦)  Diese  (m —  1)'  Puncte  sind  als  die  erste  Polar-Enveloppe  der  Geraden  ö»  in 
Bezug  auf  die  gegebene  Curve  (7"*  anzusehen  (vgl.  die  vorhergehende  Abhandlung). 
Die  übrigen  Polar-Enveloppen ,  die  zweite,  dritte,  ...  (m  —  1)*«  haben  alle  den  Punct 
*W  zum  Mittelpunct  und  erscheinen  überhaupt  in  specieller  Form ;  so  z.  ß.  reducirt  sich 
die  letzte  oder  (w  —  1)^  Polar-Enveloppe,  die  im  allgemeinen  Falle  eine  Curve  von  der 
(wi  —  l)ten  Classe  und  vom  2(wi  —  2)ten  Grade  ist,  hierbei  auf  den  Wossen  Mittelpunct 
3W,  indem  nach  obiger  Angabe  die  letzte   Polare,  C\  stets  durch  3)i  geht. 

33* 


516 


l'eber  atvebraiHche  Curren,  welche  e 


ICittelpnnct  haben,  und 


folgende  zwei: 

a)  Ji(C^"-')  und  ß)  ß(C'— >). 
Bei  (a)  gehört  der  MittelpuQCt  3)1  mit  8U  den  (»*  — 1)'  Grund- 
puQcteD  (weil  jede  C'^f-'  durch  ihren  eigenen  Mittelpunct  geht);  bei 
(ß)  dagegen  gehört  gW  zu  den  3Cm— 2)' =  3(2v— 3)'  Doppel- 
puncten  p,,  weil  nothwendig  eine  der  Curven,  etwa  C-,"\ 
durch  3R  gehen  und  ihn  daher  zum  p^  haben  muas  (§  1).  Diese 
besondere  Curvc  €^~^  entspricht  derjenigen  Richtung  B, 
welche  durch  die  Wendetangente  der  Basis  C"  ^  C'"^  im 
Puncte  3R  gegeben  ist.  In  diesem  Falle  ist  die  Anzahl  der 
Paare  Doppelpuncto  gleich  2(v— 2)C3v— 4)+i,  wo  der  Bruch  \ 
den  in  39t  liegenden  )>,  anzeigt. 

Zu  den  zuletzt  angegebenen  Eigenschaften  gesellen  sich  in  besondereo 
Fällen  noch  andere  Umstände,  wie  an  folgenden  einfachsten  Beispielen  lu 
sehen  ist. 

1,  Ist  die  gegebene  Curve  C"  nur  eine  C,  so  gehen  nach  jeder 
Richtung  R  je  6  Tangenten,  deren  6  Berühningspuncte  in  einem  mit  C* 
concentrischen  Kegelschnitt  6'  liegen  und  zugleich  die  Endpuncte  dreier 
Durchmesser  des  letzteren  sind.  Für  alle  Richtungen  R  entsteht  ein 
B(C'^),  die  alle  mit  C  concentrisch  sind,  und  deren  4  Gmndpuncte  ans 
zwei  Paar  Gegenpuncten ,  etwa  p  und  p^,  r  und  r,,  bestehen  und  somit 
die  Ecken  eines  Parallelogramms  sind.  Die  Curven  B(C")  haben  im 
Ganzen  nur  3  Doppelpuncte  p„  aber  keine  von  ihnen  kann  hier  2fi,  haben, 
sondern  die  3p,  gehören  drei  verschiedenen  speciellen  C"  an,  wovon  die 
eine,  C'l,  aus  den  Diagonalen,  pp,  und  rr^,  und  jede  der  zwei  ajideren, 
Ca  und  Q,  aus  einem  Paar  Gegenseiten  des  Parallelogramms  besteht,  so 
dass  jene  ihren  p,  in  3R  und  jede  von  diesen  ihren  p,  in  Q^  zu  li^m 
Iiat.  Die  C'l  entspricht  der  Richtung  der  Wendetangente  der  Curve  C' 
im  Puncte  351',  und  von  CZ  und  Ci  entspricht  Jede  der  Richtung  der  swh 


über  darauf  bezügliche  Eigenschaften  allpfomciner  Curven.  517 

§10. 

Aus  dem  Bisherigen  ist  zu  sehen,  dass  eine  höhere  Curvo  6*"*,  welche 
einen  Mittelpunct  5D?  hat,  offenbar  in  ihrem  ganzen  Wesen  der  Art  be- 
schränkt wird,  dass  sie  durch  keine  projectivische  Umwandlung  aus  einer 
allgemeinen  Curve  gleichen  Grades,  etwa  6'^,  entstanden  sein,  noch  in 
eine  solche  übergehen  kann.  Denn  wird  C"»  von  irgend  einem  Puncte  P 
des  Raumes  aus  auf  eine  beliebige  Ebene  projicirt,  so  behält  die  neue 
Curve  6',"*  immerhin  die  folgende,  sie  modificirende  besondere  Eigenschaft, 
nämlich  (§  9): 

„Dass  es  in  ihrer  Ebene  einen  solchen  Punct  9K,  giebt, 
durch  welchen  \m{m — 2)  ihrer  Doppeltangenten  %^  gehen, 
deren  m(m — 1)  Berührungspuncte,  b  und  b^  von  jeder  %^^  in 
einer  neuen  Curve  Cj""*  liegen;  und  dass  die  Berührungs- 
puncte der  noch  übrigen,  aus  5D?i  an  Cf'*  gehenden  m  einfachen 
Tangenten  in  einer  Geraden  G  liegen,  welche  jede  %^  in  dem- 
jenigen Puncte  g  schneidet,  der  mit  5Kj  zu  ihren  beiden  Be- 
rührungspuncten  b  und  ij  harmonisch  ist,  also  g,  6,  9Kj,  6, 
vier  harmonische  Puncte  sind;  dass  ferner  jede  durch  3K,  ge- 
zogene Transversale  S^  die  Curve  C^*  in  \m  solchen  Puncte- 
paaren  q  und  5,  schneidet,  wovon  jedes  Paar  zu  9R,  und  dem 
Puncte  ^j,  in  welchem  S,  jene  Gerade  G  schneidet,  harmonisch 
sind,  also  je  4  Puncte  g,  9R, ,  3,,  g^  harmonisch  sind,  und  dass 
die  beiden  Tangenten  in  jedem  Punctepaar  q  und  g,  sich  auf 
G  schneiden;  und  dass  weiter,  wenn  man  umgekehrt  aus  irgend 
einem  Puncte  P  in  der  Geraden  G  die  m{m — 1)  Tangenten  an 
die  Curve  C*  legt,  dann  deren  Berührungspuncte  paarweise, 
q  und  5,,  mit  äRj  in  Geraden  S^  liegen,  wovon  jede  von  G  im 
vierten  harmonischen  Punct  g^  geschnitten  wird,  also  q,  9Kj, 
q^  muSl  g^  harmonisch  sind,  und  dass  endlich  die  durch  alle 
m(m — 1)  Berührungspuncte  gehende  Curve  C;"~S  d.  i.  die  erste 
Polare  des  Poles  P  in  Bezug  auf  die  Basis  6',*",  den  Punct  3Ri 
und  die  Gerade  G  gleicherweise  zum  harmonischen  Pol  und 
zur  harmonischen  Geraden  hat,  wie  die  Basis  selbst,  und 
dass  es  sich  mit  der  zweiten,  dritten,  ...  Polaren  auch  eben- 
so verhält." 

Auch  in  Rücksicht  der  übrigen  obigen  Sätze  geht  das  eigentlich 
Wesentliche  der  Mittelpuncts- Eigenschaften  bei  gleicher  perspectivischer 
Umwandlung  nicht  verloren,  sondern  es  stellt  sich  nur  in  der  neuen 
Figur  in  scheinbar  allgemeinerer  Form  dar.  So  z.  B.  geht  der  Satz 
in  §  3  verbunden  mit  §  9  durch  solche  Umwandlung  in  folgenden 
über: 


tiiS  Ucher  aJKebniische  Curveii,  welche  einen  Mittelpunet  h&ben,  und 

„Zieht  mao  durch  einen  Punct  ^, 

«)  ^(^+2)-l,  oder  ß)  v(_y+l}—i 
UDbogrenzte  Gerade  'S,  nach  beliebigen  Richtangen,  »cboeidet 
dieselben  durch  eine  andere  willkürliche  Gerade  G  in  Puncteo 
ff  und  bestimmt  äodann  in  jeder  Geraden  S,  irgend  ein  Paar 
solche  Puncte  p  und  p,,  die  zu  g  und  3R,  zugeordnete  harmo- 
nische Puncte  sind,  so  gehen  durch  alle  Puncte  p  und  p,  die 
Curven  eines  Büschels  B^C^")   oder  B^C'—'),   welche   nebstdem 

»)  2(f-1)-,  oder  f)  2(,-l)(,-2)+l 
andere  Puncte  g  und  q,  gemein  haben,  di-e  gleichfalls  paar- 
weise in  neuen  durch  3H,  gehenden  Geraden  S,  liegen,  welche 
von  derselben  Geraden  G  im  vierten  harmonischen  Punct  er, 
geschnitten  werden,  so  dass  q,  ^,,  q,,  g^  harmonisch  sind. 
Dabei  hat  jede  Curve  des  Büschels  den  Punct  ^^  und  die 
Gerade  G,  in  gleichem  Sinne  wie  vorhin,  zum  harmonischen 
Pol  und  zur  harmonischen  Geraden.  Iiü  Falle  (ß)  gehen  alle 
Curven  6'*'-*  durch  den  Punct  3B,,  und  von  jeder  liegt  ein 
Wendepunct  in  ihm.  In  beiden  Fällen  haben  die  Curven  (als 
S(6''")  aufgefasst)  im  Ganzen  3(m — 1)'  Doppelpuncte  p,,  wovon 
2(wi — 1)  auf  die  Gerade  G  fallen  und  im  Allgemeinon  einzeln 
ebenso  vielen  Curven  angehören,  wogegen  die  übrigen,  lo 
i(OT — ])(3ni — 5)  Paaren,  je  derselben  Curve  angehören,  und 
jedes  Paar  in  einer  neuen,  durch  3R,  gehenden  Geraden  S, 
liegt,  welche  gleicherweise  von  der  Geraden  G  im  vierten 
harmonischen  Punct  geschnitten  wird.  Im  Falle  (a)  hat  eine 
der  Curven  6'*"  den  Punct  3Hi  zum  Doppclpunct  p,." 

Aus  der  tief  eingreifenden  Wirkung  des  Mitt«lpunctes  im.  vorstehenden 
ersten  Satze  erkennt  man,  dass  ausser  der  Curve  zweiten  Grades  C"  onr 


über  darauf  bezügliche  Eigenschaften  allgemeiner  Curven.  519 

müssen  die  Berührungspuncte  der  3  übrigen  Tangenten  ebenfalls  in  einer 
Geraden  H  liegen,  welche  mit  SB  zusammen  die  erste  Polare  des  Pimctes 
VQ  in  Bezug  auf  C]  vorstellt.  Diese  Gerade  U  hat  ferner  die  Eigenschaft: 
„dass  sie  jede  durch  .to  gezogene  Transversale  S  in  dem- 
jenigen Puncto  h  schneidet,  der  zu  den  3  Puncten  p,  ti),  p^^  in 
welchem  S  von  der  Curvo  67  geschnitten  wird,  der  vierte 
(stets  dem  ti)  zugeordnete)  harmonische  Punct  ist?  Demgemäss 
soll  die  Gerade  H  die  „Harmonische"  des  Wendepunctes  It)  (dessen 
halbe  Polare  sie  ist)  genannt  werden. 

Diese  Eigenschaft  enthält  das  eigentliche  Wesen  des  Mittelpunctes. 
Denn  wird  die  Curve  C]  auf  eine  andere  Ebene  so  projicirt,  dass  die 
Harmonische  U  ins  Unendliche  geht,  d.  h.  dass  ihr  in  der  neuen  Ebene 
die  unendlich  entfernte  Gerade  G«  entspricht,  so  ist  die  Projection  des 
Punct^s  xo  (3K,)  der  Mittelpunct  3K  der  neuen  Curve  C. 

Demnach  kann  die  Curve  6','  auf  mehrfache  Art  so  projicirt  werden, 
dass  die  neue  Curve  C  einen  Mittelpunct  5D?  erhält,  nämlich  jeder  ID  von 
jener  kann  in  3R  von  dieser  übergehen.  Und  somit  ist  eine  Curve 
C,  welche  einen  JJittelpunct  3R  hat,  nur  eine  solche,  bei 
welcher  die  Harmonische  H  eines  ihrer  Wendepuncte  im  Un- 
endlichen liegt,  gleich  G^  ist. 

Hiemach  finden  bei  der  beliebigen  Curve  6'  in  Rücksicht  jedes 
Wendepunctes  Xo  und  der  zugehörigen  Harmonischen  H  analoge  Sätze  statt, 
wie  oben  (§  9,  HI,  1)  und  (§  10),  z.  B. 

„Zieht  man  durch  einen  Wendepunct  in  der  beliebigen 
Curve  Cf  irgend  eine  Transversale  ä,  so  schneidet  sie  die 
Curve  in  zwei  solchen  Puncten  q  und  q^^  deren  zugehörige 
Tangenten  einander  in  irgend  einem  Puncto  P  auf  der  Har- 
monischen H  von  xo  treffen;  auch  schneiden  die  beiden  Tan- 
genten die  Curve  in  zwei  neuen. Puncten  r  und  r, ,  welche  mit 
xo  in  einer  neuen  Geraden  Oj  liegen."  Und  umgekehrt:  „Werden 
bei  einer  beliebigen  Curve  C]  aus  irgend  einem  Puncto  P  in 
der  Harmonischen  II  eines  ihrer  Wendepuncte  XO  die  6  Tan- 
genten an  die  Curve  gezogen,  so  liegen  deren  6  Berührungs- 
puncte paarweise,  ^  und  q^^  in  drei  durch  XO  gehenden  Geraden 
//</,,,  und  die  durch  alle  6  Berührungspuncte  gehende  Polare 
6''  hat  den  Punct  in  und  die  Gerade  H  zu  Pol  und  Polare;  und 
ferner:  die  6  Tangenten  schneiden  die  Curve  in  neuen  6  Puncten, 
welche  ebenso  paarweise  (r  und  r,)  in  drei  durch  in  gehenden 
Geraden  rr^  und  zudem  alle  6  in  einer  Curve  C]  liegen,  die 
gleichfalls  in  und  //  zu  Pol  und  Polaro-  hat,  und  die  sich  mit 
jener  Polare  6"  in  zwei  functen  berührt.  Ist  P  insbesondere 
der  gemeinschaftliche  Schnittpunct  von  3  solchen  Harmoni- 


52() 


Uebei'  al)!(>hrai,schc  (. 


1  MittelpuQct  haben,  und 


sehen  H,  deren  zugehörige  äto  in  einer  Geraden  liegen,  so 
müssen  die  BorübrungspuDcte  der  aus  P  an  die  Curve  ge- 
legten 6Tangcnten  auch  dreimal  paarweise  in  drei  Geraden 
qq^  liegen,  welche  boziehlich  durch  die  3tn  gehen;  ebenso  die 
6  PuDcte  r  und  r,,  in  welchen  die  6  Tangenten  die  Carve 
schneiden."    TJ.  s.  w. 

Von  den  9  Wendepuncten  to  einer  beliebigen  Curve  Cf  sind  im  All- 
gemeinen 3  reell  und  6  imaginär;  ebenso  verhält  es  sich  mit  den  zuge- 
hörigen 9  Hannonischen  H,  sowie  auch  mit  den  9  Wendetangenten  SB- 
Es  ist  von  Interesse,  das  gegenseitige  Verhalten  dieser  Elemente  in  fol- 
genden besonderen  Fällen  näher  zu  betrachten. 

Wenn  die  Curve  C'  einen  Doppelpunct  p,  hat,  so  kann  er  anter  drei 
verschiedenen  Formen  erscheinen,  nämlich  erstens  als  Schnitt-  zweier 
reellen  Zweige,  so  dass  ihm  zwei  reelle  Tangenten,  etwa  O  und  @,  zd- 
gehören;  zweitens  als  Rückkehrpunct  r,  der  aus  dem  vorigen  dadurch 
entsteht,  dass  die  Schleife  der  Curve  sich  bis  auf  den  Punct  )),  zusammen- 
zieht, wobei  dann  die  Tangenten  O  und  @  in  die  Rückkehrtangente  3) 
zusammenfallen;  drittens  als  sogenannter  isolirter  oder  conjugirt«r  Punct 
TT,,  durch  den  kein  reeller  Zweig  mehr  geht  und  dem  daher  auch  keine 
reellen,  eigentlichen  Tangenten  zugehören.  Demgemäss  ist  nun  auch  du 
Verhalten  der  vorgenannten  Elemente  verschieden. 

I.  Hat  die  Curve  6',*  einen  p,  mit  zwei  zugehörigen  reellen  Tan- 
genten O  und  @,  so  fallen  von  den  9  Wendepuncten  6  in  )),,  wovon 
4  imaginär  und  2,  die  q  und  S  hcissen  mögen,  reell  sind.  Von  diesen 
zwei  reellen  Wendepuncten  q  und  <$,  in  p,,  sind  jene  Tangenten  Q  und 
@  als  die  zugehörigen  Wendetangenten,  sowie  verwechselt  zugleich  als 
die  zugehörigen  Harmonischen  (H)  anzusehen,  so  dass  also  die  Wende- 
tangenten und  Harmonischen  zu  diesen  zwei  Punctea  verwechselt  auf  ein- 
ander fallen.  Von  den  noch  übrigen  3  Wendepuncten,  die  nicht  in  p,  liegen, 
ind   zwei  imauinür.   i'iu.   und  einer  reell.  tP.     Die  aus  p.,  durch   diene 


ül;er  darauf  bezüi^liche  Eigenschaften  allgemeiner  Ciirven.  521 

dabei  ein  umfassenderer  Satz  statt,  der  sich  aus  anderen  Betrachtungen 
ergiebt,  nämlich: 

„Zieht  man  aus  dem  Doppelpunct  p^  irgend  zwei  zu  Q 
und  ©  zugeordnete  harmonische  Strahlen  W^  und  H^,  welche 
die  Curve  C'  in  zwei  neuen  Puncten,  etwa  tt),  und  6,,  schneiden 
werden,  so  ist  der  Ort  der  diese  Puncte  verbindenden  Geraden 
tt),Ä,  eine  Curve  6",  welche  insbesondere  sowohl  die  Tangenten 
Q  und  ©  als  auch  die  vorgenannte  Tangente  $  (oder  tob)  be- 
rührt." 

II.  Hat  die  Curve  Cf  einen  Rückkehrpunct  r,  so  sind  8  Wende- 
puncte  als  in  ihm  liegend  zu  denken  (zu  den  6  vorigen  gesellen  sich  noch 
die  genannten  zwei  ivd) ;  von  denselben  sind  6  imaginär  und  2  reell,  und 
zwar  haben  die  letzteren,  da  sie  von  den  vorigen  Puncten  q  und  §  her- 
kommen, die  Rückkehrtangente  di  sowohl  zur  gemeinsamen  Harmonischen 
als  zur  gemeinsamen  Wendetangente  (weil  Q  und  @  sich  in  SR  vereinigt 
haben),  so  dass  sie  also  durch  diese  ihnen  zugehörigen  Elemente  nicht 
mehr  zu  unterscheiden  sind,  nur  etwa  noch  dadurch,  dass  man  sie  als 
den  verschiedenen  Zweigen  der  Curve  angehörend  auffasst;  in  manchem 
Betracht  sind  sie  daher  nur  als  ein  Punct  zu  achten.  Der  neunte  und 
eigentliche  Wendepunct  ist  der  vorige  reelle,  ti),  aber  die  vorhin  aus  ihm 
an  die  Curve  gehende  Tangente  $  (=tt)6)  fallt  hier  auch  noch  auf  die 
Gerade  W  (=  rto),  so  dass  jetzt  alle  3  Tangenten,  durch  deren  Berührungs- 
puncte  die  Harmonische  H  von  tt)  geht,  in  W  und  ihre  drei  Berührungs- 
puncte  in  r  vereinigt  sind,  allein  wenn  nun  auch  hiedurch  die  H  nicht 
mehr  bestimmt  wird,  so  folgt  doch  andererseits  aus  ihrer  harmonischen 
Lage,  dass  sie  mit  D  und  @  zugleich  in  die  Rückkehrtangente  SR  über- 
gehen muss.  Demnach  gehen  in  diesem  Falle  die  drei  reellen  Harmo- 
nischen nicht  allein  alle  durch  den  Rückkehrpunct  r,  sondern  sie  fallen 
alle  drei  in  die  Rückkehrtangente  SR  zusanmicn. 

Aus  den  obigen  Sätzen  ergeben  sich  hier  folgende  specielle  Sätze: 

^Jede  durch  den  Wendepunct  ti)  gezogene  Gerade  S  wird 
von  der  Curve  Cf  und  deren  Rückkehrtangente  SR  in  4  harmo- 
nischen Puncten  geschnitten;  d.  h.  wird  S  von  Cf  in  den 
Puncten  g,  to,  q^  und  von  SR  im  Puncte  r  geschnitten,  so  sind 
immer  },  tt),  q^^  r  vier  harmonische  Puncte."  »Die  in  den 
beiden  Puncten  q  und  q^  an  die  Curve  gelegten  Tangenten 
treffen  sich  allemal  in  irgend  einem  Puncte  P  auf  der  Rück- 
kehrtangento  SR;  und  umgekehrt:  werden  aus  irgend  einem 
Puncte  P  der  Rückkehrtangente  SR  die  zwei  nicht  auf  SR  fal- 
lenden Tangenten  an  die  Curve  gelegt,  so  liegen  ihre  Be- 
rührungspuncte  q  und  3,  s4;ets  in  einer  durch  den  Wendepunct 
XO    gehenden  Geraden  S."     Und  femer:    „Zieht    man   durch   den 


T>22  Uebcr  algobraische  Curvcii,  welche  einen  Uittetponct  haben,  und 

RückkohrpuDct  r  irgend  zwei  zu  9t  und  W  zugeordnete  h&r- 
moDigche  Strahlen  Q  und  Q,,  so  sclineiden  diese  die  Curve  in 
zwei  neuen  Puncten  9  und  9,,  welche  jedesmal  mit  dem  Wende- 
puncttDin  einerGeradenS  liegen."  —  „Wenn  ferner  die  durch 
tD  gezogene  Transversale  S  insbesondere  der  Rückkehrt&n- 
geote  !R  parallel  ist,  ho  stehen  die  Schnitte  q  und  9,  gleich 
weit  von  m  ab;  und  wenn  S  mit  einer  der  drei  Asymptoten 
der  Curve  parallel  ist,  so  liegt  einer  der  beiden  Puncte  q 
und  ^, ,  erhcissefür  einen  Äugenblick  ^g,  in  der  Mitte  zwischen 
XO  und  r;  und  daher  auch  umgekehrt:  zieht  man  durch  die 
Mitte  der  Geraden  W  (3=  rln)  eine  Gerade  Q,,.  parallel  zu  91,  so 
schneidet  sie  die  Curve  in  3  Puncten  }„,  und  die  aus  n>  durch 
dieselben  gezogenen  3  Geraden  toq^  »lud  den  drei  Asymptoten 
parallel,  und  die  in  den  Puncten  q^  an  die  Curve  gelegten 
Tangenten  treffen  sich  mit  den  respectiven  Aeymptoteo  aaf 
der  Rückkehrtangente  St." 

III.  Hat  die  Curve  C'  einen  isolirten  Punct  ic,,  so  sind  in  dem- 
selben  6  imaginürc  Wondopuncte  zu  denken,  die  übrigen  drei  Wende- 
puncte  Vo  sind  reell  und  liegen  in  einer  Geraden.  Von  den  aus  jedem 
dieser  drei  reellen  m  an  die  Curve  zu  legenden  3  Tangenten  fallen,  wie 
oben  (1.),  zwei  auf  die  Gerade  Wn,  =  W,  so  dass  ibre  beiden  Beruhnings- 
puncte  in  it^  liegen;  die  dritte  Tangente  heiüse,  wie  dort,  ^  und  thrB«- 
rührungspunct  b,  so  ist  also  die  Gerade  it,A  die  Harmonische  II  zu  0. 
und  folglich  geben  auch  hier  die  Harmonischen  H  der  3  reellen  Wende- 
puncte  tD  alle  drei  durch  den  Doppelpunct  n,.  Auch  findet  hierbei  ein 
analoger  Umstand  statt,  wie  bei  (j.),  nämlicb: 

„Die  drei  Paar  Geraden  W  und  i/  (aus  dem  Doppelpunct 
ir,  durch  die  Wendepuncte  tt)  und  durch  die  Berührungiipuncte 
Ä  der  aus  XO  gelegten  Tangenten  //  gezogen)  sind  3  Paar  con- 
iibisvstems   oder  bildet 


über  darauf  bezugliche  Eigenschaften  allgemeiner  Curvou.  523 

Soll  ZU  drei  durch  einen  Punct  gehenden,  gegebenen  Geraden  a,  6,  c  eine 
vierte  harmonische  Gerade  bestimmt  werden,  so  sind  3  Lösungen  möglich, 
indem  sowohl  abacy  als  abc^,  als  a-^bc  harmonisch  sein  können;  und  werden 
sodann  die  drei  neuen  Geraden  a,  ß,  7  als  gegeben  angesehen,  so  sind 
umgekehrt  jene  ersteren  Geraden  a,  b,  c  die  ihnen  entsprechenden  vierten 
Harmonischen,  so  dass  also  zugleich  auch  aßa^,  aß^Ä,  acß^  harmonisch 
sind.  Dabei  ist,  wie  man  sieht,  jedes  Paar  conjugirter  Geraden,  wie  etwa 
a  und  a,  sowohl  zu  b  und  {?,  als  auch  zu  ß  und  7  harmonisch.  Diese 
nämliche  Beziehung  haben  nun  auch  die  3  Paar  Geraden  W  und  H^  wenn 
man  die  SPT  als  a,  i,  c  und  die  iU  als  a,  ß,  y  ansieht.  Wenn  ins- 
besondere zwei  Paar  conjugirter  Geraden  unter  sich  rechtwinklig  sind,  wenn 
etwa  (aa)  und  (6ß)  rechte  Winkel  sind,  so  ist  auch  (c^)  ein  rechter  Winkel, 
und  alsdann  bilden  je  zwei  nach  der  Reihe  a-^boLC^a  auf  einander  folgende 
Geraden  einen  Winkel  von  30°.  Dabei  ist  das  genannte  Strahlsystcm  ein 
rechtwinkliges,  so  dass  jeder  Winkel  (H^,i/,)  ein  rechter  ist.  —  Ein 
Theil  des  obigen  Satzes  ist  bereits  von  Möbius  in  seiner  Abhandlung 
^über  Linien  dritter  Ordnung"  bewiesen  worden;  ich  bin  jedoch  nicht 
erst  dadurch  zu  dem  Satze  gelangt. 

Soll  nun  in  Rücksicht  auf  die  vorstehenden  drei  besonderen  Fälle 
L,  U.  und  lU.  die  jedesmalige  gegebene  Curve  6'f  durch  Projection  in 
eine  solche  andere  Curve  Cl  umgewandelt  werden,  welche  einen  (reellen) 
Mittelpunct  5K  hat,  so  kann  C]  auf  folgende  Weise  projicirt  werden. 

A.  Bei  L  auf  zwei  wesentliche  verschiedene  Arten,  nämlich  ent- 
weder 

a)  80,  dass  die  Harmonische  H  des  reellen  Wendepunctes  XO  in  die 
Gerade  G„  und  dadurch  It)  in  301  übergeht,  wobei  also  auch  der  Doppel- 
punct  pj  der  neuen  Curve  in  G«  zu  liegen  kommt,  und  daher  die  Tan- 
genten £}  und  @  in  zwei  parallele,  gleich  weit  von  9K  abstehende  Asymp- 
toten £}^  und  @o  übergehen,  sowie  $  in  die  dritte,  durch  9K  selbst 
gehende  Asymptote  ^^  übergeht;  oder 

ß)  so,  dass  die  Tangente  £}  (oder  6)  in  G«,  und  damit  ihr  Berüh- 
rungspunct  q  in  5D?  übergeht,  mithin  auch  9K  in  G«>  Hegt  und  3K«  heisson 
mag,  wobei  '@  in  die  einzige  sichtbare  Asymptote  @o  der  neuen  Curve 
übergeht,  indem  die  beiden  anderen  auf  ö«  fallen,  wobei  die  3  Ge- 
raden ©^ ,  W^, ,  H^  parallel  werden,  ©^  in  der  Mitte  zwischen  den  beiden 
anderen  liegt   und  daher  durch  die  Mitte  der  Tangente  11^  =  Xojb^  geht. 

B.  Bei  n.  kann  mir  so  projicirt  werden,  dass  die  Rückkehrtangente 
SR  in  Gga  übergeht,  aber  dadurch  gehen  der  Wendepunct  to  und  der  Rück- 
kehrpunct  r,  wofern  man  die  im  letzteren  vereinten  zwei  reellen  Wende- 
puncte  q  und  S  nur  für  einen  achtet,  zumal  in  Mittelpuncte  der  neuen 
Curve  Cl  über,  so  dass  diese  also  zwei  Mittelpuncte  hat,  wovon  der  eine, 
5R,  ihr  eigentlicher  Wendepunct  XO^ ,  der  andere,  9K«> ,  ilir  im  Unendlichen 


r)24 


L'i;l>«r  Hl^el •misch«  C'urvcD,  «flehe  eineo  Hitlelpimct  h&b«n,  und 


liegender  Rückkehrpimct  r,  ist.  Hier  hat  die  Curve  C*  keine  eigeatlicl» 
As)iDptotc,  sondern  alle  drei  Asymptoten  follen  aaf  G^. 

C.  Bei  m.  bann  dreifach,  aber  aaf  gleichbedeat«nde  Art  projiciH 
werden,  nämlich  so,  dass  je  eine  der  drei  Harmonischen  S  in  G^  uud 
der  ihr  zugehörige  Wendepunct  in  in  3R  übergeht;  dabei  kommt  aiao  dn 
Doppelpunct  it*  der  neuen  Cur\'e  C*  jedesmal  in  G«,  zu  liegen,  and  die 
dem  jedesmaligen  to  zugehörige  Tangente  ^  geht  in  die  einzige  reelle 
nnd  eigentliche  Asymptote  §,  der  Cune  6'*  ober. 

Aus  diesem  Verhalten  der  besonderen  Elemente  sind  za  nachheriger 
Benutzung  noch  folgende  zwei  Sätze  hervonuheben : 

1°.  „Soll  eine  Curve  C*  einen  Mittelpnnct  und  zagleich 
anch  einen  (aber  nur  einen)  Doppelpunct  haben,  so  mnsg  der 
letztere  nothwendig  im  Unendlichen,  auf  G^,  liegen,  dabei 
kann  er  aber,  je  nach  Umständen,  entweder  f>,,  oder  r,  oder 
it,  sein." 

2".  „Hat  eine  Curve  C*  einen  im  Unendlichen  liegeoden 
Mittelpnnct,  SKx,  so  ist  derselbe  nothwendig  zugleich  ein 
Doppelpunct  und  zwar  ein  Doppelpunct  erster  Art,  p,  (I.),  oder 
insbesondere  ein  Röckkehrpanct,  r  (II.)i  und  so  ist  die  Gerade 
Cf^  nothwendig  Tangente  in  demselben  (also  jQ  oder  @,  oder 
insbesondere  3t)." 

§  12. 

Die  eben  betrachteten  Eigenschaften  besonderer  Curven  dritten  Gndes 
gewähren  eine  Ergänzung  der  Sätze  in  §  7,  sowie  weitere  Folgerungen 
aus  denselben. 

Da  in  Rücksicht  derjenigen  Schaar  Curven  dritten  Grades,  S(C'), 
welche  durch  gegebene  6  Puncte  p  gehen  und  Mittelpuncte  3it  haben,  der 
Ort  dieser  Mittelpuncte  eine  Curve  fünften  Grades  3B'  ist  (§  7,  L),  die 


über  darauf  bezügliche  Eigenschaften  allgemeiner  Curven.  525 

Die  /S(C)  haben  im  Ganzen  77  Üoppelpuncte;  jedoch  giebt  es 
bloss  die  genanten  bC^,  wovon  jede  nur  einen  Doppelpunct 
hat,  dagegen  36  solche,  wovon  jede  in  C'^-hC^  zerfällt  und 
daher  zwei  Doppelpuncte  hat." 

Durch  Projection  folgt: 

„Soll  eine  beliebige  Curve  C"  durch  gegebene  6  Puncto 
p  gehen  und  eine  gegebene  Gerade  //  zur  Harmonischen  eines 
ihrer  Wendepuncto  tt)  haben,  so  ist  der  Ort  dieses  It)  eine 
Curve  fünften  Grades,  ÜR*,  welche  durch  die  6p,  sowie  durch 
51  andere,  leicht  construirbare  Puncto  geht  (§7,1.).  Unter 
dieser  Schaar  Curven  C*  giebt  es  36  solche,  wovon  jede  aus 
C-f-C*  besteht  und  somit  zwei  Doppelpuncte  hat;  hingegen 
giebt  es  nur  5  solche  C*,  wovon  jode  bloss  einen  Doppelpunct 
pj  (oder  r)  hat,  und  zwar  liegen  diese  5  Doppelpuncte  in  der 
Geraden  H,  sind  ihre  Schnitte  mit  der  Ortscurve  5D?^,  und  in 
jedem  ist  J?  Tangente  an  die  zugehörige  Curve  6'*.^  Oder  man 
kann  auch  sagen:  „Sind  6  Puncto  p  und  eine  Gerade  H  gegeben, 
so  giebt  es  fünf  solche  Curven  6'*,  welche  durch  die  6p  gehen 
und  die  H  zur  Tangente  in  einem  Doppelpuncte  p^  haben." 
Hieraus  und  aus  dem  Umstände:  „Dass  die  Curve  6^  bestimmt  ist, 
wenn  sie  durch  gegebene  6  Puncto  p  gehen  und  einen  gege- 
benen siebenten  Punct  q  zum  Doppelpunct,  oder  wenn  sie 
durch  gegebene  5  Puncto  p  gehen,  einen  gegebenen  sechsten 
Punct  q  zum  Doppelpunct  und  in  diesem  eine  gegebene  Ge- 
rade Q  zur  Tangente  haben  soll,"  können  weiter  folgende  Sätze  ge- 
schlossen werden: 

I.  „Soll  eine  Curve  C'  durch  gegebene  6  Puncto  p  gehen 
und  einen  Doppelpunct  f),  haben,  dessen  eine  Tangente  D 
durch  einen  gegebenen  siebenten  Punct  q  geht,  so  ist  der  Ort 
des  Doppelpunctes  p^  eine  Curve  siebenten  Grades,  G\  welchö 
sowohl  den  Punct  q  als  die  6  Puncto  p  zu  Doppelpuncten  hat, 
und  wobei  die  eine  Tangente  jedes  Doppelpunctes  p  auf  die 
Gerade  pq  fällt;  —  und  ferner  ist  der  Ort  der  anderen  Tan- 
gente @  des  Doppelpunctes  p^  der  Curve  C'  eine  Curve  fünf- 
undzwanzigster Classe,  Ä''^"  Von  der  Curve  G^  sind  viele  andere 
specielle  Puncto  leicht  zu  construiren.  Ferner:  „Unter  der  Schaar 
Curven  Cl  giebt  es  im  Allgemeinen  18  solche,  welche  statt 
des  Doppelpunctes  p^  einen  Rückkehrpunct  r  haben,  dessen 
(Rückkehr-)  Tangente  SR  also  ebenfalls  durch  den  gegebenen 
Punct  q  geht  und  die  Curve  Ä'"  berührt  (indem  Q  und  ig  in 
SR  vereinigt  sind  §  11)  und  zudem  auch  die  Curve  G^  im  Puncto 
r  berührt."     Und  femer: 


526  lieber  algebrainche  Ciirvon,  welche  oiaen  llittelpnnct  iiaben,  uud 

„Soll  eine  Curve  C/  durch  gegebene  6  Puncto  p  gehen 
und  einen  Doppelpunct  p,  haben,  dessen  Tangenten  Q  und  S 
bcziehlich  durch  zwei  andere  gegebene  Functe  q  und  ■  gehen, 
so  finden  im  Allgemeinen  25  Lösungen  statt." 

II.  „Soll  eine  Curve  C^  durch  gegcirene  7  Puocte  p  gehen 
und  einen  Doppelpunct  p,  haben,  so  ixt  der  Ort  dieses  Doppel- 
punctcs  eine  Curve  sechsten  Grades,  G*,  welche  die  7  Pnocte 
p  7.U  Doppelpuncten  hat,  und  so  ist  der  gemeinsame  Ort  seiner 
beiden  Tangenten  tH  und  €  eine  Curve  achtzehnter  Classe, 
Ä'"."     Also: 

„Soll  eine  Curve  C'  durch  gegebene  7  Puncte  p  gehen  und 
einen  Üoppelpunct  p,  haben,  dessen  eine  Tangente  Q  durch 
einen  achten  gegebenen  Punct  q  geht,  so  finden  im  Allge- 
meinen 18  Lösungen  statt." 

IIL  „Soll  eine  Curve  C'  durch  gegebene  6  Puncte  p  gehen 
uud  einen  Rückkehrpunct  i  haben,  so  ist  derOrt  des  letstereo 
eine  Curve  sechsten  Grades,  welche  jene  6  Puncte  p  zu  Dop- 
pelpuncten hat;  und  so  ist  der  Ort  der  Rüchkehrtangente  31 
eine  Curve  achtzehnter  Classe."     Daher: 

„Soll  eine  Curve  Cl  durch  gegebene  6  Puncte  p  gehen 
und  einen  Ruckkehrpunct  r  haben,  dessen  Tangente  dt  durch 
einen  gegebenen  siebenten  Punct  r  geht,  so  giebt  es  im  All- 
gemeinen 18  Lösungen."  > 

Hieran  schliesse  ich  noch  folgende  Aufgabe. 

IV.  Wenn  beliebige  6  Puncte  p  gegeben  sind,  so  ist  jeder  andere 
Punct  q  der  Ebene  Doppelpunct  eincp-durch  jene  6  Puncte  gehenden  be- 
stimmten Curve  C'.  Werden  nun  die  Doppelpuucte  nach  den  zwei  Arten 
durch  p,  und  tc,  unterschieden  (§  11),  so  kann  man  fragen;  „in  welchsn 
Thcilen    oder  Regionen    der  Ebene    der  Punct  q   liegen  müsse. 


über  darauf  bezügliche  Eigenschaften  allgemeiner  Curven.  527 

solche  Sehnen  durch  denselben  Punct  P  möglich  sind,  so  finden  zugleich 
unendlich  viele  statt,  und  dann  ist  P  der  Mittelpunct  von  C*. 

Diese  Betrachtung  kann  auch  auf  die  höheren  Curven  ausgedehnt 
werden.  Zieht  man  durch  einen  beliebigen  Punct  P  in  der  Ebene  einer 
gegebenen  Curve.C"*  irgend  eine  Gerade  S,  so  schneidet  sie  die  Curve  in 
m  Puncten;  nun  kann  man  verlangen,  die  Gerade  soll  so  gezogen  werden, 
dass  von  den  m  Schhittpuncten  irgend  zwei,  etwa  a  und  a, ,  gleichweit 
von  P  abstehen,  und  zwar  auf  entgegengesetzten  Seiten  von  P  liegen 
(nicht  in  einem  Berührungspuncte  vereinigt  sind).  Der  Kürze  halber  soll  jede 
Gerade  S,  welche  ein  solches  Paar  Schnittpuncte  enthält,  schlechthin  eine 
„Sehne"  und  die  Puncto  a  und  a,  sollen  die  Endpuncte  der  Sehne 
heissen;  und  wenn  eine  Gerade  zugleich  zwei  Paar  solche  Schnittpuncte 
enthält,  etwa  a  und  aj,  b  und  i, ,  so  soll  sie  „Doppelsehne"  genannt 
und  durch  S,  bezeichnet  werden;  solche  S^  hat  also  auch  zwei  Paar  End- 
puncte. Gleicherweise  können  insbesondere  auch  dreifache,  vierfache,  etc. 
Sehnen  vorkommen. 

Ueber  die  Anzahl  aller  Sehnen  S,  welche  durch  denselben  Pol  P 
gehen  und  über  die  Lage  ihrer  Endpuncte  a  und  a,  hat  man  den  fol- 
genden Satz: 

I.  „Durch  jeden  Punct  P  in  der  Ebene  einer  gegebenen 
Curve  C"*  gehen  im  Allgemeinen  ^m(w — 1)  Sehnen  S,  und  ihre 
m(jn — 1)  Endpuncte  (a  und  a,)  liegen  allemal  in  einer  um  einen 
Grad  niedrigeren  Curve  J"*~^,  welche  nothwendigerweise  den 
Pol  P  zum  Mittelpunct  hat."*) 

Die  genannten  Endpuncte  machen  gerade  die  volle  Zahl  Schnittpuncte 
beider  Curven  aus.  Findet  sich  insbesondere,  dass  durch  einen  Pol  P 
mehr  als  ^(m — 1)  Sehnen  S  gehen,  ja  sobald  nur  eine  Sehne  mehr 
durchgeht,  so  gehen  alsdann  unendlich  viele  hindurch,  so  dass  die  gege- 
bene Curve  C^  selbst  den  Punct  P  zum  Mittelpunct  hat. 

Beachtet  man  von  allen  durch  den  Punct  P  gehenden  Geraden  nur 


*)  Der  Beweis  dieses  Satzes  ergiebt  sich  unter  anderen  durch  folgende  geometrische 
Anschauung.  Man  denke  sich  die  Curve  C^  in  ihrer  Ebene  um  den  festen  Pol  P  um 
180^  herumbewegt  und  bezeichne  sie  in  der  neuen  Lage  durch  C}"  —  oder,  was  auf 
dasselbe  hinauskommt,  man  denke  sich  zu  C^  die  ihr  in  Bezug  auf  den  Punct  P  sym- 
metrisch gleiche  C[",  so  dass  C'"-|-C"*  als  eine  Curve  C^"*  anzusehen  sind,  welche  P 
zum  Mittelpunct  hat,  und  wobei  also  jeder  Punct  p  in  C"*  seinen  Gegenpunct  pi  in  C"* 
liat  und  auch  umgekehrt,  —  so  haben  die  Curven  C"*  und  C"*  parallele  Asymptoten,  von 
ihren  m'  gegenseitigen  Schnittpuncten  liegen  somit  m  in  der  Geraden  G»,  daher  müssen 
die  übrigen  iii(m— 1)  Schnitte  in  einer  Curve  (m  —  1)^"  Grades  J'"~^  liegen,  und  zwar 
müssen  sie  paarweise  Gegenpuncte  in  Bezug  auf  P  sein  (denn  ist  a  ein  Schnitt  von 
C"*  und  CJ*,  so  muss  auch  sein  Gegenpunct  «i  in  beiden  Curven  zugleich  liegen),  somit 
müssen  diese  Schnitte  die  Endpuncte  von  \m{m — 1)  Sehnen  aa^  der  Curve  C"  (auch 
der  Cf*)  sein,  und  folglich  muss  die  Curve  ./*""*  den  Pol  P  zum  Mittelpunct  haben. 


528  lieber  alftebriiische  Cutveo,  wulche  eiuon  Hiltelpuuct  hkliea,  tmd 

diejenigen,  T,  bei  welchen  von  den  m  SchDitt«D  mit  der  Curvo  C"  eben- 
TalU  zwei  gloichweit  von  P  abstehen,  aber  auf  derselben  Seite  von  i' 
liegen  sollen,  alao  zu  einem  Beruhrungspunct  der  Geraden  T*  vereinigt 
Hind,  so  finden  bekanntlich  m(ni — 1)  solche  Tangentea  T  statt,  deren 
m(m — 1)  BeriihniDgspuncte  in  einer  Curve -i4"^'  liegen,  .welche  die  erste 
Polare  des  Pole«  P  in  Bezug  auf  die  gegebene  Curve  C"  heisst  (vgl.  die 
vorhergehende  Abhandlung). 

Wegen  Uobereinstimmung  dieser  letzten  BediDgUDg  mit  der  vorigeo 
soll  fortan  die  obige  Curve  J"^'  (wenn  auch  in  anderer  Hinsicht  nicht 
ganz  passend)  die  „innere  Polare",  hingegen  die  Curve  A"^^  die 
„äussere"  oder  schlechthin  nur  die  erste  Polare  des  Pols  P  in  Betog 
auf  die  Basis  C'"  genannt  werden.  Beide  Polaren  sind  also  immer  von 
gleichem  Grad.  Ausserdem  haben  sie  unter  anderen  folgende  wesentliche 
Beziehung  zu  einander. 

II.  „Die  beiden  Polaren  ^"-'  und  y™-'  jedes  Punctes  Pin 
Bezug  auf  dieselbe  gegebene  Curve  6'"  haben  m — 1  gegenseitige 
SchnittpuDCte  im  Unendlichen,  auf  der  Geraden  G^,  daher 
müssen  ihre  Asymptoten  paarweise  parallel  und  die  zu  jedem 
Paar  gehörigen  müssen  gleichzeitig  reell  oder  imaginär  sein; 
und  daher  müssen  ferner  die  noch  übrigen  (m — l)(m — 2)  Schnitte 
beider  Polaren  in  einer  Curve  vom  {m — 2)""  Grad,  6'"^*,  liegen." 


§14. 
In  Rücksicht  der  inneren  Polare  sind  zunächst  verschiedene  besondere 
Umstände  zu  erörtern,  welche  zum  Theil  zu  interessanten  Resultaten  fuhreD. 
Nämlich  man  kann  fragen,  welchen  Einfluss  es  auf  die  Polare  y*~i  habe, 
oder  wie  sie  sich  gegen  die  Basis  C"  verhalte,  wenn  der  Pol  ^  in  der 
letzteren  selbst  liegt,  oder  insbesondere  ein  singulärer  Punct  derselben  itt; 


nber  darauf  bezügliche  Kip^euschaften  allgemeiner  Curvon.  529 

1.  Wenn  der  Pol  P  ein  beliebiger  Punct  der  Basis  C*"  ist; 

a)  so  hat  J^f*-^  die  Tangente  von  ß)  so  hat  J^*'-^  im  Puncte  P  einen 

C"*  im  Puncte  P  zur  Wendetangente,        Doppelpunct,  dp, 
wt  (§  9). 

2.  Wenn  P  insbesondere  ein  Wendepunct  der  Basis  C"*  ist: 

a)  so  hat  fPf*-^  die  zugehörige  ß)  so  hat  J^»'"^  den  P  zum  dp 

Wendetangente    mit  der  Basis  ge-       mit  zwei  wt^  wovon  die  eine  auf 
mein.  die  tot  der  Basis  fällt. 

3.  Wenn  P  insbesondere  ein  Doppelpunct  der  Basis  ist: 

a)  so  hat  nPf-^  in  P  einen  drei-  ß)  so  hat  J^^-^  den  P  wiederum 

fachen  vrp  mit  drei  wt^  von  wel-       zum  dp  mit  zwei  wt,  welche  auf  die 
chen  sie  fünfpunctig  berührt   wird       beiden  Tangenten  der  Basis  fallen. 

(§  !)• 

4.  Wenn  P  insbesondere  ein  Rückkehrpunct  der  Basis  ist: 

a)  so  hat  J^t*-^  in  P  einen  drei-  ß)  so  hat  J^^-^  in  P  die  rt  der 
fachen  Wendepunct  mit  drei  Wende-  Basis  zur  doppelten  rt  und  doppelten 
tangenten,  so  dass  sie  von  jeder  der  wt^  nämlich  sie  berührt  daselbst  die 
letzteren  daselbst  fünfpimctig  be-  rt  der  Basis  doppelt,  mit  zwei  Zwei- 
rührt wird,  wie  vorhin  (3).  gen,  und  somit  auch  sich  selbst. 

Ist  die  gegebene  Basis  z.  B.  nur  vom  vierten  Grad,  C*,  so  besteht  die  in- 
nere Polare  J'  in  den  beiden  Fällen  (3.  a)  und  (4.  a)  aus  drei  Geraden,  3«/\  die 
durch  P  gehen,  nämlich  aus  drei  Doppelsehnen  aa^  oder  6*, ,  bei  denen  das 
eine  Paar  Endpuncte  aus  den  in  P  vereinigten  Puncten  b  und  6,  besteht. 
Und  dabei  hat  die  äussere  Polare  \4'  mit  der  Basis  beziehlich  den  Doppel- 
oder Rückkehrpunct  nebst  den  zugehörigen  Tangenten  (£)  und  @  bei  3., 
oder  5R  bei  4.)  gemein.  Vermöge  des  obigen  Satzes  (§  13,  IL)  folgt: 
^Dass  die  drei  Geraden,  3t/\  aus  denen  die  innere  Polare  be- 
steht, oder  die  durch  P  gehenden  drei  Doppelsehnen  S^  =  aa^ 
Jbeziehlich  den  drei  Asymptoten,  3-4,,  der  äusseren  Polare  A* 
parallel  seih  müssen;  und  dass  umgekehrt,  wenn  man  durch  P 
mit  einer  Asymptote  von  A^  eine  Gerade  S  parallel  zieht,  diese 
von  der  Basis  C*  in  zwei  von  P  gleich  weit  abstehenden  Puncten 
a  und  ttj  geschnitten  wird." 

5.  Wenn  endlich  P  insbesondere  ein  (w — l)facher  Punct 
der  Bads  C"»  ist: 

„so  besteht  sowohl  die  innere  als  äussere  Polare,  J^^^ 
sowohl  als  ^"»"^  aus  den  m — 1  Tangenten  der  Basis  im 
Puncte  P.« 

Steiner't  Werke.    IL'  34 


Ucber  alKebraisclie  Cuvveii,  welcbe  einen  Uitteipnnct  haben,  und 


n.    Verhalten  der  inneren  Polaren,  ' 


)  die  Buis  a 


I  Theilen  bertdA. 


Die  Basis  C*"  kann  auf  maonigfache  Weise  in  Theile  Kerfallen,  d.  h. 
aus  zwei  oder  mehreren  Curven  niedrigerer  Grade  oder  selbst  nnr  ans  G^ 
raden  bestehen,  wobei  dann  der  obige  Satz  (§  13)  immerlÜD  be«t«lKi 
bleibt;   was  unter  anderen  zu  folgenden  epeciellen  Sätzen  tuhrt. 

1.  Wenn  die  Basis  C"  aus  m  Geraden  O  besteht: 

„Sind  in  einer  Ebene  beliebige  m  Geraden  6  gegeben,  und 
zieht  man  durch  irgend  einen  Pol  P  zwischen  je  zwei  Geraden 
diejenige  Sehne  S  oder  aa,,  welche  von  P  gehälftet  wird,  wit 
im  Ganzen  ^i(m — 1)  Sehnen  aa,  giebt,  so  liegeD  ihre  m(iii— 1) 
EndpoDcte,  a  und  a,,  allemal  in  einer  Curve  (m — 1)*»  Grades, 
J"-—^,  welche  P  zum  Mittelpunct  hat." 

2.  Wenn  die  Basis  C""  aus  zwei  Curven  C'  und  C^  besteht, 


„Sind  in  eiDer  Ebene  irgend  zwei  Carven  C'  and  Cf  ge- 
geben, und  zieht  man  durch  einen  beliebigen  Pol /*  die  4^(a — 1} 
Sehnen  aa^  in  der  Curve  C"  sowie  die  ^(ß— 1)  Sehnen  M,  ia 
der  Curve  C^  und  forner  die  a.ß  Sehn.en  <d>  zwischen  beidei 
Curven,  (d.  h.  solche  Gerade  oi,  die  den  einen  Endpnnct  a  ii 
C,  den  anderen  b  in  C^  und  ihre  Mitte  ib  P  haben),  so  lieget 
die  EndpuDcte  aller  dieser  Sehnen,  was  zusammen 

«C«— l)+ßCß— l)+2ap  =  mim—V) 
Endpuncte  ausmacht,  allemal  in  einer  Curve  (a+ß — 1)^  oder 
(m — ly™  Grades  y"--',  welche  den  Poi  P  zam  Mittelpunct  hat* 

Darin  ist  der  besondere  Satz  enthalten:  „Bass  durch  jeden  PudoI   I 
P  in  der  Ebene  zweier  beliebigeu  Curven  C  und  C^  im  Allge-   I 


a.ß   solche   Sehnen   ab  möglich  sind,   w 


den  eioen 


über  darauf  bezügliche  Eig:enschafteu  aUgemeiner  Curven.  531 


m.    Lage  oder  Ort  des  Poles  P,  wenn  .die  innere  Polare  in  Theile  zerfallen  soll. 

Dieser  Fall  führt  schon  auf  complicirte  Untersuchungen,  wenn  die 
gegebene  Basis  nur  von  niedrigem  Grade,  nur  vom  dritten  oder  vierten 
Grad  ist,  wie  aus  nachstehenden  Betrachtungen  erhellen  wird. 


§  15. 

I.  Ist  die  gegebene  Basis  nur  vom  dritten  Grad,  C\  also  die  innere 
Polare  jedes  Polgs  P  ein  Kegelschnitt  «/',  so  kann  dieser  möglicherweise 
nur  in  zwei  Geraden  zerfallen,  und  es  ist  die  Frage ^  ob  dieses  Zerfallen 
wirklich  stattfinden  könne,  und  wo  dabei  der  Pol  P  liegen  müsse,  oder 
welchen  Ort  er  habe?  In  der  That  stellt  sich  heraus,  dass  dieses  Zer- 
fallen auf  zwei  verschiedene  Arten  geschehen  kann,  und  demgemäss  auch 
zwei  verschiedene  Oert^r  vorhanden  sind,  und  zwar,  wie  folgt: 

„Der  Ort  des  Poles,  dessen  innere  Polare  «/'  in  zwei  Gerade 
zerfällt,  besteht  aus  zwei  getrennten  Curven,  nämlich: 

A.  aus  der  gegebenen  Basis  C"  selbst,  und 

B.  aus  einer  bestimmten  Cus^ve  zweiten  Grades,  E*j  welche 
die  zweite  Polare  der  Geraden  6«  in  Bezug  auf  die  Basis  C^  ist 
(vgl.  die  vorhergehende  Abhandlung),  oder  welche  die  Enve- 
loppe  aller  Durchmesser  von  C"  ist."  —  Nämlich  schneidet  man 
die  Curve  C^  mit  einer  beliebigen  Transversale  S)  und  bestimmt  zu  den 
drei  Schnitten  den  Schwerpunct  d,  so  liegen  alle  Schwerpuncte  d  von  je 
einem  System  paralleler  Transversalen  S)  in  einer  Geraden  D,  welche 
Durchmesser*  der  Curve  C"  heisst,  und  wobei  die  Richtung  der  Trans- 
versalen die  „conjugirte  Richtung"  des  Durchmessers  genannt  werden 
soll.  Alle  Durchmesser  D  der  Curve  C*,  wozu  insbesondere  auch  ihre 
Asymptoten  Ag  gehören,  berühren  nun  den  genannten  Kegelschnitt  E^. 
Sind  die  SAg  alle  reell,  so  ist  E^  diejenige  dem  Asymptotendreieck  ein- 
geschriebene Ellipse,  welche  dessen  Seiten  in  ihren  Mitten  berührt;  und 
schneiden  sich  insbesondere  die  3Ag  in  einem  Puncto,  so  reducirt  sich  E^ 
auf  diesen  Punct,  so  .dass  alle  Durchmesser  durch  denselben  gehen.  Ist 
dagegen  nur  eine  A,  reell,  so  ist  E^  im  Allgemeinen  eine  Hyperbel,  welche 
diese  Ag  in  einem  leicht  zu  construirenden  Puncto  berührt. 

Ueber  die  beiden  Oerter  (A.)  und  (B.)  sind  die  näheren  Umstände 
folgende. 

n.  1.  Liegt  der  Pol  P  in  der  Basis  C  selbst  (J.),  so  fallt  von  den 
ihm  zugehörigen  drei  Sehnen  S  oder  aa^,  bb^y  cc^  die  eine,  etwa  cc^^  auf 
die  ihm  zugehörige  Tangente,  wobei  ihre  Endpuncte  c  und  c,  sich  mit  P 
vereinigen,   daher  als  in  den  beiden  anderen  Sehnen  liegend  anzusehen 

34* 


532 


l'cbur  algebraisclie  Curven,  welche  eineu  UittelpuDct  haben,  und 


sind,  etwa  c  in  oa,  nud  c,  io'  M, ,  so  dass  also  der  Eegelsclmitt  >/'  in 
die  beiden  Sehnen  aea,  und  bc^b^  übergeht,  die  wir  zur  Üoterscheidnog 
durch  S,  oder  auch  nach  Umständen  durch  S  und  5,  bezeichneD  wollen. 
Demnach  entsprechen  jedem  in  der  Basis  liegeDden  Pol  P  nur 
zwei  eigentliche  Sehnen  S,,  die  dritte  fällt  auf  die  Tangente, 
wird  unendlich  klein,  reducirt  sich  auf  ihren  Berährnagspnnct 
P.  Denkt  man  sich  nun  zu  demselben  Pol  zugleich  auch  die  äussere 
Polare  A\  so  folgt  (§  13,  11.); 

„Für' jeden  in  der  Basis  C  liegenden  Pol  sind  die  ihm 
entsprechenden  zwei  Sehnen  S  und  S,  den  Asymptoten  seiner 
äusseren  Polare  A'  parallel."  „Daher  sind  beide  Sehnen  reell 
oder  imaginär,  je  nachdem  die  Polare  A*  Hyperbel  oder  El- 
lipse ist,  und  auch  umgekehrt;  und  wenn  insbesondere  A*  Pa- 
rabel ist,  so  fallen  die  Sehnen  S  und  S,  aufeinander,  und  attcli 
umgekehrt."  Es  giebt  im  Ganzen  nur  6  solche  besondere  Pole 
P,  die  P^  heissen  sollen,  für  welche  die  lehnen  jS  and  5,  in 
eine,  ab  oder  S^,  zusammenfallen,  und  womit  zugleich  die 
Polaro  A'  Parabel  wird,  und  zwar  sind  die  6  Pole  P^  die  gegen- 
seitigen Schnitte  der  Curven  C*  und  £*.*)  Jede  der  6  Sehnen 
iS,  hat  die  Eigenschaft,  dass  die  in  ihren  Endpuncten  a,  h  an 
die  Basis  C  gelegten  Tangenten  A^  B  parallel  sind.  Liegt 
ilor  Pol  P  insbesondorc  in  einem  Weudepunct  to  der  Basii, 
so  füllt  eine  der  beiden  Sehnen  S  und  S^,  etwa  S,  auf  die  Wen- 
dotangente  SB,  und  alsdann  besteht  auch  A*  aus  zwei  Geraden, 
nämlich  aus  SB  und  der  Harmonischen  H  von  xa  (§  11),  und  et 
ist  iS,=t^7/,  d.  h.,  in  diesem  Falle  besteht  jede  der  beiden  Po- 
laren ./*  und  A*  aus  zwei  Geraden,  wovon  zwei  auf  SB  fallen 
und  die  beiden  anderen,  'S,  und  M,  parallel  sind. 

Die  Sehnenpaare  <S  und  8,   sind  insgesammt  dem  folgenden  Gemti 


über  darauf  bezugliche  Eigenschaften  allgemeiner  Curven.  53B 

wenn  der  Pol  P  in  der  Basis  C  selbst  liegt,  oder  was  auf  das- 
selbe hinauskommt^  alle  solche  Sehnen  aca^^  deren  Mitten^  c, 
in  der  Basis  selbst  liegen,  berühren  eine  bestimmte  Curve 
sechster  Classe,  SJ,  und  achtzehnten  Grades,  ö*^" 

Ueber  das  Verhalten  dieser  Curve  gegen  die  Basis  und  über  andere 
Eigenschaften  derselben  mag  hier  noch  Folgendes  hinzugefügt  werden: 

2.  »Die  Curve  SJ  berührt  die  Basis  C  in  ihren  9  Wende- 
puncten  tt),  sowie  in  ihren  3  unendlich  entfernten  Puncten  «<», 
80  dass  sie  also  die  3  Asymptoten  A,  mit  ihr  gemein  hat;  aber 
die  S\  berührt  jede  dieser  3^«  auch  noch  in  einem  bestimmten 
anderen  Puncto,  so  dass  sie  dieselben  zu  Doppeltangenten  hat. 
Da  die  Basis  ebenfalls  von  der  sechsten  Classe  ist,  C*  =  K\  so 
bestehen  die  36  gemeinschaftlichen  Tangenten  beider  Curven 
bloss  aus  den  9  Wendetangenten  SB  und  den  3  Asymptoten  der 
fV  indem  jede  dieser  12  Geraden  für  3  gemeinschaftliche. Tan- 
genten zu  zählen  ist.^ 

3.  „Die  Curve  SJ  berührt'die  oben  genannten  6  besonderen 
Sehnen  S^  in  ihren  Mitten  P^  und  Schneidet  somit  daselbst  die 
Basis  C.  Von  den  3.18  =  54  gemeinschaftlichen  Puncten  beider 
Curven  kennen  wir  also  bereits  30,  nämlich  die  9tt)  und  ia^, 
jeden  doppelt  gezählt,  und  die  ßP^;  die  24  übrigen  haben  die 
Eigenschaft,  dass  sie  die  einen  Endpuncte  a,  solcher  beson- 
deren Sehnen  aca^  sind,  die  ©^  heissen  mögen,  bei  welchen  die 
im  anderen  Endpuncte  a  und  in  der  Mitte  c  an  die  Basis  ge- 
legten Tangenten  A  und  C  parallel  sind,  und  welche  die  Curve 
SJ  in  den  Puncten  a^  selbst  berühren.  Durch  die  24  Puncto  a^ 
können  Curven  achten  Grades  gehen.^ 

4.  „Die  12  gemeinschaftlichen  Tangenten  der  Curven  S^ 
und  E^  bestehen:  1)  aus  den  3^«  der  Basis^  jede  doppelt  ge- 
zählt, und  2)  aus  6  solchen  Sehnen  iSj,  welche  zugleich  Durch- 
messer der  Basis  sind;  die  6  Mitten  c  dieser  6  Sehnen  liegen 
in  irgend  einem  Kegelschnitte  C^" 

5.  „Die  Curve  SJ  hat  ferner  die  Gerade  ö«  zur  dreifachen 
Tangente,  berührt  sie  in  3  Puncten  g^.  Diese  3  Puncto  sind 
dadurch  bestimmt,  dass  sie  zu  den  drei.  Puncten  a«  (2-)  die 
vierten  harmonischen  Puncto  sind;  d.h.,  wenn  man  durch  irgend 
einen  Punct  drei  Gerade  -4,  B,  C  den  3-4,  der  C^  parallel  zieht 
und  zu  denselben  die  3  vierten  harmonischen  Strahlen  A^,  Pj, 
C,  bestimmt,  so  dass  ABA^C\  ABCB^,  AC^BC  harmonisch  sind, 
oder  auch  so,  wenn  man  in  dem  Asymptoten-Dreieck  3Ag  aus 
den  Ecken  durch  die  Mitten  der  Gegenseiten  die  3  Strahlen  A^y 
B^y  C,  zieht,  so  sind  diese  Strahlen  nach  jenen  unendlich  ent- 


534 


l'elrer  algehmische  Cnrven,  welche  e 


UittelpuDct  haben,  und 


fernten  Berährungspuncten  g^  gerichtet."  (Die  auf  diese  WeiM  «m- 
stniirten  3  Strahlen  sind  dann  auch  beztehlich  den  Axen  der  3  asympto- 
tischen Parabeln  parallel,  welche  die  Curve  S\  in  den  3  Poncten  g^  fönt 
punctig  beriihren.)  Da  die  Curve  <S*  vom  achtzehnten  Grad  ist,  so  mo» 
sie  mit  der  Geraden  G^  ausser  den  bereits  angegebeneo  9  Poncten  (den 
3^„,  doppelt  gezählt,  und  den  3a„)  noch  9  andere  Poncte,  d. ,  gemein 
haben.  Diese  Puncte  d^  sind  dadurch  bestimmt,  dass  die  xoge- 
hörigen  Tangenten  oder  Asymptoten,  S)^,  der  Cnrve  durch  die- 
jenigen Puncte,  (f„,  der  Basis  C*  gehen,  in  welchen  letztere  von 
einzelnen  ihrer  Durchmesser,  D^,  berührt  wird,  and  dass  die- 
selben die  diesen  Darchmeesem  conjugirte  Ricbtang  haben  (L). 
Dass  es  9  solche  Durehmesser  D^  giebt,  erhellt  daraus,  dass  sie  gemein- 
schaftliche Tangenten  der  Curven  C*  und  E*  sind,  welche  12  gemein- 
schsftliche  Tangenten  haben,  aber  wovon  drei  die  Asymptoten  A,  der  C 
sind.  Die  9  Asjmpt^iten  S),,  sind  zugleich  solche  eigenthömliche  Sehiiea 
.  ot/o«,  {j=  S,\  bei  welchen  die  in  den  Endpuncten  a,  a,  und  in  derllitte 
4,  an  die  Basis  C  gelegten  drei  Tangenten  A,  A^  und  D^  sich  in  i^end 
einem  Puncte  Q  treffen.  Also:  „In  einer  Curve  dritten  Grades  C* 
giebt  es  im  Allgemeinen  9  solche  Transversalen  £,,  bei  welchen 
von  den  drei  Schnitten  der  eine,  d^,  in  der  Mitte  zwischen  den 
beiden  anderen,  a  und  a,,  liegt,  und  wobei  die  zugehörigen  drei 
Tangenten  in  irgend  einem  Puncte  Q  zusammentreffen,  und  wo 
zudem  die  Tangente  D^  im  mittelsten  Schuittpnncte  d,  »• 
gleich  ein  Durchmesser  der  Curve  ist."  —  Die  Begehungen,  welche 
die  Curve  S\  rücksichtlich  der  9  Geraden  S,  und  der  9  Puncte  Q  n 
anderen,  mit  der  Basis  C*  innig  zusammenhängenden  Curven  hat,  werdeo 
hier  übergangen  und  sollen  bei  einer  anderen  Gelegenheit  näher  in  B^ 
tracht  kommen. 

6.    „Durch  jeden  beliebigen  Punct  'Q  gehen  im  Allgemeinen 


nber  darauf  bezugliche  Eigeuschaften  allgemeiner  Curven.  535 

genten  A,  A^  und  C;  ihre  Schnitte  AA^,  AC,  CA^  mögen  beziehlich  p, 
q,  9,  heissen.  In  A  und  A^  nehme  man  die  Puncte  p  und  p^  so,  dass 
q  und  9j  die  Mitten  der  Strecken  pp  und  pp^  sind;  ziehe  sodann  die 
Geraden  ap^  und  ajp,  nenne  ihren  Schnitt  r^  so  geht  die  Gerade  pr  durch 
den  gesuchten  Berührungspunct  8  der  Sehne  aa^,  —  Hierzu  noch  die  Be- 
merkung. Die  durch  die  Puncte  p  und  p^  gezogene  Gerade  C\ ,  —  die 
mit  C  parallel  und  mit  ihr  auf  gleicher  Seite  von  p  liegt,  aber  doppelt 
so  weit  von  p  absteht,  —  schneidet  die  Sehne  aa,  in  demjenigen  Puncte 
«j,  welcher  mit  8  zu  a  und  a,  harmonisch  ist,  d.  h.  a8a^8^  sind  harmo- 
nisch. Geht  C  insbesondere  durch  p,  so  fallt  also  Cj  auf  C\  s,  in  c,  und 
8  entfernt  sich  ins  Unendliche. 

8.  Aus  (2.)  folgt  unter  anderen  der  nachstehende  Satz: 
„Denkt  man  sich  in  derselben  Ebene  zwei  ähnliche  Curven 
dritten  Grades,  C*  und  Cf,  deren  homologe  Dimensionen  sich 
verhalten,  wie  2:1,  hält  die  eine,  etwa  C,  in  ihrer  Lage  fest, 
so  kann  die  andere  auf  24  verschiedene  Arten  so  gelegt 
werden,  dass  beide  Curven  direct  (nicht  symmetrisch)  ähnlich 
liegen,  einander  in  irgend  einem  Paar  homologer  Puncto  m 
und  fi\  und  nebstdem  noch  in  irgend  zwei  nicht  homologen 
Puncten  n  und  q^  berühren."  „Durch  die  24  Puncte  m  in  der 
Curve  C  können  Curven  achten  Grades  gehen;  ebenso  durch 
die  24m,  in  CJ.« 

ni.  Liegt  der  Pol  P  in  der  Curve  E*  (1,  J5.),  so  sind  die  ihm  zu- 
gehörigen drei  Sehnen  S  oder  oa,,  bb^^  cc,  so  beschaffen,  dass  etwa  die 
drei  Endpuncte  a,  6,  c  in  einer  Geraden  «/,  und  somit  auch  die  drei  an- 
deren a„  6j,  c,  in  einer  Geraden  J,  liegen,  so  dass  also  unter  diesen  Um- 
ständen die  innere  Polare  J'  in  die  zwei  Geraden  V  und  «/,  zerfällt, 
welche  parallel  sind  und  gleich  weit  vom  Pol  P  abstehen,  und  zudem  auch 
projectivisch  gleich  sind,  indem  ab^=a,b,,  ac  =  a^c^^  bc=\c,  ist.  In 
diesem  Falle  ist  die  äussere  Polare  jedesmal  eine  Parabel,  deren  Axe  mit 
den  Geraden  J  und  J,  parallel  ist  (II,  1.).  Von  den  in  E^  liegenden 
Polen  zeichnen  sich  zunächst  folgende  durch  eigenthümliche  Umstände 
aus.  1)  Die  schon  oben  genannten  6  Schnitte  P^  der  Curven  6"  und  E^. 
In  jedem  derselben  wird  die  Sehne  crc/ unendlich  klein,  und  daher  fallen 
die  Geraden  J  und  J,  zugleich  mit  den  Sehneu  aa,  und  66,  (oder  oben 
S  und  iSj)  auf  einander,  auf  die  dortige  Sehne  S^.  2)  Femer  giebt  es  drei 
solche  besondere  Pole,  die  X,  Y,  Z  heissen  mögen,  für  welche  (nicht 
allein  die  innere  sondern)  zugleich  auch  die  äussere  Polare  A^  (die  Pa- 
rabel) in  ein  Paar  paralleler  Geraden  A  und  A,  zerfällt,  welche  überdies 
mit  den  zugehörigen  Geraden  J  und  </,  parallel  sind.  Ausser  diesen  drei 
Puncten  X,  Yy  Z  giebt  es  In  der  ganzen  Ebene  keinen  anderen  Pol,  dessen 
äussere  Polare  A^  in  zwei  parallele  Gerade  zerfällt. 


ri3*i 


'ctior  klgebr&iscbe  Curveu,  welche  einen  Uittelpuuct  h&ben,  und 


Ueber  die  geBammten  Geraden  J,  J^  hat  man  folgenden  Sati: 

„Alle  Paare  Geraden  J  nnd  J^ ,  in  welche  die  innere  Pelare 
J*  zerfällt,  wenn  der  Pol  P  in  der  Curve  E*  liegt,  berühreo 
eine  Curve  sechster  Classe,  ./',  und  vierzehnten  Grades,  welch« 
die  6  Sehnen  S^  zu  Asymptoten  und  die  Gerade  6„  cur  viel- 
fachen Tangente  hat."  Die  Curve  J^  berührt  jedoch  die  Ge- 
rade d„  nicht  in  vier,  sondern  in  nur  zwei  verschiedenen 
Puncten,  aber  in  jedem  doppelt,  so  dass  sie  sich  in  jedem  der- 
selben selbst  bervhrt,  und  zwar  sind  diese  zwei  Pancte  zn- 
gleich  die  gemeinschaftlichen  Puncto  der  Curve  E*  and  dei 
Geraden  6«,  oder  die  unendlich  entfernten  Pancte  der 
Asymptoten  von  E*.  „Wird  darch  den  Pol  P  mit  den  xnge- 
hörigen  Geraden  J  und  •/,  eine  dritte  Gerade,  J^,  parallel  ge- 
zogen, so  ist  ihr  Ort  eine  Curve  dritter  Claase  J^  and  vierten 
Grades,  welche  die  Gorade  G«,  zur  Qoppeltange&te  hat  nnd 
sie  in  den  eben  genannten  zwei  Puncten  berührt."  „Daher 
ist  das  ganze  System  der  verschiedeneu  Paare  Geraden  J  und 
J,  auch  so  beschaffen,  dass  jeder  Punct  %  der  Ebene  im  All- 
gemeinen der  Mittelpunct  eines  Kegelschnittes  ist,  welcher 
irgend  drei  der  genannten  Paare  berührt,  nnd  zwar  diejenigen 
drei  Paare,  welche  den  durch  den  Punct, $  gehenden  drei  Ge- 
raden J^  entsprechen." 

„Die  36  gemeinschaftlichen  Tangenten  der  Carve  J*  und 
der  Basis  C  bestehen  aus  18  Paar  znsammengehörigeB  Ge- 
raden J  und  y,." 

Wenn  die  Geraden  J  und  </,  Tangenten  der  Basis  C*  werden,  m 
vereinigen  sich  von  den  obigen  drei  Puncten  a,  b,  c  m  J  irgend  xim, 
etwa  b  und  c,  zu  einem  Beriihnmgspuncte  (bc)  oder  a;  ebenso  die  Pancte 
b^  und  c,  in  J,  zu  einem  Beriihrungspuncte  (b^c^  oder  a, ;  nnd  damit 
fallen  die  Sehnen  bb,   und  et-,  in  die  Bmilirun^sschne  g^,  zusammen,  die 


über  darauf  bezügliche  Eigeuschafteii  ailgemeiucr  Curveu.  537 


00  f 


und  der  obigen  Curve  SJ  (II.)  fallen  12  auf  die  Gerade  G 
6  andere  sind  jene  besonderen  6  Sehnen  S^  (II,  1.)»  und  die 
noch  übrigen  18  bestehen  aus  9  Paar  zusammengehöriger  Ge- 
radon  J  und  «/j."  Da  die  letzteren  (als  Tangenten  der  äJ)  zugleich 
9  Paar  paralleler  und  projectivisch  gleicher  Sehnen  S^ ,  oder  zur  Unter- 
scheidung S^  und  S\y  sind,  so  dass  J^=S^  =abc,  J,  =S\  =afi^c^  und 
a6  =  ft(?  =  a,6,  =  6,<?j  ist,  wofern  b  und  6,  die  mittleren  Puncto,  also  die 
Mitten  der  Sehnen  S^  und  S\  sind,  so  hat  man  weiter,  wenn  der  zuge- 
hörige Pol  P  oder  die  Mitte  der  Geraden  W,  durch  P^  bezeichnet  wird, 
den  folgenden  Satz: 

„In  der  beliebigen  Curve  C  giebt  es  im  Ganzen  9  Paar 
paralleler  gleicher  Sehnen  5j  und  51,  und  die  9  Mitten  P*  der 
ihre  Mitten  6  und  b^  verbindenden  Geraden  bb^  liegen  in  dem 
oft  genannnten  Kegelschnitte  E^,^ 

Rücksichtlich  der  42  gemeinschaftlichen  Puncto  der  Curven  «7®  und 
C  kann  bemerkt  werden,  dass,  wenn  etwa  a  ein  solcher  Punct  und  J 
die  zugehörige  Tangente  an  J^  ist,  und  man  sich  das  zugehörige  Paar 
Geraden  J  und  J^  nebst  dessen  (in  E^  liegenden)  Pol  P  denkt,  alsdann 
die  in  den  Puncten  P  und  a,  an  die  respectiven  Curven  E^  und 
C*  gelegten  Tangenten  allemal  parallel  sind.  Daraus  schliesst 
man  den  folgenden  Satz: 

„Denkt  man  sich  die  gegebene  Curve  C*  in  ihrer  Ebene 
um  den  Mittelpunct,  Ey  des  Kegelschnittes  jB'  um  180°  herum- 
bewegt und  bezeichnet  sie  in  der  neuen  Lage  durch  Cf,  denkt 
sich  ferner  einen  dem  E^  ähnlichen  und  ähnlich  liegenden 
Kegelschnitt  £,*  von  doppelt  so  grossen  Dimensionen,  dessen 
Mittelpunct  J5,  in  der  Curve  C*  liegt,  und  bewegt  diesen 
Kegelschnitt  E]  so,  dass  während  sein  Mittelpunct  E^  die 
ganze  Curve  C*  durchläuft,  er  stets  mit  E^  ähnlich  liegend 
ist,  oder  seine  Axen  stets  sich  selbst  parallel  bleiben,  so 
wird  die  gegebene  Curve  C"  im  Allgemeinen  42mal  von  dem 
auf  diese  Weise  bewegten  Kegelschnitte^^  berührt." 

IV.  In  dem  Vorstehenden  kamen  beiläufig  solche  einzelne  Sehnen 
S^,,  @o  und  @j  vor,  bei  welchen  die  Tangenten  in  ihren  Endpuncten  an 
die  Basis  C*  parallel  waren,  und  zwar  kamen  65^  (II,  1.),  24@o  (11,  3.) 
und  18@i  (III.)  in  Betracht.  Fassen  wir  diese  Eigenschaft  für  sich  auf 
und  bezeichnen  jede  Sehne,  welche  überhaupt  die  Berührungspuncte,  a 
und  a„  irgend  zweier  parallelen  Tangenten,  Sl  und  31,,  der  Basis  C  ver- 
bindet, durch  @,  so  ergeben  sich  folgende  Resultate: 

„Alle  Sehnen  @,  welche  die  Berührungspuncte  je  zweieJr 
parallelen  Tangenten  der  gegebenen  Basis  C  verbinden,  be- 
rühren eine  Curve  neunter  Classe,  @^  und  (höchstens)  sechs- 


53Ö 


l'ebHT  al^ebiuibche  Curveii,  welche  eineu  UiltelpUDCte  haben,  und 


unddreissigsten  Grades."  Feiner:  „Die  Gurve  @*  fast  6  drei- 
fache Tangenten,  @,,  welche  sich  paarweise  in  den  oben  ge- 
nannten, in  der  Curve  E'  liegenden  drei  Puncten  X,  Y,  Z  (III.) 
Hchneiden,  und  welche  nebstdcm  sn  je  3  durch  4  Paacte  q,  r,  i 
und  V  gehen,  so  dass  »ie  die  6  Seiten  eines  TollstäodigeD 
Vierecks  rqtt  sind.  Dieselbe  Curve  berührt  auch  die  %A,  dtr 
C,  nnd  zwar  jede  im  Hittelpunote  derjenigen  Hyperbel,  welche 
die  6*  in  ihrem  Berährungspancte  a„  (U,  2.)  mit  der  jedes- 
maligen A,  funfpunctig  berührt."  Wird  jede  Tangente  der  C,  welche 
mit  einer  ihrer  %A,  parallel  ist,  durch  91,  und  ihr  Berühnrngsponct  durch 
Og  bezeichnet,  so  giebt  es  im  Ganzen  1291,  nnd  \'i.\.  Di^se  12  Tan- 
genten 9,  sind  zugleich  besondere  Sehnen  @  und  berühreo 
die  Curve  @*  in  den  nämlichen  Puncten  Og.  Wird  ferner  jede  Tan- 
gente der  C,  welche  mit  einer  ihrer  9S}  parallel  ist,  durch  SS  und  ihr 
Berubrungspunct  durch  tt  bezeichnet,  so  giebt  es  im  Ganzen  36  Poncte  B, 
und  somit  auch  36  Sehnen  lnD:=@,  welche  die  besondere  Eigen- 
schaft haben,  dass  sie  die  Curve  ©*  gerade  in  den  Puncten  U 
berühren;  zudem  berühren  auch  die  9äß  selbst,  als  specielle  Sehnen  6^ 
die  Curve  @*  in  den  zi^ehörigen  Pnocten  U).  Hieraus  und  aus  Früherem 
orgeben  sich  folgende  Beziehungen  der  Curve  @'  zu  den  Curven  C*  und  S|: 

„Die  Curve  @'  berührt  die  Basis  C  in  ihren  9  Wende- 
pnncten  K,  sowie  in  den  12  Puncten  o,.  Die  54  gemeinscbtft* 
liehen  Tangenten  beider  Curven  bestehen:  1)  ans  den  9  Wen- 
detangentcn  39}  der  C,  jede  dreifach  gezählt,  2)  sas^  den 
12  Tangenten  Sl,,  jede  doppelt  gezählt,  und  3)  aus  den  3  Asymp- 
toten A,  der  C*;  was  zusammen  54  ausmacht." 

„Die  54  gemeinschaftlichen  Tangenten  der  Curven  @*  and 
&\  bestehen:  1)  aus  den  99S  und  ZA,  d«r  Basis  C,  jede  doppelt 
gezählt,  2)  aus  den  obigen  24@.  (11,3.),  und  3)  aus  den  &S;  (H,  1.); 


über  darauf  bezugliche  Eigenschaften  allgemeiner  Curveu.  53i) 

in  einer  Geraden  liegt,  so  dass  die  Gerade  mm,  allemal  die 
Sehne  aaj  im  verlangten  Berührungspuncte  8  schneidet."  Daraus 
8chliesst  man,  unter  anderen: 

„Dass  es  in  einer  beliebigen  Curve  dritten  Grades  C  im 
Allgemeinen  36  Paare  paralleler  gleicher  und  gleichliegendor 
Krümmungsradien  giebt." 

Wird  die  Mitte  jeder  Sehne  aa,  =  ©  durch  ÜJt  bezeichnet,  so  folgt 
weiter: 

„Der  Ort  der  Mitten  9R  aller  Sehnen®,  welche  die  Berüh- 
rungspuncte paralleler  Tangenten  der  gegebenen  Basis  C* 
verbinden,  ist  eine  Curve  zwölften  Grades,  9R",  und  sechs- 
undneunzigster Classe,  welche  die  Basis  C  in  ihren  9  Wende- 
puncten  ID  berührt,  in  den  6  Puncten  Pq  schneidet  und  ihre 
drei  unendlich  entfernten  Puncto  a«  zu  vierfachen  Puncten  hat; 
was  zusammen  die  volle  Zahl,  gleich  36,  gemeinschaftliche 
Puncte  beider  Curven  ausmacht."  Die  3mal  4  Asymptoten  der 
Curve  3R",  welche  beziehlich  den  3-4,  der  6"  parallel  sind,  liegen  respective 
in  der  Mitte  zwischen  jeder  A,  und  den  mit  ihr  parallelen  4  Tangenten  SIq. 

„Die  Curve  3K*'  schneidet  die  Curve  jB'  in  den  nämlichen 
6  Puncten  P^,  und  nebstdem  in  den  18  Puncten  P,  (UI.)." 

Wenn  man  die  Mitte  3R  irgend  einer  Sehne  aOi  =  @  als  Pol  P  an- 
nimmt^ so  berührt  dessen  innere  Polare  J^  die  Basis  C"  in  den  End- 
puncten  a  und  a,  der  Sehne.  Für  keinen  anderen  Pol  können  sich  J^ 
und  C  berühren,  d.  h.  sie  können  sich  nicht  bloss  in  einem  Puncte  oder 
nur  einmal  berühren,  sondern  sobald  sie  sich  in  irgend  einem  Puncte  a 
einfach  berühren,  so  berühren  sie  einander  nothwendig  noch  in  einem  an- 
deren Puncte  Qj,  und  alsdann  sind  die.  zugehörigen  Berührungstangenteu, 
Sl  und  $lj ,  parallel,  die  Berührungssehne  aa^  geht  durch  den  jedesmaligen 
Pol  P  und  wird  durch  ihn  gehälftet.    Also: 

„Der  Ort  des  Poles,  dessen  innere  Polare  «/'  die  Basis  C 
berühren  soll,  ist  die  nämliche  obige  Curve  zwöften  Grades 
9R";  dabei  berühren  sich  die  Curven  J^  und  C  zugleich  in 
zwei  Puncten  und  die  zugehörigen  beiden  Berührungstangenten 
sind  stets  parallel.^     Daraus  folgt  weiter: 

„Dass  es  in  der  gegebenen  Basis  6''  keine  zwei  Sehnen  @ 
geben  kann,  welche  einander  hälften;  und  daher  kann  auch 
die  Curve  3W*'  ausser  jenen  drei  vierfachen  Puncten  «oo  keinen 
anderen  vielfachen  Punct  haben.'' 

§16. 
.  Die  im  Vorstehenden  (§  15)  über  die  allgemeine  Curve  dritten  Grades 
aufgestellten  Sätze  und  Eigenschaften  erleiden  mehr  oder  weniger  erheb- 


540  ü«bar  ;il|i<!lirairiche  (lurven,  welche  einen  Uittelpuiict  haben,  und 

liehe  Modißcatio&eo,  wenn  die  Curve  von  specieller  Art  ist.     Die  wesoit- 
lichsteu  besonderen  Arten  sind  etwa  folgende: 

I.     Wenn  die  Ourve  C"  einen  Doppelpooct  kat;  wobei  auch  noch  dis 

dreifache  Art  des  Doppelpunctes  zu  berücksichtigeD  ist  (§  11). 
IL     Wenn  die   Ourve    zwei   Doppelpuncte   hat   oder  in   eineD   Kegel- 
schnitt und  eine  Gerade  zerfallt. 
III.    Wenn  die  Curve  drei  Doppelpuncte  hat  oder  in  drei  Gerade  zerfiUlt 
Wiewohl  diese  Fälle  zu  mehreren  nicht  uninteressanten  besonderen  SätieD 
führen,  so  musa  ich  hier  doch  die  nähere  Discnssion  derselben  unt«rIaaseiL 

Ist  nun  femer  die  gegebene  Basis  eine  allgemeine  Curve  vierten  Grade)>, 
6'',  und  somit  die  innere  Polare  jedes  Pols  eine  Curve  dritten  Grades,  •/', 
so  kann  letztere  möglicherweise  nnr  entweder  in  eine  Curve  zweiten  Grade« 
und  in  eine  Gerade  oder  in  drei  Gerade  zerfallen;  und  swar  kann  diese« 
Zerföllen  nur  dadurch  geschehen,  dass  von  den  durch  den  jedesmaligen 
Pol  P  gehenden  6  Sehnen  S,  oder  aa,,  M,,  cv,,  dd^,  ee,  und  j^^,,  irgend 
zwei  aufeinander  fallen  und  eine  Doppelsehne  ;S,  bilden;  denn  da  alsdaim 
durch  die  in  S^  liegenden  zwei  Paar  Endpuncte,  etwa  a  und  o,,  &  und 
hy,  keine  eigentliche  Curve  •/*  gehen  kann,  so  muss  sie  zerfallen,  nnd 
zwar  mnss  <S,  selbst  ein  Bestandtheil  von  ihr  sein.  Der  andere  Bestsod- 
theil  geht  dann  durch  die  8  Endpnncte  der  noch  übrigen  4  Sehnen  S  und 
ist  im  Allgemeinen  irgend  ein  Kegelschnitt  </*,  der  den  Pol  P  zum  Hittel- 
punct  hat,  welcher  jedoch  in  besonderen  Fällen  auch  selbst  noch  in 
zwei  Gerade  zerfallen  kann,  und  zwar  auf  zwei  Arten.  Nämlich  1)  sobald 
es  sich  ereignet,  das»  von  den  übrigen  4  Sehnen  auch  noch  ein  Paar  auf 
einander  fallt,  so  lallt  nothwendigerweise  auch  noch  das  dritte  Paar  asf 
einander,  so  dass  dann  J'  aus  drei  Doppelsehnen  £,  besteht;  oder  2)  kamt 
sich  ereignen,   dass  von  den  Endpuncten  der  übrigen  4  Sehnen  at„  (£J„ 


aber  darauf  bezügliche  Eigenschaften  allgemeiner  Curven.  541 

Der  Fall  (A.)  kommt  am  häufigsten  vor,  wogegen  die  Fälle  unter  (J5.) 
nur  für  einzelne  bestimmte  Pole  eintreten.  Nämlich  Fall  (J5,  a):  „Es 
giebt  im  Ganzen  nur  9  solche  Pole,  die  P,  heissen  sollen,  für 
welche  die  innere  Polare  e/*  in  drei  Doppelsehnen  iS,  zerfällt," 
und  zwar  sind  dieselben  zugleich  die  der  Geraden  G«  in  Be- 
zug auf  die  Basis  entsprechenden  9  Pole,  d.  h.  sie  sind  die  ge- 
meinschaftlichen Schnittpuncte  aller  äusseren  ersten  Polaren 
A*  in  Bezug  auf  C*,  deren  Pole  in  der  Geraden  G«  liegen.  Die 
besonderen  einzelnen  Pole,  für  welche  der  Fall  (B,  b)  eintritt,  sind  schwie- 
riger anzugeben,  wie  man  weiter  unten  sehen  wird. 

Ueber  den  Ort  des*  Poles,  dessen  innere  Polare  auf  die  angegebene 
Weise  in  Theile  zerfallt,  und  über  den  Ort  aller  dabei  vorkommenden 
Doppelsehnen  sowie  über  andere  damit  in  Beziehung  stehende  Umstände 
ergeben  sich  unter  anderen  folgende  Sätze  und  Eigenschaften: 

4^Der  Ort  des  Poles  P,  dessen  innere  Polare  auf  die  ange- 
gebene Art  in  Theile  zerfällt,  ist  eine  Curve  zehnten  Grades, 
P*^,  und  sechsunddreissigster  Classe,  welche  die  genannten 
besonderen  9  Pole  P,  zu  dreifachen  Puncten  hat,  die  Basis  C* 
in  ihren  4  unendlich  entfernten  Puncten  a«  berührt  und  somit 
deren  AA,  auch  selbst  zu  Asymptoten  hat.'^  Die  noch  übrigen 
32  gemeinschaftlichen  Puncto  der  beiden  Curven  P^®  und  C*  sind  solche 
besondere  Pole,  etwa  P*,  für  welche  die  zugehörige  Döppelsehne  5,  in 
eine  Tangente  der  Basis  C*  übergeht,  etwa  Sl,  wobei  nämlich  das  eine 
Paar  Endpuncte,  b  und  6,,  sich  zum  Berührungspunct  P^  vereinigt 
hat.    Also: 

„Eine  beliebige  Curve  vierten  Grades  C*  hat  im  Ganzen 
32  solche  Tangenten  Sl,  welche  von  ihr  in  zwei  vom  Berüh- 
rungspunct P®  gleich  weit  abstehenden  Puncten  a  und  a^  ge- 
schnitten werden."*)  „Durch  die  32  Berührungspuncte  P° 
können  Curven  achten  Grades  gehen.^ 


*)  Dieser  Satz  stimmt  mit  demjenigen  überein,  welchen  Herr  Professor  Hesse  im 
36.  Bande  S.  161  des  Cr elW* sehen  Journals  zuerst  aufgestellt  hat;  denn  beide  Sätze 
geben  durch  Projection  in  einander  über;  oder  beide  Sätze  sind  zugleich  in  dem  fol- 
genden Satze  enthalten: 

^Bestimmt  man  in  jeder  Tangente  einer  gegebenen  Curve  vierten 
Grades  C*  den  ihrem  Berührungspuncte  in  Bezug  auf  ihre  zwei  Schnitt- 
puncte mit  der  Curve  zugeordneten  vierten  harmonischen  Punct  Q,  so 
ist  dessen  Ort  eine  Curve  zweiunddreissigsten  Grades,  Q",  welche  die 
gegebene  Curve  in  ihren  24  Wendepuncten  dreipunctig  berührt  (die 
Wendetangenten  mit  ihr  gemein  hat)  und  sie  in  den  56  Berührungs-  , 
puncten  ihrer  28  Doppeltangenten  schneidet;  was  zusammen  die  volle 
Zahl  gemeinschaftlicher  Puncte  beider  Curven  ausmacht,  24.d-|-56  =  128.'^ 
^Die  obigen  besonderen  32  Tangenten  «S,    sind  den  32  Asymptoten  der 


542 


l.leher  algebraische  Turvou,  »eiche  einen  Uittelpunel  habeD,  und 


Von  den  10  gemeinschaftlichen  Pnncten  d&t  Cnrvfl  P'"  nod  der  Ge- 
raden G^  kennen  wir  erst  vier,  die  4a.;  allein  von  diesen  Borie  vu 
den  ihnen  zugehörigen  Asymptoten,  4A„  hängen  die  noch  fibrigen  6  Puncte 
sowie  die  Richtungen  ihrer  zugehörigen  Asymptoten  ab.  Bezeichnen  wir 
für  einen  Augenblick  die  4  Puncte  a„  durch  o,  ß,  7  and  S  und  die  6  im- 
bekamiten  Puncto  durch  ;r  und  j^,,  y  und  tf,,  z  und  z,,  so  ist  jedes  Pur 
der  letzeren  immer  zu  den  in  zwei  Paare  geordnei«n  enteren  ngleid 
harmonisch,  so  dass  etwa 

^ecuEjß  und  a^aijS;  yay,Y  und  ^y,S;  zcuifi  und  sß^if 
harmonisch  sind.  Oder  zieht  man  dnrch  einen  beliebigen  Pnnct  die  4  Ge- 
raden A,  B,  C  und  D  den  4  Asymptoten  Ä,  parallel,  ordnet  dieaelb» 
auf  die  möglichen  drei  Arten  zu  zwei  Paaren,  nämfich  AB  und  CD,  A€ 
und  BD,  AD  und  BC,  und  construirt  zu  diesen  andere  drei  Stnhl«- 
paare  X  und  X,,   Y  und   Y,,  Z  und  Z,  so,  dass  zugleich 

XAX.B  und  XCX,D;  YAY^C  und  YBY,D;  ZAZ,D  und  ZB^C 
harmonisch  sind ,  so  sind  diese  Strahlen  X,  X^ ;  Y,  F, ;  Z,  Z^  den  rabe- 
kannten 6  Asymptoten  der  .Curve  P'"  parallel  und  somit  nadb  jenai 
6  Puncten  x,  x, ;  y,  y, ;  z,  z,  gerichtet,  welche  die  Curve  mit  G^  gemein 
hat.  Von  diesen  drei  Punctepaaren  sind  immer  zwei  Paar 
reell  und  das  dritte  imaginär,  und  dem  entsprechend  sind 
auch  von  den  6  Asymptoten  4  reell  und  2. imaginär,  vofen 
nämlich  jene  ersten  4  Asymptoten  A,  reell  sind. 

Die  Curve  P'"  geht  ferner  insJjesondere  auch  durch  dit 
Mitten  der  28  üoppeltangenten  der  Basis  C*. 

Was  nun  weiter  die  Doppelsefanen,  5„  betrifft,  so  ist  zwar  die  Curve 
P'"  der  Ort  ihrer  Mitten,  P,  aber  die  Sehnen  selbst  omhülleu  cdne  andcn 
Curve,  nämlich: 

CnrTe  Q"  parallel."     Bei  dieser  Gelegenheit  erlaube  leb  mir  noch  Tolgnide  Be- 


über  darauf  bezügliche  Eigenschaften  allgemeiner  Curven.  543 

„Der  Ort  aller  Doppelsehnen  £>,,  welche  Bestandtheile  der 
zerfallenden  inneren  Polaren  «/',  oder  welche  in  der  gege- 
benen Basis  überhaupt  möglich  sind,  ist  eine  Curve  neunter 
Classe,  Sl^  und  vierunddreissigsten  Grades,  welche  die  Basis 
in  ihren  im  Unendlichen  liegenden  4  Puncten  a«,  vierpunctig 
berührt,  somit  deren  4A,  ebenfalls  zu  Asymptoten  hat,  aber 
jede  derselben  noch  in  einem  bestimmten  anderen  Puncto 
berührt,  also  dieselben  zu  Doppeltangenten  hat;  ferner  be. 
rührt  die  Curve  auch  noch  die  28  Doppeltangenten  der  Basis 
und  hat  die  Gerade  &«  zur  sechsfachen  Tangente,  und  zwar 
berührt  sie  diese  in  den  nämlichen,  vorhin  näher  bestimmten 
6  Puncten  x  und  ^, ,  y  und  y,,  z  und  2:,.^  Nämlich  denkt  man  sich 
den  Pol  P  in  einem  dieser  6  Puncte,  etwa  in  a,  so  lallt  die  ihm  zuge- 
hörige Doppelsehne  S^  auf  die  Gerade  &<<>  und  berührt  die  Curve  im  con- 
jogirten  Puncte  o;,,  und  auch  umgekehrt;  und  ebenso  verhält  es  sich  mit 
den  beiden  anderen  Punctepaaren.  Diese  Berührungen  sind  mit  den  re- 
spectiven  Puncten  gleichzeitig  reell  oder  imaginär. 

Da  die  Basis  C^  im  Allgemeinen  von  der  zwölften  Classe  ist,  so  hat 
sie  mit  der  Curve  SJ  im  Ganzen  12 . 9  =  108  Tangenten  gemein ,  und 
diese  bestehen:  1)  in  den  obigen  32  Tangenten  iS*;  2)  in  den  28  Doppel- 
tangenten der  Basis,  jede  doppelt  gezählt;  und  3)  in  den  4Ag,  jede  fünf- 
fach gezählt;  was  zusammen  richtig  32-1-28.24-4.5  =  108  ausmacht. 

Von  den  gemeinschaftlichen  Puncten  der  Curve  S^  und  der  Geraden 
G^oo  kennen  wir  bereits  16^  nämlich  die  6  Berührungspuncte  ^,  ^,,  y^  y^ 
2;  und  ;^p  jeder  doppelt  gezählt,  und  die  4  Puncte  a^.  Da  die  Curve  vom 
vierunddreissigsten  Grad  ist,  so  fehlen  also  noch  18  Puncte,  welche  durch 
folgende  Betrachtung  näher  bestimmt  werden,  aus  der  zugleich  noch  einige 
andere  Eigenschaften  hervorgehen. 

• 

Durch  jeden  gegebenen  Punct  gehen  im  AUgemeinen  9  Doppelsehnen 
S^.  Liegt  der  Punct  in  der  Basis  C^  selbst,  er  heisse  a,  so  ist  er  ein 
Endpünct  von  jeder  der  9/S,,  und  alsdann  liegen  die  ihm  zugehö- 
rigen anderen  9  Endpuncte  a,  in  einer  Curve  dritten  Grades, 
a',  welche  die  Basis  im  Puncte  a  dreipunctig  berührt;  und 
ebenso  liegen  die  Mitten  P  der  ^S^  in  einer  anderen  Curve 
dritten  Grades,  P',  welche  die  Basis  im  Puncte  a  zweipunctig 
berührt.  Ist  insbesondere  der  Punct  a  ein  Wendepunkt  der  Basis,  so 
ist  er  dasselbe  auch  von  jeder  der  beiden  Curven  a'  und  P*. 
Und  ist  a  einer  der  obigen  32  Schnittpuncte  P^  der  Curven  P*®  und  C*, 
so  wird  die  Basis  in  ihm  von  der  Curve  a]  vierpunctig  und  von 
der  Curve  P*  dreipunctig  berührt,  so  dass  diese  beiden 
Curven  einander  daselbst  auch  dreipunctig  berühren. 

Wiewohl  durch  jeden  Punct  9  Doppelsehnen  gehen,  so  sind  dieselben 


bU 


l'eber  aigchraisrhe  ( 


,  welche  einen  Uittelpiiiict  hahen,  und 


doch  nur  zu  3  und  3  parallel,  ho  dat»  es  nach  jeder  gegebenen  Richtong 
nur  je  3iS,  giebt,  oder  mit  anderen  Worten:  durch  jeden  PnDct  Q  in  der 
Geraden  6„  gehen  nur  3  (nicht  selbst  im  Unendlichen  liegende)  Doppel- 
sehnen S^,  indem  dio  6  übrigen  auf  die  Gerade  8„  selbst  fallen.  Die 
Mitten,  P,  je  dreier  parallelen  Doppelsehnen  liegen  nothwendigerweiae  in 
einem  Durchmesser,  D,  der  Basis  C  (§  15,  I.)  oder,  -  was  dasselbe  ist,  in 
der  dritten  äusseren  Polare,  D,  des  Punctes  Q  in  Bezug  auf  die  Basig, 
uud  die  drei  Sehnen  S,  haben  die  dem  Durchmesser  D  conjugirte 
Richtung.  Man  denke  sich  ferner  von  demselben  Puncte  Q  die  eist« 
äussere  Polare  A^  in  Bezug  auf  die  Basis,  so  geht  dieselbe,  wie  sclu» 
bemerkt,  durch  jene  9  Pole  P,,  welche  dreifache  Puncte  der  Curve  P" 
sind,  und  daher  kann  sie  die  letzteren  ausserdem  nur  noch  in  irgend  dm 
Puncten  P  schneiden,  welche  (vermöge  der  Lage  der  9P,)  nothwendig 
zugleich  in  irgend  einer  Geraden  liegen  müssen.  Diese  Gerade  ist  ab« 
gerade  der  genannte  Durchmesser  D  und  die  drei  Schnittpaacte  P  sind 
gerade  die  Mitten  jener  nach  Q  gerichteten  3S,.    Also: 

„Denkt  man  sich  von  irgend  einem  Puncte  Q  in  der  Ge- 
raden G„  die  erste  und  dritte  äussere  Polare  in  Bezug  auf  die 
Basis  C,  A^  und />,  so  schneiden  sich  dieselben  in  denjenigen 
3  Polen  P,  deren  zugehörige  3  Doppelsehnen  S^  nach  dem 
.  nämlichen  Puncte  Q  gerichtet  sind,  oder  welche  die  dem 
Durchmesser  D  conjugirte  Richtung  haben."  Und:  „Bewegt 
sich  der  Punct  Q  längs  der  Geraden  G„,  so  ist  der  Ort  der 
3  Schnitte  P  seiner  eisten  und  dritten  änssereo  Polare  die 
nämliche  Curve  zehnten  Grades  P",  welche  alle  Pole  enthält, 
deren  innere  Polaren  J*  zerfallen."  Alle  bei  dieser  Bewegung  vo^ 
kommenden  Polaren  A'  bilden  einen  Curvenbüschci ,  S(ji')i  ™it  d" 
9  Gnindpuncten  Py 

Nun  kann  sich  ereignen,   dass  von  den  genannten  Polaren  A*  irgend 


über  darauf  bezügliche  Eigeuschaften  allgemeiner  CurTen.  54^ 

Aoe  befinden,  so  dass  es  also  nur  18  zulässige  Berührungspuncte  ^^  giebt: 
und  diesen  18  Puncten  ^^  entsprechen  somit  auf  der  Geraden  6«  die 
verlangten  18  Puncte  Q^,  sovae  die  zugehörigen  18  Asjmptoten  @J  der 
Cnrve /S^.  Das  heisst:  Die  oben  noch  fehlenden  18  gemeinschaft- 
lichen Puncte  Qjj  der  Curve  SJ  und  der  Geraden  6«  haben  die 
Eigenschaft,  oder  sind  dadurch  bestimmt,  dass  die  erste  und 
dritte  Polare  eines  jeden  derselben  in  Bezug  auf  die  Basis 
sich  in  irgend  einem  Puncte  ^^  berühren,  und  dass  die  jenem 
Puncte  zugehörige  Asymptote  @*  zugleich  durch  den  letzteren 
Punct  geht.  Dieselbe  Eigenschaft  besitzen  übrigens  auch  jene  4  Puncte 
aoo,  jedoch  mit  dem  Unterschiede,  dass  jeder  Q^  und  ^^  zugleich  ist, 
d.  h.  dass  die  erste  und  dritte  Polare  eines  jeden  sich  mit  der  Curve  P^^ 
in  ihm  selbst  berühren,  und  zwar  ist  seine  dritte  Polare  die  zugehörige 
Asymptote  A,  der  Basis,  so  dass  also  die  4  Asymptoten  der  Basis  zugleich 
specielle  Durchmesser  derselben  sind.  Die  18  Asymptoten  (S,  haben  als 
Doppelsehnen  die  besondere  Eigenschaft,  dass  die  in  ihren  End- 
puncten  a  unda^,  iund  b^  an  die  Basis  6'^  gelegten  Tangenten- 
Paare  A  und  A^y  B  und  B,  sich  auf  dem  zugehörigen  Durch- 
messer D  schneiden,  so  dass  dieser  Durchmesser  eine  Dia- 
gonale des  vollständigen  Vierseits  AA^BB^  ist,  von  dem  die 
beiden  anderen  Diagonalen  mit  @*  parallel  sind. 

Jeder  Durchmesser  D  schneidet  die  Curve  P*"  ausser  jenen  3  Puncten 
P,  die  zugleich  in  der  entsprechenden  Polare  A*  liegen,  in  noch  7  an- 
deren Puncten  P;  aber  jene  unterscheiden  sich  von  diesen  wesentlich  da- 
durch, dass  die  ihnen  zugehörigen  Doppelsehnen  S^  die  dem  Durchmesser 
conjugirte  Richtung  haben,  wogegen  die  zu  den  7  anderen  gehörigen 
Doppelsehnen  zu  je  einem  anderen  Durchmesser  conjugirt  sind.  Also: 
^Von  den  je  lOPolen  P,  welche  in  irgend  einem  Durchmesser 
D  -liegen,  gehören  ihm  3  in  der  Art  eigenthümlich  an,  dass 
die  ihnen  zugehörigen  Doppelsehnen  die  dem  Durchmesser 
conjugirte  Richtung  haben  oder  nach  seinem  in  &«  liegenden 
Pol  Q  gerichtet  sind." 

Ueber  die  Durchmesser  insgesammt  hat  man  folgenden  Satz: 
„Alle  Durchlnesser,  Z>,  der  gegebenen  Basis  C*  umhüllen 
eine  bestimmte  Curve  dritter  Classe,  /)',  und  vierten  Grades, 
welche  drei  Rückkehrpuncte,  r,  und  eine  Doppeltangente,  Z),, 
hat;  und  namentlich  berührt  diese  Curve  jede  der  4  Asymp- 
toten Af  der  Basis  (als  specielle  Durchmesser)  in  demjenigen 
Puncto,  welcher  der  Schwerpunct  von  ihren  3  Schnittpuncten 
mit  den  3  anderen  Asymptoten  ist."  Die  Curve  2>"  heisst 
auch  die  dritte  Polare  der  Geraden  Ctoo  in  Bezug  auf  die  Basis 
C*  (vgl.  die  vorhergehende  Abhandlung). 

Steioer't  Werke.    II.  35 


r>46  L'eber  &](;el)raJ4che  Cnrveii,  welche  einen  UittelpQUct  babeii,  und 

Danach  gehen  also  durch  jeden  beliebigen  Pimct  R  in  der  Ebene 
im  Allgemeinen  je  drei  Durchmesser  der  C;  BOmit  auch  dorch  jeden 
PuDct  Q  in  G^  drei  parallele  Durchmesser,  etwa  i>,,  und  zvar  haben 
diese  die  conjugirtc  Richtung  desjenigen  Durchmessers  D,  welcher  dem 
Puncto  Q  entspricht  (dessen  dritte  Polare  ist);  aber  die  den  drei  Dorch- 
messern  £>,  conjugirten  Richtungen  sind  unter  sich,  sowie  auch  im  All- 
gemeinen von  der  Richtung  des  Durchmessers  D  verschieden.     Nämlich: 

„Die  Basis  C  hat  im  Ganzen  nur  drei  Paar  conjagirte 
Durchmesser,  d.h.  solche  Durchmesser,  wovon  jeder  die  con- 
jugirte  Richtung  des  anderen  hat,  und  zwar  sind  dieselben 
bcziehlich  nach  den  obigen  Punctepaaren  x  und  x^,  y  und 
y,,  z  und  s,  in  der  Geraden  G^,  gerichtet  und  somit  den  dort 
construirten  Strahlen-Paaren  X  und  X,,  Y  und  y,,  Z  und  Z^ 
parallel."  Denkt  man  sich  den  Punct  Q  in  einem  der  6  Puncte,  etwi 
in  X,  so  geht  der  ihm  entsprechende  Durchmesser  D  durch  den  conjugirten 
PuDct  x^,  und  auch  umgekehrt;  und  zwar  ist  dabei  2,  zugleich  einer  der 
drei  Puncte  P,  die  dem  Durchmesser  D  eigenthümlich  zugehoren,  oder 
in  denen  er  von  der  entsprechenden  Polare  A}  geschnitten  wird. 

Die  4  Asymptoten  Ä,  sind  diejenigen  besonderen  Dnrch- 
mesner,  welchen  ihre  eigene  Richtung  conjugirt  ist. 

Die  Doppeltangente  i>,  der  Cnrve  />'  ist  gewisBermaassen 
ein  doppelter  Durchmesser,  d.  h.  ein  solcher,  welchem  zwei 
verschiedene  Richtungen  conjugirt  sind,  so  dass  ihm  ancb 
zwei  verschiedene  Pole  auf  der  Geraden  O,  entsprechen,  etwa 
Q,  und  Qi,  welche  nach  den  beiden  Richtungen  hin  liegea; 
ebenso  müssen  ihm  zweimal  3  Pole  P  eigenthümlich  ange- 
hören, und  die  zu  denselben  gehörigen  Doppelsehnen  S,  mfisseo 
zu  3  und  3  die  conjugirten  Richtungen  haben,  also  parallel 
oder  nach  den  Pnncten  Q,  und  Q\  gerichtet  sein. 


über  darauf  bezügliche  Eigenschaften  allgemeiner  Curvcn.  547 

Ist  der  Pol  Pjc(=P)  insbesondere  einer  der  40  gemeinschaftlichen 
Puncte  der  Curven  P*®  und  />',  60  fallen  von  den  durch  ihn  gehenden 
drei  Durchmessern  zwei  zusammen,  nämlich  auf  die  Tangente  der  Curve 
D*  im  Pol  Pxj  welche  Dt  heissen  soll;  der  andere  Durchmesser  berührt 
die  Z>'  in  irgend  einem  anderen  Puncte,  etwa  R^,  und  heisse  Dr.  Nun 
sind  hierbei  zwei  Fälle  möglich,  nämlich  entweder  gehört  der  Pol  P^ 

1)  dem  Durchmesser  Dt,  oder 

2)  dem  Durchmesser  Dr  eigenthämlich  an; 

und  davon  hängen  sodann  weiter  folgende  interessante  Umstände  ab: 

I.  „Gehört  der  Pol  P^  zum  Durchmesser  A,  so  besteht 
seine  innere  Polare  J'  aus  J'-I-Sj,  und  zwar  ist  die  Doppel- 
sehne Sj  zugleich  eine  Asymptote  des  Kegelschnittes  J';"  und 

IL     „Gehört  der  Pol  Px  zum  Durchmesser  Dr,  so  besteht^ 
seine  innere  Polare  aus  S,-f-e7-4-e/, ,  wobei  die  Geraden  J  und 
c7,  parallel  sind  und  gleich*weit  vom  Pol  abstehen." 

Hierbei  entsteht  die  Frage: 

„Wieviele  von  den  40  Polen  P^  gehören  zu  Durchmessern 
Dty  und  wieviele  gehören  zu  Durchmessern  Dr?  oder  wieviele 
in  e/'-+-Sj  zerfallende  innere  Polaren  giebt  es,  bei  welchen  S^ 
Asymptote  von  J'  ist,  und  wieviele  giebt  es,  welche  in  drei 
Geraden  Sj-HeZ-heTj  zerfallen?" 

Diese  Frage  weiss  ich  vor  der  Hand  noch  nicht  sicher  zu  beant- 
worten und  überlasse  sie  daher  dem  geneigten  Leser. 

Ueber  die  Curve  2)'  will  ich  noch  Folgendes  bemerken: 

„Die  Curve  D*  ist  der  Ort  desjenigen  Poles  R^,  dessen 
äussere  Polare  A^  die  Gerade  G^  berührt;  und  die  dritte  Po- 
lare des  Berührungspunctes,  Q,  ist  gerade  derjenige  Durch- 
messer D,  welch-er  die  Curve  Z)'  in  jenem  Pole  R^  berührt." 
Da  nun  die  innere  Polare  J*  desselben  Poles  /?,,  mit  der  Geraden  6« 
allemal  die  nämlichen  drei  Puncte  gemein  hat,  wie  die  äussere  A*  (§  13,  U.), 
so  muss  auch  sie  die  Gerade  O^  in  Q  berühren;  allein  nach  dem  Frü- 
heren (§  11)  ist  diese  Berührung  nur  dadurch  möglich,  dass  Q  ein  Doppel- 
punct  der  Curve  J^  ist.     Daher  kann  man  auch  sagen: 

„Der  Ort  desjenigen  Poles  R^,  dessen  innere  Polare  J*  nur 
einen  einzigen  Doppelpunct  Q  (oder  insbesondere  auch  drei 
Doppelpuncte)  hat,*)  ist  die  Curve  /)',  und  der  Ort  des  Doppel- 


*)  Soll  die  Polare  J^  zwei  (und  auch  drei)  Doppelpuncte  haben,  so  muss  sie  aus 
•/*+*Sa  bestehen,  somit  der  Ort  ihres  Poles  die  Curve  P^^  sein,  und  dann  sind  die 
Doppelpuncte  die  gegenseitigen  Schnitte  von  J^  und  S^^  etwa  D  und  Di.  Dabei  kann 
raan  fragen:  »In  welcher  Curve,  D**,  liegen  alle  diese  Doppelpuncte?  Ist 
der  Grad-Exponent,  n,  etwa  gleich  der  Zahl  derjenigen  Pole  Pz,  welche 
zu  Durchmessern  Dt   gehören?   und  sind  die  diesen   Polen   zugehörigen 

35* 


548  lieber  aleehraische  Curvon,  welche  einen  JlitUlpanet  haben,  und 

punctes  ist  die  Gerade  G»."  ,Bei  deqjeDigen  Polen  i*,(^Ä,),  deren 
innere  Polaren  aus  S^-hJ-hJ,  bestehen  und  somit  drei  Doppelptmd« 
haben ,  liegt  nur  einer  der  letzteren  (der  Schnitt  von  J  und  </,}  tnf  der 
Geraden. G„;  und  bei  denjenigen  P^,  deren  innere  Polaren  aas  J*+S, 
bestehen,  fallen  die  zwei  Doppelpuncte  in  einen  zosammen,  der  als  ein 
RückkehrpuDct  anzusehen  ist  und  in  G«  liegt 

„Liegt  der  Pol  Ag  insbesondere  in  einem  der  drei  Röckkehr- 
puncte  r  der  Curve  Z>',  so  ist  der'ilim  entsprechende  Ponct  Q 
zugleich  ein  Wendepunct  seiner  Polare  A*  nod  ein  Röckkehr- 
punct  seiner  Polare  J\  und  zwar  ist  die  Gerade  G„  beziehlicli 
die  zugehörige  Wende-  und  Rückkehrtangente." 

Liegt  ein  Pol  R  in  dem  Doppoldurchmesser  (Doppeltangente  der  i)*) 
Z),,  so  gehen  seine  beiden  Polaren  A*  und  /*  durch  die  dem  Z),  ent- 
sprechenden beiden  Puncte  Q,  und  Q',  auf  G„ ;  und  bew^  sich  R  längs 
D^,  so  bleiben  also  zwei  Paar  Asymptoten  der  Poluen  A'  und  J*  sick 
selbst  parallel,  nümltch  stets  nach  jenen  Puncten  Q,   and  Q^   gerichtet 


§  18- 

Hat  die  Basis  C*  specielle  Form,  hat  sie  z.  B.  Doppel-  oder  Röek- 
kehrpuncte,  oder  besteht  sie  aus  Theilen,  nämlich  ans 

1)  C'+C;    2)  C'+C*;   3)  C'+2C';  4)  iC, 
so  werden  die  vorigen  Satze  und  Eigenschaften  (§  17)  auf  entsprechende 
Weise  verändert,  sowie  auch  neue   Sätxe  herbeigeführt.     Eine   umständ- 
liche Erörterung  aller  dieser  Fälle  würde  hier  zu  weit  führen;  daher  be- 
gnüge ich  mich,  nur  Einiges  kurz  anzudeuten. 

L  Besteht  die  Basis  aus  C"+<7|,  d.  h.  aus  ir^nd  zwei  gegebratu 
Ourven  zweiten  Grades,  so  hat  sie  4  Doppelpuncte,  nämlich  die  gegeih 
seitigcn  Schnittpuncte  q,  r,  9,  t  von  C'+C*,   und  es  tritt  zunächst  die 


über  darauf  bozügliclie  Eigenschafteu  ullgeineiuer  Curveu.  549 

B.  Die  Sehnen  ab  und  a,J,  sind  gleich,  und  ein  Paar  Wechselseh- 
nen, aa^  und  hb^  oder  ab^  und  6a,,  hat  dieselbe  Mitte  P  und  das 
andere  Paar  ist  gleich. 

Gemäss  diesen  zwei  Arten  Doppelsehnen  zerfallen  die  beiden  Orts- 
curven  in  die  genannten  Theile,  welche,  wie  folgt,  gewissermaaäsen  selb- 
ständig auftreten. 

1.  „Im  Falle  {A.)  ist  der  Ort  des  Poles  P  ein  bestimmter 
Kegelschnitt  P',  und  der  Ort  der  Doppelsehne  S^  ist  eine  be- 
stimmte Curve  dritter  Classe  S\  und  vierten  Grades,  welche  die 
Gerade  G«  zur  Doppeltangente  (und  drei  Riickkehrpuncte  r) 
hat."  Oder  anders  ausgesprochen:  „Der  Ort  der  Transversale  Sj, 
welche  in  den  zwei  gegebenen  Kegelschnitten  6'^  C]  solche  Seh- 
nen abj  a,6,  bildet,  welche  die  nämliche  Mitte  P  haben,  ist  eine 
Curve  dritter  Classe  S\  und  vierten  Grades,  und  der  Ort  der 
Mitte  P  ist  eine  Curve  zweiten  Grades  P^"  Zieht  man  in  den  ge- 
gebenen Kegelschnitten  C  \md  C\  irgend  zwei  parallele  Durchmesser, 
etwa  a  und  a, ,  und  femer  die  ihnen  conjugirten  Durchmesser  ß  und  ßj : 
so  treffen  sich  die  letzteren  allemal  in  irgend  einem  der  Pole  P, 
und  die  durch  diesen  mit  den  Durchmessern  a  und  a,  parallel 
gezogene  Gerade  ist  die  ihm  zugehörige  Doppelsehne  S^.  Tritt 
der  besondere  Fall  ein,  dass  die  Durchmesser  ß  und  ß,  auch  parallel 
werden,  so  sind  alsdann  a,  a,  der  einen  und  ß,  ß,  der  anderen 
Asymptote  der  Curve  P'  parallel.  Zieht  man  durch  einen  beliebigen 
Punct  drei  Paar  Gerade  A  und  P,  A^  und  Pp  X  und  X,  beziehlich  den 
Asymptoten  der  drei  Kegelschnitte  C,  C',  P*  parallel,  so  sind 

AXBX,  und  A^XB.X, 
zugleich  harmonisch;  und  wenn  a  und  ß,  a,  und  ßj,  x  und  x^  die  im  Un- 
endlichen liegenden  Puncte  derselben  Kegelschnitte  sind,  so  sind  oturßo?,  so- 
wohl als  n^x^^x^  harmonisch.  —  Die  Curve  P'  schneidet  jede  der 
beiden  gegebenen,  etwa  6'',  in  denjenigen  4  Puncten  P*,  bei 
welchen  die  zugehörige  Tangente  S\  (an  6'*)  von  der  anderen 
gegebenen  Curve  C\  in  gleichen  Abständen  vom  Puncte  P*  be- 
grenzt wird,  80  dass  a^P^  =  h^P^  ist.  Ferner  geht  die  Curve  P* 
durch  die  Mittelpuncte  der  gegebenen  Curven  C^  und  6'J,  sowie 
durch  die  Mitten  der  6  Seiten  des  vollständigen  Vierecks  qrst 
und  durch  die  drei  Schnittpuncte,  etwa  a,  b  und  c,  der  drei 
Paar  Gegenseiten  desselben;  demzufolge  hat  die  Curve  P'  die 
drei  Geraden,  welche  die  Mitten  der  Gegenseiten  verbinden,  zu 
Durchmessern  und  deren  gemeinsamen  Schnittpunct  zum  Mit- 
telpunct,  so  dass  also  ihr  Mittelpunct  im  Schwerpunct  der 
4  Puncte  5,  r,  «,  ^  liegt.  —  Die  Curve  S\  berührt  die  Gerade  G^  in 
den   nämlichen    beiden  Puncten  x  und  «, ,  in  welchen   letztere    von   der 


550  L'eber  algelinusrbe  CurTeu,  «ekbe  einen  Mittelpuncl  Iwben,  und 

Car\-e  F'  geschnitten  wird ;  ferner  berührt  sie  insbesondere  die  xwn  Vmmt 
Asymptoten  der  gegebenen  Corven  C  nnd  C*  and  aach  j«m  zTeimtl 
4  Tangenten  S\  derselben,  sowie  ferner  die  6  Seiten  des  voUstiodigen 
Vierecks  qrst  nnd  die  durch  die  Ecken  des  Dreiecks  ttÜC  den  Gegenseiteo 
desselben  parallel  gezt^nen  drei  Geraden. 

Die  angegebenen  Eigenschaften  haben  noch  eine  weitere  Anadehnni^. 
Denkt  man  sich  den  durch  C  und  C\  bestimmten  Kegelschnitt- BnecbeL 
B{C^),  mit  den  4  Gmndponctea  g,  r,  t  nnd  t,  d.  h.  alle  Kegelschnitte, 
welche  mit  den  beiden  gegebenen  die  nimlichen  vier  (reellen  od«-  im»- 
ginären)  Poncte  q,  r,  »,  t  gemein  haben;  so  kann  man  sagen:  ,Dit 
Cnrve  F"  sei  zugleich  der  Ort  der  Hittelpnncte  aller  dieser 
Kegelschnitte  B(C^,  so  dase  jeder  Fol  P  allemal  zugleich  der 
MittelpuDct  irgend  eines  derselben  ist,  nnd  aneh  omgekehrL' 
Cnd:  „Die  Curve  S]  sei  zugleich  der  Ort  der  Asymptoten  aller 
dieser  Kegelschnitte  B(C'),  so  dass  jede  Doppeleehne  S,  zd- 
gleich  eine  Asymptote  irgend  eines  derselben  ist,  and  aacb 
umgekehrt."  Und  zwar  ist  dabei  der  jedesmalige  Pol  P  nicht  allnn 
die  Mitte  der  Sehnen  ah.  a,6,  der  beiden  gegebenen  Kegelschnitte  C*  und 
C],  sondern  er  ist  die  gemeinsame  Mitte  aller  Sehnen,  wetcke 
die  zugehörige 'S,  mit  sämmttichen  Kegelschnitten  S(C*)  bildet, 
und  welche  in  stetiger  Folge  alle  Grössen,  von  0  bis  oo,  ent- 
halten. Nämlich  unter  den  K^lschnitten  giebt  es  jedesmal  einen,  etn 
Cl ,  welcher  die  S,  in  P  berührt,  dessen  Sehne  a,6,  somit  gleich  0  ist;  fer- 
ner einen  anderen,  etwa  d,  welcher  S,  zur  Asj-mptote  hat,  dessen  Sehn 
somit  gleich  oc  wird:  und  dazwischen  li^en  alle  anderen  (reellen)  Sehoea. 
Der  Mtttelpunct  des  letzteren  Kegelschnittes  Cl  ist  derjemge  Pol  Pa(^P}. 
in  welchem  £,  die  Curve  P'  zum  zweiten  Mal  schneidet  Werden  in  allen 
Kegelschnitten,  B(C^,  nach  irgend  einer  Richtung  parallele  Durchmesser 
a,  7, ,  ü, gezogen,  so  treffen  sich  die  ihnen  coigngirten  Durchmessn 


über  darauf  bezügliche  EigeDschaften  allgemeiucr  Curvcn.  551 

Asymptoten  der  Curve  P'  parallel.  —  Die  Asymptoten  jedes 
Kegelschnittes  des  B(C^)  sind  irgend  einem  Paar  conjugirtor 
Durchmesser  der  Curve  P'  parallel,  und  auch  umgekehrt.    U.s.w. 

Da  die  drei  Paar  Gegenseiten  des  Vierecks  qrst  als  specielle  Kegel- 
schnitte mit  zum  B(C^  gehören,  so  finden  die  angegebenen  Eigen- 
schaften mit  einiger  Modification  auch  für  dieselben  allein  Anwendung, 
wodurch  man  mehrere,  theils  bekannte  Sätze  über  das  vollständige  Vier- 
eck erhält. 

2.  „Im  Falle  (P.)  ist  der  Ort  des  Poles  P  eine  Curve  achten 
Grades,  P®,  und  zweiundzwanzigster  Classe,  und  der  Ort  der 
Doppelsehne  S,  ist  eine  Curve  sechster  Classe,  SJ,  und  acht- 
zehnten Grades."  Oder  bestimmter  gesprochen:  „Der  Ort  derje- 
nigen Transversale  /S,,  welche  in  zwei  gegebenen  Kegel- 
schnitten (P  und  CJ  gleiche  Sehnen,  ai  =  a,i, ,  bildet,  ist  eine 
Curve  sechster  Classe  und  achtzehnten  Grades,  und  der  Ort 
des  gemeinschaftlichen  Schwerpunctes  P  beider  Sehnen  ist 
eine  Curve  achten  ^Grades  und  zweiundzwanzigster  Classe." 
Von  beiden  Curven  sind  unter  anderen  folgende  nähere  Eigenschaften 
anzugeben. 

Die  Curve  P*  hat  die  4  Schnitte  q^  r,  s,  t  von  C*  mid  C]  zu  drei- 
fachen Puncten;  zudem  hat  sie  noch  5  bestimmte  Puncto  p  zu  Doppel- 
puncten,  welche  zugleich  in  der  vorigen  Curve  P*  (1.)  liegen,  so  dass 
also  diese  5  Puncto  und  jene  4  Schnitte  zusammen  die  obigen  9  Pole  I\ 
(§  17)  vertreten.  Die  Curve  P*  geht  auch  durch  die  Mitten  der  6  Seiten 
des  vollständigen  Vierecks  qrst,  schneidet  sich  also  daselbst  mit  der  Curve 
P',  was  mit  jenen  bp  zusammen  die  volle  Zahl  gemeinschaftlicher  Puncto 
beider  Curven  ausmacht.  Femer  geht  die  Curve  P'  durch  die  Mitten  der 
4  gemeinschaftlichen  Tangenten  der  gegebenen  Curven  C  und  C]  und 
berührt  diese  in  ihren  im  Unendlichen  liegenden  Puncten  a  und  ß,  a^ 
und  ßj,  so  dass  sie  mit  denselben  die  zwei  Paar  Asymptoten  gemein 
hat.  Ihre  übrigen  4  gemeinschaftlichen  Puncto  mit  der  Geraden  ö«  be- 
stehen aus  zwei  Paaren,  y  und  y, ,  z  und  -^^,  welche  durch  jene  zwei 
Paare  a  und  ß,  a^  und  ß^  ebenso  bestimmt  werden,  wie  oben,  nämlich  dass 

ay«!?/!  und  ßyß,y, ;  az^.z,  und  a.z^z^ 
harmonisch  sind.    Und  gleicherweise  werden   die  Richtungen  der  zugehö- 
rigen Asymptoten  durch  die  obige  Construction  (§17)  gefunden. 

Die  Curve  SJ  hat  die  Gerade  ©od  zur  vierfachen  Tangente  und  be- 
rührt sie  in  den  nämlichen  4  Puncten  y,  t/j,  z  und  2,,  in  welchen  dieselbe 
von  der  Curve  P*  geschnitten  wird.  Die  Curve  SJ  berührt  insbesondere 
auch  die  6  Seiten  des  vollständigen  Vierecks  qrst,  sowie  die  vier  gemein- 
schaftlichen Tangenten  der  gegebenen  Curven  C^  und  CJ;  und  diese  Curven 
selbst  berührt  sie  in  deren  unendlich  entfernten  Puncten  a  und  ß,  a^  und 


5r>2  l'eticr  ulgcbrMäclie  Curveu,  welche  einen  Uiltelpunet  bkbeu,  uud 

^,  vierpunctig,  hat  somit  deren  Asymptoten  mit  ihnen  gemein,  and  swu 
ist  jede  dieser  Anymptoten  für  4  gemeinschaftliche  Tangenten  der  be- 
trefTeDden  Curven  zu  zählen,  so  dass  also  alle  12  Tangenten  angegeben 
sind,  welche  Sl  mit  C  oder  C,  gemein  hat.  Von  den  18  Ponct«, 
welche  die  Curve  S',  mit  der  Geraden  G„  gemein  hat,  sind  bereits  12  an- 
gegeben, nämlich  die  4  Berährungapuncte  y,  y„  z  und  ^,^  doppelt  gezählt, 
und  die  4  Puncte  a,  ß,  o,  und  ^, ;  die  noch  fehlenden  6  Puncte  weideii 
ähulicherweise  bestimmt,  wie  oben  die  18  Puncte  Q„  (§  17). 

11.  Besteht  die  Basis  aus  46",  i.  h.  aus  vier  beliebigeo  Geraden, 
etwa  A,  B,  C  und  D,  so  bilden  dieselben  ein  vollständiges  ~Vieiseit 
ABC'D,  dessen  6  Ecken  als  Doppelpuncte  der  Basis  anzusehen  sind. 
Dabei  treten  noch  grössere  Aeoderungen  ein,  als  vorhin,  and  zwar  der  Art: 

„Dass  dabei  die  Curve  P'°  aus  drei  Kegelschnitten  P*  und 
aus  den  gegebenen  4  Geraden  selbst  und  die  Curve  £*  aot 
drei  verschiedenen  Curven  S'  besteht." 

Nämlich  es  sind  hier  dreierlei  Doppelsehnen  zn  unterscheiden. 
Werden  die  Schnittpuncte  der  Transversale  S,  mit  den  Geraden  A,  B, 
C,  D  beziehlich  durch  a,  b,  c,  d  bezeichnet,  so  sind  folgende  drei  Fälle 
möglich;  entweder  haben: 

a)  die  Sehnen  ab  und  cd,  oder 
ß)  die  Sehnen  etc  und  bd,  oder 
y)  die  Sehnen  ad  und  be 
die  nämliche  Mitte  P.     Werden  ferner  die  drei  Paar  Gegenecken  des  Tiw- 
seits  ABCD,  nämlich  AB  und  CD,  AC  und  BD,  AD  und  BC  bezieHich 
durch  e  und  e, ,  /  und  /, ,  g  und  ^, ,    sowie  dessen  Diagonalen  «, ,  fj\, 
gg,   durch  E,   F,    G,   deren  Mitten  durch  «„, /«,  ^,  und  deren  gegen- 
seitigen Schnittpuncte   EF,  EG,  FG  durch  g,  f,  e  bezeichnet,   so  lassen 
sich  die  drei  Fälle  auf  die  drei  einfachen  Vierecke  beziehen,    welche  in 
dem  vollständigen  Vieriieit  ABCD  enthalten  sind,  und  dadurch  folgendw- 
masscn  bestimmter  unterscheiden. 


über  darauf  bezögliclie  Eigeuschaftcu  allgemeiuor  Curveu.  503 

die  nämlichQ  Curve  P',  in  welcher  die  Mittelpuncte  des  dem 
Viereck  umschriebenen  Kegelschnitt-Büschels  B(C^)  liegen, 
und  der  Ort  der  zugehörigen  Doppelsehne  iS,  ist  die  nämliche 
Curve  SJ,  welche  von  den  gesammten  Asymptoten  derselben 
Kegelschnitte  umhüllt  wird.  Jede  der  drei  Curven  SJ  hat  die 
Gerade  O^  zur  Doppeltangente  und  berührt  sie  in  den  näm- 
lichen Puncten,  in  welchen  dieselbe  von  der  zugehörigen 
Curve  P'  geschnitten  wird."  Ueberhaupt  verhalten  sich  die  jedes- 
maligen beiden  Curven  P'  und  ÄJ  zu  dem  zugehörigen  Viereck  gerade 
ebenso,  wie  vorhin  (I,  1.)  die  gleichbenannten  Curven  zu  dem  Viereck 
qrst.  Nur  ein  Umstand  betreffend  das  Verhalten  der  drei  Curven  P' 
gegen  einander  mag  hier  noch  besonders  hervorgehoben  werden.  Zu 
diesem  Zwecke  unterscheide  man  die  3P'  nach  den  Schnittpuncten  der 
Diagonalen  der  respectiven  Vierecke  durch  P?,  Pf  und  Pg.  Alsdann  findet 
(ausserdem,  dass  jede  dieser  Curven  durch  die  Mitten  der  4  Seiten  und  durch 
den  Schnitt  der  Diagonalen  des  zugehörigen  Vierecks  geht)  Folgendes  statt: 

a\  Die  Curve  P?  geht  durch  die  Mitten  /, ,  g^  der  Diagonalen  des 
Vierecks /^/,^i,  sowie  durch  die  Schnitte  e^  e^  seiner  zwei  Paar  Gegen- 
seiten, welche  zugleich  ein  Paar  Gegenecken  des  vollständigen  Vierseits 
ABCD  sind;  ihr  Mittelpunct  liegt  in  der  Mitte  der  Geraden /^^o  und  ist 
der  Schwerpunct  der  vier  Ecken/,  5^, /i,  g^. 

b^.  Die  Curve  Pf  geht  durch  die  Mitten  e^,  g^  der  Diagonalen  des 
Vierecks  ege^g^  und  durch  die  Schnitte/,  /  seiner  Gegenseiten;  ihr  Mittel- 
punct liegt  in  der  Mitte  der  Geraden  e^g^^  etc. 

c®.  Die  Curve  PI  geht  durch  die  Mitten  e^ ,  f^  der  Diagonalen  und 
durch  die  Schnitte  ^,  g^  der  Gegenseiten  des  Vierecks  efe^f^ ;  ihr  Mittel- 
punct liegt  in  der  Mitte  der  Geraden  ej^^. 

Demnach  gehen  die  drei  Curven  P?,  Pf,  JFg  zusammen  durch  alle 
(^  Ecken  des  gegebenen  vollständigen  Vierseits  ABCD,  jede  durch  ein 
Paar  Gegenecken  e  und  ^^  /  und  /„  g  und  ^, ;  zudem  schneiden  sie  ein- 
ander paarweise  in  den  Mitten  g^^  Z^,  e^  der  drei  Diagonalen  desselben 
und  haben  die  Abstände  dieser  drei  Mitten  von  einander  zu  Durchmessern 
(ffo/oi  9o^oy  /oOj  ^^^  da  nun  diese  drei  Mitten  bekanntlich  in  einer  Ge- 
raden liegen,  so  liegen  also  auch  die  Mittelpuncte  der  drei 
Curven  in  derselben  Geraden.  —  Durch  die  drei  Puncto,  etwa  ip, 
in  welchen  sich  irgend  zwei  der  drei  Curven  ausserdem  noch  schneiden, 
muss  nothwendig  auch  die  dritte  Curve  gehen,  und  die  Puncto 
haben  die  besondere  Eigenschaft,  dass  jedem  drei  Doppel- 
sehnen Äj  zugehören.  Diese  3  Puncto  j^  ^^d  die  6  Ecken 
^/ff^i/i9i  dö^  gegebenen  Vierseits  ABCD  vertreten  zusammen 
die  obigen  9  Pole  P,  (§  17).  Unter  den  11  Räumen,  in  welche  die 
Ebene  durch  die  vier  Geraden  A,  B,  C,  D  getheilt  wird,    befinden  sich 


SM 


Uuber  al);ehraiitche  Curvpu,  welche  einen  Uittetpunct  haben,  udiI 


im  Allgemeinen  drei  ganz  begrenzte,  nämlich  zwei  Dreiecke  und  eb 
Vierocli;  in  jedem  dieser  drei  Räume  liegt  einer  der  drei  Polep. 
Dieselben  vier  Geraden,  zu  je  drei  geDommeo,  bilden  vier  Dreiecke.  Die 
Ecken  und  der  Schwerpuact  jedes  dieser  Dreiecke  liegen  mit 
den  drei  Polen  p  zusammen  in  irgend  einem  Kegelschnitte. 
Joder  dieser  vier  Kegelschnitte  ist  nebstdem  dadurch  bestimmt,  daas 
Heine  Tangenten  in  den  Ecken  des  Dreiecks  durch  die  HittcD 
derjenigen  Strecken  gehen,  welche  von  den  die  Ecken  bil- 
denden G-eraden  (Seiten)  auf  der  jedesmaligen  vierten  Ge- 
radon begrenzt  werden;  z.  B.  bei  dem  durch  B,  C,  L>  gebildeten 
Dreieck  e^J\g^  gehen  die  Tangenten  ctes  zugehörigen  Kegelschnittes  in  da 
Ecken  i?, ,  /, ,  f,  beziehlich  durch  die  Mitten  der  Strecken  fg,  eg,  ^  uT 
der  Goraden  Ä. 

Da  für  jeden  der  oben  betrachteten  Pole  P  die  innere  Polare  J*  io 
Bezug  auf  das  jedesmalige  einfache  Viereck  aus  J*-\-S,  besteht,  so  kano 
man  sagen:  „Soll  oin  Pnnct  in  der  Ebene  eines  gegebenen  eio- 
fachcn  Vierecks  die  Eigenschaft  haben,  dass  die  8  Endpnncte 
der  durch  ihn  zwischen  je  zwei  auf  einander  folgenden  Seiten 
des  Vierecks  gezogenen  vier  Sehnen  S  in  irgend  einem  Kegel- 
schnitte J'  liegen,  so  muss  er  ein  Pol  P  sein,  oder  so  ist  sein 
Ort  die  nämliche  obige  Curve  /".  Und  werden  durch  den- 
selben Punct  ferner  zwischen  jeder  Seite  und  joder  dar 
beiden  Diagonalen  gleicherweise  die  durch  den  Ponot  gehälf- 
teten  Sehnen  S  gezogen,  was  S  neue  Sehnen  giebt,  so  liegen 
die  24  Endpancte  aller  12  einfachen  Sehnen  S  in  irgend  einer 
Curve  vierten  Grades  J*,  welche  P  zum  Mittelpanct  hat." 


§19. 
In  wiefern  das  Zerfallen  der  inneren  Polaren  auch  bei  den  Basen  hö- 


über  darauf  bezügliche  Bigenscbafteu  allgemeiner  Curven.  f),^).^) 

gleicherweise  eine  Curve  sein  kann,  wie  bei  den  vorhergehenden  Beispielen, 
sondern  dass  yielmehr  den  drei  ersten  Fällen  nur  eine  bestimmte  Anzahl 
Pole  entsprechen,  und  dass  namentlich  der  Fall  (3.)  nur  unter  besonderen 
Umstanden  vorkonmit. 

Soll  z.  B.  der  Fall  (1.)  eintreten,  so  muss  nothwendigerweise  der  Pol 
P  in  der  Basis  C*  selbst  liegen,  und  zwar  muss  er  einerseits  nicht  nur 
die  Mitte,  sondern  zugleich  der  fünfte  Schnitt  der  Doppelsehne  S^  mit  der 
Basis,  und  andererseits  der  Mittelpunct  der  durch  ihn  gehenden  Curve  J^ 
sein,  wobei  sodann  in  Rücksicht  derjenigen  unter  den  zugehörigen  10  Sehnen 
S,  welche  auf  die  Tangente  der  Basis  iallt,  und  deren  Endpuncte  im  Be- 
rührungspuncte,  in  Py  vereint  liegen,  der  eine  dieser  Endpuncte  als  in  S^ 
und  der  andere  als  in  J*  liegend  anzusehen  ist,  so  dass  also  die  Curve 
,P  ausserdem  noch  durch  die  14  Endpuncte  von  7  anderen  Sehnen  S  geht, 
und  die  beiden  übrigen  Sehnen  in  /S,  liegen.  Da  nun  offenbar  nicht  jeder 
Pimct  in  der  Basis  diese  Eigenschaft  haben  kann,  so  ist  klar,  dass  der 
genannte  Fall  nur  für  einzelne  bestimmte  Pole  eintreten  wird.  Die  Anzahl 
dieser  Pole  wird  durch  folgenden  Satz  bedingt: 

„Der  Ort  aller  Doppelsehnen  /S,,  welche  in  der  gegebenen 
Basis  C*  überhaupt  möglich  sind,  ist  eine  Curve  fündundvier- 
zigster  Classe,  SW  und  der  Ort  ihrer  Mitten,  P,  ist  höchstens 
eine  Curve  fünfundvierzigsten  Grades,  P**." 

Demnach  können  also  dem  Falle  (1.)  nur  solche  Pole  genügen,  welche 
gemeinschaftliche  Puncto  der  beiden  Curven  -C*  und  P^^  sind,  und  somit 
kann  es  höchstens  5.45  =  225  solche  Pole  geben.  Darin  sind  nun  aber 
auch  die  beiden  Fälle  (2.)  und  (3.)  mit  inbegriffen,  wie  leicht  zu  sehen, 
und  es  bleibt  zu  entscheiden,  in  wiefern  dieselben  möglich  sind  oder  nicht; 
denn  der  Fall  (2.)  erfordert,  dass  der  Pol  P  zugleich  ein  Doppelpunct  der 
Curve  P**  sein  muss,  der  Fall  (3.)  dagegen  erheischt,  dass  der  Pol 
ein  solcher  Punct  der  Basis  C*  sein  muss,  in  welchem  dieselbe  von  der 
zugehörigen  Tangente  vierpunctig  berührt  wird,  oder  dass  er  ein  Doppel- 
punct derselben  sein  muss;  so  dass  also  dieser  Fall  im  Allgemeinen  gar 
nicht  vorkommt. 

Hieraus  ergiebt  sich  durch  Umkehrung  und  Projection  der  folgende  Satz: 

„Zieht  man  durch  einen  Wondepunct  5ß  einer  beliebigen 
gegebenen  Curve  dritten  Grades  3'  irgend  7  Secanten  @,  welche 
dieselbe  in  14  neuen  Puhcten  schneiden,  so  geht  jede  durch 
diese  14  Puncto  gelegte  Curve  fünften  Grades  6*  nothwendig 
auch  durch  jenen  Wendepunct;  oderj. jede  6*,  welche  durch 
irgend  14  der  genannten  15  Puncto  geht,  geht  allemal  auch 
durch  den  fünfzehnten."  Auch  giebt  es  dabei  in  jeder  Curve 
6*  eine  solche  durch  5ß  gehende  Secante  @j,  von  welcher  sie 
in  zwei  Paar  Puncten  a  und  a,,  b  und  6,  geschnitten  wird,  die 


55(>  Al);ehrai«.-Lu  Curveu,  welche  Uiltolpunüt«  babeo,  UDd 

boido  zu  $  und  dem  Schoitte,  etwa  Q,  der  @,  mit  der  Uarmu- 
.nischen  H  (§  11)  von  $  in  Bezug  auf  die  Curve  3'  zageordnet 
harmonisch  sind,  d.h.  sowohl  a$a,0  alsi^gD  sind  harmonisch. 

Dass  weiter  auch  der  Fall  (4.)  bei  einer  allgemeinen  Basis  C*  Tor- 
kominen  kann,  geht  umgekehrt  daraus  hervor,  dass  man  durch  die  10  End- 
puDcto  von  5  beliebigen  Durchmessern  eines'  gegebeneu  Kegelschnittes  J* 
immerhin  eine  solche  Curve  legen  kann,  ohne  daes  dieselbe  etwas  tos 
ihrer  Allgemeinheit  einbüsst;  aber  alsdann  muss  deren  innere  Polare,  welclie 
dem  MittelpuQCte  P  von  J'  entspricht,  nothwendig  ans  diesem  Kegel- 
schnitte und  aus  irgend  einem  anderen  mit  ihm  conceotrischen  Eegel- 
schoitte  J\  bestehen.  Eä  wäre  daher  za  untersuchen:  „Ob  der  Ftll 
(4.)  auch  Bur  für  einzelne  bestimmte  Pole  eintrete,  oder  ob  füt 
ihn  der  Ort  des  Poles  P  irgend  eine  Curve  sei  und  welche?"  — 
Bei  diesem  Falle  kann  sich  möglicherweise  auch  das  ereignen,  dass  fsr 
irgend  einen  Pol  fünf  Üoppelsehnen  £,  entstehen,  deren  Endptincte  jedocb 
immerhin  in  J''-^J\  liegen;  ein  solcher  Pol  würde  alsdann  ein  fnniGuluf 
Punct  der  Curvo  /**'  sein. 

Uebrigens  lässt  sich  der  Ort  der  Doppelsehnen  allgemein  für  jed« 
beliebige  Basis  angeben,  nämlich: 

„Der  Ort  aller  Doppolsehnen  iS,,  welche  in  einer  gegebenen 
allgemeinen  Curve  m'""  Grades  überhaupt  möglich  sind,  ist  eine 
Curve  von  der  4m(m~l)Cm— 2)(m— 3)^  Ciasso." 


Ausser  der  gleich  Anfangs  namhaft  gemachten  Eigenschaft  der  beid« 
Polaren  A'"-*  und  J"—'  jedes  Poles  P  in  Bezi^  auf  eine  gegebeoe  Basis 
V"  (§  13,  11.)  waren  nun  noch  andere  gegenseitige  Beziehungen  beider 
Polaren,  sowie  auch  das  Vorhalten  der  inneren  Polare  ■/■"-»  zu  anderen, 

■  in  Verbinfluiii'  stehenden  Curven  zu  yrforMcheu.     Ich  habe  darüber 


über  darauf  bezügliche  Eigenschaften  allgemeiner  Curven.  557 

etwaÄ."  Und:*  „Diese  Gerade/?  ist  jedesmal  eine  (reelle  oder 
ideelle)  gemeinschaftliche  Secante  der  beiden  Polaren  Ä^  und 
e/'  des  zugehörigen  Poles  P  in  Bezug  auf  die  Basis  C,  so  dass 
also  die  Geraden  ö^  und  R  immer  ein  Paar  sich  entgegen- 
stehende gemeinschaftliche  Secanten  der  beiden  Polaren  sind." 
Femer:  „Die  Gerade  R  ist  stets  der  zweiten  äusseren  Polare 
A^  desselben  Poles  in  Bezug  auf  die  Basis  parallel."  Liegt  der 
Pol  P  insbesondere  in  der  Basis  selbst,  so  fallen  R  und  A^  auf  die  zu- 
gehörige Tangente. 

Soll  die  Gerade  R  durch  irgend  einen  in  der  Basis  C  ge- 
gebenen Punct  a  gehen,  so  ist  der  Ort  des  ihr  entsprechenden 
Poles  P  eine  Curve  dritten  Grades,  etwa  PJ,  welche  in  a  einen 
Doppelpunct  und  mit  der  Basis  deren  im  Unendlichen  lie- 
gende drei  Puncto  a«  gemein  und  folglich  mit  derselben  pa- 
rallele Asymptoten  hat.  Und  soll  die  Gerade  R  durch  zwei  in 
der  Basis  gegebene  Puncto  a  und  ß  gehen,  wodurch  sie  und 
auch  ihr  dritter  Schnitt  7  mit  der  Basis  bestimmt  ist,  so  ent- 
sprechen ihr  noch  6  verschiedene  Pole  P,  in  welchen  nämlich 
die  den  Puncten  a,  ß  und  7  entsprechenden  Ortscurven  PJ,  Pß 
und  Py  ausser  in  jenen  drei  Puncten  a„  einander  schneiden, 
und  welche  somit  in  irgend  einem  Kegelschnitte  liegen  (weil 
die  3aoo  sich  in  ö«  befinden);  und  zwar  ist  dieser  Kegelschnitt 
zugleich  die  erste  äussere  Polare,  etwa  A"}^  des  nach  der 
Richtung  der  Geraden  R  im  Unendlichen  liegenden  Punctes 
Too  in  Bezug  auf  die. Basis.  Die  zweiten  Polaren,  A\  der  6  Pole  P 
sind  alle  der  Geraden  R  parallel.  Wird  die  Gerade  R  sich  selbst 
parallel  bewegt,  so  ändern  sich  zwar  die  drei  Ortscurven  PJ, 
Pß  und  Py  und  mit  ihnen  zugleich  auch  ihre  6  Schnitte  oder 
Pole  P;  aber  der  Kegelschnitt  A\^  in  welchem  die  letzteren 
liegen,  bleibt  unveränderlich  fest. 

Soll  die  Polare  J^  durch  einen  in  der  Basis  gegebenen 
Punct  a  gehen,  so  ist  der  Ort  des  zugehörigen  Poles  P  ebenso 
irgend  eine  Curve  dritten  Grades,  PJ,  welche  die  Basis  in  a 
berührt,  ihr  ähnlich  und  mit  ihr  ähnlichliegend  ist,  also  mit 
ihr  parallele  Asymptoten  oder  die  drei  Puncto  a»  gemein  hat. 
Und  soll  e/'  durch  zwei  in  der  Basis  gegebene  Puncto  a  und  b 
gehen,  so  entsprechen  ihr  noch  6  verschiedene  Pole  P,  in  wel- 
chen die  Ortscurven  PJ  und  Pi  ausser  in  den  3a«  einander 
schneiden,  und  welche  somit  in  irgend  einem  Kegelschnitte 
liegen;  und  namentlich  ist  die  Mitte  der  Geraden  ab  einer 
dieser  6  Pole.     Daraus  schliesst  man  den  folgenden  speciellen  Satz: 

„Ueber  einer  gegebenen  Grundlinie  aby   deren  Endpuncte 


bm 


i'pi 


r  aleehraische  riinren,  welche  einen  Mittelpunct  haben,  und 


in  einer  gegebenen  Curve  dritten  Grades  C*  liegen,  lasseo 
Mich  dieser  Curve  im  Allgemeinen  fünf  verschieden  eParsllelo- 
gramme  einschreiben;  und  dabei  liegen  die  fünf  Puncfe,  in 
denen  die  Diagonalen  der  einzelnen  Parallelogramme  sieh 
kreuzen,  mit  der  Mitte  der  gemeinsamen  Grandlinie  ta- 
aammCR  in  irgend  einem  Kegelschnitte."  Oder  anders  losge- 
sprochen: „Zu  jeder  Sehne  ab  in  einer  gegebenen  Curve  dritteo 
Grades  giebt  es  im  Allgemeinen  fünf  andere  Sehnen,  die  ihr 
gleich  und  parallel  sind.  Die  Mitten  solcher  sechs  Sehneo 
liegen  allemal  in  irgend  einem  Kegelschnitt."  Dieser  Satz  uio- 
fasst,  wofern  man  die  Sehne  ab  unendlich  klein  werden  oder  in  eine 
Tangente  übergehen  lüsst,  auch  den  bekannten  Satz:  „Dass  die  Tao- 
genten  einer  Curve  C  zu  6  und  Gparallel  sind,  und  dass  die 
Berührungspuncte  von  je  6  solchen  Tangenten  in  einem  Kegel- 
schnitte liegen,  nämlich  in  der  ersten  Polare  A\  des  nach  der 
Richtung  der  Tangenten  im  Unendlichen  liegenden  Punctes." 
—  Hierbei  bleiben  noch  viele  Fragen  zu  erledigen,  wie  z.  B.  folgende. 
Zu  jeder  Sehne  ab  gehören  6  Pole  P,  und  diesen  entsprechen 
6  Gerade  R:  welche  Eigenschaft  haben  diese  6  R?  Der  dnith 
die  6P  gehende  Kegelschnitt  heisse  P*,  und  der  durch  die  Mitte  von  <Ji 
und  durch  die  Mitten  der  mit  ihr  zusammengehörigen  5  Sehnen  gehende 
Kegelschnitt  heisse  A*;  diese  zwei  Kegelschnitte  berühren  sich  in  der 
Mitte  von  ab,  sind  ähnlich  und  ähnlichliegend,  und  ihre  entsprechenden 
Dimensionen  verhalten  sich  wie  1:2.  Wird  nun  die  Sehne  ab  sich  selbst 
parallel  bewegt,  so  entsteht  eine  Schaar  Kegelschnitt«  i",  S(i**),  mtd 
ebenso  eine  S(Ä'):  welche  Eigenschaft  haben  diese  Kegelschnittschaaren? 
Und  wenn  man  der  Sehne  ab  nach  einander  alle  Richtungen  giebt:  weldie 
Beziehung  haben  dann  alle  S(P')  oder  alle  S(A])  zu  einander?  Unter 
jeder  S(_A])  befindet  sich  die  vorgenannte  Polare  A\,  und  alle  A]  bilden 


fiber  darauf  bezüfifliche  Eigenschaften  allgemeiner  Curven.  559 

folglich  ihre  übrigen  6  gemeinschaftlichen  Puncte,  etwa  6q, 
in  irgend  einem  Kegelschnitte  Q'  liegen."  —  Die  beiden  Polaren 
-4*'unÜ  J*  desselben  Poles  P  haben  mit  der  Geraden  ö«  die  nämlichen 
drei  Puncte,  etwa  Sg'«?  gemein,  und  daher  liegen  ihre  übrigen  6  gemein- 
schaftlichen Puncte,  g^j,  ebenfalls  in  irgend  einem  Kegelschnitte  Q]  (§  13,  IL). 
Jene  drei  Puncte  q^  sind  zugleich  die  Berührungspuncte  der  Curve  */' 
mit  ihren  drei  Asymptoten,  und  die  Gerade  ö„  ist  die  Harmonische  ihres 
Wendepunctes  P  (§  11).  In  Rücksicht  der  Curve  Ä'  bezeichne  man  die 
Harmonische  ihres  Wendepunctes  P  durch  II;  dieselbe  geht  ebenso  durch 
die  drei  Berührungspuncte,  etwa  3A,  der  aus  P  em  R*  gelegten  drei  Tan- 
genten (§11);  „und  durch  diese  3  Puncte  geht  gleicherweise 
auch  die  Polare  A*,  so  dass  die  übrigen  6  gemeinschaftlichen 
Puncte,  j„  der  beiden  Curven  R^  und  A^  gleichfalls  in  irgend 
einem  Kegelschnitte  Q]  liegen."  Hieraus  ist  ersichtlich:  „Dass 
in  projectivischer  Hinsicht  die  beiden  Curven  •/'  und  R*  sich 
gegen  die  Polare  A^  (sowie  auch  gegen  die  Basis  C*)  völlig 
gleich  verhalten,  so  dass  sie  ihre  scheinbar  verschiedene 
Rolle  durch  Projection  (wobei  -ff  ins  Unendliche  kommt)  ver- 
tauschen oder  gänzlich  verlieren  und  gegen  A^  und  C*  eine 
völlig  gleiche  Stellung  einnehmen  können."  [Hierbei  entsteht 
die  Frage:  Ob  nicht  die  von  jedem  Pol  P  abhängigen  drei 
Curven,  nämlich  die  beiden  Polaren  -4',  «/'  und  die  Curve  ü', 
alle  durch  dieselben  6  Puncte  q  gehen,  welche  in  einem  Kegel- 
schnitte Q*  liegen?  Oder  wenn  dies  nicht  der  Fall  ist:  Welche  Be- 
ziehung alsdann  die  genannten  3  Kegelschnitte  Q^  Q]  und 
Ql  zu  einander  haben?  und  welche  Beziehung  ferner  die 
zweite  Polare  A^  des  nämlichen  Poles  in  Bezug  auf  die  Basis 
(d.i.  die  erste  Polare  in  Bezug  auf  A^)  zu  denselben  habe?] 
Es  findet  weiter  Folgendes  statt:  „Die  Harmonische  H  des  Wende- 
punctes P  der  Curve  Ä*  ist  stets  der  dritten  Polare  A^  des- 
selben Punctes  in  Bezug  auf  die  Basis  parallel."  Daher  geht 
die  dem  Puncte  A^o,  der  nach  der  Richtung  von  H  im  Unend- 
lichen liegt,  entsprechende  erste  Polare  Ai  in  Bezug  auf  die 
Basis  jedesmal  durch  den  Pol  P;  und  umgekehrt:  für  alle  in 
dieser  Polare  Ah  liegenden  Pole  P  sind  die  ihnen  in  Rück- 
sicht der  zugehörigen  Curven  R^  entsprechenden  Harmoni- 
schen H  sämmtlich  parallel,  nämlich  alle  nach  dem  Puncte 
^oD  gei^ichtet;  oder  jedesSystem  paralleler  Geraden  in  der  Ebene 
sind  als  solche  Harmonische  H  anzusehen,  deren  zugehörige 
Pole  P  in  derjenigen  ersten  Polare  liegen,  welche  dem  nach 
der  Richtung  der  Geraden  im  Unendlichen  gedachten  Puncte 
entspricht.     [Frage:    Ist   nicht   die   den  Curven  J*  und  R^  ge- 


560  Algebraische  rurren,  »clcbe  HittelpuQcte  habeu,  uod 

meinsame  Wendetangente  Sß  im  Pol  P  mit  den  dem  letiteren' 
entsprechenden,  vorgenaanten  Geraden  H  und  A'  parallel? 
und  wenn  es  so  ist:  wie  verhalten  sieb  dann  die  Abstände  der 
drei  Geraden  H,  Ä'  und  SB  von  einander?  liegt  etwa  fB  in  der 
Mitte  zwischen  den  beiden  anderen,  so  dass  sisdann  die  vier 
Geraden  HBÄ^G^  harmonisch  sind?] 

„Liegt  der  Pol  P  in  der  Basis  C*  selbt,  so  zerfällt  R'  in 
A*+R,  und  zwar  ist  die  Gerade  R  die  Tangente  der  Basis  im 
Pol  P,  somit  zugleich  die  Wendetangente  der  Polare  «A*  daselbit 
(§  14, 1,  1);  und  der  Kegelschnitt  R'  berährt  die  Basis  in  P  drei- 
punctig."  Nämlich  von  den  obigen  12  Puncten  a  fallen  hierbei  5  in  P, 
und  von  denselben  kommen  2  auf  die  Berührang  von  R  und  C*  ood  die 
3  anderen  auf  die  Berührung  von  Ä'  und  C.  „Ist  der  Pol  P  insbe- 
sondere ein  Wendepnnct  der  Basis,  so  zerfällt  anch  noch  dei 
Kegelschnitt  K*  in  zwei  Geraden,  Sß+!R,  nämlich  in  die  snge- 
hörige  Wendetangente  Sß  der  Basis  und  in  irgend  eine  andere 
Gerade  91,  und  da  auch  schon  i£  auf  der  Tangente  liegt,  so  mass 
also  in  diesem  Falle  R'  aus  der  doppelton  Wendetangente  S 
und  aus  einer  (nicht  durch  P  gehenden)  Geraden  91  bestehen.* 
„Ist  fcrnor  der  Pol  insbesondere  einer  jener  32  Schnitte  f  der 
Basis  und  der  obigen  Curve  P'"  (§  17),  so  besteht  R*  wiederam 
ans  der  doppelten  zugehörigen  Tangente  'S*  (§  17)  und  aas 
irgend  einer  Geraden  Sft."  Nämlich  von  den  12  Fnocten  a.  fallen  hier 
6  in  P,  zwei  andere  sind  die  äusseren  Endpuncte  von  S*,  und  die  vier 
übrigen  liegen  in  der  Geraden  SR.  „Bei  diesen  beiden  besonderen 
Fällen  ist  die  Gerade  £ß  der  jedesmaligen  Tangeute  SS  oder  S\ 
der  Basis,  welche  zugleich  die  dritte  Polare  des  Poles  in  Be- 
zug auf  die  Basis  ist,  parallel." 

„Liegt  der  Pol  P  in  der  Curve  /"",  wobei  die  Polare  J*  ans 


über  darauf  bezügliche  Eigenschaften  allgemeiner  Ciirven.  561 

„Durch  die  30Puncte  a  können  unzählige  Curven  sechsten 
Grades,  R^,  gehen."  Jede  solche  Curve  schneidet  die  lOS,  ausser  in 
den  30a,  in  10.3  =  30  neuen  Puncten  Oj. 

„Solche  30  Puncte  a,  liegen  jedesmal  mit  jenen  festen 
20  Puncten  a^  zusammen  in  irgend  einer  Curve  fünften  Gra- 
des, etwaCJ."  Demnach  gehen  durch  die  20  Puncte  a,  gerade  eben- 
so viele  Curven  CJ,  wie  durch  jene  30  Puncte  a  Curven  R^  möglich  sind; 
mittelst  der  30  Puncte  a,  bestimmen  sie  einander  gegenseitig,  so  dass 
jeder  durch  die  30a  gehenden  Curve  R^  eine  durch  die  20a,  gehende 
bestimmte  Curve  CJ  entspricht,  und  auch  umgekehrt.  Die  Curve  R^ 
hat  zu  der  ihr  entsprechenden  Curve  Cf  und  zu  der  Basis  6'* 
völlig  gleiche  Beziehung.  Die  inneren  Polaren  des  Poles  P  in 
Bezug  auf  die  Curven  C*  und  CJ  sind  eine  und  dieselbe  Curve 
e/\  Aus  einem  früheren  Satze  (§  14.  II,  2)  kann  man  schliessen:  Dass 
durch  die  25  gemeinschaftlichen  Puncte  der  beiden  Curven  6** 
und  C\  allemal  noch  eine  solche  dritte  Curve  gleichen  Grades, 
etwa  Cl^  geht,  welche  den  Pol  P  zum  Mittelpunct  und  somit 
zugleich  zum  Wendepunct  hat.  Und  dass  ferner,  wenn  man 
sich  zwischen  denselben  zwei  Curven  6'*  und  6'J  die  durch  den 
Pol  P  gehenden  25  Wechselsehnen  bb^  denkt,  von  deren  End- 
puncten  nämlich  der  eine  in  der  einen  und  der  andere  in  der 
anderen  Curve,  die  Mitte  der  Sehne  aber  in  P  liegt,  alsdann 
die  50  Endpuncte  dieser  Sehnen  ebenfalls  in  einer  solchen 
Curve  fünften  Grades,  etwa  jB%  liegen,  welche  P  zum  Mittel- 
punct hat. 

IV.  Bei  der  Basis  C^  gehen  durch  jeden  beliebigen  Pol  P  je  15  Seh- 
nen iS,  deren  30  Endpuncte  a  in  der  Polare  J*  liegen,  welche  den  Pol  zum 
Mittelpunct  und  zugleich  zum  Wendepunct  hat.  Die  Basis  wird  von  den 
15  S  noch  in  anderen  15.4  =  60  Puncten  a  und  die  Polare  J^  wird  von 
denselben,  ausser  in  P  selbst,  noch  in  15.2  =  30  neuen  Puncten  a^  ge- 
schnitten, welche  paarweise  Gegenpuncte  in  Rücksicht  des  Mittelpunctes 
P  sind. 

„Durch  die  60  Puncte  a  können  Curven  zehnten  Grades  i?^° 
gehen."  Jede  dieser  Curven  schneidet  die  15  S  in  neuen  15.6  =  90 
Puncten  o^. 

„Solche  90  Puncte  aj  liegen  jedesmal  mit  jenen  festen  30 
Puncten  a,  zusammen  in  irgend  einer  Curve  neunten  Grades  R% 
welche  mit  der  Polare  J^  den  Wendepunct  P  sammt  der  zuge- 
hörigen Wendetangente  gemein  hat"  —  [Berühren  die  Curven  R] 
und  e7*  einander  im  Pol  P  nicht  höher  als  dreipunctig?  Kann  die  Curve 
i?J  nicht  in  CJ-hC*  zerfallen?  Oder  können  durch  die  30  Puncte  a,  nicht 
auch  Curven  sechsten  Grades,  C^,  gehen?  Jede  solche  C]  schnitte  alsdann 

Steiatr'i  Werkt.    II.  36 


562  lieber  algebraische  Cuiven,  welche  einen  Hittelpnnet  haben,  nnd 

die  15  S  in  neuen  60  Puncten  a',  und  diese  60a'  lägen  mit  den  fegten 
60a  in  einer  Curvo  R'%  welche  die  15  <8  in  noch  15.2  =  30  uidetcD 
Puncten  a"  schnitte,  und  diese  SOa"  müsstan  sodann  in  einer  Curve  C* 
liegen,  welche  mit  J^  den  Wendepunct  P  nebst  der  zngehörigeii  Wende- 
tangente gemein  hatte  oder  sie  noch  höher  berfihrte.] 

V.  Bei  der  Basis  C"  gehen  durch  jeden  Pol  P  je  21  Sehoeo  S,  dereo 
42  Endpuncte  a  in  der  Polare  J'  liegen,  die  den  Pol  zum  MittelpoDCt' 
hat.  Die  Basis  wird  von  den  21  S  noch  in  21.5^1(3  Puncten  a  und 
die  Polare  wird  von  denselben  noch  in  21.4  =  84  Pnncten  a,  geschnitteo. 
Die  in  jeder  Sehne  S  liegenden  4  Puncto  a,  best^en  aus  zwei  Paar  66- 
genpuncten  in  Rücksicht  der  Polare  J*  und  ihres  MittelpuQctes  P. 

„Durch  die  105  Puncto  a  können  Curven  fünfzehnten  Gra- 
des, R",  gehen."  Jede  dieser  Curven  schneidet  die  21  S  in  nenea 
21.10  =  210  Puncten  a,,  und 

„Solche  210  Puncte  a,  liegen  jedesmal  mit  jenen  festen 
84  Puncten  a,  zusammen  in  irgend  einer  Curve  vierzehntes 
Grades  Rl*."  In  Rücksicht  dieser  Curven  und  des  Poles  findet  das  Eig«o- 
thfimliche  statt:  „Dass  die  innere  Polare,  J\*,  des  Poles  P  in  Besag 
auf  jede  Curve  i2|*  in  zwoiTheile  zerfällt,  wovon  der  eine  alle- 
mal die  vorgenannte  Polaro  J',  der  andere  aber  irgend  eise 
Gnrve  J'  ist,  welche  gleichfalls  den  Pol  zum  Mittelpunct  (ood 
zugleich  zum  Wendepunct)  hat."  —  [Können  hierbei  nicht  ancli  u 
die  Stelle  der  Carve  R','  zwei  solche  Curven  siebenten  Grades,  etn 
C'H-CJ,  treten,  wovon  die  eine  in  Rücksicht  der  zwei  Paar  Gegenpuncta o, 
in  jeder  Sehne  S  je  durch  das  eine  und  die  andere  durch  das  jedesmalige 
andere  Paar  geht?  Welche  Paare  in  Betracht  aller  21  Sehnen  gehöreo 
zusanmien,  oder  wieviele  Äendeningen  sind  dabei  möglich?    U.  s.  w.] 

Analoge  Eigenschaften,  wie  bei  den  beiden  letzten  Beispielen  (IT) 
und  (V),  finden  auch  bei  den  allgemeinen  Basen  C*/'  und  0^"—^  statt 


über  darauf  bezügliche  Rigeuscbaften  allgemeiner  Curven.  563 

meinsamen  Mittelpunct;  zudem  sind  ihre  Grundpuncte  q  paar- 
weise Gegenpuncte,  etwa  q  und  g', ,  in  Rücksicht  des  Mittel- 
punctes  Py  80  dass  also  die  Polaren  sämmtlich  \(rn — 1)^  Sehnen 
qq^  gemein  haben.^  In  dem  Falle,  wo  «i— 1  und  damit  auch  (m — 1)* 
ungerade  ist,  liegt  der  unpaare  oder  einzelne  Punct  g,  der  q^  heissen  mag, 
im  Pol  P  selbst,  und  die  Zahl  der  Sehnen  qq^^  wird  dabei,  nur  durch  die 
in  dem  Ausdrucke  ^(m — 1)'  enthaltene  ganze  Zahl  angezeigt. 

„Die  gesammten  Asymptoten  A,  aller  gegebenen  Curven 
BCC")  umhüllen  eine  Curve  (2w— 1)*«'  Classe  ^««.-i  und  4t(m—\y^ 
Grades,  welche  die  Gerade  ö«  zur  2(m — l)fachen  Tangente  hat; 
so  dass  also  durch  jeden  gegebenen  Pol  P  im  Allgemeinen 
2m — 1  Asymptoten  ^4  gehen,  dagegen  aber  nach  jedem  in  G^  lie- 
genden Puncto  Q  oder  nach  jeder  gegebenen  Richtung  nur  je  eine 
Asymptote  A,  geht,  somit  keine  zwei  parallel  sein  können."*) 

Werden  die  Endpuncte  aller  jener  Systeme  Sehnen,  welche  demselben 
Pol  in  Bezug  auf  alle  gegebenen  Curven  entsprechen,  zusammengefasst,  so 
ergiebt  sich  der  folgende  Satz: 

„Die  Endpuncte  a  aller  Systeme  Sehnen /S^  die  irgend  einem 
und  demselben  Pol  P  in  Betracht  aller  einzelnen  Curven  des 
gegebenen  Curven-Büschels  J5(C"')  zugehören,  liegen  zusammen 
in  einer  Curve  (2w — 1)^^  Grades^  J^"»"^,  welche  den  Pol  P  zum 
Mittelpunct  und  die  durch  denselben  gehenden  2m — 1  Asymp- 
toten Ag  von  einzelnen  dor  gegebenen  Curven  auch  selbst  zu 
Asymptoten  hat,  so  dass  sie  diese  Curven  in  den  unendlich 
entfernten  Puncten  a«  der  respectiven  Asymptoten  berührt, 
und  welche  ferner  sowohl  durch  die  m^  Grundpuncte  p  des  ge- 
gebenen Curven-Büschels,  als  auch  durch  die  (m — 1)'  Grund- 
puncte 9  des  Büschels  innerer  Polaren,  J5(J'"~'^),  desselben  Poles 
in  Bezug  auf  jenen  gegebenen  Curven-Büschel  geht."  Diese 
Curve  J*»»— *  soll  „innere  Panpolare"  des  Poles  P  in  Bezug  auf  den 
gegebenen  Curven-Büschel  B(C^)  genannt  werden.  Da  dieselbe  immer 
von  ungeradem  Grad  ist,  2m — 1,  so  geht  sie  stets  durch  ihren  eigenen 
Mittelpunct  P  und  hat  ihn  zugleich  zum  Wendepunct. 

Unter  den  unendlich  vielen  Sehnen  S,  welche  in  Betracht  aller  ge- 
gebenen Curven   durch  den  jedesmaligen  Pol  P  gehen,  giebt  es  allemal 


•)  „Werden  die  gegebenen  Curven  B{C^)  von  einer  beliebigen  Ge- 
raden G  geschnitten,  und  denkt  man  sich  in  den  Schnittpuncten  an  die- 
selben Tangenten^  gelegt,  so  umhüllen  diese  Tangenten  gleicherweise 
eine  Curve  (2m — 1)*«'  Classe  ^2m— 1  und  4(in — l)*««»  Grades,  welche  die 
Gerade  G  zur  2(m  — l)fachen  Tangente  hat."  Dieser  Satz  ist  einer  in  der  Aka- 
demie der  Wissenschaften  zu  Berlin  gelesenen  Abhandlung  entnommen.  (Vgl.  die  vor- 
hergehende Abhandlung,  S.  495.) 

36* 


664 


Üeber  «Igebrsiscbe  Curven,  welche 


1  Hittetpunct  haben,  und 


einzelne  solche  beROndere  Sehnen;  welche  in  ihrem  einen  Eudpuocte  die 
zugehörige  Curve  berühren,  statt  schneiden.  Jede  solche  TaogenteD-Sehne 
soll  durch  S^  und  ihre  Endpuncte  durch  a  und  a^,  nämlich  der  gen&nnte 
Beriihrungspunct  durch  a^  bezeichnet  werden.  (In  apeciellem  Falle  könn« 
beide  Cndpuucte  Bcrührungspuncte  werden.)  Ist  S^  insbesondere  eine 
Asymptote  A,  der  zugehörigen  Curve  O",  so  ist  a^  nicht  mehr  allein  als 
Berührungspunct  anzusehen,  sondern  in  diesem  Fidle  hat  man  sich  anch 
a  in  dorn  unendlich  entfernten  BeriihrungspuDcte  a„  der  A^  zu  denken, 
und  zwar  a„  nach  der  einen  und  a  nach  der  entgegengesetzten  Richtung. 
80  dass  beide  vereint  den  Berührungspunct  a„  bilden,  und  dennoch  gleich 
weit  vom  Pol  P  abstehen.  Demnach  ist  jede  Asymptote  A,  einer 
Curve  C"  in  Rücksicht  jedes  in  ihr  angenommenen  Poles  P  alle- 
mal als  eine  Tangenten-Sehne  ;$,  anzusehen,  deren  beide  End- 
puncte a  und  a^  jedoch  als  in  ihrem  Berührungspancte  a.  ver- 
einigt, aber  als  nach  entgegengesetzten  Richtungen  liegend  la 
betrachten  sind. 

„Durch  jeden  Pol  P  gehen  im  Allgemeinen  3ffl(ni — 2)H-2»i— 1 
Tangenten-Sehnen  £g,  die  jedoch  von  zweierlei  Art  sind;  Däm- 
lich; 1)  2m— 1  derselben  bestehen  aus  den  vorgenannten, 
durch  den  Pol  P  gehenden  Asymptoten  A,  einzelner  gegebenen 
Curven  (den  Asymptoten  der  Panpolare),  so  dass  ihre  End- 
puncte in  den  rcspectiven  Berührungspuncten  a.  vereint 
liegen;  2)  dagegen  sind  die  im(m — 2)  übrigen  eigentlich« 
Tangenten-Sehnen  S^,  deren  Endpuncte  a  und  a,  verschieden 
und  nicht  im  Unendlichen  liegen;  die  3m(m — 2)  BerOhrungs- 
puncte  a„  der  letzteren  liegen  allemal  mit  den  tn*  Grund- 
puncteu  p  des  gegebenen  Curven-BSschels  zusammea  in  irgend 
einer  Curve  2(m — !)*•"  Grades,  -dj""*,  welche  die  zugehörige 
Panpolare  J"^^  in  ihrem  Mittelpuncte  P  berührt."    Die  Curven 


über  darauf  bezügliche  Eigenschaften  allgemeiner  Curven.  565 

„Die  zu  allen  Curven  eines  gegebenen  Curven-Büschels 
B(C***)  gehörige  Schaar  Ortscurven  S(W^)  bedecken  die  ganze 
Ebene  dergestalt,  dass  durch  jeden  Pol  P  im  Allgemeinen 
Sm(m — 2)  derselben  gehen."  Es  gehen  nämlich  ebenso  viele  Tan- 
genten-Sehnen durch  jeden  Pol,  ausser  den  2m — 1  Asymptoten.  In  dem 
speciellen  Falle,  wo  w  =  3,  isty  =  15,  und:  Bei  einem  gegebenen 
Curven*Büschel  dritten  Grades,  J5(C),  gehen  von  der  Schaar 
zugehöriger  Ortscurven  /S(3W^*)  durch  jeden  Pol  P  je  9,  sowie 
nebstdem  je  5  Asymptoten  A,  von  einzelnen  der  gegebenen  Curven. 
[1.  Den  Grad,  y,  der  Ortscurve  3R^  allgemein  zu  bestimmen.  2.  Die  En- 
veloppe  der  5(501«')  zu  finden.] 

unter  den  durch  irgend  einen  Pol  P  gehenden  unendlich  vielen 
Sehnen  S  der  gegebenen  Curven  jB(C'"*)  giebt  es  ferner  auch  solche  be- 
sondere, die  @  statt  S  heissen  sollen,  in  deren  Endpuncten  a  und  0,  die 
Tangenten  31  und  31,  der  zugehörigen  Curve  6"*  (statt  C"*)  parallel  sind, 
und  wobei  also  diese  Curve  in  den  Endpuncten  der  Sehne  sowohl  von 
ihrer  inneren  Polare  3"*"^  (statt  J"^~^)  als  auch  von  der  Panpolare  J^^-^ 
berührt  wird.  Es  giebt  für  jeden  Pol  P  im  Allgemeinen  (3w — l)(w — 2)+i 
solche  besondere  Sehnen  @,  oder  im  engeren  Sinne  nur  (Sm — l)(m — 2), 
indem  der  Bruch  ^  die  Tangente  der  durch  P  gehenden  Curve  C"*  anzeigt, 
bei  welcher  a  und  a,  sich  in  P  vereinigt  haben  und  die  genannten  drei 
Curven  einander  nur  noch  in  diesem  einen  Puncto  P  berühren.  Als  der- 
gleichen uneigentliche  Seimen  @  machen  sich  femer  auch  die  durch  P 
gehenden  2in — 1  Asymptoten  A^  geltend,  in  deren  Puncten  a«  die  zu- 
gehörigen beiden  Curven  C"*  und  «7"*"^  einander  ebenfalls  berühren  und 
zugleich  von  der  Panpolare  berührt  werden.  Ausserdem  berührt  die  Pan- 
polare J*™-*  in  jedem  der  m^  Grundpuncte  p  irgend  eine  Curve  6'*",  aber 
nicht  auch  zugleich  deren  Polare  J"*"^;  und  ebenso  berührt  dieselbe  in 
jedem  der  (m — 1)'  Puncto  q  irgend  eine  der  Polaren  5(e/"*~'^),  aber  nicht 
auch  deren  Basis  C"*.    Also: 

„Durch  jeden  Pol  P  gehen  im  Allgemeinen  (3w — 1)(^ — 2) 
eigentliche  Sehnen  @,  in  deren  Endpuncten  a  und  a,-  die  Tan- 
genten 31  und  Sil  parallel  sind  und  die  jedesmalige  Curve  6"» 
sowohl  von  ihrer  inneren  Polare  S*""^  als  auch  von  der  Pan- 
polare •7**'*—^  berührt  wird."  Oder:  „Unter  den  jedem  Pol  P  ent- 
sprechenden inneren  Polaren  jB(t/"*"^)  giebt  es  je  (3m — l)(w — 2) 
solche,  3"*""^,  welche  ihre  Basis,  (5"*,  in  zwei  Puncten  berühren." 
Oder:  „Die  Panpolare  «/^"»-^  jedes  Poles  P  berührt  je  (3w — l)(w — 2) 
der  gegebenen  Curven  P(C'"')  in  je  zwei  Puncten  a  und  a,,  welche 
stets  Gegenpuncte  in  Rücksicht  des  Poles  sind,  und  sobald 
dieselbe  eine  der  gegebenen  Curven  in  irgend  einem  Puncto  a 
berührt,  der  weder  in  der  Geraden  ö»  liegt,  noch  einer  der  m^ 


566  Ueber  algebraische  Curren,  welche  einen  Mittelpunet  haben,  und 

PuDCte  p  ist,  so  berührt  sie  dieselbe  Qothwendig  noch  in  einem 
anderoD  Puncte  a, ,  und  zwar  im  Gegenpnncte  von  jenem  in 
Rücksicht  auf  den  Pol  P."  Dabei  kann  in  Betracht  einer  einzelnoi 
gegoboiien  Curvo  auch  noch  das  bemerkt  werden:  „Liegt  der  Pol  P 
in  einer  Asymptote  A,  einer  Carve  C",  so  berührt  seine  innere 
Polare  J"^*  die  letztere  im  nnendlich  entfernten  Pnncte  a, 
der  A,." 

In  jeder  einzehien  Curve  C"  müssen  alle  solche  Sehnen  @,  in  deim 
Endpuncten  a  and  a,  die  Tangenten  S  und  Sl,  parallel  sind,  irgend  eisa 
Curve  y"  Claase,  &,  umhüllen,  und  ebenso  muss,  wenn  man  die  Mitte 
jeder  Sehne  @  durch  91  bezeichnet,  der  Ort  aller  91  irgend  eine  Curve 
x"'  Grades,  3t',  sein.  In  dieser  Hinsicht  gehören  alsdann  m  den  Gornn 
des  gegebenen  Büschels  3(0"^)  zwei  Schaaren  Ortecurven,  S(&^  und  S(9^). 

„Die  Schaar  Ortacurven  ^(Si'),  welche  zu  dem  gegebeneo 
Gurven-Büschel  £(C")  gehören,  überziehen  die  ganxe  Ebene 
dergestalt,  dass  durch  jeden  beliebigen  Pol  P  im  Allgemei- 
nen je  (3m— I)Cwi— 2)  derselben  gehen."  Für  den  speciellen  Fall, 
wo  m:=3,  sind  nach  dem  Obigen  (§  15)  die  Curven  ©»  und  91"  .^6' 
und  91",  und  in  Rücksicht  des  Curven-Büschels  B^C)  gehen  durch  jedes 
Punct  P  der  Ebene  je  8  Ortscurven  VI".  [1.  Die  Classe  y  und  den  Grad 
X  der  beiden  Ortscurven  allgemein  zu  bestimmen.  2.  Die  Enveloppen 
von  SC®")  und  S(gi')  zu  tinden.] 

Wird  mit  der  inneren  Panpolare  zugleich  auch  die  äussere  Panpolare 
A-"—^  (vorgl.  d.  vorhorgeh.  Abhandl.)  desselben  Poles  in  Bezog  auf  da 
nämlichen  gegebenen  Curven -Büschel  betrachtet,  so  findet  sich  folgende 
gegenseitige  Beziehung  derselben  (vergl.  §  13,  II.): 

„Die  beiden  Panpolaren  A*^~^  und  J^*"'  jedes  Poles  Pia 
Bezug  auf  den  gegebenen  Curvon-Büschel  3(0"}  haben  mit 
der  Geraden   G^   die   nämlichen  2»» — 1   Poncte  a«    gemein,   so 


über  daraof  bezügliche  Eigenschaften  allgemeiner  Cunren.  567 

Da  die  Curven  irgend  eines  Büschels  a^  Grades,  B(C^\  insgesammt 
3(ä — 1)'  Doppelpuncte  haben,  und  da  sich  unter  denselben  je  2(^ — 1) 
solche  befinden,  welche  irgend  eine  gegebene  Gerade  G  berühren  (vergl. 
d.  vorhergeh.  Abhandl.),  so  müssen  also  auch  die  Polaren  J5(J*'»"^) 
jedes  Poles  P  in  Bezug  auf  den  gegebenen  Curven-Büschel 
B(C^)  allemal  im  Ganzen  S(m — 2)'  Doppelpuncte  enthalten, 
und  es  müssen  je  2(in — 2)  derselben  jede  gegebene  Gorade, 
also  namentlich  auch  die  Gerade  &»  berühren. 

Daraus  ist  zunächst  zu  entnehmen,  dass  es  in  Betracht  jeder  einzelnen 
Curve  C*"  auch  solche  Pole  P  geben  muss,  deren  innere  Polaren  J^-^ 
Doppelpuncte  haben;  und  zwar  müssen  diese  Doppelpuncte  im  Allge- 
meinen paarweise  vorhanden  sein,  nämlich  als  Gegenpuncte  in  Rücksicht 
des  Poles  oder  Mittelpunctes  P  der  jedesmaligen  Polare  J^-^  (§  9,  U.); 
nur  wenn  ein  Doppelpunct  insbesondere  im  Mittelpunct  P  selbst,  oder 
wenn  er  in  der  Geraden  ö«  liegt,  steht  er  als  einzeln  da.  Von  jeder 
Curve,  etwa  J^''\  welche  einen  Doppelpunct  )j>ao  auf  der  Geraden  ö« 
hat,  kann  man  sagen,  sie  berühre  diese  Gerade  in  demselben;  und  wenn 
die  Curve  einen  Mittelpunct  P^  hat,  so  kann  man  umgekehrt  behaupten, 
sie  könne  die  Gerade  &«  im  Allgemeinen  nur  in  diesem  Sinne  be- 
rühren, dass  sie  einen  auf  derselben  liegenden  Doppelpunct  hat.  Da  nun 
aber  mit  der  inneren  Polare  */"}*"*  auch  zugleich  die  äussere  Polare  Af-^ 
desselben  Poles  P^  die  Gerade  G^  im  nämlichen  Puncto  berührt,  so 
folgt  also: 

„Dass  der  Ort  desjenigen  Poles  Pj,  dessen  innere  Polare 
«/^*  in  Bezug  auf  die  gegebene  Basis  C"»  die  Gerade  öoo  be- 
rührt und  somit  einen  auf  ihr  liegenden  einzelnen  Doppel- 
punct pa,  hat,  eine  bestimmte  Curve  2(m — 2)'*°  Grades  P»»»-* 
und  (m — 1)**'  Classe  D"*"^  ist;  nämlich  diese  Curve  ist  die 
(m — !)*•  Polare  der  Geraden  Gao  in  Bezug  auf  die  Basis  C"*, 
oder  die  Enveloppe  aller  Durchmesser  D  der  letzteren." 

In  den  Mittelpunct  oder  Pol  P  kommt  vornehmlich  dann  ein  ein- 
zelner Doppelpunct  der  Polare  zu  liegen,  wenn  m  ungerade,  gleich  2v — 1  ist, 
und  P  in  der  Basis  C"*  =  C^^"^  selbst  liegt,  so  dass  also  für  diesen  Fall 
die  Basis  als  Hauptbestandtheil  seines  Ortes  anzusehen  ist.  Dabei  sind 
alsdann  die  gegenseitigen  Schnitte  der  beiden  Curven  P^"*-*  und  C"*  solche 
besondere  Pole  P,  deren  Polaren  zwei  vereinzelte  Doppelpuncte,  paa  und 
P,  haben.  XJebrigens  kann  der  Mittelpunct  P  insbesondere  auch  ein  mehr 
als  zweifacher  Punct  der  Polare  J"*~^  werden,  jedoch  nur  nach  Maass- 
gabe der  zwei  Zahlformen  von  m^  nur  so,  wie  bereits  oben  (§  1)  ange- 
geben worden. 

Ausser  diesen  speciellen  Fällen,  wobei  die  Polare  einen  vereinzelten 
Doppelpunct  hat,  muss  ibs  nun  in  Bezug  auf  die  gegebene  Basis  C"*  auch 


568  Ueber  algebraische  (.'urven,  welcbe  einen  Uittelpunct  haben,  und 

Holcho  Pole  geben,  die  P,  beissGD  sollen,  deren  innere  Polaren  J^^^  ein 
Paar  (oder  insbesondere  auch  mehrero  Paare)  Doppelpimcte,  fl,  und  )/„ 
haben,  welche  dann  stets  Gegenpuncte  in  Bücbsicbt  des  Poles /*,  siad;  und 
zwar  muss  der  Ort  aller  solcher  Pole  irgend  eine  Curve  jf*"  Grades  Pj  seto. 

Hiernach  gehören  also  zu  der  gegebenen  Corvo  C"  im  Äl^meinen 
zwei  solche  Ortscurven  PJ"— '  und  Pj,  wovon  die  erste  alle  diejenig«) 
Pole  P,  enthält,  deren  Polaren  J^^  einen  auf  der  Geraden  0„  liegenden 
einzelnen  Doppelpunct  haben,  die  andere,  unbekannte  Curre  dingen  alle 
diejenigen  Pole  P,  enthält,  deren  Polaren  J^-^  Paare  von  Doppelponden 
haben.  Die  2(m — 2)Xx  gemeinschaftlichen  Poncte  beider  OrtscurveD 
sind  solche  besondere  Pole,  welche  beide  Eigenschaften  zugleich  besitzen. 
In  dem  Falle,  wo  m^2v — 1,  hat  femer  auch  jede  innere  Polare,  derto 
Pol  in  der  Basis  C^"-^  selbst  liegt,  in  diesem  Pol  einen  einzelnen  Do{i^- 
punct. 

Tn  dieser  Hinsicht  gehören  demnach  zu  allen  Curven  eines  gegebenen 
Curven  •  Büschels  B(C'")  im  Allgemeinen  sowohl  eine  Schaar  Ortscurven 
PJ'"-*  oder  S(P?"'~'),  als  auch  eine  Schaar  Ortscurven  Pf  oder  S(i^). 

Da  nun  unter  dem  Büschel  Polaren  P(i/'"~')  jedes  Poles  P  in  Beti^ 
auf  den  gegedenen  Curven-Biischel  B(C'")  sich  2(m — 2)  solche  befinden, 
welche  die  Gerade  ff«  berühren,  also  2(m  —  2)  solche  Polarea  J^\ 
welche  einzelne  Doppelpuncte  p„  auf  6„  haben;  und  da  der  BüscIhI 
D{J'^-^)  im  Ganzen  3(m  — 2)'  Doppelpuncte  enthält,  so  bleiben  also  noch 

3Cm— 2)'— 2(m— 2)  =  (m— 2)(3m— 8) 
solche  Doppelpuncte  übrig,  welche  nicht  im  Unendlichen  liegen,  und  welche 
somit  paarweise  einzelnen  Polaren  J^~^  angehören  müssen.     Die  Anzahl 
dieser  Polaren  J'^'~*  ist  daher 

=  i(™-2)(3™-8), 
insofern  nämlich  diejenigen  unter  ihnen,  welche  insbesondere  mehrere  Pave 
Doppelpuncte  haben,  ebenso  oft  gezählt  werden,  als  sie  Paare  enthalten. 


über  darauf  bezügliche  Eigenschaften  allgemeiner  Curven.  569 

gehen."  Wenn7w=2v — 1  und  danach  die  letzte  Zahl  gleich  2  (v — 2X3v — 4)-hJ 
ist,  so.  gehen  2(v — 2)(3v — 4)  Curven  Pf  durch  P  und  der  Bruch  ^  zeigt 
diejenige  unter  den  gegebenen  Curven  an,  welche  durch  P  geht. 

Es  wird  zur  Erläuterung  dienen  und  auch  an  sich  nicht  ohne  Inter- 
esse sein,  wenn  wir  die  ausgesprochenen  allgemeinen  Eigenschaften  bei 
den  einfachsten  Beispielen,  wo  der  gegebene  Curvenbüschel  nur  vom 
dritten,  vierten  und  fünften  Grad  ist,  etwas  näher  betrachten. 

A.  Bei  einem  gegebenen  Curven -Büschel  dritten  Grades,  B(fi^\ 
finden  keine  Ortscurven  Pj  statt,  was  auch  der  Ausdruck  2(v — 2)(3v — 4) 
richtig  anzeigt,  indem  er  gleich  0  wird,  wenn  v  =  2  ist;  wogegen  der  Bruch 
\  bleibt  und  die  durch  den  Pol  P  gehende  Curve  C  anzeigt.  Jede  der 
anderen  Ortscurven  P^^-^  wird  hier  ein  Kegelschnitt  Pf,  und  zwar  der- 
selbe, welcher  schon  oben  (§  15)  betrachtet  und  durch  E^  bezeichnet 
worden.  Die  inneren  Polaren  jedes  Poles  P  in  Bezug  auf  den  gegebenen 
Curven-Büschel  P(C')  bilden  einen  Kegelschnitt-Büschel  B(J^)  mit  4  Grund- 
puncten  q;  dieselben  enthalten  im  Ganzen  3(3 — 2)' =  3  Doppclpuncte, 
von  welchen  2(3  — 2)  =  2  auf  der  Geraden  ö«  liegen,  und  einzelne  Doppel- 
puncte  zweier  besonderen  Polaren  J*  sind,  der  dritte  dagegen  liegt  im 
Pol  P  selbst  und  ist  Doppelpunct  der  besonderen  Polare  e/J,  welche  der 
durch  P  gehenden  Curve  C^  entspricht.  Jede  der  beiden  Polaren  JJ 
besteht  aus  zwei  parallelen  Geraden  J  und  Jj,  die  gleich  weit  vom  Pol 
P  abstehen,  und  die  Polare  Jl  besteht  aus  zwei  sich  in  P  schneidenden 
Geraden  (Sehnen)  S  und  S,  (§  15).  Demnach  sind  die  4  Grund- 
puncte  q  des  Büschels  Polaren  B(J^)  allemal  die  Ecken  eines 
Parallelogramms,  welches  die  Geraden  S  und  Si  zu  Diago- 
nalen und  die  zwei  Paar  Geraden  J  und  «/,  zu  Gegenseiten 
hat;  und  die  zu  dem  gegebenen  Curven-Büschel  B(C^)  gehö- 
rige Schaar  Orts-Kegelschnitte  S(P*)  erfüllt  die  ganze  Ebene 
doppelt,  80  dass  durch  jeden  Punct  P  je  zwei  Kegelschnitte 
PJ  gehen. 

B.  Bei  einem  gegebenen  Curven-Büschel  B(C*)  sind  die  zugehörigen 
Ortscurven  P*  vom  zehnten  Grad  und  sechsunddreissigster  Classe  (§  17), 
also  Pi  =  Pl^]  die  anderen  Ortscurven  p2m-4 -__  2)m-i  gjj^j  y^^^  vierten 
Grad  P*,  und  dritter  Classe  2)'.  Die  irgend  einem  Pol  P  entsprechenden 
inneren  Polaren  bilden  einen  Büschel  P(«/')  mit  9  Grundpuncten  q  und 
haben  im  Ganzen  3(4 — 2)' =  12  Doppelpuncte.  Von  den  9  Puncten  q 
liegt  einer,  etwa  j^,  im  Pol  P  selbst  und  die  8  übrigen  bestehen  aus 
4  Paar  Gegenpuncten  q  und  q^  rücksichtlich  des  Poles ^  so  dass  sie  die 
Endpuncte  von  4  gemeinschaftlichen  Sehnen  S  der  Polaren  B(J^)  sind. 
Von  den  12  Doppelpuncten  liegen  4  auf  der  Geraden  G«,  und  sind  ein- 
zelne Doppelpuncte  von  4  besonderen  Polaren  JJ,  dagegen  sind  die  8 
übrigen  paarweise  Doppelpuncte,  p^  und  p',,  von  vier  besonderen  Polaren 


f)70  Uebtir  slgebroiRche  Curven,  welche  einen  Mlttelpnnct  haben,  und 

J^  und  zugleich  Oogenpuncte  in  Rücksicht  des  Poles  P.  Jede  der  4  letz- 
teren Polaren  •/,'  muss  aus  J*-i-Sj  beatohen  (§  17),  und  zwar  musa  der 
Kegelschoitt  J*  durch  je  drei  Paar  Grundpuncte  q  und  g,  und  die  Doppel- 
sohne  S,  muss  durch  das  jedeamalige  vierte  Paar  gehen,  also  aal  eise 
der  4  Sehnen  <S  faUon;  und  da  nun  das  zugehörige  Paar  Doppelpuneta 
aus  den  gegenseitigen  Schnitten  von  •/*  und  £,  besteht,  so  liegen  aln 
in  jeder  der  4  Doppelsehnen  S,  (oder  auch  der'4S)  sowohl  ein  fut 
Doppelpuncte  f,  und  p',,  als  auch  ein  Paar  Grundpuncte  q  und  ^,  des 
B(J'),  sowie  auch  Jede  derselben  durch  den  neunten  Grundpooct  q,  (oiet 
Pol  F)  geht.  Von  den  zu  dem  gegebenen  Curven-Buschel  B(C') 
gehörigen  zwei  Schaaren  Ortscurven,  SCP*)  und  S(J*I*),  be- 
deckt jede  die  ganze  ßbene  vierfach,  d.h.  durch  jeden  Pnoct 
P  der  Ebene  gehen  sowohl  4  Corven  P*  als  auch  4  Curven  P". 
Jede  Ortacurve  PJ*  hat  9  dreifache  Puncto  P,  (§  17);  der  Ort  dieser 
Functe  rücksichtlich  aller  Ortscurven  S(Pl*)  ist  eine  Garve 
sechsten  Grades  P*,  welche  inabesondere  auch  durch  die  ig 
dem  gegebenen  Curven-Biiachel  B(C^)  gehörigen  27  Doppel- 
puncte geht 

C.  Bei  dem  gegebenen  Carven- Büschel  B(C*)  bilden  die  Polano 
jedes  Poles  P  einen  Büschel  B(J*)  mit  16  Gnmdpuncten  q  und  im  Gui«o 
mit  3(5 — 2)' =  27  Doppelpunctcn;  es  befindeu  sich  unter  denaelben 
2(5 — 2)^6  solche,  J^,  welche  einen  einzelnen  Doppetpunct  p^  aof  der 
Geraden  G.  haben,  und  ferner  2(3— 2)(3.3— 4)=  10  solche,  Jt,  wekhi 
ein  Paar  Doppelpuncto  p,  und  p',  haben,  die  Gegenpnncte  rficksichtlick 
dos  Polos  P  sind,  und  endlich  noch  eine  solche,  J*,  weiche  einen  «n- 
zelnen  Doppelpunct  im  Pol  P  selbst  bat,  was  zusammen  die  27  Doppel- 
puncte ausmacht.  Dem  entsprechend  gehen  also  von  den  zu  dem  gege- 
benen Cnrven-Büschel  gehörigen  Ortscurven  Ä(P')  und  iS(Pf)  durch  jedeo 


über  darauf  bezügliche  Eigenschaf teu  allgemeiner  Curveu.  571 

übrigen  4  Paare  geht,  und  wobei  die  gegenseitigen  4  Schnitte  vonV  und 
J]  zwei  Paar  Doppelpuncte  ;p,  und  p'^  sind,  so  dass  also  diese  specielle 
Polare  für  zwei  Polaren  «/J  zählt,  und  dass  die  ihr  entsprechende  Ortscurve 
Pf  den  Pol  P  zum  Doppelpunct  haben  muss.  —  Hierbei  kann  gefragt 
"werden:  a.  Welches  ist  in  Bezug  auf  den  gegebenen  Curven- Büschel 
B(^C^)  der  Ort  des  Poles,  für  welchen  die  besondere  Polare  e/J  aus  J^+S^ 
besteht?  (höchstens  vom  fünfzigsten  Grad),  b.  Welches  ist  der  Ort  des 
Poles,  für  welchen  eine  der  10  Polaren  J\  aus  «/'-he/J  besteht?  oder  welches 
ist  der  Ort  der  Doppelpuncte  aller  Ortscurven  >S(Pj)? 

In  Betreff  der  obigen  allgemeinen  Betrachtung  sind  unter  anderen 
folgende  Aufgaben  zu  stellen: 

1.  Den  Grad  a  der  Ortscurve  Pf  allgemein  zu  böstimmen, 
d.  h.  für  jede  Basis  C"». 

2.  Die  Enveloppe  der  zu  einem  gegebenen  Curven-Büschel 
5(C**)  gehörigen  Schaar  Ortscurven  /S(Pf)  zu  finden;  und 

3.  Die  Enveloppe  der  zu  demselben  Curven-Büschel  ge- 
hörigen Schaar  Ortscurven  S(P^"*-^)  =  S^D"*"^)  zu  finden.  Hierbei 
will  ich  bemerken,  dass  diese  Curvenschaar  in  der  Hinsicht,  dass  sie 
(m — 1)**^  Classe  ist  und  durch  jeden  Punct  P  der  Ebene  je  2(w — 2) 
derselben  gehen,  auffallende  Uebereinstimmung  mit  einem  Curven-Büschel 
gleicher  Classe  jB(ä'*»"^)  und  mit  (m — 1)'  gemeinschaftlichen  Tangenten 
hat,  indem  auch  hier  durch  jeden  Punct  der  Ebene  je  2(m — 2)- Curven 
jjfm-i  gehen;  dagegen  sind  diese  Curven  K"*"^  vom  (m — l)(rn — 2)'*"  Grad, 
während  jene  D"*^^  nur  vom  2(m — 2)**"  Grad,  gleich  P^*«-^,  sind.  Der 
ß(Ä''*~*)  ist  durch  ^w(m-+-l) — 2  gegebene  Tangenten  bestimmt. 


§22. 

I.  Die  innere  Panpolare  kann  unter  geeigneten  Umständen  auch  in 
Theüe  zerfallen,  wie  aus  Folgendem  erhellen  wird. 

Befindet  sich  unter  den  Curven  des  gegebenen  Büschels  P(C'*)  ins- 
besondere eine  solche,  etwa  C^,  welche  einen  Mittelpunkt  6|,  hat,  und 
wird  dieser  Mittelpunct  als  Pol  angenommen,  so  zerfallt  die  innere  Pan- 
polare  nothwendig  in  die  Curve  Cj*  und  in  eine  bestimmte  Curve  e/J'*~^ , 
80  dass  e/^**~*  aus  0^-\-Jo'~^  besteht,  und  zwar  ist  dabei  die  Curve  J^~^ 
eine  gemeinsame  innere  Polare  aller  gegebenen  Curven  B{0")  mit  Aus- 
nahme der  Curve  C^,  mit  welcher  sie  concentrisch  ist.  Ein  solcher  Pol 
Cq(^^=P)  bedingt  aber  auch  in  Rücksicht  der  ihm  entsprechenden  äusseren 
Polaren,  JB(-4"*~^),  eine  besondere  Eigenschaft,  nämlich:  Dassalle  diese 
Polaren  parallele  Asymptoten  haben,  und  zwar  parallel  den 
Asymptoten  jener  gemeinsamen  inneren  Polare  e/j*~^  weil  sie 
mit  dieser  die  Gerade  ö«»  in  dieii  nämlichen  m  —  1  Puncten  a^ 


572 


Ucber  algebraische  Ourven,  welche  einen  Uittelpauet  baben,  und 


»chnoideD.  Die(m — lX»i — 2)  übrigen  gemeiuscliaftlichen  Functe  (Grand- 
puDcto)  f  dos  Büschels  J?(^"'-')  müssen  daher  in  einer  Curve  -<4*"^  liegen, 
welche  mit  Q^  zusammen  eiiio  Curve  A^^  dieses  Büschels  vertritt,  lutd 
zwar  ist  dieselbe  die  äussere  Polare  von  jener  besonderen  Curve  C^-  B^ 
findet  sich  unter  den  gegebenen  Curven  BiC")  zugleich  noch  eioo  andeir, 
etwa  6'^,,  welche  einen  Mittelpuuct  6,,  hat,  so  kommen  ihr  und  ihrem 
Mittelpuacte  gleiche  Eigenschaften  zu.  Bewegt  sich  sodann  der  Pol  P  in 
der  durch  beide  Mittelpuncto  gehenden  Geraden  QC^g,  so  entspricht  ihm 
in  jedem  Moment  ein  Büschel  äusserer  Polaren  ß(^*~')  mit  («i —  1)'  Grund- 
puncten  -p,  und  der  Ort  aller  dieser  Puncte  j)  ist  eine  Curva 
2(w* — 1)"°  Grades  ^4^"^*,  deren  Asymptoten  mit  den  Äsymptotee 
der  beiden  gemeinsamen  inneren'Polaren  ^^'  und  J^^  parallel 
sind,  oder  welche  mit  diesen  zwei  Curven  die  Gerade  6.  in 
den  nämlichen  zweimal  tn — I  Puncten  a^  schneidet. 

Durch  Umkehrung  ei^ben  sich  folgende  Satze: 

a.  Giebt  es  in  der  Ebene  zweier  gegebenen  Curven  »"* 
Grades,  6',""  und  Cj*,  irgend  einen  solchen  Pol  6j(  =  i^,  dessen 
innere  Polaren  in  Bezug  auf  dieselben  in  eine  zusammenfallen, 
t7;*-i,  80  haben  alle  Curven  des  durch  die  zwei  gegebenen  be- 
stimmten Büschels  £(6''")  für  den  gleichen  Fol  die  nämliche 
innere  Polare  gemein,  und  so  enthält  dieser  Büschel  allemil 
eine  solche  besondere  Curve  6'^,  welche  den  Pol  C,  zum  Mittel- 
puuct hat 

h.  Hat  eine  gegebene  Curve  m"'' Grades  C^  einen  Mittel- 
puuct C^,  und  nimmt  man  in  derselben  ■J?M(7n+3) — IPunctef 
beliebig  an,  so  gehen  durch  diese  Puncte  unzählige  Curven 
desselben  Grades,  B(C"''),  welchen  rücksichtlich  jenes  Mittel- 
punctes,  als  Pol,  eine  und  dieselbe  innerePolare^J^^  entspricht 

c.     Sind  in  einer  Ebene  zwei  Curven  m*"'  Grades  C"  und  C", 


über  darauf  bezügliche  Eigenschaften  allgemeiner  Curvon.  573 

enthält.  Da  nun  die  innere  Panpolare  desselben  Poles  vom  (2  m — 1)^"  Grad 
ist,  so  fallen  in  jede  durch  P  gezogene  Gerade  G  je  m — 1  Sehnen  S, 
welche  im  Allgemeinen  ebenso  vielen  verschiedenen  Curven  oder  Systemen 
2(S)  angehören  werden.  Bezeichnet  man  irgend  eine  Curve  des  Büschels 
durch  Cj",  ihre  Sehnen'durch  S(/S,)  und  jede  der  j^m(m — 1)  Geraden,  in 
welchen  die  Sehnen  liegen,  durch  G, ,  so  fallen  in  jede  ö,  noch  m — 2 
andere  Sehnen  S,  die  ebenso  vielen  anderen  Curven  C*"  angehören,  und  es 
entsieht  die  Frage :  Ob  in  Rücksicht  aller  ^m(w — 1)  Geraden  Gj  die 
je  m — 2  anderen  Sehnen  S  zu  den  nämlichen  m — 2  anderen 
Curven  C*",  oder  ob  dieselben  im  Ganzen  zu  ^(m — l)X(w — 2) 
verschiedenen  Curven  6'*"  gehören.  Z.  B.  bei  einem  gegebenen 
B(C^)  fallt  in  jede  der  3  Geraden  G, ,  in  denen  die  3  Sehnen  S^  der 
Curve  Cf  liegen,  noch  je  eine  andere  Sehne  S',  und  es  ist  die  Frage,  ob 
diese  3iS'  einer  und  derselben,  etwa  C',  oder  ob  sie  drei  verschiedenen 
anderen  Curven  C^  angehören.  Gehörten  sie  derselben  Curve  C'  an,  so 
wären  alle  Curven  des  Büschels  B(C^)  einander  paarweise  zugeordnet. 
Es  kann  femer  gefragt  werden:  Welche  Relation  findet  zwischen  den 
\m{m — 1)  Sehnen  jedes  Systemes  2(5)  statt?  oder  wenn  eine  derselben 
gegeben  ist,  wie  sind  die  übrigen  zu  finden?  Welche  Relation  findet 
zwischen  verschiedenen  Sehnen-Systemen  statt? 

Hat  insbesondere  'eine  der  gegebenen  Curven  J5(6''"),  etwa  C^,  einen 
Mittelpunct  C^ ,  und  wird  dieser  als  Pol  P  angenommen,  wobei  die  Pan- 
polare J^"*"^  =  C^H-t/2*~*  wird,  so  liegen  in  jeder  Geraden  G  je  ^  Sehnen 
Sq  der  Curve  C^^  sowie  je  ^{m — 1)  Sehnen  S,  welche  einzeln  anderen 
Curven  O^  angehören;  dabei  sind  in  den  Zahlen  \m  und  ^(m — 1)  nur 
die  Ganzen  zu  zählen.  Welche  Resultate  erhält  man,  wenn  die  eben  auf- 
gestellten Fragen  auf  diesen  besonderen  Fall  angewendet  werden? 


§23. 

Allgemeine   Bemerkung. 

Die  Resultate  der  vorstehenden  Untersuchung  lassen  sich  durch  Pro- 
jection  in  andere,  scheinbar  allgemeinere  umwandeln;  was  bereits  schon 
oben  gelegentlich  an  einigen  Stellen  geschehen,  an  anderen  nur  bemerkt 
worden  ist.  Auch  kann  fast  durchgängig  eine  entgegenstehende  Reihe  von 
Sätzen  und  Eigenschaften  nach  dem  Princip  der  Dualität  der  Raumge- 
stalten gleicherweise  entwickelt  oder  durch  Polarisation  mittelst  eines 
Hülfs-Kegelschnittes  aus  dem  Obigen  hergeleitet  werden;  welches  alles 
zur  Genüge  bekannt  ist.  Eine  eigentliche  Weiterführung  des  Gegenstandes 
gedenke  ich  später  mitzuthoilen,  wofern  mein  kränkelnder  Zustand  mir 
die  zur  Ausarbeitung  nöthige  Kraft  und  Anstrengung  gestattet. 


Heber  algebraische  Curven,  welche  einen  UitUtpimct  haben,  und 


Einiges  Über  geradlinige  Transversalen  bei  algebraischen 
Carven. 

§24. 
Id  den  obigen  Betrachtungen  kommen  bereits  viele  SStze  über  solche 
Geraden  vor,  welche  eine  gegebene  Gurve  unter  ii^nd  welchen  bestimniteD 
Bedingungen  schneiden,  und  zwar  wurde  dabei  in  den  meisten  Filleit 
entweder  der  Ort  der  Geraden  selbst,  oder  irgend  eines  in  ihr  fixirt« 
Punctes,  oder  es  wurden  beide  Oerter  zugleich  berücksichtigt,  sowie  auch 
andere,  davon  abhängige  Eigenschaften  beobachtet.  Einige  der  frühem 
Fälle  sollen  hier  etwas  allgemeiner  behandelt  und  nebstdem  noch  andere 
analoge  Beispiele  hinzugefügt  werden.  Eine  umfassendere  UntersuchaDf 
über  Transversalen  bei  algebraischen  Curven,  aus  welcher  nicht  nur  alle 
diese  Beispiele,  sondern  auch  ein  grosser  Theil  der  obigen  Betrachtongeo 
entnommen  ist,  behalte  ich  mir  für  eine  andere  Gelegenheit  vor. 

§25. 

Eine  gegebene  Curve  m""  Grades  C"  wird  von  jeder  in  ihrer  Ebene 
liegenden  Geraden  oder  Transversale  S  in  m  Pnncten  a  (reell  oder  inu- 
ginär)  geschnitten.  Der  gemeinsame  Scbwerpunct  solcher  m  Schnitte  (alle 
gleich  schwer  gedacht)  heisse  A;  so  hat  man  in  Rucksicht  dieses  Schver- 
punctes  zunächst  folgende  Sätze  (wovon  der  erste  I.  a.  allgemein  bekannt  ist): 

1.  a.  „Wird  die  Transversale  S  sich  selbst  parallel  be- 
wegt, so  beschreibt  ihr  Schwerpunct  A  (d.  h.  der  SchwerpnncI 
ihrer  verändorticben  m  Schnitte  a)  irgend  eino  bestimmte 
Gerade/),  nämlich  den  der  Richtung  von  <S  conjugirten  Durch- 


über  darauf  beznglicbe  Eigenschaften  allgemeiner  Curven.  575 

mit  den  m — 1  übrigen  Asymptoten  ist;  diese  Curvo  hat  im  All- 
gemeinen ^  (m — 1)  (m — 2)  Doppeltangenten,  welche  solche 
Durchmesser  der  Basis  sind,  2),,  denen  zwei  verschiedene 
conjugirte  Richtungen  entsprochen.^  Demnach  gehen  durch 
jeden  Punct  P  der  Ebene  im  Allgemeinen  m — 1  Durchmesser 
D  der  Basis,  oder  jeder  Punct  P  ist  der  Schwerpunct  A  von 
m — 1  durch  ihn  gehenden  Transversalen  S,  welche  nämlich 
jenen  Durchmessern  beziehlich  conjifgirt  sind;  liegt  der  Punct 
P  insbesondere  in  einer  il„  so  ist  diese  selbst  einer  der  m — 1 
Durchmesser,  und  so  fällt  die  ihr  conjugirte  Transversale  S 
auf  sie,  und  da  diese  Transversale  mit  den  übrigen,  wie 
zuvor,  ihren  Schwerpunct  in  P  haben  muss,  so  kann  also  jeder 
Punct  P  in  der  Asymptote  A^  als  Schwerpunct  einer  auf  ihr 
liegenden  Transversale  S  angesehen  werden;  wird  P  in  den 
im  Unendlichen  liegenden  Punct  a«  der  Ag  versetzt,  so  sind 
die  übrigen  m — 2  Durchmesser  D  alle  mit  Ag  parallel,  die 
ihnen  conjugirten  m — 2  Transversalen  fallen  sämmtlich  auf 
öoo  und  die  der  Ag  conjugirte  liegt  auf  dieser,  wie  zuvor; 
liegt  endlich  P  nach  beliebiger  Richtung  in  der  Geraden  ö«>, 
so  sind  ebenso  alle  m — 1  Durchmesser  nach  dieser  Richtung 
parallel  und  die  ihnen  conjugirten  Transversalen  fallen  alle 
auf  öoo- 

c.  Da  die  Basis  C"»  von  der  m(m — !)*•**  Classe  ist,  so  hat  sie  mit 
der  Curve  2)'»~^  im  Ganzen  m(m — l)X(w — 1)  Tangenten  gemein,  d.  h. 
„Die  Basis  wird  im  Allgemeinen  von  m(m — l)(w — 1)  ihrer 
Durchmesser  berührt; '^  zu  diesen  besonderen  Durchmessern  gehören 
namentlich  diei  m  Asymptoten  ^«,  deren  Berührungspuncte  a„  auf  (r„ 
liegen;  die  in^(m — 2)  übrigen  sollen  durch  Z)^  und  ihre  Berührungspuncte 
mit  der  Basis  durch  d^  bezeichnet  werden. 

U.  a.  „Wird  eine  beliebige  Transversale  S  um  irgend 
einen  in  ihr  liegenden  Pol  P  herumbewegt,  so  beschreibt  ihr 
Schwerpunct  A  eine  Curve  7w**°  Grades,  -4"*,  und  2(m — 1)*«' 
Classe,  welche  den  Pol  zum  (m — l)-fachen  Punct  und  in  dem- 
selben diejenigen  m — 1  Transversalen,  von  denen  er  der 
Schwerpunct  ist  (I.  t.),  zu  Tangenten  hat,  und  deren  m  Asymp- 
toten 91«  beziehlich  den  m  Ag  der  Basis  C"*  parallel  sind,  und 
zwar  siad  die  beiden  vollständigen  m-Seite,  m^g  und  mAg,  ähn- 
lich und  ähnlichliegend,  haben  den  Pol  P  zum  Aehnlichkeits- 
punct  und  ihre  homologen  Dimensionen  verhalten  sich  wie 
l:7n."  Somit  haben  alle  solche  Curven  A^^  welchen  Polen  P 
sie  entsprechen  mögen^  congruente  Asymptoten-Tii-Seite,  mSI«; 
und  denkt  man  sich  nebst  der  gegebenen  Basis  C"^  beliebige 


576  Heber  algebraiscfap  Cnrveii,  welche  einen  Mittelpnnct  haben,  uod 

andere  Curveo  C*,  Cj,  ,,.,  welche  mit  ihr  die  m  A,  gemein 
haben,  so  muas  jedem  Pol  P  in  Rücksicht  aller  dieser  Curven 
eine  und  dieselbe  Curve  A"  entsprechen,  und  ebenso  haben 
dieselben  alle  Durchmesser  D  und  deren  Envetoppe  i>~— '  ge- 
mein. Unter  den  Curven  6'", ,  welche  mitC"  die  «»Asymp- 
toten A,  gemein  haben,  giebt  es  insbesondere  eine  solche, 
etwa  6'^,  welche  den  Pol  P  zum  (m — l)-fachen  Punct  hat,  und 
zwar  hat  dieselbe  in  diesem  Puncto  mit  der  Curve  A^  die  ge- 
nannten m  — 1  Tangenten  gemein,  so  dass  ihre  respectiven 
Zweige  einander  daselbst  tberühren,  oder  mit  einem  Worte: 
die  Curven  6'^  und  A"  sind  ähnlich  und  ähnlich  liegend, 
haben  P  zum  Aehnlichkeitspunct  und  ihre  entsprechenden 
Dimensionen  verhalten  sich  wie  7r:1.  —  Denkt  man  sich  den 
Pol  P  nach  irgend  einer  Richtung  ins  Unendliche  versetzt,  so  zerfaUt  die 
Curve  .^  "  in  den  der  Richtung  conjugirten  Durchmesser  D  und  in  einen 
anderen  Theil,  welcher  ganz  im  Unendlichen  liegt. 

b.  Da  die  Ortscurve  A  "•  durch  die  im  Unendlichen,  in  G„ ,  liegenden 
m  Puncto  «„  der  Basis  6'""  geht  (vermöge  der  Parallelität  der  Asymp- 
toten), so  müssen  die  übrigen  ni(ni— 1)  gemeinschaftlichen  Poncte,  etw» 
Aj,  beider  Curven  in  einer  Curve  (wj — 1)""  Grades,  Af~^,  liegen.  Oder: 
„Durch  jeden  Pol  P  gehen  je  m(m — 1)  solche  besondere  Trans- 
versalen S|(^S),  deren  Schwerpuncte  A^  in  der  Basis  selbsl 
liegen,  und  zwar  ihre  Schnitte  mit  irgend  einer  Curve  (m — \y 
Grades,  -fl;"~',  sind."  Liegt  der  Pol  P  in  der  Basis  selbst,  so 
wird  diese  in  demselben  von  der  Curve  A'^~^  (m — l)-punctig 
berührt;  die  Berührung  wird  m-punctig,  wenn  eine  jener  m— 1 
Transversalen,  welche  P  zum  Schwerpunct  haben,  auf  die  Tan- 
gente der  Basis  in  P  fällt,  was  jedoch  nur  für  eine  bestimmte 
Zahl   (nämlich   für  m  (in — 1)')  Pole   eintreten  kann.     Versetil' 


über  darauf  bezügliche  Eigenschaften  allgemeiner  Cnrren.  577 

einem  Puncto  berührt,  so  berührt  auch   die  zugehörige  Curve 
A"^"^  im  nämlichen  Puncto. 

c.  Bewegt  sich  der  Pol  P  in  irgend  einer  festen  Geraden  G,  so 
bilden  die  ihm  in  Bezug  auf  die  gegebene  Basis  C"*  in  obigem  Sinne 
(a.)  entsprechenden  Curven  A"^  eine  solche  Curven-Schaar  S(A"^),  welche 
ausser  den  mPuncten  a«  der  Basis  auch  noch  den  Schwerpunct,  etwa 
Ag,  der  Geraden  G  gemein  haben,  und  welche  nebstdem  die  ganze  Ebene 
dergestalt  durchziehen,  dass  durch  jeden  beliebigen  Punct  ^  im  Allge- 
meinen je  m — 1  derselben  gehen,  und  dass  die  Basis  in  jedem  ihrer 
m  Puncto  ttoo  von  je  einer  derselben  zweipunctig,  in  ihren  m  Schnitten 
mit  der  Geraden  G  aber  von  je  einer  derselben  (m — l)-punctig  und 
ausserdem  noch  von  in(m^ — 3)  derselben  in  je  einem  anderen 
Puncto  berührt  wird.  „Zudem  hscben  die  S(A'^)  die  obige 
Curve  XH—i  (I.  i.)  zur  gemeinsamen  Enveloppe,  und  zwar  wird 
diese  von  jeder  Curve  -4*"  im  Allgemeinen  in  2m — 3  ver- 
schiedenen Puncten  berührt;  insbesondere  giebtes  unter  den- 
selben A(m  —  2)  solche,  welche  die  Curve  2)"*~^  in  irgend  einem 
Puncto  vierpunctig  (also  nebstdem  nur  noch  in  2m — 5  Puncten) 
berühren."  „Ferner  ist  diese  Schaar  Curven  S(A"')  so  be- 
schaffen, dass  irgend  eine  gegebene  Curve  q^'^  Grades  von 
q(q-hl)0^ — 1)  derselben  berührt  wird;"  also  wird  insbesondere 
jede  gegebene  Gerade  von  je  2(m — 1)  derselben  berührt.*) 


*)  Bewegt  sich  der  Pol  P  statt  in  der  Geraden  G  in  irgend  einer 
Curve  nt«n  Grades  G*,  so  hat  die  ihm  entsprechende  Curven-Schaar 
S(A^)  folgende  Eigenschaften:  P.  Sie  haben  die  mPuncte  a«  der  Basis 
gemein.  29,  Durch  jeden  Punct  P  der  Ebene  gehen  im  Allgemeinen 
n(m — 1)  Curven  -4"*.  3®.  Die-  Basis  C"  wird  in  jedem  der  mPuncte  a«  von 
n  derselben  einfach,  in  ihren  mnSchnitten  mit  der  Curve  CT  von  je  einer 
derselben  (m»— l)-punctig  und  ausserdem  von  nm{m^  —  3)  derselben  in  an- 
deren-bestimmten  Puncten  einfach  berührt.  4^.  Irgend  eine  gegebene 
Curve  q^^  Grades  Q^  wird  im  Allgemeinen  von  nq(q-\-l){m — 1)  Curven  A"^ 
berührt.  5®.  Die  Enveloppe  der  S{A^)  besteht  im  Ganzen:  o)  aus  den 
mPuncten  0«;  ß)  aus  der  Curve  D^~^  und  zwar  wird  diese,  wie  oben, 
von  jeder  A^  in  2m  —  3  Puncten  berührt,  insbesondere  giebt  es  4n(m  —  2) 
solche  Curven  -4*",  welche  dieselbe  in  irgend  einem  Puncto  vierpunctig 
berühren;  j)  aus  der  (m — l)(m — 2)-fachen  gegebenen  Curve  C;  und  end- 
lich h)  aus  einer  bestimmten  Curve  wm*®"  Grades,  die  jedocji  von  jeder 
Curve  A^  im  Allgemeinen   in  nur  einem  Puncto  berührt  wird. 

Bewegt  sich  der  Pol  P  in  der  Basis  C^  selbst,  so  wird  diese  (abge- 
sehen davon,  dass  sie  im  jedesmaligen  Pol  von  den  zugehörigen  Curven  -4"*  und  A"'~^  (6.) 
schon  (m — l)-punctig  berührt  wird,  ausserdem)  von  m(m^  —  w' —  m — 1)  Curven  ^"*  (und 
zugehörigen  A^"^)  berührt,  und  zwar  wird  sie  von  m{m — 1)'  derselben  im 
jedesmaligen  Pol  selbst  (also  m-punctig),  dagegen  von  m(rn — 2)(m'  +  l)  der- 
selben in  anderen  bestimmten  Puncten  berührt. 

Steiner 's  Werke.    IT.  37 


578  l'eber  algebraische  Curren,  welche  eloen  Uittelpunct  haben,  und 

Beachtet  man,  während  der  Pol  P  sich  \a  der  Geraden  6  bewegt, 
die  je  m — 1  Transversalen,  von  welchen  er  der  Schwerpunot  ist  (I.  b.), 
so  sind  dieselben  zusammen  alle  Transversalen,  deren  Schwerpuncte  in 
G  liegen;  wird  jede  derselben  durch  S^  bezeichnet,  so  hat  man  den  Satz: 

„Der  Ort  aller  Transversalen  Sg,  deren  Schwerpuncte  A  in 
irgend  einer  gegebenen  Geraden  Q  liegen,  ist  eine  Carve  m"' 
Classe  S"  und  2(m — 1)"™  Grades,  welche  die  Gerade  G.  zur 
(m — l)-fachen  Tangente  hat,  und  welche  namentlich  die  Asym- 
ptoten A,  der  Basis,  sowie  auch  die  Gerade  Q,  und  zwar  diese 
in  ihrem  Schwerpuncte  Ag  berührt." 

Dieser  und  der  obige  erste  Satz  (a.)  sind  gewissennassen  einander  ent- 
gegenstehend.   Durch  Hülfe  derselben  folgen  leicht  alle  nachstehenden  Sätze. 

III.  a.  „Soll  die  durch  die  feste  Basis  C"  gezogene  Trans- 
versale S  irgend  eine  andere  gegebene  Curve  n"'  Classe  K* 
berühren,  so  ist  der  Ort  ihres  Schwerpunctes  A  eine  Carve 
»»»""Grades,  Ä"™,  welche  die  mPuncte  a«  der  Basis  su  n-faclien 
Puncten  und  daher  mit  jeder  A,  der  Basi«  je  n  parallele 
Asymptoten  K,  hat,  welche  den  nach  gleicher  Richtang  ge- 
henden nTangonten  Tder  Basis  in  der  Art  entsprechen,  dass 
die  Abstände  je  zweier  zusammengehörigen  91,  und  T  von  Ä, 
sich  verhalten  wie  m — l:wt," 

b.  „Soll  der  Schwerpunct  A  der  Transversale  S  in  irgend 
einer  gegebenen  Curve  n"°  Grades  G"  liegen,  so  ist  ihr  Ort 
eine  Curve  mn""  Classe  S™  und  n(n — l)(m — l)4-2n(«i — I) 
=  (m — l)n(n-j-l)"''  Grades,  welche  die  «»Asymptoten  A,  der 
Basi.s  zu  n-fachen  und  die  Gerade  G„  zur  n(m — l)-fachen  Tan- 
gente hat;  ihre  n(m — 1)  Berührungspuncte  mit  der  letzteren 
sind  durch  die  conjugirten  Richtungen  derjenigen  n-mal  m — 1 
Durchmesser  D  der  Basis  bestimmt,   welche  beziehlich  den 


über  darauf  bezügliche  Eip^enschaften  allgemeiner  Cunren.  579 

die  Basis  in  7n^(m  —  2)  bestimmten  anderen  Puncten  berührt." 
Femer:  „Die  m(m — 2)  Berührungspuncte  der  Curve  S^^"  mit 
der  Geraden  ö«  werden  durch  die  conjugirten  Richtungen 
derjenigen  Durchmesser  der  Basis  angezeigt,  welche  zu  je 
m — 2  mit  ihren  m  Asymptoten  A,  parallel  sind  (I.  J.);  die 
m(m — 1)'  geradlinigen  Asymptoten  der  ersteren  (worunter 
jene  m  Ag  mit  inbegriffen)  gehen  durch  diejenigen  Puncte  d^ 
der  Basis,  in  welchen  diese  von  einzelnen  ihrer  Durchmesser 
D^  berührt  wird  (I.  <?.),  und  zwar  hat  jede  Asymptote  die  dem 
jedesmaligen  Durchmesser  conjugirte  Richtung,  so  dass  sie 
bestimmt  ist." 

Die  Curve  iS,"*^"»-*)  hat  mit  der  Basis  C"»  im  Ganzen 

m(7n — l)Xm(m — 1) 

Tangenten  gemein;  daraus  könnte  man  schliessen,  dass  die  Basis  ebenso 
viele  solche  Tangenten,  etwa  SJ,  habe,  deren  Schwerpuncte  A^  in  ihr 
selbst  liegen ;  allein  es  verhält  sich  nicht  genau  so.  Sondert  man  zunächst 
die  m  Asymptoten  Ag  der  Basis,  wovon  jede  für  m,  also  alle  für  m^  ge- 
meinschaftliche Tangenten  zählen,  ab,  so  bleiben  noch 

(w— 2)m' 

solche  gemeinschaftliche  Tangenten  S^  übrig,  deren  Berührungspuncte, 
etwa  «2,  mit  der  Basis  nicht  im  Unendlichen  liegen,  und  in  Rücksicht 
dieser  entsteht  nun  die  Frage:  „Bei  wievielen  derselben  fällt  der 
Schwerpunct  A^  mit  dem  Berührungspuncte  a,,  und  bei  wie- 
vielen fällt  er  mit  einem  der  m — 2  Schnitte  a,  mit  a,,  zu- 
sammen?" Da  im  Berührungspuncte  a,  zwei  der  w  Schnitte  a  vereinigt 
sind,    80  habe  ich   die  Wahrscheinlickkeit   beider  Fälle   nach  dem   Ver- 

hältniss  von 

2:m—2 

angenommen^*)  woraus  sich  ergiebt,  dass  von  den  (m — 2)m^  Tan- 
genten iS*  der  Schwerpunct  A^ 

(1)    2(m — 2)w'-mal  in  a^;    und    (2)    (m — 2)'7?i'-mal  in  einem  a^ 

liegen  muss.  Wenn  aber  der  Schwerpunct  A^  im  Berührungspunct  a, 
liegt,  80  muss  die  Curve  Sf'^'"-^)  daselbst  nothwendig  die  iS®  und 
somit  auch  die  Basis  C"*  berühren,  so  dass  also  S"  in  diesem  Falle 
(als  Berührungs- Tangente)  für  zwei  gemeinschaftliche  Tangenten  zählt, 
im  Sinne  von  §  17  eine  SJ  ist,  und  folglich  der  Schwerpunct  A^ 
nur  halb  so  oft,  als  eben  angegeben  worden  (1),  also  nur 
(1*)  (m  —  2)7w'-mal  in  a, 

*)  Einen  strengen  Beweis  für  die  Richtigkeit  oder  Unrichtigkeit  dieser  Annahme 
überlasse  ich  Anderen.  Für  m  =  3  und  »i  =  4,  d.  h.  für  die  Basen  C  und  C*  stimmt 
die  Annahme  mit  der  Wahrheit  überein. 

37* 


580  l'eber  algebraische  Curven,  welcbe  einen  MittelpuDct  haben,  und 

fällt.     Danach  rcduciren  sich  die  (m — 2)»»'  TangeDten  S*  auf 

und  mit  diesen  verhält  es  sich  so: 

„Die  gegebene  Basis  C"  hat  im  Allgemeinen  ausser  den 
Asymptoten 

a)  (m — 2)m*    solche    Tangenten,     deren    Schwerpanct    A, 
mit  dem  Berührungspunct  a,  zusammebfSllt;   und 

b)  (m — 2)'m'  solche  Tangenten,   deren  Schwerpunct  A,  in 
einem  ihrer  wi  — 2  Schnitte  o,  in  o, ,  liegt."') 

Uebrigens  verhält  es  sich  mit  den  m  Asymptoten  A,  ebenso.  Da  jede  A,  for 
m  gemeinschaftliche  Tangenten  zählt,  so  müssen  auch  tn  Schwerpuncte  A^  in 
ihr  und  zugleich  in  der  Basis  C"  liegen;  und  zwar  vertheilen  sich  dieselben 
nach  dem  Verhältniss  von  2:m — 2,  nämlich  2  sind  im  Berührungspuiicte  a, 
{=  a„)  vereinigt,  woselbst  sich  zugleich  die  beiden  Curven  berühren,  und 
die  m — 2  anderen  fallen  in  die  m — 2  Schnitte  a  von  Ä,  und  C". 

Somit  findet  für  die  gesammten  m(m — l).m(»n — 1)  ge- 
meinschaftlichen Tangenton  S",  dieselbe  Reduction  und  Ver- 
theilung  statt;  nämlich  sie  reduciren  sich  auf 

7n(m-iy, 
und  von  diesen  liegt  der  Schwerpunct  A, 

(a.)  m(wi— l)'-mal  in  a,;  und  (ß.)  mCm— 2)Cm— I)'-mal  in  o,. 
Hierbei  und  mehr  noch  oben  (I.  h.)  stellt  sich  für  die  Asymptot« 
A,  das  Eigenthümliche  herans,  dass  ihr  Schwerpunct,  d.  h.  der  Schwer 
punct  ihrer  m  gemeinschaftlichen  Punct«  a  mit  der  Basis  C,  unbe- 
stimmt ist,  in  ihr  liegen  kann,  wo  man  will;  wogegen  bei  jeder  mit 
A,  parallelen  Transversale  S  der  Schwerpunct  bestimmt,  nämlich  im 
Unendlichen,  in  a^,  liegt.  Dies  erklärt  sich  einfach  ans  dem  Umstände, 
dass  man  sich  bei  A,  die  zwei  in  ihrem  Berührungspuncte  a,  vereinigten 
lüte,  etwa  »^    uud  a'^,   nach   «niLgogcnse  sota  Ion  Richtungen    im  Unend- 


über  darauf  bezngliche  Eigenschaften  allgemeiner  Curven.  531 

a«  der  Basis  zu  (m^ — m  —  l)-fachon  Puncten  hat,  und  zwar  mit 
dem  einen  Zweige  daselbst  die  Basis  berührt,  dagegen  mit 
den  w' — m — 2  übrigen  schneidet,  und  welche  ferner  die  Basis 
in  den  nämlichen  vorgenannten  (m — 2)m^  Puncten  a,  berührt 
und  in  den  (m — 2)'w'  Puncten  a^  schneidet  (IV.).  Danach  hat 
die  Ortscurve  mit  der  Basis  deren  ?n  Asymptoten  Ag  gemein, 
aber  mit  jeder  A,  noch  m' — m — 2  andere  Asymptoten  St,  pa- 
rallel, welche  den  mit  derselben^,  parallelen  m^ — m — 2  Tan- 
genten T  der  Basis  so  entsprechen,  dass  die  Abstände  der  zu- 
sammengehörigen 8,  und  T  von  A,  sich  verhalten  wie 
m — l:w." 

VI.  „Der  Ort  der  Schwerpuncte  A^  aller  Durchmesser  D 
der  gegebenen  Basis  C"*,  dieselben  als  S  angesehen,  ist 
(ausser  den  Asymptoten  der  Basis)  eine  Curve  m  (m — 2)^" 
Grades,  ^J^"*~^\  welche  die  m  Puncto  a»  der  Basis  zu  (m — 2)- 
fachen  Puncten  und  daher  mit  jeder  A^  der  letzteren  je  m — 2 
parallele  Asymptoten  81,  hat,  die  den  mit  derselben  Ag  pa- 
rallelen m — 2  Durchmessern  D  (I.  i.)  in  der  Art  entsprechen, 
dass  die  Abstände  der  zusammengehörigen  Sl,  und  D  von  Ag 
sich  verhalten  wie  m — l:m;  und  welche  ferner  die  Enveloppe 
aller  Durchmesser,  die  Curve  Z)'»-^  in  denselben  Puncten  a^ 
berührt,  in  welchen  diese  von  den  m  Asymptoten  A^  der  Basis 
berührt  wird  (I.A.)."  Die  in(m — 2)  X  w  gemeinschaftlichen  Puncto 
der  Curven  ^J^"*"*^  und  C"'  sind  die  Schwerpuncte  Aa  ebenso  vieler 
Durchmesser  der  letzteren;  und  da  m(m  —  2)  derselben  in  die  m  Puncto 
a^  fallen,  so  zeigen  die  m(7n — l)(m — 2)  übrigen  die  Zahl  derjenigen 
Durchmesser  an,  deren  Schwerpuncte  in  der  Basis,  aber  nicht  im  Unend- 
lichen liegen.  Dasselbe  Resultat  ergiebt  sich  auch,  wenn  man  die 
m(m — 1)'  gemeinschaftlichen  Tangenten  der  Curven  /S^*^"*-*)  (IV.)  und 
D"^^  berücksichtigt;  denn  werden  von  diesen  die  (m — l)-fach  gezählten 
Asymptoten^,  weggelassen,  so  sind  die  m(vi — l)(w — 2)  übrigen  gerade 
die  genannten  Durchmesser.    Also: 

„Die  gegebene  Basis  6'"*  hat  im  Allgemeinen  7w(7/i — l)(w — 2) 
solche  Durchmesser,  deren  Schwerpuncte  in  ihr  selbst,  aber 
nicht  im  Unendlichen  liegen,  und  durch  diese  Schwerpuncte 
können  Curven  {m  —  l)(m  —  2)^"  Grades  gehen." 

In  Betracht  der  Durchmesser  D  und  ihrer  Enveloppe  2)'»-i  ist  noch 
der  folgende  Satz  hinzuzufügen: 

„Wird  durch  denjenigen  Punct  a^,  in  welchem  jeder 
Durchmesser  D  der  Basis  C"*  die  Enveloppe  Z)"*"^  berührt,  die 
dem  Durchmesser  conjugirtc  Transversale  @(==/S)  gezogen, 
so  ist  ihr  Ort  eine  Curve  (2?;?— 3)*«' Classe,  ©sm-s^  und  4(w— 2>*" 


582  Ueber  al^eliraiacbe  Uurveu,  welche  einen  Hittelpuaci  haben,  lUtd 

Grades,  welche  die  Gerade  G„  zur  2(m — 2)-fach6n  Tangente 
hat  und  namentlich  auch  die  m  Asymptoten  der  Basis 
berührt." 

VII.  Werden  die  vorstehenden  Sätze  auf  die  einfachsten  Basen,  C* 
und  6",  bezogen,  so  ergeben  sich  noch  viele  Folgerungen  aas  denselbui; 
wie  z.  B.  die  nachstehenden. 

a.  Für  die  Basis  C*  sind  die  meisten  Satze  bereits  schon  ohen 
(§  15)  unter  anderem  Gesichtspuncte  betrachtet  worden;  hier  soll  nur  noch 
Einiges  bemerkt  werden.  Nach  (IV.)  soll  die  Ortacurvo  SJ  die  Basis  C 
in  (3 — 2)3'^9Puncten  a,  berühren,  welche  zugleich  die  Schwerpunde 
j4[  der  zugehörigen  Tangenten  S*  sind;  und  femer  soll  von  (3— 2)'.3'=9 
anderen  Tangenten  S*  der  Schwerpunct  A,  zugleich  im  (einzigen)  Schnitt- 
puncte  a,  derselben  liegen.  Diese  2  mal  9  Tangenten  S'  reduciren  sich 
aber  auf  die  9  Wendetangenten  SB  der  C*,  so  dass  in  jedem  Wendepnod 
n  ein  o,  und  ein  n,  zugleich  liegen  (vergl.  §  15,  II,  2)  —  Nach  (V.)  ist 
der  Ort  der  Schwerpuncte  A^  aller  Tangenten  S^  eine  Corve  fünfzehnten 
Grades  A',',  welche  die  drei  Puncte  a„  der  Basis  C*  zu  fünffachen  Ptmcten 
hat  und  daselbst  mit  Je  einem  Zweige  die  Basis  berührt,  so  dass  sie  mit 
dieser  daselbst  18  Puncte  gemein  hat  und  sie  nebstdem  in  ihren  9lD  drei- 
punctig  berührt,  also  mit  ihr  die  9^  gemein  hat.  Der  Schwerpunct 
Ag  jeder  Tangente  <S,  liegt  im  ersten  Drittels-Punct  vom  Berührungspuncte 
aus.  Die  Mitte  jeder  Tangente  S^  heisso  M.  Der  Ort  aller  M  ist  eben- 
falls  eine  Curve  fünfzehnten  Grades  JM",  welche  die  3  Puncto 
a„  zu  fünffachen  Puncten  hat,  mit  dem  einen  Zweige  daselbst 
die  C  berührt  und  mit  dieser  nebstdem  die  9ni  und  zugehöri- 
gen 9SS  gemein  hat.  Daher  folgt:  „In  der  Ebene  einer  Curve 
dritten  Grades  C  giebt  es  im  Atigemeinen  120  solche  Punctt 
P  (ausser  den  3a„  und  9n]),  wovon  jeder  A^  und  Sf  zugleich, 
d.  h.  der  Drittels-  oder  Schwerpunct  einer  und  die  Mitte  einer 


über  darauf  bezugliche  Eigenschaften  allgemeinei  Curven.  58B 

welche  mit  der  Basis  ausser  deren  Asymptoten  (4 — 2)  4' =  128  Tan- 
genten iS*  gemein  hat,  aber  von  denen  32  Paare  zusammenfallen,  nur 
32  Tangenten  SJ  bilden,  bei  welchen  der  Schwerpunct  A^  im  Berüh- 
rungspuncte  a,  liegt,  und  über  welche  das  Weitere  bereits  oben  (§  17) 
steht;  wogegen  bei  den  (4 — 2) '.4' =  64  übrigen  S\  der  Schwerpunct 
Ä^  sich  in  einem  der  zwei  Schnitte,  a  oder  a,,  befindet.  Bezeichnet 
man  den  Berührungspunct  jeder  der  letzteren  Tangenten  durch  a  und  die 
zwei  Schnitte  durch  ß  und  y  und  nimmt  an,  der  Schwerpunct  A^  liege 
in  ß,  so  muss  ß  zwischen  a  und  y  liegen,  und  zwar  muss  die  Strecke 
ßY  =  2ßasein.  Also:  „Eine  beliebige  Curve  vierten  Grades  C*  hat 
im  Allgemeinen  64  solche  Tangenten,  bei  denen  die  beiden 
Schnitte  ß  und  y  auf  gleicher  Seite  vom  Berührungspuncte  a 
liegen,  und  wobei  der  eine  Schnitt  gerade  dreimal  so  weit  vom 
Berührungspunct  abliegt,  wie  der  andere,  aY  =  3aß."  Durch  die 
64  Puncto  a,  (oder  ß)  können  Curven  sechzehnten  Grades 
gehen.  —  Die  Schwerpuncte  A^  aller  Tangenten  S^  der  6'*  liegen  in 
einer  Curve  vierundvierzigsten  Grades  (V.).  Der  Ort  .  der  Schwerpuncte 
Ad  aller  Durchmesser  D  ist  eine  Curve  achten  Grades  ^5,  welche  die 
4  Puncto  ax,  und  die  drei  Schnitte  der  drei  Paar  conjugirten  Durchmesser 
der  Basis  (§  17)  zu  Doppelpuncton  hat.  Es  giebt  (ausser  den  4-4,)  24 
solche  Durchmesser  2),  deren  Schwerpuncte  Aa  iti  C*  selbst  liegen,  und 
durch  die  24  A^  können  Curven  sechsten  Grades  gehen  (VI.). 

Bemerkung.  Durch  Projection  erhalten  die  vorstehenden  Sätze  ein 
allgemeineres  Ansehen;  nämlich  an  die  Stelle  des  betrachteten  Schwer- 
punctes  tritt  ein  „mittlerer  harmonischer  Punct",  welcher  übrigens 
auf  die  Art  zu  bestimmen  ist,  wie  bereits  PonceUt  in  seiner  inter- 
essanten Abhandlung  ^8wr  les  centres  de  mayennes  hafmoniques^-  (Bd.  3. 
S.  213  d.  Cr^Zfe'schen  Journ.)  gezeigt  hat. 


§26. 

I.  Die  m  Schnitte  a,  b,  c,  d,  , , . ,  der  Basis  C"'  und  irgend  einer 
Transversalen  S  begrenzen  in  der  letzteren  4^m(m-^l)  Strecken  ab,  ac, 
ady  . . . . ,  bcj  bdj  . . . . ,  cd,  . . . . ;  die  Mitte  jeder  Strecke  heisse  Q.  Jede 
Strecke  ist  rücksichtlich  ihrer  Mitte  eine  einfache  Sehne,  etwa  «  (statt  S) 
(§  13),  und  somit  liegen  in  jeder  Tran.^versale  S  im  Allgemeinen  ^m(rii — 1) 
einfache  Sehnen  s  und  ebenso  viele  Mitten  Q.  Wenn  insbesondere  S  die 
Basis  berührt,  so  liegt  eine  Mitte  Q  im  Berührungspunct,  etwa  (a6),  und 
m — 2  Paare  fallen  zusammen.  Ist  ferner  insbesondere  S  einer  Asymptote 
A»  der  Basis  parallel,  so  hat  man  sich  m — 1  Puncto  Q  als  in  a«  liegend 
zu  denken;  und  fallt  S  auf  ^,,  so  liegen  2(w — 2)  Puncto  Q  in  a^,  ein 
anderer  Punct  Q  aber,  nämlich  die  Mitte  der  im  Berührungspuncte  a^  ver- 


584  Ueber  sIgebraUche  Curven,  welche  eineD  Hittdpunct  haben,  und 

oinigten  zwei  Puncte  a  und  b,  bleibt  hierbei  nnbestimmt,  er  kann  jeder  belie- 
bige Puoct  iD  A,  sein  (vergl.  §  25,  IV.);  die  noch  übrigen  i(«J — 2)(»i — 3) 
PuDctc  Q  sind  bestimmt,  wie  zuvor.  Wird  S  ins  Unendliche  »er- 
setzt, soll  S=sG^  sein,  so  sind  die  Pnncte  Q  unbestimmt,  weil  die 
Richtimg  voQ  6„  unbestimmt  ist;  sobald  aber  die  Richtung  von  6„  fest- 
gestellt wird,  so  sind  auch  alle  im(m — 1)  Puncte  Q  bestimmt,  nämlich 
durch  Hülfe  der  vi  Asymptoten  A,  der  Basis.  Diese  Unbestimmtheit  der 
Richtung  von  G„  bewirkt,  dass  jeder  nach  irgend  einer  gegebenen  Rich- 
tung in  G^  liegeado  Punct  Q„  nach  Belieben  als  die  Mitte  von  jeder 
durch  die  Puncte  a. ,  i«,,  c„,  rf„,  ....  begrenzten  \m(m — 1)  Strecken 
angesehen  werden  kann.  —  Mit  Bezug  auf  alle  diese  Umstände  hat  man 
folgende  Sätze: 

II.  a.  „Wird  die  beliebige  Transversale  S  sich  selbst 
parallel  bewegt,  so  beschreiben  ihre  ^(m — 1)  Mitten  Q 
insgesammt  eine  Corve  ^(m — I)*™  Grades,  Qi^f"^'),  und 
mCwi— 1)Cmj— 2)*"  Class.e,  welche  4m()»— l)(m— 2)(ni— 3)  Dop- 
pelpUDCte  Q, ,  sowie  m(vi — 1)  auch  die  Basis  berührende 
(m — 2)-facho  Tangenten  hat,  und  deren  Asymptoten  Sl,  be- 
ziehlich  durch  die  im(m—l')  gegenseitigen  Schnitte  der  n 
Asymptoten  A,  der  Basis  gehen  und  zu  diesen  mit  der  Rich- 
tung von  S  zugeordnet  harmonisch  sind,  so  dass,  wenn  etwa 
A,  und  B,  zwei  Asymptoten  der  Basis  sind,  welche  dieselbe 
in  a^  und  b^  berühren  und  irgend  eine  der  parallelen  Trans- 
versalen S  in  a,  und  &,  schneiden,  dass  dann  die  aus  dem 
Schnitte  A,B,  durch  die  Mitte  Q,  der  Strecke  a^b^  gezogene 
Gerade  Hl,  eine' Asymptote  der  Ortscurve  ist  und  sie  in  der 
Mitte  Q„  derStrecke  a^b^  berührt."  Uebrigens  werden  alle  andereo 
Tangenten  der  Ortscur\-c  durch  eine  gleiche  Construction  erhalten.  Denkt 
man  sich  in  irgend   zwei  Schnitten,  etwa  a   und  b,  von  S  und 


über  darauf  bezügliche  Eigenschaften  allgemeiner  Curven.  585 

gemeinen  je  im(m — 1)  derselben  gehen."*)  Während  die  Trans- 
versale S  ihre  Richtung  ändert,  drehen  sich  die  ^m^m — 1)  Asymptoten 
21,  der  veränderlichen  Curve  Q*"'("*-i)  um  die  festen  Schnittpuncte  der 
m  Asymptoten  A^  der  Basis  und  bilden  ebenso  viele  unter  sich  projec- 
tivische  Strahlenbüschel,  welche  theils  perspectivisch,  theils  schief  liegen, 
also  theils  perspectivische  Durchschnitte  G  haben  und  theils  Kegelschnitte 
Ä"'  erzeugen;  nämlich  jeder  Strahlbüschel  ist  mit  2(m — 2)  anderen  per- 
spectivisch und  mit  ^(m — 2)(m — 3)  befindet  er  sich  in  schiefer  Lage. 
Die  genannten  G  und  K^  haben  unter  sich  ebenfalls  mannigfaltige  Be- 
ziehungen, welche  jedoch  hier  ausser  Acht  gelassen  werden. 

III.  a.  „Wird  die  Transversale  S  um  einen  in  ihr  be- 
liebig gewählten  Pol  P  herumbewegt,  so  beschreiben  die 
^m(m — 1)  Mitten  Q  eine  Curve  7n(m — 1)**°  Grades  Q^^f«»-*)  und 
(m — lym^^  Classe,  welche  den  Pol  P  zum  ^i(w — l)-fachen 
Punct  und  nebstdem  noch  fm(m — l)(w — 2)(m — 3)  Doppelpuncte 
Q,  hat,  sowie  ferner  in  jedem  der  m  Puncto  a«  der  Basis  C"* 
sich  selbst  (w — l)-mal  berührt,  so  dass  sie  nur  w*  Asymptoten 
81,  hat,  aber  jede  derselben  (m — l)-fach  zu  zählen  ist,  und 
zwar  sind  diese  Asymptoten  beziehlich  den  Asymptoten  A, 
der  Basis  parallel  und  liegen  halb  so  weit  vom  Pol  ab  wie 
diese,  so  dass  also  die  beiden  Asymptoten-?7»-Seite,  mS(,  und 
mAgy  ähnlich  sind,  den  Pol  P  zum  Aehnlichkeitspurict  haben 
und  ihre  entsprechenden  Dimensionen  sich  verhalten  wie 
1:2."  „Liegt  der  Pol  P  insbesondere  in  der  Basis  selbst,  so 
zerfällt  die  Ortscurve  in  zwei  Theile  Q"*-\-Q^(»^-^).    Die  Curve 


*)  Diejenigen  Puncte  P,  diu'ch  welche  eine  Curve  weniger  geht,  liegen  in  der  En-. 
veloppe  E*  der  Curven-Schaar,  welche  von  jeder  der  letzteren  in  ^m^im — 1)'  Puncten 
berührt  wird.  Woraus  besteht  diese  Enveloppe  E',  oder  welche  Eigen- 
schaften hat  dieselbe?  —  Besteht  sie  nicht  aus  zwei  getreunten  Theilen,  nämlich 
1)  AUS  dem  Ort  aller  Doppelpuncte  Qj  der  Curven-Schaar,  etwa  aus  einer  Curve  x^^ 
Grades  Q^,  und  zwar  diese  doppelt  genommen;  und  2)  aus  dem  Ort  der  Mitten  Qq 
aller  deijenigen  einfachen  Sehnen  @  der  Basis,  welche  die  Berührungspuncte  paralleler 
Tangenten  der  letzteren  verbinden  (vergl.  §  15,  IV.  u.  §  21,  I.) ,  [welchen  Ort  ich  als 
vom  m(iii  +  l)(m  — 2)ten  Grade,  als  Qj'r'n+i)(m-2)  gefunden  habe]?  Demnach  bestände 
die  Enveloppe  E*  aus  2Qj-f  Qy^"*-^*>^"*-2\  und  jede  Curve  Q^"<"*-^^  der  obigen 
Schaar  hätte  im(rn — l)(m  — 2)(m  — 3)  Doppelpuncte  Qi  in  Qf>  was  für 

iOT(m— l)(m  — 2)(iii  — 3) 
Berührungen  zählte,  und  somit  müsste  der  andere  Theil,  qyC'^+OC»"— 3)^  yqh  jeder  Curve 
Qim(iw-i)  ^  ^to(^__i)(2^_3)  Puncten  berührt  werden. 

Für  die  Basis  C  bestände  E*  nur  allein  aus  QJ*  (§  15,  IV.)  und  diese  würde 
von  jeder  Q'  in  9  Puncten  Qq  berührt. 

Für  die  Basis  C\  wo  Q*,  =  Qi*  (§  17),  wäre  £*  =  2Q;'» -f-Q}%  und  jede  Curve 
Q*  hätte  3  Doppelpuncte  Q,  in  QJ®  und  berührte  die  Curve  QJ*  in  30  Puncten  Qq, 


586  Ueber  algebraische  Curven,  welche  einen  MitUlpunct  haben,  und 

Q*"  ist  der  Basis  äholich  und  mit  ihr  ähDÜch  liegend;  beide 
LierühreD  einander  im  Pol  P,  der  ihr  AehDlichkeitspODCt  ist, 
und  ihre  entsprechenden  Dimensionen  verhalten  sich  wie 
1:2;  so  dass  also  ihre  Asymptoten  parallel  sind  and  nach 
diesem  Verhältniss  vom  Pol  abstehen.  Die  andere  Curve 
Q^C—s)  hat  den  Pol  zum  i(m+lXm— 2)-fachen  Punct,  sowie 
die  m  Asymptoten  3,  der  ersten  Curvo  Q"  zu  (m — 2)-fsGheD 
Asymptoten;  und  nebstdom  hat  sie  noch 

\  C3m+l)Cm — 2)(m — 3)C«t — 4) 
Doppelpuncte  Q,." 

b.  Soll  die  Ortscurve  Q^"-'>  durch  irgend  einen  gege- 
benen Punct  $  gehen  und  ihren  Pol  P  in  einer  gegebenen  Ge- 
raden G  haben,  so  finden  ^(m — 1)  Lösungen  statt  Oder: 
Bewegt  sich  der  Pol  P  in  einer  festen  Geraden  G,  so  ist  die 
ihm  entsprechende  Curven-Schaar  SCQ"'"-'')  so  beschaffen, 
dsss  durch  jeden  Punct  %  der  Ebene  im  Allgemeinen  je 
^(m — 1)  derselben  gehen,  und  dass  jede  gegebene  Gerade 
G  von  jo  m(wi'^ — 3)  derselben  berührt  wird.  Die  Eiiveloppe  dieser 
Curven-Schaar  enthält  dieselben  Bestandtheile,  wie  die  vorige  (II.  b.  Note), 
aber  ausserdem  noch  verschiedene  andere  Theile. 

IV.  Die  in  den  vorstehenden  Sätzen  genannten  Doppelpuncte  Q,  (H.  a. 
u.  III.  a.)  zeigen  diejenigen  Transversalen  S  an,  in  welchen  von  deo 
i^(m — I)  Strecken  irgend  zwei,  etwa  ad  und  bc,  dieselbe  Mitte  Q, 
haben,  und  somit  nach  der  früheren  Erklärung  und  Bezeichnung  eine 
durch   den  jedesmaligen  Pol  P  gehende  Doppelsehne  5,   bilden.     Daher: 

a.  „Der  Ort  aller  Doppelsehnen  iS,  einer  gegebenen  Cur ve 
wj""  Grades   C"'   ist  eine  Curve  |m(m—lXm—2Xm—3)"f  Ciasäe 

welche   die  Gerade  g^    zur  ^(m^l){m—i)(m—Zyta.c\i^n 


ober  darauf  bezägliche  Eigenschaften  allgemeiner  Curven.  587 


«j 


meinen  fm(m — l)(w — 2)(m — 3)  Doppelsehnen  Ä, ;  liegt  der  Pol  in  G 
80  sind  nur  noch  ein  Drittel  derselben  wahrnehmbar,  indem  die  übrigen 
auf  Goo  fallen.  Liegt  der  Pol  P  irgendwo  in  der  Basis,  so  ist  er 
selbst  ein  Endpunct,  etwa  a,  von  ^(27/i-+-lX^^* — 2)(m — 3)  Dop- 
pelsehnen, deren  Mitten  Q,  in  der  obigen  Ortscurve  Q"*  liegen 
(in,  a.),  sowie  auch  in  einer  anderen  Curve  (m — l)(m — 3)**° 
Grades,  welche  die  Q"»  im  Pol  \(m-{-2)(m — 3)-punctig  berührt. 

b.  „Der  Ort  der  Mitten  Q,  aller  Doppelsehnen  S,  der 
gegebenen  Basis  C"*  ist  eine  Curve  ^in(m-i-l)(m — 2)(m — 3)*®° 
Grades 

/)iwi(mH-l)(»n— 2)(m— 3) 

welche  die  Asymptoten  Ag  der  Basis  zu  vielfachen 

[i(m— 2Xw— 3)-fachen?] 

Asymptoten  hat  und  die  Gerade  Go^  nebstdem  in  denselben 
Puncten  schneidet,  in  denen  diese  von  der  Ortscurve  der  S^ 
berührt  wird,  und  welche  ferner  insbesondere  auch  durch  die 
Mitten  der  Doppoltangenten  der  Basis  geht." 

Liegt  von  den  ^i(w — 1)  Mitten  Q  einer  Transversale  S  irgend  eine, 
die  Q^  heissen  soll,  in  der  Basis  selbst  (ohne  dass  die  zugehörige  Strecke 
gleich  0  ist),  z.  B.  liegt  die  Mitte  Q^  der  Strecke  ac  im  Sclmitt  b,  und 
wird  dabei,  wie  früher  (§  15,  11.),  die  Transversale  oder  die  einfache 
Sehne  ac  durch  S^  bezeichnet,  so  ergiebt  sich  durch  die  obigen.  Sätze 
femer  leicht  der  folgende  Satz: 

c,  „Der  Ort  aller  einfachen  Sehnen  S^  der  gegebenen 
Basis  C"»,  deren  Mitten  Q^  in  der  Basis  selbst  liegen,  ist  eine 
Curve  m(m — l)(w — 2)*®'  Classe 

Q  m(m — l)(m— 3) 
o,  , 

welche  die  Gerade  G«,  zur  ^(m — l)(m  —  2)-fachen  Tangente, 
sowie  auch  die  m  Asymptoten  A,  der  Basis  zu  2(m — 2)-fachen 
Tangenten  und  zu  (m — 2)-fachen  Asymptoten  hat,  und  welche 
die  Basis  in  ihren  37w(7n — 2)  Wendepuncten  berührt."  Die 
Richtungen,  nach  welchen  die  Berührungspuncto  dieser  Curve  und  der 
Geraden  G«  liegen,  sind  gleicherweise  durch  die  Asymptoten  der  Basis 
bestimmt,  wie  früher  bei  der  Basis  C"  (§  15,  IL  5);  nämlich  die  in  jedem 
durch  irgend  drei  Asymptoten  der  Basis  C"'  gebildeten  Dreiecke  aus  den 
Ecken  durch  die  Mitten  der  Gegenseiten  gezogenen  drei  Strahlen  sind 
nach  drei  jener  Berührungspuncto  gerichtet.  Ebenso  ist  der  Berührungs- 
punct,  8,  jeder  Sehne  S^  mit  der  Ortscurve  hier  auch  durch  dieselbe  ein- 
fache Construction  zu  finden,  wie  dort  (§  15,  II.  7).  —  Durch  jeden  be- 
liebigen Pol  P  gehen  m(m — l)(w — 2)  Sehnen  S, ;  ihre  m(m — l)(w — 2) 
Mitten  Q^  liegen  allemal  in  irgend  einer  Curve  (m — l)(w — 2)'®° 


t'iSH  Ueber  algebniscbe  Cunen,  welche  eioen  UiltelpuDct  haben,  und 

Grades  Qt^-'X'»-').  Liegt  der  Pol  i*  in  der  Basis  selbst,  so  ist  er 
einerseits  die  Mitte  i^Q,  von  ^(m-\-l)(m — 2)  Sehnen  ae  =  S, 
und  andererseits  ein  Endpunct  a  von  {fn~i-l')(m — 2)  anderen 
Sehnen  S,;  die  (m+l)(7n — 2)  Mitten  der  letzteren  liegen  in  der 
obigen  Cnrvo  Q"  (III.  «.),  welche  die  Basis  in  P  berShit.  Liegt  ferner 
der  Pol  P  im  Unendlichen,  in  G^,  so  sind  nur  noch  im(m — IX*» — 2) 
Sehnen  S,  «'ahmehntbar  (indem  ebenso  viele  auf  0.  fallen},  und  darch 
ihre  Mitten  Q,  können  Cürven  Olt-w-OC-»-«  gehen.  Bewegt  sich  P 
in  der  Geraden  G^,  so  entsteht  eine  Curven-Schaar  SC^~-"("-*^).  So 
oft  eine  dieser  Curven  die  Basis  berührt,  wobei  zwei  der  ge- 
nannten Sehnen  S^  in  eine,  S*,,  zusammenfsllen,  ist  diese  eiDe 
Asymptote  der  Cnrve  S^^-DC™-')  und  berührt  sie  im  eotspre- 
chcnden  Pol  P;  zudem  hat  jede  solche  Sehne  S\  die  Eigen- 
schaft, dass  die  in  ihren  Endpuncten  a,  c  und  in  ihrer  Mitte  b 
an  die  Basis  gelegten  Tangenten  A,  C  und  B  sich  in'  irgend 
einem  Puncto  $  treffen.  —  1)  Welche  Enveloppe  hat  die  Cnr- 
von-Schaar  «(Qlf^-'X--«)?  2)  Von  welchem  Grade  ist  die  Cnr»e 

V.     Es  folgt  weiter:  * 

a.  „Der  Ort  aller  Transversalen  S  in  Bezug  auf  die  ge- 
gebene Basis  C",  welche  eine  ihrer  Mitten  Q  in  einer  gege- 
benen Geraden  G  haben,  oder  schlechthin,  der  Ojt  aller  ein- 
fachen Sehnen  ab=^S,  deren  Mitten  in  der  gegebenen  Geraden 
G  liegen,  ist  eine  Curve  m(vi — 1)""  Classe 

und  m(m' — S)""  Grades,  welche  -die  Geraden  G  und  G„  la 
^»((m  —  l)-fachen  Tangenten,  sowie  zudem  noch 

im(m-+-l)(m  — 2)(w»— 3) 
Doppeltangenten    hat,     und     welche    insbesondere    aach    die 

Ta 


über  darauf  bezügliche  Eigenschaften  allgemeiner  Curven.  589 

cherweise  sind  die  Tangenten  der  Ortscurve  in  ihren 

m(m-\-l)(m — 2) 
Schnitten  mit  der  Geraden  G^oj  also  ihre  geradlinigen  Asymp- 
toten,  solche  Sehnen  abj   in  deren  Endpuncten  die  Tangenten 
an   die  Basis  sich  auf  der  Geraden  G  treffen,  so  dass  also   in 
diesem  Betracht  zwischen  G  und  G^  Reciprocität  stattfindet. 

b.  „Der  Ort  aller  derjenigen  Transversalen  S  der  gege- 
benen Basis  C"*,  welche  eine  ihrer  Mitten  Q  in  einer  gege- 
benen Curve  w*®°  Grades  G"  haben,  ist  eine  Curve  nm(m — 1)^' 
Classe,  welche  die  Gerade  (x«  zur  inm(m — l)-fachen  Tangente 
hat,  und  von  welcher  ferner  angegeben  werden  kann,  wieviele 
Doppeltangenten  sie  habe,  wie  oft  sie  die  Curven  C''*  und  G" 
berühre,  u.  s.  w.*' 

c.  „Der  Ort  der  4^m(m — 1)  Mitten  Q  derjenigen  Transver- 
sale iS  der  Basis  C»",  welche  eine  gegebene  Curve  n^'  Classe 
K^  berührt,  ist  eine  Curve  nm(m — 1)*^  Grades,  welche  mit 
jeder  der  w. Asymptoten  der  Basis  n  parallele,  aber  zugleich 
(w— l)-fache  Asymptoten  hat,  u.  s.  w." 

d.  »Der  Ort  der  Mitten  Qq  aller  solchen  einfachen  Sehnen 
ab  =  ^  der  Basis  6*"*,  in  deren  Endpuncten  a,  b  die  Tangenten 
Ay  B  parallel  sind,  oder  der  Ort  desjenigen  Poles  Q^,,  dessen 
innere  Polare  •/*'»-*  die  Basis  in  irgend  zwei  Puncten  a,  b  be- 
rührt (§*21,  L),  ist  eine  Curve  7w(m-hl)(wi — 2)**"  Grades 

Q  m  (fw+l)  (m— 2) 

welche  die  Basis  in  ihren  3m(w — 2)  Wendepuncten  berührt  und 
ihre  wPuncte  o«>  zu(m-+-l)(m — 2)-fachen  Puncten,  also  mit  jeder 
Af  der  Basis  ebenso  viele  parallele  Asymptoten  hat,  die  be- 
ziehlich  in  der  Mitte  zwischen  A^  und  den  mit  ihr  parallelen 
Tangenten  der  Basis  liegen."  Demzufolge  giebt  es  im  Allgemeinen 
m(jn — 2)(m* — 7)  solche  Sehnen  @,  welche  ihre  Mitte  Q^  in  der  Basis 
selbst,  aber  weder  in  einem  der  Puncte  a^  noch  in  einem  Wendepunct 
derselben  haben.  (Für  w  =  3  kommt  6@  oder  6Qo,  wie  §  15,  IV.) 
Hier  entsteht  die  Frage:  Welches  ist  der  Ort,  ©*,  aller  Sehnen 
©?*)  Der  Berührungspunct  jeder  Sehne  @  mit  der  Ortscurve  @'  ist 
übrigens  durch  dieselbe  einfache  Bedingung  bestimmt,  wie  oben  (§  15,  IV,) 
bei  der  Basis  C". 

VI.  Der  Ort  der  Mitten  Q  aller  Transversalen  S,  welche  die  Basis 
6'*"  berühren,  also  aller  Tangenten  der  letzteren,  zerfallt  in  drei  Theile, 
wovon  der  eine  die  Basis  selbst  ist  und  nur  die  im  Berührungspunct, 
etwa  a^,  liegende  eine  Mitte  enthält;  dagegen  enthält  ein  anderer  Theil 


♦)  Bei  einem  Versnch,  diesen  Ort  zu  bestimmen,  fand  ich  x=\m{m — l)(2m — 3). 


090  Vebcr  algebraische  Ctirven,  welche  fiapn  Mittelpnnct  faftbcn,  und 

die  Mitteo,  etwa  T„  (statt  Q),  derjenigen  m — 2  Strecken,  welche  zwischen 
dem  BeriihningspuDct  a^  und  den  m — 2  Schnitten  b,  c,  d,  . . . ,  liegen 
[wobei  eigentlich  in  jedem  T^  ein  Paar  Q  vereint  sind  (T.)];  und  der 
dritte  Theil  enthält  die  Mitten  T  (=  Q)  der  von  diesen  m — 2  Schnitten 
begrenzten  Strecken.  Somit  liegen  in  jeder  Tangente  m — 2  Mitten  7^  md 
^(m — 2)(wi — 3)  Mitten  T;  ihre  respectiven  Oerter  aber  sind  folgende: 
a.  „Der  Ort  der  Mitton  T,  rücksichtlich  aller  Tangenten 
der  gegebenen  Basis  C™  ist  eine  Curve  m(m-t-2)(m — 2)*^  Grades 

welche  die  mPuncte  a„  der  Basis  .zu  m(m — L)-fachen  Poncten 
und  jede  A,  derselben  zur  (m — 2)-fachen  Asymptote  hat,  d.i., 
welche  jede  A,  der  Basis  in  deren  Punct  a„  mit  m — 2  Zweigen 
berührt  und  mit  (wj+l)(?w — 2)  anderen  Zweigen  schneidet,  und 
welche  ferner  mit  der  Basis  deren  3in(m — 2)  Wendepuncte  nnd 
Wendetangenten  gemein  hat,  sowie  jede  Doppeltangeote  der- 
selben in  ihrer  Mitte  berührt,"  Daraus  folgt:  „Eine  beliebige 
Curve  C"  hat  im  Allgemeinen  n»(m+4)(m — 2)  (wi — 3)  solche 
Tangenten,  bei  welchen  ein  .  Schnittpunct  b  in  der  Mitte 
zwischen  dem  Berührungspunct  a„  und  einem  anderen  Schnitt- 
punct c  liegt," 

ß.     „Der  Ort  der  Mitten    2"  aller  Tangenten  der  Basis  C' 
ist  eine  Curvo  m(m+l)(m — 2)(wi — 3)""  Grades 

welche  die  m  Puncte  a«,  der  Basis  zu  (m-i-l)(m — 2)(m — 3)-fachen 
Puncten  hat,  durch  die  Berührungspuncte  ihrer  im(m — 2)(»i*— S) 
Doppeltangenten  geht  und  nebstdem  jede  dieser  Doppeltan- 
genton  in  2(m — 4)  Puncten  berührt,"  Folgerung:  „Eine  beliebige 
Curvo  C"  hat  im  Allgemeinen  m(m — 2)(m — S)(m*'-~m — 4)  solche 


über  darauf  bezügliche  Eigenschaften  allgemeiner  Curvcn.  591 

Berührungspunct  a^  abstehen  (wie  §  17)."  Also:  Die  Ortscurve 
T^^  hat  die  4  Puncte  a«  der  Basis  6'*  zu  zehnfachen  Puncten, 
geht  durch  die  56  Berührungspuncte  ihrer  28  Doppeltangenten 
und  berührt  dieselbe  in  den  oben  näher  beschriebenen  32  Puncten 
P'(§17). 

Ist  w  >  4,  so  wird  die  Basis  C**  von  der'  Ortscurve  der  T  (ausser 
den  im  Satze  (ß.)  namhaft  gemachten  Puncten  noch)  in  a;  Puncten  be- 
rührt und  in  y  Puncten  geschnitten,  wobei 

2^-4-y  =  w  (m — 2)  (m — 3)  (rn* — m — 4) 

sein  muss:  Wie  sind  diese  zwei  Zahlen  x  und  y  zu  finden? 
[Ist  nicht  y^=(m — 4)^??  wie  ein  gewisser  Wahrscheinlichkoits-Grund  es 
erheischt.    Dann  wäre 

a;  =  m(7n — 3)(w' — m — 4)    und    y  =  m(m — 3)(w — 4)(m' — m — 4), 

und  die  Basis  C"*  hätte  m(m — 3)(7n' — m — 4)  solche  Tangenten, 
bei  welchen  zwei  Schnitte  c  und  d  gleich  weit  vom  Berührungs- 
punct a^  abständen,  und  ferner  m(m — 3)(w — 4)(w' — 7/^ — 4) 
solche  Tangenten,  bei  welchen  ein  Schnitt  b  in  der  Mitte  zwi- 
schen zwei  anderen  c  und  d  läge.] 

VII.  In  der  gegebenen  Basis  C^  giebt  es  auch  solche  besondere 
Transversalen,  bei  w^elchen  der  Schwerpunct  A  ihrer  m  Schnitte  (§  25) 
mit  einer  ihrer  \m(m — 1)  Mitten  Q  zusammenfallt.  Jede  solche  Trans- 
versale heisse  Sa  und  ihr  Schwerpunct  Q«;  so  sind  die  respectiven  Oerter 
derselben 

d.  h.:  „Bei  einer  beliebigen  Curve  C"*  ist  der  Ort  derjenigen 
Transversale  Ä«,  deren  Schwerpunct  Qa  in  der  Mitte  zwischen 
irgend  zwei  Schnitten  liegt,  eine  Curve  ^m(m  —  l)(m — 1)^' 
Classe  und  der  Ort  des  Schwerpunctes  ist  eine  Curve 

^m(w-4-l)(w— 2)*«° 
Grades." 

Für  die  Basis  C"  sind  danach  die  Ortscurven:  5«  und  Q«;  die  erste 
ist  die  obige  Curve  Äf  (§  15,  IL),  und  die  andere  bedeutet  die  doppelte 
Basis  C,  indem  in  der  That  jeder  Punct  in  C  die  Mitte  (==  Q«)  zweier 
Sehnen  S,  ist  (§  15). 

Bei  der  Basis  C*  sind  die  Ortscurven:  Si*  und  Q«';  aber  jede  ist 
eine  doppelte  Curve,  indem  hier  jede  Transversale  S„  eine  Doppelsehne 
iS,  ist,  und  daher  zwei  Mitten  Q  im  Schwerpuncte  Qa  liegen;  die  ein- 
fachen Oerter  sind  somit  nur  S«  und  Qa%  wie  vdt  sie  bereits  aus  §  17 
kennen.  —  Für  w  >  4  hören  diese  Reductionen  der  Ortscurven  auf. 

Bei  der  Basis  C*  hat  man:  S**  und  Qi\  Die  Basis  hat  mit  der 
ersten  800  Tangenten  Sl  (r=Sa)   und   mit   der  anderen  225  Puncte   QJ 


592  Uebcr  algebraische  Cnrven,  welche  einen  Hittelpunct  baben,  und 

(=  Q„)  geraein.    Nimmt  man  an,  Q„  liege  in  der  Mitte  zwiacheo  den 
Schnitten  a  und  b,  so   iat  er  zugleich  der  Schworpunct  der  drei  übrigen 
Schnitte  c,  d  und  e;  und  \tnrd  der  Berühningspunct  joder  Sl  mit  C^  durch 
B^  bezeichnet,  so  können  folgende  verschiedene  umstände  stattfinden. 
A.     In  Betreff  der  800  S^  sind  drei  Fälle  möglich,  entweder  liegeo: 
a)  etwa  <■  und  d  (oder  ce  oder  de)  in  B^,  oder 
P)  etwa  a  und  e  (oder  ac,  ad,  bc,  bd,  be)  in  ß^,  oder 
y)  a  und  £  in  B^  und  somit  auch  Q^  in  ^oi  und 
£.     In  Betracht  der  225  Q^   sind  2  Fälle  möglich;   entweder  ü^: 
S)  Q;  in  c  (oder  c,  d)   und   ist   nicht  allein  die  Mitte  von  ab, 
sondern    auch    von    cd,    so    dass    die    zugehörige    S,  =  S, 
wird,  oder 
t)  Ql  in  a  und  b  vereint,  also  in  B^,  wie  Fall  («.),   so  dus 
die    zugehörige  Sa  =  'S*    wird,    d.  h.    die   C*   in  (ai)  ^  Q! 
berührt. 
Dabei  entsteht  die  Frage:  Wie  oft  tritt  jeder  dieser  Fälle  ein?  udJ 
namentlich:    Wieviele    der  225  Puncte   Ql   gehören  dem  Falle  ($} 
und  wieviele  dem  Falle  (e)  an?     Der  Fall  (S)  enthält  die  oben  (§19) 
verlangten  Puncte  und  bestätigt  die  dortige  Angabe  über  ihre  Anzahl.  — 
Analoge  Fragen  sind  bei  der  allgemeinen  Basis  C™  zu  stellen. 


§27. 
Durch  Projection  gehen  die  vorigen  Sätze  (§  26)  in  solche  andere 
Sätze  über,  bei  welchen  die  betrachteten  Mitten  Q  durch  gewisse  hanno- 
nist-ho  Puncte  A'  vertreten  werden,  nämlich  bei  welchen  nebst  der  Bans 
C*  noch  irgend  eine  Gerade  G  gegeben  ist  (dort  war  es  G,,'),  and  wobei 
dann  zu  dorn  Schnitt  R  der  Transversale  S  und  dieser  Geraden  G  in 
Bezug   auf  je    ewei    der  m  Schnitte  a,  b,  c,  d, von  5  und  C"  der 


über  darauf  bezugliche  Eigenschaften  allgemeiner  Curven.  593 

„Der  Ort  derjenigen  Transversale  S,  welche  eine  gegebene 
Curve  m^^  Grades  C*"  in  irgend  4  harmonischen  Puncten 
schneidet,  ist  eine  Curve  \m(m — l)(w — 2)(m — 3)'"  Classe, 

oJm(m— l)(m— 2)(m— 3) 

welche  die  Basis  in  jedem  ihrer  Wendepuncte  mit  je  m — 3 
Zweigen,  sowie  nebstdem  (wennm>4)  noch  in  vielen  anderen 
Puncten  berührt."  Der  Berfihrungspunct  jeder  S  mit  der  Ortscurve 
ist  durch  Hülfe  der  in  den  vier  harmonischen  Schnittpuncten  an  die  Basis 
gelegten  vier  Tangenten  leicht  zu  construiren.  Aufgabe:  Den  Grad  der 
Ortscurve  zu  bestimmen. 

Bei  der  Basis  C*  ist  demnach  der  Ort  der  Geraden  S, 
welche  dieselbe  in  4  harmonischen  Puncten  abcd  schneidet, 
eine  Curve  sechster  Classe  S^,  welche  die  Basis  in  ihren 
24  Wendepuncten  berührt.  Die  12.6  =  72  gemeinschaftlichen  Tan- 
genten beider  Curven  bestehen  daher  nur  aus  den  24  Wendetangenten 
der  Basis,  indem  jede  für  3  zählt.  Die  Curve  S^  ist  vom  dreissig- 
sten  Grad;  sie  hat  daher  mit  der  Basis  ausser  jenen  24  Be- 
rührungspuncten  noch  72  Puncto  (Schnitte)  a^  (=«)  gemein, 
und  ihre  Tangente  S  in  jedem  dieser  a^  schneidet  die  Basis 
ausser  «daselbst  in  drei  solchen  Puncten  6,  c,  d,  (die  mit  a^ 
harmanisch  sind  und)  deren  zugehörige  Tangenten  B,  C,  D 
sich  in  irgend  einem  Puncto  p  treffen.  Durch  die  72  Puncto 
a^  können  Curven  achtzehnten  Grades  gehen.  „Welche  Lage 
haben  die  72  Puncto  j??"  —  Besteht  insbesondere  die  Basis  C*  aus 
4  Geraden  A^  By  C  und  Z>,  so  zerfallt  die  Ortscurve  S^  in  die  dem  Vier- 
seit  ABCD  eingeschriebenen  drei  harmonischen  Kegelschnitte.  (Entwicke- 
lung  der  Abhängigkeit  geometrischer  Gestalten  von  einander.  §  43.) 
Gleicherweise  ergeben  sich  specielle  Resultate,  wenn  die  Basis  C^  aus 
C'-h-2C*  oder  C*-h-C;  oder  C'+C  besteht. 

Bei  der  Basis  C*  ist  die  Ortscurve  =^5'**;  sie  berührt  die 
Basis  in  jedem  ihrer  45  Wendepuncte  mit  zwei  Zweigen,  und 
nebstdem  berührt  sie  dieselbe  noch  in  165  anderen  Puncten  a. 
Daher: 

„Eine  beliebige  Curve  fünften  Grades  hat  im  Allgemeinen 
165  solche  harmonische  Tangenten,  bei  welchen  der  Berüh- 
rungspunct  a  und  die  drei  Schnittpuncte  by  c,  d  harmo- 
nisch sind.^ 

Bei  der  Basis  C^  findet  man  auf  diese  Weise  ausser  den  Wende- 
tangenten 

|^(7n_2)(w— 3)[w(w— 1)'— 36] 

solche  Tangenten,  bei  welchen  von  den  m — 1  Puncten,  nämlich  dem  Be- 
rührungspunct  a  und  den  m — 2  Schnitten  6,  c,  rf,  . . . .,  irgend  4  harmo- 

8tein«r'i  Werke.    IL  38 


594  Ueber  algebraische  Ourven,  welche  einen  Hittelpimct  h«l>en,  und 

niHch  sind,  wobei  jedoch  jeder  Fall,  wo  sich  a  unter  den  harmonischen 
PuQCten  befindet,  für  2  zu  zählen  ist,  so  dass,  wenn  die  Zahl  der  Fälle, 
welche  a  enthalten,  durch  m  und  die  ohne  a  durch  y  bezeichnet  werden, 
dann  2x-i-y  der  vorstehenden  Zahl  gleich  ist.  Dabei  wird  die  Basis  vod 
der  Ortscur\'e  in  den  x  Puncten  a  berührt  —  Diese  Zahlen  x  und  y 
zu  bestimmen. 

II.  Wird  die  gegebene  Basis  C*  von  einer  Tangente  S  in  a  berührt 
und  in  b,  c  geschnitten,  und  denkt  man  sich  2u  diesen  3  Puncten  die 
3  vierten  harmonischen  Puncto  a,  ß,  ^  und  zwar  so,  dass 

harmonisch  sind: 

„So  ist  der  Ort  des  Punctes  a  eine  Curve  zweiunddreissig- 
sten  Grades,  welche  die  Basis  in  ihren  Wendepuncten  drei- 
punctig  berührt  und  durch  die  Berühruugspuncte  ihrer  Doppel- 
tangenten geht  (s.  S.  541  Note)."    Und 

„So  ist  der  gemeinsame  Ort  der  beiden  Puncte  ß  und  "[eitt 
Curve  vierundsechzigsten  Grades,  welche  die  Basis  in  jedem 
ihrer  24  Wendepuncte  mit  zwei  Zweigen  dreipunctig,  sowie 
in  jedem  der  56  Berührungspuncte  ihrer  28  Doppeltangenteii 
(zweipnnctig)  berührt."     Daraus  folgt  femer: 

„Dass  die  Curve  vierten  Grades  C*  im  Allgemeinen  64 
solche  Tangenten  hat,  bei  welchen  der  eine  Schnittpunct,  b, 
in  der  Mitte  zwischen  dem  anderen,  c,  und  dem  Berühungs- 
punct,  a,  liegt  (wie  §26,  VI.  a'^,  und  dass  diese  besonderen 
Tangenten  den  Asymptoten  der  genannten  Curve  vierand- 
sechzigsten  Grades  parallel  sind." 

Wird  die  gegebene  Basis  C  von  einer  Tangeute  S  in  a'  berührt  ani 
in  by  c,  d  geschnitten  und  bestimmt  man  die  drei  Puncte  8,  t,  ß  so,  dut 

oÄSc;     air^d;     ocßd 
harmonisch  sind: 


über  darauf  bezügliche  Eigenschaften  allgemeiner  Gurven.  595 

Reihenfolge  a,  i,  <?  und  J,  sind  drei  verschiedene  (von  mir  sogenannte) 
Puncten- Systeme  (Involutions- Systeme)  bestimmt,  indem  man  dieselben 
auf  drei  Arten  als  zwei  Paar  conjugirte  Puncto  ansehen  kann,  nämlich 

1.     ab  und  cd;     2.     ad  und  bc;     3.     oc  und  bd. 

Die  zu  beiden  Paaren  jedes  Systems  gehörigen  harmonischen  Puncto,  be- 
ziehlich  x  und  x^ ,  y  und  y, ,  z  und  z^ ,  wobei  aabx^  und  cxdx^ ,  aydy^ 
und  hycy^y  azcz^  und  hzdz^  harmonisch  sind  (§17),  habe  ich  „Asym- 
ptoten-Puncte"  und  die  beiden  ersten  Systeme,  bei  denen  die  Asym- 
ptoten-Puncte  reell  sind,  „hyperbolisch",  dagegen  das  dritte  (3.),  bei 
welchem  dieselben  imaginär  sind,  „elliptisch"  genannt. 

Denkt  man  sich  zu  je  4  der  m  Puncto  a,  b,  c,  dy  , , ,  .^  welche  die 
gegebene  Basis  6'"*  mit  irgend  einer  Transversale  S  gemein  hat,  die  drei 
Paar  Asymptoten-Puncte  x  und  4?,,  y  und  y,,  z  und  z^^  so  hat  man  im 
Ganzen 

^i{m — l)(m — 2)(m — 3)  =  jxPaare,  oder  ^(m — V)(rn — 2)(m — 3)  =  2jx 

einzelne  Asymptoten-Puncte,  von  denen  jeder  durch  X  bezeichnet 
werden  soll. 

„Wird  die  Transversale  S  um  einen  in  ihr  beliebig  ge- 
wählten Pol  P  herumbewegt,  so  beschreiben  die  2fx  Puncto  X 
insgesammt  eine  Curve  3fx**°  Grades 

xrf  m(w— l)(m  -2)(m— 3) 

welche  den  Pol  P  zum  fx-fachen  Punct  hat,  u.  s.  w." 

Es  kann  solche  besondere  Transversalen  Sx  (=S)  geben,  bei  wel- 
chen ein  Asymptoten-Punct  mit  einem  ihrer  m  Schnittpuncte  zusammen- 
fällt, z.  B.  der  Schnitt  e  kann  x  sein,  so  dass  aebx^  und  cedx^  harmonisch 
sind,  also  das  durch  die  Paare  a  und  &,  c  und  d  bestimmte  Puncten- 
System  den  Schnitt  e  zum  Asymptoten-Punct  hat,  oder  diese  5  Schnitte 
Involution  bilden. 

„Der  Ort  derjenigen  Transversale  S«,  bei  welcher  ein 
Asymptoten-Punct  X  in  der  Basis  C''^  selbst  liegt,  oder  von 
deren  tti  Schnitten  irgend  5  Involution  bilden,  ist  eine  Curve 

Q|m(m— l)(m— 2)(m--S)(m— 4)   u 

Rücksichtlich  aller  dieser  Transversalen  /S«,  welche  einen  Asym- 
ptoten-Punct X  in  einem  Schnitt  e  (aber  nicht  in  einem  Berührungspunct) 
der  Basis  haben,  kann  gefragt  werden:  „Welchen  Ort  hat  der  dem 
x(=€)  zugehörige  andere  Asymptoten-Punkt  xj*^  Dieser  Ort  wird 
irgend  eine  Curve  n^°  Grades  X^  sein;  ihre  Schnitte  mit  der  Basis  C^^ 
bestimmen  diejenigen  einzelnen  Transversalen  S^xu  welche  ein  Paar 
conjugirter  Asymptoten-Puncte  x  und  x^  in  der  Basis  haben.  Die  Beant- 
wortung der  Aufgabe  wird  erleichtert,  wenn  zuvor  die  folgende  gelöst  ist: 

38* 


596  Ueber  aJ^br^sche  Carren,  welche  einen  Mittelponct  haben,  etc. 

Wenn  in  joder  Tangente  jS  der  Basis  C"  zu  dem  BerShrnuga- 
punct  a  in  Bezug  auf  je  zwei  der  m — 2  Schnitte  h,  c,  d,  . ... 
der  vierte  harmonische  Punct  et  gedacht  wird,  so  soll  der  ge- 
meinsame Ort  aller  dieser  Puucte  a  bestimmt  werden. 

Bemerkung.  Ich  will  hier  noch  bemerken,  dass  ich  einige  io 
dieser  Abhandlung  aufgestellten  Satze  nicht  genügend  bewiesen  habe, 
60  dass  dieselben  möglicherweise  fehlerhaft  Bein  können.  Sollte  dies  der 
Fall  sein,  so  mag  die  Neuheit  und  Schwierigkeit  des  Gegenstandes, 
zumal  im  Vei^leich  mit  der  von  mir  befolgten  synthetischen  Betrachtungs- 
weise, mich  einigermaassen  entschuldigen.  Namontliph  in  den  drei  letzten 
Paragraphen  habe  ich  mir  einige  gewagte  Schlüsse  erlaubt;  so  z.  B.  um 
den  Satz  (V.  d.)  iu  §26  zu  erhalten.  Ist  dieser  Satz  nicht  allgemeifl 
wahr,  so  sind  auch  mehrere  ihm  vorhergehende  Satze  nicht  in  allen 
Theilen  richtig. 


Aufgaben  und  Sätze,  bezüglich  auf  die  vor- 
stehende Abhandlung. 


Crelle's  Journal  BtmdXLVII.  S.  106—108. 


Aufgaben  und  Sätze ,  bezüglich  auf  die  vor- 
stehende Abhandlung. 

Zu  den  in  der  Abhandlung  bereits  gelegentlich  aufgeworfenen  zahl- 
reichen Fragen  mögen  hier  noch  folgende  hinzugefügt  werden. 

1.  Wenn  eine  Curve  vierten  Grades  einen  Mittelpunct  50?  haben  und 
durch  gegebene  9  Puncto  p  gehen  soll:  welches  ist  dann  der  Ort  von  3W? 
Und:  Wieviele*  Curven  vierten  Grades,  welche  Mittelpuncte  haben,  gehen 
durch  10  gegebene  Puncto  p?  (§b  und  vergl.  §  7).  —  Die  analogen  Fragen 
bei  höheren  Curven. 

2.  Wieviele  Durchmesser  D  hat  die  Curve  vierten  Grades,  welche 
mit  ihrer  conjugirten  Richtung  irgend  einen  gegebenen  Winkel  a  bilden? 
Wieviele,  wo  o  =  90**?  Für  a  =  0  sind  es  die  4  Asymptoten  (§  17). 

3.  Wieviele  Paare  conjugirter  Durchmesser  hat  die  Curve  w**°  Grades 
6'"*?  Der  Kegelschnitt  C  hat  unendlich  viele;  die  C*  hat  ein  Paar;  die 
C*  hat  3  Paar  (§17);  wie  geht  es  weiter? 

4.  Welches  ist  in  Bezug  auf  eine  gegebene  Basis  dritten  Grades  C^ 
der  Ort  desjenigen  Poles  P,  dessen  beide  Polaren  A^  und  *P  einander 
berühren  (§  15)?  —  Die  entsprechende  Frage  bei  höheren  Basen. 

5.  Werden  aus  einem  festen  Punct  P  beliebige  Transversalen  S  durch 
eine  gegebene  Curve  m**°  Grades  C'"  gezogen,  und  an  diese  in  den  m 
Schnitten  a,  i,  (?,...  die  Tangenten  A,  By  Cy  . . .  gelegt,  die  einander 
in  ^m(m — 1)  Puncten  Q  schneiden,  so  ist  der  Ort  dieser  Puncto  irgend 
eine  Curve  a^^  Grades  Q'.  Und  werden  aus  jedem  Puncto  P  einer  festen 
Geraden  G  an  dieselbe  gegebene  Curve  C"*  die  m(rn—\)  Tangenten  ge- 
zogen, deren  Berührungspuncte  im  Ganzen  \m(rn — V)\vi(m — 1) — 1]  Be- 
rohrungssehnen  @  bestimmen,  so  ist  der  Ort  dieser  Sehnen  eine  Curve 
a^^  Classe  ®*.  In  beiden  FäUen  hat  x  denselben  Werth.  Die  Zahl  x 
zu  finden.  —  Für  w  =  3  ist  o?  =  9  (§  15), 


^*  _i  I  IjBi  ■■  -uBt  ^^SF.  ^«nzE'ffa  auf  die  TOrsteheode  Abhandlung. 

ü,  Do  't:  irt7«iö(^  TnosTosale  S  zu  fiadeo,  welche  eine  ge^- 
wnr  'ir^  n^  4cue»  fa  iiKDd  drei  Paar  Puncten  schneidet,  die  ed 
{isas  ?-im:Tt9L--5T^ffiin.  £»fai)c«D  (InToIntiob  bUdon). 

~.  Ji  ^  Lj.  n  ^.  5^  N<x«  varde  bemerkt,  dass  die  beiden  Polaren 
^~  nü  -~  ie!<!«ib<9i  P^te»  P  in  Etezi^  auf  die  gegebene  Basis  C  K^l- 
<ii3iane  .«üis-  Azr  ^«n  tioiKa.  je  nach  der  Lage  des  Poles  gegen  den 
n-rr  nÜKT  '■Msäiiieii<eaea.  Keicel^dinin  E'.  In  der  That  können  dieselben 
utäc  lilein  SlOpf^o.  Hrpvdwbi  oder  Parabehi  sein,  sondern  als  solch? 
juiii   «w  'i«ä«Qiic4  F'icai  hatMo:  und  iwar  verhält  es  sich  damit  näher, 

I.  ■yvli^a  ü.«  Pilir*«  A'  und  J'  Parabeln  sein,  so  ist  der 
Jr'  i.'s  ?K44  F  •ii«  CstT«  E*.  b.  Sollen  dieselben  gleicheei- 
t:^.j  äyiwf'j.iüi  «ia.  **  Ut  der  Ort  des  Poles  eine  bestimmte 
'j-^r>>i<<  3-  .--  >-}II<!a  i:es«lbeD  Kreise  sein,  so  giobt  es  nur  einen 
•iai-ä^a  ?  ü  F,  ^=f/"-  iit  cenngt:  derselbe  ist  zugleich  der  Pol 
it>r  '.T->~»i-;3  3  ix  Beine  auf  den  Kegelschnitt  £^  d.  Sollen  Ä' 
la'i  -*  :r^aä  «ia*ai  yifgebenen  Kegelschnitte  C*  ähnlich  sein, 
>^  *:  it!cvrs  i«*  P*l#s /•jedesmal  eia  solcher  Kegelschnitt  P*, 
«licitfr  i«s  K«4:«lsi:kailt  £**  (imaginär)  doppelt  berührt,  and 
)«ar  sit  :&m  j«ae  Gerade  H  inr  (ideellen)  Berührungasehne 
lAi.  —  i>:<bc  man  aUt>  dem  Kegelschoitte  C*  nach  einander  alle 
««rsc^xWeiKia  Formen,  so  entstehen  fär  den  Pol  P  eine  Schaar 
<,'-^sc urteil  P".  tfd#r  vielmehr  ein  Büschel  B(P*),  welche  sich 
:3><««43imt  in  denselben  swei  Puncten  berühren,  die  Gerade 
H  lur  B«räkrttii]|;:$sekne  und  dieselbe  mit  jenem  Pol  P,  gemein- 
-^u  i<t  P>;tar<f  und  Pol  haben,  und  sn  welchen  insbesondere 
Attcd  Uttf  Cttrvif  K\  sowie  die  Gerade  H  und  der  Pol  P„  selbst 
jtN  l'<rt>tf r^sn^s-  nnd  Grentglieder  gehören,  nämlich  E*  als 
C<fb<^r)tai<>$  >I«r  Pt^Uren  A*  und  J*  von  Hyperbeln  zu  Ellipsen, 
H   als  t'tifBie    der  Hyperbeln    und   Pg    als   Grenze   der 


Aufgaben  und  Sätze,  bezüglich  auf  die  vorstehende  Abhandlung.  601 

sind  alle  Ortscurven,  B(P*),  mit  demselben  concentrische  Kreise,  P^ 
ist  ihr  gemeinsamer  Mittelpunct,  und  die  Gerade  H  ist  =G^.  Daher: 
Bei  einer  Curve  dritten  Grades,  deren  Asymptoten  ein  gleich- 
seitiges Dreieck  abc  bilden,  liegen  die  Berührungspuncte  von 
je  6  parallelen  Tangenten  in  einer  gleichseitigen  Hyperbel. 
Werden  aus  einem  Puncte  des  dem  Dreieck  abc  umschriebenen 
Kreises  6  Tangenten  an  die  Curve  gelegt,  so  liegen  die  Berüh- 
rungspuncte in  einer  Hyperbel,  deren  Asymptoten-Winkel  =60** 
ist;   und   werden   aus  dem  Mittelpuncte  P^   dieses  Kreises   die 

6  Tangenten  an  die  Curve  gelegt,  so  liegen  die  Berührungs- 
puncte in  irgend  einem  Kreise. 

Wie  muss  das  Asymptoten-Dreieck  abc  beschaffen  sein,  damit  der 
Pol  Pq  Brennpunct  des  Kegelschnittes  E^  (und  damit  zugleich  auch  aller 
Kegelschnitte  P*)  wird? 

Für  alle  Curven  dritten  Grades,  welche  mit  der  gegebenen  gemein- 
schaftliche Asymptoten  haben  (mögen  diese  reell  oder  imaginär  sein), 
bleiben  die  Ortscurven  £(P*)  die  nämlichen  (§  22);  was  zu  weiteren 
Folgerungen  führt,  wenn  die  speciellen  Curven  dritten  Grades  berücksich- 
tigt werden. 

8.     „Alle   Curven    dritten   Grades,    welche   durch   folgende 

7  Puncte  eines  gegebenen  Dreiecks  gehen,  nämlich  1)  durch 
den  Schwerpunct,  2)  durch  die  Ecken  und  3)  durch  die  im 
Unendlichen  liegenden  Puncte  der  Seiten,  haben  congruente 
Asymptoten-Dreiecke,  und  zwar  sind  dieselben  dem  gegebenen 
Dreieck  ähnlich,  mit  ihm  ähnlichliegend,  und  ihre  Seiten  ver- 
halten sich  zu  den  entsprechenden  Seiten  des  letzteren  wie 
2:3."  —  Es  giebt  einen  analogen  Satz  über  das  vollständige  ?/i-Seit  und 
die  Curven  m^^  Grades.  Z.  B.  beim  vollständigen  Vierseit  müssen  die 
Curven  vierten  Grades  ausser  durch  die  6  Ecken  und  durch  die  im  Un- 
endlichen liegenden  Puncte  der  4  Seiten  auch  noch  durch  die  oben  (§  18, 
II  (S.  553))  beschriebenen  3  Puncte  jp,  also  im  Ganzen  durch  13  gegebene 
Puncte  gehen. 


Eigenschaften  der  Curven  vierten  Grades 
rucksichtlich  ihrer  Doppeltangent^n. 


Crelle's  Journal  Band  XLIX.  S.  265  — 272. 


Eigenschaften  der  Curven  vierten  Grades 
rücksichtKch  ihrer  Doppeltangenten.*) 

Seitdem  Poncelet  zuerst  auf  das  Vorhandensein  der  Doppeltangenten 
bei  algebraischen  Curven  aufmerksam  gemacht**),  ist  bis  jetzt  noch  wenig 
geschehen,  die  wesentlichsten  Eigenschaften  derselben  zu  erforschen.  Es 
gelang  leicht,  ihre  Zahl  aus  derjenigen  der  Wendepuncte  zu  schliessen 
durch  Hülfe  der  Theorie  der  reciproken  Polaren,  welche  man  demselben 
grossen  Geometer  verdankt.  In  diesem  Betracht  habe  ich  die  drei  Glei- 
chungen aufgestellt,  welche  zwischen  dem  Grad,  der  Classe,  der  Zahl  der 
Doppel-  und  Rückkehrpuncte,  und  der  Zahl  der  Doppel-  und  Wendetan- 
genten jeder  algebraischen  Curve  stattfinden***).  Nicht  ohne  Anstrengung 
gelang  es  Jacobiy  die  Zahl  der  Doppeltangenten  direct  und  analytisch  zu 
beweisen f).  Noch  schwerer  mag  es  sein,  die  allgemeinen  Eigenschaften 
derselben  zu  erforschen,  was  diejenigen  Mathematiker  am  besten  wissen 
werden,  welche  sich  bereits  damit  beschäftigt  haben.  Ich  habe  vor  meh- 
reren Jahren  versucht,  auf  synthetischem  Wege  die  gegenseitige  Beziehung 
der  28  Doppeltangenten  der  allgemeinen  Curve  vierten  Grades  zu  finden, 
und  bin  zu  Resultaten  gelangt,  welche  sowohl  den  Grund  der  dem  Gegen- 
stande innewohnenden  Schwierigkeit  aufdecken,  als  auch  zugleich  die  ge- 
eigneten AngrifiTspuncte  für  die  zweckmässige  Behandlung  desselben  leicht 
erkennen  lassen.  Die  Resultate  beruhen  auf  eigenthümlich  verschlungenen, 
theils  ungewöhnlichen  Combinationen  der  gegebenen  Elemente.  Die  we- 
nigen von  Änderen  über  denselben  Gegenstand  bereits  veröffentlichten  Ver- 
suche stimmen  mit  meiner  Arbeit  wenig  überein.    Die  nachstehenden  An- 


*)  Einen  kurzen  Auszug  dieses  Aufsatzes  habe  ich  bereits  am  25.  Juli  1853  der 
Akademie  der  Wissenschaften  zu  Paris  vorgelegt;  s.  Comptes  rendus  hebdomadaires 
von  jenem  Datum. 

♦^  Cre/fe's  Journal  f.  d.  Mathem.  Bd.  Vni,  S.  401—406. 

*^)  Monatsbericht  der  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin,  August  1848 ;  und 
Creüe*^  Journal  Bd.  XLVii,  S.  1.    (Conf.  Bd.  II,  S.  495  dieser  Ausgabe.) 
t)  CrtlU's  Journal  Bd.  XL,  S.  237. 


60ß  tTeher  die  Doppel UngenteD  der  Curren  TiertoD  Orades. 

gaben  mögen  eine  ohngefahre  Vorstellung  meiaer  Resultate  gewähren,  so- 
wie auch  den  Weg  und  die  Mittel  eröffiien,  die  zu  ihrem  Beweis  führen, 
welcher  für  die  gewöhuliche,  analytbcbe  Behandlung  ohne  Zweifel  schwierig 
war,  aber  nunmehr  durch  Hülfe  der  in  meinem  schon  citirteo  An&atze 
enthaltenen  Hauptsätze  über  Polar -Enveloppen  bei  algebraischen  Curven 
leicht  zu  führen  ist. 

I.  Man  denke  sich  eine  allgemeine  Curve  vierten  Grades,  C*.  Ihre 
28  Doppeltangenten  t,  paarweise  zusammengefaast,  geben  378  Paare;  jedes 
Paar  heisse  n,  und  der  gegenseitige  Schnittpunct  jedes  Paares  heisse  f, 
so  giebt  es  ebenso  373  Puncte  p.  Seien  m  und  n,  «n,  und  n,  die  Be- 
ruhrungspuncte  eines  Tangentenpaares  n  mit  der  Curve;  man  verbinde  sie 
wechselseitig  durch  zwei  Paar  Gerade  mm^  nnd  nn„  mn^  und  nra,  und 
nenne  deren  gegenseitige  Schnittpuncte  q,  r.  Dann  gehören  zu  jedem  Tan- 
gentenp&ar  u  drei  Puncte  p,  q,  r. 

n. ,  Die  378  Puncto  p  und  mit  ihnen  zugleich  auch  die  378  Pur 
n  ordnen  sich  nach  einem  bestimmten  Gesetz  zu  6  und  6  in  Gruppen, 
G,  so  dass  63  Gruppen  G  entstehen,  wovon  keine  zwei  einen  Pnnct  f 
oder  ein  Paar  n  gemein  haben. 

„Die  BPuncte  p  jeder  Gruppe  G  liegen  in  irgend  einem 
Kegelschnitte,  G*,  was  im  Ganzen  63  Kegelschnitte  G*  giebt* 

Die  zu  einer  Gruppe  gehörigen  Gp  hängen  von  12  verschiedenen  Tan- 
genten {  ab,  also  von  6  Paaren  «,  welche  keine  Tangente  gemein  haben, 
so  dass  von  den  je  Gp  keine  zwei  in  der  nämlichen  Tangente  liegen. 

III.  Die  8  Berührungspuncte  je  zweier  zu  einerlei  Gruppe  gehörigen 
Tangentenpaare  n  liegen  allemal  in  ii^end  einem  Kegelschnitte,  B*,  so 
dass  zu  jeder  Gruppe  ^.5  =  Ib  Kegelschnitte  B'  gehören.  Danach  sollte 
es  für  die  63  Gruppen  63.15^945  Kegelschnitte  B*  geben;  allein  dabei 
wird  jeder  dreimal  gezählt,  und  somit  giebt  es  im  Ganzen  nur  315  ver- 
schiedene Kegelschnitte  B*.     Das  heissl: 

„rnter    den    28  DoppcltaugenteO    i    ciaer    Cu 


üeber  die  Doppeltangenten  der  Gurven  vierten  Grades.  607 

„Soll  ein  Kegelschnitt  A^  eine  gegebene  Curvo  vierten 
Grades  C*  in  irgend  einem  Puncto,  a,  vierpunctig  und  zudem 
noch  in  irgend  zwei  anderen  Puncten,  b  und  Cy  einfach  be- 
rühren, so  finden  im  Allgemeinen  756  Lösungen  statt.^ 

Werden  zwischen  je  drei  zusammengehörigen  Puncten  a,  b  und  c  die 
Geraden  a6,  ac  und  bc  gezogen,  und  im  Puncto  a  an  die  Curven*  C* 
und  G*  die  Tangenten  A  und  A^  gelegt,  so  sind  die  vier  Geraden 
ab,  Ay  ac,  A^  harmonisch,  also  ^j  durch  die  drei  anderen  be- 
stimmt, und  so  liegt  der  Schnittpunct,  d,  der  Geraden  A  und 
bc  auf  der  Curve  ff',  so  dass  man  von  dieser  12  neue  Puncto 
d  erhält. 

„Die  zu  jeder  Gruppe  G  gehörigen  84  Geraden,  nämlich 
die  6  Tangentenpaare  ir  (=12  Gerade  £)^  die  6-mal  4  Geraden 
TwWj,  nWj,  mn^  und  nm,,  die  12  Tangenten  A  und  endlich  die 
12-maI  3  Geraden  ab,  ac  und  bc  werden  zusammen  von  irgend 
einer  Curve  dritter  Classe  K^  (und  sechsten  Grades)  berührt; 
und  zwar  berührt  sie  die  Geraden  ab  und  ac  in  den  Puncten 
b  und  c  selbst,  so  dass  also  die  126  und  12c  zugleich  ihre 
24  Schnittpuncte  mit  der  gegebenen  Curve  C*^  sind.^  „Es 
giebt  im  Ganzen  63  Curven  iC'." 

Die  zu  jeder  Gruppe  gehörigen  zwei  Curven  ff'  und  K^  haben  eine 
interessante  innige  Beziehung  zu  einander,  wovon  ich  hier  nur  Einiges 
kurz  andeuten  will.  Jeder  der  9  Wendepuncte  der  Curve  ff'  werde  durch 
w  und  die  Wendetangente  durch  W  bezeichnet;  aus  jedem  w  gehen  drei 
Tangenten  Q,  Qj,  Q^  an  die  Curve,  deren  Berührungspuncte  ??  ?,,  ^a  in 
einer  Geraden  Äj  liegen;  der  Schnitt  von  W  und  Äj  heisse  p.  Jede  der 
9  Rückkehrtangenten  der  Curven  K^  werde  durch  R  und  der  Rückkehr- 
punct  durch  r  bezeichnet;  jede  R  schneidet  die  Curve  in  drei  Puncten 
5,  g',  g",  deren  zugehörige  Tangenten  Q,  Q',  Q"  sich  in  einem  Puncto 
w^  treffen;  die  Gerade  rw^  heisse  P.  Nun  stehen  die  Curven  ff' 
und  K^  in  solcher  Verbindung,  dass  sie  einander  in  den 
9  Puncten  q  berühren,  also  die  9Q  zu  Berührungstangenten 
haben,  dass  ferner  sowohl  die  9  Paar  Puncto  xo  und  w^  als 
die  9  Paar  Geraden  22  undiZ,  zusammenfallen,  und  dass  zudem 
sowohl  die  4  Geraden  WQ'QQ"  als  die  4  Puncto  rq^qq^  har- 
monisch sind,  und  dass  somit  auch  die  4  Puncto  p^qc[^  sowie 
die  4  Geraden  PQ^QQ^  harmonisch  sind.  —  Die  weiteren  Be- 
ziehungen der  beiden  Curven  behalte  ich  mir ^ vor,  bei  einer  geeigneteren 
Gelegenheit  umständlicher  zu  erörtern. 

V.  Die  63  Gruppen  ff  (11.)  ordnen  sich  nach  einem  gewissen  Gesetz 
zu  3  und  3  zu  Systemen,  S,  so  nämlich,  dass  zu  je  zwei  Gruppen  alle- 
mal  irgend   eine,    aber   nur   eine  bestimmte  dritte  Gruppe  gehört, 


60g  Ueber  die  DoppelUngenten  der  Cnrren  nertoi  Qrades. 

welche  mit  ihnen  ein  System  S  bildet.    Die  Zahl  der  Systeme  ist  daher 
=  651,  und  jede  Gruppe  kommt  in  31  Systemen  vor. 

Aus  einem  gewissen  Gmode  kann  man  die  Systeme  ia  zwei  Ab- 
theilungen bringen  und  sie  demgemass  durch  S,  und  5,  luiterscheideD. 
Dann  enthält  die  erste  Abtheilung  315  Systeme  S,  und  die  zweite  336 
Systeme  S,,  und  dann  kommt  jede  Gruppe  in  15  Systemen  <S,  and  ia 
16  Systemen  S^  vor.  Die  Systeme  beider  Abtheilongen  unterscheiden 
sich  unter  anderen,  wie  folgt: 

1.  Die  drei  Gruppen  jedes  Systems  S^  haben  allemal  vier,  und 
zwar  vier  solche  Doppeltangenten  t  gemein,  welche  in  jeder  Gruppe  tw«i 
Paare  i:  bilden,  nämlich  sind  z.  B.  u,  ^r,  y  und  z  die  vier  gemeinschafl- 
lichen  Tangenten  t,  so  müssen  etwa  nx  und  yz  Paare  der  ersten,  uy  und 
xz  Paare  der  zweiten  und  uz  und  xy  Paare  der  dritten  Gruppe  sein. 
Durch  die  8  BerChrungspuncte  solcher  vier  Tangenten  u,  x,  y,  z  geht 
also  immer  ein  Kegelschnitt  B'  (III.).  Die  drei  Gruppen  umfassen  tu- 
sammen  alle  28  Doppeltangenten  t  und  nehmen  vier  derselben,  u,  j:,  y 
und  z,  dreifach  in  Anspruch. 

2.  Dagegen  enthalten  die  drei  Gruppen  jedes  Systems  S,  zusammen 
nur  je  18  Doppeltangenten  t,  indem  jede  der  letzteren  zu  je  zwei  Gruppen 
gehört,  also  je  zwei  Gruppen  sechs  Tangenten  gemein  haben;  oder,  wenn 
man  die  18  Tangenten  durch  a,  a,,  a,,  o,,  a^,  a,;  b,  b,,  ...  b^:  c, 
c, ,  . . .  Tj  bezeichnet,  dass  etwa 

ab,  Ojbj,  a^bj,  a,ft,,  a^b^,  o,fi,  Paare  der  ersten, 

ac,  a,c,,  a,c,,  o,c,,  «,<"(,  atC^   Paare  der  zweiten, 
^«■j  ^i^'i)  *,<^n  *j'^i>  K'^4,  ijt's     Paare  der  dritten 

Gruppe  sind. 

Abgesehen  von  diesem  Unterschiede  haben  alle  Systeme  folgende  ge- 
meinsame Eigenschaft: 

„Wählt    man  aus  jeder  der  drei  Gruppen    eines  Systems 


Ueber  die  Doppeltangenten  der  Gurven  vierten  Grades.  609 

uud  zwar  sind  diese  Kegelschnitte  keine  anderen  als  die  obigen  315  Kegel- 
schnitte jB'  (in.),  und  die  Geraden  bestehen  nur  aus  den  28  Doppeltan- 
genten t  selbst.    Nämlich  es  verhält  sich  damit,  wie  folgt. 

Bei  jedem  System  S,,  wo  jede  der  vier  gemeinschaftlichen  Tangenten 
Uy  Xy  yy  z  AiivcAi  t^  uud  der  durch  ihre  8  Berührungspuncte  gehende 
Kegelschnitt  B^   durch   B\    bezeichnet  werden  mag,    bestehen    von  den 

216  Curven  J5«: 

« 

d)   4  aus  drei  Geraden,  nämlich  aus  uanfy  tucz,  uyz  und  xyz; 

b)  4  aus  B\-\-t^y  d.  h.  aus  B\  und  je  einer  Geraden  w,  Xy  y  oder  z; 

c)  48  aus  jB'-H^oj    *^^  j®  einer  Geraden  w,  a?,  y,  z  und  je  einem 
Kegelschnitte  j5';  und 

d)  160  aus  eigentlichen  Curven  J5'. 

Bei  jedem  System  S,  dagegen  bestehen  die  216  J5': 

e)  6  aus  je  drei  Geraden,  nämlich  aus  abcy  aj}^c^^  ...,  aj)^c^\ 

f)  90  aus  jB'+^,  nämlich  aus  je  einem  ß'  und  je  einer  der  18  Ge- 
raden a,  ttj ,  . . . ,  ttj ;  hy  6, ,  ...  6j ;  c,  c?j ,  . . . ,  Cj  j  und 

g)  120  sind  eigentliche  Curven  J5'. 
Hiemach  gäbe  es  im  Ganzen: 

a.     Solche  £',  welche  aus  drei  Geraden  bestehen  (a  und  e)\ 

315X44-336X6  =  3276, 

was  gerade  der  Zahl  der  Combinationen  der  28  Doppeltangenten  t  zu  je 
dreien  gleich  ist,  =28.27.26:6  =  3276. 

p.  Solche  jB',  welche  aus  B\-^t^  bestehen,  wobei  der  Kegelschnitt 
B\  durch  die  Berührungspuncte  der  Tangente  t^  geht  (i): 

315x4=1260. 

7.  Solche  J5',  welche  aus  B'^-\-t  bestehen,  wo  Bi  nicht  durch  die 
Berührungspuncte  von  t  geht  {c  und  /): 

315X48+336x90  =  45360. 

8.  Eigentliche,  nicht  in  Theile  zerfallende  Curven  ß'  {d  und  ^): 

315X1604-336X120  =  90720, 

was  zusammen  die  obige  Zahl  140616  ausmacht. 

7^  Da  es  nun  nur  315  Kegelschnitte  ß'  giebt  (III.),  in  (7.)  aber 
45360  vorkommen,  so  muss  jeder  derselben  144 -mal  in  Anspruch  ge- 
nommen sein,  und  da  er  dabei  jedesmal  mit  einer  der  24  Tangenten  ty 
durch  deren  Berührungspuncte  er  nicht  geht,  verbunden  ist,  so  muss  er 
mit  jeder   dieser  Tangenten  144;24  =  6-mal  vorkommen,    so    dass  also 

unter  (7.)  nur 

45360:6  =  7560 

verschiedene  J5*-|- 1  enthalten  sind,  von  denen  noch  je  24  den  nämlichen 
Kegelschnitt  J?'  haben  und  sich  nur  durch  die  Tangente  t  von  einander 
unterscheiden. 

Steinor'i  Werke.    II.  39 


612 


Ueber  die  DoppeltaDgentoD  der  Curven  Tierten  Grades. 


24  oder  28  BeriihruDgspuncte  beziehlich  in  einer  eigeatlichen 
Curve  fi*,  S',  B*  oder  B'  liegen?" 

2.  Wie  verhalten  sich  die  63  Kegelschnitte  t?'  (II.)  rflct- 
sichtlich  ihrer  Lage  zu  einander? 

3.  Welche  Beziehung  haben  die  63  Cnrven  dritten  Graden 
G*  (IV.)  zu  einander?  Und 

4.  Welche  Beziehung  haben  die  63  Curven  dritter  Ciasse 
£*  (IV.)  rücksichtlich  ihrer  Lage  zu  einander? 

Berlin,  im  October  1852. 


Aufgaben  und  Lehrsätze. 


Crelle's  Journal  Band  XLIX.  S.  273— 278. 


Aufgaben  und  Lehrsätze. 

1.  „Soll  ein  Kegelschnitt  beschrieben  werden,  welcher 
durch  drei  gegebene  Puncte  geht  und  eine  gegebene  Curve  w**" 
Grades  in  irgend  einem  Puncte  osculirt  (dreipunctig  berührt), 
so  finden  im  Allgemeinen 

3n(n— 1) 

Lösungen  statt."  —  Kommen  die  gegebenen  drei  Puncte  insbesondere 
in  die  gegebene  Curve  selbst  zu  liegen,  so  verringert  sich  die  Zahl  der 
Lösungen,  und  zwar  mit  jedem  Punct,  der  in  die  Curve  tritt,  um  2,  so 
dass  also,  wenn  alle  drei  in  derselben  liegen,  die  Zahl  der  Lösungen  nur 
=  3w(w— 1)— 6  =  3(w-hl)(w— 2)  ist. 

2.  Wie  viele  solche  Kegelschnitte  giebt  es,  welche  eine 
gegebene  Curve  w*«°  Grades  in  irgend  einem  Puncte  osculiren 
und  zudem  entweder 

a,  durch  zwei  gegebene  Puncte  gehen  und  eine  gege- 
bene Gerade  berühren;  oder 

h.  durch  einen  gegebenen  Punct  gehen  und  zwei  gege- 
bene Gerade  berühren;  oder 

c.    drei  gegebene  Gerade  berühren? 

3.  „Soll  ein  Kegelschnitt  beschrieben  werden,  welcher 
durch  drei  gegebene  Puncte  geht  und  eine  gegebene  Curve  n^° 
Grades  in  irgend  zwei  Puncten  berührt,  so  finden  im  Allge- 
meinen 

i(w— l)w(n-hl)(w-+-2)— 4(n— l)w  =  i(n*-f-2w'— 9w'-h6w) 

Lösungen  statt."  —  Kommen  von  den  gegebenen  Puncten,  die  a,  ä,  c 
heissen  mögen,  einer  oder  zwei  oder  alle  drei  in  die  gegebene  Curve  zu 
liegen,-  so  vermindert  sich  die  Zahl   der  Lösungen  stufenweise;   nämlich 


616  Aufgaben  und  Lehrwtie. 

alsdann  befinden  sich  unter  den  lösenden  Kegelschnitten  auch  solche, 
welche  die  Curve  in  den  gegebenen  Pnncten  selbst  berähren,  nnd  dum 
fallen  mit  jeder  solchen  Berührung  zwei  der  genannten  Kegelschnitte  in 
einen  zusammen.  Liegt  z.  B.  der  erste  Punct  a  in  der  Curve,  so  wird  m 
von  n*+fl — 4  der  genannten  Kegelschnitte  in  a  selbst  borfihrt,  und  somit 
vennindert  sich  die  Zahl  der  Lösungen  ebenes  um  n'+n — 4.  Oder 
zählt  man  dabei  bloss  diejenigen  Kegelschnitte,  welche  nicht  in  a  be- 
rühren, so  ist  ihre  Anzahl  um 

2(n"-f-n— 4) 
geringer,   als  die  obige  Gesammtzahl.    Und    tritt  nun   femer   auch  dtr 
zweite  Punct  b  in  die  gegebene  Curve,  so  verringert  sich  die  Anzahl  der- 
jenigen Kegelschnitte,  welche  weder  in  a  noch  b  berühren,  auTs  Neue  nin 

2(n'-t-n— 6); 
und  gelangt  auch  noch  der  dritte  Punct  c  in  die  Curve,    so   vermindert 
»ich  die  Zahl  der  Kegelschnitte,  welche  weder  in  a  noch  b  noch  c  be- 
rühren, abermals  um 

2(n*-hn—Q), 
80  dass  also  nur  noch 

KN'+2n'— 21«'— 6n-t-72)=iCn— 3)(n— 2)(n+3)Cn-|-4)— 2(n— 3)» 
solche  Kegelschnitte  übrig  bleiben,  indem  die  Teiminderungen  zosammen 

6(n'-f-«— 6) 
betragen.     Die    anderen  Kegelschnitte   reduciren   sich   aoT  je  n*+n — 8, 
wolclio    beziehlich   im  Puncto  a  oder  b  oder  c  berähren,   und   femer  anf 
drei,  welche  beziehlich  in  a  und  b,  a  und  c,  b  und  c  beriihren;  zählt  mu 
dio  orsteren  doppelt  und  die  letzteren  vierfach,  so  kommt  richtig 

3(n'+n— 8)  X  24-3x4  =  6(n'-f-»— 6). 
^Vl■t■(l^■ll  aller  diow  fin  n.  b,  e  berührenden)  Kegelschnitte  auch  t 


Aufgaben  und  Lehrsätze.  617 

4.  Aus  der  vorstehenden  Auseinandersetzung  (3.)  ergeben  sich  fol- 
gende specielle.  Sätze: 

I.  „Soll  ein  Kegelschnitt  eine  gegebene  Curve  n'«°  Grades 
in  einem  (auf  ihr)  gegebenen  Puncte,  a,  osculiren  und  dieselbe 
nebstdem  noch  in  irgend  zwei  anderen  Puncten  berühren,  so 
finden  im  Allgemeinen 

i(n*+2n»— 21n'— 6n+72) 

Lösungen  statt.^    Und 

n.  „Soll  der  Kegelschnitt  die  gegebene  Curve  in  einem 
gegebenen  Puncto  a  vierpunctig  und  nebstdem  noch  in  irgend 
einem  anderen  Puncte  (einfach)  berähren,  so  giebt  es  im  All- 
gemeinen 

n(n-hl)— 8 
Lösungen.^ 

5.  Aehnlicherweise  ergiebt  sich  aus  dem  Satze  (1.)  der  folgende  spe- 
cielle Satz: 

„Soll  ein  Kegelschnitt  eine  gegebene  Curve  n^  Grades  in 
einem  gegebenen  Puncte  a  und  noch  in  irgend  einem  anderen 
Puncte  osculiren,  so  finden 

3w(»— 1)— 9 
Lösungen  statt.  ^ 

6.  Wie  viele  solche  Kegelschnitte  giebt  es,  welche  eine 
gegebene  Curve  n^°  Grades  doppelt  berühren  und  zudem 
entweder 

a.  durch  zwei  gegebene  Puncte  gehen  und  eine  gege- 
bene Gerade  berühren;  oder 

h,  durch  einen  gegebenen  Punct  gehen  und  zwei  gege- 
bene Gerade  berühren;  oder 

c,     drei  gegebene  Gerade  berühren? 

7.  In  Rücksicht  der  obigen  Sätze  (1.)  und  (3.)  mögen  noch  folgende 
besondere  Fälle  hervorgehoben  werden: 

L  „Hat  eine  Curve  2»**°  Grades  drei  w-fache  Puncte,  aber 
ausserdem  keine  anderen  vielfachen  Puncte,  und  soll  ein  Kegel- 
schnitt durch  jene  drei  Puncte  gehen  und  zudem  die  Curve 
entweder 

a)    in   irgend   einem    anderen   Puncte    osculiren,    so   ist 

die  Zahl  der  Lösungen  =  3n(n — 2);  oder 
6)    in    irgend    zwei    anderen  Puncten    berühren,    so  ist 
die  Zahl  der  Lösungen  =^n(w — 2)(n — 3)(w-f-3)." 
U.     „Hat   eine  Curve  2n**°  Grades  zwei  n-fache  und  einen 
(w — l)-fachen  Punct,  aber  sonst  keine  vielfachen  Puncte,  und 


.^'v  Auf^Caben  uud  Lehrsätze. 

-■   .    i.i  K-f^eU^liaut  durch  dieselbco    gehon    und   zudem  die 

&       1  irz-^ai   einem  anderen  Puncte  osculiren,    so  ist  dif 

It'i',   i-fr  L"'*oni;en  =3(h+1)(7j— 1);  oder 
«      3   Irx-^X'i   t«r«i  anderen  Puncten    berühren,    so   ist  die 

i»i;'i^r  Lösungen  =i(n-t-l)Cn-l)C«-2X«  +  4)." 
""      ,Hi:   «ine   Cnrve   (3a_l)'"  Grades    drei    (n— l)-fache 
?ii:t<.    »>■;?    »>s>t    keinen   vielfachen   Punct,    und    soll    ein 
XI j-jlfiia::!    iarch  dieselben  gehen  und  nebstdem  die  Cnrve 

\      1  :r<4S<i  einem  anderen  Puncte   osculireD,    so   ist  üt 

i»il  liT  Lö^nnfen  =3(«+l)(n — 1);  oder 
>     .1   irx^ai  »wei    anderen  Puncten  berühren,    so   ist  die 

i^i".  iir  L-J*nngen  =i(B-l-l)Cn— l)(n— 2)(n-l-4).'' 
T\       ,Ki;  *iae  Curve  (2h — 1)""  Grades  einen  n-fachen  und 
1»  ■      ■»     V~:^^x-i   Ponote,   aber  ausserdem  keinen   vielfachen 
''.11.-:.    -iti  s.i't   «in  durch   dieselben   gehender  Kegelschnitt 
i  .■  Ci-*  -•  tfiiweder 

V      ■  •.Tiyii'i  einem  anderen  Puncte  osculirea,    so  ist  die 

i*'\\  ii7  L5*un«en  ^3»(n — 2);  oder 
■>■    -.a     r.;eaä  *wei   anderen  Puncten    berühren,   so   ist  die 

isxl  JL.T  L^suu^eu  =i«(n-2XB-3)(n+3).'' 
•V  W  .'j:!  -.rstend  »wei  Krümmungs kreise  eines  Kegel- 
N^'t'i".'.»-^  i-fr  Orüs^e  Jind  Lage  nach  gegeben  sind,  den  Ort 
^..•■■i,'.x  >l;',',ol puncte»  lu  finden.  —  «Der  Ort  der  Geraden, 
1*  ,•■;"».?  Jurvb  iUe  je  iwei  Puncte  geht,  in  denen  die  Kreise 
*,'■«   tVv'i;i.>Uchnitle   osculirt  werden,    ist  eine  Curve  sechstet 


Aufgabeu  und  Lehrsätze.  619 

11.  1.  Unter  allen  einer  gegebenen  Ellipse  eingeschrie- 
benen n-Ecken  von  grösstem  Inhalte  dasjenige  zu  finden, 
dessen  Umfang  ein  Maximum  oder  ein  Minimum  ist.     Und 

11.  Unter  allen  einer  gegebenen  Ellipse  eingeschriebenen 
n-Ecken  von  grösstem  Umfange  dasjenige  zu  finden,  dessen 
Inhalt  ein  Maximum  oder  ein  Minimum  ist. 

In  Betreff  des  Vierecks  findet  sich  die  letzte  Frage  (II.)  in  meiner 
schon  citirten  Abhandlung  (s.  Bd.  37.  S.  184  d.  Cr<?//^schen  Journals)*)  be- 
reits beantwortet,  nämlich  „der  Inhalt  des  Vierecks  ist  ein 
Maximum  oder  ein  Minimum,  je  nachdem  seine  Seiten  den 
gleichen  conjugirten  Durchmessern  oder  den  Axen  der  Ellipse 
parallel  sind."  Aber  auch  die  erste  Frage  (I.)  ist  für  das  Viereck 
leicht  zu  beantworten,  und  zwar  fast  gleichlautend,  nämlich: 

„Unter  allen  einer  Ellipse  eingeschriebenen  Vierecken 
von  grösstem  Inhalte  ist  der  Umfang  desjenigen  ein  Maximum, 
etwa  =  w,  welches  die  Axen  der  Ellipse  zu  Diagonalen  hat 
(oder  dessen  Seiten  den  gleichen  conjugirten  Durchmessern 
parallel  sind);  dagegen  ist  der  Umfang  desjenigen  ein  Mini- 
mum, =  t^,,  welches  die  gleichen  conjugirten  Durchmesser  der 
Ellipse  zu  Diagonalen  hat  (oder  dessen  Seiten  den  Axen 
parallel  sind)."    Dabeiist,  wenn  a  und  5  die  Halbaxen  der  Ellipse  sind, 

u=4ya'-hb';    w,  =2(a-f-6)y2, 
imd  daher 

u'—u]  =  8(a— ft)^ 

12.  „Sind  a  und  b,  a^  und  b^  die  Ajcen  zweier  confocalen 
Kegelschnitte,  etwa  zweier  Ellipsen  £P  und  Ä7,  und  sind  die- 
selben so  beschaffen,  dass 

L     ^  +  -^-  =  1, 

a        .0 

so  giebt  es  unendlich  viele  solche  Dreiecke,  welche  derCurve 
£'  eingeschrieben  und  zugleich  der  Curve  Ef  umschrieben 
sind."     „Und  sind  die  Axen  so  beschaffen,  dass 

II.      a':i'  =  a, :  6,, 

so  giebt  es  unendlich  viele  solche  Vierecke,  welche  der  E^ 
eingeschrieben  und  zugleich  der  E^    umschrieben  sind." 

13.  „Welche  Relation  muss  zwischen  den  Axen  zweier  con- 
focalen Kegelschnitte  E^  und  E*  stattfinden,  damit  sich  ein 
n-Eck  dem  einen  einschreiben  und  zugleich  dem  anderen  um- 
schreiben lässt?  —  Sobald  sich  nämlich  nur  irgend  ein  n-Eck  auf  die 


•)  Cf.  Bd.  II,  S.  41-3  dieser  Ausgabe. 


620  Äufg&ben  und  Lebreitie. 

geforderte  Art  beschieibeD  läsat,  so  lassen  sich  zufolge  eines  schönco 
Satzes  von  Poncelet  unendlich  viele  andere  n-Ecko  ebenso  beschreiben. 
Und  alsdann  haben  alle  diese  n-£cke  gleichen  Umfang,  und  zwar  ästet 
allen  der  Curvo  £*  eingeschriebenen  n-Ecken  den  grössten  und  nnter 
allen  der  Curve  £'  umschriebenen  n-Ecken  den  kleiosten  Umfug 
{Orell^a  Journal,  Bd.  37,  S.  189.  Conf.  Bd.  11.  S.  418  dieser  Ausgabe) 
Berlin,  im  November  1852. 


lieber  algebraische  Curven  und  Flächen. 


Crelle's  Journal  Band  XLIX.  S.  333— 348. 


lieber  algebraische  Curven  und  Flächen. 

Zahl   der  Normalen   aus  einem  Puncte  auf  eine  algebraische 
Curve,  und  Eigenschaften  der  Evolute  der  letzteren. 

I.  Die  Frage:  „Wieviele  Normalen  einer  gegebenen  allge- 
meinen algebraischen  Curve  w*®°  Grades  C^  gehen  durch  irgend 
einen  in  ihrer  Ebene  gegebenen  PunctP?"  ist  gleichbedeutend 
mit  der  Frage:  „Von  der  wievi-elten  Classe  ist  die  Evolute  der 
gegebenen  Curve?"  Dieselbe  lässt  sich  unter  anderen  auf  folgende  drei 
Arten  leicht  beantworten. 

1®.  Wird  die  gegebene  Curve  C*  in  ihrer  Ebene  um  den  gegebenen 
Punct  P  beliebig  herumbewegt  und  in  der  neuen  Lage  durch  Cf  be- 
zeichnet, so  schneiden  sich  beide  Curven  in  n^  Puncten  Q;  und  bewegt 
man  nun  die  Curve  Cj*  wieder  zurück,  bis  sie  im  Begriff  ist,  auf  die  an- 
ningliche  Curve  C"  zu  fallen,  so  ändern  sich  die  n^  Schnittpuncte  Q  und 
im  letzten  Moment  sind  sie  gerade  die  Fusspuncte  der  aus  dem  Pol  P 
auf  die  Curve  C"  zu  fallenden  Normalen,  deren  Zahl  somit  gleich  n'  ist,  und 
durch  deren  Fusspuncte,  da  sie  als  die  Schnitte  von  C*  und  Cj»  anzu- 
sehen sind,  unendlich  viele  andere  Curven  w*®"  Grades,  ein  Büschel  Curven 
n**"  Grades,  gehen.  Durch  ^n(w+3) — 1  der  w*  Fusspuncte  Q  sind  daher 
die  \(n — l)(w — 2)  übrigen  bestimmt. 

2®.  Denkt  man  sich  in  der  Ebene  der  gegebenen  Curve  C*  irgend 
einen  Kegelschnittbüschel  -ß(C'),  d.  h.  alle  Kegelschnitte,  welche  irgend 
4  reelle  oder  imaginäre  Puncte  gemein  haben,  so  giebt  es  unter  denselben 
7^(n+2.2 — 3)  =  w(w-|-l),  welche  die  Curve  C"  berühren*).  Lässt  man 
von  den  4  Gnmdpuncten  dieses  Büschels  zwei  und  zwei  zusammenfallen, 
so  dass  sich  die  Kegelschnitte  in  zwei  Puncten  (reell  oder  imaginär)  be- 
rühren, so  ist  die  Berührungssehne,  doppelt  gedacht,  als  ein  zum  Büschel 


♦)  S.  Monatsbericht  der  Berliner  Akad.  d.  Wissenschaften  vom  Augiist  1848;  oder 
Crc//e'8  Journal  Bd.  47,  S.  6.    (Conf.  Bd.  II,  S.  500  dieser  Ausgabe.) 


Q24  lieber  algebraische  Curren  und  Flächen. 

B(C^  gehöriger  Kegelschnitt  anzusehen,  sowie  jeder  ihrer  »  Pnnct«,  in 
welchen  sie  die  Curve  C*  trifft,  als  einer  jener  n(n+l)  Berfihnmgspnncte, 
so  dass  also  die  Curve  C"  nur  noch  von  n'  der  fibrigen,  eigentlichen  Kegel- 
schnitte berührt  wird.  Da  nun,  wie  PonceUt  zuerst  gezeigt  hat,  ein  System 
concentrischer  Kreise  als  ein  Büschel  sich  in  zwei  Poncten  berührender 
Kegelschnitte  anzusehen  ist,  welche  die  im  Unendlichen  liegende  Gersde 
fr»  zur  ideellen  Berühmngsschne  haben;  so  folgt  also:  dass  es  nnter 
allen  um  den  gegebenen  Punct  P  beschriebenen  Kreisen  im 
Allgemeinen  n'  solche  giebt,  welche  die  gegebene  Curve  C" 
berühren.  Die  nach  den  Bernhrungspuncten  gezogenen  Ra- 
dien der  Kreise  sind  die  durch  den  Punct  P  gehenden  Nor- 
malen der  Curve  C". 

3".  Aus  den  Untersuchungen,  auf  welche  der  citirte  Monatsbericht  sich 
bezieht,  namentlich  aus  der  daselbst  bereits  erwähnten  Eigenschaft  (S.  496 
d.  Bd.):  „dass  die  algebraischen  Curven  durch  projectivische 
Curven-Büachol  niedrigeren  Grades  erzeugt  werden,"  ergiebt 
sich  die  dritte  Art,  die  vorgelegte  Frage  zu  beantworten,  aus  der  zngleidi 
noch  einige  interessante  Umstände  hervorgehen,  die  ich  kurz  andeuten  will 

Mit  der  Curve  C*  in  gleicher  Ebene  sei  noch  irgend  ein  Kegelschnitt 
i"  gegeben.  Von  einem  beliebigen  Pol  R  seien  die  erste  Polare  in  Beng 
auf  C"  und  die  Polare  in  Bezug  auf  P*  beziehlich  C"-'  und  P';  die« 
Polaren  schneiden  einander  in  n — 1  Puncten  Q,  und  die  reciproken  Po- 
laren jedes  dieser  Puncto  Q  gehen  durch  jenen  Pol  R,  d.  h.  die  (n — IjT 
Polare  in  Bezug  auf  C"  und  die  Polare  in  Bezug  auf  P',  beziehlich  C 
und  P,' ,  von  jedem  der  n — 1  Puncto  Q  gehen  durch  R.  Bewegt  sich 
der  Pol  R  in  einer  Geraden  G,  so  bilden  seine  Polaren  C"-*  und  P' 
zwei  Büschel  B(C'—^)  und  B(P')  mit  beziehlich  (n — I)*  GnindpuncteD 
C  und  1  Gmndpunct  P;  diese  Punct«  sind  zugleich  die  Pole  der  Geradu 
G  in  Bezug  auf  die  gegebenen  Curven  C"  und   P\  nämlich  G  ist  die 


üeber  algebraische  Cunren  und  Flächen.  625 

den  correspondirendon  Pol  R  in  der  Geraden  G  gehen,  so  wird  also  jedes 
Paar  Polaren  C^  und  PJ  aus  zwei  parallelen  Geraden  bestehen,  wenn  die  Ge- 
rade G  ins  Unendliche  versetzt,  wenn  sie  G^  wird;  und  wird  dabei  noch  der 
Kegelschnitt  P'  als  Kreis  angenommen,  so  stehen  C^  und  P/  auf  der  Geraden 
QP  senkrecht,  da  P,  als  Pol  von  ö«,  nunmehr  der  Mittelpunct  von  P' 
ist.  Unter  diesen  Annahmen  wird  also,  wie  man  sieht,  die  Ortscurve  Q", 
oder  zur  Unterscheidung  Qj,  durch  die  Basis  C"  und  durch  den  Mittel- 
punct P  des  Kreises  P*  allein  bestimmt,  und  zwar,  wie  folgt: 

„Der  Ort  desjenigen  Poles  Q,  dessen  (n — 1)^  Polare  C^  in 
Bezug  auf  die  gegebene  Basis  C*  auf  der  aus  dem  Pol  nach 
einem  gegebenen  festen  Puncto  P  gezogenen  Geraden  QP  senk- 
recht steht,  ist  eine  Curve  w^°  Grades  Qj,  welche  namentlich 
auch  durch  diesen  festen  Punct  P,  sowie  durch  die  (n — 1)'  Pole 
C  der  Geraden  Goo  in  Bezug  auf  die  Basis  6'"  geht."  „Aondert 
der  Punct  P  seine  Lage,  während  die  Basis  C*  fest  bleibt,  so 
ändert  sich  auch  die  Curve  Qj,  aber  sie  geht  stets  durch  die 
festen  (n — 1)'  Pole  C  und  hat  auch  mit  der  Geraden  G«  unver- 
änderliche n  Schnitte  Q,,  so  dass  also  ihre  n  Asymptoten  con- 
stante  Richtung  behalten,  sich  selbst  parallel  bleiben."  (Die 
ünveränderlichkeit  der  n  Puncto  Q^  in  der  Geraden  G«,  wird  dadurch 
bewirkt,  dass  nach  einem  Pow^^fe^'schen  Satze  „alle  Kreise  P'  in  der 
Ebene  diese  Gerade  G«  zur  gemeinschaftlichen  ideellen  Secante 
haben.")  Die  auf  diese  Weise  bestimmte  Curve  Q^  schneidet  die  Basis 
C*  in  n'  Puncten  Q^  (=  Q);  die  Polare  C*  jedes  dieser  Puncto  ist  zu- 
gleich Tangente  der  Basis  C*  in  demselben,  und  somit  die  Gerade  Q^P 
die  zugehörige  Normale,  woraus  wiederum  hervorgeht,  dass  aus  jedem 
Punct  P  je  n'  Normalen  PQ^  auf  die  Basis  C*  gehen.  Alle  Um- 
stände zusammengefasst  geben  folgenden  Satz: 

„Aus  jedem  Puncto  P  in  der  Ebene  einer  gegebenen  Curve 
w*^°  Grades  C"  gehen  n^  Normalen  PQ^^  auf  die  letztere;  die  n' 
Fusspuncte  Q^  derselben  sammt  dem  Pol  P  liegen  allemal  in 
irgend  einer  anderen  bestimmten  Curve  n*®°  Grades  Qj*,  so  dass 
es  also  ebenso  viele  solche  Curven  giebt,  als  die  Ebene  Puncto 
enthält;  indem  jedem  Pol  P  eine  ihm  eigenthümlich  zugehörige 
Curve  Q;  entspricht;  und  zwar  haben  alle  diese  Curven  7i* — w-hl 
bestimmte  feste  Puncto  gemein,  nämlich  die  (n — 1)'  Pole  C  der 
Geraden  G«  in  Bezug  auf  die  Basis  C"  und  n  bestimmte  Puncto 
Qi  in  dieser  Geraden  selbst;  vermöge  dieser  letzteren  Puncto 
Q,  haben  die  Asymptoten  aller  Curven  Q^  die  nämlichen  be- 
stimmten Richtungen."  Und  umgekehrt:  „Jede  durch  die  ge- 
nannten n'  —  n+l  Puncto  C  und  Q^  gehende  Curve  w^*"  Grades 
ist  eine  der  genannten  Curven  Q*  und  schneidet  die  gegebene 

Stoiuer's  Werke.    11.  40 


ß26  lieber  algebraische  CurreD  nnd  Fliehen. 

Basis  C"  in  »olchen  n'  PuQcten  Q„,  deren  zugefafirige  Normalen 
in  einem  Pnncte  P  jener  Curve  sich  treffen,  der  ihr  ent- 
sprechender !'ol  ist."  „Diejenigen  unter  allen  diesen  Carveii 
Q^,  welche  durch  einen  gegebenen  Punct  Q  gehen,  bilden 
einen  Curvenbiischel  ß(Q")  mit  n'  Grnndpnncten,  D&mlicl 
auüHcr  jenen  n' — n-l-1  Puncteu  C  und  Q,  und  dem  gegebenen 
Puncto  Q  haben  sie  noch  andere  bestimmte  n — 2  Puocte  [Q] 
gemein,  welche  mit  dem  gegebenen  Q  in  derjenigen  Geraden, 
etwa  L,  liegen,  die  aus  dem  letzteren  auf  seine  polare  Gerade 
6"  senkrecht  gezogen  wird;  durch  jeden  dieser  neuen  «— i 
Puncto  y  wird  der  nämliche  Curvenbüschel  fi(Qj)  bestimmt, 
und  die  Polare  C  eines  jeden  derselben  steht  auf  der  Geraden 
L  senkrecht;  in  dieser  Geraden  L  liegen  zugleich  auch  die 
allen  diesen  Curven,  B{Q*'),  entsprechenden  Pole  P,  so  diss 
der  n'°  Schnitt  jeder  dieser  Curven  mit  L  (ausser  den  n— 1 
Schnitten  Q)  gerade  ihr  Pol  P  ist;  diejenigen  n — 1  CufTes 
Ql,  deren  Pole  P  respective  in  die  n — 1  Puncte  Q  FalleD,  be- 
rühren daselbst  die  Gerade  L;  wird  in  jedem  Fol  P  an  die 
ihm  zugehörige  Curve  Qj  die  Taugonte  T  gelegt,  so  isi 
der  Ort  aller  dieser  Tangenten  eine  Curve  »"'  Classe  7^, 
welche  die  Gerade  L  zur  (n — l)-fachen  Tangente  hat;  feroer 
liegen  die  n — 1  Puncte  Q  allemal  mit  den  (» — 1)*  festeo 
Polen  C-  zusammen  in  einer  Curve  (n- — 1)""  Grades  C*-', 
welche  die  erste  Polare  des  im  Unendlichen  liegenden  Punctes 
der  genannten  Polare  6"  in  Bezug  auf  die  Basis  C"  ist"  Um- 
gekehrt: „Liegen  mehrere  Polo  P  in  irgend  einer  gegebenen  Ge- 
raden L,  so  schneiden  sich  die  ihnen  entsprechenden  Curven 
y;  in  bestimmte»  n — 1  Puncton  Q  auf  derselben  Geraden,  etc.* 


Üeber  algebraische  Curven  und  Flächen.  627 

Polaren  6'*  sind  jedesmal  unter  sich  parallel.  Dadurch  wird  bewirkt: 
„dass,  wenn  aus  irgend  einem  Pol  P  auf  alle  Curven  B^C"*) 
Normalen  gezogen  werden,  nämlich  auf  jede  Curve  n^  Nor- 
malen, dann  die  sämmtlichen  Fusspuncte  Q^  in  einer  und 
derselben  Curve  Q;  liegen  und  zwar  sie  ganz  erfüllen:"  oder 
mit  anderen  Worten:  „dass  jede  beliebige  Gerade  N  im  All- 
gemeinen auf  je  n — 1  der  gegebenen  Curven  B(C^)  normal 
steht,  also  n — 1  Fusspuncte  Q^  hat,  und  dass,  wenn  sich  die- 
selbe um  irgend  einen  in  ihr  angenommenen  Pol  P  herum- 
bewegt, dann  jene  n — 1  Puncto  Q^  die  diesem  Pol  P  entspre- 
chende Curve  Qj  beschreiben;  und  dass  umgekehrt  jede  durch 
die  w' — n-hl  festen  Puncto  C  und  Q^  gehende  Curve  n^°  Gra- 
des Q;  die  gegebenen  Curven  B(C'')  so  schneidet,  dass  die 
Normalen  der  letzteren  in  ihren  respectiven  Schnittpuncten 
sämmtlich  in  irgend  einem  und  demselben  Puncto  P  sich 
treffen,  der  allemal  in  jener  Curve  Q^  liegt."  „Wird  in  jedem 
Puncto  Qp,  in  welchem  die  Transversalcurve  Qj  eine  der  ge- 
gebenen Curven  B^C"^)  schneidet,  an  letzteren  die  Tangente 
T  gelegt,  so  umhüllen  alle  diesö  Tangenten  eine  Curve 
(2n — 1)**'  Classe  T^"*S  welche  die  Gerade  0«  zur  n-fachen  Tan- 
gente hat." 

Es  wird  nicht  uninteressant  sein,  wenn  wir  die  vorstehenden  Sätze 
für  den  einfachsten  Fall  kurz  wiederholen,  wo  n  =  2,  also  die  angegebene 
Basis  C"  nur  ein  Kegelschnitt  C"  ist,  und  ebenso  alle  Curven  Qj  nur 
Kegelschnitte  Q]  sind.^  Für  diesen  Fall  redüciren  sich  die  (n — 1)*  Pole 
C  auf  einen  einzigen,  auf  den  Mittelpunkt  C  von  C";  die  2  (=  n)  Puncto 
Q,  auf  der  Geraden  &„> ,  sind  die  im  Unendlichen  liegenden  Puncto  der 
Axen  X  und  Y  der  Basis  6'*;  und  da  nun  jede  Curve  Ql  durch  diese 
2  Puncte  Q^  geht,  so  folgt,  dass  dieselben  sämmtlich  gleichseitige 
Hyperbeln  sind,  deren  Asymptoten  den  Axen  X,  Y  der  Basis  C 
parallel  laufen.  Danach  hat  man  folgenden,  zum  Theil  bekannten, 
speciellen  Satz: 

„Aus  jedem  Punct  P  in  der  Ebene  eines  gegebenen  Kegel- 
schnittes C  gehen  4  Normalen  PQ^  auf  den  letzteren  (reell 
oder  imaginär);  die  4  Fusspuncte  Q^  derselben  und  der  Pol  P 
liegen  allemal  mit  dem  Mittelpunct  C  des  Kegelschnittes  und 
den  unendlich  entfernten  Puncten,  2Q,,  seiner  Axen  X,  Y  zu- 
sammen in  einer  gleichseitigen  Hyperbel  QJ,  so  dass  also  alle 
auf  diese  Weise  bestimmten  gleichseitigen  Ilypcrbe^ln  die  drei 
Puncte  C  und  2Q,  geraein  und  vormöge  der  2Q,  ihre  Asymp- 
toten den  Axen  X,  Y  parallel  haben."  Und  umgekehrt:  „Jede 
gleichseitige   Hyperbel    QJ,    welche    durch   den    Mittelpunct    C 

40* 


g28  Ueber  algebniscfae  CnrreD  and  Ffiehen. 

und  durch  die  im  T'nendlicheD  liegendeo  Panete,  2Q,,  derÄxen 
des  gegebenen  KegeiMchnittes  C  geht,  schneidet  den  letzteren 
in  4  solchen  Puncten  Q;,,  deren  zugehörige  Normaleo   in  irgend 
einem   Punctc  P  der  Hyperbel    sich   treffen.     Bewegt    sich   der 
Pol  P  in  irgend  einer  gegebenen  Geraden  L,  so  geht  die  ihm 
eotoprechende  gleichseitige  Hyperbel  Q*  stets   darch  einen  be- 
stimmten   Punct    Q   in    dieser   Geraden:    und    amgekehrt:    alle 
gleichseitigen   Hyperbeln   Ql,    weiche    ausser    durch   jene    drei 
festen  Puncte   C  und  2Q,   noch  durch   irgend  einen  gegebenen 
vierten  Punct  Q  gehen,  und  somit  einen  Büschel  B^Ql^  bildeo. 
haben   ihre  Pole   P  auf  derjenigen  Geraden   L,   welche   durch 
den  Punct  Q  geht  und  auf  dessen  Polare  C  (iu  Bezng  auf  die 
Basis  C^  senkrecht  steht"     „Soll  die  gleichseitige   Hyperbel 
Ql   durch    irgend    zwei    gegebene  Puncte   Q  gehen,    so   ist  sie 
bestimmt,    nnd  die  aus  diesen  Puncten    auf  deren   reapective 
Polaren  C  gefällten  Perpendikel  L  treffen  sich  im  Pol  P  der- 
selben." —  Ferner:   „Denkt  man   sich  statt  der  einzelnen  Basi« 
C*  einen  Kegelschnitt-Büschel  B(C*),  welche  einander  in  zwei 
(reellen  oder  imaginären)  Puncten  A  auf  der  Geraden  <?.  be- 
rühren,   oder,   was  dasselbe  ist,    alle  Kegelschnitte,    die  dem 
gegebenen  C  ähnlich  und  mit  ihm  ähnlich  liegend   und  god- 
centrisch  sind,    und   fällt   aus  irgend  einem  Pol  P  Normalen 
auf  dieselben,   so  liegen  sämmtliche  Fusspuncte  Q^  dieser  Nor- 
malen in  einer  der  genannten  gleichseitigen  Hyperbeln  Ql  und 
erfüllen  sie  ganz;  und  umgekehrt:  jede  durch   die   drei  Puncte 
<.'und2Q,  gehende  gleichseitige  Hyperbel  Q*  schneidet  sämmt- 
liche   gegebenen  Kegelschnitte  ß(C')    in    solchen   Puncten  Q^. 
deren  zugehörige  Normalen  durch  einen  und  denselben  Punct 
P  der   nämlichen    Hyperbel   gehen."      „Liegt    der   Pol    P,    ans 


üeber  algebraische  Curven  und  Flächen.  629 

„Werden  in  den  je  4  Fusspuncten  Q^  der  aus  irgend  einem 
Puuctc  P  auf  die  gegebene  Basis  C  gefällten  Perpendikel  an 
die  Basis  Tangenten  jT  gelegt,  so  berühren  diese  4  Tangenten 
T  mit  den  beiden  Axen  X  und  Y  zusammen  allemal  irgend 
eine  Parabel,  deren  Leitlinie  durch  den  Mittelpunct  C  der 
Basis  geht;  und  umgekehrt:  jede  Parabel,  welche  die  Axen 
der  Basis  C  berührt,  hat  mit  dieser  4  solche  Tangenten  T 
gemein,  welche  die  Basis  in  4  Puncten  Q^  berühren,  deren 
zugehörige  Normalen  allemal  in  irgend  einem  Puncte  P  zu- 
sammentreffen. Danach  entspricht  also  jedem  Puncte  P  in 
der  Ebene  eine  bestimmte,  die  beiden  Axen  X  und  F  der  Basis 
C^  berührende  Parabel,  und  auch  umgekehrt;  bewegt  sich  der 
Punct  P  in  einer  gegebenen  Geraden  L,  so  berührt  die  ihm 
entsprechende  Parabel  stets  irgend  eine  bestimmte  andere 
Gerade,  und  auch  umgekehrt;  liegt  der  Punct  P  insbesondere 
in  der  Evolute  der  Basis  C,  so  berührt  die  Parabel  die  Basis, 
und  auch  umgekehrt." 

n.  Die  gesammten  Normalen  jeder  Curve  C^  sind  Tangenten  einer 
anderen  Curve  -EJ,,  welche  die  Evolute  von  6],  heisst.  Durch  die 
vorstehende  Betrachtung  haben  wir  bereits  die  Classe  der  Evolute  E^^  ge- 
funden ;  nämlich  sie  ist  von  der  (n')**°  Classe,  wenn  die  gegebene  Basis  C^ 
vom  n^^  Grad  =  6'"  ist.  Durch  die  eigenthümliche  Beziehung,  welche 
beide  Curven  zu  einander  haben,  werden  auch  ihre  Eigenschaften,  nament- 
lich ihre  singulären  Elemente  (Puncte  und  Tangenten)  in  gegenseitige 
Abhängigkeit  gesetzt,  und  zwar,  wie  folgt. 

a.  Jedem  Wendepunct  der  Basis  C*  entspricht  ein  im  Unendlichen  lie- 
gender Punct  der  Evolute  JS^,  oder  die  Normale  im  Wendepunct  der  ersteren  ist 
eine  Asymptote  der  letzteren,  und  auch  umgekehrt,  so  dass  also  E^  ebenso  viele 
geradlinige  Asymptoten  hat  und  die  Gerade  0«  in  ebenso  vielen  Puncten  B 
schneidet,  als  die  Basis  C**  Wendepuncte  hat,  also  im  Allgemeinen  3n(n — 2). 

b.  Jedem*  der  im  Unendlichen  liegenden  n  Puncte  A  der  Basis  6'* 
entspricht  ein  Rückkehrpunct  R^  der  Evolute  E^^  der  ebenfalls  im  Un- 
endlichen, auf  der  Geraden  ö»  liegt,  indem  diese  die  zugehörige  Rück- 
kehrtangente ist;  demnach  ist  also  die  Gorade  G^  eine  w-fache  Rückkehr- 
tangente der  Evolute  E^.  Die  Tangenten  der  Basis  in  den  n  Puncten  A 
sind  ihre  Asymptoten ;  nach  den  zu  diesen  Asymptoten  senkrechten  Rich- 
tungen liegen  die  wRückkehrpuncte  R^,  d.  h.  die  aus  irgend  einem  Punct 
auf  die  Asymptoten  gefällten  Perpendikel  gehen  durch  die  correspondiren- 
den  Rückkehrpuncte  R^  auf  der  Geraden  G^.  —  Da  die  Gerade  ö«  in 
jedem  der  y^Puncte  R^  mit  der  Curve  E^  drei  Puncte  gemein  hat,  was 
mit  den  vorgenannten  Sn(n — 2)  Puncten  B(^(i)  zusammen 

Sn-h^n(n—2)  =  3n(n—\) 


630  Ucber  algebraische  Cunen  und  FlScben. 

gemeinschaftliche  Puncto  der  G^  mit  Eg   auHmacbt,   so  folgt  also,   dass 
die  Evolute  E^  vom  3n(n — l)""  Grad  ist. 

c.  Jedem  Scheitel  S,  d.  h.  jedem  solchen  l'unct  der  Basi»  C',  m 
welchem  sie  von  einem  Kreise  vierpunctig  berührt  wird,  entspricht  abermals 
ein  Rückkehrpunct  R  der  Evolute  E^ ,  und  auch  umgekehrt.  Daraas  gebt 
hervor,  dass  die  vorigen  nPuncte  A  ebcDfalls  als  solche  Scheitel  S  anzu- 
sehen sind,  die  .sich  Jedoch  von  diesen  dadurch  unterscheiden,  du* 
der  zugehörige,  vierpunctig  berührende  Kreis  unendlich  gross  ist,  und  zwar 
ans  der  doppeltgedachtcn  entsprechenden  Asymptote  besteht. 

d.  Steht  eine  Gerade  in  zwei  verschiedenen  Punct«n  auf  der  Basis 
C  normal,  so  dass  sie  eine  Doppelnormalo  ist,  so  ist  sio  auch  eine 
Doppeltangente  der  Evolute  E^,  und  auch  umgekehrt.  Da  nun  die  Ge- 
rade G„  eine  n-fache  Tangente  der  E^  ist  (Ä.),  so  kann -man  sie,  wenn 
es  die  Umstände  erheischen,  auch  als  eine  n-fache  Normale  der  6*"  an- 
sehen. 

e.  Einem  Rfickkehrpunct  der  Basis  C'  entspricht  ein  Wendepanct 
der  Evolute  £,,  und  auch  umgekehrt.  Wenn  aber  die  Basis  eine  allge- 
meine freie  Curve  n**"  Grades  ist,  so  hat  sie  keinen  Rückkehrpunct,  nnd 
in  diesem  Falle  hat  dann  auch  die  Evolute  E^  keinen  eigentlichen 
Wendepunct. 

Hieraus  und  mit  Hülfe  der  im  oben  citirten  Monatsbericht  gegebenen 
Formeln  ergiebt  sich  folgender  Satz: 

„Die  Evolute  E^  einer  altgemeinen  Curve  n""  Grades  C"  ist 
eine  Curve 

1".  («7"  Ciasso  und  3nCn— 1)"°  Grades; 

dieselbe  hat   im  Allgemeinen   keinen  eigentlichen  Wendepunct 
und  nur 
2".  3»(«— 2) 

die  zuglcicli  iWa  Norma 


Uebcr  algebraische  Curven  und  Flächen.  631 

solche  Scheitel  S  hat,  in  denen  sie  von  einem  nicht  unendlich 
grossen  Kreise  vierpunctig  berührt  wird.  Ferner  hat  die 
Evolute  Eq  im  Ganzen 

5^  in(n— l)(n»+7i— 3) 

Doppeltangenteu,  oder  die  C^  hat  so  viele  Doppelnormalen; 
dabei  ist  jedoch  die  Gerade  G^^  für  in(7i — 1)  Doppeltangenten 
mitgezählt,    so  dass-ohne  dieselbe  und  im  engeren  Sinne    nur 

Doppeltangenton  der  E^  oder  Doppelnormalen  der  C^  statt- 
finden." 

Ist  die  gegebene  Basis  insbesondere  nur  vom  zweiten  oder  dritten 
Grad,  so  ergeben  sich  gemäss  diesem  Satze  folgende  Eigenschaften. 

A.  Die  Evolute  E^  eines  allgemeinen  Kegelschnittes  C^  ist  eine 
Curve  vierter  Classe  und  sechsten  Grades  (1^0?  ^*®  bekannt;  dieselbe 
hat  keinen  eigentlichen  Wendepunct  und  auch  keine  Asymptote  (2°.);  da- 
gegen hat  sie  die  Gerade  G^  zur  doppelten  Rückkehrtangente,  und  im 
Ganzen  hat  sie  6  Rückkehrpuncte  (3°.),  nämlich  2iB,  (auf  G^,)  und  4Ü, 
die  letzteren  sind  die  Mittelpuncte  derjenigen  nicht  unendlich  grossen 
4  Kreise,  welche  den  Kegelschnitt  6'*  in  den  entsprechenden  4  Scheiteln 
*S  (4^)  vierpunctig  berühren;  femer  hat  JSq  im  Ganzen  3  Doppeltangenten 
(5^),  die  zugleich  Doppelnormalen  der  C^  sind;  und  zwar  bestehen  die- 
selben aus  der  Geraden  G^  und  aus  den  beiden  Axen  X  und  Y  (6^) 
von  C,  also  aus  den  3  Axen  von  C,  indem  auch  G^  als  Axe  anzu- 
sehen ist;*)  hier  sind  jedoch  -X  und  .Y  nicht  gewöhnliche  Doppeltangenten 
der  E^;  sondern  sie  sind  (wie  G^)  doppelte  Rückkehrtangenten  in  2  und 

2  der  genannten  AR,  so  dass  also  die  Scheitel  dieser  Axen  -X  und  Y 
die  genannten  4  Scheitel  S  der  Curve  6"  sind.  Oder  kurz  gefasst  kann 
man  so  sagen:  Die  drei  Axen  X,  Y  und  G^  des  Kegelschnittes  C^  sind 
zugleich  Axen  seiner  Evolute  E^;  dieselben  sind  Doppelnormalen  von  C 
und  doppelte  RückkehrtÄUgenten  von  E^;  ihre  3  Paar  Scheitel  sind  die- 
jenigen 6  Puncto  (4S  und  2-4),  in  denen  C^  von  einem  Kreise  vierpunctig 
berührt  wird,  und  die  in  ihnen  liegenden  3  Paar  Rückkehrpuncte  (4i?  und 
2/2,)  der  E^  sind  die  Mittelpuncte  dieser  Kreise;  in  je  einer  Axe  (Y  oder 
Goo)  ist  das  Paar  Rückkehrpuncte  und  Scheitel  imaginär,  in  den  beiden 
anderen  reell.  Die  Puncto  2üj  auf  Ga,  liegen  nach  den  zu  den  Asym- 
ptoten von  C^  senkrechten  Richtungen. 

*)  Auch  bei   allgemeiner  Betrachtung  der  Brennpuncte  des  Kegelschnittes  C^  tritt 
die  Gerade  Ö«  als  dritte  Axe  desselben  auf,  indem  man  findet,  dass  C-  in  seiner  Ebene 

3  Paar  Brennpuncte  hat,  beziehlich  in  den  3  Axen  -.Y,  Y  und  Cr»,  die  aber  in  zwei 
Axen  imaginär  und  nur  in  einer  reell  sind. 


g32  Teber  algebraische  Curven  und  Fliehen. 

B.  Die  Evolute  E^  einer  allgemeiDen  Cur\'e  dritten  Grades  C  ist 
eine  Curve  neunter  Classe  und  achtzehnten  Grades  (1°-);  sie  hat  nur 
!)  Asymptoten,  wovon  3  reell  and  6  imaginär  sind,  aber  dazu  hat  sie  die 
Gerade  6,  zur  dreifachen  Rückkehrtangente,  was  die  fehlenden  6  Asm- 
ptoten  vertritt;  femer  hat  sie  ausser  den  3  Rückkehrpuncten  i£,  auf  G, 
noch  24  RückkehrpuDcte  R,  und  diesen  entsprechend  hat  die  Basi;:  C 
24  solche  Scheit«l  S  (4°.)i  io  denen  sie  von  Kreisen  vierpuDctig  berührt 
wird,  welche  die  respectiven  Puncte  R  zu  MittelpaocteD  haben;  ferner 
hat  E„  ausser  der  Geraden  G„  noch  24  Doppeltangenten,  die  zugleich 
die  Bamnitlichen  Doppelnormalen  der  C*  sind  (6°.);  etc.  —  Da  die  Basi^ 
6'*  voD  der  3.2^  sechsten  Classe  ist,  so  hat  sie  mit  ihrer  Evolute  E, 
im  Ganzen  6x9  =  54  Tangenten   T  gemein,  also: 

„Die  allgemeine  Curve  dritten  Grades  C  hat  im  Ganzen 
54  solche  Normalen  T,  welche'zugleich  Tangenten  derselbeo 
sind;"  d.  h.  eine  solche  T  steht  in  irgend  einem  Puncte  Q  normal  auf 
der  Curve  und  berührt  sie  in  einem  anderen  Puncte  A.  Sei  ü  die  Tan- 
gente der  Curve  in  Q,  so  ist  der  rechte  Winkel  (3'P)  der  Curve  um- 
schriebeu,  und  sein  Scheitel  Q  liegt  in  derselben  und  ist  zugleich  der 
Berührungspunct  des  einen  Schenkels.  „Es  giebt  andere  bestimmte 
54  Puncte  Q,  in  der  Curve  C,  in  welchen  der  Scheitel  eines 
ihr  umschriebenen  rechten  Winkels  liegen  kann,  aber  wobei 
sie  von  dessen  Schenkeln  in  anderen  Puncten  berührt  wird.*^ 
Namlicb:  „Der  Ort  der  Scheitel  aller  der  gegebenen  Curve  C 
umschriebenen  rechten  Winkel  {TZf)  ist  eine  Curve  secbs- 
unddreissigsten  Grades'),  und  die  3x36^  108  gegenseitigen 
Schnittpuncte  beider  Curven  bestehen  aus  den  genannten  &4Q 
und  544" 

Ein  anderer  Lehrsatz  ist  der: 

„Bewegt  sich  der  Scheitel  eines  rechten  Winkels  (^Tü)  in 
der  üegclieuon  Curva   6".  während   der  eine   Schenkel    ü  die- 


üeber  algebraische  Curveu  und  Flächen.  633 

Handlung  (Bd.  47  S.  43  d.  Crelle  fachen  Journals,  cf.  Bd.  II,  S.  537  d.  Ausg.) 
durch  @^  bezeichneten  Curve,  schliesst  man: 

„Dass  die  allgemeine  Curve  dritten  Grades  C^  im  Ganzen 
33  solche  Normalen  hat,  von  welchen  sie  ausser  in  dem  Fuss- 
puncte  Q  in  zwei  anderen  Puncten -4  undß  geschnitten  wird, 
deren  zugehörige  Tangenten  parallel  sind.** 


Ueber  die  Normalen  aus  einem  Puncte  auf  eine 

algebraische  Fläche. 

ni.  Die  Zahl  der  Normalen,  welche  aus  irgend  einem  Puncte  auf 
eine  gegebene  Fläche  n^*°  Grades  gehen,  kann  durch  analoges  Verfahren 
gefunden  werden,  wie  oben  für  die  Curven  (I.),  und  namentlich  gewährt 
auch  hier  die  dritte  Verfahrungsart  (entsprechend  I.  3^)  umfassendere 
interessante  Resultate,  auf  deren  kurze  nähere  Andeutung  ich  mich  hier 
beschränke. 

Hülfssatz  1.  Irgend  zwei  in  derselben  Ebene  liegende 
Curven  n^°  und  ^*®°  Grades,  C"  und  Dp,  haben  im  Allgemeinen 

(n+;>-2)^-(n-l)(p-l) 

Paare  gemeinschaftlicher  Pole  Q^  und  polarer  Geraden  L^,  d.  h. 
es  giebt  in  der  Ebene  die  genannte  Zahl  solcher  Pole  Q^, 
deren  (n — 1)^  und  (p — 1)'«  Polaren  rücksichtlich  der  Basen  C" 
und  D^y  beziehlich  C^  und  D\  auf  einander  fallen,  eine  Gerade 
(C^D^)  =  L^  sind.  Ist  insbesondere  p  =  2,  also  Dp  =  D^  nur 
ein  Kegelschnitt,  so  reducirt  sich  die  Zahl  der  Pole  Qj  auf 

n^ — w-f-1, 

und  diese  Zahl  bleibt,  wenn  der  Kegelschnitt  insbesondere 
•ein  Kreis  oder  selbst  ein  imaginärer  Kreis  wird. 

Hülfssatz  2.  Jeder  Ebene  E  entsprechen  in  Bezug  auf 
eine  gegebene  Fläche  w'*°  Grades  F^  je  (71 — 1)'  verschiedene 
Pole  F,  d.  h.  die  Ebene  ist  für  jeden  dieser  Pole  die  (n — 1)*° 
Polare  in  Bezug  auf  die  Fläche  F^,  oder  kurz  gesagt:  sie  ist 
die  Polar-Ebene  jedes  dieser  Polo  F,  Nämlich  jedem  belie- 
bigen Pol  Q  entspricht  nur  eine  bestimmte  Polar-Ebene  F\ 
aber  dieser  entsprechen  umgekehrt  (n — 1)'  verschiedene  Pole 
Q.  Die  der  im  Unendlichen  liegenden  Ebene  E^  in  Bezug 
auf  die  gegebene  Fläche  F^  entsprechenden  (n — 1)'  Pole  sollen 
durch  F^  bezeichnet  werden. 

Auf  diese  Hülfssätze  und  Erklärungen  gestützt,  lassen  sich  die  er- 
wähnten Resultate,  wie  folgt,  angeben: 


&M 


(.Tpber  ulgcbraiache  Curven  uuil  Fliehen. 


^In  Bezug  aiiT  eine  gegebene  allgemeine  Fläche  n""  Gradri! 
F'  und  in  Rücksicht  auf  irgeud  einen  beliebig  gewählten  festen 
l'unct  P  ist  der  Ort  desjenigen  Poles  Q,  dessen  Pelar-Ebene  f 
in  Bezug  auf  die  Fläche  auf  der  Geraden,  die  ihn  mit  dem  festen 
Puncto  vorbindet,  d.  i.  auf  der  jedesmaligen  Geraden  QP  senk- 
recht steht,  eine  R&umcurve  (Curvc  doppelter  ErümmuDg) 
(«'— M+l)""  r.radcs, 

Q-— -', 
welche  auch  durch  den  Punct,  P  geht  und  in  demselben  dan 
aus  ihm  auf  seine  Polar-Ebene  gefällte  Perpendikel  zur  Tan- 
gente hat;  für  diejenigen  Pole  Qt(_=Q),  in  «eichen  diese 
Curve  die  Fläche  trifft,  wird  die  entsprechende  Polar-Ebene 
F'f  zugleich  die  Berübrungs-Ebene  der  Flache  in  demselben, 
und  somit  die  Gerade  l'Q„  die  zugehörige  Normale,  und  folg- 
lich gehen  aus  jedem  beliebigen  Puncte  P  im  Allgemeinen 

Normalen  i'Q„  auf  die  gegebene  Fläche  P"  und  die  n(n'  —  n-l-l) 
FuKspunctc  Q^  derselben  sammt  dem  Puncte  P  liegen  in  der 
genannten  liaumcurve  ^«'-"+1."  Noch  mehr:  „Diese  Curve  geht 
auch  allemal  durch  die  (n — 1)*  Pole  F^  der  im' Unendlichen 
liegenden  Ebene  E^  (2.),  «owie  durch  n' — n+l  bestimmte 
Puncte  Q,  in  dieser  Ebene,  und  zwar  sind  diese  Puncte  Q, 
nach  dem  Sinne  des  ersten  Hfilfssatzes  (1.)  die  gemeioschaft- 
liehen  Pole  derjenigen  zwei  Curven  6'^  und  Dl,,  in  wfflchen 
die  Ebene  E^  von  der  gegebenen  Fläche  i^-und  von  irgend 
einer  Kugel  Fl  geschnitten  wird,*)  wobei  alse  Dl,  ein  imagi- 
närer Kreis  ist  (1.).  Demnach  gehen  also  die  allen  Puncten 
P  des  Raumes  auf  diese  Weise  entsprechenden  Curven  Q^-'+' 


Ueber  algebraivsche  Curveu  und  Flächen.  635 

„Die  aus  irgend  einem  Puncte  P  auf  die  gegebene  Fläche 
/'*  gefällten  w(n'  —  n+1)  Normalen  PQ^^  nebst  den  aus  P  nach 
jenen  festen  Puncten,  F^  und  Q^,  gezogenen  respective  (n — 1)' 
Geraden  PF^  und  n' — w+1  Geraden  PQ, ,  alle  diese,  zusammen 
=  n(2w' — 3w-h3)  Geraden,  sammt  dem  aus  P  auf  seine  Polar- 
Ebene  gefällten  Perpendikel,  liegen  allemal  in  einer  Kegel- 
fläche n(ii — 1)^°  Grades;  und  ebenso  liegen  die  aus  jedem  der 
genannten  Puncte  (Q^,,  F^  und  Q,)  nach  allen  übrigen  (und 
nach  P)  gezogenen  Geraden  in  einer  Kegelschnittfläche  des- 
selben Grades,  die  für  die  Puncto  Q,  insbesondere  in  einen 
Cylinder  übergeht.« 

Auch  hier  findet  eine  analoge  Ergänzung  statt,  wie  oben  (I.  3°.).  Man 
denke  sich  alle  Flächen  w**"  Grades,  welche  die  gegebene  Fläche  F^  längs 
ihrer  Schnittcurve  C^  mit  der  Ebene  E^  überall  w-punctig  berühren,  d.  h. 
man  denke  sich  den  besonderen  Flächenbüschel  B(F*)^  dessen  Grund- 
curve  (gemeinschaftliche  Schnittcurve,  die  im  Allgemeinen  eine  Raumcurve 
(w*)^"  Grades  ist)  aus  der  w-fach  gedachten  Curve  C^  besteht,  so  dass  die 
w-fach  gedachte  Ebene  E^^  als  ein  Glied  dieses  Büschels  anzusehen  ist, 
80  haben  alle  diese  Flächen,  Ä(/^"),  die  vorgenannten  (n — 1)'  Pole  F^ 
der  Ebene  E^^  sowie  die  in  dieser  Ebene  liegenden  7i' — n+1  Puncte  Q^ 
gemein,  und  die  jedem  beliebigen  Pol  Q  in  Rücksicht  auf  alle  Flächen 
entsprechenden  Polar- Ebenen,  F^,  sind  jedesmal  unter  sich  parallel. 
Daraus  folgt: 

„Fällt  man  aus  irgend  einem  Puncte  P  auf  alle  Flächen 
des  eben  beschriebenen  besonderen  Flächenbüschels  jB(F") 
Normalen,  auf  jede  Fläche  n(7i' — 7«  +  l)  Normalen  PQ^,  so  liegen 
alle  diese  Normalen  in  einer  und  derselben  Kegelfläche 
n(n — 1)**°  Grades,  und  ihre  sämmtlichen  Fusspuncte  Qo  liegen 
in  einer  Raumcurve  (n* — n+l)^*"  Grades,  Q'**"'''*"^  die  sie  ganz 
erfüllen  und  die  allemal  (sowie  auch  der  genannte  Kegel) 
durch  die  mehr  genannten  n(7i^ — 2w+2)  festen  Puncte  F^  und 
Q^  geht."  „Versetzt  man  den  Punct  P  ins  Unendliche,  in  die 
Ebene  E^,  so  zerfällt  die  Kegelfläche,  sowie  auch  die  Raum- 
curve Q"*— "-^^  in  bestimmte  Theile." 

In  Betreff  des  obigen  Satzes  ist  zu  bemerken,  dass  für  den  Fall,  wo 
die  gegebene  Fläche  F*  nur  vom  2*^"  Grad,  =  F^,  ist,  Herr  Terquem 
irgendwo  zuerst  bewiesen  hat:  „dass  aus  jedem  Puncte  im  Allge- 
meinen je  6  Normalen  auf  dieselbe  gehen,  und  dass  solche 
6  Normalen  jedesmal  in  einer  Kegelfläche  zweiten  Grades 
liegen."  Gemäss  dem  Vorstehenden  erhält  nun  aber  dieser  Satz  folgende 
Erweiterung.  Der  Ebene  E^  entspricht  für  diesen  Fall  nur  ein  einziger. 
Pol  F^^  da  (2 — 1)'  =  1  ist,   und  zw^ar  ist  derselbe  der  Mittelpunct  der 


636  L'eber  algebmische  Curren  und  Flscfaen. 

gegebenen  Fläche  F';  Aie  in  E,  liegenden  n'— n-|-l  Puncte  Q,  redu- 
ciren  sich  auf  dQ,,  und  zwar  sind  sie  die  im  Unendlichen  üegendeo 
Puncte  der  3  Axen  X,  Y  und  Z  der  Fläche  F'.  Danach  lautet  der  voll- 
ständige Satz,  wie  folgt: 

„Auf  eine  gegebene  allgemeine  Fläche  3'**  Grades  F*  gehen 
aus  Jedem  beliebigen  Pnocte  P  je  6  Normalen  PQ„  (reell  oder 
imaginär);  die  6  t'usRpuncte  Q^  derselben  nebst  dem  Punct« 
P  liegen  allemal  mit  dem  Mittelpuncte  F,  der  Fläche  und  mit 
den  im  Unendlichen  liegenden  3  Puncten  Q,  ihrer  3  Axen  X 
Y  und  Z  zusammen  in  einer  Raumcurve  3""  Grades  Q**);  alle 
auf  diese  Weise  bestimmten  Curven  Q'  haben  also  die  4  festen 
PuQcte  F^  und  3Q,  gemein,  und  vermöge  dieser  3Q,  haben  ihre 
Asymptoten  dieselben  constanten  Richtungen,  nämlich  sie 
sind  sämmtlich  den  drei  Axen  der  Fläche  parallel;  uod  ferner; 
die  6  Normalen  PQ„  aus  jedem  Puncte  P  nebst  den  4  Geraden, 
die  aus  demselben  nach  dem  Mittelpunct  F^  und  nach  deo 
3  Puncten  Q,,  d.  i.  den  drei  Axen  parallel,  gezogen  werdeo, 
sammt  dem  aus  P  auf  seine  Polar-Ebene  gefällten  Perpeo- 
dikel,  was  zusammen  11  durch  P  gehende  Gerade  sind,  liegen 
allemal  zusammen  in  irgend  einer  Kegelfläche  2^  Grades; 
und  ebenso  liegen  die  aus  dem  Mittelpuncte  F^  oder  die  ana 
einem  der  6  Fusspuncte  Q^  nach  den  jedesmaligen  übrigen 
10  Puncten  gezogenen  10  Geraden  in  einer  Kegelfliclie 
2""*  Grades,  und  insbesondere  liegen  die  aus  einem  der  3  Funde 
Q,  nach  den  übrigen  10  Puncten  gezogenen  Geraden  oder  ilie 
durch  die  Puncte  6Q„,  F^  und  P  mit  einer  der  3  Axen  X,  Y, 
Z  parallel  gezogeneu  8  Geraden  zusammen  in  einem  gleich- 
seifigen  hyperbolischen  Cylinder;  d,  h.  werden  die  8  Puncte, 
SQo,  F„  und  P,  nach  der  Richtung  einer  der  drei  Axen  (etwai) 


Ueber  algebraische  CurTen  und  Flächen.  637 

rühren,  oder,  mit  PonceUt  zu  sprechen,  denkt  man  sich  ein 
System  ähnlicher,  ähnlich!  iegen  der  und  concentris  eher  Flächen 
zweiten  Grades  und  fällt  aus  irgend  einem  Puncte  P.  Nor- 
malen auf  dieselben,  auf  jede  Fläche  6  Normalen  PQo,  so  liegen 
deren  sämmtliche  Fusspuncte  Q^  in  einer  und  derselben  Raum- 
curve  3'"  Grades  Q^  welche  allemal  durch  den  Mittelpunct  f\ 
der  Flächen  und  durch  die  im  Unendlichen  liegenden  3  Puncte 
Qj  ihrer  gemeinschaftlichen  Axen  X,  y  und  Z  geht,  so  dass 
also  die  3  Asymptoten  der  Curve  stets  diesen  Axen  parallel 
sind;  und  ferner  liegen  die  gesammten  Normalen  PQ,  wozu 
insbesondere  namentlich  auch  die  aus  P  nach  dem  Mittel- 
puncte  F^  und  nach  den  3  Punc.ten  Q,  oder  den  Axen  parallel 
gezogenen  vier  Geraden  gehören,  allemal  in  irgend  einer 
Kegelfläche  2'®°  Grades  -FJ."  Liegt  der  Pol  P  insbesondere  in  einer 
der  drei  Axen-Ebenen  XF,  XZ  und  FZ,  so  zerlallt  die  Raumcurve  Q' 
in  einen  in  dieser  Ebene  liegenden  Kegelschnitt  Q'  und  in  eine  auf  der- 
selben senkrecht  stehende  Gerade  Q\  und  demgemäss  zerfallt  die  Kegel- 
flache  Fl  in  zwei  Ebenen,  wovon  die  eine  die  genannte  Axen-Ebene  selbst 
ist  und  die  andere  darauf  senkrecht  steht,  durch  P  und  die  Gerade  Q^ 
geht;  und  liegt  femer  der  Pol  P  in  einer  der  drei  Axen  X,  Y  und  Z, 
so  besteht  Q'  aus  drei  Geraden,  wovon  die  eine  die  Axe  selbst  ist,  die 
beiden  anderen  auf  ihr  senkrecht  stehen  und  beziehlich  den  beiden  anderen 
Axen  parallel  sind,  so  dass  dabei  die  Kegelfläche  Fl  aus  zwei  Axen- 
Ebenen  besteht.  Ganz  ähnlich  verhält  es  sich,  wenn  der  Pol  P  insbe- 
sondere in  der  Ebene  E^  oder  in  einer  der  drei  Geraden  Xj,  Yj,  Z, 
liegt,  in  welchen  dieselbe  beziehlich  von  den  Axen-Ebenen  ZF,  ZX,  YX 
geschnitten  wird;  denn  im  gegenwärtigen  (sowie  in  manchem  anderen) 
Betracht  ist  die  Ebene  E^  als  vierte  Axen-Ebene  anzusehen,  so  dass  ein 
Axen-Tetraeder  stattfindet,  dessen  6  Kanten  X,  Y,  Z,  X,,  F,  und  Zj 
als  Axen  der  gegebenen  Flächen,  B(F^),  zu  betrachten  sind. 

Berlin,  im  April  1854. 


Heber  eine  besondere  Curve  dritter '  Classe 

(und  vierten  Grades). 


Borchard t 's  Journal  Band  Lin.  S.  231— 237. 
(Gelesen  in  der  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin  am  7.  Januar  1856.) 


lieber  eine  besondere  Curve  dritter  Classe 

(und  vierten  Grades). 

Die  Curve  tritt  schon  beim  geradlinigen  Dreieck  ein.  Fällt  man 
aus  jedem  Puncte  in  der  dem  Dreieck  umschriebenen  Kreis- 
linie auf  die  Seiten  Perpendikel,  so  liegen  die  je  drei  Fuss- 
puncte  allemal  in  irgend  einer  Geraden  G,  und  die  Enveloppe 
aller  dieser  Geraden  ist  eine  Curve  dritter  Classe,  G',  und 
vierten  Grades,  welche  die  im  Unendlichen  liegende  Gerade, 
6«»  35ur  ideellen  Doppeltangente  hat;  ferner  hat  sie  drei 
Rückkehrpuncte  und  die  drei  Rückkehrtangenten  schneiden 
sich  in  einem  und  demselben  Punct.  Die  Curve  berührt  nament- 
lich auch  die  Seiten  des  Dreiecks,  sowie  dessen  drei  Höhen,  d.  h.  die  aus 
den  Ecken  auf  die  Gegenseiten  gefällten  Lothe. 

Sei  abc  das  gegebene  Dreieck;  6  der  Mittelpunct  des  ihm  umschrie- 
benen Kreises  8';  femer  aa,  ib,  cc  seine  drei  Höhen  und  d  der  gemein- 
same Schnittpunct  derselben;  seien  ferner  a,  ß,  7  die  Mitten  der  Seiten 
und  m  der  Mittelpunct  des  durch  diese  Mitten  und  zugleich  auch  durch 
die  Fusspuncte  a,  b,  c  der  Höhen  gehenden  Kreises  w';  endlich  sei  r 
der  Radius  dieses  Kreises,  derselbe  ist  halb  so  gross  als  der  Radius  des 
Kreises  0'.  Da  der  Punct  m  in  der  Mitte  zwischen  6  und  d  liegt,  so  ist 
d  der  äussere  Aehnlichkeitspunct  beider  Kreise.  Wird  von  den  über 
den  Seiten  des  Dreiecks  liegenden  Bogen  des  Kreises  w',  aa, 
ßb,  -yc,  von  den  Mitten  der  Seiten  aus  mittelst  der  Puncte  u, 
V,  w  je  ein  Drittel  abgeschnitten,  so  dass  Bogen  aw  =  -J^a, 
ßt?  =  4^ßb,  ift<?  =  ^'yc,  so  theilen  diese  Puncte  die  ganze  Kreis- 
linie in  drei  gleiche  Theile,  so  dass  sie  die  Ecken  eines 
gleichseitigen  Dreiecks  uvw  sind. 

Ist  p  ein  beliebiger  Punct  in  der  Kreislinie  8'  und  G  die  ihm  zuge- 
hörige Fusspuncten-Linie,  so  hat  der  aus  dem  Höhenschnitt  d  nach  j? 

Steiner's  Werke.    IL  41 


642  I'cliw  cinp  Curve  dritter  Clwse. 

geKogcno  Strahl  ilp  Heino  Mitte,  otwa  fi,  allemal  in  G  und  zd- 
gleich  auch  im  Kreise  »»';  dieser  Kreis  werde  von  G  zum  zweitea  M»l 
in  s  geschnitten:  der  Punct  (t  wird  Mittelpnnct  und  «  Scheitel  der  Fii-w- 
puuct«n-Linie  G  genannt.  Im  Kreise  5'  sei  ;>,  der  Gegenpunct  von  ^i, 
so  steht  dessen  FusspuDcten-Linie  G,  jedesmal  auf  G  seok- 
recht,  und  zwar  haben  beide  den  Scheitel  *  gemein  und  ihre  Mittelpnnele 
fi  und  |i,  sind  gleicherweise  Gegeupuncte  im  Kreise  m',  und  die  Durtb- 
messer  pi\  und  [(.(l,  sind  parallel.  Demnach  sind  die  FusspuncteD- 
liinien,  oder  die  Tangenten  der  Gurve  G',  paarweise  zu  ein- 
ander rechtwinklig,  auf  jeder  steht  eine  —  aber  nur  eio« 
einzige  —  bestimmte  andere  rechtwinklig,  und  der  Ort  der 
Scheitet  s  aller  dieser  rechten  Winkel  ist  die  Kreislinie  m'. 
Diese  Eigenschaft  hat  also  die  Curve  mit  den  Kegelschnitten  gemein. 
Solche  rechtwinklige  Tangenten- Paare  sind  namentlich  auch  die  Seilen 
und  zugehörigen  Höhen  des  gegebenen  Dreiecks,  Jede  zwei  zu  einander 
rechtwinklige  Fusspuncten-Linien  heisseu  schlechthin  ein  Paar. 

Jede  Fusspuncten-Linie  G,  (.=  G)  wird  von  jedem  Pait 
in  zwei  solchen  Puncten  geschnitten,  welche  gleich  weit  von 
ihrem  Mittelpuncte  |i,  abstehen;  eine  Folge  davon  ist,  dass 
Gj  von  der  Curve  G'  in  demjenigen  Puncto  (,  berührt  wird, 
welcher  von  ihrem  Mittelpuact  ebenso  weit  absteht  als  ihr 
Scheitel  k,,  also  p-,',  ^t^,s,-  Es  folgen  femer  nachstehende  inter- 
essante Eigenschaften.  Die  Gerade,  welche  durch  die  Berührungs- 
puncte  t,  «,  irgend  eines  Paares  GG^  geht,  ist  stets  auch  eine 
Fusspuncten-Linie  G,,  und  diejenige,  die  mit  ihr  ein  Pair 
bildet,  geht  jedesmal  durch  den  Scheitel  jenes  Paares;  zudem 
hat  die  Borührungs-Sehne  K,  constante  Länge,  nämlich  sie 
ist   dem    vierfachen    Radius    des    Kreises    m*   gleich,    tt,  ^4r. 


Ueber  eine  Curve  dritter  Classe.  643 

^\i  ^M  ^1  J^i^  einander  Paare;  jene  sind  die  einzigen  drei 
Fusspuncten-Linien,  bei  welchen  der  Scheitel  (s),  Mittelpunct 
(fi)  und  Berührungspunct  (^  vereint  sind,  die  anderen  haben 
die  Puncte  Uy  i?,  w  zu  Scheiteln,  deren  Gegenpuncte  Wj,  v,,  w^ 
(im  Kreise  m')  zu  Mittelpuncten  und  um  die  Länge  des  Durch- 
messers über  diese  hinaus  ihre  Berührungspuncte  Wj,  v^,  ^o^. 
Diese  letzteren  Puncte  sind  die  drei  Rückkehrpuncte  der 
Curve  G'  und  [7j,  F,,  W^  sind  die  Rückkehrtangenten,  die 
also  alle  drei  durch  den  Mittelpunct  m  des  Kreises  gehen, 
gleich  lang  sind,  nämlich  wm^  =  wv,  =  ww^  =  3r,  und  mit  ein- 
ander gleiche  Winkel  (=120°)  bilden,  so  dass  die  drei  Rück- 
kehrpuncte ttj,  V,,  w^  im  oben  genannten  Kreise  [mY  liegen 
und  die  Ecken  eines  gleichseitigen  Dreiecks  sind,  das  m  zum 
Schwerpunct  hat;  auch  sind  die  drei  Rückkehrtangenten  zu- 
gleich Normalen  der  Curve  in  ihren  Scheiteln  w,  «?,  w^  und  es 
ist  uu^  =  tw,  =  tGw^  =  4r.  Der  reelle  Theil  der  Curve  G^  besteht  nur  aus 
einem  regelmässigen  Curvendreieck  u^v^w^^  das  innerhalb  des  geradlinigen 
Dreiecks  u^v^w^  liegt,  aber  den  Kreis  w'  umschliesst;  seine  drei  gleichen 
Seiten  w,««?, ,  VjMw,,  w^vu^  sind  nach  Innen  convex  und  berühren  den 
Kreis  mit  ihren  Mitten  (Scheiteln)  m,  v,  w;  die  Länge  jeder 
Seite  ist  gleich  5^,  somit  der  ganze  Umfang  gleich  16r;  der 
Inhalt  des  Curvendreiecks  ist  gleich  2icr',  also  gerade  zwei- 
mal so  gross  als  die  Kreisfläche  m',  so  dass  jeder  der  'drei 
gleichen,  zwischen  dem  Kreise  und  der  Curve  liegenden  Ar- 
belen gleich  ^icr'  ist.  Jede  Tangente  der  Curve  G^  berührt  je 
einen  ihrer  drei  Zweige  und  schneidet  die  beiden  anderen; 
ein  Paar  ffff,,  d.  h.  die  Schenkel  eines  ihr  umschriebenen 
rechten  Winkels  berühren  immer  verschiedene  Zweige. 

Sind  GG^  und  HH^  irgend  zwei  Paare,  wird  G  von  H  und  H^  be- 
ziehlich  in  «,,  d^  und  6,  von  denselben  in  i,,  c,  geschnitten,  so  sind  die 
Geraden  a,Cj,  6,d,  allemal  ein  drittes  Paar,  etwa  </J,,  d.  h.  sie  sind 
auch  zu  einander  rechtwinklige  Fusspuncten-Linien  oder  Tangenten  der 
Curve  ff'.  Ein  eben  solches  Trippel  von  drei  Paaren  GG, ,  i?^, ,  «/«/, 
mit  einem  Quadrupel  von  vier  Schnittpuncten  a,  i,  c,  d  bilden  auch  die 
Seiten  und  zugehörigen  Höhen  des  gegebenen  Dreiecks;  beiderseits  hat 
man  ein  vollständiges  Viereck  (ja^h^c^d^  oder  abcd)^  dessen  drei  Paar 
Gegenseiten  •  zu  einander  senkrecht  sind,  oder  vier  solche  Puncte,  von 
denen  jeder  der  Höhenschnitt  des  durch  die  drei  übrigen  bestimmten 
Dreiecks  ist.  Bei  allen  diesen  Vierecken  ist  die  Summe  der 
Quadrate  der  Gegenseiten  constant,  und  zwar  gleich  16r*;  also 
ad*-hÄ(?'  =  {K?'H-W  =  ai'H-(?d'  =  16r'.  Alle  Quadrupel  «icrf,  deren 
vier  iPuncte  sämmtlich  reell  sind,  liegen  innerhalb  des  Cur ven- 

41* 


644  Uebcr  eine  Cunre  dritter  Clasitp. 

dreiecks  6';  und  umgekehrt,  durch  Joden  ionerhKtb  dieses  Drei- 
ecks liegenden  Punct  d  ist  ein  reelles  Quadrupel  bestimmt. 
deDD  es  gehen  immer  drei  relle  Tangenten  G,,  H,,  J,  durch  denselben, 
und  die  zu  diesen  senkrechten  Tangenten  G,  H,  J  sind  ihre  Gegenseiten 
in  einem  vollständigen  Viereck  ahcd.  Liegt  hingegen  der  gegebene 
Punct  d  ausserhalb  des  Curvendroiecks  C,  so  geht  nur  ein« 
reelle  Tangente,  etwa  G,  durch  ihn,  und  alsdann  ist  von  den 
anderen  drei  Puncten  nur  einer,  etwa  a,  reell,  der  gleichfslh  • 
in  G  und  auf  der  anderen  Seite  ausserhalb  der  Curve  liegt: 
die  conjugirtc  Tangente  G,  ist  auch  reell  und  enthält  die  zwei 
imaginären  Puncto  b  und  c;  die  beiden  anderen  Paare  Äff,  und 
JJ^  sind  imaginär.  Die  den  vier  Dreiecken  abc,  abd,  acd,  hcd 
umschriebenen  Kreise,  deren  Mittelpuncte  beziehlich  S,  f,  ß,  a 
heissen  sollen,  sind  gleich  und  bei  allen  Quadrupeln  yod 
gleicher  Grösse,  nämlich  der  Radius  eines  jeden  ist  dem  Durch- 
messer des  Kreises  m'  gleich,  also  gleich  2r.  Das  Viereck 
aß^S  ist  dem  Viereck  aicd  gleich  und  liegt  so,  dasa  die  viet 
Geraden  aa,  i^,  rf,  (R  alle  durch  den  Mittelpunct  m  gehen  and 
durch  ihn  gehälftot  werden;  daher  haben  umgekehrt  die  den 
vier  Dreiecken  ap7,aß5,cqB,  ßi^  umschriebenen  Kreise  ihre  Mittel- 
puncte in  d,  c,  b,  a,  und  ihre  Radien  sind  ebenfalls  gleich  2r; 
und  ferner  sind  die  Gegenseiten  aS  und  ß^,  af  und  ßS,  aß  und-|:i 
zu  einander  rechtwinklig  oder  bilden  drei  Paare  ®®,,  ^»§,,  3X, 
deren  Scheitel  im  nämlichen  Kreise  m'  liegen,  und  deren 
Enveloppe  eine  der  vorigen,  ö',  gleiche  Curve  ®'  ist,  aber 
um  den  Mittelpunct  m  um  180°  horumbewegt,  so  dass  sie  des 
Kreis  in  den  oben  erwähnten  Puncten  «,,  «,,  «>,  berührt.  Alle 
en   Quadrupel  aßvB    Hegen   innerhalb    des  Curvendreieck« 


üeber  eine  Curve  dritter  Clasde.  645 

und  den  Scheitel  s  von  G  zum  Mittelpunct  hat.  In  Betracht 
aller  Quadrupel  abcd  hat  man  auf  diese  Weise  eine  Schaar-Schaar  gleich- 
seitiger Hyperbeln,  SS(IP),  Denkt  man  sich  in  Bezug  auf  jedes  Paar  G(t, 
alle  Hyperbeln,  welche  dasselbe  zu  Asymptoten  haben,  so  hat  man  die 
nämliche  SS(B^.  Je  zwei  dieser  Hyperbeln  schneiden  sich  in 
irgend  einem  Quadrupel,  also  nur  innerhalb  des  Curven- 
dreiecks  G\  wofern  ihre  Schnittpuncte  alle  vier  reell  sind; 
berühren  sich  dieselben,  indem  etwa  a  und  d  sich  vereinen, 
so  berühren  sie  zugleich  auch  die  Gerade  ad=G  in  deren 
Mittelpunct  jx,  und  alsdann  liegen  die  beiden  anderen  Schnitte 
b  und  c  in  der  Curve  G'  selbst  und  sind  die  Berührungspuncte 
eines  Paares  HH^^  dessen  Scheitel  in  jenem  Puncto  ja  liegt.  Je 
zwei  Quadrupel  liegen  in  einer  und  derselben  Hyperbel  IP 
oder  insbesondere  in  einem  und  demselben  Paar  GG^,  Die 
Rechtecke  unter  den  je  zwei  Perpendikeln,  welche  aus  den  einzelnen 
Puncten  irgend  eines  Quadrupels  auf  ein  beliebiges  Paar  GG^  gefällt 
werden,  haben  jedesmal  unter  sich  gleichen  Inhalt.  Sind  in  einer 
Ebene  zwei  rechte  Winkel  GÖ,  und  I1II^  gegeben,  und  sollen 
zwei  Hyperbeln  die  Schenkel  derselben  beziehlich  zu  Asym- 
ptoten haben  und  einander  berühren,  so  ist  der  Ort  ihres  Be- 
rührungspunctes  ji  ein  bestimmter  Kreis  w^  welcher  durch  die 
Scheitel  der  Winkel  und  durch  die  Mitten  der  Strecken  geht, 
welche  auf  den  Schenkeln  jedes  Winkels  durch  die  Schenkel 
des  anderen  begrenzt  werden. 

Das  System  Paare  Gö,  kann  insbesondere  auch,  wie  folgt,  bestimmt 
werden.  Wird  in  der  Kreislinie  m*  irgend  ein  Punct  p  und  nebstdem 
eine  beliebige  Gerade  Q  angenommen,  und  werden  sodann  aus  jedem 
Puncte  8  des  Kreises  zwei  unbegrenzte  Gerade  P  und  Q  beziehlich  durch 
p  und  parallel  Q  gezogen  und  die  von  denselben  gebildeten  Nebenwinkel 
mittelst  zweier  Geraden  G  und  G,  gehälftet,  so  sind  alle  diese  Ge- 
raden-Paare 6G,  ein  dem  obigen  gleiches  System,  so  dass  sie 
eine  gleiche  Curve  G'  umhüllen. 

In  dem  Kreise  m^  ziehe  man  eine  fortlaufende  Reihe  Sehnen  unter 
folgender  Bedingung.  Aus  dem  Anfangspunct  s  ziehe  man  die  erste  Sehne 
88^  willkührlich ;  sodann  aus  8,  die  zweite  Sehne  s^s^  senkrecht  auf  den 
durch  8  gehenden  Durchmesser;  femer  aus  s^  die  dritte  Sehne  s^s,  senk- 
recht zu  dem  durch  8,  gehenden  Durchmesser  und  so  durch  jeden  neuen 
Punct  diejenige  Sehne,  welche  zu  dem  durch  den  vorhergehenden  Punct 
gezogenen  Durchmesser  senkrecht  ist,  so  entsteht  —  wenn  nicht  zufällig  der 
über  der  ersten  Sehne  liegende  Bogen  mit  dem  Kreisumfange  commen- 
surabel  ist  —  eine  unbegrenzte  Reihe  von  Sehnen,  welche  «ämmtlich  eine 
der  obigen  gleiche  Curve  G'  berühren.     Wird  auf  jeder  Sehne  in  ihrem 


g4A  Ueher  eine  CurTc  dritter  Classe. 

zweiten  EndpUDcto  eine  Senkrecht«  errichtet,  so  berühreo  auch  diese 
Senkrechten  alle  die  nämliche  Curve  und  bilden  mit  den  reapectiven 
Sehnen  die  obigen  Paare  GG,.  Itit  dagegen  der  Bogen- über  dor  ersten 
Sehne  mit  dem  Kreittumfaüge  commensurabel,  verhält  er  sich  zu  diesem, 
wie  n:m,  wo  n  und  m  ganze  und  relative  Primzahlen  Bind,  so  schliestt 
xich  die  Reihe  Sehnen  jedesmal,  so  dass  ein  geachlossenes 
Polygon  entsteht;  jedoch  kehrt  die  Reihe  nicht  immer  in  den  Äufai^ 
pimct  s  zurück,  »ondem  sie  kann  auch  in  s, ,  s,,  ...  zurückkehren,  je- 
nachdem  die  Zahl  m  beschaffen  ist  Femer  sind  in  diesem  Falle  die 
Endpuncte  a,  «, ,  s, ,  . . .  der  Sehnen  immer  Ecken  eines  regelmässigoi 
m-Ecks,  und  die  Sehnen  selbst  sind  Seiten  verschiedener  Ordnong  des- 
selben (oder  Seiten  und  Dit^nalen).  Das  Sehnen-Polygon  nimmt 
nur  dann  alle  Ecken  des  7»-Ecks  in  Anspruch  und  ist  selbst  ein 
rn-Eck.  wenn  m  eine  Potenz  der  Zahl  3  ist;  seine  Seiten  sind 
alsdann  zu  drei  und  drei  einander  gleich,  und  zwar  sind  sie 
Seiten  des  regelmässigen,  vollständigen  m-Ecks  von  allen  den- 
jenigen Ordnungen,  welche  nicht  durch  3  theilbar  sind.  Nim- 
lieh  bei  einem  regelmässigen,  vollständigen  (2|»+1)-Eck  hat  man  (nach 
Grösse)  Seiten  von  erster,  zweiter,  dritter,  ...  bis  (j* — l)"'  Ordnung  ni 
unterscheiden.  —  Hierbei  berühren  alle  Sehnen  gleicherweise 
eine  Curve  G*,  ho  das^  das  Sehnen-Polygon  dieser  Curvc  um- 
schrieben und  zugleich  dem  Kreise  eingeschrieben  ist.  Es 
folgen  daraus  noch  mehrere  specielle  Sätze,  die  hier  übergangen  werden, 
lu  Bezug  auf  da^  Obige  ist  die  Curve  G'  unter  anderem  auch  noch, 
wie  folgt,  bestimmt.  Denkt  man  sich  rücksichtlich  irgend  eines  der  oben 
beschriebenen  Quadrupel  ahcd  die  Schaar  Kegelschnitte,  welche  durch 
einen  der  vier  Puncte,  etwa  durch  d,  geben  und  dem  durch  die  drei 
übrigen  bestimmten  Dreieck  abc  eingeschrieben  sind,  femer  in  jedem 
Kegelschnitt  den  durch  den  Punct  d  gehenden  Durchmesser  dd,  und  in 
'h'wM-ii  anderem  Eiidpuiictc  il,   die  THuuoiitc  G  des  Kpgel; 


lieber  eine  Curvo  dritter  Classe.  647 

vom  Halbmesser  ms  beschriebene  Sector  in  jedem  Moment 
doppelt  80  gross  ist  als  der  vom  anderen,  ?72|x,  beschriebene 
Sector,  80  ist  dieEnveloppe  der  durch  dieEndpuncte  der  Halb- 
messer gehenden  Geraden,  s\i=Gy  eine  Curvc  dritter  Classe 
(?'  und  vierten  Grades,  welche  die  Gerade  G^  zur  ideellen 
Doppeltangente  hat,  und  deren  reeller  Theil  nur  aus  einem 
krummlinigen  Dreieck  u^v^u\  besteht,  welches  die  Ellipse  um- 
schliesst  und  sie  mit  seinen  drei  Seiten  (Bogen)  in  drei  solchen 
Puncton  Uy  Vy  w  berührt,  welche  die  Ecken  eines  der  Ellipse 
eingeschriebenen  grössten  Dreiecks  sind;  die  Ecken  jenes 
Dreiecks  u^v^w^  sind  Rückkehrpuncte  der  Curve  ö',  die  Rück- 
kehrtangentengehen alle  drei  durch  den  Mittelpunct  der  Ellipse 
und  respective  durch  die  genannten  Berührungspuncte  w,  ü,  w; 
bis  zu  diesen  Puncten  genommen  sind  sie  gerade  doppelt  so 
gross,  als  die  auf  ihnen  liegenden  Durchmesser  der  Ellipse. 
Der  Inhalt  des  Curvendreiecks  ist  zweimal  so  gross  als  die 
Fläche  der  Ellipse,  und  jeder  der  drei  Arbelen  zwischen  beiden 
Curven  ist  einem  Drittel  der  Ellipsen-Fläche  gleich. 


lieber  die  Flächen  dritten  Grades. 


Crelle'R  Journal  Band  LIII.  S.  133  —  141. 
(Gelesen  in  der  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin  am  31.  Januar  1856.) 


lieber  die  Flächen  dritten  Grades. 

Die  höheren  algebraischen  Flächen  sind  rücksichtlich  ihrer  charak- 
teristischen geometrischen  Eigenschaften  noch  wenig  erforscht.  Aus  den 
langjährigen  Untersuchungen  über  diesen  Gegenstand  wird  ein  Theil  der- 
jenigen Resultate  mitgetheilt,  die  sich  auf  die  Flächen  dritten  Grades  be- 
ziehen. Es  ist  daraus  zu  sehen,  dass  diese  Flächen  fortan  fast  ebenso 
leicht  und  einlässlich  zu  bebandeln  sind,  als  bisher  die  Flächen  zweiten 
Grades.  Von  den  schönen  Eigenschaften  der  ersteren  mögen  hier  in  ge- 
drängter Kürze  nachstehende  angeführt  werden. 

Zuerst  werden  mehrere  verschiedene  Erzeugungsarten  der  Flächen 
dritten  Grades  gezeigt,  aus  welchen  die  wesentlichsten  Eigenschaften  dieser 
Flächen  unmittelbar  hervortreten,  und  wovon  folgende  die  beachtcns- 
werthesten  sind. 

I.  Durch  die  9  Geraden,  </,  in  welchen  die  Flächen  zweier 
beliebigen  gegebenen  Trieder  einander  gegenseitig  schneiden 
und  durch  irgend  einen  gegebenen  Punct,  P,  ist  eine  Fläche 
dritten  Grades,  /',  bestimmt.  Nämlich  jede  durch  den  Pimct  ge- 
legte Ebene  schneidet  die  9  Geraden  in  9  Puncten,  welche  mit  jenem  zu- 
sammen irgend  eine  Curve  dritten  Grades  bestimmen,  und  der  Ort  aller 
dieser  Curven  ist  die  genannte  Fläche.  —  Unter  den  9  Geraden  g  giebt 
es  sechsmal  drei  solche,  welche  einander  nicht  schneiden,  und  welche 
also  ein  Hyperboloid  bestimmen;  jedes  dieser  6  Hyperboloide  schneidet 
die  Fläche  /'  noch  in  drei  neuen  Geraden,  so  dass  also  dieselbe 
27  Geraden  enthält.  Rücksichtlich  der  zwei  Schaaren  Geraden,  die  jedes 
Hyperboloid  enthält,  gehören  die  je  drei  bestimmenden  Geraden  zur  einen 
und  die  drei  neuen  Geraden  zur  anderen  Schaar,  diese  drei  schneiden 
also  jene,  aber  einander  nicht. 

II.  Werdenein  gegebener  Flächenbüschel  zweiten  Grades, 
B(/'),  und  ein  gegebener  Ebenenbüschel  B(E)^  projectivisch 
auf  einander   bezogen,    so    erzeugen   sie    irgend    eine    Fläche 


652  Ueber  die  Flächen  dritUn  Grades. 

dritten  firades,  /',  welche  durch  die  Grundcutve,  Ä*,")  des 
ersten,  sowie  durch  die  Axc,  g,  des  andercu  Büschels  geht: 
d.  h.  alle  Regelschnitte,  6'*,  m  welchen  die  oinzelncD  Flachen  zweiteo 
Cirados,/',  von  den  ihnen  cntsprcchendeo  Ebenen,  E,  geschnitten  werden,") 
liegen  in  einer  Fläche  dritten  Grades.  Dabei  giebt  es  fünf  Ebenen 
Ef  welche  die  ihnen  entsprechenden  Flächen  /*  berühren,  sa 
dass  der  zugehörige  Kegelschnitt  C^  in  zwei  Geraden,  g,  ser- 
rällt,  u.  s.  w. 

III.  Ist  ein  Flachenbüschel  zweiten  Grades,  B(y),  gegebeo. 
so  ist  die  Pampolare  jedes  beliebigen  Polos,  P,  in  Bezog  aaf 
denselben  irgend  eine  Fläche  dritten  Grades/*,  welche  stets 
durch  die  Grundcurve  R*  des  Büschels  und  auch  durch  den  Pol 
/'  geht.  Das  heisst,  der  aus  dem  Pol  P  jeder  Fläche,  /',  des  gegebenen 
Büschels  umschriebene  Kegel  berührt  sie  längs  eines  Kegelschnittes  '.' 
und  alle  diese  Kegelscimitte  liegen  in  einer  Fläche  dritten  Grades  /*;  die 
Ebenen  der  Kegelschnitte,  als  Polarebenen  des  Poles  in  Bezog  auf  die 
resj>ei:ttveu  Flächen  des  Büschels,  gehen  sämmtlich  durch  eine  bestimmte 
Gerade,  g^  welche  auch  in  der  Fläche  /'  liegt  Der  g^ebene  Elächen- 
buschel  enthält  insbesondere  vier  Kegel,  wie  PonceUt  zuerst  gezeigt  bat, 
für  jeden  derselben  zerfällt  der  genannte  Kegelschnitt  C*  in  zwei  Geradra, 
g„  die  sich  im  Scheitel  dei<  Kegels  kreuzen  mid  mit  jener  Geradeo  g  eio 
Dreieck  bilden:  auch  bei  derjenigen  Fläche  des  Büschels,  welche  doicb 
den  Pol  P  geht  und  daher  daselbst  von  ihrer  Polarebene  berührt  wird, 
zerfällt  der  Kegelschnitt  C  in  zwei  Geraden,  ^, ,  die  eich  im  Pol  kreateo 
und  gleichfalls  mit  jener  Geraden  g  ein  Dreieck  bilden;  dies  sind  lo- 
sammen  bereite  11  in  der  Fläche  /'  liegende  Geraden.  Durch  jede  der 
beiden  zuletzt  genannten  Geraden  g^  lassen  sich  vier  solche  Ebenen  legen, 
welche  die  Grundeur\-e  A*  des  Büschels  berühren,  und  jede  dieser  Eben« 
schneidet  die  Fläche  /'  in  zwei  neuen  Geraden,  die  eich  im  Berüfamngs- 


lieber  die  Flächen  dritten  Grade«.  653 

Pj ;  bewegt  sich  der  Pol  P  in  einer  beliebigen  gegebenen 
Ebene,  so  beschreibt  der  Punct  P,  irgend  eine  Fläche  dritten 
Grades.  Oder:  Denkt  man  sich  alle  Flächen  zweiten  Grades, 
welche  durch  beliebig  gegebene  sieben  Puncte  gehen,  so 
liegen  die  irgend  einer  gegebenen  Ebene  in  Bezug  auf  die- 
selben entsprechenden  Pole  sämmtlich  in  einer  Fläche  dritten 
Grades.  Die  vielen  weiteren  interessanten  Umstände,  welche  dabei  noch 
stattfinden,  müssen  hier  übergangen  werden. 

Aus  diesen  Entstehungsarten  —  und  weiterhin  durch  Hülfe  einiger 
Polaritäts-Sätze  —  ergeben  sich  nachstehende  merkwürdige  Haupteigen- 
schaften der  Flächen  dritten  Grades: 

„Eine  allgemeine  Fläche  dritten  Grades  /'  enthält  27 
gerade  Linien  g  (reelle  oder  imaginäre);  jede  derselben  wird 
von  10  der  übrigen  geschnitten,  und  zwar  von  fünf  Paaren, 
die  einander  selbst  schneiden,  so  dass  sie  mit  jener  fünf 
Dreiecke  bilden.  Alle  27  Geraden  g  schneiden  sonach  ein- 
ander zu  zweien  in  135  Puncten  o  und  bilden  im  Ganzen 
45  Dreiecke  A.  Die  fünf  Paar  Schnittpunöte,  8,  in  jeder  Ge- 
raden, g^  gehören  zu  einem  Involutions-Punctensystem;  ist 
dasselbe  hyperbolisch,  so  enthält  es  zwei  Asymptotenpuncte 
(Doppelpuncte)  ir.  Die  Seiten  jedes  Dreiecks  A  enthalten  ent- 
weder 1®  alle  drei  hyperbolisches,  oder  2®  nur  eine  hyperboli- 
sches und  zwei  elliptisches  Puncten-System."    Oder  umfassender: 

„Es  giebt  27  verschiedene  Systeme  von  solchen  Ebenen, 
E,  welche  die  Fläche  /'  in  Kegelschnitten,  C,  schneiden, 
und  zwar  bestehen  dieselben  aus  27  Ebenenbüscheln,  B(E), 
welche  die  27  Geraden  g  respective  zu  Axen  haben;  und  um- 
gekehrt, jede  Ebene,  welche  die  Fläche  /'  in  einem  Kegel- 
schnitte schneidet,  schneidet  dieselbe  nothwendig  noch  in 
einer  der  27  Geraden  und  gehört  zu  einem  der  Ebcnenbüschel. 
Die  Schaar  Kegelschnitte,  6'^,  die  den  Ebenen  eines  und  des- 
selben Ebenenbüschels  angehören,  schneiden  dessen  Axe,  g, 
in  dem  genannten  Puncten-System;  jede  Ebene  ist  als  eine 
die  Fläche/'  doppelt  berührende  anzusehen,  und  die  Schnitte 
ihres  Kegelschnittes  mit  der  Axe  als  die  Berührungspuncte; 
unter  den  Kegelschnitten  giebt  es  insbesondere  zwei,  6'*, 
welche  die  Axe  berühren,  und  zwar  in  den  genannten  Asym- 
ptotenpuncten  ir;  ferner  giebt  es  fünf  Kegelschnitte,  die  in  je 
zwei  Geraden  g  zerfallen,  so  dass  die  zugehörige  Ebene  die 
Fläche/'  in  drei  Puncten  berührt,  nämlich  in  den  Ecken  des 
in  ihr  liegenden  Dreiecks  A.  Die  Ebenen  der  45  Dreiecke  A  sind 
die  einzigen,  welche  die  Fläche  /'  in  drei  Puncten  berühren. 


(>54  Heber  die  Flächen  dritten  Gndex. 

Es  giebt  ferner  45  Systeme  von  solchen  Flächen  zweiten 
Grades,  /',  welche  die  Fläche  dritten  Grades  /*  in  je  drei 
Kegelschnitten  6"  schneiden;  jedem  Dreieck  A  ent»priclit 
ein  solches  System,  nämlich  jede  drei  Ebenen,  die  beziehlicb 
durch  dessen  drei  Seiton  gehen,  enthalten  drei  solche  Kegel- 
schnitte 6'',  durch  welche  allenat  irgend  eine  Fläche  Kweiteo 
Grades  geht;  und  umgekehrt:  Hat  eine  Fläche  zweiten  Grades 
/*  mit  der  Fläche  dritten  Grades/*  irgend  drei  Kegelschnitte 
gemein,  so  gehen  die  Ebenen  derselben  jedesmal  durch  die 
drei  Seiten  eines  der  45  Dreiecke  A;  oder  geht  eine  Fläche 
/'  durch  zwei  in  der  Fläche  /'  liegende  Kegelschnitte,  so 
achneiden  sich  beide  Flächen  allemal  noch  in  irgend  einem 
dritten  Kegelschnitt  und  die  Ebenen  der  drei  Kegelschnitte 
gehen  durch  die  drei  Seiten  eines  und  desselben  Dreiecks^. 
IMe  Seiten  jedes  Dreiecks  A  werden  von  den  vorgenannten  besondereo 
Kegelschnitten  Q  in  ihren  Asymptoten  -  Puncten  it  berührt;  die  drei 
Paar  oder  sechs  Asymptoten-Puncte  Hegen  zu  drei  and  drei 
in  vier  Geraden,  l,  und  durch  die  je  drei  zugehörigen  Kegel- 
schnitte C*  geht  ein  Kegel  zweiten  Grades,  /*,  welcher  die 
Ebene  des  Dreiecks  längs  der  zugehörigen  Geraden  l  berührt, 
und  die  Scheitel  aller  vier  Kegel  liegen  in  einer  Geraden. 
Ausserdem  enthält  das  dem  Dreieck  entsprechende  Flächensyatem  zweiten 
Grades,/',  noch  unendlich  viele  Kegel;  ihre  Scheitel  liegen  sämmt- 
lieh  in  einer  Fläche  vierten  Grades. 

Die  drei  Kegelschnitte  C,  durch  welche  je  eine  Fläche  zweiten  Grades 
/'  geht,  können  insbesondere  auch  aus  drei  Paar  Geraden  g  bestehen, 
wobei  dann  die  Fläche  ein  einfaches  Hyperboloid,  V,  ist.  Nimmt  man 
von  den  27  Geraden  g  irgend  drei,  welche  einander  nicht 
schneiden,  so  bestimmen  sie  ein  solches  Hyperboloid,  denn 


Üeber  die  Flachen  dritten  Grades.  655 

deren  dritte  Seiten  c,  c,  ,'cj,  für  sich,  die  Seiten  eines  sechsten  Dreiecks 
A  oder  C  sind.  Die  Ebenen  der  Dreiecke  A,  By  C  bilden  ein  Trieder, 
Tj  auf  dessen  drei  Kanten  k  ihre  Seiten  einander  paarweise  schneiden, 
und  ebenso  bilden  die  Ebenen  der  Dreiecke  ^,,  ß^ ,  Cj  ein  Trieder,  Tj, 
auf  dessen  Kanten  ihre  Seiten  einander  treffen;  jene  Dreiecke,  wie  diese, 
haben  die  nämlichen  9  Geraden  g  oder  aa^a^bbj)./;c^i\  zu  Seiten,  und  die 
Flächen  beider  Trieder  schneiden  einander  gegenseitig  in  denselben  (wie 
oben  L).     Zwei  solche  Trieder  heissen  conjugirte  Trieder. 

„Die  Ebenen  der  45  Dreiecke  A  bilden  auf  diese  Weise  im 
Ganzen  240  Trieder,  oder  120  Paare  conjugirter  Trieder  T  und 
T,."  Diese  Paare  ordnen  sich  zu  drei  und  drei  in  40  Gruppen,  wovon 
jede  Gruppe  alle  27  Geraden  g  enthält. 

„Jedes  Dreieck  *A  kommt  in  16  verschiedenen  Triedern 
vor,  so  dass  also  16  Trieder-Scheitel  in  seine  Ebene  fallen; 
diese  16  Scheitel  liegen  allemal  in  einer  Curve  vierten  Grades, 
welche  die  Seiten  des  Dreiecks  zu  Doppeltangenten  hat,  und 
zwar  dieselben  in  ihren  Asymptotenpuncten  ir  berührt." 

Die  240  Trieder  haben  zusammen  720  verschiedene  Kanten  k;  also 
liegen  die  135  Schnittpuncte  8  der  27  Geraden  g  zu  drei  und 
drei  in  720  Geraden  ky  welche  sich  zu  drei  und  drei  in  240 
neuen  Puncten  T  (Scheiteln  der  Trieder)  treffen.  Durch  jeden 
Schnittpunct  8  gehen  je  16  Gerade  i,  wovon  jede  noch  durch  zwei  andere 
Schnittpuncte,  etwa  8,  und  8^  (statt  8),  geht;  nimmt  man  in  jeder  der- 
selben einen  vierten  Punct,  X,  so,  dass  88, ^8^  harmonisch  sind,  so 
liegen  die  16  Puncte  X  zweimal  zu  vier  und  vier  in  vier  Ge- 
raden, und  diese  8  Geraden  sammt  den  zwei  Geraden  </,  deren 
Schnitt  jener  erste  Punct  8  ist,  liegen  in  einem  Hyperboloid. 

Wird  durch  irgend  einen  in  der  Fläche  /^  liegenden  Kegelschnitt  C 
eine  beliebige  Fläche  zweiten  Grades, /*,  gelegt,  so  schneidet  sie  jene 
Fläche  im  Allgemeinen  noch  in  einer  Raumcurve  vierten 
Grades,  R*,  durch  welche  allemal  unzählige  andere  Flächen 
zweiten  Grades  gehen,  oder  ein  Flächenbüschel  zweiten  Grades 
geht;  unter  diesen  Flächen  befinden  sich  5  solche,  welche  die 
gegebene  Fläche/'  in  je  einem  Puncte  berühren,  und  die  Be- 
rührungsebenen  in  diesen  fünf  Puncten  sammt  der  Ebene  jenes 
Kegelschnittes  C  gehen  durch  eine  und  dieselbe  Gerade  g; 
zudem  enthält  jede  der  5  Berührungsebenen  noch  zwei  andere 
Gerade  g,  die  sich  im  Berührungspunct  kreuzen,  so  dass  also 
jede  ein  Dreieck  A  enthält.  —  Legt  man  durch  irgend  zwei  einander 
nicht  schneidende  Gerade  g  ein  beliebiges  Hyperboloid,  so  schneidet 
dasselbe  die  Fläche /' ausserdem  noch  in  einer  solchen  Raum- 
curve vierten  Grades,   ÄJ,   durch   welche  keine  andere  Fläche 


656  Ueber  db  Flächen  dritten  Grades. 

zweiten  Grades  geht;  diese  Curve  ist  also  wesentlich  verschieden  voQ 
der  vorigen  R*,  welche  als  der  Schnitt  irgend  zweier  Flächen  zweiten 
Grades  anzusehen  ist,  und  welche  man  bisher  für  die  einzige 
Raumcurve  vierten  Grades  hielt  Die  beiden  Curven  onterscheideo 
sich  namentlich  noch  in  folgenden  Eigenschaften.  »Die  Tangenten- 
flache  der  Curve  R]  (d.  h.  die  Fläche,  in  welcher  alle  ihte 
Tangenten  liegen)  ist  vom  sechsten  Grad  und  vod  der  sechsten 
Classe;  wogegen  die  Tangentenfläche  dor  Curve  ü*  vom  achten 
Grad  und  von  der  zwölften  Glasse  ist"  Femer:  „Von  den  zwei 
Schaaren  Geraden,  welche  in  dem  durch  die  Curve  R*  gehenden 
einzigen  Hyperboloid  liegen,  schneidet  jede  Gor^ade  der  einen 
Schaar  die  Curve  in  drei  und  jede  Gerade  der  anderen  Schasr 
nur  in  einem  Punct;  wogegen  bei  jedem  Hyperboloid,  welches 
durch  die  Curve  R*  geht,  jede  Gerade  aus  der  einen  oder 
anderen  Schaar  dieselbe  in  zwei  Puncten  trifft 

„Somit  giebt  es  zwei  wesentlich  verschiedene  Arten  von 
Raumcurven  vierton  Grades,  R*  und  ÄJ." 

Wird  der  gegebenen  Flache  dritten  Grades,  /',  aus  irgend  einem 
Puncto  oder  Pol  i*ein  Kegel  utnschrieben,  so  ist  derselbe  vom  sechst» 
Grad  uud  berührt  die  Fläche  längs  einer  Raumcurve  sechsten  Grades, 
durch  die  jedesmal  irgend  eine  Fläche  zweiten  Grades,  /*,  geht,  welcba 
die  erste  Polare  des  Poles  Pin  Bezug  auf  die  gegebene  Fläche  /*  heisst 
Es  giebt  unendlich  violo  solche  besondere  Pole,  deren  erste  Polare  je  ein 
Kegel  zweiten  Grades,  /l,  ist,  und  es  findet  das  Gesetz  statt:  „dass, 
wenn  P,  der  Scheitel  dieses  Kegols  ist,  dann  auch  seine  erste 
Polare  gleichfalls  ein  Kegel  ist,  und  dass  der  Scheitel  des- 
selben in  jenem  ersten  Pol  liegt"  Solche  zwei  Pund«  P  und  P, 
heissen  reciproko  Pole  in  Bezug  auf  die  Fläche/'. 

„Der   gemeinsame    Ort   aller   reciproken  Pole    ist    eine  be- 


üeber  die  Flächen  dritten  Grades.  657 

„Es  giebt  im  Ganzen  10  solche  specielle  Pole  P,  oder  P^, 
deren  Polarkegel /J  in  zwei  Ebenen,  Fund  i^,,  zerfällt  (so  dass 
auch  der  aus  dem  Pol  der  Fläche/'  umschriebene  Kegel  in 
zwei  Kegel  dritten  Grades  und  ebenso  die  Berührungscurve 
in  zwei  ebene  Curven  dritten  Grades  zerfällt);  dabei  ist  dann 
der  reciproke  Pol,  P,,  nicht  mehr  absolut  bestimmt,  sondern 
er  liegt  längs  der  Schnittlinie  oder  Kante,  pj,  der  beiden 
Ebenen  überall,  so  dass  für  jeden  in  dieser  Kante  liegenden 
Punct  P,  die  erste  Polare  ein  Kegel  fl  ist,  und  dass  die  Scheitel 
aller  dieser  Kegel  in  jenem  Pol  P^  vereinigt  sind."  „Den 
10  Polen  P^  entsprechen  demnach  10  reciproke  Goraden  /),." 
„Die  10  Pole  sind  Knotenpuncte  der  Kernfläche  P*  und  die 
10  Geraden  liegen  ganz  in  derselben."  Die  gegenseitige  Lage 
dieser  Pole  und  Geraden  ist  der  Art,  dass  in  jeder  Kante  p^  je  drei 
der  10  Pole  liegen,  und  dass  auch  durch  jeden  Pol  P^  je  drei 
der  10  Kanten  gehen.  Oder  genauer:  „Die  10  Pole  P^  und  die 
10  Geraden  p,  sind  die  Ecken  und  Kanten  eines  vollständigen 
Pentaeders,  d.  h.  es  giebt  5  bestimmte  Ebenen,  jB^,  die  sich 
paarweise  in  den  10  Geraden  und  zu  je  drei  in  den  10  Polen 
schneiden,  wobei  die  Schnittlinie  je  zweier  Ebenen  und  der 
Schnittpunct  der  jedesmaligen  drei  anderen  reciprok  sind." 
Die  Kernflächo  P*  wird  hiernach  von  jeder  der  5  Ebenen  E^ 
in  je  vier  Geraden />j  geschnitten.  Die  durch  jede  Kante  jp, 
gehenden,  vorgenannten  zwei  Ebenen  i^  und  F^  sind  zu  den 
zugehörigen  zwei  Ebenen  E^  zugeordnet  harmonisch.  Die 
zehn  Ebenen  paare  F  und  F^  haben  auch  noch  interessante  gegen- 
seitige Beziehungen  unter  sich. 

Es  giebt  nun  femer  auch  noch  solche  Pole  P,  deren  Polarkegel  /J 
insbesondere  Cylinder  sind.  „Der  Ort  dieser  Pole  ist  eine  auf  der 
Kernfläche  liegende  Raumcurve  sechsten  Grades,  R^^  welche 
durch  die  10  Knotenpuncte  P^,  derselben  geht"  (da  deren  Polaren, 
F  und  i^,,  auch  als  Cylinder  anzusehen  sind).  „Die  Axe,  a,  jedes 
Cylinders  schneidet  die  Curve  Ä*  in  drei  Puncten,  und  durch 
jeden  Punct  der  Curve  gehen  je  drei  Axen."  Der  gemein- 
schaftliche Ort  aller  Cylinder- Axen  a  ist  eine  (geradlinige) 
Fläche  achten  Grades,  a*,  welche  die  Curve  Ä*'  zur  dreifachen 
Linie  hat,  und  in  welcher  namentlich  auch  die  10  Kanten  p^ 
des  vorgenannten  Pentaeders  liegen."  Mehrere  merkwürdige 
Eigenschaften  dieser  Fläche  können  hier  nicht  entwickelt  werden. 

Die  Kemfläche  P*  schneidet  die  gegebene  Fläche  /'  längs  einer 
Raumcurve  zwölften  Grades,  Ä*',  welches  für  die  letztere  Fläche  sehr 
charakteristisch    ist.       Zunächst    geht    diese    Curve     durch    die 

Steiner's  Werke.    If.  42 


658  Ueber  die  Flachen  dritten  GradM. 

54  Asymptotcnpuncte  n  der  27  Geradon  g  und  berührt  sie  in 
denselben,  so  dass  sie  also  jede  Gerade  zur  Doppeltao- 
gente  hat. 

„Sodann  scheidet  die  Curve  R"  auf  der  Fläche  /'  die- 
jenigen Regionen  von  einander  ab,  wo  das  Krümmuogsmaass 
positiv  und  wo  dasselbe  negativ  ist;  längs  der  Curve  selbst 
ist  dasselbe  Null." 

„Ferner  ist  die  Curve  Ä"  der  Ort  aller  derjenigen  Puncte 
auf  der  Fläche  /\  in  welchen  die  zugehörige  Berührungsebeoe 
die  Fläche  mit  Rückkehrpunct  schneidet,  d.  h.  in  einer  solcheo 
Curve  dritten  Grades  C*  schneidet,  welche  den  Paoct  zQin 
Rticlikehrpunct  hat,  so  dass  also  die  BücklcehrtaDgeate,  t, 
der  Cnrve  C  die  Fläche  /'  in  demselben  Puncte  oscuÜrt  oder 
dreipunctig  berührt." 

„Der  Ort  aller  dieser  Rücickehrtangentea  t  ist  eine  ab- 
wickelbare Fläche  dreissigstea  Grades,  t*",  welche  die  Fläche 
/'  längs  der  Curve  ü"  osculirt  und  die  27  Geraden  g  zu  Doppel- 
linien hat,  so  dasH  also  die  Schnittcurve  beider  Flächen,  <" 
und/'',  die  vom  neunzigsten  Grad  sein  rauss,  aus  der  drei- 
fachen Curve  ß"  und  ans  den  doppelt  zu  zähleuden  27  Gerades 
g  besteht.«     U.  s.  w. 

Eine  beliebige  Ebene,  E,  schneidet  die  gegebene  Fläche/*  in  einer 
Curve  dritten  Grades;  die  der  Fläche  längs  dieser  Curve  om- 
schriebene  abwickelbare  Fläche,  <b,  ist  vom  zwölften  Grtd 
und  von  der  sechsten  Classe,  und  ihre  Rückkehrlinie  (arete 
de  rebroussement)  ist  vom  achtzehnten  Grad.  Die  zweite  Polire 
irgend  eines  Pole.s  P  in  Bezug  auf  die  gegebene  Fläche  /*  ist  eine  Ebene, 
etwa  e.  „Bewegt  sich  der  Pol  P  in  jener  festen  Ebene  E,  so  ist 
die  Envcloppe  seiner  Polarobene  e  eine  Fläche  dritten  Grade« 


lieber  die  Flächen  dritten  Grades.  659 

irgend  einem  in  ihr  liegenden  Puncte  ihr  umschriebene  Kegel 
(der  für  andere  Puncte  vom  sechsten  Grad  ist)  in  zwei  Kegel 
zweiten  Grades  und  in  die  zugehörige  Berührungsebene  zer- 
fällt; letztere  berührt  beide  Kegel,  und  diese  gehen  stets  beide 
durch  die  vier  Knotenpuncte  Q^.  Versetzt  man  die  Ebene 
E  ins  Unendliche,  so  ist  ihre  zweite  Polare  e^  die  Envoloppe 
aller  Durchmesser-Ebenen  der  gegebenen  Fläche  /';  dieselbe 
behält  alle  angegebenen  Eigenschaften,  sie  ist  den  Flächen  P* 
und  4)  eingeschrieben,  etc.,  die  letztere,  C),  ist  in  diesem  Falle  eine 
Art  asymptotischer  Fläche  der  gegebenen  Fläche  /'. 

Bewegt  sich  der  Pol  P  in  irgend  einer  festen  Geraden  i),  so  ist  die 
Enveloppe  seiner  Polarebene  e  ein  Kegel  zweiten  Grades,  etwa 
d*,  welcher  die  zweite  Polare  der  Geraden  D  in  Bezug  auf  die  gege- 
bene Fläche  /*  heisst. 

„Es  giebt  im  Ganzen  100  solche  besondere  Geraden  i),  deren 
zweite  Polare  sich  auf  eine  Gerade  d  reducirt,  d.  h.  wobei  jeuer 
Kegel  d^  sich  auf  seine  Axe  d  reducirt,  so  dass  alle  Polarebeneu 
e  einen  Büschel  um  dieselbe  bilden.*'  Den  100  Geraden  D  ent- 
sprechen jedoch  zusammen  nur  25  Geraden  c?,  indem  jede  der  letzteren  je 
vier  von  jenen  entspricht.  Die  25  Geraden  d  bestehen  aus  den 
10  Kanten  jOj  des  obigen  Pentaeders  und  aus  den  15  Diagonalen 
desselben. 


42 


Vermischte  Sätze  und  Aufeaben. 


Borchardt's  Journal  Band  LV.  S.  356—378. 


Vennischte  Sätze  und  Aufgaben. 

i. 

1.  Zieht  man  durch  irgend  einen  Punct,  p,  in  der  Ebene  einer  all- 
gemeinen Curve  w****  Grades,  C",  beliebige  Geraden^,  B,  C,  . . .  und  be- 
zeichnet ihre  Schnittpuncte  mit  der  Curve  durch  a,  a^,  ...  a«_i;  6,  ij, 
. . .  Ä»_r,  c,  Cj,  . . .  c«-i;  etc.,  und  bildet  die  Producte  aus  den  Abschnitten 
jeder  Geraden  von  diesen  Schnitten  bis  zu  dem  Puncte  p  genommen,  also 
die  Producte  pa,  pa^^  . . .  pun—i;  pb,  pb^^  . . .  pbn^\\  etc.,  so  bleibt  be- 
kanntlich das  Verhältniss  dieser  Producte  constant,  wenn  die  Geraden 
sammt  ihrem  gemeinsamen  Puncte  p  unter  Beibehaltung  ihrer  Richtungen, 
also  jede  sich  selbst  parallel  bleibend,  in  der  Ebene  der  festen  Curve  be- 
liebig verschoben  werden. 

Denkt  man  sich  alle  möglichen  Geraden  durch  den  Punct  p^ 
den  Strahlbüschel,  so  giebt  es  unter  denselben  im  Allgemeinen 
je  2w  Gerade,  deren  Abschnitte  gleich  grosse  Producte  geben. 
Und  insbesondere  giebt  es  unter  denselben  n  solche  Gerade, 
deren  Producte  relative  Minima  sind.  An  die  Stelle  eines  sol- 
chen Minimums  tritt  so  oft  ein  Maximum,  als  die  Curve  ein 
Paar  imaginärer  Asymptoten  hat.  —  Bei  paralleler  Verschie- 
bung des  Strahlbüschcls  behalten  die  nämlichen  Geraden  die 
angegebene  Eigenschaft. 

2.  Nimmt  man  in  jeder  durch  denselben  Punct  p  gehenden  Geraden 
A  denjenigen  Punct  g,  dessen  Abstand  vom  Puncte  p  der  mittlere  Factor 
zwischen  den  vorgenannten  n  Abschnitten  der  Geraden  ist,  so  dass 

2)(f  =  pa,pa^  ,pa^  . . .  pan—\^ 

80  ist  der  Ort  dieses  Punctes  q  eine  Curve  2w**°  Grades,  Q^, 
welche  n  durch  den  Punct  p  gehende  Doppelasymptoten  hat, 
und  welche  die  gegebene  Curve  im  Endlichen  in  2n(n — 1) 
Puncten  r  schneidet,   wo  in  jedem  der  Punct  q  mit  einem  der 


664  VermiBcbte  Sitze  und  Aufgaben. 

n  Schnittpuncte  a,  a,,  ...  a.-i,  etwa  mit  a,  vereinigt  ist,  so 
dasH  alßo  durch  den  boliobigen  Punct  p  im  Allgemeioeo 
2n('t— 1)  solche  Geraden  A  gehen,  in  denen  einer  der  n  Ab- 
schnitte der  mittlere  Factor  zwischen  den  n — 1  übrigen  Ab- 
achnitten  iet,  also 

Durch  die  2M(n— 1)  Puncte  i-  können  Carven  (2«— 2)^"  Grade» 
geben. 

In  den  vorgenannten  besonderen  n  Geraden,  für  welche  das  Prodnct 
der  n  Abschnitte  ein  Minimam  ist  (1.),  ist  aach  der  Abstand  des 
Tuuctes  q  vom  Puncte  p  ein  Minimum,  so  dass  die  Gerade  im 
Puucte  q  auf  dessen  Ortscurve  Q^  normal  steht.  Und  zwar  ist 
solche  Gerade  eine  Doppelnormale  der  Curve,  weil  der  Punct  q  in  jeder 
Geraden  A  immer  doppelt  vorhanden  ist,  zu  beiden  Seiten  vom  Puncte 
^  in  gleichem  Abstände,  so  dass  also  die  Curve  Q^  den  Punct  p  XDm 
Mittelpunct  und  zugleich  zum  vielfachen  singulären  Punct  hat. 

3.  Die  in  (1.)  und  (2.)  angegebenen  Eigenschaften  finden  gleicher- 
weise statt,  wenn  die  gegebene  Cur%'e  C'  durch  beliebige  n  Gerade  ver- 
treten wird.  Seien  z.  B.  drei  Gerade  gegeben,  so  haben  die  durch  einen 
beliebigen  Punct  p  gehenden  Geraden  oder  Transversalen  zu  je  6  und  6 
gleiche  Producte,  und  insbesondere  giebt  es  drei  Transversalen,  deren  Pro- 
ducte  relative  Minima  sind.  Welche  weitere  Beziehung  haben  diese  dni 
Transversalen  unter  sich  und  zu  den  drei  gegebenen  Geraden?  und  welche 
Relation  habcu  jede  der  erstgenannten  sechs  Transversalen  miter  sich? 

4.  Ist  die  gegebene  Curie  nur  ein  Kegelschnitt,  so  verhalten  sieh 
die  Producte  (hier  Kechtecke)  der  Abschnitte  der  darch  irgeod 
eineu  und  denselben  Punct  p  gehenden  Transversalen  wie  die 
Quadrate  der  den  Transversalen  parallelen  Durchmesser  des 
Kegelschnittes.    Demzufolge  verhalten  sich  die  aus  dem  Poncte 


Vermischte  Sätze  und  Aufgaben.  665 

Paar,  so  dass  also  alle  diese  Paare  leicht  zu  finden  sind.  Jedes  Paar 
bildet  in  der  Ellipse  zwei  Sehnen  (reell  oder  ideell);  die  durch  die 
Mitten  dieser  Sehnen  gehende  Gerade  hat  constante  Richtung, 
d.  h.  alle  solche  Geraden  sind  parallel.  Die  vier  Schnittpuncto 
jedes  Paares  mit  der  Ellipse  liegen  in  einem  Kreise;  welchen  Ort  haben 
die  Mittelpuncte  aller  dieser  Kreise?  und  welche  Enveloppe 
haben  die  letzteren? 

b.  Ist  hingegen  der  Kegelschnitt  Hyperbel,  so  haben  von  den 
Transversalen  je  vier  gleiche  Producto.  In  der  That  sind  auch  die  Durch- 
messer der  Hyperbel  zu  je  vier  gleich  gross,  wofern  man  die  imaginären 
Durchmesser  auch  als  reell  annimmt,  oder  die  conjugirte  Hyperbel  mit  in 
Betracht  zieht.  Ein  mit  den  conjugirten  Hyperbeln  concentrischer  Kreis 
schneidet  dieselben  in  den  Endpuncten  von  je  vier  gleichen  Durchmessern. 
Demgemäss  ordnen  sich  nun  auch  jede  vier  Transversalen,  welche  gleiche 
Producte  enthalten,  in  zwei  Paare,  wovon  das  eine  den  zwei  reellen  mid 
das  andere  den  zwei  imaginären  Durchmessern  parallel  ist;  zudem  sind 
die  beiden  Paare  darin  verschieden,  dass  bei  dem  einen  die  Schnittpuncto 
mit  der  Hyperbel  auf  gleicher,  dagegen  beim  anderen  auf  entgegengesetzten 
Seiten  des  Punctes  p  liegen;  die  Paare  wechseln  jedoch  diese  Eigenschaft, 
jenachdem  der  Punct  p  innerhalb  oder  ausserhalb  der  gegebenen  Hyperbel 
liegt.  Jedes  Paar  bildet  mit  jeder  Axe  der  Hyperbel  gleiche  Winkel,  oder 
die  den  Axen  parallelen  Transversalen  hälften  die  Winkel  zwischen  jedem 
Paar  mid  enthalten  die  beiden  Minima  des  Productes.  Die  Geraden, 
welche  beziehlich  durch  die  Mitten  der  in  den  einzelnen  Paaren 
liegenden  zwei  Sehnen  gehen,  sind  sämmtlich  parallel.  Die  vier 
Schnittpuncto  jedes  Paares  mit  der  Hyperbel  liegen  in  einem  Kreis. 
Welches  ist  der  Ort  der  Mittelpuncte  dieser  Kreise?  und  welche 
Enveloppe  haben  die  letzteren?  —  Ist  die  Hyperbel  gleichseitig, 
so  ist  von  den  je  zwei  zusammengehörigen  Paaren,  welche  gleiche  Pro- 
ducte enthalten^  jede  Transversale  des  einen  Paares  zu  einer  des  anderen 
Paares  rechtwinklig;  oder  jede  zwei  zu  einander  rechtwinkligen  Durchmesser 
der  gleichseitigen  Hyperbel  sind  gleich  gross.  Daher  der  folgende  bekannte 
Satz:  „Zieht  man  aus  einem  beliebigen  Punct  p  zwei  zu  ein- 
ander rechtwinklige  Transversalen  durch  eine  gleichseitige 
Hyperbel,  so  enthalten  dieselben  allemal  gleiche  Producte.^ 
Die  Schnittpuncto  solcher  zwei  Transversalen  haben  verschiedene  Lage 
gegen  den  Punct  p  und  liegen  nicht  in  einem  Kreise;  dagegen  ist  jeder 
der  Höhenschnitt  des  durch  die  drei  übrigen  bestimmten  Dreiecks,  u.  s.  w. 
Durch  Umkehrung  ergiebt  sich  unter  anderem  folgendes: 
Wird  ein  beliebiger  Kegelschnitt  von  einem  Kreise  in  vier  Puncten 
ay  b,  Cj  d  geschnitten,  die  ein  vollständiges  Viereck  bestimmen,  so  sind 
von  den  drei  Paar  Strahlen,    welche  die  Winkel   zwischen  den 


ggg  Vermischte  Sitze  und  Aufgaben. 

drei  Paar  Gogenseitcn  (ab  und  cd,  ac  und  bd,  ad  und  bc)  des  Vitr- 
ccks  hälften,  drei  und  drei  parallel,  und  zwar  den  Axen  det 
Eogelschnittos  parallel.  Bleibt  der  Eegelechiütt  und  eine  Seite  de« 
Vierecks,  etwa  ab,  fest,  während  der  Ereis  sich  ändert,  so  bewegt  eich 
die  Gegenseite,  cd,  aich  selbst  parallel;  u.  s.  w. 

Ist  einem  voltständigen  Viereck  ein  Kreis  uniBchriebeD,  so  sind  Ton 
den  Strahlen,  welche  die  Winkel  zwischen  dessen  drei  Paar  G^enaeita 
h&lfton,  drei  und  drei  parallel,  und  mit  denselben  sind  auch  die  Axen  aller 
dem  Viereck  umschriebenen  Eegeischnitte  parallel. 

5.  Werden  aus  einem  beliebigen  Puncto  p  TraDsversaleii 
durch  einen  gegebeneu  Kegelschnitt  gesogen  und  über  den 
Sehnen,  als  Durchmessern,  Kreise  beschrieben,  so  haben  diese 
Kreise  in  Bezug  auf  irgend  einen  anderen  bestimmten  Panct  9 
gleiche  Potenzen,  so  dass  jeder  einen  bestimmten  andereo 
Kreis,  der  diesen  Punct  q  zum  Mittelpuact  hat,  entweder  recht- 
winklig oder  im  Durchmesser  schneidet. 

Der  Punct  q  wird  durch  ii^nd  drei  der  genannten  Kreise  gefnndeD; 
nebstdem  wird  seine  Lage  auch,  wie  folgt,  bestimmt.  Nimmt  man  die  Po- 
Ure  des  Punctes  p  in  Bezug  auf  den  Kegelschnitt  und  errichtet  in  ihrer 
Mitte,  d.  i.  in  dem  Puncte,  in  welchem  sie  von  dem  ihr  conjugirten  Duith- 
messor  getroffen  wird,  die  zu  ilir  Senkrechte,  so  geht  diese  durch  den 
Punct  q.  Und  wählt  man  unter  den  genannten  Sehnen  zwei  solche,  welche 
mit  einer  Axe  des  Kegelschnittes  gleiche  Winkel  bilden,  legt  durch  ihre 
Mitten  eine  Gerade  und  fallt  auf  letztere  aus  dem  Puncte  p  das  Pw- 
pendikel,  so  geht  auch  dieses  durch  den  Punct  q.  —  Ist  der  Kegelschnitt 
Hyperbel,  und  nimmt  man  die  den  Asymptoten  parallelen  Transversal^ 
civitkpa  und  pb,  errichtet  auf  denselben  in  ihren  Schnittpuncten  a,  b  mit 
der  Hyperbel  Perpendikel,  so  treffen  sich  diese  im  Puncto  q.    Also:  Zieht 


Vermischte  Sätze  und  Aufgaben.  gg7 

Jedem  Pimcte  p  in  der  Ebene  eines  gegebenen  Kegelschnittes  ent- 
spricht also  auf  die  angegebene  Weise  irgend  ein  bestimmter  anderer  Punct 
q;  aber  der  letztere  entspricht  in  gleichem  Sinne  vier  verschie- 
denen Puncten  py  welche  die  Ecken  eines  Parallelogramms  sind, 
dessenSeiten  den  Asymptoten  des  Kegelschnittes  parallel  laufen. 

Wenn  der  Punct  j:>  sich  in  einer  Geraden  bewegt,  während  der  Kegel- 
schnitt fest  bleibt,  welche  Curve  durchläuft  dann  der  ihm  entsprechende 
Punct  9?  In  dem  besonderen  Falle,  wo  der  Kegelschnitt  aus  zwei  Geraden 
besteht,  durchläuft  der  Punct  q  eine  Hyperbel,  deren  Asymptoten 
beziehlich  auf  den  Geraden  senkrecht  stehen. 


IL 

1.  Sind  in  gleicher  Ebene  irgend  zwei  Curven,  die  eine 
vom  y*~,  die  andere  vom  j**"  Grad,  in  fester  Lage  gegeben,  und 
bewegen  sich  die  Endpuncte  einer  constanten  Strecke  ab  einer 
Geraden  iS  beziehlich  in  denselben,  so  umhüllt  die  Gerade  eine 
Curve  4p5^'  Classe,  welche  die  im  Unendlichen  liegende  Ge- 
rade Q^  zur  2299-fachen  Tangente  hat. 

2.  Bewegen  sich  die  beiden  Endpuncte  der  constanten 
Strecke  ab  in  einer  festen  Curve  w^*°  Grades,  C*,  so  umhüllt  die 
Gerade  S  eine  Curve  2w(n — 1)*"  Classe,  welche  die  gegebene 
Curve  in  jedem  ihrer  im  Unendlichen  liegenden  n  Puncte  vier- 
punctig  berührt,  und  welche  die  Gerade  G^  zur  n(n — l)-fachen 
Tangente  hat  Demzufolge  giebt  es  in  der  gegebenen  Curve  nach  jeder 
bestimmten  Richtung  nur  je  n(n — 1)  Sehnen  von  irgend  einer  gegebenen 
Lange  ab.  Die  Mitten  solcher  n(n — 1)  gleichen  und  parallelen 
Sehnen  liegen  allemal  in  irgend  einer  Curve  (n — 1)'*°  Grades, 
und  in  gleichen  Curven  liegen  auch  die  nach  gleicher  Seite  hin  liegenden 
Endpuncte  der  Sehnen. 

3.  Ist  die  gegebene  Curve  vom  vierten  Grad ,  C*,  so  umhüllt  die 
constante  Sehne  ah,  oder  ihre  Gerade  S,  eine  Curve  vierundzwanzigster 
Classe.  Beide  Curven  haben  12X24  =  288  gemeinschaftliche  Tangenten, 
wovon  16  auf  die  vier  Asymptoten  der  gegebenen  Curve  fallen,  d.  h.  jede 
Asymptote  zählt  für  vier  gemeinschaftliche  Tangenten;  von  den  272 
übrigen  soll  jede  durch  Sj  bezeichnet  werden.  Berührt  eine  der  letzteren 
die  gegebene  Curve  etwa  im  Puncte  a  und  schneidet  sie  in  den  Puncten 
ß  und  Y,  so  liegt  die  constante  Sehne  entweder  zwischen  diesen  Schnitt- 
puncten,  oder  zwischen  einem  derselben  und  dem  Berührungspunct,  also 
entweder  ist  ß^  =  ab,  oder  es  ist  aß  oder  ay  =  ab.  Im  letzteren  Falle 
berühren  sich  die  Curven  im  Puncte  a  und  dann  zählt  S^  für  zwei  ge- 
meinschaftliche   Tangenten.      Bezeichnet    man    die   Zahl   der   Fälle,   wo 


g3g  Vermischte  Sätze  und  Aufgaben. 

WO  aß  oder  eq  =  ab,  durch  x  und  die  Zahl  der  Fälle,  wo  ^  ^  ah,  danh 
y,  so  ist 

2x+y  =  272. 

Die  Zahlen  x  und  y  zu  ßnden. 

4.  Bewegt  »ich  die  cunstante  Sehne  ai  in  einer  festen  Curve  dritta 
Grades,  C,  so  umhüllt  sie  eine  Curve  zwölfter  Classe,  welche  mit  Jen« 
(iXl2=72  gomeinscliaftliche  Tangenten  hat,  wovon  12  auf  die  dni 
Asymptoten  der  Curve  C  fallen,  und  daneben  noch  60  gemeinfichafUicIie 
Tangenton  iS,  bleiben.  Jede  von  diesen  berührt  die  angegebene  Cnrve  b 
einem  Pahcto  a  und  schneidet  sie  in  einem  anderen  Puncte  ß,  nnd  es  ist 
aß  ^  a&;  aber  dabei  berühron  sich  die  beiden  Curven  im  Poncte  a,  w 
dass  also  S^  für  zwei  gemeinschaftliche  Tangenten  zählt,  und  folglich  nv 
30  solche  <S,  stattÜDden,  d.  h. 

Eine  beliebige  Curve  dritten  Grades  hat  im  Allgemeinen 
je  30  solche  Tangenten,  welche  vom  Berührungspunct  a  bis 
zum  Schnittpunct  ß  genommen  irgend  eine  gegebene  Länge 
ab  haben. 

Betrachtet  man  bei  derselben  gegebenen  Curve .  dritten  Grades  na 
Ortscurven  zugleich,  welche  zwei  verschiedenen  Sehnen  ab  und  a,i,  ent- 
sprechen, so  ergiebt  sich  der  folgende  Satz: 

In  einer  beliebigen  Curve  dritten  Grades  sind  je  60  Tram- 
vorsalen  S  möglich,  welche  dieselbe  in  sntcben  drei  Panctcn 
a,  ß,  f  schneiden,  dass  die  Streciien  aß,  a^  beziehlich  die  ge- 
gebenen Längen  ab,  a,&,  haben. 

Bei  wie  vielen  von  diesen  60  Transversalon  liegen  die  Puncte  ß  nDd 
Y  auf  gleicher  und  bei  wie  vielen  auf  entgegengesetzter  Seite  vom 
Puncte  a? 

5.  Bewegt  sich  eine  constante  Sehne  ab  in  einem  festen  Eegelschnitt, 


Vermischte  Sätze  und  Au^aben.  669 

Für  jede  Länge  der  Strecke  giebt  es  im  Allgemeinen  vier  Lösmigen, 
und  die  Mitten  der  vier  Strecken  liegen  in  einem  Kreise,  und 
alle  Kreise,  die  entstehen,  wenn  die  Länge  sich  ändert,  aber 
der  Punct  p  fest  bleibt,  haben  einen  und  denselben  Mittel- 
punct.^. 

Der  hier  betrachtete  Punct  q  ist  übrigens  der  nämliche  wie  der  oben 
(I.  5.)  gleichbenannte  Punct  und  wird  also  nach  den  daselbst  angegebenen 
verschiedenen  Arten  gefunden. 

IIL 

1.  Jeder  Punct  p  in  der  Ebene  eines  beliebigen  gegebenen  Dreiecks 
ABC  ist  zugleich  der  Mittelpunct  eines  dem  Dreieck  umschriebenen 
Kegelschnittes  P^  und  eines  demselben  eingeschriebenen  Kegelschnittes 
PJ.  Die  Kegelschnitte  sind  jedesmal  von  gleicher  Art,  entweder  beide 
Ellipsen,  oder  beide  Hyperbeln,  oder  beide  Parabeln. 

„Sollen  die  beiden  Kegelschnitte  gleichen  Inhalt  haben, 
oder  sollen  die  Producte  ihrer  Halbaxen  gleich  sein,  so  besteht 
der  Ort  ihres  gemeinsamen  Mittelpunctes  p  aus  zwei  ver- 
schiedenen Curven  dritten  Grades  P'  und  PJ.** 

„Die  eine  dieser  Curven,  P',  ist  in  der  Art  speciell,  dass 
ihre  drei  Asymptoten  sich  in  einem  Puncto  und  zwar  im 
Schwerpunct  des  Dreiecks  schneiden,  und  dass  dieselben  zu- 
gleich Wendetangenten  (Wendeasymptoten)  und  zudem  den 
Seiten  des  Dreiecks  parallel  sind.  Die  drei  hyperbelartigen 
Zweige  der  Curve  liegen  in  den  drei  Räumen  über  den  Seiten 
des  Dreiecks  und  berühren  die  respectiven  Seiten  in  ihren 
Mitten.  Für  jeden  Punct  p  in  dieser  Curve  sind  die  zuge- 
hörigen Kegelschnitte  Hyperbeln." 

„Die  andere  Curve,  PJ,  besteht  aus  zwei  getrennten 
Theilen,  der  eineist  ein  sogenanntes  Oval  und  der  andere 
hat  drei  hyperbelartige  Zweige;  das  Oval  liegt  innerhalb  des 
Dreiecks  und  berührt  dessen  Seiten  in  ihren  Mitten;  der  andere 
Theil  hat  die  Seiten  des  dem  gegebenen  Dreieck  parallel  um- 
schriebenen Dreiecks  zu  Asymptoten  und  seine  drei  Zweige 
liegen  in  den  Scheitelwinkeln  dieses  Dreiecks.  Für  jeden 
Punct />  in  diesem  dreizweigigen  Theil  sind  die  Kegelschnitte 
Ellipsen,  dagegen  für  jeden  Punct  des  Ovals  sind  dieselben 
Hyperbeln." 

Das  Oval  liegt  ganz  innerhalb  derjenigen  Ellipse,  welche  mit  ihm  die 
Seiten  des  gegebenen  Dreiecks  ABC  ebenfalls  in  ihren  Mitten  A^,  jB^,  C^ 
berührt.  Die  drei  Segmente  des  Ovals  über  den  Sehnen  A^B^^  -^i^n 
jB^C,   sind  gleich  gross,  ebenso  wie  die  Segmente  der  Ellipse;  aber  wie 


Q70  Vermischte  S^tie  und  Aufgaben. 

verhalten  Bich  jene  Segmente  zu  diesen?  oder  wie  gross  ist  die  Fllclw 
des  ganzen  Ovals? 

Welchen  Ort  hat  der  Punct  p,  wenn  die  beiden  Kegelschnitte  F, 
P*,  einander  ähnlich  sein  sollen?  (Besteht  der  Ort  aus  vier  Geraden  und 
einer  Curve  vierten  Grades?) 

Wie  viele  Puncte  p  giebt  es,  wenn  beide  Kegelschnitte  irgend  einem 
gegebenen  Kegelschnitt«  ühnlich  sein  sollen?  Giebt  es  im  Allgemeineii 
weniger  als  16  I^ösungen? 

2.  Wenn  zwei  Kegelschnitte  P*  und  F",  den  nämlichen  Mittelpnnctp 
haben,  so  kann  möglicherweise  nur  dann  ein  Dreieck  dem  einen  eiogeschriebeD 
und  zugleich  dem  anderen  umschrieben  sein  (1.),  wenn  dieselben  gleicih 
artig  sind;  ist  also  insbesondere  einer  derselben  ein  Kreis,  so  mnss  da 
andere  eine  Ellipse  (oder  er  kann  auch  ein  Kreis)  sein.  Sobald  aber 
irgend  ein  Dreieck  ABC  etwa  dem  Kegelschnitt  P*  eingeschrieben  nod 
zugleich  dem  Kegelschnitt  P\  umschrieben  ist,  so  findet  alsdann  nach  Pott- 
ceUfs  Satz  allemal  eine  Schaar  solcher  Dreiecke  statt,  die  alle  dem  F"  ein- 
geschrieben und  zugleich  dem  P|  umschrieben  sind.  Nehmen  wir  an,  die 
Kegelschnitte  befinden  sich  in  dioHom  Falle  und  bezeichnen  wir  ihre  Halb- 
axen  beziehlicb  durch  a  und  b,  a,  und  6,,  sowie  femer  jeden  Kreis,  der 
einem  der  Dreiecke  umschrieben  ist,  durch  K*,  seinen  Mittelpunct  durcb 
m  und  seinen  Radius  durch  r,  so  hat  man  unter  anderen  folgende  Sitte: 

a.  Werden  aus  dem  Mittelpnncte  p  auf  die  Seiten  jedes 
der  genannten  Dreiecke  ABC  Perpendikel  a,  ß,  f  gefallt,  so 
ändern  sich  zwar  die  vier  Grössen  «,  ß,  7  und  r  von  einem 
Dreieck  zum  anderen,  aber  ihr  Product  bleibt  constant,  aod 
zwar  ist  es  stets  dem  halben  Product  der  Halbaxen  beider 
Kegelschnitte  gleich,   also 

mß-f  ^  iaba^b,. 

Und  fällt  man  aas  dem  Puncte  p  auf  die  Seiten  derjenigen 


Vermischte  Sätze  und  Aufgaben.  671 

Radius  des  ersteren  der  Summe  oder  dem  Unterschied  der  Halbaxen  der 
letzteren  gleich,  also 

und  so  ist  das  Product  der  aus  dem  Mittelpunct  p  auf  die  Seiten  jedes 
Dreiecks  ABC  gefällten  Perpendikel  constant,  nämlich 

«Pt  =  ¥<^i  K  =  i(«i  ±  ^  )  «1 K  • 
Also:  Beschreibt  man  aus  dem  Mittelpuncte  p  einer  gegebenen 
Ellipse  P\  mit  der  Summe  oder  dem  Unterschied  ihrer  Halb- 
axen einen  Kreis  P',  so  giebt  es  eine  Schaar  Dreiecke,  welche 
dem  Kreis  eingeschrieben  und  zugleich  der  Ellipse  um- 
schrieben sind,  und  sodann  ist  das  Product  der  aus  dem 
Mittelpunct  auf  die  Seiten  jedes  Dreiecks  gefällten  drei  Per- 
pendikel gleich  dem  halben  Product  aus  den  Halbaxen  der 
Ellipse  in  deren  Summe  oder  Unterschied.  Im  Falle,  wo  der 
Radius  a  =  a, — Ä,  genommen  wird,  werden  die  Dreiecke  imaginär,  wenn 
nicht  a>>Äj  oder  a,  >26,  ist.  Ferner  ist  auch  das  Product  der 
aus  dem  Puncto  p  auf  die  Seiten  der  vorgenannten  Dreiecke 
A^Bfi^   gefällten  Lothe  o,,  ßj,  y,  constant,  nämlich 

—  _  a]6[_ 
«.PiTi  —   4(a,dz6J' 

und  für  je  zwei  zusammengehörige  Dreiecke  ABC  und  A^B^C\ 
hat  man  demnach 

und 

Die  den  Dreiecken  ^£C umschriebenen  Kreise  sind  gleich, 
und  ihre  Mittelpuncte  stehen  gleich  weit  vom  Puncte  p  ab; 
ebenso  hat  der  Höhenschnitt  jedes  Dreiecks  ABC  constanten 
Abstand  vom  Puncte  p  und  ebenso  sein  Schwerpunct;   u.  s.  w. 

c.  Ist  hingegen  der  den  Dreiecken  ABC  eingeschriebene  Kegel- 
schnitt P]  ein  Kreis  und  also  der  andere,  P*,  eine  Ellipse,  so  ist  der 
Radius  von  jenem  die  erste  Proportionale  zu  den  beiden  Halb- 
axen der  letzteren  und  deren  Summe  oder  Unterschied,  also 

,  ab 

und  so  sind  die  den  Dreiecken  umschriebenen  Kreise  K^  alle 
gleich,  also  r  constant,  und  zwar 

r=^  =  i(azti); 
auch  ist  der  Abstand  der  Mittelpuncte  m  dieser  Kreise  vom 


672  Vermischte  Sitze  nnd  Aufgaben. 

Mittelpuncte  p    constant,   nämlich   wenn   man   mp'^d   setzt. 

so  ist 

endlich  iet  auch  das  Product  der  drei  Lothe  a„  ß,,.Y,  constant, 
welche    aus    dem    Mittelpuncte    p    auf    die   Seiten   derjenigeD 
Dreiecke   A^B,C,    gefällt  werden,   welche   den  Dreiecken   ABC 
parallel  oiageschrieben  sind,  und  zwar  ist 
_  a\   _        a'b' 

und  die  Mittelpuncte  der  den  Dreiecken  ^£,C,  umschriebenen 
Kreise  stehen  gleich  weit  vom  Puncte  p  ab;  ebenso  haben  die 
Höhe'nschnitte  der  Dreiecke  ABC  gleichen  Abstand  vom 
Puncte  p,  desgleichen  ihre  Schwerpuncte. 

Durch  d* — r'  oder  r' — d'  wird  die  Potenz  des  Punctes  p  in  Bemg 
auf  jeden  der  Kreise  IP  ausgedrückt,  jenachdem  p  ausser-  oder  innerhalb 
IC  liegt,  und  wird  beziehlich  die  aus  p  an  den  Kreis  gelegte  Tangente 
oder  die  durch  p  gehende  halbe  kleinste  Sehne  desselben  durch  t  be- 
zeichnet, so  drückt  auch  t'  dieselbe  Potenz  aus.  Da  nun  nach  Vor- 
stehendem 

ab  =  ±(d*—r'), 
so   ist  also  auch   das  Rechteck  unter  den  H^baxen  der  Ellipse  P*  der- 
selben Potenz  gleich;   zudem  sind  diese  Halbaxen  einzeln 
a^d+r,  und  Ä^±(d — r). 

Sollen  die  Inhalte  der  Ellipse  I"  und  des  Kreises  P|  ein  gegebenes 
Verhältniss  zu  einander  haben,  so  wird  die  Form  der  Ellipse  näher  be- 
stimmt, sowie  auch  das  Verhältniss  der  Kreise  i*J  und  K*  zu  einander, 
und    auch    umgekehrt.     Soll   z.  B.    die  Ellipse  P*   mit    dem    Kreise  P\ 


Vermischte  Sätze  und  Aufgaben.  673 

halten,  und  ihr  Inhalt  muss  dem  des  Kreises  gleich  sein,  oder 
der  Radius  des  letzteren  muss  die  mittlere  Proportionale 
zu  den  Halbaxen  der  ersteren  sein,  also  muss 

a:6  =  3-1-1/5:2,  und  a]  =  ab, 
oder 

a,=ia(—l-hW)  =  ib(l-hyb)  =  a-h 

sein,  und  alsdann  ist  a,  =2r,  und  alle  Kreise  IC  schneiden  den 
Kreis  PJ  rechtwinklig. 

e.  Sieht  man  bei  der  obigen  Betrachtung  (c.)  den  Kreis  JP]  und 
einen  der  Kreise  J5l'  als  gegeben  an,  so  ist  nicht  nur  das  dort  betrachtete 
eine  Dreieck  ABC  dem  ersten  um-  und  dem  anderen  eingeschrieben, 
sondern  es  findet  eine  neue  Schaar  solcher  Dreiecke  statt,  welche  gleicher- 
weise dem  Kreise  PJ  um-  und  dem  Kreise  K^  eingeschrieben  sind.  Oder 
allgemein: 

Befinden  sich  zwei  gegebene  Kreise  K^  und  P*^  in  solcher 
Lage,  dass  zwischen  ihren  Radien,  r  und  a^,  und  dem  Ab- 
stände, dy  ihrer  Mittelpuncte,  m  und  p,  von  einander  die 
Gleichung 

d'  =  r'±2ra, 

besteht,  so  findet  eine  Schaar  Dreiecke  ABC  statt,  welche 
dem  Kreise  ii'  eingeschrieben  und  zugleich  dem  Kreise  PJ  um- 
schrieben sind.     Und  dann  folgt  femer: 

Die  Schaar  Ellipsen  P*,  welche  den  Dreiecken  ABC  re- 
spective  umschrieben  sind  und  mit  dem  Kreise  P^  denMittel- 
punct  ^  gemein  haben,  sind  alle  gleich  (congruent),  ihre  Halb- 
axen sind  d-hr  und  ±(rf — 7»),  so  dass  das  Rechteck  unter  den- 
selben der  Potenz  t^  des  Punctes  p  in  Bezug  auf  den  Kreis  K* 
gleich  ist,  oder  dass  derjenige  Kreis  um  den  Punct  p,  welcher 
von  dem  Kreise  K^  entweder  rechtwinklig  oder  im  Durch- 
messer geschnitten  wird,  mit  den  Ellipsen  gleichen  In- 
halt hat. 

Zieht  man  aus  dem  Mittelpuncte  p  des  eingeschriebenen  Kreises  P] 
Strahlen  nach  den  Ecken  jedes  Dreiecks  ABC  und  errichtet  auf  denselben 
im  Puncto  p  Lothe,  so  treffen  diese  die  den  Ecken  gegenüberliegenden 
Seiten  in  solchen  drei  Puncten,  welche  in  einer  Geraden  5^  liegen:  diese 
Gerade  ist  für  alle  Dreiecke  eine  und  dieselbe;  sie  steht  auf 
der  Axe  pni  senkrecht,  ihr  Abstand  vom  Puncte  p  ist  gleich 
(r' — a] — d^:2dy  und  ihr  Abstand  von  der  Linie  der  gleichen 
Potenzen  der  Kreise  iP  und  PJ  ist  gleich  aj:2rf.  —  Schneidet  ein 
durch  j?  gehender  Strahl  den  Kreis  K^  in  zwei  Puncten,  so  sind 

Sttfotr's  W«rke.    II.  43 


674  Vermischt«  S&Ue'vnd  Aufgaben. 

sio  Ecken  zweier  verschiedenen  Dreiecke  ABC,  and  die  ihnen 
gegenüberliegenden  Seiten  treffen  einander  allem»!  auf  der- 
selben genannten  Geraden  B.  Nämlich  Jeder  Punct  des  Kreises  P 
ist  Ecke  eine«  Dreiecks  ABC;  liegt  er  aber  innerhalb  des  Kreises  f, 
(falb  dieser  jenen  schneidet),  so  sind  die  anliegenden  Seiten  nebet  deo 
beiden  anderen  Ecken  imaginär,  und  nur  die  ihm  gegenüberstehende  Seite 
ist  auch  reell. 

Der  Ort  der  Höhenschnitte  der  Schaar  Dreiecke  ABC  ist 
ein  Kreis,  dessen  Mittelpunct,  q,  in  der  Aze  mp  liegt,  ebento 
ist  der  Ort  ihrer  Schwerpuncte  ein  Kreis,  dessen  MittelpQnct, 
s,  in  der  Axe  liegt;  die  vier  Pnncte  m,  t,  p,  q  liegen  bar- 
monisch,  und  zwar  im  bestimmten  Verhältniss 

ma:^:mq:qp  =  2:1:6:3. 

Die  Seiten  jedes  Dreiecks  ABC  berühren  den  Kreis  i^  in  je  dni 
Vunctea  A^,  B^,  Q;  die  Schaar  Dreiecke  ^,£,C,  haben  den  Höhen- 
schnitt  gemein,  und  derselbe  liegt  in  der  Axe  mp. 

Schneiden  die  gegebenen  Kreise  einander  rechtwinklig,  so 
muss  a,:=2r  sein,  und  dann  haben  die  genannten  Ellipsen  mit 
dem  Kreise  i^  gleichen  Inhalt. 

Sind  insbesondere  die  Kreise  gleich,  so  ist  der  Abstand 
ihrer  Mittelpuncte  von  einander,  d,  der  Seite  des  gleich- 
seitigen Dreiecks  gleich,  welches  einem  derselben  einge- 
schrieben ist,  und  alsdann  haben  die  Ellipsen  gerade  doppelt 
so  grossen  Inhalt  als  Jeder  Kreis.  —  Dieser  Fall  zeichnet  sich  noch 
dadurch  aus,  dass  er  der  einzig  mögliche  ist,  wo  zu  den  swet 
gegebenen  Kreisen  zwei  verschiedene  Schaaren  Dreiecke  ge- 
hören; nämlich  hierbei  giebt  es  eine  zweite  Schaar  Dreiecke,  wel^ 
dem  Kreise  K*  um-  und  dem  Kreise  Fl  eingeschrieben  sind. 


Vermischte  Satze  nnd  Aufgaben.  675 

verhalten.  Sind  a  und  a,,  ß  und  ß,,  y  und  7,,  8  und  8^  die  Abschnitte 
der  Seiten  a,  6,  Cj  d  nach  ihrer  Folge,  so  ist  a7  =  a,Y,  =ß8  =  ß,8,  =r', 
wo  r  der  Radius  des  eingeschriebenen  Kreises  ist.  —  Bleiben  die  Seiten 
des  Vierecks  constant  und  eine  derselben  in  ihrer  Lage  fest,  während  das 
Viereck  verschoben  wird,  so  ändert  sich  der  eingeschriebene  Kreis  und 
sein  Mittelpunct  durchläuft  einen  neuen  Kreis,  dessen  Mittel- 

y  abcd 
punct  in  der  festen  Seite  liegt,  und  dessen  Radius  -*— - —    ist 

Dieser  neue  Kreis  behält  also  dieselbe  Grösse,  mag  von  den  vier  Seiten 
fest  bleiben,  welche  man  will. 

h.  Welche  Eigenschaft  müssen  zwei  Kegelschnitte  im  Allgemeinen 
haben,  damit  jedem  solche  Dreiecke  umschrieben  werden  können ,  welche 
zugleich  dem  anderen  eingeschrieben  sind?  —  Ist  die  Aufgabe  auch  für 
Vierecke,  Fünfecke  etc.  möglich? 

Können  zwei  Kegelschnitte  so  beschaffen  sein,  dass  dem  einen  Drei- 
ecke umschrieben,  welche  dem  anderen  eingeschrieben,  und  zugleich  diesem 
Vierecke  umschrieben,  welche  jenem  eingeschrieben  sind?- 

3.  Unter  den  gesammten  Kegelschnitten,  welche  einem  gegebenen 
Dreieck  umschrieben  sind,  giebt  es  je  eine  Schaar  von  Kegelschnitten,  die 
unter  sich  ähnlich,  oder  die  irgend  einem  gegebenen  Kegelschnitte  ähn- 
lich sind. 

Die  Mittelpuncte  jeder  Schaar  unter  sich  ähnlicher  und 
dem  gegebenen  Dreieck  umschriebener  Kegelschnitte  liegen 
in  einer  Curve  vierten  Grades,  welche  die  Mitten  der  Drei- 
ecksseiten zu  Doppelpuncten  hat,  und  die  Schaar  Kegel- 
schnitte umhüllen  eine  andere  Curve  vierten  Grades,  welche 
die  Ecken  des  Dreiecks  zu  Doppelpuncten  und  nur  vier  Doppel- 
tangenten hat.  —  In  solcher  Kegelschnittschaar  giebt  es  keine  zwei, 
welche  ähnlichliegend  sind. 

Welches  ist  der  Ort  der  Brennpuncte  von  solcher  Kegelschnittschaar, 
und  welche  Curve  wird  von  ihren  Axen  umhüllt? 

Ist  der  gegebene  Kegelschnitt,  dem  die  Schaar  ähnlich  sein  soll,  sehr 
specieller  Art,  wie  Kreis,  gleichseitige  Hyperbel  oder  Parabel,  so  mo- 
dificiren  sich  die  beiden  genannten  Curven  vierten  Grades  wesentlich. 

4.  Jede  Schaar  unter  sich  ähnlicher  und  einem  gegebenen 
Dreieck  ^ßC  eingeschriebener  Kegelschnitte  hat  ihre  Mittel- 
puncte in  irgend  einer  Curve  vierten  Grades.  Sind  die  Kegel- 
schnitte ähnliche  Ellipsen,  so  besteht  die  Ortscurve  ihrer 
Mittelpuncte  aus  vier  getrennten  Theilen,  und  zwar  aus  vier 
Ovalen.  Sind  dieselben  Parabeln,  so  besteht  die  Ortscurve 
aus  vier  Geraden,    nämlich    aus   &«   und   den  drei  Seiten   des 

43* 


676  Vermiechte  Sätze  uad  Aafg&ben. 

dem  gegebenen   Dreieck    parallel  eingeschriebenen   Dreiseits 

Welche  Curve  wird  von  solcher  Schaar  Kegelschnitte  omhüllt?  h 
welcher  Curve  liegen  ihre  Brcnnpuncte,  und  welche  Corve  wird  von  ihren 
Axen  umhüllt? 

Die  Glieder  solcher  Schaar  Kegelschnitte  sind  zo  vier 
und  vier  ähnlich  liegend,  d.  h.  os  gicbt  im  Allgemeinen  je 
vier  dem  gegebenen  Dreieck  eingeschriebene  Kegelschnitte, 
welche  irgend  einem  gegebenen  Kegelschnitte  ähnlich  und 
mit  ihm  ähnlichliegend  sind. 

Sind  die  vier  Kegelschnitte  Elliptsen,  so  sind  ihre  Mittel- 
puncte  allomsl  die  Ecken  eines  vollständigen  Vierockä,  dessen 
drei  Paar  Gegenseiten  sich  in  den  Ecken  des  gegebenen  Drei- 
ecks schneiden.  Und  umgekehrt:  schneiden  sich  die  Gegenseiten 
eines  vollständigen  Vierecks  in  den  Ecken  des  gegebenen 
Dreiecks  und  liegt  eine  Ecke  desselben  innerhalb  desjenigen 
Dreiecks,  welches  diesem  parallel  eingeschrieben  ist,  so  sind 
seine  Ecken  die  Mittelpuncto  von  vier  Ellipsen  genannter 
Art.  —  Ist  eine  Ecke  des  Vierecks  gegeben,  so  sind  die  drei  an- 
deren bestimmt  und  leicht  zu  finden;  denn  die  Gegenseiten  sind  lu 
den  Dreiecksseiten,  welche  ihrem  Schnittpuncte  anliegen,  zugeordnet  har- 
monisch. 

Das  Product  der  Halbaxon  solcher  vier  Ellipsen,  die  dem 
gegebenen  Dreieck  eingeschrieben  und  ähnlich  und  ähnlich- 
liegend sind,  ist  constant  und  zwar  der  vierten  Potenz  der 
Dreiecksfläche  gleich.  Oder  sind  r,  r,,  r,,  r,  die  Radien  der- 
jenigen vier  Kreise,  welche  mit  den  Ellipsen  gleichon  Inhalt 
haben,  so  ist  rt,r,r,  =  A'. 

Jede  Seite  des  Dreiecks,   wie  etwa  AB,   wird  von   den  Ellipsen  in 


Vermischte  »Sätze  und  Aufgaben.  ß77 

aber  dem  Dreieck  umschrieben  sind,  und  ferner  diejenige 
Ellipse,  welche  durch  die  Mitten  der  sechs  Seiten  des  Vier- 
ecks (und  durch  die  Ecken  des  Dreiecks)  geht,  so  ist  das 
Product  der  Halbaxen  der  vier  ersteren,  dividirt  durch  das 
Product  der  Quadrate  der  Halbaxen  der  letzteren,  constant  und 
zwar  gleich  16A'. 

Die  vorstehenden  Sätze,  die  einfachheitshalber  nur  für  die  "Ellipsen 
ausgesprochen  sind,  gelten  analogerweise  auch  für  Hyperbeln. 

Seien  -4,,  J8,,  C^  die  Mitten  der  Seiten  des  gegebenen  Drei- 
ecks ^JSC.  Fällt  man  aus  den  Ecken  irgend  eines  vollständigen 
Vierecks,  dessen  Gegenseiten  sich  in  den  Ecken  des  Dreiecks 
ABC  schneiden,  auf  die  Seiten  desselben  die  Perpendikel  a, 
a,,  a,,  a,;  6,  6,,  J,,  i,;  <?,  Cj,  ^,,  c,  und  ebenso  auf  die  Seiten  des 
Dreiecks  A^B^C^  die  Perpendikel  a,  o,,  o,,  «j-,  ß,  ßj,  ß,,  ß,;  y,  Yn 
Y,,  7,:  so  ist  allemal 

aa,a,a,ßß,ß,ß,YT,LT, 
r'    •  (a+a,+ex,+a,)'(ß-+-ß,+ß,+ß,)'(T+Ti-+-L+Ys)' 


wo  a^,,  6jj,  <?jj  und  a^,  ß^,,  y^,  die  Perpendikel  aus  dem  Schwer- 
puncte  der  vier  Ecken  des  Vierecks  auf  die  Seiten  der  beiden 
Dreiecke  sind,  r  der  Radius  des  dem  Dreieck  ABC  umschrie- 
benen Kreises  und  a,  b,  c  dessen  Seiten.  Die  Vorzeichen  in  den 
Klammem  werden  nach  Umständen  bestimmt. 

5.  Die  Mittelpuncte  aller  gleichseitigen  Hyperbeln, 
welche  einem  gegebenen  Dreieck  ABC  eingeschrieben  sind, 
liegen  in  einem  Kreise,  welcher  den  Höhenschnitt  des  Drei- 
ecks zum  Mittelpunct  hat,  und  welcher  der  äussere  Potenz- 
kreis der  beiden  Kreise  ABC  und  A^B^Cj  ist. 

So  viel  mir  bekannt,  ist  dieser  Satz  neu,  nur  habe  ich  ihn  schon 
vor  zwölf  Jahren  gefunden.  Es  ist  auffallend,  dass  derselbe  so  lange  ver- 
borgen bleiben  konnte,  trotzdem  dass  der  analoge  Satz  über  die  dem 
Dreieck  umschriebenen  gleichseitigen  Hyperbeln  längst  allgemein  be- 
kannt war. 

Einem  spitzwinkligen  Dreieck  kann  keine  (reelle)  gleich- 
seitige Hyperbel  eingeschrieben  sein. 

6.  Die  Axen  aller  einem  gegebenen  Dreieck  eingeschrie- 
benen Parabeln  umhüllen  eine  specielle  Curve  dritter  Classe 


678  VerniKchte  Sstze  und  Aurgsbeo. 

und  vierton  Grades,  welche  die  Gerade  &„  zur  ideellen  Üop- 
pettangente  und  drei  Riickkehrpuncte  hat;  uämlich  die  Curve 
ist  eine  bestimmte  dreispitzige  oder  dreibogige  Hypocycloide; 
ihre  drei  Rückkehrtangenten  treffen  sich  im  Mittelpancte  dea 
dem  Dreieck  umschriebenen  Kreises  unter  gleichen  Winkeln, 
=  120",  and  sind  gleich  lang,  und  zwar  dem  dreifachen  Radias 
des  Kreises  gleich;  die  drei  Riickkehrpuncte  liegen  daher  io 
einem  mit  dem  letzteren  concentrischen  Kreise;  derselbe  ist 
die  Basis  der  Hypocycloide,  und  der  sie  erzeugende  rollende 
Kreis  ist  gerade-  dem  erstgenannten  Kj-eise  gleich.  —  Die  wei- 
teren merkwürdigen  Eigenschaften  dieser  Cycloide  sind  bereits  in  dnen 
früheren  Aufsatze  (Borchardfa  Journal  Bd.  53)")  angegeben. 

7.  Wenn  in  einer  Ebene  ii^end  zwei  Dreiecke  ABC  and  8[93S  ge- 
geben sind,  so  ist  jeder  Punct  p  der  Ebene  zugleich  der  Mittelpunct  von 
zwei  Kegelschnitten  P'  und  P',  die  dem  ersten,  und  von  zwei  Kegel- 
schnitten $'  und  $J,  die  dem  anderen  Dreieck  beziehlich  um-  und  ein- 
geschrieben sind. 

Sollen  entweder  die  beiden  Kegelschnitte 

P*  und  $',    oder    PJ  und  ^J,    oder    P'  nnd  ¥J 
gleichen  Inhalt   oder  gleiches   Axenproduct   haben,   so  ist   der 
Ort   des   Punctes  p   beziehlich    eine   Curve    neunten,    dritten, 
sechsten  Grades. 

Soll  eines  derselben  drei  Paare  ein  gegebenes  Axenpro- 
duct haben,  so  ist  die  Zahl  der  Lösungen  beziehlich  36,'9,  18. 

Welches  ist  der  Ort  des  Punctes  j>,  wenn  die  Kegelschnitt! 
eines  der  nämlichen  drei  Paare  ähnlich  sein  sollen? 

Und  wie  gross  ist  die  Zahl  derXÖsungen,  wenn  die  Kegel- 
schnitte eines  der  drei  Paare  ähnlich  and  ähnlich  liegend 
sein  sollen? 


Vermischte  Sätze  und  Aufgaben.  679 

Schnittpuncte  der  drei  Paar  Gegenseiten  des  Vierecks  liegen  also  immer 
im  gleichen  Zweige  der  Hyperbel  i/',  nämlich  im  erstgenannten.  Unter 
der  Gruppe  Hyperbeln  ist  allemal  eine,  aber  nur  eine  gleichseitig. 

2^  Ist  das  Viereck  so  beschaffen,  dass  der  Schnittpunct  jedes  Paares 
Gegenseiten  in  der  Verlängerung  bloss  einer  Seite  liegt,  oder  dass  von  den 
vier  Puncten  A,  J8,  C,  D  einer  innerhalb  des  durch  die  drei  übrigen  be- 
stimmten Dreiecks  liegt,  so  ist  die  Mittelpunctscurve  M*  Ellipse,  und 
dann  sind  die  Kegelschnitte  JS(P^)  sämmtlich  Hyperbeln,  von  denen  im 
Allgemeinen  wieder  nur  eine  gleichseitig  ist;  sind  insbesondere  zwei  der- 
selben gleichseitig,  so  sind  es  auch  alle  übrigen,  und  alsdann  sind  alle 
Paare  von  Gegenseiten  des  Vierecks  zu  einander  rechtwinklig,  und  auch 
umgekehrt. 

3^  Liegt  insbesondere  einer  der  vier  Eckpuncte  des  Vierecks  im 
Unendlichen,  so  ist  Af'  Parabel  und  B(F')  besteht  aus  Hyperbeln  und 
einer  einzigen  Parabel;  von  den  ersteren  ist  wieder  nur  eine  gleichseitig. 
—  Liegen  zwei  der  vier  Puncte  im  Unendlichen,  so.  besteht  B(P*)  aus 
ähnlichen  und  ähnlichliegenden  Hyperbeln,  deren  Mittelpuncte  in  einer 
Geraden  liegen.  —  Sind  zwei  der  vier  Puncte  imagi&är,  etwa  C  und  D, 
so  ist  M^  entweder  Ellipse  oder  Hyperbel,  je  nachdem  die  ideelle  Sekante 
CD  zwischen  den  Puncten  A  und  B  durchgeht  oder  nicht,  und  dem  ent- 
sprechend besteht  dann  B(P^  nur  aus  Hyperbeln,  oder  aus  einer  Gruppe 
Hyperbeln,  einer  Gruppe  Ellipsen  und  zwei  Parabeln.  Sind  alle  vier 
Puncto  imaginär,  so  ist  J/'  Hyperbel  und  ß(P')  enthält  eine  Gruppe 
Hyperbeln,  eine  Gruppe  Ellipsen  und  zwei  Parabeln.  —  Zur  obigen  ersten 
Form  des  Vierecks  (1^)  gehören  auch  noch  die  zwei  besonderen  Fälle, 
wo  ein  Paar  Seiten  und  wo  zwei  Paar  Seiten  unter  sich  parallel  sind,  und 
wobei  Af '  in  zwei  Gerade  zerfallt. 

Beachtet  man  der  Kürze  halber  bloss  die  beiden  ersten  Formen  (1^ 
und  2°.),  so  sind  folgende  Angaben  zu  machen. 

a.  Die  dem  Viereck  umschriebenen  Kegelschnitte  sind  paar- 
weise einander  ähnlich  (aber  keine  zwei  sind  ähnlich  und  ähnlich- 
liegend). Esgiebt  unter  denselben  zwei  einzelne,  welche  keinem 
anderen  ähnlich  sind;  der  eine  derselben  ist  die  gleichseitige 
Hyperbel,  und  der  andere  ist  beim  Viereck  (1^)  diejenige 
Ellipse,  welche  dem  Kreise  am  nächsten  kommt,  und  beim 
Viereck  (2®.)  diejenige  Hyperbel,  welche  am  meisten  von  der 
gleichseitigen  abweicht.  Die  Geraden,  welche  durch  die  Mittel- 
puncte der  sich  ähnlichen  Paare  gelegt  werden,  sind  sämmtlich 
parallel,  und  mit  ihnen  sind  auch  die  in  den  Mittelpuncten 
der  zwei  einzelnen  Kegelschnitte  an  die  Mittelpunctscurve  AP 
gelegten  Tangenten  parallel.  Die  Mittelpuncte  der  beiden 
einzelnen  Kegelschnitte  sind  somit  die  Endpuncte  eines  Durch- 


ßSO  VeriniKchte  Sätze  und  Aufgkb«n. 

mossers  des  Kegelücbnittes  M^.  Da  nun  der  Mlttelpimct  des  Kegel- 
.  »chnitte«  Jl/',  aowio  der  Mittelpunct  der  geDimiitan  gleichseitigen  Hyperbel 
leicht  zu  finden  ist,  so  gelangt  man  also  auch  leicht  zum  Mittelpunct  der 
am  meisten  von  der  gleichseitigen  abweichenden  Hyperbel  oder  der  dem 
Kreise  am  nächsten  kommenden  Ellipse.  Diese  Ellipse  war  achoD  ürüher 
der  Gegenstand  einer  von  Qergonne  gestellton  Fn^,  welche  ich  im  zweit» 
Bande  des  Cr^^^schen  Journals,  pag.  64*)  beantwortet  habe.  Durch  die 
dortigen  und  gegenwärtigen  Angaben  wird  die  Lage  dieser  Ellipse  voll- 
kommen bestimmt. 

b.  Von  den  dem  Viereck  umschriebenen  EegelachnitteD 
haben  im  Allgemeinen  je-sechs  gleichen  Inhalt  oder  gleiches 
Axenproduct.  Es  giebt  unter  denselben  drei  solche,  deren 
Axcnproducte  relative  Maxima  oder  Minima  sind.  Nämlicb 
beim  Viereck  (!".)  giebt  es  eine  Ellipse,  deren  Inhalt  ein  Mi- 
nimum Ist,  und  zwei  Hyperbeln,  deren  Axenprodocte  relative 
Maxima  sind;  und  beim  Viereck  (2°.)  giebt  es  drei  Hyperbeln, 
deren  Axenproducte  Maxima  sind.  —  Die  Mittelpuncte  dieser  drei 
ausgezeichneten  Eogelscbnitte  zu  finden.  Welches  ist  ihr  Schwerponct? 
Und  welches  ist  ihr  Schwerpunct,  wenn  ihnen  Gevdchte  beigelegt  werden, 
die  sich  verhalten  wie  die  zugehörigen  Axenproducte? 

Unter  der  Schaar  einem  beliebigen  Dreieck  umschriebener 
gleichseitiger  Hyperbeln  giebt  es  drei,  deren  Azen  Maximt 
sind.    Welche  Lage  haben  ihre  Mittelpuncte? 

0.  Einem  beliebigen  vollständigen  Vierseit  3[9€S)  ist  eine  einfache 
Schaar  Kegelschnitte,  £($*),  eingeschrieben;  die  Mittelpunct«  derselben 
liegen  in  einer  Geraden  3R,  welche  durch  die  Mitten  a,  ß,  f  der  drei 
Diagonalen  des  Vicrscits  geht.  Der  im  Unendlichen  liegende  Ponct  der 
Geraden  3R  heisse  8.  Die  Kegelschnitte  ordnen  sich  nach  der  Lage 
ihrer  Mittelpuncte  in  zwei  Gruppen  Ellipsen  und  in  zwei  Gruppen  Hy- 
>erb(Jn.     Die   Strecken    a9   und   -rÖ   der  Geraden  3)!  cntlialten   beziohlicli 


Vermischte  Sätze  und  Aufgaben.  OSl 

anderen  derselben  Gruppe  ähnlich  ist,  sein  Mittolpunct  liegt 
zwischen  den  Mittelpuncten  jedes  Paares  und  sein  Axenver- 
hältniss,  6:a,  ist  ein  Maximum.  In  jeder  Gruppe  Ellipsen 
befindet  sich  also  eine  solche,  welche  unter  allen  dem 
Kreise  am  nächsten  kommt  (oder  insbesondere  selbst  ein  Kreis 
ist),  und  in  jeder  Gruppe  Hyperbeln  giebt  es  eine,  deren  Axen- 
verhältniss  ein  Maximum  oder  ein  Minimum  ist.  —  Diese 
vier  besonderen  Kegelschnitte  zu  finden  oder  die  Lage  ihrer  Mittelpuncte 
anzugeben. 

unter  den  gesammten  Kegelschnitten  B(^')  giebt  es  im 
Allgemeinen  keine  zwei,*  welche  ähnlich  und  ähnlichliegend 
sind;  wenn  es  aber  insbesondere  ein  solches  Paar  giebt,  so  sind 
alsdann  alleübrigen  auchpaarweise  ähnlich  und  ähnlichliegend; 
nämlich  von  den  genannten  je  vier  ähnlichen  Kegelschnitten, 
die  paarweise  zweien  gleichartigen  Gruppen  angehören,  ist 
alsdann  jeder  von  der  einen  Gruppe  einem  von  der  anderen 
Gruppe  ähnlich  liegend.  Dieser  besondere  Fall  findet  statt, 
wenn  zwei  Diagonalen  des  Vierseits  parallel  sind. 

Jedes  Paar  conjugirter  Durchmesser  eines  der  Kegel- 
sclinitte  B(^^  ist  im  Allgemeinen  mit  einem  Paar  conjugirter 
Durchmesser  irgend  eines  der  übrigen  parallel;  daher  haben 
also  die  Kegelschnitte  auch  paarweise  parallele  Axen.  Jeder 
der  Kegelschnitte  hat  aber  ein  besonderes  Paar  conjugirter 
Durchmesser,  welches  mit  keinem  Paar  conjugirter  Durch- 
messer irgend  eines  der  übrigen  parallel  ist,  und  es  giebt 
im  Allgemeinen  zwei  Kegelschnitte,  deren  Axen  dieses  be- 
sondere Paar  sind.  —  Beim  genannten  Falle,  wo  zwei  Diago- 
nalen des  Vierseits  parallel  sind,  hat  jeder  Kegelschnitt 
ein  Paar  conjugirter  Durchmesser,  wovon  der  eine  diesen 
Diagonalen  und  der  andere  der  dritten  Diagonale  pa- 
rallel ist. 

b.  Die  dem  Vierseit  eingeschriebenen  Kegelschnitte 
haben  zu  je  drei  gleichen  Inhalt  oder  gleiches  Axenproduct; 
es  giebt  unter  denselben  zwei,  eine  Ellipse  und  eine  Hyperbel, 
welchen  ein  Maximum  des  Axenproductes  zukommt;  aufweiche 
Weise  die  Mittelpuncte  dieser  zwei  Kegelschnitte  gefunden  werden,  habe 
ich  schon  1844  in  einem  ins  Italienische  übersetzten  Aufsatze  angegeben 
(s.  Bd.  30  d.  Crelle'schen  Journals,  pag.  97)*). 

Unter  der  Schaar  von  Parabeln,  welche  einem  gegebenen 
Dreiseit  eingeschrieben  sind,  befinden  sich  drei,  deren  Para- 


^  Gonf.  Bd.  IL  S.  327  d.  Ausg. 


ßg2  Vermiscbte  Sätie  und  Aufgftbeo. 

mcter  Maxima  sind.     Wolche  Lage   haben   diese  drei   Parabeln,  odet 
wolche  Lage  haben  ihre  Axen  oder  ihre  Brennpuncte? 

10.    a.    Sind   in   gleicher  Ebene  zwei    beliebige  Vierecke 
ABCD   und  ^,£,C,Z),  gegeben,    so  giebt  es  in  den  ihnen  um. 
schriebenen   Kegelschnittbüecheln  B{P^  und  B{P\)   im  Allge- 
meinen nur  ein  Paar,   P'  und  P\,  welche  ähnlich  und  ähnlich- 
liegend  sind;  giebt  es  im  besonderen  Falle  zwei  solche  Paare, 
so  sind   dann    alle  übrigen  Glieder  der  beiden  Büschel  aack 
paarweise  ähnlich  und  ähnlichliegend,  und  alsdann  sind  auch 
die  beiden    Mittelpunctscurven   A/*   und  M*    (8.)   ähnlich   nnd 
ähßlichliegend;  und  umgekehrt,  sobald  diese  letzteren  ähn- 
lich nnd  ähnlichliegend  sind,  ist  auch  jedes  Glied  des  einen 
Büschels    mit    irgend    einem    Gliede    des    anderen    Büscheh 
ähnlich  und  ähnlichliegend,  aber  dabei  brauchen  die  Vierecke 
selbst  einander  nicht  ahnlich  zu  sein. 

b.  Sind  in  einer  Ebene  zwei  beliebige  Vierseite  iUB@S)  nnd 
3I,33[@i^,  gegeben,  so  giebt  es  in  den  ihnen  bezieblich  einge- 
schriebenen Kegelschnittschaaren  SC?*)  und  SC^*)  im  Allge- 
meinen vier  Paare  $*  und  ^'\,  welche  unter  sich  ähnlich  und 
ähnlichliegend  sind.  Sind  im  besonderen  Falle  fünf  Paare 
ähnlich  und  ähnlichliegend,  so  ist  jedes  Glied  der  einen 
Schaar  mit  irgend  einem  Gliede  der  anderen  Schaar.  ähnlich 
und  ähnlichliogend,  und  dann  sind  auch  die  drei  Diagonalen 
und  die  durch  ihre  Mitten  gehende  Gerade  M  (9.)  des  einen 
Vierseits  beziehlich  denen  des  anderen  Vierseits  parallel; 
und  umgekehrt,  sind  die  Diagonalen  und  die  Geraden  M 
und  A/,  beider  Vierseite  beziehlich  parallel,  so  sind  die  Kegel- 
schnitte   ß(?')    und    S(?J)     paarweise    ähnlich    und    ähnlich- 


Vermischte  Satze  und  Aiifß[aben. 


683 


unter  die  gegebenen  Elemente  auch  Normalen  des  Kegelschnittes,  so 
werden  die  Lösungen  schwieriger  und  ihre  Zahl  vermehrt  sich  mit  der 
Zahl  der  Normalen,  so  dass  sie  bis  102  ansteigt.  Setzt  man  die  Zahlen 
der  gegebenen  Puncto,  Tangenten^  Normalen  beziehlich  unter  die  Buch- 
staben Py  Ty  N  und  die  Zahl  der  Lösungen  unter  L,  so  hat  man  für 
die  21  Fälle,  welche  mit  diesen  dreierlei  Elementen  möglich  sind,  fol- 
gende Tabelle: 

PTN  L 


1. 

5 

• 

1 

2. 

• 

5 

1 

3. 

4 

1 

2 

4. 

1 

4 

2 

5: 

3 

2 

4 

6. 

2 

3 

4 

7. 

4 

• 

3 

8. 

• 

4 

3 

9. 

3 

1 

6 

10. 

1 

3 

6 

11. 

2 

2 

8 

12. 

3 

• 

2 

9 

13. 

• 

3 

2 

9 

14. 

2 

1 

2 

14 

15. 

1 

2 

2 

14 

16. 

2 

• 

3 

23 

17. 

• 

2 

3 

23 

18. 

1 

1 

3 

28 

19. 

1 

• 

4 

51 

20. 

• 

1 

4 

51 

21. 

• 

• 

5 

102. 

2.  Werden  die  Ecken  A,  B,  Cy  D  einer  gleichseitigen,  an  der 
Spitze  rechtwinkligen,  dreiseitigen  Pyramide  nach  irgend  einer  Richtung 
auf  eine  beliebige  Ebene  projicirt,  so  ist  die  Frage,  welche  Relation 
zwischen  den  gegenseitigen  Abständen  der  Projectionen  ^,,  jB,  ,  C,,  D^ 
stattfinde? 

3.  Das  Viereck  zu  bilden,  dessen  vier  Seiten  nebst  der  Geraden, 
welche  die  Mitten  des  einen  Paares  Gegenseiten  verbindet,  der  Grösse  nach 
gegeben  sind.  —  Ebenso,  wenn  die  vier  Seiten  und  die  Gerade,  welche 
die  Mitten  der  Diagonalen  verbindet,  gegeben  sind. 

4.  Wenn  in  einer  Ebene  drei  Geraden  Ay  B,  C  in  fester  Lage  ge- 
geben sind,  so   soll   eine  vierte  D  so  gezogen  werden,  dass  die  beiden 


()84  VermiKchte  Sätze  um)  Aufgaben. 

Dreiseite  ACD  und  BCD  gleichen  gegebenen  Inhalt  haben.  —  Diese  Auf- 
gabe iet  geometrisch  lösbar;  die  Zahl  der  reellen  Lösungen  ist  grösser 
oder  kleiner,  jenachdem  der  gegebene  Inhalt  sich  zum  Inhalte  des  gege- 
benen Dreiseits  ABC  verhält.  Giebt  es  im  günetigsten  Falle  sechs  reelle 
Lösungen? 

5.  Sind  in  einer  Ebene  vier  beliebige  Geraden  A,  B,  C,  D  in  fester 
.  Lage  gegeben,  so  soll  eine  solche  fünfte  E  gefunden  werden,  dass  die 
drei  Dreiseite  EDC,  EBB,  EDA  gleichen  Inhalt  haben.  —  Werden  die 
gegebenen  Geraden  verwechselt,  so  findet  die  Aufgabe  vierfach  statt,  aber 
jedesmal  giebt  es  nur  eine  Lösung. 


N  a  c  h  1  a  s  s. 


Geometrische  Betrachtungen  und  Lehrsätze. 


Borchardt's  Journal  Band  LXVI.  S.  237—266. 
(Aus  den  hinterlassenen  Hanuscripten  Steiner^s  mitgetheilt  von  C.  F,  Geiser.) 


Geometrische  Betrachtungen  und  Lehrsätze. 

Gehen  in  einer  Ebene  drei  beliebige  begrenzte  Gerade  aa,  Äß,'^ 
durch  den  nämlichen  Punct  m  und  ist  dieser  die  Mitte  jener  Geraden,  so 
schneiden  sich  sowohl  die  vier  Kreise  ahcy  apy?  ^«j  ^«ß  in  irgend  einem 
Puncte  d,  als  auch  die  vier  Kreise  «ßy,  a^?  ß^«^  T^  in  irgend  einem 
Puncte  6.  Die  Gerade  d8  geht  durch  den  Punct  m  und  wird  in  ihm  ge- 
hälftet;  femer  liegen  die  acht  Endpuncte  der  vier  Geraden  in  irgend  einem 
Kegelschnitte  w',  welcher  die  Geraden  zu  Durchmessern  und  m  zum  Mittel- 
puncte  hat.  Zieht  man  umgekehrt  in  einem  Kegelschnitte  m'  drei  belie- 
bige Durchmesser  aa,  iß,  qf  und  legt  durch  je  drei  Endpuncte  verschie- 
dener Durchmesser  Kreise,  so  schneiden  sich  einerseits  die  Kreise  ahc^ 
aßY,  &Y«,  caß  in  einem  Puncte  d,  und  andererseits  die  vier  Kreise  «ßy, 
tfbc^  ßca^  "^ah  in  einem  Puncte  8.  Beide  Puncte  liegen  auf  dem  Kegel- 
schnitte und  sind  Endpuncte  eines  Durchmessers  desselben.  Durch  je 
drei  gegebene  Durchmesser  ist  also  nicht  nur  der  Kegelschnitt,  sondern  es 
ist  auf  diese  Weise  allemal  noch  ein  vierter,  ihnen  zugehöriger  •  Durch- 
messer bestimmt,  und  zwar  ist  von  solchen  vier  Durchmessern  jeder  von 
den  anderen  dreien  in  der  angegebenen  Weise  abhängig.  Aus  diesem 
Satze  lassen  sich  nachstehende  Folgerungen  ziehen: 

Werden  in  einem  gegebenen  Kegelschnitte  irgend  ein  Punct  c  und 
zwei  beliebige  Durchmesser  aa  und  6ß  angenommen,  so  schneiden  sich 
die  zwei  Kreise  ahc  und  aß^  allemal  in  irgend  einem  neuen  Puncto  d  des 
Kegelschnittes.  Lässt  man  nun  die  Durchmesser  zusammenfallen,  so  folgt 
ferner:  Beschreibt  man  zwei  Kreise,  welche  durch  den  nämlichen  Punct 
c  des  Kegelschnittes  gehen  und  diesen  nebstdem  in  den  Endpuncten  a 
und  a  irgend  eines  Durchmessers  beziehlich  berühren,  so  liegt  auch  der 
zweite  Schnittpunct  d  der  Kreise  auf  dem  Kegelschnitte,  und  umgekehrt, 
legt  man  an  zwei  gegebene  Kreise  irgend  ein  Paar  paralleler  Tangenten, 
an  jeden  eine,  so  giebt  es  immer  einen  Kegelschnitt,  welcher  die  Kreise 

Steiner't  W^rke.    II.  44 


690  Geometrische  Betracbtungen  nnd  Lehraltie. 

mit  den  Tangenten  in  den  nämlichen  Punct«D  a  und  a  berührt,  und  zudem 
durch  die  beiden  Schnittpuucte  c  und  d  der  Kreieo  gebt;  oa  ist  einer 
seiner  Durchmesser.  Aus  desa  vorigen  Satze  zieht  man  leicbt  durch  Um- 
kehrung: 

Sind  zwei  gleiche  parallele  Gerade  ah  und  aß  gegeben,  und  legt  man 
durch  ihre  Endpuncte  beziehlich  irgend  zwei  Kreise,  so  liegen  deren  zwei 
Schnittpuncte  c  und  d  mit  den  Endpuncten  der  Geraden  in  einem  und 
demselben  Kegelschnitte.  Oder:  Zieht  man  in  zwei  gegebenen  Ereiseo 
zwei  parallele  gleiche  Sehnen,  in  jedem  eine,  so  liegen  ihre  Endpuncte 
mit  den  zwei  gemeinschaftlichen  Puncten  der  Kreise  in  irgend  einem  Kegel- 
schnitte. 

Betrachtet  man  in  Ansehung  der  drei  Geraden  oder  Durchmesser  m, 
6ß,  c(  etwa  die  zwei  Kreise  ahc  und  aß^  und  lässt  die  Durchmesser  ip 
und  r[  dem  festen  Durchme.sser  aa.  so  nahe  rucken,  dass  die  EndpUDcte 
b  und  c  als  mit  a,  sowie  ß  und  y  als  mit  et  vereinigt  aozasehea  sini 
so  osculirt  der  erste  Kreis  den  Kegelschnitt  in  a,  der  uidere  Kreis  beiühit 
ihn  in  a,  und  beide  Kreise  müssen  sich  immer,  ausser  in  a  noch  in  iigend 
einem  anderen  Puncte  d  des  Kegelschnittes  treffeu.  Da  der  zweite  Kreis 
durch  die  Bedingung,  dase  er  durch  a  gehen  und  den  K^elschnitt  in  i 
berühren  soll,  bestimmt  ist,  so  etg:iebt  sich  folgende  einfache  ConstmctioD 
des  Krümm  ungskreises  des  Kegelschnittes  m'  in  einem  gegebenen  Puocte 
a:  durch  den  Punct  a  ziehe  man  den  Durchmesser  aa,  lege  durch' seiu 
Endpuncte  einen  Kreis,  welcher  den  gegebenen  Kegelschnitt  m'  in  a  be- 
rührt und  ihn  noch  in  irgend  einem  neuen  Puncte  d  schneidet,  durch 
diesen  Punct  denjenigen  Kreis,  welcher  m'  in  a  berührt,  so  ist  dies  der 
gesuchte  Krümmungskreis.  Durch  Umkehrung  hat  man  femer:  Schneidea 
sich  zwei  gegebene  Kreise  in  zwei  Puncten  a,  d,  und  legt  man  in  a  ao 
den  einen  Kreis  die  Tangente,  und  an  den  anderen  Kreis  eine  parallele 
Tangente,  deren  Berührungspunct  a  heissen  soll,  so  giebt  es  altemal  einen 


Geometrische  Betrachtungen  und  Lehrsätze.  691 

• 

das3  also  die  Tangenten  der  Ellipse  in  den  Ecken  des  Dreiecks  den  resp. 
Gegenseiten  parallel  sind;  zugleich  sind  also  auch  die  Tangenten  der  El- 
lipse in  den  anderen  Endpuncten  a,  ß,  7  der  Durchmesser  beziehlich  den 
Seiten  bcy  ca,  ab  parallel.  Der  .Kreis,  abc  schneidet  die  Ellipse  noch  in 
irgend  einem  vierten  Puncto  d.  Nach  einem  Satze  von  Poncelet  hat  jeder 
durch'  die  Endpuncte  der  Sehne  ad  gehende  Kreis  mit  der  Ellipse  eine 
Sehne  gemein,  welche  der  Sehne  bc  parallel  ist;  und  somit  auch  umge- 
kehrt: die  Endpuncte  jeder  mit  bc  parallelen  Sehne  der  Ellipse  liegen  mit 
den  zwei  festen  Puncten  a  und  d  in  einem  Ejreise.  Da  nun  die  Tangente 
im  Puncto  a  der  Sehne  bc  parallel  ist,  so  berührt  der  durch  a,  d  und  a 
gelegte  Kreia  die  Ellipse  in  a  und  demzufolge  geht  der  die  Ellipse  in  a 
osculirende  Kreis  durch  den  Punct  d.  Gleicherweise  folgt,  dass  die  Krüm- 
mungskreise  der  Ellipse  in  b  und  c  ebenfalls  durch  den  nämlichen  Punct 
gehen.    Also: 

Die  drei  Krümmungskreise  der  Ellipse  in  den  Ecken  eines  ihr  einge- 
schriebenen grössten  Dreiecks  ahc  schneiden  dieselbe  in  einem  und  dem- 
selben Puncto  d  der  Ellipse,  welcher  allemal  mit  den  drei  Ecken  zu- 
sammen in  einem  Kreise  liegt.  Und  umgekehrt  1  durch  jeden  Punct  d 
der  Ellipse  gehen  je  drei  Krüminungskreise  derselben,  welche  sie  in  den 
Ecken  eines  ihr  eingeschriebenen  grössten  Dreiecks  osculiren,  und  zwar 
liegen  diese  Ecken  mit  jenem  Puncto  allemal  in  einem  Kreise.^  Diesem 
Satze  kann  man  noch  folgendes  hinzufügen:  In  Bezug  auf  jeden  Punct 
der  Ellipse  giebt  es  je  drei  solche  Durchniesser  derselben,  oa,  iß,  cr^\ 
welche  von  dem  Puncto  aus  unter  Winkeln  gesehen  werden,  die  beziehlich 
denen  gleich,  sind,  welche  die  Durchmesser  mit  den  ihnen  conjugirten 
Durchmessern  bilden.  Die  nämlichen  drei  Durchmesser  entsprechen  in 
gleichem  Sinne  zugleich  auch  dem  Puncto  8,  dem  anderen  Endpunct  des 
durch  d  gehenden  Ellipsendurchmessers,  und  ihre  Endpuncte,  in  gehöriger 
Ordnung  genommen,  sind  allemal  die  Ecken  zweier  grössten  Dreiecke  abcj 
aßY  in  der  Ellipse,  deren  umschriebene  Kreise  beziehlich  durch  die  Puncto 
dy  S  gehen.  Nämlich  das  Dreieck  aß^  hat  mit  dem  ersten,  abcj  den  Punct 
m  zugleich  zum  Schwerpunct,  und  alles,  was  vom  Dreiecke  abc  und  dem 
ihm  entsprechenden  Puncto  d  gesagt  worden,  gilt  gleicherweise  vom  Dreieck 
aßY  und  dem  Puncto  8. 

ill. 

Da  die  Tangenten  der  Ellipse*  m^  in  den  Ecken  jedes  ihr  eingeschrie- 
benen grössten  Dreiecks  abc  den  resp.  Gegenseiten  parallel  sind,  so  sind 
die  Normalen  in  den  Ecken  zugleich  die  Höhen  des  Dreiecks  und  treffen 
sich  deshalb  in  einem  Puncto  p.  Die  durch  diesen  Punct  gehende  vierte 
Nonnale  der  Ellipse  hat  gerade  den  vorhin  genannten  Punct  8  zum  Fuss- 
punct,  was  übrigens  schon  Joachirmihal  bemerkt  hat.    Wie  ferner  bekannt, 

44* 


392  Oeometrische  Betrtichtiing;en  und  Lehrsitze. 

liegen  die  Fusapunctc  aller  vier  Normalen  oiefi  sammt  dem  Ptmcte  p  und 
dem  Mittelpuncte  m  der  Ellipse  in  einer  gleichseitigen  Hyperbel,  etwa  h\ 
deren  Asymptoten  den  EUipsenaxen  X,  Y  parallel  sind.  Dazu  komnit 
nun  noch,  daas  die  Hyperbel  den  Ellipsenhalbmesser  mS  znm  Dnrchmeascr 
hat,  so  das»  ihr  Mittelpunct  h  in  seiner  Mitte  liegt.  In  diesem  Betracht 
ergiebt  sich,  alles  zusammengefasat,  folgendes: 

Die  je  drei  Normalen  der  Ellipse  m'  in  den  Ecken  jedes  ihr  einge- 
schriebenen grössten  Dreiecks  abc  troffen  sich  in  einem  Piincte  p,  nnd 
die  durch  diesen  Punct  gehende  vierte  Normale  hat  denjenigen  Punct  S 
zum  Fusspuncte,  welcher  mit  den  Ecken  des  Gegendreiecks  «ßy  in  einem 
Kreise  liegt,  oder  dessen  Gegenpunct  d  mit  aic  in  einem  Kreise  liegL 
Durch  die  fünf  Puncte  afcrfp  und  durch  den  Mittelponct  m  der  Ellipse 
geht  eine  gleichseitige  Hyperbel  A',  deren  Asymptoten  allemal  den  Ellipüen- 
axen  X,  Y  parallel  sind,  und  welche  den  Ellipsenhalbmesser  mi  idid 
Durchmesser,  also  ihren  Mittelpunct  h  in  dessen  Mitte  hat.  Die  allen 
grössten  Dreiecken  auf  diese  Weise  entsprechenden  gleichseitigen  Hyperbeln 
haben  demnach  zum  Ort  ihrer  Mittelpuncte  eine  zweite  Ellipse,  etwa  9r|, 
welche  der  gegebenen  m'  ähnlich,  mit  ihr  ähnlich  liegend  nnd  concentrisch 
ist  und  halb  so  grosse  Dimensionen  hat  .als  dieselbe;  auch  sind  sämmt- 
liche  grössten  Dreiecke  abc  dieser  zweiten  Ellipse  umschrieben,  and  nrir 
sind  sie  die  kleinsten  ihr  umschriebenen  Dreiecke,  indem  die  Seiten  der- 
selben in  ihren  Mitten  berührt  werden,  so  dass  also  m*  zugleich  der  Ort 
der  Mitten  der  Seiten  aller  grössten  Dreiecke  in  m'  ist;    und  umgekehrt: 

Zieht  man  durch  die  Mitte  h  irgend  eines  Halbmessers  »»8  der  gege- 
benen Ellipse  m'  zwei  ihren  Axen  parallele  Gerade  und  denkt  sich  d!« 
gleichseitige  Hyperbel  A*,  welche  dieselben  zu  Asymptoten  und  jenen  Halb- 
messer zum  Durchmesser  hat,  so  achneidet  sie  die  Ellipse  ausser  im  Puncte 
5  allemal  noch  in  den  Ecken  abc  eines  derselben  eingeschriebenen  grössteD 


Geometrische  Betrachtungen  und  Lehrsatze.  693 

eotsprechenden  gleichseitigen  Hyperbeln  sind  die  Ecken  eines  der  Ellipse 
w'  eingeschriebenen  Rechtecks,  dessen  Seiten  auf  den  Asymptoten  der  vier 
Hyperbeln  liegen.  Wenn  insbesondere  eine  Ecke  des  Dreiecks  ahc  in  einen 
Axenscheitel  der  Ellipse  w'  fallt,  so  fallen  die  vier  Dreiecke  paarweise 
zusammen,  so  dass  nur  zwei  gleiche  Gegendreiecke  stattfinden,  und  dabei 
geht  die  dem  einen  oder  dem  anderen  derselben  zugehörige  gleichseitige 
Hyperbel  in  zwei  Gerade,  ihre  Asymptoten,  über. 

Anmerkung.  Man  vergleiche  mit  den  Sätzen  dieses  und  des  vorigen 
Paragraphen:  Crelle*B  Journal  Band  30,  „Ijchrsätze  und  Aufgaben"  No.  6 
(Band  n  dieser  Ausgabe  S.  343);  Band  32,  „Sätze  über  Curveii  zweiter 
und  dritter  Ordnung"  No.  1  (Band  II  (Jieser  Ausgabe  S.  375)  und  Band  49, 
„üeber  algebraische  Curven  und  Flächen"  I,  3  (Band  II  dieser  Ausgabe 
8.  624). 

IV. 

So  weit  die  obigen  Sätze  die  gleichseitige  Hyperbel  betreffen,  lassen 
sich  aus  ihnen  folgende,  etwas  allgemeinere  ableiten: 

Der  durch  die  Endpuncte  irgend  eines  Halbmessers  etwa  me  der  ge- 
gebenen Ellipse  m'  und  durch  die  Ecken  irgend-  eines  derselben  einge- 
schriebenen grössten  Dreiecks  abc  bestimmte  Kegelschnitt  ist  jedesmal 
eine  solche  Hyperbel,  deren  Asymptoten  je  einem  Paar  conjugirter  Durch- 
messer der  Ellipse  parallel  sind,  und  welche  allemal  jenen  Halbmesser 
zum  Durchmesser  und  somit  dessen  Mitte  h  zum  Mittelpunct  hat.  Ver- 
bindet man  in  diesem  Sinne  nach  einander  alle  grössten  Dreiecke  mit 
demselben  Halbmesser  me,  so  entsteht  eine  Schaar  concentrischer  Hyperbeln, 
die  me  zum  gemeinsamen  Durchmesser  haben,  und  deren  Asymptoten 
respective  den  gesammten  Paaren  conjugirter  Durchmesser  der  Ellipse  pa- 
rallel sind.  Und  werden  alle  Halbmesser  mit  demselben  Dreieck  abc  ver- 
bunden, so  entsteht  ein  Büschel  von  Hyperbeln,  welche  die  vier  Puncto 
abcm  gemein  haben,  und  deren  Mittelpuncte  in  der  Ellipse  m]  liegen,  mit 
deren  conjugirten  Durchmessern  ihre  Asymptoten  beziehlich  parallel  sind. 
Umgekehrt:  Zieht  man  durch  die  Mitte  h  eines  beliebigen  Halbmessers 
me  der  gegebenen  Ellipse  mit  irgend  einem  Paar  conjugirter  Durchmesser 
derselben  zwei  Gerade  parallel  und  sieht  dieselben  als  Asymptoten  einer 
durch  die  Endpuncte  des  Halbmessers  gehenden  Hyperbel  an,  so  schneidet 
dieselbe  die  Ellipae  ausser  im  Puncto  e  allemal  noch  in  den  Ecken  eines 
ihr  eingeschriebenen  grössten  Dreiecks  abc;  werden  die  Asymptoten  nach 
einander  allen  Paaren  conjugirter  Durchmesser  parallel  angenommen,  so 
erhalt  man  alle  grössten  Dreiecke,  jedes  einmal,  aber  nur  einmal. 

Alle  durch  die  Ecken  und  den  Schwerpunct  m  eines  beliebigen  ge- 
gebenen Dreiecks  gehenden  Kegelschnitte  sind  Hyperbeln;  ihre  Mittel- 
puncte liegen  in  derjenigen  Ellipse  m],  welche  durch  die  Mitten  der  drei 


g94  Geometrischa  Betrachtungen  und  Lehnitie. 

Seiten  geht  und  den  Schworpunct  zum  Mittejpunct  hat,  und  ihre  Asym- 
ptoten sind  oinzeln  den  verschiedenen  Paaren  conjngirtor  Durchmesser 
dioüer  Ellipse  parallel. 


Für  den  besonderen  Fall,  vo  die  gegebene  Ellipse  m*  in  einen  Kieü 
übei^ht,  wobei  alle  grössteu  Dreiecke  gleichseitig  und  congnient  giml, 
modificiren  sich  einige  der  vorstehenden  Sätze. 

Ein  gegebener  Kreis  m*  wird  von  jeder  gleichseitigen  Hyperbel  i', 
welche  irgend  einen  Radius  me  desselben  zam  Durclunesser  hat,  aUemtl 
in  den  Ecken  eines  gleichseitigen  Dreiecks  aie  geschnitten;  oder:  die  Eck« 
jedes  dem  Kreise  eingeschriebenen  gleichseitigen  Dreiecks  liegen  mit  den 
Eudpuucten  me  jedes  beliebigen  Radius  desselben  in  einer  gleichseitigea 
Hyperbel,  welche  den  Radius  zum  Durchmesser  hat  Und  umgekehrt: 
zieht  man  in  einer  gegebenen  gleichseitigen  Hyperbel  irgend  einen  Durcb- 
messer  me  und  beschreibt  mit  demselben  um  einen  seiner  Endpuncte  ■ 
einen  Kreis  m',  so  schneidet  dieser  die  Hyperbel  ausser  im  Pnncte  v  alk- 
mal noch  in  den  Ecken  eines  gleichseitigen  Dreiecks,  welches  den  Pund 
m  Bum  Schwerpunct  hat. 

Von  den  drei  Ecken  jedes   der    gleichseitigen  Hyperbel   eingeschiie- 
beneu  gleichseitigen  Dreiecks  liegen  immer  zwei  mit  dem  Schwerpnnct  m  • 
im  nämlichen  Hyperbelzweig,  und  die  dritte  Ecke  und  der  Punct  e  liegen 
im  uideren  Zweig. 

Jeder  in  der  gegebenen  Hyperbel  beliebig  gewählte  Punct  a  ist: 

1)  Der  Schwerpunct  von  nur  einem  emzigen  eingeschriebeDen  gleicb- 
seitigen  Dreieck; 

2)  ist  er  nur  einmal  Punct  e,  d.  b.  er  liegt  mit  den  Ecken  nur  ein« 
einzigen  solchen  Dreiecks  in  einem  Kreise.  * 

Df^geu  ist  er 


Geometrische  ßetrachtungen  und  Lehrsätze.  695 

VI. 

Hält  man  rücksichtlich  der  anianglich  betrachteten  Geraden  oder 
Durchmesser  oa,  6ß,  qf  etwa  die  drei  Endpuncte  abc  in  ihrer  Lage  fest, 
während  der  Mittelpunct  m  sich  immer  weiter,  und  zuletzt  ins  Unendliche 
entfernt,  wobei  zugleich  auch  die  drei  anderen  Endpuncte  aß^  der  Durch- 
messer ins  Unendliche  fallen,  die  Durchmesser  parallel  werden  und  der 
Kegelschnitt  rn^  in  eine  Parabel  übergeht,  so  bleibt  noch  von  den  dortigen 
vier  Kreisen  abcj  aß-jf,  Ir^ay  caß  nur  der  erste  als  eigentlicher  Kreis  be- 
stehen, wogegen  jeder  der  drei  anderen  in  zwei  Gerade  zerfällt,  wovon  die 
eine  ganz  im  Unendlichen  liegt^  die  andere  aber  durch  den  ihr  zugehörigen 
der  Puncto  abc  geht,  und  zwar  schneiden  sich  diese  drei  Geraden  mit  dem 
Eüreise  abc  zusammen  in  einem  Puncto  d  der  Parabel.  Die  drei  Geraden 
ady  bdy  cd  als  Repräsentanten  der  drei  Kreise  haben  die  Eigenschaft  (und 
sind  dadurch  bestimmt),  dass  sie  die  Durchmesser  unter  gleichen  Winkeln 
schneiden  wie  die  ihnen  beziehlich  gegenüberliegenden  Seiten  des  Dreiecks 
abcy  d.  h.  dass  die  Gerade  ad  und  die  Seite  bc  mit  jedem  Durchmesser 
ein  gleichschenkliges  Dreieck  bilden,  dessen  Grundlinie  im  letzteren  liegt, 
ebenso  bd  und  ac^  cd  und  ab.  Daher  ist  von  den  zwei  Strahlen,  welche 
die  Winkel  zwischen  jeder  Geraden  und  ihrer  Gegenseite  hälften,  der  eine 
zu  den  Durchmessern  senkrecht,  und  der  andere  denselben  parallel.  Daraus 
ergeben  sich  folgende  Sätze: 

Nimmt  man  in  einer  gegebenen  Parabel  irgend  ein  Dreieck  abc  an, 
und  zieht  durch  dessen  Ecken  drei  Gerade  ady  bdy  cd  so,  dass  sie  und  die 
resp.  Gegenseiten  &?,  oc,  ab  mit  den  Parabeldurchmessem  gleiche  Gegen- 
winkel bilden,  so  treffen  sich  die  drei  Geraden  jedesmal  in  irgend  einem 
Puncto  d  der  Parabel,  durch  welchen  zugleich  auch  der  dem  Dreiecke  abc 
umschriebene  Kreis  geht.    Durch  Umkehrung  folgt: 

Liegen  die  Ecken  eines  vollständigen  Vierecks  abcd  in  einem  Kreise, 
so  sind  von  den  drei  festen  Paaren  von  Strahlen,  welche  die  Winkel 
zwischen  den  drei  Paar  Gegenseiten  hälften,  drei  und  drei  parallel,  und 
zwar  sind  sie  beziehlich  den  Axen  (oder  Durchmessern)  der  dem  Viereck 
umschriebenen  beiden  Parabeln  parallel,  so  dass  also  diese  Axen  zu  einander 
senkrecht  sind  wie  jedes  Strahlenpaar.  •Femer  findet  noch  ein  bemerkens- 
werther  Umstand  statt,  dass  die  beiden  Parabelaxen  einander  im  Schwer- 
punct  der  vier  Ecken  des  Vierecks  schneiden;  oder:  der  Schwerpunct  der 
je  vier  Puncto,  welche  eine  gegebene  Parabel  mit  irgend  einem  Kreise  ge- 
mein hat,  fallt  immer  in  die  Parabelaxe.  Auch  wenn  von  den  vier 
Puncton  zwei,  oder  alle  vier  imaginär  sind,  besteht  der  Satz  gleicherweise; 
der  Schwerpunct  bleibt  reell  und  ist  geometrisch  zu  bestimmen.  Insbeson- 
dere folgt  daraus: 

Osculiii  ein  Kreis  die  Parabel  im  Puncto  a  und  schneidet  sie  nächst- 


g96  GeometriBcbe  Betr&chtiu^n  und  Lebrestae. 

dem  im  Puncte  b,  so  wird  die  Sehne  cJ>  vQn  der  Parabelaxe  stets  im  ersten 
Viertel spuncte  e  von  a  aus  gescliQitt«Q,  so  dass  oc  =  |«6  ist;  oder: 

Zieht  man  von  einem  beliebigen  Puncte  a  der  Parabel  diejenige  Sdine 
ab,  welohe  die  Äxe  unt«r  gleichem  Winkel  schneidet  wie  die  zugehörige 
Tangente,  so  ist  die  Sohne  allemal  viermal  so  lang  als  die  bis  ao  die  Aie 
genommene  Tangente,  oder,  so  wird  die  Sehne  von  der  Axe  im  ersten 
Viertelspimcte  geschnitten.     Es  folgt  weiter: 

Befindet  sich  unter  den  Gliedern  eines  Eegelschnittbäschela  ein  Krei^ 
mögen  übrigens  von  den  Gnmdponcten  des  Böschels  alle  vier,  oder  onr 
zwei,  oder  gar  keiner  reell  sein,  so  sind  die  Axen  sämmtliclier  Kegel- 
schnitte in  zwei  Abtheilungen  parallel,  and  zwar  beziehlich  den  Axea  der 
zwei  zum  Btischel  gehörigen  Parabeln  parallel ;  und  die  Mittolponcta  all« 
Kegebchnitte  liegen  in  einer  gleichseitigen  Hyperbel,  welche  die  Azen  der 
beiden  Parabeln  za  Asymptoten  hat.  Sind  alle  vier  Gnmdpuncte  reell, 
so  sind  die  drei  Paar  Gegenseiten  des  durch  sie  bestimmten  Vierecks  als 
specielle  Glieder  des  Bäschels  anzusehen,  sowie  die  ihre  Winkel  hälftenden 
Strahlen  als  ihre  Axen,  was  mit  dem  Vorstehenden  stimmt;  die  Gegen- 
seiten heisaen  conjugirte  gemeinschaftliche  Sehnen  der  Kegelschnitte ;  sind 
zwei  oder  vier  Gnindpuncte  imaginär,  so  bleibt  immer  ein  Paar  conjugirter 
Sehnen  reell. 

Sind  tü>  und  cd  ein  Paar  conjugirter  gemeinschaftlicher  Seimen  eine« 
Kreises  und  irgend  eines  anderen  Kegelschnittes,  so  bilden  sie  mit  jeder 
Axe  des  letzteren  ein  gleichschenkliges  Dreieck,  dessen  Grundlinie  in  da 
Axe  liegt;  und  denkt  man  sich  den  ganzen  Kreisbüschel,  welcher  mit  dem 
Kßgelschaitt  die  erste  Sohne  ab  gemein  hat,  so  müssen  demzufolge  alle 
zweiten  Seimen  cd  unter  sich  parallel  sein,  was  der  oben  citärte  Satz  von 
Ptmcelet  ist.  Weua  insbesondere  aS  Tangente  des  Kegelschnitt«  ist,  diesen 
etwa  in  a  berührt,  so  ist  es  danach  leicht,  unter  den  Kreisen  denjenigen 
zu  bestimmen,  welcher  den  Kegelschnitt  in  a  osculirt;  nämlich  man  zieht 


Geometrische  Betrachtungen  und  Lehrsätze.  697 

0 

den  Puncten  abc  und  bestimmt  sodann  ihre  Endpuncte  a  und  a,  b  und  ß, 
€  und  7  so,  dass  die  je  vier  Puncto  amaa,  imßb,  crm^c  harmonisch  sind, 
(gleichviel  ob  m  oder  a  zwischen  a  und  a  etc.  liege)  so  liegen  die  sechs 
Endpuncte  allemal  in  irgend  einem  Kegelschnitte  abca^^  =  m^y  in  Bezug 
auf  welchen  der  Punct  m  und  die  Gerade  M  sich  als  Pol  und  Polare  ent- 
sprechen. Und  femer:  Wählt  man  auf  der  Geraden  Jtf  ein  Paar  Puncto 
r  und  8  beliebig,  jedoch  beide  reell  oder  beide  imaginär,  so  schneiden  sich 
sowohl  die  vier  Kegelschnitte  rsabc^  rsa^^,  rslr^a,  rsca^  in  einem  Puncto  d  als 
auch  die  vier  Kegelschnitte  rsaß-jf,  rsabc,  rs^a,  rsr^ab  in  einem  Puncto  8, 
und  beide  Puncto  liegen  im  vorgenannten  Kegelschnitt  m',  und  die  durch 
sie  gelegte  Gerade  d3  geht  durch  den  Punct  m  und  wird  von  der  Geraden 
M  in  einem  Puncto  b  so  geschnitten,  dass  dmSb  vier  harmonische  Puncto 
sind.     Und  umgekehrt: 

Sind  in  einer  Ebene  ein  Kegelschnitt  w'  und  irgend  zwei  Puncto  r 
und  5  gegeben,  und  zieht  man  durch  den  Pol  m  der  durch  die  Puncto 
gehenden  Geraden  r«  drei  beliebige  Sehnen  aa,  6ß,  cy  des  Kegelschnitts, 
legt  sodann  durch  je  drei  Endpuncte  verschiedener  Sehnen  und  durch  die 
zwei  gegebenen  Puncto  einen  Kegelschnitt,  was  im  Ganzen  acht  Kegel- 
schnitte giebt,  so  schneiden  sich  dieselben  zu  vier  und  vier  in  zwei  Puncten 
d  und  hy  welche  im  gegebenen  Kegelschnitte  liegen  und  zwar  die  End- 
puncte einer  vierten  durch  denselben  Pol  m  gehenden  Sehne  sind.  Von 
solchen  vier  Sehnen  ist  jede  gleicherweise  durch  die  anderen  drei  bestimmt. 

Dieser  Satz  lässt  sich  noch  mehrfach  umkehren  und  anders  aussprechen, 
und  gewährt  wie  der  beschränktere  in  I.  zahlreiche  Folgerungen. 

Beachtet  man  z.  B.  von  den  acht  Kegelschnitten  nur  die  beiden 
rsabc  =  A^  und  r«mß  =  jB',  und  lässt  den  Endpunct  c  sich  ändern,  wäh- 
rend die  Sehnen  oa,  6ß  sowie  die  gegebenen  Elemente  fest  bleiben,  so  kann 
man  sagen:  Gehen  zwei  Kegelschnitte  A\  B^  beziehlich  durch  rsabj  rsaß 
und  zudem  beide  noch  durch  irgend  einen  Punct  c  des  gegebenen  Kegel- 
schnittes 97»',  so  liegt  auch  ihr  vierter  Schnittpunct  d  stets  in  diesem 
Kegelschnitt.  Oder:  Jeder  durch  rsab  gehende  Kegelschnitt  A^  schneidet 
den  gegebenen  Kegelschnitt  m^  in  zwei  solchen  Puncten  c  und  d^  welche 
mit  den  vier  Puncten  rsaß  in  irgend  einem  Kegelschnitt  B^  liegen.  Da 
aber  vermöge  der  erwähnten  harmonischen  Eigenschaft  die  Sehnen  ab  und 
aß  sowohl  als  aß  und  ba  sich  auf  der  Geraden  M  (==  rs)  schneiden,  etwa 
beziehlich  in  den  Puncten  p  und  q,  so  kann  man  auch  sagen: 

Sind  a  und  a^  b  und  ß,  p  und  q  die  drei  Paar  Gegenecken  irgend 
eines  gegebenen  vollständigen  Vi^seits,  und  nimmt  man  in  einer  der  drei 
Diagonalen,  etwa  in  pq  zwei  Puncto  rs  willkürlich  an,  so  haben  die  drei 
Vierecke  rsaby  rsaß,  oÄaß,  sowie  auch  die  drei  Vierecke  rsa^y  rsba^  aba^ 
die  Eigenschaft,  dass  jede  zwei  Kegelschnitte,  die  je  zweien  derselben  be- 
ziehlich umschrieben  sind,  sich  in  zwei  solchen  neuen  Puncten  c  und  d 


ßOJjt  Geoinetrigche  Betrachtungen  und  LehrsitEe. 

schnoiden,  durch  welche  allemal  auch  ein  dem  dritten  Viereck  umschrie- 
bener Kegelschnitt  geht;  oder  dass  jede  drei  den  Vierecken  resp.  om- 
schricbene  und  durch  irgend  einen  gegebenen  Funct  c  gehende  Keg^ 
schnitte  immer  noch  einen  bestimmten  anderen*  Punct  d  gemein  halwB. 
Oder,  was  im  Grunde  dasselbe  ist:  Ist  ein  beliebiges  Dreieck  antb  gegeben, 
und  bestimmt  man  in  zwei  Seiten  desselben,  etwa  in  nta  und  mb,  injedtr 
i^end  ein  Paar  zu  ihren  Endpimcteu  'zugeordnete  harmoniBcbe  PnncI«, 
rosp.  a,  a  und  b,  ß,  und  nimmt  in  der  dritten  Seite  ab  ein  Paar  PudcU 
rs  willkürlich  au,  so  haben  die  zweimal  drei  Vierecke  nah,  r»i^,  ab^  und 
rsa%  nba,  aha^  die  nämliche  genannte  Eigenschaft 

Wenn  vorhin,  wo  der  Kegelschnitt  m'  gegeben,  die  Sehne  £ß  der 
Sehne  aa  nneadlich  nahe  rückt,  so  folgt: 

Gehen  zwei  Kegelschnitte  Ä^  und  B*  durch  die  gegebenen  Functer 
und  8y  sowie  durch  irgend  einen  Punct  c  des  gegebenen  Kegelschnittes  m', 
und  berühren  sie  diesen  besiehUch  in  den  Endpuncten  o,  a.  irgend  einei 
durch  den  Pol  m  der  Geraden  rs  gehenden  Sehne  aa,  so  ßUlt  ihr  vierte 
Schnittpunct  d  stets  in  den  gegebenen  Kegelschnitt.  Da  die  Tangenten  in 
den  Berührungspuncten  a ,  a  sich  in  irgend  einem  Puncte  p  auf  der  ge- 
gebenen Geraden  r»  treffen,  so  folgt  omgokehrt: 

Sind  zwei  beliebige  Kegelschnitte  A*,  B'  gegeben,  und  legt  man  tst 
irgend  einem  Puncte  p  eine  ihrer  gemeinschaftlichen  Seimen,  etwa  rt,  u 
jeden  eine  Tangente,  die  sie  beziehlich  in  den  Puncten  a  und  a  beröhreo, 
so  giebt  es  allemal  einen  dritten  Kegelschnitt  m',  welcher  sie  in  denselbtD 
Pimcton  berührt  und  zudem  durch  ihre  anderen  beiden  gemeinschaftlidwn 
Puncte  c  und  d  gebt. 

Wenn  im  obigen  ?alIo  die  drei  durch  den  Pol  m  -gehendeD  Sehnes 
oa,  b^;  rj  des  gegebenen  Kegelschnittes  m*  einander  unendlich  nahe  rücken, 
so  dass  die  Endpuncte  b  und  c  als  mit  a,  ß  und  f  als  mit  a  Terdnt  u- 
zusehen,  so  wird  der  Kegelschnitt  m'  von  dem  Kegelschnitte  A*  osculirt, 


Geometrische  Betrachtungen  und  Lehrsätze.  699 

d  kann  übrigens  noch  einfacher  gefunden  werden,  indem  man  die  Geraden 
ra,  sa  zieht,  die  den  Kegelschnitt  m^  zum  zweiten  Male  etwa  in  e^  / 
schneiden,  femer  die  Gerade  e/\  die  der  Geraden  rs  etwa  in  q  begegnet, 
80  trifft  die  Gerade  qa  den  Kegelschnitt  m'  im  Punct  d,) 

Irgend  drei  Puncte  a,  6,  c  des  gegebenen  Kegelschnittes  «>'  und  die  Tan- 
genten Ay  By  C  in  denselben  bestimmen  ein  Paar  zusammengehörige  einge- 
schriebene und  umschriebene  Dreiecke  ahc  und  a^b^c^  (=Dreiseit  ABC)^ 
deren  einander  gegenüberstehende  Seiten  ab  und  6'(=  a,fti)  ac  und  ß,  bc  und 
A  sich  in  drei  Puncten  u,  Vj  iv  einer  Geraden  M  schneiden ,  und  durch 
deren  entsprechende  Ecken  c  und  c,,  b  und  i,,  a  und  a,  drei  sich  in  einem 
Puncte  m  treffende  Geraden  ü,  V,  W  gehen,  welche  beziehlich  die  Polaren 
jener  Puncte  sind ,  sowie  auch  m  der  Pol  der  Geraden  M  ist.  Die  drei 
Geraden  schneiden  den  Kegelschnitt  zum  zweiten  Mal  in  drei  Puncten  y, 
p,  a,  welche  mit  den  zugehörigen  Tangenten  gleicherweise  ein  Paar  zu- 
sammengehörige Dreiecke  aßY,  «jßjYj  bestimmen,  deren  entsprechende  Seiten 
sich  in  denselben  Puncten  u^  v,  w  auf  der  Geraden  M  schneiden,  und 
deren  entsprechende  Ecken  in  den  nämlichen  durch  den  Punct  m  gehenden 
drei  Geraden  i7,  V,  W  liegen. 

Auf  diese  Weise  gehört  also .  zu  jedem  dem  Kegelschnitt  m*  einge- 
schriebenen Dreieck  abc  ein  bestimmter  Pol  m  nebst  dessen  Polaren  M, 
aber  nicht  umgekehrt,  denn  sind  m  und  M  gegeben,  so  gehören  sie  in 
diesem  Sinne  nicht  allein  zu  dem  einen  Dreieck  abc  ,und  seinem  Gegen- 
dreieck aß^if  (nebst  den  zugehörigen  umschriebenen  Drefiecken  a^b^c^^  «iPiTi)? 
sondern  sie  gehören  zugleich  zu  unendlich  vielen  solchen  Dreieckspaaren, 
welche  insgesammt  folgende  Eigenschaften  haben: 

Zu  jedem  Pol  m  und  zu  seiner  Polaren  M  rücksichtlich  des  gegebenen 
Kegelschnittes  m^  gehören  im  angegebenen  Sinne  eine  Schaar  dem  Kegel- 
schnitte eingeschriebener  Dreiecke  abcy  jeder  Punct  des  'Kegelschnittes  ist 
Ecke  eines  solchen  Dreiecks,  aber  nur  eines  einzigen.  Die  sämmtlichen 
Dreiecke  sind  zugleich  einem  bestimmten  anderen  Kegelschnitte  m]  um- 
schrieben, welcher  den  gegebenen  in  zwei  auf  der  Geraden  M  liegenden 
Puncten  berührt,  so  dass  diese  Gerade  die  (reelle  oder  ideelle)  Berührungs- 
sehne  beider  Kegelschnitte  ist.  Liegt  der  Pol  m  innerhalb  des  gegebenen 
Kegelschnittes,  so  sind  die  Berührungspuncte  imaginär,  also  M  die  ideelle 
Beruhrungssehne  der  Kegelschnitte,  aber  in  diesem  Falle  sind  alle  Theilo 
jedes  Dreiecks  reell;  liegt  hingegen  der  Pol  m  ausserhalb  der  Kegelschnitte, 
so  berühren  sich  diese  reell,  und  M  schneidet  sie  in  beiden  Berührungs- 
puncten,  aber  alsdann  ist  von  jedem  Dreieck  nur  eine  Ecke  und  deren 
Gegenseite  reeU,  dagegen  die  anderen  Ecken  und  Seiten  imaginär.  (Hieraus 
folgt  noch  für  die  Hyperbel,  dass  bei  den  ihr  eingeschriebenen  Dreiecken 
vom  grössten  Inhalt  gleicherweise  nur  je  eine  Ecke  und  deren  Gegenseite 
reell,  dagegen  die   zwei  anderen  Ecken  und  Seiten  imaginär  sind.    Die 


7U0  GeonietriDcbe  Betrachtungen  und  LehrsUie. 

rcollen  Seite»  berühren  sämmtlich  eine  zweite  Hyperbel,  welche  die  ge- 
gebene umschliesst,  mit  ihr  die  Asymptoten  gemein,  aber  nur  halb  so 
grosBe  Azen  als  dieselbe  hat.)  Die  Seiten  jedes  Dreiecks  ab,  ac,  bc  wenl»i 
von  dem  zweiten  Kegelschnitt  mf  in  denjenigen  Piinctm  tt,,  e,,  «>,  berolirt, 
in  welchen  sie  von  -den  correspondkenden  Geraden  U,  V,  W  geschnittes 
werden,  so  dass  also  der  BernhrungspUDct  jeder  Seite  und  ihr  Schnitt  mit 
der  Geraden  M  zu  ihren  Endpuncten  sugoordnet  harmonisch  sind,  d.L 
uau^b,  vav^c,  wbw,c  sind  je  vier  harmonische  Puncte;  oder  die  Berühmiigi- 
puncte  sind  auch  in  den  Geraden  U,  V,  W  harmonisch  bestimmt,  oämhch 
werden  diese  von  der  Geraden  M  in  c,  6,  a  geschnitten,  so  sind  cinK|-j, 
bmr,  ß,  aniur,a  je  vier  harmonische  Puncte.  Die  den  Dreiecken  abc  lug» 
hörten  umschriebenen  Dreiecke  o.fi^c^  sind  insgesammt  einem  dritta 
Kegelschnitt  m^  eingeschrieben,  welcher  sich  mit  den  beiden  ersten  in  dat 
nämlichen  zwei  Puncten  auf  der  Geraden  M  berührt. 

Nach  diesen  Angaben  ist  nunmehr  dasjenige  Dreieck  tax,  weichet 
einen  gegebenen  Punct,  etwa  a  zur  Ecke  hat,  leicht  zu  finden.  NämM 
man  legt  in  a  an  den  gegebenen  Kegelschnitt  in?  die  Tangente  Ä,  cob- 
struirt  zu  ihrem  Schnitfpuncte  w  mit  der  gegebenen  Geraden  M  die  PoU« 
W,  welche  durch  den  Pd  m  geht,  den  Kegelschnitt  zum  zweiten  Male  in 
a  und  die  Gerade  J/  in  a  schneidet,  sucht  sodann  zu  den  drei  Pundti 
ams  den  vierten,  a  zugeordneten  harmonischen  Punct  10,,  so  schneidet  die 
Gerade  wie,  den  Kegelschnitt  in  den  beiden  anderen  Ecken  hc  des  ver- 
langten Dreiecks. 

vm. 

Wählt  man  in  der  gegebenen  Geraden  M  zwei  Puncte  r,  s  beliebig, 
so  bestimmen  Hie  mit  den  Ecken  jedes  der  genannten  Dreiecke  nie  je  einen 
Kegelschnitt  (fi^),  welcher  den  gegebenen  Kegelschnitt  m'  noch  in  einen 
vierten  Puncte  d  schneidet,  und  sodann  giebt  es  allemal  drei  Kegelschnitte 


Geometrische  Betrachtungen  und  Lehrsätze.  701 

und  nebstdem  zwei  willkürliche  Puncte  r,  s  gegeben,  so  giebt  es  im  All- 
gemeinen drei  reelle  Kegelschnitte  -4',  ß',  C^  welche  durch  die  drei  Puncto 
gehen  und  den  gegebenen  Kegelschnitt  einzeln  in  drei  Puncten  a^  b,  c 
osculiren,  und  zwar  liegen  diese  drei  Puncte  allemal  mit  den  gegebenen  in 
einem  Kegelschnitte  2)';  femer  sind  die  drei  Osculationspuncto  die  Ecken 
eines  dem  gegebenen  Kegelschnitte  eingeschriebenen  solchen  Dreiecks  abcy 
welches  die  durch  die  Puncte  r«  gehende  Gerade  M  zur  zugehörigen  Po- 
laren hat,  so  dass  seine  Seiten  und  die  Tangenten  in  den  fiegenecken  sich 
auf  dieser  Geraden  schneiden.  Bleiben  die  Puncte  rs  fest^  während  der 
Punct  d  den  gegebenen  Kegelschnitt  m^  durchläuft,  so  entsteht  eine  Schaar 
Dreiecke  ahc,  welche  sämmtlich  die  Gerade  M  zur  Polaren  haben  und 
welche  alle  einem  neuen  Kegelschnitt  m]  umschrieben  sind,  der  den  ge- 
gebenen Kegelschnitt  in  zwei  auf  der  Geraden  inliegenden  Puncten  berührt. 
Dabei  entspricht  also  jedem  Punct  d  ein  bestimmtes  Dreieck  ahc  und  auch 
umgekehrt  Aendem  aber  die  Puncte  r,  s  ihre  Lage  auf  der  festen  Ge- 
raden M  (wobei  die  Schaar  der  Dreiecke  unverändert  bleibt),  so  entspricht* 
im  Allgemeinen  jedem  Puncte  d  ein  anderes  Dreieck  abc  als  zuvor;  bleibt 
insbesondere  einem  Puncte  d  dasselbe  Dreieck  entsprechend,  so  findet 
dasselbe  fiir  alle  statt,  und  zwar  tritt  dieser  Fall  dann  ein,  wenn  das  neue 
Punctenpaar  mit  dem  ersten  zu  dem  Punctsystem  gehört,  in  welchem  die 
Gerade  M  von  dem  Kegelschnittbüschel  B(D^  der  durch  irgend  einen 
Punct  d  und  die  Ecken  des  ihm  zuvor  entsprechenden  Dreiecks  abc  geht, 
geschnitten  wird. 

Sind  die  Puncte  r,  s  und  d  gegeben,  so  ist  das  entsprechende  Dreieck 
qbcy  in  dessen  Ecken  der  gegebene  Kegelschnitt  m'  von  den  genannten 
drei  Kegelschnitten  A\  jB',  C  osculirt  wird,  wie  folgt,  zu  bestimmen: 
Durch  den  Pol  tn  der  Geraden  M(==rs)  ziehe  man  die  Gerade  c?m,  die 
den  gegebenen  Kegelschnitt  m}  zum  zweiten  Male  in  8  und  die  Gerade 
M  m  \>  schneidet,  und  nehme  auf  ihr  den  Punct  h  so  an,  dass  bmA^  vier 
harmonische  Puncte  sind  (dieser  Punct  h  liegt  allemal  in  dem  oben  er- 
wähnten Kegelschnitte  m]).  Femer  suche  man  auf  der  Geraden  M  das- 
jenige Paar  Puncte  x  und  y,  welche  einerseits  zu  den  Puncten  r,  s  zuge- 
ordnet harmonisch  (also  rxsy  harmonisch)  und  andererseits  zugleich  con- 
jugirte  Pole  in  Bezug  auf  den  gegebenen  Kegelschnitt  sind  (so  dass  die 
Polare  X  von  x  durch  y,  und  die  Polare  Y  von  y  durch  x  geht),  und 
ziehe  sodann  die  Geraden  hx  und  hy;  so  giebt  es  einen  Kegelschnitt  A', 
welcher  diese  Geraden  in  den  Puncten  x  und  y  berührt,  zudem  durch  die 
Puncte  tn  und  8  geht,  und  welcher  den  gegebenen  Kegelschnitt  ausser  in 
0  in  den  Ecken  des  gesuchten  Dreiecks  abc  schneidet.  —  Beachtet  man 
in  der  Geraden  M  alle  Paare  conjugirter  Pole  x  und  y  in  Bezug  auf  den 
gegebenen  Kegelschnitt  m^  und  zieht  durch  jedes  Paar  aus  demselben 
Puncte  h  die  Geraden  hx  und  hy^  denen  je  ein  Kegelschnitt  h^  entspricht. 


702  Geometrische  BetraebtnDgen  und  Lchnätze. 

ao  entsteht  eine  Schaar  Kegelschnitt«  A',  welche  die  Pancte  m,  8  gemein 
haben,  und  welche  den  gegebenen  Kegelschnitt  einzeln  in  den  Ecken  der 
voi^nannten  Dreiecke  schneiden.     U.  a,  w. 


IX. 

Schliesslich  ist  zu  bemerken,  dass  auch  die  vorstehende  Betrachtung 
selbst  nur  ein  specieller  Fall  einer  allgemeinen  ist,  wobei  statt  des  Kegel- 
schnittes und  der  Geraden  eine  Curve  dritten  Grades  mit  einem  Doppel- 
puncte  zu  Grunde  gelegt  wird. 

Einer  Curve  dritten  Grades  m*,  welche  einen  Doppelpunct  d  hat,  sind 
unendlich  viele  vollständige  Vierseite  eingeschrieben,  jede  beliebige  Gerade 
ist  Seite  eines  solchen  Vierseits,  aber  nur  eines  einzigen.  Wir  wollen 
jedes  solche  Vierseit  durch  5*,  seine  drei  Paar  Gegenecken  dorcb  a  ood 
a,  b  und  ß,  c  und  ■[  bezeichnen  und  annehmen,  es  liegen  die  drei  Ecken 
abc,  ap^,  ba'),  ca.^  in  je  einer  Seite;  alsdann  enthält  das  Yierseit  die  vier 
Dreiecke  a^i,  abc,  ^a,  -jab.  In  den  drei  Ecken  jedes  solchen  Dreiecb 
wird  die  Curve  von  irgend  einem  Kegelschnitte  berührt;  und  umgekehrt, 
jeder  der  Curve  eingeschriebene  Kegelschnitt  berührt  sie  in  den  Ecken 
eines  solchen  Dreiecks,  und  das  zugehörige  Vierseit  jS^ist  dadurch  bestimmt 
Die  zwei  Tangenten  der  Curve  in  einem  Paar  Gegeneckeo  je  eines  Vier- 
seits treffen  sich  in  irgend  einem  dritten  Puncto  der  Curve;  nn^kehri 
gehen  durch  jeden  Punct  der  Curve  nur  je  zwei  Tangenten,  welche  sie 
anderwärts  berühren,  aber  die  beiden  Beröhrungspunct«  sind  Gegenecken 
von  unendlichen  vielen  Vierseiten  S*. 

Wählt  man  in  der  gegebenen  Curve  m*  zwei  Puncto  r,  s  beliebig, 
legt  durch  sie  und  beziehlich  die  Ecken  der  vier  Dreiecke  aß-f,  abc,  ßor, 
iah  irgend  eines  eingeschriebenen  Vierseits  S*  vier  Kegelschnitte,  so  tieffäi 
sich  diese  allemal  in  einem  Puncto  S  der  gegebenen  Curve,  and  zwar  bleibt 


Geometrische  Betrachtungen  und  Lehrsätze.  703 

din&\i  harmonisch  liegen.  Legt  man  aus  dem  Punct  r  die  beiden  Tangenten, 
etwa  rt  und  rr,,  an  die  Curve,  und  zieht  aus  demselben  die  Strahlen  rd 
und  nn,  so  sind  rdy  rr,  rw,  rr,  vier  harmonische  Strahlen;  gleicherweise 
sind  die  Tangenten  $a  und  89,  und  die  Strahlen  sd,  sm  aus  dem  Puncto  s 
zugeordnet  harmonisch.  Danach  sind  also  die  Strahlen  rm  und  sm  durch 
die  jedesmaligen  drei  übrigen  zu  finden,  und  durch  sie  findet  man  den 
Punct  m;  sodann  wird  durch  die  drei  Puncto  d,  [jl  und  m  auch  der  Punct 
ö  gefunden,  als  vierter,  d  zugeordneter  harmonischer  Punct;  oder  S  ist  der 
einzige  SchnittpuHct  der  Geraden  dm  mit  der  Curve  ausser  d.  Femer  ist 
der  Punct  8  auch  dadurch  bestimmt,  dass  die  Curve  von  einem  Kegel- 
schnitte in  r,  «  und  8  berührt  wird,  öder  wenn  t  der  dritte  Schnitt  der 
Geraden  rs  mit  der  Curve  ist,  dass  die  Tangenten  in  t  und  8  die  Curve 
im  nämlichen  Puncto  schneiden.  Sind  r,  r,  und  cy,  o,  die  Berührungspuncte 
der  aus  r  und  s  an  die  Curve  gelegten  Tangenten,  so  haben  die  Kegel- 
schnitte drsxx;  und  drsocy,  den  Punct  m  zu  ihrem  vierten  Schnittpunct. 
Hat  man  auf  die  eine  oder  andere  Art  den  zu  den  gegebenen  Puncten  r,  s 
gehörigen  Punct  m  gefunden,  so  kann  man  umgekehrt  sagen:  Jeder  durch 
die  vier  Puncto  rf,  r,  s,  m  gehende  Kegelschnitt  schneidet  die  Curve  w' 
noch  in  je  zwei  solchen  Puncten,  deren  zugehörige  Tangenten  sich  in  irgend 
einem  dritten  Puncto  der  Curve  treffen. 

Wird  nebst  den  Puncten  r,  s  noch  ein  beliebiger  dritter  Punct  t  in 
der  gegebenen  Curve  w*  angenommen,  so  giebt  es  im  Allgemeinen  drei  reelle 
Kegelschnitte,  welche  durch  die  drei  Puncto  gehen  und  die  Curve  in  irgend 
drei  anderen  Puncten,  etwa  a,  b,  Cy  beziehlich  osculiren,  und  zwar  liegen  diese 
drei  Puncte  allemal  mit  r,  «,  t  zusammen  in  irgend  einem  Kegelschnitte. 
Legt  man  durch  den  Doppelpunct  d  und  durch  zwei  der  drei  angenommenen 
Puncte  r,  s  und  t^  etwa  durch  r  und  «,  das  Paar  Kegelschnitte  A^  und 
AIj  wovon  der  erste  durch  bc  geht,  und  der  andere  die  Curve  w'  in  a 
berührt,  so  berühren  sich  dieselben  im  Puncte  d;  und  legt  man  ebenso 
durch  die  drei  festen  Puncte  drs  die  zwei  Paar  Kegelschnitte  ß'  und  B] , 
C  und  CJ,  wovon  B^  und  C"  beziehlich  durch  die  Puncte  a  und  c,  a  und 
b  gehen  und  jBJ,  CJ  die  Curve  beziehlich  in  6,  c  berühren,  so  berühren 
sich  dieselben  gleichfalls  im  Puncte  d.  Bleiben  die  Puncte  r^  s  fest,  wäh- 
rend der  Punct  t  die  Curve  m^  durchläuft,  so  ändern  sich  gleichzeitig  die 
drei  Osculationspuncte  a,  b,  c^  sowie  auch  die  eben  genannten  drei  Kegel- 
schnitte A%  jB',  C\  aber  alle  diese  Kegelschnitte  umhüllen  insgesammt  eine 
neue  Curve  dritten  Grades  wf,  welche  mit  der  gegebenen  die  Puncte  r 
und  8y  sowie  den  Doppelpunct  d  und  in  diesem  die  beiden  Tangenten 
gemein  hat.  Der  Berührungspunct  jedes  dieser  umhüllenden  Kegelschnitte 
mit  der  Curve  m]  ist  durch  harmonische  Eigenschaften  bestimmt  und  zu 
finden. 

Anmerkung.    In  der  bereits  citirten  Abhandlung  im  32.  Bande  des 


704  Qeometriache  BetrochtungeD  und  Lehr^tze. 

Q-elle'achßü  Journals*^  fiaden  sich  Andeatungeo,  wie  für  ganz  beliebige 
Cur\-en  dritton  Grades  sich  die  hier  angegebenen  Sätze  gestalten.  Hierher 
gehört  anch  noch,  wie  man  leicht  erkennt,  folgender  Satz:  Sind  ein  voll- 
ständiges Vierseit  S*  und  irgend  zwei  Puncte  r,  a  in  einer  Ebene  beliebig 
gegeben,  so  schneiden  sich  die  vier  Kegelschnitte  rsxßY,  rsabc,  n^a,  rriab 
allemal  in  irgend  einem  Puncto  S,  und  jede  durchdie  acht  Puncte  raabci^ 
gelegte  Curve  dritten  Grades  geht  gleichfalls  dnrch  den  Punct.  8.  Ein 
specieller  Fall  hiervon  findet  sich  in  Qergorme'i  Annalen  Bd.  19  (Band  I 
dieser  Ausgabe  S.  221,  1°.)=  ^^^  den  vier  Dreiecken  oß^i  "^j  ß^c,  7ai 
umschriebenen  Kreise  schneiden  sich  in  einem  Puncte  6. 

X. 

Wenn  auch  die  am  Anfange  der  vorhergehenden  Betrachtung  stehenden 
elementaren  Sätze  durch  Polarisiren  sich  nicht  in  solche  andere  umwandeb 
lassen,  bei  welchen  den  dortigen  acht  Kreisen  wiederum  Kreise  entsprechen, 
so  finden  gleichwohl  gewisse  entgegenstehende  Sätze  statt,  bei  denen  zvir 
die  Kreise  in  viel  grösserer  Anzahl  vorkommen,  aber  au&denen  sich  rucksicht- 
lich des  zu  Grunde  gelegten  Kegelschnittes  analoge  Folgerungen  ziehen  iasseo, 
wie  dort.    Der  hier  an  die  Spitze  zu  stellende  Elementarsatz  ist  folgender; 

Sind  in  einer  Ebene  drei  Paar  parallele  Gerade,  A  und  9,  B  und  S, 
C  und  6  gegeben,  wovon  jedes  Paar,  für  sich  betrachtet,  von  einem  und 
demselben  Puncte  m  gleichweit  absteht,  so  berühren  alle  sechs  Geraden 
irgend  einen  Kegelschnitt  m',  welcher  den  Punct  m  zum  Mittelpunct  hat 
Fasst  man  zunächst  die  vier  Dreiseite  ABC,  ^S6,  ßßSl,  C^UB  ins'  Auge, 
und  bezeichnet  jeden  der  vier  Kreise,  welche  dem  ersten  eingeschrieben 
sind,  durch  K^,  ebenso  jeden  der  vier  Kreise,  welche  den  übrigen  Drei- 
seiten eingeschrieben  sind,  durch  K',  AT,',  Ä'*,  so  hat  jeder  der  vier  Kreise 
Ä'  mit  dem  Kegelschnitte  wt'  ausser  A,  B,  C  noch  eine  vierte  Tangente 
D  gemein,  und  sodann  berührt  diese  Tangeute  allemal  zugleich  noch  je 
einen  der  vier  Kreise  aus  jeder  der   drei   übrigen  Gruppen  A'*,  Ä'',  A','. 


.  ^  Geometrische  Betrachtungen  und  Lehrsätze.  705 

Die  einem  Dreiseit  eingeschriebenen  vier  Kreise  unterscheiden  sich 
in  einen  inneren  und  drei  äussere,  und  die  letzteren  unterscheiden  sich 
näher  dadurch,  dass  jeder  unter  einer  bestimmten  Seite  liegt. 

Fixirt  man  nun  irgend  zwei  der  erstgenannten  vier  Dreiseite,  etwa 
ABC  und  -4336,  welche  die  Gerade  A  gemein  haben,  so  entspricht  in 
jedem  derselben  der  unter  der  Seite  A  liegende  Kreis  dem  inneren  Kreis 
im  anderen  Dreiseit,  und  sodann  entsprechen  sich  die  übrigen  Kreise  ver- 
wechselt, d.  h.  dem  Kreise  unter  B  entspricht  der  Kreis  unter  6,  und  der 
unter  C  entspricht  dem  unter  33.  Diese  Regel  gilt  gleicherweise  für  je 
zwei  zusammengehörige  Dreiseite. 

Oder:  bezeichnet  man  für  einen  Augenblick  bloss  den  inneren  Kreis 
im  Dreiseit  ABC  durch  iC',  dagegen  die  unter  den  Seiten  A^  B,  C  lie- 
genden Kreise  beziehlich  durch  A^,  jB',  C,  femer  ebenso  den  inneren  Kreis 
im  Dreiseit  ^356  durch  K]  und  die  unter  den  Seiten  A,  35,  6  liegenden 
durch  A\,  35%  6?,  so  haben  die  Kreise  A^  und  iTf,  K^  und  A\,  B'  und 
6J,  C  und  33J  je  eine  neue  Tangente  D  mit  dem  Kegelschnitte  m'  ge- 
mein. Und  wenn  man  weiter  auch  die  Kreise  in  den  beiden  Dreiseiten 
53(6  und  cm  gleicherweise  durch  K^  B],  6J,  aj  und  K^  CJ,  SIJ, 
331  bezeichnet,  so  haben  die  je  vier  Kreise  K'A^BlCl,  K^ A'Sdl^l, 
i:*aj5»6J,  Kl^l^]C'  mit  dem  Kegelschnitt  m'  eine  Tangente  D  ge- 
mein. 

Dabei  haben  je  zwei  sich  entsprechende  Kreise  irgend  eine  der  sechs 
gegebenen  Geraden  ^jBC933@  zur  gemeinschaftlichen  Tangente,  und  als- 
dann ist  D  aUemal  die  derselben  conjugirte  gemeinschaftliche  Tangente 
dei*  Kreise,  d.  h.  sie  sind  entweder  die  beiden  äusseren  oder  die  beiden 
inneren  gemeinschaftlichen  Tangenten  der  letzteren.  Daher  kann  man  im 
Einzelnen  auch  sagen: 

Haben  zwei  Dreiseite  ABC  und  -4336  die  Gerade  A  gemein  und  sind 
ihre  übrigen  Seiten  beziehlich  parallel,  also  die  Dreiseite  ähnlich,  und  legt 
man  an  jedes  der  vier  Kreispaare  K^  und  A],  A^  und  iC',  B^  und  (5J, 
C  und  33 J,  wovon  jedes  A  zur  gemeinschaftlichen  Tangente  hat,  die 
dieser  Tangente  conjugirte  gemeinschaftliche  Tangente  i>,  was  vier  ver- 
schiedene Gerade  D  giebt,  so  berühren  diese  vier  Gerade  und  die  Seiten 
beider  Droiseite  zusammen  irgend  einen  Kegelschnitt  m',  dessen  Mittel- 
punct  fii  in  derjenigen  Geraden  liegt,  welche  die  Gegenecken  der  Seite  A 
in  beiden  Dreiseiten  verbindet. 

XL 

Die  Folgerungen  aus  diesem  Satze  sind  noch  zahlreicher  als  diejenigen 
aus  dem  Satze  in  L,  es  mögen  aber  von  denselben  nur  wenige  hier  Platz 
finden. 
•     Sieht  man  den  Kegelschnitt  m^  als  gegeben  an,  bezeichnet  die  Be- 

Steiner'i  Wsrke.    IL  45 


706  Geometrische  BetTkehtangeii  und  LebTslUe. 

röhningspimcte  der  sechs  Tangenten  A^B^OS,  durch  aoißqf  und  faagt 
etwa  die  beiden  Dreiseite  ABC  und  £9@  ins  Äuge,  deren  Edten  besteh- 
lieh  a,b,c,  und  6,0,-):,  heissen  sollen,  so  sind  zunächst  folgende  zwei  Greni- 
lalle  zu  betrachten: 

1)  Bleiben  die  Tangenten  A,  B  fest,  also  auch  die  ihnen  paralleleo 
91,  S,  während  die  Tangente  C  sich  A  nähert,  bis  sie  auf  dieselbe  fällt, 
und  gleichzeitig  auch  @  auf  8,  so  reduciren  sich  die  Kreise  K',  B'  beide 
auf  die  Ecke  c„  ebenso  K',  £*  auf  die  Ecke  f,,  und  die  Kreise  A\  C 
berühren  beide  die  Tangente  A  nebst  dem  Kegelschnitte  m'  im  Poncte 
a,  und  ebenso  berühren  die  Kreise  31',  Q.\  die  Tangente  %  und  den  Kegel- 
schnitt im  Functe  a.  In  diesem  Falle  sind  aber  die  auf  einander  lie- 
genden Seiten  A  und  C,  S  und  6  nicht  mehr  zu  unterscheiden,  also  anct 
nicht  die  unter  ihnen  liegenden  Kreise  A'  und  C\  9*  und  @* ;  indessen 
sind  die  letzteren  dadurch  zu  erkennen,  dass  jenachdem  die  beiden  B^ 
rührungspunctfl  a,  a  auf  gleichen  oder  auf  ent^gengesetzten  Seiten  der 
Tangente  B  liegen,  dann  auch  die  sich  entsprechenden  Kreise  A'  und  @', 
C*  und  9^  beziehlich  auf  gleicher  oder  auf  entg^engesetzter  Seite  iQ 
Rucksicht  der  parallelen  Tangenten  A,  ü  liegen;  and  zwar  findet  du 
Eine  oder  das  Andere  statt,  jenachdem  der  Kegelschnitt  Ellipse  oder 
Hyperbel  ist. 

2)  Bleiben  dagegen  die  Tangenten  A,  C  fest,  also  auch  9,  @,  während 
die  Tangente  B  sich  der  A  nähert,  bis  sie  mit  ihr  zusammenfällt,  so  re- 
ducirt  sich  jeder  der  Kreise  K\  C  auf  die  Ecke  6„  und  die  Kreise  A', 
B*  berühren  beide  die  Tangent«  A  und  den  Kegebchnitt  im  Puncte  a; 
zugleich  werden  andererseits  die  Kreise  93*,  3[|  unendlich  gross,  und  die 
Kreise  £,',  6|  einander  gleich.  Auch  in  diesem  Falle  sind  weder  die 
Kreise  A*  und  B^  noch  K\  und  @'  zu  unterscheiden,  indessen  sind  die 
sich  entsprechenden  Kreise  ß'  und  K\,  A*  und  6J  dadurch  bestimmt, 

'  auf  die  sich  kreuzenden  Geraden  A  und  C,  9  und  S 


Geometrische  Betrachtungen  und  Lehrsätze.  707 

Kegelschnitte  eine  neue  Tangente  D  gemeio,  wofern  jedes  Paar,  in  Rück- 
sicht der  parallelen  Tangenten  A  und  21  entweder  gleichliegend  oder  un- 
gleichliegend ist,  jenachdem  die  Puncte  a  und  a  beziehlich  auf  gleichen 
oder  auf  verschiedenen  Seiten  der  Tangente  B  liegen.  —  Oder:  Sind  zwei 
parallele  Gerade  A  und  9,  in  jeder  irgend  ein  Punct  a  und  o,  sowie  eine 
sie  schneidende  beliebige  dritte  Gerade  B  gegeben,  und  beschreibt  man 
diejenigen  vier  Kreise,  von  denen  zwei  die  A  im  Puncte  a,  die  zwei  an- 
deren die  9  im  Puncte  a  und  zudem  alle  vier  die  Gerade  B  berühren, 
und  legt  sodann,  jenachdem  die  PunOte  a^  a  auf  gleicher  oder  auf  ver- 
schiedenen Seiten  von  B  liegen,  beziehlich  an  je  zwei  auf  gleicher  oder 
auf  ungleichen  Seiten  der  Parallelen  Aj  9  liegende,  nicht  zusammengehö- 
rige Kreise  die  der  B  conjugirte  gemeinschaftliche  Tangente  D,  was  zwei 
D  giebt,  so  giebt  es  allemal  irgend  einen  Kegelschnitt  wi',  welcher  A  und 
21  in  den  gegebenen  Puncten  a.  und  a,  und  nebstdem  auch  B  sowie  die 
beiden  D  berührt.  —  Oder:  Legt  man  an  zwei  gegebene  Kreise  (etwa 
-4*,  6J)  ein  Paar  conjugirte  gemeinschaftliche  Tangenten  B  und  D,  sowie 
irgend  ein  Paar  parallele  Tangenten  A  und  9(,  an  jeden  eine,  die  sie  in 
den  Puncten  a  und  a  berühren,  so  giebt  es  jedesmal  einen  Kegelschnitt, 
welcher  die  Kreise  in  diesen  Puncten  aj  a  und  nebstdem  auch  die  beiden 
gemeinschaftlichen  Tangenten  berührt. 

'2*»)  Ist  einem  gegebenen  Kegelschnitte  irgend  ein  Parallelogramm 
-4CS16  umschrieben,  ist  a  der  Berührungspunct  der  Seite  A,  und  be- 
schreibt man  diejenigen  zwei  Kreise  A^  und  JB',  welche  A  im  Puncte  a  und 
zudem  auch  C  berühren,  sowie  femer  diejenigen  zwei  Kreise  K^  und  (SJ, 
welche  die  drei  Seiten  ^SKS  berühren,  so  hat  jedes  der  beiden  Kreispaare 
A*  und  @J,  B^  und  K^  mit  dem  Kegelschnitte  eine  neue  Tangente  D 
gemein,  wofern  nämlich  diese  Paare  rücksichtlich  der  sich  kreuzenden  Ge- 
raden A  und  Cy  31  und  @  in  einander  entsprechenden  oder  nicht  ent- 
sprechenden Winkeln  liegen,  d.  h.  jenachdem  der  Kegelschnitt  beziehlich 
Ellipse  oder  Hyperbel  ist.  —  Auch  dieser  Satz  kann  noch  auf  zwei  Arten 
umgekehrt  worden,  wie  der  vorige. 


xn. 

Lässt  man  nun  weiter  im  ersten  Falle  (1)  oder  1*»))  die  Tangente  B 
der  festen  Tangente  A  sich  nähern,  bis  sie  mit  ihr  zusammeniallt,  so  re- 
ducirt  sich  auch  noch  einer  der  Kreise  A^  oder  C,  etwa  C  auf  den 
Punct  a,  wogegen  der  andere  A^  den  Kegelschnitt  in  diesem  Puncte  os- 
culirt;  zugleich  wird  der  dem  Kreise  C^  entsprechende  Kreis  31'  unendlich 
gross,  nämlich  er  zerfallt  in  die  Geraden  31  und  ö«,  während  der  Kreis 
&^  immerhin,  wie  zuvor,  die  Tangente  31  sammt  dem  Kegelschnitt  im 
Puncte  a  berührt;  dabei  behalten  die  Kreise  A^  und  6'  mit  dem  Kegel- 

45* 


706  Geometrische  Betrachtungen  tmd  Lehrsätu. 

schnitte  die  vorgenanDte  Taogent«  D  gemeiii.  Daraas  ergiebt  sich  also 
ein  dem  obigen  analoges  Verfahren,  den  Ernnmtnngskreis  des  Kegel- 
schnittes in  ii^nd  einem  gegebenen  Puncte  a  desselben  za  finden.  Näm- 
lich: man  lege  im  gegebenen  Fanct  a  und  im  anderen  Endpnnct  a  des 
durch  ihn  gehenden  Durchmessera  Tangenten  Ä,  Vk  v^  den  Kegelschnitt, 
beschreibe  hierauf  den  Kreis,  welcher  die  Tangente  31  im  Pnncte  et  und 
zugleich  auch  die  Tangente  A  berührt,  so  hat  derselbe  noch  irgend  eue 
vierte  Tangente  D  mit  dem  Kegelschnitte  gemein,  und  beschreibe  sodann 
denjenigen  Kreis,  welcher  die  Tangente  D  und  nebstdem  die  Gerade  A 
im  Puncte  a  -berührt,  so  osculirt  er  hier  den  Kegelschnitt  imd  ist  der 
verlangte  Erümmungskreis. 

Und  umgekehrt:  Sind  A  und  D  zwei  conjugirt«  gemeinschafüiclie 
Tangenten  zweier  gegebenen  Kreise  A*  tmd  8',  berührt  A  den  ersteo 
Kreis  in  a,  und  legt  man  an  den  zweiten  Kreis  die  mit  A  parallele  Tan- 
gente, welche  ihn  in  a  berührt,  und  beschreibt  sodann  den  Kegelschnitt, 
welcher  die  Kreise  in  den  genannten  Puncten  a,  a  und  zudem  auch  noch 
die  Gerade  D  berührt,  so  osculirt  derselbe  den  Kreis  A*  im  Puncte  o. 
Der  Kegelschnitt  ist  Ellipse  oder  Hyperbel,  jenachdem  A  und  D  äussere 
oder  innere  gemeinschaftliche  Tangenten  der  Kreise  sind. 


xni. 

Einem  beliebigen  Kegelschnitte  können  ipsbesondere  solche  Dreiecke 
umschrieben  sein,  deren  Seiten  von  ihm  und  von  drei  dem  Dreieck  einge- 
schriebenen  Kreisen  in  den  nämlichen  Puncten  berührt  werden.  Und  ist 
umgekehrt  ein  beliebiges  Dreiseit  gegeben,  so  giebt  es  vier  ihm  einge- 
schriebene Kegelschnitte,  welche  seine  Seiten  mit  je  drei  der  ihm  einge- 
schriebenen vier  Kreise  in  den  gleichen  Puncten  berühren.  Behalten  wir 
die  vorige  Bezeichnung  der  vier  Kreise,  die  einem  beliebigen  Dreiseit  ABV 

:IlJ 


Geometrische  Betrachtungen  und  Lehrsätze.  709 

perbeln.  Die  Ellipse  liegt  innerhalb  des  Dreiseits;  von  jeder  Hyperbel 
liegt  ein  Zweig  in  einem  Scheitelwinkel  des  Dreiseits  und  berührt  dessen 
Schenkel,  also  die  Verlängerungen  der  betreffenden  beiden  Seiten,  der  an- 
dere Zweig  liegt  unt<5r  der  jedesmaligen  dritten  Seite  und  berührt  sie. 
Um  die  je  drei  Puncte,  in  welchen  die  Seiten  von  einem  der  vier  Kegel- 
schnitte berührt  werden,  leicht  und  sicher  zu  erkennen,  dient  folgendes 
Merkmal : 

Die  vier  Puncte,  in  welchen  jede  Seite  berührt  wird,  liegen  paarweise 
gleich  weit  von  ihrer  Mitte  ab.  Sind  a,  ß,  7  die  Mitten  der  Seiten  Äy  B, 
C,  80  ist 

ot^  =  aa     und     ab  =  ac;    ^k^  =  ßij     und     ßa,  =  ß<?, ; 

T*8  =  ifc,  und  ^a^  =  ^b^. 
Geht  man  nun  von  den  drei  Berühruiigspuncten  eines  der  Kreise  aus, 
und  nimmt  diejenigen  Puncte,  welche  mit  ihnen  gleich  weit  von  den  Mitten 
abstehen,  so  hat  man  die  drei  Berührungspuncte  eines  der  vier  Kegel- 
schnitte, so  dass  also  in  dieser  Hinsicht  jedem  Kreis  ein'  bestimmter  Kegel- 
schnitt entspricht,  und  zwar  entsprechen  sich 

K'  und  E\    Ä'  und  H\    B'  und  J7,%     C»  und  Hl 

Aus  dieser  gegenseitigen  Lage  der  Berührungspuncte,  verbunden  mit 
dem  Umstände,  dass  die  in  den  Mitten  a,  ß,  y  auf  die  Seiten  errichteten 
Lothe  sich  im  Mittelpunct  N  des  dem  Dreiseite  umschriebenen  Kreises 
N^  treffen,  folgt  zugleich,  dass  auch  die  Normalen  jedes  Kegelschnittes  in 
dessen  drei  Berührungspuncten  sich  in  einem  Puncte  treffen  müssen,  welcher 
allemal  mit  dem  Mittelpuncto  des  entsprechenden  Kreises  und  mit  dem 
Puncto  N  in  einer  Geraden  liegt,  und  zwar  jene  beiden  gleich  weit  von 
diesem  abstehend.  Werden  die  Mittelpuncto  der  Kreise  iT',  A\  ß',  C 
durch  iEJ,,  -4^,  JB^,  C^  und  die  Treffpuncte  der  je  drei  Normalen  der 
Kegelschnitte  E\  H\  H^,  Hl  durch  ^^,  Slo,  So,  60  bezeichnet,  so 
gehen  also  die  vier  Geraden  K^^^^  -^o^^o»  ^0^0»  ^o®o  durch  den  Punct 
Ny  und  jede  wird  durch  ihn  gehälftet.  Somit  sind  die  Vierecke  K^A^B^C^ 
und  Äoäto^o^o  gleich  und  haben  N  zum  Symmetralpunct.  Da  jede  der 
12  Normalen  zugleich  auch  zu  je  einem  Kreise  normal  ist,  so  gehen  sie 
zu  drei  durch  die  Mittelpuncte  der  Kreise,  oder  mit  einem  Worte:  die 
Normalen  fallen  auf  die  12  Geraden,  welche  die  einander  nicht  .ent- 
sprechenden Ecken  der  Vierecke  paarweise  verbinden.  Diese  12  Geraden 
sind  alle  gleich  lang,  daher  ist  jede  Ecke  des  einen  Vierecks  der  Mittel- 
punct des  Kreises,  welcher  durch  die  drei  ihr  nicht  entsprechenden  Ecken 
des  anderen -Vierecks  geht^  und  die  auf  diese  Weise  bestimmten  8  Kreise 
sind  gleich,  und  zwar  ist  ihr  Radius  dem  Durchmesser  des  Kreises  N^ 
gleich. 

Man  bezeichne  die  Ecken  des  gegebenen  Dreiseits  ABC  durch  abc, 


710  '  Geometriscbo  Betrachtungen  und  Lehrsätze. 

nämlich  so,  dasa  die  gleichnamigen  Seiten  untl  Ecken  einander  gpgenül>er- 
liegen.  Die  drsi  Paar  Strahlen,  welche  die  inneren  and  äusseren  Winkd 
des  Dreiecks  hälften,  nod  wovon  jedes  Paar  sich  rechtwinklig  schneidet, 
sind  die  drei  Paar  Gegenseiten  des  voUatändigen  Vierecks  A^B^C^K^, 
dessen  Ecken  die  Mittelpunctc  der  vier  dem  Dreieck  eingcschricbcneii 
Kreise  sind.  Die  Strahlen  bilden  zu  drei  und  drei  vier  Dreiecke  A^,B„C^, 
A^B^K^,,  Cg  A^ Kg,  BgCglQ,  die  alle  dem  Dreieck  abc  umscbriebon  sind,  uül 
wovon  jedes  die  Eclieii  des  letzteren  zu  Fusapuncton  seiner  Hohen,  sovie 
die  jedesmalige  vierte  Ecke  des  Vierecks,  beziehlich  K^,  C,,  B^,  A^  vma 
HöhcDschnitt  hat.  Jedem  der  vier  Dreiecke  kann  demnach  ein  Eegclschnitt 
eingeschrieben  werden,  welcher  seine  Seiten  in  den  Puncten  atc  berfihrt, 
und  dessen  Normalen  in  diesen  Puncten 'auf  die  Höhen  dos  jodesmahgen 
Dreiecks  fallen.  Wir  wollen  diese  Regelschnitte,  die  zugleich  alle  dem 
Dreieck  a&c  umschrieben  sind,  beziehlich  mit  €',  ^*,  $|,  $'  bezeichnen;  m 
sind  der  Bezeichnung  gemäss  eine  Ellipse  und  drei  Hyperbeln  und  ent- 
sprechen nach  der  Reihe  den  obigen  Kegelschnitten  EP,  H ',  H*,  H\  zu- 
nächst in  der  Hinsicht,  dass  die  beiderseitigen  Treffpunote  der  je  drei  Nor- 
malen einander  entsprechende  Ecken  der  sich  gleichen  Vierecke  K^A^B^C, 
und  fg3[g33a@0  sind;  so  z.B.  troffen  eich  die  Normalen  von  @'  in  j^ 
und  die  von  £•  in  Ä^. 

XIV. 
Aus  allen  diesen  Angaben  folgt:  das  Dreieck  a'bc  (^^Drciscit  ABC) 
hat  in  Bezug  auf  die  ihm  eingeschriebene  Ellipse  E*  die  Eigenschaft,  da» 
die  Normale  der  Ellipse  im  Berührungspuncte  jeder  Seite  mit  den  beiden 
Strahlen,  welche  die  der  Seite  anliegenden  Aussonwinkel  des  üjeieck« 
hälften,  in  einem  Puncto  zusammentrifft  (resp.  in  A^,  B^,  C^,  so  das.« 
also  das  Dreieck  zufolge  eines  früher  publicirten  Satzes  unt«r  allen  der 


Geometrische  Betrachtungen  und  Lehrsätze.  711 

i/*  berührt  jo  zwei  der  Seiten  des  Dreiecks  in  ihren  Verlängerungen  und 
die  dritte  zwischen  ihren  Endpuncten,  die  Summe  jener  weniger  dieser  ist 
die  zu  beachtende  Differenz.  Und  bei  joder  der  drei  umschriebenen  Hy- 
perbeln $',  ^* ,  ^l  geht  der  eine  Zweig  durch  zwei  Ecken  des  Dreiecks, 
und  der  andere  Zweig  durch  die  dritte  Ecke;  die  zwischen  jenen  zwei 
Ecken  liegende  Seite,  von  der  Summe  der  beiden  anderen  Seiten  abgezogen, 
giebt  die  fragliche  Differenz. 

Wenn  nun  aber  das  Dreieck  abc,  als  der  Ellipse  E^  umschrieben, 
kleinsten  Umfang,  als  der  Ellipse  @'  eingeschrieben,  grössten  Umfang  hat, 
so  müssen  die  Ellipsen  nothwendig  confocal  sein,  und  es  giebt  eine  Schaar 
Dreiecke,  die  ihnen  gleicherweise  beziehlich  um-  und  eingeschrieben  sind, 
und  welche  mit  dem  gegebenen  Dreieck  gleichen  Umfang  haben,  der  rück- 
sichtlich der  ersten  Ellipse  ein  Minimum,  rücksichtlich  der  zweiten  hin- 
gegen ein  Maximum  ist.  Aus  gleichen  Gründen  muss  jedes  der  drei  Paar 
Hyperbeln  iZ'  und  ^\  H^  und  ^J,  U^  und  ^\  confocal  sein,  und  es  giebt 
rucksichtlich  jedes  Paares  eine  Schaar  Dreiecke,  die  ihnen  in  gleicher  Art 
wie  das  gegebene  um-  und  eingeschrieben  sind,  und  deren  Seiten,  in  ent- 
sprechender Ordnung  verbunden,  dieselbe  Differenz  geben,  wie  die  Seiten 
des  gegebenen  Dreiecks,  und  wo  diese  Differenz  in  Betracht  der  ersten 
Hyperbel  ein  Maximum,  dagegen  in  Betracht  der  zweiten  ein  Minimum  ist. 

Anmerkung.  Man  vergleiche  die  Abhandlung:  Elementare  Lösung 
einer  geometrischen  Aufgabe,  und  über  einige  damit  in  Beziehung  stehende 
Eigenschaften  der  Kegelschnitte.  (Monatsbericht  der  Berliner  Akademie 
vom  April  1847,  OrelW^  Journal  Band  37,  Band  H.  d.  Ausg.  S.  389.) 


XV. 

Die  wesentlichsten  Resultate,  welche  aus  dieser  Betrachtung  hervor- 
gehen, sind  in  etwas  veränderter  Ordnung  folgende: 

1)  Ist  ein  beliebiges  Dreieck  abc  oder  Dreiseit  ABC  gegeben,  so  gieb  es 
allemal  vier  Paare  confocaler  Kegelschnitte,  wovon  der  eine  dem  Dreieck  ein- 
geschrieben und  der  andere  umschrieben  ist ;  das  eine  Paar  besteht  aus  El- 
lipsen, E^  und  6',  die  drei  anderen  Paare  aus  Hyperbeln,  H^  und  ^', 
Il\  und  ^] ,  H^  und  ^\ .  ßücksichtlich  jedes  Paares  giebt  es  eine  Schaar  Drei- 
ecke, zu  denen  das  gegebene  jedesmal  mitgehört,  welche  demselben  zugleich 
um-  und  eingeschrieben  sind;  bei  dem  Paar  Ellipsen  haben  alle  Dreiecke 
gleichen  Umfang,  und  zwar  ist  derselbe  in  Bezug  auf  die  eingeschriebene  El- 
lipse E^  ein  Minimum  und  in  Bezug  auf  die  umschriebene  @'  ein  Maximum, 
bei  jedem  Paar  Hyperbeln,  haben  alle  Dreiecke  gleiche  Differenz  zwischen 
der  Summe  zweier  Seiten  und  der  dritten  Seite,  und  zwar  ist  diese  Diffe- 
renz in  Betracht  der  eingeschriebenen  Hyperbel  ein  Maximum  und  in  Be- 
tracht der  umschriebenen  ein  Minimum. 


712  Geometrische  Betracbtuugen  und  Lehriütie. 

2)  Die  vier  eingeschriebenen  Kegelschnitte  B*,  B\  üf,  i/*  berühren 
die  Seiten  dos  Dreiecks  aic  mit  den  ihm  eingeschriebenen  vier  Kreisen 
K',  A\  B*,  C  in  Jon  gleichen  zwölf  Pnncten.  Die  drei  Normalen  jedes 
der  vier  Kegelschnitte  in  seinen  drei  Berühnmgspuncten  treffen  sich  in 
einem  Puncte,  bezichlich  in  Ä,,,  Sl,,,  S,,  %;  alle  zwölf  Normalen,  aaiets 
combinirt,  treffen  sich  auch  zu  drei  und  drei  in  den  Mittelpuncten  K^,  A,, 
6g,  C^  der  vier  Kreise  und  zwischen  den  beiderseitigen  Treffpuncten  sind 
alle  zwölf  Normalen  gleich  lang;  daher  ist  jeder  der  letzteren  vier  Poucte 
der  Mittelpunct  eines  neuen  Kreises,  welcher  durch  Je  drei  der  ersteren  vier 
Puncte  geht,  sowie  jeder  von  diesen  Mittelpunct  eines  Kreises  ist,  welcher 
durch  je  drei  von  jenen  geht,  und  diese  acht  Kreise  sind  gleich.  Zudem 
sind  auch  die  Vierecke  K^A^B^C^  und  J^^SK^Soßg  gleich  und  haben  den 
Mittelpunct  N  des  dem  gegebenen  Dreiecke  umschriebeneä  Kreises  N*  znin 
Symmetralpunct« ,  so  dasa  die  ihre  Entsprechenden  Ecken  verbindenden 
vier  Geraden  Ä^Äm  -^o^,  ^t^n  ^ii%,  durch  diesen  Punct  N  gehen 
und  durch  ihn  gehälftet  werden;  die  drei  Paar  Gegenseiten  jedes  der  beiden 
Vierecke  schneiden  einander  rechtwinklig,  die  des  ersten  schneiden  sich  in 
den  Ecken  des  gegebenen  Dreiecks  abc,  die  des  anderen  in  den  Ecken 
eines  gleichen  Dreiecks  a,  b,  c, ,  das  mit  jenem  in  Bezug  auf  den  Fonct 
N  symmetrisch  liegt;  femer  schneidet  jede  der  sechs  Seiten  des  einen 
Vierecks  je  eine  Seite  des  anderen  rechtwinklig,  und  der  Schnittpunct  tl 
und  die  sechs  Ecken  der  beiden  Dreiecke  abc  und  a,b,c,  liegen  zusammen 
im  Kreise  N',  dessen  Durchmesser  dem  Radius  der  genannten  acht  gleichen 
Kreise  gleich  ist. 

3)  Die  vier  umschriebenen  Kegelschnitte  @',  ^*,  ^*,  ^*  haben  in 
den  Ecken  des  Dreiecks  abc  die  dr^i  Paar  Strahlen,  welche  die  Winkel 
derselben  hälften,  zu  Tangenten  und  Normalen,  so  dass  jede  zwei  Kegel- 
schnitte sich  in  je  einer  Ecke  berühren  und  in  den  beiden  anderen  Ecken 
rechtwinklig  schneiden.    Die  drei  Normalen  jedes  der  vier  Kegelschnitte 


Geometrische  Betrachtim^n  und  Lehrsätze.  718 

ZU  dou  Ellipsen  gehören,  findet  mau 

u  =  2^  V^-=7»  =  2  ly^  Yb^\ 

Unter  diesen  Dreiecken  hat  dasjenige  den  grössten  Inhalt,  welches  eine 
Ecke  im  Scheitel  der  grossen  Axe  der  Ellipse  6'  hat,  hiugegen  dasjenige 
den  kleinsten  Inhalt,  von  welchem  eine  Ecke  im  Scheitel  der  kleinen  Axe 
liegt,  und  zwar  ist  das 

Maximum  =  A(a+a)  l/^-^=V  =  -^±^  ß  j/«*^' 
und  das 

Minimum  =  ^  (b-h?)Vb^^'  =  |^  a\b^\ 

Für  jedes  der  drei  Paare  cpnfocaler  Hyperbeln  hat  man  die  zwei  Gleichungen 

a'+6' =  a*-hß' =  ^'    und    — — f-=l, 

a       b 

und  für  die  constante  Differenz  d  rücksichtlich  der  Seiten  der  zugehörigen 
Schaar  Dreiecke  hat  man 

5)  Von  den  beiden  gleichen  Vierecken  K^A^B^C^  und  ^o^o^o^o 
(in  2))  soll  noch  eine  Eigenschaft  erwähnt  werden: 

Je  zwei  sich  entsprechende  Ecken  beider  Vierecke  sind  die  Brenn- 
puncte  eines  Kegelschnittes,  der  den  beiden  Dreiecken  eingeschrieben  ist, 
welche  durch  die  beiderseitigen  übrigen  drei  Ecken  der  Vierecke  bestimmt 
werden;  die  Hauptaxe  des  Kegelschnittes  ist  allemal  ein  Durchmesser  des 
Kreises  JV*,  so  dass  alle  vier  Kegelschnitte  mit  diesem  Kreise  concentrisch 
sind,  und  jeder  von  ihm  in  den  Scheiteln  seiner  Hauptaxe  berührt  wird. 
Nämlich  die  Ecken  K^  und  Äo  sind  die  Brennpuncte  einer  Ellipse,  welche 
den  Dreiecken  A^B^C^  und  3lo33o6o  eingeschrieben  ist,  dagegen  sind  die 
Eckenpaare  -4^,  und  3lo,  B^  und  33o,  C^  und  6^,  die  Brennpuncte  dreier 
Hyperbeln,  welche  resp.  den  betreffenden  je  zwei  Dreiecken  eingeschrie- 
ben sind. 

Lässt  man  eine  Ecke  des  anfanglich  gegebenen  Dreiecks  abc,  etwa 
a  sich  in's  Unendliche  entfernen,  während  die  Seite  A  und  ihre  Endpuncte 
b  und  c  fest  bleiben,  so  werden  die  Seiten  B  und  C  parallel,  und  von  den 
eingeschriebenen  vier  Kreisen  bleiben  nur  zwei,  K*  und  A^^  und  ebenso 
von  den  vier  Paaren  confocaler  Kegelschnitte  nur  zwei  Paar,  nämlich  E^ 
und  6*,  H*  und  ^*  übrig,  und  zwar  sind  beide  Paare  in  Parabeln  über- 
gegangen. Und  noch  mehr:  die  eingeschriebenen  Parabeln  -E',  H^  haben 
sich  auf  ihre  Axen  reducirt;  die  beiden  umschriebenen  Parabeln  &\  ^' 
schneiden  sich  in  den  Ecken  b  und  c  rechtwinklig,   sie  sind  gleich,  ihre 


714 


Geoiaetriscbe  BetracbtUDgea  und  Lefarsitze. 


Axeii  sind  parallel,  und  zwar  den  Seiten  B  and  C  parallel,  aber  sie  liegpn 
verkehrt,  crstrocben  sich  nach  entgegengesetzten  Seiten  hin,  ihre  Brennpuncte 
liegen  beziehlich  in  den  Bcriihrungspunctcn  a,  k  der  Seite  A  mit  dn 
Kreisen  A'  und  K',  und  ihre  Leitliuien  gehen  durch  die  Mittelpuncte  difser 
Kreise. 

Also:  Bei, alten  einer  gegebenen  Parabel  eingeschriebenen  Dreiecken 
von  grösstem  Umfange  geht  die  eine  Seite  A  durch  den  Breonpunct  der 
Parabel  und  die  beiden  anderen  Seiten  B  und  C  sind  der  Axc  parallel.  — 
Einer  eigentlichen,  nicht  auf  ihre  Axe  reducirten  Parabel  kann  keiD  Dreieci. 
umschrieben  sein,  dessen  Umfang  ein  Minimum  ist. 

Bemerkung.  Sind  zwei  ungleichartige  Kegelschnitt«  coofocal,  so 
kann  niemals  ein  Dreieck  dem  einen  um-  und  zugleich  dem  anderen  ein- 
geschrieben sein.     Hingegen  sind  Vierecke  auf  diese  Weise  möglich. 

Sind  eine  EIIIp.so  £'  und  eine  Hyperbel  ^*  confocal,  sind  a  und  b, 
a  und  ß  bczieblich  ihre  IlalbaxcD  und  e  ihre  Excentricität,  so  dass 

und  sollen  Vierecke  der  Ellipse  umscbriobeD  werden  können,  welche  ni- 
gleich  der  Hyperbel  eingeschrieben  sind,  so  muss  zwischen  den  Axen  SiA- 
gendc  fernere  Relation  statthaben: 


und     —z — 3i-  = 


oder 
und 


a(<._J), 


=  6(0—6) 


Sollen  dagegen   die  Vierecke  der  Ellipse  eingeschrieben  und  der  Hyperbel 
umscLrieben  sein,  so  muss  sein 

a'  =  c!(«+p);     J'  =  e| 


rreoinotrischo  Hetrachtungen  und  Lehrsätze.  715 

XVI. 

Gleichwie  im  ersten  Theile  der  vorliegenden  Entwicklungen  die  an- 
fängliche Betrachtung  später  allgemeiner  aufgefasst  wurde,  so  können  auch 
hier  die  unter  X. — XIII.  enthaltenen  Sätze  verallgemeinert  werden;  auch 
lassen  sich  aus  den  beiderseitigen  Sätzen  durch  Polarisation  viele  neue  ab- 
leiten.  Aus  der  grossen  Anzahl  von  Sätzen,  zu  denen  man  auf  diese 
Weise  gelangen  kann,  sollen  hier  nur  folgende  hervorgehoben  werden. 

Werden  einem  gegebenen  Kegelschnitte  m}  irgend  drei  Winkel  A% 
ßS,  6^  umschrieben,  deren  Scheitel  in  einer  gegebenen  Geraden  M  liegen, 
und  werden  in  dieser  Geraden  zwei  beliebige  Puncto  r,  5  gewählt,  so  giebt 
es  vier  Gruppen  von  je  vier  Kegelschnitten,  welche  beziehlich  den  vier 
Dreiseiten  ABC,  -^S36,  -B(S2l,  C'SUB  eingeschrieben  sind  und  sämmtlich 
durch  die  beiden  Puncte  r  und  s  gehen,  und  von  diesen  Kegelschnitten 
haben  vier  mal  vier,  je  aus  jeder  Gruppe  einer,  mit  dem  gegebenen  Kegel- 
schnitte m*  zusammen  irgend  eine  Tangente  D  gemein.  Ebenso  giebt  es 
vier  Gruppen  von  je  vier  Kegelschnitten,  welche  den  vier  Dreiseiten  31336, 
SlßC,  ^ACy  ^AB  eingeschrieben  und  sämmtlich  durch  die  beiden  Puncte 
r,  8  gehen,  und  von  denen  vier  mal  vier  mit  dem  Kegelschnitte  vi^  zu- 
sammen eine  Tangente  b  gemein  haben.  Die  vier  Tangenten  b  ent- 
sprechen nach  bestimmter  Ordnung  den  vier  Tangenten  2>,  und  die  sich 
entsprechenden  schneiden  einander  auf  der  Geraden  M.  Ferner  giebt  es 
zu  jeder  der  acht  Gruppen  von  vier  Kegelschnitten,  welche  beziehlich  den 
genannten  acht  Dreiseiten  eingeschrieben  sind,  allemal  noch  einen  solchen 
fünften  Kegelschnitt,  welcher  alle  vier  Glieder  der  Gruppe  berührt  und 
gleichfalls  durch  die  Puncte  Vy  s  geht. 

Ist  m  der  Pol  der  Geraden  M  in  Bezug  auf  den  gegebenen  Kegel- 
schnitt ?»',  und  zieht  man  durch  denselben  irgend  zwei  Gerade  R  und  S, 
so  haben  die  vier  Kegelschnitte,  welche  beide  Gerade  berühren  und  be- 
ziehlich den  vier  Dreiseiten  ABC,  ^336,  i?68l,  CW&  eingeschrieben  sind, 
mit  dem  gegebenen  Kegelschnitte  zusammen  eine  Tangente  D  gemein,  und 
gleicherweise  haben  die  vier  Kegelschnitte,  welche  dieselben  Geraden  be- 
rühren und  beziehlich  den  vorgenannten  anderen  vier  Dreiseiten  einge- 
schrieben sind,  mit  dem  Kegelschnitte  w'  zusammen  eine  Tangente  b 
gemein,  und  beide  Tangenten  D  und  b  schneiden  sich  auf  der  Geraden  M, 

Gehen  drei  Sehnen,  aa,  iß,  c^  des  gegebenen  Kegelschnittes  vi^  durch 
irgend  einen  Punct  m,  und  zieht  man  durch  diesen  Punct  zwei  beliebige 
Gerade  R  und  S,  so  giebt  es  vier  Gruppen  von  je  vier  Kegelschnitten, 
welche  beziehlich  den  vier  Dreiecken  abcy  aßy,  h^a^  «xß  umschrieben  und 
sämmtlich  dem  Winkel  RS  eingeschrieben  sind,  und  von  diesen  Kegel- 
schnitten haben  vier  mal  vier,  je  aus  jeder  Gruppe  einer,  mit  dem  ge- 
gebenen Kegelschnitte  zusammen  einen  Punct  d  gemein;   ebenso  giebt  es 


716 


GeoiuetrUrliu  Beirut liliiu^«D  unti  Luhraätze. 


vier  Gruppon  von  jo  vier  Kogelschnitton,  welche  den  vier  Dreiecken  aß;, 
abc,  ßco,  "(ab  umschrieben  und  Hämmtlich  dem  Winkel  RS  eingeschricbMi 
sind,  und  von  deuen  vier  mal  vier  mit  dem  Kegelschnitte  m*  zusammen 
einen  Punct  S  gemein  haben;  joder  der  vier  letzteren  Puncto  8  entspricht 
einem  der  vier  ersteren  Puncte  d  derart,  dass  die  sie  verbindende  Gerade 
durch  den  Punct  m  geht.  Auch  giebt  es  zu  jeder  der  acht  Gruppen  von 
vier  Kegelschnitten,  die  demselben  Dreieck  umschriebeD  sind,  einen  solchen 
fünften  Kegelschnitt,  welcher  alle  vier  Glieder  der  Gruppe  berührt  und 
gleichfalls  dem  Winkel  RS  eingeschrieben  ist 


Construction  der  durch  neun  gegebene  Puncte 
gehenden  Fläche  zweiten  Grades. 

Borcbardt's  Jouraal  Band  LXVIII.-  S.  191  —  192. 
(Nach  binterlassenen  Hanuscripten  iSMtner's  dargestellt  von  C.  F.  Geiser.) 


Construction  der  durch  neun  gegebene  Puncte 
gehenden  Fläche  zweiten  Grades. 

Die  Aufgabe,  eine  Fläche  zweiten  Grades  durch  neun  im  Räume  be- 
liebig gegebene  Puncte  zu  legen,  ist  bekanntlich  durch  die  Herren  Hesse 
(Bd.  24  des  Cr^ZZ^^schen  Journals),  Seydewitz  (Bd.  9  des  G^w^ri^'schen 
Archivs)  und  Schroter  (Bd.  62  des  JBor<?Aard^'schen  Journals)  gelöst  worden. 
In  den  hinterlassenen  Manuscripten  Steiner"*^  ist  nun  ein  mit  kurzen  No- 
tizen versehenes  Quartblatt  vorhajiden,  welches  zeigt,  dass  Steiner  bereits 
im  Jahre  1836  zwei  verschiedene  Constructionen  dieser  Fläche  gefunden 
hatte,  die  er  aber  nicht  veröffentlichte,  weil  die  zugehörigen  Beweise  nicht 
vollständig  und  einfach  genug  und  die  Constructionen  nicht  linear  waren. 
Während,  wie  es  scheint,  die  von  Steiner  als  zweite  dieser  Lösungen  be- 
zeichnete Construction  nicht  auf  die  nöthige  Einfachheit  gebracht  werden 
kann  und  sich  deshalb  zur  Veröffentlichung  nicht  eignet,  ist  es  gelungen, 
mit  einigen  Abänderungen  und  Vervollständigungen  die  erste  derselben 
in  eine  Form  zu  bringen,  welche,  trotzdem  die  gesuchte  Fläche  nicht  linear 
hergestellt  wird,  doch  mit  so  geringen  Mitteln  zum  Ziele  führt,  als  man 
überhaupt  bei  der  complicirten  Aufgabe  erwarten  darf.  Ihrer  Darstellung 
ist  die  nachfolgende  kurze  Mittheilung  gewidmet. 

Wenn  den  neun  gegebenen  Puncten  in  einer  beliebigen  Reihenfolge 
die  Zahlen  (1)  bis  (9)  zugefügt  werden,  so  lege  man  zuerst  die  Ebenen 
(123),  (456),  (789),  die  man  resp.  mit  I,  II,  III  bezeichne;  ihr  geipein- 
schafüicher  Durchschnittspunct  heisse  S.  Die  Schnittgeraden  von  II  und 
ni,  III  und  I,  I  und  11,  welche  Ay  B,  C  heissen  sollen,  stehen  nun  zu 
der  gesuchten  Fläche  /^  in  der  nachstehenden  Beziehung:  Jede  der  Ebenen 
I,  n,  ni  hat  mit/,  einen  Kegelschnitt  gemein,  und  für  diese  Kegelschnitte, 
zu  je  zweien  genommen,  sind  die  Geraden  A,  By  C  gemeinschaftliche 
(reflle  oder  ideelle)  Sehnen;  kann  man  umgekehrt  durch  die  Puncto  123, 


720  Conatniction  der  Piäche  zweiten  Gradw  durch  neun  Ptmcte. 

456,  789  drei  Kegelschnitte  legen,  für  welche  Ä,  B,  C  gemeinachafüiche 
Sehnen  sind,  so  liegen  diese  drei  Kegelschnitte  auf/,- 

Man  betrachte  zunächst  nur  die  Punct«  (1)  bis  (8).  Die  Gerade  (23) 
trifft  B  und  C  resp,  in  Pnncten  b  und  c,  von  denen  c  mit  (4),  (5)  oui 
(6)  einen  Kegelschnittbüachel  bestimmL  Ein  willkärlicher  Kegelschnitt  dem- 
selben schneidet  auf  C  ausser  c  einen  Punct  c*  aua,  femer  ei^iobt  dieser 
Kegelschnitt  (456cc')  auf  A  zwei  Puncte  a  nnd  a' ,  welche  mit  (7),  (8) 
und  b  einen  neuen  Kegelschnitt  in  der  Ebene  III  bestimmen,  der  die  G^ 
rado  B  ausser  in  h  noch  in  einem  Puncte  b'  schneidet.  Der  Punct  b'  ktt 
durch  den  Punct  (^  bestimmt;  wenn  c'  auf  der  Geraden  C  sich  bewegt 
so  durchläuft  b'  die  Gerade  B,  und  da  zu  jedem  c'  stets  ein,  aber  dot 
ein  b'  gehört,  und  umgekehrt,  so  sind  B  und  C  hinsichtlich  der  Puode 
b'  und  c'  projectivisch.  Aber  b'  und  e'  gehen  gleichzeitig  durch  jS,  d.  b. 
B  und  C  »ind  zugleich  perspectivisch ,  und  alle  Verbind  nngsgeraden  ent- 
sprechender b'  und  </  laufen  durch  einen  und  denselben  in  der  Ebene  1 
gelegenen  Punct  M.  Fassen  wir  jetzt'  die  Geradon  (23)  und  (^/l)  als 
Kegelschnitt  £*,  auf,  der  ganz  in  der  Ebene  I  liegt,  und  welcher  einen 
bestimmten  Punct  c*  auf  C  ergiebt,  so  erhält  man  in  der  angegebenen 
Weise  zu  diesem  einen  Kegelschnitt  K^  in  der  Ebene  U  und  einen  K^l- 
schnitt  K^  in  der  Ebene  III.  Diese  drei  Kegelschnitte  haben  die  Geraden 
A,  B,  C  zu  gemeinschaftlichen  Sehnen,  nnd  gehören  demzufolge  einer 
Flache  zweiten  Grades  F^  an,  welche  durch  die  Puncte  (1)  bis  (8)  geht 

Wiederholt  man  dieses  ganze  Verfahren,  indem  man  statt  von  dei 
Geraden  (23)  nun  von  der  Geraden  (31)  ausgeht,  so  erhält  man  in  den 
Ebenen  I,  II,  III  drei  neue  Kegelschnitte  K[,  K[,  K'^,  die  wieder  suf 
einer  Fläche  F^  liegen,  welche  die  Puncte  (1)  bis  (8)  enthält-  Die  Flächen 
F^  und  F!j  schneiden  sich  in  einer  durch  die  Puncte  (l)  bis  (8)  gehenden 
Raumcurve,  durch  welche  unendlich  viele  Flächen  zweiten  Grades  gehen, 
unter  denen  sich  auch  /,  befindet,  welche  die  Puncte  (1)  bis  (9)  enthält 


Zwei  specielle  Flächen  vierter  Ordnung. 


Nach  mündlichen  Mittheilungen  Steiner^s. 


8t«in«r't  Werke.    II. 


46 


Zwei  specielle  Flächen  vierter  Ordnung. 

i. 

„Zieht  man  durch  einen  festen  Punct  (A)  einer  gegebenen 
Fläche  zweiter  Ordnung  (FD  irgend  drei  Gerade,  welche  drei 
conjugirten  Durchmessern  einer  anderen  Fläche  (F^)  zweiter 
Ordnung  parallel  sind,  und  legt  durch  die  drei  Puncte,  in 
denen  diese  Geraden  die  erste  Fläche  ausser  dem  Puncte  A 
schneiden,  eine  Ebene,  so  geht  dieselbe  stets  durch  einen  Punct 
P,  dessen  Lage  durch  die  beiden  Flächen  und  den  auf  der  ersten 
angenommenen  Punct  völlig  bestimmt  ist,  und  welcher  der  Pol 
von  F^  in  Beziehung  auf  die  Fläche  FJ  und  den  Punct  ^1  heissen 
möge.* 

Dieser  synthetisch  leicht  zu  beweisende  Satz  fahrt  zur  geometrischen 
Erzeugung  einer  merkwürdigen  Fläche  vierter  Ordnung. 

Man  betrachte,  nachdem  eine  Fläche  F*  und  in  derselben  ein  Punct 
A  beliebig  angenommen  worden,  die  Gesammtheit  derjenigen  Flächen  F% 
die  durch  sieben  feste  Puncte  gehen,  und  denke  sich  zu  jeder  von  ihnen 
den  Pol  P  in  Beziehung  auf  FJ  und  A  construirt;  der  Ort  des  Punctes 
P  ist  dann  eine  Fläche  vierter  Ordnung,  welche  die  charak- 
teristische Eigenschaft  besitzt,  dass  sie  von  jeder  ihrer  Tan- 
gential-Ebenen   in   einem  Eegelschnittpaare   geschnitten  wird. 

Untersucht  man  nämlich  zunächst  eine  Schaar  solcher  Flächen  i^', 
welche  eine  gemeinschaftliche  Schnittlinie  haben,  so  ergiebt  sich,  dass 
der  Ort  ihrer  Pole  ein  Kegelschnitt  ist. 

Nun  lassen  sich  aber  die  Flächen  F^,  die  durch  sieben  gegebene 
Puncte  gehen,  den  Puncten  einer  Ebene  @o  in  der  Art  zuordnen,  däss 
je  drei  Puncten  der  letzteren,  die  in  einer  geraden  Linie  liegen,  drei 
Flächen  mit  einer  gemeinschaftlichen  Schnittlinie  entsprechen.  Dann  ent- 
spricht jedem  Puncte  der  Ebene  6,,  auch  ein  Punct  P,  jeder  ihrer  Geraden 

46* 


724  Z*"'  gpccielle  Flächen  vierter  Ordnuig. 

ein  Kogelschnitt,  uod  jedem  m  ihr  entlialtenen  Strahlbüscliel  die  deGniitt 
Fläche,  welche  also  anendlich  viele  Schaaron  von  Kegelschnitten 
enthält  oder  —  was  dasselbe  besagt  —  anf  noendlich  vieU 
ArtcD  durch  BeweguDg  eines  Teränderlichen  Kegelschnittes  er- 
zeugt werden  kann. 

Fasst  man  femer  diejenigen  Poncte  dieser  Fläche,  welche  sie  mit 
irgend  einer  Ebene  @  gemeinsam  hat,  in's  Auge,  so  lässt  sich  z^gen, 
dass  die  denselben  entsprechenden  Pnncte  in  @g  eine  Curve  zweiter  Ord- 
nung bilden,  woraus  sich  ergiebt,  dass  die  definirte  Fläche  von  jeder  Ge- 
raden iD  vier  PuDcten  geschnitten  wird,  also  von  der  vierten  Ord- 
nung ist. 

In  dem  Falle,  wo  @  einen  der  angegebenen,  die  Fläche  erzeugenden 
Kegelschnitte  enthält,  ist  die  genannte  Curve  zweiter  Ordnung  in  S«  eis 
System  zweier  geraden  Linien,  und  es  besteht  demgemäss  der  Durch- 
schnitt von  @  und  der  Fläche  aus  zwei  Kegelschnitten.  Diese 
Kegelschnitte  haben  vier  gemeinsame  Pnncte;  in  einem  derselben  be- 
rührt @  die  Fläche,  und  die  drei  anderen  liegen  in  drei  festen 
Geraden,  welche  Doppelpunctslioien  der  Fläche  sind  nnd  sioli 
in  einem  .dreifachen  PuDcte  derselben  schneiden. 

Endlich  ergiebt  sich  noch  leicht,  dass  die  in  Rede  stehende 
Fläche  von  der  dritten  Classe  ist. 


n. 

A  Q  f  g  a  b  e. 
Unter  den  Tangenten -Kegeln  einer  Flache   zweiter  Ordnung  giebt  e 
stets  Rotationskegel ;   der  Ort  ihrer  Scheitel  ist  bekanntlich   eine   Linie 
Dem  Rotationsiegel,  welcher  von  allen  Ebenen,  die  einer  von  seinei 

lluui.t-lli; rrM,.ln.ui.|i    iKir.llrl    >in.l .     Im    Kreis i..-rli,ulhMi    winl.    st,-h 


Anmerkungen  und  Zusätze 

za  den  Abbandlungen  des  zweiten  Bandes. 


Anmerkungen  und  Zusätze 

zu  den  Abhandlungen  des  zweiten  Bandes. 


Ein  neuer  Satz  über  die  Primzahlen. 

1)  S.  12,  Z.  7.     Hier  ist  eingeschaltet:  ^vom  Zeichen  abgesehen^. 

2)  S.  16,  Z.  24.     Im  Original  steht 

^  (2+^)-(2+y)— 1     '*'*"    -^  (2+d?)2+y-Zr' 

Einfache  Construction  der  Tangente  an  die  allgemeine  Lemniskalc. 
Es  musste  gesetzt  werden        ^ 

3)  S.  21,  Z.  23  ME  statt  MC, 

4)  S.  21,  leUle  Z.  rf+c  statt  d+6, 

5)  S.  22,  Z.  13  Ä*  <  c'  sUU  Ä'  >  c^. 

Aufgaben  und  Lehrsätze.     (8.  27.) 

6)  Die  Aufgaben  (2,  3)  sind  in  der  Abhandlung  No.  12,  die  Aufgaben  (4,  5,  6,  7) 
in  der  Abhandlung  No.  16  dieses  Bandes  erledigt. 

Aufgaben  und  Lehrsätze.     (S.  35.) 

7)  Der  Beweis  der  Lehrsätze  (6,  7,  8)   Gndet  sich  in  den  späteren  Abhand- 
lungen über  Maximum  und  Minimum  (No.  16  und  17  dieses  Bandes). 

Aufgaben  und  Lehrsätze.     (S.  43.) 

8)  Auch  in  Betreff  dieser  Sätze  und  Aufgaben  ist  auf  die  in  (7)  genannten 
Abhandlungen  zu  verweisen. 

Der  auf  S.  44  gegebenen,  auf  das  Dreieck  sich  beziehenden  Tabelle  hat  Steiner 
eine  analoge,  handschriftlich  erhaltene  und  von  Herrn  Geiser  mir  milgetheiHe  Ta- 
belle für  das  ebene  Viereck  hinzugefügt: 


728 


AnmerkuDgea  und  ZvAtK. 


„Im  ebeacD  Viereck  ABCD  (Taf.  XXIII  Fig.  t)  seien  i,  2,  3,  4  die  Setia- 
läDgen,  (12),  (23).  (34).  (41)  die  von  ihnen  eingeschlossenen  Winke);  nun  frigl 
nach  den  Bedingungen,  DUler  denen  der  Flächeninhalt  zu  einem  HaiiniuDi  wiri, 
wenn  gegeben  sind : 


1)  1.  2,  3,  4. 

2)  H-24-3-(-4 

3)  (12),  (23),  (34);  [(41)11 

und  1-1-2+3+4     i 

4)  1,2+3+4 

5)  (12),  1+2+3+4 

6)  1.(41),  2+3+4 

7)  1,  2,  (34),  3+4 


Lösung:  (12)- 
(12)= 


8)  1,  3,  (12),  2+4 
»)  1,  4,  (12),  2+3 

10)  1.  (12)+(41).  2+3+4 

11)  (14).  2+3+4 


.(34)  =  (23)+(41) 
:(23)=(34)=(41);1  = 


=  3=4 


(12)  =  (41),  (23)  =  (34);  2  =  3  =  ^ 
1=2.  3  =  4;  (23)  =  (34)  =  (41) 
2  =  3.  (23)  =  (34) 

(12)+i(34)=-"- 


(23)  =  (34) 

(12)  =  (41).  2  =  4 
(34)  =  (23)  =  2(12).  2  =  3." 
Zu  Aufgabe  (7)  iu  vorstehender  Tabelle  findet  sich  noch  folgendes  BeibUU: 
„Die  Rechnung  gehörig  angewandt  ergiebl  folgende  Auflösung.    Damit  ein  Tiered 
(Taf.  XXIII.  Fig.  2)  mit  a,  6,  a  =  iJ!-\-if,  a,  <p  möglich  sei,  muu  ^  zwischen  iwd 
Grenzen  9,  und  cp,  eingeschlossen  sein,   d.  h.   es  mus  '?i  ■<■  f  <  ft  sein.     Wh 
diese  von  a,  b,  s,  a  abhängigen  Grenzen  cp,  und  ^,   betrifft,  so  ei^eben  sich  die- 
selben ebenso  leicht  durcli  Rechnung  als  durch  constructive  Relrachtungen,  weshalb 
ich  mich  bei  der  Bestimmung  derselben  nicht  aufhalte. 

Dies  vorausgeseLzt,  kommt  bei  der  Haximumsfragc  alles  darauf  an,  ob  — 

unter  f , ,  zwischen  ep,  und  <f^,  oder  über  cp,  liegt. 

im  ersten  Falle  findet  das  Haiimum  statt  für  cp  =  (p, , 

„    zweiten,,       „     „    (p=— _— , 

„    dritten    „       „        „         ,,  „     „    cp  =  <pj. 

Mmmt  man  z.  B.  s  =  2a,  a  =  b,  a  ^  —  ,  so  ist  ^,  ^  -^  ,  9^  ^  it ,  und 


Anmerkungen  und  Zusätze.  729 

pelteu  Umfaoge  des  Dreiecks  aß^  ^^'  ^enu  nun  abc  irgend  ein  anderes,  dem 
Dreieck  ABC  eingeschriebenes  Dreieck  isl,  das  bei  den  auf  einander  folgenden  Uni- 
klappungen  successive  die  Lagen  oijC,,  a^b^c.^,  ajb^c^t  S^s^a»  ^a^s^4»  f^fiip^  an- 
nimmt ,  so  ist  die  aus  geradlinigen  Strecken  zusammengesetzte  gebrochene  Linie 
ab^c^a^b^c^a^  dem  doppelten  Umfange  von  abc  gleich.  Da  aber  ÄCund  B^C^  pa- 
rallel und  die  Strecken  axL-\-a^a^  einander  gleich  sind»  so  ist  der  doppelte  Umfang 
von  aß7  der  Geraden  aa^  gleich  und  demzufolge  kleiner  als  der  Zug  ah^c^ajb^c^a^, 
oder  kleiner  als  der  doppelte  Umfang  von  abc.'* 

Maximum  und  Minimum  des   Bogens    einer  beliebigen  Gurve  im  Ver- 

hältniss  zur  Abscisse  oder  Ordinate. 

9)     Hier  musste  gesetzt  werden: 
S.  55,  Z.  10  $pitz  statt  stumpf, 
S.  57,  Z.    9  V.  u.  8j  statt  Sy 
S.  57,  Z.    2  V.  u.  «    statt  «, , 
S.  57,  Z.     1  V.  u.  6/6, :8.^  sUtt  C6:5j. 

Aufgaben  und  Lehrsätze.     (S.  65.) 

10)  In  Betreff  dieser  Aufgaben  und  Lehrsätze  ist  auf  die  Abhandlung  No.  12 
d.  B.  zu  verweisen,  in  der  sie  grösstentheils  erledigt  werden. 

S.  71.     Die  unter  No.  13  gegebenen  Sätze  enthalten  wesentliche  Unrichtig- 
keiten.    Vgl.  die  Schlussbemerkung. 

S.  73,  Z.  18  ist  in  dem  Ausdruck  von  T 

+a?(2a— a?)(7r — 2a)     statt     — x{2a — a?)(7r — 2a) 
gesetzt. 

Einfache  Beweise  der  isoperimetrischen  Hauptsätze. 

S.  80,  Z.  2  ist  Inhalt  sUtt  Umfang, 

S.  80,  Z.  3  ABAD  =  ABCD  statt  BA-hAD=  BC-hCD 
gesetzt  worden,  welche  Veränderungen  von  Steiner  selbst  herrühren. 

Ueber  den  Punct  der  kleinsten  Entfernung. 

11)  Zu  dieser  Abhandlung  findet  sich  in  den  hinterlassenen  Papieren  Steiner*s 
die  folgende  Notiz: 

nUm  die  Eigenschaften  des  Punctes  My  dessen  Abslände  a^  by  c  von  drei  ge- 
gebenen Puncten  Ay  By  C  zusammen  ein  Minimum  sind,  zu  erforschen^  hat  man 
das  gleichseitige  Dreieck  zu  betrachten. 

Es  sei  (Taf.  XXIll  Fig.  3)  SI93@  ein  gleichseitiges  Dreieck.  Aus  einem  be- 
liebigen innerhalb  desselben  liegenden  Puncte  M  fälle  man  Perpendikel  MA  :=:  Uy 
MB  =  by  MC=c  auf  die  Seiten,  so  ist  bekanntlich  die  Summe  dieser  Perpen- 
dikel constant,  jener  Punct  M  mag  sein,  welcher  er  will,  so  dass  also,  wenn 
aus  irgend  einem  anderen  Puncte  N  die  Perpendikel  a,  ß,  ^  gefällt  werden,  immer 

a-h6+c  =  a+ß-hY 

ist.  Zieht  man  nun  aus  N  nach  den  Fusspuncten  Ay  By  C  der  ersten  Perpen- 
dikel die  Strahlen  a, ,  i^ ,  c, ,  so  sind  diese  beziehlich  grösser  als  die  Perpendikel 
a,  ß,  Y»  daher  ist  auch  stets 

Daraus   wird  geschlossen:   Sieht  man    die  Puncte  Ay  By  C  als  gegeben  an, 


730  Änmerktuigeii  und  ZuAtta. 

30  ist  Jlf  ihr  Puncl  kleinster  EDtferDung,  d.  b.  so  ist  die  Summe  der  EDtfcnniBgai 
des  PuDCles  M  vod  jenen  drei  festen  Puncten  kleiner  als  die  Summe  der  Absliwle 
jedes  anderen  Punctes  N  von  denselben. 

Da  die  Strahlen  abc  auf  den  Seiten  des  gleichseiligeo  Dreiecks  3S@  sok- 
reclit  stehen,  so  bilden  sie  ■niteinaiida'  gleiche  Winkel,  so  du 

Z.  (ab)  =  (6c)  =  (cd)  =  JA  =}«. 
Und  da  der  Punct  A/  innerhalb  des  Dreiecks  ABC  liegt,  so  ist  also  jede-  Winkd 
des  letzteren  kleiner  als  ^R.     Aus  allem  folgt  der  nadistehoide  Satz: 

Der  Punct  kleinster  Entfernung  M  von  drei  gegebenen  Panct» 
A,  B,  C,  den  Ecken  eines  Dreiecks,  von  dessen  Winkeln  jeder  kleiner 
als  \R  ist,  hat  die  Eigenschaft,  dass  die  aus  ihm  nach  den  drei 
Puncten  gezogenen  Strahlen  a,  b,  c  mit  einander  gleiche  Winkel  bildea, 
so  dass  jeder  ^R  ist.     Und  umgekehfl: 

Laufen  aus  einem  Puncte  ^  drei  Strahlen  a,  b,  c,  die  mit  einander 
gleiche  Winkel,  jeder  ^R,  bilden,  und  nimmt  man  in  diesen  Strahlei 
drei  beliebige  Puncte  A,  B,  C  an,  so  ist  jener  Punct  M  alleraal  Fund 
kleinster  Entfernung  von  diesen  drei  Puncten. 

Der  Beweis  folgt  indirect  aus  der  vorangehenden  Betrachtung,  durch  Her^ 
Stellung  des  gleichseitigen  Dreiecks  9UB@.  Auch  ist  Inr  den  ersten  Theil  ds 
Salzes  der  Punct  M  leicht  zu  constniiren.  Beschreibt  man  über  den  Seiten  des 
gegebenen  Dreiecks  ABC  Kreisbogen,  deren  Perijdieriewinkel  fiber  den  resp.  Seit« 
=  4^  sind,  so  schneiden  sich  dieselben  im  Puncte  M. 

Ist  insbesondere  ein  Winkel  des  gegebenen  Dreiecks  ABC,  etwa  Winkel  A, 
^^R,  so  ßllt  der  Punct  M  mit  dessen  Scheitel  A  zusammoi,  waa  auch  nock 
aus  der  vorstehenden  Betrachtung  folgt,  wenn  nimlich  der  Punct  M  in  der  Seile 
39@  des  gleichseitigen  Dreiecks  9[S(S  angenommen  wird.  —  Wie  aber  gesUltit 
sich. der  Satz,  wenn  ein  Winkel  des  durch  die  drei  gegd>aicn  Puncte  A,  B,  C 
bestimmten  Dreierks  grösser  ist  als  Ji£?  Auch  in  diesem  Falle  ist  Aa  Scbdlel 
des  stumpfen  Winkels  zugleich  der  Puncl  kleinster  Entfernung.  Indesea  ist  der 
Charakter  des  Hinimutns  nicht  mehr  im  strengen  Sinne  vorhanden.  Da  dieser  Fall 
meines  Wissens  sich  nirgends  gehörig  erörtert  findet,  so  mögen  hier  nodi  ein^ 
Bemerkungen  folgen,  die  zu  seiner  Erliuterung  beilragen  werden. 

Wird  in  Rücksicht  der  obigen  Betrachtung  der  Punct  3f  ausserhalb  des  gleidueitigtn 
Dreiecks  3ÜB@,  z-  D,  über  der  Seile  SSB  angenommen  und  wird  f3r  diesen  Fall  iet  VwA 
durch  A/,,  werden  ferner  die  aus  iJmi  auf  die  Seilen  des  Dreiecks  gefllllcn  PcfpcndiLri 


Anmerkungen  und  Zusätze.  731 

Zur  Verallgemeinerung  des  gefundenen  Resultates  dient  der 

Hülfssatz.  Fillt  man  aus  irgend  einem  Puncte  P  in  der  Fläche  eines  be- 
liebigen, aber  gleichseitigen  Vielecks  auf  dessen  Seiten  Lothe,  so  ist  die  Summe  der 
letzteren  constant,  wo  man  auch  jenen  Punct  annehmen  mag;  sie  ist  gleich  dem 
Inhalte  des  Vielecks,  dividirt  durch  eine  Seite  desselben. 

Man  zieht  ans  ihm  die 

Folgerungen:  1)  Der  Punct  P  ist  in  Beziehung  auf  die  Fusspuncte  der  aus 
ihm  geflllten  Perpendikd  der  Punct  der  kleinsten  Entfernungen  von  diesen  letzleren. 
Denn  Hir  jeden  anderen  Punct  P,  ist  die  Summe  der  Lothe  gleich  gross,  mithin  die 
Summe  der  Schrägen  von  P,  nach  den  ersten  Fusspuncten  grösser,  weil  jede  Schräge 
ab  Hypotenuse  grösser  ist  als  das  zugehörige  Loth  aus  P^. 

2)  Da  femer  die  Winkel,  welche  die  Seilen  des  Vielecks  mit  einer  beliebigen 
Geraden  Q-  bilden,  so  beschaffen  sind,  dass  die  Summen  ihrer  Sinus  sowohl  als  der 
Cosinus  gleich  0  ist,  so  findet  dasselbe  für  die  Winkel  statt,  welche  die  Gerade  G 
mit  den  Lothen  aus  P  bildet.     Es  gilt  also  der  Satz: 

Sind  in  einer  Ebene  nPuncte  gegeben,  so  ist  der  Punct  der  klein- 
sten Entfernung  von  ihnen  so  beschaffen,  dass  die  Strahlen,  welche 
ihn  mit  jenen  nPuncten  verbinden,  mit  jeder  beliebigen  Geraden  solche 
Winkel  bilden,  von  welchen  di^  Summen*  sowohl  der  Sinus  als  der 
Cosinus  =  0  ist. 

Der  Satz  kann  auf  den 'Raum  ausgedehnt  werden  (wobei  Polyeder  mit  Seiten- 
flächen gleichen  Inhalts  auftreten),  desgleichen  auf  die  Kugelfläche,  und  ausserdem 
ist  es  möglich,  ihn  von  einer  scheinbaren  Beschränkung  der  Gültigkeit  zu  befreien.^ 

Vom  Krümmungsschwerpunct  ebener  Gurven. 

12)     S.  127,  Formel  (61.)  müsste 

J.(C7,-HC7,H ^-ün)     statt     ü,+  ü^^ \-ün 

stehen. 

S.  137  Z.  2  ist 


gesetzt  worden. 


+«*    statt     — «* 


lieber  Maximum  und  Minimum  u.  s.  w. 
Erste  Abhandlung. 

13)  S.  187  Anmerkung. 
Diese  Anmerkung  findet  sich  ebenfalls  in  der  im  LioumUe' scheu  Journal  ver- 
öffentlichten französischen  Uebersetzung  der  S^n^'schen  Abhandlung,  fehlt  aber 
in  der  späteren  Reproduction  derselben  im  O^^'schen  Journal,  die  vielmehr  an 
ihrer  Stdle  die  folgende  Notiz  enthält,  durch  welche  das  Historische  über  den  Hülf- 
satz  (9.)  des  §.  8  richtig  gestellt  wird: 

„Voyez  le  Tome  II,  p.  45  du  Journal  de  Mr.  Grelle*).  —  L'histoire  de  ce 
th^r^me  pr^ente  une  singularit6  assez  remarquable.  Du  ä  LexeUy  ce  thdor^me 
n'a  ^t6  gdn^ralement  connu  que  par  les  Elements  de  g^om^trie  de  Legendre 
qui,  tout  en  Tattrihuant  ä  LeaeÜ  ne  le  donne  que  d*une  mani^re  incompl^te  et 
paratt  avoir  ^t^  suivi  par  tous  les  autelirs  qui  en  ont  parl6  apr^  lui.  Ayant  6t^ 
conduit  dans  le  mtooire  cit6  ä  reconnattre,  que  le  petit  cercle,  lieu  des  sommets 
de  tous  les  triangles  Äquivalents  construits  sur  la  m^me  base,  passe 
toujours  par  les   deux  points  diam^tralement  oppos^s  aux  extrömit^s 


*)  Band  I,  S.  101  dieser  Ausgabe. 


7B2  ADaierkiuif(en  und  Zusktze. 

de  la  liase,  je  ilevais  donc  croire  que  ce  compl^ment  iodispenuble  pour  la  »p- 
pljcations  que  j'avais  en  vue,  n'älait  pas  connu,  et  je  fus  conflnuä  daiw  ceLLe  ttma 
|iar  lous  ceux  qui  s'occup^eiit  plus  lard  du  meme  sujet.  Ce  n'est  que  räceuuDuii 
qiie  Hr.  lAouvilU,  qui  avait  rendu  compte  du  pr^ent  memoire  ä  racadämit  da 
scieuces  de  Paris,  ayanl  eu  l'id^e  de  recourir  au  mänoire  original  de  Lexdl  {Koi 
l'etropolilaaa ,  1781,  I,  p.  112)  a  reconuu  que  la  proposition  dont  il  s'agit  y  ei 
i^Doncöe  d'uDe  mauiire  complfele,  ei  däuonlräe  de  deui  maniferes  dilKrentea.  Ui 
ue  saurait  deviner  ce  qui  a  pu  porter  Legendre  i  mutüer  le  thäor^me  Aoimk  pir 
Lexell  el  l'on  doil  £tre  d'autant  plus  surpris  que  cetle  circonslance  aoit  resUt 
si  longlemps  inapper^iie,  que  la  m^rne  proposition  a  Tail  le  sujet  d'un  Diämoi» 
A'Euler  (Nova  acta  Tom,  X.)  oü  eile  se  trouve  d^montr^e  d'uue  maniire  \xhs  (M- 
gante  et  purement  gfomälriquc.  J'ajoulerai  que  la  dätnonatration  doun^  par  cd 
illustre  g^mitre  a  beaucoup  d'analogie  avec  celle  que  j'ai  indiqu^e  lors  de  la  [ve- 
miire  publicaiioD  du  pr^Qt  memoire  dans  le  Jouraal  de  Hr.  LiouvUle  et  qni  ed 
loud^e  sur  des  consid^atioDS  qui  appartieoDeut  k  la  gäoiiidtrie  ä  trois  ditaeosioos.'- 

14)  S.  203,  Z.  18  T.  u.  Wenn  der  Inhalt  kleiner  wird  als  die  Kreisflädit, 
deren  Umfang  gleich  dem  gegebenen  Bogen  ist,  so  giebt  es  nur  noch  ein  spili- 
wiukliges  Segment,  wonadi  die  Bemerkung  (I)  etwas  lu  modificiren  ist. 

Ueher  Haiimum  und  Hinlmum  u.  s.  w. 

Zweite  Abhandlung. 

15)  S.  240,  IV,  2.     SUti  „kleinsleu  Inlialt"  stdit  sowohl  in  SUiner's  Hanu- 

script  ab  in  der   rranzösischen  Ueherselzuug   „grössten  luhall".     Dies   beruht  aber 

auf  einem  Irrlhum,  indem  ein  Dreieck  unter  den  im  Salze  augegebaieo  Bedingungen 

eioen  beliebig  grossen  Inhalt  haben  kann. 

Es  seien  a,  b,  c  die  Seiten  des  Dreiecks,  -[  der  gegebene,  der  Seite  c  gega- 
üherliegende  Winkel  desselben,  und  d  der  gegebene  Werth  der  DiCferenz  (fl.-\-b) — c. 
Dann  ist 

c'  =  a'+b^ — 2aicos-|f  =  (a+Ä)' —  4oÄcos'-^-  =  (c+rf)' — Aabcas^-^ , 
(c+rf)'— c'  (2<j4-d)rf 


Anmerkungen  und  Zusätze.  733 

Inhalt  des  Dreiecks  entspricht,  und  dass  ein  Maximum  dieses  Inhalts  gar  nicht  statt- 
findet. 

Setzt  man  in  dem  Ausdrucke  von  c^ 

c  =  a+6 — dy 
so  ergiebt  sich 


oder,  wenn 


4aÄcos'-^- — 2d(a-hb)+d^  =  0. 
,  dsiü  -J- 


cos'^  cos'-[ 


2 

gesetzt  wird, 

(a—k)ib—k)  =  l\ 

Unter  den  dieser  Relation  genügenden  Werthsystemen  a,  b  giebt  es  nun  zwei, 
in  denen  a-=b  ist,  nämlich 

und 

a  =  k  —  /,     b  =  k — /, 

wobei  zu  beachten,  dass  k>l  ist.  Hat  man  nun  gefunden ,  dass  unter  den  in 
Rede  stehenden  Dreiecken  das  gleichschenklige  den  kleinsten  Werth  von  c,  also 
auch  den  kleinsten  Werth  von  a-^-b  giebt,  so  kann  man  zu  dem  Schlüsse  verleitet 
werden,  dass  die  den  Winkel  ^  einschliessenden  Seiten  des  genannten  Dreiecks 
gleich  {k — Z)  seien.     Es  ist  aber 


ab 


V         a — k  )  a — k 


die  erste  Ableitung  dieses  Ausdruckes  von  ah  verschwindet  für  a  =  /; — ly  und 
die  zweite  ist  für  denselben  Werth  von  a  negativ^  der  Werth  von  ab  also  für 
a  =  Z — ky  b  =  l — k  ein  Maximum.  Daraus  würde  dann  folgen,  dass  für  das 
Dreieck,  in  welchem  a  =  /: — /,  b-=k — Z,  nicht  nur  die  dritte  Seite  ein  Mini- 
mum, sondern  zugleich  der  Inhalt  ein  Maximum  sei,  wie  im  iS^Wr*schen  Texte 
steht.  Der  Widerspruch  zwischen  diesem  Resultat  und  dem  vorher  festgestellten 
klärt  sich  dadurch  auf,  dass  die  beiden  Gleichungen 

a+& — c  =  dy 

c^  =  a'+6' — 2aÄcosYt 

wenn  man  a  =  k — ly  b  =  k — l  nimmt,  nur  dann  mit  einander  zu  vereinigen  sind, 
wenn  man  der  Grösse  c  einen  negativen  Werth  giebt.     Denn  es  ist 


cos'-^ 


und  daher 


sm 
c  =  a-\-b — d  =  —       ^  "  ^ 


dl  1 — sin-i-lsii 


cos'  1 


734  Anmerkiuigeii  und  Znsitze. 

durch  welchen  Werth  von  c  zugleich  die  iweitc  der  vorstehenden  Gleichungen  be&ieügt 
wird.  Das  Dreieck,  in  welchem  a^k — l,  b=^k~l,  genflgt  abo  nicht  ia 
Bedingung,  dass  die  Differenz  zwischen  der  SiimDie  der  SeiteD  o,  b  und  der  driiu 
Seile  des  Dreiecks  gleich  d  sein  soll. 

Möglicherweise  ist  Steiner  durch  den  augegebenen  oder  einoi  ihnlichn  fefals- 
baften  Schiusa  zu  der  talschen  Aussage  seines  Salzes  Terlntet  worden. 

Uehrigens  findet  sich  diese  Aussage  bereits  m  einer  fr&faereo  Stelle,  S.  44 
d.  B.  in  der  Tabelle  unter  Nr.  19,  so  dass  sie  in  der  That  auf  einem  wirklidia 
Versehen  zu  beruhen  sdieint. 

16)  S.  2S3,  Z.  20  T.  0.    Hier  hatte  Steiner  im  Hanuscript  eunen  SaU  (IIL) 
stehen,  der  rolgeodermaasseQ  lautet. 

„III.  Ist  femer  insbesondere  C^2n,  so  fallea  die  Seiten  CA  und  CT  vi 
einander 'und  der  Satz  heisst: 

Sind  alle  Seiten  a,  b,  c  ...  eines  Vielecks  gegdai,  so  ist  sdn  Inhalt  en 
Haiimum,  wenn  alle  Ecken  von  einem  Puncto  C  gleicfaweit  abstefacD,  d.  fa.  wen 
es  einem  Kreise  eingeschrieben  ist." 

Steiner  hat  nachträglich  diesen  Satz,  obwohl  er  richtig  ist,  geatricben,  Bit 
der  Bemerkung :  „Dies  folgt,  streng  genommea,  nicht,  denn  A  und  T  brauchen  nicht 
auf  einander  zu  Ibllen."  Mir  scheint  gleichwohl  Steiner's  Schliusweise  wohl  be- 
gründet zu  sein. 

17)  S.  253,  Z.  6  T.  u.     Hier  steht  in  Steiner's  Hannscript  nodi  der  von  ihm 
aus  demselben  Grunde,  wie  der  vorsl^ende,  geslricbene  Sali: 

III.  Ist  der  Umfang  s  eines  m-Ecks  gegeben,  so  ist  der  Inhalt  eii 
Haiimum,  wenn  es  gleichseitig  und  einem  Kreise  eingeschrieben,  d.h. 
wenn  es  regelmässig  ist."     Dagegen  ist 

18)  S.  264,  Z.  16  V.  0.  der  hieraus  abgeleitete  Sau  (8,  in.)  stehen  geblieben, 
zu  dem  sich  die  folgende  Bandbemerkung  Steiner's  findet: 

„Da  die  vorigen  Sätze  gestrichen  sind,  so  fehlt  diesem  der  Grund.     Man  hilft 
sich  aber  durch    den  Salz  (I.),    indem  gezeigt  wird,  dasa   keine  Linie  Z>  =  >  die 
Schenkel  von  C  verbinden  und  so  grossen  Inbalt  begrenzen  kann  wie  der  Kreisbogen. 
Oder,  wird  in  L  ein  Punct  P  angenommen,  so  miiss  immer 
CP  =  CA— CT 


Anmerkungen  und  Zusätze.'  -  735 

Nun  ist  a  der  Schwerpunct  der  Mitten  voo  a  mit  Gewichten  a.  Daher  ist  die 
aus  a  mit  den  Geraden  p  parallel  gezogene  Gerade  a  ß,  multiplicirt  mit  der  Summe 
aller  a,  d.  h.  mit  P,  gleich  ^{pa)  gleich  Sj  oder 

aß.2(a)  =  2(j?a). 

Mag  sich  daher  B  um  den  festen  Punct  ß  drehen,  wie  es  will,  so  hieibt  S  coo- 
stant.  Und  wird  B  auf  einen  Augenblick  senkrecht  zu  der  Säule  angenommen 
und  ^  um  a  gedreht,  so  bleibt  S  wieder  constant,  daher  auch  wenn  A  und 
B  beide  schief  sind." 

21)     S.  305.     Zu  der  die  No.  72   begleitenden  Note  Gndet  sicli   in  Steiner's 
Nachlass  die  folgende  Ausführung: 

nZu  diesen  Ausnahmen  gehören  z.  B. ,  wie  ich  bereits  an  einem   andern  Orte 
angegeben  habe*),  folgende  zwei :  1)  wenn  von  den  drei  Winkeln  a,  ß,  ^  zwei  rechte 

sind ,  und  2)  wenn  der  dne  gleich  —  und  jeder  der  übrigen  gleich  —  ist.   Ausser 

diesen  zwei  Fällen  hat  nun  Herr  Stud.  Glausius  noch  zwei  andere  gefunden  und 
zugleich  gezeigt,  dass  weiter  keine  anderen  möglich-  sind.    Seine  Fälle  sind :  3)  wenn 

die  Winkel  -— - ,   --- ,  -— ,  und  4)  wenn  sie  -— ,   -5- ,   —  betragen. 
2        3        4  X        u        o 

In  diesen  vier  Fällen  ist  die  Zahl   der  Symmetralebenen  und  ihre  Beziehung 

zu  einander  folgende: 

1)  Es  seien  von  den  drei  Winkeln  a,  ß,  7  zwei  rechte,  etwa  a  =  ß  =  — 

und  der  dritte  f  beliebig.  Ist  dann  1)  ^  mit  ir  commensurabel,  f  n:  =  i  :my 
so  finden  im  Ganzen  9n+i  Symmetralebenen  statt,  nämlich  Z  und  ausserdem  m,  die 
durch  die  Gerade  z  gehen.  Und  ist  2)  f  mit  tz  incommensurabel,  so  ist  jede  durch 
z  gehende  Ebene  eine  Symmetralebene,  so  dass  z  eine  Symmetralaxe  ist  und  ^noch  eine 
besondere  Symmetralebene.  Im  Falle  1)  ist  der  Körper  in  seiner  einfachsten  Gestalt 
ein  regelmässiges  77»-seitiges  Prisma  oder  eine  regelmässige  symmetrische  771-seitige 
Doppelpyramide,  und  im  Falle  2)  ein  gerader  Cylinder  oder  ein  gerader  sym- 
metrischer Doppelkegel. 

2)  Wenn  die  Winkel   a,   ß,   7  beziehlich   -j-,   — ,   -—   sind,   so  hat  der 

*       0       0 

Körper  im  Ganzen  6  Symmetralebenen,  die  sich  zusammen  in  einem  Puncle  C 
und  einzeln  zu  zweien    in   3  Geraden   G^  unter  Winkeln  — ,  und  zu  dreien  in 

4  Geraden  G^  unter  Winkeln  —  schneiden.    Die  einfachste  Gestalt  des  Körpers  ist 

ein  regdmässiges  Tetraeder.  Denkt  man  sich  um  den  gemeinschaftlichen  Punct  C 
der  sechs  Symmetralebenen   eine  Kugelfläche  beschrieben,   so  wird  diese  von  jener 

in  24  gleiche  Dreiecke  zerlegt,   deren  jedes   die  gegebenen  Winkel  -k~>  ~^*   "^ 

hat;  um  6  Puncte  P,  liegen  um  jeden  4,  und  um  8  Puncte  P,  liegen  um  jeden  6  Drei- 
ecke; die  Puncte  rfihren  beziehlich  von  den  3  Geraden  G^  und  den  4  Geraden  G^  her. 

IC  7C  It 

8)  Wenn  die  Winkel  -5-.   -^t   -T  **"^»  *>2t  der  Körper  im  Ganzen  9  Sym- 

«        o        4 

metralebenen,    die  sich  zu    2  in  6  Geraden    G^,    zu  3    in  4  Geraden    G^    und 


*)  Einfache  Beweise  der  isoperimetrischen  Lehrsätze  (S.  91  dieses  Bandes). 


\ 


736  Anmerkni^en  iind  Znsitie. 

lu  4  in  3  Geraden  G,  schneideo.  Die  eiDbcfastcn  Ponnen  des  Körpas  sind  der 
WQriel  und  das  regelmissige  Oktae^ler  Die  um  den  DDrchscbnilbpimct  C  iir 
Ebenen  beschriebene  Kugelfliche  wird  von  denselben  in  48  gleiche  Dreiecke  getfaeilt, 
welche  die  gegebenen  Winkel  haben.  Sie  bilden  ein  Nelz  von  26  Puncten;  nm  1! 
dersdben  liegen  um  jeden  4  Dreiecke,  um  8  um  jeden  6,  und  um  6  nm  jeda 
8  Dreiecke. 

4)  Wenn   die  Winkel  -^t   -^.  ^    sind,    so    hat    der    Körper    im    Gmm 

15  Symmetralebenen .  die  acb  tu  2  in  15  Geraden  A^,  in  3  in  10  Geradeo  J, 
und  zu  5  in  6  Geraden  A^  schneiden.  In  seiner  einTachslen  Form  kann  der  Körp<r 
ein  regelmässiges  Dodekaeder  oder  ein  Ikosaeder  sein.  Die  Kugelfläche  C  wird  tm 
den  15  Symmelral ebenen  in  120  gleiche  Dreiecke  mit  den  gegebenen  Winkeln  iv 
scbnitten,  die  ein  Netz  von  62  Punclen  bilden,  welche  von  den  Geraden  G,,  G^,  ff, 
herrühren;  nämlich  um  30  Puncto  P,  liegen  die  Dreiecke  ni  4,  um  20  Puncte  P, 
zu  6,  und  um  12  Puncte  P^  zu  10. 

Ueber  die  drei  S^eme  (2),  (3}  and  (4)  sind  femer  folgaide  Eigenschafia 
anzugeben ; 

System  2.  Wird  hier  irgend  ein  Punct  a  angenommen,  so  entsprechen  An 
zunächst  vcrmüge  der  6  Symmelralebenen  6  Puncte;  diesen  wieder,  vermöge  dtr- 
selben  Ebenen,  18  Puncte  (mit  Einschluss  von  a),  so  dass  also  im  Ganzen  24  PuncU 
a  in  Belraclil  kommen,  welche  in  Rücksicht  der  sechs  Ebenen  einander  entspredin. 
Die  24  Puncte  haben  solche  l^ge: 

a)  dass  sie  in  einer  KugelOäche  C  liegen  und  iwar  homologe  Puncte  in  dei 
oben  genannten  24  Dreiecken  sind; 

ß)  dass  8-mal  6  in  einer  Ebene  liegen;  die  8  Ebenen  bilden  ein  r^dmäuiga 
Oktaeder  und  zerfallen  in  zwei  Abiheilungen  von  4  und  4.  Die  4  Ebenen  jeder  Ab- 
IbeiluDg  enthalten  zusammen  alle  24  Puncte  ond  bilden  ein  reguläres  Tetraeder.  Fokt 
liegen  die  Puncte  zu  4  und  4  in  6  Ebenen,  ond  diese  hildm  einen  Würfel;  die 
durch  je  4  der  Puncto  bestimmten  Vierecke  sind  Rechtecke;  diese  6  und  die  n>- 
rigen  8  Ebenen  begrenzen  einen  Körper,  der  die  24  Puncte  zu  Ecken  hat,  nnd  desseo 
Flächen  6  Rechtecke  und  8  Sechsecke  sind.  Die  8  Sechseckebenen  sind  paarweise 
zu  den  4  Geraden  G^  senkrecht  und  somit  unter  sich  parallel,  die  6  Rediled- 
ebenen  sind  paarweise  zu  den  3  Geraden  G,  senkrecht  und  mithin  ebenfalls  miter 
sieb  parallel. 

Eine  Ebene  schneidet  das  ganze  Symmetralsystem  in  einem  vollständigen  Vieretk. 


Anmerkungen  und  Zusätze.  737 

Polarliuien  der  6  Symmetralebenen,  auf  denen  sie  senkrecht  stehen ; .  ebenso  sind  die 
6  Piincte  ß  (oder  das  vollstindige  Vierseit,  dessen  Ecken  sie  sind)  die  Pole  der  Seiten 
des  vorgenannten  Vierecks.  Die  4  Ebenen,  in  welchen  die  6  Strahlen  i  zu  3  liegen, 
stehen  auf  den  obigen  4  Axen  oder  Geraden  G,  senkrecht ;  letztere  sind  beim  Würfel 
die  Eckaxen  und  beim  Tetraeder  die  Flächenaxen;  die  3  Geraden  G^  sind  beziehlich 
das  Umgekehrte. 

System  3.     Eine  Kugel  um  C  wird   hier   in  48   gleiche  Dreiecke   mit  den 

gegebenen  Winkeln  ir»   "5"»  "r  C>etheilt;  um  6  Puncte  P.  liegen  die  Dreiecke  zu 

2        3        4  ' 

8,  um  8  Puncte  P,  zu  6  und  um  12  Puncte  P,  zu  4;  diese  Puncte  kommen  von 
den  Geraden  G, ,  69^,,  G^  her.  Jeder  angenommene  Punct  a  gehört  zu  einem 
System  von  48  Puncten,  welche  einander  in  Bezug  auf  die  9  Symmeiralebenen  ent- 
sprechen, allemal  in  einer  Kugelfläche  liegen  und  homologe  Puncte  in  den  48  Drei- 
ecken sind.  Gemäss  den  26  Puncten  P^,  P,,  P,  liegen  von  den  48  Puncten  a: 
a)  6-mal  8,  ß)  8-mal  6  und  7)  12-mal  4  in  einer  Ebene.  Die  6  Ebenen  (a) 
bilden  einen  Würfel,  die  8  Ebenen  (ß)  ein  Oktaeder  und  die  12  Ebenen  (y)  ein 
Rhombendodekaeder.  Ferner:  die  (a)  bilden  mit  den  (ß)  einen  14-Flächner,  be-^ 
grenzt  von  6  Quadraten  und  8  regelmässigen  Dreiecken,  die  (a)  mit  den  (y)  einen 
18-Flächner  (6  Quadrate  und  12  Sechsecke),  die  (ß)  mit  den  (7)  einen  20-Flachner 
(8  Dreiecke  und  12  Sechsecke)  und  endlich  die  (a),  (ß),  (7)  zusammengenommen 
einen  26-Flächner  (6  Achtecke,  8  Sechsecke  und  12  Vierecke).  Damit  hat  man  7 
verschiedene  Polyeder  erhalten. 

Die  Ebenen  (ß)  und  (7)  können  abwechselnd  und  nur  zur  Hälfte  genommen 
werden  (Hemiedrie).  4  Ebenen  (ßj  bilden  das  Tetraeder,  6  Ebenen  (^J  das 
Hexaeder;  die  4  Ebenen  (ß,)  mit  den  6  Ebenen  (a)  eine  vorkommende  Krystall- 
gestalt,  ebenso  M  mit  (a);  (7,)  mit  (ßj;  (ß,),  (^J  und  (a);  (ßj  mit  (7); 
(ß)  «it  (T,);  (ßJ  mit  (a)  und  (y);  (^J  mit  (ß)  mid  (a). 

Die  9  Symmetralebenen  zerfallen  in  2  AbtheUungen  von  3  Ebenen  A  und 
6  Ebenen  B.  Wird  insbesondere  der  Punct  a  in  einer  Ebene  A  angenommen,  so 
entstehen  nur  24  Puncte  a;  gemäss  den  Puncten  P^,  P,  liegen  6-mal  4  und  8-mal 
6  in  einer  Ebene  a  oder  ß;  diese  Ebenen  bilden  einen  Körper,  begrenzt  von  6  Qua- 
draten a  und  8  Sechsecken  ß.  Wird  a  in  einer  Ebene  B  angenommen,  so  kann 
es  auf  zwei  Arten  geschehen:  zwischen  P,  und  P,  oder  zwischen  P,  und  P^; 
in  beiden  Fällen  giebt  es  24  Puncte  a.  Im  ersten  Falle  liegen  6-mal  8  in  einer 
Ebene  a  und  8-mal  3  in  ß,  die  12  Ebenen  ^  verschwinden  wie  vorhin.  Im 
zweiten  Falle  liegen  6-mal  4  in  a,  8-mal  3  in  ß  und  12-mal  4  in  7.  Fällt 
endlich  a  in  P,,  so  giebt  es  nur  12  Puncte  a,  und  sie  liegen  6-mal  4  in  a  und 
S-mal  3  in  ß;  diese  6-f-8  Ebenen  a,  ß  bilden  einen  Körper,  der  ein  enteckt  er 
Würfel  oder  ein  entecktes  Oktaeder  ist. 

Die  unter  den  48  sphärischen  Dreiecken  liegenden  ebenen  Dreiecke  bilden  den 
48-Flächner  (Hexakisoktaeder).  An  jeder  Kante  P,P4  liegen  zwei  Dreiecke,  die 
zwei  Puncte  P,  zu  Spitzen  haben;  lässt  man  die  beiden  P,  sich  gleichmässig 
heben,  bis  die  Dreiecke  in  einer  Ebene  liegen,  so  bilden  sie  ein  gleichschenkliges 
Viereck  P^P^P^P^;  die  kleineren  Schenkel  liegen  an  P,  die  grösseren  an  P^. 
Dadurch  entsteht  ein  Krystall  mit  6,  8  und  12  Ecken  P^,  P,  und  P,  und  mit 
24  Flächen  g,  welche  gleichschenklige  Vierecke  sind ;  er  ist  nicht  mehr  einer  Kugel 
eingeschrieben,  wohl  aber  umschrieben.  Das  System  der  24  Grenzflächen  g,  mit  den 
früheren  combinirt,  giebt  verschiedene  vorkommende  Krystallformen. 

Lässt  man  ferner  je  zwei  Dreiecke,  die  an  eine  Kante  P^P^  stossen,  in  eine 
Ebene  fallen  (in  ein  Dreieck  übergehen),  so  kommen  die  Ecken  P,  in  Kanten  zu 

8t«ln«r'B  Wwkt.    U.  47 


738  AnmerkuDgeD  und  ZmMze. 

liegen  und  verschwiadeo ,  so  dass  der  Krystall  6+8  Ecken  und  24  Dreieck«  ik 
Flächen  hal  (Tetrakisheiaeder).  Fallen  je  zwei  Dreiecke  an  den  Kaulen  -PjP,  ■  ' 
eine  Ebene  (in  ein  Ureieek),  so  verschwinden  wieder  die  Ecken  P,  und  es  enütkl 
dax  Triakisoklaeder  mil  6  sechskantigen  und  8  dreikanligen  Ecken  und  24  dni-. 
eckigen  FlacheD.  —  Fixirt  man  von  den  8  dreikanligen  Ecken  4  abwecfaselnde  mi 
hält  ihre  12  Flächen  Test,  so  werden  diese  gleichschenklige  Vierecke,  und  der  Kr}ild 
ist  das  Trapezoiddodekaeder  mit  14  Ecken  (4  und  4  dreikantige  und  6  vierkanligf). 

System  4.  In  diesem  System  sind  von  den  15  Axen  6,  ä-mal  3  la  äi- 
ander  senkrecht.  Nämlich  die  KaDien  des  Dodekaeders  stehen  sidi  paarweise  gegci- 
üher  und  sind  parallel;  dabei  gieht  es  &-mal  3  Paare,  die  za  einander  rechtwinklig 
sind,  und  ebenso  die  ihnen  zugehörigen  3  Axen  6,.  Also  lassen  sich  dem  Dod^ 
kaeder  5  Oktaeder  einschreiben,  deren  Ecken  in  den  Milien  der  Kanten  liegm. 

Ad  jedo-  Kante  K  des  Dodekaeders  liegen  4  Flächen;  zwei  haben  sie  za  Seil«. 
Die  der  Kante  zunächst  liegenden  Ecken  oder  Diagonalen  in  den  4  Flächen  biUn 
ein  Quadrat;  die  6  Quadrate  der  3  Paar  zugeordneten  Kanten  bilden  einen  Würfd. 
Folglich  lassen  sich  dem  Dodekaeder  5  Würfel  einschreiben,  deren  Ecken  in  dn 
seinigen  liegen;  und  folglich  bilden  die  10  Diagonalen  des  Dodekaeders  S-mal  dit 
4  Diagonalen  des  WQrfeb. 

Jede  der  6  Axen  G^  stellt  auf  zwei  gegenüberliegendoi  panlldea  Fläcbci 
senkrecht;  die  Mitteleheoe  zwischen  den  letzteren  geht  durch  die  Hitlen  von  5  Paar 
Gegenkanten,  also  durch  5  Axen  G^,  auf  denen  somit  jene  Axe  G^  senkrecht  steht 
Also  liegen  die  15  G^  zu  5  in  6  Ebenen  und  sind  senkrecht  zu  den  6  Axen  €,. 
(Da  das  regelmässige  5-Eck  keinen  eigentlichen  Hittelpunct  hat,  so  sind  audi  dK 
6,  keine  eigenllichen  Axen.  —  Sollte  hierin  vielleicht  der  Grund  liegen,  wann 
das  Dodekaeder  und  Ikosaeder  keine  Krystallfonnen  sindfl).  —  Wird  das  gane 
System  von  Ebenen  uud  Axen  als  Büschel  von  einer  Ebene  geschnitten,  so  gehi 
die  genannten  9  Ebenen  9  Gerade,  die  sich  in  15  Pimclen  P,  schneiden,  wehfe 
den  15  Geraden  G,  entsprechen.  In  Bezug  auf  ein  elliptisches  Involutionsieti  äi 
von  diesen  15  Puocteu  P,  5-mat  3  einander  polar  zugeordnet,  so  wie  die  15  SlnUci 
6^.  Die  6  Axen  G^  geben  6  Puncte  P,,  welche  die  Pole  jener  6  Geraden  siaJ. 
In  jedem  elliptischen  Involutionsneti  muss  es  demnach  unendlich  viele  solcha  ge- 
schlossenen S)'sieme  von  5-mal  3  zugeordneten  Puncten  geben,  wovon  jedes  oil 
dem  Dodekaeder  oder  Ikosaeder  übereinstimmt,  reap.  seine  Nalar  andeutet  und  dit 
gegenseitige  Lage  seiner  Axen  angiebt.  Daher  sind  auch  durch  je  drei  zugeonfaielt 
Puncte  die  4-mal   drei  übrigen  bestimmt,   oder  es    finden  nur   zwei  venchiedcK 


Anmerkuni^en  und  Zusätze.  739 

Sätze  über  Curven  zweiter  und  dritter  Ordnung. 

24)  S.  377,  Z.  12  v.  o.  Die  Gruppirung  der  9  Osculationspunctc,  3/2+6«/^ 
ist  keine  andere  wie  der  neun  Wendepuncte  einer  Gurve  dritter  Ordnung;  die  vier 
Systeme  K^  entsprechen  den  syzygetischen  Dreiecken,  und  von  diesen  hat  bekanntlich 
eines  drei,  eines  nur  eine,  und  die  beiden  anderen  gar  keine  reellen  Seiten.  Hier- 
nach würden  die  Steiner^chesk  Behauptungen  einer  Berichtigung  bedürfen.  Dasselbe 
gilt  von  den  S.  380  unter  (111)  stehenden  Sätzen,  sowie  von  der  Behauptung,  dass 
der  Schlusssatz  (2)  auch  umgekehrt  gelte. 

Elementare  Lösung  einer  geometrischen  Aufgabe  u.  s.  w. 

25)  S.  417,  Z.  8  v.  u.  Die  hier  angegebene  Zahl  (7776)  von  Kegelschnitten, 
welche  fünf  gegebene  Kegelschnitte  berühren,  ist  nicht  richtig,  da  uneigentliche  Lö- 
sungen mitgezählt  sind;  sie  ist  vielmehr  3264.  (Vgl.  Clebsch-Ldndemanny  Vor- 
lesungen über  analyt.  Geometrie,  Band  1,  S.  403.) 

Zu  dieser  Abhandlung  findet  sich  in  Steine/s  Nachlass  der  folgende  Zusatz: 
M§.  n,  7,  a.     Mit  diesem  Satze  stehen  die  nachfolgenden  Aufgaben  im  Zu- 
sammenhange. 

1)  Der  Winkel  a  an  der  Spitze  eines  Dreiecks  (Taf.  XXIII  Fig.  4)  ist  in  fester 
l^ge  gegeben  und  ein  Punct  a  in  der  Grundlinie  bc;  letztere  so  zu  bestimmen, 
dass  der  Umfang  ein  Minimum  wird. 

Lösung:  Die  Halbirungslinien  der  Winkel  b  und  c  und  das  Perpen- 
dikel in  a  auf  bc  müssen  sich  in  einem  Puncle  A  treffen. 

2)  Um  ein  gegebenes  Dreieck  aß^  ein  anderes  abc  vom  kleinsten  Umfange 
zu  beschreiben. 

3)  Ist  ein  beliebiges  Dreieck  abc  gegeben,  so  giebt  es  ein  bestimmtes  anderes 
a  ß  Y»  dem  es  umschrieben  ist,  so  dass  es  unter  allen  demselben  umschriebenen  den 
kleinsten  Umfang  hat,  und  dieses  Dreieck  aß*/  ist  leicht  zu  finden. 

4)  Wenn  die  Grundlinie  bc  eines  Dreiecks  abc  (Taf.  XXUl  Fig.  5)  in  einer 
festen  Geraden  G^  die  Spitze  in  einer  festen  Geraden  II  liegen  und  die  Schenkel 
ab  und  ac  resp.  durch  zwei  feste  Puncte  ^  und  ß  gehen  sollen,  unter  welchen 
Bedingungen  ist  dann  der  Umfang  ein  Minimum? 

Lösung:  Die  Ualbirungsstrahlen  der  Aussenwinkel  bei  a  und  b  müssen  sich 
mit  dem  Perpendikel  in  ^  auf  ab  in  einem  und  demselben  Puncte  treffen;  ebenso 
verhält  es  sich  für  die  andere  Seite  o^.  Denn  dadurch  ist  auch  in  der  Grundlinie 
bc  ein  Punct  a  bestimmt,  so  dass  aic  als  dem  aßy  umschrieben  überhaupt  den 
kleinsten  Umfang  hat.  —  (Die  Lösung  ist  allerdings  nicht  allgemein,  weil  durch 
Annahme  von  Gy  H  und  ß  der  Punct  ^  schon  bestimmt  wird.)^ 

Aufgaben  und  Lehrsätze. 

26)  S.  442,  Z.  3.  Hier  heisst  es  in  Steiner's  Manuscript:  ^ Fielen  nur  in 
jeden  Wendepuncl  8  der  gedachten  Puncte,  so  blieben  noch  132  eigentliche  Lö- 
sungen übrig;  fallen  aber  9  oder  10  in  jeden,  so  finden  uu^  108  oder  84  eigent- 
liche Lösungen  statt.  ^ 

Neue  Bestimmungsarten  der  Curven  zweiter  Ordnung. 

27)  S.  454,  Z.  3  v.  o.  Auch  hier  wären  die  beiden  Fälle  zu  unterscheiden 
gewesen.     Im  ersten  Falle  wird  /  bestimmt  durch  die  Proportion 

liAB  =  ß:Y. 


740 
wahrend  i 


Anmerkungen  und  Znsätze. 
I  im  anderen  Falle 


Die  Fonneln  Für  X,  X, 


l:AB  =  f.a 

X,  Bind  nicht  richüg;  sie  mfiüseD  lautete 


X»  =  -^(2abb— aa'4-bÄ'- 


2ab 


-(2abb— aa'+bA' 


-brf*)- 


"'  ~    2bb  ' 

S.  464  (Nr.  3).     Diese  Proporlion  muss  heissen 
a':ß'  =  yB:yA, 
wonacb  auch  die  übrigen  zu  bericlitigen  sind. 

S.  466  Z.  6  V.  u.     Der  Kreis  BJl  ist  gar  nidit  reell,  da  er  tq 
die  durch  A  gehen,  in  imaginären  (Brenn-)  Punclen  geschnitten  f 


Allgemeine  Betrachtung* 


1  über  einander  doppelt  berührende 
egelschnitte. 


28)  S.  473,  Z.  5  V.  u.  Gegen  das  hier  Gesagte  ist  lu  bemerLen ,  dass  dir 
ausserhalb  X,  liegende  Punct  m  nicht  Pol  von  X^  in  Bezug  aut  X  sein  kuu. 
weil  Xj  Tangente  von  X^  ist  (vgl.  S.  472,  11,  2).  Aus  ähnlichen  Gründen  kui 
auch  der  Satz  auT 

S.  475,  Z.  19  V.  u.  nicht  richtig  sein. 

S.  481,  Nr.  (2).     Auch    hier  giebl    es  wie  in  3)  nur  vier  Lösungen,   wou 
man  in  beiden  FSIIen  die  degenerirenden  Kegelschnitte  nicht  mitzählt. 

Allgemeine  Eigenschaften  der' algebraischen  Curven. 

29)  S.  495,  Formel  (3).     Uicr  musste 

3?G7— 2)    sUU     Sff(ff—l) 
gesetzt  werden. 


Anmerkungen  und  Zusätze.*  741 

S.  557,  Z.  10  V.  u.     Hier  ist  gesetzt  worden: 

welche  die  Basis  in  a  (statt  in  P)  berührt. 

lieber  die  Doppeltangeatea  der  Gurve  vierten  Grades. 

31)  S.  610,  VII.  Da  durch  20  Puncto  stets  eine  Gurve  fünften  Grades  gelegt 
werden  kann,  so  ist  der  hier  aufgestellte  Satz  nichtssagend.  Dasselbe  gilt  von  den 
Sätzen  (VIII,  IX)  auf  S.  611. 

Zwei  specielle  Flächen  vierter  Ordnung. 

32)  Die  unter  (I.)  besprochene  Fläche  ist  diejenige,  welche  man  gegenwärtig 
die  ^Steiner* sc\i^  Fläche^  zu  nennen  gewohnt  ist.  Steiner  hatte  sich  mit 
derselben  besonders  während  seines  Aufenthalts  in  Rom  (1844)  beschäftigt,  und 
pflegte  deshalb  von  ihr  als  seiner  y,Römerfläche^^  zu  reden,  hat  aber  niemals  etwas 
darüber  veröffentlicht.  Es  waren  ihm  nämlich  Zweifel  darüber  geblieben,  ob  die 
Fläche,  wie  er  durch  Betrachtungen,  die  ihm  selbst  nicht  genügten,  gefunden  hatte, 
wirklich  vom  vierten,  und  nicht  etwa  vom  sechsten  Grade  sei.  Möglicherweise 
nämlich,  meinte  er,  könne  der  Durchschnitt  der  Fläche  mit  jeder  ihrer  Tangential- 
ebenen aus  zwei  ree\len  und  einem  beständig  imaginär  bleibenden  Kegelschnitt  be- 
stehen, so  dass  die  Fläche,  wie  er  sich  ausdrückte,  von  einem  ^Gespenst^  begleitet 
wäre.  Dass  er  über  diesen  Punct  mit  den  ihm  gewohnten  Betrachtungsweisen  nicht 
in's  Klare  zu  kommen  vermochte,  verdross  ihn  so  sehr,  dass  er  lange  Zeit  sich 
nicht  entschliesscn  konnte,  einem  Analytiker  die  Sache  zur  Prüfung  vorzulegen. 
Erst  etwa  ein  Jahr  vor  seinem  Tode  sprach  er  mit  mir  über  seine  Fläche  und  er- 
suchte mich,  was  er  darüber  gefunden,  analytisch  zu  verificiren.  Dies  war  nicht 
schwierig.     Sind 

?i=ö.     ?3  =  0,     <P3  =  0 
die  Gleichungen  dreier  Flächen  zweiter  Ordnung,  die  durch  sieben  gegebene  Puncte 
gehen,    in  gewöhnlichen  Goordinaten,   so  hat  jede  andere,   durch  dieselben  Puncte 
gehende  Fläche  gleicher  Ordnung  die  Gleichung 

X(p,4-p.<p,-f-v<p,  =  0, 

wo  X,  {Ji,  V  veränderliche  Parameter  bedeuten.  Nach  dem  Satze,  von  welchen  Steiner 
ausgeht  —  der  übrigens  schon  früher  von  0,  Hesse  (Crelle's  Journal  Band  18, 
Seite  110)  gefunden  und  analytisch  bewiesen  worden  war  —  gehört  nun  zu  jeder 
solchen  Fläche  in  Beziehung  auf  eine  gegebenen  Fläche  Fl  und  einen  auf  dieser 
angenommenen  festen  Punct  A  ein  Pol;  für  die  Goordinaten  (jßy  y^  z)  desselben 
ergeben  sich  Ausdrücke  von  der  Form 

F,(X,tt,v)  i^.(X,fx,v)  ^^(X^ti^v) 

^—   F(\,iL,v)   '      ^—    F(X,fjL,v)    '      ^~    F(X,ji,v)   • 

wo  Ff  F^f  F^,  F^  ganze  und  homogene  Functionen  zweiten  Grades  von  X,  p.,  v 
bedeuten,  und  es  lassen  sich  dann  aus  diesen  Ausdrücken  die  im  Text  angegebenen 
Eigenschaften  der  Stemer'schen  Fläche  mit  Leichtigkeit  ableiten. 

Steiner  hat  von  dem,  was  ich  damals  für  ihn  aufschrieb,  keinen  Gebrauch 
gemacht.  Als  aber  nicht  lange  nachher  mein  Freund  Kummer  bei  einer  Unter- 
suchung ^über  Flächen  vierten  Grades,  auf  welchen  Schaaren  von  Kegelschnitten 
liegen^  die  in  Rede  stehende  merkwürdige  Fläche  ebenfalls  entdeckt  hatte,  theilte 
ich  ihm  mit,  was  ich  von  Steiner  darüber  erfahren.  Hierauf  sich  beziehend  hat 
Herr  Kummer^  als  er  (am  16.  Juli  1863)  die  genannte  Abhandlung  in  der  .Aka- 
demie las,  die  Fläche  als  eine  von  Steiner  entdeckte  bezeichnet,  wodurch  ich  ver- 


742  Anmerkimgen  und  Ztu&tu. 

aolassl  wurde,  was  ich  von  Steiner'»  auf  dieselbe  sich  beziehenden  Uaiersucbungn 
wuasle,  noch  in  derselben  Akademie- Sitzung  voUsländig  mitzulheilen.  Seitdem  hibs 
sich  die  Geomeler  vielfach  mit  der  Stetner'schai  Fläche  beschäftigt,  ausser  Kummer 
namentlich  Schröter,  Cremona,  Clebsck.  Die  kurze  Notiz,  welche  ich  über  die- 
iselbe  in  diese  Ausgabe  der  iStetn^'schen  Werke  aufnehmen  zu  müssen  geglaibl 
habe,  stimmt  im  Wesentlichen  mit  der  in  dem  HoDatsberichl  der  Berliner  Akadenie 
vom  Jahre  1863  (S.  337)  von  mir  gegebenen  Qberein;  die  geringen  Abweidumga 
haben  ihren  Grund  darin,  dass  ich  damals  aus  der  Grianerung  referirte,  jetzt  Äa 
mich  genau  an  die  erwähnte,   Tür  Steiner   gemachte  Aufzeichnung    halten   koiWe. 

Die  unter  (\\l)  mitgetlieilte  Aufgabe  wurde  mir  von  StetTier  bei  Gelegenheit  eiur 
von  ihm  un lern ommeueu  .Untersuchung  &ber  confocale  Flächen  zweiten  Grades  vor- 
gelegt (1860).  Indem  ich  die  Gleichung  der  definirten  Fläche  herleitete,  fand  id. 
dass  sie  in  dem  Falle,  wo  sie  wirklich  vom  vierten  Grade  ist,  nämlich,  wenn  dit 
gegebene  Fläche  zweiten  Grades  einen  Hiltelpunct  hat,  ohne  eine  Kf^elflidie  m 
sein,  mit  Hülfe  einer  zweiten  Fläche  desselben  Grades,  die  zu  der  gegebenen  ii 
naher  Beziehung  steht,  ebenso  geometrisch  construirt  werden  kann  wie  die  FVemd- 
sehe  Welleadäche  durch  VermilleluDg  eines  Ellipsoides.  Hat  die  gegebene  Flickt 
zweiten  Grades  keinen  Mittelpunct,  oder  ist  sie  eine  Kegeldäche.  so  ist  die  von  S^mr 
definirte  Fläche  von  niedrigerem  als  dem  vierten  Grade- 

Um  alle  Fälle  zu  umfassen,  werde  die  Gleichung  der  gegebenen  Fläche,  be- 
zogen auf  ein  orthogonales  Aiensystem,  in  der  Form 

angenommen.     Setzt  man  dann 

e  =  CB+C)C^:.'+2^,^)+(6-+^)(Bj'+2ß,y)-)-C^+ß)(6i'+2C,:) 
-\-{A+n+OD—A',  —  B'  —  C;. 

+(,BC+CA+AE)D—{B+C^A',—{C+A)B\—(_A+n)C',. 

K  =  abcd—bca;—cab;—abc;: 

so  i3t  die  Gleichung  Her  gesuchten  Pläche: 

OU—KF  =  0. 
In  dem  angegehenen  allgemeinen  Falle  kann  man 

^,=B,  =  C,=0,     V  =  —l 
annehmen:    sct^l  man  dann 


Anmerkungen  und  Zusätze.  743 

gilt  dies  in  Betreff  der  auf  die  allgemeine  Tlieorie  der  algebraischen  Gurven  und 
Flächen  sich  beziehenden  Untersuchungen,  von  deren  Ergebnissen  0,  Hesse  gesagt 
hat,  dass  sie  gleich  den  /mna^'schen  Sätzen  für  die  Mit-  und  Nachwelt  Räthsel 
seien.  Aber  selbst  in  den  am  sorgfältigsten  ausgearbeiteten  Abhandlungen,  von  denen 
ich  die  auf  den  Krümmungsschwerpunct  ebener  Gurven  sich  beziehende  und  die 
über  das  Maximum  und  Minimum  handelnden  hervorhebe,  haben  sich  an  zahlreichen 
Stellen  gegen  einzelne  Satze  Bedenken  geltend  gemacht,  die  in  den  vorstehenden 
Anmerkungen,  wenn  aus  denselben  nicht  ein  ausfuhrlicher  Gommentar  werden  sollte, 
nicht  alle  zur  Sprache  gebracht  werden  konnten.  Der  Leser  möge  z.  B.  aus  der 
Note  (15)  ersehen,  welche  Erörterungen  ein  Irrthum  bei  einem  sehr  einfachen  Satze, 
wenn  derselbe  vollständig  aufgeklärt  werden  sollte,  nöthig  machte.  Ebenso  hatten 
mir  die  auf  S.  71  unter  Nr.  13  gegebenen  Satze,  welche  die  wesentlichsten  Irrthüraer 
enthalten,  zu  einer  Note  Veranlassung  gegeben,  die  ich  zurückgelegt  habe,  weil 
daraus  ein  kleiner  Aufsatz  über  .Fusspunctencurven  geworden  war.  Welche  Arbeit 
aber  die  Revision  der  in  diesem  Bande  enthaltenen  Abhandlungen  trotz  der  an- 
gegebenen Beschränkung  gemacht  hat,  möge  man  daraus  entnehmen,  dass  allein  die 
von  Herrn  Kiepert  mir  zugestellten  Notizen  34  Folio-Seiten  umfassen.  Von  den 
bemerkten  Ungenauigkeiten  beruhten  die  meisten  allerdings  auf  blossem  Versehen, 
oder  waren  nur  stylistische,  und  sind  deshalb  die  gemachten  Aenderungen  in  den 
Anmerkungen  nicht  angegeben  worden,  was  vielmehr,  wie  im  ersten  Bande,  nur 
da  geschehen  ist,  wo  eine  Vergleichung  des  ursprünglichen  Textes  mit  dem  Neudruck 
den  Grund  der  Aenderung  nicht  sofort  würde  erkennen  lassen.  Konnte  ein  bemerkter 
Irrthum  —  wie  z.  B.  der  in  Note  23)  bezeichnete  —  durch  Ilinweisung  auf  eine  spätere 
Arbeit  eines  anderen  Geometers  berichtigt  werden,  so  ist  dies  gescheheQ. 

W. 


Nachträgliche  Berichtigungen  zum  ersten  Bande. 

S.  11,  Vni.    Hier  müsste  es  heissen: 
„besteht  aus  drei  Gurven  zweiten  Grades**  statt  „ist  eine  ebene  Ciirve  zweiten  Grades". 
Darauf  hat  schon  Magnus  (Sammlung  von  Aufgaben  und  Lehrsätzen  aus  der  analytischen 
Geometrie  des  Raumes,  S.  332  aufmerksam  gemacht. 

S.  14,  Z.  5.    Es  ist  zu  lesen 

S.  271     statt    270. 

S.  103,  Z.  6  ist  fölschlich  (nach  Legendre)  Nova  acta  Petropolitana  statt  Acta 
Petropol.  1781,  I,  S.  112  citirt  worden,  wie  bereits  Baluer  (Elemente  der  Mathematik, 
II,  fünftes  Buch,  Sphärik)  angemerkt  hat. 

S.  128,  10.  Lehrsatz.  Hier  hätte  auf  S.  454  verwiesen  werden  müssen,  wegen  der 
dort  von  Steiner  unter  (78)  angegebenen  Correctur  des  Satzes. 

S.  527,  Anmerkung  25)  ist  zu  lesen 

musste    statt    muss. 


SteinEr's¥erke  IBand. 


MI 


Denumstratioii  ^omftriqof  äfiinfteoRme  reMt  alallraflioii.  ß^.l. 


Änfpen  und  Lehrsätze,  flg.  2 


rrsrdj 


StflM'sl^eib  n^ani. 


Tafl. 


BiifadiB  Conslniction  der  ISm^nte  an  die  all^eineinf  Leraniscate  M 1 


AulfibeiiTmdLelirsitze.  ^2Tmd3 


r=-fl 


Lith  Just  ylrop  Kro^.Bfitn. 


'mefs¥erke  H.Bani. 


Aufgaben  und  Lehrsätze  RU  und  1. 


Maxramra  md  Mtninnim  von  Cnrven-Bo^  "Bg.  3 


MM. 


Steiiitr-iWerke  EBiM 


MamiMiindJlimffiMvoiißinHiIioffli  Fi*  4-f 


StanffsWafe  IJand. 


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Über  Maximum  und  Jfinnmim  Zweite  Abhandhmg.  ng  12-17. 


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Stemers  Werte  II  .Band 


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Über  das  dem  Kreise  iimacliriebene  Ifierecl  R^.l. 

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Steiner's  Werke  EMi 


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SiPinefs  Werke  11.  Band 


iiber  das  dem  Ireise  iimsdiiieliejie  ^ereck .  R^  3  -  4 


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Eloaentare  iösun^  einer  «pameinscheii  Mß^  und  über  einige  tont  in  Bezielnin^  stEhende  Eiftnsdiaften 
derlegelsdinitie.  Bg.1-4. 


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Steiners  Werte  J.Bani. 


Neue  Besüinmiiii^s- Arten  der  CuNen  zweiter  Ordiiiing.  "R^.2imd  3. 


TiifM. 


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Steiners  Werke  II. Band. 


Zu.sätzc  und  Anmerkuneeii. 


Tafxxni. 


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23 


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STANFORD,  CAUFORNIA    9430S-6004